Der erste Korintherbrief (in Auswahl) A. Einleitung

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Der erste Korintherbrief (in Auswahl) A. Einleitung
VL WiSem 2014/15: Ekklesiologie
Der erste Korintherbrief (in Auswahl)
A. Einleitung
1. Die Fragestellung
 1. Korintherbrief
 Methode
 soziologische / sozialgeschichtliche Exegese
(1) Faktorenanalyse
(2) Rollenanalyse
(3) Funktionsanalyse
Lit.: TH. SCHMELLER, Sozialgeschichtliche Auslegung, in: M. Meiser/U. Kühneweg u.a., Proseminar II: Neues Testament – Kirchengeschichte. Ein Arbeitsuch,
Stuttgart 2000, 276-285. – G. THEISSEN, Studien zur Soziologie des Urchristentums (WUNT 19), Tübingen 31989.
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 leitende Begriffe
(1) Faktoren
(2) Kommunikationsformen
(3) Personen und Gruppen
(4) Status (zugewiesener)
(5) Rollen
(6) Konflikte
(7) Symbolik (soziale Metaphorik)
2.
Basisliteratur: Kommentare
R.F. COLLINS, First Corinthians (Sacra Pagina 7), Collegeville 1999.
G.D. FEE, The First Epistle to the Corinthians (NICNT), Grand Rapids 1987.
H.J. KLAUCK, 1. Korintherbrief (NEB.NT 7), Würzburg 42002.
F. LANG, Die Briefe an die Korinther (NTD 7), Göttingen 1994.
1
A. LINDEMANN, Der erste Korintherbrief (HNT 9/I), Tübingen 2000.
H. MERKLEIN, Der erste Brief an die Korinther. Kapitel 1-4; 5,1-11,1 (ÖTBK
7/1.2), Gütersloh-Würzburg 1992/2000.
L Schottroff, Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth (ThKNT 7), Stuttgart
2013.
W. SCHRAGE, Der erste Brief an die Korinther (EKK 7/1-4), Zürich/NeukirchenVluyn 1991/2001.
A.C. THISELTON, The First Epistle to the Corinthians (NIGTC), Grand RapidsCambridge, U.K. 2000.
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B. Auslegung
I. Faktoren
1. Die Stadt Korinth (um 50 n.Chr.)
Lit.: J. MURPHY-O’CONNOR, St. Paul’s Corinth. Texts and Archaeology (Good
News Studies 6), Collegeville 1983, Repr. 2002.
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a) Lage
 „an den zwei Meeren“
 Häfen
(1) Lechaion
(2) Kenchreai
 Diolkos („Ziehweg“)
 Isthmia
 1 Kor 9,24-27
 Akrokorinth
 Platon, Resp 404D
κορινθιάζεσθαι
 1 Kor 6,16
„Oder wisst ihr nicht, dass, wer einer Dirne (τῇ πόρνῃ) anhängt, ein Leib
mit ihr ist?“
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b) Geschichte
 Zerstörung und Neugründung
 Röm 16 (von Korinth aus geschrieben)
 Apg 18
 1 Kor
 Bedeutung
 Apg 18,12-17: Gallio-Episode
c) Sozialstruktur und religiöses Leben
 multikulturelle Stadt
 CIJ I 718
 Apg 18,7
 Sklaven
 religiöses Leben
 Pausanias, Descriptio Graeca II 1-5
 Asklepiostempel
 1 Kor 8,10:
„Denn wenn jemand dich, der du Erkenntnis hast, im Götzentempel zu
Tisch liegen sieht ...“
 Isis und Sarapis
 Apuleius, Met 11
 Philosophie / kynische Wanderprediger
 Diogenes von Sinope
2.
Die Gemeindegründung (Apg 18,1-17)
Lit.: D. SLINGERLAND, Suetonius Claudius 25:4, Acts 18, and Paulus Orosius’
Historiarum adversus Paganos libri VII: Datin the Claudian Expulsion(s) of
Roman Jews, in: JQR 83 (1992/93) 127-144.
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a) Die Anfänge: Aquila und Priskilla
 Judenedikt
 Sueton, Vita Claudii 25,4:
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Iudaeos impulsore Chresto assidue tumultuentis Roma expulit.
„Die Juden, die auf Betreiben des Chrestus ständig Unruhe stifteten, vertrieb er aus Rom.“
(1) Datierung
(2) Reichweite („die Juden“)
 Mobilität
 Apg 18,18f.; 1 Kor 16,19; Röm 16,3-5
 Hausgemeinde
b) Missionsstrategie
 Apg 18,4-7
 Apg 13,45f.; 28,17-28
 historischer Paulus
 Gottesfürchtige (vgl. Apg 18,7: Titius Justus)
 Lk 7,1-10
 Mitarbeiter (vgl. 18,5) / Unterhaltsrecht
 Phil 4,10-23
 1 Kor 9,1-18; 2 Kor 11,8f.:
„Andere Gemeinden habe ich ausgeplündert und Geld von ihnen
genommen, um euch dienen zu können. Aber als ich zu euch kam
und in Schwierigkeiten geriet, bin ich niemand zur Last gefallen; was
ich zu wenig hatte, ergänzten die Brüder, die aus Mazedonien kamen.
Ich habe also Wert darauf gelegt, euch in keiner Weise zur Last zu
fallen ...“
c) Gemeindeprofil
 religiöses Profil
(1) Heidenchristen
 1 Kor 12,2:
„Ihr wisst, als ihr noch Heiden wart, da trieb es euch mit unwiderstehlicher Gewalt fort zu den stummen Götzen.“
 1 Kor 1,16; 16,15
(2) Judenchristen
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(3) Gottesfürchtige
 soziale Schichtung
 1 Kor 1,26f. (Schlüsselstelle):
„Seht doch auf eure Berufung, Brüder: Nicht viele Weise dem Fleisch
nach, nicht viele Mächtige, nicht viele Wohlgeborene, sondern das
Törichte der Welt hat Gott sich ausgewählt.“
 Röm 16,23 („Erastus“)
(1) Stadtkämmerer
(2) Schreiber, Schreibsklave, Steuerbeamter (in der Stadtkämmerei)
 Erastusinschrift:
ERASTUS PRO AEDILITATE SUA PECUNIA STRAVIT.
(Erastus ließ für sein Ädilwerden auf eigene Kosten ein Straßenpflaster legen).
 Zahlenmäßige Größe
 1 Kor 14,23; Röm 16,23
 100 bis 200 Mitglieder!!
II. Kommunikationsformen
Lit.: H.J. KLAUCK, Die antike Briefliteratur und das Neue Testament. Ein Lehrund Arbeitsbuch (UTB 2022), Paderborn 1998, 231-235.
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1. Korrespondenz
 (identifizierbare) Briefe
(1) Vorbrief
 1 Kor 5,9-11
(2) Fragebrief
 1 Kor 7,1: περιὶ δεὶ ὧν ἐγράψατε
 7,25 (Jungfrauen); 8,1 (Götzenopferfleisch); 12,1 (Geistesgaben);
16,1 (Kollekte für Jerusalem); 16,12 (Apollos);
(3) Antwortbrief
(4) Tränenbrief
 Beziehungskrise
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 2 Kor 10-11
 Zwischenbesuch (vgl. 2 Kor 2,5)
 2 Kor 2,4; 7,8
(5) Versöhnungsbrief
 Apg 20,2f.
 Literarkritik
 2 Kor
(1) 2 Kor 10-13: Tränenbrief
(2) 2 Kor 1-8(9): Versöhnungsbrief
 1 Kor?
(1) zwei Lasterkataloge
(2) Götzenopferfleischfrage
2. Mündlicher Nachrichtenaustausch
 1 Kor 5,1; 11,18: anonyme Informationen
 5,1: ein Fall von Unzucht
 11,18: Wirren beim Herrenmahl
 (bekannte) Informationsträger
 Apollos
 1 Kor 16,17
 1 Kor 4,17
 1 Kor 1,11
III. Gruppen und Konflikte
1. Die korinthischen Parteien (1 Kor 1,10-17)
Lit.: H. MERKLEIN, 1 Kor I, 134-152.
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a) Mahnung zur Eintracht (V.10)
 τὸ αὐτὸ λέγειν/”dasselbe sagen”
 σχίσματα / Spaltungen
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 1 Kor 11,18
 dieselbe Gesinnung / Meinung
b) Die Informanten
 Leute der Chloë
 1 Kor 5,1; 11,18 („man hört“)
c) Die Parteien (V.12)
 Pauluspartei
 Apollospartei
 Petruspartei
 Christuspartei
 1 Clem 47,1-3:
„Nehmt den Brief des seligen Apostels Paulus! Was schrieb er euch
zuerst am Anfang [der Verkündigung] des Evangeliums? Wahrhaftig im
Geiste sandte er euch Weisung hinsichtlich seiner eigenen Person sowie
des Kephas und Apollo, weil ihr auch damals Parteien gebildet hattet.“
 1 Kor 12
 Hintergründe
 Vereinswesen
 Patronatswesen
d) Das falsche Taufverständnis (V.13-17)
 Taufe auf den Namen Pauli?
 Apg 2,38 (am Ende der Pfingstpredigt):
„Kehrt um, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu
Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr die Gabe des heiligen
Geistes empfangen.“
 falsches Taufverständnis!
 pln Tauftätigkeit (V.14-16)
 „Haus des Stephanas“ (V.16)
 „Tauffrequenz“
 Gal 1,15f.!
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2. Wirren beim Herrenmahl
Lit.: G. THEISSEN, Soziale Integration und sakramentales Handeln. Eine Analyse
von 1 Cor. XI 17-34, in: DERS., Studien zur Soziologie des Urchristentums
(WUNT 19), Tübingen 31989, 290-317.
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a) Spaltungen (V.17-18)
 συνέρχεσθαι (V.17f.)
 ἐν ἐκκλησιᾴ
 σχίσματα (V.18)
 1 Kor 1,10
 PLond 2710
 αἱρέσεις (V.19)
 δεῖ
b) Privatmahlzeiten (V.20-22)
 κυριακὸν δεῖπον (V.20)
 κυριακός
 1 Kor 10,21 („Tisch des Herrn“); Offb 1,10
 δεῖπνον
 1 Kor 16,2
 Missstände (V.21)
 προλαμβάνειν
 1 Kor 14,33
 ἔκαστος
 Schelte (V.22)
 Häuser zum Essen und Trinken
 καταφρονεῖν / καταισχύνειν
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IV. Das Gemeindeverständnis
1.
Die Charismen (1 Kor 12)
Lit.: F. ANNEN, Der eine Leib und die vielen Glieder. 1 Kor 12 und das Amtsverständnis in der Kirche heute, in: Damit sie das Leben haben (Joh 10,10) (FS
Walter Kirchschläger) Zürich 2007, 23-41. – F.-J. ORTKEMPER, Viele Stimmen ein Glaube. Ein paulinisches Plädoyer für Pluralität in der Kirche, in: Lukas –
Paulus – Pastoralbriefe (FS Alfons Weiser) (SBS 230), Stuttgart 2014, 199-214.
– A. WINTERER, Das Verständnis von Gemeinde und ‚Amt’ bei Paulus: Die charismatisch strukturierte Gemeinde von 1 Kor 12, in: BN 105 (2000) 77-87.
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a) „Geistesgaben“ (1 Kor 12,1-3)
 πνευματικά
 πνευματικοί / Geistbegabte?
 1 Kor 2,13.15; 14,37
 Rückbindung an die Gemeindegeschichte
 1 Kor 2,4:
 „stumme Götzen“ (V.2)
 1 Kön 18,26-29
 ἀπαγόμενοι
 Euripides, Bacchen 298-308:
„Der Gott ist auch prophetisch, denn sein Tanz, sein Taumel, ist des
Sehergeistes voll, und wen er ganz mit seiner Kraft durchdringt, der
verkündet oft im Rausch das Künftige. Und solcher Wahn stammt von
Dionysos; man wird ihn stürmen sehen in der Fackel Glanz, den Herrn
von Hellas.“
 ἀνάθεμα Ἰησοῦς vs. κύριος Ἰησοῦς (V.3)
 ἀνάθεμα
 hrm
(1) gnostisches Erklärungsmodell
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(2) Glossolalie
(3) Kontrastbildung
 Röm 10,9
„Wenn du mit deinem Mund bekennst: Herr ist Jesus (κύριος Ἰησοῦς), und wenn du in deinem Herzen glaubst: Gott hat ihn von den
Toten auferweckt, dann wirst du gerettet werden.“
– Credosatz / Glaubensformel
– Homologie / Akklamation (κύριος Ἰησοῦς)
b) Gnadengaben (1 Kor 12,4-6)
 χάρισμα
 Bedeutung
 Korrektur
 1 Kor 1,5-7
 διαίρεσις
 διακονίων
 Mk 10,45:
„Denn der Menschensohn kam nicht um bedient zu werden,
sondern zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für
die Vielen.“
 1 Kor 3,5
 ἐνεργήματα
c) Die erste Charismentafel (12,7-11)
 Weisheitslehre und Erkenntnis (V.8)
 1 Kor 1,5; 2,6-16
 Differenzierungen?
 Charismentrias (V.9-10a)
 πίστις
 Mk 9,23; 11,23
 χαρίσματα ἰαμάτων
 ἐνεργήματα δυνάμεων
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 Charismenquartett (V.10b-11)
 προφετεία
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