Nikon D70 - Schwanitz

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Nikon D70 - Schwanitz
KAMERAS TEST
Volles
Programm
Nikon D70
Über die mitgelieferte Software
(Nikon View 6.2)
lassen sich auch
RAW-Dateien am
PC öffnen.
16 COLORFOTO 5/2004
Foto: Nikon, Fotos (Details): Karl Stechl
www.colorfoto.de
Unter den kompakten SLR-Kameras
präsentiert sich die
Nikon D70 als wahres Ausstattungswunder: Es gibt
so gut wie nichts,
was man an dieser Kamera nicht
einstellen könnte.
Zudem ist die Neue
von Nikon ungewöhnlich schnell.
Spielt sie auch bei
der Bildqualität
ganz vorne mit?
ie Nikon D70 weckt auf Anhieb Vertrauen: Ihr Kunststoffgehäuse ist griffig und robust,
und trotz der kompakten Bauweise
hat man das Gefühl, eine Kamera
mit professionellem Anspruch in
der Hand zu halten. Unterstrichen
wird dieser Eindruck durch das
im Set mitgelieferte Nikkor-Objektiv AF-S 3,5-4,5/18–70 mm G ED.
Das neue Zoom ist mit einem nahezu geräuschlosen Ultraschallmotor
ausgestattet und stellt Brennweiten von 27 bis 105 mm bereit,
wenn man den für die D70 geltenden Bildwinkel-Faktor von 1,5 in
Rechnung stellt. Im Übrigen wirkt
das Objektiv nicht nur solide verarbeitet, sondern lässt sich über
einen ergonomisch platzierten Einstellring auch manuell gut fokussieren. Getestet wurde die Kamera
jedoch mit einem Referenzobjektiv
(AF-Micro-Nikkor 2,8/60 mm).
D
AKKU
Den LithiumIonen-Akku
kennt man
bereits von der
Nikon D100; er
erweist sich
auch bei der
D70 als äußerst
standfest.
DISPLAY
Das Display
zeigt alle wichtigen Funktionen. Über die
Taste rechts
daneben lässt es
sich bei Bedarf
beleuchten.
BLITZ
Der eingebaute
Blitz kann ein
externes Systemblitzgerät
wie das neue
Nikon SB-600
drahtlos auslösen.
PROGRAMME
Anders als
bei der D100
stellt Nikon bei
der D70 auch
eine Reihe von
Motivprogrammen zur Wahl.
Ausstattung
Die Ausstattung sprengt den klassenüblichen Rahmen bei weitem:
Die Belichtungssteuerung umfasst
alle gängigen Belichtungsprogramme, dazu kommen Vollautomatik,
sechs Motivprogramme und die
manuelle Einstellung von Zeit
und Blende über zwei separate
Einstellräder. Zur Belichtungsmessung stehen 3-D-Color-Matrixmessung mittels 1005-PixelRGB-Sensor, mittenbetonte und
TFT-MONITOR
Die mitgelieferte
Abdeckung verhindert, dass das
Deckglas des
TFT-Monitors im
täglichen Einsatz
verkratzt wird.
COLORFOTO 5/2004 17
KAMERAS TEST
Spotmessung bereit. Bei Spotmessung beträgt der Messfeld-Durchmesser 2,3 mm, was etwa einem
Prozent des Bildfeldes entspricht.
Bei der mittenbetonten Messung
lässt sich sogar die Gewichtung
der Bildmitte durch verschiedene
Messkreis-Durchmesser (6, 8, 10,
13 mm) variieren.
Der 5-Punkt-Autofokus mit zuschaltbarem Hilfslicht bietet die
Wahl zwischen Einzelbild und
kontinuierlicher Scharfstellung.
Bei dynamischer Messfeld-Steuerung werden alle fünf Felder aktiviert, wobei man auch der kürzesten Aufnahmedistanz Priorität
geben kann. Wenn nötig, wählt
man eines der fünf AF-Felder per
Knopfdruck an. Sehr praktisch bei
Architektur- und Produktaufnahmen sind die in den Sucher einblendbaren Gitterlinien.
Sofort nach dem Einschalten ist
die Kamera auslösebereit: Sie werden nie mehr ein Bild verpassen,
weil Ihnen der Rechner eine
Kunstpause verordnet. Die Auslöseverzögerung ist mit 0,5 s nicht
sensationell kurz, aber akzeptabel.
Unglaublich schnell ist die Kamera bei der Bildwiedergabe. Egal, ob
man den Monitor zur Bildwiedergabe einschaltet, ob Bilder im Vollbild-Modus oder als Miniaturen
(4 oder 9) gesichtet werden – alles
geschieht praktisch verzögerungsfrei und unabhängig davon, ob es
sich um JPEGs oder RAW-Dateien
handelt. Manches Konkurrenzmodell erweist sich im Handling
geradezu als nervtötend, wenn
man die D70 zum direkten Vergleich heranzieht. Die dabei gewonnenen oder verlorenen Sekunden machen sich in der Bilanz
eines Fotografentages durchaus
bemerkbar.
Zu den zeitsparenden Details gehört auch, dass man nur zweimal
die gleiche Taste („Papierkorb“)
drücken muss, um ein Einzelbild
zu löschen. Ebenso mustergültig:
die Belegung des 4-Weg-Schalters.
Für den Bildwechsel benutzt man
die Oben-Unten-Tasten, während
man mit den Links-Rechts-Tasten
verschiedene Anzeigemodi aufruft:
Bild-Info, Überbelichtungswarnung (blinkende Spitzlichter) und
ein großes, gut interpretierbares
Histogramm. Die Bildlupe mit
maximal 4,7-facher Vergrößerung
wird über das Einstellrad bedient.
18 COLORFOTO 5/2004
Sie haben die Wahl: Bei der mittenbetonten Messung kann man die
Gewichtung individuell variieren.
Die D70 bietet das parallele Abspeichern von JPEG und RAW, nicht aber
das TIFF-Format wie die D100.
Die Individualfunktion 21 legt die längste
Belichtungszeit für Fotos mit Blitz
bei Zeit- und Programmautomatik fest.
Bei Bedarf lässt sich zu jeder Aufnahme
eine Textnotiz eingeben, die etwa mit
Nikon View angezeigt werden kann.
In dieser Einstellung wird der Weißabgleich mit Hilfe eines grauen oder
weißen Referenzobjekts durchgeführt.
Die Anzeige der Individualfunktionen
(insgesamt 25) lässt sich auf die neun
am meisten gebrauchten beschränken.
Die Kamera ermöglicht Bildfolgezeiten von 2,9 Aufnahmen pro
Sekunde und Bildfolgen, die bei
entsprechender Einstellung (z. B.
höchste Auflösung, JPEG mittlerer
Kompression) nur durch die Kartenkapazität begrenzt sind. Vor-
aussetzung ist eine schnelle CFKarte wie SanDisk Ultra II. Dies
ermöglicht ein neu organisierter
interner Speicher, der gleichzeitiges Lesen und Schreiben von Bilddaten beherrscht. Entsprechend
kurz sind die Speicherzeiten: Mit
schnellen CF-Karten wie Lexar
Prof. 24× leuchtete die grüne Speicher-LED nur 2 s bei JPEGs und
3 s bei RAWs, mit Standardkarten
von SanDisk verdoppelte sich die
Zeit, blieb aber mit 6 s bei RAWs
immer noch sehr kurz. Ein Novum
Kleine Taste, großer Durchblick:
Die Hilfetaste mit dem „?“-Symbol
bietet zu jeder der 25 Individualfunktionen eine Kurzbeschreibung.
www.colorfoto.de
KAMERAS TEST
COLOR FOTO
KAUFTIPP*
Technische Daten
*Preis/Leistung
Gerät
Nikon D70
Preis
1100 Euro 3)
5/2004
Bildsensor/Bilddatei
Auflösung (nicht interpoliert)
Farbtiefe (intern/extern)
Sensorgröße, Sensortyp
Bildwinkelfaktor
Dateiformat
3008 x 2000 Pixel
36/36 Bit
23,7 x 15,6 mm, RGB-CCD
1,5x
JPEG, RAW, RAW + JPEG
Aufnahmesteuerung
AF-System, Kreuzsensor
Schärfepriorität, Auslösepriorität,
manueller Fokus
einzelnes AF-Feld wählbar, Augensteuerung
Verschlusszeiten, Blitzsync., B
Belichtungsmessung (mittenbetont, Spot, Matrix)
Progr.-, Blenden-, Zeitautom., Man. (P, Tv, Av, M)
Blitzsteuerung
Belichtungskorrektur, Blitzbelichtungskorrektur
Belichtungsreihe, Blitz-Bel.-Reihe
Empfindlichkeitseinstellung in ISO
Weißabgleich (auto., messen, Festwerte, Reihe)
Farbräume, ladbare Farbprofile
Schärfe, Kontrast, Farbsättigung steuerbar
Speicher für benutzerdefinierte Kameraeinstell.
5 AF-Sensoren, 1 Kreuzsensoren
Schärfeprio., Auslöseprio.,
manueller Fokus
Einzelfeld wählbar, –
1/8000–1/30 s, Blitz 1/500 s, B
mittig, Spot, Matrix 4)
P, Tv, Av, M
i-TTL
+ 5 Blenden, +1/–3 Blenden
Belichtungsreihe, Blitz-Bel.-Reihe
auto: 200-1600, man: 200-1600
auto, messen, Festwerte, Reihe
sRGB, Adobe RGB
Schärfe, Kontrast, Sättigung
1 Aufnahmeprofil
Sucher/Monitor/Display
Sucher (Typ, Gesichtsfeld, einblendbares Gitter)
Monitor (Größe, Auflösung)
Bildwiedergabe: Lupe, verschiebbar, Miniaturen,
Histogramm, Überbelichtungswarnung
SLR-Sucher, 95%, Gitter
1,8-Zoll, 130 000 Pixel
4,7x, verschiebbar, 4er/9er Feld,
Histogramm, Überbel.warnung
Ausstattung
int. Blitz, Anschluss ext. Blitz (Buchse, Blitzfuß)
Schnittstellen
Wechselspeichertyp
Akkutyp, Zusatzbatterien
Tonaufzeichnung max. Länge
Videoaufzeichnung: max. Länge, max. Auflösung,
Bildfrequenz, Videoformat
Sonderfunktionen
Maße (B x H x T), Gewicht (ohne Batterie)
int. Blitz, –, Blitzfuß
USB 1.1, TV
CF-II, Microdr.
Li-Ion
–
–
Hilfstexte für Individualfunktionen
140 x 111 x 78 mm, 595 g
Lieferumfang/Adresse
–, Akkulader, Akku
–
Nikon View 6.2
www.nikon.de
0211/9414-0
Bildqualität
Auflösung ISO min./ISO 400 (ohne Punktegrenze)
Rauschen ISO min./ISO 400 (max. 15 Punkte)
Farbgenauigkeit (max. 6 Punkte)
Weißabgleich Tageslicht (max. 4 Punkte)
Objektkontrast ISO min./ISO 400 (max. 8 Punkte)
Bildumfang (Abwertung ab 240 Stufen) 1) 2)
Pixelfehler (Abwertung ab 0,001%) 2)
Blitz (Leitzahl)
Bildqualität ISO min./ISO 400
1069/1050 LP/BH 26,5/26,5 P.
64,1/41,1 S/N
15/10 Punkte
9,5 Delta E
4 Punkte
9 Delta RGB
2 Punkte
8,5/8,5 Blenden
5/5 Punkte
254 Stufen
0 Pixel
LZ 9,5
52,5/47,5 Punkte
Bedienung/Performance
Bildfolgezeit bei max. Auflösung
mögliche Bilderserie bei max. Auflösung
Einschaltverzögerung
AF Zeit + Auslöseverzögerung (max. 9 Punkte)
Leistungsaufnahme
Stromverbrauch des Testzyklus (max. 5 Punkte)
Handhabung (max. 9 Punkte)
Ausstattung/Lieferumfang (max. 7 Punkte)
Bedienung/Performance (max. 30 Punkte)
Gesamtpunktzahl (ISO min.)
2,9 Bilder pro Sekunde
bis Karte voll
0,6 s
0,45 s
5,5 Punkte
1465 mW
36,1 Ws
4,5 Punkte
8 Punkte
6,5 Punkte
24,5 Punkte
77 Punkte
1) max. 256 Stufen 2) Abwertung bei deutl. Fehlern um 0,5 Punkte 3) D70-Kit mit Nikkor
AF-S DX 3,5–4,5/18–70 mm IF-ED 1400 Euro 4) 1005-Pixel-CCD/3D-Farbmatrixmessung
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Bildqualität
Der 23,7 × 15,6 mm große Bildsensor erzeugt Bilddateien mit effektiv 6,1 Mio. Pixel Auflösung. Die
Fotos werden als JPEGs oder im
RAW-Format (NEF = Nikon Electronic Format) aufgezeichnet, bei
Bedarf auch simultan in beiden
Formaten. Wurde die mitgelieferte Software Nikon-View installiert,
können RAW-Dateien im Windows-XP-Browser als Miniaturen
betrachtet und direkt in Photoshop
7 weiterbearbeitet werden. Dabei
öffnet sich ein Fenster, das eine Belichtungskorrektur und das Verändern des Weißabgleichs erlaubt.
Nikon View selbst bietet weitere
Optionen; den noch vielseitigeren
RAW-Konverter Nikon Capture
4.1 gibt’s nur gegen ca. 180 Euro
Aufpreis. Er ist sein Geld wert, zumal die neueste Version automatisch Bildfehler beseitigen soll, die
durch Staubpartikel am Bildsensor verursacht wurden.
Mit dem 60-mm-Micro-Nikkor liefert die D70 die bisher höchste
Auflösung unter den 6-Mio.-PixelKameras. Absolut Spitze sind
auch die niedrigen Rauschwerte
sowohl bei ISO 100 als auch bei
ISO 400. Damit setzt sich die Nikon auf Platz eins in der Bestenliste bei der Bildqualität und der
Gesamtwertung aller 6-Megapixel-Kameras. Allerdings kann man
sich leicht im Dschungel der Voreinstellungen und Korrekturfunktionen verirren. Denn unter dem
Menüpunkt „Optimierung“ finden sich nicht weniger als sieben
Voreinstellungen, die auf dem
sRGB-Farbraum basieren: „Normal“, „Leuchtend“, „Schärfer“,
„Weicher“, „Direkter Druck“,
„Porträt“ und „Landschaft“. Unter „Benutzerdefiniert“ können
Sie dagegen zwischen zwei sRGBFarbräumen und Adobe RGB
wählen sowie folgende Parameter
von Hand justieren: Scharfzeichnung, Tonwertkorrektur, Farbsättigung und Farbtonkorrektur (Farbstichkompensation). Hier hat Nikon vielleicht eine Spur zuviel des
Guten getan. Was die Gefahr birgt,
dass man im konkreten Fall die
falsche Einstellung wählt.
Tendenziell gab unser Testmuster
im sRGB-Farbraum bestimmte Rottöne überzogen wieder. Bei einigen Blitzaufnahmen im PorträtModus (basiert auf sRGB) strahlten
rote Hautunreinheiten auf, während die Wand dahinter einen
grünlichen Schimmer zeigte. Letzteres deutet auf Probleme mit dem
Weißabgleich hin, die das Labor
auch bei Tageslicht feststellte –
eine Sache fürs nächste Update
der Firmware. Bei einer zum Vergleich herangezogenen zweiten
D70 schien das Problem geringer
zu sein, doch reichte die Zeit
nicht mehr für Nachmessungen.
Tipp: Wenn Sie genug Zeit und
einen Computer in der Nähe haben, verwenden Sie das RAW-Format, das bei der D70 durch die
kurzen Speicherzeiten stark an
Attraktivität gewonnen hat. Nach
der Aufnahme können Sie dann in
aller Ruhe an allen wichtigen Parametern drehen.
▼
Testergebnisse
Netzteil, Akkulader, Akku
Mitgelieferte Speicherkarte
mitgelieferte Software
Internetadresse
Rufnummer
ist die kürzeste Blitzsynchronisationszeit von 1/500 s, für die noch
keine Kurzzeit-Synchronisation
bemüht werden muss, die immer
mit einer Verringerung der Leitzahl einhergeht. Blitzkorrekturen
sind direkt an der Kamera möglich. Dies gilt für externe Blitzgeräte wie das neue SB-600 genauso wie für das eingebaute. Die dabei wirksame i-TTL-Steuerung basiert auf Messblitzen. Dennoch
soll es möglich sein, externe Blitzgeräte wie SB-600 und SB-800
drahtlos über das Kamerablitzgerät auszulösen. Automatische Belichtungsreihen produziert die Nikon für die Haupt- und Blitzbelichtung getrennt oder gemeinsam, auf Wunsch aber auch für
den Weißabgleich.
.Fazit.
 Karl
Stechl
Die Nikon D70 lässt
sich wegen der kurzen Speicherund Bildwiedergabezeiten traumhaft
komfortabel bedienen. Jetzt macht
auch das Arbeiten mit dem RAWFormat endlich Spaß. Ausstattung
und Funktionsumfang sind Spitze,
erfordern vom Fotografen aber auch
mehr Einarbeitung als dies etwa bei
Canons Kompaktmodell 300D nötig
ist. Umgekehrt punktet die Nikon mit
der höheren Auflösung und dem
noch etwas besseren Bildergebnis.
Sie zieht insgesamt nicht nur an der
Canon 300D vorbei, sondern verdrängt auch die Canon 10D vom ersten Platz in der 6-Megapixel-Klasse.
www.colorfoto.de