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DIE WERKSTATT FÜR ARBEIT UND BILDUNG BWB wird zertifiziert S.3 Die Auditoren der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen waren beeindruckt vom hohen Qualitätsstandard in der BWB. Werkstattrat wird neu gewählt Interessenwächter Der Werkstattrat vertritt die Interessen der Werkstattbeschäftigten S.4 Im Herbst wird der Werkstattrat neu gewählt. BWB-Intern informierte sich über die Arbeit dieser Vertretung der Werkstattbeschäftigten. Tage der offenen Türen S.6 In der BWB-Nord gab es diesmal ein besonderes Highlight zum Tag der offenen Tür. Der Förderbereich Wedding S.8 Der Förderbereich BWB-Wedding ist einer von drei Bereichen, in denen mehrfach schwerstbehinderte Menschen betreut werden. IBS hilft bei der Charakterentwicklung S.10 Am Beispiel zweier IBS-Kurse wird die Wechselwirkung zwischen Kursleiter und -teilnehmer dargestellt. Über starke Männer und schnelle Frauen S.14 Der Sport in der BWB hat vielfältige Formen. Zwei davon stellen wir vor. Karola Görlich aus der BWB-Ost arbeitet gern in ihrer Werkstatt. Sie fühlt sich wohl im Kreise ihrer Kollegen, Gruppenleiter, Sozialarbeiter und Pädagogen. Und gäbe es etwas zu klären, wüsste sie den Werkstattrat auf ihrer Seite, der auch in der BWB-Ost regelmäßig Sprechstunden abhält. 02/09 Intern 2 Aus unseren Werkstätten Editorial Liebe Leserinnen und Leser von BWB-Intern, Ein Projekt wird erwachsen W wer hört nicht gern ein Lob, noch dazu aus berufenem Munde. Ein solches hat die BWB von den Auditoren bekommen, welche die Überprüfung für die Rezertifizierung nach der DIN-Norm EN ISO 9001:2008 vorgenommen haben. Dieses Lob wäre nicht möglich ohne das Engagement aller Gruppenleiter, Sozialarbeiter, Pädagogen und Psychologen unserer Werkstatt. Deshalb gilt Ihnen allen der besondere Dank der Geschäftsleitung. Qualitätssicherung heißt für uns auch, den Werkstattbeschäftigten ein breites Mitspracherecht einzuräumen. Der Werkstattrat als Interessenvertretung der Werkstattbeschäftigten wird deshalb in seiner Arbeit weitreichend unterstützt. Im Herbst wird er neu gewählt werden, die ersten Vorbereitungen dazu laufen bereits. Insgesamt kann der Werkstattrat auf eine positive Bilanz zurück blicken. Tage der offenen Türen sind immer ein besonderer Höhepunkt im Werkstattleben. Man möchte sich den Besuchern von der besten Seite zeigen, interessieren sich doch viele aus ganz praktischen Gründen für die Werkstatt. Wenn behinderte Menschen, deren Eltern oder Betreuer sich auf Grund eines Besuches in der BWB für ein Praktikum in unserer Werkstatt entscheiden, dann war es die Mühe wert. Bei der Vorstellung unserer Werkstattbereiche sind wir bei den Förderbereichen angelangt. In diesem Heft stellen wir den Förderbereich Wedding vor, in den nächsten Ausgaben werden die anderen Bereiche folgen. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern viel Freude beim Lesen und bedanke mich bei den Sponsoren des Newsletters. Ihre Manuela Sperwien er hätte am 20. September 2007 gedacht, dass so eine Lawine ins Rollen gebracht wird. An diesem Tag wurde der erste Porsche Junior an die BWB-Ost übergeben. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau gereichte es sich zur Ehre, sich vor dem Traktor fotografieren zu lassen. Inzwischen standen die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, Christine Rau und die brandenburgische Sozialministerin Dagmar Ziegler, Staatssekretäre und Ministerialbeamte Fotomodell für das Traktorprojekt. Dieser erste Schlepper musste bald in „BWB I“ umbenannt werden, denn es folgten „BWB II“, III und IV. Am 28. Mai wurde der jüngste und beiweitem nicht der letzte Traktor vom Typ „Porsche Master“ übergeben. Das Pojekt ist erwachsen geworden, jetzt sollen Traktoren professionell als Dienstleistung für die vielen Porsche-Traktorfans aufgearbeitet werden. Dafür wird in der BWB-Nord ein Bereich im Erdgeschoss abgetrennt werden, in dem eine richtige Kfz-Werkstatt entstehen soll. Diese Idee finden auch die Mitglieder des Lions-Club Kurfürstendamm gut, sie schickten schon mal zwei Beobachter. Die „Rote Zora“, das Prestigeobjekt der Damen der BWB, wird Ende Mai seinen Abschluss finden. Ein weiteres Projekt findet gemeinsam mit Schülern der Arno Fuchs-Schule, der Gustav Meyer-Schule, der Schule am Bienwaldring und der Marianne Cohn-Schule in der BWBSüd statt. Gruppenleiter Michael Kürten baut mit diesen Schülern einen Porsche-Junior auf. Die 16jährige Ria Tetzlaff ist das einzige Mädchen in dieser Gruppe. Sie findet es überhaupt nicht schlimm, wenn sie schmutzige Finger bekommt. „Ich finde das Klasse, etwas anderes zu machen, als die anderen“, sagt sie mit einigen Stolz. Wer sagt, dass Verpackung out ist? Ein Workshop in Hamburg bringt Klarheit Seit Jahren orakeln die Mahner, die Verpackung und Montage in den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sei out. Das kann man sehen, wie man will. Tatsächlich wird wie vor vielen Jahren verpackt und montiert. Die Tischarbeitsplätze sind die gleichen geblieben, die Handgriffe sind die selben, oft sind es sogar die gleichen Produkte. Es gibt keine Entwicklung in diesen Bereichen. Was bei den Produkten von Vorteil ist, kann bei den anderen Faktoren leicht zum Nachteil gereichen. Wir erleben gegenwärtig die schwerste Finanzund Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bundesrepublik. Viele Prozesse in der Wirtschaft werden in Frage gestellt und neue Wege gesucht. Was also, wenn Aufträge wegbrechen, weil die Firmen andere Lösungen für ihre Arbeitsabläufe suchen müssten und gefunden hätten? Ein zweitägiger Kongresses in Hamburg am 23. und 24. April unter dem Motto „Verpackung und Montage in WfbM - totgesagt und quicklebendig“ versuchte, auf diese Fragen Antworten zu finden. Für die BWB nahm Dominic Merten an diesem Kongress teil. Eine mögliche Antwort könnte sein, Netzwerke innerhalb der Werkstätten aufzubauen und völlig neue Geschäftsfelder anzugehen, zum Beispiel Direktmarketing. So wären unter anderem Strategien gegen Preisdumping möglich. Viele der Kongressteilnehmer sprachen aus, was alle denken: Das Konkurrenzverhalten unter den Werkstätten steht dem oft entgegen. Was wir in Berlin bereits vor 20 Jahren geschafft haben - Mauern zu überwinden und abzureißen - müsste zwischen den Werkstätten ebenfalls geschehen. Auf diesem Kongress begann man sofort damit. Einladungen zu Werkstattbesichtigungen wurden ausgesprochen, Absprachen zur Schaffung von Netzwerken getroffen. Misstrauensabbau und Vertrauensaufbau war die Devise. Am 12. Oktober wird es ein Folgetreffen geben. Dann wird man sehen, ob wirklich Netzwerke entstanden sind und ob es Zusammenarbeiten unter den Werkstätten gibt. „Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt“, sagte die Moderatorin Jutta Weimar, oder war es Konfuzius? Aus unseren Werkstätten Beste Noten für die BWB Die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementssystemen (DQS) führte im Mai ein Audit in der BWB-Nord und im Förderbereich Wedding durch. Ziel war die Zertifizierung nach der DIN EN ISO 9001:2008. E in Audit hat immer etwas von Prüfungsstress. Immerhin muss die eigene Arbeit offengelegt werden. Die Auditoren Armin Tschernig und Cornelia Peter von der DQS schauten sich viereinhalb Tage lang in der BWB um und kamen zu erstaunlichen Ergebnissen. Der offizielle Bericht wird am 29. Juni feierlich übergeben werden. BWB-Intern sprach aber schon im Vorfeld mit Armin Tschernig über seine Eindrücke bei diesem Audit. Herr Tschernig, welche Maßstäbe setzen Sie an solch ein Audit? Für mich sind drei Dinge wichtig: Der Hof muss sauber sein, die Geschäftsführung muss mitspielen und wie geht man mit Reaktionen der Kunden um, mit Beschwerden und Reklamationen. Das sind die drei maßgeblichen Dinge, die das Qualitätsmanagement ausmachen und die sind in der BWB zu 100 Prozent erfüllt. Woran machen Sie eine solche positive Einschätzung fest? Das mache ich erst einmal fest an den Gesprächen mt den handelnden Personen. Qualität hat in erster Linie mit Personen zu tun. Und dann mache ich das an der akribischen Arbeit der Pädagogen, Sozialarbeiter und Gruppenleiter fest. Sie sind sehr engagiert und motiviert in ihrer Mission. Du konntest richtig in den Augen sehen, dass sie sprühen für ihre Aufgabe. Oder der Marketingbereich. Da gibt es kaum einen Sachverhalt, zu dem es nicht einen Flyer, Broschüren oder dergleichen gibt. Wie würden Sie Ihre Eindrücke zusammenfassen? Der Geschäftsführung ist es besonders im Sozialbereich nachhaltig gelungen, ein qualifiziertes und sehr motiviertes Mitarbeiterteam zu gewinnen und durch externe und interne Fortbildungsmöglichkeiten ihre Kompetenzen zu erweitern. Das Qualitätsniveau sowohl im Sozialbereich als auch im Produktionsprozess sollte die BWB dazu ermutigen, als erste Behindertenwerkstatt aus Berlin-Brandenburg sich am Wettbewerb um den Qualitätspreis der Region für 2010 zu beteiligen. Sowohl Frau Peter als auch ich sehen da gute Chancen für die BWB. Vielen Dank für das Gespräch. 3 Glossar DIN EN ISO 9001:2008 legt die Anforderungen an das QMSystem einer Organisation zum Nachweis ihrer Fähigkeit zur Sicherstellung der Produktqualität und zur Erfüllung der Kundenanforderungen fest. Audit ist ein systematischer, unabhängiger und dokumentierter Prozess zur Erlangung von Auditnachweisen und zu deren objektiver Auswertung, um zu ermitteln, inwieweit Auditkriterien erfüllt sind. (Quelle: TÜV Akademie GmbH) DQS-Auditor Armin Tschernig prüft Arbeitsanweisungen und Unterlagen. Geschäftsführerin Manuela Sperwien und Qualitätsmanagerin Hanh Tran (von links) wissen, dass sie gute Arbeit geleistet haben. © Foto Dominic Merten 4 Titelthema Die (...) behinderten Menschen wirken unabhängig von ihrer Geschäftsfähigkeit durch Werkstatträte in den ihre Interessen berührenden Angelegenheiten der Werkstatt mit. Die Werkstatträte berücksichtigen die Interessen der im Eingangsverfahren und im Berufsbildungsbereich der Werkstätten tätigen behinderten Menschen in angemessener und geeigneter Weise, solange für diese eine Vertretung nach § 36 nicht besteht. (SGB IX, § 139 Abs. 1) Positive Bilanz des Werkstattrates Im Oktober wird der Werkstattrat neu gewählt Die Werkstatt hat den behinderten Menschen im Sinne des § 13 Abs. 1 Satz 1 eine angemessene Mitwirkung in den ihre Interessen berührenden Angelegenheiten der Werkstatt nach § 139 des Neunten Buches Sozialgesetzbuch zu ermöglichen. (§ 14 Werkstättenverordnung) Einmal im Monat treffen sich der Werkstattrat und der Betriebsrat mit der Geschäftsführung zu einer gemeinsamen Besprechung. In einer Werkstatt für behinderte Menschen werden die Interessen der Mitarbeiter durch den Betriebsrat und den Werkstattrat vertreten. Mit der Werkstättenmitwirkungsverordnung (WMVO) hat dieses Gremium seit dem Jahr 2001 klar definierte Mitwirkungs- und Unterrichtungsrechte. G Regelmäßig treffen sich die Mitglieder des Werkstattrats: Vorsitzender Peter Melitz, Werkstattratsmitglied Detlef Klagge und 2. Vorsitzender Thorsten Prütz (von rechts). eschäftsführerin Manuela Sperwien zeigt Peter Melitz ein paar Proben verschiedener Furniere. „Nein, dass sieht zu dunkel aus, das macht die Mitarbeiter traurig“, sagt er. Er möchte fröhliche Farben haben. „Die Bilder und die Farben in der Kantine müssen beruhigen. Das ist doch eine Begegnungsstätte.“ Peter Melitz ist Erster Vorsitzender des Werkstattrates und in dieser Eigenschaft diskutiert er mit der Geschäftsführerin Varianten für die neue Bestuhlung in der Kantine der BWBNord. nahmen zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit bis zu Fragen der Verpflegung, der Planung von Aktivitäten für die Werkstattbeschäftigten und der Gestaltung von Arbeitsplätzen. Der Werkstattrat ist die Interessenvertretung der behinderten Menschen in einer Werkstatt. In der BWB tritt er für die Belange der 1.480 Mitarbeiter ein, das sind rund 85 Prozent aller in der BWB beschäftigten Menschen. Dem Werkstattrat als Vertreter der Werkstattbeschäftigten werden weitreichende Mitwirkungsrechte eingeräumt, die im Paragraf fünf der WMVO konkret benannt werden. Er kann Einfluss nehmen auf die Ordnung im Arbeitsbereich und auf das Verhalten der Werkstattbeschäftigten. Die Arbeits- und Erholungszeit gehört ebenso zu seinen Mitwirkungsrechten wie die Gestaltung der Arbeitsentgelte, die Einführung technischer Arbeitsmittel, die Verhütung von Unfällen, die Fort- und Weiterbildung einschließlich Maß- Peter Melitz ist von Anfang an dabei. Einer der ersten großen Erfolge der Arbeit des Werkstattrates, den es in der BWB schon lange vor der Verabschiedung der WMVO im Jahr 2001 gab, war die Installation der Fußgängerampel in der Goerzallee. Als die Werkstatt BWB-Südwest im Gebäude der damaligen Firma Zeiss IKON eingerichtet wurde, mussten viele der Beschäftigten über die stark befahrene Goerzallee zur Bushaltestelle laufen. „Viel zu gefährlich“, entschied der Werkstattrat, „hier muss eine Ampel her!“ Mit Hartnäckigkeit wurde das Ziel erreicht. Jetzt bemühen sich die Mitglieder des Gremiums um die Aufstellung einer Ampel in der Lahnstraße. Die Situation ist ähnlich: Eine stark befahrene Straße und davor ein ungesichertes In der BWB besteht der Werkstattrat aus sieben Mitgliedern und zwei Sprechern. Janina Merten vertritt den Kräuterhof Lübars und Karl Schyle die Werkstatt am Hafen in der Lahnstraße. Der Werkstattrat wird alle vier Jahre gewählt, die letzte Wahl war im Jahr 2005, die nächste wird am 15. Oktober diesen Jahres sein. Titelthema Bahngleis, auf dem Rangierzüge in unregelmäßigen Abständen fahren, machen die Passage über die Straße zum gefährlichen Abenteuer. Die Durchsetzung des Rauchverbots und die Einrichtung von Raucherräumen sind ebenfalls Themen des Werkstattrates gewesen. Hin und wieder kommen Klagen über das Essen. „Wenn auf dem Essenplan Obst steht, es aber nichts gibt, dann ist das nicht in Ordnung“, erklärt Werkstattratsmitglied Andreas Nissen aus der BWB-Ost. Das sei eines der Themen. „Auch der Arbeitsplatz muss sauber sein, das ist doch wichtig“, ereifert er sich. „Das machen aber nicht alle. Da muss man was sagen.“ Der Werkstattrat führt regelmäßig in den Betriebsteilen Sprechstunden durch. Dort können die Werkstattbeschäftigten ihre Sorgen los werden oder über Erlebnisse berichten. Aufgenommene Ideen bespricht Vorsitzender Melitz mit den Verantwortlichen. „Ich habe mir ein Umfeld von Ansprechpartnern geschaffen“, erklärt er. So kann er auch außerhalb der Treffen mit der Geschäftsleitung, die in periodischen Abständen in den Betriebsteilen stattfinden, Probleme direkt klären, über den kurzen Weg sozusagen. Vertrösten lässt er sich dabei nicht. „Ich muss das Ergebnis sehen oder es schriftlich haben, sonst glaube ich es nicht“, betont er. Einmal im Monat trifft sich der Werkstattrat und der Betriebsrat gemeinsam mit der Geschäftsleitung. Dort ist Platz für größere Themen wie beispielsweise die Neueinrichtung der Kantine in der BWB-Nord. Einmal jährlich findet eine Vollversammlung aller Werkstattbeschäftigten mit den Betriebsleitern statt, in der über die Arbeit des Werkstattrates informiert und über Entwicklungen in der Werkstatt berichtet wird. Auch dafür bietet die WMVO den gesetzlichen 5 Rahmen: Paragraf 9 schreibt eine jährliche Versammlung vor. Betriebsleiter Ulrich Hasenauer sieht die Arbeit des Werkstattrates positiv. Als Betriebsleiter hat er reichlich Berührungspunkte. Er muss ihn über Arbeitszeitverlagerungen und Veränderungen der Pausenzeiten informieren. Er läßt sich über Probleme berichten. Wenn er sich nicht persönlich mit den Mitgliedern des Werkstattrates unterhält, trifft sich auf jeden Fall ein verantwortlicher Gruppenleiter mit ihnen. „Leider klingelt dann oft das Telefon und man kann sich nicht richtig konzentrieren“, beklagt Andreas Nissen die Situation. Vielleicht sollte bei diesen Besprechungen noch mehr auf die psychische Verfassung der Werkstattbeschäftigten Rücksicht genommen werden. Mehrmals im Jahr treffen sich die Werkstatträte sämtlicher Berliner Werkstätten für behinderte Menschen. Dort tauscht man Erfahrungen aus und bespricht gemeinsame Probleme. „Wir sind viel weiter als die anderen Werkstatträte“, erklärt Peter Melitz mit einigem Stolz. „Bei uns ist es selbstverständlich, dass die Geschäftsführerin und die Betriebsleiter für uns ein offenes Ohr haben.“ Das nächste Treffen der Berliner Werkstatträte findet im Juni statt. Peter Melitz wird dann schon über die Vorbereitungen für die neue Kantine berichten können. Geschäftsführerin Manuela Sperwien bespricht mit dem Vorsitzenden des Werkstattrates Peter Melitz das Furnier für die neuen Stühle im Speisesaal. Im Februar 2008 wurde eine Bundesvereinigung der Werkstatträte gegründet, deren Aufgabe die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen mit Behinderungen ist. Nun, daran arbeitet der Werkstattrat der BWB seit vielen Jahren und sehr erfolgreich. Gehen Sie auf Nummer sicher VERSICHERUNGEN SEIT 1718 FS AZ Kricks 190x60.indd 1 Die naheliegendsten Lösungen sind meistens die besten. Wir bieten Ihnen jederzeit kompetente und individuelle Beratung sowie schnelle und unkomplizierte SchadenSofort-Regulierung. Rufen Sie uns an. Wir finden sicher den richtigen Versicherungsschutz für Sie. Generalagentur Ralph Kircks e. Kfm. Lichterfelder Ring 220 · 12209 Berlin Telefon (0 30) 7 11 10 63 Telefax (0 30) 7 11 03 96 [email protected] Montag - Freitag 10-13 Uhr Kernzeit 13.02.2009 13:19:57 Uhr 6 Tage der offenen Türen Döner frei und jede Menge Gäste Die diesjährigen Tage der offenen Tür fanden vom 7. bis 14. Mai statt. Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, die Werkstätten von innen zu sehen, mit den Gruppenleitern, Pädagogen und Sozialarbeitern zu sprechen und sich umfassend zu informieren. S eit vielen Jahren finden in den einzelnen Betriebsstätten der BWB die Tage der offenen Tür statt. Eigentlich sollte alles Routine sein und eine gewisse Gelassenheit eingezogen sein. Dennoch: Wie bei einem guten Schauspieler war auch bei den Akteuren dieser Aufführung eine leichte Anspannung vorhanden. Die ist auch notwendig, will man das Stück immer wieder überzeugend aufführen. Dirk Braun aus der Schlossverpackung in der BWB-Südwest freute sich über die vielen Besucher. In der BWB-Nord gab es ein besonderes Highlight. Einige Wochen zuvor empfing die Geschäftsleitung eine Delegation der TürkischDeutschen Unternehmervereinigung BerlinBrandenburg unter Leitung seines Vorstandsvorsitzenden Remzi Kaplan. Sie informierten sich über die Betreuung behinderter Mitbürger in der BWB. Bei einem Rundgang durch die Werkstatt staunten sie nicht schlecht, als sie alte Bekannte aus der türkischen Community in Berlin trafen. Seit Jahren bemüht sich die BWB um die Integration ausländischer und besonders türkischstämmiger Mitbürger. Die Delegationsmitglieder der Unternehmervereinigung freuten sich, als auf den Präsentationsfolien, mit denen Geschäftsführerin Manuela Sperwien ihren Vortrag unterstützte, immer wieder Passagen in türkischer Sprache auftauchten. Für die BWB ist das mehr als eine bloße Geste gegenüber den Gästen. Mehrere Gruppenleiter sprechen tatsächlich diese Sprache und können ihre Schützlinge in der Muttersprache unterstützen. Alles in allem war Kaplan, der im Hauptberuf Gesellschafter und Geschäftsführer einer Döner-Produktionsfirma ist, so begeistert von dem, was er in der BWB zu sehen bekam, dass Tage der offenen Türen er spontan anbot, für jeden Werkstattbeschäftigten einen Döner zur spendieren. Am 13. Mai, dem Tag der offenen Tür in der BWB-Nord, löste er sein Versprechen ein. Der Andrang am Dönerstand war freilich groß. Manche mussten weit über eine Stunde warten und vergaßen dabei, dass sie den Döner geschenkt bekamen. Der eigentliche Anlass für diesen Tag war aber die Präsentation der BWB. Und die ist gut gelungen. Zahlreiche Schulklassen, betroffene Eltern und Vertreter aus Behinderteneinrichtungen besuchten gemeinsam mit den von ihnen betreuten Menschen die Werkstatt und ließen sich in geführten Rundgängen erläutern, wie eine Werkstatt für behinderte Menschen funktioniert, welche Arbeiten ausgeführt werden und wie der Alltag aussieht. Bereits am Eingang wurden sie von einer freundlichen Anne Reichert in Empfang genommen und mit Informationsmaterial ausgestattet. Ein Besucherbuch lag aus. Vier Fallmanagerinnen aus Berlin-Mitte notierten dort, dass sie begeistert von dem waren, was sie gesehen haben. In der BWB-Südwest nahm die Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin Anke Dumaschefski die Gäste mit einem solch strahlenden Lachen in Empfang, als hätte sie nie anders gearbeitet als an der Rezeption eines Hotels. Diese gute Laune sprang dann auch sofort auf die Schü- ler der Biesalski-Schule über, die sich mit ihrer Lehrerin in der Werkstatt umsahen und beeindruckt vom neu geschaffenen MeH-Bereich und dem Hauswirtschaftsbereich waren. 7 Schüler der Biesalski-Schule in BerlinDahlem lassen sich in der BWB-Südwest erklären, wie die Arbeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen aussieht. In der BWB-Ost ließ es sich Betriebsleiter Ulrich Hasenauer nicht nehmen, eine Zeitlang selbst am Empfang zu stehen und den Besuchern ein nettes „Hallo“ zuzurufen. Hier waren es neben Schülern aus umliegenden Schulen viele Eltern, die diesen Tag nutzten. Sie wollten sehen, wo und wie ihre Sprösslinge arbeiten. Dieser Tag war für manche von ihnen auch eine gute Gelegenheit, mit den Gruppenleitern zu sprechen. Eine besondere Herausforderung ist solch ein Tag mit vielen Besuchern für die Förderbereiche. Dennoch meisterten die Stammmitarbeiter diesen Tag mit sehr viel Geduld und Ausdauer. In der BWB-Wedding wurden die Besucher von einem behinderten Mitarbeiter begrüßt, der sich voll seiner Verantwortung bewusst, die Gäste freundlich und höflich zu einer der Gruppenleiterinnen begleitete. Die hatten sich mit kleinen Aufgaben für ihre Mitarbeiter darauf vorbereitet, zu erklären, wie in der Fördergruppe gefördert wird. Großer Andrang auf dem Hof der BWBNord: Der Vorstandsvorsitzende des Türkisch-Deutschen Unternehmerverbandes Remzi Kaplan war von einem Besuch in der BWB so beeindruckt, dass er allen Mitarbeitern einen Döner spendierte (linke Seite). 8 Förderbereiche Förderbereich Wedding Fürsorge für schwer mehrfachbehinderte Menschen Den Schwächsten in der Gesellschaft sollte die meiste Aufmerksamkeit gelten. Sie sind mehr als jeder andere auf das Verständnis und die Hilfe von uns angewiesen. Für schwer mehrfachbehinderte Menschen trifft das im Besonderen zu. In einer Werkstatt für behinderte Menschen geschieht das in den Förderbereichen. Die BWB hat drei davon: im Wedding, in der BWB-Ost und in Steglitz. E „Als Leiterin habe ich eine Fürsorgepflicht sowohl gegenüber unserer Klientel als auch gegenüber dem Personal“, sagt Gloria B. Müller. Sie ist seit dem 4. Juni 1982 im ehemaligen Jugendwerkheim und späteren Förderbereich beschäftigt. Am 22. Juli 2009 wird sie in die passive Altersteilzeit gehen. ntstanden sind die Förderbereiche aus den Jugendwerkheimen, die es aber nur im damaligen Westberlin gab. In den übrigen Bundesländern wurden schwer mehrfachbehinderte Jugendliche in Werkstätten für behinderte Menschen aufgenommen. Die Berliner Jugendwerkheime unterstanden den Abteilungen Jugend und Sport der jeweiligen Bezirksämter. Bezahlt wurde die Betreuung von den Sozial- beziehungsweise Jugendämtern. Sie war bis zum 25. Lebensjahr möglich. Danach mussten die behinderten Menschen zwingend in eine Werkstatt für behinderte Menschen übergeben werden. Nach dem Mauerfall veränderte sich zunächst einmal alles, auch im Bereich der Behindertenbetreuung. Die Jugendwerkheime wurden in freie Trägerschaft überführt. Das Weddinger Jugendwerkheim hatte wegen der territorialen Nähe seine Jugendlichen an die BWB in der Westhafenstraße übergeben. Folgerichtig wurde sie der freie Träger für den Bereich Wedding und das ehemalige Jugendwerkheim in den Förderbereich BWB-Wedding umgewandelt. Das war im Jahr 1997. Gruppenleiterin und stellvertretende Förderbereichsleiterin Angelika Kachelrieß beschäftigt sich ausdauernd mit ihren Schützlingen Andreas Barowski und Aleksander Georg (von links). Im Förderbereich Wedding werden 35 schwer mehrfachbehinderte beziehungsweise schwer verhaltensauffällige Jugendliche von Heilerziehungspflegern betreut. „Wir müssen uns bei der Betreuung den behinderten Menschen anpassen“, erklärt die Leiterin des Bereiches Gloria B. Müller. Die Fördermaßnahmen werden mit den Verantwortlichen detailliert durchgesprochen und in einem Maßnahmeplan festgelegt. Letztlich geht es darum, den Jugendlichen zur Werkstattfähigkeit zu fördern, was aber auf Grund der Behinderungsbilder nicht in jedem Fall möglich ist. Dennoch, im vergangenen Jahr konnten Jugendliche an die Kunstgruppe der BWB „imPerfekt“ übergeben werden. Im Förderbereich BWB-Wedding haben die Gruppen sprechende Namen: Keramikgruppe oder Kreatives Gestalten. So können die behinderten Menschen sie leichter zuordnen. Eine Besonderheit hier ist, dass der Flur ebenfalls als Gruppenraum verstanden wird. Jugendliche dürfen sich hier frei bewegen. So fühlen sie sich nicht eingeengt und können sich entfalten. Räumliche Grenzen verschwimmen, der Inhalt wird wichtig. 9 Wie geht es eigentlich... ...Klaus Okonek? L angweilig? Nein, langweilig ist ihm nicht. Sein Problem ist ein anderes: „Alles, was ich jetzt tue, kommt mir so wahnsinnig beliebig vor.“ Der das sagt, ist Klaus Okonek, 72 Jahre alt, 19 Jahre lang Psychologe und Leiter des Begleitenden Dienstes in der BWB und seit drei Jahren Pensionär. Seine Frau ist noch für einige Jahre berufstätig, seine Tochter studiert in Utrecht Psychologie und sein Sohn in Berlin an der TU Mathematik. „Alles, was ich mache, kann ich jetzt alleine machen“, resümiert er. „Das habe ich aber verlernt und das lerne ich zurzeit sehr schwer.“ Jetzt kann er allein ins Museum gehen, allein Rad fahren, allein Französisch oder Klavier spielen lernen. „Das ist für mich überhaupt nicht attraktiv. Ich bin noch nie alleine spazieren gegangen!“ Klaus Okonek ist ein Mensch, der brennt. Ganz gleich, ob als Jesuitenpater oder als Leiter des Begleitenden Dienstes, er war immer von einem Gewusel aus Aktivitäten, Menschen, Projekten und Plänen umgeben. Dieser Trubel fehlt ihm heute. „Über diese Aktivitäten und über die Kollegen hat man sich definiert“, sagt er mit etwas Wehmut. „Ich bin kein einsamer Mensch. Und trotzdem, es ist schon ein Glück gewesen, dass man jeden Morgen um 7.15 Uhr seine Karte stempelte, einen Plausch mit Kollegen hatte, dann kam eine Einstellung oder die Projektgruppe begann. Das ist ein totaler Tapetenwechsel und ich bin am Anfang in ein ziemliches Loch gefallen.“ Aus diesem Loch hat er schnell herausgefunden. Ein intakter Freundeskreis, eine verständnisvolle Frau und Kinder, die ihm ein Klavier geschenkt haben mit der Auflage, jetzt spielen zu lernen, haben ihm den Übergang leicht gemacht. Die Chorwerkstatt Berlin, in der er den Bass singt, bereitet ihm ebenfalls viel Freude. Ein- bis zweimal im Monat treffen sie sich zu Proben, hinzu kommen Auftritte an den Wochenenden. Ein Höhepunkt war zweifelsohne ein Konzert in der Synagoge in der Oranienburger Straße, in dem sie Lieder gesungen hatten, die in den Konzentrationslagern komponiert und auf abenteuerlichen Wegen nach draußen geschmuggelt wurden. Klaus Okonek war 19 Jahre lang erst als Psychologe, später als Leiter des Begleitenden Dienstes in der BWB beschäftigt. Klaus Okonek wäre aber nicht er selbst, würde er in seiner gewonnenen Freizeit nicht versuchen, auf Menschen zuzugehen und zu helfen. Seit er aus der BWB ausgeschieden ist, gehört er einem Team von rund 23 Beratern an, die im Berliner Dom Lebensberatung durchführen. Er ist auf Paar- und Krisenberatung spezialisiert. „Ich bin selbst verheiratet und kenne die ‚Aufs‘ und ‚Abs‘ in einer Beziehung“, betont er und lacht. Diese Arbeit macht ihm viel Spaß und füllt sein Leben mit Sinn aus. Klaus Okonek tritt mit seinem Chor am 5. Juli um 19.00 Uhr in der Emmauskirche am Lausitzer Platz in BerlinKreuzberg auf. Wer ihn also gern noch einmal live sehen und hören möchte, der ist herzlich eingeladen. Auch am Klavier macht Klaus Okonek eine gute Figur. Das Instrument haben ihm seine Kinder geschenkt und er hat autodidaktisch das Spielen erlernt. 10 Aus unseren Werkstätten IBS ist Wissensvermittlung und Charakterentwicklung zugleich A Sascha Bartelt: „Ohne IBS wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin.“ nnett Jeske leitet den IBS-Kurs „Zylindermontage - Aufbaukurs“. Das klingt nach einem ziemlich technischen Diskurs über Türschlösser und deren Montage. Einmal in der Woche trifft sie sich mit den Werkstattmitarbeitern Dagmar Zietlow, Sascha Bartelt, PhiAnh Niemöller und Claudia Ulderup. Dagmar Zietlow hatte Schwierigkeiten, eine technische Zeichnung zu lesen und zu verstehen, was da abgebildet war. Sie wollte aber begreifen, was sie auf dem Plan sah. Um das zu erlernen, malt sie die Zeichnungen zu Hause noch einmal ab und verstärkt damit den Lerneffekt, den der IBS-Kurs vermittelt. In dem einstündigen Kurs geht es allerdings alles andere als trocken und technisch zu. Gewiss, die Teilnehmer lernen, Schlösser zu montieren. Sie lernen aber neben diesen feinmotorischen Fertigkeiten ebenfalls soziales Verhalten. „Ich musste in diesem Kurs auch den Umgang mit Kritik lernen“, erzählt Sascha Bartelt. Er ist von der BWB-Süd in die BWB-Südwest gekommen. „Wenn dort 98 Prozent meiner Aufmerksamkeit für meine Arbeit gereicht haben, muss ich hier 150-prozentig aufmerksam sein“, vergleicht er seine frühere und jetzige Arbeit. Er ist spastisch behindert und die feinmotorisch anspruchsvolle Montagetätigkeit musste er erst erlernen. Das war nicht leicht und hat immer wieder mal zu ärgerlichen Ausbrüchen geführt. Jetzt ist er ein fröhlicher junger Mann, dem seine Arbeit Spaß macht. „Ohne IBS wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin“, sagt er. Für Gruppenleiterin Annett Jeske ist dieser Kurs zusätzliche Arbeit neben ihrer eigentlichen Tätigkeit. Sie legte einen dicken Ordner mit Bildern und Montageanleitungen extra dafür an. Die Übungsmaterialien hat sie sich von der Firma ASSA ABLOY besorgt. „Außer den Druckerkosten sind der BWB keine weiteren Kosten entstanden“, betont sie. An der akribischen Art, mit der sie ihre Kursunterlagen zusammengestellt hat, spürt man ihr Engagement. Sie muss die Bewertungen des Kursverlaufes niederschreiben. Das sind zugleich wertvolle Rückkopplungen für die Wirksamkeit des Kurses. Annett Jeske wird ausreichend von den Pädagogen unterstützt, empfindet sie. „Ich fordere das einfach ein“, erklärt sie. Möglicherweise ist das einer ihrer Erfolgsfaktoren. Ganz bestimmt aber ist ihre Begeisterungsfähigkeit ein Garant für weitere interessante Kurse. „Das Kurssystem der BWB steht und fällt mit dem persönlichen Einsatz der Gruppenleiter“, erklärte die Leiterin des Begleitenden Dienstes Berni Jansen den Mitarbeitern anderer Werkstätten während eines Seminars zu diesem Thema. Claudia Ulderup hat vor diesem Kurs bereits einen Computerkurs im Rahmen des IBS besucht. Im Rehagespräch kristallisierte sich heraus, dass Sie noch etwas mehr über die Schlossmontage erlernen wollte. Gruppenleiterin Annett Jeske trainiert mit Claudia Ulderup motorische Fertigkeiten bei der Schlossmantage. Aus unseren Werkstätten 11 Projekt MeH geht in die nächste Runde D as Projekt „Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen“ (MeH) geht planmäßig in die nächste Runde. Der abgetrennte Bereich konnte bezogen werden, nachdem Dirk Schubert mit 14 Mitarbeitern aus der BWB-Südwest in die Wupperstraße umgezogen ist. Der MeH-Bereich ist inzwischen durch eine Glaswand räumlich getrennt. Auf einem grünen Schild steht „Frische Brise“. Diesen Namen haben die Mitarbeiter selbst dem Bereich gegeben. Diese bauliche Maßnahme war notwendig, weil Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen sehr sensibel auf ihre Umwelt reagieren und einer besonderen Betreuung bedürfen. „Das Leistungs- und Belastungsvermögen ist ungleich niedriger als bei anderen Behinde- rungsarten“, betont Psychologe Thomas Snider. Das bedeutet, dass der Assistenzbedarf dieser Gruppe höher ist als im allgemeinen Berufsbildungsbereich. Im MeH Bereich ist eine Betreuung im Hilfebedarfsschlüssel von 1:5 notwendig. Innerhalb der nächsten Monate ist die Einstellung eines weiterer Gruppenleiters geplant. Die Nachfrage nach Plätzen ist groß, Vereinbarungen mit der Fürst-DonnersmarckStiftung und dem EJF in Biesdorf führten bereits zu mehreren Hospitationen (Praktika). In der BWB dauert ein solches Praktikum 14 Tage, in vergleichbaren Einrichtungen haben die Interessenten oft nur einen oder zwei Tage Zeit, sich ein Bild von der Werkstatt zu machen. Verschiedene Selbsthilfegruppen haben sich das Berliner Modell bereits angeschaut und sehen gute Chancen in dieser Art der Betreuung. Psychologe Thomas Snider weiß, dass die Förderung hirngeschädigter Menschen eine intensive Betreuung benötigt. IBS: Eigene Begeisterung einbringen W underbare Arbeiten entstehen im IBSKurs von Peter Werner, Gruppenleiter in der Montage der BWB-Nord. Sein Kurs beschäftigt sich mit der Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten. Mit der Laubsäge und Farben entstehen so Puzzles und andere filigrane Arbeiten. Der gelernte Mechaniker baut auch privat solche Dinge, vornehmlich für seine Tochter. Auf seinen Schreibtisch steht ein Modell einer Windmühle. Die hat er maßstabsgerecht aus Papier nachgebaut. Er bringt also seine eigene Begeisterung in den Kurs ein, den er mit sechs Mitarbeitern durchführt. Für ein Soduko hat er beispielsweise elf Stunden mit ihnen gesägt, gebohrt und geschliffen. Martina Büsselmann aus dem IBS-Kurs „Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten“ lässt sich von Peter Werner in die Handhabung der Laubsäge einweisen. 12 Aus unseren Werkstätten Kunst wird nicht nur in der imPerfekt-Gruppe im Atelier am Hafen gemacht D Unter der Anleitung von Gruppenleiterin Angelika Stahr-Storm entstehen wunderbare Kunstwerke ( Bilder oben und unten). Manuela Radmann freut sich darüber, der Kreativität freien Lauf zu lassen (rechtes Bild). ie Wirtschaftskrise in Deutschland greift weiter um sich. Der Mittelstand, insbesondere die Firmen rund um den Maschinen- und Fahrzeugbau, ist besonders davon betroffen. Das hat natürlich Auswirkungen auf Werkstätten für behinderte Menschen im Allgemeinen und die BWB im Besonderen. Wenn Firmen ihre Arbeiter in Kurzarbeit schicken müssen, können die Geschäftsleitungen schwer vermitteln, dass sie Aufträge in eine Werkstatt auslagern. Kurzum, es ist ruhiger in der Werkstatt am Blumberger Damm geworden. So eine Phase der Ruhe erfordert, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Längst geplante Projekte, die man wegen der Produktion immer wieder zurückgestellt hat, können jetzt in Angriff genommen werden. Für Gruppenleiterin Angelika Stahr-Storm war das die Gelegenheit, ihre Mitarbeiter an kreative Arbeitstechniken heranzuführen. Ähnlich der Kunstgruppe „imPerfekt“ nahm sie altes Material, das zum Teil in der Produktion übrig blieb, und ließ die Mitarbeiter daraus Kunstwerke gestalten. Es gelingt ihr, aus alltäglichen Dingen, die irgendwo herumliegen, eine neue Realität zu erschaffen. So hatten sie in der Werkstatt am Blumberger Damm beispielsweise kleine Mosaiksteine, die einmal Topfuntersetzer werden sollten. Das war Angelika Stahr-Storm aber zu profan. Also regte sie an, daraus lieber ein stimmungsvolles, fröhliches Frühlingsbild zu gestalten. Auf blauem Grund blühen nun bunte Blumen. Das Bild bekam einen Rahmen aus Plastikabfällen. Oder das Nagelbild: Die Mitarbeiter Bodo Lehmann und René Ripolz hatten die Aufgabe, nur mit Metallspiralen und Nägeln ein Bild zu gestalten. Das Ergebnis ist beachtlich. Die in dieser Werkstatt entstandenen Bilder und Objekte hätten es eigentliich verdient, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Leider sind diese ruhigen Zeiten selten in der BWB-Ost. Die Kreativität bleibt trotzdem nicht auf der Strecke, verspricht Angelika StahrStorm Abgeordnete tagen in der BWB-Ost Mitarbeiter aus der Wolfener Straße engagieren sich auf Hellersdorfer Abenteuerspielplatz E G in Fachausschuss der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf tagte am 31. März in der BWB-Ost. Betriebsleiter Ulrich Hasenauer erläuterte die Aufgaben und die Arbeitsweise in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Während eines Rundgangs durch die Einrichtung zeigten sich die Abgeordneten beeindruckt von den modernen Maschinen und der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Insbesondere die Abfüllanlage fand breites Interesse bei den Abgeordneten. Gruppenleiter Stefan Raube konnte mit seiner Stickmaschine punkten, als er einen der Abgeordneten selbst etwas sticken ließ. ruppenleiter Bert Kasimir erfuhr von einem Verein, der einen Abenteuerspielplatz in Hellersdorf betreibt und dringend auf Hilfe angewiesen ist. Jetzt arbeitet jeweils Mittwochs eine Gruppe auf diesem Spielplatz, reißt alte Hütten ab, zieht rostige Nägel aus Brettern, die ansonsten zu einer ernsten Gefahr für die Kinder werden würden. Als Dankeschön bekommen sie dafür von dem Verein eine Pizza aus dem selbst beheizten Steinofen oder backen sich Stockbrot über einem offenen Feuer. Die sieben Mitarbeiter des Spielplatzvereins sind von der Arbeit der behinderten Nachbarn hellauf begeistert. Aus unseren Werkstätten 13 Biesalski-Schüler nutzen das Angebot der BWB in der Wupperstraße E in letztes Loch gebohrt, die Kanten glatt geschmirgelt, und schon kann Pascal Plots den zweiten Teil des Daches auf das Haus montieren. Stolz blickt er auf sein Werk. Gemeinsam mit seinen Mitschülern hat er in der Holzbearbeitung der BWB-Südwest in der Wupperstraße zwei Vogelhäuser für den Schulgarten gebaut. Pascal und seine Klassenkameraden sind Schüler der Biesalskischule in Berlin-Dahlem. Diese Schule ist ein Sonderpädagogischer Förderschwerpunkt „körperliche und motorische Entwicklung“. Die Einrichtung hat eine lange Tradition. Vor hundert Jahren wurde sie vom Arzt am Urbankrankenhaus Konrad Biesalski gegründet. Heute ist sie eine moderne Einrichtung zur Förderung behinderter Kinder und Jugendlicher. Eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist wesentlich über das Arbeitsleben möglich. Deshalb ist einer der Schwerpunkte an dieser Schule die berufsvorbereitende Ausbildung. Im Fach Arbeitslehre werden die Schüler auf das spätere Leben vorbereitet. Gleichzeitig lernen sie verschiedene Berufe kennen, schließlich soll die Tätigkeit viele Jahre Spaß machen. Aber wie das im Leben so ist: Was die Lehrer und Eltern sagen, ist die eine Sache, was die Schüler denken und fühlen, eine ganz andere. Die Lehrer der Biesalski-Schule hatten deshalb eine clevere Idee: Sie ließen die Jugendlichen Schülerfirmen gründen, und so werden sie mit all der Lust und dem Frust konfrontiert, den eine eigene Firma so mit sich bringt. Es gibt an dieser Schule eine sogenannte Mutterfirma, den „Biesalski-Markt“, der sich in fünf Tochterfirmen untergliedert: „Papier.Com‘„, „Esswerk“, „Gala“, „Coolmilk“, „Flora“ und „Im-biss“. Pascal und seine Freunde arbeiten in der Firma „Flora“. Deren Aufgabe ist die Gestaltung von Gestecken und Blumensträußen. In dieser Firma werden besonders körperlich-motorische Fertigkeiten trainiert. © Stefan Keller Lehrer André Kurylyszyn (links) beobachtet, wie Pascal Plots (rechts) die Platten vorbohrt. Naturgemäß (im wahrsten Sinne des Wortes) gibt es im Winter nicht ganz so viel zu tun. Deshalb nahmen sie dankend das Angebot der BWB an, in dieser Zeit in der Holzbearbeitung in der Wupperstraße zu arbeiten. Die BWB stellt Material, Werkzeug und einen Arbeitsplatz zur Verfügung, die Schüler bauen einmal in der Woche an einem Objekt. Beiden Seiten hat der letzte Winter viel Freude bereitet, sodass sich sowohl die Schüler als auch die Gruppenleiter auf den nächsten Winter freuen. Schüler der Biesalski-Schule Berlin-Zehlendorf bauen ein Vogelhaus: Betreuer Tino Fischer und die Schüler Victor Dümichen, Lena Schliemann und Vachau Kehr (von links). 14 Sport Starke Männer ... K Matthias Förster beim Kreuzheben, einer der drei Kraftsportarten. raftdreikampf oder Powerlifting, wie der Sport international genannt wird, setzt sich aus den Disziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben zusammen und ist vergleichbar mit dem olympischen Gewichtheben. Dort heißen die Disziplinen Reißen und Stoßen. Auf jeden Fall gilt es, größtmögliche Lasten zu bewältigen. Ein Sport also für ganze Kerle. Peter Pätsch errang im vergangenen Jahr in Shanghai bei den Special Olympics eine Silbermedaille. Auch die anderen Sportler liefern hervorragende Ergebnisse. Beim dritten BWB-Turnier am 16. April 2009 konnte Pätsch eine neue Bestleistung im Kreuzheben mit 212,5 Kilogramm aufstellen. Das ist so, als hätte man links und rechts je zwei Sack Zement oder je zehn Eimer Wasser hängen. Während der Pfingstfeiertage vertritt Sportlehrer Mario Vieweger mit seiner Truppe Deutschland während einer Veranstaltung von Special Olympics in Ungarn. Es werden jeweils nur vier Einladungen pro Land verteilt und die hat in diesem Jahr die BWB bekommen, sicher wegen der beständigen Leistungen in dieser Sportart. Peter Pätsch mobilisiert in der Disziplin „Kniebeugen“ die letzten Kraftreserven. Metallgehäuse · Baugruppenträger Schaltschränke · Maschineneinhausungen mechatronische und elektronische Baugruppen Systemkomponenten · Gerätefertigung CNC Laser-, CNC Stanz- und Biegetechnik Oberflächenbearbeitung · Serienstanzteile Der Unternehmensverbund mit dem besonderen Fertigungsprofil Fon (0 30) 609 76 86 - 0 · [email protected] · www.geyer-gruppe.de Sport ... und schnelle Frauen D er traditionelle Frühjahrslauf der BWB rund um die Neuköllner Hasenheide war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg. 91 Läufer aus den Betriebsteilen der BWB sowie aus der Bienwald-Schule und aus der Vereinigung für Jugendhilfe (VfJ) nahmen teil. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen starteten die Läufer ihren persönlichen Bewährungkurs. Über sechs Runden hatten sie 5.222 Meter zu bewältigen. Nach der ersten Runde wurde das Victory-Zeichen in die Kamera gehalten und noch freundlich gelächelt. Allerdings wurde dies Runde um Runde gemeißelter. einen stolzen 63. Platz schaffte. Oder Tanja Pfeffer und Susanne Reil aus dem Förderbereich BWB-Steglitz, die ihren Schützling Panya Ihanyasiri an die Hand nahmen, um ihm das Gefühl zu geben, er werde das schaffen. Der jüngste Teilnehmer war der 13-Jährige Hussein Al-Kayet aus der Bienwaldschule, der älteste der ehemalige Gruppenleiter Klaus Müller, der es sich mit seinen 68 Jahren nicht nehmen ließ, mitzulaufen. Sieger wurde Oliver Toth mit beachtlichen 00:21:33 vor Leonard Driemel und Marco Schreiber. Oliver und Marco sind beide Spieler Kraftvoll rollt der BWB-Zug unaufhaltsam dem Ziel entgegen: Matthias Knorr, Ulrich Schulz, Guido Handschug (alle BWB-Nord) und Matthias Stemmler (BWB-Süd) - von links. Neben den Profiläufern gab es viele Mitarbeiter, die sich durch den Parcours kämpften. Etwa Holger Büring aus der Lahnstraße, der seinen Eltern beweisen wollte, wie er laufen kann und in der BWB-Fußballmannschaft. Damit dürfte sich das Trainingskonzept von Trainer Michael Kürten erneut bestätigt haben. Karina Kühn, BWB-Südwest, Dritte bei den Damen, Platz 46 im Gesamtklassement Angelina Pirtle, BWB-Steglitz, auch in diesem Jahr die schnellste Frau der BWB, Platz 31 Ronja Haase, BWB-Süd, Siebte bei den Damen, Platz 62 im Gesamtklassement 15 16 IMPRESSUM • PARTNER • PERSONELLES Dieser Newsletter ist durch die Unterstützung unserer Partner entstanden: Personelles – kurz und bündig Glückwunsch unseren Jubiliaren Feuersozietät Generalagentur Ralph Kircks e. Kfm. [email protected] GEYER GRUPPE Industrieholding GmbH www.geyer-gruppe.de NewCos GmbH www.newcos.de Seit 20 Jahren im Betrieb: Helmut Duschinski als Gruppenleiter in der Aussenarbeitsgruppe ADC Krone Hans-Jörg Vorwig als Gruppenleiter in der Aussenarbeitsgruppe Schleicher Seit 10 Jahren im Betrieb: Ralf Mentzel als Gruppenleiter im Förderbereich BWB-Ost Karina Kühn als Gruppenleiter in der BWB-Südwest Dirk Boy als Gruppenleiter im Förderbereich BWB-Ost Klaus Schultz als Gruppenleiter im Förderbereich BWB-Steglitz Norbert Losch als Gruppenleiter in der BWB-Nord Andreas Kielpikowski als Gruppenleiter in der BWB.-Nord Wir begrüßen neue Mitarbeiter Rebecca Kaltwasser als Gruppenleiterin im Förderbereich BWB-Steglitz Inna Batrakova als Gruppenleiterin in der BWB-Nord Tobias Umlauft als Gruppenleiter in der BWB-Nord Stefan Hampel als Gruppenleiter in der BWB-Ost Kompliment für BWB-Behindertenarbeit aus London E bru Satar, studierte Juristin aus Berlin, hat in der BerlitzSchule in London einen Vortrag über die Förderung und Betreuung behinderter Menschen in der BWB gehalten. Eigentlich sollte sie in einer freien Rede ihre Sprachkenntnisse unter Beweis stellen. Doch nach den ersten Sätzen fanden die Londoner das Thema so spannend, dass der Inhalt wichtiger als die Form wurde. Man war überrascht, wie die Werkstattmitarbeiter betreut und, sofern möglich, durch systematische Förderung auf einen Einsatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Für die Engländer war kaum vorstellbar, dass behinderte Menschen gezielt auf eine für sie geeignete qualifizierte Arbeit vorbereitet werden und sie dann auch bekommen. Die Mitarbeiter, die im letzten halben Jahr Arbeitsverträge unterschrieben haben oder auf ausgelagerten Arbeitsplätzen arbeiten, sind beredtes Beispiel dafür. Ebru Satar hat gerade ihr Studium abgeschlossen und möchte in einer internationalen Organisation wie Amnesty International arbeiten. Deshalb hat sie an der Berlitz-Schule Englisch gelernt. Als Prüfungsaufgabe musste sie einen Vortrag in freier Rede halten. Da ein Freund von ihr – Ismail Tekin – in der BWB arbeitet, nahm sie die Betreuung behinderter Menschen als Thema. Bereits in Berlin wurde der Vortrag als so interessant und spannend angesehen, dass sie nach London geschickt wurde, um diesen noch einmal in der Zentrale der BerlitzSchulen zu halten. Lag es am Thema oder an den guten Sprachkenntnissen? Ebru Satar hat auf jeden Fall mit der Note „Eins“ abgeschlossen. Wir wünschen ihnen alles Gute im Kreise ihrer neuen Kollegen und viel Erfolg bei ihren neuen Aufgaben. Das Unternehmen haben verlassen Am 31.05.2009 hat der Produktionsleiter Tobias Schumann das Unternehmen verlassen. Wir wünschen alles Gute für seinen weiteren Lebensweg. Wir haben einen Wechsel in der Funktion Bernhardine (Berni) Jansen ist seit dem 1.4.2009 Leiterin des Begleitenden Dienstes. Die bisherige Leiterin Anne Reichert wird als Psychologin weiter in der BWB-Nord arbeiten. Berni Jansen arbeitete seit dem 7. April 2004 als Pädagogin in der BWB. Beiden Kolleginnen alles Gute und viel Erfolg in ihren neuen Aufgaben. Impressum Herausgeber: Herausgeber: Berliner Werkstätten für Behinderte GmbH (BWB) Berliner Werkstätten Westhafenstraße 4 · 13353 Berlin für Behinderte GmbH (BWB) Tel.: (030) 390 96 04 · 13353 Berlin Westhafenstraße Tel.: (030) 390 96 0 V.i.S.d.P. Dominic Merten Text: Siegurd Seifert V.i.S.d.P. Dominic Merten Fotos: SiegurdSeifert Seifert Text: Siegurd Korrektorat: Elvira Borchardt Fotos: Siegurd Seifert, Dominic Merten Grafische Gestaltung: Niels Menke Korrektorat: Elvira Borchardt Litho: Grafische Gestaltung: Niels Menke Druck: Print24.de Anzeigenannahme: Kerstin Klawonn Kontakt: [email protected](0 30 390 96 135) [email protected] (0 30 525 36 17)