1. Geologie des Libanon

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1. Geologie des Libanon
1. Geologie des Libanon
Zusammengefasst von: Stefan Hoffmann
2.1 Landschaftsmorphologie
Der Libanon wird seit der Antike in drei gerade NNE-SSW verlaufende Zonen
unterteilt; das Libanongebirge (Mount Lebanon) an der Küste, der zentralen
Bekkaebene (Bekka Valley) und dem Antilibanon (Anti-Lebanon Range) im
Grenzgebiet zu Syrien (vgl. Abb. 6).
Abb. 6: Geologische Karte des Libanon
Die beiden höchsten Stellen im Libanon werden im westlichen Teil des
Libanongebirges mit 3088m und im südlichen Ende des Antilibanon durch den
Berg Hermon mit 2814m erreicht. Hingegen ist die Bekkaebene eine innere
Hochebene mit einer Höhe zwischen 800 und 1200m (vgl. Abb. 7). Das
Libanongebirge wird aufgrund stratigraphischer, struktureller
Abb. 7: Schematisches Querprofil durch den nördlichen Libanon
und geomorphologischer Unterschiede wiederum in die Northern Mount Lebanon
Zone und die Southern Mount Lebanon Zone unterteilt. Die wichtigsten
geologischen Unterschiede beider Zonen werden später behandelt. An dieser
Stelle sei nur erwähnt, dass die Northern Mount Lebanon Zone von tiefen E-W
streichenden Tälern durchzogen wird und hinter dem schmalen (10 km breiten)
kontinentalen Schelfrand die Wassertiefe schlagartig auf bis zu 1500m ansteigt
(vgl. westlichen Teil des Querprofils in Abb. 7).
2.2 Tektonik
Der Libanon befindet sich im östlichen Teil des Mediterranenraums in der die
afrikanische, arabische und eurasische Platte miteinander kollidierten (vgl. Abb.
8). Aus der kretazischen bis tertiären Kollision und dem anschließenden Rifting
(Rotes Meer) der Platten ging ein kompliziertes Muster von Störungen hervor.
Eine der größten Störungen ist die sinistrale Dead Sea Transform Fault. Diese
trennt die Levantine Subplate von der arabischen und afrikanischen Platte.
Abb. 8: Plattentektonische Situation des östlichen Mediterranenraums
Die längste Störung im Libanon ist die NNE-SSW verlaufende Yammouneh Fault
entlang des östlichen Libanongebirges (vgl. Abb. 9). Diese ist der libanesische
Teil der Dead Sea Transform Fault und besitzt einen Versatz von ca. 50 km. Im
Gelände ist sie an einer breiten Zone aus brekziiertem Gestein zu erkennen.
Man ist sich im Unklaren darüber, ob die Yammouneh Fault noch aktiv ist und ob
von ihr ein Erdbebenrisiko ausgeht. Senkrecht zu der Yammouneh Fault
befinden sich eine Vielzahl von weiteren kleineren Störungen.
Abb. 9: Vereinfachte tektonische Karte des Libanon
Eine weitere bedeutende Störungen im Libanon ist die Roum Fault südlich von
Beirut. Das letzte große Erdbeben (Chhim) von 1956 ereignete sich an dieser
Störung. Es wird angenommen, dass sich der Verlauf der Yammouneh Fault im
Laufe der Zeit änderte. Aus dieser Änderung ging die Raoum Fault hervor die
wahrscheinlich die rezente Yammouneh Fault darstellt.
Die Beit ed Dine-Qabb Elias Fault, zwischen der Roum Fault und Beirut, trennt
die Northern Mount Lebanon Zone von der Southern Mount Lebanon Zone.
2.3 Stratigraphie und geologischer Baustil
Der gesamte Libanon besteht überwiegend aus hellen Karbonaten und
Sandsteinen. Geringer verbreitet sind Basalte und Ascheablagerungen.
Die ältesten Gesteine des Libanon sind Karbonate aus dem Lias (vgl. Abb. 10).
Auf diese folgt im Hangenden eine 2-2,5 km dicke Schicht von Karbonaten des
Mittleren bis Oberen Jura. Im frühen Oxford setzte Basaltvulkanismus ein, der
weite Gebiete mit Aschen und Pyroklastika bedeckte. Daraufhin folgte wieder
Karbonatsedimentation von Kimmerige bis Thiton. In der Unteren Kreide begann
Erosion und Blockfaltung der abgelagerten Schichten, sowie erneuter
Basaltvulkanismus. Während des Neokom (Berrias+Valangin+Hauteriv) kam es
zu einer
Abb. 10: Stratigraphische Tabelle
großflächigen
Sedimentation
von
fluviatilen-deltaischen
Sandsteinen.
Karbonatsedimentation und vereinzelter Vulkanismus setzte wieder im Barrem
ein und dauerte bis ins Tertiär an. In der Oberen Kreide begann die Hebung des
Libanongebirges und des Antilibanon, die bis in das späte Tertiär andauerte. Im
Eozön endete die Sedimentation, nur an der Küste und in der Bekkaebene kam
es noch vereinzelt zu miozänen Ablagerungen.
Die Northern Mount Lebanon Zone besteht aus frühen jurassischen bis
paläozänen Karbonaten die von spät jurassischen und früh kretazischen
Basalten durchschlagen werden. Gekennzeichnet ist diese Region durch eine
ausgedehnte Blockfaltung (vgl. Abb. 11). Dieses führte zu einer nur geringen
Neigung der Schichtpakete. Am westlichen Rand der Northern Mount Lebanon
Zone findet sich eine lange gut ausgebildete Monokline, die Western Lebanon
Flexure. Die Schichten der Flexur stehen nahezu senkrecht und besitzen keine
eindeutige Verbindung zu der Schichtenabfole in der Nähe der Yammouneh
Fault. Durch eine Vielzahl von E-W bis ENE-WSW verlaufenden dextralen
Störungen wird die Northern Mount Lebanon Zone durchschnitten.
Ferner befinden sich in der Northern Mount Lebanon Zone die berühmten
kretazischen Fundstellen von Fischfossilien (vgl. Abb. 9).
Abb. 11: Querprofile durch den A) Northern Mount Mount Lebanon. Lebanon und
B) Southern Location der Querprofile in Abb. 4.
Südlich der Beit ed Dine-Qabb Elias Fault schließt sich die Southern Lebanon
Zone an. Mit Ausnahme des Barouk-Niha Uplift (1980m) befindet sich diese
Zone unterhalb einer Höhe von 500m. Der schmale kontinentale Schelfrand aus
dem Norden endet südlich von Sidon. An dieser Stelle befindet sich ein stark
abgesunkener Sedimentblock (vgl. Abb. 11) durch den sich ein kontinuierlicher
Übergang in die Tiefsee gebildet hat.
Die Southern Lebanon Zone kann wiederum in zwei Subzonen unterteilt werden
entlang der Roum Fault. Der nordöstliche Bereich ist dominiert durch das
Barouk-Niha Uplift. Eine Zone von stark verfalteten und gestörten Karbonate des
Juras (vgl. Abb. 11). Diese asymmetrische Struktur (eine halbe Antikline) ist
östlich von der Yammouneh Fault begrenzt. Weiter westlich befindet sich eine
weitere jurassische Antikline (Azzour Anticline). Es wird angenommen, dass die
Azzour Anticline und die Western Lebanon Flexure zurückzuführen sind auf eine
reaktivierte Störung im Basement. Außerhalb des Barouk-Niha Uplift und der
Azzour Anticline sind keine jurassischen und früh kretazischen Sedimente
aufgeschlossen.
Im Gegensatz zum Libanongebirge ist die Bekaaebene nahezu völlig bedeckt mit
neogenen (Jungtertiär) Sedimenten. Im sehr schwer zugängliche Antilibanon
finden sich nur schlecht aufgeschlossene kretazische Sedimente.
2.4 Literatur
Quelle: Walley, C.D., 1998: Some outstanding issues in the geology of Lebanon and their
importance in the tectonic evolution of the Levantine region