Auf dem Weg zum eigenen Style – Materialien

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Auf dem Weg zum eigenen Style – Materialien
Auf dem Weg zum eigenen Style –
Materialien arbeitsteilig vergleichen
und dazu Stellung nehmen
Bushido Söhne Mannheims Azad Die Fantastischen Vier
Kool Savas Sido Xavier Naidoo Fettes Brot
1 a) Was verbindet ihr mit diesen Namen? Sprecht darüber.
b) Nennt Lieder von euch bekannten Rappern, die ihr besonders gut findet.
Was spricht euch besonders an – die Texte oder der Beat?
c) Berichtet, worum es in diesen Texten geht.
d)Wer rappt von euch? Erzählt von euren Erfahrungen oder tragt einen Rap vor.
A+B
2 In den folgenden Materialien geht es um Rap in Deutschland. Bearbeitet
die beiden Texte im Partnerpuzzle: Partner A bearbeitet M 1, Partner B
untersucht M 2. Legt euch zunächst diese Tabelle an:
M1
M2
Beachtet die folgende Aufteilung der Aufgaben für Partner A und B:
A
A+A
A+B
a)Erschließe das Interview
M 1 und beantworte die
fol­genden Fragen. Notiere
deine Ergebnisse in der
ersten Tabellenspalte:
–Woher kennen sich die
Mitglieder dieser Gruppe?
–Warum bezeichnen sie
sich als „multikulti“?
–Mit welchen Themen
beschäf­tigen sie sich
in ihren Raps?
b)Tausche dich mit einem
anderen A-Partner aus, der
ebenfalls M 1 bearbeitet hat.
Ergänze, wenn nötig, deine
Notizen.
B
B+B
a) Erschließe den Sachtext
M 2 und beantworte die
folgenden Fragen. Notiere
deine Ergebnisse in der
zweiten Tabellenspalte:
–Was versteht man unter
Gangsta-Rap?
–Wie ist die Sprache von
Gangsta-Raps?
–Wie hat sich die Szene in
Deutschland entwickelt?
b)Tausche dich mit einem
anderen B-Partner aus, der
ebenfalls M 2 bearbeitet hat.
Ergänze, wenn nötig, deine
Notizen.
3 Setzt euch wieder mit eurem Ausgangspartner zusammen und stellt euch
gegenseitig eure Ergebnisse aus 2 vor. A informiert, B fragt nach und
macht sich Notizen in die freie Tabellenspalte. Tauscht dann die Rollen.
4 „Die Gruppe Rapflektion sollte lieber Gangsta-Raps machen, dann wäre sie
bestimmt erfolgreich.“ Was hältst du von dieser Aussage? Notiere stichwort­artig deine Meinung unter die Tabelle. Ergänze Beispiele aus deinem
Erfahrungsbereich, die deine Meinung stützen.
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Wie tickt die Jugend? | 3.3.1 Informationen aus komplexen Texten erfassen
„Rapflektion“ im Tonstudio „Löwenhertz“ (von links nach rechts): Jan-Eric, Till,
Tim, Jennifer, Santano, Sead, Sven (nicht auf dem Bild: Alexander, Klaus)
M1 Auf dem Weg zum eigenen Style
(aus: Jugendzeitschrift „Our Life“, 2/2011)
„Rapflektion“ nennt sich eine junge Rapgruppe aus Braunschweig. Der Name ist
Programm, denn durch Rappen wollen die Jugendlichen über sich selbst reflektieren.
Die Gruppe ist im Jahr 2008 im Rahmen eines Projekts der Jugendförderung der Stadt
Braunschweig entstanden. Die jungen Rapper kommen aus verschiedenen Stadtteilen
und besuchen unterschiedliche Schulformen. Dazu gehören: Jennifer (15 J.), Sead (16 J.),
Sven (17 J.), Tim (18 J.), Till (18 J.), Jan-Eric (16 J.), Santano (16 J.), Alexander (19 J.).
Klaus Gelhaar ist der Leiter des Projekts. Unser Redakteur H. J. befragte die Gruppe:
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H. J.: Ich habe euch auf einer Veranstaltung
im letzten Jahr kennengelernt, auf der ihr
einen Rap in den Sprachen Deutsch, Polnisch und Sinti vor­getragen habt.
Till: Ich denke, das zeichnet uns auch aus,
dass wir so vollkommen verschieden sind.
Jan-Eric: Multikulti!
Sven: Wir haben uns alle erst hier (= im Projekt) kennengelernt und kommen alle aus
ganz unterschiedlichen Kulturen.
Till: Und wir wären in dieser Konstellation
wohl nie zusammengekommen, aber man
merkt, es klappt, es macht Spaß …
Sead: Wir lieben uns! (alle lachen)
H. J.: Würdet ihr euch zu der Hip-Hop-Jugend rechnen?
Jennifer: Also ich würde uns als Hip-Hop bezeichnen. Wir leben zwar in einer neuen
Zeit, aber wir haben noch nicht die ausschlaggebenden Sachen ver­gessen.
Sven: Also wir sind Hip-Hop, aber wir gehen
damit auf eine eigene Art und Weise um.
H. J.: Wie kommt ihr zu euren Themen?
Jan-Eric: Das passiert einfach. Wenn man einen Beat hört, stellt man sich was vor. Bei
manchen Beats hat man ‘ne große Oberfläche, wo man mit der Stimme viel machen
kann, da könnte man ‘nen vorantreibenden
Text schreiben, wo ich mehr Ausdruck in
die Stimme lege, oder es ist ein ruhiger
Beat, da könnte man ‘nen Liebestrack machen.
Till: Irgendwann saßen wir hier ewig und haben über Jugendliche diskutiert und hatten
dann einen Leitsatz und haben dazu einen
Beat gemacht.
Wie tickt die Jugend? | 3.3.1 Informationen aus komplexen Texten erfassen
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Jennifer: Also, ich habe in dieser Gruppe
schon viele Möglichkeiten gesehen, ‘nen
neuen Song zu starten. Zum Beispiel
kam ich einmal mit ‘nem Text hier ins B 58
(= Jugendzentrum) rein und hab den so ‘n
bisschen den Jungs vorgerappt … und da
hatte sich Sven gleich angeschlossen und
auch noch ein paar Zeilen zu Hause geschrieben, aber wir arbeiten jetzt immer
noch daran ...
Sven: Noch mal zu den Texten. Es ist ja immer
so, dass die Rap-Texte widerspiegeln, wo
man herkommt und was man macht. Deshalb, wenn man aus den USA die alten Sachen hört, den Gangsta-Rap, der kommt ja
aus den Gettos. Leider gibt es solche Raps
in Deutschland auch, obwohl es hier keine
Gettos gibt. Und da probieren wir, uns
davon zu distanzieren, sodass wir sagen
können: Das sind wir. Wir erzählen zum
Beispiel nicht, wie hart es in unseren Blocks
ist, sondern probieren halt das, was in der
Welt passiert, für uns zu verarbeiten.
Klaus: Einfach auch einen eigenen Standpunkt zu finden in der Welt. Rapflektion
ist Reflexion, Selbsteinschätzung, aber rea­
listisch: Wie leben meine Eltern? Wie lebe
ich? Welche Zukunft hatten meine Eltern?
Welche Zukunft habe ich?
Jennifer: Also von mir ist der Text An manchen Tagen kommt mir diese Welt so fremd vor,
ich suche nach mir selbst, aber komme mir zu
streng vor. Das kann ich auf so vieles in
meinem Leben beziehen. Das heißt zum
Beispiel, wenn ich was Neues entdeckt
habe, was mir gefällt, dann kommt mir das
Alte manchmal ‘n bisschen fremd vor und
ich suche danach, wie ich früher war, und
komme mir so streng vor, weil ich mich da
so eingeschränkt habe usw. Das kann man
auf viele Themen im Leben beziehen.
H. J.: Wie viele andere Rapper gibt’s denn
hier in Braunschweig?
Jennifer: Unzählige.
Sven: Aber das sind alles Einzel-Rapper, die
alle zu Hause ihr Head-Set-Mikrofon haben.
Klaus: Gruppen gibt es nicht, das ist ja gerade
der große Trumpf von Rapflektion, dass
ihr eben ‘ne Rap-Gruppe seid. Ihr seid völlig unterschiedliche Charaktere, die zusammen ein Produkt erarbeiten.
Angeleitet wird die Gruppe von Carlos (25 J., vorne in der Mitte), der sich als Rapper
schon einen Namen gemacht hat.
Seite 84–85
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Auf den Seiten 84–85 findest du drei Texte von Rapflektion.
Wie tickt die Jugend? | 3.3.1 Informationen aus komplexen Texten erfassen
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M2 Gangsta-Rap (aus: Lexikon 21)
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Gangster kommt vom englischen gang und meint ein Mitglied einer Bande. Im
Deutschen bezeichnet man damit Kriminelle, die von Raub, Diebstahl, Drogenhandel, Erpressung oder Mord leben.
Gangsta-Rap (oder Gangster-Rap) ist eine Rapform, die sich in den 80er- und
90er-Jahren vor allem an der Westküste der USA (v. a. in Los Angeles) entwickelte. Die Texte spiegeln die Erfahrungen aus amerikanischen Stadtteilen wider, in
denen hohe Arbeitslosigkeit und hohe Kriminalitätsraten herrschen. Daher
erzählen die Texte häufig von Gewalt, Drogenkonsum, Sex und dem Leben in
kriminellen Gangs. Die Sprache der Texte ist derb, frauenverachtend und gewaltverherrlichend. Bekannte Vertreter sind Künstler wie Snoop Doggy Dog,
50 Cent oder Ice-T. Da diese Rapform die Jugendlichen sehr stark ansprach,
gewann die Hip-Hop-Szene in den 90er-Jahren an der Westküste eine größere
Bedeutung als der Hip-Hop an der Ostküste (New York). Der Gangsta-Rap entwickelte sich zur wirtschaftlich erfolgreichsten Rapform.
In Deutschland hat sich vor allem in Berlin eine Rap-Szene entwickelt, die zum
Gangsta-Rap gerechnet werden kann. Häufig kommen Rapper dieser Szene aus
sozialen Brennpunkten mit einem hohen Migrantenanteil, z. B. Bushido, der in
Berlin-Tempelhof aufwuchs und eigentlich Anis Mohamed Youssef Ferchichi
heißt, oder Sido, der u. a. im Märkischen Viertel aufwuchs. Gewalt- und Drogenverherrlichung sowie die oft aggressive sexistische Ausdrucksweise führten
dazu, dass eine Reihe von Produktionen auf die Verbotsliste für jugend­
gefährdende Schriften kam. Trotzdem gehört auch in Deutschland der GangstaRap seit 2003 zu den meistverkauften Hip-Hop-Titeln.
5 Untersuche und vergleiche M 1 und M 2 in einem zusammenhängenden Text.
Berücksichtige dabei die folgenden Aufgabenstellungen.
a)Benenne die Titel, Autoren und Textsorten von M 1 und M 2 und gib das
gemeinsame Thema der Materialien an.
b)Beschreibe die Gruppe Rapflektion aus M 1.
c) Erläutere, was man unter Gangsta-Rap (M 2) versteht.
d)Setze beide Texte in Beziehung: Erkläre, worin der Unterschied zwischen
den Raps der Gruppe Rapflektion und dem Gangsta-Rap besteht.
Belege deine Ausführungen mit Hinweisen auf beide Materialien.
e) Rapflektion will Erfolg haben und Anerkennung (Respekt) finden.
Sollte die Gruppe daher den Stil des Gangsta-Raps übernehmen?
Nimm zu der Frage Stellung und begründe deine Meinung. Der TIPP hilft dir.
TIPP
So nimmst du Stellung:
Stellung nehmen heißt, sich zu einem Problem oder zu einer Frage eine
Meinung zu bilden und diese zu begründen. So gehst du vor:
1.Greife das Problem oder die Frage auf und beziehe eindeutig Stellung:
Zur Frage, ob sich Rapflektion an Gangsta-Raps orientieren soll, meine ich …
2.Begründe deine Meinung und belege sie mit Beispielen aus den Materialien
oder aus deinem Erfahrungsbereich: Ich höre gerne Hip-Hop und weiß auch,
was meinen Freunden gefällt. Daher bin ich mir sicher, dass …
Wie tickt die Jugend? | 3.2.7 Ein Interview und einen Sachtext beschreiben und analysieren
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