Angst und Schrecken

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Angst und Schrecken
GELDANLAGE
BÖRSEBIUS
Angst und Schrecken
V
or rund zwei Jahren rumpelte
ein mittleres Erdbeben durch
den grauen Kapitalmarkt und, so
fürchte ich, nicht wenige Ärzte waren davon tangiert. Die Falk Capital
AG in München, in Deutschland
immerhin der viertgrößte Anbieter
geschlossener Fonds, ging pleite.
Knall auf Fall standen mehrere Tausend Anleger vor schwarzen Löchern, wurden von Falk doch rund
80 Projekte mit einem Volumen von
3,2 Milliarden Euro aufgelegt.
Wer glaubte, mit den versprochenen Steuervorteilen und fantasievoll
Börsebius-Telefonberatung
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie
auch am 3. März 2007 von 16 bis 20 Uhr
Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach)
anrufen. Wenn in Finanzdingen „der Schuh drückt“,
wählen Sie bitte 02 21/98 54 80-17. Die kostenlose
telefonische Beratung ist ein Service des Deutschen
Ärzteblattes für seine Leser.
⏐ Jg. 104⏐
⏐ Heft 8⏐
⏐ 23. Februar 2007
Deutsches Ärzteblatt⏐
hochgerechneten Renditen seinen
Schnitt zu machen, sah sich getäuscht. Wer damals wirklich verdiente, waren die Vermittler, denen
großzügige Provisionen angedient
wurden, und die Initiatoren, die ihre
Schäfchen längst ins Trockene gebracht hatten. Dem gewinnhungrigen Investor jedenfalls oblagen am
Ende nur noch herbe Verluste.
Das Drama ist indes nicht zu Ende. Der Insolvenzverwalter ist nämlich wild entschlossen, bei den Anlegern weiterhin Angst und Schrecken
zu verbreiten. Josef Nachmann heißt
der Mann, der für die Fonds Nr. 68
und 71 rund 2 300 Anleger anschreiben ließ. Sie müssen sämtliche bisher erhaltenen Ausschüttungen zurückzahlen, bei knapp 2 000 wurden
bereits gerichtliche Verfahren angestrengt. Eine wahrhaft böse Überraschung für die Betroffenen.
Darf Insolvenzverwalter Nachmann so was überhaupt? Der Komplex ist zwar rechtlich kompliziert,
aber es sieht so aus, dass die Nachforderung in Ordnung geht. Die
Ausschüttungen sind eben nicht als
Gewinnbeteiligung zu werten, sondern quasi als Entnahme von Einlagen, weil die Fonds auch damals
schon Verluste gemacht hätten. Und
die können ohne Weiteres zurückgefordert werden.
Dieses Horrorszenario der Rückholung gilt aber nicht für alle Falk
Fonds. Die Nummern 70 und 72 sowie 73 und 75 wurden gerettet, der
Fonds Nr. 80 ist bereits aufgelöst,
während sich Falk 77 noch in der Insolvenz befindet. Rund 20 andere
Fonds sind ebenfalls gefährdet.
Für die Betroffenen bleibt (theoretisch) noch die Möglichkeit, gegen die Initiatoren und Vermittler
Schadensersatzansprüche zu stellen. Auf die Idee sind aber schon
viele andere gekommen. Persönlich
würde ich von einem derartigen
Vorgehen eher Abstand nehmen,
meistens wird hier nur gutes Geld
dem schlechten hinterhergeworfen.
Ein Vollstreckungstitel bringt mir,
wenn beim anderen nichts zu holen
ist, außer Frust gar nichts. Abhaken,
unter Lebenserfahrung abbuchen ist
die angemessene Reaktion.
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