Den Stern verteidigen - chilli:freiburg:stadtmagazin
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„Den Stern verteidigen“ Thomas Merkle, der Küchenolympier vom Kaiserstuhl Ehrgeizig – aber nicht abgehoben: Sternekoch Thomas Merkle kann exotische Aromenfeuerwerke zünden, serviert aber gerne auch ein gutes Schnitzel. Fotos: © Kai Hockenjos eden November beginnt bei den deutschen Spitzenköchen das große Hoffen und Bangen: Der Guide Michelin erscheint und die rote Gourmetbibel gibt bekannt, wer den Küchenolymp erklimmt – und wer abfällt. Vor genau einem Jahr ist Thomas Merkle von Merkles Restaurant in Endingen am Kaiserstuhl in die erste KochRiege aufgestiegen. chilli-Autor Kai Hockenjos hat sich mit dem Sternekoch über den neuen Druck am Herd, Berührungsängste, Karlsruher Kennzeichen und Tiefkühlpizza unterhalten und bekam dabei eine super-leckere Topinambursuppe serviert. Das Rezept dieser Köstlichkeit hat Merkle exklusiv für die chilli-Leser preisgegeben. J chilli: Herr Merkle, vor genau einem Jahr bekamen Sie Ihren ersten Michelin-Stern verliehen – wie hat sich Ihr Koch-Leben seitdem geändert? Merkle: Geändert hat sich eigentlich nichts, wir machen weiterhin unser Programm. Einfacher ist es aber nicht geworden, das muss man ehrlicherweise sagen. 4 | chilli | kulinarisches | 11.2011 Man macht sich mehr Gedanken, wie man die Speisekarte schreibt, welche Gerichte man aufnimmt, wie man sie kombiniert. Es ist jetzt schon ein gewisser Druck da, man möchte den Stern nun auch verteidigen. chilli: Steigt demnach der Blutdruck, wenn auf Ihrem Parkplatz Autos mit Karlsruher Kennzeichen parken (Karlsruhe ist Sitz der Michelin-Redaktion, Anmerkung der Red.)? Merkle (lacht): Wir haben oft einzelne Herren zu Gast, die bei uns essen. Ich renne dann aber nicht auf den Parkplatz und halte nach deren Autokennzeichen Ausschau, nein. chilli: Hatten Sie in den vergangenen zwölf Monaten Michelin-Tester im Haus? Merkle: Bestimmt, aber die erkennt man nicht. chilli: Sternekoch – war das immer Ihr Ziel? Merkle: Ja, ganz klar, es war immer mein Traum. Und natürlich haben wir darauf hingearbeitet. Ich habe aber auch immer gesagt, ich kann es nicht ändern, wenn ich keinen bekomme. chilli: Nun leben Sie Ihren Traum, wie geht es Ihnen dabei? Merkle: Mein Team und ich verkraften den Druck sehr gut. Man darf das Ganze nicht zu verbissen sehen, das bringt nichts. Wir sind Menschen und Fehler passieren. Auch bei uns gibt es Tage, an denen es mal nicht so gut läuft. Man muss auch immer damit rechnen, den Stern wieder verlieren zu können. Niemand ist perfekt. chilli: Haben Sie auch Berührungsängste gespürt, seitdem Ihr Betrieb ein Sterne-Restaurant ist? Merkle: Zum Glück nicht, im Gegenteil. Die Leute im Ort und aus der Umgebung kommen gerne zu uns, das finde ich klasse. Um Berührungsängste gar nicht aufkommen zu lassen, haben wir bewusst das Mittwochsmenü eingeführt. Das ist eine günstige Gelegenheit, Sterneküche kennenzulernen. Ab Mitte November ziehen wir mit einem Vier-Gang-Fisch-Menü nach, immer donnerstags, zu erschwinglichen Preisen. Und: Man kann bei uns auch immer noch ein ganz normales Schnitzel essen oder geschmorten Ochsenschwanz, wir sind nicht abgehoben. chilli: Wenn Ihre kleine Tochter nach Tiefkühlpizza schreit, gibt es die dann im Hause Merkle? Merkle (lacht): Wenn es Pizza gibt, dann machen wir die schon selbst oder gehen zu einem guten Italiener. Merkles Topinambursuppe (Rezept für 4 Personen) Zutaten: 500 g Topinambur waschen und in Würfel schneiden, 3 Stk. Schalotten schälen und fein schneiden, 2 Knoblauchzehen schälen und fein schneiden, 1 l Gemüsefond, 50 g Butter, 1 Tl geröstete Koriandersamen, 150 ml Sahne. 50 ml trockener Weißwein, Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle. 1 gekochte Rote Bete, Holzspieße, Tempurateig Zubereitung: Die Butter in einem Topf zergehen lassen, geschälte und fein geschnittene Schalotten und Knoblauch darin anschwitzen. Topinamburwürfel zugeben und kurz mit anschwitzen. Mit Weißwein ablöschen und reduzieren lassen. Mit Gemüsefond auffüllen. Geröstete Koriandersamen mit dem Mörser zerstoßen und zur Suppe geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Topinambur bei schwacher Hitze weich garen. „Ross-Erdäpfel“ ist im Badischen die Bezeichnung für Topinambur, Sahne zugeben und mit dem Mixer fein pürieren und ein Knollengewächs, das Thomas Merkle zu einem köstlichen Süppchen verarbeitet. anschließend durch ein feines Sieb streichen. Vor dem Servieren die heiße Suppe nochmals mit dem Zauberstab durchmixen und in heißen Tellern anrichten. Einlage: Topinamburchips Rote Bete-Sticks im Tempuramantel Den gewaschenen Topinambur in feine Scheiben schneiden und in einer beschichteten Pfanne in Butterschmalz beidseitig knusprig rösten, herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Für die Sticks gekochte Rote Bete in 5 cm lange und 1 cm dicke Spalten schneiden. Die Rote-Bete-Sticks durch den Tempurateig ziehen, etwas abtropfen lassen und etwa 2–3 Minuten im heißen Öl ausbacken. Auf Küchenpapier abtropfen lassen, etwas salzen, auf Holzspieße stecken und zur Suppe servieren. IMPRESSUM Sonderheft 11-2011 Das „Kulinarisches“Special erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli Redaktion Lars Bargmann, Nicole Kemper, Steve Przybilla, Daniel Weber, Kai Hockenjos Fotos Nicole Kemper, Daniel Weber, Kai Hockenjos, Steve Przybilla Titelbild: © fotolia.com Grafik Claudia Fakler, Johanna Klausmann Lektorat: Beate Vogt Anzeigen Uwe Bernhardt, Iris Baumann, Christel Edelmann Druck Freiburger Druck GmbH & Co. KG Herausgeber chilli Freiburg GmbH Lörracher Str. 5a 79115 Freiburg fon: 0761-292 70 60 fax: 0761-292 70 61 [email protected] www.chilli-online.de Geschäftsführung Michaela Moser (ViSdP) Inserentenverzeichnis Brauerei Ganter GmbH & Co. KG Alte Wache – Haus der badischen Weine GmbH, la Centrale – Bar – Bistro – Restaurant, Kaiserstühler Winzergenossenschaft Ihringen eG, Weingut Dr. Heger, Market-Italiano, Vegetage Freiburg, delcanto – Restaurant – Café – Lounge, Garibaldi Freiburg, Die Küche, Breisach-Touristik, Waldsee Gaststätten GmbH, Großer Meyerhof Guten Appetit wünscht Thomas Merkle! chilli | kulinarisches | 11.2011 | 5