Wie Dienstleister die SAP-Arena in Schuss halten Wie

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Wie Dienstleister die SAP-Arena in Schuss halten Wie
Ausgabe Rhein-Neckar – 9 / 08
1. Jahrgang
05.09.2008
4,90 t
08009
Energie-Effizienz
Jetzt wird abgerechnet!
Facility Management
Wie Dienstleister
die SAP-Arena
in Schuss halten
Tata-Nano
Wie BASF und
Freudenberg vom
Billigauto profitieren
Ständige Fachausstellung auf
über 1.600 qm
Komplettservice – von der
Projektierung bis zur Übergabe
Partnerschaft mit den Besten
Lösungen, die begeistern
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Öffnungzeiten:
Montag - Freitag
7.30 - 17.00 Uhr
Intern
Energie und Engagement
Econo Rhein-Neckar: Aus der Region - für die Region
Zwei Schwerpunkte prägen diese EconoAusgabe. Den einen haben Sie auf unserer
Titelseite bereits kennen gelernt. Immer
mehr Unternehmen geht inzwischen ein
Licht auf, wieviel Geld sie sparen könnten,
wenn sie ihren Öl-, Gas- oder Strombrauch
drosselten. Für jene Firmen, die sich bei
Neubauten oder Sanierungen beraten lassen wollen, hat die Metropolregion einiges
zu bieten. Darüber hinaus gibt es viele Beispiele für erfolgreiche Projekte. Doch lesen
ab Seite 25 selbst, wie effizienter Klimaschutz an Rhein und Neckar funktioniert.
Gutes Klima kann auch eine zwischenmenschliche Herausforderung sein. Bestes
Beispiel ist der für den 20. September in
zahlreichen Städten und Gemeinden stattfindende Freiwilligentag. „Wir schaffen
was“ heißt das Motto dieses Tages, an dem
mehr als 300 Projekte ausgeschrieben sind.
Wieso Sie teilnehmen sollten, erklärt SAPVorstandsmitglied Prof. Dr. Claus Heinrich
im Interview. Außerdem beschreiben wir,
welche Erfahrungen große Unternehmen
mit eigenen Freiwilligentagen gemacht haben und warum sich junge Unternehmer
und Angestellte ehrenamtlich engagieren.
Dass alles lesen Sie ab Seite 62.
Einen großen Schritt heraus aus der Metropolregion wagen wir mit einem Text über
das billigste Auto der Welt – den Tata Nano.
Wussten Sie, wieviel Know-how aus Weinheim und Ludwigshafen in dem 1700-EuroWagen steckt? Nein? Dann lesen Sie es
nach ab Seite 34.
Die weite Welt vor unserer Haustür bietet
hingegen die SAP-Arena. Doch was passiert im Sport- und Konzerttempel, wenn die
Scheinwerfer aus und die Türen verschlossen sind? Lesen Sie ab Seite 48, wie Dienstleister die Arena auf dem neuesten Stand
halten und wie Firmen vom so genannten
Facility Management profitieren können.
Schmunzeln Sie gerne? Dann sollten Sie
unser Interview zum Thema Firmenwitze lesen. Ab Seite 74 wird es ernst. So ernst wie
es ab Seite 78 weiter geht. Der Artikel
„Sandkastenspiele“ entführt Sie in die Welt
des Bernd Brand. Er stellt perfekte Miniaturen von Baufahrzeugen her – Stückkosten
bis zu 11 800 Euro.
Wir wünschen Ihnen
viel Vergnügen beim Lesen!
Die Econo-Redaktion (von links): Stefan Wagner, Matthias Schmitt und Kristian Klooß
Bild: Rinderspacher
Herzlichst,
Ihr Econo-Team
September
▲
▲
24 Effiziente Energiesparer
Nachrichten
Unternehmen & Märkte
6
Heidelberg. Die Sprechtrainer von „Parla“ ziehen ans
Schloss
16
Rhein-Neckar. Das FirmenNetzwerk „Komplizen“ ist
„Dienstleister des Jahres“
24
Energie-Effizienz I. Warum
die Metropolregion RheinNeckar Vorreiter ist
29
Energie-Effizienz IV. Wie die
Ekon-Berater Firmen helfen,
Geld und Energie zu sparen
8
Neustadt. Suchmaschinenbetreiber AGI-IMC katalogisiert Nationalbibliothek
18
Mannheim. Die Firma E + S
zieht es nach Mannheim
27
Energie-Effizienz II. Albrecht
Göhring von der EnergieEffizienzAgentur im Interview
32
Energie-Effizienz V. Druckereien sind jetzt klimaneutral
18
Lampertheim. Die Firma
KHG Warnecke zieht es aus
Mannheim weg
34
28
Energie-Effizienz III. ABBChef Smits sagt, wie Firmen
Energie sparen können
Autozulieferer. Wer am
Billigauto Tata Nano verdient
38
Handwerk
8
10
Walldorf. Die SAP kündigt
kräftiges Wachstum an
Mannheim. Südzucker macht
seinen Aktionären Mut
20
Stuttgart. Netzwerker treffen
sich auf der„do it.konferenz“
21
Neustadt. Stadt und Mitarbeiter kämpfen gegen das
Hertie-Aus
12
Mannheim. Was CropEnergies seinen Kritiker erwidert
13
Mosbach. Die Apothekergenossenschaft Noveda kauft
den Großhändler Kapferer
22
Rhein-Neckar. Das ZEW
meint, dass sich die
Konjunktur leicht aufhellt
23
14
Heidelberg. Der InternetZahlungsabwickler Heidelpay expandiert in Portugal
Heßheim. Wie Dennis Hauck
aus seinem Hobby ein
Geschäft macht
Menschen
3
Editorial
347
Impressum
80
Index
82
Der Schreibtisch von ...
40
Jochen Taupitz.
Uni-Professor im Ethikrat
42
Die Grimmingers.
Eine Bäcker-Dynastie
44
Heidelberger Spieleverlag.
Die verspielten Macher
46
Menschen des Monats
Sind Sie schneller
gewachsen, als
Sie dachten?
FREYLER – Maßgeschneiderte
Baulösungen.
34 Preiswerter PKW
▲
▲
48 Helfende Hände
▲
▲
Management
48
Facility Management.
Ein Blick hinter die Kulissen
der SAP-Arena
56
Zeitarbeit I. Erfolgreiche
Personaldienstleister aus
der Region
Wenn der Wettbewerb Ihrem Erfolg gerade keine
Grenzen setzt, dann sollte es Ihr Firmengebäude erst
recht nicht tun. Deshalb ist bei der Wahl Ihres Industrie-
52
55
Finanzen. Warum Sie ihrem
Banker manchmal vertrauen
sollten
58
Preise & Wettbewerbe.
Handwerk sucht die besten
Meister
60
Zeitarbeit II. Interview mit
Ariane Durian vom
Branchenverband IGZ
De Jure. Wie Sie Fallstricke
bei befristeten Arbeitsverträgen umgehen
Politik & Gesellschaft
62
Soziales Engagement I.
SAP-Vorstand Claus Heinrich
über den Freiwilligentag
66
Soziales Engagement II.
Unternehmer in Schulen
68
Soziales Engagement III.
Über „Big Brothers Big Sisters“
bau-Partners genau derselbe unternehmerische Weitblick
gefragt wie bei Ihren marktstrategischen Entscheidungen.
Denn nur ein ganzheitlich denkender, planender und
arbeitender Partner wie FREYLER gibt Ihnen Raum für
gezieltes Wachstum.
FREYLER Industriebau GmbH
70
Soziales Engagement IV.
Auf Tauschbörsen Gutes tun
72
Energie. Pfälzer kooperieren
74
Psychologie. Firmenwitze
76
Bildung & Wissenschaft
78
Lifestyle
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6
Nachrichten
Bürgerbegehren gescheitert
MANNHEIM. Das Bürgerbegehren gegen den Bau von Block 9
des Großkraftwerkes Mannheim
(gkm) ist mangels Beteiligung gescheitert. Gegen den neuen Steinkohleblock haben sich 15 728 Bürger ausgesprochen. Die gesetzliche
Mindestzahl von 20 000 Unterschriften wurde somit verfehlt. Die Initiatoren wollten einen Bürgerentscheid über die Aufstellung eines
Bebauungsplans erreichen, um auf
diesem Weg den Ausbau zu stoppen.
Handwerkskammern prüfen Fusion
LUDWIGSHAFEN. Wie die Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ berichtet, wollen die Handwerkskammern
Pfalz und Rheinhessen ihre angestrebte Fusion durch eine Machbarkeitsstudie prüfen. Die Verschmelzung stünde dann frühestens 2015
an. Die HWK Pfalz hat 17 000 Mitgliedsbetriebe, die HWK Rheinhessen 7000.
SAS übernimmt IdeaS
HEIDELBERG. SAS hat den USamerikanischen Anbieter von Revenue-Management-Lösungen IDeaS
übernommen. Damit wolle das Unternehmen sein Geschäft im Bereich Umsatz- und Preisoptimierung
stärken. IDeaS hat seine Kunden vor
allen Dingen in der Hotellerie, eine
Zielgruppe, die bei SAS bisher nicht
im Fokus stand. Zum Kaufpreis wollten die beteiligten Unternehmen
keine Angaben machen. Der
Deutschlandsitz der US-amerikanischen SAS ist in Heidelberg.
Belte-Gruppe kauft Schirra
FUSSGÖNHEIM. Die insolvente Schirra Räder-Technik GmbH
hat einen neuen Eigentümer. Die
Belte AG aus Delbrück bei Bielefeld
hat den Fußgönheimer Felgenhersteller übernommen. Die Übernahme ist nach Angaben der BelteGruppe „ein weiterer Baustein im
Rahmen der Expansionsstrategie“.
Hauptzielgruppe sei neben der Automobilindustrie der Motorsport mit
High-Tech-Rädern der Deutschen
Tourenwagen-Meisterschaft und
der Formel 3. Nach eigenen Angaben beschäftigt die Belte AG rund
300 Mitarbeiter, inklusive Schirra.
econo
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•
5. September 2008
Parla zieht ans Schloss
Die Heidelberger Agentur Parla hat einen neuen Coaching-Raum am
Heidelberger Schloss bezogen. So will Inhaberin Anja Oser für das
richtige Ambiente bei ihren Führungskommunikations-Kursen sorgen
HEIDELBERG. Die Heidelberger
Sprech- und Kommunikationstrainings-Agentur Parla wächst seit
Jahren. Jetzt hat sich Inhaberin Anja Oser entschieden, die bisherige
Einheit von Verwaltungs- und
Coaching-Räumen aufzuheben. Seit
August werden Schulungsteilnehmer im Erdgeschoss einer alten Villa
in der Schlossstraße geschult, nur
einen Steinwurf vom Heidelberger
Schloss entfernt. „Es ist viel ruhiger
hier als am bisherigen Standort in
der Bahnhofstraße“, sagt Oser. Der
Blick auf die Dächer Heidelbergs
vermittele darüber hinaus das richtige Ambiente. Denn es sind vor allem
Führungskräfte, die die Agentur mit
ihrem Angebot anspricht.
„Aktuell arbeiten wir sehr viel in
der Baubranche“, sagt Oser. Einer
der wichtigsten Kunden ist der
Mannheimer Konzern Bilfinger Berger, für den die Heidelbergerin und
ihr Trainerteam Nachwuchskräften
den rhetorischen Feinschliff verpasst. „Mit den High Potentials von
Bilfinger Berger trainieren wir zum
Beispiel, wie man auf englisch Präsentationen hält“, sagt die 40-Jährige.
Vier Office-Mitarbeiter und neun
Trainer sind bei Parla beschäftigt.
Sie sitzen nicht nur in Heidelberg,
sondern zum Beispiel auch in
Würzburg oder Tauberbischofsheim. Im Einsatz ist das Team um
Anja Oser deutschlandweit. Ob
beim Baukonzern Bilfinger Berger,
beim Schraubenkonzern Würth, bei
der Deutschen Telekom oder auf
dem jährlich stattfindenden Deutschen Sekretärinnen-Kongress.
Während Großkonzerne oft eigene
Trainingscenter für Seminare nutzen, ist der neue Coachingroom vor
allem für Schulungen einzelner
Kunden oder kleiner Gruppen reserviert. Zum Handwerkszeug der
Heidelberger
KommunikationsTrainer gehört die Telefontrainingsanlage ebenso wie die Videokamera. So werden Fehler von Unterrichtsstunde zu Unterrichtsstunde
dokumentiert - und nach und nach
abgestellt. „Zum Beispiel landen
bei Kundengesprächen gerne mal
die Hände unter dem Tisch“, sagt
Oser. Auch stehend können Manager viel falsch machen. „Jemand,
der ständig von einem Bein aufs
andere wippt, hat auch im übertragenen Sinne keinen Standpunkt“,
sagt die Sprechwissenschaftlerin.
Manche Teilnehmer müsse man
gelegentlich auch daran erinnern,
dass es wichtig sei, Pausen einzulegen: „Nicht alles muss in einem
Satz gesagt werden.“
Seit dem Studium lebt und arbeitet
Oser in Heidelberg. Nach einem
Semester Psychologie schwenkte
sie auf Anglistik und Romanistik
um. Ein Semester später belegte
sie zusätzlich das Fach Sprechwissenschaften. Schon während des
Studiums arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für Coaches und Agenturen. Später als Lehrbeauftragte an
der Universität. „,Rhetorik für Frauen’ hieß der erste Kurs, den ich gegeben habe“, erinnert sie sich und
schmunzelt. „Das war damals aktuell.“ Die angestrebte Promotion fiel
Nachrichten
dem beruflichen Erfolg zum Opfer.
„Ich hatte so viele Aufträge, dass
mein Stipendium auslief.“ Seit 2003
hat Parla seinen Sitz in der Heidelberger Bahnhofstraße, wo zumindest die Verwaltung auch künftig
ansässig sein wird.
In einigen Jahren will die Unternehmerin diese Trennung wieder
auflösen und ihre Idee eines „Hauses der Stimmen“ verwirklichen.
„Die Idee ist, zum Beispiel auch eine Logopädin und eine Gesangslehrerin dabei zu haben“, sagt sie.
„Gute Kontakte zu haben ist da
wichtig“, sagt Oser. Über die verfügt sie als Vorsitzende des Berufsverbandes Sprechen allemal.
Kristian Klooß
ZAHLEN & FAKTEN
■ Zum Angebot Parlas gehören
unter anderem Stimmtraining,
Rhetorikkurse, Gesprächsführungskurse,
Präsentationstechniken und Persönlichkeitstraining.
■ Beschäftigt werden bei der
Agentur vier Office-Mitarbeiter,
hinzu kommen neun selbstständige Trainer und ein Pool von
spezialisierten freien Mitarbeitern.
■ Betreut hat Parla seit der
Gründung im Jahr 2000 rund
15 000 Kunden. Für 2008 rechnet Inhaberin Anja Oser mit einem Umsatz von mehr als
200 000 Euro.
M:CON
Speyer ausgezeichnet
Darlehen und neue Kunden
SPEYER. Der rheinland-pfälzi-
MANNHEIM. Der Mannheimer
Gemeinderat hat beschlossen, der
m:con für die bei der Erweiterung
des Kongresszentrums Rosengarten entstandenen Mehrkosten einen Kredit von 5,6 Millionen Euro zu
gewähren. Veranschlagt für den
Umbau waren Gesamtkosten von
50 Millionen Euro. Die m:con hat
bekannt gegeben, dass sie zwei
neue Verträge mit Medizin-Gesellschaften abgeschlossen hat, zum
einen mit der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes
(DGSS) und mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und On-
NACHT DER AUSBILDUNG
Möglichkeiten live erleben
MANNHEIM. Zehn Unternehmen öffnen am 26. September zwischen 18 und 23 Uhr ihre Ausbildungsstätten. Eingeladen sind junge Menschen, die sich über Ausbildungsmöglichkeiten informieren
möchten. Vor Ort präsentieren Auszubildende die angebotenen Berufe und stehen als Ansprechpartner
für die Jugendlichen bereit. Die
Veranstaltung lässt laut beteiligter
Firmen „Ausbildung live erleben“
und ermöglicht den Besuchern, mit
potenziellen Ausbildern und Arbeitgebern in Kontakt zu treten. Zu sehen bekommen die Jugendlichen
rund 40 technische und kaufmännische Berufe sowie einige Studiengänge an der Berufsakademie
(BA). Ein kostenloser Shuttleservice bringt die Besucher zu den
verschiedenen Ausbildungsstätten. Beteiligte Unternehmen sind
Daimler, EvoBUS, Friatec, das
Großkraftwerk Mannheim, John
Deere, MVV Energie, Roche Diagnostics, SCA Hygiene Products,
TNT Express und die Stadt Mannheim. Schirmherr ist Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Die „Nacht
der Ausbildung“ findet in diesem
Jahr zum dritten Mal statt.
MSc
„RISK AND SAFETY MANAGEMENT“
SRH richtet neuen Studiengang ein
HEIDELBERG.Die SRH Hoch-
Anja Oser hat für jedes Ziel die
richtige Übung parat. Bild: Parla
kologie (DGHO). Mit der DGSS
schloss m:con eben einen DreiJahres-Vertrag ab und übernimmt
damit ab 2009 die komplette Organisation des Deutschen Schmerzkongresses, an dem jährlich 3000 Experten teilnehmen. „Für m:con als
Professional Congress Organiser
haben beide Neukunden eine große Bedeutung“, sagt m:con-Geschäftsführer Michel Maugé. „Wir
stehen beiden Geschäftspartnern
mit unserer Erfahrung auf dem medizinischen Sektor, unserer HighTech und unserem professionellen
Service zur Verfügung.“
MSc
schule Heidelberg bietet Absolventen technischer oder betriebswirtschaftlicher Fächer einen neuen
Masterstudiengang
Risk
and
Safety Management. Zugangsvoraussetzung ist mindestens ein
Jahr Berufserfahrung: „Die technischen Risiken zu kennen ist natürlich die Basis für Risikomanager“,
erklärt Prof. Dr. Udo Weis, Leiter
des Studiengangs. Aber sie müssten auch wissen, wie Menschen
auf kritische Situationen reagieren
und wie man eine Sicherheitskultur
am besten kommuniziert. Oft sei es
sinnvoller, Veränderungen nicht in
Form von Regeln umzusetzen, sondern ein „unbewusstes Sicherheitsbewusstsein“ zu fördern. Im
Modul
Wirtschaftspsychologie
werden die Studierenden deshalb
für Methoden der Mitarbeiterführung sensibilisiert, die ohne erhobenen Zeigefinger auskommen. Ein
weiterer Schwerpunkt liegt in der
Vermittlung interkultureller Kompetenzen. Das Studium dauert 24 Monate und soll auf Führungsaufgaben vorbereiten.
MSc
7
sche Wirtschaftsminister Hendrik
Hering hat mittelstandsfreundliche
Kommunen ausgezeichnet. Die
kreisfreie Stadt Speyer hat sich dabei bereits zum zweiten Mal durchgesetzt. 22 Unternehmen haben
Speyer vorgeschlagen, die höchste
Zahl bei der Vorschlagsliste.
Hallenbad wird Markthalle
HEIDELBERG. Nach Ablauf der
Frist zur Nutzung des Alten Hallenbades liegt der Stadt Heidelberg nur
ein Angebot vor. Investor Hans-Jörg
Kraus möchte laut einem Bericht
der „Rhein-Neckar-Zeitung“ ein
Markthallenkonzept in dem
102 Jahre alten Gebäude umsetzen.
Im so genannten Kesselhaus im Untergeschoss sollten Marktstände
und ein Bio-Supermarkt Platz finden, im Herrenbad sei ein großer
Raum für Veranstaltungen vorgesehen. Der Gemeinderat entscheidet
Mitte Oktober, ob Kraus zum Zug
kommt.
Soziale Einkaufspolitik
MANNHEIM. Der Mannheimer
Gemeinderat hat sich einstimmig
dafür ausgesprochen, dass die
Stadtverwaltung möglichst nur
noch solche Waren kauft, die unter
Einhaltung international anerkannter Sozial- und Arbeitsnormen hergestellt worden sind.
Eine Million Euro Fördergelder
MANNHEIM. Für Mannheim
stehen im Europäischen Sozialfonds im nächsten Jahr über eine
Million Euro an Fördergeldern zur
Verfügung. Mit dem Geld sollen
Menschen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt gefördert werden. Bildungseinrichtungen und Beschäftigungsträger können noch bis zum
30. September einen Antrag bei der
L-Bank einreichen.
EWS wird Canon Business Center
MANNHEIM. Das Mannheimer
Bürofachhandelsunternehmen
EWS ist seit August „Canon Business Center“. „Damit stärkt Canon
seine Präsenz im Wirtschaftsraum
Rhein-Neckar“, sagt Jeppe Frandsen, Chef von Canon Deutschland.
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5. September 2008
econo
8
Nachrichten
Agrarboom beflügelt Umsatz
MANNHEIM. Deere & Company hat im dritten Quartal des Geschäftsjahres einen Gewinn von 575
Millionen US-Dollar (Vorjahr: 537,2
Millionen) erzielt. Das Ergebnis belief sich auf 1,7 Milliarden Dollar
(Vorjahr: 1,4 Mrd.). Das starke Umsatzwachstum um 17 Prozent auf 7,7
Milliarden Dollar im dritten Quartal
führt der Landmaschinen-Hersteller auf den weltweit florierenden
Agrarsektor zurück.
Hoher Gewinne dank Verkäufen
DARMSTADT. Der HEAG-Konzern erwirtschaftete 2007 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Der
HEAG und ihren Tochtergesellschaften HEAG Südhessische Energie AG (HSE), Bauverein AG und
HEAG mobilo GmbH gehören insgesamt 3094 Beschäftigte an. Das letzte Jahr war geprägt durch Umstrukturierungen: Die HSE gliederte die
Netze in eine eigene Gesellschaft
aus. Die Holding verkaufte ihre direkten Beteiligungen an der HEAG
MediaNet GmbH und der EAG Entsorgungs-AG an die HSE. Geprägt
durch die Unternehmensverkäufe
konnte der Konzern mit 53,3 Millionen Euro ein überdurchschnittliches Jahresergebnis erzielen.
Diringer & Scheidel setzt auf Pflege
MANNHEIM. Diringer & Scheidel plant laut einem Bericht des
„Mannheimer Morgen“ seine Pflegesparte massiv auszubauen. So
wolle die Mannheimer Unternehmensgruppe mit Schwerpunkt Bau
in diesem Jahr mehrere Senioreneinrichtungen in der Metropolregion Rhein-Neckar und im Raum
Achern/Kehl übernehmen. Die Verhandlungen sollen in den nächsten
Wochen abgeschlossen werden.
Demografischer Wandel als Chance
RHEIN-NECKAR. Dem Hand-
werk biete sich laut Handwerkskammer Mannheim Rhein-NeckarOdenwald großes Potential auf dem
Markt für die zukunftsorientierte, altersgerechte und barrierefreie Gestaltung des Gebäudebestandes.
Die Kammer stellt auf der Seite
www.jung-wohnen-alt-werden.de
Checklisten bereit, mit denen sich
Auftragschancen prüfen lassen.
econo
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5. September 2008
Revolution
in der Bibliothek
Die Neustadter AGI-IMC verändert die Suche
in Büchereien. Seit September scannt sie die
Bestände der Deutschen Nationalbibliothek
NEUSTADT. „Es war ein langer
Weg bis zur Anerkennung durch
die Deutsche Nationalbibliothek“,
sagt Manfred Hauer. Seit 2002 habe
er daran gearbeitet. Jetzt hat der
Geschäftsführer des Neustadter
Suchmaschinenbetreibers AGI-Information Management Consultants (AGI-IMC) den Auftrag erhalten, ab September die Inhaltsverzeichnisse von Büchern der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig ab
1910 einzuscannen. „Das ist ein politischer Durchbruch“, sagt Hauer,
denn seinen Suchverfahren stehen
noch immer viele Bibliothekare distanziert gegenüber.
Das Geschäftsmodell der AGIIMC lässt den Bibliotheken die
Wahl, ob sie den für das Digitalisieren der Verzeichnisse erforderlichen Rolltisch samt Scanner, Rech-
ner, Kommunikations-, Bildverarbeitungs-, Texterkennungs-, Inhaltsanalyse- und CollaborationSoftware erwerben und selbst Bücher einscannen oder ob sie pro
Buch für die komplette Dienstleistung zahlen wollen. Im zweiten Fall
scannt Hauer mit seinen Teams vor
Ort. Pro Tag schaffen drei Maschinen gut tausend Inhaltsverzeichnisse. Das kostet höchstens zwei
Euro pro Buch und macht jedes
Wort suchbar. Die Verschlagwortung durch Bibliothekare koste die
Bibliotheken hingegen mehr als
dreißig Euro pro Buch, sagt Hauer,
weshalb viele Bibliotheken darauf
verzichten und die Titel deshalb nur
schwer suchbar sind.
Mehr als eine halbe Million Inhaltsverzeichnisse haben AGI-IMC
und die Bibliotheken inzwischen
eingescannt und in „dandelon.com“ publiziert. Wer per Suchbegriff ein Buch gefunden hat, kann
vom angezeigten Treffer zum Ausleihsystem der angeschlossenen
Bibliotheken oder zum Buchhandel
springen. „Die letzten zehn Jahre
decken wir recht gut ab und neue
Titel sind kurz nach dem Druck verfügbar, teils mit Vorabinformationen sogar schon bis zu sechs Monate früher“, sagt der Geschäftsführer.
1983 hatte Hauer gemeinsam mit
einigen Kommilitonen die Arbeitsgemeinschaft Informationsvermittlung (AGI-IMC) an der Universität
Konstanz gegründet und dann später in ein Unternehmen überführt.
Zu den ersten Kunden gehörten die
Boston Consulting Group und Infratest, für die Hauer unter anderem
eine der ersten europaweiten EMail-Umfragen organisierte – im
Jahr 1985. In den folgenden Jahren
begann die AGI-IMC damit, Software-Lösungen zu vertreiben, mit
denen sich Fachwissen in einer Organisation sammeln, archivieren
und auswerten ließ. Zu den Kunden
gehörten unter anderem die Unternehmensberatung Roland Berger,
Industrie-Konzerne wie WackerChemie und Henkel und Dienstleister wie die Rückversicherung
SwissRe oder die Deutsche Post
World Net. Auch Rundfunkanstalten und Zeitungen nutzten die Software Hauers.
SAP
Walldorfer wollen um bis zu 27 Prozent wachsen
WALLDORF. Die Walldorfer
SAP AG hat im zweiten Quartal des
laufenden Geschäftsjahres ein
deutliches Plus bei den Softwareund softwarebezogenen Serviceerlösen verzeichnet. So stiegen die
Erlöse in der Sparte um 21 Prozent
auf 2,06 Milliarden Euro. Die Erlöse
aus dem Softwareverkauf kletterten um 25 Prozent auf nun 898 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz erhöhte sich gegenüber der Vorjahresperiode um 18 Prozent auf 2,86
Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis lag mit 593 Millionen Euro
rund zwei Prozent über dem Vorjahreswert.
Darüber hinaus konnte der Software-Konzern im zweiten Quartal
einige bedeutende Verträge unter
anderem mit dem Brauerei-Konzern Carlsberg Breweries A/S, mit
dem Erdgas- und Mineralölunternehmen China Petroleum & Chemical (Sinopec) und dem Modekonzern Brown Shoe abschließen.
Die neue Geschäftseinheit Business Objects hat nach Angaben
des zuständigen SAP-Vorstandsmitglieds John Schwarz im abgelaufenen Quartal ebenfalls gute Geschäfte gemacht. Business Objects
habe im zweiten Quartal die wahrscheinlich beste Wachstumsrate in
fünf Jahren gehabt, sagte Schwarz
in der „Financial Times Deutschland“. Die Zahl großer Aufträge sei
viermal größer gewesen als zu Zei-
ten, in denen Business Objects
noch als unabhängiges Unternehmen am Markt agiert habe.
Einen vorläufigen Schlussstrich
haben die Walldorfer indes unter
den Spionageskandal bei der SAPTochter Tomorrow Now gezogen.
Sie wird zum 31. Oktober ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Der Gerichtsprozess in den USA, bei dem
sich SAP einer Klage des durch Tomorrow Now geschädigten Konkurrenten Oracle gegenüber sieht,
steht noch an.
Für das Gesamtjahr peilt die
SAP-Führung den oberen Rand der
bisher prognostizierten Spanne von
24 bis 27 Prozent Wachstum bei
den Software-Erlösen an.
KrK
Nachrichten
Kein Archiv ist Manfred Hauer zu groß. Der Neustadter Unternehmer und sein
Team katalogisieren mit dem Scantisch ganze Bibliotheksbestände.
Bild: KrK
Für all diese Entwicklungen war
Bregenz der Startpunkt: Mit der
Vorarlberger Landesbibliothek entstand das heutige Digitalisierungsund Erschließungssystem, die
Suchmaschine
„dandelon.com“
und mit der Vorarlberger Landesregierung die ersten E-GovernmentSuchlösungen. Von dort breitete
sich die Entwicklung zunächst über
die Universitätsbibliothek St. Gallen
und die Liechtensteinische Landesbibliothek aus, bevor es dann erste
Installationen des Systems in
Deutschland gab.
Heute zählen zwei National-,
mehrere Landes-, Universitäts- und
Hochschulbibliotheken zum dandelon.com-Netzwerk. Selbst in Norwegen hat Hauer mit „dandelon.com“ inzwischen Erfolg und in
Italien wird mit seiner Technik für
die Library of Congress, British Library und andere Bibliotheksgiganten seit zwei Jahren gearbeitet.
Nur in der Metropolregion arbeitet bislang noch keine Bibliothek
mit Hauer und seinem Team zusammen. Aber das muss ja nicht so
bleiben. Rund eine Million Klicks im
Monat sind schließlich ein gutes
Argument.
Kristian Klooß
Doch mit dem schnellen Wachstum des Internets wandelte sich
auch das Geschäft. Der Zusammenbruch der Dotcom-Blase an
den Börsen wirkte sich auch auf
die Budgets der Kunden der AGI-
IMC aus. „Wir haben damals keine
Aufträge mehr bekommen“, sagt
Hauer. So verlegte er seinen Fokus
ab 2002 auf wissenschaftliche Bibliotheken, später kamen E-Government-Suchsysteme dazu.
SNP
REALTECH
HEIDELDRUCK
Starkes Wachstum in den
ersten sechs Monaten
SAP-Berater kommt mit
Versorgern ins Geschäft
Druckmaschinenhersteller
schreibt rote Zahlen
HEIDELBERG.
Die
SNP
Schneider-Neureither & Partner
AG hat ein starkes erstes Halbjahr
hingelegt. Der Konzernumsatz inklusive der Erlöse aus Software
und softwarebezogenen Leistungen stieg von Januar bis Juni 2008
um fast die Hälfte auf 10,2 Millionen
Euro. Das operative Ergebnis (EBIT)
lag bei 1,69 Millionen Euro
(+111 %). Die EBIT-Marge lag bei
16,5 Prozent und damit über dem
entsprechenden Wert des Vorjahreszeitraums (11,4 %). Der Auftragsbestand des Bereichs „Software-related Services“ bewege
sich mit fast fünf Millionen Euro für
2008 auf Vorjahresniveau. SNP beschäftigt 140 Mitarbeiter.
MSc
WALLDORF. Die Realtech AG
HEIDELBERG. Die Heidelberger Druckmaschinen AG hat im ersten Geschäftsquartal deutliche
Verluste geschrieben. Wie das Unternehmen mitteilte, habe der Fehlbetrag von April bis Juni bei 39 Millionen Euro gelegen. Das betriebliche Ergebnis rutschte von plus 26
auf minus 35 Millionen Euro ab. Der
Umsatz sank im ersten Quartal des
Geschäftsjahres 2008/2009 (31.
März) von 742 auf 657 Millionen Euro. Der Auftragseingang erhöhte
sich aufgrund der Branchenmesse
drupa hingegen auf 934 Millionen
Euro auf 1,15 Milliarden. Für das
Gesamtjahr rechnet das Unternehmen weiterhin mit weniger Umsatz
und Gewinn.
KrK
und die Intelligent Process Solution
GmbH (IPS) arbeiten in Zukunft bei
SAP-Integrationsprojekten zusammen. Das gemeinsam entwickelte
Softwareprodukt IPS-SAP Bridge
ermöglicht Energieversorgungsunternehmen die Integration der
branchenspezifischen Instandhaltungs-Software IPS-Energy in SAP.
„Mit IPS haben wir einen exzellenten Zugang zu weltweiten Kunden“,
sagt Manfred Hofmann, Leiter des
Geschäftsbereiches „SAP AddOn
Solutions“ bei Realtech. Derzeit arbeiten IPS und Realtech an einem
Großprojekt für den irischen Energieversorger ESB Ireland (Electrical Supply Board of Ireland). KrK
9
1,2 Millionen Euro Überschuss
LUDWIGSHAFEN. Die städti-
sche Wohnungsbaugesellschaft
GAG hat ihre Bilanzsumme im letzten Jahr um 3,5 Prozent auf 476 Millionen Euro erhöht und einen Jahresüberschuss von 1,2 Millionen
Euro erwirtschaftet. Und dies, so die
GAG Ludwigshafen, obwohl immer
noch ein „Mietermarkt“ vorherrsche. Zu Ende des Jahres hatte das
kommunale Unternehmen 13750
Wohnungen im Bestand. Der Leerstand betrug 2,1 Prozent, die Fluktuation 7,7 Prozent. Der Durchschnittsmietpreis stieg um sechs
Cent von 4,53 Euro je Quadratmeter
2006 auf 4,59 Euro.
Gemeinderat stimmt gegen Verkauf
HEIDELBERG. Der Gemeinderat hat gegen den Verkauf sozialgebundener Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft
(GGH) gestimmt. Ein Bürgerentscheid über diese Frage war mangels Beteiligung gescheitert, obwohl 82 Prozent der Wähler gegen
den Verkauf der 610 Wohnungen gestimmt hatte. Diese wollte die GGH
für 31 Millionen Euro an einen Investor veräußern.
Daten & Fakten
Im vergangenen Jahr machte die
AGI-IMC rund 450 000 Euro Umsatz
und beschäftigte zwei SoftwareEntwickler.
Dachdecker bekommen mehr Lohn
RHEIN-NECKAR. Seit August
bekommen Dachdecker 3,4 Prozent
mehr Lohn. Darauf hat die IG BAU
Rheinhessen-Vorderpfalz hingewiesen. Im nächsten Sommer gibt
es dann noch einmal eine dreiprozentige Lohnsteigerung. Auch der
Dachdecker-Nachwuchs erhält
mehr: Die Ausbildungsvergütung
für das erste Lehrjahr ist von 393 auf
450 Euro gestiegen.
Gemeinderat für Tunnelbau
HEIDELBERG. Mit einer Dreiviertel-Mehrheit hat der Heidelberger Gemeinderat für das Projekt
„Stadt an den Fluss“ gestimmt. Damit sind die politischen Weichen für
den Bau eines Neckarufertunnels
und der Neugestaltung der Neckarpromenade gestellt. In einem europaweiten Teilnahmewettbewerb
soll nun ein geeignetes Planungsbüro ermittelt werden. Grünes Licht
gab der Rat auch für die Durchführung eines Gestaltungswettbewerbs zur Neckaruferpromenade.
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econo
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Nachrichten
Brauereien bauen Personal ab
RHEIN-NECKAR. Die zur Act-
ris AG gehörenden Brauereien
Eichbaum in Mannheim und Park &
Bellheimer in Pirmasens stehen vor
harten Restrukturierungen. In
Mannheim sollen 120 Arbeitsplätze
wegfallen. Das Ausmaß des Stellenabbaus in Pirmasens ist bislang
nicht bekannt. Beide Unternehmen
schreiben rote Zahlen. Die Holdinggesellschaft Actris gehört zum Beteiligungsportfolio von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. Dieser hatte
bereits im Mai 2006 angekündigt,
sich von den Getränkeaktivitäten
trennen zu wollen. Neue Geldgeber
für Eichbaum und Park & Bellheimer
wurden bislang allerdings noch
nicht gefunden.
Faurecia steigert Mitarbeiterzahl
WÖRTH. Wie die Tageszeitung
„Die Rheinpfalz“ berichtet, habe der
französische Automobilzulieferer
Faurecia am Standort Wörth die
Mitarbeiterzahl um 26 auf 370 erhöht. Auch in Hagenbach seien
Neueinstellungen geplant. Der Konzern hat im ersten Halbjahr Umsatz
und Gewinn deutlich gesteigert.
Kurzarbeit bei Duscholux
SCHRIESHEIM. Die Krise beim
Schriesheimer Duschkabinenhersteller Duscholux spitzt sich laut einem Bericht des „Mannheimer
Morgen“ offenbar zu. Die Tageszeitung schreibt mit Verweis auf Informationen von Arbeitnehmervertretern, dass das Unternehmen so
schnell wie möglich und bis zum
Jahresende Kurzarbeit einführen
wolle. Zusätzlich solle in der Produktion noch einmal jede fünfte
Stelle wegfallen. Duscholux beschäftigte in Schriesheim rund
250 Mitarbeiter, davon 70 in der Produktion.
Cirrus fliegt nach München
MANNHEIM. Cirrus Airlines
startet eine neue Strecke zwischen
Mannheim und München. Ab dem
15. September wird die Fluggesellschaft bis zu viermal täglich zwischen dem Rhein-Neckar-Dreieck
und der Isar verkehren. Tickets seien nach Unternehmensangaben ab
89 Euro für Hin- und Rückflug erhältlich, plus Buchungsgebühren.
econo
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5. September 2008
Saure-Rüben-Zeit
Die Reform des europäischen Zuckermarktes
hat die Südzucker AG gebeutelt. Für dieses Jahr
verspricht der M-Dax-Konzern bessere Zahlen
MANNHEIM. Lag es an den
Temperaturen im Rosengarten oder
an den Zahlen für das vergangene
Geschäftsjahr? Nach der Begrüßung bat der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hans-Jörg Gebhard die
2500 Südzucker-Aktionäre, dass
die Mitglieder des Aufsichtsrates
und des Vorstandes sich ihrer Jacketts entledigen dürfen. Damit
hatten die Anteilseigner keine Probleme. Nach einem kurzen Applaus
setzten fast alle Herren auf dem Podium die Hauptversammlung hemdsärmlig fort. Auf weniger Beifall
stieß der Vorschlag, die Dividende
von 55 Cent im Vorjahr auf 40 Cent
zu senken. Hans-Martin Buhlmann
von der Vereinigung institutioneller
Privatanleger sprach von einem
„sauren“ Ergebnis und bezeichnete die Südzucker-Anteile als „politische Landwirtschafts-Aktie“. Das
zielte auf die Verwerfungen, die die
Neuordnung des europäischen Zuckermarkts hervorgerufen hat.
Seit Mitte 2006 gilt die neue Zuckermarktordnung, die Nicht-EU-Ländern bessere Importmöglichkeiten
eröffnet und dazu die Zucker- und
Rübenpreise drastisch gesenkt hat.
Südzucker hat im Zuge der Reform
871 000 Tonnen (21 %) seiner bisherigen Zuckermenge abgegeben.
Spettmann betonte, dass das Unternehmen mit einem Marktanteil
von 24 Prozent „mit Abstand europäischer Marktführer“ bleibe. Die
EU-Politik hat aus der ehemals Zucker exportierenden Europäischen
Union einen Importeur gemacht.
Spettmann wies darauf hin, dass
sich Südzucker besonders in den
neuen Defizitländern positioniert
und dort Marktanteile gewonnen
habe. In diesen Kontext gehört
auch der Partnerschaftsvertrag
von Südzucker mit dem Mauritius
Sugar Syndicate, das den in Mauritius produzierten Zucker in alleiniger Verantwortung vermarktet.
Durch die bis 2015 angelegte Kooperation könne Südzucker einen
Teil der politisch bedingten Mengenverluste ausgleichen. „Die
Partnerschaft unterstreicht unseren Anspruch auf die Führungsrolle
bei den Importen nach Europa“, so
Spettmann.
Alles in allem hat Südzucker die
durch die EU-Politik bedingten Turbulenzen relativ gut verkraftet. Der
Umsatz im Zucker-Segment sank
im vergangenen Jahr leicht um 2,2
Prozent auf 3,5 Milliarden Euro.
Weniger erfreulich sieht es beim
operativen Ergebnis aus. Dieses
schrumpfte von 199 Millionen Euro
Vorstandsvorsitzender Dr. Theo
Spettmann bekräftigte zwar, dass
das Unternehmen gegen die Neuordnung gekämpft habe „bis das
Blut spritzt“. Genutzt hat es wenig.
BILFINGER BERGER
Dienstleistungen gleichen Schwäche im Ingenieurbau aus
MANNHEIM. Der Baukonzern
Bilfinger Berger hat im ersten Halbjahr den Umsatz auf fast fünf Milliarden Euro gesteigert (+11 %).
Auch der Auftragsbestand nahm
um elf Prozent zu und erzielte mit 11
Milliarden Euro einen neuen
Höchstwert. Das Ergebnis (EBITA)
im ersten Halbjahr kam an den Vorjahreswert jedoch nicht heran. Eine
außerordentliche Belastung von 65
Millionen Euro im Ingenieurbau
führt zu einem Ergebnis von 60 Millionen Euro (Vorjahr: 78 Mio. €). Der
Grund sind Probleme beim norwegischen Verkehrsinfrastrukturpro-
jekt E18. Bilfinger Berger führt das
Joint Venture an, das den Auftrag
abwickelt. Für den erwarteten Verlust von 90 Millionen Euro reichte
die zum 31. Dezember 2007 gebildete Risikovorsorge von 25 Millionen
Euro nicht aus. Für das Gesamtjahr
rechnet der Konzern im Geschäftsfeld Ingenieurbau daher nur mit Ergebnisbeitrag in Höhe von 15 Millionen Euro nach 58 Millionen im
Vorjahr. Dem steht ein stark wachsender Beitrag des Dienstleistungsbereichs gegenüber. Das
Leistungsspektrum und die regionale Präsenz hat Bilfinger Berger
durch Akquisitionen erweitert. Das
Unternehmen hat die Immobiliendienstleistungen von M+W Zander
übernommen und das Industrieservicegeschäft in den Vereinigten
Staaten durch den Kauf von Tepsco
auf die Öl- und Gaswirtschaft ausgeweitet. Im Geschäftsfeld Betreiberprojekte erfolgte der Financial
Close für drei große Autobahnprojekte in Deutschland, Ungarn und
Kanada, in die Bilfinger Eigenkapital von 103 Millionen Euro investieren wird. Damit kommt das Unternehmen auf nunmehr 23 Betreiberprojekte.
MSc
Nachrichten
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Einstweilige Verfügung gegen ICW
HEIDELBERG. Die DOCexpert
Computer GmbH hat beim Landgericht Heidelberg eine einstweilige
Verfügung gegen die InterComponentWare AG (ICW) erwirkt. Ziel der
Verfügung sei es, Wettbewerbsgleichheit bei der IT-Umsetzung des
hausarztzentrierten Vertrages der
AOK Baden-Württemberg herzustellen. DOCexpert wirft dem Walldorfer Unternehmen vor, anderen
Anbietern Komponenten und Spezifikationen nicht zur Verfügung gestellt zu haben. Somit verfüge ICW
mit der eigenen Vertragssoftware
über eine „Monopolstellung“.
Softwarefirma Stas steigert Umsatz
REILINGEN. Die Stas GmbH hat
4,6 Millionen Tonnen Zucker in den verschiedensten Darreichungsformen hat Südzucker 2007 produziert. Bild: Südzucker
auf 61 Millionen Euro. Im Fruchtbereich sanken die Umsätze um fast
sieben Prozent auf 853 Millionen
Euro. Verantwortlich für das „raue
Fahrwasser“ seien die „Turbulenzen auf den Agrarmärkten“, das
heißt der starke Anstieg der Rohstoffpreise. Besser fiel das Ergebnis im dritten Südzucker-Segment
„Spezialitäten“ aus. Hier stieg der
Umsatz um fast zwölf Prozent auf
1,46 Milliarden Euro. Hierzu zählen
unter anderem die Bioethanol-Aktivitäten der Tochter CropEnergies
oder die Geschäfte des Pizza- und
Snack-Produzenten Freiberger.
Für das laufende Geschäftsjahr
versprach Spettmann bessere Zahlen. Insgesamt rechne er mit einem
Gesamtumsatz von 1,47 Milliarden
Euro (+9,8 %), davon entfielen 850
Millionen Euro (+8,8 %) auf das
Segment Zucker. Den Aktionären
machte er Hoffnung: 2008/2009 sei
gekennzeichnet durch die „Normalisierung im europäischen Zuckermarkt“. Dem mochte nicht jeder der
Aktionärsvertreter folgen. Gerhard
Roh von der Schutzvereinigung der
Kapitalanleger prophezeite, dass
die Probleme noch mindestens
zwei Jahre andauern würden.
Spettmann nahm dies und die andere Kritik gelassen. Vom Angebot,
sein Jackett abzulegen, machte er
keinen Gebrauch.
Matthias Schmitt
HEBERGER
HEIDELBERGCEMENT
GAH
Baukonzern macht weniger
Umsatz und mehr Gewinn
Baustoffhersteller rechnet
mit zweistelligen Zuwächsen
Heidelberger Anlagenbauer
verschmelzt Unternehmen
SCHIFFERSTADT. Das Bauunternehmen Heberger hat im vergangenen Jahr einen Gruppenumsatz von 368 Millionen Euro erzielt.
Das sind fünf Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der Vorsteuergewinn ist dennoch auf 18 Millionen Euro gestiegen (Vorjahr: 7,3
Mio. €). Mitverantwortlich für die
besten Vorsteuerzahlen der Firmengeschichte war der Verkauf
der Tochter Procon, der 7,5 Millionen Euro zum Resultat beitrug. Für
das Ergebnis in diesem Jahr peilt
das Schifferstädter Unternehmen
12,5 Millionen Euro an.
MSc
HEIDELBERG. HeidelbergCe-
HEIDELBERG. Die GAH-Gruppe hat ihre Töchter GA Energieanlagenbau aus Hohenwarsleben mit
ihrer Schwesterfirma, der GA Leitungsbau Nord aus Hannover zur
GA Energieanlagenbau Nord fusioniert. Sitz der GA Nord ist Hohenwarsleben. Mit der Verschmelzung
möchte GAH ihr Geschäftsfeld
Energieversorgungstechnik
im
Norden und Osten der Republik
verstärken. Das neue Unternehmen
baut unter anderem für den weltweit größten Offshore-Windpark
von E.ON die Überland-Kabeltrasse.
MSc
ment hat im ersten Halbjahr Umsatz
und Gewinn kräftig gesteigert: Der
Umsatz verbesserte sich von 4,2
Milliarden auf 7 Milliarden Euro.
Das operative Ergebnis stieg auf
888 Millionen Euro (Vorjahr: 649
Mio. €). Für das Gesamtjahr rechnet
der Konzern bei Umsatz und Ergebnis mit „deutlich zweistelligen“ Zuwachsraten. Dem Kostendruck
durch Energie- und Rohstoffpreise
begegnet das Unternehmen mit einem „Fitnessprogramm 2009“. Das
soll jährliche Einsparungen von 250
Millionen Euro bringen.
MSc
Zahlen 2007/2008
Umsatz:
Operatives Ergebnis:
Ergebnis je Aktie:
EBITDA:
Cashflow:
Dividende:
Zuckererzeugung:
Zuckerfabriken:
5,8 Mrd. ¤
233 Mio. ¤
0,10 ¤
489 Mio. ¤
498 Mio. ¤
0,40 ¤
4,6 Mio. t
39
in den ersten sechs Monaten ihren
Umsatz auf 2,9 Millionen Euro gesteigert (+ 26 %). Das Reilinger Unternehmen ist Anbieter von Business-Intelligence-Lösungen für den
Mittelstand. Im letzten Halbjahr haben sich nach Unternehmensangaben 39 Firmen aus dem deutschsprachigen Raum für die Stas-Software entschieden. Das Neukundengeschäft sei der Hauptgrund für
die gute Umsatzentwicklung.
Univativ eröffnet „Karrierecenter“
MANNHEIM. Die Darmstädter
Firma Univativ hat eine Niederlassung in Mannheim eröffnet. Zweck
der neuen Geschäftsstelle ist die
Rekrutierung von Studenten der
hiesigen Hochschulen. Die Betreuung der Kunden erfolge unverändert von Darmstadt und Karlsruhe
aus. Das Unternehmen spricht daher von einem „neuen Niederlassungstyp“, das eine Art „externes
Karrierecenter“ sei. Univativ, ein
Beratungsunternehmen und ITDienstleister, ist 1996 als studentische Unternehmensberatung gegründet worden und beschäftigt
mittlerweile mehr als 400 Studenten
und Young Professionals.
Mannheimer Informatiker geehrt
MANNHEIM. Das Bundeswirtschaftsministerium hat 15 Informatikprojekte junger Wissenschaftler
aus ganz Deutschland ausgezeichnet. Drei der Preise gingen an Doktoranden der Wirtschaftsinformatik
an der Universität Mannheim.
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Nachrichten
SCA zum „Top Arbeitgeber“ gewählt
MANNHEIM. Der Hygienepa-
pierhersteller SCA Hygiene Products ist mit dem CRF-Gütesiegel
„Top Arbeitgeber“ ausgezeichnet
worden. Das Mannheimer Unternehmen belegte den 35. von 88 Plätzen und hat sich damit in diesem
Jahr um neun Plätze verbessert.
SCA ist mit 2300 Beschäftigten einer
der größten Arbeitgeber in der Region.
CropEnergies kontert
Kritik an Biokraftstoffen
Hohe Rohstoffpreise und die Diskussion über Biokraftstoffe machen dem
Bioethanol-Produzenten zu schaffen. An den Wachstumszielen hält das
Karl Hill ist „1a Fachhandwerker“
WEINHEIM. Peter Hill, Ge-
schäftsführer der Weinheimer Sanitär- und Heizungsbaufirma Karl
Hill GmbH, hat von der Fachzeitschrift „markt intern“ die Auszeichnung „1a Fachhandwerker“ erhalten. Mit dem Zertifikat zeichnet die
Zeitschrift nach eigenen Angaben
besonders kundenfreundliche
Handwerksbetriebe aus.
Unternehmen dennoch fest
MANNHEIM. Die Stimmung
unter den Aktionären auf der
Hauptversammlung der CropEnergies AG im Mannheimer Rosengarten war gedrückt: Die öffentliche
Diskussion über Biosprit hat viele
Anleger verunsichert. Hinzu kommen die gestiegenen Preise für Getreide, dem wichtigsten Rohstoff
für die Bioethanol-Produktion. Beides hat dem Börsenkurs nicht gut
getan. Dieser sank seit Handelsstart der Aktie im Oktober 2006 um
60 Prozent. Ein Aktionärsvertreter
machte den Anteilseignern sogar
mit einem Rückgriff auf die Religion
Mut: „Glauben Sie, ohne zu zweifeln.“ Vorstandsvorsitzender Dr.
Scherer & Kohl verkauft
LUDWIGSHAFEN. Die Jakob
Becker GmbH & Co. KG hat die Geschäftsanteile des seit 48 Jahren in
Familienbesitz befindlichen Ludwigshafener Unternehmens Scherer & Kohl gekauft. Scherer & Kohl
ist Spezialist in den Bereichen Abbruch, Rückbau, Flächenrecycling
sowie in der Aufbereitung und Verwertung mineralischer Massen.
„Wir sind überzeugt, die unternehmerischen Erfolge fortführen zu
können“, heißt es in einer Mitteilung
der Familie Scherer. Die in Mehlingen bei Kaiserslautern ansässige
Firma Jakob Becker beschäftigt als
familiengeführtes Entsorgungsunternehmen rund 1700 Mitarbeiter in
Europa. Scherer + Kohl beschäftigt
derzeit 135 Mitarbeiter.
Konzept für Bahnareal geplant
SCHWETZINGEN. Die Stadt
Schwetzingen und die Firma Aurelis
Real Estate wollen als Eigentümer
des ehemaligen Bahnausbesserungswerkes noch in diesem Jahr
ein Konzept für die künftige Nutzung
des Geländes entwickeln. Dazu
wurden laut Kommune bis Ende August die größeren Schwetzinger
Betriebe nach ihren Anforderungen
in den nächsten Jahren befragt. Das
stadtnahe Areal umfasst eine Fläche von über 20 Hektar.
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Lutz Guderjahn gab sich Mühe, zumindest die Zweifel an der Strategie des Unternehmens zu beseitigen. Seine wichtigsten Argumente
für Bioethanol: Generell führe an
regenerativen Energieträgern kein
Weg vorbei, da die Ressourcen an
fossilen Energieträgern begrenzt
seien. Zur Kritik an der Produktion
von Kraftstoff aus Getreide oder
Zuckerrüben sagte er: „Es wird
Stimmung gegen unsere Branche
gemacht.“ Von einigen Interessengruppen würden bewusst Unwahrheiten verbreitet. Außerdem werde
„pauschalisiert und emotionalisiert“. Die Folge seien Verunsicherungen bei Anlegern, in der Öffentlichkeit und der Politik.
Entscheidend sei, dass die Rohstoffe der biologischen Kraftstoffe
aus nachhaltigem Anbau stammten. Guderjahn begrüßte es daher,
dass die Europäische Kommission
Nachhaltigkeitskriterien definiert
SYGNIS
Pharma-Unternehmen prüft Übernahmen
HEIDELBERG. Die Sygnis
Pharma AG hat die Ergebnisse für
das erste Quartal veröffentlicht,
das die Monate April bis Juni umfasst. Der Umsatz belief sich wie im
Vorjahr auf 100 000 Euro. Aufgrund
der erweiterten Forschungs- und
Entwicklungsaktivitäten stiegen die
betrieblichen Aufwendungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum
um 0,3 Millionen auf 1,9 Millionen
Euro. Der Verlust fiel mit 1,7 Millionen Euro höher aus als im gleichen
Vorjahreszeitraum (-1,4 Mio. ¤).
Sygnis sieht sich auf einem guten
Wege: Das Unternehmen habe
deutliche Fortschritte bei der Entwicklung hin zu einem produktorientierten Pharmaunternehmen gemacht. Sygnis entwickelt Wirkstoffe zur Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
Die liquiden Mittel einschließlich
börsengängiger Wertpapiere beliefen sich zum Ende der Berichtsperiode auf 15,2 Millionen Euro (Vorjahr: 25,5 Mio. €). Die langfristigen
Finanzverbindlichkeiten in Höhe
von acht Millionen Euro resultieren
aus einem erst im Jahr 2015 fällig
werdenden Darlehen. Sygnis bestätigte den Ausblick für das Ge-
schäftsjahr. Es werde die klinischen Entwicklungsprogramme vorantreiben sowie Übernahmen und
Lizenzierungsmöglichkeiten prüfen. Das Unternehmen habe Zugriff
auf liquide Mittel in Höhe von insgesamt 33,5 Millionen Euro, davon
18,3 Millionen Euro von den Hauptinvestoren. Das Unternehmen befinde sich daher in einer finanziell
starken Position, um die verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsprogramme weiter zu forcieren. Sygnis erwägt, weitere Liquidität über den Kapitalmarkt aufzunehmen.
MSc
Nachrichten
hat. Auch die von Kritikern gern behauptete Alternative „Tank oder
Teller“ sei irreführend: „In Europa
stehen genügend Flächen für die
Produktion von Rohstoffen zur Verfügung.“ Auch wenn im Jahr 2020,
wie prognostiziert, fast 60 Millionen
Tonnen Getreide für die Bioenergieproduktion benötigt würden, erzeuge Europa immer noch einen
Getreideüberschuss.
Ein weiteres Argument des Vorstandsvorsitzenden: Bei der Bioethanol-Produktion von CropEnergies werde auch das im Weizen
enthaltene Protein genutzt. Für den
eigentlichen Kraftstoff sind nur die
Kohlehydrate von Bedeutung. Das
so als „Abfallprodukt“ gewonnene
Proteinfuttermittel Protigrain mache den Anbau von Soja zur Tierfuttermittel-Produktion
teilweise
überflüssig.
SWEG gewinnt Ausschreibung
WIESLOCH-WALLDORF.
Die Südwestdeutsche VerkehrsAktiengesellschaft (SWEG) hat für
weitere acht Jahre die Konzession
für den Stadtverkehr WieslochWalldorf erhalten. Vorausgegangen
war eine europaweite Ausschreibung durch den Rhein-NeckarKreis. Die öffentliche Hand könne
mit den neuen Verträgen den Zuschuss für den öffentlichen Nahverkehr um einen größeren sechsstelligen Betrag senken.
Bahnstrecke wird elektrifiziert
Auch wenn aus dem Kreis der
Aktionäre diesen Argumenten keiner widersprach, gab es gerade
angesichts der öffentlichen Debatte Kritik. Hans-Martin Buhlmann
von der Vereinigung institutioneller
Privatanleger warf dem Vorstand
Versagen bei der politischen Arbeit
vor und fragte: „Wie flexibel ist
CropEnergies auf Veränderungen
in der Umwelt und bei den Kostenfaktoren eingestellt?“
Vorstandsvorsitzender
Lutz Guderjahn Bild: CropEnergies
Beruhigendes bekamen die rund
800 Aktionäre zur Umsetzung des
Expansionsprogramms zu hören.
Durch die Übernahme von Ryssen
Alcools, den Ausbau der Bioethanolanlage in Zeitz und den Neubau
einer Anlage im belgischen Wanze
werde die Produktionskapazität in
diesem Jahr verdreifacht. Finanzvorstand Joachim Lutz bekräftigte
die Prognose, den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr um die Hälfte
gegenüber dem Vorjahr zu steigern. Im ersten Quartal sei der Umsatz um zwei Drittel auf 56 Millionen
Euro geklettert. Der Überschuss
belief sich so im ersten Quartal auf
drei Millionen Euro.
MSc
Zahlen & Fakten
Umsatz:
Operatives Ergebnis:
Cashflow:
Ergebnis je Aktie:
Dividende:
187 Mio. ¤
22 Mio. ¤
26 Mio. ¤
0,24 ¤
keine
NOWEDA
Apotheker-Genossenschaft übernimmt Pharma-Großhändler
MOSBACH. Die Apothekerge-
nossenschaft Noweda eG hat den
mittelständischen
Pharmagroßhändler W. Kapferer KG gekauft.
Das bislang inhabergeführte Unternehmen wurde rückwirkend zum 1.
April 2008 übernommen. Die Kartellbehörden haben der Transaktion Mitte August grünes Licht gegeben. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Parteien Stillschweigen.
Das bereits 1884 durch Wilhelm
Kapferer gegründete Unternehmen
betreibt Niederlassungen in Garching bei München, Friedrichsthal
im Saarland und im sächsischen
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Rossau. Die Präsenz in Süddeutschland machte Kapferer für
Noweda interessant, da das Unternehmen dort bisher nicht präsent
war. Das Mosbacher Unternehmen
dagegen sieht durch die Übernahme das Unternehmen langfristig
gesichert. Auch Noweda wolle an
inhabergeführten Apotheken festhalten. Konsequenterweise bleibt
die Familie Kapferer in führenden
Positionen tätig. Außerdem erhoffe
sich Kapferer einen verbesserten
Vertrieb, da das Unternehmen nun
auf die Möglichkeiten einer starken
Genossenschaft zugreifen könne.
Noweda wurde vom Branchendienst „markt intern“ auf der
Grundlage einer bundesweiten
Umfrage zum dritten Mal hintereinander zum besten deutschen
Pharmagroßhändler gewählt. Die
Essener Genossenschaft befindet
sich im Eigentum von etwa 6500
Apothekern. Sie verfügt über zehn
Vertretungen und erwartet inklusive der neuen Apotheken einen Umsatz von über drei Milliarden Euro.
Durch die Übernahme rückt Noweda nach eigenen Angaben auf Platz
vier der deutschen Pharmagroßhändler.
MSc
SINSHEIM. In Sinsheim fand der
erste Spatenstich für die Elektrifizierung der Elsenz- und Schwarzbachtalbahn statt. Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 sollen die Strecken von Eppingen und
Bad Friedrichshall/Jagstfeld über
Sinsheim sowie Aglasterhausen
über Meckesheim bis Neckargemünd mit einer elektrischen Oberleitung versehen sein. Ausgebaut
werden außerdem 19 Stationen. Die
Gesamtkosten betragen 82 Millionen Euro.
Asconex übernimmt Pharmarissano
BOCKENHEIM. Die Asconex
Arzneimittelvertriebs GmbH aus
Villmar hat den Geschäftsbetrieb
der Pharmarissano Arzneimittel
GmbH in Bockenheim an der Weinstraße übernommen. Damit erweitert Asconex sein Portfolio an Homöopathika, Nahrungsergänzungsmitteln, Medizinprodukten und diätetischen Lebensmitteln.
Easydentic jetzt im Alternext-Markt
MANNHEIM. Die Aktien der Easydentic AG wurden in den Alternext-Markt der NYSE Euronext Aktien aufgenommen. Das in Mannheim beheimatete Unternehmen
entwickelt und vertreibt biometrische Sicherheitssysteme. Der Alternext-Markt gehört zu NYSE Euronext, einem transatlantischen Börsenbetreiber, der durch die Fusion
der europäischen Mehrländerbörse Euronext mit der New York Stock
Exchange entstanden ist. Easydentic hat nach eigenen Angaben seinen Umsatz von vier Millionen Euro
im Jahr 2004 auf 74 Millionen Euro im
vergangenen Jahr 2007 gesteigert.
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econo
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Konjunktur
Weniger Auslandsnachfrage
BAD EMS. Die deutlich gesun-
kene Nachfrage aus dem Ausland
hat im Juni zu einem fühlbaren
Rückgang der Auftragseingänge in
der rheinland-pfälzischen Industrie
geführt. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes lag das Ordervolumen preisbereinigt um drei Prozent niedriger als im Juni 2007. Die
Bestelltätigkeit aus dem Ausland
blieb um 9,2 Prozent unter dem Vorjahreswert; aus dem Inland kamen
hingegen mehr Bestellungen als vor
einem Jahr (plus 4,1 Prozent).
Hessische Industrie stellt weiter ein
WIESBADEN. Die hessische
Industrie hat im Juni dieses Jahres
2000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Wie das Hessische Statistische Landesamt mitteilte, fiel trotz
zuletzt geringerem Umsatzwachstum die Halbjahresbilanz sehr positiv aus. Dazu trugen stärkere Impulse aus dem Inland bei. Im Juni lag
die Zahl der Beschäftigten in der
hessischen Industrie mit 371 700 um
2000 höher als im Mai 2008 und um
7300 oder zwei Prozent höher als im
Juni 2007. Das ist im Vorjahresvergleich der höchste Anstieg in diesem Jahr.
Beschäftigung nimmt zu
STUTTGART. In Baden-Württemberg waren im Jahr 2006 rund
54 000 Unternehmen im Bereich der
unternehmensnahen Dienstleistungen tätig. Die Branche erzielte nach
Angaben des Statistischen Landesamtes einen Gesamtumsatz von 35
Milliarden Euro und beschäftigte
knapp 500 000 Menschen. Gegenüber 2005 ist das ein Plus von knapp
fünf Prozent.
Renaissance der Industrie erwartet
LUDWIGSHAFEN. Über die
Hälfte der Betriebe (52 %), die sich
an der Umfrage der IHK Pfalz beteiligt haben, erwarten in den kommenden Jahren ein stärkeres
Wachstum der Industrie als der übrigen Wirtschaft. Dagegen gehen 31
Prozent der Befragten davon aus,
dass sich das verarbeitende Gewerbe genauso entwickeln wird
wie die übrige Wirtschaft. Nur 17
Prozent glauben an ein schwächeres Wachstum der Industrie.
econo
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5. September 2008
Mehr Licht
Die Konjunktur wächst zwar nur noch minimal,
dafür hellen sich die Erwartungen wieder auf
RHEIN-NECKAR. Die ZEWKonjunkturerwartungen haben sich
im August um 8,4 Punkte leicht verbessert. Sie liegen nun bei minus
55,5 Punkten nach minus 63,9 Punkten im Vormonat. Damit liegen die
Erwartungen aber weiterhin deutlich unter ihrem historischen Mittelwert von 28,3 Punkten. Weniger
gut als die Erwartungen fällt beim
ZEW die Bewertung der aktuellen
konjunkturellen Lage aus. Der
Rückgang des Bruttoinlandsproduktes hat den entsprechenden Indikator um 26,2 Punkte auf minus
9,2 Punkte gedrückt.
Die ZEW-Konjunkturforscher sehen in der leichten Aufhellung der
Erwartungen ein Signal, dass sich
die Sorge der Finanzmarktexperten
um die Konjunktur in Grenzen halte.
Gründe für den vorsichtigen Optimismus seien der gesunkene Ölpreis und der schwächere Eurokurs. Die Finanzmarktexperten hätten sich von der negativen Zuwachsrate im zweiten Quartal zu
Recht nicht sonderlich beeindrucken lassen, so der ZEW-Präsident
Wolfgang Franz. Sein Fazit: „Insgesamt gehen sie von einer zwar
schwächeren, aber alles in allem
robusten Konjunkturentwicklung
aus und befürchten naheliegenderweise keine Rezession.“
Franz’ Kollegen vom Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung
(DIW) bestätigen diese Einschätzung. Das DIW-Konjunkturbarometer signalisiert für das laufende
dritte Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Damit tritt die
deutsche Wirtschaft in den Sommermonaten praktisch auf der Stelle. „Es wäre aber völlig abwegig,
von einer Rezession zu sprechen“,
sagte DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths. Dass die Wirtschaft
überhaupt noch wachse, liegt laut
DIW ausschließlich am Dienstleistungssektor. Dessen Wertschöpfungsanteil beläuft sich auf gut 70
Prozent. Das DIW räumt ein, dass
angesichts des sehr geringen Wertes für die Wachstumserwartung
auch negative Werte im Bereich
des Möglichen liegen. Hiermit wäre
rein technisch die Definition einer
Rezession erfüllt. Die Konjunkturforscher aus Berlin halten dies jedoch für abwegig. Insbesondere
der Wachstumsrückgang im Frühling müsse vor dem Hintergrund einer ungewöhnlich kräftigen Expansion im ersten Quartal gesehen
werden. Auch dürfte der außenwirtschaftlich bedingte Preisauftrieb in der zweiten Jahreshälfte
deutlich zurückgehen. Das stärke
die Kaufkraft der privaten Haushalte und verleihe der Binnennachfrage neue Impulse.
Bei den Energiepreisen sieht das
ZEW dagegen keine Entspannung.
Die große Mehrheit der für das
Energiemarktbarometer befragten
200 Energiemarktexperten geht davon aus, dass die Preise für Erdgas,
Kohle, Strom und Rohöl in den
nächsten sechs Monaten weiter
steigen werden. Aber auch langfristig, das heißt auf Sicht von fünf
Jahren, erwartet die große Mehrheit der Experten, dass diese Energieträger teurer werden. Sinkende
Energiepreise prognostiziert nur eine Minderheit.
Auf die Arbeitsplätze hat die konjunkturelle Abschwächung bisher
noch nicht durchgeschlagen. Die
Bundesbank hat in ihrem Monatsbericht für August festgestellt, dass
der Aufschwung am Arbeitsmarkt
weiter anhalte. Im Schnitt würden
die Unternehmen weiterhin neue
Stellen schaffen.
Matthias Schmitt
Nachrichten
KÜBLER
MVV
Heizungsbauer kooperiert mit MVV
Energieversorger erreicht eigene Ziele
LUDWIGSHAFEN. Die Kübler
MANNHEIM. Die MVV Energie
AG hat in den ersten neun Monaten
des laufenden Geschäftsjahres
2007/08 (Oktober bis Juni) ihre
selbst gesteckten Wachstumsziele
erreicht. Der Umsatz ist gegenüber
dem Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro gestiegen. Das operative Ergebnis (EBIT)
kletterte bereinigt um die nicht zahlungswirksamen Erträge aus der
stichtagsbezogenen Marktbewertung von Energiehandelsgeschäften um 53 Millionen auf 251 Millionen Euro. Vorstandsvorsitzender
Dr. Rudolf Schulten sagte bei der
Veröffentlichung der Zahlen, dass
alle Gesellschaften zur Verbesserung des Ergebnisses beigetragen
hätten.
GmbH und die MVV Energiedienstleistungen haben eine Absichtserklärung über eine Kooperation im
Bereich Wärme-Contracting unterzeichnet. Die Kübler GmbH vertreibt Hallenheizungssysteme und
verspricht ihren Kunden Einsparungen von bis zu 70 Prozent des Energieverbrauchs. Die Zusammenarbeit soll die komplette Wertschöpfungskette von der Versorgung
über den Vertrieb bis ins Contracting erschließen. Geschäftsführer Thomas Kübler begründet
die Kooperation mit der zunehmenden Nachfrage nach „Komplettlösungen von der Gasversorgung bis
zur optimierten Heizprozesssteuerung“. Von den Vorteilen des Contracting-Angebots profitierten Firmen, deren Gebäudebestand durch
große Räume und Hallen geprägt
ist. Der Unterzeichnung der Ab-
sichtserklärung liege ein detaillierter Maßnahmenplan zugrunde, der
mittelfristig in die Gründung eines
gemeinsamen Unternehmens führen könne.
„Angesichts der Schlagzeilen,
die das Thema Energie aktuell regelmäßig schreibt, dürfte dies für
viele Unternehmen ein echter
Lichtblick sein“, sagte Thomas
Kübler, Geschäftsführer der Ludwigshafener Kübler GmbH, bei Vertragsunterzeichnung.
Michael
Blichmann, Geschäftfsührer der
MVV Energiedienstleistungen, erklärte: „Die Kombination aus modernster Energiespartechnologie,
sicherer sowie kalkulierbarer Energieversorgung und Abwicklung aus
einer Hand generiert für unsere
Kunden einen hohen Nutzen, der
sich unmittelbar betriebswirtschaftlich auswirkt.“
Matthias Schmitt
Mittlerweile abgeschlossen hat
MVV Energie den angekündigten
Rückzug aus dem polnischen
Markt. Anfang August hat E.ON die
15
MVV Polska übernommen. Seit
1990 war MVV auf dem polnischen
Markt im Bereich Wärmeerzeugung und Wärmeverteilung sowie
der Energieberatung tätig. Über
den Kaufpreis haben beide Unternehmen Stillschweigen vereinbart.
Mitte August hat das Unternehmen zum 1. Oktober seine Gaspreise erhöht. Die Kilowattstunde kostet dann 1,47 Cent mehr. Gleichzeitig garantiert die MVV diesen Preis
bis zum Ende der kommenden Heizperiode. Das Unternehmen begründet den Schritt mit den Preissteigerungen auf den Rohstoffmärkten.
„Wir können uns davon nicht abkoppeln“, sagt Vertriebsvorstand
Matthias Brückmann. Die gleichzeitig vorgenommene Preisanpassung bei Fernwärme fiel mit 0,49
Cent pro Kilowattstunde geringer
aus. Vorerst unverändert bleibe der
Strompreis.
Matthias Schmitt
Anzeige
VISITENKARTE
Die Managerschmiede
anagement-Ausbildung made in Mannheim“– das
ist längst weit über die nationalen Grenzen hinaus zu einem Gütesiegel geworden. Erst recht,
seit die Mannheim Business School (MBS), das organisatorische Dach für Management-Weiterbildung an der
Universität Mannheim, MBA-Programme für Führungskräfte auf internationalem Top-Niveau anbietet. Und so
erhalten an der Karriereschmiede zukünftige Unternehmenslenker aus der Metropolregion Rhein-Neckar wie
auch aus allen Teilen der Welt den fachlichen und persönlichen Feinschliff. Die hohe Qualität der Dozenten,
größtenteils Mitglieder der renommierten BWL-Fakultät
der Universität Mannheim, die Tatsache, dass die MBS
als eine von nur 35 Institutionen weltweit bei den drei
international bedeutendsten Organisationen akkreditiert
ist, und die exzellente Vernetzung mit der Praxis sind die
wichtigsten Pluspunkte.
Alleine um 60 Prozent steigerte die MBS 2007 die
Teilnehmerzahlen in ihren Programmen, 2008 hält dieser positive Trend an. Und für Professor Dr. Dr. h.c. mult.
Christian Homburg, Präsident der Mannheim Business
School gGmbH, ist dies erst der Anfang der Erfolgsstory:
„Mittelfristig peilen wir einen Platz unter den besten
zehn europäischen Business Schools und weltweit unter
den Top 30 an.“ Ein ehrgeiziges, aber keineswegs unrealistisches Ziel: Denn im weltweiten Executive-MBA-Ranking der Financial Times landete die MBS mit dem berufsbegleitenden ESSEC & MANNHEIM Executive MBA
2007 bereits auf Platz 26. Erstklassige Platzierungen gab
Daten und Fakten:
■ Zahl der Studierenden: 215
■ Unterrichtssprache in
MBA-Programmen: Englisch
■ Anteil ausländischer
Studierender: 50 %
■ durchschnittlicher Gehaltszuwachs drei Jahre nach
Abschluss: 70 %
■ notwendige Berufserfahrung
für MBA-Programme: drei Jahre
(Vollzeit-MBA) oder fünf Jahre
(Executive MBA)
■ Dem Kuratorium gehören 30 Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer international agierender
Großunternehmen an.
M
International und erfolgreich: die MBS.
Bild: MBS
Kontakt
es für den Studiengang unter anderem in den Kategorien
„Karrierefortschritt“ sowie „Internationalität der Ausbildung“. Neben dem ESSEC & MANNHEIM Executive
MBA, der in zwei Zeitformaten belegt werden kann, bietet die Mannheim Business School noch das einjährige
Vollzeit-Programm „Mannheim MBA“ und den Executive Master of Accounting & Taxation für Nachwuchsführungskräfte in Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung
an. Abgerundet wird die MBS-Leistungspalette durch
maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote für Unternehmen.
L 5, 6
68161 Mannheim
Telefon: 0621/181-3721
[email protected]
www.mannheim-businessschool.com
9/2008
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5. September 2008
econo
16
Nachrichten
Heylsches Areal verkauft
WORMS. Das ehemalige Heylsche Areal in der Wormser Innenstadt ist an ein Konsortium unter
Führung der Wegner Unternehmensgruppe aus Hamburg verkauft
worden. Auf dem 93 000 Quadratmeter großen Grundstück wurden
früher Lederwaren, unter anderem
für Salamander, produziert. Die geplante Bebauung sieht eine Mischnutzung mit den Schwerpunkten
Handel und Gewerbe vor.
Stadt muss 700 000 Euro zahlen
SCHIFFERSTADT. Die Stadt
Schifferstadt muss für die Sparkasse Vorderpfalz fast 700 000 Euro für
das vergangene Jahr zahlen. Dies
berichtet die „Rheinpfalz“. Die Summe decke die ausgefallenen Kredite
der ehemaligen Stadtsparkasse ab,
für die die Kommune gebürgt habe.
Dies war die Voraussetzung für die
Fusion mit der Sparkasse Ludwigshafen zur Sparkasse Vorderpfalz.
Ausgezeichnete Kooperation
Neun Unternehmen aus der Region sind
„Dienstleister des Jahres 2008“.
Ihr Rezept: Zusammenarbeit ohne Formalien
RHEIN-NECKAR. Das Ende
der „New Economy“ und die damit
einhergehende Medienkrise hinterließen verunsicherte Kunden,
gekappte Werbebudgets und geplatzte Internet-Träume. Viele Unternehmen der Kommunikationsbranche standen in den Jahren
2000 und 2001 auf der Kippe. „Kapitulieren, Preis-Dumping oder runter
mit der Qualität? Das kam für uns
nicht in Frage“, sagt Frank Zumbruch. So schloss sich der Miteigentümer der Heidelberger Werbeagentur Wolf, Zumbruch & Partner
mit anderen Unternehmern der
Kommunikationsbranche zusammen. Herausgekommen sind die
„Komplizen“, die sich seit 2006
komplizen.com nennen. Dieses
Netzwerk aus zurzeit neun Unternehmen verbindet Dienstleistungen rund um das Thema Kommunikation: Eventmarketing, Kommunikations-Design, PR, Konzepte und
Texte, Webentwicklung und Onlinekommunikation, Medienproduktion,
Marktforschung,
LettershopDienstleistungen, E-Learning und
Videoproduktion. Die Kunden der
Deutsche Balaton kauft Aktien zurück
HEIDELBERG. Der Vorstand
der Heidelberger Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton AG hat
mit Zustimmung des Aufsichtsrats
beschlossen, bis zu 250 000 eigene
Aktien durch ein freiwilliges öffentliches Angebot zu erwerben. Der
Kauf soll zu einem Preis von
8,25 Euro erfolgen.
WER HINTER „KOMPLIZEN.COM“ STECKT
Atelier Kontrast: Kunstausstellungen und Messekonzepte
Dots United: Webentwicklung und Onlinekommunikation
CFG Circle Fulfillment GmbH: Lettershop und Warehousing
Pro Event: Eventkommunikation, -marketing und -produktion
Florian Götzmann: Konzeption und Text
Lutz Berger: E-Learning und Edutainment
Unity Concepts/City Concepts: Stadt-Marketing und Marktforschung
Wolf, Zumbruch & Partner: Unternehmenskommunikation und PR
Zeigmehr Workgroup: Film- und Videoproduktion
Formaxx sucht Personal
beteiligten Firmen können bei Bedarf auf die Leistungen der anderen
Partner zurückgreifen. Zumbruch
erläutert dies am Beispiel eines
Kunden, für den die Werbeagentur
die Kommunikation für ein ProfiGolfturnier übernommen hatte:
„Wir als Agentur haben uns auf die
Projektleitung, das Corporate Design und die Printprodukte spezialisiert. Dots United hat dann die Umsetzung des Konzepts ins Internet
übernommen.“ Der LettershopDienstleister CFG habe sich um den
Versand der Werbemittel gekümmert, die Medien-Produktionsfirma
Zeigmehr das Turnier filmisch dokumentiert und die Event-Agentur
Pro Event Teile der Logistik übernommen.
Die Kontinuität und Qualität des
Zusammenschlusses hat auch das
Wirtschaftsministerium von Baden-Württemberg überzeugt. Im
Wettbewerb „Dienstleister des
Jahres 2008“ erhielten die Unternehmer und Unternehmerinnen
jetzt die Auszeichnung in der Kategorie „Herausragende Dienstleistungsnetzwerke und -kooperationen“. Für die Kunden gestalte sich
die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk unkompliziert: Sie entscheiden, ob sie das Geschäft komplett
mit dem ersten Ansprechpartner
abwickeln oder ob sie in Kontakt
mit den anderen Firmen treten wol-
RHEIN-NECKAR. Der Hanno-
veraner Vermögensberater Formaxx baut sein Angebot an berufsspezifischer Beratung weiter aus. In
neun Universitäts-Städten seien
bereits spezielle Berater-Teams vor
Ort. Für Heidelberg und Mannheim
suche Formaxx derzeit noch Mitarbeiter.
MLP setzt auf SAP
WIESLOCH. Der Wieslocher Fi-
nanzdienstleister MLP hat auf ein
neues Customer-Relationship-Management-System des Walldorfer
Software-Herstellers SAP umgestellt. Mit dem neuen System verwaltet der Finanz- und Vermögensberater nun sämtliche Kundendaten
und steuert gleichzeitig Aktivitäten
und Kampagnen.
econo
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5. September 2008
MLP
Abwehrschlacht erfolgreich geschlagen
WIESLOCH. In einem nach eigenen Angaben sehr schwierigen
Marktumfeld hat der Finanz- und
Vermögensberater MLP die Gesamterlöse im ersten Halbjahr 2008
um fünf Prozent auf 287 Millionen
Euro (Vorjahr: 273 Mio. €) gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen und
Steuern (EBIT) ging aufgrund von
Belastungen durch das neue Versicherungsvertragsgesetz um 15
Prozent auf 33 Millionen Euro (Vorjahr: 38,2 Mio. €) zurück. Der Überschuss liegt zum 30. Juni bei 14,3
Millionen Euro (Vorjahr: 22 Mio. €).
Das Jahr 2008 sei aufgrund der ge-
setzlichen Neuregelungen wie erwartet mit besonderen Herausforderungen verbunden, sagt MLPVorstandsvorsitzender Dr. Uwe
Schroeder-Wildberg bei Veröffentlichung der Zahlen. Für das Gesamtjahr rechnet Schroeder-Wildberg mit einem neuen Rekordhoch.
Zwischen April und Juni habe MLP
11 000 Neukunden gewonnen und
komme nun auf 732 000 Kunden.
In den Schlagzeilen war MLP in
den vergangenen Wochen aber
weniger wegen dieser Zahlen, sondern wegen der vereitelten Übernahme durch AWD. Dessen Eigen-
tümer, die Schweizer Swiss Life
Gruppe, hatte über den AWD-Gründer Carsten Marschmeyer fast 27
Prozent der MLP-Anteile gekauft.
Die Wieslocher hatten sich vehement gegen eine Übernahme und
damit den Verlust der Unabhängigkeit gewehrt. Unterstützung gab es
dabei von MLP-Gründer und Großaktionär Manfred Lautenschläger.
Eine Kapitalerhöhung um zehn Prozent, bei der neue Aktien unter anderem an die Allianz SE ausgegeben worden waren, macht eine
Übernahme inzwischen allerdings
unwahrscheinlich.
MSc
Nachrichten
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Walther-Werke wollen erweitern
EISENBERG. Die Walther-Wer-
ke haben laut einem Bericht der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ 2007
ein Rekordergebnis erzielt und wollen ihr Werk am Stammsitz erweitern. Dort beschäftigt der Hersteller
von Steckern und Stromverteilern
rund 240 Mitarbeiter. Der Umsatz
des in Eisenberg bei Bad Dürkheim
beheimateten Unternehmens lag
bei 42 Millionen Euro (+5,4 Mio. ¤).
Zu der Firmengruppe gehören vier
ausländische Tochterunternehmen
und ein Betrieb in Sachsen.
Wirtschaftsminister Ernst Pfister (3. v. l.) überreichte dem Firmen-Netzwerk „Komplizen.com“ am 22. Juli eine Urkunde für
„Herausragende Dienstleistungsnetzwerke und -kooperationen“.
Bild: Komplizen.com
len. Das Gleiche gilt auch für die
Vertragsgestaltung und Rechnungsstellung. „Die Leistungen der
Partner geben wir in den meisten
Fällen ohne Aufschlag weiter“,
sagt Zumbruch. Nur für das Projektmanagement erhalte der verantwortliche Komplize eine Vergütung. Das Netzwerk kommt mit dieser Organisation ohne „Wasserkopf“ aus. Weder gibt es eine gemeinsame Verwaltung noch einen
„Ober-Komplizen“. Die Projektverantwortlichen werden je nach Kunde und Aufgabe bestimmt. Diese
Form benötigt auch keine vertragliche Grundlage. „Konflikte regeln
wir intern.“ Daher sei gegenseitiges Vertrauen ganz entscheidend,
erläutert Kai Schroko vom InternetDienstleister Dots United.
Neben der Arbeit an gemeinsamen Projekten nehmen sich die
Komplizen daher Zeit für den persönlichen Austausch. Feste Treffen
finden alle zwei Wochen statt. Außerdem steht einmal im Jahr ein
Klausurwochenende auf dem Programm. „Bei unseren Treffen reden
wir über Strategien, Konzepte und
neue Ideen“, sagt Zumbruch. Und
über die Verwendung des gemeinsamen Marketingbudgets. Dieses
speist sich aus der monatlichen
Umlage der Partner. Finanziert werden damit gemeinschaftliche Aufgaben wie die Website komplizen.com, Visitenkarten oder Kundenveranstaltungen. In das Marke-
tingbudget fließen auch die 10 000
Euro, die die Unternehmer aus Heidelberg, Walldorf und Mannheim
beim Wettbewerb „Dienstleister
des Jahres 2008“ gewonnen haben. Um die Zusammenarbeit untereinander noch besser zu machen, wollen die Komplizen künftig
in der Aus- und Weiterbildung kooperieren. So sollen Praktikanten,
Auszubildende und Volontäre einige Zeit bei den Partnern arbeiten.
Dots United, das eine BA-Stelle im
Studiengang Digitale Medien anbietet, wird seinen akademischen
Nachwuchs auch bei den Partnern
reinschnuppern lassen. „Das
macht uns als Anbieter einer BAStelle noch attraktiver“, sagt Unternehmenschef Kai Schroko. MSc
BASF
Lutz KG zieht nach Kaiserslautern
LAMBRECHT. Die Lutz KG Back
+ Eis zieht von Lambrecht nach Kaiserslautern um. Das berichtet die
Tageszeitung „Die Rheinpfalz“. Als
Grund nennt das Familienunternehmen mit 23 Mitarbeitern die bessere
Verkehrsanbindung in Kaiserslautern. Das Lambrechter Firmengelände sei bereits verkauft.
Kasi-Gruppe sponsert „Löwen“
MANNHEIM. Die Kasi-Gruppe
ist neuer Hauptsponsor des Handball-Bundesligisten Rhein-NeckarLöwen. Der dänische Konzern, der
unter anderem die Modeschmuckmarke Pandora vertreibt, wird in
diesem Jahr einen Umsatz von rund
130 Millionen Euro verzeichnen. Der
Vertrag mit den Rhein-Neckar-Löwen wurde für vier Jahre geschlossen. Die Kasi-Gruppe wird ab 2009
auch Partner der Mannheimer SAPArena sein.
Aniliner erwirtschaften Rekord bei Umsatz und Ergebnis
LUDWIGSHAFEN.
„Durchtrainiert und in bester Verfassung“ ,
so kommentierte der BASF-Vorstandsvorsitzende Jürgen Hambrecht den Zustand des weltgrößten Chemieunternehmens bei Veröffentlichung der Halbjahreszahlen. Im 1. Halbjahr hat die BASF
Umsatz und Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen erneut gesteigert und Rekordergebnisse erwirtschaftet. Der Umsatz beträgt 32 Milliarden Euro –
zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das EBIT vor Sondereinflüssen stieg im 1. Halbjahr um
15 Prozent auf rund 4,8 Milliarden
Euro. „Die Nachfrage nach unseren Produkten ist nach wie vor
hoch, die saisonbedingte Sommerflaute scheint wenig ausgeprägt zu
sein“, sagte Hambrecht. Wegen
der stark gestiegenen Rohstoffkosten müssten die Verkaufspreise jedoch zum Teil deutlich erhöht werden. Die guten Zahlen zeigten einmal mehr, dass der Kurs hin zu kundennahen Geschäften, mehr Konjunkturrobustheit und dem Fokus
auf Wachstumsmärkte richtig sei.
Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr hat Hambrecht bestä-
tigt. Die gute Gewinnentwicklung
verdankt die BASF vor allem dem
Öl- und Gasgeschäft sowie der
Agrosparte. Das Unternehmen leidet aber auch unter dem schwachen Dollar.
Während sich das Unternehmen
nach einem Bericht der „Financial
Times Deutschland“ in den USA
nach Übernahmekandidaten umschaue, schnürt es für sein StyrolKunststoffgeschäft ein größeres
Verkaufspaket. Davon betroffen
sind auch Produktionsanlagen am
Stammsitz Ludwigshafen mit 400
Mitarbeitern.
MSc
IHK will Grundbuchamt erhalten
RHEIN-NECKAR. Die IHK
Rhein-Neckar hat sich bei der Landesregierung für den Erhalt des
Grundbuchamts Mannheim eingesetzt. Der zuständige Ausschuss im
Landtag will die Entscheidung der
Verlagerung nach Tauberbischofsheim laut IHK nun nochmals prüfen.
Die Schließung zentraler Grundbuchstandorte in der Metropolregion dürfe laut Wirtschaftsvertreter
erst erfolgen, wenn der Datenabruf
digital und damit standortunabhängig möglich sei.
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5. September 2008
econo
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Nachrichten
ABB baut Standort Heidelberg aus
HEIDELBERG. ABB Stotz Kontakt baut seine Kapazitäten am
Standort Heidelberg aus. In dem
Komplex wird das Unternehmen
neue Produktionsanlagen für Sicherungsautomaten errichten.
Hierfür investiert ABB rund 20 Millionen Euro. Der Konzern hat im
zweiten Quartal Rekordergebnisse
bei Auftragseingang, Umsatz und
EBIT erzielt. Der Ertrag vor Zinsen
und Steuern belief sich auf 1,45 Milliarden US-Dollar (+42 %). Der Konzerngewinn stieg um ein Drittel auf
975 Millionen US-Dollar.
Starkes erstes Halbjahr für Roche
MANNHEIM/BASEL. Die Ro-
che AG mit Sitz im schweizerischen
Basel hat im ersten Halbjahr des
laufenden Geschäftsjahres einen
Umsatz von 22 Milliarden Schweizer
Franken erzielt (+10 %). Die Verkäufe des Bereichs Diagnostics, zu dem
auch der Roche-Standort Mannheim gehört, legten um elf Prozent
auf 4,7 Milliarden Euro zu.
Abbott macht mehr Umsatz
LUDWIGSHAFEN. Abbott erzielte im zweiten Quartal einen Umsatz von 7,3 Milliarden US-Dollar
(+14,8 %). Der Nettogewinn kletterte
um ein Drittel auf 1,32 Milliarden USDollar. Abbott Deutschland mit
Standorten in Wiesbaden, Ludwigshafen, Wetzlar und Rangendingen
ist die größte Tochtergesellschaft
des US-Pharmakonzerns. Das Unternehmen, das in diesem Jahr als
„Top Arbeitgeber Deutschland“
ausgezeichnet wurde, hat mit dem
Gesamtbetriebsrat ein Konzept vereinbart, das alle betrieblichen Leistungen an den Zielen Mitarbeiterfürsorge und Familienfreundlichkeit
ausrichten soll.
ProMinent stellt Personal ein
HEIDELBERG. Die ProMinent
GmbH hat im ersten Halbjahr ihren
Umsatz um 15 Prozent auf 166 Millionen Euro gesteigert. Die weltweit
mit 53 Niederlassungen vertretene
Firmengruppe hat zum Ende des
zweiten Halbjahres 2038 Mitarbeiter beschäftigt (+9 %). In den beiden
ProMinent-Unternehmen am
Standort Heidelberg nahm die Belegschaft um vier Prozent auf 562 zu.
econo
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5. September 2008
Schaltanlagenbauer
zieht nach Mannheim
Die Firma ES Elektroanlagen + Systemtechnik ist von Ladenburg nach
Mannheim umgezogen. Auf doppelt so viel Fläche wie vorher produziert
das Familienunternehmen Schaltschränke für den Weltmarkt
MANNHEIM. Der Tag X war
Donnerstag, der 14. Februar. Nach
Feierabend fuhren die 40 Mitarbeiter und vier Auszubildenden der ES
Elektroanlagen + Systemtechnik
GmbH in Ladenburg alle Systeme
runter, bauten ab und räumten in
Kisten ein. An den drei folgenden
Tagen wickelten sie den Umzug ab.
Montagmorgen ging es dann am
neuen Standort in MannheimFriedrichsfeld wie gewohnt weiter.
Nur mit wesentlich mehr Platz.
„Wir haben uns von 800 auf 2000
Quadratmeter mehr als verdoppelt“, sagt Inhaber Bernhard Frölich. Bei der Besichtigung der neuen Produktions- und Verwaltungsräume in der Lembacherstraße
streicht Katze „Tiger“, von einigen
Mitarbeitern auch „Kitty Elektra“
genannt, um die Beine von Frölich.
„Tiger gehört schon zum Betrieb –
mit eigener Personalakte“, sagt der
Unternehmer und lacht.
Zu den Mitarbeitern zählen auch
Ehefrau Karin und Sohn Oliver, der
nach seinem Studium der Elektrotechnik in diesem Jahr in den elterlichen Betrieb eingestiegen ist. Familiär geht es im ganzen Unternehmen zu. Kurz nach dem Umzug ging
der Produktionsleiter in Rente –
nach über 40 Jahren im Betrieb.
Sein Nachfolger ist ein Mitarbeiter,
der bei ES schon eine Lehre gemacht hat und mittlerweile auch
zwei Jahrzehnte im Unternehmen
arbeitet. Das gute Klima ist auch
hilfreich für die Gewinnung neuer
Mitarbeiter. „Wir erhalten häufig
qualifizierte Bewerbungen von
Freunden und Bekannten unserer
eigenen Leute“, sagt Frölich. Die
seien die besten Headhunter, außerdem passten die Bewerber
dann meistens gut ins Team.
Der familiäre Umgangston sollte
jedoch nicht mit Betulichkeit verwechselt werden. ES ist ein pros-
perierendes Unternehmen mit
sechs Millionen Euro Umsatz in diesem Jahr. Die Wachstumsraten der
letzten Jahre liegen nach Unternehmensangaben kontinuierlich
bei über 20 Prozent. Die Umsatzrendite „deutlich über Branchendurchschnitt“. Wichtigstes Produkt
sind Schaltschränke für die Steuerung und Automatisierung von Maschinen und Anlagen. Direkte Kunden sind vor allen Dingen Maschinen- und Anlagenbauer. Die Endkunden sitzen in der ganzen Welt.
„85 Prozent der Schaltschränke gehen von hier aus ins Ausland“, erläutert der 59-jährige Firmenchef,
der das Ende der 60er Jahre gegründete Unternehmen Mitte der
90er übernommen hat.
Dank der neuen Produktionsräume auf 1000 Quadratmetern, die andere Hälfte sind Büroflächen, hat
ES den Fertigungsablauf besser
strukturiert. Angeliefert werden
KHG
Großhändler für Rohrleitungen zieht nach Lampertheim
LAMPERTHEIM. Die KHG
Warnecke GmbH zieht Mitte
nächsten Jahres von Mannheim
nach Lampertheim um. Der Großhändler für Rohrleitungssysteme
aus Kunststoff, Guss, Stahl und
Edelstahl sowie Halbzeugen aus
Kunststoff habe von der Stadt Lampertheim 7500 Quadratmeter im Gewerbegebiet „Wormser Landstraße“ gekauft. Außerdem habe sich
das Unternehmen eine Option für
weitere 2000 Quadratmeter gesichert. Das hat die „Lampertheimer
Zeitung“ berichtet. Noch sitzt KHG
mit seinen 20 Beschäftigten auf der
Friesenheimer Insel in Mannheim.
Die Immobilie sei aber bereits gekündigt. Der Spatenstich sei für Oktober geplant.
Der „Lampertheimer Tageszeitung“ sagte Geschäftsführer Michael Döricht, dass KHG durch eine
Internetrecherche auf das Gewerbegebiet aufmerksam geworden
sei. Der Kontakt zur Stadtentwicklung Lampertheim (SEL) sei von Anfang an positiv verlaufen. „Mehr als
das – wir wurden permanent betreut. Das ist in anderen Städten
keine Selbstverständlichkeit.“ SELGeschäftsführer Dr. Ulrich Vonder-
heid sagte: „Unsere Marketing-Anstrengungen haben offenbar gefruchtet. Wir freuen uns, dass sich
ein echtes mittelständisches Unternehmen in Lampertheim ansiedelt.“ Somit seien etwa 40 Prozent
der Gesamtfläche des ersten Bauabschnitts des Industrie- und Gewerbegebiets „Wormser Landstraße“ vermarktet. Das Unternehmen
möchte mittelfristig weitere Mitarbeiter einstellen. Derzeit sei eine
Stelle ausgeschrieben. Die KHGMuttergesellschaft hat ihren Sitz in
Karben bei Frankfurt.
Matthias Schmitt
Nachrichten
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Fuchs Petrolub investiert
MANNHEIM. Der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub will bis
2010 rund 70 Millionen Euro in seine
Standorte investieren. Für 20 Millionen Euro soll dabei die Zentrale des
Konzerns in Mannheim erweitert
werden, teilte das Unternehmen
mit. Der Konzern hat im ersten Halbjahr einen Umsatz von 719 Millionen
Euro erzielt (+9 %). Das Ergebnis
nach Steuern lag mit 65 Millionen
Euro zwölf Prozent über dem Vorjahreswert.
Pepperl + Fuchs erweitert
Inhaber Bernhard Frölich mit Sohn Oliver vor dem Innern eines Schaltschrankes: Zur leichteren Montage werden diese
liegend zusammengesetzt und anschließend in die stehenden Schränke eingebaut.
Bild: Rinderspacher
stabile Metallschränke. Diese werden, je nach späterem Einbau, mit
den entsprechenden Türen und
Wänden versehen. Für die komplexen Bohrungen und Fräsungen hat
das Unternehmen vor einigen Jahren in eine computergesteuerte
CNC-Maschine investiert. Nebenan verdrahten die Angestellten die
eigentlichen Schaltungen. „Der Zusammenbau erfordert Konzentration und Ruhe“, erläutert Frölich.
Schränke zusammengeführt. Vor
dem Versand findet anschließend
noch die Funktions- und Qualitätskontrolle statt. Alle Schaltungen
und Steuerungen werden dabei getestet, ob sie korrekt funktionieren.
Die Schaltschränke wirken vereinfacht ausgedrückt als Relaisstation
zwischen der Software-gestützten
Steuerung und den Maschinen, die
die eigentliche Arbeit ausführen.
Der Schaltplan für einen einzigen Schrank umfasst einige hundert Seiten. Im dritten Schritt werden die Schaltungen und die
Die Schaltschränke setzen so eine elektronische Software in Antrieb und Mechanik auf StarkstromNiveau um. Die Planung und Pro-
duktion solcher Schaltschränke ist
jedes Mal eine Herausforderung
für Elektronik und Maschinenbau.
„Viele Lösungen und Innovationen
entwickeln wir gemeinsam mit unseren Kunden“, sagt Frölich. Dem
Unternehmer gehe es immer um eine langfristige Bindung zu den Abnehmern. So beliefere ES nie direkte Konkurrenten. „Aus jeder Branche haben wir nur einen Kunden.
Das gibt uns und den Auftraggebern Sicherheit und Vertrauen.“ An
dieser Strategie ändere auch der
Umzug nichts.
Matthias Schmitt
KSB
WILD
TI AUTOMOTIVE
Pumpenhersteller will
Rekordumsatz erreichen
Ökologische und
wirtschaftliche Investition
Automobilzulieferer stärkt
Standort Heidelberg
FRANKENTHAL. Dank guter
EPPELHEIM. Wild hat eine-
Geschäfte in der Industrie- und
Wassertechnik hat der Pumpenund Armaturenhersteller KSB seinen Umsatz im ersten Halbjahr um
zehn Prozent auf 933 Millionen Euro
gesteigert. Damit steuere das Unternehmen nach eigenen Angaben
auf einen neuen Rekordumsatz zu.
Das Konzernergebnis vor Steuern
belaufe sich auf 85,3 Millionen Euro
(+37,9 %). Um das höhere Auftragsvolumen zu bewältigen, investiert
das Unternehmen an seinen deutschen Standorten rund 70 Millionen
Euro.
MSc
neue
Prozesswasseraufbereitungsanlage am Standort Eppelheim in Betrieb genommen. Mit der
Anlage möchte die Rudolf Wild
GmbH & Co. KG Wasser und Energie reinigen und rückgewinnen.
Dies solle die Produktionsprozesse
unter ökologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten verbessern. Obwohl das Abwasser bei
Wild hauptsächlich natürliche Stoffe wie Fruchtanteile enthält, muss
es aufbereitet werden, bevor es der
kommunalen Kläranlage zugeführt
werden kann.
MSc
HEIDELBERG. TI Automotive
hat bekannt gegeben, dass es den
Hauptsitz seines Geschäftsbereichs Global Fluid Carrying Systems von Warren im US-Bundesstaat Michigan nach Heidelberg
verlegen wird. Damit verbunden ist
die Beförderung von Joachim
Burkhardt. Der bisherige Managing
Director des Bereichs Fluid Carrying Systems für Europa wird zum
President für Global Fluid Carrying
Systems und COO für Europa ernannt. Der Automobilzulieferer produziert Behälter- und Leitungssysteme für Flüssigkeiten.
MSc
MANNHEIM. Pepperl + Fuchs
hat von der Stadt Mannheim zwölf
Hektar Land im Gewerbegebiet
Steinweg erworben. Benötigt würden die Flächen für neue Lager- und
Bürogebäude. Das hat die Tageszeitung „Mannheimer Morgen“ berichtet. Baubeginn soll im Februar
2009 sein. Die neuen Gebäude nehmen eine Fläche von 5,2 Hektar ein.
Der Hersteller von Fabrik- und Prozessautomation habe von der Stadt
außerdem eine Option für weitere
14 Hektar Land erhalten. Damit sei
der Bedarf der kommenden zehn
Jahre gedeckt.
SEN zur Hälfte verkauft
MANNHEIM. Siemens hat seinen defizitären TelefonanlagenBauer SEN bisher nur zur Hälfte verkaufen können. Die Auswirkungen
auf die 90 Beschäftigten am Standort Mannheim seien laut einem Bericht des „Mannheimer Morgen“
derzeit noch nicht absehbar. Insgesamt sollen bei SEN 6800 der
17 500 Stellen wegfallen.
IT-Cluster gegründet
DARMSTADT. Die IT-Branche
in Südhessen und Nordbaden will
die Region zu einer der weltweit führenden für Unternehmenssoftware
machen. Dazu schlossen sich mehrere Initiativen aus dem Bereich Informationstechnik (IT) zum „Cluster
Unternehmenssoftware Rhein Main
Neckar“ zusammen. Ziele des Netzwerkes sind die Förderung von Forschung und Entwicklung in der Region und die Beratung kleinerer Unternehmen. Auch die Walldorfer
SAP will sich aktiv an dem Netzwerk
beteiligen.
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5. September 2008
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Messen & Kongresse
Solartagung Rheinland-Pfalz
BIRKENFELD. Unter dem Motto
„Klimaschutz durch Sonnenenergie“ veranstaltet das IfaS in Kooperation mit der EnergieEffizienzAgentur Rhein-Neckar am 11. September
die 4. Solartagung Rheinland-Pfalz.
Referenten aus Unternehmen und
Forschungseinrichtungen berichten über die aktuelle Marktsituation
sowie neue Einsatzmöglichkeiten
und Technologien. Begleitend zum
Vortragsprogramm findet eine
Fachausstellung statt.
■ Mehr Infos unter:
www.ifas.umwelt-campus.de
BusinessForum Mittelstand
BADEN-BADEN. Am 9. Oktober öffnet zum vierten Mal das BusinessForum Mittelstand seine Tore.
Der Wissenskongress für mittelständische Unternehmer in
Deutschland will inspirieren und unkonventionelle Blickwinkel eröffnen. Die Veranstaltung steht unter
dem Motto „Anleitung zum Querdenken“. Führungskräfte können
laut Veranstalter in zwei Hauptvorträgen, einer Podiumsdiskussion
sowie 16 Themensymposien Lösungsansätze erwarten, die polarisieren und neue Sichtweisen eröffnen.
■ Mehr Infos unter:
www.businessforummittelstand.de
Business-Intelligence-Forum
MÜNSTER. Das SAS Forum
Deutschland am 16. und 17. September will eine Plattform eröffnen für
den Austausch zu Markttrends und
Neuentwicklungen bei Business Intelligence. Erwartet werden in
Münster mehr als 1000 Manager,
Strategen, IT-Experten und BI-Verantwortliche, um miteinander die
Marktentwicklung und Anforderungen an moderne BI-Systeme zu diskutieren. In den Foren, Workshops,
Gesprächsrunden und Vorträgen
sind die Teilnehmer zur aktiven Mitwirkung aufgefordert. Hier ist Gelegenheit, Erwartungen an Softwarehersteller zu äußern, Erfolgsrezepte
weiterzugeben und Visionen zu formulieren. „Unternehmen lernen von
Unternehmen“ ist der Leitgedanke.
SAS eingeschlossen: Der BI-Anbieter stellt auch seine eigenen Lösungen dem Feedback des Plenums.
■ Mehr Infos unter: www.sas.de
econo
9/2008
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5. September 2008
„Where Creativity meets Technology“ heißt das Motto der „do it.konferenz“, die im Herbst stattfindet.
Bild: MFG
Plattform für Netzwerker
Mitte Oktober treffen sich Kreativwirtschaftler
und IT-Profis zur „do it.konferenz“ in Stuttgart
STUTTGART. „Where Creativity meets Technology“ – unter diesem Motto startet am 13. Oktober
die zweitägige „do it.konferenz“
2008 der MFG Baden-Württemberg
im Internationalen Congresscenter
(ICS) der Neuen Messe Stuttgart.
Mit der Konferenz will die MFG eine
zentrale Innovationsschnittstelle
und Talentplattform für Kreativwirtschaft, IT und wissensbasierte Anwenderbranchen in Baden-Württemberg schaffen. Zudem fördere
sie den Austausch zwischen Wirtschaft, Forschung und Verwaltung.
Die hochkarätig besetzte Fachveranstaltung knüpft an den „do it.kongress“ an, der in diesem Jahr als
Bestandteil der „do it.konferenz“
bereits zum neunten Mal stattfindet. Insgesamt werden 1000 Entscheider vor Ort erwartet. Martin
Jetter, Vorsitzender der Geschäftsführung der IBM Deutschland
GmbH, ist Keynote Speaker der
Veranstaltung.
Mit der „do it.konferenz“ bündelt
der Veranstalter MFG vier selbstständige Fachkongresse: „do it.panels“ zu den Themen Trends in der
Online-Kommunikation, E-Government – Verwaltung aus einer Hand,
Internationale Märkte für Software
made in Germany. Des Weiteren
das ebigo Mittelstandsforum mit
dem Thema „Mehrwert durch In-
ternetanwendungen“, die CReATE
Cluster Session zu „Netzwerke für
die europäische Kreativwirtschaft“
und den Fazit-Networkshops zu
den Schwerpunktthemen: E-Health, Sicherheit mit IT, Intralogistik,
Outsourcing und E-Energy. Neben
dem gemeinsamen Plenum zum
Konferenzauftakt erwartet die Besucher auch eine begleitende
Fachausstellung mit innovativen
Unternehmen, Initiativen und Institutionen sowie die „be creative!
Party“ am Abend des 13. Oktober
2008.
Redaktion
Termin & Kontakt
Termin: 13. und 14. Oktober
Ort: ICS, Neue Messe Stuttgart
Teilnahmegebühren: 180 €
Internet: www.doit-konferenz.de
Veranstalter: MFG BW
BARRIEREFREIES BAUEN
Pflegegerechtes Wohnen in modernem Ambiente
MANNHEIM. Im Mittelpunkt
des vierten Kongresses des Netzwerkes www.urban-plus.de steht
die Frage, wie Wohnungen gestaltet und ausgestattet sein sollten,
damit sie im Pflegefall keine unnötigen Kosten und Beeinträchtigungen verursachen. Die Veranstaltung findet am Freitag, den 26. September von 8.30 bis 13 Uhr statt.
Eingeladen sind Bürgerinnen und
Bürger, Verantwortliche von Pflegediensten und Sozialeinrichtun-
gen, Handwerksunternehmen und
Dienstleister, Kommunen, Kreditinstitute, Wohnungsverwaltungen
und Verbände. Die Teilnahme ist
kostenfrei.
Die Veranstaltung soll zeigen,
dass auch pflegebedarfsgerechte
Wohnungen nicht im Widerspruch
zu einem modernen und zeitgemäßen Wohnambiente und zu individuellem Design stehen müssen. Es
bestehe auch keine Notwendigkeit,
Wohnungen und Häuser nach den
Prinzipien von Krankenhäusern,
Pflegeheimen und Rehabilitationszentren einzurichten.
Redaktion
Termin & Kontakt
Termin: 26. September
Ansprechpartner: Nikolaus Teves
Handwerkskammer Mannheim
Tel. 0621/18002-155
Internet: www.hwk-mannheim.de
Nachrichten
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HERTIE
Süd-Müll darf Tonnen aufstellen
Unterstützung für die Neustadter Filiale
RHEIN-PFALZ-KREIS. Bei
der Altpapierentsorgung im RheinPfalz-Kreis haben sich die Süd-Müll
GmbH und die Kreisverwaltung außergerichtlich geeinigt. Der Kompromiss sieht vor, dass Süd-Müll eigene Tonnen aufstellen darf, wenn
die Bürger sie zuvor bestellt haben.
Damit erübrigt sich der bisherige
Rechtsstreit, der anfing, nachdem
Süd-Müll Widerspruch gegen das
Verbot der kommunalen Behörde
eingelegt hatte, eigene Altpapiertonnen aufzustellen.
NEUSTADT. Für Oberbürgermeister Hans Georg Löffler ist der
Kampf gegen das drohende Aus
des Hertie-Hauses in Neustadt an
der Weinstraße Chefsache. „Eine
Schließung“, so der OB in einem
Schreiben an den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt
Beck und Wirtschaftsminister Michael Glos, „wäre ein herber Verlust für die Neustadter Kunden und
ein richtiger Tiefschlag für die Entwicklung unserer Stadt.“ Hertie sei
einer der Dreh- und Anziehungspunkte für die Neustadter Fußgängerzone, praktisch die gesamte Innenstadt profitiere von diesem
Magneten.
76 Mitarbeiter arbeiten in dem
ehemaligen Karstadt-Haus, das
2005 mit 72 weiteren kleineren Filialen von Karstadt an den britischen
Finanzinvestor Dawnay Day und die
Unternehmensberatung Hilco verkauft wurde. Erst im vorigen Jahr
wurden die Häuser auf „Hertie“
umgestellt. Doch auch die Wiederbelebung des traditionsreichen Namens der Hertie-Warenhauskette,
die nach der Übernahme durch
Karstadt im Jahr 1993 sang- und
klanglos unterging, rettete das Unternehmen nicht. Ende Juli meldete
Hertie Insolvenz an. Dem Vernehmen nach schrieb die Kette in den
vergangenen zwei Jahren jeweils
30 Millionen Euro Verlust bei einem
Umsatz von rund 540 Millionen Euro. „Das Wichtigste ist, dass uns
unsere Kunden die Treue halten.
Die Versorgung mit Waren ist auf
alle Fälle gewährleistet“, betont Filialleiterin Anke Dammrich im Gespräch mit „Econo“. Das Haus mit
einer Fläche von 7200 Quadratmetern liegt nach Aussagen des Betriebsrats beim Umsatz im guten
oberen Mittelfeld vergleichbarer
Häuser. Der vorläufige Insolvenzverwalter Biner Bähr von White &
Case in Düsseldorf will nun alle
Standorte genau unter die Lupe
nehmen und um jedes Haus kämpfen. Wie das Nachrichtenmagazin
„Der Spiegel“ unterdessen berichtete, bringe sich der Shopping-Center-Konzern ECE in Stellung, um
einzelne Häuser zu übernehmen.
ECE prüfe laut Geschäftsführer Jan
Röttgers die Übernahme von zehn,
„vielleicht aber auch von 20“ Filialen. Das Unternehmen schrecke
auch vor den Häusern in kleineren
und mittleren Städten nicht zurück.
ECE ist Projektentwickler für
Handels-, Büro- und Verkehrsimmobilien. In der Region ist das Unternehmen durch die Ludwigshafener „Rheingalerie“ bekannt, für die
kürzlich der erste Spatenstich
stattfand. Außerdem betreibt ECE
in der Chemiestadt das RathausCenter und im südhessischen
Viernheim das Rhein-Neckar-Zentrum.
Ulla Cramer
Investition in Industriepark Walldürn
WALLDÜRN. Rund 20 Millionen
Euro hat die Berliner Unternehmensgruppe Alba in eine neue Anlage investiert, die Kunststoffe und
andere Wertstoffe aus dem dualen
System gewinnt. Die im Verbandsindustriepark in Walldürn errichtete
Sortieranlage schafft 70 neue Arbeitsplätze. Die Alba-Gruppe macht
rund eine Milliarde Euro Umsatz.
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Mo-Sa, 6-18 Uhr, Bruttoreichweite. Quelle: ma 2008 Radio II
22
Nachrichten
Planken nicht mehr in den Top 10
MANNHEIM. Die Mannheimer
Planken zählen nicht mehr zu den
zehn höchstfrequentierten Einkaufsstraßen in Deutschland. Im aktuellen Ranking des Beratungsunternehmens Kemper’s Jones Lang
LaSalle Retail kommt die Einkaufsmeile mit 6725 Passanten in der
Stunde nur noch auf Rang 22, hinter
der Simeonstraße in Trier und vor
dem Kurfürstendamm in Berlin. In
den Vorjahren war Mannheims 1ALage in der Regel unter den Top 10 zu
finden.
Kettenzüge-Hersteller geht insolvent
BAD BERGZABERN. Das im
südpfälzischen Bad Bergzabern ansässige Unternehmen ZI Endmontage & Logistics ist in Insolvenz gegangen. Nach Angaben des Insolvenzverwalters soll das Unternehmen saniert und weiter verkauft
werden. Derzeit sind noch 15 Mitarbeiter bei der Firma beschäftigt. Sie
stellen Kettenzüge nach Plänen des
ehemaligen Mutterunternehmens,
dem Kranhersteller Demag Cranes,
her. 2001 waren noch rund 450 Mitarbeiter beschäftigt.
Aus für Promarkt-Filialen
RHEIN-NECKAR. Der Insol-
venzverwalter der Multi Media Promarkt Handels GmbH aus Berlin hat
mitgeteilt, dass die Medimax-Filialen in Heidelberg und St. Leon bis
Ende September schließen werden.
20 der insgesamt 25 insolventen
Elektrofachmärkte können laut Insolvenzverwalter vermutlich gerettet werden, für fünf, darunter die
beiden Märkte in der Region, wurde
kein Übernehmer gefunden.
Geldgeber gefunden
EBERBACH. Die insolvente Pro-
fessor Alfred Krauth Apparatebau
GmbH & Co. KG in Eberbach hat
nach Bekanntgabe ihrer Zahlungsunfähig einen Geldgeber gefunden.
Laut einem Bericht des „Mannheimer Morgen“ soll die Firma, die rund
100 Mitarbeiter beschäftigt, vom
südbadischen Familienunternehmen Nussbaum übernommen werden. Nussbaum stellt unter anderem Hebebühnen her und setzte
2007 mit 1200 Beschäftigten rund
110 Millionen Euro um.
econo
9/2008
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5. September 2008
Der Head of Sales von Heidelpay hat gut lachen: Heiko Strauß hat gerade ein Projekt mit Lexmark gestartet.
Für den Drucker-Hersteller übernimmt der E-Payment-Anbieter die Zahlungsabwicklung via Kreditkarte. Bilder: Heidelpay
Heidelpay wächst in Portugal
Der elektronische Zahlungsabwickler wickelt
künftig Kreditkartenzahlungen für Lexmark ab
HEIDELBERG. Die Heidelberger Payment GmbH expandiert in
Portugal. Für das erste gemeinsame Projekt mit dem Drucker-Riesen
Lexmark übernimmt Heidelpay, wie
das Unternehmen auch genannt
wird, die elektronische Zahlungsabwicklung via Kreditkarte. „Wir
haben sogar die Eingabemaske ins
Portugiesische übersetzt“, so Heiko Strauß. Er ist Head of Sales bei
dem E-Payment-Anbieter. In der
europäischen Lexmark-Zentrale in
Paris ist die Firma für den länderübergreifenden Kreditkartenservice zuständig. Nach einer Anfrage
von Lexmark Holland musste sich
Heidelpay im Wettbewerb mit der
dortigen Hausbank jedoch geschlagen geben: Im einheimischen
Lastschriftverfahren konnten sich
die Heidelberger nicht gegen Konditionen der Holländer durchsetzen. „Wenn es ums Kreditkartengeschäft geht, sind wir als PaymentProvider
gesetzt“,
versichert
Strauß.
Doch nicht nur in Südeuropa
möchte das Unternehmen wachsen. Durch verstärkte strategische
Kooperationen will der Full-Service-Anbieter ein weit verzweigtes
Netz an Partnerschaften knüpfen.
Vor allem auf dem osteuropäischen
Markt sieht Heiko Strauß erhebliches Potenzial: „Das Kreditkartengeschäft ist dort noch ausbaufähig.“ Genau das hat Heidelpay vor.
Die Firma ist Member-Service-Provider von Visa und Mastercard, die
gemeinsam über 90 Prozent des
weltweiten Marktes abdecken.
„Der Akzeptanzvertrag geht direkt
über uns. Zusätzliche Gespräche
mit Banken sind nicht notwendig“,
erklärt Heiko Strauß, der zuvor
Heidelpay-Geschäftsführer
Mirko Hüllemann
beim Branchenprimus Wirecard
AG tätig war – heute unmittelbare
Konkurrenz. Im Januar ist der ehemalige Unternehmensberater zu
Heidelpay gekommen. Gemeinsam
mit den Geschäftsführern Mirko
Hüllemann und Thomas Muszakiewicz bietet er Händlern alle gängigen Zahlungsverfahren im Bereich
E-Payment an. Derzeit beschäftigt
die Firma etwa 20 Mitarbeiter, darunter einen zwölfköpfigen festen
Stamm in Heidelberg. Die Kunden
des 2003 gegründeten Unternehmens sind fast ausschließlich mittelständische E-Commerce-Händler. Durch die Kooperation mit Vertriebspartnern in Europa und den
USA ist Heidelpay in das globale
Payment-Netzwerk eingebunden.
Der Kernmarkt konzentriert sich auf
Deutschland, Österreich und die
Schweiz. Heidelpay arbeitet im
Auftrag verschiedener Banken. Ein
wichtiger Kooperationspartner ist
die Deutsche Bank und deren
Tochter Pago eTransaction Services in Köln. Für die Kundenverwaltung bieten die Heidelberger
ein Debitorenmanagement, das im
Falle eines Falles schnelle Reaktionen ermöglicht. Mit der Verbreiterung des Online-Shoppings sind
auch die Ansprüche an die Sicherheit und die technische Bewältigung der Transaktionen gewachsen, wie Heiko Strauß erklärt.
Thomas Tritsch
23
Bild: Neu
Gründer
Gründerspiele
Dennis Hauck hat aus seiner Liebe zu alten
Comics eine Geschäftsidee entwickelt
HESSHEIM. Als Kind nur Comics gelesen, als Jugendlicher
Stunden vor dem Computer mit
Spielen zugebracht, das Lehramtsstudium der Mathematik nach dem
dritten Semester abgebrochen.
Besser hätte sich Dennis Hauck auf
seinen Traumberuf kaum vorbereiten können. Der 27-Jährige ist Existenzgründer und gut im Geschäft.
Sein wichtigstes Produkt: FlashAnimationen, also kurze am Computer erzeugte Filme, die beispielsweise auf Webseiten zum Einsatz
kommen. In der Szene hat er sich
seit 2006 einen so guten Namen gemacht, dass er in diesem Jahr seinen bisher größten Coup gelandet
hat. Für den Arthouse-Kinofilm „Vaterspiel“ hat er rund vierzig ComicSequenzen programmiert. Premiere der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Josef Haslinger
soll im kommenden Jahr sein.
Haucks Anfänge waren als Existenzgründer waren allerdings holprig. Sein erstes Projekt war ein Internet-Trailer für ein parodistisches
Horror-Hörspiel. „Erst nach dem
Auftrag wurde mir klar, dass ich eine Gewerbeanmeldung und eine
Steuernummer brauche, um überhaupt eine Rechnung schreiben zu
können“, erzählt der 27-Jährige.
Beim zweiten Auftrag hat er gelernt, nie mehr eine Dienstleistung
ohne Vertrag zu erbringen. Eine
Reihe von Web-Animationen der im
Gefängnis einsitzenden Paris Hilton
seien bis heute unbezahlt. Nach
dem dritten Auftrag, Web-Comics
für einen Betreiber von InternetTerminals, hat er sich technisch
ausgerüstet. Das ganze Honorar
floss in die Anschaffung eines Grafik-Displays, einer Art Bildschirm,
auf der Hauck seine Figuren zeichnet. „Jetzt habe ich alles, was ich
brauche“, sagt der gebürtige
Mannheimer, der heute in Heßheim
bei Frankenthal wohnt. Mittlerweile
sei er in der Lage, sich seine Kunden und Aufträge aussuchen zu
können. Ästhetisch orientiert er
sich an den Comics der 30er und
40er Jahre mit Figuren wie Popeye
oder „Bugs and Bunny“. Spezialisiert hat sich Hauck auf so genannte zweidimensionale oder 2-D-Grafiken. Im Gegensatz zu den heute
dominierenden 3-D-Grafiken sind
die Vorläufer flächiger und einfacher gezeichnet. Der Raum, in dem
sich die Figuren bewegen, ist nicht
detailliert ausgearbeitet. Diese
scheinbar längst überholte Technik
sei genau das gewesen, was die
Macher von „Vaterspiel“ gesucht
hätten.
In dem Film, der Anfang der 90er
Jahre spielt, entwickelt die Hauptfigur ein Videospiel bei dem es darum geht, den eigenen Vater zu ermorden. „Regisseur Michael Glawogger hat Figuren in der Manier
alter Pixelgrafiken gesucht“, sagt
Hauck. Auftraggeber war die Firma
Filmproduktionsfirma Pixomondo
aus Ludwigsburg. Insgesamt 120
Stunden hat Hauck in den Auftrag
investiert. Der erfolgreiche Abschluss des Projekts hat seine Zukunftspläne bestätigt. Zuerst möchte er sein Studium der Kartographie
in Karlsruhe abschließen. Der
zweite akademische Anlauf scheint
ein Erfolg zu werden: „Auch während der Produktion für das ’Vaterspiel’ habe ich keine Prüfung verhauen“, sagt Hauck. In normalen
Zeiten investiert er in seine Selbständigkeit so viel wie in eine Halbtagsstelle. Mit dem Diplom in der
Tasche wird er künftig ganztägig zu
tun haben. Auch an personelle Verstärkung denkt er: „Für Zwischenzeichnungen könnte ich manchmal
jemanden brauchen, der mit mir als
Freiberufler zusammenarbeitet“,
sagt Hauck. Um sich ganz auf das
zu konzentrieren, was er am Besten
kann, greift er schon heute auf die
Hilfe eines Steuerberaters zurück.
„Eine Sache wie der fehlende Vertrag oder die fehlenden Steuernummern soll mir nicht mehr passieren.“
Matthias Schmitt
9/2008
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5. September 2008
econo
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Energie-Effizienz
Passivhaustechniken und Wärmedämmung machen
Lu-teco der GAG Ludwigshafen zum „Null-LiterBürogebäude“
Bild: KrK
econo
9/2008
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5. September 2008
Energie-Effizienz
25
Auf Effizienz gebaut
Modernisierungs-Koordinatoren für Haushalte, energiesparende Dienstleistungen und
Produkte für die Wirtschaft: die Metropolregion macht vor, wie Klimaschutz funktioniert
W
as die Energie-Effizienz und
erneuerbare Energien betrifft, da hat der Rhein-Neckar-Raum längst einen Spitzenplatz
in Deutschland“, sagte schon 2004
Christian Specht, damals Geschäftsführer des Raumordnungsverbandes Rhein-Neckar und heute Finanzbürgermeister in Mannheim.
„Die Metropolregion Rhein-Neckar
ist nicht nur deutschlandweit, sondern weltweit führend, wenn es um
erneuerbare Energien und um Energie-Effizienz geht“, sagt auch Albrecht Göhring, Geschäftsführer
der EnergieEffizienzAgentur E2A
mit Sitz in Ludwigshafen.
Vorreiter für den
Klimaschutz
Unabhängig vom konkreten Platz in
solch einem Ranking steht fest: Die
Metropolregion steht beim Bemühen der Bundesregierung, bis 2020
in Deutschland den Ausstoß von
Treibhausgasen gegenüber 1990
um 40 Prozent zu verringern, mit
an vorderster Front. Zahlreiche Ideen sind in den vergangenen Jahren
rund um Mannheim, Heidelberg
und Ludwigshafen geboren und in
die Tat umgesetzt worden. Teilweise revolutionäre Neuerungen und
Projekte, die weithin Beachtung finden.
So etwa das „Null-Liter-Bürogebäude“ Lu-teco in Ludwigshafen,
ein „Passiv-Haus“, das im Winter
ohne herkömmliche Heizung und
im Sommer ohne Klimaanlage auskommt. Oder das viel zitierte „3-Liter-Haus“ in Mannheim. Der Altbau
aus den 30er Jahren des vorigen
Jahrhunderts ist so saniert worden,
dass er heute nur noch einen Bedarf
von drei Litern Heizöl pro Quadratmeter aufweist. Zuvor hatte das unsanierte Gebäude das sieben- bis
zehnfache an Energie verbraucht.
Bahnbrechende Innovationen, die
für Schlagzeilen sorgten.
Die Metropolregion leistet vielfach Schrittmacherdienste auf dem
Weg zu mehr Klimaschutz. Dies ist
auch Albrecht Göhring und seiner
EnergieEffizienzAgentur zu verdanken. Im Jahre 2001 hatte der Bauingenieur die Agentur mit Hilfe der
BASF gegründet. Ziel war, viele gesellschaftliche Gruppen für Maßnahmen der Energie-Effizienz und
des Klimaschutzes zu erwärmen.
Konkret ging es Göhring besonders
darum, „Energie im Rahmen von
baulichen Maßnahmen besser zu
nutzen“. Im Rhein-Neckar-Raum
seien 380 000 Altbauten sanierungsreif. Nehme man die Modernisierung in Angriff, könnten in der
Region 1000 Arbeitsplätze geschaffen werden, so Göhring.
Inzwischen ist die E2A weit über
die Region hinaus zum Begriff und
Synonym für engagierte Klimaschutzpolitik und entsprechende
Maßnahmen geworden. Die Organisation in der Rechtsform einer
GmbH hat 19 Gesellschafter, darunter die Städte Heidelberg, Mann-
heim, Ludwigshafen, Wohnungsund Energieunternehmen, die
Dämmstoff-Industrie, Handwerkskammern, Ingenieurbüros, Stiftungen und Verbände. Rund 4500
Netzwerkpartner aus allen Bereichen von Wirtschaft, Politik und
Gesellschaft sind unter dem Dach
der E2A vereint. Geschäftsführer
Göhring, der sich als „Dirigent eines
großen Orchesters“ versteht, bemüht sich, dass die „Spieler“ sich zu
gemeinsamen Projekten zusammenfinden. Fachtagungen, Messen,
Kongresse, Vortragsveranstaltungen
und Diskussionsrunden sind daür
die Bühne.
der Saint-Gobain Isover G+H AG,
früher Grünzweig & Hartmann, unterstützt und inzwischen jährlich
mit 600 000 Euro beworben wird.
„KIC“ hat folgende Philosophie: Die
Bundesregierung hat sich zwar zum
Ziel gesetzt, dass jedes Jahr fünf Prozent des Gebäudebestandes aus der
Zeit vor 1978 saniert werden, doch
trotz staatlicher Finanzhilfen für Sanierungswillige sind die Fortschritte
klein. Bislang sind mit Bundeshilfe
jährlich nur 77 000 Wohnungen
energetisch saniert worden, dies
entspricht jeweils gerade 0,2 Prozent des Bestandes.
Dabei wird nicht nur geredet,
sondern auch gehandelt, gerade
was die Gebäudesanierung angeht.
Konkrete Projekte machen immer
mehr auf sich aufmerksam. Ein herausragendes Beispiel ist „KIC“, die
Abkürzung für „Kommunikationsund Informations-Centren für energieeffiziente Gebäudemodernisierung“. Ein System zur Sanierung
von Altbauten, das vor allem von
Nie mehr von
Pontius zu Pilatus
Die Hausbesitzer ziehen nicht mit,
klagte vor einiger Zeit die SPD-Bundestagsabgeordnete Doris Barnett
(SPD) auf einem Workshop der Metropolregion. Das Thema Gebäudesanierung sei vielen zu komplex,
mangelndes Wissen und nebulöse
Vorstellungen von den eigenen
Energiekosten hielten die Menschen von Investitionen ab. Auch
über die Finanzierungsmöglichkeiten sei kaum jemand informiert.
Das Gefühl, von Pontius zu Pilatus
rennen zu müssen, irgendwo zwischen Handwerkern, Bank, Bausparkasse, Architekt und Baustoffhandel aufgerieben zu werden,
schrecke die Bürger ab, Geld in die
energetische Wohnraumsanierung
zu investieren.
Dank „KIC“ soll sich dies ändern.
Die Idee: Dem Bürger wird bei der
Gebäudesanierung vieles erleichtert. Er muss künftig nicht mehr bei
zig Stellen vorsprechen, sondern lediglich bei einem der „KICs“, die
bei den Kommunen, Handwerkskammern, Energieversorgern oder
bei Architekten eingerichtet sind.
Im „KIC“ stößt der Rat suchende
Bauherr auf einen „Modernisie왘왘
rungskoordinator“.
9/2008
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5. September 2008
econo
26
Energie-Effizienz
Dieser ist quasi „Mädchen für alles“ und soll Leistungen aus einer
Hand bieten. Im Klartext: Der Koordinator hat technisches Fachwissen,
kann somit dem Interessenten alle
notwendigen Baumaßnahmen vorschlagen und erklären. Er kennt
aber auch die Finanzproblematik
und die staatlichen Fördermöglichkeiten, arbeitet also ein Finanzkonzept aus. Der Koordinator soll aber
auch die kompetenten Fachbetriebe
kennen und entsprechend die Aufträge an „Premium-Handwerker“
vergeben. Doch nicht nur das: Er
überwacht auch die Bau- oder Sanierungsarbeiten,
nimmt
das
„Werk“ ab und haftet schließlich für
alles gegenüber dem Bauherrn. Dieser wiederum muss dem Koordinator für seine Bemühungen ein jeweils auszuhandelndes Honorar
zahlen.
Senkung des Energieverbrauchs
und damit der Energiekosten in der
deutschen Druckbranche“. Gemeinsam wollen sie den rund
11 000 überwiegend mittelständischen Druckereien in Deutschland
mit dem Öko-Stromfonds der MVV
Energie „nicht nur ein wirtschaftlich attraktives Stromangebot, sondern durch die Umstellung auf Ökostrom auch eine umweltfreundliche
Energieversorgung
anbieten“.
Wenn alle deutschen Kunden von
Heidelberger Druck auf Öko-Stromfonds umstiegen, dann könnten
jährlich 350 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, argumentieren die beiden Unternehmen.
Sauberen Strom aus erneuerbaren
und klimaschonenden Energiequellen, den bieten auch immer mehr
Versorger an, etwa die Technischen
Werke Ludwigshafen mit ihrem Tarif „TWL TopKlima-Strom“.
왘왘
Die Industrie hat gewaltige
Einsparpotenziale
Laut Göhring sind die „KICs“ ein
Erfolgshit. Am Jahresanfang wurde
das 200. aus der Taufe gehoben,
bald sollen es bundesweit 300 sein.
In welchem Ausmaß die Zentren
tatsächlich die Vielzahl der Hausbesitzer zum Investieren und Sanieren
bringen, wird sich erst in einigen
Jahren herausstellen. Das Potenzial
ist gewaltig: Allein für die Beheizung, Klimatisierung und Versorgung mit Warmwasser produzieren
Gebäude jährlich 236 Megatonnen
Kohlendioxid. Das sind ein Viertel
der Gesamtemissionen.
Nach den „KICs“ will Göhring
mit seiner E2A jetzt auch „BIGs“ ins
DIE UMWELT SCHONEN UND PROFITIEREN
Umwelt entlasten – und gleichzeitig Geld sparen. Wie das funktioniert,
zeigt südhessischen Unternehmen „Ökoprofit“. Das steht für „Ökologisches Projekt Für Integrierte Umwelttechnik“. In acht Workshops
besprechen die Firmen mit den Ökoprofit-Beratern alle umweltrelevanten Themen, die für den jeweiligen Betrieb interessant sind. Zusätzlich gibt es vier Termine für eine Vor-Ort-Beratung, bei denen ganz
individuell aufgezeigt wird, in welchen Bereichen die Rechtssicherheit verbessert, die Umwelt entlastet und die Kosten gesenkt werden
können. Bei erfolgreicher Teilnahme an Ökoprofit wird das Unternehmen als Ökoprofit-Betrieb ausgezeichnet – ein zusätzlicher Imagegewinn für die Firmen. Bei der Durchführung des Projekts sowie bei der
Erarbeitung und Umsetzung der Maßnahmen steht die Beratungsgesellschaft Arqum als Partner zur Seite. Das Projekt beginnt im Oktober
2008 und endet im November 2009. Träger sind die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Offenbach, der Odenwaldkreis, die Wissenschaftsstadt Darmstadt sowie deren jeweilige Wirtschaftsförderungs-Einrichtungen. Im Kreis Bergstraße ist die Wirtschaftsregion Bergstraße/Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH
(WFB) Ansprechpartner für interessierte Unternehmen.
Informationen
Internet: http://oekoprofit-suedhessen.arqum.de
Für den Kreis Bergstraße:
Sebastian Schröder
Tel. 06252/ 689 29 50
E-Mail: [email protected]
econo
9/2008
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5. September 2008
Leben rufen, die unter dem Motto
„Beratungscentren Industrie + Gewerbe, für Energie-Effizienz bei Bau
und Produktion“ antreten sollen.
Denn in Industrie und Gewerbe
steckt ein riesiges Energiesparpotenzial, dass angesichts steigender Preise für Öl, Gas, Kohle und Strom
auch immer stärker genutzt wird.
Welche Dimensionen allein beim
Stromsparen möglich sind, macht
Peter Smits, Vorstandsvorsitzender
der deutschen ABB, deutlich. Rund
40 Prozent des Stromverbrauchs in
Deutschland vereinigt die Industrie
auf sich, davon wiederum entfallen
60 Prozent auf Motoren. Werden
diese besser gesteuert, kann der
Energieverbrauch eines elektrisch
angetriebenen Aggregats um bis zu
50 Prozent gesenkt werden, betont
der ABB-Manager (siehe Interview
Seite 28).
Die Wirtschaft in der Metropolregion, ob Industrie, Gewerbe oder
Handel, versteht zusehends die Zeichen der Zeit und nimmt die Herausforderungen des Klimaschutzes
an, getrieben von der Öko-Problematik und den steigenden Energiepreisen. Es wird nach neuen Konzepten und Lösungen gesucht, dabei oft branchenübergreifend kooperiert.
Ein aktuelles Beispiel: Die MVV
Energie AG und Heidelberger
Druckmaschinen wollen gemeinsam zukunftsweisende Lösungen
für „Green Printing“ anbieten. Beide Firmen sprechen von einer „einzigartigen Vertriebskooperation zur
80 000 Tonnen CO2
im Jahr eingespart
Vielerorts wird geforscht, es werden
neue Konzepte entwickelt, um die
Energie-Effizienz zu erhöhen. So
untersuchen derzeit Spezialisten
von Bilfinger Berger für die BASF
acht Immobilien unter energetischen Gesichtspunkten. Das Pilotprojekt soll Aufschluss darüber geben, wie die BASF ihre über 300 Bestandsimmobilien auf dem Werksgelände in Ludwigshafen energetisch
sanieren kann.
Energie-Effizienz erhöhen und
Kohlendioxid-Emissionen senken,
das ist auch das Motto eines anderen Projekts in der Region, das erfolgreich abgeschlossen wurde. Die
Chemieunternehmen Almatis (früher Alcoa), BK Giulini und Amsterdam Fertilizers in Ludwigshafen haben ein 60 Jahre altes, braunkohlegefeuertes Heizkraftwerk, das die
Unternehmen mit Dampf und
Strom versorgt, an die MVV Energiedienstleistungen GmbH ausgelagert. Die MVV-Tochter investierte
20 Millionen Euro in ein neues Gasund
Dampf-Turbinen-Heizkraftwerk. Allein die Kohlendioxid-Emissionen gingen um rund 80 000 Tonnen im Jahr zurück. „Somit können
wir die Umwelt im Rhein-NeckarRaum nachhaltig entlasten“, so die
MVV. Ein Beispiel, wie durch Kooperation und neue Finanzierungskonzepte die Energieeffizienz erhöht werden kann.
Gert Goebel
Energie-Effizienz
27
INTERVIEW
„Die Metropolregion ist in der
Energie-Effizienz weltweit führend“
Die Metropolregion Rhein-Neckar ist Vorreiterin für den Klimaschutz. Davon ist Albrecht Göhring,
Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur Rhein-Neckar, überzeugt. Er erklärt, was die Region
einmalig macht und wie wir noch besser werden können
Herr Göhring, Sie sind seit 2001 Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur E2A, Sie soll in der Metropolregion Rhein-Neckar das Energiesparen vorantreiben und die
Energieeffizienz zu erhöhen. Was
haben Sie bisher erreicht?
➤ Göhring: Wir haben zahlreiche
Messen, Ausstellungen, Kongresse,
Workshops, Foren, Infobroschüren,
CDs mit unseren Partnern zum Thema effizientes Bauen und Energiesparen erarbeitet. Und unsere Netzwerkpartner haben eine Fülle herausragender energieeffizienter Bauten, Neubauten und Sanierungen,
nicht nur geplant, sondern auch realisiert. Das finden Sie in dieser Fülle,
in Verbindung mit weltweit erstmaligen Energie-Effizienz-Technologien, nur in der Metropolregion.
Solche Projekte gibt es doch überall in der Welt.
➤ Göhring: Aber nicht in dieser
Fülle und mit solcher Kreativität.
Hier in der Region sind bahnbrechende Gebäudekonzepte verwirklicht worden, in Kombination mit
Innovationen der Baustofftechnologie. Ich nenne den Latent-Wärmespeicher, Neopor, heizbares Fenster-
„Industrieunternehmen müssen in
Energieeffizienz investieren“
Wie energieeffizient ist die Region?
➤ Göhring: Die Metropolregion ist
nicht nur deutschlandweit, sondern
weltweit führend. Das liegt auch daran, dass hier die Wiege der modernen Dämmstoff-Industrie liegt, einmal mit Saint-Gobain Isover G+H
AG, früher Grünzweig & Hartmann,
und mit der BASF.
Was heißt das, „weltweit führend“?
➤ Göhring: Das können Sie an den
Projekten messen, die wir hier in
der Metropolregion verwirklicht ha-
➤ Göhring: Wenn die Leute wegen hoher Energiekosten nicht verarmen und im Winter nicht zu Hause frierend mit Wintermantel und
Mütze um eine wärmende Kerze
sitzen wollen, dann müssen sie in
die Energie-Effizienz investieren.
Dies tun ja inzwischen auch die großen Wohnungsbauunternehmen,
vorrangig die Gesellschafter im
Netzwerk der E2A, um Leerstände
zu vermeiden. Leerstände können
sie nur verhindern, wenn sie moderne, energiesparende Wohnungen
anbieten.
ben. Nur einige Beispiele: Das größte Passivhaus-Büro, lu-teco, die
weltweit erste Passivhaus-Feuerwache, das weltweit erste Drei-LiterHaus, das Null-Emissions-Mietshaus
im Bestand, das weltweit erste 3-Liter-Haus mit Erdkühlung für den
Sommer. Und dies alles überall in
der Metropolregion, in Mannheim,
Ludwigshafen, Viernheim…
glas, extrem dämmende Fenster, gewissermaßen die Formel 1 der Energie-Effizienz.
Gibt es in Deutschland ähnliche Organisationen wie die E2A?
➤ Göhring: Es gibt zahlreiche
Energieagenturen in Deutschland.
Dennoch sind wir einmalig. Wir
sind über drei Bundesländer-Grenzen hinweg aktiv. Auch was den
Aufbau und die Struktur angeht, das
Zusammenspiel von mehr als 4000
Netzwerkpartnern, aber auch die
privatwirtschaftliche Finanzierung
Albrecht Göhring, Geschäftsführer der
EnergieEffizienzAgentur
Bild: E2A
und das Engagement – all das finden
Sie nirgends in der Welt.
Sie haben eine Vielzahl von Veranstaltungen und Projekten rund um
das Thema Energie-Effizienz entwickelt und aus der Taufe gehoben.
Wer bezahlt das alles?
➤ Göhring: Sie werden in der Regel von den Netzwerkpartnern, mit
denen die Projekte durchgeführt
werden, finanziert.
Hat denn angesichts erheblich steigender Energiepreise das Energiesparbewusstsein spürbar zugenommen, beispielsweise in der Industrie?
➤ Göhring: Eindeutig ja. Energie
ist ein gewichtiger Kostenfaktor,
und da schaut jeder drauf. Wenn ein
Industrieunternehmen heute nicht
in Energieeffizienz investiert, dann
hat es keine Chancen mehr.
Und wie sieht es in den Privathaushalten aus?
Was würde die Energie-Effizienz in
der Region weiter voranbringen?
➤ Göhring: Wenn die Metropolregion Rhein-Neckar weltweit als
wegweisendes Energie- und Energie-Effizienz-Cluster wahrgenommen werden will, dann braucht dieses Thema ein eigenes Haus. Ein Bürohochhaus, in Gestalt eines Entwicklungs- oder Forschungszentrums für Energie und Energieeffizienz, in dem deutlich sicht- und
wahrnehmbar alles rund um diese
Themen behandelt wird.
Was soll in solch einem Gebäude
geschehen?
➤ Göhring: In diesem E2A-Center,
wie es mir vorschwebt, würden
Energiewirtschaftler, Volks- und Betriebswirte, Wissenschaftler und
Forscher, Architekten und Ingenieure, Entwickler und Praktiker an
weltweit einmaligen Innovationen
arbeiten. Mit Forschung, Kongressen und Foren könnten in dem E2ACenter, durch internationale Kooperationen, die Probleme des Klimawandels bekämpft werden.
gg
9/2008
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5. September 2008
econo
28
Energie-Effizienz
INTERVIEW
„Das Einsparpotenzial ist dramatisch“
ABB-Chef Peter Smits erklärt, wie die Industrie mehr Energie sparen könnte
Herr Smits, Welches Energiesparpotenzial sehen Sie in Deutschland?
brauchs auf sich. Davon wiederum
entfallen rund 60 Prozent auf Motoren.
➤ Smits: Über die gesamte Kette
hinweg, sprich Energieförderung,
Stromerzeugung, Übertragung, Verteilung, Verbrauch in Industrie und
Haushalten, sehe ich ein Potenzial
zur Effizienzsteigerung und zum
Energiesparen von 50 Prozent. Moderne Technologien machen das
möglich.
Wo könnte die Industrie Strom sparen?
Wie viel Strom verbraucht die Industrie?
➤ Smits: Die Industrie vereinigt
rund 40 Prozent des Stromver-
Auch die Techniken, um zu sparen,
haben sich sehr verbessert.
Kommen wir zu den Motoren zurück, auf die 60 Prozent des industriellen Stromverbrauchs entfallen.
Was und wie kann da eingespart
werden?
➤ Smits: Vor allem im Motorenbereich.
Die Industrie hat in den vergangenen Jahren beim Kostensparen den
Hebel vornehmlich beim Personal
angesetzt, warum nicht beim Energieverbrauch?
➤ Smits: Bei den niedrigen Energiepreisen früherer Jahre war dies
nicht so wirtschaftlich wie heute.
Energie ist heute aber sehr teuer
ABB-Vorstandsvorsitzender
Peter Smits
Bild: ABB
und zu einem sichtbaren Hauptkostenfaktor geworden, die Anreize
zum Sparen sind größer geworden.
➤ Smits: Das Einsparpotenzial ist
dramatisch, bis zu 70 Prozent. Und
zwar vor allem durch eine drehzahlgesteuerte Antriebstechnik oder
durch Motoren mit höherer Effizienzklasse. Das heißt: Der Motor
wird so gesteuert, dass man jeweils
gerade so viel Strom abruft, wie das
Aggregat zu einem bestimmten Zeitpunkt braucht.
Gert Goebel
Energie-Effizienz
29
Licht im Tarifnebel
Das Ekon-Institut hilft Unternehmen bei der Wahl des passenden Stromtarifs
B
ernd-Dieter Ott sitzt hinter seinem massiven Holzschreibtisch und krempelt die Ärmel
hoch. Es ist über 30 Grad. Das
Hemd klebt am Rücken. Eine Klimaanlage gibt es nicht. „Frisst nur
einen Haufen Strom und macht die
Leute krank“, brummt der Boss des
Ekon-Instituts. Otts Firma ist ein
Dienstleister. Das Ekon-Institut
senkt Energiekosten für Unternehmen und kassiert dafür einen Teil
der Einsparungen.
„Wie können die Stadtwerke
die Preise senken?“
Ott legt großen Wert darauf, unabhängig zu sein. Der Mittelständler
ist keinem Versorger oder Erzeuger
angeschlossen. Nur das könne dem
Kunden eine Beratung garantieren,
die wirklich in seinem Interesse liege. Gerade setzt der Chef seine Icherzähle-es-gern-zum-hundertstenMal-Miene auf. Er legt den Kopf
leicht quer, die Finger der linken
Hand schieben einen Papierstapel
zur Seite. Eines, sagt er, möchte er
doch mal zu Bedenken geben: Die
Stadtwerke Hockenheim zum Beispiel. „Die kaufen Energie von den
großen Versorgern. Und während
die Eons und EnBWs die Preise erhöhen, senken die Hockenheimer
Stadtwerke die Tarife für die Endkunden. Wie geht das?“ Er gibt die
Antwort gleich selbst: „Die Margen
im Energiegeschäft sind einfach
toll.“
Die großen Versorger, sagt Ott,
haben mit Erfolg einen so unglaublichen Tarifnebel in die Landschaft
Für Ihren
täglichen Energiebedarf.
Wie groß auch der Appetit nach Energie sein mag, mit
MVV Energiedienstleistungen stillen Sie ihn – ökologisch
nachhaltig und ökonomisch sinnvoll. So setzen wir bei der
Wärmeerzeugung auf umweltschonende Technologien wie
Kraft-Wärme-Kopplung und Biomasseheizwerke. Dadurch
erhöhen wir bei unseren Kunden die Energieeffizienz und
verringern den CO²-Ausstoß deutlich. Nutzen auch Sie die
Vorteile einer wirtschaftlichen und umweltschonenden
Energieversorgung.
Weitere Informationen erhalten Sie
im Internet unter www.mvv-edl.de
VON ANFANG AN
geblasen, dass niemand mehr
durchblickt. Außer die Experten. Im
Grunde müsste Ott sich nicht darüber aufregen. Denn sein Unternehmen profitiert davon. Die Ingenieu-
re des Ekon-Instituts betreuen mehr
als 34 000 Abnahmestellen bei
mehr als 1800 Kunden, darunter
Mittelständler ebenso wie große
왘왘
Konzerne.
Energie-Effizienz
Es gibt nur wenige unabhängige
Effizienzdienstleister dieser Größe
im Energiebereich.
neut. Ott sagt: „Wir beeinflussen die
Preispolitik des Energieversorgers,
in dem wir die Energiekosten unserer Kunden analytisch darstellen
und genau sagen, was wann wo gebraucht wird, und was das den Versorger kostet.“ Zum Abschluss werden steuerliche Möglichkeiten geprüft, die ebenfalls Einfluss auf die
Energiekosten haben könnten.
왘왘
Der gesamte Betrieb
wird durchgecheckt
Das Konzept, erklärt der Chef, basiere auf einem ganzheitlichen Ansatz: Wenn die Ekon-Experten anrücken, nehmen sie die Energiekosten
eines Unternehmens aus drei verschiedenen Perspektiven unter die
Lupe: technisch, wirtschaftlich und
kaufmännisch. Der gesamte Betrieb
wird zunächst daraufhin untersucht, was durch Optimierungen,
Innovationen oder Austausch an
technischen Anlagen oder Gebäuden eingespart werden kann. Wenn
das ausgetüftelt ist, steht im Prinzip
die neue Abnahmestruktur des Unternehmens.
Das heißt, die Spezialisten haben
nach dieser Arbeit auch ermittelt,
welche Energieformen das Unternehmen künftig wann und wo benötigt. „Das ist gewissermaßen der
energetische Fingerabdruck einer
Firma“, erklärt Ott. „Ein enorm
wichtiges Instrument.“
Denn nach der technischen Optimierung geht es mit diesem Wissen
auf die wirtschaftliche Ebene. Die
Informationen werden in die Vergleichsdatenbank des Ekon-Instituts
eingegeben. Dann wird berechnet,
welche der zigtausend verschiedenen Tarife sich optimal für den Fingerabdruck des Kunden eignen. Das
senkt die Kosten nochmals. Am Ende gehen die Effizienzexperten mit
diesem Wissen noch zum Versorger
und verhandeln über die Verträge.
„Viele Versorger geben große Rabatte an den einen, aber nicht an den
anderen. Wir wissen aber, wo welcher Preis gezahlt wird“, sagt Ott.
Der Effizienzdienstleister spielt
beim Versorger einerseits seinen
Marktüberblick aus. Andererseits
kombiniert er die Abnahmemengen
mehrerer Kunden und bringt so andere Bezugsgrößen in die Verhandlungen ein. Das drückt den Preis er-
Drei bis vier Jahre begleitet das
Ekon-Institut eine Firma in der Regel. Zwischen 5 und 35 Prozent
senken die Effizienz-Spezialisten die
Energiekosten ihrer Kunden ab. Viele Unternehmen, sagt Ott, seien
aber trotz Leidensdruck immer
noch nicht bereit für den Schritt,
mit einem Effizienzdienstleister zusammenzuarbeiten. „Oftmals heißt
es von Seiten der technischen Abteilung: Das können wir selbst.“ Tatsache sei aber, dass ein sehr spezielles
Fachwissen nötig sei, um Einsparungen zu realisieren. „Sie müssen
ständig am Ball bleiben. Ein Unternehmen, das im Grunde nichts mit
Energie zu tun hat, kann das einfach
nicht leisten.“ Jochen Schönmann
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30
Energie-Effizienz
31
Sparen und wachsen
Manche Firmen legen ihre Energieversorgung in fremde Hände, zum Beispiel in die der MVV
D
ie MVV Energiedienstleistungen (EDL) sind eine Wachstumssäule im Konzern. Doch
geht das, auf der einen Seite am Verkauf der Energie verdienen und auf
der anderen Seite nach Einsparpotenzial suchen? EDL-Geschäftsführer Michael Blichmann sagt, dass
der Markt ihm gar keine andere
Wahl lasse, als alle Einsparressourcen zu nutzen.
„Wenn wir beim Kunden sind,
müssen wir die für ihn optimale Lösung bieten. Sonst können wir am
Markt nicht bestehen“, sagt Blichmann. Optimale Lösung könne
auch bedeuten, dass die EDL Strom
oder Gas von einem anderen Versorger beziehe. Blichmann: „Die Kollegen aus dem Haus bieten mit, aber
sie müssen sich eben strecken,
wenn sie den Auftrag bekommen
wollen.“ Ein Feld, das die EDL derzeit ausbaut, ist das Contracting.
Dabei gibt ein Unternehmen seine
Energieversorgung in die Hände des
Contractors. Drei Varianten des
Contractings bietet die MVV an:
■ Das Anlagen- oder LieferContracting:
Hierbei baut und betreibt der Contractor eine Anlage für den Kunden,
liefert Wärme, Kälte und sonstige
Energieformen. Er rechnet dafür einen monatlichen Grundpreis und
zuzüglich einen rohstoffabhängigen, variablen Preis ab.
■ Das Einspar-Contracting:
Nach einer Gebäudeanalyse erstellt
der Contractor einen Maßnahmenkatalog zur Energieeinsparung. Anschließend setzt er die Einsparun-
gen um. Dabei tätigt er alle notwendigen Investitionen und garantiert
dem Kunden gleichzeitig vertraglich
eine Einsparung in einer bestimmten Höhe. Ein Teil der Einsparung
bleibt beim Contractor als Profit.
■ Das BetriebsführungsContracting:
Der Contractor pachtet die Energieanlage des Kunden. Er optimiert sie
mit seinem Fachwissen entsprechend den Anforderungen des Kunden. Hier finanziert sich der Contractor über die Einsparungen, die
er selbst realisiert, während das Unternehmen künftig seine Energiekosten reduziert, indem es die
Pacht als Gewinn mit den Energiekosten verrechnet.
Die Vorteile in allen Fällen liegen
darin, dass sich der Unternehmer
auf seine Kernkompetenz konzentrieren kann. Des Weiteren macht
er bei allen Modellen sofort Gewinn. Beim Verkauf einer Anlage erhöht sich zudem die Eigenkapitalquote des Betriebs. Die Nachteile
liegen in den meist langen Vertragslaufzeiten. In Zeiten, in denen kaum
jemand die Entwicklung der nächsten beiden Geschäftsjahre absieht,
sind Bindungen über zehn oder
zwanzig Jahre ein immenser Zeitraum. Das Energieproblem könnte
sich etwa durch eine Erfindung von
selbst lösen oder auf eine andere
Ebene verlagern. Neue Effizienztechnologien könnten den Verbrauch reduzieren. An solchen Entwicklungen könnte der Contracting-Kunde nur begrenzt partizipieren.
Jochen Schönmann
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32
Energie-Effizienz
Gut fürs Klima
Einige Druckereien in der Metropolregion drucken klimaneutral. Pro Tonne Kohlendioxid,
das sie im eigenen Betrieb produzieren, zahlen sie Geld für Klimaschutzprojekte
I
In einer wachsenden Zahl von
Zeitschriften und Geschäftsberichten findet sich inzwischen
ein kleines grünes Logo mit der Aufschrift „Klimaneutral gedruckt“ und
einer Nummer, zum Beispiel „DE134-152585“. Hinter dem Zahlencode verbirgt sich in diesem Fall die
August-Ausgabe von Econo RheinNeckar, gedruckt bei ColorDruck in
Leimen. Logo und Code sind ein
Zertifikat dafür, dass die Druckerei
für jede der mehr als 17 Tonnen
Kohlendioxid, die bei der Produktion entstanden sind, 24 Euro an die
schweizerische
Klimaschutz-Stiftung MyClimate gezahlt hat. Mit
dem Geld werden Entwicklungsprojekte unterstützt, die nachweislich zur direkten Reduktion von
Treibhausgasen führen (siehe Kasten).
„Das Prinzip ähnelt einem Ablasshandel“, sagt Albrecht Göhring,
Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur Rhein-Neckar (E2A).
Er bezeichnet den Kauf von Klimaschutzzertifikaten als ersten Schritt
in die richtige Richtung. Allein
durch die Kompensation des klimaschädlichen Kohlendioxids andernorts werde in der Druckerei in Leimen allerdings noch kein Gramm
maneutral“ drucken lassen will.
„Viele zahlen den Zuschlag schon
aus Imagegründen gerne“, sagt Rainer Bender, vom ColorDruck-Vertrieb.
Verantwortung gegenüber
Kunden und Umwelt
Sie setzen auf „klimaneutralen Druck“: (v. l.) Andreas Weckwert, Geschäftsführer
der natureOffice OHG, Joachim Beigel, Geschäftsführer von ColorDruck in
Leimen, und Albrecht Göhring, Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur
Rhein-Neckar gGmbH (E2A).
Foto: E2A
CO2 eingespart. Dazu müsste der
Betrieb in neue Anlagen investieren
und Prozesse optimieren, so Göhring. Im ColorDruck-Management
ist man sich dessen bewusst. Die
Ziele sind schon gesetzt: „Bis 2020
wollen wir durch effizientere Pro-
KLIMASCHUTZ UND KONTROLLE
Mit den Geldern aus dem CO2-Ausgleich unterstützen Organisationen
wie MyClimate Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern – zum
Beispiel den Betrieb einer Biomasse-Anlage in Indien oder den Bau
einer Windkraftanlage auf Madagaskar. Eine durch die UNO anerkannte Prüfstelle kontrolliert, ob diese tatsächlich zu einer Emissionsreduktion beitragen. Die Projekte müssen dazu den Qualitätsstandards „Clean Development Mechanism“ (CER) oder „Verified Emission Reduction“ (VER) entsprechen. Erstere unterstehen dem KyotoProtokoll, sind also direkt bei den Vereinten Nationen registriert. Letztere müssen beim Qualitätslabel „Gold Standard“ in Basel registriert
sein, das neben dem Klimanutzen auch eine nachhaltige Entwicklung
in garantieren soll. Laut MyClimate spart ein CER-Projekt jährlich
mehr als 10 000 Tonnen Kohlendioxid. Die Biomasse-Anlage im indischen Bundesstaat Karnataka etwa habe seit 2001 rund 145 000 Tonnen CO2 eingespart. Die Windräder auf Madagaskar sollen von 2009
bis 2024 rund 31 500 Tonnen klimaschädliche Emissionen vermeiden.
econo
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duktion mindestens 20 Prozent
Energie einsparen“, sagt Geschäftsführer Joachim Beigel. Er hat bereits
Pläne, um künftig die Abwärme der
Druckmaschinen zu nutzen. Zudem
will ColorDruck in Zukunft „grünen
Strom“ aus regenerativen Energiequellen nutzen, um das eigene Profil als nachhaltig wirtschaftendes
Unternehmen zu schärfen.
Auch die Zertifizierung als „klimaneutraler“ Drucker haben sich
die Leimener bereits etwas kosten
lassen. Logo und Zahlencode werden von der NatureOffice OHG vergeben. „Wir bewerten zuvor sämtliche Prozesse des Druckbetriebs anhand klimatechnisch Kriterien“,
sagt Andreas Weckwert von der
Augsburger Agentur. Über ein individuelles Online-Tool können die
Vertriebler bei ColorDruck jetzt anhand von bis zu zwölf Parametern –
Welche Maschine? Welches Papier?
Wie hoch ist die Auflage? – die Kohlendioxid-Emission
einzelner
Druckjobs berechnen lassen. Der
Kunde entscheidet dann, ob er „kli-
Weckwert und sein Team kooperieren bei dem Verfahren unter anderem mit dem Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck, der
selbst Konzepte und Initiativen zum
Umweltschutz entwickelt hat. „Wir
machen das in der Verantwortung
gegenüber der Umwelt, gegenüber
unseren Kunden und auf lange Sicht
auch gegenüber der nächsten Generation“, erklärt Jürgen Rautert, Vorstand für Technik und Produkte.
Auch die Heideldruck-Maschinen
sollen dazu beitragen, dass Druckereien umweltfreundlicher produzieren können. Heideldrucks „Green
Printing Katalog“ listet insgesamt
mehr als 50 verschiedene Maßnahmen dazu auf.
Bei NatureOffice haben sich neun
Druckereien zertifizieren lassen, darunter aus der Rhein-Neckar-Region
neben ColorDruck auch ABCDruck in Heidelberg. Die Karlsruher
E & B Druck mit einer Niederlassung in Leimen hat einen anderen
Weg gewählt. Sie hat sich beim Bundesverband Druck und Medien
(BVDM) zertifizieren lassen. Allen
drei ist gemeinsam, dass sie nicht
nur eine Klimaschutz-Abgabe für jede Tonne Kohlendioxid zahlen. Sie
drucken zudem auf klimaneutrales
Papier, das nach den Standards FSC
(Forest Stewardship Council) und
PEFC (Progamm for the Endorsement of Forest Certification) zertifiziert wurde.
Daniel Albrecht
Internet
www.natureoffice.de
www.myclimate.org
Unsichtbarer Beitrag. Sichtbarer Erfolg.
Unsichtbarer Beitrag – Was unsere innovativen Dämmstoffe bewirken, ist mehr zu spüren als zu sehen. Denn in vielen Gebäuden
sorgen sie für deutlich besseren Wärmeschutz und effizienteren
Materialeinsatz. Und helfen so, Energie nachhaltig zu sparen.
Sichtbarer Erfolg – Lösungen wie diese entwickeln wir als
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Die Ergebnisse unseres Beitrags können sich sehen lassen: Mal
sind es optimierte Prozesse, höhere Qualitäten, mal reduzierte
Kosten. So tragen wir zum Erfolg unserer Kunden bei. Und zu
mehr Lebensqualität für alle. www.basf.de/more
34
Autozulieferer
Kleiner Wagen,
großes Geschäft
Ab Oktober soll in Indien das billigste Auto der Welt vom Band rollen. Der Tata Nano wird
umgerechnet rund 1700 Euro kosten. Freudenberg und die BASF haben dazu beigetragen,
dass so etwas möglich ist. Auch andere deutsche Automobilzulieferer waren maßgeblich an der
Entwicklung des Wagens beteiligt
eu Delhi, 10. Januar 2008. Die
größte Automobilmesse der
Welt, die New Delhi Auto Expo, hat ihren Höhepunkt erreicht.
In der Halle des indischen Automobilherstellers Tata ist es stockdunkel. Dicht gedrängt stehen die Messebesucher vor einer erhöhten Bühne. Ein Blitzlicht hier, ein Blitzlicht
dort. Dann kündigen die donnernden Pauken aus Richard Strauss’ Zarathustra das Blitzlichtgewitter an,
das folgt, als sich der Vorhang öffnet
und ein weißer Wagen, klein wie
Bild
: Ta
ta
N
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ein Smart, mit blinkendem Warnlicht auf die Bühne rollt. Es ist der
erste Auftritt des billigsten Autos
der Welt – des Tata Nano. Die Zuschauer applaudieren, die Presse fotografiert. Der Wagen bleibt auf der
Bühne stehen. Die rechte Tür öffnet
sich und Ratan Naval Tata steigt aus.
Der 70-jährige Konzernchef trägt einen dunklen Anzug. Er sieht aus
wie Harrison Ford, nur eben indischer. Er schließt die Tür und
streicht noch einmal über die Karosserie. „Ladies and Gentlemen“, un-
terbricht er die applaudierende
Menge. „Ladies and Gentlemen.
This has been referred to as one
man’s dream, and indeed it was.“
Paradigmenwechsel
im Automobilbau
Die Schau, die Blitzlichter, der Applaus. All das verfolgt an diesem Tag
auch Jörg Sost, Mitglied der Unternehmensleitung des Weinheimer
Freudenberg-Konzerns,
hautnah
mit. „Es war schon eine Überraschung, dass ein Auto, das sicher den weltweiten Automobilmarkt beeinflussen
wird, aus
In-
dien kommt“, sagt Sost. „Tata“, sagt
er und lächelt, „ist übrigens ein Familienunternehmen. Da sieht man
die Kraft und Innovationsfähigkeit
von Familienunternehmen.“ Diese
Eigenschaften schreibt Sost auch
Freudenberg zu. Denn das Familienunternehmen gehört zu jenen Automobillieferanten, die entscheidend
dazu beigetragen haben, dass sich
der „one man’s dream“, der Traum
vom 1700-Euro-Auto, erfüllt hat.
Denn das deutsch-indische Gemeinschaftsunternehmen
Sigma
Freudenberg NOK im nordindischen Mohali ist Alleinlieferant für
Dichtungen im Motor und im Antriebsstrang. Außerdem liefert das
Unternehmen Stoßdämpferdichtungen für den Nano. Seit 1998 ist das
Joint-Venture in Indien tätig.
Seit 2000 ist Freudenberg darüber hinaus mit einer Tochter der Vibracoustic GmbH & Co. KG in Indien präsent. Das Joint Venture Sigma-Vibracoustic hat für den neuen Tata ein spezielles Konzept
für die Motoraufhängung
entwickelt. Die Teile werden, wie die von Sigma
Freudenberg NOK, im
nordindischen
Mohali
hergestellt.
„Wir haben unsere Aktivitäten in Indien gestartet und im Laufe der Jahre ausgebaut, weil der indische Absatzmarkt immer wichtiger wird und
auch unsere Kunden in Indien produzieren“, sagt Sost.
Autozulieferer
35
Dass Freudenberg den Markteintritt über Joint-Ventures gewählt habe, dafür gebe es viele Gründe: „Unsere indischen Partner kennen das
Land und die Kultur. Vor allem können sie die direkten Kontakte zu
den indischen Herstellern pflegen“,
sagt er.
Gute Kontakte allein
reichten nicht
Allein durch den Aufbau zweier
Tochtergesellschaften im Ausland
und gute Kontakte war der Auftrag
allerdings nicht zu gewinnen. Ebenso entscheidend war die Entwicklungsarbeit, die Freudenberg im Zuge des Geschäfts zu leisten hatte.
Und dabei machte das das Unternehmen auch neue Erfahrungen.
Ein Projekt wie der Tata Nano lasse sich nicht durch „downsizen“ angehen, sagt Sost. „Man kann nicht
eine bestehende Dichtung nehmen
und sie ein bisschen einfacher ausführen.“ Das gleiche gelte für
schwingungstechnische Produkte.
Freudenberg habe stattdessen gelernt, mit neuen Ansätzen über die
geforderten Zulieferprodukte nachzudenken.
Während die Dichtungstechniker
der Freudenberg-Gruppe ihr Produktportfolio nach bestehenden
und passenden Standarddichtungen
durchsuchten – und fündig wurden,
war für die Schwingungstechnik ein
DER TATA NANO
Die Idee zum Bau des Tata Nano wurde auf einer Pressekonferenz auf
dem Genfer Autosalon 2003 geboren. Damals ließ Ratan Naval Tata,
Chef des Tata-Konzerns, die Bemerkung fallen, er würde gerne einmal
ein Auto bauen, das sich auch die untere Mittelklasse in Indien leisten
könnte. Woraufhin ihn ein Journalist fragte, wieviel ein solches Auto
kosten dürfe. Rund 100 000 Rupien, schätzte Tata damals. Am darauf
folgenden Tag meldete die Nachrichtenagentur Reuters, Tata wolle
ein Auto für rund 2000 Dollar – umgerechnet 100 000 Rupien – auf den
Markt bringen.
Der Preis des Nanos – umgerechnet rund 1700 Euro – liegt bei der
Hälfte des bislang weltweit billigsten Autos, dem QQ3 des chinesischen Herstellers Chery. Der Nano soll im September in den Verkaufsräumen der Händler stehen. Käufer des Billigstwagens müssen allerdings noch Mehrwertsteuer und die Überführungskosten zahlen,
weshalb der Preis etwas höher als die angepeilten 100 000 Rupien
liegt. Der Wagen soll vor allem in Schwellenländern Käufer finden.
Die Technik des Nanos ist vor allem für die Anforderungen in solchen
Schwellenländern ausgelegt. Der Wagen wird mit einem 33 PS starken 623-Kubikzentimeter-Zweizylindermotor angetrieben, der im Heck
untergebracht ist. Die dreitürige Basisversion ist 3,10 Meter lang,
1,50 Meter breit und 1,60 Meter hoch.
Die Sicherheit der Wagens erfüllt nicht die europäischen Standards.
Er erfüllt aber die indischen Sicherheitsstandards. Der Nano hat eine
Metallkarosserie und serienmäßig Sicherheitsvorkehrungen wie
Knautschzone, verstärkte Türen und Sicherheitsgurte.
Die Umwelt könnte nach Ansicht von Umweltschützern leiden, wenn
der Nano in Indien zum Verkaufsschlager wird. Im Vergleich zu europäischen Modellen ist der Tata mit rund fünf Litern Verbrauch und einem Kohlendioxidausstoß von 94,8 g/km hingegen umweltfreundlich.
eigenes Entwicklungsprojekt notwendig. Anhand der von Tata vorgegebenen Spezifikation für den Nano
hätten sich die Entwickler dann
ganz unterschiedliche Fragen gestellt, sagt Sost: „Was muss das Produkt leisten, wie muss es ausgelegt
sein, welches Elastomer, welches
Trägermaterial ist geeignet? Muss es
Metall sein? Kann es Kunststoff
sein?“
Die Entwicklung fand dabei maßgeblich bei Vibracoustic in Hamburg
statt. Dazu kamen Hintergrundgespräche mit den indischen Partnern.
Das Ergebnis: drei handtellergroße
Teile aus gummibeschichtetem Metall und Kunststoff, die zusammen
800 Gramm wiegen. Bei einem VW
Polo liefert Freudenberg die gleichen Teile aus Aluminium – sie wiegen 3,5 Kilo.
Kunststoffbauteile
sind
ein
Grund, weshalb der Tata Nano in
Indien für rund 1700 Euro verkauft
werden kann. Ein zweiter liegt in
der Verarbeitung begründet. Denn
Chassis- und Karosserieverbindungen sind nicht geschweißt, sondern
geklebt. Der dritte Grund betrifft jene Teile, die gar nicht erst verbaut
wurden. Eine Servolenkung, einen
zweiten Seitenspiegel oder Scheibenwischer, eine Klimaanlage, ein
Autoradio oder elektrische Fensterheber hat die Basisversion des Tata
nicht zu bieten. Auch auf Airbag
und ABS müssen die Fahrer des Billigautos verzichten. Ein vierter
Grund für den niedrigen Preis des
Tatos ist das indische Lohnniveau.
Um das Lohngefälle innerhalb In-
diens zu nutzen, hat Tata das Werk,
in dem der Nano gebaut werden
soll, im westbengalische Singur angesiedelt. Dort kämpft der Konzern
allerdings gerade gegen aufgebrachte Bauern, die klagen, für den Fabrikneubau unrechtmäßig enteignet
worden zu sein. Auch das ist Indien.
Indien, das bedeutet auch Staus
und Gedränge auf den Straßen. In
den Großstädten sind Autofahrer
selten schneller als 20 bis 30 Kilometer pro Stunde unterwegs, wobei
sie sich die Fahrbahn vor allem mit
zwei- und dreirädrigen Fahrzeugen
teilen. Eine Spurführung gibt es oft
nicht, Straßen gleichen Schlaglochpisten, es wird mehr gehupt als geblinkt.
Geringere Anforderungen an
Leistung und Komfort
„Die Verkehrsbedingungen in Indien und damit auch die Anforderungen an Autos sind anders als
zum Beispiel in Europa oder in den
Vereinigten Staaten.“, sagt Freudenberg-Manager Sost. Woraus auch
andere Anforderungen an die Geschwindigkeit, die Drehzahl und die
Lebensdauer des Motors resultierten. Auch das Komfortempfinden eines indischen sei ein anderes als das
eines deutschen Autofahrers. Da
könne der Motor ruhig ein bisschen
lauter sein. „Der Tata Nano würde
auch nicht die europäischen Sicherheitsstandards erfüllen“, sagt Sost.
Das sei aber auch nicht der Zielmarkt des Wagens. „Der Zielmarkt
왘왘
sind Schwellenländer.“
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Autozulieferer
Mit solchen Simmeringen sowie Dichtungen und O-Ringen beliefert die Freudenberg-Gruppe Autohersteller auf der ganzen Welt.
Für den Tata werden diese Teile millionenfach im nordindischen Mohali gefertigt.
Das Potenzial der so genannten
Low-Cost-Cars, die nicht mehr als
7000 Euro kosten, ist unbestritten.
Nach Erhebungen der Wirtschaftsforscher von A.T. Kearney dürfte der
Markt für Billigautos von derzeit 1,9
Millionen Fahrzeugen in diesem
Jahr bis 2020 auf rund 15,7 Millionen wachsen. Dies entspricht ungefähr der Anzahl an Neuwagen, die
im vergangenen Jahr in ganz Europa
verkauft wurden. Das Essener
Marktforschungs- und Beratungsunternehmen R. L. Polk geht sogar davon aus, dass die Produktion von
Low-Cost-Fahrzeugen schon bis
2017 ein Volumen von mehr als 16
Millionen erreicht. Mit einem Produktionsanstieg von über 70 Prozent wird das Segment in den kommenden zehn Jahren deutlich
schneller wachsen als die weltweite
Produktion, die um knapp 30 Prozent zulegen wird, heißt es in der
Studie der Essener.
„Billigautos werden in den nächsten Jahren eines der Schlüsselthemen für die Automobilindustrie
bleiben“, sagt auch Ralf Kalmbach,
Leitender Partner für den Bereich
Automotive bei Roland Berger. Dies
gelte nicht nur in den Entwicklungsländern. Fast alle Volumenhersteller
왘왘
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planen die Einführung von LowCost-Cars in den kommenden fünf
Jahren.
Vier unterschiedliche, regional
geprägte Modelle zur Entwicklung
und Kostensenkung haben die Roland-Berger-Berater
ausgemacht.
Darunter auch das „indische Modell“, das vom Tata-Konzern ver-
folgt wird. Es zeichne sich durch
„Cooperative Competition“ aus,
ähnlich dem Open-Source-Modell
in der IT-Branche. Die Unternehmen verteilen dabei Expertise und
Investitionen auf eine breite Basis
von Zulieferern und Partnern, auch
Investitionsrisiken werden aufgeteilt. Der Vorteil: Die Kosten für
WER LIEFERT WAS?
Zehn große deutsche Zulieferer beschäftigen in Indien über 25 000
Mitarbeiter. Ihr Umsatz liegt bei 1,2 Milliarden Euro. Bislang haben sie
in Indien 380 Millionen Euro investiert, weitere 250 Millionen sind nach
Angaben des Verbands der Automobilindustrie eingeplant.
Für den Tata Nano liefert Freudenberg Dichtungen im Motor und im
Antriebsstrang sowie Stoßdämpferdichtungen. Die BASF rüstet den
Billigwagen mit Materialien für die Innenraumausstattung einschließlich der Sitze, Kunststoffe für den Motorraum aus, liefert Katalysatoren und die Lackierung. Der Stuttgarter Bosch-Konzern stellt die Einspritztechnik, Bremssysteme sowie Starter und Generatoren her.
Mahle, ebenfalls in Stuttgart ansässig, liefert die Nockenwelle. Von
der Saint-Gobain-Tochter Sekurit stammen sämtliche Scheiben. Der
Hannoveraner Automobilzulieferer Continental steuert die Bezinpumpen und den Füllstandsensor zum Tata Nano bei. Die Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach fertigt für den Kleinstwagen Radlager und
Spannrollen. ZF Friedrichshafen die Spurstangen und Kinetic Getriebe. Der Stuttgarter Behr-Konzern liefert die Klimaanlage für die Luxusversion des indischen „Volksautos“.
Bild: Freudenberg
Neuentwicklungen tragen zu einem
großen Teil die Zulieferer. Beim Nano hat Tata darüber hinaus langfristige Verträge über große Mengen
mit seinen Zulieferern abgeschlossen. Im Gegenzug bringen die Zulieferer ihr Know-how ein.
Der Lack kommt
von der BASF
Auf einen solch langfristigen Vertrag
hofft auch der zweite große Automobilzulieferer aus der Metropolregion, der am Tata Nano beteiligt ist
– die BASF. Schon für die bislang
produzierten Autos liefern die Ludwigshafener an Tata Materialien für
die Innenraumausstattung, beispielsweise der Sitze. Darüber hinaus liefert der Chemiekonzern
Kunststoffe für den Motorraum und
Katalysatoren. Auch der Lack des
Kleinstwagens wurde bei der BASF
zusammengemischt – am 2004 gegründeten Produktionsstandort für
Autolacke im südindischen Mangalore, einem von sechs BASF-Standorten in Indien.
Doch BASF will mehr: Laut einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ verhandeln die
Autozulieferer
Ludwigshafener derzeit mit Tata darüber, ob sie bei der Lackierung die
Wertschöpfungskette
ausweiten
und die Verantwortung für den gesamten Lackierprozess übernehmen
können. Diese Aufgaben erledigen
die Ludwigshafener zum Beispiel
schon für Mercedes und Volkswagen. Mit Volkswagen verhandelt
BASF im Übrigen gerade über die
Zulieferung an die neue Großfabrik
im ostindischen Pune, wo spätestens ab 2010 jährlich 150 000 abgespeckte VW Polos vom Band laufen
sollen.
Im vergangenen Jahr setzte BASF
im indischen Automobilgeschäft
rund 60 Millionen Euro um, rund
elf Prozent des Gesamtumsatzes der
BASF auf dem Subkontinent. International trägt die Sparte mit rund
7,6 Milliarden Euro schon rund
dreizehn Prozent zum Umsatz bei.
6,50 Euro für
einen Airbag
Die Umsätze pro Low-Cost-Wagen
sind indes nicht mit jenen bei deutschen Oberklasse-Limousinen vergleichbar, für die zum Beispiel
Bosch Elektronikkomponenten im
Wert von rund 2000 Euro liefert –
mehr als ein Tata Nano kostet. Für
den Nano liefert Bosch hingegen
nur Komponenten im Wert von
rund 200 Euro. Ähnlich bescheiden
werden die Umsätze der BASF ausfallen. Stecken in einem deutschen
Mittelklassewagen Chemieprodukte im Wert von rund 800 Euro, dürfte es sich im Nano um einen Bruchteil dieses Wertes handeln. Zahlen
nennt die BASF keine.
Was Tata seinen Zulieferern abverlangt, zeigt sich jedoch gut am
Beispiel der schwedischen Firma
Autoliv. Sie liefert Airbags für die
Lusxusvariante des Nanos. Während Airbags für einen normalen
Kleinwagen wenigstens 95 Euro
kosten, fordert Tata Luftsäcke für
6,50 Euro das Stück. Autoliv hat
den Vertrag dennoch unterschrieben.
Das Freudenberg-Konzernchef
Peter Bettermann in der „Financial
Times Deutschland“ jüngst eine Gewinnwarnung ausgesprochen und
dies unter anderem mit der US-Autokrise begründet hatte, zeigt die
Bedeutung des Wachstumsmarktes
Asien für die Weinheimer. Jörg Sost,
ebenfalls Mitglied Unternehmensleitung, schätzt den Wert der Teile,
WER BAUT WAS?
Der Trend im Automobilbau zeigt in Richtung Low-Cost-Cars – auch in
Europa. Dafür verantwortlich sind nach Einschätzungen von Experten
der hohe Ölpreis, das Wegbrechen der Mittelklasse sowie die Pflicht
zur Senkung des Kohlendioxidausstoßes der Fahrzeugflotten.
Die Strategien der Autohersteller im Geschäft mit Low-Cost-Cars
sind vor allem eine Ausrichtung auf regionale Kundenbedürfnisse, eine Beschränkung auf die wesentlichen Funktionen (z. B. Verzicht auf
ABS und Airbag und elektrische Fensterheber) sowie eine Kostensenkung durch Mengeneffekte.
Die Hersteller, die weltweit tätig und schon mit Low-Cost-Cars am
Markt sind oder dies angekündigt haben, sind daher auch durch die
Bank Volumenhersteller. So hat Renault in Europa mit dem Dacia Logan Erfolg. Der seit 2004 zunächst in Osteuropa für 5000 Euro angebotene Wagen wird mittlerweile auch in Russland, Indien, Iran, Marokko, Kolumbien und Brasilien zusammengeschraubt. In Deutschland
kostet er allerdings rund 7200 Euro. In Indien will Renault hingegen
gemeinsam mit Nissan und dem indischen Hersteller Bajaj Anfang
2011 ein Auto für 2500 Dollar auf den Markt bringen. Der weltgrößte
Autohersteller Toyota prüft den Bau eines Billigautos im russischen
Sankt Petersburg. Volkswagen-Ingenieure arbeiten am geplanten
Kleinwagens Up!, der in Schwellenländern gefertigt werden und spätestens 2010 für rund 5000 bis 6000 Euro auf den Markt kommen soll.
Auch Honda und Fiat haben angekündigt, ins Billigsegment einzusteigen. Doch auch der Tata-Konzern will seinen Nano nach eigenen
Aussagen bis 2012 europatauglich machen. Für 1700 Euro wird er
hierzulande jedoch nicht zu haben sein.
die sein Unternehmen für den Nano
zuliefert auf rund 10 bis 15 Euro pro
Wagen. „Ganz wesentlich ist hierbei, dass die Planung eine hohe
Stückzahl vorsieht.“ Das Produktionsvolumen spiele daher eine wichtige Rolle.
Rund eine Million Nanos will Tata pro Jahr produzieren. Nicht nur
in Indien, sondern auch in Kambodscha, Vietnam, China und Afrika
werde der Wagen künftig erhältlich
sein. Hier entstehe ein ganz neues
Marktsegment. „Und da wollen wir
als Marktführer eine wesentliche
Rolle spielen“, sagt Sost. Beim LowCost-Car Dacia, dem derzeit günstigsten europäischen Auto, ist Freu-
37
denberg bereits im Geschäft. „Unser
Ziel ist es, alle zu beliefern. Vom
kleinsten Fahrzeug bis zur Luxuslimousine“, sagt Sost.
Doch was bleibt vom Geschäft
mit Tata und anderen Herstellern
für die Metropolregion? Denn weder die BASF noch Freudenberg produzieren die Teile für den Nano in
Deutschland. „In Deutschland werden für diese Produkte unter anderem die Materialentwicklung und
Materialtests, die Produktauslegung
und das Produktdesign durchgeführt“, sagt Sost. Für die Herstellung gelte hingegen: „Wir produzieren die Teile in den Ländern, in denen sie auch verkauft werden. Damit bieten wir Kundennähe.“
Doch selbst die Zuliefer, die es
wollten, könnten ihre Materialien
nicht von Deutschland aus liefern.
Transportkosten, hohe indische Einfuhrzölle und die Lohnunterschiede
würden ihnen einen Strich durch
die Rechnung machen.
„Das ist schon ein
beachtliches Fahrzeug“
Dass auch „Made in India“ für Qualität steht, davon ist Sost indes überzeugt. Gerne erinnert er sich an den
10. Januar zurück, als er sich nach
dem Vortrag Ratan Tatas hinter das
Steuer des Nanos setzte. Dieser
zeichne sich durch eine angenehme
Anmutung, eine gute Sitzposition
und ein schönes Interieur aus, sagt
Sost. „Das ist schon ein beachtliches
Fahrzeug.“
Kristian Klooß
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Handwerk
Angst vorm Schwarzen Mann?
70 Jahre hat es gehalten: das Monopol der rund 7900 Bezirksschornsteinfegermeister in
Deutschland. Jetzt hat der Gesetzgeber die Regelungen gelockert. Wettbewerb wird möglich.
Doch große Änderungen sind nicht zu erwarten
V
or fünf Jahren flatterte der damaligen Regierung Schröder
ein Schreiben der Europäischen Kommission auf den Tisch.
Dass Schornsteinfeger aus anderen
EU-Ländern deutsche Kamine nicht
kehren durften, passte Brüssel
nicht. Ein Vertragsverletzungsverfahren wurde eingeleitet. Doch Berlin zeigte wenig Neigung, an dem
traditionsreichen Monopol zu rütteln. 2006 wurden die Drohungen
der EU-Kommissare deutlicher – die
neue Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel musste handeln. Ende
Juni beschloss die Bundesregierung
eine Novelle des Schornsteinfegergesetzes. Der Bundesrat wird die
neuen Regelungen voraussichtlich
am 19. September durchwinken.
Kehrbezirke werden jetzt
ausgeschrieben
Wichtigste Änderung: In Zukunft
dürfen die Verbraucher frei entscheiden, wer das Kehren ihrer Kamine und das Messen ihrer Heizungsanlage übernimmt. Neben
dem Bezirksschornsteinfegermeister vor Ort können diese Aufgabe
auch Schornsteinfeger aus Deutschland oder dem Ausland übernehmen, die nicht für einen Kehrbezirk
verantwortlich sind und ihre Dienste frei anbieten. Denkbar ist auch,
dass andere Handwerker, beispielsweise Sanitär- oder Heizungsbetriebe, mit entsprechenden Zertifikaten
Schornsteinfegerdienste anbieten.
Die Kehrbezirke bleiben erhalten.
Ihre Besetzung wird jedoch alle sieben Jahre neu ausgeschrieben. Der
Bezirksschornsteinfegermeister, der
den Zuschlag erhält, ist verantwortlich für die so genannte Feuerstättenschau. Sie steht in Zukunft alle
dreieinhalb Jahre und nicht mehr
wie bisher nur alle fünf Jahre an.
Auf dieser Feuerstättenschau legt
der Bezirksschornsteinfegermeister
fest, wann und wie oft das Kehren
und Messen fällig ist. In seiner Verantwortung liegt auch die Kontrolle
der Durchführung.
Jürgen Braun, Obermeister der
Innung Karlsruhe, der seinen Kehrbezirk in der Stadt Walldorf hat, ist
darüber nicht glücklich. „Bisher haben die Schornsteinfeger in ihren
Kehrbezirken gewährleistet, dass
die Heizungen regelmäßig kontrolliert und die Kamine gereinigt wur-
Innovatives
Telemarketing
Ziele erreichen
Voraussetzung für erfolgreiche
Kundenbeziehungen ist der Spaß
und das Talent mit unterschiedlichsten Menschen in Kontakt
zu treten, ihre Erwartungen und
Wünsche zu erkennen und sie zu
verstehen.
Die KIM GmbH macht aus Interessenten langfristige Kunden. Angefangen bei der telefonischen
Verkaufsunterstützung einer
Produktneueinführung bis hin zur
Kundenbefragung zur Sicherung
von Qualitätsstandards, bietet die
KIM GmbH Unternehmen die umfassenden Dienstleistungen einer
modernen Telesales Agentur.
Ein Unternhemen der:
www.kim-gmbh.de
econo
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Was wir für Sie tun können,
beantworten wir Ihnen gerne:
07423 78-325 oder
[email protected]
Handwerk
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lich im nächsten Jahr in Kraft, doch
gibt es eine Übergangsfrist bis Ende
2012, in der alles beim Alten bleibt.
„In dieser Zeit sollen die Schornsteinfeger sich auf ihr Leben als freie
Unternehmer vorbereiten“, sagt
Braun.
Das Nebenerwerbsverbot
ist gefallen
Schornsteinfeger bekommen Konkurrenz – und dürfen anderen Konkurrenz machen.
den.“ Jetzt seien die Immobilienbesitzer dafür selbst zuständig und
müssten den Schornsteinfeger davon unterrichten, wenn sie dieser
Verpflichtung nachgekommen seien. Passiere dies nicht, sei es Aufgabe des Schornsteinfegers, die zuständigen Landratsämter zu verständigen, die dann ihrerseits aktiv werden. „Ein riesiger bürokratischer
Aufwand“, schimpft Braun.
Dennoch geht er davon aus, dass
sich nicht viel ändern wird und nur
wenige Immobilienbesitzer Konkurrenz-Angebote einholen. „Das Einsparpotenzial ist einfach zu niedrig.“ So werde in den meisten Fällen
der Bezirksschornsteinfegermeister
die anstehenden Aufgaben weiterhin übernehmen. Und wie werden
sich die Preise entwickeln? „Natürlich dürfen die in Zukunft frei kalku-
Bild: photocase.com
liert werden, doch die meisten
Schornsteinfeger werden sich, wie
ich, an der derzeitigen Gebührenordnung orientieren.“ Diese sieht
momentan Kosten von rund 70 Euro jährlich für Besitzer von Einfamilienhäusern und bis zu 40 Euro für
Mieter vor.
Ohnehin sind die beschlossenen
Änderungen noch Zukunftsmusik.
Zwar tritt das Gesetz voraussicht-
Zum Beispiel durch betriebswirtschaftliche Weiterbildung, durch Erschließung neuer Berufsfelder oder
durch eine Ausbildung zum Energieberater. Der Hintergrund: Als
Ausgleich für mögliche Einbußen
im Stammgeschäft fällt das Nebenerwerbsverbot für Schornsteinfeger.
Niemand hindert sie mehr, in anderen Bereichen zu „wildern“, beispielsweise bei der Wartung von
Heizungen. „Das beunruhigt natürlich die Heizungsbauer“, sagt
Braun. „Doch ich glaube kaum, dass
ein Schornsteinfeger sich ausgerechnet eine Tätigkeit aussuchen wird,
in der momentan kaum etwas zu
verdienen ist.“
Ulla Cramer
RECHTSANWÄLTE ZIPPER & COLLEGEN
Arbeitsrecht
Familienrecht
Erbrecht
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Im Porträt
Zwischen Steinofen und Statistik: Firmen-Chef Michael Grimminger und sein Vater Richard haben über Jahrzehnte hinweg eine der größten Backwarenketten in der
Metropolregion aufgebaut. Das Unternehmen beschäftigt heute fast 600 Vollzeitkräfte.
Bild: Proßwitz
Keine kleinen Brötchen
Die Mannheimer Bäcker-Dynastie der Grimmingers besitzt mittlerweile 86 Filialen.
40 000 Kunden werden täglich bedient. Das Geschäft mit Weck und Schneckennudeln brummt
N
ein, kleine Brötchen backen
sie nicht, die Grimmingers.
Die Mannheimer Bäcker-Dynastie ist in der dritten Generation
wie ein guter Hefezopf aufgegangen. Das Geschäft rund um Weck
und Schneckennudeln brummt. In
den 86 Filialen, 49 davon allein in
der Quadratestadt, aber auch in
Wiesloch, Groß-Gerau oder Pfungstadt, kaufen täglich 40 000 Kunden
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ein. Sie haben die Wahl zwischen
37 Brot- und 27 Brötchensorten.
Darüber hinaus werden verschiedene Kuchensorten bis hin zur mehrstöckigen Hochzeitstorte angeboten. Selbst Prinzessin Diana – vor etlichen Jahren bei Feinkost Käfer in
München zu Gast – biss mit Vergnügen zu. „Unser Bauernweiß hat ihr
so gut geschmeckt, dass zum Neujahrsempfang in England eine ganze
Ladung per Flugzeug vom Botschafter geordert wurde“, ist FirmenChef Michael Grimminger noch
heute stolz. Heute führt seine
Schwester Gabi das Münchner
Backhaus Grimminger, das unter
anderem Feinkost Käfer mit Backwaren beliefert. Deutschlands Spitzenkoch Harald Wohlfahrt von der
„Traube“ in Baiersbronn-Tonbach
lobte das knusprige Baguette parisi-
enne sogar schriftlich: „Persönlich
bin ich von der Qualität Ihres Brotes
so begeistert, das ich unseren Hausbäcker schulen ließ.“
Was aber ist das Erfolgsrezept
von Grimminger, der vom allgemeinen Bäckersterben verschont geblieben ist? Meister Michael schwört
auf Statistiken, die – per Computer
erstellt – „flexible Einflussnahme erlauben“. Das heißt: In einer Filiale
Im Porträt
ist das Steinofenbrot der Renner, in
einer anderen sind es die Wasserbrötchen oder die Laugenstangen.
Auch die Snacks, etwa mit Fleischkäse oder Wurstsalat von einem ausgesuchten Metzger gehen weg wie
warme Semmeln. Sie machen inzwischen ein Viertel des Gesamtumsatzes aus, der allein in Mannheim netto 28,5 Millionen Euro beträgt.
Das hätte sich Firmengründer Josef Grimminger zwar nicht träumen
lassen. Dennoch legte der gebürtige
Schwabe, der im Jahr 1900 in seiner
Heimat Schwäbisch Gmünd eine
Bäckerlehre machte, den Grundstein der Bäcker-Dynastie. Auf der
Walz nach Paris schnupperte er interessiert in den Backstuben der
„boulangers“, probierte in Hamburg
Schrotbrot mit Sauerteig und sammelte in Dresden Rezepte für den
berühmten Christstollen. In Berlin,
Leipzig und Wiesbaden holte sich
der Wissbegierige zum Schluss noch
den letzten Schliff in Sachen
„knusprig und würzig“.
Seine Wander- und Lehrjahre fanden in Mannheim ein Ende. Hier eröffnete er in der Eichendorffstraße 8
die erste Grimminger-Bäckerei. Sie
ist bis heute Stammsitz der Grimmingers.
Nach dem Ersten Weltkrieg war
es Zeit, eine Familie zu gründen.
Die Erwählte hieß Berta Wahl. Drei
Sprösslinge sorgten rasch für Leben
im Hause der Grimmingers: Hedwig, Hildegard und Richard, der beruflich in die Fußstapfen des Vaters
trat. Ohne große Diskussionen. Dabei träumte er von einem geregelten
Buchhalterleben – ohne täglichen
Stress, Mehlstaub und anstrengende Nachtarbeit, so erzählt sein Sohn
Michael. Selbst am Weihnachtstag
fand die Familie nur wenig Zeit und
Ruhe: Da wurden bis zuletzt Zimtsterne gebacken. Dann begann der
Zweite Weltkrieg. 1944 geriet Richard in Gefangenschaft. Erst nach
einer Zwischenstation in einer Militärbäckerei im amerikanischen
North Carolina sah er 1946 sein
„Mannem“ wieder. Aber wie! Überall Trümmer. Der Vater Johann war
gestorben. Die Familie hungerte.
Der inzwischen frisch gebackene
Bäckergeselle Richard wird nie vergessen, wie die Mutter am Abend
die Brotmarken der Lebensmittelkarten mit „Mehlbapp“ aufklebte
und vor Sonnenaufgang die Weck in
Leinensäckchen sortierte.
Doch Richard schaffte den Neubeginn mit dem Gottvertrauen, dem
Humor, dem Einfallsreichtum und
der Hartnäckigkeit, die dem Senior
noch heute eigen sind. Und er war
nicht allein. An seiner Seite Sascha
Glas, die Brötchen austragen half
und schließlich 1950 seine Frau
wurde. „Kannschd du Weck verkaafe?“ hatte das waschechte und deklarierte Mannemer Bloomaul Richard Grimminger seine Auserwählte damals gefragt. „Dann
passt’s.“ Bis heute.
1960 zog es die Grimmingers
„iwwer die Neckarbrick“, wo sie
die erste Filiale in der Fressgasse eröffneten. Ein neues Backhaus in der
Pettenkoferstraße folgte. Dort ist
noch heute der Verwaltungssitz.
Sohn Michael studierte nach dem
Abitur Lebensmittelingenieurwesen. Später sammelte er Erfahrung
in Chile und Florida. Seit 1980 sitzt
er selbst auf dem Chefsessel – eingerahmt von Meisterbriefen und dem
Goldenen Meisterbrief seines Vaters. Bauchweh bescheren ihm zunehmend die steigenden Rohstoffpreise, die wohl irgendwann zu einer Preiserhöhung führen. Schließlich verarbeitet das Unternehmen
fünf Tonnen Mehl im Jahr.
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auch als Tierfutter ab. Ansonsten ist
Grimminger laut Eigenbeschreibung „offen für Erwartungen“, baut
auf „Kontrolle und Qualität“ sowie
auf fast 600 Vollzeitkräfte, die meist
schon eine kleine Ewigkeit im Unternehmen arbeiten. Sie werden regelmäßig eingeschworen: Seid nett
zu den Kunden. Lächeln zwischen
Was an Backwaren übrig bleibt,
kommt nicht auf die Halde
Leben und leben lassen lässt sich
als Grimmingersche Devise festmachen. „Deswegen setzen wir auch
keinem kleinen Bäcker eine neue Filiale vor die Nase“, sagt der Chef
und beißt genussvoll in eine deftige
Irländer Brotscheibe – seine Lieblingssorte.
Was an Backwaren täglich übrig
bleibt, kommt nicht auf die Halde
oder ins Kühlhaus. Davon profitieren vielmehr kirchliche Einrichtungen, Vereine, Frauenhäuser und die
„Platte“. Etliche Brosamen fallen
Käsekuchen und Kirschenplotzer,
zwischen knackigem Pfälzer Roggen- und Mischbrot. Wenn einem
Single ein „Zwääpinder“ zu groß ist,
wird eben halbiert.
Und wie sieht die Zukunft aus?
Michaels Töchter Miriam und Madeline zieht es zwar zur Medizin.
Sohn Marc (26) jedoch studiert
BWL in Boston, an der Harvard
Business School. Brotlos, so viel
steht fest, wird auch die vierte Generation der Grimmingers nicht enden.
Sigrid Ditsch
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Im Porträt
Professor Jochen Taupitz im Econo-Interview. Der Mannheimer Wissenschaftler macht sich stark für die Forschungsfreiheit und für Verantwortung gegenüber künftigen
Generationen. Dabei betont er: „Freiheit und Verantwortung gehören untrennbar zusammen.“
Bild: Proßwitz
Recht und Freiheit
Die Stimme des Mannheimer Rechtswissenschaftlers Jochen Taupitz hat Gewicht in der Republik.
Als Mitglied des Deutschen Ethikrates befasst er sich mit brisanten Debatten: Schutz des Lebens,
Freiheit des Sterbens. Dabei spricht er klare Worte
I
m Grunde ist Jochen Taupitz ein
Anachronismus. Er sitzt entspannt im Sessel vor einer Bücherwand, die Beine übereinander
geschlagen. Sonnenstrahlen fallen
auf den Holzboden und die weißen
Regale. Sein weißes Haar und der
nicht minder weiße Vollbart lassen
ihn milde wirken, beinahe leicht
entrückt.
Doch der Eindruck, hier sitzt ein
zurückgezogener Bücherwurm und
brütet über abgehobene Theorien,
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täuscht. Der Mann mit dem freundlichen Lächeln kann ziemlich deutlich werden. Und unbequem, wenn
es sein muss.
Das hat er schon häufig als Mitglied des Deutschen Ethikrats bewiesen. Dort gilt er als liberale Stimme. Er steht für unbedingte Forschungsfreiheit, mahnt zur Verantwortung gegenüber künftigen Generationen und wirbt für die Freiheit des Individuums.
„Freiheit und Verantwortung gehören ja untrennbar zusammen“,
sagt der Rechtswissenschaftler.
Taupitz’ Rechtsverständnis beginnt immer mit dem Beobachten
der Praxis. Und wenn man ihn bittet, legt er auch den Finger in die
Wunde. „Deutschland“, sagt er, „ist
in vielen Dingen nicht konsequent
in seinem Handeln.“ Bestes Beispiel
sei die Debatte um die Stammzellenforschung.
Zum Hintergrund: Die Produktion von embryonalen Stammzellen
zu Forschungszwecken ist hierzulande verboten. Um allerdings zu
verhindern, dass Deutschland in einem vor allem für die Entwicklung
von Medikamenten wichtigen Forschungsbereich zurückfällt, hat der
Gesetzgeber eine Hintertür offen gelassen: Im Ausland produzierte
Stammzellen, die vor einem bestimmten Stichtag hergestellt wurden, dürfen auch in Deutschland zu
INSTITUTIONALISIERTE FORSCHUNG
Vor zehn Jahren gründete Professor Dr. Jochen Taupitz das Institut für
Deutsches, Europäisches und Internationales Medizinrecht, Gesundheitsrecht und Bioethik (IMGB). Das Institut ist ein gemeinschaftliches Projekt der Universitäten Mannheim und Heidelberg.
Forschungsgegenstand sind unter anderem medizin- und gesundheitsrechtliche, aber auch bioethische Grundfragen von hoher gesellschaftlicher Brisanz. Neben der Forschung ist auch die Vermittlung
medizin- und gesundheitsrechtlicher Problemfelder ein Ziel der Einrichtung.
Mit fünf wissenschaftlichen Mitarbeitern erarbeitet das IMGB Gutachten zu konkreten Problemstellungen unserer Zeit, fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs, stößt Diskussionen an und betreibt die
Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis.
Im vergangenen Jahr lag die Summe der eingeworbenen Drittmittel
bei 2,5 Millionen Euro.
Zum Direktorium gehören Vertreter beider beteiligter Universitäten,
neben Professor Taupitz außerdem Professor Dr. Dr. h.c. Thomas Hillenkamp, Professor Dr. Lothar Kuhlen und Professor Dr. Eibe Riedel.
Das IMGB kooperiert mit Forschungseinrichtungen rund um den Globus.
js
Forschungszwecken
verwendet
werden. Dass die Politik hier herumlaviert, lässt sich an der Entscheidung des Bundestags vom 11.
April ablesen: Da haben die Parlamentarier aufgrund eines gemeinsamen Vorschlags einzelner SPD- und
Unionsparlamentarier den Stichtag
verlängert: vom 1. Februar 2002 auf
den 1. Mai 2007. So stehen den
deutschen Forschern nun statt 21
Zelllinien 500 zur Verfügung. Die
Entscheidung soll die Forscher laut
Befürworter im internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähiger
machen. Ihnen drohte das Stammzellmaterial auszugehen. Grundsatzentscheidungen sehen jedoch
anders aus.
Das aktuelle Recht
ist widersprüchlich
Für Taupitz kann das kein Dauerzustand sein. Die aktuelle Rechtslage
stehe zudem im Widerspruch zu anderen Regelungen. Denn dass die
Gewinnung von embryonalen
Stammzellen als Nebenprodukt von
künstlichen Befruchtungen als unethisch gebrandmarkt wird, während gleichzeitig völlig legal bis zur
zwölften Schwangerschaftswoche
abgetrieben werden darf, hält der
Mannheimer Professor für wenig
konsequent.
Nicht zuletzt deshalb, weil man
nach dreimonatiger Schwangerschaft von einem wirklichen Em-
bryo rede, bei dem man bereits
Mund, Nase oder Augen erkennen
könne. Im ersten Fall hingegen
handle es sich um kaum mehr als
um Zellklumpen.
Taupitz nennt die Aufregung um
die Stammzellen deshalb eine Stellvertreterdebatte: „Was manche
Kräfte der Gesellschaft damals bei
den Regelungen zur Abtreibung an
restriktiven Forderungen nicht
durchsetzen konnten, wird nun auf
die Stammzellendiskussion übertragen.“
Immerhin, gibt er zu, könne man
zumindest den konservativen Gruppen keine Heuchelei in der Debatte
vorwerfen: „Denn die katholische
Kirche etwa lehnt sowohl die
Stammzellforschung als auch die
Abtreibung grundsätzlich ab.“ Es ist
ein Kennzeichen des 58-Jährigen,
dass er bei aller Entschiedenheit in
der Sache niemals vergisst, gegenteilige Positionen zu würdigen.
Dennoch plädiert er selbst für eine völlige Freigabe der Stammzellforschung ohne jeden Stichtag. „Damit wäre jeder Vorwurf der Scheinheiligkeit vom Tisch“, sagt er. Auch
andere Unaufrichtigkeiten wären
damit gelöst. Denn wie ginge man
beispielsweise mit einem Medikament um, das durch die Forschung
an solchen Stammzellen entdeckt
würde? Wenn man sich aus ethischen Gründen von der Forschung
fernhalte, müsste man konsequenterweise auch Schwerkranken eine
Behandlung mit solchen Medika-
menten verweigern. Taupitz: „Sind
wir ehrlich: Wenn ein solches Medikament hochwirksam wäre, würde
niemand in Deutschland davon Abstand nehmen, es auch einzusetzen.“ Im Klartext: Man wäscht die
Hände in Unschuld, nutzt aber die
Ergebnisse der Arbeiten, wenn sie
positiv ausfallen.
Nicht zuletzt könne man die
deutsche Position im Ausland nicht
mehr nachvollziehen. Schließlich
sei die Forschung an solchen
Stammzelllinien, die vor einem bestimmten Stichtag im Ausland produziert wurden, erlaubt.
Die aktuelle Regelung birgt auch
Risiken für das Image. Denn es
scheint nur eine Frage der Zeit, bis
jemandem, dem ein gesunder Zynismus innewohnt, die Frage einfällt,
ob werdendes ausländisches Leben
vielleicht weniger wertvoll sei als inländisches.
Die Freiheit
wird beschränkt
So weit will der Professor indes
nicht gehen. Er will die Probleme
lieber mit einer klaren Linie lösen.
„Im Moment drücken wir uns vor
der Verantwortung. Und wir beschränken die Freiheit der Forschung.“ Und die sei immerhin von
der Verfassung aus gutem Grund
um ihrer selbst willen geschützt,
und nicht wegen bestimmter erwarteter oder erhoffter Erfolge. „Niemand kann heute voraussagen, welche Erfolge oder Misserfolge diese
und andere Forschungsrichtungen
bringen werden.“
Für Taupitz ist es wichtiger, die
Naturwissenschaften als Ethiker
und Rechtswissenschaftler zu begleiten. Ethik und Recht, glaubt er,
haben zuallererst eine gewisse zügelnde Funktion. Sie sollen die Naturwissenschaften bremsen, wenn
die Beschleunigungseuphorie zu
groß wird. Das sei aber etwas anderes als eine Totalblockade im Vorfeld. Es bedeute vielmehr, dass man
bestimmte Entwicklungen auch befördern müsse, wenn man Chancen
darin sehe. Denn auch das Unterlassen bestimmter Forschung müsse
vor künftigen Generationen verantwortet werden. Deshalb gilt für Taupitz: „Erst wenn eine Entdeckung
gemacht wird, müssen wir entscheiden, wie man damit umgeht. Vorab
verordnete Denkverbote sind wenig
hilfreich.“
Jochen Schönmann
„Für das Design unserer einzigartigen
Schmuckstücke suchen wir immer wieder
neue Farb- und Formkompositionen.
Damit dieses kreative Moment auch
auf Papier zum Ausdruck kommt,
gehen wir mit ColorDruck gerne neue
Wege: in Gestalt von außergewöhnlichen Formaten wie Kunstkarten, Faltbroschüren oder Schmuckbüchern.“
Heike Preuß, Crotalia GmbH, Heidelberg
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44
Im Porträt
Gute Karten
Das vom Heidelberger Spieleverlag vertriebene
Spiel „Agricola“ ist zum „Spiel des Jahres“
gekürt worden. Die Auszeichnung ist Gold wert
E
igentlich spielt der Heidelberger
Spieleverlag mit falschen Karten. Zum einen sitzt das Unternehmen nicht in Heidelberg, wie
der Name vermuten lässt, sondern
50 Kilometer entfernt in Dallau bei
Mosbach. Zum anderen betreibt das
Unternehmen das Verlagsgeschäft
nur nebenbei. Ihr Geld verdienen
Harald Bilz, Peter Gutbrod und Petra Becker im Wesentlichen als
Großhändler und im Vertrieb. „Wir
sind die Nummer eins in Europa als
Fachgroßhändler für Brett- und Kartenspiele“, zeigt sich Harald Bilz,
Frontmann des Unternehmens,
selbstbewusst. Doch gleich fügt er
mit einem Schuss Selbstironie an:
„Das können wir auch locker behaupten, denn wir sind die einzigen, die einigermaßen erfolgreich
versuchen, von diesem Geschäft zu
leben.“
Eine auf Hochglanz polierte
Selbstdarstellung, wie sie bei vielen
Unternehmern heute zum guten
Ton gehört, ist nicht sein Ding. Der
hochgewachsene 49-Jährige trägt
Pferdeschwanz, Jeans und T-Shirt.
Er hat keine Probleme, in dem mit
Über 4500 Spiele von 300 Verlagen
hat der Großhändler im Angebot.
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ausrangierten Möbeln aus den fünfziger Jahren ausgestatteten Besprechungszimmer auch über die Tiefen
seiner Unternehmerkarriere zu berichten.
Es begann
in einer Scheune
Zum Beispiel die Geschichte, warum der studierte Psychologe den
kleinen Verlag, den er Anfang der
90er Jahre gemeinsam mit dem
Chemiker Peter Gutbrod für die eigenen Spiele gründete, überhaupt
zum Großhandel ausbaute: „Unsere
ersten Spiele Neolithibum, Burp
und Pfusch waren durchaus erfolgreich. Wir haben den Vertrieb dann
an eine erfahrene Firma vergeben
und richtig viel Geld verdient“, erinnert er sich. Doch dann veränderte
der Partner seine Geschäftspolitik
mit der Folge, dass „Neolithibum &
Co.“ in Tankstellen verramscht
wurden. Um dies zu verhindern,
kauften Bilz und Gutbrod ihre Spiele zurück. Die Folge: Das Geld war
weg und in der Wohnung wuchsen
die Karton-Stapel. „Die einzige
Chance war, unsere eigenen Spiele
unters Volk zu bringen. Das war der
Einstieg ins Großhandelsgeschäft.“
Auch das Thema Lager war lange
ein Problem. In Neckarburken hatte
sich Bilz ein Haus gekauft mit einer
Scheune, in der er die Spiele lagern
wollte. Das war nur eine vermeintlich gute Idee, denn in Scheunen
werden die Spiele feucht. „Als wir
das merkten, haben wir die Lagerhaltung an einen anderen Verlag
outgesourct. Die Begleiterscheinung war, dass unsere Aufträge liegen geblieben sind, als die Kollegen
dort in der Weihnachtszeit nicht genügend Packer hatten. Ich habe lange gebraucht, unsere Kunden wieder zu beruhigen.“ Jetzt hat Bilz
zwar immer noch seine Scheune,
doch der Heidelberger Spieleverlag
verfügt über drei eigene geräumige
Lager in Dallau, Neckarburken und
Auerbach. Von hier bringen sie jeden Tag 60 bis 100, vor Weihnachten sogar 200 bis 300 Pakete auf
den Weg zu ihren Kunden.
Punkten können Bilz und sein
Team vor allem mit Branchenkenntnis. Bei der Einstellung von Mitarbeitern zählt weniger die Berufserfahrung als die Spielleidenschaft.
„Wir sind alle Spieler“, sagt Bilz.
„Unser Hobby ist unser Beruf.“ Profit oder Gewinn spiele da nur eine
untergeordnete Rolle. Dass es je-
doch nicht ganz ohne Betriebswirtschaft geht, hat man inzwischen
auch in Dallau erkannt. Zuständig
für den Part elektronische Datenverarbeitung und Administration ist Peter Gutbrod. Er ist ebenso alt wie
Bilz und ebenso lange dabei.
Hanutas und den Firmen-Fiat
als Bezahlung
In der extrovertierten Spielebranche hält er sich gerne im Hintergrund. Auf den wichtigsten Veranstaltungen des Jahres, den Messen
Im Porträt
45
DER HEIDELBERGER SPIELEVERLAG
Begeisterte Spieler: Petra Becker und Harald Bilz vom Heidelberger Spieleverlag.
Nicht im Bild ist Geschäftsführerkollege Peter Gutbrod.
Bilder: Rinderspacher
in Essen und Nürnberg, ist er in der
Regel nicht dabei. Auch Buchführung und das Personalwesen liegen
beim Spieleverlag in professionellen
Händen: Hier trägt Petra Becker
Verantwortung.
„Als ich beim Heidelberger Spieleverlag einsteigen wollte, hat mir
Harald als Bezahlung Hanutas angeboten und die Chance, den firmeneigenen Fiat Panda zu fahren“, erinnert sie sich. 1996 kam sie zum Unternehmen und machte das Duo der
Gesellschafter zu einem Trio. Sie
wirkt patent, bodenständig und
praktisch. Und sie hat im Gegensatz
zur ihren Geschäftsführerkollegen
eine fundierte Ausbildung im Handel. In einem Vedes-Geschäft wurde
sie als Einzelhandelskauffrau ausgebildet. Drei Jahre lang arbeitete sie
im Außendienst bei dem Dietzenbacher Spielehersteller Amigo.
Das Herz schlägt für kleine
Autorenverlage
Ein Job, bei dem sie viele wervolle
Erfahrung sammelte. Diese Erfahrung kann sie heute gut gebrauchen. Sie bietet die gesamte Spiele-
Die Heidelberger Spieleverlag GbR ist vor allem im Großhandel tätig.
Privatkunden werden nicht beliefert. Das Unternehmenslogo ist ein
Bär im Matrosenanzug, der einen Würfel in die Luft wirft.
Die Heidelberger haben 4500 verschiedene Spiele von 300 Verlagen
vorrätig und decken damit praktisch die gesamte Angebotspalette an
Spielen ab. Geliefert wird schon ab einem einzigen Spiel. Auch wenn
das nach Aussage des Verlags bei einer Versandkostenpauschale
von 2,50 Euro nicht kostendeckend sei. So wird dieser Service auf das
Konto „Stärkung der Kundenbindung“ verbucht. Für einige Verlage
und Spiele hat der Heidelberger Spieleverlag auch den exklusiven
Vertrieb übernommen, beispielsweise für die hochwertigen AleaSpiele von Ravensburger.
Für einige ausländische Hersteller entwickelt der Heidelberger Spieleverlag die deutschen Versionen, etwa für die Produkte von Fantasy
Flight Games aus den USA, die auf die Umsetzung von Fantasy-Computerspielen auf Brettspiele spezialisiert sind. Auf diese Weise hofft
man, zumindest einige Kids vom Computer wegzulotsen und sie wieder zu einem klassischen Brettspiel zu animieren. Immer wieder kehrt
der Verlag jedoch auch zu seinen eigentlichen Wurzeln zurück und
publiziert eigene Spiele, vor allem preiswerte lustige Kartenspiele wie
die jüngste Kreation von Harald Bilz „Ein Arsch kommt selten allein“.
Sogar über eine Wiederauflage von „Neolithibum“ wird nachgedacht. Ob Harald Bilz dann jedoch wieder per Hand kleine Steinchen
in die Spielebox einsortiert wie beim Ursprungsspiel, ist wohl zu bezweifeln.
Action ist bei den von den Heidelbergern selber entwickelten Spielen angesagt. Das von dem Verlag finanzierte und preisgekrönte
„Agricola“, dessen exklusiver Vertrieb die Kassen jetzt kräftig klingeln
lässt, ist da eher untypisch. Das Spiel, das übersetzt „Bauer“ heißt,
führt die Spieler in das 17. Jahrhundert mit der Aufgabe, erfolgreich
Landwirtschaft zu betreiben. Nur wer seine Familie ernähren und am
Ende einen funktionierenden Hof vorweisen kann, hat Siegchancen.
Da es immer weniger selbstständige Spieleläden gibt, die großen
Handelsketten – eine Ausnahme ist der Drogeriemarkt Müller – sich
weitgehend aus dem Geschäft zurückgezogen haben und auch die
klassischen Spielwarengeschäfte Spiele oft nur noch als Randsortiment führen, hat sich der Kundenkreis in den letzten Jahren geändert.
30 bis 40 Prozent des Umsatzes in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro
(2007) – mit steigender Tendenz – wird inzwischen über Internet-Versandhändler abgewickelt. 20 bis 25 Prozent kommen aus dem Ausland, nur noch ein Drittel der Einnahmen wird im Einzelhandel erzielt.
15 Mitarbeiter, darunter vier Auszubildende, arbeiten für den Spieleverlag.
Ulla Cramer
Palette an und berät dazu die Kunden unabhängig. Dass Söhnchen
Ben, wenn der Kindergarten Ferien
hat, locker in den Büroalltag integriert werden kann, ist ein Privileg,
das ihr die Aufgaben in der Geschäftsführung erleichtert.
Obwohl der Heidelberger Spieleverlag heute die Produkte sämtlicher Anbieter, auch der großen wie
Ravensburger oder Hasbro vertreibt, schlägt sein Herz doch besonders für die kleinen Autorenverlage.
Diese unterstützt das Unternehmen
häufig auch finanziell, indem es die
Produktionskosten für ein Spiel
übernimmt. Im Gegenzug bekommt
der Großhandel dann die exklusiven Vertriebsrechte. Einen solchen
Deal gab es auch bei dem Preisträger „Agricola“ von Uwe Rosenberg.
Das Spiel wurde von Rosenbergs
Autoren-Verlag Lookout Games
konzipiert und jetzt von der Spieldes-Jahres-Jury mit dem Sonderpreis
„Komplexes Spiel“ ausgezeichnet.
„Da hatten wir den richtigen Riecher“, sagt Bilz. Viele große Handelsketten haben ihr Spiele-Sortiment verkleinert und beschränken
sich inzwischen auf solche Preisträger.
Ulla Cramer
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5. September 2008
econo
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Menschen
Menschen des Monats
쮿 Der Mainzer Bischof Kardinal
Karl Lehmann (72) ist zum Ehrenmitglied der Mannheimer AlfredDelp-Gesellschaft ernannt worden.
쮿 Neuer Heidelberger Bürgermeister für Bauen und Verkehr ist
seit August Bernd Stadel (parteilos). Der gebürtige Heidelberger,
Jahrgang 1963, war zuletzt Baubürgermeister in Schwäbisch-Hall.
Stadel hat die Amtsgeschäfte von
Raban von der Malsburg (CDU)
übernommen. Der bisherige Dezernent wollte nicht mehr für das Amt
kandidieren. Stadel ist als Erster
Bürgermeister auch Stellvertreter
von Oberbürgermeister Eckart
Würzner (parteilos).
쮿 Dr. Michael Redanz (51) übernimmt am 1. August 2008 die Geschäftsführung der 24/7 Trading
GmbH, einer Tochter der MVV
Energie Gruppe. Die 24/7 Trading
GmbH bündelt die Energiehandelsgeschäfte der MVV.
쮿 Jürgen Schmitt (45) ist neuer
Bürgermeister von Plankstadt
(Rhein-Neckar-Kreis). Im zweiten
Wahlgang setzte er sich mit 56 Prozent der Stimmen durch.
쮿 Der Chef der Ludwigshafener Arbeitsagentur, Armin Schätter, zieht
sich von seinem Posten zurück.
Jürgen Czupalla, bislang Leiter der
Landauer Arbeitsagentur, soll seine Geschäfte übernehmen. Laut eines Berichts der „Rheinpfalz“
schließt Schätter eine Rückkehr
auf den Ludwigshafener Chefsessel nicht aus.
쮿 Heike Kuntz ist vom Aufsichtsrat
der Heidelberger Stadtwerke-Holding abberufen worden. Der Vertrag der ehemaligen Geschäftsführerin wäre noch bis 2011 gelaufen.
Kuntz wurde von Aufsichtsratsmitgliedern unter anderem dafür kritisiert, neue Strategien schlecht
kommuniziert zu haben. Außerdem
wurden ihr Fehler beim Bau der
Straßenbahn nach Kirchheim vorgeworfen. Bis ein Nachfolger gefunden ist, wird Co-Geschäftsführer Klaus Blaesius die Holding führen.
쮿 Ralf Hellrich (44) ist seit August
neuer Hauptgeschäftsführer der
Handwerkskammer (HwK) der
Pfalz. Er hat die Nachfolge von Alexander Baden angetreten, der zwei
Jahre lang Hauptgeschäftsführer
der HwK der Pfalz war und nun zur
HwK Koblenz wechselt.
쮿 Der Aufsichtsrat der Reutax AG
hat das Gremium um drei Personen
erweitert. Neben den bisherigen
econo
9/2008
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5. September 2008
쮿 Die Zwingenbergerin Susanne
Schulten wechselt von der MVV zur EnBW
Der Vorstandsvorsitzende der Mannheimer MVV Energie AG, Rudolf
Schulten (53), wechselt zum 1. Januar 2009 in den Vorstand des Karlsruher Energiekonzerns EnBW. Schulten wird dort neuer Finanzchef.
Das Ressort Finanzen wird in Karlsruhe seit Ende April kommissarisch
von EnBW-Chef Hans-Peter Villis geführt. Der Vertrag Schultens läuft
eigentlich noch bis zum 30. September 2013. Nach EnBW-Angaben erhält Schulten in Karlsruhe einen Fünf-Jahres-Vertrag und beginnt seine
Arbeit zum Jahreswechsel. Schulten war seit Oktober 2003 Vorstandsvorsitzender des Mannheimer Energieversorgers. Der Personalausschuss des Energieversorgers hat Schulten zum 30. September von
seinen Aufgaben entbunden.
Mitgliedern Richard Furrer (Vorsitzender), Alfred Möckel und Nils
Weber sind jetzt auch Michael
Conrad, Dr. Uwe Schröder-Wildberg und Professor Dr. Detlef
Schoder in den Aufsichtsrat gewählt worden. Auch auf der operativen Ebene gab es Veränderungen:
Aus der Führungsmannschaft wurden Kelly Elsasser und Andreas Loroch neben Walter Feiler in den
Vorstand berufen. Vorsitzender des
Vorstands bleibt Unternehmensgründer Soheyl Ghaemian. Elsasser verantwortet aus der neu geschaffenen Position den deutschlandweiten Vertrieb, Loroch besetzt den Posten eines COO (Chief
Operational Officer), den bisher
Marc-Oliver Pawlowsky inne hatte. Pawlowsky wurde von den Vor-
standspflichten entbunden, um
sich auf die Internationalisierung
vom Standort Zürich aus zu konzentrieren.
쮿 Gunter Fauth (56), langjähriger
Daimler-Executive, ist neu an Bord
der Unternehmensberatung „PQ+“
aus Speyer. Er wird die Geschäftsfelder Qualität und Leistungen im
Bereich Total Quality Management
und Lean Operations betreuen.
쮿 Thomas Schnepf (58) ist neuer
Präsident des Landgerichts Mosbach. Er ist vom Amtsgericht
Mannheim in den Neckar-Odenwald-Kreis gewechselt. Dort tritt
der Jurist die Nachfolge von ErnstLudwig Mißler an.
Bürkle ist zur 55. Bergsträßer
Weinkönigin gekrönt worden. Rund
14 Monate lang wird die Winzertochter als „Botschafterin“ den
Bergsträßer Wein auf internationalem Parkett vertreten.
쮿 Der Chef des Bereichs Postpress
der Heidelberger Druckmaschinen
AG, Friedrich Denkhaus (52), verlässt den Konzern. Er war seit 1991
in dem Unternehmen tätig. Künftig
leitet Thomas Krischke (46) den Bereich Postpress Commercial mit
den Standorten Ludwigsburg, Leipzig, Padua und Sidney. Die Heidelberger Druckmaschinen AG organisiert derzeit ihren Bereich Postpress unter dem neuen Technikvorstand Stephan Plenz neu.
쮿 Wolfgang Anders, Präsident der
Fachhochschule Ludwigshafen, ist
als stellvertretender Sprecher der
deutschen Hochschulen für angewandte Wissenschaften bestätigt
worden.
쮿 Marc Trube (42) ist neuer Finanzchef der Mannheimer RöchlingGruppe. Er folgt auf Bernd Michael
Hönle, der in den Beirat der Dachgesellschaft wechselt. Dem vierköpfigen Management gehören außerdem Georg Duffner (Vorsitz),
Ludger Bartels und Burckhard
Frank an.
쮿 Gerd Maass, bisheriger Leiter
des Bereiches Forschung und Entwicklung bei Roche Applied Science in Penzberg, ist zum neuen
Menschen
CEO der US-amerikanischen Roche-Tochtergesellschaft Nimblegen ernannt worden. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund
210 Mitarbeiter.
쮿 Frank Merkel ist neuer Vorsitzender von Absolventum, dem Absolventen-Netzwerk der Universität Mannheim. Er tritt die Nachfolge
von Prof. Dr. Peter Eichhorn an.
Merkel ist Vorstand der Viernheimer Kommunikationsagentur WOB
AG. Studiert hat er in Mannheim
Betriebswirtschaftslehre.
쮿 Der langjährige MLP-Berater Ulrich Vogel wird die neue Ludwigshafener Geschäftsstelle des Finanz- und Vermögensberaters MLP
leiten. Die Geschäftsstelle am Ludwigsplatz ist die zweite, die das
Wieslocher Unternehmen in Ludwigshafen betreibt.
쮿 Eduard Kulenkamp (63) ist weiterhin Präsident der Industrieverbände Neustadt (IVN). Auf der Mitgliederversammlung wurde er einstimmig in seinem Amt bestätigt.
쮿 Der Wormser SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Hagemann wird
Senator der Wissenschaftsgemeinschaft Leibniz, der unter anderem das Römisch-Germanische
Zentralmuseum in Mainz und das
Senckenbergmuseum in Frankfurt
und Messel angehören. Dort wird
der Parlamentarier künftig ehrenamtlich über die Grundlinien und
bei Finanzierungsfragen der Wissenschaftsgemeinschaft mitentscheiden. Die Leibniz-Gemeinschaft umfasst 82 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen mit
einem Gesamtetat von rund 1,1 Milliarden Euro.
쮿 Friedhelm Samuel ist in den Vorstand der Bellheimer GeRo Real
Estate AG berufen worden. Gleichzeitig übernimmt Samuel, der bis
zum 15. Juli Mitglied des Vorstandes der Wayss & Freytag AG war,
einen Aktienanteil an der GeRo
Real Estate AG. Die Gesellschaft
betreibt Projektentwicklung.
쮿 Reinhold Schulz, ehemaliger
Bürgermeister von Ladenburg, ist
im Alter von 77 Jahren nach kurzer,
schwerer Krankheit verstorben.
Schulz war von 1965 bis 1993 Stadtoberhaupt.
쮿 Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) besucht am Samstag, 13.
September, den Wurstmarkt in Bad
Dürkheim. Dies teilte Bürgermeister Wolfgang Lutz (CDU) mit, der die
Regierungschefin zum „größten
Weinfest der Welt“ eingeladen hatte. Auf dem Wurstmarkt wird sich
die Kanzlerin ins Goldene Buch der
Stadt eintragen.
쮿 Steffen Schehl übernimmt zwei
Lizenzpartnerschaften des Unternehmens Engel & Völkers in Landau und Ludwigshafen. Engel & Völkers ist ein in 24 Ländern aktives
Dienstleistungsunternehmen zur
Vermittlung von Immobilien im Premium-Segment. Schehl ist bereits
Lizenzpartner für Neustadt an der
Weinstraße.
쮿 Thomas Balgheim (43) ist ab
September neuer Geschäftsführer
Financial Services und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung beim Münchner Beratungsunternehmen
Cirquent.
Balgheim war zuvor bei der SAP AG
angestellt, wo er das weltweite Geschäft mit Finanzdienstleistern verantwortet hatte.
쮿 Professor Dr. Alfried Wieczorek,
Direktor der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen, freut sich über eine neue Kulturstiftung, die seinem
Haus zugute kommt. Die Familie
Bassermann spendet einmalig fünf
Millionen Euro für den Bau des
Bassermann-Hauses für Musik und
Kunst. Begleitend richtet die Familie eine Stiftung mit zunächst zwei
Millionen Euro Ausstattung ein,
später sollen weitere fünf Millionen
Euro folgen. Im Stiftungsrat ist mit
Dr. Reinhard Koehler ein direkter
Bassermann-Nachfahre vertreten.
47
Impressum
쮿 Prof. Dr. Udo Wupperfeld hat
sein Amt als Geschäftsführer der
Leonardo Venture Capital GmbH,
der Komplementärin der Leonardo
Venture GmbH & Co. KGaA, niedergelegt. Bereits in der Vorwoche
musste Prof. Dr. Hans-Georg
Köglmayr aus gesundheitlichen
Gründen von der Geschäftsführung
zurücktreten. Seine Aufgaben hat
seine Geschäftsführerkollege Hans
Jochen Koop übernommen.
쮿 Roman Eiber ist in die Geschäftsführung beim Mannheimer Onlinezahlungssystem-Anbieter
iclear
eingestiegen.
쮿 Thomas Philippiak (66) hat sich
aus dem operativen Geschäft von
„ebm-papst“ zurückgezogen. Neben seiner Präsidentschaft bei der
IHK Heilbronn wird sich Philippiak
weiter im Senat der Akademie
Mosbach engagieren.
econo Rhein-Neckar GmbH
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Bernhard Klumpp, Kim Lars Erdmann
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Autoren dieser Ausgabe:
Daniel Albrecht, Ulla Cramer,
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Titelseite:
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Kommunikationsverband zu Gast bei Econo
Der Kommunikationsverband Club Kurpfalz hat seine Mitgliederversammlung bei der Dr. Haas-Medien-Gruppe in Mannheim abgehalten.
Bernhard Klumpp (links), Geschäftsführer der Econo Rhein-Neckar
GmbH, stellte den Clubmitgliedern das seit Mai in der Metropolregion
erscheinende Wirtschaftsmagazin vor. Mit im Bild: die Verbandsvorstände Roswitha Niedermeier und Bernd Barde.
Erhältlich im ausgewählten
Zeitschriftenhandel oder ganz bequem
telefonisch anfordern unter
0621/392-2800
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5. September 2008
econo
Facility Management
Bilder: Proßwitz
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Die 24-Stunden-Arena
Die SAP-Arena in Mannheim ist eine der größten Veranstaltungshallen der Republik.
Hinter den Kulissen sorgt rund um die Uhr ein Team von Dienstleistern dafür, dass Türen
nicht einrosten, Mülleimer geleert werden und immer der richtige Boden liegt
econo
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5. September 2008
Facility Management
annheim, SAP-Arena. Freitagnachmittag, kurz nach
16 Uhr. In zwei Stunden
wird hier das Eis knirschen. Die Adler spielen gegen die Kassel Huskys,
ein Freundschaftsspiel zum Saisonauftakt. Vor den Eingängen warten
die Fans, einige versinken regelrecht in ihren riesigen blauen Trikots mit dem stilisierten GreifvogelKopf. 12 400 Zuschauer werden
heute ihr Team anfeuern. Doch
noch ist die Halle gespenstisch leer.
Die Luft ist kühl, die Eisfläche glänzt
im Flutlicht. Es sind solche Nachmittage, an denen Sait Shala-Scobel
in seinem blauem Poloshirt und der
grauen Hose mit aufgenähten Beintaschen oben in Block 412 zwischen den Zuschauerrängen steht.
Seine Augen wandern rastlos durch
die endlosen Stuhlreihen. Ist hier alles in Ordnung? Das Walkie-Talkie
in seiner Hand knackt und rauscht.
„Alles sauber“, meldet eine Männerstimme. Shala-Scobel blickt auf,
winkt dem Kollegen auf der anderen Seite der Arena zu. Auch der
trägt ein blaues Shirt und ein graue
Hose.
M
„Der Job ist ziemlich
abwechslungsreich.“
Könnte man durch die Wände der
Arena schauen, würde man in den
Gängen und Treppenhäusern, zwischen den Sitzreihen und in den
VIP-Logen ein Dutzend dieser blaugrauen uniformierten Gebäudereiniger ausmachen können. Shala-Scobel behält den Überblick auch ohne
Röntgenauge. Seit April ist der Gebäudereiniger-Meister in der SAPArena im Einsatz. Es dauerte, bis er
sich an die Dimensionen gewöhnt
hatte. Den Raumplan hat er sich
ausgedruckt, damit ihm keine Ecke
in dem 44 200 Quadratmeter großen Riesengebäude entgeht. Das ist
ein Fläche von mehr als sechs Fußballfeldern. „Der Job ist ziemlich abwechslungsreich“, sagt der Putzprofi und grinst. „Freier Eintritt zu allen
Veranstaltungen.“ Auskosten kann
der 39-Jährige dieses Privileg allerdings nicht. Während das Publikum
mit den Adlern fiebert, dirigiert er
hinter den Kulissen sein Team. Mit
Wischmob, Staublappen und Plastiktüten sorgen sie dafür, dass die
Ränge nicht im Müllchaos versinken, sich Ketchup-Flecken am Boden nicht in schmierige Rutschbahnen verwandeln.
Shala-Scobel arbeitet für die Heidelberger Firma Breer (Slogan: „Wir
machen – Sie zufrieden“), einer von
sechs Dienstleistern, die das Management der SAP-Arena mit Aufgaben rund ums Gebäudemanagement betraut hat: Reinigungskräfte,
Sicherheitsleute, Caterer, Umbauspezialisten, Hostessdienste und
Parkplatzbetreiber. Koordiniert werden deren Einsätze vom 33-jährigen
Markus Wincher. Als Facility Manager der Betriebsgesellschaft ist er dafür verantwortlich, dass sich die
1000 Türen in der Multifunktionshalle problemlos öffnen, die Mülleimer regelmäßig geleert werden und
das gesamte Gebäude über die Jahre
wenig an Wert verliert. Wincher:
„Meine Aufgaben verteilen sich auf
drei Bereiche: Event, Instandsetzung und Bauvorhaben.“
In seinem Büro hängt ein großer
Wandkalender. Jeder Farbbalken darauf steht für ein Event in der Are-
Vor einem Handballspiel wird auf das
Eis ein Hallenboden verlegt.
na: Blau für Eishockey, Gelb für
Handball, Orange für Konzerte. Vor
allem an den Wochenenden ist es
ziemlich bunt. Blau-Orange-Gelb,
Freitag-Samstag-Sonntag. Unzählige
Kombinationen, fallen beim Blick
auf den Jahresplaner ins Auge. Hinter jeder Markierung steht ein minutiöser Plan. Um ihn zu erfüllen,
müssen die einzelnen ServiceTeams wie Zahnrädchen eines Uhrwerks ineinandergreifen. Würde es
etwa Umbau-Spezialist Holger Schäfer, Chef der HS Eventservice
GmbH, mit seinen Leuten nicht
schaffen, in der Nacht von Freitag
auf Samstag die Eisfläche abzudecken, die Banden abzumontieren
und die Bestuhlung umzubauen,
dann verzögerte sich der für sechs
Uhr terminierte Aufbau der Bühne
für das Rockkonzert am Abend.
Würde er es in der darauffolgenden
Nacht nicht schaffen, den Handballboden aufzulegen, die Zeitnehmertische zu platzieren und die Tore zu
verankern, dann könnten die RheinNeckar-Löwen am Sonntag um
neun Uhr nicht auf Handballboden
trainieren.
Neben den externen Dienstleistern kann Wincher auf 15 eigene
Techniker zurückgreifen. Sie sind in
Bereichen tätig, die der Facility Manager zu den Kernkompetenzen der
„SAP-Arena GmbH“ zählt: Elektrik,
Heizung, Licht, Eis. Bei der komplexen Haustechnik gehe es an die
Substanz des Hauses. Hier wolle er
selbst den Überblick behalten.
„Nicht alles lässt sich outsourcen.“
Im Sommer, wenn es weniger Veranstaltungen gibt, machen die eigenen Leute Wartungsarbeiten in der
Halle – und zum Teil auch bei anderen Unternehmen.
Ausgelagert hat Wincher alle Tätigkeiten, die einen hohen Personalaufwand und spezifische Fach-
49
kenntnisse erfordern. Beispiel Sicherheit: „Security erfordert einen
enormen personellen Aufwand“,
sagt er. „Um 100 Leute für eine Veranstaltung verfügbar zu haben,
brauche ich einen Stamm von 250.“
Allein die Lohnabrechung wäre
enorm aufwendig. Obendrein müsste Wincher in die Ausstattung der
Leute investieren. Das rechnet sich
für ihn nicht. Aber für andere.
Die Mitarbeiter mit dem Knopf
im Ohr, die in der SAP-Arena für
Ordnung sorgen, sind beim Sicherheitsdienst der Mannheimer Dienstleistungsgruppe Lieblang angestellt.
Auch die vier Wachmänner plus
Hund, die im Schichtwechsel rund
um die Uhr die Arena vor ungebetenen Gästen schützen sollen, arbeiten für Lieblang. Dabei findet es
Wincher eigentlich nicht abwegig,
den Objektschutz selber zu organisieren. „Das würde sich in Eigenleistung mit Festangestellten vielleicht sogar wirtschaftlicher machen
lassen.“ Konkrete Pläne, die Aufgabe „zurück ins Haus“ zu holen, existierten aber noch nicht.
„Keine Veranstaltung
gleicht der anderen.“
In der SAP-Arena hat es in den ersten Jahren so viele „Baustellen“ gegeben, dass Wincher outgesourct
hat, wo immer es möglich war. „Es
ist praktisch, wenn man für jeden
Bereich nur einen Ansprechpartner
hat“, sagt er. Die Anfangszeit sei allerdings schwer gewesen. Nicht alles klappte. Reinigung und Umbauten wurden in den ersten Monaten
noch von anderen Dienstleistern erledigt als heute. Die waren jedoch
überfordert. Die speziellen Anforderungen der Arena lassen sich nicht
mit denen von Verwaltungsgebäuden, Hotels oder Kongresszentren
vergleichen. „Damit hier der Betrieb reibungslos laufen kann, müssen die verschiedenen Dienstleister
Hand in Hand arbeiten“, sagt Karl
Breer, Chef des gleichnamigen Gebäudereinigungsunternehmens.
„Keine Veranstaltung gleicht der anderen, wir müssen uns fast jedes
Mal aufs Neue aufeinander abstimmen.“
Hierbei zahlt sich die Strategie
des Facility Managements der SAPArena aus, nicht alle Service-Leistungen aus einer Hand einzukaufen: Die Service-Unternehmen kon왘왘
trollieren sich gegenseitig.
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Facility Management
V or, während und nach jeder Veranstaltung in der SAP-Arena sind Dienstleister gefragt, zur Einlasskontrolle, zum Saubermachen oder Umbauen. Bild: Rinderspacher
Die Sicherheitsexperten haben
ein Auge auf die Platzanweiser, die
ein Auge auf die Reinigungskräfte,
die wiederum ein Auge auf das Umbauteam. Und alle arbeiten Hand in
Hand mit den Haustechnikern. Auf
diese Weise hat der Schlendrian wenig Chancen. „Es ist ein schönes
Gefühl, wenn man weiß, das alles
funktioniert“, sagt Wincher.
왘왘
Beim Bau die Betriebskosten
vernachlässigt
Arbeitslos ist der Facility Manager
trotzdem nicht. Die Arena ist jetzt
drei Jahre alt, und es fallen immer
mehr kleinere Reparaturen an. Gerade war auch das erste große Überprüfungsintervall der Haustechnik
durch unabhängige Fachleute fällig.
Kosten: 30 000 bis 50 000 Euro.
Zudem wird irgendwo im Haus fast
ständig umgebaut. Da es in der Multifunktionshalle praktisch keine Lagerfläche gibt, hat Wincher anderswo eine Lagerhalle angemietet.
„Hätten wir in der Planungs- und
Bauphase an einigen Stellen etwas
mehr investiert, wären unsere Kosten jetzt etwas geringer“, sagt er.
Dabei hat er selbst den Bau der Arena vom ersten Spatenstich an begleitet. Er war für das Ingenieurbüro tätig, das die Oberbauleitung innehatte, bekam nach Fertigstellung der
Arena dann ein Angebot von Mäzen
und SAP-Gründer Dietmar Hopp.
econo
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5. September 2008
WAS IST FACILITY MANAGEMENT?
Facility Management (FM) hat sich als eigenständige Managementdisziplin etabliert. Der Begriff leitet sich von dem englischen Wort für
Gebäude, Anlagen und Einrichtungen „facilities“ ab. Die Mutterländer
des FM sind die Vereinigten Staaten, Großbritannien und die Niederlande. In Deutschland ist der Begriff erst seit Mitte der 90er Jahre verbreitet. Die Tätigkeitsfelder selbst sind nicht neu: Sie reichen von klassischen Hausmeistertätigkeiten bis zum strategischen Gebäudemanagement. Reinigung, Bewachung, Instandhaltung, Catering, Parkplatz-Management, Gartenarbeiten – das alles fällt in den Verantwortungsbereich eines Facility Managers. Seine Aufgabe ist die Koordination, Analyse und Optimierung der im Unternehmen erbrachten
Dienstleistungen. Um die Kosten der Gebäudenutzung später möglichst gering zu halten, sind die Gebäudemanager in der Regel schon
in der Bauphase von Immobilien und anderen technischen Einrichtung eng in die Planung eingebunden.
Es gibt mehrere Definitionen, in denen die Funktion der Facility Manager eindeutig beschrieben werden: Die Richtlinien GEFMA 100-1 des
Deutschen Verbandes für Facility Management (GEFMA) und DIN EN
15221 des europäischen Normenausschusses verstehen die Aufgaben der FM-Spezialisten dabei heute als typische „Unterstützung“ für
das eigentliche Geschäft eines Unternehmens. „Funktionierendes Facility Management ist die Voraussetzung für ein effizientes Kerngeschäft“, sagen die Berater von Bene Consulting in Frankfurt. Zur Effizienzsteigerung aller Prozesse werden FM-Aufgaben daher meist gebündelt und vollständig aus den Kernprozessen eines Unternehmens
herausgelöst.
Im Idealfall ist Facility Management mehr mehr als Immobilienmanagement. Auf der strategischen Ebene geht es darum, die Ressource
Gebäude über seinen gesamten „Lebenszyklus“ – von der Projektidee
bis zu Umwidmung – so effektiv wie möglich zu nutzen. So lässt sich
rasch erkennen, wann die Kosten der Gebäudenutzung die Investitionssumme überflügeln, also ein Neubau günstiger kommt als die weitere Nutzung der alten Immobilie.
da
„Jetzt auf der Technikseite fällt mir
auf, dass der Generalunternehmer
während des Baus die späteren Betriebskosten nicht ausreichend im
Blick hatte.“ Baukonzerne wie Bilfinger Berger, Wayss & Freytag und
Hochtief haben in erster Linie die
Errichtungskosten im Auge – versuchen meist jedoch auch, das spätere
Facility Management zu übernehmen.
Hinterlassenschaften
der Fans beseitigen
Gebäudereiniger
Shala-Scobel
macht sich über so etwas momentan keine Gedanken. Die Adler haben verloren. „Zum Glück nur ein
Freundschaftsspiel“, sagt er und erzählt von Fan-Feiern und Zuschauerfrust. Beides hat Spuren hinterlassen. Doch jetzt geht alles schnell.
Kurz nach Abpfiff sind seine Leute
auf den Rängen, sammeln Müll und
wischen Getränkepfützen auf. Das
Großreinemachen findet erst am
nächsten Vormittag statt. Sobald der
letzte Breer-Mitarbeiter den Besen
in die Ecke stellt, meldet sich ShalaScobel beim Haustechniker ab. Der
drückt auf einen Knopf. Die Arena
versinkt im Dunkel. „Jede Minute
zählt“, sagt Markus Wincher. „Unsere Stromrechnung beläuft sich jeden Monat auf einen hohen fünfstelligen Betrag.“ Wie viel genau,
will er nicht verraten. Betriebsgeheimnis.
Daniel Albrecht
52
Finanzen
Du sollst
nicht lügen
Wenn die Liquiditätsfalle zuschnappt, ist es oft zu spät. Finanzexperten
raten zu einem ständigen Dialog und zu einem offenen Umgang mit der
Bild: Fotolia
Hausbank. Vertrauen zum Banker – geht das?
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5. September 2008
Finanzen
ndreas Renner (Name geändert) ist Unternehmer durch
und durch. Er ist ein angesehener Bürger. Er hat eine Frau und
vier Kinder, engagiert sich als Rotarier, unterstützt seine Mitarbeiter.
Seine Firma ist kerngesund, die Auftragslage stabil. Er beschäftigt
60 Mitarbeiter im Bereich Umwelttechnologie: Ingenieure, Techniker,
Bürokräfte. Ein Wachstumsmarkt.
Vor wenigen Monaten erhielt er
die Chance, einen Auftrag von einem Großunternehmen zu ergattern. Damit könnte er in neue Dimensionen vorstoßen. Es winken
langfristige Verträge und – nicht weniger wichtig – das Netzwerk des
Konzerns mit einer Fülle von weiteren Großkunden in ganz Europa.
A
Forderungen in Höhe der
Hälfte des Umsatzes
Die Herausforderung: Um den Auftrag abzuarbeiten, muss Renner fast
die gesamte Kapazität der Firma aufbringen. Aber er ist nun mal Unternehmer, kein Unterlasser. Er stürzt
sich in die Aufgabe, schiebt an, motiviert, malocht bis tief in die Nacht.
Nach drei Monaten ist der Auftrag
abgearbeitet, die Rechnungen gehen raus. Die Höhe der Forderung
beträgt gut die Hälfte des bisherigen
Jahresumsatzes.
Doch der Kunde zahlt nicht. Renner telefoniert. Von Konzernseite
wird beruhigt: Es fehlen noch einige
Gutachten, um die Summe anzuweisen. Doch auch danach passiert
nichts. Inzwischen ist die Kreditlinie des kleinen Mittelständlers ausgereizt. Vor ein paar Tagen hat die
Bank angerufen. Ob alles in Ordnung sei? „Logisch“, sagt Renner zu
seinem Betreuer noch und flachst:
„Sie können schon mal ein neues
Konto aufmachen, das andere ist
bald voll.“ Eine Woche später melden sich die ersten Gläubiger des
Unternehmens. Man wolle nicht
stören. Was mit den Rechnungen
sei? Nur eine Nachfrage. Renner beruhigt: Alles in Butter. Vier Wochen
später teilt man ihm in einem Anruf
mit, die Konzernleitung sei mit einigen Ergebnissen noch nicht zufrieden. Man müsse sich nochmals treffen.
Für den Mittelständler wird es
nun eng. Die Gehälter müssen bezahlt werden, täglich fordern langjährige Geschäftspartner ihr Geld.
Renner wirft sich in seinen Anzug,
bindet die Krawatte und geht zur
Bank. „Der Unternehmer verwechselt gern Aufträge mit Cash“, sagt
Jörg Mertens von der H + G Bank
Heidelberg. „Oftmals kommt er erst
dann, wenn das Kind so gut wie in
den Brunnen gefallen ist.“ Und ab
diesem Moment sei dann auch die
Bank gezwungen, ihre eigenen Interessen zu vertreten. Etwa wenn es
darum geht, einen Kredit zu retten.
„Dabei müsste das alles gar nicht
sein.“
Weit sinnvoller sei es, die Kompetenz der Bank schon im Vorfeld zu
nutzen und bereits bei Beginn eines
großen Projektes den Rat der Experten zu suchen. Die Bank könne dem
Unternehmer helfen, seine Überwachungsaufgabe in Sachen Bonität zu
unterstützen. Wenn sie es frühzeitig
wisse. Häufig sei es aber gerade andersherum: Der Unternehmer reize
zuerst seine Kreditlinie voll aus. „Zu
diesem Zeitpunkt weiß die Bank
noch nichts von den Problemen“,
sagt Mertens. Und er ergänzt: „Viele glauben, wenn sie kommen und
einen Engpass melden, wird der
Hahn zugedreht. Aber unser Job ist
es doch, mit dem Unternehmer Lösungen zu finden. Sonst macht die
Bank doch kein Geschäft.“ Denn gerade im Meistern von schwierigen
Situationen habe eine Bank die
Chance, sich einen guten Namen zu
machen. Nur die Spielregeln im
Umgang miteinander müssten klar
sein.
Bei der Deutschen Bank in
Mannheim vertritt man dieselbe
Meinung. „Der Dialog zwischen
Kunde und Bank muss so früh wie
möglich stattfinden“, sagt Peter
Bertling, Leiter der Firmenkundensparte. „Die Liquiditätskrise ist nämlich häufig bereits die dritte Stufe
der Eskalation.“ Ausgangspunkt sei
zunächst meist eine strategischstrukturelle Krise. Beispielsweise,
wenn der Unternehmer seinen Finanzbedarf für einen bestimmten
Zeitraum unterschätzt hat. Es gebe
aber auch andere Gründe: Ein nicht
tragfähiges Geschäftsmodell, eine
nicht erkannte technologische Entwicklung oder ein Trend, der verschlafen worden seien. Die strukturelle Krise wird dann zur Ertragskrise. Erst später komme es zum Liquiditätsengpass. „Dann ist es schon
fünf vor zwölf.“ Der Grund, dass es
überhaupt dazu kommt, liegt laut
Bertling auch darin begründet, dass
viele Mittelständler zu einer rein situativen Finanzierung neigen. Das
bedeutet: Der Unternehmer plant
ein Projekt, beispielsweise eine Expansion ins Ausland oder eine
Neuinvestition in Gebäude oder
Software, und bemüht sich um die
konkreten Mittel dafür. Wenn der finanzielle Rahmen für die Idee steht,
legt er los. „Viel sinnvoller wäre es
aber, eine strategische Finanzierung
des gesamten Unternehmens zu planen“, sagt Bertling.
Er empfiehlt deshalb, zu Beginn
einer längeren Planungsperiode gemeinsam mit der Bank den Finanzbedarf der nächsten Jahre zu ermitteln. Das habe gleich mehrere Vor-
53
teile: Erstens zwinge es den Unternehmer zu einem strategischen
Blick auf das Gesamtunternehmen:
„Dabei können strukturelle Schwächen frühzeitig erkannt und beseitigt werden.“ Zweitens helfe es, Liquiditätsengpässe bereits im Vorfeld
auszuschließen. Und drittens säßen
bei einer strategischen Finanzierung
meist mehrere Banken mit der Firma gemeinsam im Boot. Das bedeute automatisch Sicherheit für den
Unternehmer. „Man hat sich ja im
Vorfeld geeinigt. Da kann im Krisenfall keiner einfach aufstehen und
den Tisch verlassen.“
Kompromisslose Offenheit
zur Hausbank
Interessanterweise sind sich Genossenschafts- und Privatbanker in diesem Punkt einig. Sie raten zur kompromisslosen Offenheit in der Geschäftsbeziehung. Mertens: „Warum soll man auf die Expertise der
Bank verzichten? Das ist absurd:
Man hat Profis vor der Tür und
nutzt sie nicht.“ Hinzu komme außerdem Psychologie. Es sei zwar
richtig, sagt Mertens, dass eine Beziehung zwischen Bank und Kunde
nicht mehr wie früher wesentlich
von der persönlichen Bekanntschaft
geprägt sei. Die fundamentalen Daten müssen stimmen. „Aber mit einem Kunden, den ich kenne und
dem ich vertraue, lässt sich eine Krise weit besser durchstehen als mit
jemandem, bei dem Woche für Woche tröpfchenweise die traurige
Wahrheit ans Licht kommt.“
Bertling geht noch weiter: Zahlen
und Fakten seien als Basis selbstverständlich notwendig. Aber: „Mir
geht es bei einem Engagement immer darum, ob ich mit dem Management ein Vertrauensverhältnis
habe.“ Wenn das gegeben sei und
Bank und Unternehmen sich aufeinander verlassen könnten, finden
beide Partner auch im Krisenfall eine Antwort auf Probleme. „Die wenigsten kommen auf die Idee, dass
die Banken ein Interesse daran haben, ein Unternehmen zu retten,
und dass es dem Banker Spaß
macht, daran beteiligt zu sein.“ Es
menschelt also auch bei Bankern.
Bertlings Erklärung dafür ist relativ
simpel: „Es ist wie überall im Leben:
Wenn man einmal zusammen etwas durchgestanden hat, bleibt man
ein Leben lang verbunden.“
Jochen Schönmann
9/2008
•
5. September 2008
econo
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MAS CONSULT ist ein mittelständisches Beratungsunternehmen für
Finanz- und Kapitalmanagement.
Zu den Arbeitsschwerpunkten gehören:
■ Versicherungen: professionelle
Beratung und Auswahl passender
Versicherungspolicen aller namhafter Anbieter
■ Versorgung: Erstellung individueller Versorgungsbilanz für die
richtige Ergänzung zur gesetzlichen Rente, zur Absicherung der
Arbeitskraft oder Hinterbliebenenversorgung
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zur Wahl des Darlehensgebers, zur
Laufzeit und zu Förderprogrammen,
Erstellen der Kalkulationen und
Businesspläne
■ Geld- und Kapitalanlage: Individuelle Beratung und Kombination
je Anlageprodukte je nach Typ, Bedarf und Situation
■ Lohn- und Finanzbuchhaltung:
Outsourcing der Lohnabwicklung
und laufende Kostenrechnung inklusive zeitnaher Darstellung aller
Geldflüsse
■ Aktive Steuerberatung: in Kooperation mit Steuerberatern strategische Planung unter steuerrechtlichen und finanzrechtlichen
Gesichtspunkten
Bernhard Stammler.
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MAS CONSULT GmbH
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Tel. (0 62 21) 53 97-0
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Die Mitarbeiter von MAS Consult beim 25. Geburtstag. Von den über 40 Mitarbeitern arbeiten fast zwanzig in der
Abwicklung der Lohn- und Finanzbuchhaltung vieler MAS-Kunden.
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Die Finanz-Profis
MAS CONSULT bietet mehr als Finanz- und Anlageberatung.
Die mittelständischen Kunden wissen das zu schätzen – seit 25 Jahren
W
as 1983 als Anlageberatung begann, ist heute
ein gut geführtes mittelständisches Unternehmen mit über 40 Mitarbeitern. Die Kunden
kommen aus der ganzen Republik. Nicht zuletzt um die
Betreuung vor Ort weiter zu verbessern, hat Anfang September eine Zweigstelle in Neuss/Nordrhein-Westfalen
eröffnet: Die MAS CONSULT Stammler GmbH bietet
seit 25 Jahren strategische Vermögensplanung. Die hochqualifizierten Berater haben dabei alle Ziele und Wünsche ihrer Kunden im Blick. So helfen sie bei der Wahl
der richtigen Versicherung, bei der Planung der Altersversorgung oder bei anstehenden Investitionen (siehe
„Visitenkarte“) „Wir sind als Makler an nichts und niemanden gebunden. An keine Versicherung, keine Bank
und keine Fondsgesellschaft“, nennt Inhaber Bernhard
Stammler eines der Erfolgsgeheimnisse seines Unternehmens.
Ein weiterer Schlüssel für den Erfolg von MAS CONSULT und damit für die Prosperität ihrer Klienten ist die
langfristige Betreuung durch einen Berater. Viele Kunden
kennt das Unternehmen seit dem Einstieg in den Beruf
und begleitet sie bei allen Etappen: von der Gestaltung
der Altersversorgung über die Anlage eines geerbten Vermögens bis zur Unternehmensgründung und Investitionsplanung. Dieses Konzept geht auf. Rund 3500 Menschen haben sich für MAS CONSULT entschieden. Für
viele Kunden ist von besonderem Wert, dass das Unternehmen alle Zahlungsströme seiner Klienten im Blick
hat. Dazu bietet MAS CONSULT die Abwicklung der
Lohn- und Finanzbuchhaltung der Kunden an. Das Outsourcing dieser Arbeit entlastet nicht nur die zumeist
mittelständischen Kunden. Noch wichtiger ist, dass für
die Vermögens-, Anlage- und Investitionsberatung MAS
CONSULT so alle Daten und Kennziffern zeitnah zur
Verfügung hat.
„Wir sind für viele unserer Kunden
die kaufmännische Putzfrau“
Von dieser Dienstleistung profitieren vor allen Dingen
Angehörige der Heilberufe, die rund die Hälfte der Kunden ausmachen. „Ärzte verlassen die Universität in der
Regel ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse“, erläutert Bernhard Stammler. Sein Beraterteam, allesamt mit
betriebswirtschaftlichem Studium, wirken so als „kaufmännische Putzfrau“, bringen Licht ins Dschungel der
Geldströme, sorgen für eine solide Liquiditätsplanung
oder stellen einen durchgerechneten Investitionsplan
auf. Doch auch so mancher Architekt oder Handwerker
hat sich von der Rund-um-Versorgung durch MAS CONSULT überzeugen lassen. Dieser hohe Anspruch verlangt
viel von den Beratern. „Wir bilden uns ständig weiter“,
betont Bernhard Stammler und verweist auf die sich
rasch ändernden Rahmenbedingungen wie Gesundheitsreformen, neue Altersvorsorge-Konzepte wie Riesteroder Rürup-Rente sowie die Abgeltungssteuer. Um die
hohe Qualität der Berater zu gewährleisten, bildet MAS
CONSULT seit einigen Jahren auch Betriebswirte an der
Berufsakademie Mannheim aus. Derzeit beschäftigt das
Unternehmen fünf BA-Studenten. Die kann Bernhard
Stammler gut brauchen, denn die Erfolgsstory geht weiter: Mittelfristig will er 20 bis 25 Berater beschäftigen.
Preise & Wettbewerb
55
Junge Meister gesucht
Der Leistungswettbewerb des Deutschen
Handwerks zeichnet den Nachwuchs aus.
Im September ist Bewerbungsschluss
Der Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks bietet jungen
Handwerkern eine Plattform, ihr
Können unter Beweis zu stellen.
Die Ausscheidung der Handwerkskammer Mannheim Rhein-NeckarOdenwald findet im September
2008 statt.
Vollendung des 25. Lebensjahres.
Der Leistungswettbewerb wird auf
drei Ebenen durchgeführt. Zunächst
werden die besten Junghandwerker
auf Kammerebene ermittelt. Es folgt
die baden-württembergische Landesausscheidung, die Ende Oktober
mit einer Feierstunde in Reutlingen
abgeschlossen wird. Für die Landesbesten geht es weiter auf der Bundesebene. Die Bundessieger werden
Ende November in Wiesbaden ausgezeichnet.
Auch im vergangenen Jahr wurden die besten Handwerker ihres Jahrgangs
ausgezeichnet. Die Ehrung fand in Heidelberg statt.
Bild: HWK
Den erfolgreichen Teilnehmern
winken neben Preisen und Auszeichnungen vor allem beste Karriereaussichten. So werden die Erstplatzierten auf Landes- und Bundes-
ebene über die Stiftung für Begabtenförderung des Zentralverbandes
des Deutschen Handwerks unterstützt.
Kristian Klooß
SUCCESS
GLEICHE CHANCEN
VR-PREIS
PIONIER-PREIS
Förderpreise für Innovationen
Beschäftigungspolitik zählt
Imagefilm zu gewinnen
Gute Gründer gesucht
MAINZ. Der Förderwettbewerb
STUTTGART. Das baden-würt-
STUTTGART. Im Rahmen des
„Success“ prämiert rheinland-pfälzische Unternehmen für „outputorientierte“ Innovationen in der Produkt- und Verfahrensentwicklung.
Outputorientiert heißt, dass die Unternehmen erste wirtschaftliche Erfolge mit ihrer Innovation aufweisen können. Die Siegerprämie kann
im Einzelfall bis zu 50 000 Euro betragen, wobei sich die Höhe der Prämie daran orientiert, wie neu und
wie erlösstark das Produkt ist. Insgesamt werden Prämien in Höhe von
rund 100 000 Euro ausgeschüttet.
Teilnahmeberechtigt sind rheinlandpfälzische Unternehmen mit nicht
mehr als 50 Mitarbeitern. Anmeldeschluss ist der 22. September. Der
Wettbewerb wird von der Investitions- und Strukturbank RheinlandPfalz (ISB) organisiert. Beim letzten
Mal erhielten 13 Unternehmen einen „Success-Förderpreis“.
KrK
tembergische Wirtschaftsministerium zeichnet kleine, mittlere und
Großbetriebe aus, die Frauen und
Männer gleich bezahlen, befördern
und behandeln. Darüber hinaus
werden Lösungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie prämiert.
Der Landeswettbewerb läuft im
zweijährigen Turnus. 2006 wurden
insgesamt zwölf Preise verliehen.
Zu den Siegern in der Kategorie
Großbetriebe gehörte 2006 die Robert Bosch GmbH mit damals
63 751
Beschäftigten,
davon
13 860 Frauen. In der Kategorie
Kleinbetriebe konnte unter anderem das Beratungsunternehmen
Particip einen Preis erringen: Von
insgesamt 28 Beschäftigten sind
zehn Frauen. Anmeldeschluss ist
der 30. September. Die Betriebe mit
den besten Lösungen werden am
20. November ausgezeichnet. KrK
Wirtschaftstages der Volks- und
Raiffeisenbanken wird in diesem
Jahr der VR-Innovationspreis vergeben. Teilnahmeberechtigt sind mittelständische Unternehmen mit Firmensitz in Baden-Württemberg, die
im Jahr nicht mehr als 100 Millionen Euro umsetzen und höchstens
500 Mitarbeiter beschäftigen. Prämiert werden erstens technische Innovation, zweitens Marketingkonzepte, die neue Märkte definieren,
drittens Personalkonzepte, die neue
Möglichkeiten erfolgreich umsetzen, viertens beispielhafte Fortbildungen und Mitarbeiterqualifizierungen sowie vorbildliche Lösungen im Bereich Kooperationen. Als
Hauptpreis winken 25 000 Euro.
Darüber hinaus erhält das Gewinnerunternehmen einen Imagefilm.
Anmeldeschluss ist der 30. September.
KrK
MAINZ. Wenn das Geschäftskonzept stimmt und der Businessplan
durchkalkuliert ist, können rheinland-pfälzische Gründer beim Pioniergeist-Wettbewerb bis zu 15 000
Euro und einen Kurzfilm über ihr
Unternehmen gewinnen. Teilnehmen dürfen Personen, die die Gründung eines Unternehmens in Rheinland-Pfalz beabsichtigen. Ebenfalls
teilnehmen dürfen Unternehmer,
die im Jahr des Wettbewerbs oder
im Vorjahr ein Unternehmen gegründet haben. Bewertet werden
die Marketing- und Vertriebsmaßnahmen sowie Planrechnungen und
Finanzierungsideen. Innovationen
oder Erfindungen werden nicht prämiert. Bei der Preisverleihung oder
über die drei Initiatoren haben Teilnehmer die Möglichkeit zum „Networking“ mit anderen Gründern.
Bewerbungsschluss ist der 15. September.
KrK
Teilnehmen darf, wer die Gesellen- oder Abschlussprüfung im Winter 2007/08 oder im Sommer 2008
abgelegt hat, zum Zeitpunkt der
Prüfung nicht älter als 23 Jahre alt
war und die praktische Prüfung –
und in der Regel auch den theoretischen Teil – mindestens mit der Note „gut“ gemeistert hat. In Ausnahmefällen gilt als Altersgrenze die
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9/2008
•
5. September 2008
econo
Zeitarbeit
Bilder: Fotolia
56
Mitarbeiter nach Maß
Personaldienstleister aus Heidelberg zeigen, dass sich Spezialisierung in der Branche auszahlt,
für Unternehmen wie für Arbeitnehmer. Drei Erfolgsgeschichten aus der Kurpfalz
m Anfang bestand die Firma
nur aus mir und meinem PC“,
sagt der Heidelberger Entrepreneur Soheyl Ghaemian. Das war
A
econo
9/2008
•
5. September 2008
vor sechs Jahren. Damals gründete
der heute 32-Jährige in Heidelberg
die Reutax GmbH. Der Unternehmer konzentrierte sich auf die Ver-
mittlung von IT-Spezialisten, deren
Arbeitskraft er an seine Kunden auslieh. Ein lukratives Geschäft. Heute
ist Reutax eine Aktiengesellschaft
mit Standbeinen in Hamburg, München, Zürich, Wien und Los Angeles. 170 Mitarbeiter, Jahresumsatz
70 Millionen Euro.
Als neues Geschäftsfeld kam
2007 die Vermietung von Ingenieuren hinzu. Ghaemian streckt die
Fühler nach Russland und in den
Nahen Osten aus. Das Konzept: In
einer globalisierten Welt gibt Reutax
mit einem spezialisierten Angebot
die Antwort auf den akuten Fachkräftemangel.
Ursprünglich verfolgten Personalabteilungen mit dem Einsatz von
Zeitarbeitskräften das Ziel, auf unvorhergesehene Spitzen in Verwaltung, Produktion oder Entwicklung
flexibel reagieren zu können. Heute
nutzen viele die externen Fachkräfte als strategisches Instrument der
Personalplanung. „Ein hohes Maß
an Flexibilität ist für eine effiziente
und erfolgreiche Projektplanung unabdingbar“, sagt Kelly Elsasser, Vertriebsvorstand von Reutax.
Und flexibel sind die meisten der
Fachkräfte, deren Kontaktadressen
sich in der Datenbank des Heidelberger Vermittlers finden. Im Idealfall geben sie in ihrem Profil „Standort: neutral“ an. Immer bereit, weltweit einsetzbar. Dafür kassieren sie
ein Gehalt, das in der Regel zehn bis
50 Prozent über dem der festangestellten Kollegen liegt. „Der Markt
bestimmt den Preis“, sagt Elsasser.
Die Unternehmen wüssten, dass die
Auswahl des Personals ein entscheidender Faktor für ihren eigenen Erfolg sei. Deshalb zahlen sie für die
von externen Experten mehr.
Zeitarbeit
neu definiert
Mit der Vermietung von „hochleistungsfähigen Personalressourcen“,
wie die Spezialisten im Branchenjargon genannt werden, haben Firmen
wie Reutax Zeitarbeit neu definiert.
Das Prinzip freilich ist das gleiche
wie bei den klassischen Personalagenturen, die Hilfskräfte vermitteln: Wer ihre Dienste in Anspruch
nimmt, profitiert von einem professionellen Netzwerk sowie dem Mitarbeiter-Pool des Dienstleisters. Damit sind die Unternehmen in der Lage, ihren Personalbedarf besser und
schneller an Veränderungen im
Wettbewerbsumfeld abzustimmen.
Das Beispiel Reutax zeigt, dass sich
eine Spezialisierung für Personaldienstleister auszahlt.
Monika Schammas und Udo
Lahm von der Kommunikationsund Personalberatung Comtract in
Heidelberg verfolgen ein ähnliches
Konzept: „Wir vermitteln ausschließlich Hochqualifizierte aus
dem Berufsfeld der Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit“, beschreibt Lahm die Arbeit der 1999
gegründeten Agentur, die im Auftrag von Unternehmen nach qualifiziertem PR-Personal sucht. „Unser
Erfolg beruht darauf, dass wir uns
auf den Bereich spezialisiert haben,
den wir aus unserer eigenen Erfahrung am besten kennen“, sagt
Lahm, der früher als Redakteur für
Tageszeitungen sowie als Pressesprecher bei internationalen Unternehmen wie Porsche und ABB tätig
war. Auch in der Metropolregion
haben die Headhunter Schammas
und Lahm schon namhafte Unternehmen mit Pressesprechern und
Public-Relations-Fachleuten ausgestattet. Im Gegensatz zu Reutax vermieten Schammas und Lahm ihre
Kandidaten nicht projektbezogen,
sondern ermitteln für ihre Auftraggeber gezielt potenzielle Kandidaten für eine zu besetzende Stelle.
Spezialisiert hat sich auch die
Power People GmbH aus Heidelberg. Die Geschäftsführer Saif Marzai und Marco Haas konzentrieren
sich auf den Personalservice für Hotellerie und Gastronomie. Vor zehn
Jahren gegründet, hat das Unternehmen heute Niederlassungen in
Stuttgart, Frankfurt, Berlin und
München. Zu den Kunden zählen
die BASF, Daimler, Bayer und Sternekoch Manfred Schwarz. „Überall
dort, wo besondere Ansprüche an
Know-how und Service gestellt werden, schaffen wir die Basis für dauerhafte Dienstleistung“, wirbt
People Power. Neben der klassischen
Arbeitnehmerüberlassung
bietet das Unternehmen auch punktuellen Personalservice, bei der Organisation von gastronomischen
Veranstaltungen ebenso wie bei Logistik und Raumdekoration.
Reutax-Gründer Ghaemian treibt
unterdessen die weitere Expansion
seines Unternehmens voran. Neue
Marktlücken eröffnen sich für das
Unternehmen zurzeit vor allem am
Arabischen Golf. „Auch in diesem
Markt sind die Unternehmen auf eine professionelle Vermittlung von
freiberuflichen Fachkräften stark angewiesen“, sagte Ghaemian nach einem Gespräch mit dem Minister für
Bildung und Wissenschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, Sheikh
Al Nayhan. Vor allem deutsche ITFachleute stünden dort hoch im
Kurs.
Daniel Albrecht
,,
Nur wer die Problemstellungen des
Verpackungsmarktes ganzheitlich
angeht, wird auch in Zukunft seinen
Kunden einen spürbaren Mehrwert
bieten können.
Frank Westermann, Geschäftsführer
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58
Zeitarbeit
INTERVIEW
„Wir sichern Arbeitsplätze“
Zeitarbeitsunternehmen verstehen sich zunehmend als Personaldienstleister auf Augenhöhe.
Ariane Durian vom Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen erklärt warum
Für welche Unternehmen ist die
Beschäftigung von Zeitarbeitskräften interessant?
ZUR PERSON
Ariane Durian sitzt seit 2002 im Vorstand des Interessenverbandes
Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ). Als stellvertretende Bundesvorsitzende ist sie für das Ressort Weiterbildung und Seminare
verantwortlich.
Als Mitglied der Tarif- und Verhandlungskommission vertrat sie die
Interessen der kaufmännischen und spezialisierten Zeitarbeit bei der
Gestaltung eines Tarifvertrages.
Sie ist zudem IGZ-Landesbeauftragte in Baden-Württemberg und
stellvertretende Vorsitzende im Dienstleisterausschuss der IHK
Karlsruhe. Ariane Durian ist geschäftsführende Gesellschafterin der
1990 von ihr gegründeten Connect Personal-Service GmbH Zeitarbeit.
➤ ARIANE DURIAN: Zeitarbeitskräfte finden Sie heute in fast allen
Branchen. Ob in der Produktion
oder im Marketing, in der IT-Entwicklung, im Ingenieurwesen oder
im Öffentlichen Dienst. Eine Ausnahme ist das Bauhauptgewerbe.
Hier dürfen Facharbeiter und gewerbliche Hilfskräfte nicht auf Basis
von Zeitarbeit eingesetzt werden.
Ariane Durian
Wie flexibel einsetzbar sind Zeitarbeiter?
➤ DURIAN: Als Kunde eines Personaldienstleisters haben Unternehmen häufig nur eine Kündigungsfrist von zwei bis sieben Tagen. Davon abgesehen ist ein Arbeitnehmer
von einem Zeitarbeitsunternehmen
ein ganz normaler Mitarbeiter.
Bild: IGZ
Was kostet mich als Unternehmen
ein Zeitarbeitnehmer?
➤ DURIAN: Das ist unterschiedlich. In der Metall- und Elektrobranche verdient eine Zeitarbeitskraft
meist weniger als die Stammbelegschaft, im Einzelhandel oder im Hotellerie- und Gaststättengewerbe
meist etwas mehr. Ein relativ teurer
Zeitarbeiter kann sich lohnen, wenn
Sie ihn nur für kurzzeitige Einsätze
benötigen.
Der IGZ macht sich für einen Mindestlohn in der Zeitarbeitsbranche
stark. Warum?
➤ DURIAN: Wir sind der Ansicht,
dass Erwerbstätige auch mit Zeitarbeit in der Lage sein sollten, für ihr
Auskommen zu sorgen. Zeitarbeit
muss nicht zwangsläufig vom Steuerzahler subventioniert werden.
Wir setzen uns daher für einen
branchenbezogenen Mindeststundenlohn von 7,51 Euro im Westen
und 6,36 Euro im Osten ein.
Zeitarbeit gilt für manche Arbeitslose als eine Brücke zurück in die Berufswelt. Wie ist das zu verstehen?
➤ DURIAN: Viele Zeitarbeitskräfte
werden von den Unternehmen, in
denen sie eingesetzt werden, übernommen. Die Abwerbequote beträgt durchschnittlich 30 Prozent.
In Zeiten konjunkturellen Aufschwungs erhalten im Schnitt zwei
von drei Zeitarbeitern ein Jobangebot von unseren Kunden.
econo
9/2008
•
5. September 2008
Woran erkenne ich ein gutes Zeitarbeitsunternehmen?
➤ DURIAN: Wir sind eine der am
stärksten kontrollierten Branchen.
Regelmäßig werden wir von der
Bundesagentur für Arbeit überprüft,
die auch das Recht hat, in unsere
Personalakten zu schauen. Jedes
Zeitarbeitsunternehmen bekommt
eine Lizenz, die können sich Kunden vorlegen lassen. Das Gleiche
gilt für Belege über Sozialabgaben
und Lohnsteuerzahlungen.
Manche Unternehmer scheuen
den Einsatz von Zeitarbeitskräften,
weil sie das gute Klima im Betrieb
nicht gefährden möchten.
➤ DURIAN: Das kommt immer
seltener vor. Auch Arbeitnehmervertreter haben inzwischen erkannt, dass Zeitarbeit ein Instrument ist, um Stammarbeitsplätze zu
sichern. Und die Belegschaft weiß,
dass in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten zuerst die Zeitarbeitskräfte
gehen müssen. Das haben wir gerade erst bei BMW und Iveco gesehen, die mehrere Hundert Zeitarbeiter entlassen haben.
Daniel Albrecht.
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60
De Jure
Fallstricke bei
der Befristung
Der Gesetzgeber hat sehr detailliert geregelt, wann und wie Arbeitgeber
Mitarbeiter befristet einstellen dürfen. Daran sollten sie sich halten
nehmer und Arbeitgeber bestand. In
jedem Fall bedarf die Befristung eines Arbeitsvertrages zu ihrer Wirksamkeit der Schriftform, sonst ist die
Befristung unwirksam.
Bild: xxx
Die Experten
Michael Kuhbach (links) und Dr. Claus Weber von der Kanzlei Reble & Klose
in Mannheim. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind das Arbeitsrecht und alle
Bereiche des gewerblichen Rechtsschutzes.
Bild: Weber
I. Ausgangssituation
Das arbeitsrechtliche Netz in
Deutschland ist sehr eng geknüpft.
Besonders das Kündigungsrecht
macht die schnelle Reaktion auf veränderte Marktbedingungen oft unmöglich. Eine Alternative zu unbefristeten Verträgen sind befristete
Arbeitsverhältnisse nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG).
Im Folgenden wird erläutert, was
Unternehmen dabei beachten sollten.
Hat der Arbeitgeber einen sachlichen Grund, so kann er einen Arbeitnehmer nach Paragraf 14, Absatz 1 des Gesetzes befristet einstellen. Das TzBfG nennt hierfür Gründe: zum Beispiel einen vorübergehenden Arbeitsbedarf für die Spargelernte oder in Freizeitparks, die
Vertretung von Arbeitnehmern, die
Erprobung eines Arbeitnehmers
econo
9/2008
•
5. September 2008
oder die unmittelbare Anschlussbeschäftigung an Ausbildung oder Studium. Auch in der Eigenart der Arbeitsleistung kann eine Befristung
begründet sein. Ein Beispiel hierfür
ist die Anstellung von Profisportlern.
Interessanter für die unternehmerische Praxis ist allerdings der zweite Absatz des Paragrafen 14. Danach kann eine Beschäftigung auch
ohne Vorliegen eines sachlichen
Grundes befristet werden. Bis zu einer Gesamtdauer von zwei Jahren
ist maximal eine dreimalige Verlängerung eines Arbeitsvertrages zulässig. Danach ist eine Befristung ohne
sachlichen Grund nicht mehr möglich. Hier greift das so genannte Anschlussverbot. Das Gleiche gilt,
wenn schon einmal früher ein befristetes oder unbefristetes Beschäftigungsverhältnis zwischen Arbeit-
II. Fallstricke bei befristeten
Arbeitsverhältnissen
Bei der Befristung von Arbeitsverhältnissen muss der Arbeitgeber einige Fallstricke beachten. Daher
überrascht es nicht, dass immer
wieder Konflikte entstehen, die oft
vor dem Arbeitsgericht enden.
So kann es passieren, dass der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen
befristeten Arbeitsvertrag zusendet
und um eine gegengezeichnete
Rücksendung bittet. Der Arbeitnehmer erscheint dann am ersten Arbeitstag pünktlich um acht Uhr, den
unterzeichneten
Arbeitsvertrag
übergibt er aber erst gegen Mittag.
In diesem Fall wäre die Befristung
unwirksam, denn jeder befristete
Arbeitsvertrag bedarf zur Gültigkeit
der Schriftform. Das heißt: Beide
Unterschriften müssen vor Arbeitsantritt auf dem befristeten Arbeitsvertrag vorhanden sein (BAG Urt. v.
1.12.2004 - 7 AZR 198/04)!
Eine weitere Fehlerquelle steht
im Zusammenhang mit der Verlängerung von Befristungen. Denn oft
kommt es erst nach Ablauf des befristeten Arbeitsverhältnisses zur
Unterzeichnung der schriftlichen
Verlängerungsvereinbarung. Auch
in diesem Fall liegt ein Arbeitsvertrag auf unbestimmte Zeit vor. Eine
wirksame Verlängerung kann hingegen nur während des befristeten Arbeitsverhältnisses
vorgenommen
werden. Andernfalls liegt der Neuabschluss eines befristeten Arbeitsvertrags vor, der aufgrund des An-
schlussverbotes unzulässig ist (BAG
Urt. v. 25.10.2000 - 7 AZR 483/
99). Für den Arbeitgeber ist meist
überraschend, dass auch einzelne
Vertragsbedingungen der Befristungskontrolle unterliegen. Nach
der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts setzt die befristete Änderung einzelner Arbeitsbedingungen einen sachlichen Grund voraus,
wenn hierdurch das Verhältnis von
Leistung und Gegenleistung maßgeblich beeinflusst wird. Da der Ar-
De Jure
61
AKTUELLE URTEILE
Bild: Fotolia
Freiwilligkeitsvorbehalt bei Sonderzahlungen
Der Arbeitgeber kann bei Sonderzahlungen grundsätzlich einen
Rechtsanspruch des Arbeitnehmers für künftige Bezugszeiträume
ausschließen. Er kann sich dabei vorbehalten, ob und in welcher Höhe er künftig Sonderzahlungen gewährt. Für die Wirksamkeit eines
solchen Freiwilligkeitsvorbehalts kommt es nicht auf den verfolgten
Zweck an. Der Vorbehalt ist auch dann wirksam, wenn der Arbeitgeber ausschließlich im Bezugszeitraum geleistete Arbeit zusätzlich honoriert. Der Arbeitgeber muss auch nicht jede einzelne Sonderzahlung mit einem Freiwilligkeitsvorbehalt verbinden. Es genügt ein entsprechender Hinweis im Arbeitsvertrag. Ein solcher Hinweis muss in
einem Formulararbeitsvertrag allerdings dem Transparenzgebot gerecht werden. Er muss also klar und verständlich sein.
Auf die Zahlung von Weihnachtsgratifikation in Höhe ihres Bruttomonatsgehalts hatte eine Arbeitnehmerin geklagt, der im Arbeitsvertrag
dies ausdrücklich zugesagt worden war. Dort war darüber hinaus geregelt, dass ein Rechtsanspruch auf eine Gratifikation nicht besteht
und dass diese eine freiwillige, stets widerrufbare Leistung des Arbeitgebers darstellt. Die Vorinstanzen hatten die Klage deshalb abgewiesen. Die Revision der Klägerin hatte vor dem Zehnten Senat des
Bundesarbeitsgerichts Erfolg. Bei den getroffenen Vereinbarungen
handelt es sich um Allgemeine Vertragsbedingungen. Soweit diese
einen Rechtsanspruch der Klägerin auf eine Weihnachtsgratifikation
in Höhe ihres monatlichen Bruttogehalts ausschließen, widersprechen sie der Zusage des Arbeitgebers, der Klägerin eine Weihnachtsgratifikation in Höhe ihres monatlichen Bruttogehalts zu zahlen. Die Klauseln sind insoweit nicht klar und verständlich und deshalb unwirksam.
(Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 30. Juli 2008 - 10 AZR 606/07)
beitgeber die Änderung von Arbeitszeit oder Gehalt sonst nur mit einer
Änderungskündigung vornehmen
könnte, würde der Änderungskündigungsschutz umgangen (BAG
vom 3. September 2003, Az: 7 AZR
106/03). Wenn ein Mitarbeiter
über einen begrenzten Zeitraum,
zum Beispiel bei einer Vertretung,
seine wöchentliche Arbeitszeit ausweiten oder ein höheres Gehalt erhalten soll, sollte die Änderung und
der sachliche Grund unbedingt im
Vorfeld schriftlich in einer Vertragsänderung festgehalten werden.
Ebenso überraschen mag manchen Arbeitgeber die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts
zur Verlängerung der Befristung bei
gleichzeitiger Lohnerhöhung. Verlängern die Vertragsparteien ihren
ohne Sachgrund befristeten Arbeitsvertrag und vereinbaren zugleich eine Gehaltserhöhung, liegt keine
„Verlängerung“ im Sinne von Paragraf 14, Absatz 2 mehr vor, sondern
ein Neuabschluss eines Arbeitsvertrags (BAG vom 23.08.2006 - 7
AZR 12/06).
Die Begründung der Arbeitsrichter: Auch bei der Vereinbarung von
für den Arbeitnehmer verbesserten
Arbeitsbedingungen liege keine reine Verlängerung vor. Hierin sei vielmehr ein neuer Abschluss eines befristeten Arbeitsvertrags zu sehen,
der hinsichtlich seiner Befristung
nur wirksam ist, wenn es hierfür einen Sachgrund gibt. Ist ein solcher
nicht vorhanden, ist die Befristung
unwirksam und es liegt ein unbefristeter Arbeitsvertrag vor.
Allerdings ist eine Änderung einzelner Arbeitsbedingungen bei
gleichzeitiger Verlängerung des befristeten Arbeitsverhältnisses möglich. Und zwar dann, wenn bereits
ein Anspruch des Arbeitnehmers
auf diese Veränderung bestanden
hat (BAG Urt. v. 16.01.2008 7AZR
603/06).
In vielen Fällen ist es ratsam, vor
Abschluss eines befristeten Arbeitsvertrages oder bei einer beabsichtigten Verlängerung eines Arbeitsverhältnisses einen arbeitsrechtlich versierten Berater zu konsultieren.
Dies kann unliebsame Folgen verhindern.
III. Tipps für die
Unternehmenspraxis:
■ Die Verlängerung eines befristeten Arbeitsverhältnisses ohne Sachgrund muss vor Fristablauf schriftlich erfolgen.
■ Die Verlängerung des befristeten
Arbeitsverhältnisses darf nicht mit
einer Veränderung der Arbeitsbedingungen verbunden sein. Lediglich Anpassungen an die bereits bestehende Vertragslage sind erlaubt.
Am besten schreibt der Arbeitgeber
an den Arbeitnehmer lediglich, dass
die Befristung bis zu einem bestimmten Datum verlängert wird.
Nicht mehr und nicht weniger.
■ Will der Arbeitgeber dem Mitarbeiter einen höheren Lohn oder ein
höheres Gehalt zukommen lassen,
sollte er dies während des Laufs der
ersten Befristung oder während des
Laufs der verlängerten Befristung
möglichst schriftlich tun. Die Veränderung der Arbeitsbedingungen darf
lediglich nicht in der Verlängerungsvereinbarung enthalten sein.
Claus Weber/Michael Kuhbach
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Soziales Engagement
INTERVIEW
Die Idee kam
beim Streichen
Prof. Claus Heinrich hatte die Idee für
einen Freiwilligentag in der Region.
Bild: Rinderspacher
Prof. Dr. Claus Heinrich, Vorstandsmitglied der SAP AG und Vorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar, spricht über Idee und Zweck des Freiwilligentages in der
Metropolregion – und erklärt, was wir von den Amerikanern lernen können
Econo: Nehmen Sie am Freiwilligentag teil, Herr Professor Heinrich?
➤ Heinrich: Auf jeden Fall, ich habe sogar meinen Urlaub dafür verkürzt.
Econo: An welchem Projekt?
➤ Heinrich: Das werde ich ganz
zum Schluss aussuchen. Ich werde
entweder am Vorabend oder am
Samstagmorgen im Internet bekanntgeben, wo ich bin. Ich möchte
nicht, dass dadurch die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Projekt
gelenkt wird. Auch ob ich letztlich
an einem oder an mehreren teilnehme, ist noch offen. Wichtig ist ja
auch, dass man das Ganze sieht.
Wir haben momentan mehr als 300
Projekte.
Econo: Wenn ein Mitarbeiter Sie
fragen würde, warum er für den
Freiwilligentag seine Freizeit opfern soll, was würden Sie antworten?
➤ Heinrich: Ich sage es offen:
Hunde soll man nicht zum Jagen
tragen. Wenn einer nicht will, dann
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bleibt mir nur zu sagen: Tut mir
leid, aber Du verpasst eine tolle Sache. Im Übrigen war bei uns bislang
eigentlich eher das Gegenteil der
Fall. Für manche Projekte gibt es
mehr Leute als Plätze. Da muss man
irgendwann leider nein sagen, es
gibt halt nicht mehr als zehn Schaufeln. Die Menschen sind meist von
Econo: Ein ähnliches Projekt, eine
kostenlose Sprechstunde, wird
zum Beispiel in Ludwigshafen angeboten. Da werden noch Zahnund Kinderärzte gesucht.
Econo: Welche Menschen nehmen
an solchen Freiwilligenaktionen
teil?
die machen da seit Jahren mit. Die
wissen schon, wie toll das ist. Und
dann gibt es Menschen, die von jemand anderem mitgezogen werden. Für sie ist es vielleicht die
schönste Erfahrung, weil sie zum
ersten Mal dabei sind. Sie sehen,
was im Team möglich ist. Und sie
sehen, dass sie mal etwas anderes
machen können als sonst. Wichtig
ist auch, dass ganz unterschiedliche
Menschen an dem Freiwilligentag
teilnehmen. Bei mir war das Aha-Erlebnis, als ich vor zwei Jahren erstmals bei unserer SAPlings-Aktion
dabei war und in der Ludwigshafener Pestalozzischule Wände gestrichen habe. Dort habe ich ganz unterschiedliche SAP-Kollegen kennengelernt und mit den unterschiedlichsten Nationalitäten und
Altersstufen gemeinsam geschafft.
Da waren natürlich auch Schüler
vor Ort, Lehrer, der Hausmeister
war dabei und der Direktor. Das allein machte den damaligen Tag
schon wertvoll.
➤ Heinrich: Es ist ganz unterschiedlich. Es gibt die alten Hasen,
Econo: Wie lange bietet die SAP
solche Projekte schon an?
➤ Heinrich: Ja wir suchen auch
Leute, die ihre Fachkenntnisse an
diesem Tag zur Verfügung stellen.
Ein besseres Ergebnis als
zum Beispiel Berlin
der Idee begeistert. Ein Beispiel: Ein
Freund von mir, der ist Zahnarzt.
Mit dem habe ich über den Freiwilligentag gesprochen, und der hat
mir spontan gesagt, dass er mitmachen wolle. Er war sich nur nicht sicher, wie das gehen soll, da die Kunden doch eigentlich zu ihm kämen
und nicht umgekehrt. Also hat er
herumtelefoniert und herausgefunden, dass es mobile Dentaltools gibt,
mit denen Zahnärzte auch zu ihren
Patienten gehen können. Wenn er
die Ausrüstung bekommt, dann
macht auch er mit.
Es gibt auch eine Tierarztsprechstunde in einem sozial benachteiligten Wohngebiet. Das Entscheidende ist, dass es viele Ideen gibt. Wenn
zum Beispiel ein großer Pharmaziehersteller sagt, ich spendiere die
Medikamente, schaue du, dass du
die Ärzte kriegst, dann bekommen
wir das gemeinsam hin.
Soziales Engagement
➤ Heinrich: Wir haben es seit
2006 viermal durchgeführt. Es gibt
aber andere Niederlassungen der
SAP, wo wir das schon länger machen. Tradition hat so etwas beispielsweise bei den Kollegen in
Amerika.
Econo: Tut der Freiwilligentag auch
der SAP gut?
Econo: Wie unterscheiden sich die
USA und Deutschland?
➤ Heinrich: In Amerika gehört das
freiwillige Engagement mehr zum
Selbstverständnis. Da wird zum Beispiel am Samstag eine Schule gestrichen oder ein Spielplatz gebaut. Da
sind dann vom Vorstand bis zum
Pförtner alle dabei. Und das muss
dann auch nicht immer in die Zeitung. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Bei SAP versuchen wir mit
den Amerikanern eng zusammenzuarbeiten, um zu lernen.
Econo: Was können wir von den
Amerikanern lernen?
➤ Heinrich: Es ist so, dass Leute
von uns in die USA fliegen und sich
anschauen, wie die Amerikaner so
etwas organisieren. Wie sie es aufziehen, wie sie es umsetzen. Da gibt
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es viele Dinge zu beachten, zum
Beispiel Haftungsfragen.
Econo: An welchen Projekten beteiligen sich die SAP-Mitarbeiter
am Freiwilligentag?
➤ Heinrich: Wir haben eine Reihe
von Projekten. Aber es ist nicht so,
dass wir unseren Mitarbeitern sa-
gen, ihr macht jetzt nur SAP-Projekte. Wenn ein Projekt im Heimatdorf
eines Mitarbeiters stattfindet und er
will da mitmachen, dann macht er
da mit. Wir hoffen natürlich, dass
sich aus unserem Unternehmen viele beteiligen. Wir haben daher interne Marketingaktionen gestartet. Die
blauen Wir-schaffen-was-Würfel im
Flur haben Sie sicher gesehen.
➤ Heinrich: Es gibt ja immer diese
Schlagwörter. Ein solches ist Corporate Social Responsibility. Sie dient
dazu, das Image eines Unternehmens zu verbessern. Hier geht es
aber besonders darum, dass unsere
Mitarbeiter mit anderen Menschen
zusammenkommen, dass sie unterschiedliche Dinge kennen lernen.
Die Motivation teilzunehmen, ist
entsprechend groß. Es geht uns bei
einer solchen Aktion nicht ums
Image, sondern entspricht unserer
Auffassung von unternehmerischer
Verantwortung. Die Idee zum Freiwilligentag kam, als ich gemeinsam
mit der Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Frau Dr. Lohse bei unserer SAPlings-Aktion Wände gestrichen habe. Mensch, Frau Lohse, das
könnten wir doch auch mal für die
Region machen, habe ich ihr damals
vorgeschlagen. Die Idee ist nicht am
Reißbrett entstanden, sondern aus
einer Notwendigkeit und aus einem
Spaß heraus.
Econo: Das Engagement konzentriert sich auf einen Tag, den 20.
September. Ist danach alles gelaufen?
➤ Heinrich: Nein. Zum einen geht
es um das Wir-Gefühl. Wir sagen,
wir schaffen etwas zusammen. Das
hat Priorität für den Freiwilligentag.
Zum anderen sind wir um Nachhaltigkeit bemüht. Da vergeben wir
zum Beispiel den Bürgerpreis, wobei wir nachhaltige Projekte auszeichnen.
Econo: Der Freiwilligentag soll also
regelmäßig stattfinden?
Freiwillige Arbeit ist halbe Arbeit. Dies mögen sich auch diese SAP-Mitarbeiter gedacht haben, als sie im Jahr 2006 einige
Steinplatten zur Gestaltung eines Teichufers über das Gelände der Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl schleppten. Bild: SAP
➤ Heinrich: Ich möchte, dass er
institutionalisiert wird. Ob das im
Ein- oder Zweijahresrhythmus geschieht, werden wir sehen. Der Verein Zukunft Metropolregion RheinNeckar organisiert auch noch andere Projekttage. Zum Beispiel die
Nacht der Wissenschaft, die im vergangenen Jahr ein Erfolg war. Und
was den Freiwilligentag betrifft,
vielleicht werden wir da sogar zum
Vorbild für ganz Deutschland.
Schon jetzt haben wir ein besseres
Ergebnis als zum Beispiel Berlin. Es
haben sich schon mehr als 1000
Freiwillige für über 300 Projekte angemeldet. Und das ist erst der Anfang.
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Soziales Engagement
Die Metropolregion packt an
Der 20. September ist ein guter Tag für Kindergärten, Altenheime, Umwelt- und Naturschutz.
Denn an diesem Tag setzen Bürger an Rhein und Neckar mehr als 300 soziale Projekte um
S
eit 2001 gibt es in deutschen
Städten Freiwilligentage. Dass
sich eine ganze Region engagiert, ist allerdings neu. Auf Initiative des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar finden am 20.
September mehr als 300 Projekte
statt (siehe Grafik). Bürger, Familien, Vereine oder Firmenteams in sozialen oder Umweltprojekten engagieren sich in Kindergärten, Seniorenheimen,
Tierschutzprojekten
oder Umwelt- oder Kulturinitiativen. Eine ganze Region packt an.
Bürger, Familien, Vereine oder
Firmenteams, die Lust haben, sich
zu engagieren, können sich ab sofort unter 0621/33880-66 registrie-
ren lassen. Wer sich zunächst über
die in der gesamten Metropolregion
geplanten Projekte informieren will,
kann dies auch im Internet tun. Die
Informationen finden sich unter
www.wir-schaffen-was.de.
Soziales Engagement
BEST PRACTICE: ABB
BEST PRACTICE: ABBOTT
Special Olympics
statt freier Urlaubswoche
Wände streichen
statt Gokart-Rennen fahren
Zweimal im Jahr – einmal im Sommer und einmal im Winter – finden
in Deutschland die „Special Olympics“ statt. Dort treten behinderte
Menschen gegeneinander an, um
sich im Rennen, Werfen oder Springen zu messen. Immer dabei sind
die Mitarbeiter des ABB-Konzerns.
So ein Tag
brennt sich ein
Erst im April hatten sich rund 150
ABB-Mitarbeiter eine Woche Urlaub
genommen oder Überstunden abgebaut, um als freiwillige Helfer an
den Sommerspielen in Karlsruhe
teilzunehmen.
Zum ersten Mal dabei war Margret Bauer. Die 32-jährige Entwicklungs-Ingenieurin war als so genannte Riegenführerin eingeteilt.
Ihre Aufgabe: Athleten zur jeweiligen Sportstätte begleiten, am Wettkampfort betreuen und anschließend wieder zu den Trainern geleiten. „Bewegend war die Begeisterung der Sportler“, sagt sie. „Schon,
wenn einer eine Laufstrecke schaffte, eine Kugel stieß oder einfach nur
sprang – egal wie weit.“
Über solche Momente freut sich
auch Bernd Rörig immer wieder.
Der 40-jährige Elektro-Ingenieur
und Projektleiter nahm 2002 erstmals in Frankfurt als Betreuer an
den Special Olympics teil. Seitdem
hat er kein Jahr ausgelassen. Schon
seinen Zivildienst absolvierte der
Karlsruher, der bei ABB in Mannheim arbeitet, in einer Behindertenwerkstatt. „Daher hatte ich auch
keine Berührungsangst.“
Für ihn ist das „Corporate Volunteering eine schöne Abwechslung
zum Berufsalltag, weil man mit einer Gruppe in eine andere Stadt
kommt und dort auch andere ABBMitarbeiter trifft“. Nebenbei bekomme man eine Reihe von Softskills mit. „Und auch der Lebensmaßstab verschiebt sich“, sagt
Bernd Rörig. Die Freude der Behinderten, egal ob sie Erster, Zweiter,
Fünfter oder Letzter geworden sind,
und die Akzeptanz der Leistung der
anderen, „das brennt sich ein. Da
kann ich am Montag nicht einfach
so ins Büro gehen wie zuvor“, sagt
der 40-Jährige.
KrK
ZAHLEN & FAKTEN
Der ABB-Konzern ist seit 2000
offizieller Partner des Special
Olympics Deutschland e.V. Neben finanzieller Hilfe gehört dazu das so genannte „Corporate
Volunteering“, bei dem ABBMitarbeiter sich als Helfer bei
den Special Olympics engagieren. Mehr als 1500 ABB-Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren bei Sommer- und
Winterspielen mitgeholfen.
Dass sich ehrenamtliches Engagement planen lässt, zeigt nicht erst
der Freiwilligentag. Schon im Januar machte das Unternehmen Abbott
vor, wie es geht. Mehr als 350 Mitarbeiter des Pharmakonzerns waren
damals in orangenen Hemden und
Schirmmützen unterwegs, um in
Ludwigshafener Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Altenheimen, Kirchengemeinden und Tierheimen eines zu tun: zu helfen.
Das Feedback der Schüler
war wunderbar
Mit dabei war auch die 25-jährige
Henriette Rohlfing. „Der Nachmittag war uns von Abbott als ,Social
Event’ angekündigt worden“, erinnert sie sich. Weshalb sie und ihre
Kollegen zuerst von einem Tag auf
der Gokart-Bahn oder Ähnlichem
ausgegangen seien. Dann habe es jedoch geheißen, „wir gehen raus
und machen etwas für Ludwigshafen.“ Die Junior-Projekt-Managerin
wurde in eine Gruppe eingeteilt, deren Aufgabe es war, eine Kindergartenturnhalle zu streichen. „Nach
dreieinhalb Stunden haben wir uns
alle ziemlich gut gefühlt“, erinnert
sich die 25-Jährige. „Es war ein super Team-Erlebnis. Ich fand auch
toll, dass man nach der Arbeit direkt
ein Ergebnis gesehen hat.“
Jugendliche über ihr tägliches Essen und Trinken aufzuklären war
hingegen die Aufgabe, die Abbott
65
Carsten Raupach übertrug. Der 38jährige Leiter der Trainingsabteilung
im Pharmabereich diskutierte mit
Zehntklässlern des Max-PlanckGymnasiums über gesunde Ernährung. Dabei wurde nicht nur geredet: „Wir hatten einen Korb mit Lebensmitteln dabei, die dann anhand
von Tabellen auf ihre Nährwerte hin
geprüft wurden – von der Banane
bis zum Molke-Drink.“ Damit die
Kinder ein Gefühl für Übergewicht
bekamen, hatten Raupach und seine Kollegen außerdem einen Spezialanzug dabei. „Das Feedback der
Jugendlichen war wunderbar“, erinnert sich der 38-Jährige. „Der Klassenlehrer kam anschließend auf uns
zu, weil er das Projekt gerne auf die
anderen zehnten Klassen ausweiten
wollte.“
KrK
ZAHLEN & FAKTEN
Der Pharmakonzern Abbott
Deutschland mit Hauptsitz in
Wiesbaden hat im Januar erstmals einen firmeninternen Freiwilligentag organisiert. Im Vorfeld der jährlich stattfindenden
Jahresaußendiensttagung hatte das Unternehmen mit der
Stadt Ludwigshafen 47 Projekte
bestimmt, an denen schließlich
mehr als 350 Mitarbeiter des
Konzerns teilnahmen.
66
Soziales Engagement
Dies ist eine der Gewinnerklassen von „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“. Der Wettbewerb ist ein bundesweites Projekt der Wirtschaftsjunioren, mit dem der Verband
das Interesse für Wirtschaft stärken will. Ganz rechts: die Wirtschaftsjunioren Barbara Dörsam und Karl Thews.
Bild: WJ Mannheim-Ludwigshafen
Schule machen
Viele junge Unternehmer und leitende Angestellte engagieren sich ehrenamtlich bei den
Wirtschaftsjunioren. Besonders am Herzen liegen ihnen die Themen Schule und Ausbildung
F
ür 50 Kinder und Jugendliche
soll der erste Freiwilligentag in
der Metropolregion Rhein-Neckar vor allen Dingen eines bedeuten: Spaß. Das Programm: Nach einem gemeinsamen Mittagessen bereiten professionelle Jugendtrainer
und Spieler der U19-Jugendmannschaft des Bundesliga-Aufsteigers
TSG 1899 Hoffenheim die Teilnehmer auf ein Fußballturnier vor. Anpfiff heißt es voraussichtlich für
sechs Mannschaften. Abends wird
dann gemeinsam gegrillt und gefeiert. Die Kinder und Jugendlichen
zum Fußball-Platz der Sportgemeinschaft Heidelberg-Kirchheim und
wieder nach Hause zu bringen, verlangt der Logistik einiges ab. Haltestellen sind in der ganzen Region
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verteilt: in Speyer, Ludwigshafen,
Schifferstadt, Mannheim und Heidelberg. Am Turnier nehmen Mädchen und Jungen teil, die sich bei
„Big Brothers Big Sisters Deutschland“ angemeldet haben, bisher jedoch keinen Mentor bekommen haben. Es mangelt an Freiwilligen. Vor
allen Dingen Männer sind gesucht
(siehe Artikel auf Seite 68).
Hinter dem Fußballturnier stehen
30 Mitglieder der Wirtschaftsjunioren (WJ) Heidelberg. Schirmherr ist
der Präsident der Industrie- und
Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, Dr. Gerhard Vogel. Die Wirtschaftsjunioren sind ein der IHK angelehnter Zusammenschluss von
Unternehmern und leitenden Angestellten, die nicht älter als 40 Jahre
DIE WJ-KREISE IN DER METROPOLREGION
■ WJ Darmstadt: www.wj-darmstadt.de
■ WJ Heidelberg: www.wj-hd.de
■ WJ Mannheim-Ludwigshafen: www.wirtschaftsjunioren.org
■ WJ Worms: www.wj-worms.de
sind. „Auf die Idee sind wir durch
ein Projekt der Wirtschaftsjunioren
Hamburg gekommen, den so genannten ,Make a Difference Day’,
sagt Kreissprecher Thomas Heckmann, der für Bentley Systems Germany als Senior Account Manager
tätig ist. Am Difference Day bereiten die Hamburger Jungunternehmer benachteiligten Kindern und
Jugendlichen ein besonderes Erlebnis. Das kann eine Fahrt im Führerhaus der U-Bahn oder im Polizeiwagen, ein Strand- und Sportfest oder
ein Tag hinter den Kulissen des Musicals „König der Löwen“ sein. Vom
Freiwilligentag unter dem Motto
„Wir schaffen was“ war Heckmann
daher gleich begeistert und hat die
mit dem Regionalbüro von „Big
Soziales Engagement
Brothers Big Sisters Deutschland“
konzipierte Veranstaltung als Projekt angemeldet.
Unabhängig vom Engagement
am Freiwilligentag engagieren sich
die Wirtschaftsjunioren auch langfristig. Vor allem in der Bildung haben sie eine Reihe von Projekten auf
die Beine gestellt. So hat der WJKreis Mannheim-Ludwigshafen mit
der Schiller-Hauptschule in Mannheim das Projekt „Stufen zum Erfolg“ gestartet. Zielgruppe sind
Schüler der 9. Klasse. In drei Schritten wollen die Wirtschaftsjunioren
den Übergang in Ausbildung und
Beruf erleichtern. Im ersten Schritt
unterstützen die Wirtschaftsjunioren die Schüler bei der beruflichen
Orientierung. „Viele Jugendliche
wissen gar nicht, wie viele Ausbildungsberufe auch Hauptschülern
offen stehen“, sagt Projektleiterin
Barbara Dörsam. Sie ist Netzmanagerin bei der MVV-Tochter 24/7
Netze GmbH und engagiert sich seit
fünf Jahren bei den Wirtschaftsjunioren ehrenamtlich. Im zweiten
und dritten Schritt helfen die Wirtschaftsjunioren beim Bewerbungsschreiben und bei der Vorbereitung
auf das Vorstellungsgespräch, beispielsweise in Rollenspielen. „Dabei
geben sich die Schüler mehr Mühe,
als wenn sie einem Lehrer oder
Schüler gegenübersitzen“, sagt Andrea Krill. Die Inhaberin der Krill
Design und Produktion GmbH führt
häufig Bewerbungsgespräche und
weiß aus der Praxis, worauf sie zu
achten hat. Die Schüler wüssten:
„Das Gegenüber im Rollenspiel
könnte mir wirklich im Vorstellungsgespräch begegnen.“
ten und neunten Klassen Vorstellungsgespräche und blättern mit ihnen gemeinsam die Bewerbungsmappen durch. Andrea Krill freut
sich über das Interesse der Schüler:
„Nach der Vorstellungsrunde fragen
sie sofort, warum ich mich selbständig gemacht habe und was das für
ein Aufwand sei.“ Die Gymnasiasten hätten oft schwammige Vorstellungen über ihre berufliche Zukunft. „Beim letzten Mal bekam ich
zu hören: Ich will was mit Medien
machen, vielleicht an der Pop-Akademie.“ In solchen Fällen rät Andrea Krill meist zu Praktika. So können Schüler in eine Branche und einen Beruf hineinschnuppern.
Arbeits- und Berufswelt in den
Schulalltag hineintragen möchten
auch die Wirtschaftsjunioren Heidelberg. Am Gymnasium Walldorf
halten sie daher seit dem neuen
Schuljahr einmal in der Woche eine
Doppelstunde als ehrenamtliche Jugendbegleiter. Die Themen entwickeln die Wirtschaftsjunioren gemeinsam mit den Lehrern. Hauptsache der Wirtschaftsbezug ist gegeben. „Wir vermitteln beispielsweise,
wie sich Jugendliche vor Überschuldung schützen oder wie ein Girokonto funktioniert“, sagt Carsten
Lackert, der mit Steffen FriedlSchneider das Engagement koordiniert. Für die Besetzung der einzelnen Themen bauen sie auf die Unterstützung der Mitglieder. Da die
Wirtschaftsjunioren branchenübergreifend organisiert sind, finden sich
unter den insgesamt 250 Mitgliedern der beiden Kreise Vertreter
HINTERGRUND
Die Wirtschaftsjunioren sind Unternehmer und leitende Angestellte
aus IHK-Mitgliedsunternehmen.
In der Metropolregion Rhein-Neckar sind vier Kreise aktiv:
Mannheim-Ludwigshafen, Heidelberg, Darmstadt und Worms.
Hauptamtliche Geschäftsführer, die bei der jeweiligen Industrie- und
Handelskammer angesiedelt sind, unterstützen die in der Regel als
Verein organisierten Verbände
Neben Vorträgen und Exkursionen können sich die Mitglieder in Arbeitskreisen zu den Themen Politik, Unternehmensführung, Bildung
und Internationales engagieren.
ganz verschiedener Branchen und
Berufe. Leitende Angestellte der
großen Konzerne in der Region sind
genauso darunter wie Mittelständler, Banker, Ingenieure, Steuerberater, Gastronomen oder Einzelhändler.
Nicht jedes Projekt haben die
Wirtschaftsjunioren selbst entwickelt. Anregungen geben ihnen
manchmal die anderen 220 Juniorenkreise in Deutschland, wie die
Hamburger Junioren mit ihrem
„Make a Difference Day“. Bei manchen Angeboten tragen auch die
Landesverbände oder der Dachverband Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) die Verantwortung. Ein
Beispiel für ein Bundesprojekt ist
der Wettbewerb „Fit-for-Job“. Dieser jährlich ausgeschriebene Preis
prämiert Gymnasien sowie Hauptund Realschulen, die sich in herausragender Weise um die Berufsvorbereitung ihrer Schüler kümmern. Der
Austausch über Ideen, Konzepte
Auch die Schulen
erkennen die Vorteile
Die Wirtschaftsjunioren sind überzeugt, dass sie als Unternehmer und
leitende Angestellte authentisch
über Wirtschaft und Arbeitswelt informieren können. Diesen Vorteil
erkennen auch Schulen, von denen
manche schon seit Jahren auf die
Unterstützung der beiden Kreise
Heidelberg und Mannheim-Ludwigshafen zurückgreifen. So lädt
das Mannheimer Johann-SebastianBach-Gymnasium regelmäßig Wirtschaftsjunioren für die so genannte
„Berufsorientierung am Gymnasium“ ein. Auch hier trainieren die
WJ-Mitglieder mit Schülern der ach-
67
Das Wirtschaftsjunioren-Bundesvorstandsmitglied Stefan Kirschsieper und
Claudia Handke von den WJ Baden-Württemberg mit einer Schülerin. Bild: WJD
und Projekte ist fester Bestandteil
des Wettbewerbs und soll den teilnehmenden Schulen die Gelegenheit eröffnen, voneinander zu lernen. Doch auch bei einem Bundesprojekt läuft ohne die Kreise vor Ort
wenig. So haben die Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen
184 Schulen in der Region angeschrieben und zur Teilnahme aufgerufen. Auch der Heidelberger Kreis
nutzt für die Jugendbegleiterstunden am Gymnasium Walldorf ein
deutschlandweites Projekt. Wirtschaftswissen im Wettbewerb ist ein
seit 15 Jahren veranstaltetes Quiz
rund um das Thema Wirtschaft. Die
Sieger der lokalen Kreise messen
sich beim Bundesfinalwochenende,
das jedes Jahr ein anderer Kreis ausrichtet.
Bundestagsabgeordnete als
Mannschaftskapitäne
Die sozialen Aktivitäten der Wirtschaftsjunioren erstrecken sich aber
nicht nur auf die Themen Schule
und Ausbildung. „Im Sinne eines
,Acitive Citizenship’ melden wir
uns auch zu politischen Themen“,
sagt Julia Oppinger, Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses des
WJ-Kreises Mannheim-Ludwigshafen. So veranstalten beide Kreise vor
Kommunal-, Bundestags- oder Bürgermeisterwahlen Podiumsveranstaltungen mit den Kandidaten, um
der „jungen Wirtschaft“ Gehör zu
verschaffen. Das Verhältnis zur regionalen Politikprominenz scheint
gut zu sein: Für das Fußballturnier
am Freiwilligentag engagieren sich
auch die Heidelberger Bundestagsabgeordneten Dr. Lothar Binding
und Dr. Karl Lamers sowie Sozialbürgermeister Dr. Joachim Gerner.
Sie führen jeweils eine Mannschaft
als Kapitän.
Matthias Schmitt
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Soziales Engagement
Patin, Freundin, Schwester
Bei „Big Brothers Big Sisters“ werden Erwachsene zu Mentoren, die ihren Schützlingen Zeit und
Aufmerksamkeit schenken. Dafür gibt es von den Kindern und Jugendlichen viel zurück
K
athrin Hinkelmann weiß, was
es heißt, wenn Eltern wenig
Zeit haben. Die 26-Jährige ist
auf einem Bauernhof im Saarland
groß geworden. Ihre Eltern arbeiteten von früh bis spät auf dem Hof
oder dem Feld. Und das sieben Tage
die Woche. Bei aller elterlichen Liebe blieb da wenig Zeit für gemeinsame Erlebnisse, für Ausflüge mit dem
Fahrrad oder einen Museumsbesuch. Ihrer Entwicklung hat das keinen Abbruch getan. Die junge Frau
lebt heute mit ihrem Freund in
Schifferstadt, hat einen Universitätsabschluss in der Tasche und einen
gut bezahlten Job. Daran nicht ganz
unbeteiligt war ein Onkel von Kathrin. Er schenkte ihr oft die Aufmerksamkeit, für die ihre Eltern keine Zeit hatten. „Wir haben gemeinsam naturwissenschaftliche Versuche gemacht, Federball gespielt
oder Ausflüge unternommen“, erzählt sie. Sogar ihre Berufs- und Studienwahl hat er geprägt. Wie ihr
Onkel hat sie Ingenieurwissenschaften studiert. Heute arbeitet die Diplom-Ingenieurin bei der Heidelberger Druckmaschinen AG in Heidelberg. Die junge Frau weiß, was sie
ihrem Onkel zu verdanken hat. Und
Linn Assheuer leitet das Regionalbüro
von „Big Brothers Big Sisters“.
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WIE WIRD MAN MENTOR?
Mentoren durchlaufen nach der ersten Kontaktaufnahme per Telefon,
Internet oder Brief einen dreistufigen Prozess:
1.) Referenzen: Drei Personen aus dem privaten und beruflichen Umfeld müssen sich als Referenzen zur Verfügung stellen.
2.) Führungszeugnis: Der Mentor muss ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, das er aufgrund des ehrenamtlichen Engagements
kostenfrei bei seinem Bürgeramt erhält.
3.) Kennenlernen: Nachdem die Unterlagen vorliegen, findet ein Gespräch beim Mentor und BBBS-Mitarbeitern zu Hause statt.
Workshop: Vor dem ersten Treffen mit einem passenden Schützling
steht noch ein eintägiger Workshop auf dem Programm.
Kontakt: Big Brothers Big Sisters Rhein-Neckar
Telefon: (06 21) 33651-300
Internet: www.bbbsd.org
E-Mail: [email protected]
sie gibt diese Dankbarkeit weiter. Allerdings nicht einer Nichte oder einem Neffen, sondern der zwölfjährigen Sara.
Der Mentor schenkt
Aufmerksamkeit
Die beiden haben sich über „Big
Brothers Big Sisters Deutschland“
(BBBSD) kennen gelernt. Diese Organisation vermittelt Erwachsene
an Kinder und Jugendliche, die im
weitesten Sinne Unterstützung und
Aufmerksamkeit brauchen. „Das
können Kinder aus kinderreichen
Familien sein, Kinder mit Migrationshintergrund, die zu Hause kein
Deutsch sprechen können oder Kinder aus Familien, die in einer besonderen Lebenssituation sind. Beispielsweise weil ein anderes Kind
krank ist und fast alle Aufmerksamkeit der Eltern benötigt“, erklärt
Linn Assheuer. Sie ist Leiterin des
Regionalbüros der Organisation in
der Metropolregion Rhein-Neckar.
Dort betreut sie mit ihren derzeit
vier Mitarbeitern insgesamt über 50
„Tandems“. So werden die Paare
aus einem Erwachsenen, dem
„Mentor“, und einem Kind oder Jugendlichen, dem „Schützling“, genannt. Assheuer betont, dass die 6bis 16-jährigen Schützlinge nicht
unbedingt aus sozial schwachen Familien kommen. Schon gar nicht
handele es sich um Kinder, die professioneller Betreuung bedürften.
„Oftmals sind es Kinder allein erziehender Mütter, die neben dem Beruf schlichtweg zu wenig Zeit aufbringen können.“
Das war auch der Grund, weshalb sich Sara für „Big Brothers Big
Sisters“ beworben hatte. Das in
Neuhofen lebende Mädchen hat
noch einen deutlich jüngeren Bruder. Der Vater lebt in Stuttgart. Die
Mutter freut sich, dass ihre Tochter
mit Kathrin Hinkelmann eine weitere Bezugsperson hat, mit der sie in
der Freizeit etwas unternimmt oder
die ihr bei einem schulischen Problem zur Seite steht. Das Einverständnis der Eltern ist Grundvoraussetzung für die Vermittlung bei „Big
Brothers Big Sisters“.
Sara und Kathrin kennen sich
jetzt seit Februar. Auf das Projekt ist
die 26-Jährige durch einen Zeitungsbericht gestoßen: „Die Idee hat mir
sofort gefallen.“ Nachdem sie das
Auswahlverfahren als Mentorin
(siehe Kasten „Wie wird man Mentor?“) durchlaufen hatte, kam es zu
einem ersten Zusammentreffen. Es
fand bei Sara zu Hause statt, im Beisein ihrer Mutter und einer Mitarbeiterin von „Big Brothers Big Sisters“. Die erste gemeinsame Unternehmung war der Besuch eines Eiscafés in Neuhofen. „Die Chemie
zwischen uns hat sofort gestimmt“,
erzählt Kathrin. Dass die TandemPartner zusammenpassen, dafür sorgen die BBBSD-Mitarbeiter, in der
Regel Psychologen. Anhand einer
Reihe von Kriterien stellen sie die
passenden Tandems zusammen. Dabei zählen unter anderem die räumliche Nähe und gemeinsame Interessen. Auch nach dem ersten Treffen zwischen Kind und Mentor hält
das hauptamtliche Mentoring-Team
regelmäßig Kontakt zu allen Beteiligten. Außerdem veranstaltet das
Regionalbüro Events für die Tandems und organisiert einen Stammtisch für die Mentoren.
Jungenüberschuss trifft
auf Männermangel
Das Team um Assheuer könnte
noch weit mehr Schützlinge vermitteln. Wenn sich nur ausreichend Erwachsene bereit erklären würden,
das Ehrenamt zu übernehmen.
„Wir suchen in der ganzen Metropolregion Mentoren, besonders
Männer“, sagt Assheuer. Die Geschlechterverhältnisse bei den Mentoren und Schützlingen sind genau
umgekehrt: Während die potenziellen Schützlinge zu zwei Dritteln
Jungen sind, sind nur ein Drittel der
Mentoren männlich. Da Jungen immer nur Männer als Mentoren be-
Soziales Engagement
69
Kathrin Hinkelmann mit ihrem Schützling Sara. Die beiden unternehmen zwei- bis viermal im Monat etwas gemeinsam. Ob im Winter beim Schlittschuhlaufen
oder im Sommer beim Ausflug in den Tierpark von Rheingönnheim (Bild) – Spaß haben sie immer.
Bilder: Rinderspacher
kommen und Frauen nur Mädchen,
ist das ein Problem. Einfach gestaltet sich die Suche nach Schützlingen. BBBSD wirbt bei sozialen Einrichtungen und Schulen für das
Konzept. Besonders Lehrer hätten
ein gutes Gefühl für Kinder oder Jugendliche, denen etwas zusätzliche
Aufmerksamkeit helfen könnte.
Manchmal fragen Eltern auch direkt, ob sich für ihr Kind ein Mentor
finden lasse. Um ausreichend Mentoren in der Metropolregion RheinNeckar zu gewinnen, betreibt die
gemeinnützige Organisation nicht
nur Öffentlichkeitsarbeit und Marketing.
Spaghetti-Test und
Erdbeermarmelade
Immer wichtiger wird die Zusammenarbeit mit Unternehmen. „Viele
Firmen bieten uns eine Plattform im
Intranet oder in ihrer Mitarbeiterzeitschrift“, sagt Assheuer. Manche
Unternehmen gehen noch weiter
und integrieren das Projekt in ihre
Personalentwicklung. Ihre Begründung: Die Tätigkeit als Mentor för-
dere die sozialen Fähigkeiten und
die interkulturelle Kompetenz.
Sara und Kathrin kochen beispielsweise manchmal zusammen. So haben sie vor Kurzem fünf Kilogramm
Erdbeeren gepflückt und anschließend verarbeitet: zu Marmelade,
Milch-Shakes, zu einer Quarkspeise
und einem Erdbeerkuchen. Doch
auch Sara mit ihren sizilianischen
Wurzeln hat ihrer Mentorin in der
Küche schon viel beigebracht: „Ich
habe Kathrin gezeigt, wie ich testen
kann, ob die Spaghetti schon gut
sind: Man muss nur eine Spaghetti
gegen den Schrank klatschen.
Wenn Sie kleben bleibt, sind sie
gar“, lacht Sara. Zwei- bis viermal
im Monat unternimmt das Tandem
etwas gemeinsam. Manchmal unter
der Woche abends, manchmal am
Wochenende. Auf dem Programm
stehen dann Schlittschuhlaufen im
Winter, Baden im Sommer, ein Ausflug mit Picknick, eine Radtour oder
ein Kinobesuch. „Acht Stunden Zeit
sollten Mentoren im Monat investieren“, sagt Assheuer. Das Mindest-
GESCHICHTE
■ 1904: Das Mentorenprogramm wird erstmals in den USA ins Leben
gerufen. Ein New Yorker Richter hat die Idee, Menschen dazu aufzurufen, sich als Rollenvorbild für Jungen zu engagieren. Zeitgleich
entwickeln die „Ladies of Charity“ ein ähnliches Projekt für Mädchen.
■ 1913: Gründung von BBBS in Kanada
■ 1998: Gründung von BBBS International
■ 2006: Übertragung des Konzepts auf Deutschland
■ 2007: Start in den Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg
■ Seit 2008: Eröffnung weiterer Standorte in Frankfurt und im Ruhrgebiet. Geplant ist die deutschlandweite Ausdehnung
alter beträgt 18 Jahre, nach oben
gibt es keine Grenze.
„Studenten engagieren sich genauso wie Rentner“, sagt sie. Die
meisten Mentoren sind jedoch Berufstätige. Das hat den Vorteil, dass
ihre Schützlinge so den Wert eines
guten Schulabschlusses, einer Ausbildung oder eines Studiums direkt
erfahren können, ohne erhobenen
Zeigefinger durch Eltern oder Lehrer. Die schulische Entwicklung Saras könnte zurzeit nicht besser sein.
Mit dem neuen Schuljahr wechselte
sie von der Hauptschule auf die Realschule nach Limburgerhof. Dorthin fährt sie nicht mehr wie bisher
mit dem Schulbus, sondern dem
Fahrrad. „Den neuen Schulweg haben wir mit dem Fahrrad bereits gut
eingeübt, da kann eigentlich nichts
mehr schiefgehen“, erzählt ihre
Mentorin Kathrin. Bittet man diese,
ihr Verhältnis zu Sara zu beschreiben, muss sie nicht lange überlegen:
„Sara ist für mich so etwas wie ein
Patenkind.“ Dass das Tandem länger hält als die mindestens vorgesehenen zwölf Monate, ist für sie ausgemacht. Auch Sara wünscht sich
das. Für sie ist Kathrin schlichtweg
„eine große Freundin“.
Matthias Schmitt
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Soziales Engagement
Ende des
Scheckbuchs
Tauschbörsen bieten eine neue Form des
sozialen Engagements. Sie bringen Firmen und
gemeinnützige Organisationen zusammen –
auf Augenhöhe
er Druck von 1500 Flyern gegen einen zweistündigen Entspannungskurs. Die Erstellung
eines Pressetextes gegen die Bereitstellung eines Seminarraums. 20
Gruppenfotos gegen zwei Gesangsstunden und Verlinkung auf der
Homepage. Das sind nur drei Beispiele für Tauschgeschäfte zwischen
Unternehmen und gemeinnützigen
Einrichtungen. Ausgehandelt wurden diese Vereinbarungen auf dem
„Marktplatz Gute Geschäfte“, der
Mitte Juli zum dritten Mal in Heidelberg stattfand.
D
Vom Freiberufler bis
zum Mittelständler
„Engagement über den Geschäftszweck hinaus ist bei vielen Unternehmen gang und gäbe. Das Gute
an unserem Marktplatz ist, dass die
Firmen hier mehr tun können als
den klassischen Scheck zu überreichen“, sagt Josef Stumpf. Der Inhaber des Unternehmens bfk Consulting ist außerdem Kreisgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft e.V. (BVMW) in
der Metropolregion Rhein-Neckar.
In dieser Funktion organisiert er die
Beteiligung der Unternehmen. Im
Auge hat er dabei Kleinstunternehmen und Freiberufler genauso wie
Mittelständler mit bis zu 300 Mitarbeitern. Am dritten Heidelberger
Marktplatz haben sich 35 Firmen
beteiligt. Auf Seiten der gemeinnützigen Organisationen standen 25
Einrichtungen.
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Henry Schneider von der Heidelberger 100SEE GmbH hat an allen
drei Heidelberger Marktplätzen teilgenommen. Er bezeichnet sich daher selbst als „Überzeugungstäter“
und mit 15 Vereinbarungen als „Rekordhalter“. Seine „Tauschwaren“
betreffen zumeist Produkte und
Dienstleistungen rund ums Internet. „Wir helfen den gemeinnützigen Organisationen mit unserer eigenen Internetsoftware, dem Redaktionssystem modul100 und unserem Internet-Know-how“, sagt
Schneider. Dafür hat die Agentur
vom Sozialdienst Katholischer Frauen in Heidelberg beispielsweise Freiflächen auf Werbetafeln erhalten,
Hingucker auf dem „Marktplatz Gute Geschäfte“: Matthias Meder vom Verein
für soziale Dienste und Wohnungslosenhilfe hat sich als Haus kostümiert.
vom Naturschutzbund Nabu eine
Fachberatung in Umweltfragen.
Die getauschten Produkte oder
Dienstleistungen müssen nicht unbedingt mit dem Kerngeschäft zusammenhängen. „Ein Rechtsanwalt
muss keine Rechtsberatung anbie-
HISTORIE
Die Marktplatz-Idee ist in den Niederlanden unter dem Namen „beursvloer“ entwickelt worden. Dort wird die Initiative von der Entwicklungsagentur für Freiwilligenmanagement, Movisie, begleitet.
Die Bertelsmann Stiftung hat die Idee auf Deutschland übertragen.
Die ersten „Marktplätze der Guten Geschäfte“ fanden 2006 in Frankfurt, Jena und Kassel statt.
In der Metropolregion Rhein-Neckar fand der erste Marktplatz im Juli
2007 in der Sparkasse Heidelberg statt. Es folgten weitere im November des gleichen Jahres in der Stadthalle in Heidelberg und ein Marktplatz in der Ludwigshafener Friedenskirche. Im Juli 2008 findet der
dritte Marktplatz in Heidelberg statt. Am 21. Oktober 2008 findet der
erste Marktplatz in Wiesloch-Walldorf in der Sparkasse statt.
2009 soll die Idee auch in Mannheim umgesetzt werden.
Die regionalen Träger sind auf Seiten der Wirtschaft der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) und für die gemeinnützigen Organisationen das jeweils eingebundene Ehrenamtsbüro:
die Freiwilligenbörse in Heidelberg, die Ehrenamtsbörse Vehra in Ludwigshafen oder das Ehrenamtsbüro Wiesloch.
ten, er kann auch auf einer Kinderstation in einem Krankenhaus eine
Vorlesestunde halten“, sagt Josef
Stumpf. Rudolf Maisch vom gleichnamigen Sanitätshaus in Heidelberg
berichtet, dass er und seine Mitarbeiter schon einmal eine Kindertagesstätte renoviert haben. Seine
Mitarbeiter seien für die ungewohnte Aufgabe „Feuer und Flamme“ gewesen.
Eine geführte Radtour für
ein Bewerbertraining
Mitarbeiter von Organisator Josef
Stumpf hatten auch schon einen
Einsatz. Sie haben für den Verein
zur beruflichen Integration und
Qualifizierung e.V. (VbI) ein Bewerbungstraining angeboten. „Drei
muntere Damen haben das
Coaching durchgeführt. Das war für
viele der Jugendlichen schon Animation genug“, erzählt VbI-Projektleiter Martin Rachfahl. Die von ihm
betreuten Jugendlichen hätten das
Angebot sehr ernst genommen. „So
ein Training wird besser angenommen, wenn es von Externen abge-
Soziales Engagement
halten wird. Ich habe mich außerdem über die Entlastung gefreut.“
Revanchieren werden sich die Jungen und Rachfahl mit einer geführten Radtour für den kommenden
Betriebsausflug der bfk Consulting.
Die Beispiele zeigen die Vielfalt
der getauschten Waren und Dienstleistungen. Um die Marktplätze zu
strukturieren, gibt es feste Bereiche
für bestimmte Anfragen. Eine Handelszone umfasst „Know-how und
Wissen“. Hier finden sich beispielsweise gemeinnützige Organisationen, die ihre Buchhaltung von einem Profi auf Vordermann bringen
lassen wollen. Im Bereich „Logistik/Sachleistungen“ dreht sich alles
um Transporte und Ausstattung.
Von den Vereinen stark nachgefragt
sind ausrangierte PCs und sonstige
IT-Ausrüstung. Der dritte Teil umfasst „Man-Power“. Hier sind Firmen mit ihren Mitarbeitern gefragt,
die einen Arbeitseinsatz leisten wollen.
Mit Handpuppen einen
Tauschpartner finden
Die Marktplätze sind quirlige und
bunte Veranstaltungen. Die gemeinnützigen Organisationen lassen sich
einiges einfallen, um die Aufmerksamkeit der Freiberufler und Unternehmer auf sich zu lenken. Ihre Gesuche und Angebote stehen auf
kreativ gestalteten Plakaten und
Kostümen. Vertreter des Puppen-
theaters Plappermaul lassen ihre
Handpuppen sprechen. Ein Vertreter des Vereins für soziale Dienste
und Wohnungslosenhilfe hat sich
als eine Art Sandwichmann verkleidet: Um seinen Körper trägt er ein
Haus aus Pappe. Nur der Kopf und
die Hände schauen noch heraus.
In einer Stunde mehr als
50 Tauschgeschäfte
Dem Tausch scheint der Aufwand
dienlich: Die Gemeinnützigen und
die Unternehmen werden in der Regel schnell handelseinig. Besiegelt
werden die Vereinbarungen durch
eine Art Vertrag, der innerhalb eines
halben Jahres zu erfüllen ist. „Alle
Teilnehmer verlassen den Marktplatz in der Regel mit mindestens einer Vereinbarung. Manchmal sind
es auch gleich mehrere“, sagt
Stumpf.
Auf dem ersten Ludwigshafener
Marktplatz im November 2007 kamen so in nur einer Stunde über 50
Tausch-Vereinbarungen zustande.
Der Wert der zwischen den 40 Vereinen und 35 Firmen getauschten
Produkte und Dienstleistungen beläuft sich auf geschätzte 50 000 Euro. Den Gesamtwert der drei Heidelberger Marktplätze beziffert Mitinitiator Stumpf auf rund 170 000
Euro. Auch wenn natürlich kein
einziger Cent fließt, lassen die
Schätzungen erahnen, welche große Bedeutung die Tauschbörsen vor
71
INFORMATIONEN UND KONTAKT
■ Ansprechpartner für Unternehmen:
BVMW Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V.
Josef Stumpf
Telefon: 06221-13890-10
E-Mail: [email protected]
■ Ansprechpartner für Gemeinnützige:
Freiwilligenbörse Heidelberg
Beate Dahint, Ralf Baumgarth
Telefon: 06221 - 61 94 44
E-Mail: [email protected]
Ehrenamtsbörse Vehra in Ludwigshafen
Volker Hopp
Telefon: 0621 - 5200631
Mail: [email protected]
Ehrenamtsbüro Wiesloch
Karl Walter
Telefon: 06222 - 4275
E-Mail: [email protected]
■ Internet: www.gute-geschaefte-mrn.de
allem für die gemeinnützigen Organisationen haben. Doch auch die
Unternehmen kommen durch ihren
freiwilligen Einsatz auf ihre Kosten.
„Am Schluss gewinnen beide Seiten, weil auch die Unternehmen
vom Wissen und der Tatkraft der
Gemeinnützigen profitieren“, sagt
Dagmar Winterer von der Heidelberger Wirtschaftsförderung, die bei
Unternehmen für den Marktplatz
geworben hat. Einen handfesten
Vorteil erkennt Henry Schneider
von 100SEE: „Durch die Teilnahme
ist unser Bekanntheitsgrad in der
Metropolregion Rhein-Neckar gestiegen.“ Wolfgang Engler von der
Reutax AG nennt einen ganz einfachen Grund, weshalb er wieder teilnehmen möchte: „Es hat richtig viel
Spaß gemacht.“
Matthias Schmitt
Winfried Hildenbeutel vom Puppentheater Plappermaul lässt eine Handpuppe die Gesuche überbringen (links). Die Angebote seines Hauses umfassen Vorstellungen für
Firmen oder Freikarten. Weniger kreativ, dafür sehr effizient: Die Suche mittels Anzeige an einer Pinwand.
Bilder: Markplatz Gute Geschäfte/BVMW
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Energie
Zusammen aufs Netz setzen
Das Modell „Pfalzenergie“ soll die kommunale Stromwirtschaft in der Pfalz zukunftsfähig
machen. Bezirksverbands-Vorsitzender Theo Wieder will 52 Versorger bis 2009 zur
engen Kooperation bewegen. Ein ehrgeiziges Projekt
D
ie
pfälzische
Gemeinde
Herxheim feiert im September
ein außergewöhnliches Jubiläum: Vor 100 Jahren brannte hier die
erste Glühbirne. Für die traditionsreiche Weberstadt brach eine neue
Epoche an. Der Strom, der den Tantalfaden der elektrischen Lampe
zum Glühen brachte, stammte aus
ihrem neuen Elektrizitätswerk. Den
Jahrestag des Ereignisses würdigen
die Herxheimer in diesem Jahr mit
einer spektakulären Illumination
der Fachwerkbauten im Ortskern.
Sie sind stolz auf ihr E-Werk, das
sich seit den zwanziger Jahren im
Besitz der Gemeinde befindet und
bis heute die Verteilung des Stroms
im Ort sicherstellt. Pünktlich zum
Jubiläum wird im Lokalmuseum daher auch eine Ausstellung eröffnet,
die über die Geschichte der örtlichen Stromversorgung informiert.
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Über die Zukunft des Gemeindewerks wird derweil in den kommunalen Gremien beraten. Im August
haben die 28 Mitglieder des Gemeinderates zusammen mit Bürgermeister Elmar Weiller ohne viel Diskussionen einstimmig beschlossen,
sich am Kooperationsprojekt „Pfalzenergie“ zu beteiligen. Damit wollen die Lokalpolitiker sicherstellen,
dass der Eigenständigkeit der
Herxheimer Stromversorgung künftig nicht die Energie ausgeht.
„Die Rahmenbedingungen werden immer schlechter“, sagt Weiller.
Und auch Werksleiterin Katja WahlKnoll male seinen Worten nach
eher ein düsteres Bild an die Wand:
Die Kosten steigen, die Einnahmen
drohen durch die Liberalisierung
des Strommarktes hingegen zu sinken. Im schärfer werdenden Wettbewerb könnte das kleine Gemein-
dewerk mit seinen 4840 Zählern,
48 Trafostationen und 166 Kilometern Stromleitungen auf der Strecke
bleiben. „Gerade die kleinen Werke
hängen in der Luft“, sagt Weiller.
Der Bürgermeister sitzt seit über
zehn Jahren im Energieausschuss
des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebundes. Als Vorsitzender dieses Gremiums hat er erst
kürzlich noch für die Teilnahme an
dem Projekt „Pfalzenergie“ geworben.
Das Projekt ist bundesweit
einzigartig
„Der Energiemarkt hat sich in den
vergangenen Jahren drastisch verändert, und er verändert sich immer
rascher“, sagt auch Theo Wieder,
Vorsitzender des Bezirksverbandes
Pfalz und Initiator der Pfälzer Kooperationsidee. Er will 52 pfälzische
Versorger unter dem Dach einer
Plattformgesellschaft künftig enger
zusammenrücken lassen. „Gemeinsam können wir effizienter arbeiten.“ Das bundesweit einzigartige
Projekt könne zum Modell für eine
grundlegende Restrukturierung der
kommunalen
Energieversorgung
werden, sagt er. Etwa ein Drittel aller laufenden Kosten sollten die Versorger in der Pfalz über die enge Zusammenarbeit einsparen – und so
ihr eigenes Überleben sichern.
Alternativen gebe es nicht. Wenn
es in der Zukunft noch gemeindliche und städtische Versorgungsunternehmen geben solle, dann führt
laut Christof Spangenberg vom
Münchner Beratungsunternehmen
K.Group an drastischen Sparmaßnahmen kein Weg vorbei. Denn je
Energie
kleiner ein Stromversorger, desto
größer ist sein finanzieller Nachteil.
Um mit dem Wettbewerb Schritt zu
halten, dürften pro Kunde jährlich
Kosten von maximal 110 Euro anfallen, rechnet Spangenberg vor.
Gibt ein Versorger mehr aus, muss
er seine Preise hoch halten. Die Folge: Sein Angebot ist wenig attraktiv,
und die Stromkunden springen ab.
„Das führt zu einer weiteren Aushöhlung der Deckungsbeiträge.“
zender Wieder, der seit 2000 Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal
ist – und damit auch Aufsichtsratsvorsitzender der CongressForum
Frankenthal GmbH, dem mit 62
Prozent größten Anteilseigner der
Frankenthaler Stadtwerke.
Die von der Bundesnetzagentur
erzwungene, deutliche Absenkung
der Netzentgelte schmälert das Budget zusätzlich. Gleichzeitig wird das
Management von Energieunternehmen immer anspruchsvoller. Spangenberg: „Der steigende Bedarf an
Know-how führt im Vergleich zu
größeren Wettbewerbern zu hohen
spezifischen Kosten.“
Kernstück von „Pfalzenergie“ ist die
erwähnte Plattformgesellschaft, die
das vorhandene Know-how bündeln und die einzelnen Versorger im
Umgang mit Vorgaben der Europäischen Union und der nationalen
Netzagentur beraten soll. Als Gesellschafter der Plattformgesellschaft kann ein kommunales Energieunternehmen auf die Leistungen
von so genannten Kompetenzgesellschaften zurückgreifen. Diese werden unter anderem Aufgaben im
Netzmanagement, Netzservice, Vertrieb und in den Bereichen Betreuung und Abwicklung wahrnehmen.
Um das Tagesgeschäft zu vereinfachen und die Prozesse in den einzelnen Werken effizienter zu gestalten, hat die K.Group im Auftrag des
Bezirksverbandes das Konstrukt
„Pfalzenergie“ aus der Taufe gehoben. Es soll die Grundlage für wettbewerbsfähige Kosten sein. Außerdem möchte Pfalzenergie im Netzwerk den kleineren Partnern im
Verbund unter die Arme greifen.
„Ziel ist die Sicherung der kommunalen Energiewirtschaft in der
Pfalz“, sagt Bezirksverbandsvorsit-
800 von 2500 Stellen
fallen weg
Durch die engere Kooperation
wird die Zahl der Beschäftigten in
den kommenden zehn Jahren deutlich verringert. Von den 2500 Jobs
bei den pfälzischen Versorgern sollen laut Spangenberg rund 800 Stellen durch natürliche Fluktuation
wegfallen. Damit ist fast jeder dritte
Arbeitsplatz in der Branche betrof-
fen. Betriebsbedingte Kündigungen
werde es aber nicht geben, versichert Wieder, auch das sei ein Ziel
des Kooperationsmodells. Die einzelnen Gesellschaften der „Pfalzenergie“ werden insgesamt 300 bis
400 Mitarbeiter zählen. Ein Großteil der Leute wird wohl von den
Gemeinde- und Stadtwerken in das
neue Konstrukt wechseln. Sie sollen
künftig auch Aufgaben wahrnehmen, die zurzeit noch von Dienstleistern außerhalb der Region erbracht werden. Wo sich der Sitz der
Plattformgesellschaft befinden soll,
ist noch offen.
Noch ist das Modell nicht beschlossene Sache. Bis Ende August
(nach Redaktionsschluss) sollten die
pfälzischen Städte und Gemeinden
mit eigenen Versorgungsunternehmen mitteilen, ob sie an der Kooperation
teilnehmen
wollen.
Herxheims Bürgermeister Weiller
rechnet damit, dass alle ihre Bereitschaft zur Teilnahme erklären. Am
2. September wollte sich der Lenkungsausschuss des Bezirksverbandes, dem Vertreter aller Werke angehören, über das weitere Vorgehen
verständigen.
Bis Weihnachten sollen die Kommunen dann die in den kommenden Wochen von K.Group auszuarbeitenden Konzepte absegnen.
Läuft alles glatt, könnte die Plattformgesellschaft zum 1. Januar
2009 ihren Betrieb aufnehmen.
73
Die Details zu den Kompetenzgesellschaften sollen Anfang nächsten
Jahres ausgearbeitet werden – was
sich nach Einschätzung Weillers als
schwieriger erweisen dürfte als die
grundsätzliche Entscheidung für die
Teilnahme am Projekt Pfalzenergie.
Dass der Herxheimer Gemeinderat
dann wieder ohne Diskussion und
ohne Gegenstimme beschließt, sei
wohl eher unwahrscheinlich. Während die Teilnahme an der Plattformgesellschaft für seine Gemeinde im Grunde am Status quo nicht
viel ändert, gehe es bei der Aufstellung der operativen Gesellschaften
„an die Substanz“. Dann müsse geprüft werden, was mit der Hand voll
Mitarbeiter der eigenen Technikabteilung passiere. Rechnet es sich für
die Kommune, wenn sie zur neuen
„Pfalzenergie“ wechseln und dann
auch bei anderen Versorgern eingesetzt werden können? Oder wird es
unterm Strich günstiger, wenn sie
weiter von der Gemeinde bezahlt
werden? In der Theorie klinge das
Kooperationsmodell sehr gut, sagt
Weiller. Doch in der Praxis müsse es
jeder Versorger für sich genau
durchrechnen. Denn auf dem Spiel
steht viel: In der Pfalz geht es nicht
nur um die kommunale Eigenständigkeit, sondern auch um ein zukunftsfähiges Gegenmodell zu den
renditeorientierten Großversorgern.
Daniel Albrecht
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Psychologie
Karikatur: Kreuselberg
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INTERVIEW
Theorie des Lachens
An der SRH Hochschule Heidelberg werden derzeit Firmenwitze untersucht. Willi Neuthinger und
Anna-Christine Boosfeld erklären, warum Unternehmen diese Forschungen ernst nehmen sollten
Econo: Herr Neuthinger, wann sind
Sie auf die Idee gekommen, Firmenwitze zu erforschen?
➤ Neuthinger: Wir arbeiten im
Rahmen von Bachelor-Arbeiten an
der SRH Hochschule derzeit verschiedene Themenbereiche aus der
Wirtschaft ab. Und da gehören nicht
nur die Klassiker dazu.
Econo: Was macht Firmenwitze für
Sie interessant?
➤ Neuthinger: Einerseits gibt das
Thema inhaltlich viel her. Im Rahmen der Wirtschaftspsychologie
reicht es von der Arbeits-, über die
Organisations- bis hin zur Marktpsychologie. Nehmen wir die Marktpsychologie als Beispiel: Wenn Sie
in einem Kundengespräch einen
Witz machen und erzählen den fal-
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schen, dann ist das Geschäft gelaufen. Oder es ändern sich die Konditionen oder es war das letzte Gespräch.
Econo: Was macht denn einen guten Witz aus?
➤ Neuthinger: Ein Witz ist gut,
wenn er in die Situation passt.
Wenn er von den Menschen, die
ihn anhören, die ihn teilen können,
verstanden wird. Schlecht ist ein
Witz, wenn die Menschen ihn zwar
verstehen, er aber zum Beispiel die
KREUSELBERG
Peter Kreuselberg arbeitet als freiberuflicher Zeichner und Karikaturist in Stuttgart. Der ausgebildete Mediengestalter zeichnet nicht nur
Karikaturen zu aktuellen Themen des Wirtschaftslebens, sondern beschäftigt sich auch mit ausgesuchten Berufsgruppen, insbesondere
Steuerberatern und Ärzten.
Seine Palette reicht von Einzelanfertigungen bis zum regelmäßig erscheinenden Firmencomic. Mit seinem Karikatur-Abonnement lassen
sich Geschäfts- und Besprechungsräume in monatlichem Wechsel
gestalten.
■ www.peter-kreuselberg.de
Religion, das Geschlecht oder das
Wertesystem des Gegenübers verletzt. Dann ist es egal, ob das jetzt
ein Mitarbeiter ist, ein Kunde oder
ein Vorgesetzter.
Econo: Musste Herr Neuthinger Sie
von dem Thema überzeugen, Frau
Boosfeld?
➤ Boosfeld: Ja, ich musste überzeugt werden. Wenn man von dem
Thema Firmenwitze noch nicht viel
gelesen hat, klingt es nicht nach einem ernsten Forschungsthema.
Econo: Wie ist eigentlich der Forschungsstand?
➤ Boosfeld: Je mehr man sich mit
dem Thema beschäftigt, desto mehr
findet man, dass unterschiedliche
Professionen und Fachrichtungen
Psychologie
sich mit dem Witz beschäftigt haben. Von den Linguisten bis zu den
Soziologen. In der Organisationspsychologie ist das allerdings in letzter Zeit weniger zu finden. Die letzte bekanntere Arbeit ist vor ungefähr zwanzig Jahren erschienen.
Econo: Wie definieren Sie in Ihrer
Bachelor-Arbeit einen Witz?
➤ Boosfeld: Es gibt viele Definitionen darüber, was ein Witz ist. Im
Grunde ist es eine pointierte,
scherzhafte Äußerung, die nur in
der Interaktion zweier Personen
möglich ist. Vor allem die so genannten Running Gags bekommt
man in einer Firma nicht klein. Das
sagt natürlich etwas aus über das
Zusammenspiel in einer Firma. Das
kann man in der Organisationsdiagnose als Indiz verwenden.
Econo: Was ist ein Beispiel für so
einen Witz?
➤ Boosfeld: Wer glaubt, dass Manager managen, der glaubt auch,
dass Zitronenfalter Zitronen falten.
➤ Neuthinger: Ein anderer Witz
lautet: TEAM = Toll, ein anderer
macht’s! Das sind Witze, die von
Teilnehmern unserer Online-Befragung genannt wurden.
Econo: Was schließen Sie aus solchen Witzen?
➤ Neuthinger: Wenn Sie versuchen, mehr auf Teamarbeit in einem
Unternehmen umzustellen, dann
wäre es für einen Organisationspsychologen ein Indiz, dass die Teamarbeit zwar eingeführt wurde, sie aber
nicht umgesetzt wird. Das wäre
dann ein Ansatz für Wirtschaftspsychologen, mit ihren Instrumentarien die Teamentwicklung zu realisieren. Es geht um empirische Sozialforschung. Es geht darum, abzuleiten, was ist der Fehler und wie kann
ich den Fehler beheben. Wenn es in
einem Unternehmen ein Problem
gibt und ein Wirtschaftspsychologe
dieses Problem analysiert, dann
stellt der Witz aber nur eine Methode dar. Viele weitere treten hinzu.
Schimpfworten bezeichnen, dann
ist das sicher problematisch.
PERSONEN UND UMFRAGE
Econo: Wo werden mehr Witze pro
Mitarbeiter erzählt, in kleinen Unternehmen oder in Großkonzernen?
■ Anna-Christine Boosfeld (25) ist Studentin der Wirtschaftspsychologie an der SRH Hochschule in Heidelberg. In ihrer Bachelor-Arbeit
hat sie sich der Bedeutung des Witzes in Organisationen gewidmet.
➤ Boosfeld: Es ist unabhängig, wie
groß das Unternehmen ist. Entscheidend ist hingegen, wie lange
ein Mitarbeiter dabei ist. Jemand,
der länger im Beruf ist, macht häufiger Witze.
■ Willi Neuthinger (46) ist Dozent an der SRH und leitet gemeinsam
mit Prof. Dr. Ralf D. Brinkmann das Projekt „Die Bedeutung des Witzes
in Organisationen“.
■ In einer Online-Umfrage sammelt das Forscherteam derzeit weitere
Daten und Fakten über die Psychologie des Witzes. Wer Interesse hat,
kann sich unter www.firmenwitz.de an der Umfrage beteiligen.
Econo: Weil er den Respekt vor den
Vorgesetzten verloren hat?
➤ Boosfeld (lächelt): Das ist jetzt
Interpretationssache. Aber ein
Grund ist sicherlich die größere Erfahrung, mehr Erlebnisse, aber auch
eine gewisse Sicherheit, dass man
im Unternehmen drin ist. Anders als
jemand, der gerade angefangen hat.
Der will ja noch weiterkommen
und wird sich eher überlegen, ob er
einen Witz erzählt und wo er ihn erzählt.
Econo: Welche Erkenntnisse haben
Sie noch gewonnen?
➤ Boosfeld: Besonders bedeutend
ist der hierarchische Aspekt. Nehmen wir das Beispiel Vorgesetzte,
Mitarbeiter, Praktikanten. Wer erzählt wem Witze? Das ist spannend.
Denn die Mitarbeiter, die Führungspositionen inne haben, erzählen die
Witze in der ganzen Firma herum.
Auf der Ebene der Mitarbeiter werden Witze untereinander erzählt.
Und die Praktikanten geben die
Witze sogar an die Kunden weiter.
Econo: Wie erklären Sie sich das?
➤ Boosfeld: Ein Praktikant hat keinerlei Verbundenheit mit dem Unternehmen. Er weiß in der Regel,
wann sein Verhältnis zur Organisation endet, beziehungsweise weiß
noch gar nicht, ob er länger bleiben
wird. Bei der Probezeit ist das wieder etwas anderes. Da wollen die
Mitarbeiter normalerweise bleiben
und halten sich deswegen zurück.
➤ Neuthinger: Wenn wir hingegen vom Chef reden, dann reden
wir letztlich von inhabergeführten
Unternehmen, dann reden wir von
Patriarchen. Das sind jene, die auch
mal durch ihr Unternehmen gehen.
So etwas findet man bei Großunternehmen gar nicht. Da findet man
das eher im mittleren Management.
Nur in mittelständischen Unternehmen geht der Inhaber auch einmal
in die Produktion und erzählt dort
auch einmal einen Witz – gegebenenfalls auch auf Kosten anderer.
➤ Boosfeld: Da stimmen unsere
Ergebnisse übrigens mit einer Studie überein, die der Soziologe Lewis
Coser 1960 in zwei Krankenhäusern durchgeführt hat. Er kam zu
dem gleichen Ergebnis wie wir. Nur
damals hat er das mit Chefärzten,
Ärzten und Patienten gemacht.
Econo: Es hat sich also seit fünf
Jahrzehnten nichts geändert?
➤ Neuthinger: Was sich verändert
hat, ist die Schärfe mancher Witze.
Ein Teilnehmer, der bei unserer Umfrage mitgemacht hat, hat mir eine
Witzesammlung von vor 45 Jahren
geschickt. Und da waren dann zum
Beispiel sehr anzügliche Witze über
Frauen dabei, die wir heute so nicht
mehr finden.
Econo: Gibt es heute einen Trend
bei Firmenwitzen?
➤ Neuthinger: Der Kernaufbau
des Witzes bleibt gleich. Anders ist
es bei den Themen. Jene, die aktuell
sind, sind auch jene, die im Trend
liegen. Das heutige Arbeitsleben ist
von einem stärkeren Druck geprägt
als früher. Das schlägt sich auch in
den Witzen nieder.
Econo: Würden Sie den Chefs in
der Metropolregion empfehlen, gelegentlich einen Witz zu erzählen?
Econo: Bei welchen Witzen müssen sich Unternehmen Sorgen machen?
➤ Neuthinger: Wenn Mitarbeiter
sich klar von ihrem Chef, von der
Symbolfigur, die ein Unternehmen
leitet, distanzieren oder ihn gar mit
75
SRH-Studentin Anna-Christine Boosfeld und ihr Dozent Willi Neuthinger
sind sich einig: Witze sind nicht jedes Chefs Sache.
Bild: Klooß
➤ Neuthinger: Das kommt darauf
an. Es gibt Menschen, die können
Witze erzählen und die wissen
auch, wann und wo sie sie erzählen
können. Das ist eine situationsorientierte Führung. Dazu muss ich Menschen aber gut einschätzen können.
Ein Witz zeigt, dass zum Beispiel
ein Chef die Probleme kennt. Auch
andersherum gilt: ein Chef, der
über einen Firmenwitz lachen
kann, weiß über die Firma Bescheid.
Kristian Klooß
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Bildung & Wissenschaft
Think Tank für den Arbeitsmarkt
Im neu gegründeten Forschungsinstitut für Arbeit und Bildung in der Metropolregion
Rhein-Neckar arbeiten Wissenschaftler aus acht Hochschulen zusammen
D
er Arbeitsmarkt in der Metropolregion kennt zwei Brennpunkte: Am oberen Ende geht
es darum, Fach- und Führungskräfte
in die Region zu holen und Hochschulabsolventen hier zu halten.
Am unteren Ende sind es die geringqualifizierten Langzeitarbeitslosen,
die trotz der guten Konjunktur der
vergangenen drei Jahre nur schwer
in reguläre Arbeit zu vermitteln
sind. „Die Mitte ist für uns weniger
interessant“, sagt Prof. Dr. Franz
Egle. Mit „uns“ meint er das neu gegründete
Heinrich-Vetter-Forschungsinstitut für Arbeit und Bildung in der Metropolregion RheinNeckar, dessen geschäftsführender
Vorstand er ist. Für das Institut engagieren sich 45 Wissenschaftler
aus Hochschulen und Praktiker aus
Unternehmen. Vertreten sind die
Universitäten Heidelberg, Mann-
heim und Landau, die Fachhochschule Ludwigshafen, die Hochschule Mannheim, die SRH-Hochschule Heidelberg, die Berufsakademie Mannheim und die Hochschule
der Bundesagentur für Arbeit
(HdBA) in Mannheim sowie die Unternehmen SAP, MLP, Hays und
IFOK, die Randstad Stiftung sowie
die Metropolregion Rhein-Neckar
GmbH.
Hochschulen arbeiten ohne
Dünkel zusammen
Das Forschungsinstitut möchte als
eine Art „Think Tank“ der Arbeitsmarktpolitik und den Unternehmen
in der Metropolregion Impulse verleihen. „Dieser regionale Fokus ist
einmalig“, sagt Professor Dr. Bernd
Reissert, Rektor der HdBA und Vorstandsmitglied des als Verein organi-
Von links: Prof. Dr. CarlHeinrich Esser, Prof. Dr. Bernd
Reissert und Prof. Dr. Franz
Egle vor der Hochschule der
Bundesagentur für Arbeit
(HdBA) in Mannheim.
Bild: Rinderspacher
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sierten Forschungsinstituts. Der vorher in Berlin lehrende Wissenschaftler lobt die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen in der Metropolregion. „Hier gibt es keinen
Dünkel zwischen Universitäten und
Fachhochschulen.“ Auf dieser Basis
möchte das Institut je nach Forschungsfrage Studien durch einzelne Mitglieder oder durch hochschulübergreifende Teams erstellen.
Auch Studierende sollen für Diplom- und Masterarbeiten oder Promotionsvorhaben einbezogen werden.
Finanziert wird die Einrichtung
durch die Heinrich-Vetter-Stiftung,
die in den kommenden vier Jahren
100 000 Euro bereitstellt. Dieses
Geld nutzt das Institut für Organisation und Infrastruktur. Eigene Mitarbeiter hat die Einrichtung noch
nicht. Die Wissenschaftler kommen
alle aus den beteiligten Hochschulen. „Die Einrichtung erfüllt zwei
Stiftungsziele: Soziales und Wissenschaft“, sagt Prof. Dr. Carl-Heinrich
Esser, Vorstand der Vetter-Stiftung.
Für die Forschungsvorhaben müssen die Wissenschaftler Drittmittel
oder Zuwendungen einwerben.
Egle hat keine Zweifel, dass die anwendungsorientierte Forschung auf
rege Nachfrage stößt. Als Themen
nennt er den Übergang von der
Schule in den Beruf oder den Qualifikationsbedarf älterer Arbeitnehmer. Auch ein Online-HochschulJobnetzwerk möchte das Institut auf
den Weg bringen. „Es mangelt am
Arbeitsmarkt an Transparenz“, sagt
Egle. Hier Licht ins Dunkel zu bringen, sei die arbeitsmarktpolitische
und wissenschaftliche Aufgabe der
Zukunft. Dem wolle sich das Institut stellen.
Matthias Schmitt
PASSTˇS
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78
Lifestyle
Sandkastenspiele
Die reichsten Männer der Welt spielen mit seinen Modellen. Konzerne schmücken sich mit ihnen.
Bernd Brand baut Miniaturen von Nutzfahrzeugen. Die Akribie der Arbeit grenzt an Irrsinn
A
llmählich beginne ich, unter
mir selbst zu leiden“, sagt
Bernd Brand. „Nix ist gut genug.“ Perfektionismus kann zur
Krankheit ausarten, keine Frage.
Doch manchmal hat man Glück
und findet einen Weg, mit seinen
Zwängen umzugehen. Denn was
die Kunden von ScaleArt dank dieser Manie immer wieder auf den
Tisch bekommen, ist genau deshalb
einzigartig. Perfekt. Weltweit unerreicht. Von absurder Akribie. Und
deshalb: ein Hit.
Brand baut Modelle. Originalgetreue Nachbauten von Lastern, Baggern, Raupen. Originalgetreu bedeutet: Jede einzelne Schraube ist
eine Sonderanfertigung, jedes Metall mit selbst gefertigtem Werkzeug geformt und bearbeitet. Jedes Detail stimmt mit dem
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Original überein. Die Modelle verfügen über jede Funktion, die auch
das Original besitzt: Vom Anlasser,
über das Motorengeräusch, das Zischen der Hydraulik, das Ächzen
beim Heben der Schaufel, Bremsen,
Lichtfunktionen, Farben, Schriftzüge. Und so weiter.
Jede Schraube ist eine
Sonderanfertigung
50 Kilogramm hebt die Schaufel eines Baggers ohne Probleme. Wer
die Trucks auf der Modellroute
sieht, während dem beobachtenden
Auge dabei der Größenvergleich
fehlt, fühlt sich, als schaue er von einem Berg auf eine Baustelle im
Hochbetrieb.
Lifestyle
79
Es sind High-End-Spielzeuge für
Männer. Für reiche Männer. Es sind
Prestigeobjekte zu einem Stückpreis
zwischen 10 000 und 15 000 Euro.
In der Regel. Manchmal auch mehr.
Die großen Nutzfahrzeughersteller
wie MAN kaufen bei Brand ein und
verschenken die eigenen Sattelzugmaschinen im Maßstab 1:15 an exquisite Großkunden.
Nase voll vom Beruf
als Zahntechniker
Beim Anblick der Modelle werden
selbst die im jahrelangen Geschäftsleben gehärteten Linien in den Gesichtern von Unternehmern weich.
Mittlerweile spielen Ferdinand
Piech, der Bischof von Krakau oder
der Verkehrsminister von Dubai
wieder im Sandkasten – mit Modellen von ScaleArt. Brand behauptet:
„Wir hören nicht auf zu spielen,
weil wir alt werden – wir werden
alt, weil wir aufhören zu spielen.“
Es geht aber eben schon lange
nicht mehr nur ums Spielen. Die
Objekte sind echte Geldanlagen: Eine Exklusiv-Edition von 75 originalgetreuen Baggern ging beispielsweise an den Modellbauer Graupner:
24 Karat vergoldet, 11 800 Euro das
Stück, 0,8 PS Motorleistung, die
Hydraulik arbeitet mit 17 Bar. Öltank, Ventile, Elektronik – alles eigene Spezialanfertigung. „Wir machen keine Kompromisse“, sagt
Brand.
Inzwischen gehen die Modelle in
die ganze Welt. Sammler fallen bei
ScaleArt im kleinen pfälzischen
Waldsee ein und kaufen in einer
Stunde Objekte für 43 000 Euro. So
ist es wohl bei Liebhaberobjekten:
Ein gewisser Wahnsinn herrscht
hier sowohl bei Käufer wie
Verkäufer. Begonnen hat alles mit Verdruss. Brand
hatte vor vielen Jahren
die Nase voll von seinem Beruf als Zahntechniker. Doch
was stattdessen
tun? Irgendwas
muss
man tun. Der
46-Jährige ist
wie sein Vater
Autodidakt. Der
war Feinmechaniker, Berufsmusiker
und Zahntechniker. Die
Original oder Spielzeug? Die Nutzfahrzeug-Modelle sind 15-mal kleiner als ihre lebensechten Vorbilder. Die akribischen
Nachbauten stehen bei Unternehmen und Sammlern hoch im Kurs.
Bilder: ScaleArt
Familienkasse war chronisch knapp.
„Wir hatten eigentlich nichts. Und
trotzdem war’s schön“, erinnert
sich der Sohn. Der Vater hat ihm damals Trucks aus Schrott zusammengebaut. Daran hatte Brand sich erinnert, als er seine Geschäftsidee entwickelte: Das eigene Nutzfahrzeug
in Miniatur. Brand war sicher: „Hersteller und Kunden müssten doch
darauf abfahren, ihre eigenen Sachen als Modell zu haben.“
So legte er los. Und er musste
nicht lange auf Kundschaft warten.
Die Aussicht, hochwertige Geschenke mit Werbung in eigener Sache zu verbinden, war für viele Unternehmenschefs reizvoll. Auf der
weltgrößten Nutzfahrzeugausstellung IAA in Hannover legte der
Tüftler gemeinsam mit einem
Freund einen Parcours an: Sie betonierten Straßen, bauten Brücken
und setzten Landschaften hinzu. Sie
veranstalteten ein derartiges Präzisionsspektakel, dass Spediteure, Maschinenhersteller und Bauunternehmer ihren Augen nicht trauten, als
sie sahen, was Brand da zusammengeschraubt hatte. Man überhäufte
ihn mit Aufträgen.
Also mietete Brand ein altes, verwahrlostes Raiffeisengelände und
richtete sich in dem alten Gebäude
eine Werkstatt ein. Er zog Decken
ein, flieste, legte die Elektrik. Er
baute einen Show-Room und Ausstellungsflächen für die Modelle. Alles vom Feinsten. Er kann nicht anders. „Hier kommen eben Leute
her, die etwas erwarten“, sagt er fast
entschuldigend.
Lehrstunde am
Betonpumpen-Modell
Über die Jahre setzte eine Entwicklung der Verfeinerung und Perfektionierung ein, die bis heute andauert. „Wenn ich mir meine ersten
Modelle ansehe – das hat mit dem,
was wir jetzt machen, nichts mehr
zu tun“, sagt er. Inzwischen arbeiten 14 Leute in Vollzeit für den Betrieb. Darunter auch Brands eigene
Kinder: Tochter Sarina betreut das
Büro, Sohn Robin macht eine Lehre
als Feinmechaniker. „Die wollten
das so“, sagt Brand. „Ich habe sie
nicht gedrängt.“
Und auch die Kunden kommen
auf immer abstrusere Ideen: So hatte der Spezialmaschinenbauer Putz-
meister eine neuartige Betonpumpe
für Hochhäuser entwickelt, deren
Arm computergesteuert bis zu 32
Meter ausfahren kann. Das Gerät ist
heiß begehrt, weil man den Druckschlauch damit zentimetergenau
zwischen Starkstromleitungen oder
sonstigen Hindernissen zielgerichtet
hochfahren kann. Zu einem Hochhausdach beispielsweise. Nur: Wo
übt man den Umgang mit einer solchen Monster-Maschine? Der Rote
Platz ist weit.
Also fragte man den MiniaturMeister. ScaleArt baute daraufhin
ein in allen Funktionen so exaktes
Modell der Betonpumpe, dass Anfänger den Umgang mit der Maschine nun mit der Original-Fernsteuerung im Schulungsraum bei Putzmeister trainieren.
Doch Brand ist noch immer nicht
am Ziel. Gerade überlegt er, massiv
zu investieren. Neue Ausrüstung,
neues Werkzeug, neue Software.
Die Frage nach dem Grund erübrigt
sich. „Wir wollen noch besser werden“, schwärmt der Chef. Für ScaleArt mag das durchaus Sinn machen.
Die Frage ist vielmehr: Wie geht es
mit den Nutzfahrzeug-Konzernen
weiter, wenn ihre Chefs nur noch
im Sandkasten spielen?
Jochen Schönmann
9/2008
•
5. September 2008
econo
80
Index
Durian, Ariane
Duscholux
58
10
E & B Druck
32
E.on
11, 15, 29
EAG
8
Easydentic
13
ebm-papst
47
ECE
21
Egle, Prof. Dr. Franz
76
Eiber, Roman
47
Eichbaum
10
Eichhorn, Prof. Dr. Peter
47
Ekon-Institut
29, 30
Elsasser, Kelly
46, 57
EnBW
29, 46
EnergieEffizienzAgentur
20, 25, 26, 32
Engel & Völkers
47
ES Elektroanlagen + Systemtechnik
18
ESB
9
Esser, Prof. Carl-Heinrich
76
EvoBus
7
EWS
7
F
Bild: Fotolia
Seite
Autoliv
AWD
100SEE
70, 71
Baden, Alexander
24/7 Trading GmbH
46
A. T. Kearny
36
ABB
26, 28, 57, 65
ABB Stotz Kontakt
18
Abbott
65
ABC-Druck
32
Actris
10
AGI -IMC
8, 9
Alba
21
Alcoa
26
Alfred-Delp-Gesellschaft
46
Almatis
26
Amsterdam Fertilizers
26
Anders, Wolfgang
46
AOK
11
Arqum
26
Asconex
13
Assheuer, Linn
68
Atelier Kontrast
16
Aurelis Real Estate
12
37
16
46
Bähr, Biner
21
Balgheim, Thomas
47
Barde, Bernd
47
Barnett, Doris
25
Bartels, Ludger
46
BASF
17, 25, 26, 34, 36, 37 57
Bauer, Margret
65
Baumgarth, Ralf
71
Bauverein
8
Bayer
57
Beck, Kurt
21
Becker, Petra
45
Behr
36
Beigel, Joachim
32
Belta
6
Bender, Rainer
32
Bene Consulting
50
Bentley Systems
66
Berger, Lutz
16
Bertelsmann Stiftung
70
Bertling, Peter
53
Berufsakademie (BA) Mannheim 7
bfk Consulting
70, 71
Big Brothers Big Sisters
Deutschland
66, 68, 79
Bilfinger Berger
6, 10, 26, 50
Bilz, Harald
44, 45
Binding, Dr. Lothar
BK Guilini
Blaesius, Klaus
Blichmann, Michael
BMW
Boosfeld, Anna-Christine
Bosch
Braun, Jürgen
Breer Gebäudedienste
Breer, Karl
Brinkmann, Prof. Dr. Ralf D.
Brown Shoe
Brückmann, Matthias
Buhlmann, Hans-Martin
Bundesbank
Bundesverband Druck
und Medien (BVDM)
Burkhardt, Joachim
Bürkle, Susanne
BVMW
67
26
4
15, 31
35
74, 75
36, 37
38, 39
49
49
75
8
15
10, 13
14
Canon
Carlsberg Breweries
CFG Circle Fulfillment
Chery
China Petrolium & Chemical
Cirrus Airlines
Cirquent
ColorDruck
Comtract
SPEZIALIST FÜR
IT-DIENSTLEISTUNGEN IM DTP-BEREICH
32
19
46
70
7
8
16
35
8
10
47
32
57
Congress Forum Frankenthal
72
Connect Personal-Service
58
Conrad, Michael
46
Continental
36
CropEnergies
11, 12, 13
Dahint, Beate
71
Daimler
7, 46, 57
Dammrich, Anke
21
Dawny Day
21
Deere & Company
8
Demag Cranes
22
Denkhaus, Friedrich
46
Deutsche Balaton
16
Deutsche Bank
22, 53
Deutsche Gesellschaft für
Hämatologie und
Onkologie (DGHO)
7
Deutsche Gesellschaft zum
Studium des Schmerzes (DGSS)
7
Deutsche Post
8
Dinger & Scheidel
8
DIW
14
DOCexpert Computer
11
Döricht, Michael
18
Dörsam, Barbara
66, 67
Dots United
16, 17
Dr. Haas-Medien-Gruppe
47
Drogerie Müller
45
Duffner, Georg
46
10
46
46
37, 45
34
16
7
46
14
34, 37
7
18, 19
18, 19
19
46
G
A Energieanlagenbau
11
GA Leitungsbau Nord
11
GAG Ludwigshafen
9
GAH Gruppe
11
Ge Ro Real Estate
47
Gebhard, Dr. Hans-Jörg
10
Gebr. Kuhn
Baustoffhandelsgesellschaft
82
Gerner, Dr. Joachim
67
GGH
9
Ghaemian, Soheyl
46, 56, 57
Glas, Sascha
41
Glawogger, Michael
23
Glos, Michael
21
Göhring, Albrecht
25
Götzmann, Florian
16
Grimminger, Josef
41
Grimminger, Michael
40
Grimminger, Richard
41
Großkraftwerk Mannheim
6, 7
Grünzweig & Hartmann
25
Guderjahn, Dr. Lutz
12
Gutbrod, Peter
44, 45
H
+G Bank
Haas, Marco
Hagemann, Klaus
Hambrecht, Jürgen
Handke, Claudia
Handwerkskammer Koblenz
Handwerkskammer Mannheim
Rhein-Neckar Odenwald
G
be es ib
iL n t
EB ur
ER
!
Name
aurecia
Fauth, Gunter
Feiler, Walter
Fiat
Ford, Harrison
Formaxx
Frandsen, Jeppe
Frank, Burckhard
Franz, Wolfgang
Freudenberg
Friatec
Frölich, Bernhard
Frölich, Oliver
Fuchs Petrolub
Furrer, Richard
www.baden-syscomp.de
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und verschmilzt mit dem Medium. Zur Auftreffstelle zurücklaufende Wellen führen zu einem
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53
57
47
17
67
46
8
Index
Handwerkskammer Pfalz
46
Handwerkskammer Rheinhessen 6
Hasbro
45
Haslinger, Josef
23
Hauck, Dennis
23
Hauer, Manfred
8
Hays
76
HEAG
8
HEAG mobilo
8
Heberger
10
Heckmann, Thomas
66
HeidelbergCement
10
Heidelberger Druckmaschinen
9, 26, 32, 46, 68
Heidelberger Stadtwerke
46
Heidelberger Spieleverlag
44
J
akob Becker GmbH & Co. KG
Johann-Sebastian-Bach-Gymn.
John Deere
12
67
7
K.Group
72
36
13
12
21
17
Kalmbach, Ralf
Kapferer, Wilhelm
Karl Hill GmbH
Karstadt
Kasi-Gruppe
Kemper’s Jones Lang
LaSalle Retail
KHG Warnecke
Kinetic
Kirschsieper, Stefan
22
18
36
67
Marschmayer, Carsten
Marzai, Saif
Maugé, Michel
Meder, Matthias
MediaNet
Medimax
Merkel, Angela
Merkl, Frank
Mertens, Jörg
MFG Baden-Württemberg
Mißler, Ernst-Ludwig
MLP
Möckel, Alfred
Multi Media Promarkt
Handels GmbH
Muszakiewicz, Thomas
16
57
7
70
8
22
47
47
53
20
46
16, 76
46
22
22
INDEX
DIE NAMEN IN DIESEM HEFT
Heidelpay
22
Heinrich, Prof. Dr. Claus E. 60, 62
Heinrich-Vetter-Stiftung
76
Hellrich, Ralf
46
Hering, Hendrik
7
Hertie
21
Hilco
21
Hildenbeutel, Winfried
71
Hill, Peter
12
Hillenkamp, Prof. Dr. Thomas
43
Hilton, Paris
23
Hinkelmann, Kathrin
68, 69
Hochschule der Bundesagentur
für Arbeit
76
Hochtief
50
Hockenheimer Stadtwerke
29
Hoffmann, Manfred
9
Honda
37
Hönle, Bernd Michael
46
Hopp, Dietmar
10, 51
Hopp, Volker
71
HS Eventservice
49
HSE
8
Hüllemann, Mirko
22
ICW
IdeaS
IfaS
IFOK
IG Bau
IGZ
IHK Heilbronn
IHK Karlsruhe
IHK Pfalz 14, 82
IHK Rhein-Neckar
IMGB
ISB
IVN
11
6
20
76
9
58
47
58
17, 66
43
55
47
Klumpp, Bernhard
Koehler, Dr. Reinhard
Köglmayer, Prof. Dr. Hans-Georg
Koop, Hans Jochen
Kraus, Jörg
Krill, Andrea
Krischke, Thomas
KSB
Kübler
Kübler, Thomas
Kuhbach, Michael
Kuhlen, Prof. Dr. Lothar
Kuhn, Willi
Kulenkamp, Eduard
Kuntz, Heike
Kurz, Dr. Peter
L
ahm, Udo
Lamers, Dr. Karl
Lautenschläger, Manfred
L-Bank
Lehmann, Karl
Lexmark
Lieblang
Löffler, Hans-Georg
Lohse, Dr. Eva
Lookout
Loroch, Andreas
Lutz KG Back + Eis
Lutz, Joachim
Lutz, Wolfgang
M:con
M+W Zander
Maass, Gerd
Mahle
Maisch, Rudolf
Malsburg, von der Raban
47
47
47
47
7
67
46
19
15
15
60
43
82
47
46
7
57
67
16
7
46
22
49
21
61, 62
45
46
17
13
47
7
10
46
36
70
46
MVV 24/7 Netze
67
MVV
46
MVV Energie
7, 15, 26, 46
MVV Energiedienstleistungen
15, 26, 31
MyClimate
32
NatureOffice
3
57
74, 75
47
47
37
13
22
Oeser, Anja
6, 7
37
29, 30
Nayhan, Sheikh Al
Neuthinger, Willi
Niedermeier, Roswitha
Nimblegen
Nissan
Noweda
Nussbaum
Opel
Ott, Bernd-Dieter
Park & Bellheimer
Parla
Pawlowsky, Marc-Oliver
Pepperl + Fuchs
Pfister, Ernst
Pharmarissona
Philippiak, Thomas
Pixomondo
Freiberger
Plenz, Stephan
Pogo eTransaction Services
Porsche
Power People
PQ+
Pro Event
10
6, 7
46
19
17
13
47
23
11
46
22
57
57
46
16
Procon
Professor Alfred Krauth
Apparatebau
ProMinent
11
22
18
R
. L. Polk
36
Rachfahl, Martin
70
Rapp, Gordon
22
Raupach, Carsten
65
Rautert, Jürgen
32
Ravensburger
45
Realtech
9
Reble & Klose
60
Redanz, Dr. Michael
46
Reissert, Prof. Dr. Bernd
76
Renault
37
Reutax
46, 56, 57, 71
Riedel, Prof. Dr. Eibe
43
Robert Bosch GmbH
55
Roche
18, 47
Roche Diagnostics
7
Röchling-Gruppe
46
Roh, Gerhard
11
Rohlfing, Henriette
65
Roland Berger
8, 36
Rörig, Bernd
65
Rosenberg, Uwe
45
Rudolf Wild
19
Ryssen Alcools
13
S
aint Gobain Isover G+H
25
Samuel, Friedhelm
47
SAP 8, 9, 10, 16, 20, 47, 61, 62, 76
SAP-Arena
49
SAS
6, 20
SCA
12
SCA Hygiene Products
7
Schaeffler-Gruppe
36
Schammas, Monika
57
Schehl, Steffen
47
Scherer & Kohl
12
Schirra Räder Technik
6
Schmitt, Jürgen
46
Schneider, Henry
70, 71
Schnepf, Thomas
46
Schoder, Prof. Dr. Detlef
46
Schröder, Sebastian
26
Schroeder-Wildberger, Dr. Uwe
16, 46
Schroko, Kai
17
Schulten, Dr. Rudolf
15, 46
Schulz, Reinhold
47
Schwarz, John
8
Schwarz, Manfred
57
Sekurit
36
SEL
18
SEN
19
Shala-Scobel, Sait
49
Sigma Freudenberg NOK
34, 35
Smits, Peter
26, 28
SNP
9
Sost, Jörg
34, 35, 37
Spangenberg, Christof
72
Specht, Christian
25
Special Olympics
Deutschland e.V.
65
Spettmann, Dr. Theo
10, 11
SRH Hochschule
Heidelberg
7, 74, 75
Stadel, Bernd
46
Stadtsparkasse Ludwigshafen
16
Stas
11
Strauß, Heiko
22
Strukturbank Rheinland-Pfalz
55
Stumpf, Josef
70
Süd-Müll
SWEG
SwissRe
Sygnis Pharma
Tata
Tata, Ratan
Taupitz, Prof. Dr. Jochen
Technische Werke
Ludwigshafen (TWL)
Tepsco
Teves, Nikolaus
Thews, Karl
TI Automotive
TNT Express
Tomorrow Now
Toyota
Trube, Marc
81
2
13
8
12
34, 37
34, 37
42, 43
26
10
20
66
19
7
8
37
46
U
nity Concepts/City Concepts 16
Univativ
11
UNO
32
V
erein zur beruflichen Integration
und Qualifizierung (VbI)
70
Vibracoustic
34
Villis, Hans Peter
46
Vogel, Dr. Gerhard
66
Vogel, Ulrich
47
Volks- und Raiffeisenbanken
55
Volkswagen
37
Vonderheid, Dr. Ulrich
18
W. Kapferer KG
13
Wacker-Chemie
8
Wahl-Knoll, Katja
72
Walter, Karl
71
Walther-Werke
17
Wayss & Freytag
47, 50
Weber, Dr. Claus
60
Weber, Nils
46
Weckwert, Andreas
32
Wegner Unternehmungsgruppe 16
Weiller, Elmar
72
Weis, Prof. Dr. Udo
7
White & Case
21
Wieczorek, Prof. Dr. Alfried
47
Wieder, Theo
72
Wincher, Markus
49, 50
Winterer, Dagmar
71
Wirecard
22
Wirtschaftsförderung Bergstraße 26
Wirtschaftsjunioren (WJ)
Darmstadt
66
Wirtschaftsjunioren (WJ)
Heidelberg
66
Wirtschaftsjunioren (WJ)
Mannheim-Ludwigshafen
66
Wirtschaftsjunioren (WJ) Worms 66
Wirtschaftsjunioren
Deutschland (WJD)
67
WOB AG
47
Wohlfahrt, Harald
40
Wolf, Zumbruch & Partner
16
World Net
8
Würzner, Dr. Eckart
46
Zeigmehr Workgroup
ZEW
ZF Friedrichshafen
ZI Endmontage & Logistics
Zumbruch, Frank
9/2008
•
5. September 2008
16
14
36
22
16
econo
82
Finale
Der Schreibtisch vom Chef
Was sagt uns der Schreibtisch eines
Menschen über dessen Arbeitsweise und Persönlichkeit? Küchenpsychologen sagen: „Ziemlich viel!“
Econo ist da skeptischer. Dennoch
stellen wir Ihnen an dieser Stelle immer den Schreibtisch eines Machers
aus der Region vor. Unsere Interpretation gibt es ohne Psychologiestudium und Gewähr. Heute an der Reihe: Willi Kuhn, Geschäftsführender
Gesellschafter der Gebr. Kuhn Baustoffhandelsgesellschaft aus Jockrim
und Präsident der Industrie- und
Handelskammer für die Pfalz.
Bilder: Proßwitz
Entdecker mit Blick ins Grüne
Auf dem Tisch liegen Pläne, ein Zirkel und ein Lineal. Das erinnert an
Piloten, Seefahrer oder Entdecker.
Hier hat jemand den Kurs seines
Unternehmens bestimmt und sein
Ziel vor Augen. Orientierung tut an-
dererseits auch Not: Vier Tastaturen
elektronischer Geräte muss der
Chef im Blick und im Griff haben.
Da wundert es nicht, dass er sich für
die elektronikfreie Arbeit das Stehpult vors Fenster gestellt hat – mit
Blick ins Grüne. Hier kann er bei offenem Fenster auch die eine oder
andere Rede einüben – Bäume sind
schließlich geduldig.
Rätselhaft liegt hingegen das Hufeisen auf dem Tisch. Ist das ein
Glücksbringer oder ein Briefbeschwerer? Hoffentlich Letzteres:
Denn erfolgreiche Entdecker haben
sich selten auf ihr Glück verlassen,
sondern meist auf Pläne, Zirkel und
ihr Lineal.
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