Wie Dienstleister die SAP-Arena in Schuss halten Wie
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Wie Dienstleister die SAP-Arena in Schuss halten Wie
Ausgabe Rhein-Neckar – 9 / 08 1. Jahrgang 05.09.2008 4,90 t 08009 Energie-Effizienz Jetzt wird abgerechnet! Facility Management Wie Dienstleister die SAP-Arena in Schuss halten Tata-Nano Wie BASF und Freudenberg vom Billigauto profitieren Ständige Fachausstellung auf über 1.600 qm Komplettservice – von der Projektierung bis zur Übergabe Partnerschaft mit den Besten Lösungen, die begeistern Büros mit Persönlichkeit KAHL Büroeinrichtungen GmbH Industriestraße 17-19 68169 Mannheim Tel. 0621 32499-0 Fax 0621 32499-99 www.kahlgmbh.de [email protected] Öffnungzeiten: Montag - Freitag 7.30 - 17.00 Uhr Intern Energie und Engagement Econo Rhein-Neckar: Aus der Region - für die Region Zwei Schwerpunkte prägen diese EconoAusgabe. Den einen haben Sie auf unserer Titelseite bereits kennen gelernt. Immer mehr Unternehmen geht inzwischen ein Licht auf, wieviel Geld sie sparen könnten, wenn sie ihren Öl-, Gas- oder Strombrauch drosselten. Für jene Firmen, die sich bei Neubauten oder Sanierungen beraten lassen wollen, hat die Metropolregion einiges zu bieten. Darüber hinaus gibt es viele Beispiele für erfolgreiche Projekte. Doch lesen ab Seite 25 selbst, wie effizienter Klimaschutz an Rhein und Neckar funktioniert. Gutes Klima kann auch eine zwischenmenschliche Herausforderung sein. Bestes Beispiel ist der für den 20. September in zahlreichen Städten und Gemeinden stattfindende Freiwilligentag. „Wir schaffen was“ heißt das Motto dieses Tages, an dem mehr als 300 Projekte ausgeschrieben sind. Wieso Sie teilnehmen sollten, erklärt SAPVorstandsmitglied Prof. Dr. Claus Heinrich im Interview. Außerdem beschreiben wir, welche Erfahrungen große Unternehmen mit eigenen Freiwilligentagen gemacht haben und warum sich junge Unternehmer und Angestellte ehrenamtlich engagieren. Dass alles lesen Sie ab Seite 62. Einen großen Schritt heraus aus der Metropolregion wagen wir mit einem Text über das billigste Auto der Welt – den Tata Nano. Wussten Sie, wieviel Know-how aus Weinheim und Ludwigshafen in dem 1700-EuroWagen steckt? Nein? Dann lesen Sie es nach ab Seite 34. Die weite Welt vor unserer Haustür bietet hingegen die SAP-Arena. Doch was passiert im Sport- und Konzerttempel, wenn die Scheinwerfer aus und die Türen verschlossen sind? Lesen Sie ab Seite 48, wie Dienstleister die Arena auf dem neuesten Stand halten und wie Firmen vom so genannten Facility Management profitieren können. Schmunzeln Sie gerne? Dann sollten Sie unser Interview zum Thema Firmenwitze lesen. Ab Seite 74 wird es ernst. So ernst wie es ab Seite 78 weiter geht. Der Artikel „Sandkastenspiele“ entführt Sie in die Welt des Bernd Brand. Er stellt perfekte Miniaturen von Baufahrzeugen her – Stückkosten bis zu 11 800 Euro. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen! Die Econo-Redaktion (von links): Stefan Wagner, Matthias Schmitt und Kristian Klooß Bild: Rinderspacher Herzlichst, Ihr Econo-Team September ▲ ▲ 24 Effiziente Energiesparer Nachrichten Unternehmen & Märkte 6 Heidelberg. Die Sprechtrainer von „Parla“ ziehen ans Schloss 16 Rhein-Neckar. Das FirmenNetzwerk „Komplizen“ ist „Dienstleister des Jahres“ 24 Energie-Effizienz I. Warum die Metropolregion RheinNeckar Vorreiter ist 29 Energie-Effizienz IV. Wie die Ekon-Berater Firmen helfen, Geld und Energie zu sparen 8 Neustadt. Suchmaschinenbetreiber AGI-IMC katalogisiert Nationalbibliothek 18 Mannheim. Die Firma E + S zieht es nach Mannheim 27 Energie-Effizienz II. Albrecht Göhring von der EnergieEffizienzAgentur im Interview 32 Energie-Effizienz V. Druckereien sind jetzt klimaneutral 18 Lampertheim. Die Firma KHG Warnecke zieht es aus Mannheim weg 34 28 Energie-Effizienz III. ABBChef Smits sagt, wie Firmen Energie sparen können Autozulieferer. Wer am Billigauto Tata Nano verdient 38 Handwerk 8 10 Walldorf. Die SAP kündigt kräftiges Wachstum an Mannheim. Südzucker macht seinen Aktionären Mut 20 Stuttgart. Netzwerker treffen sich auf der„do it.konferenz“ 21 Neustadt. Stadt und Mitarbeiter kämpfen gegen das Hertie-Aus 12 Mannheim. Was CropEnergies seinen Kritiker erwidert 13 Mosbach. Die Apothekergenossenschaft Noveda kauft den Großhändler Kapferer 22 Rhein-Neckar. Das ZEW meint, dass sich die Konjunktur leicht aufhellt 23 14 Heidelberg. Der InternetZahlungsabwickler Heidelpay expandiert in Portugal Heßheim. Wie Dennis Hauck aus seinem Hobby ein Geschäft macht Menschen 3 Editorial 347 Impressum 80 Index 82 Der Schreibtisch von ... 40 Jochen Taupitz. Uni-Professor im Ethikrat 42 Die Grimmingers. Eine Bäcker-Dynastie 44 Heidelberger Spieleverlag. Die verspielten Macher 46 Menschen des Monats Sind Sie schneller gewachsen, als Sie dachten? FREYLER – Maßgeschneiderte Baulösungen. 34 Preiswerter PKW ▲ ▲ 48 Helfende Hände ▲ ▲ Management 48 Facility Management. Ein Blick hinter die Kulissen der SAP-Arena 56 Zeitarbeit I. Erfolgreiche Personaldienstleister aus der Region Wenn der Wettbewerb Ihrem Erfolg gerade keine Grenzen setzt, dann sollte es Ihr Firmengebäude erst recht nicht tun. Deshalb ist bei der Wahl Ihres Industrie- 52 55 Finanzen. Warum Sie ihrem Banker manchmal vertrauen sollten 58 Preise & Wettbewerbe. Handwerk sucht die besten Meister 60 Zeitarbeit II. Interview mit Ariane Durian vom Branchenverband IGZ De Jure. Wie Sie Fallstricke bei befristeten Arbeitsverträgen umgehen Politik & Gesellschaft 62 Soziales Engagement I. SAP-Vorstand Claus Heinrich über den Freiwilligentag 66 Soziales Engagement II. Unternehmer in Schulen 68 Soziales Engagement III. Über „Big Brothers Big Sisters“ bau-Partners genau derselbe unternehmerische Weitblick gefragt wie bei Ihren marktstrategischen Entscheidungen. Denn nur ein ganzheitlich denkender, planender und arbeitender Partner wie FREYLER gibt Ihnen Raum für gezieltes Wachstum. FREYLER Industriebau GmbH 70 Soziales Engagement IV. Auf Tauschbörsen Gutes tun 72 Energie. Pfälzer kooperieren 74 Psychologie. Firmenwitze 76 Bildung & Wissenschaft 78 Lifestyle Draisstraße 4 | 79341 Kenzingen Tel.: 07644 805-0 | Fax: 07644 805-171 [email protected] | www.freyler.de 6 Nachrichten Bürgerbegehren gescheitert MANNHEIM. Das Bürgerbegehren gegen den Bau von Block 9 des Großkraftwerkes Mannheim (gkm) ist mangels Beteiligung gescheitert. Gegen den neuen Steinkohleblock haben sich 15 728 Bürger ausgesprochen. Die gesetzliche Mindestzahl von 20 000 Unterschriften wurde somit verfehlt. Die Initiatoren wollten einen Bürgerentscheid über die Aufstellung eines Bebauungsplans erreichen, um auf diesem Weg den Ausbau zu stoppen. Handwerkskammern prüfen Fusion LUDWIGSHAFEN. Wie die Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ berichtet, wollen die Handwerkskammern Pfalz und Rheinhessen ihre angestrebte Fusion durch eine Machbarkeitsstudie prüfen. Die Verschmelzung stünde dann frühestens 2015 an. Die HWK Pfalz hat 17 000 Mitgliedsbetriebe, die HWK Rheinhessen 7000. SAS übernimmt IdeaS HEIDELBERG. SAS hat den USamerikanischen Anbieter von Revenue-Management-Lösungen IDeaS übernommen. Damit wolle das Unternehmen sein Geschäft im Bereich Umsatz- und Preisoptimierung stärken. IDeaS hat seine Kunden vor allen Dingen in der Hotellerie, eine Zielgruppe, die bei SAS bisher nicht im Fokus stand. Zum Kaufpreis wollten die beteiligten Unternehmen keine Angaben machen. Der Deutschlandsitz der US-amerikanischen SAS ist in Heidelberg. Belte-Gruppe kauft Schirra FUSSGÖNHEIM. Die insolvente Schirra Räder-Technik GmbH hat einen neuen Eigentümer. Die Belte AG aus Delbrück bei Bielefeld hat den Fußgönheimer Felgenhersteller übernommen. Die Übernahme ist nach Angaben der BelteGruppe „ein weiterer Baustein im Rahmen der Expansionsstrategie“. Hauptzielgruppe sei neben der Automobilindustrie der Motorsport mit High-Tech-Rädern der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft und der Formel 3. Nach eigenen Angaben beschäftigt die Belte AG rund 300 Mitarbeiter, inklusive Schirra. econo 9/2008 • 5. September 2008 Parla zieht ans Schloss Die Heidelberger Agentur Parla hat einen neuen Coaching-Raum am Heidelberger Schloss bezogen. So will Inhaberin Anja Oser für das richtige Ambiente bei ihren Führungskommunikations-Kursen sorgen HEIDELBERG. Die Heidelberger Sprech- und Kommunikationstrainings-Agentur Parla wächst seit Jahren. Jetzt hat sich Inhaberin Anja Oser entschieden, die bisherige Einheit von Verwaltungs- und Coaching-Räumen aufzuheben. Seit August werden Schulungsteilnehmer im Erdgeschoss einer alten Villa in der Schlossstraße geschult, nur einen Steinwurf vom Heidelberger Schloss entfernt. „Es ist viel ruhiger hier als am bisherigen Standort in der Bahnhofstraße“, sagt Oser. Der Blick auf die Dächer Heidelbergs vermittele darüber hinaus das richtige Ambiente. Denn es sind vor allem Führungskräfte, die die Agentur mit ihrem Angebot anspricht. „Aktuell arbeiten wir sehr viel in der Baubranche“, sagt Oser. Einer der wichtigsten Kunden ist der Mannheimer Konzern Bilfinger Berger, für den die Heidelbergerin und ihr Trainerteam Nachwuchskräften den rhetorischen Feinschliff verpasst. „Mit den High Potentials von Bilfinger Berger trainieren wir zum Beispiel, wie man auf englisch Präsentationen hält“, sagt die 40-Jährige. Vier Office-Mitarbeiter und neun Trainer sind bei Parla beschäftigt. Sie sitzen nicht nur in Heidelberg, sondern zum Beispiel auch in Würzburg oder Tauberbischofsheim. Im Einsatz ist das Team um Anja Oser deutschlandweit. Ob beim Baukonzern Bilfinger Berger, beim Schraubenkonzern Würth, bei der Deutschen Telekom oder auf dem jährlich stattfindenden Deutschen Sekretärinnen-Kongress. Während Großkonzerne oft eigene Trainingscenter für Seminare nutzen, ist der neue Coachingroom vor allem für Schulungen einzelner Kunden oder kleiner Gruppen reserviert. Zum Handwerkszeug der Heidelberger KommunikationsTrainer gehört die Telefontrainingsanlage ebenso wie die Videokamera. So werden Fehler von Unterrichtsstunde zu Unterrichtsstunde dokumentiert - und nach und nach abgestellt. „Zum Beispiel landen bei Kundengesprächen gerne mal die Hände unter dem Tisch“, sagt Oser. Auch stehend können Manager viel falsch machen. „Jemand, der ständig von einem Bein aufs andere wippt, hat auch im übertragenen Sinne keinen Standpunkt“, sagt die Sprechwissenschaftlerin. Manche Teilnehmer müsse man gelegentlich auch daran erinnern, dass es wichtig sei, Pausen einzulegen: „Nicht alles muss in einem Satz gesagt werden.“ Seit dem Studium lebt und arbeitet Oser in Heidelberg. Nach einem Semester Psychologie schwenkte sie auf Anglistik und Romanistik um. Ein Semester später belegte sie zusätzlich das Fach Sprechwissenschaften. Schon während des Studiums arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für Coaches und Agenturen. Später als Lehrbeauftragte an der Universität. „,Rhetorik für Frauen’ hieß der erste Kurs, den ich gegeben habe“, erinnert sie sich und schmunzelt. „Das war damals aktuell.“ Die angestrebte Promotion fiel Nachrichten dem beruflichen Erfolg zum Opfer. „Ich hatte so viele Aufträge, dass mein Stipendium auslief.“ Seit 2003 hat Parla seinen Sitz in der Heidelberger Bahnhofstraße, wo zumindest die Verwaltung auch künftig ansässig sein wird. In einigen Jahren will die Unternehmerin diese Trennung wieder auflösen und ihre Idee eines „Hauses der Stimmen“ verwirklichen. „Die Idee ist, zum Beispiel auch eine Logopädin und eine Gesangslehrerin dabei zu haben“, sagt sie. „Gute Kontakte zu haben ist da wichtig“, sagt Oser. Über die verfügt sie als Vorsitzende des Berufsverbandes Sprechen allemal. Kristian Klooß ZAHLEN & FAKTEN ■ Zum Angebot Parlas gehören unter anderem Stimmtraining, Rhetorikkurse, Gesprächsführungskurse, Präsentationstechniken und Persönlichkeitstraining. ■ Beschäftigt werden bei der Agentur vier Office-Mitarbeiter, hinzu kommen neun selbstständige Trainer und ein Pool von spezialisierten freien Mitarbeitern. ■ Betreut hat Parla seit der Gründung im Jahr 2000 rund 15 000 Kunden. Für 2008 rechnet Inhaberin Anja Oser mit einem Umsatz von mehr als 200 000 Euro. M:CON Speyer ausgezeichnet Darlehen und neue Kunden SPEYER. Der rheinland-pfälzi- MANNHEIM. Der Mannheimer Gemeinderat hat beschlossen, der m:con für die bei der Erweiterung des Kongresszentrums Rosengarten entstandenen Mehrkosten einen Kredit von 5,6 Millionen Euro zu gewähren. Veranschlagt für den Umbau waren Gesamtkosten von 50 Millionen Euro. Die m:con hat bekannt gegeben, dass sie zwei neue Verträge mit Medizin-Gesellschaften abgeschlossen hat, zum einen mit der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) und mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und On- NACHT DER AUSBILDUNG Möglichkeiten live erleben MANNHEIM. Zehn Unternehmen öffnen am 26. September zwischen 18 und 23 Uhr ihre Ausbildungsstätten. Eingeladen sind junge Menschen, die sich über Ausbildungsmöglichkeiten informieren möchten. Vor Ort präsentieren Auszubildende die angebotenen Berufe und stehen als Ansprechpartner für die Jugendlichen bereit. Die Veranstaltung lässt laut beteiligter Firmen „Ausbildung live erleben“ und ermöglicht den Besuchern, mit potenziellen Ausbildern und Arbeitgebern in Kontakt zu treten. Zu sehen bekommen die Jugendlichen rund 40 technische und kaufmännische Berufe sowie einige Studiengänge an der Berufsakademie (BA). Ein kostenloser Shuttleservice bringt die Besucher zu den verschiedenen Ausbildungsstätten. Beteiligte Unternehmen sind Daimler, EvoBUS, Friatec, das Großkraftwerk Mannheim, John Deere, MVV Energie, Roche Diagnostics, SCA Hygiene Products, TNT Express und die Stadt Mannheim. Schirmherr ist Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Die „Nacht der Ausbildung“ findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. MSc „RISK AND SAFETY MANAGEMENT“ SRH richtet neuen Studiengang ein HEIDELBERG.Die SRH Hoch- Anja Oser hat für jedes Ziel die richtige Übung parat. Bild: Parla kologie (DGHO). Mit der DGSS schloss m:con eben einen DreiJahres-Vertrag ab und übernimmt damit ab 2009 die komplette Organisation des Deutschen Schmerzkongresses, an dem jährlich 3000 Experten teilnehmen. „Für m:con als Professional Congress Organiser haben beide Neukunden eine große Bedeutung“, sagt m:con-Geschäftsführer Michel Maugé. „Wir stehen beiden Geschäftspartnern mit unserer Erfahrung auf dem medizinischen Sektor, unserer HighTech und unserem professionellen Service zur Verfügung.“ MSc schule Heidelberg bietet Absolventen technischer oder betriebswirtschaftlicher Fächer einen neuen Masterstudiengang Risk and Safety Management. Zugangsvoraussetzung ist mindestens ein Jahr Berufserfahrung: „Die technischen Risiken zu kennen ist natürlich die Basis für Risikomanager“, erklärt Prof. Dr. Udo Weis, Leiter des Studiengangs. Aber sie müssten auch wissen, wie Menschen auf kritische Situationen reagieren und wie man eine Sicherheitskultur am besten kommuniziert. Oft sei es sinnvoller, Veränderungen nicht in Form von Regeln umzusetzen, sondern ein „unbewusstes Sicherheitsbewusstsein“ zu fördern. Im Modul Wirtschaftspsychologie werden die Studierenden deshalb für Methoden der Mitarbeiterführung sensibilisiert, die ohne erhobenen Zeigefinger auskommen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Vermittlung interkultureller Kompetenzen. Das Studium dauert 24 Monate und soll auf Führungsaufgaben vorbereiten. MSc 7 sche Wirtschaftsminister Hendrik Hering hat mittelstandsfreundliche Kommunen ausgezeichnet. Die kreisfreie Stadt Speyer hat sich dabei bereits zum zweiten Mal durchgesetzt. 22 Unternehmen haben Speyer vorgeschlagen, die höchste Zahl bei der Vorschlagsliste. Hallenbad wird Markthalle HEIDELBERG. Nach Ablauf der Frist zur Nutzung des Alten Hallenbades liegt der Stadt Heidelberg nur ein Angebot vor. Investor Hans-Jörg Kraus möchte laut einem Bericht der „Rhein-Neckar-Zeitung“ ein Markthallenkonzept in dem 102 Jahre alten Gebäude umsetzen. Im so genannten Kesselhaus im Untergeschoss sollten Marktstände und ein Bio-Supermarkt Platz finden, im Herrenbad sei ein großer Raum für Veranstaltungen vorgesehen. Der Gemeinderat entscheidet Mitte Oktober, ob Kraus zum Zug kommt. Soziale Einkaufspolitik MANNHEIM. Der Mannheimer Gemeinderat hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, dass die Stadtverwaltung möglichst nur noch solche Waren kauft, die unter Einhaltung international anerkannter Sozial- und Arbeitsnormen hergestellt worden sind. Eine Million Euro Fördergelder MANNHEIM. Für Mannheim stehen im Europäischen Sozialfonds im nächsten Jahr über eine Million Euro an Fördergeldern zur Verfügung. Mit dem Geld sollen Menschen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt gefördert werden. Bildungseinrichtungen und Beschäftigungsträger können noch bis zum 30. September einen Antrag bei der L-Bank einreichen. EWS wird Canon Business Center MANNHEIM. Das Mannheimer Bürofachhandelsunternehmen EWS ist seit August „Canon Business Center“. „Damit stärkt Canon seine Präsenz im Wirtschaftsraum Rhein-Neckar“, sagt Jeppe Frandsen, Chef von Canon Deutschland. 9/2008 • 5. September 2008 econo 8 Nachrichten Agrarboom beflügelt Umsatz MANNHEIM. Deere & Company hat im dritten Quartal des Geschäftsjahres einen Gewinn von 575 Millionen US-Dollar (Vorjahr: 537,2 Millionen) erzielt. Das Ergebnis belief sich auf 1,7 Milliarden Dollar (Vorjahr: 1,4 Mrd.). Das starke Umsatzwachstum um 17 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar im dritten Quartal führt der Landmaschinen-Hersteller auf den weltweit florierenden Agrarsektor zurück. Hoher Gewinne dank Verkäufen DARMSTADT. Der HEAG-Konzern erwirtschaftete 2007 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Der HEAG und ihren Tochtergesellschaften HEAG Südhessische Energie AG (HSE), Bauverein AG und HEAG mobilo GmbH gehören insgesamt 3094 Beschäftigte an. Das letzte Jahr war geprägt durch Umstrukturierungen: Die HSE gliederte die Netze in eine eigene Gesellschaft aus. Die Holding verkaufte ihre direkten Beteiligungen an der HEAG MediaNet GmbH und der EAG Entsorgungs-AG an die HSE. Geprägt durch die Unternehmensverkäufe konnte der Konzern mit 53,3 Millionen Euro ein überdurchschnittliches Jahresergebnis erzielen. Diringer & Scheidel setzt auf Pflege MANNHEIM. Diringer & Scheidel plant laut einem Bericht des „Mannheimer Morgen“ seine Pflegesparte massiv auszubauen. So wolle die Mannheimer Unternehmensgruppe mit Schwerpunkt Bau in diesem Jahr mehrere Senioreneinrichtungen in der Metropolregion Rhein-Neckar und im Raum Achern/Kehl übernehmen. Die Verhandlungen sollen in den nächsten Wochen abgeschlossen werden. Demografischer Wandel als Chance RHEIN-NECKAR. Dem Hand- werk biete sich laut Handwerkskammer Mannheim Rhein-NeckarOdenwald großes Potential auf dem Markt für die zukunftsorientierte, altersgerechte und barrierefreie Gestaltung des Gebäudebestandes. Die Kammer stellt auf der Seite www.jung-wohnen-alt-werden.de Checklisten bereit, mit denen sich Auftragschancen prüfen lassen. econo 9/2008 • 5. September 2008 Revolution in der Bibliothek Die Neustadter AGI-IMC verändert die Suche in Büchereien. Seit September scannt sie die Bestände der Deutschen Nationalbibliothek NEUSTADT. „Es war ein langer Weg bis zur Anerkennung durch die Deutsche Nationalbibliothek“, sagt Manfred Hauer. Seit 2002 habe er daran gearbeitet. Jetzt hat der Geschäftsführer des Neustadter Suchmaschinenbetreibers AGI-Information Management Consultants (AGI-IMC) den Auftrag erhalten, ab September die Inhaltsverzeichnisse von Büchern der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig ab 1910 einzuscannen. „Das ist ein politischer Durchbruch“, sagt Hauer, denn seinen Suchverfahren stehen noch immer viele Bibliothekare distanziert gegenüber. Das Geschäftsmodell der AGIIMC lässt den Bibliotheken die Wahl, ob sie den für das Digitalisieren der Verzeichnisse erforderlichen Rolltisch samt Scanner, Rech- ner, Kommunikations-, Bildverarbeitungs-, Texterkennungs-, Inhaltsanalyse- und CollaborationSoftware erwerben und selbst Bücher einscannen oder ob sie pro Buch für die komplette Dienstleistung zahlen wollen. Im zweiten Fall scannt Hauer mit seinen Teams vor Ort. Pro Tag schaffen drei Maschinen gut tausend Inhaltsverzeichnisse. Das kostet höchstens zwei Euro pro Buch und macht jedes Wort suchbar. Die Verschlagwortung durch Bibliothekare koste die Bibliotheken hingegen mehr als dreißig Euro pro Buch, sagt Hauer, weshalb viele Bibliotheken darauf verzichten und die Titel deshalb nur schwer suchbar sind. Mehr als eine halbe Million Inhaltsverzeichnisse haben AGI-IMC und die Bibliotheken inzwischen eingescannt und in „dandelon.com“ publiziert. Wer per Suchbegriff ein Buch gefunden hat, kann vom angezeigten Treffer zum Ausleihsystem der angeschlossenen Bibliotheken oder zum Buchhandel springen. „Die letzten zehn Jahre decken wir recht gut ab und neue Titel sind kurz nach dem Druck verfügbar, teils mit Vorabinformationen sogar schon bis zu sechs Monate früher“, sagt der Geschäftsführer. 1983 hatte Hauer gemeinsam mit einigen Kommilitonen die Arbeitsgemeinschaft Informationsvermittlung (AGI-IMC) an der Universität Konstanz gegründet und dann später in ein Unternehmen überführt. Zu den ersten Kunden gehörten die Boston Consulting Group und Infratest, für die Hauer unter anderem eine der ersten europaweiten EMail-Umfragen organisierte – im Jahr 1985. In den folgenden Jahren begann die AGI-IMC damit, Software-Lösungen zu vertreiben, mit denen sich Fachwissen in einer Organisation sammeln, archivieren und auswerten ließ. Zu den Kunden gehörten unter anderem die Unternehmensberatung Roland Berger, Industrie-Konzerne wie WackerChemie und Henkel und Dienstleister wie die Rückversicherung SwissRe oder die Deutsche Post World Net. Auch Rundfunkanstalten und Zeitungen nutzten die Software Hauers. SAP Walldorfer wollen um bis zu 27 Prozent wachsen WALLDORF. Die Walldorfer SAP AG hat im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres ein deutliches Plus bei den Softwareund softwarebezogenen Serviceerlösen verzeichnet. So stiegen die Erlöse in der Sparte um 21 Prozent auf 2,06 Milliarden Euro. Die Erlöse aus dem Softwareverkauf kletterten um 25 Prozent auf nun 898 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz erhöhte sich gegenüber der Vorjahresperiode um 18 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis lag mit 593 Millionen Euro rund zwei Prozent über dem Vorjahreswert. Darüber hinaus konnte der Software-Konzern im zweiten Quartal einige bedeutende Verträge unter anderem mit dem Brauerei-Konzern Carlsberg Breweries A/S, mit dem Erdgas- und Mineralölunternehmen China Petroleum & Chemical (Sinopec) und dem Modekonzern Brown Shoe abschließen. Die neue Geschäftseinheit Business Objects hat nach Angaben des zuständigen SAP-Vorstandsmitglieds John Schwarz im abgelaufenen Quartal ebenfalls gute Geschäfte gemacht. Business Objects habe im zweiten Quartal die wahrscheinlich beste Wachstumsrate in fünf Jahren gehabt, sagte Schwarz in der „Financial Times Deutschland“. Die Zahl großer Aufträge sei viermal größer gewesen als zu Zei- ten, in denen Business Objects noch als unabhängiges Unternehmen am Markt agiert habe. Einen vorläufigen Schlussstrich haben die Walldorfer indes unter den Spionageskandal bei der SAPTochter Tomorrow Now gezogen. Sie wird zum 31. Oktober ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Der Gerichtsprozess in den USA, bei dem sich SAP einer Klage des durch Tomorrow Now geschädigten Konkurrenten Oracle gegenüber sieht, steht noch an. Für das Gesamtjahr peilt die SAP-Führung den oberen Rand der bisher prognostizierten Spanne von 24 bis 27 Prozent Wachstum bei den Software-Erlösen an. KrK Nachrichten Kein Archiv ist Manfred Hauer zu groß. Der Neustadter Unternehmer und sein Team katalogisieren mit dem Scantisch ganze Bibliotheksbestände. Bild: KrK Für all diese Entwicklungen war Bregenz der Startpunkt: Mit der Vorarlberger Landesbibliothek entstand das heutige Digitalisierungsund Erschließungssystem, die Suchmaschine „dandelon.com“ und mit der Vorarlberger Landesregierung die ersten E-GovernmentSuchlösungen. Von dort breitete sich die Entwicklung zunächst über die Universitätsbibliothek St. Gallen und die Liechtensteinische Landesbibliothek aus, bevor es dann erste Installationen des Systems in Deutschland gab. Heute zählen zwei National-, mehrere Landes-, Universitäts- und Hochschulbibliotheken zum dandelon.com-Netzwerk. Selbst in Norwegen hat Hauer mit „dandelon.com“ inzwischen Erfolg und in Italien wird mit seiner Technik für die Library of Congress, British Library und andere Bibliotheksgiganten seit zwei Jahren gearbeitet. Nur in der Metropolregion arbeitet bislang noch keine Bibliothek mit Hauer und seinem Team zusammen. Aber das muss ja nicht so bleiben. Rund eine Million Klicks im Monat sind schließlich ein gutes Argument. Kristian Klooß Doch mit dem schnellen Wachstum des Internets wandelte sich auch das Geschäft. Der Zusammenbruch der Dotcom-Blase an den Börsen wirkte sich auch auf die Budgets der Kunden der AGI- IMC aus. „Wir haben damals keine Aufträge mehr bekommen“, sagt Hauer. So verlegte er seinen Fokus ab 2002 auf wissenschaftliche Bibliotheken, später kamen E-Government-Suchsysteme dazu. SNP REALTECH HEIDELDRUCK Starkes Wachstum in den ersten sechs Monaten SAP-Berater kommt mit Versorgern ins Geschäft Druckmaschinenhersteller schreibt rote Zahlen HEIDELBERG. Die SNP Schneider-Neureither & Partner AG hat ein starkes erstes Halbjahr hingelegt. Der Konzernumsatz inklusive der Erlöse aus Software und softwarebezogenen Leistungen stieg von Januar bis Juni 2008 um fast die Hälfte auf 10,2 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) lag bei 1,69 Millionen Euro (+111 %). Die EBIT-Marge lag bei 16,5 Prozent und damit über dem entsprechenden Wert des Vorjahreszeitraums (11,4 %). Der Auftragsbestand des Bereichs „Software-related Services“ bewege sich mit fast fünf Millionen Euro für 2008 auf Vorjahresniveau. SNP beschäftigt 140 Mitarbeiter. MSc WALLDORF. Die Realtech AG HEIDELBERG. Die Heidelberger Druckmaschinen AG hat im ersten Geschäftsquartal deutliche Verluste geschrieben. Wie das Unternehmen mitteilte, habe der Fehlbetrag von April bis Juni bei 39 Millionen Euro gelegen. Das betriebliche Ergebnis rutschte von plus 26 auf minus 35 Millionen Euro ab. Der Umsatz sank im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2008/2009 (31. März) von 742 auf 657 Millionen Euro. Der Auftragseingang erhöhte sich aufgrund der Branchenmesse drupa hingegen auf 934 Millionen Euro auf 1,15 Milliarden. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen weiterhin mit weniger Umsatz und Gewinn. KrK und die Intelligent Process Solution GmbH (IPS) arbeiten in Zukunft bei SAP-Integrationsprojekten zusammen. Das gemeinsam entwickelte Softwareprodukt IPS-SAP Bridge ermöglicht Energieversorgungsunternehmen die Integration der branchenspezifischen Instandhaltungs-Software IPS-Energy in SAP. „Mit IPS haben wir einen exzellenten Zugang zu weltweiten Kunden“, sagt Manfred Hofmann, Leiter des Geschäftsbereiches „SAP AddOn Solutions“ bei Realtech. Derzeit arbeiten IPS und Realtech an einem Großprojekt für den irischen Energieversorger ESB Ireland (Electrical Supply Board of Ireland). KrK 9 1,2 Millionen Euro Überschuss LUDWIGSHAFEN. Die städti- sche Wohnungsbaugesellschaft GAG hat ihre Bilanzsumme im letzten Jahr um 3,5 Prozent auf 476 Millionen Euro erhöht und einen Jahresüberschuss von 1,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Und dies, so die GAG Ludwigshafen, obwohl immer noch ein „Mietermarkt“ vorherrsche. Zu Ende des Jahres hatte das kommunale Unternehmen 13750 Wohnungen im Bestand. Der Leerstand betrug 2,1 Prozent, die Fluktuation 7,7 Prozent. Der Durchschnittsmietpreis stieg um sechs Cent von 4,53 Euro je Quadratmeter 2006 auf 4,59 Euro. Gemeinderat stimmt gegen Verkauf HEIDELBERG. Der Gemeinderat hat gegen den Verkauf sozialgebundener Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (GGH) gestimmt. Ein Bürgerentscheid über diese Frage war mangels Beteiligung gescheitert, obwohl 82 Prozent der Wähler gegen den Verkauf der 610 Wohnungen gestimmt hatte. Diese wollte die GGH für 31 Millionen Euro an einen Investor veräußern. Daten & Fakten Im vergangenen Jahr machte die AGI-IMC rund 450 000 Euro Umsatz und beschäftigte zwei SoftwareEntwickler. Dachdecker bekommen mehr Lohn RHEIN-NECKAR. Seit August bekommen Dachdecker 3,4 Prozent mehr Lohn. Darauf hat die IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz hingewiesen. Im nächsten Sommer gibt es dann noch einmal eine dreiprozentige Lohnsteigerung. Auch der Dachdecker-Nachwuchs erhält mehr: Die Ausbildungsvergütung für das erste Lehrjahr ist von 393 auf 450 Euro gestiegen. Gemeinderat für Tunnelbau HEIDELBERG. Mit einer Dreiviertel-Mehrheit hat der Heidelberger Gemeinderat für das Projekt „Stadt an den Fluss“ gestimmt. Damit sind die politischen Weichen für den Bau eines Neckarufertunnels und der Neugestaltung der Neckarpromenade gestellt. In einem europaweiten Teilnahmewettbewerb soll nun ein geeignetes Planungsbüro ermittelt werden. Grünes Licht gab der Rat auch für die Durchführung eines Gestaltungswettbewerbs zur Neckaruferpromenade. 9/2008 • 5. September 2008 econo 10 Nachrichten Brauereien bauen Personal ab RHEIN-NECKAR. Die zur Act- ris AG gehörenden Brauereien Eichbaum in Mannheim und Park & Bellheimer in Pirmasens stehen vor harten Restrukturierungen. In Mannheim sollen 120 Arbeitsplätze wegfallen. Das Ausmaß des Stellenabbaus in Pirmasens ist bislang nicht bekannt. Beide Unternehmen schreiben rote Zahlen. Die Holdinggesellschaft Actris gehört zum Beteiligungsportfolio von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. Dieser hatte bereits im Mai 2006 angekündigt, sich von den Getränkeaktivitäten trennen zu wollen. Neue Geldgeber für Eichbaum und Park & Bellheimer wurden bislang allerdings noch nicht gefunden. Faurecia steigert Mitarbeiterzahl WÖRTH. Wie die Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ berichtet, habe der französische Automobilzulieferer Faurecia am Standort Wörth die Mitarbeiterzahl um 26 auf 370 erhöht. Auch in Hagenbach seien Neueinstellungen geplant. Der Konzern hat im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert. Kurzarbeit bei Duscholux SCHRIESHEIM. Die Krise beim Schriesheimer Duschkabinenhersteller Duscholux spitzt sich laut einem Bericht des „Mannheimer Morgen“ offenbar zu. Die Tageszeitung schreibt mit Verweis auf Informationen von Arbeitnehmervertretern, dass das Unternehmen so schnell wie möglich und bis zum Jahresende Kurzarbeit einführen wolle. Zusätzlich solle in der Produktion noch einmal jede fünfte Stelle wegfallen. Duscholux beschäftigte in Schriesheim rund 250 Mitarbeiter, davon 70 in der Produktion. Cirrus fliegt nach München MANNHEIM. Cirrus Airlines startet eine neue Strecke zwischen Mannheim und München. Ab dem 15. September wird die Fluggesellschaft bis zu viermal täglich zwischen dem Rhein-Neckar-Dreieck und der Isar verkehren. Tickets seien nach Unternehmensangaben ab 89 Euro für Hin- und Rückflug erhältlich, plus Buchungsgebühren. econo 9/2008 • 5. September 2008 Saure-Rüben-Zeit Die Reform des europäischen Zuckermarktes hat die Südzucker AG gebeutelt. Für dieses Jahr verspricht der M-Dax-Konzern bessere Zahlen MANNHEIM. Lag es an den Temperaturen im Rosengarten oder an den Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr? Nach der Begrüßung bat der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hans-Jörg Gebhard die 2500 Südzucker-Aktionäre, dass die Mitglieder des Aufsichtsrates und des Vorstandes sich ihrer Jacketts entledigen dürfen. Damit hatten die Anteilseigner keine Probleme. Nach einem kurzen Applaus setzten fast alle Herren auf dem Podium die Hauptversammlung hemdsärmlig fort. Auf weniger Beifall stieß der Vorschlag, die Dividende von 55 Cent im Vorjahr auf 40 Cent zu senken. Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger sprach von einem „sauren“ Ergebnis und bezeichnete die Südzucker-Anteile als „politische Landwirtschafts-Aktie“. Das zielte auf die Verwerfungen, die die Neuordnung des europäischen Zuckermarkts hervorgerufen hat. Seit Mitte 2006 gilt die neue Zuckermarktordnung, die Nicht-EU-Ländern bessere Importmöglichkeiten eröffnet und dazu die Zucker- und Rübenpreise drastisch gesenkt hat. Südzucker hat im Zuge der Reform 871 000 Tonnen (21 %) seiner bisherigen Zuckermenge abgegeben. Spettmann betonte, dass das Unternehmen mit einem Marktanteil von 24 Prozent „mit Abstand europäischer Marktführer“ bleibe. Die EU-Politik hat aus der ehemals Zucker exportierenden Europäischen Union einen Importeur gemacht. Spettmann wies darauf hin, dass sich Südzucker besonders in den neuen Defizitländern positioniert und dort Marktanteile gewonnen habe. In diesen Kontext gehört auch der Partnerschaftsvertrag von Südzucker mit dem Mauritius Sugar Syndicate, das den in Mauritius produzierten Zucker in alleiniger Verantwortung vermarktet. Durch die bis 2015 angelegte Kooperation könne Südzucker einen Teil der politisch bedingten Mengenverluste ausgleichen. „Die Partnerschaft unterstreicht unseren Anspruch auf die Führungsrolle bei den Importen nach Europa“, so Spettmann. Alles in allem hat Südzucker die durch die EU-Politik bedingten Turbulenzen relativ gut verkraftet. Der Umsatz im Zucker-Segment sank im vergangenen Jahr leicht um 2,2 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Weniger erfreulich sieht es beim operativen Ergebnis aus. Dieses schrumpfte von 199 Millionen Euro Vorstandsvorsitzender Dr. Theo Spettmann bekräftigte zwar, dass das Unternehmen gegen die Neuordnung gekämpft habe „bis das Blut spritzt“. Genutzt hat es wenig. BILFINGER BERGER Dienstleistungen gleichen Schwäche im Ingenieurbau aus MANNHEIM. Der Baukonzern Bilfinger Berger hat im ersten Halbjahr den Umsatz auf fast fünf Milliarden Euro gesteigert (+11 %). Auch der Auftragsbestand nahm um elf Prozent zu und erzielte mit 11 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert. Das Ergebnis (EBITA) im ersten Halbjahr kam an den Vorjahreswert jedoch nicht heran. Eine außerordentliche Belastung von 65 Millionen Euro im Ingenieurbau führt zu einem Ergebnis von 60 Millionen Euro (Vorjahr: 78 Mio. €). Der Grund sind Probleme beim norwegischen Verkehrsinfrastrukturpro- jekt E18. Bilfinger Berger führt das Joint Venture an, das den Auftrag abwickelt. Für den erwarteten Verlust von 90 Millionen Euro reichte die zum 31. Dezember 2007 gebildete Risikovorsorge von 25 Millionen Euro nicht aus. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern im Geschäftsfeld Ingenieurbau daher nur mit Ergebnisbeitrag in Höhe von 15 Millionen Euro nach 58 Millionen im Vorjahr. Dem steht ein stark wachsender Beitrag des Dienstleistungsbereichs gegenüber. Das Leistungsspektrum und die regionale Präsenz hat Bilfinger Berger durch Akquisitionen erweitert. Das Unternehmen hat die Immobiliendienstleistungen von M+W Zander übernommen und das Industrieservicegeschäft in den Vereinigten Staaten durch den Kauf von Tepsco auf die Öl- und Gaswirtschaft ausgeweitet. Im Geschäftsfeld Betreiberprojekte erfolgte der Financial Close für drei große Autobahnprojekte in Deutschland, Ungarn und Kanada, in die Bilfinger Eigenkapital von 103 Millionen Euro investieren wird. Damit kommt das Unternehmen auf nunmehr 23 Betreiberprojekte. MSc Nachrichten 11 Einstweilige Verfügung gegen ICW HEIDELBERG. Die DOCexpert Computer GmbH hat beim Landgericht Heidelberg eine einstweilige Verfügung gegen die InterComponentWare AG (ICW) erwirkt. Ziel der Verfügung sei es, Wettbewerbsgleichheit bei der IT-Umsetzung des hausarztzentrierten Vertrages der AOK Baden-Württemberg herzustellen. DOCexpert wirft dem Walldorfer Unternehmen vor, anderen Anbietern Komponenten und Spezifikationen nicht zur Verfügung gestellt zu haben. Somit verfüge ICW mit der eigenen Vertragssoftware über eine „Monopolstellung“. Softwarefirma Stas steigert Umsatz REILINGEN. Die Stas GmbH hat 4,6 Millionen Tonnen Zucker in den verschiedensten Darreichungsformen hat Südzucker 2007 produziert. Bild: Südzucker auf 61 Millionen Euro. Im Fruchtbereich sanken die Umsätze um fast sieben Prozent auf 853 Millionen Euro. Verantwortlich für das „raue Fahrwasser“ seien die „Turbulenzen auf den Agrarmärkten“, das heißt der starke Anstieg der Rohstoffpreise. Besser fiel das Ergebnis im dritten Südzucker-Segment „Spezialitäten“ aus. Hier stieg der Umsatz um fast zwölf Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Hierzu zählen unter anderem die Bioethanol-Aktivitäten der Tochter CropEnergies oder die Geschäfte des Pizza- und Snack-Produzenten Freiberger. Für das laufende Geschäftsjahr versprach Spettmann bessere Zahlen. Insgesamt rechne er mit einem Gesamtumsatz von 1,47 Milliarden Euro (+9,8 %), davon entfielen 850 Millionen Euro (+8,8 %) auf das Segment Zucker. Den Aktionären machte er Hoffnung: 2008/2009 sei gekennzeichnet durch die „Normalisierung im europäischen Zuckermarkt“. Dem mochte nicht jeder der Aktionärsvertreter folgen. Gerhard Roh von der Schutzvereinigung der Kapitalanleger prophezeite, dass die Probleme noch mindestens zwei Jahre andauern würden. Spettmann nahm dies und die andere Kritik gelassen. Vom Angebot, sein Jackett abzulegen, machte er keinen Gebrauch. Matthias Schmitt HEBERGER HEIDELBERGCEMENT GAH Baukonzern macht weniger Umsatz und mehr Gewinn Baustoffhersteller rechnet mit zweistelligen Zuwächsen Heidelberger Anlagenbauer verschmelzt Unternehmen SCHIFFERSTADT. Das Bauunternehmen Heberger hat im vergangenen Jahr einen Gruppenumsatz von 368 Millionen Euro erzielt. Das sind fünf Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der Vorsteuergewinn ist dennoch auf 18 Millionen Euro gestiegen (Vorjahr: 7,3 Mio. €). Mitverantwortlich für die besten Vorsteuerzahlen der Firmengeschichte war der Verkauf der Tochter Procon, der 7,5 Millionen Euro zum Resultat beitrug. Für das Ergebnis in diesem Jahr peilt das Schifferstädter Unternehmen 12,5 Millionen Euro an. MSc HEIDELBERG. HeidelbergCe- HEIDELBERG. Die GAH-Gruppe hat ihre Töchter GA Energieanlagenbau aus Hohenwarsleben mit ihrer Schwesterfirma, der GA Leitungsbau Nord aus Hannover zur GA Energieanlagenbau Nord fusioniert. Sitz der GA Nord ist Hohenwarsleben. Mit der Verschmelzung möchte GAH ihr Geschäftsfeld Energieversorgungstechnik im Norden und Osten der Republik verstärken. Das neue Unternehmen baut unter anderem für den weltweit größten Offshore-Windpark von E.ON die Überland-Kabeltrasse. MSc ment hat im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert: Der Umsatz verbesserte sich von 4,2 Milliarden auf 7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg auf 888 Millionen Euro (Vorjahr: 649 Mio. €). Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern bei Umsatz und Ergebnis mit „deutlich zweistelligen“ Zuwachsraten. Dem Kostendruck durch Energie- und Rohstoffpreise begegnet das Unternehmen mit einem „Fitnessprogramm 2009“. Das soll jährliche Einsparungen von 250 Millionen Euro bringen. MSc Zahlen 2007/2008 Umsatz: Operatives Ergebnis: Ergebnis je Aktie: EBITDA: Cashflow: Dividende: Zuckererzeugung: Zuckerfabriken: 5,8 Mrd. ¤ 233 Mio. ¤ 0,10 ¤ 489 Mio. ¤ 498 Mio. ¤ 0,40 ¤ 4,6 Mio. t 39 in den ersten sechs Monaten ihren Umsatz auf 2,9 Millionen Euro gesteigert (+ 26 %). Das Reilinger Unternehmen ist Anbieter von Business-Intelligence-Lösungen für den Mittelstand. Im letzten Halbjahr haben sich nach Unternehmensangaben 39 Firmen aus dem deutschsprachigen Raum für die Stas-Software entschieden. Das Neukundengeschäft sei der Hauptgrund für die gute Umsatzentwicklung. Univativ eröffnet „Karrierecenter“ MANNHEIM. Die Darmstädter Firma Univativ hat eine Niederlassung in Mannheim eröffnet. Zweck der neuen Geschäftsstelle ist die Rekrutierung von Studenten der hiesigen Hochschulen. Die Betreuung der Kunden erfolge unverändert von Darmstadt und Karlsruhe aus. Das Unternehmen spricht daher von einem „neuen Niederlassungstyp“, das eine Art „externes Karrierecenter“ sei. Univativ, ein Beratungsunternehmen und ITDienstleister, ist 1996 als studentische Unternehmensberatung gegründet worden und beschäftigt mittlerweile mehr als 400 Studenten und Young Professionals. Mannheimer Informatiker geehrt MANNHEIM. Das Bundeswirtschaftsministerium hat 15 Informatikprojekte junger Wissenschaftler aus ganz Deutschland ausgezeichnet. Drei der Preise gingen an Doktoranden der Wirtschaftsinformatik an der Universität Mannheim. 9/2008 • 5. September 2008 econo 12 Nachrichten SCA zum „Top Arbeitgeber“ gewählt MANNHEIM. Der Hygienepa- pierhersteller SCA Hygiene Products ist mit dem CRF-Gütesiegel „Top Arbeitgeber“ ausgezeichnet worden. Das Mannheimer Unternehmen belegte den 35. von 88 Plätzen und hat sich damit in diesem Jahr um neun Plätze verbessert. SCA ist mit 2300 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in der Region. CropEnergies kontert Kritik an Biokraftstoffen Hohe Rohstoffpreise und die Diskussion über Biokraftstoffe machen dem Bioethanol-Produzenten zu schaffen. An den Wachstumszielen hält das Karl Hill ist „1a Fachhandwerker“ WEINHEIM. Peter Hill, Ge- schäftsführer der Weinheimer Sanitär- und Heizungsbaufirma Karl Hill GmbH, hat von der Fachzeitschrift „markt intern“ die Auszeichnung „1a Fachhandwerker“ erhalten. Mit dem Zertifikat zeichnet die Zeitschrift nach eigenen Angaben besonders kundenfreundliche Handwerksbetriebe aus. Unternehmen dennoch fest MANNHEIM. Die Stimmung unter den Aktionären auf der Hauptversammlung der CropEnergies AG im Mannheimer Rosengarten war gedrückt: Die öffentliche Diskussion über Biosprit hat viele Anleger verunsichert. Hinzu kommen die gestiegenen Preise für Getreide, dem wichtigsten Rohstoff für die Bioethanol-Produktion. Beides hat dem Börsenkurs nicht gut getan. Dieser sank seit Handelsstart der Aktie im Oktober 2006 um 60 Prozent. Ein Aktionärsvertreter machte den Anteilseignern sogar mit einem Rückgriff auf die Religion Mut: „Glauben Sie, ohne zu zweifeln.“ Vorstandsvorsitzender Dr. Scherer & Kohl verkauft LUDWIGSHAFEN. Die Jakob Becker GmbH & Co. KG hat die Geschäftsanteile des seit 48 Jahren in Familienbesitz befindlichen Ludwigshafener Unternehmens Scherer & Kohl gekauft. Scherer & Kohl ist Spezialist in den Bereichen Abbruch, Rückbau, Flächenrecycling sowie in der Aufbereitung und Verwertung mineralischer Massen. „Wir sind überzeugt, die unternehmerischen Erfolge fortführen zu können“, heißt es in einer Mitteilung der Familie Scherer. Die in Mehlingen bei Kaiserslautern ansässige Firma Jakob Becker beschäftigt als familiengeführtes Entsorgungsunternehmen rund 1700 Mitarbeiter in Europa. Scherer + Kohl beschäftigt derzeit 135 Mitarbeiter. Konzept für Bahnareal geplant SCHWETZINGEN. Die Stadt Schwetzingen und die Firma Aurelis Real Estate wollen als Eigentümer des ehemaligen Bahnausbesserungswerkes noch in diesem Jahr ein Konzept für die künftige Nutzung des Geländes entwickeln. Dazu wurden laut Kommune bis Ende August die größeren Schwetzinger Betriebe nach ihren Anforderungen in den nächsten Jahren befragt. Das stadtnahe Areal umfasst eine Fläche von über 20 Hektar. econo 9/2008 • 5. September 2008 Lutz Guderjahn gab sich Mühe, zumindest die Zweifel an der Strategie des Unternehmens zu beseitigen. Seine wichtigsten Argumente für Bioethanol: Generell führe an regenerativen Energieträgern kein Weg vorbei, da die Ressourcen an fossilen Energieträgern begrenzt seien. Zur Kritik an der Produktion von Kraftstoff aus Getreide oder Zuckerrüben sagte er: „Es wird Stimmung gegen unsere Branche gemacht.“ Von einigen Interessengruppen würden bewusst Unwahrheiten verbreitet. Außerdem werde „pauschalisiert und emotionalisiert“. Die Folge seien Verunsicherungen bei Anlegern, in der Öffentlichkeit und der Politik. Entscheidend sei, dass die Rohstoffe der biologischen Kraftstoffe aus nachhaltigem Anbau stammten. Guderjahn begrüßte es daher, dass die Europäische Kommission Nachhaltigkeitskriterien definiert SYGNIS Pharma-Unternehmen prüft Übernahmen HEIDELBERG. Die Sygnis Pharma AG hat die Ergebnisse für das erste Quartal veröffentlicht, das die Monate April bis Juni umfasst. Der Umsatz belief sich wie im Vorjahr auf 100 000 Euro. Aufgrund der erweiterten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten stiegen die betrieblichen Aufwendungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,3 Millionen auf 1,9 Millionen Euro. Der Verlust fiel mit 1,7 Millionen Euro höher aus als im gleichen Vorjahreszeitraum (-1,4 Mio. ¤). Sygnis sieht sich auf einem guten Wege: Das Unternehmen habe deutliche Fortschritte bei der Entwicklung hin zu einem produktorientierten Pharmaunternehmen gemacht. Sygnis entwickelt Wirkstoffe zur Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Die liquiden Mittel einschließlich börsengängiger Wertpapiere beliefen sich zum Ende der Berichtsperiode auf 15,2 Millionen Euro (Vorjahr: 25,5 Mio. €). Die langfristigen Finanzverbindlichkeiten in Höhe von acht Millionen Euro resultieren aus einem erst im Jahr 2015 fällig werdenden Darlehen. Sygnis bestätigte den Ausblick für das Ge- schäftsjahr. Es werde die klinischen Entwicklungsprogramme vorantreiben sowie Übernahmen und Lizenzierungsmöglichkeiten prüfen. Das Unternehmen habe Zugriff auf liquide Mittel in Höhe von insgesamt 33,5 Millionen Euro, davon 18,3 Millionen Euro von den Hauptinvestoren. Das Unternehmen befinde sich daher in einer finanziell starken Position, um die verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsprogramme weiter zu forcieren. Sygnis erwägt, weitere Liquidität über den Kapitalmarkt aufzunehmen. MSc Nachrichten hat. Auch die von Kritikern gern behauptete Alternative „Tank oder Teller“ sei irreführend: „In Europa stehen genügend Flächen für die Produktion von Rohstoffen zur Verfügung.“ Auch wenn im Jahr 2020, wie prognostiziert, fast 60 Millionen Tonnen Getreide für die Bioenergieproduktion benötigt würden, erzeuge Europa immer noch einen Getreideüberschuss. Ein weiteres Argument des Vorstandsvorsitzenden: Bei der Bioethanol-Produktion von CropEnergies werde auch das im Weizen enthaltene Protein genutzt. Für den eigentlichen Kraftstoff sind nur die Kohlehydrate von Bedeutung. Das so als „Abfallprodukt“ gewonnene Proteinfuttermittel Protigrain mache den Anbau von Soja zur Tierfuttermittel-Produktion teilweise überflüssig. SWEG gewinnt Ausschreibung WIESLOCH-WALLDORF. Die Südwestdeutsche VerkehrsAktiengesellschaft (SWEG) hat für weitere acht Jahre die Konzession für den Stadtverkehr WieslochWalldorf erhalten. Vorausgegangen war eine europaweite Ausschreibung durch den Rhein-NeckarKreis. Die öffentliche Hand könne mit den neuen Verträgen den Zuschuss für den öffentlichen Nahverkehr um einen größeren sechsstelligen Betrag senken. Bahnstrecke wird elektrifiziert Auch wenn aus dem Kreis der Aktionäre diesen Argumenten keiner widersprach, gab es gerade angesichts der öffentlichen Debatte Kritik. Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger warf dem Vorstand Versagen bei der politischen Arbeit vor und fragte: „Wie flexibel ist CropEnergies auf Veränderungen in der Umwelt und bei den Kostenfaktoren eingestellt?“ Vorstandsvorsitzender Lutz Guderjahn Bild: CropEnergies Beruhigendes bekamen die rund 800 Aktionäre zur Umsetzung des Expansionsprogramms zu hören. Durch die Übernahme von Ryssen Alcools, den Ausbau der Bioethanolanlage in Zeitz und den Neubau einer Anlage im belgischen Wanze werde die Produktionskapazität in diesem Jahr verdreifacht. Finanzvorstand Joachim Lutz bekräftigte die Prognose, den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr um die Hälfte gegenüber dem Vorjahr zu steigern. Im ersten Quartal sei der Umsatz um zwei Drittel auf 56 Millionen Euro geklettert. Der Überschuss belief sich so im ersten Quartal auf drei Millionen Euro. MSc Zahlen & Fakten Umsatz: Operatives Ergebnis: Cashflow: Ergebnis je Aktie: Dividende: 187 Mio. ¤ 22 Mio. ¤ 26 Mio. ¤ 0,24 ¤ keine NOWEDA Apotheker-Genossenschaft übernimmt Pharma-Großhändler MOSBACH. Die Apothekerge- nossenschaft Noweda eG hat den mittelständischen Pharmagroßhändler W. Kapferer KG gekauft. Das bislang inhabergeführte Unternehmen wurde rückwirkend zum 1. April 2008 übernommen. Die Kartellbehörden haben der Transaktion Mitte August grünes Licht gegeben. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Parteien Stillschweigen. Das bereits 1884 durch Wilhelm Kapferer gegründete Unternehmen betreibt Niederlassungen in Garching bei München, Friedrichsthal im Saarland und im sächsischen 13 Rossau. Die Präsenz in Süddeutschland machte Kapferer für Noweda interessant, da das Unternehmen dort bisher nicht präsent war. Das Mosbacher Unternehmen dagegen sieht durch die Übernahme das Unternehmen langfristig gesichert. Auch Noweda wolle an inhabergeführten Apotheken festhalten. Konsequenterweise bleibt die Familie Kapferer in führenden Positionen tätig. Außerdem erhoffe sich Kapferer einen verbesserten Vertrieb, da das Unternehmen nun auf die Möglichkeiten einer starken Genossenschaft zugreifen könne. Noweda wurde vom Branchendienst „markt intern“ auf der Grundlage einer bundesweiten Umfrage zum dritten Mal hintereinander zum besten deutschen Pharmagroßhändler gewählt. Die Essener Genossenschaft befindet sich im Eigentum von etwa 6500 Apothekern. Sie verfügt über zehn Vertretungen und erwartet inklusive der neuen Apotheken einen Umsatz von über drei Milliarden Euro. Durch die Übernahme rückt Noweda nach eigenen Angaben auf Platz vier der deutschen Pharmagroßhändler. MSc SINSHEIM. In Sinsheim fand der erste Spatenstich für die Elektrifizierung der Elsenz- und Schwarzbachtalbahn statt. Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 sollen die Strecken von Eppingen und Bad Friedrichshall/Jagstfeld über Sinsheim sowie Aglasterhausen über Meckesheim bis Neckargemünd mit einer elektrischen Oberleitung versehen sein. Ausgebaut werden außerdem 19 Stationen. Die Gesamtkosten betragen 82 Millionen Euro. Asconex übernimmt Pharmarissano BOCKENHEIM. Die Asconex Arzneimittelvertriebs GmbH aus Villmar hat den Geschäftsbetrieb der Pharmarissano Arzneimittel GmbH in Bockenheim an der Weinstraße übernommen. Damit erweitert Asconex sein Portfolio an Homöopathika, Nahrungsergänzungsmitteln, Medizinprodukten und diätetischen Lebensmitteln. Easydentic jetzt im Alternext-Markt MANNHEIM. Die Aktien der Easydentic AG wurden in den Alternext-Markt der NYSE Euronext Aktien aufgenommen. Das in Mannheim beheimatete Unternehmen entwickelt und vertreibt biometrische Sicherheitssysteme. Der Alternext-Markt gehört zu NYSE Euronext, einem transatlantischen Börsenbetreiber, der durch die Fusion der europäischen Mehrländerbörse Euronext mit der New York Stock Exchange entstanden ist. Easydentic hat nach eigenen Angaben seinen Umsatz von vier Millionen Euro im Jahr 2004 auf 74 Millionen Euro im vergangenen Jahr 2007 gesteigert. 9/2008 • 5. September 2008 econo 14 Konjunktur Weniger Auslandsnachfrage BAD EMS. Die deutlich gesun- kene Nachfrage aus dem Ausland hat im Juni zu einem fühlbaren Rückgang der Auftragseingänge in der rheinland-pfälzischen Industrie geführt. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes lag das Ordervolumen preisbereinigt um drei Prozent niedriger als im Juni 2007. Die Bestelltätigkeit aus dem Ausland blieb um 9,2 Prozent unter dem Vorjahreswert; aus dem Inland kamen hingegen mehr Bestellungen als vor einem Jahr (plus 4,1 Prozent). Hessische Industrie stellt weiter ein WIESBADEN. Die hessische Industrie hat im Juni dieses Jahres 2000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Wie das Hessische Statistische Landesamt mitteilte, fiel trotz zuletzt geringerem Umsatzwachstum die Halbjahresbilanz sehr positiv aus. Dazu trugen stärkere Impulse aus dem Inland bei. Im Juni lag die Zahl der Beschäftigten in der hessischen Industrie mit 371 700 um 2000 höher als im Mai 2008 und um 7300 oder zwei Prozent höher als im Juni 2007. Das ist im Vorjahresvergleich der höchste Anstieg in diesem Jahr. Beschäftigung nimmt zu STUTTGART. In Baden-Württemberg waren im Jahr 2006 rund 54 000 Unternehmen im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen tätig. Die Branche erzielte nach Angaben des Statistischen Landesamtes einen Gesamtumsatz von 35 Milliarden Euro und beschäftigte knapp 500 000 Menschen. Gegenüber 2005 ist das ein Plus von knapp fünf Prozent. Renaissance der Industrie erwartet LUDWIGSHAFEN. Über die Hälfte der Betriebe (52 %), die sich an der Umfrage der IHK Pfalz beteiligt haben, erwarten in den kommenden Jahren ein stärkeres Wachstum der Industrie als der übrigen Wirtschaft. Dagegen gehen 31 Prozent der Befragten davon aus, dass sich das verarbeitende Gewerbe genauso entwickeln wird wie die übrige Wirtschaft. Nur 17 Prozent glauben an ein schwächeres Wachstum der Industrie. econo 9/2008 • 5. September 2008 Mehr Licht Die Konjunktur wächst zwar nur noch minimal, dafür hellen sich die Erwartungen wieder auf RHEIN-NECKAR. Die ZEWKonjunkturerwartungen haben sich im August um 8,4 Punkte leicht verbessert. Sie liegen nun bei minus 55,5 Punkten nach minus 63,9 Punkten im Vormonat. Damit liegen die Erwartungen aber weiterhin deutlich unter ihrem historischen Mittelwert von 28,3 Punkten. Weniger gut als die Erwartungen fällt beim ZEW die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage aus. Der Rückgang des Bruttoinlandsproduktes hat den entsprechenden Indikator um 26,2 Punkte auf minus 9,2 Punkte gedrückt. Die ZEW-Konjunkturforscher sehen in der leichten Aufhellung der Erwartungen ein Signal, dass sich die Sorge der Finanzmarktexperten um die Konjunktur in Grenzen halte. Gründe für den vorsichtigen Optimismus seien der gesunkene Ölpreis und der schwächere Eurokurs. Die Finanzmarktexperten hätten sich von der negativen Zuwachsrate im zweiten Quartal zu Recht nicht sonderlich beeindrucken lassen, so der ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Sein Fazit: „Insgesamt gehen sie von einer zwar schwächeren, aber alles in allem robusten Konjunkturentwicklung aus und befürchten naheliegenderweise keine Rezession.“ Franz’ Kollegen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bestätigen diese Einschätzung. Das DIW-Konjunkturbarometer signalisiert für das laufende dritte Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Damit tritt die deutsche Wirtschaft in den Sommermonaten praktisch auf der Stelle. „Es wäre aber völlig abwegig, von einer Rezession zu sprechen“, sagte DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths. Dass die Wirtschaft überhaupt noch wachse, liegt laut DIW ausschließlich am Dienstleistungssektor. Dessen Wertschöpfungsanteil beläuft sich auf gut 70 Prozent. Das DIW räumt ein, dass angesichts des sehr geringen Wertes für die Wachstumserwartung auch negative Werte im Bereich des Möglichen liegen. Hiermit wäre rein technisch die Definition einer Rezession erfüllt. Die Konjunkturforscher aus Berlin halten dies jedoch für abwegig. Insbesondere der Wachstumsrückgang im Frühling müsse vor dem Hintergrund einer ungewöhnlich kräftigen Expansion im ersten Quartal gesehen werden. Auch dürfte der außenwirtschaftlich bedingte Preisauftrieb in der zweiten Jahreshälfte deutlich zurückgehen. Das stärke die Kaufkraft der privaten Haushalte und verleihe der Binnennachfrage neue Impulse. Bei den Energiepreisen sieht das ZEW dagegen keine Entspannung. Die große Mehrheit der für das Energiemarktbarometer befragten 200 Energiemarktexperten geht davon aus, dass die Preise für Erdgas, Kohle, Strom und Rohöl in den nächsten sechs Monaten weiter steigen werden. Aber auch langfristig, das heißt auf Sicht von fünf Jahren, erwartet die große Mehrheit der Experten, dass diese Energieträger teurer werden. Sinkende Energiepreise prognostiziert nur eine Minderheit. Auf die Arbeitsplätze hat die konjunkturelle Abschwächung bisher noch nicht durchgeschlagen. Die Bundesbank hat in ihrem Monatsbericht für August festgestellt, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt weiter anhalte. Im Schnitt würden die Unternehmen weiterhin neue Stellen schaffen. Matthias Schmitt Nachrichten KÜBLER MVV Heizungsbauer kooperiert mit MVV Energieversorger erreicht eigene Ziele LUDWIGSHAFEN. Die Kübler MANNHEIM. Die MVV Energie AG hat in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2007/08 (Oktober bis Juni) ihre selbst gesteckten Wachstumsziele erreicht. Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro gestiegen. Das operative Ergebnis (EBIT) kletterte bereinigt um die nicht zahlungswirksamen Erträge aus der stichtagsbezogenen Marktbewertung von Energiehandelsgeschäften um 53 Millionen auf 251 Millionen Euro. Vorstandsvorsitzender Dr. Rudolf Schulten sagte bei der Veröffentlichung der Zahlen, dass alle Gesellschaften zur Verbesserung des Ergebnisses beigetragen hätten. GmbH und die MVV Energiedienstleistungen haben eine Absichtserklärung über eine Kooperation im Bereich Wärme-Contracting unterzeichnet. Die Kübler GmbH vertreibt Hallenheizungssysteme und verspricht ihren Kunden Einsparungen von bis zu 70 Prozent des Energieverbrauchs. Die Zusammenarbeit soll die komplette Wertschöpfungskette von der Versorgung über den Vertrieb bis ins Contracting erschließen. Geschäftsführer Thomas Kübler begründet die Kooperation mit der zunehmenden Nachfrage nach „Komplettlösungen von der Gasversorgung bis zur optimierten Heizprozesssteuerung“. Von den Vorteilen des Contracting-Angebots profitierten Firmen, deren Gebäudebestand durch große Räume und Hallen geprägt ist. Der Unterzeichnung der Ab- sichtserklärung liege ein detaillierter Maßnahmenplan zugrunde, der mittelfristig in die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens führen könne. „Angesichts der Schlagzeilen, die das Thema Energie aktuell regelmäßig schreibt, dürfte dies für viele Unternehmen ein echter Lichtblick sein“, sagte Thomas Kübler, Geschäftsführer der Ludwigshafener Kübler GmbH, bei Vertragsunterzeichnung. Michael Blichmann, Geschäftfsührer der MVV Energiedienstleistungen, erklärte: „Die Kombination aus modernster Energiespartechnologie, sicherer sowie kalkulierbarer Energieversorgung und Abwicklung aus einer Hand generiert für unsere Kunden einen hohen Nutzen, der sich unmittelbar betriebswirtschaftlich auswirkt.“ Matthias Schmitt Mittlerweile abgeschlossen hat MVV Energie den angekündigten Rückzug aus dem polnischen Markt. Anfang August hat E.ON die 15 MVV Polska übernommen. Seit 1990 war MVV auf dem polnischen Markt im Bereich Wärmeerzeugung und Wärmeverteilung sowie der Energieberatung tätig. Über den Kaufpreis haben beide Unternehmen Stillschweigen vereinbart. Mitte August hat das Unternehmen zum 1. Oktober seine Gaspreise erhöht. Die Kilowattstunde kostet dann 1,47 Cent mehr. Gleichzeitig garantiert die MVV diesen Preis bis zum Ende der kommenden Heizperiode. Das Unternehmen begründet den Schritt mit den Preissteigerungen auf den Rohstoffmärkten. „Wir können uns davon nicht abkoppeln“, sagt Vertriebsvorstand Matthias Brückmann. Die gleichzeitig vorgenommene Preisanpassung bei Fernwärme fiel mit 0,49 Cent pro Kilowattstunde geringer aus. Vorerst unverändert bleibe der Strompreis. Matthias Schmitt Anzeige VISITENKARTE Die Managerschmiede anagement-Ausbildung made in Mannheim“– das ist längst weit über die nationalen Grenzen hinaus zu einem Gütesiegel geworden. Erst recht, seit die Mannheim Business School (MBS), das organisatorische Dach für Management-Weiterbildung an der Universität Mannheim, MBA-Programme für Führungskräfte auf internationalem Top-Niveau anbietet. Und so erhalten an der Karriereschmiede zukünftige Unternehmenslenker aus der Metropolregion Rhein-Neckar wie auch aus allen Teilen der Welt den fachlichen und persönlichen Feinschliff. Die hohe Qualität der Dozenten, größtenteils Mitglieder der renommierten BWL-Fakultät der Universität Mannheim, die Tatsache, dass die MBS als eine von nur 35 Institutionen weltweit bei den drei international bedeutendsten Organisationen akkreditiert ist, und die exzellente Vernetzung mit der Praxis sind die wichtigsten Pluspunkte. Alleine um 60 Prozent steigerte die MBS 2007 die Teilnehmerzahlen in ihren Programmen, 2008 hält dieser positive Trend an. Und für Professor Dr. Dr. h.c. mult. Christian Homburg, Präsident der Mannheim Business School gGmbH, ist dies erst der Anfang der Erfolgsstory: „Mittelfristig peilen wir einen Platz unter den besten zehn europäischen Business Schools und weltweit unter den Top 30 an.“ Ein ehrgeiziges, aber keineswegs unrealistisches Ziel: Denn im weltweiten Executive-MBA-Ranking der Financial Times landete die MBS mit dem berufsbegleitenden ESSEC & MANNHEIM Executive MBA 2007 bereits auf Platz 26. Erstklassige Platzierungen gab Daten und Fakten: ■ Zahl der Studierenden: 215 ■ Unterrichtssprache in MBA-Programmen: Englisch ■ Anteil ausländischer Studierender: 50 % ■ durchschnittlicher Gehaltszuwachs drei Jahre nach Abschluss: 70 % ■ notwendige Berufserfahrung für MBA-Programme: drei Jahre (Vollzeit-MBA) oder fünf Jahre (Executive MBA) ■ Dem Kuratorium gehören 30 Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer international agierender Großunternehmen an. M International und erfolgreich: die MBS. Bild: MBS Kontakt es für den Studiengang unter anderem in den Kategorien „Karrierefortschritt“ sowie „Internationalität der Ausbildung“. Neben dem ESSEC & MANNHEIM Executive MBA, der in zwei Zeitformaten belegt werden kann, bietet die Mannheim Business School noch das einjährige Vollzeit-Programm „Mannheim MBA“ und den Executive Master of Accounting & Taxation für Nachwuchsführungskräfte in Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung an. Abgerundet wird die MBS-Leistungspalette durch maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote für Unternehmen. L 5, 6 68161 Mannheim Telefon: 0621/181-3721 [email protected] www.mannheim-businessschool.com 9/2008 • 5. September 2008 econo 16 Nachrichten Heylsches Areal verkauft WORMS. Das ehemalige Heylsche Areal in der Wormser Innenstadt ist an ein Konsortium unter Führung der Wegner Unternehmensgruppe aus Hamburg verkauft worden. Auf dem 93 000 Quadratmeter großen Grundstück wurden früher Lederwaren, unter anderem für Salamander, produziert. Die geplante Bebauung sieht eine Mischnutzung mit den Schwerpunkten Handel und Gewerbe vor. Stadt muss 700 000 Euro zahlen SCHIFFERSTADT. Die Stadt Schifferstadt muss für die Sparkasse Vorderpfalz fast 700 000 Euro für das vergangene Jahr zahlen. Dies berichtet die „Rheinpfalz“. Die Summe decke die ausgefallenen Kredite der ehemaligen Stadtsparkasse ab, für die die Kommune gebürgt habe. Dies war die Voraussetzung für die Fusion mit der Sparkasse Ludwigshafen zur Sparkasse Vorderpfalz. Ausgezeichnete Kooperation Neun Unternehmen aus der Region sind „Dienstleister des Jahres 2008“. Ihr Rezept: Zusammenarbeit ohne Formalien RHEIN-NECKAR. Das Ende der „New Economy“ und die damit einhergehende Medienkrise hinterließen verunsicherte Kunden, gekappte Werbebudgets und geplatzte Internet-Träume. Viele Unternehmen der Kommunikationsbranche standen in den Jahren 2000 und 2001 auf der Kippe. „Kapitulieren, Preis-Dumping oder runter mit der Qualität? Das kam für uns nicht in Frage“, sagt Frank Zumbruch. So schloss sich der Miteigentümer der Heidelberger Werbeagentur Wolf, Zumbruch & Partner mit anderen Unternehmern der Kommunikationsbranche zusammen. Herausgekommen sind die „Komplizen“, die sich seit 2006 komplizen.com nennen. Dieses Netzwerk aus zurzeit neun Unternehmen verbindet Dienstleistungen rund um das Thema Kommunikation: Eventmarketing, Kommunikations-Design, PR, Konzepte und Texte, Webentwicklung und Onlinekommunikation, Medienproduktion, Marktforschung, LettershopDienstleistungen, E-Learning und Videoproduktion. Die Kunden der Deutsche Balaton kauft Aktien zurück HEIDELBERG. Der Vorstand der Heidelberger Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton AG hat mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen, bis zu 250 000 eigene Aktien durch ein freiwilliges öffentliches Angebot zu erwerben. Der Kauf soll zu einem Preis von 8,25 Euro erfolgen. WER HINTER „KOMPLIZEN.COM“ STECKT Atelier Kontrast: Kunstausstellungen und Messekonzepte Dots United: Webentwicklung und Onlinekommunikation CFG Circle Fulfillment GmbH: Lettershop und Warehousing Pro Event: Eventkommunikation, -marketing und -produktion Florian Götzmann: Konzeption und Text Lutz Berger: E-Learning und Edutainment Unity Concepts/City Concepts: Stadt-Marketing und Marktforschung Wolf, Zumbruch & Partner: Unternehmenskommunikation und PR Zeigmehr Workgroup: Film- und Videoproduktion Formaxx sucht Personal beteiligten Firmen können bei Bedarf auf die Leistungen der anderen Partner zurückgreifen. Zumbruch erläutert dies am Beispiel eines Kunden, für den die Werbeagentur die Kommunikation für ein ProfiGolfturnier übernommen hatte: „Wir als Agentur haben uns auf die Projektleitung, das Corporate Design und die Printprodukte spezialisiert. Dots United hat dann die Umsetzung des Konzepts ins Internet übernommen.“ Der LettershopDienstleister CFG habe sich um den Versand der Werbemittel gekümmert, die Medien-Produktionsfirma Zeigmehr das Turnier filmisch dokumentiert und die Event-Agentur Pro Event Teile der Logistik übernommen. Die Kontinuität und Qualität des Zusammenschlusses hat auch das Wirtschaftsministerium von Baden-Württemberg überzeugt. Im Wettbewerb „Dienstleister des Jahres 2008“ erhielten die Unternehmer und Unternehmerinnen jetzt die Auszeichnung in der Kategorie „Herausragende Dienstleistungsnetzwerke und -kooperationen“. Für die Kunden gestalte sich die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk unkompliziert: Sie entscheiden, ob sie das Geschäft komplett mit dem ersten Ansprechpartner abwickeln oder ob sie in Kontakt mit den anderen Firmen treten wol- RHEIN-NECKAR. Der Hanno- veraner Vermögensberater Formaxx baut sein Angebot an berufsspezifischer Beratung weiter aus. In neun Universitäts-Städten seien bereits spezielle Berater-Teams vor Ort. Für Heidelberg und Mannheim suche Formaxx derzeit noch Mitarbeiter. MLP setzt auf SAP WIESLOCH. Der Wieslocher Fi- nanzdienstleister MLP hat auf ein neues Customer-Relationship-Management-System des Walldorfer Software-Herstellers SAP umgestellt. Mit dem neuen System verwaltet der Finanz- und Vermögensberater nun sämtliche Kundendaten und steuert gleichzeitig Aktivitäten und Kampagnen. econo 9/2008 • 5. September 2008 MLP Abwehrschlacht erfolgreich geschlagen WIESLOCH. In einem nach eigenen Angaben sehr schwierigen Marktumfeld hat der Finanz- und Vermögensberater MLP die Gesamterlöse im ersten Halbjahr 2008 um fünf Prozent auf 287 Millionen Euro (Vorjahr: 273 Mio. €) gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ging aufgrund von Belastungen durch das neue Versicherungsvertragsgesetz um 15 Prozent auf 33 Millionen Euro (Vorjahr: 38,2 Mio. €) zurück. Der Überschuss liegt zum 30. Juni bei 14,3 Millionen Euro (Vorjahr: 22 Mio. €). Das Jahr 2008 sei aufgrund der ge- setzlichen Neuregelungen wie erwartet mit besonderen Herausforderungen verbunden, sagt MLPVorstandsvorsitzender Dr. Uwe Schroeder-Wildberg bei Veröffentlichung der Zahlen. Für das Gesamtjahr rechnet Schroeder-Wildberg mit einem neuen Rekordhoch. Zwischen April und Juni habe MLP 11 000 Neukunden gewonnen und komme nun auf 732 000 Kunden. In den Schlagzeilen war MLP in den vergangenen Wochen aber weniger wegen dieser Zahlen, sondern wegen der vereitelten Übernahme durch AWD. Dessen Eigen- tümer, die Schweizer Swiss Life Gruppe, hatte über den AWD-Gründer Carsten Marschmeyer fast 27 Prozent der MLP-Anteile gekauft. Die Wieslocher hatten sich vehement gegen eine Übernahme und damit den Verlust der Unabhängigkeit gewehrt. Unterstützung gab es dabei von MLP-Gründer und Großaktionär Manfred Lautenschläger. Eine Kapitalerhöhung um zehn Prozent, bei der neue Aktien unter anderem an die Allianz SE ausgegeben worden waren, macht eine Übernahme inzwischen allerdings unwahrscheinlich. MSc Nachrichten 17 Walther-Werke wollen erweitern EISENBERG. Die Walther-Wer- ke haben laut einem Bericht der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ 2007 ein Rekordergebnis erzielt und wollen ihr Werk am Stammsitz erweitern. Dort beschäftigt der Hersteller von Steckern und Stromverteilern rund 240 Mitarbeiter. Der Umsatz des in Eisenberg bei Bad Dürkheim beheimateten Unternehmens lag bei 42 Millionen Euro (+5,4 Mio. ¤). Zu der Firmengruppe gehören vier ausländische Tochterunternehmen und ein Betrieb in Sachsen. Wirtschaftsminister Ernst Pfister (3. v. l.) überreichte dem Firmen-Netzwerk „Komplizen.com“ am 22. Juli eine Urkunde für „Herausragende Dienstleistungsnetzwerke und -kooperationen“. Bild: Komplizen.com len. Das Gleiche gilt auch für die Vertragsgestaltung und Rechnungsstellung. „Die Leistungen der Partner geben wir in den meisten Fällen ohne Aufschlag weiter“, sagt Zumbruch. Nur für das Projektmanagement erhalte der verantwortliche Komplize eine Vergütung. Das Netzwerk kommt mit dieser Organisation ohne „Wasserkopf“ aus. Weder gibt es eine gemeinsame Verwaltung noch einen „Ober-Komplizen“. Die Projektverantwortlichen werden je nach Kunde und Aufgabe bestimmt. Diese Form benötigt auch keine vertragliche Grundlage. „Konflikte regeln wir intern.“ Daher sei gegenseitiges Vertrauen ganz entscheidend, erläutert Kai Schroko vom InternetDienstleister Dots United. Neben der Arbeit an gemeinsamen Projekten nehmen sich die Komplizen daher Zeit für den persönlichen Austausch. Feste Treffen finden alle zwei Wochen statt. Außerdem steht einmal im Jahr ein Klausurwochenende auf dem Programm. „Bei unseren Treffen reden wir über Strategien, Konzepte und neue Ideen“, sagt Zumbruch. Und über die Verwendung des gemeinsamen Marketingbudgets. Dieses speist sich aus der monatlichen Umlage der Partner. Finanziert werden damit gemeinschaftliche Aufgaben wie die Website komplizen.com, Visitenkarten oder Kundenveranstaltungen. In das Marke- tingbudget fließen auch die 10 000 Euro, die die Unternehmer aus Heidelberg, Walldorf und Mannheim beim Wettbewerb „Dienstleister des Jahres 2008“ gewonnen haben. Um die Zusammenarbeit untereinander noch besser zu machen, wollen die Komplizen künftig in der Aus- und Weiterbildung kooperieren. So sollen Praktikanten, Auszubildende und Volontäre einige Zeit bei den Partnern arbeiten. Dots United, das eine BA-Stelle im Studiengang Digitale Medien anbietet, wird seinen akademischen Nachwuchs auch bei den Partnern reinschnuppern lassen. „Das macht uns als Anbieter einer BAStelle noch attraktiver“, sagt Unternehmenschef Kai Schroko. MSc BASF Lutz KG zieht nach Kaiserslautern LAMBRECHT. Die Lutz KG Back + Eis zieht von Lambrecht nach Kaiserslautern um. Das berichtet die Tageszeitung „Die Rheinpfalz“. Als Grund nennt das Familienunternehmen mit 23 Mitarbeitern die bessere Verkehrsanbindung in Kaiserslautern. Das Lambrechter Firmengelände sei bereits verkauft. Kasi-Gruppe sponsert „Löwen“ MANNHEIM. Die Kasi-Gruppe ist neuer Hauptsponsor des Handball-Bundesligisten Rhein-NeckarLöwen. Der dänische Konzern, der unter anderem die Modeschmuckmarke Pandora vertreibt, wird in diesem Jahr einen Umsatz von rund 130 Millionen Euro verzeichnen. Der Vertrag mit den Rhein-Neckar-Löwen wurde für vier Jahre geschlossen. Die Kasi-Gruppe wird ab 2009 auch Partner der Mannheimer SAPArena sein. Aniliner erwirtschaften Rekord bei Umsatz und Ergebnis LUDWIGSHAFEN. „Durchtrainiert und in bester Verfassung“ , so kommentierte der BASF-Vorstandsvorsitzende Jürgen Hambrecht den Zustand des weltgrößten Chemieunternehmens bei Veröffentlichung der Halbjahreszahlen. Im 1. Halbjahr hat die BASF Umsatz und Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen erneut gesteigert und Rekordergebnisse erwirtschaftet. Der Umsatz beträgt 32 Milliarden Euro – zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das EBIT vor Sondereinflüssen stieg im 1. Halbjahr um 15 Prozent auf rund 4,8 Milliarden Euro. „Die Nachfrage nach unseren Produkten ist nach wie vor hoch, die saisonbedingte Sommerflaute scheint wenig ausgeprägt zu sein“, sagte Hambrecht. Wegen der stark gestiegenen Rohstoffkosten müssten die Verkaufspreise jedoch zum Teil deutlich erhöht werden. Die guten Zahlen zeigten einmal mehr, dass der Kurs hin zu kundennahen Geschäften, mehr Konjunkturrobustheit und dem Fokus auf Wachstumsmärkte richtig sei. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr hat Hambrecht bestä- tigt. Die gute Gewinnentwicklung verdankt die BASF vor allem dem Öl- und Gasgeschäft sowie der Agrosparte. Das Unternehmen leidet aber auch unter dem schwachen Dollar. Während sich das Unternehmen nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ in den USA nach Übernahmekandidaten umschaue, schnürt es für sein StyrolKunststoffgeschäft ein größeres Verkaufspaket. Davon betroffen sind auch Produktionsanlagen am Stammsitz Ludwigshafen mit 400 Mitarbeitern. MSc IHK will Grundbuchamt erhalten RHEIN-NECKAR. Die IHK Rhein-Neckar hat sich bei der Landesregierung für den Erhalt des Grundbuchamts Mannheim eingesetzt. Der zuständige Ausschuss im Landtag will die Entscheidung der Verlagerung nach Tauberbischofsheim laut IHK nun nochmals prüfen. Die Schließung zentraler Grundbuchstandorte in der Metropolregion dürfe laut Wirtschaftsvertreter erst erfolgen, wenn der Datenabruf digital und damit standortunabhängig möglich sei. 9/2008 • 5. September 2008 econo 18 Nachrichten ABB baut Standort Heidelberg aus HEIDELBERG. ABB Stotz Kontakt baut seine Kapazitäten am Standort Heidelberg aus. In dem Komplex wird das Unternehmen neue Produktionsanlagen für Sicherungsautomaten errichten. Hierfür investiert ABB rund 20 Millionen Euro. Der Konzern hat im zweiten Quartal Rekordergebnisse bei Auftragseingang, Umsatz und EBIT erzielt. Der Ertrag vor Zinsen und Steuern belief sich auf 1,45 Milliarden US-Dollar (+42 %). Der Konzerngewinn stieg um ein Drittel auf 975 Millionen US-Dollar. Starkes erstes Halbjahr für Roche MANNHEIM/BASEL. Die Ro- che AG mit Sitz im schweizerischen Basel hat im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres einen Umsatz von 22 Milliarden Schweizer Franken erzielt (+10 %). Die Verkäufe des Bereichs Diagnostics, zu dem auch der Roche-Standort Mannheim gehört, legten um elf Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zu. Abbott macht mehr Umsatz LUDWIGSHAFEN. Abbott erzielte im zweiten Quartal einen Umsatz von 7,3 Milliarden US-Dollar (+14,8 %). Der Nettogewinn kletterte um ein Drittel auf 1,32 Milliarden USDollar. Abbott Deutschland mit Standorten in Wiesbaden, Ludwigshafen, Wetzlar und Rangendingen ist die größte Tochtergesellschaft des US-Pharmakonzerns. Das Unternehmen, das in diesem Jahr als „Top Arbeitgeber Deutschland“ ausgezeichnet wurde, hat mit dem Gesamtbetriebsrat ein Konzept vereinbart, das alle betrieblichen Leistungen an den Zielen Mitarbeiterfürsorge und Familienfreundlichkeit ausrichten soll. ProMinent stellt Personal ein HEIDELBERG. Die ProMinent GmbH hat im ersten Halbjahr ihren Umsatz um 15 Prozent auf 166 Millionen Euro gesteigert. Die weltweit mit 53 Niederlassungen vertretene Firmengruppe hat zum Ende des zweiten Halbjahres 2038 Mitarbeiter beschäftigt (+9 %). In den beiden ProMinent-Unternehmen am Standort Heidelberg nahm die Belegschaft um vier Prozent auf 562 zu. econo 9/2008 • 5. September 2008 Schaltanlagenbauer zieht nach Mannheim Die Firma ES Elektroanlagen + Systemtechnik ist von Ladenburg nach Mannheim umgezogen. Auf doppelt so viel Fläche wie vorher produziert das Familienunternehmen Schaltschränke für den Weltmarkt MANNHEIM. Der Tag X war Donnerstag, der 14. Februar. Nach Feierabend fuhren die 40 Mitarbeiter und vier Auszubildenden der ES Elektroanlagen + Systemtechnik GmbH in Ladenburg alle Systeme runter, bauten ab und räumten in Kisten ein. An den drei folgenden Tagen wickelten sie den Umzug ab. Montagmorgen ging es dann am neuen Standort in MannheimFriedrichsfeld wie gewohnt weiter. Nur mit wesentlich mehr Platz. „Wir haben uns von 800 auf 2000 Quadratmeter mehr als verdoppelt“, sagt Inhaber Bernhard Frölich. Bei der Besichtigung der neuen Produktions- und Verwaltungsräume in der Lembacherstraße streicht Katze „Tiger“, von einigen Mitarbeitern auch „Kitty Elektra“ genannt, um die Beine von Frölich. „Tiger gehört schon zum Betrieb – mit eigener Personalakte“, sagt der Unternehmer und lacht. Zu den Mitarbeitern zählen auch Ehefrau Karin und Sohn Oliver, der nach seinem Studium der Elektrotechnik in diesem Jahr in den elterlichen Betrieb eingestiegen ist. Familiär geht es im ganzen Unternehmen zu. Kurz nach dem Umzug ging der Produktionsleiter in Rente – nach über 40 Jahren im Betrieb. Sein Nachfolger ist ein Mitarbeiter, der bei ES schon eine Lehre gemacht hat und mittlerweile auch zwei Jahrzehnte im Unternehmen arbeitet. Das gute Klima ist auch hilfreich für die Gewinnung neuer Mitarbeiter. „Wir erhalten häufig qualifizierte Bewerbungen von Freunden und Bekannten unserer eigenen Leute“, sagt Frölich. Die seien die besten Headhunter, außerdem passten die Bewerber dann meistens gut ins Team. Der familiäre Umgangston sollte jedoch nicht mit Betulichkeit verwechselt werden. ES ist ein pros- perierendes Unternehmen mit sechs Millionen Euro Umsatz in diesem Jahr. Die Wachstumsraten der letzten Jahre liegen nach Unternehmensangaben kontinuierlich bei über 20 Prozent. Die Umsatzrendite „deutlich über Branchendurchschnitt“. Wichtigstes Produkt sind Schaltschränke für die Steuerung und Automatisierung von Maschinen und Anlagen. Direkte Kunden sind vor allen Dingen Maschinen- und Anlagenbauer. Die Endkunden sitzen in der ganzen Welt. „85 Prozent der Schaltschränke gehen von hier aus ins Ausland“, erläutert der 59-jährige Firmenchef, der das Ende der 60er Jahre gegründete Unternehmen Mitte der 90er übernommen hat. Dank der neuen Produktionsräume auf 1000 Quadratmetern, die andere Hälfte sind Büroflächen, hat ES den Fertigungsablauf besser strukturiert. Angeliefert werden KHG Großhändler für Rohrleitungen zieht nach Lampertheim LAMPERTHEIM. Die KHG Warnecke GmbH zieht Mitte nächsten Jahres von Mannheim nach Lampertheim um. Der Großhändler für Rohrleitungssysteme aus Kunststoff, Guss, Stahl und Edelstahl sowie Halbzeugen aus Kunststoff habe von der Stadt Lampertheim 7500 Quadratmeter im Gewerbegebiet „Wormser Landstraße“ gekauft. Außerdem habe sich das Unternehmen eine Option für weitere 2000 Quadratmeter gesichert. Das hat die „Lampertheimer Zeitung“ berichtet. Noch sitzt KHG mit seinen 20 Beschäftigten auf der Friesenheimer Insel in Mannheim. Die Immobilie sei aber bereits gekündigt. Der Spatenstich sei für Oktober geplant. Der „Lampertheimer Tageszeitung“ sagte Geschäftsführer Michael Döricht, dass KHG durch eine Internetrecherche auf das Gewerbegebiet aufmerksam geworden sei. Der Kontakt zur Stadtentwicklung Lampertheim (SEL) sei von Anfang an positiv verlaufen. „Mehr als das – wir wurden permanent betreut. Das ist in anderen Städten keine Selbstverständlichkeit.“ SELGeschäftsführer Dr. Ulrich Vonder- heid sagte: „Unsere Marketing-Anstrengungen haben offenbar gefruchtet. Wir freuen uns, dass sich ein echtes mittelständisches Unternehmen in Lampertheim ansiedelt.“ Somit seien etwa 40 Prozent der Gesamtfläche des ersten Bauabschnitts des Industrie- und Gewerbegebiets „Wormser Landstraße“ vermarktet. Das Unternehmen möchte mittelfristig weitere Mitarbeiter einstellen. Derzeit sei eine Stelle ausgeschrieben. Die KHGMuttergesellschaft hat ihren Sitz in Karben bei Frankfurt. Matthias Schmitt Nachrichten 19 Fuchs Petrolub investiert MANNHEIM. Der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub will bis 2010 rund 70 Millionen Euro in seine Standorte investieren. Für 20 Millionen Euro soll dabei die Zentrale des Konzerns in Mannheim erweitert werden, teilte das Unternehmen mit. Der Konzern hat im ersten Halbjahr einen Umsatz von 719 Millionen Euro erzielt (+9 %). Das Ergebnis nach Steuern lag mit 65 Millionen Euro zwölf Prozent über dem Vorjahreswert. Pepperl + Fuchs erweitert Inhaber Bernhard Frölich mit Sohn Oliver vor dem Innern eines Schaltschrankes: Zur leichteren Montage werden diese liegend zusammengesetzt und anschließend in die stehenden Schränke eingebaut. Bild: Rinderspacher stabile Metallschränke. Diese werden, je nach späterem Einbau, mit den entsprechenden Türen und Wänden versehen. Für die komplexen Bohrungen und Fräsungen hat das Unternehmen vor einigen Jahren in eine computergesteuerte CNC-Maschine investiert. Nebenan verdrahten die Angestellten die eigentlichen Schaltungen. „Der Zusammenbau erfordert Konzentration und Ruhe“, erläutert Frölich. Schränke zusammengeführt. Vor dem Versand findet anschließend noch die Funktions- und Qualitätskontrolle statt. Alle Schaltungen und Steuerungen werden dabei getestet, ob sie korrekt funktionieren. Die Schaltschränke wirken vereinfacht ausgedrückt als Relaisstation zwischen der Software-gestützten Steuerung und den Maschinen, die die eigentliche Arbeit ausführen. Der Schaltplan für einen einzigen Schrank umfasst einige hundert Seiten. Im dritten Schritt werden die Schaltungen und die Die Schaltschränke setzen so eine elektronische Software in Antrieb und Mechanik auf StarkstromNiveau um. Die Planung und Pro- duktion solcher Schaltschränke ist jedes Mal eine Herausforderung für Elektronik und Maschinenbau. „Viele Lösungen und Innovationen entwickeln wir gemeinsam mit unseren Kunden“, sagt Frölich. Dem Unternehmer gehe es immer um eine langfristige Bindung zu den Abnehmern. So beliefere ES nie direkte Konkurrenten. „Aus jeder Branche haben wir nur einen Kunden. Das gibt uns und den Auftraggebern Sicherheit und Vertrauen.“ An dieser Strategie ändere auch der Umzug nichts. Matthias Schmitt KSB WILD TI AUTOMOTIVE Pumpenhersteller will Rekordumsatz erreichen Ökologische und wirtschaftliche Investition Automobilzulieferer stärkt Standort Heidelberg FRANKENTHAL. Dank guter EPPELHEIM. Wild hat eine- Geschäfte in der Industrie- und Wassertechnik hat der Pumpenund Armaturenhersteller KSB seinen Umsatz im ersten Halbjahr um zehn Prozent auf 933 Millionen Euro gesteigert. Damit steuere das Unternehmen nach eigenen Angaben auf einen neuen Rekordumsatz zu. Das Konzernergebnis vor Steuern belaufe sich auf 85,3 Millionen Euro (+37,9 %). Um das höhere Auftragsvolumen zu bewältigen, investiert das Unternehmen an seinen deutschen Standorten rund 70 Millionen Euro. MSc neue Prozesswasseraufbereitungsanlage am Standort Eppelheim in Betrieb genommen. Mit der Anlage möchte die Rudolf Wild GmbH & Co. KG Wasser und Energie reinigen und rückgewinnen. Dies solle die Produktionsprozesse unter ökologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten verbessern. Obwohl das Abwasser bei Wild hauptsächlich natürliche Stoffe wie Fruchtanteile enthält, muss es aufbereitet werden, bevor es der kommunalen Kläranlage zugeführt werden kann. MSc HEIDELBERG. TI Automotive hat bekannt gegeben, dass es den Hauptsitz seines Geschäftsbereichs Global Fluid Carrying Systems von Warren im US-Bundesstaat Michigan nach Heidelberg verlegen wird. Damit verbunden ist die Beförderung von Joachim Burkhardt. Der bisherige Managing Director des Bereichs Fluid Carrying Systems für Europa wird zum President für Global Fluid Carrying Systems und COO für Europa ernannt. Der Automobilzulieferer produziert Behälter- und Leitungssysteme für Flüssigkeiten. MSc MANNHEIM. Pepperl + Fuchs hat von der Stadt Mannheim zwölf Hektar Land im Gewerbegebiet Steinweg erworben. Benötigt würden die Flächen für neue Lager- und Bürogebäude. Das hat die Tageszeitung „Mannheimer Morgen“ berichtet. Baubeginn soll im Februar 2009 sein. Die neuen Gebäude nehmen eine Fläche von 5,2 Hektar ein. Der Hersteller von Fabrik- und Prozessautomation habe von der Stadt außerdem eine Option für weitere 14 Hektar Land erhalten. Damit sei der Bedarf der kommenden zehn Jahre gedeckt. SEN zur Hälfte verkauft MANNHEIM. Siemens hat seinen defizitären TelefonanlagenBauer SEN bisher nur zur Hälfte verkaufen können. Die Auswirkungen auf die 90 Beschäftigten am Standort Mannheim seien laut einem Bericht des „Mannheimer Morgen“ derzeit noch nicht absehbar. Insgesamt sollen bei SEN 6800 der 17 500 Stellen wegfallen. IT-Cluster gegründet DARMSTADT. Die IT-Branche in Südhessen und Nordbaden will die Region zu einer der weltweit führenden für Unternehmenssoftware machen. Dazu schlossen sich mehrere Initiativen aus dem Bereich Informationstechnik (IT) zum „Cluster Unternehmenssoftware Rhein Main Neckar“ zusammen. Ziele des Netzwerkes sind die Förderung von Forschung und Entwicklung in der Region und die Beratung kleinerer Unternehmen. Auch die Walldorfer SAP will sich aktiv an dem Netzwerk beteiligen. 9/2008 • 5. September 2008 econo 20 Messen & Kongresse Solartagung Rheinland-Pfalz BIRKENFELD. Unter dem Motto „Klimaschutz durch Sonnenenergie“ veranstaltet das IfaS in Kooperation mit der EnergieEffizienzAgentur Rhein-Neckar am 11. September die 4. Solartagung Rheinland-Pfalz. Referenten aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen berichten über die aktuelle Marktsituation sowie neue Einsatzmöglichkeiten und Technologien. Begleitend zum Vortragsprogramm findet eine Fachausstellung statt. ■ Mehr Infos unter: www.ifas.umwelt-campus.de BusinessForum Mittelstand BADEN-BADEN. Am 9. Oktober öffnet zum vierten Mal das BusinessForum Mittelstand seine Tore. Der Wissenskongress für mittelständische Unternehmer in Deutschland will inspirieren und unkonventionelle Blickwinkel eröffnen. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Anleitung zum Querdenken“. Führungskräfte können laut Veranstalter in zwei Hauptvorträgen, einer Podiumsdiskussion sowie 16 Themensymposien Lösungsansätze erwarten, die polarisieren und neue Sichtweisen eröffnen. ■ Mehr Infos unter: www.businessforummittelstand.de Business-Intelligence-Forum MÜNSTER. Das SAS Forum Deutschland am 16. und 17. September will eine Plattform eröffnen für den Austausch zu Markttrends und Neuentwicklungen bei Business Intelligence. Erwartet werden in Münster mehr als 1000 Manager, Strategen, IT-Experten und BI-Verantwortliche, um miteinander die Marktentwicklung und Anforderungen an moderne BI-Systeme zu diskutieren. In den Foren, Workshops, Gesprächsrunden und Vorträgen sind die Teilnehmer zur aktiven Mitwirkung aufgefordert. Hier ist Gelegenheit, Erwartungen an Softwarehersteller zu äußern, Erfolgsrezepte weiterzugeben und Visionen zu formulieren. „Unternehmen lernen von Unternehmen“ ist der Leitgedanke. SAS eingeschlossen: Der BI-Anbieter stellt auch seine eigenen Lösungen dem Feedback des Plenums. ■ Mehr Infos unter: www.sas.de econo 9/2008 • 5. September 2008 „Where Creativity meets Technology“ heißt das Motto der „do it.konferenz“, die im Herbst stattfindet. Bild: MFG Plattform für Netzwerker Mitte Oktober treffen sich Kreativwirtschaftler und IT-Profis zur „do it.konferenz“ in Stuttgart STUTTGART. „Where Creativity meets Technology“ – unter diesem Motto startet am 13. Oktober die zweitägige „do it.konferenz“ 2008 der MFG Baden-Württemberg im Internationalen Congresscenter (ICS) der Neuen Messe Stuttgart. Mit der Konferenz will die MFG eine zentrale Innovationsschnittstelle und Talentplattform für Kreativwirtschaft, IT und wissensbasierte Anwenderbranchen in Baden-Württemberg schaffen. Zudem fördere sie den Austausch zwischen Wirtschaft, Forschung und Verwaltung. Die hochkarätig besetzte Fachveranstaltung knüpft an den „do it.kongress“ an, der in diesem Jahr als Bestandteil der „do it.konferenz“ bereits zum neunten Mal stattfindet. Insgesamt werden 1000 Entscheider vor Ort erwartet. Martin Jetter, Vorsitzender der Geschäftsführung der IBM Deutschland GmbH, ist Keynote Speaker der Veranstaltung. Mit der „do it.konferenz“ bündelt der Veranstalter MFG vier selbstständige Fachkongresse: „do it.panels“ zu den Themen Trends in der Online-Kommunikation, E-Government – Verwaltung aus einer Hand, Internationale Märkte für Software made in Germany. Des Weiteren das ebigo Mittelstandsforum mit dem Thema „Mehrwert durch In- ternetanwendungen“, die CReATE Cluster Session zu „Netzwerke für die europäische Kreativwirtschaft“ und den Fazit-Networkshops zu den Schwerpunktthemen: E-Health, Sicherheit mit IT, Intralogistik, Outsourcing und E-Energy. Neben dem gemeinsamen Plenum zum Konferenzauftakt erwartet die Besucher auch eine begleitende Fachausstellung mit innovativen Unternehmen, Initiativen und Institutionen sowie die „be creative! Party“ am Abend des 13. Oktober 2008. Redaktion Termin & Kontakt Termin: 13. und 14. Oktober Ort: ICS, Neue Messe Stuttgart Teilnahmegebühren: 180 € Internet: www.doit-konferenz.de Veranstalter: MFG BW BARRIEREFREIES BAUEN Pflegegerechtes Wohnen in modernem Ambiente MANNHEIM. Im Mittelpunkt des vierten Kongresses des Netzwerkes www.urban-plus.de steht die Frage, wie Wohnungen gestaltet und ausgestattet sein sollten, damit sie im Pflegefall keine unnötigen Kosten und Beeinträchtigungen verursachen. Die Veranstaltung findet am Freitag, den 26. September von 8.30 bis 13 Uhr statt. Eingeladen sind Bürgerinnen und Bürger, Verantwortliche von Pflegediensten und Sozialeinrichtun- gen, Handwerksunternehmen und Dienstleister, Kommunen, Kreditinstitute, Wohnungsverwaltungen und Verbände. Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Veranstaltung soll zeigen, dass auch pflegebedarfsgerechte Wohnungen nicht im Widerspruch zu einem modernen und zeitgemäßen Wohnambiente und zu individuellem Design stehen müssen. Es bestehe auch keine Notwendigkeit, Wohnungen und Häuser nach den Prinzipien von Krankenhäusern, Pflegeheimen und Rehabilitationszentren einzurichten. Redaktion Termin & Kontakt Termin: 26. September Ansprechpartner: Nikolaus Teves Handwerkskammer Mannheim Tel. 0621/18002-155 Internet: www.hwk-mannheim.de Nachrichten 21 HERTIE Süd-Müll darf Tonnen aufstellen Unterstützung für die Neustadter Filiale RHEIN-PFALZ-KREIS. Bei der Altpapierentsorgung im RheinPfalz-Kreis haben sich die Süd-Müll GmbH und die Kreisverwaltung außergerichtlich geeinigt. Der Kompromiss sieht vor, dass Süd-Müll eigene Tonnen aufstellen darf, wenn die Bürger sie zuvor bestellt haben. Damit erübrigt sich der bisherige Rechtsstreit, der anfing, nachdem Süd-Müll Widerspruch gegen das Verbot der kommunalen Behörde eingelegt hatte, eigene Altpapiertonnen aufzustellen. NEUSTADT. Für Oberbürgermeister Hans Georg Löffler ist der Kampf gegen das drohende Aus des Hertie-Hauses in Neustadt an der Weinstraße Chefsache. „Eine Schließung“, so der OB in einem Schreiben an den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck und Wirtschaftsminister Michael Glos, „wäre ein herber Verlust für die Neustadter Kunden und ein richtiger Tiefschlag für die Entwicklung unserer Stadt.“ Hertie sei einer der Dreh- und Anziehungspunkte für die Neustadter Fußgängerzone, praktisch die gesamte Innenstadt profitiere von diesem Magneten. 76 Mitarbeiter arbeiten in dem ehemaligen Karstadt-Haus, das 2005 mit 72 weiteren kleineren Filialen von Karstadt an den britischen Finanzinvestor Dawnay Day und die Unternehmensberatung Hilco verkauft wurde. Erst im vorigen Jahr wurden die Häuser auf „Hertie“ umgestellt. Doch auch die Wiederbelebung des traditionsreichen Namens der Hertie-Warenhauskette, die nach der Übernahme durch Karstadt im Jahr 1993 sang- und klanglos unterging, rettete das Unternehmen nicht. Ende Juli meldete Hertie Insolvenz an. Dem Vernehmen nach schrieb die Kette in den vergangenen zwei Jahren jeweils 30 Millionen Euro Verlust bei einem Umsatz von rund 540 Millionen Euro. „Das Wichtigste ist, dass uns unsere Kunden die Treue halten. Die Versorgung mit Waren ist auf alle Fälle gewährleistet“, betont Filialleiterin Anke Dammrich im Gespräch mit „Econo“. Das Haus mit einer Fläche von 7200 Quadratmetern liegt nach Aussagen des Betriebsrats beim Umsatz im guten oberen Mittelfeld vergleichbarer Häuser. Der vorläufige Insolvenzverwalter Biner Bähr von White & Case in Düsseldorf will nun alle Standorte genau unter die Lupe nehmen und um jedes Haus kämpfen. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unterdessen berichtete, bringe sich der Shopping-Center-Konzern ECE in Stellung, um einzelne Häuser zu übernehmen. ECE prüfe laut Geschäftsführer Jan Röttgers die Übernahme von zehn, „vielleicht aber auch von 20“ Filialen. Das Unternehmen schrecke auch vor den Häusern in kleineren und mittleren Städten nicht zurück. ECE ist Projektentwickler für Handels-, Büro- und Verkehrsimmobilien. In der Region ist das Unternehmen durch die Ludwigshafener „Rheingalerie“ bekannt, für die kürzlich der erste Spatenstich stattfand. Außerdem betreibt ECE in der Chemiestadt das RathausCenter und im südhessischen Viernheim das Rhein-Neckar-Zentrum. Ulla Cramer Investition in Industriepark Walldürn WALLDÜRN. Rund 20 Millionen Euro hat die Berliner Unternehmensgruppe Alba in eine neue Anlage investiert, die Kunststoffe und andere Wertstoffe aus dem dualen System gewinnt. Die im Verbandsindustriepark in Walldürn errichtete Sortieranlage schafft 70 neue Arbeitsplätze. Die Alba-Gruppe macht rund eine Milliarde Euro Umsatz. 330.000 Hörer* Zwei starke Sender in einem Paket! Die REGENBOGEN Kombi. Buchen Sie die Gewinner der aktuellen Media-Analyse und erreichen Sie den kaufkräftigen Südwesten Deutschlands! 330.000 220.000 111.000 Ihr Kontakt zur REGENBOGEN Kombi: Andreas Ksionsek . [email protected] . Telefon (0621) 57 23 99 820 *Basis: Deutsche + EU-Ausländer ab 10 Jahre, Ø-Stunde, Mo-Sa, 6-18 Uhr, Bruttoreichweite. Quelle: ma 2008 Radio II 22 Nachrichten Planken nicht mehr in den Top 10 MANNHEIM. Die Mannheimer Planken zählen nicht mehr zu den zehn höchstfrequentierten Einkaufsstraßen in Deutschland. Im aktuellen Ranking des Beratungsunternehmens Kemper’s Jones Lang LaSalle Retail kommt die Einkaufsmeile mit 6725 Passanten in der Stunde nur noch auf Rang 22, hinter der Simeonstraße in Trier und vor dem Kurfürstendamm in Berlin. In den Vorjahren war Mannheims 1ALage in der Regel unter den Top 10 zu finden. Kettenzüge-Hersteller geht insolvent BAD BERGZABERN. Das im südpfälzischen Bad Bergzabern ansässige Unternehmen ZI Endmontage & Logistics ist in Insolvenz gegangen. Nach Angaben des Insolvenzverwalters soll das Unternehmen saniert und weiter verkauft werden. Derzeit sind noch 15 Mitarbeiter bei der Firma beschäftigt. Sie stellen Kettenzüge nach Plänen des ehemaligen Mutterunternehmens, dem Kranhersteller Demag Cranes, her. 2001 waren noch rund 450 Mitarbeiter beschäftigt. Aus für Promarkt-Filialen RHEIN-NECKAR. Der Insol- venzverwalter der Multi Media Promarkt Handels GmbH aus Berlin hat mitgeteilt, dass die Medimax-Filialen in Heidelberg und St. Leon bis Ende September schließen werden. 20 der insgesamt 25 insolventen Elektrofachmärkte können laut Insolvenzverwalter vermutlich gerettet werden, für fünf, darunter die beiden Märkte in der Region, wurde kein Übernehmer gefunden. Geldgeber gefunden EBERBACH. Die insolvente Pro- fessor Alfred Krauth Apparatebau GmbH & Co. KG in Eberbach hat nach Bekanntgabe ihrer Zahlungsunfähig einen Geldgeber gefunden. Laut einem Bericht des „Mannheimer Morgen“ soll die Firma, die rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, vom südbadischen Familienunternehmen Nussbaum übernommen werden. Nussbaum stellt unter anderem Hebebühnen her und setzte 2007 mit 1200 Beschäftigten rund 110 Millionen Euro um. econo 9/2008 • 5. September 2008 Der Head of Sales von Heidelpay hat gut lachen: Heiko Strauß hat gerade ein Projekt mit Lexmark gestartet. Für den Drucker-Hersteller übernimmt der E-Payment-Anbieter die Zahlungsabwicklung via Kreditkarte. Bilder: Heidelpay Heidelpay wächst in Portugal Der elektronische Zahlungsabwickler wickelt künftig Kreditkartenzahlungen für Lexmark ab HEIDELBERG. Die Heidelberger Payment GmbH expandiert in Portugal. Für das erste gemeinsame Projekt mit dem Drucker-Riesen Lexmark übernimmt Heidelpay, wie das Unternehmen auch genannt wird, die elektronische Zahlungsabwicklung via Kreditkarte. „Wir haben sogar die Eingabemaske ins Portugiesische übersetzt“, so Heiko Strauß. Er ist Head of Sales bei dem E-Payment-Anbieter. In der europäischen Lexmark-Zentrale in Paris ist die Firma für den länderübergreifenden Kreditkartenservice zuständig. Nach einer Anfrage von Lexmark Holland musste sich Heidelpay im Wettbewerb mit der dortigen Hausbank jedoch geschlagen geben: Im einheimischen Lastschriftverfahren konnten sich die Heidelberger nicht gegen Konditionen der Holländer durchsetzen. „Wenn es ums Kreditkartengeschäft geht, sind wir als PaymentProvider gesetzt“, versichert Strauß. Doch nicht nur in Südeuropa möchte das Unternehmen wachsen. Durch verstärkte strategische Kooperationen will der Full-Service-Anbieter ein weit verzweigtes Netz an Partnerschaften knüpfen. Vor allem auf dem osteuropäischen Markt sieht Heiko Strauß erhebliches Potenzial: „Das Kreditkartengeschäft ist dort noch ausbaufähig.“ Genau das hat Heidelpay vor. Die Firma ist Member-Service-Provider von Visa und Mastercard, die gemeinsam über 90 Prozent des weltweiten Marktes abdecken. „Der Akzeptanzvertrag geht direkt über uns. Zusätzliche Gespräche mit Banken sind nicht notwendig“, erklärt Heiko Strauß, der zuvor Heidelpay-Geschäftsführer Mirko Hüllemann beim Branchenprimus Wirecard AG tätig war – heute unmittelbare Konkurrenz. Im Januar ist der ehemalige Unternehmensberater zu Heidelpay gekommen. Gemeinsam mit den Geschäftsführern Mirko Hüllemann und Thomas Muszakiewicz bietet er Händlern alle gängigen Zahlungsverfahren im Bereich E-Payment an. Derzeit beschäftigt die Firma etwa 20 Mitarbeiter, darunter einen zwölfköpfigen festen Stamm in Heidelberg. Die Kunden des 2003 gegründeten Unternehmens sind fast ausschließlich mittelständische E-Commerce-Händler. Durch die Kooperation mit Vertriebspartnern in Europa und den USA ist Heidelpay in das globale Payment-Netzwerk eingebunden. Der Kernmarkt konzentriert sich auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. Heidelpay arbeitet im Auftrag verschiedener Banken. Ein wichtiger Kooperationspartner ist die Deutsche Bank und deren Tochter Pago eTransaction Services in Köln. Für die Kundenverwaltung bieten die Heidelberger ein Debitorenmanagement, das im Falle eines Falles schnelle Reaktionen ermöglicht. Mit der Verbreiterung des Online-Shoppings sind auch die Ansprüche an die Sicherheit und die technische Bewältigung der Transaktionen gewachsen, wie Heiko Strauß erklärt. Thomas Tritsch 23 Bild: Neu Gründer Gründerspiele Dennis Hauck hat aus seiner Liebe zu alten Comics eine Geschäftsidee entwickelt HESSHEIM. Als Kind nur Comics gelesen, als Jugendlicher Stunden vor dem Computer mit Spielen zugebracht, das Lehramtsstudium der Mathematik nach dem dritten Semester abgebrochen. Besser hätte sich Dennis Hauck auf seinen Traumberuf kaum vorbereiten können. Der 27-Jährige ist Existenzgründer und gut im Geschäft. Sein wichtigstes Produkt: FlashAnimationen, also kurze am Computer erzeugte Filme, die beispielsweise auf Webseiten zum Einsatz kommen. In der Szene hat er sich seit 2006 einen so guten Namen gemacht, dass er in diesem Jahr seinen bisher größten Coup gelandet hat. Für den Arthouse-Kinofilm „Vaterspiel“ hat er rund vierzig ComicSequenzen programmiert. Premiere der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Josef Haslinger soll im kommenden Jahr sein. Haucks Anfänge waren als Existenzgründer waren allerdings holprig. Sein erstes Projekt war ein Internet-Trailer für ein parodistisches Horror-Hörspiel. „Erst nach dem Auftrag wurde mir klar, dass ich eine Gewerbeanmeldung und eine Steuernummer brauche, um überhaupt eine Rechnung schreiben zu können“, erzählt der 27-Jährige. Beim zweiten Auftrag hat er gelernt, nie mehr eine Dienstleistung ohne Vertrag zu erbringen. Eine Reihe von Web-Animationen der im Gefängnis einsitzenden Paris Hilton seien bis heute unbezahlt. Nach dem dritten Auftrag, Web-Comics für einen Betreiber von InternetTerminals, hat er sich technisch ausgerüstet. Das ganze Honorar floss in die Anschaffung eines Grafik-Displays, einer Art Bildschirm, auf der Hauck seine Figuren zeichnet. „Jetzt habe ich alles, was ich brauche“, sagt der gebürtige Mannheimer, der heute in Heßheim bei Frankenthal wohnt. Mittlerweile sei er in der Lage, sich seine Kunden und Aufträge aussuchen zu können. Ästhetisch orientiert er sich an den Comics der 30er und 40er Jahre mit Figuren wie Popeye oder „Bugs and Bunny“. Spezialisiert hat sich Hauck auf so genannte zweidimensionale oder 2-D-Grafiken. Im Gegensatz zu den heute dominierenden 3-D-Grafiken sind die Vorläufer flächiger und einfacher gezeichnet. Der Raum, in dem sich die Figuren bewegen, ist nicht detailliert ausgearbeitet. Diese scheinbar längst überholte Technik sei genau das gewesen, was die Macher von „Vaterspiel“ gesucht hätten. In dem Film, der Anfang der 90er Jahre spielt, entwickelt die Hauptfigur ein Videospiel bei dem es darum geht, den eigenen Vater zu ermorden. „Regisseur Michael Glawogger hat Figuren in der Manier alter Pixelgrafiken gesucht“, sagt Hauck. Auftraggeber war die Firma Filmproduktionsfirma Pixomondo aus Ludwigsburg. Insgesamt 120 Stunden hat Hauck in den Auftrag investiert. Der erfolgreiche Abschluss des Projekts hat seine Zukunftspläne bestätigt. Zuerst möchte er sein Studium der Kartographie in Karlsruhe abschließen. Der zweite akademische Anlauf scheint ein Erfolg zu werden: „Auch während der Produktion für das ’Vaterspiel’ habe ich keine Prüfung verhauen“, sagt Hauck. In normalen Zeiten investiert er in seine Selbständigkeit so viel wie in eine Halbtagsstelle. Mit dem Diplom in der Tasche wird er künftig ganztägig zu tun haben. Auch an personelle Verstärkung denkt er: „Für Zwischenzeichnungen könnte ich manchmal jemanden brauchen, der mit mir als Freiberufler zusammenarbeitet“, sagt Hauck. Um sich ganz auf das zu konzentrieren, was er am Besten kann, greift er schon heute auf die Hilfe eines Steuerberaters zurück. „Eine Sache wie der fehlende Vertrag oder die fehlenden Steuernummern soll mir nicht mehr passieren.“ Matthias Schmitt 9/2008 • 5. September 2008 econo 24 Energie-Effizienz Passivhaustechniken und Wärmedämmung machen Lu-teco der GAG Ludwigshafen zum „Null-LiterBürogebäude“ Bild: KrK econo 9/2008 • 5. September 2008 Energie-Effizienz 25 Auf Effizienz gebaut Modernisierungs-Koordinatoren für Haushalte, energiesparende Dienstleistungen und Produkte für die Wirtschaft: die Metropolregion macht vor, wie Klimaschutz funktioniert W as die Energie-Effizienz und erneuerbare Energien betrifft, da hat der Rhein-Neckar-Raum längst einen Spitzenplatz in Deutschland“, sagte schon 2004 Christian Specht, damals Geschäftsführer des Raumordnungsverbandes Rhein-Neckar und heute Finanzbürgermeister in Mannheim. „Die Metropolregion Rhein-Neckar ist nicht nur deutschlandweit, sondern weltweit führend, wenn es um erneuerbare Energien und um Energie-Effizienz geht“, sagt auch Albrecht Göhring, Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur E2A mit Sitz in Ludwigshafen. Vorreiter für den Klimaschutz Unabhängig vom konkreten Platz in solch einem Ranking steht fest: Die Metropolregion steht beim Bemühen der Bundesregierung, bis 2020 in Deutschland den Ausstoß von Treibhausgasen gegenüber 1990 um 40 Prozent zu verringern, mit an vorderster Front. Zahlreiche Ideen sind in den vergangenen Jahren rund um Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen geboren und in die Tat umgesetzt worden. Teilweise revolutionäre Neuerungen und Projekte, die weithin Beachtung finden. So etwa das „Null-Liter-Bürogebäude“ Lu-teco in Ludwigshafen, ein „Passiv-Haus“, das im Winter ohne herkömmliche Heizung und im Sommer ohne Klimaanlage auskommt. Oder das viel zitierte „3-Liter-Haus“ in Mannheim. Der Altbau aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist so saniert worden, dass er heute nur noch einen Bedarf von drei Litern Heizöl pro Quadratmeter aufweist. Zuvor hatte das unsanierte Gebäude das sieben- bis zehnfache an Energie verbraucht. Bahnbrechende Innovationen, die für Schlagzeilen sorgten. Die Metropolregion leistet vielfach Schrittmacherdienste auf dem Weg zu mehr Klimaschutz. Dies ist auch Albrecht Göhring und seiner EnergieEffizienzAgentur zu verdanken. Im Jahre 2001 hatte der Bauingenieur die Agentur mit Hilfe der BASF gegründet. Ziel war, viele gesellschaftliche Gruppen für Maßnahmen der Energie-Effizienz und des Klimaschutzes zu erwärmen. Konkret ging es Göhring besonders darum, „Energie im Rahmen von baulichen Maßnahmen besser zu nutzen“. Im Rhein-Neckar-Raum seien 380 000 Altbauten sanierungsreif. Nehme man die Modernisierung in Angriff, könnten in der Region 1000 Arbeitsplätze geschaffen werden, so Göhring. Inzwischen ist die E2A weit über die Region hinaus zum Begriff und Synonym für engagierte Klimaschutzpolitik und entsprechende Maßnahmen geworden. Die Organisation in der Rechtsform einer GmbH hat 19 Gesellschafter, darunter die Städte Heidelberg, Mann- heim, Ludwigshafen, Wohnungsund Energieunternehmen, die Dämmstoff-Industrie, Handwerkskammern, Ingenieurbüros, Stiftungen und Verbände. Rund 4500 Netzwerkpartner aus allen Bereichen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sind unter dem Dach der E2A vereint. Geschäftsführer Göhring, der sich als „Dirigent eines großen Orchesters“ versteht, bemüht sich, dass die „Spieler“ sich zu gemeinsamen Projekten zusammenfinden. Fachtagungen, Messen, Kongresse, Vortragsveranstaltungen und Diskussionsrunden sind daür die Bühne. der Saint-Gobain Isover G+H AG, früher Grünzweig & Hartmann, unterstützt und inzwischen jährlich mit 600 000 Euro beworben wird. „KIC“ hat folgende Philosophie: Die Bundesregierung hat sich zwar zum Ziel gesetzt, dass jedes Jahr fünf Prozent des Gebäudebestandes aus der Zeit vor 1978 saniert werden, doch trotz staatlicher Finanzhilfen für Sanierungswillige sind die Fortschritte klein. Bislang sind mit Bundeshilfe jährlich nur 77 000 Wohnungen energetisch saniert worden, dies entspricht jeweils gerade 0,2 Prozent des Bestandes. Dabei wird nicht nur geredet, sondern auch gehandelt, gerade was die Gebäudesanierung angeht. Konkrete Projekte machen immer mehr auf sich aufmerksam. Ein herausragendes Beispiel ist „KIC“, die Abkürzung für „Kommunikationsund Informations-Centren für energieeffiziente Gebäudemodernisierung“. Ein System zur Sanierung von Altbauten, das vor allem von Nie mehr von Pontius zu Pilatus Die Hausbesitzer ziehen nicht mit, klagte vor einiger Zeit die SPD-Bundestagsabgeordnete Doris Barnett (SPD) auf einem Workshop der Metropolregion. Das Thema Gebäudesanierung sei vielen zu komplex, mangelndes Wissen und nebulöse Vorstellungen von den eigenen Energiekosten hielten die Menschen von Investitionen ab. Auch über die Finanzierungsmöglichkeiten sei kaum jemand informiert. Das Gefühl, von Pontius zu Pilatus rennen zu müssen, irgendwo zwischen Handwerkern, Bank, Bausparkasse, Architekt und Baustoffhandel aufgerieben zu werden, schrecke die Bürger ab, Geld in die energetische Wohnraumsanierung zu investieren. Dank „KIC“ soll sich dies ändern. Die Idee: Dem Bürger wird bei der Gebäudesanierung vieles erleichtert. Er muss künftig nicht mehr bei zig Stellen vorsprechen, sondern lediglich bei einem der „KICs“, die bei den Kommunen, Handwerkskammern, Energieversorgern oder bei Architekten eingerichtet sind. Im „KIC“ stößt der Rat suchende Bauherr auf einen „Modernisie왘왘 rungskoordinator“. 9/2008 • 5. September 2008 econo 26 Energie-Effizienz Dieser ist quasi „Mädchen für alles“ und soll Leistungen aus einer Hand bieten. Im Klartext: Der Koordinator hat technisches Fachwissen, kann somit dem Interessenten alle notwendigen Baumaßnahmen vorschlagen und erklären. Er kennt aber auch die Finanzproblematik und die staatlichen Fördermöglichkeiten, arbeitet also ein Finanzkonzept aus. Der Koordinator soll aber auch die kompetenten Fachbetriebe kennen und entsprechend die Aufträge an „Premium-Handwerker“ vergeben. Doch nicht nur das: Er überwacht auch die Bau- oder Sanierungsarbeiten, nimmt das „Werk“ ab und haftet schließlich für alles gegenüber dem Bauherrn. Dieser wiederum muss dem Koordinator für seine Bemühungen ein jeweils auszuhandelndes Honorar zahlen. Senkung des Energieverbrauchs und damit der Energiekosten in der deutschen Druckbranche“. Gemeinsam wollen sie den rund 11 000 überwiegend mittelständischen Druckereien in Deutschland mit dem Öko-Stromfonds der MVV Energie „nicht nur ein wirtschaftlich attraktives Stromangebot, sondern durch die Umstellung auf Ökostrom auch eine umweltfreundliche Energieversorgung anbieten“. Wenn alle deutschen Kunden von Heidelberger Druck auf Öko-Stromfonds umstiegen, dann könnten jährlich 350 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, argumentieren die beiden Unternehmen. Sauberen Strom aus erneuerbaren und klimaschonenden Energiequellen, den bieten auch immer mehr Versorger an, etwa die Technischen Werke Ludwigshafen mit ihrem Tarif „TWL TopKlima-Strom“. 왘왘 Die Industrie hat gewaltige Einsparpotenziale Laut Göhring sind die „KICs“ ein Erfolgshit. Am Jahresanfang wurde das 200. aus der Taufe gehoben, bald sollen es bundesweit 300 sein. In welchem Ausmaß die Zentren tatsächlich die Vielzahl der Hausbesitzer zum Investieren und Sanieren bringen, wird sich erst in einigen Jahren herausstellen. Das Potenzial ist gewaltig: Allein für die Beheizung, Klimatisierung und Versorgung mit Warmwasser produzieren Gebäude jährlich 236 Megatonnen Kohlendioxid. Das sind ein Viertel der Gesamtemissionen. Nach den „KICs“ will Göhring mit seiner E2A jetzt auch „BIGs“ ins DIE UMWELT SCHONEN UND PROFITIEREN Umwelt entlasten – und gleichzeitig Geld sparen. Wie das funktioniert, zeigt südhessischen Unternehmen „Ökoprofit“. Das steht für „Ökologisches Projekt Für Integrierte Umwelttechnik“. In acht Workshops besprechen die Firmen mit den Ökoprofit-Beratern alle umweltrelevanten Themen, die für den jeweiligen Betrieb interessant sind. Zusätzlich gibt es vier Termine für eine Vor-Ort-Beratung, bei denen ganz individuell aufgezeigt wird, in welchen Bereichen die Rechtssicherheit verbessert, die Umwelt entlastet und die Kosten gesenkt werden können. Bei erfolgreicher Teilnahme an Ökoprofit wird das Unternehmen als Ökoprofit-Betrieb ausgezeichnet – ein zusätzlicher Imagegewinn für die Firmen. Bei der Durchführung des Projekts sowie bei der Erarbeitung und Umsetzung der Maßnahmen steht die Beratungsgesellschaft Arqum als Partner zur Seite. Das Projekt beginnt im Oktober 2008 und endet im November 2009. Träger sind die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Offenbach, der Odenwaldkreis, die Wissenschaftsstadt Darmstadt sowie deren jeweilige Wirtschaftsförderungs-Einrichtungen. Im Kreis Bergstraße ist die Wirtschaftsregion Bergstraße/Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB) Ansprechpartner für interessierte Unternehmen. Informationen Internet: http://oekoprofit-suedhessen.arqum.de Für den Kreis Bergstraße: Sebastian Schröder Tel. 06252/ 689 29 50 E-Mail: [email protected] econo 9/2008 • 5. September 2008 Leben rufen, die unter dem Motto „Beratungscentren Industrie + Gewerbe, für Energie-Effizienz bei Bau und Produktion“ antreten sollen. Denn in Industrie und Gewerbe steckt ein riesiges Energiesparpotenzial, dass angesichts steigender Preise für Öl, Gas, Kohle und Strom auch immer stärker genutzt wird. Welche Dimensionen allein beim Stromsparen möglich sind, macht Peter Smits, Vorstandsvorsitzender der deutschen ABB, deutlich. Rund 40 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland vereinigt die Industrie auf sich, davon wiederum entfallen 60 Prozent auf Motoren. Werden diese besser gesteuert, kann der Energieverbrauch eines elektrisch angetriebenen Aggregats um bis zu 50 Prozent gesenkt werden, betont der ABB-Manager (siehe Interview Seite 28). Die Wirtschaft in der Metropolregion, ob Industrie, Gewerbe oder Handel, versteht zusehends die Zeichen der Zeit und nimmt die Herausforderungen des Klimaschutzes an, getrieben von der Öko-Problematik und den steigenden Energiepreisen. Es wird nach neuen Konzepten und Lösungen gesucht, dabei oft branchenübergreifend kooperiert. Ein aktuelles Beispiel: Die MVV Energie AG und Heidelberger Druckmaschinen wollen gemeinsam zukunftsweisende Lösungen für „Green Printing“ anbieten. Beide Firmen sprechen von einer „einzigartigen Vertriebskooperation zur 80 000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart Vielerorts wird geforscht, es werden neue Konzepte entwickelt, um die Energie-Effizienz zu erhöhen. So untersuchen derzeit Spezialisten von Bilfinger Berger für die BASF acht Immobilien unter energetischen Gesichtspunkten. Das Pilotprojekt soll Aufschluss darüber geben, wie die BASF ihre über 300 Bestandsimmobilien auf dem Werksgelände in Ludwigshafen energetisch sanieren kann. Energie-Effizienz erhöhen und Kohlendioxid-Emissionen senken, das ist auch das Motto eines anderen Projekts in der Region, das erfolgreich abgeschlossen wurde. Die Chemieunternehmen Almatis (früher Alcoa), BK Giulini und Amsterdam Fertilizers in Ludwigshafen haben ein 60 Jahre altes, braunkohlegefeuertes Heizkraftwerk, das die Unternehmen mit Dampf und Strom versorgt, an die MVV Energiedienstleistungen GmbH ausgelagert. Die MVV-Tochter investierte 20 Millionen Euro in ein neues Gasund Dampf-Turbinen-Heizkraftwerk. Allein die Kohlendioxid-Emissionen gingen um rund 80 000 Tonnen im Jahr zurück. „Somit können wir die Umwelt im Rhein-NeckarRaum nachhaltig entlasten“, so die MVV. Ein Beispiel, wie durch Kooperation und neue Finanzierungskonzepte die Energieeffizienz erhöht werden kann. Gert Goebel Energie-Effizienz 27 INTERVIEW „Die Metropolregion ist in der Energie-Effizienz weltweit führend“ Die Metropolregion Rhein-Neckar ist Vorreiterin für den Klimaschutz. Davon ist Albrecht Göhring, Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur Rhein-Neckar, überzeugt. Er erklärt, was die Region einmalig macht und wie wir noch besser werden können Herr Göhring, Sie sind seit 2001 Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur E2A, Sie soll in der Metropolregion Rhein-Neckar das Energiesparen vorantreiben und die Energieeffizienz zu erhöhen. Was haben Sie bisher erreicht? ➤ Göhring: Wir haben zahlreiche Messen, Ausstellungen, Kongresse, Workshops, Foren, Infobroschüren, CDs mit unseren Partnern zum Thema effizientes Bauen und Energiesparen erarbeitet. Und unsere Netzwerkpartner haben eine Fülle herausragender energieeffizienter Bauten, Neubauten und Sanierungen, nicht nur geplant, sondern auch realisiert. Das finden Sie in dieser Fülle, in Verbindung mit weltweit erstmaligen Energie-Effizienz-Technologien, nur in der Metropolregion. Solche Projekte gibt es doch überall in der Welt. ➤ Göhring: Aber nicht in dieser Fülle und mit solcher Kreativität. Hier in der Region sind bahnbrechende Gebäudekonzepte verwirklicht worden, in Kombination mit Innovationen der Baustofftechnologie. Ich nenne den Latent-Wärmespeicher, Neopor, heizbares Fenster- „Industrieunternehmen müssen in Energieeffizienz investieren“ Wie energieeffizient ist die Region? ➤ Göhring: Die Metropolregion ist nicht nur deutschlandweit, sondern weltweit führend. Das liegt auch daran, dass hier die Wiege der modernen Dämmstoff-Industrie liegt, einmal mit Saint-Gobain Isover G+H AG, früher Grünzweig & Hartmann, und mit der BASF. Was heißt das, „weltweit führend“? ➤ Göhring: Das können Sie an den Projekten messen, die wir hier in der Metropolregion verwirklicht ha- ➤ Göhring: Wenn die Leute wegen hoher Energiekosten nicht verarmen und im Winter nicht zu Hause frierend mit Wintermantel und Mütze um eine wärmende Kerze sitzen wollen, dann müssen sie in die Energie-Effizienz investieren. Dies tun ja inzwischen auch die großen Wohnungsbauunternehmen, vorrangig die Gesellschafter im Netzwerk der E2A, um Leerstände zu vermeiden. Leerstände können sie nur verhindern, wenn sie moderne, energiesparende Wohnungen anbieten. ben. Nur einige Beispiele: Das größte Passivhaus-Büro, lu-teco, die weltweit erste Passivhaus-Feuerwache, das weltweit erste Drei-LiterHaus, das Null-Emissions-Mietshaus im Bestand, das weltweit erste 3-Liter-Haus mit Erdkühlung für den Sommer. Und dies alles überall in der Metropolregion, in Mannheim, Ludwigshafen, Viernheim… glas, extrem dämmende Fenster, gewissermaßen die Formel 1 der Energie-Effizienz. Gibt es in Deutschland ähnliche Organisationen wie die E2A? ➤ Göhring: Es gibt zahlreiche Energieagenturen in Deutschland. Dennoch sind wir einmalig. Wir sind über drei Bundesländer-Grenzen hinweg aktiv. Auch was den Aufbau und die Struktur angeht, das Zusammenspiel von mehr als 4000 Netzwerkpartnern, aber auch die privatwirtschaftliche Finanzierung Albrecht Göhring, Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur Bild: E2A und das Engagement – all das finden Sie nirgends in der Welt. Sie haben eine Vielzahl von Veranstaltungen und Projekten rund um das Thema Energie-Effizienz entwickelt und aus der Taufe gehoben. Wer bezahlt das alles? ➤ Göhring: Sie werden in der Regel von den Netzwerkpartnern, mit denen die Projekte durchgeführt werden, finanziert. Hat denn angesichts erheblich steigender Energiepreise das Energiesparbewusstsein spürbar zugenommen, beispielsweise in der Industrie? ➤ Göhring: Eindeutig ja. Energie ist ein gewichtiger Kostenfaktor, und da schaut jeder drauf. Wenn ein Industrieunternehmen heute nicht in Energieeffizienz investiert, dann hat es keine Chancen mehr. Und wie sieht es in den Privathaushalten aus? Was würde die Energie-Effizienz in der Region weiter voranbringen? ➤ Göhring: Wenn die Metropolregion Rhein-Neckar weltweit als wegweisendes Energie- und Energie-Effizienz-Cluster wahrgenommen werden will, dann braucht dieses Thema ein eigenes Haus. Ein Bürohochhaus, in Gestalt eines Entwicklungs- oder Forschungszentrums für Energie und Energieeffizienz, in dem deutlich sicht- und wahrnehmbar alles rund um diese Themen behandelt wird. Was soll in solch einem Gebäude geschehen? ➤ Göhring: In diesem E2A-Center, wie es mir vorschwebt, würden Energiewirtschaftler, Volks- und Betriebswirte, Wissenschaftler und Forscher, Architekten und Ingenieure, Entwickler und Praktiker an weltweit einmaligen Innovationen arbeiten. Mit Forschung, Kongressen und Foren könnten in dem E2ACenter, durch internationale Kooperationen, die Probleme des Klimawandels bekämpft werden. gg 9/2008 • 5. September 2008 econo 28 Energie-Effizienz INTERVIEW „Das Einsparpotenzial ist dramatisch“ ABB-Chef Peter Smits erklärt, wie die Industrie mehr Energie sparen könnte Herr Smits, Welches Energiesparpotenzial sehen Sie in Deutschland? brauchs auf sich. Davon wiederum entfallen rund 60 Prozent auf Motoren. ➤ Smits: Über die gesamte Kette hinweg, sprich Energieförderung, Stromerzeugung, Übertragung, Verteilung, Verbrauch in Industrie und Haushalten, sehe ich ein Potenzial zur Effizienzsteigerung und zum Energiesparen von 50 Prozent. Moderne Technologien machen das möglich. Wo könnte die Industrie Strom sparen? Wie viel Strom verbraucht die Industrie? ➤ Smits: Die Industrie vereinigt rund 40 Prozent des Stromver- Auch die Techniken, um zu sparen, haben sich sehr verbessert. Kommen wir zu den Motoren zurück, auf die 60 Prozent des industriellen Stromverbrauchs entfallen. Was und wie kann da eingespart werden? ➤ Smits: Vor allem im Motorenbereich. Die Industrie hat in den vergangenen Jahren beim Kostensparen den Hebel vornehmlich beim Personal angesetzt, warum nicht beim Energieverbrauch? ➤ Smits: Bei den niedrigen Energiepreisen früherer Jahre war dies nicht so wirtschaftlich wie heute. Energie ist heute aber sehr teuer ABB-Vorstandsvorsitzender Peter Smits Bild: ABB und zu einem sichtbaren Hauptkostenfaktor geworden, die Anreize zum Sparen sind größer geworden. ➤ Smits: Das Einsparpotenzial ist dramatisch, bis zu 70 Prozent. Und zwar vor allem durch eine drehzahlgesteuerte Antriebstechnik oder durch Motoren mit höherer Effizienzklasse. Das heißt: Der Motor wird so gesteuert, dass man jeweils gerade so viel Strom abruft, wie das Aggregat zu einem bestimmten Zeitpunkt braucht. Gert Goebel Energie-Effizienz 29 Licht im Tarifnebel Das Ekon-Institut hilft Unternehmen bei der Wahl des passenden Stromtarifs B ernd-Dieter Ott sitzt hinter seinem massiven Holzschreibtisch und krempelt die Ärmel hoch. Es ist über 30 Grad. Das Hemd klebt am Rücken. Eine Klimaanlage gibt es nicht. „Frisst nur einen Haufen Strom und macht die Leute krank“, brummt der Boss des Ekon-Instituts. Otts Firma ist ein Dienstleister. Das Ekon-Institut senkt Energiekosten für Unternehmen und kassiert dafür einen Teil der Einsparungen. „Wie können die Stadtwerke die Preise senken?“ Ott legt großen Wert darauf, unabhängig zu sein. Der Mittelständler ist keinem Versorger oder Erzeuger angeschlossen. Nur das könne dem Kunden eine Beratung garantieren, die wirklich in seinem Interesse liege. Gerade setzt der Chef seine Icherzähle-es-gern-zum-hundertstenMal-Miene auf. Er legt den Kopf leicht quer, die Finger der linken Hand schieben einen Papierstapel zur Seite. Eines, sagt er, möchte er doch mal zu Bedenken geben: Die Stadtwerke Hockenheim zum Beispiel. „Die kaufen Energie von den großen Versorgern. Und während die Eons und EnBWs die Preise erhöhen, senken die Hockenheimer Stadtwerke die Tarife für die Endkunden. Wie geht das?“ Er gibt die Antwort gleich selbst: „Die Margen im Energiegeschäft sind einfach toll.“ Die großen Versorger, sagt Ott, haben mit Erfolg einen so unglaublichen Tarifnebel in die Landschaft Für Ihren täglichen Energiebedarf. Wie groß auch der Appetit nach Energie sein mag, mit MVV Energiedienstleistungen stillen Sie ihn – ökologisch nachhaltig und ökonomisch sinnvoll. So setzen wir bei der Wärmeerzeugung auf umweltschonende Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplung und Biomasseheizwerke. Dadurch erhöhen wir bei unseren Kunden die Energieeffizienz und verringern den CO²-Ausstoß deutlich. Nutzen auch Sie die Vorteile einer wirtschaftlichen und umweltschonenden Energieversorgung. Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.mvv-edl.de VON ANFANG AN geblasen, dass niemand mehr durchblickt. Außer die Experten. Im Grunde müsste Ott sich nicht darüber aufregen. Denn sein Unternehmen profitiert davon. Die Ingenieu- re des Ekon-Instituts betreuen mehr als 34 000 Abnahmestellen bei mehr als 1800 Kunden, darunter Mittelständler ebenso wie große 왘왘 Konzerne. Energie-Effizienz Es gibt nur wenige unabhängige Effizienzdienstleister dieser Größe im Energiebereich. neut. Ott sagt: „Wir beeinflussen die Preispolitik des Energieversorgers, in dem wir die Energiekosten unserer Kunden analytisch darstellen und genau sagen, was wann wo gebraucht wird, und was das den Versorger kostet.“ Zum Abschluss werden steuerliche Möglichkeiten geprüft, die ebenfalls Einfluss auf die Energiekosten haben könnten. 왘왘 Der gesamte Betrieb wird durchgecheckt Das Konzept, erklärt der Chef, basiere auf einem ganzheitlichen Ansatz: Wenn die Ekon-Experten anrücken, nehmen sie die Energiekosten eines Unternehmens aus drei verschiedenen Perspektiven unter die Lupe: technisch, wirtschaftlich und kaufmännisch. Der gesamte Betrieb wird zunächst daraufhin untersucht, was durch Optimierungen, Innovationen oder Austausch an technischen Anlagen oder Gebäuden eingespart werden kann. Wenn das ausgetüftelt ist, steht im Prinzip die neue Abnahmestruktur des Unternehmens. Das heißt, die Spezialisten haben nach dieser Arbeit auch ermittelt, welche Energieformen das Unternehmen künftig wann und wo benötigt. „Das ist gewissermaßen der energetische Fingerabdruck einer Firma“, erklärt Ott. „Ein enorm wichtiges Instrument.“ Denn nach der technischen Optimierung geht es mit diesem Wissen auf die wirtschaftliche Ebene. Die Informationen werden in die Vergleichsdatenbank des Ekon-Instituts eingegeben. Dann wird berechnet, welche der zigtausend verschiedenen Tarife sich optimal für den Fingerabdruck des Kunden eignen. Das senkt die Kosten nochmals. Am Ende gehen die Effizienzexperten mit diesem Wissen noch zum Versorger und verhandeln über die Verträge. „Viele Versorger geben große Rabatte an den einen, aber nicht an den anderen. Wir wissen aber, wo welcher Preis gezahlt wird“, sagt Ott. Der Effizienzdienstleister spielt beim Versorger einerseits seinen Marktüberblick aus. Andererseits kombiniert er die Abnahmemengen mehrerer Kunden und bringt so andere Bezugsgrößen in die Verhandlungen ein. Das drückt den Preis er- Drei bis vier Jahre begleitet das Ekon-Institut eine Firma in der Regel. Zwischen 5 und 35 Prozent senken die Effizienz-Spezialisten die Energiekosten ihrer Kunden ab. Viele Unternehmen, sagt Ott, seien aber trotz Leidensdruck immer noch nicht bereit für den Schritt, mit einem Effizienzdienstleister zusammenzuarbeiten. „Oftmals heißt es von Seiten der technischen Abteilung: Das können wir selbst.“ Tatsache sei aber, dass ein sehr spezielles Fachwissen nötig sei, um Einsparungen zu realisieren. „Sie müssen ständig am Ball bleiben. Ein Unternehmen, das im Grunde nichts mit Energie zu tun hat, kann das einfach nicht leisten.“ Jochen Schönmann ENERGIEKONZEPTE für kommunale und gewerbliche Auftraggeber Umweltbewußter Energieeinsatz durch moderne Heizsysteme und Nutzung alternativer Energien Tragwerksplanung + Statik Brennwerttechnik Blockheizkraftwerke Photovoltaik Solarthermik Bauphysik Wir bringen Umwelt und Kosten in Einklang. Beratung Planung Erstellung von Kosten-Nutzen-Analysen unter Beachtung des energetischen optimalen Sollzustandes Brandschutzplanung Ingenieurbüro Lummer + Biebl Heinrich-Geiler-Straße 16 69242 Mühlhausen Telefon: 0 62 22 - 94 35 0 WIESLOCH . LEIPZIG . DRESDEN Projekte/Referenzen: www.tga-net.de Mitglied im Verband beratender Ingenieure Ingenieurgemeinschaft Kronach+Müller Luisenstrasse 46 68519 Viernheim Telefon: 06204-91458-0 Fax: 06204-91458-29 E-Mail: [email protected] www.dastragwerk.de 30 Energie-Effizienz 31 Sparen und wachsen Manche Firmen legen ihre Energieversorgung in fremde Hände, zum Beispiel in die der MVV D ie MVV Energiedienstleistungen (EDL) sind eine Wachstumssäule im Konzern. Doch geht das, auf der einen Seite am Verkauf der Energie verdienen und auf der anderen Seite nach Einsparpotenzial suchen? EDL-Geschäftsführer Michael Blichmann sagt, dass der Markt ihm gar keine andere Wahl lasse, als alle Einsparressourcen zu nutzen. „Wenn wir beim Kunden sind, müssen wir die für ihn optimale Lösung bieten. Sonst können wir am Markt nicht bestehen“, sagt Blichmann. Optimale Lösung könne auch bedeuten, dass die EDL Strom oder Gas von einem anderen Versorger beziehe. Blichmann: „Die Kollegen aus dem Haus bieten mit, aber sie müssen sich eben strecken, wenn sie den Auftrag bekommen wollen.“ Ein Feld, das die EDL derzeit ausbaut, ist das Contracting. Dabei gibt ein Unternehmen seine Energieversorgung in die Hände des Contractors. Drei Varianten des Contractings bietet die MVV an: ■ Das Anlagen- oder LieferContracting: Hierbei baut und betreibt der Contractor eine Anlage für den Kunden, liefert Wärme, Kälte und sonstige Energieformen. Er rechnet dafür einen monatlichen Grundpreis und zuzüglich einen rohstoffabhängigen, variablen Preis ab. ■ Das Einspar-Contracting: Nach einer Gebäudeanalyse erstellt der Contractor einen Maßnahmenkatalog zur Energieeinsparung. Anschließend setzt er die Einsparun- gen um. Dabei tätigt er alle notwendigen Investitionen und garantiert dem Kunden gleichzeitig vertraglich eine Einsparung in einer bestimmten Höhe. Ein Teil der Einsparung bleibt beim Contractor als Profit. ■ Das BetriebsführungsContracting: Der Contractor pachtet die Energieanlage des Kunden. Er optimiert sie mit seinem Fachwissen entsprechend den Anforderungen des Kunden. Hier finanziert sich der Contractor über die Einsparungen, die er selbst realisiert, während das Unternehmen künftig seine Energiekosten reduziert, indem es die Pacht als Gewinn mit den Energiekosten verrechnet. Die Vorteile in allen Fällen liegen darin, dass sich der Unternehmer auf seine Kernkompetenz konzentrieren kann. Des Weiteren macht er bei allen Modellen sofort Gewinn. Beim Verkauf einer Anlage erhöht sich zudem die Eigenkapitalquote des Betriebs. Die Nachteile liegen in den meist langen Vertragslaufzeiten. In Zeiten, in denen kaum jemand die Entwicklung der nächsten beiden Geschäftsjahre absieht, sind Bindungen über zehn oder zwanzig Jahre ein immenser Zeitraum. Das Energieproblem könnte sich etwa durch eine Erfindung von selbst lösen oder auf eine andere Ebene verlagern. Neue Effizienztechnologien könnten den Verbrauch reduzieren. An solchen Entwicklungen könnte der Contracting-Kunde nur begrenzt partizipieren. Jochen Schönmann Sie bekommen bis zu 2 Jahre Preisgarantie und wir unterstützen gemeinsam die Roten Teufel! Dank der langfristigen Preisgarantie können Sie die künftige Kostenentwicklung auf dem Energiemarkt ganz beruhigt beobachten Sie profitieren von sportlich fair kalkulierten Tarifen – natürlich mit Heimvorteil und wählen eins von drei attraktiven Welcome-Geschenken! Und Sie feuern die Roten Teufel ab sofort auf eine völlig neue Art und Weise an: Mit dem Tarifwechsel unterstützen Sie mit uns gemeinsam aktiv den FCK P OW ERN SIE MIT! TA RIF W ECHSEL U NTER: W W W.HER ZBLU T-STROM.DE ODER 0800 8090202 32 Energie-Effizienz Gut fürs Klima Einige Druckereien in der Metropolregion drucken klimaneutral. Pro Tonne Kohlendioxid, das sie im eigenen Betrieb produzieren, zahlen sie Geld für Klimaschutzprojekte I In einer wachsenden Zahl von Zeitschriften und Geschäftsberichten findet sich inzwischen ein kleines grünes Logo mit der Aufschrift „Klimaneutral gedruckt“ und einer Nummer, zum Beispiel „DE134-152585“. Hinter dem Zahlencode verbirgt sich in diesem Fall die August-Ausgabe von Econo RheinNeckar, gedruckt bei ColorDruck in Leimen. Logo und Code sind ein Zertifikat dafür, dass die Druckerei für jede der mehr als 17 Tonnen Kohlendioxid, die bei der Produktion entstanden sind, 24 Euro an die schweizerische Klimaschutz-Stiftung MyClimate gezahlt hat. Mit dem Geld werden Entwicklungsprojekte unterstützt, die nachweislich zur direkten Reduktion von Treibhausgasen führen (siehe Kasten). „Das Prinzip ähnelt einem Ablasshandel“, sagt Albrecht Göhring, Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur Rhein-Neckar (E2A). Er bezeichnet den Kauf von Klimaschutzzertifikaten als ersten Schritt in die richtige Richtung. Allein durch die Kompensation des klimaschädlichen Kohlendioxids andernorts werde in der Druckerei in Leimen allerdings noch kein Gramm maneutral“ drucken lassen will. „Viele zahlen den Zuschlag schon aus Imagegründen gerne“, sagt Rainer Bender, vom ColorDruck-Vertrieb. Verantwortung gegenüber Kunden und Umwelt Sie setzen auf „klimaneutralen Druck“: (v. l.) Andreas Weckwert, Geschäftsführer der natureOffice OHG, Joachim Beigel, Geschäftsführer von ColorDruck in Leimen, und Albrecht Göhring, Geschäftsführer der EnergieEffizienzAgentur Rhein-Neckar gGmbH (E2A). Foto: E2A CO2 eingespart. Dazu müsste der Betrieb in neue Anlagen investieren und Prozesse optimieren, so Göhring. Im ColorDruck-Management ist man sich dessen bewusst. Die Ziele sind schon gesetzt: „Bis 2020 wollen wir durch effizientere Pro- KLIMASCHUTZ UND KONTROLLE Mit den Geldern aus dem CO2-Ausgleich unterstützen Organisationen wie MyClimate Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern – zum Beispiel den Betrieb einer Biomasse-Anlage in Indien oder den Bau einer Windkraftanlage auf Madagaskar. Eine durch die UNO anerkannte Prüfstelle kontrolliert, ob diese tatsächlich zu einer Emissionsreduktion beitragen. Die Projekte müssen dazu den Qualitätsstandards „Clean Development Mechanism“ (CER) oder „Verified Emission Reduction“ (VER) entsprechen. Erstere unterstehen dem KyotoProtokoll, sind also direkt bei den Vereinten Nationen registriert. Letztere müssen beim Qualitätslabel „Gold Standard“ in Basel registriert sein, das neben dem Klimanutzen auch eine nachhaltige Entwicklung in garantieren soll. Laut MyClimate spart ein CER-Projekt jährlich mehr als 10 000 Tonnen Kohlendioxid. Die Biomasse-Anlage im indischen Bundesstaat Karnataka etwa habe seit 2001 rund 145 000 Tonnen CO2 eingespart. Die Windräder auf Madagaskar sollen von 2009 bis 2024 rund 31 500 Tonnen klimaschädliche Emissionen vermeiden. econo 9/2008 • 5. September 2008 duktion mindestens 20 Prozent Energie einsparen“, sagt Geschäftsführer Joachim Beigel. Er hat bereits Pläne, um künftig die Abwärme der Druckmaschinen zu nutzen. Zudem will ColorDruck in Zukunft „grünen Strom“ aus regenerativen Energiequellen nutzen, um das eigene Profil als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen zu schärfen. Auch die Zertifizierung als „klimaneutraler“ Drucker haben sich die Leimener bereits etwas kosten lassen. Logo und Zahlencode werden von der NatureOffice OHG vergeben. „Wir bewerten zuvor sämtliche Prozesse des Druckbetriebs anhand klimatechnisch Kriterien“, sagt Andreas Weckwert von der Augsburger Agentur. Über ein individuelles Online-Tool können die Vertriebler bei ColorDruck jetzt anhand von bis zu zwölf Parametern – Welche Maschine? Welches Papier? Wie hoch ist die Auflage? – die Kohlendioxid-Emission einzelner Druckjobs berechnen lassen. Der Kunde entscheidet dann, ob er „kli- Weckwert und sein Team kooperieren bei dem Verfahren unter anderem mit dem Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck, der selbst Konzepte und Initiativen zum Umweltschutz entwickelt hat. „Wir machen das in der Verantwortung gegenüber der Umwelt, gegenüber unseren Kunden und auf lange Sicht auch gegenüber der nächsten Generation“, erklärt Jürgen Rautert, Vorstand für Technik und Produkte. Auch die Heideldruck-Maschinen sollen dazu beitragen, dass Druckereien umweltfreundlicher produzieren können. Heideldrucks „Green Printing Katalog“ listet insgesamt mehr als 50 verschiedene Maßnahmen dazu auf. Bei NatureOffice haben sich neun Druckereien zertifizieren lassen, darunter aus der Rhein-Neckar-Region neben ColorDruck auch ABCDruck in Heidelberg. Die Karlsruher E & B Druck mit einer Niederlassung in Leimen hat einen anderen Weg gewählt. Sie hat sich beim Bundesverband Druck und Medien (BVDM) zertifizieren lassen. Allen drei ist gemeinsam, dass sie nicht nur eine Klimaschutz-Abgabe für jede Tonne Kohlendioxid zahlen. Sie drucken zudem auf klimaneutrales Papier, das nach den Standards FSC (Forest Stewardship Council) und PEFC (Progamm for the Endorsement of Forest Certification) zertifiziert wurde. Daniel Albrecht Internet www.natureoffice.de www.myclimate.org Unsichtbarer Beitrag. Sichtbarer Erfolg. Unsichtbarer Beitrag – Was unsere innovativen Dämmstoffe bewirken, ist mehr zu spüren als zu sehen. Denn in vielen Gebäuden sorgen sie für deutlich besseren Wärmeschutz und effizienteren Materialeinsatz. Und helfen so, Energie nachhaltig zu sparen. Sichtbarer Erfolg – Lösungen wie diese entwickeln wir als Partner vieler Industriezweige gemeinsam mit unseren Kunden. Die Ergebnisse unseres Beitrags können sich sehen lassen: Mal sind es optimierte Prozesse, höhere Qualitäten, mal reduzierte Kosten. So tragen wir zum Erfolg unserer Kunden bei. Und zu mehr Lebensqualität für alle. www.basf.de/more 34 Autozulieferer Kleiner Wagen, großes Geschäft Ab Oktober soll in Indien das billigste Auto der Welt vom Band rollen. Der Tata Nano wird umgerechnet rund 1700 Euro kosten. Freudenberg und die BASF haben dazu beigetragen, dass so etwas möglich ist. Auch andere deutsche Automobilzulieferer waren maßgeblich an der Entwicklung des Wagens beteiligt eu Delhi, 10. Januar 2008. Die größte Automobilmesse der Welt, die New Delhi Auto Expo, hat ihren Höhepunkt erreicht. In der Halle des indischen Automobilherstellers Tata ist es stockdunkel. Dicht gedrängt stehen die Messebesucher vor einer erhöhten Bühne. Ein Blitzlicht hier, ein Blitzlicht dort. Dann kündigen die donnernden Pauken aus Richard Strauss’ Zarathustra das Blitzlichtgewitter an, das folgt, als sich der Vorhang öffnet und ein weißer Wagen, klein wie Bild : Ta ta N econo 9/2008 • 5. September 2008 ein Smart, mit blinkendem Warnlicht auf die Bühne rollt. Es ist der erste Auftritt des billigsten Autos der Welt – des Tata Nano. Die Zuschauer applaudieren, die Presse fotografiert. Der Wagen bleibt auf der Bühne stehen. Die rechte Tür öffnet sich und Ratan Naval Tata steigt aus. Der 70-jährige Konzernchef trägt einen dunklen Anzug. Er sieht aus wie Harrison Ford, nur eben indischer. Er schließt die Tür und streicht noch einmal über die Karosserie. „Ladies and Gentlemen“, un- terbricht er die applaudierende Menge. „Ladies and Gentlemen. This has been referred to as one man’s dream, and indeed it was.“ Paradigmenwechsel im Automobilbau Die Schau, die Blitzlichter, der Applaus. All das verfolgt an diesem Tag auch Jörg Sost, Mitglied der Unternehmensleitung des Weinheimer Freudenberg-Konzerns, hautnah mit. „Es war schon eine Überraschung, dass ein Auto, das sicher den weltweiten Automobilmarkt beeinflussen wird, aus In- dien kommt“, sagt Sost. „Tata“, sagt er und lächelt, „ist übrigens ein Familienunternehmen. Da sieht man die Kraft und Innovationsfähigkeit von Familienunternehmen.“ Diese Eigenschaften schreibt Sost auch Freudenberg zu. Denn das Familienunternehmen gehört zu jenen Automobillieferanten, die entscheidend dazu beigetragen haben, dass sich der „one man’s dream“, der Traum vom 1700-Euro-Auto, erfüllt hat. Denn das deutsch-indische Gemeinschaftsunternehmen Sigma Freudenberg NOK im nordindischen Mohali ist Alleinlieferant für Dichtungen im Motor und im Antriebsstrang. Außerdem liefert das Unternehmen Stoßdämpferdichtungen für den Nano. Seit 1998 ist das Joint-Venture in Indien tätig. Seit 2000 ist Freudenberg darüber hinaus mit einer Tochter der Vibracoustic GmbH & Co. KG in Indien präsent. Das Joint Venture Sigma-Vibracoustic hat für den neuen Tata ein spezielles Konzept für die Motoraufhängung entwickelt. Die Teile werden, wie die von Sigma Freudenberg NOK, im nordindischen Mohali hergestellt. „Wir haben unsere Aktivitäten in Indien gestartet und im Laufe der Jahre ausgebaut, weil der indische Absatzmarkt immer wichtiger wird und auch unsere Kunden in Indien produzieren“, sagt Sost. Autozulieferer 35 Dass Freudenberg den Markteintritt über Joint-Ventures gewählt habe, dafür gebe es viele Gründe: „Unsere indischen Partner kennen das Land und die Kultur. Vor allem können sie die direkten Kontakte zu den indischen Herstellern pflegen“, sagt er. Gute Kontakte allein reichten nicht Allein durch den Aufbau zweier Tochtergesellschaften im Ausland und gute Kontakte war der Auftrag allerdings nicht zu gewinnen. Ebenso entscheidend war die Entwicklungsarbeit, die Freudenberg im Zuge des Geschäfts zu leisten hatte. Und dabei machte das das Unternehmen auch neue Erfahrungen. Ein Projekt wie der Tata Nano lasse sich nicht durch „downsizen“ angehen, sagt Sost. „Man kann nicht eine bestehende Dichtung nehmen und sie ein bisschen einfacher ausführen.“ Das gleiche gelte für schwingungstechnische Produkte. Freudenberg habe stattdessen gelernt, mit neuen Ansätzen über die geforderten Zulieferprodukte nachzudenken. Während die Dichtungstechniker der Freudenberg-Gruppe ihr Produktportfolio nach bestehenden und passenden Standarddichtungen durchsuchten – und fündig wurden, war für die Schwingungstechnik ein DER TATA NANO Die Idee zum Bau des Tata Nano wurde auf einer Pressekonferenz auf dem Genfer Autosalon 2003 geboren. Damals ließ Ratan Naval Tata, Chef des Tata-Konzerns, die Bemerkung fallen, er würde gerne einmal ein Auto bauen, das sich auch die untere Mittelklasse in Indien leisten könnte. Woraufhin ihn ein Journalist fragte, wieviel ein solches Auto kosten dürfe. Rund 100 000 Rupien, schätzte Tata damals. Am darauf folgenden Tag meldete die Nachrichtenagentur Reuters, Tata wolle ein Auto für rund 2000 Dollar – umgerechnet 100 000 Rupien – auf den Markt bringen. Der Preis des Nanos – umgerechnet rund 1700 Euro – liegt bei der Hälfte des bislang weltweit billigsten Autos, dem QQ3 des chinesischen Herstellers Chery. Der Nano soll im September in den Verkaufsräumen der Händler stehen. Käufer des Billigstwagens müssen allerdings noch Mehrwertsteuer und die Überführungskosten zahlen, weshalb der Preis etwas höher als die angepeilten 100 000 Rupien liegt. Der Wagen soll vor allem in Schwellenländern Käufer finden. Die Technik des Nanos ist vor allem für die Anforderungen in solchen Schwellenländern ausgelegt. Der Wagen wird mit einem 33 PS starken 623-Kubikzentimeter-Zweizylindermotor angetrieben, der im Heck untergebracht ist. Die dreitürige Basisversion ist 3,10 Meter lang, 1,50 Meter breit und 1,60 Meter hoch. Die Sicherheit der Wagens erfüllt nicht die europäischen Standards. Er erfüllt aber die indischen Sicherheitsstandards. Der Nano hat eine Metallkarosserie und serienmäßig Sicherheitsvorkehrungen wie Knautschzone, verstärkte Türen und Sicherheitsgurte. Die Umwelt könnte nach Ansicht von Umweltschützern leiden, wenn der Nano in Indien zum Verkaufsschlager wird. Im Vergleich zu europäischen Modellen ist der Tata mit rund fünf Litern Verbrauch und einem Kohlendioxidausstoß von 94,8 g/km hingegen umweltfreundlich. eigenes Entwicklungsprojekt notwendig. Anhand der von Tata vorgegebenen Spezifikation für den Nano hätten sich die Entwickler dann ganz unterschiedliche Fragen gestellt, sagt Sost: „Was muss das Produkt leisten, wie muss es ausgelegt sein, welches Elastomer, welches Trägermaterial ist geeignet? Muss es Metall sein? Kann es Kunststoff sein?“ Die Entwicklung fand dabei maßgeblich bei Vibracoustic in Hamburg statt. Dazu kamen Hintergrundgespräche mit den indischen Partnern. Das Ergebnis: drei handtellergroße Teile aus gummibeschichtetem Metall und Kunststoff, die zusammen 800 Gramm wiegen. Bei einem VW Polo liefert Freudenberg die gleichen Teile aus Aluminium – sie wiegen 3,5 Kilo. Kunststoffbauteile sind ein Grund, weshalb der Tata Nano in Indien für rund 1700 Euro verkauft werden kann. Ein zweiter liegt in der Verarbeitung begründet. Denn Chassis- und Karosserieverbindungen sind nicht geschweißt, sondern geklebt. Der dritte Grund betrifft jene Teile, die gar nicht erst verbaut wurden. Eine Servolenkung, einen zweiten Seitenspiegel oder Scheibenwischer, eine Klimaanlage, ein Autoradio oder elektrische Fensterheber hat die Basisversion des Tata nicht zu bieten. Auch auf Airbag und ABS müssen die Fahrer des Billigautos verzichten. Ein vierter Grund für den niedrigen Preis des Tatos ist das indische Lohnniveau. Um das Lohngefälle innerhalb In- diens zu nutzen, hat Tata das Werk, in dem der Nano gebaut werden soll, im westbengalische Singur angesiedelt. Dort kämpft der Konzern allerdings gerade gegen aufgebrachte Bauern, die klagen, für den Fabrikneubau unrechtmäßig enteignet worden zu sein. Auch das ist Indien. Indien, das bedeutet auch Staus und Gedränge auf den Straßen. In den Großstädten sind Autofahrer selten schneller als 20 bis 30 Kilometer pro Stunde unterwegs, wobei sie sich die Fahrbahn vor allem mit zwei- und dreirädrigen Fahrzeugen teilen. Eine Spurführung gibt es oft nicht, Straßen gleichen Schlaglochpisten, es wird mehr gehupt als geblinkt. Geringere Anforderungen an Leistung und Komfort „Die Verkehrsbedingungen in Indien und damit auch die Anforderungen an Autos sind anders als zum Beispiel in Europa oder in den Vereinigten Staaten.“, sagt Freudenberg-Manager Sost. Woraus auch andere Anforderungen an die Geschwindigkeit, die Drehzahl und die Lebensdauer des Motors resultierten. Auch das Komfortempfinden eines indischen sei ein anderes als das eines deutschen Autofahrers. Da könne der Motor ruhig ein bisschen lauter sein. „Der Tata Nano würde auch nicht die europäischen Sicherheitsstandards erfüllen“, sagt Sost. Das sei aber auch nicht der Zielmarkt des Wagens. „Der Zielmarkt 왘왘 sind Schwellenländer.“ 9/2008 • 5. September 2008 econo 36 Autozulieferer Mit solchen Simmeringen sowie Dichtungen und O-Ringen beliefert die Freudenberg-Gruppe Autohersteller auf der ganzen Welt. Für den Tata werden diese Teile millionenfach im nordindischen Mohali gefertigt. Das Potenzial der so genannten Low-Cost-Cars, die nicht mehr als 7000 Euro kosten, ist unbestritten. Nach Erhebungen der Wirtschaftsforscher von A.T. Kearney dürfte der Markt für Billigautos von derzeit 1,9 Millionen Fahrzeugen in diesem Jahr bis 2020 auf rund 15,7 Millionen wachsen. Dies entspricht ungefähr der Anzahl an Neuwagen, die im vergangenen Jahr in ganz Europa verkauft wurden. Das Essener Marktforschungs- und Beratungsunternehmen R. L. Polk geht sogar davon aus, dass die Produktion von Low-Cost-Fahrzeugen schon bis 2017 ein Volumen von mehr als 16 Millionen erreicht. Mit einem Produktionsanstieg von über 70 Prozent wird das Segment in den kommenden zehn Jahren deutlich schneller wachsen als die weltweite Produktion, die um knapp 30 Prozent zulegen wird, heißt es in der Studie der Essener. „Billigautos werden in den nächsten Jahren eines der Schlüsselthemen für die Automobilindustrie bleiben“, sagt auch Ralf Kalmbach, Leitender Partner für den Bereich Automotive bei Roland Berger. Dies gelte nicht nur in den Entwicklungsländern. Fast alle Volumenhersteller 왘왘 econo 9/2008 • 5. September 2008 planen die Einführung von LowCost-Cars in den kommenden fünf Jahren. Vier unterschiedliche, regional geprägte Modelle zur Entwicklung und Kostensenkung haben die Roland-Berger-Berater ausgemacht. Darunter auch das „indische Modell“, das vom Tata-Konzern ver- folgt wird. Es zeichne sich durch „Cooperative Competition“ aus, ähnlich dem Open-Source-Modell in der IT-Branche. Die Unternehmen verteilen dabei Expertise und Investitionen auf eine breite Basis von Zulieferern und Partnern, auch Investitionsrisiken werden aufgeteilt. Der Vorteil: Die Kosten für WER LIEFERT WAS? Zehn große deutsche Zulieferer beschäftigen in Indien über 25 000 Mitarbeiter. Ihr Umsatz liegt bei 1,2 Milliarden Euro. Bislang haben sie in Indien 380 Millionen Euro investiert, weitere 250 Millionen sind nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie eingeplant. Für den Tata Nano liefert Freudenberg Dichtungen im Motor und im Antriebsstrang sowie Stoßdämpferdichtungen. Die BASF rüstet den Billigwagen mit Materialien für die Innenraumausstattung einschließlich der Sitze, Kunststoffe für den Motorraum aus, liefert Katalysatoren und die Lackierung. Der Stuttgarter Bosch-Konzern stellt die Einspritztechnik, Bremssysteme sowie Starter und Generatoren her. Mahle, ebenfalls in Stuttgart ansässig, liefert die Nockenwelle. Von der Saint-Gobain-Tochter Sekurit stammen sämtliche Scheiben. Der Hannoveraner Automobilzulieferer Continental steuert die Bezinpumpen und den Füllstandsensor zum Tata Nano bei. Die Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach fertigt für den Kleinstwagen Radlager und Spannrollen. ZF Friedrichshafen die Spurstangen und Kinetic Getriebe. Der Stuttgarter Behr-Konzern liefert die Klimaanlage für die Luxusversion des indischen „Volksautos“. Bild: Freudenberg Neuentwicklungen tragen zu einem großen Teil die Zulieferer. Beim Nano hat Tata darüber hinaus langfristige Verträge über große Mengen mit seinen Zulieferern abgeschlossen. Im Gegenzug bringen die Zulieferer ihr Know-how ein. Der Lack kommt von der BASF Auf einen solch langfristigen Vertrag hofft auch der zweite große Automobilzulieferer aus der Metropolregion, der am Tata Nano beteiligt ist – die BASF. Schon für die bislang produzierten Autos liefern die Ludwigshafener an Tata Materialien für die Innenraumausstattung, beispielsweise der Sitze. Darüber hinaus liefert der Chemiekonzern Kunststoffe für den Motorraum und Katalysatoren. Auch der Lack des Kleinstwagens wurde bei der BASF zusammengemischt – am 2004 gegründeten Produktionsstandort für Autolacke im südindischen Mangalore, einem von sechs BASF-Standorten in Indien. Doch BASF will mehr: Laut einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ verhandeln die Autozulieferer Ludwigshafener derzeit mit Tata darüber, ob sie bei der Lackierung die Wertschöpfungskette ausweiten und die Verantwortung für den gesamten Lackierprozess übernehmen können. Diese Aufgaben erledigen die Ludwigshafener zum Beispiel schon für Mercedes und Volkswagen. Mit Volkswagen verhandelt BASF im Übrigen gerade über die Zulieferung an die neue Großfabrik im ostindischen Pune, wo spätestens ab 2010 jährlich 150 000 abgespeckte VW Polos vom Band laufen sollen. Im vergangenen Jahr setzte BASF im indischen Automobilgeschäft rund 60 Millionen Euro um, rund elf Prozent des Gesamtumsatzes der BASF auf dem Subkontinent. International trägt die Sparte mit rund 7,6 Milliarden Euro schon rund dreizehn Prozent zum Umsatz bei. 6,50 Euro für einen Airbag Die Umsätze pro Low-Cost-Wagen sind indes nicht mit jenen bei deutschen Oberklasse-Limousinen vergleichbar, für die zum Beispiel Bosch Elektronikkomponenten im Wert von rund 2000 Euro liefert – mehr als ein Tata Nano kostet. Für den Nano liefert Bosch hingegen nur Komponenten im Wert von rund 200 Euro. Ähnlich bescheiden werden die Umsätze der BASF ausfallen. Stecken in einem deutschen Mittelklassewagen Chemieprodukte im Wert von rund 800 Euro, dürfte es sich im Nano um einen Bruchteil dieses Wertes handeln. Zahlen nennt die BASF keine. Was Tata seinen Zulieferern abverlangt, zeigt sich jedoch gut am Beispiel der schwedischen Firma Autoliv. Sie liefert Airbags für die Lusxusvariante des Nanos. Während Airbags für einen normalen Kleinwagen wenigstens 95 Euro kosten, fordert Tata Luftsäcke für 6,50 Euro das Stück. Autoliv hat den Vertrag dennoch unterschrieben. Das Freudenberg-Konzernchef Peter Bettermann in der „Financial Times Deutschland“ jüngst eine Gewinnwarnung ausgesprochen und dies unter anderem mit der US-Autokrise begründet hatte, zeigt die Bedeutung des Wachstumsmarktes Asien für die Weinheimer. Jörg Sost, ebenfalls Mitglied Unternehmensleitung, schätzt den Wert der Teile, WER BAUT WAS? Der Trend im Automobilbau zeigt in Richtung Low-Cost-Cars – auch in Europa. Dafür verantwortlich sind nach Einschätzungen von Experten der hohe Ölpreis, das Wegbrechen der Mittelklasse sowie die Pflicht zur Senkung des Kohlendioxidausstoßes der Fahrzeugflotten. Die Strategien der Autohersteller im Geschäft mit Low-Cost-Cars sind vor allem eine Ausrichtung auf regionale Kundenbedürfnisse, eine Beschränkung auf die wesentlichen Funktionen (z. B. Verzicht auf ABS und Airbag und elektrische Fensterheber) sowie eine Kostensenkung durch Mengeneffekte. Die Hersteller, die weltweit tätig und schon mit Low-Cost-Cars am Markt sind oder dies angekündigt haben, sind daher auch durch die Bank Volumenhersteller. So hat Renault in Europa mit dem Dacia Logan Erfolg. Der seit 2004 zunächst in Osteuropa für 5000 Euro angebotene Wagen wird mittlerweile auch in Russland, Indien, Iran, Marokko, Kolumbien und Brasilien zusammengeschraubt. In Deutschland kostet er allerdings rund 7200 Euro. In Indien will Renault hingegen gemeinsam mit Nissan und dem indischen Hersteller Bajaj Anfang 2011 ein Auto für 2500 Dollar auf den Markt bringen. Der weltgrößte Autohersteller Toyota prüft den Bau eines Billigautos im russischen Sankt Petersburg. Volkswagen-Ingenieure arbeiten am geplanten Kleinwagens Up!, der in Schwellenländern gefertigt werden und spätestens 2010 für rund 5000 bis 6000 Euro auf den Markt kommen soll. Auch Honda und Fiat haben angekündigt, ins Billigsegment einzusteigen. Doch auch der Tata-Konzern will seinen Nano nach eigenen Aussagen bis 2012 europatauglich machen. Für 1700 Euro wird er hierzulande jedoch nicht zu haben sein. die sein Unternehmen für den Nano zuliefert auf rund 10 bis 15 Euro pro Wagen. „Ganz wesentlich ist hierbei, dass die Planung eine hohe Stückzahl vorsieht.“ Das Produktionsvolumen spiele daher eine wichtige Rolle. Rund eine Million Nanos will Tata pro Jahr produzieren. Nicht nur in Indien, sondern auch in Kambodscha, Vietnam, China und Afrika werde der Wagen künftig erhältlich sein. Hier entstehe ein ganz neues Marktsegment. „Und da wollen wir als Marktführer eine wesentliche Rolle spielen“, sagt Sost. Beim LowCost-Car Dacia, dem derzeit günstigsten europäischen Auto, ist Freu- 37 denberg bereits im Geschäft. „Unser Ziel ist es, alle zu beliefern. Vom kleinsten Fahrzeug bis zur Luxuslimousine“, sagt Sost. Doch was bleibt vom Geschäft mit Tata und anderen Herstellern für die Metropolregion? Denn weder die BASF noch Freudenberg produzieren die Teile für den Nano in Deutschland. „In Deutschland werden für diese Produkte unter anderem die Materialentwicklung und Materialtests, die Produktauslegung und das Produktdesign durchgeführt“, sagt Sost. Für die Herstellung gelte hingegen: „Wir produzieren die Teile in den Ländern, in denen sie auch verkauft werden. Damit bieten wir Kundennähe.“ Doch selbst die Zuliefer, die es wollten, könnten ihre Materialien nicht von Deutschland aus liefern. Transportkosten, hohe indische Einfuhrzölle und die Lohnunterschiede würden ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. „Das ist schon ein beachtliches Fahrzeug“ Dass auch „Made in India“ für Qualität steht, davon ist Sost indes überzeugt. Gerne erinnert er sich an den 10. Januar zurück, als er sich nach dem Vortrag Ratan Tatas hinter das Steuer des Nanos setzte. Dieser zeichne sich durch eine angenehme Anmutung, eine gute Sitzposition und ein schönes Interieur aus, sagt Sost. „Das ist schon ein beachtliches Fahrzeug.“ Kristian Klooß 9/2008 • 5. September 2008 econo 38 Handwerk Angst vorm Schwarzen Mann? 70 Jahre hat es gehalten: das Monopol der rund 7900 Bezirksschornsteinfegermeister in Deutschland. Jetzt hat der Gesetzgeber die Regelungen gelockert. Wettbewerb wird möglich. Doch große Änderungen sind nicht zu erwarten V or fünf Jahren flatterte der damaligen Regierung Schröder ein Schreiben der Europäischen Kommission auf den Tisch. Dass Schornsteinfeger aus anderen EU-Ländern deutsche Kamine nicht kehren durften, passte Brüssel nicht. Ein Vertragsverletzungsverfahren wurde eingeleitet. Doch Berlin zeigte wenig Neigung, an dem traditionsreichen Monopol zu rütteln. 2006 wurden die Drohungen der EU-Kommissare deutlicher – die neue Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel musste handeln. Ende Juni beschloss die Bundesregierung eine Novelle des Schornsteinfegergesetzes. Der Bundesrat wird die neuen Regelungen voraussichtlich am 19. September durchwinken. Kehrbezirke werden jetzt ausgeschrieben Wichtigste Änderung: In Zukunft dürfen die Verbraucher frei entscheiden, wer das Kehren ihrer Kamine und das Messen ihrer Heizungsanlage übernimmt. Neben dem Bezirksschornsteinfegermeister vor Ort können diese Aufgabe auch Schornsteinfeger aus Deutschland oder dem Ausland übernehmen, die nicht für einen Kehrbezirk verantwortlich sind und ihre Dienste frei anbieten. Denkbar ist auch, dass andere Handwerker, beispielsweise Sanitär- oder Heizungsbetriebe, mit entsprechenden Zertifikaten Schornsteinfegerdienste anbieten. Die Kehrbezirke bleiben erhalten. Ihre Besetzung wird jedoch alle sieben Jahre neu ausgeschrieben. Der Bezirksschornsteinfegermeister, der den Zuschlag erhält, ist verantwortlich für die so genannte Feuerstättenschau. Sie steht in Zukunft alle dreieinhalb Jahre und nicht mehr wie bisher nur alle fünf Jahre an. Auf dieser Feuerstättenschau legt der Bezirksschornsteinfegermeister fest, wann und wie oft das Kehren und Messen fällig ist. In seiner Verantwortung liegt auch die Kontrolle der Durchführung. Jürgen Braun, Obermeister der Innung Karlsruhe, der seinen Kehrbezirk in der Stadt Walldorf hat, ist darüber nicht glücklich. „Bisher haben die Schornsteinfeger in ihren Kehrbezirken gewährleistet, dass die Heizungen regelmäßig kontrolliert und die Kamine gereinigt wur- Innovatives Telemarketing Ziele erreichen Voraussetzung für erfolgreiche Kundenbeziehungen ist der Spaß und das Talent mit unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu treten, ihre Erwartungen und Wünsche zu erkennen und sie zu verstehen. Die KIM GmbH macht aus Interessenten langfristige Kunden. Angefangen bei der telefonischen Verkaufsunterstützung einer Produktneueinführung bis hin zur Kundenbefragung zur Sicherung von Qualitätsstandards, bietet die KIM GmbH Unternehmen die umfassenden Dienstleistungen einer modernen Telesales Agentur. Ein Unternhemen der: www.kim-gmbh.de econo 9/2008 • 5. September 2008 Was wir für Sie tun können, beantworten wir Ihnen gerne: 07423 78-325 oder [email protected] Handwerk 39 lich im nächsten Jahr in Kraft, doch gibt es eine Übergangsfrist bis Ende 2012, in der alles beim Alten bleibt. „In dieser Zeit sollen die Schornsteinfeger sich auf ihr Leben als freie Unternehmer vorbereiten“, sagt Braun. Das Nebenerwerbsverbot ist gefallen Schornsteinfeger bekommen Konkurrenz – und dürfen anderen Konkurrenz machen. den.“ Jetzt seien die Immobilienbesitzer dafür selbst zuständig und müssten den Schornsteinfeger davon unterrichten, wenn sie dieser Verpflichtung nachgekommen seien. Passiere dies nicht, sei es Aufgabe des Schornsteinfegers, die zuständigen Landratsämter zu verständigen, die dann ihrerseits aktiv werden. „Ein riesiger bürokratischer Aufwand“, schimpft Braun. Dennoch geht er davon aus, dass sich nicht viel ändern wird und nur wenige Immobilienbesitzer Konkurrenz-Angebote einholen. „Das Einsparpotenzial ist einfach zu niedrig.“ So werde in den meisten Fällen der Bezirksschornsteinfegermeister die anstehenden Aufgaben weiterhin übernehmen. Und wie werden sich die Preise entwickeln? „Natürlich dürfen die in Zukunft frei kalku- Bild: photocase.com liert werden, doch die meisten Schornsteinfeger werden sich, wie ich, an der derzeitigen Gebührenordnung orientieren.“ Diese sieht momentan Kosten von rund 70 Euro jährlich für Besitzer von Einfamilienhäusern und bis zu 40 Euro für Mieter vor. Ohnehin sind die beschlossenen Änderungen noch Zukunftsmusik. Zwar tritt das Gesetz voraussicht- Zum Beispiel durch betriebswirtschaftliche Weiterbildung, durch Erschließung neuer Berufsfelder oder durch eine Ausbildung zum Energieberater. Der Hintergrund: Als Ausgleich für mögliche Einbußen im Stammgeschäft fällt das Nebenerwerbsverbot für Schornsteinfeger. Niemand hindert sie mehr, in anderen Bereichen zu „wildern“, beispielsweise bei der Wartung von Heizungen. „Das beunruhigt natürlich die Heizungsbauer“, sagt Braun. „Doch ich glaube kaum, dass ein Schornsteinfeger sich ausgerechnet eine Tätigkeit aussuchen wird, in der momentan kaum etwas zu verdienen ist.“ Ulla Cramer RECHTSANWÄLTE ZIPPER & COLLEGEN Arbeitsrecht Familienrecht Erbrecht Baurecht Internetrecht Gesellschaftsrecht Wettbewerbsrecht Markenrecht Strafrecht Computerrecht Verkehrsrecht Rechtsanwälte Rüdiger Zipper Manfred Zipper Frederick Pitz Sven Siegrist CARL-BENZ-STRASSE 5 | SCHWETZINGEN | TELEFON 0 62 02 / 85 94 80 WWW.RECHTSANWALT-SCHWETZINGEN.DE 9/2008 • 5. September 2008 econo 40 Im Porträt Zwischen Steinofen und Statistik: Firmen-Chef Michael Grimminger und sein Vater Richard haben über Jahrzehnte hinweg eine der größten Backwarenketten in der Metropolregion aufgebaut. Das Unternehmen beschäftigt heute fast 600 Vollzeitkräfte. Bild: Proßwitz Keine kleinen Brötchen Die Mannheimer Bäcker-Dynastie der Grimmingers besitzt mittlerweile 86 Filialen. 40 000 Kunden werden täglich bedient. Das Geschäft mit Weck und Schneckennudeln brummt N ein, kleine Brötchen backen sie nicht, die Grimmingers. Die Mannheimer Bäcker-Dynastie ist in der dritten Generation wie ein guter Hefezopf aufgegangen. Das Geschäft rund um Weck und Schneckennudeln brummt. In den 86 Filialen, 49 davon allein in der Quadratestadt, aber auch in Wiesloch, Groß-Gerau oder Pfungstadt, kaufen täglich 40 000 Kunden econo 9/2008 • 5. September 2008 ein. Sie haben die Wahl zwischen 37 Brot- und 27 Brötchensorten. Darüber hinaus werden verschiedene Kuchensorten bis hin zur mehrstöckigen Hochzeitstorte angeboten. Selbst Prinzessin Diana – vor etlichen Jahren bei Feinkost Käfer in München zu Gast – biss mit Vergnügen zu. „Unser Bauernweiß hat ihr so gut geschmeckt, dass zum Neujahrsempfang in England eine ganze Ladung per Flugzeug vom Botschafter geordert wurde“, ist FirmenChef Michael Grimminger noch heute stolz. Heute führt seine Schwester Gabi das Münchner Backhaus Grimminger, das unter anderem Feinkost Käfer mit Backwaren beliefert. Deutschlands Spitzenkoch Harald Wohlfahrt von der „Traube“ in Baiersbronn-Tonbach lobte das knusprige Baguette parisi- enne sogar schriftlich: „Persönlich bin ich von der Qualität Ihres Brotes so begeistert, das ich unseren Hausbäcker schulen ließ.“ Was aber ist das Erfolgsrezept von Grimminger, der vom allgemeinen Bäckersterben verschont geblieben ist? Meister Michael schwört auf Statistiken, die – per Computer erstellt – „flexible Einflussnahme erlauben“. Das heißt: In einer Filiale Im Porträt ist das Steinofenbrot der Renner, in einer anderen sind es die Wasserbrötchen oder die Laugenstangen. Auch die Snacks, etwa mit Fleischkäse oder Wurstsalat von einem ausgesuchten Metzger gehen weg wie warme Semmeln. Sie machen inzwischen ein Viertel des Gesamtumsatzes aus, der allein in Mannheim netto 28,5 Millionen Euro beträgt. Das hätte sich Firmengründer Josef Grimminger zwar nicht träumen lassen. Dennoch legte der gebürtige Schwabe, der im Jahr 1900 in seiner Heimat Schwäbisch Gmünd eine Bäckerlehre machte, den Grundstein der Bäcker-Dynastie. Auf der Walz nach Paris schnupperte er interessiert in den Backstuben der „boulangers“, probierte in Hamburg Schrotbrot mit Sauerteig und sammelte in Dresden Rezepte für den berühmten Christstollen. In Berlin, Leipzig und Wiesbaden holte sich der Wissbegierige zum Schluss noch den letzten Schliff in Sachen „knusprig und würzig“. Seine Wander- und Lehrjahre fanden in Mannheim ein Ende. Hier eröffnete er in der Eichendorffstraße 8 die erste Grimminger-Bäckerei. Sie ist bis heute Stammsitz der Grimmingers. Nach dem Ersten Weltkrieg war es Zeit, eine Familie zu gründen. Die Erwählte hieß Berta Wahl. Drei Sprösslinge sorgten rasch für Leben im Hause der Grimmingers: Hedwig, Hildegard und Richard, der beruflich in die Fußstapfen des Vaters trat. Ohne große Diskussionen. Dabei träumte er von einem geregelten Buchhalterleben – ohne täglichen Stress, Mehlstaub und anstrengende Nachtarbeit, so erzählt sein Sohn Michael. Selbst am Weihnachtstag fand die Familie nur wenig Zeit und Ruhe: Da wurden bis zuletzt Zimtsterne gebacken. Dann begann der Zweite Weltkrieg. 1944 geriet Richard in Gefangenschaft. Erst nach einer Zwischenstation in einer Militärbäckerei im amerikanischen North Carolina sah er 1946 sein „Mannem“ wieder. Aber wie! Überall Trümmer. Der Vater Johann war gestorben. Die Familie hungerte. Der inzwischen frisch gebackene Bäckergeselle Richard wird nie vergessen, wie die Mutter am Abend die Brotmarken der Lebensmittelkarten mit „Mehlbapp“ aufklebte und vor Sonnenaufgang die Weck in Leinensäckchen sortierte. Doch Richard schaffte den Neubeginn mit dem Gottvertrauen, dem Humor, dem Einfallsreichtum und der Hartnäckigkeit, die dem Senior noch heute eigen sind. Und er war nicht allein. An seiner Seite Sascha Glas, die Brötchen austragen half und schließlich 1950 seine Frau wurde. „Kannschd du Weck verkaafe?“ hatte das waschechte und deklarierte Mannemer Bloomaul Richard Grimminger seine Auserwählte damals gefragt. „Dann passt’s.“ Bis heute. 1960 zog es die Grimmingers „iwwer die Neckarbrick“, wo sie die erste Filiale in der Fressgasse eröffneten. Ein neues Backhaus in der Pettenkoferstraße folgte. Dort ist noch heute der Verwaltungssitz. Sohn Michael studierte nach dem Abitur Lebensmittelingenieurwesen. Später sammelte er Erfahrung in Chile und Florida. Seit 1980 sitzt er selbst auf dem Chefsessel – eingerahmt von Meisterbriefen und dem Goldenen Meisterbrief seines Vaters. Bauchweh bescheren ihm zunehmend die steigenden Rohstoffpreise, die wohl irgendwann zu einer Preiserhöhung führen. Schließlich verarbeitet das Unternehmen fünf Tonnen Mehl im Jahr. 41 auch als Tierfutter ab. Ansonsten ist Grimminger laut Eigenbeschreibung „offen für Erwartungen“, baut auf „Kontrolle und Qualität“ sowie auf fast 600 Vollzeitkräfte, die meist schon eine kleine Ewigkeit im Unternehmen arbeiten. Sie werden regelmäßig eingeschworen: Seid nett zu den Kunden. Lächeln zwischen Was an Backwaren übrig bleibt, kommt nicht auf die Halde Leben und leben lassen lässt sich als Grimmingersche Devise festmachen. „Deswegen setzen wir auch keinem kleinen Bäcker eine neue Filiale vor die Nase“, sagt der Chef und beißt genussvoll in eine deftige Irländer Brotscheibe – seine Lieblingssorte. Was an Backwaren täglich übrig bleibt, kommt nicht auf die Halde oder ins Kühlhaus. Davon profitieren vielmehr kirchliche Einrichtungen, Vereine, Frauenhäuser und die „Platte“. Etliche Brosamen fallen Käsekuchen und Kirschenplotzer, zwischen knackigem Pfälzer Roggen- und Mischbrot. Wenn einem Single ein „Zwääpinder“ zu groß ist, wird eben halbiert. Und wie sieht die Zukunft aus? Michaels Töchter Miriam und Madeline zieht es zwar zur Medizin. Sohn Marc (26) jedoch studiert BWL in Boston, an der Harvard Business School. Brotlos, so viel steht fest, wird auch die vierte Generation der Grimmingers nicht enden. Sigrid Ditsch 9/2008 • 5. September 2008 econo 42 Im Porträt Professor Jochen Taupitz im Econo-Interview. Der Mannheimer Wissenschaftler macht sich stark für die Forschungsfreiheit und für Verantwortung gegenüber künftigen Generationen. Dabei betont er: „Freiheit und Verantwortung gehören untrennbar zusammen.“ Bild: Proßwitz Recht und Freiheit Die Stimme des Mannheimer Rechtswissenschaftlers Jochen Taupitz hat Gewicht in der Republik. Als Mitglied des Deutschen Ethikrates befasst er sich mit brisanten Debatten: Schutz des Lebens, Freiheit des Sterbens. Dabei spricht er klare Worte I m Grunde ist Jochen Taupitz ein Anachronismus. Er sitzt entspannt im Sessel vor einer Bücherwand, die Beine übereinander geschlagen. Sonnenstrahlen fallen auf den Holzboden und die weißen Regale. Sein weißes Haar und der nicht minder weiße Vollbart lassen ihn milde wirken, beinahe leicht entrückt. Doch der Eindruck, hier sitzt ein zurückgezogener Bücherwurm und brütet über abgehobene Theorien, econo 9/2008 • 5. September 2008 täuscht. Der Mann mit dem freundlichen Lächeln kann ziemlich deutlich werden. Und unbequem, wenn es sein muss. Das hat er schon häufig als Mitglied des Deutschen Ethikrats bewiesen. Dort gilt er als liberale Stimme. Er steht für unbedingte Forschungsfreiheit, mahnt zur Verantwortung gegenüber künftigen Generationen und wirbt für die Freiheit des Individuums. „Freiheit und Verantwortung gehören ja untrennbar zusammen“, sagt der Rechtswissenschaftler. Taupitz’ Rechtsverständnis beginnt immer mit dem Beobachten der Praxis. Und wenn man ihn bittet, legt er auch den Finger in die Wunde. „Deutschland“, sagt er, „ist in vielen Dingen nicht konsequent in seinem Handeln.“ Bestes Beispiel sei die Debatte um die Stammzellenforschung. Zum Hintergrund: Die Produktion von embryonalen Stammzellen zu Forschungszwecken ist hierzulande verboten. Um allerdings zu verhindern, dass Deutschland in einem vor allem für die Entwicklung von Medikamenten wichtigen Forschungsbereich zurückfällt, hat der Gesetzgeber eine Hintertür offen gelassen: Im Ausland produzierte Stammzellen, die vor einem bestimmten Stichtag hergestellt wurden, dürfen auch in Deutschland zu INSTITUTIONALISIERTE FORSCHUNG Vor zehn Jahren gründete Professor Dr. Jochen Taupitz das Institut für Deutsches, Europäisches und Internationales Medizinrecht, Gesundheitsrecht und Bioethik (IMGB). Das Institut ist ein gemeinschaftliches Projekt der Universitäten Mannheim und Heidelberg. Forschungsgegenstand sind unter anderem medizin- und gesundheitsrechtliche, aber auch bioethische Grundfragen von hoher gesellschaftlicher Brisanz. Neben der Forschung ist auch die Vermittlung medizin- und gesundheitsrechtlicher Problemfelder ein Ziel der Einrichtung. Mit fünf wissenschaftlichen Mitarbeitern erarbeitet das IMGB Gutachten zu konkreten Problemstellungen unserer Zeit, fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs, stößt Diskussionen an und betreibt die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. Im vergangenen Jahr lag die Summe der eingeworbenen Drittmittel bei 2,5 Millionen Euro. Zum Direktorium gehören Vertreter beider beteiligter Universitäten, neben Professor Taupitz außerdem Professor Dr. Dr. h.c. Thomas Hillenkamp, Professor Dr. Lothar Kuhlen und Professor Dr. Eibe Riedel. Das IMGB kooperiert mit Forschungseinrichtungen rund um den Globus. js Forschungszwecken verwendet werden. Dass die Politik hier herumlaviert, lässt sich an der Entscheidung des Bundestags vom 11. April ablesen: Da haben die Parlamentarier aufgrund eines gemeinsamen Vorschlags einzelner SPD- und Unionsparlamentarier den Stichtag verlängert: vom 1. Februar 2002 auf den 1. Mai 2007. So stehen den deutschen Forschern nun statt 21 Zelllinien 500 zur Verfügung. Die Entscheidung soll die Forscher laut Befürworter im internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähiger machen. Ihnen drohte das Stammzellmaterial auszugehen. Grundsatzentscheidungen sehen jedoch anders aus. Das aktuelle Recht ist widersprüchlich Für Taupitz kann das kein Dauerzustand sein. Die aktuelle Rechtslage stehe zudem im Widerspruch zu anderen Regelungen. Denn dass die Gewinnung von embryonalen Stammzellen als Nebenprodukt von künstlichen Befruchtungen als unethisch gebrandmarkt wird, während gleichzeitig völlig legal bis zur zwölften Schwangerschaftswoche abgetrieben werden darf, hält der Mannheimer Professor für wenig konsequent. Nicht zuletzt deshalb, weil man nach dreimonatiger Schwangerschaft von einem wirklichen Em- bryo rede, bei dem man bereits Mund, Nase oder Augen erkennen könne. Im ersten Fall hingegen handle es sich um kaum mehr als um Zellklumpen. Taupitz nennt die Aufregung um die Stammzellen deshalb eine Stellvertreterdebatte: „Was manche Kräfte der Gesellschaft damals bei den Regelungen zur Abtreibung an restriktiven Forderungen nicht durchsetzen konnten, wird nun auf die Stammzellendiskussion übertragen.“ Immerhin, gibt er zu, könne man zumindest den konservativen Gruppen keine Heuchelei in der Debatte vorwerfen: „Denn die katholische Kirche etwa lehnt sowohl die Stammzellforschung als auch die Abtreibung grundsätzlich ab.“ Es ist ein Kennzeichen des 58-Jährigen, dass er bei aller Entschiedenheit in der Sache niemals vergisst, gegenteilige Positionen zu würdigen. Dennoch plädiert er selbst für eine völlige Freigabe der Stammzellforschung ohne jeden Stichtag. „Damit wäre jeder Vorwurf der Scheinheiligkeit vom Tisch“, sagt er. Auch andere Unaufrichtigkeiten wären damit gelöst. Denn wie ginge man beispielsweise mit einem Medikament um, das durch die Forschung an solchen Stammzellen entdeckt würde? Wenn man sich aus ethischen Gründen von der Forschung fernhalte, müsste man konsequenterweise auch Schwerkranken eine Behandlung mit solchen Medika- menten verweigern. Taupitz: „Sind wir ehrlich: Wenn ein solches Medikament hochwirksam wäre, würde niemand in Deutschland davon Abstand nehmen, es auch einzusetzen.“ Im Klartext: Man wäscht die Hände in Unschuld, nutzt aber die Ergebnisse der Arbeiten, wenn sie positiv ausfallen. Nicht zuletzt könne man die deutsche Position im Ausland nicht mehr nachvollziehen. Schließlich sei die Forschung an solchen Stammzelllinien, die vor einem bestimmten Stichtag im Ausland produziert wurden, erlaubt. Die aktuelle Regelung birgt auch Risiken für das Image. Denn es scheint nur eine Frage der Zeit, bis jemandem, dem ein gesunder Zynismus innewohnt, die Frage einfällt, ob werdendes ausländisches Leben vielleicht weniger wertvoll sei als inländisches. Die Freiheit wird beschränkt So weit will der Professor indes nicht gehen. Er will die Probleme lieber mit einer klaren Linie lösen. „Im Moment drücken wir uns vor der Verantwortung. Und wir beschränken die Freiheit der Forschung.“ Und die sei immerhin von der Verfassung aus gutem Grund um ihrer selbst willen geschützt, und nicht wegen bestimmter erwarteter oder erhoffter Erfolge. „Niemand kann heute voraussagen, welche Erfolge oder Misserfolge diese und andere Forschungsrichtungen bringen werden.“ Für Taupitz ist es wichtiger, die Naturwissenschaften als Ethiker und Rechtswissenschaftler zu begleiten. Ethik und Recht, glaubt er, haben zuallererst eine gewisse zügelnde Funktion. Sie sollen die Naturwissenschaften bremsen, wenn die Beschleunigungseuphorie zu groß wird. Das sei aber etwas anderes als eine Totalblockade im Vorfeld. Es bedeute vielmehr, dass man bestimmte Entwicklungen auch befördern müsse, wenn man Chancen darin sehe. Denn auch das Unterlassen bestimmter Forschung müsse vor künftigen Generationen verantwortet werden. Deshalb gilt für Taupitz: „Erst wenn eine Entdeckung gemacht wird, müssen wir entscheiden, wie man damit umgeht. Vorab verordnete Denkverbote sind wenig hilfreich.“ Jochen Schönmann „Für das Design unserer einzigartigen Schmuckstücke suchen wir immer wieder neue Farb- und Formkompositionen. Damit dieses kreative Moment auch auf Papier zum Ausdruck kommt, gehen wir mit ColorDruck gerne neue Wege: in Gestalt von außergewöhnlichen Formaten wie Kunstkarten, Faltbroschüren oder Schmuckbüchern.“ Heike Preuß, Crotalia GmbH, Heidelberg Wir setzen auch Ihre Produkte glänzend ins Licht mit: Brillianz und Farbe. Qualität und Effekten. Im großen Stil wie auch klein und fein. Wir sind für Sie da und zeigen Ihnen gern noch mehr. Rufen Sie uns an unter Tel. 06224-70 08 216 44 Im Porträt Gute Karten Das vom Heidelberger Spieleverlag vertriebene Spiel „Agricola“ ist zum „Spiel des Jahres“ gekürt worden. Die Auszeichnung ist Gold wert E igentlich spielt der Heidelberger Spieleverlag mit falschen Karten. Zum einen sitzt das Unternehmen nicht in Heidelberg, wie der Name vermuten lässt, sondern 50 Kilometer entfernt in Dallau bei Mosbach. Zum anderen betreibt das Unternehmen das Verlagsgeschäft nur nebenbei. Ihr Geld verdienen Harald Bilz, Peter Gutbrod und Petra Becker im Wesentlichen als Großhändler und im Vertrieb. „Wir sind die Nummer eins in Europa als Fachgroßhändler für Brett- und Kartenspiele“, zeigt sich Harald Bilz, Frontmann des Unternehmens, selbstbewusst. Doch gleich fügt er mit einem Schuss Selbstironie an: „Das können wir auch locker behaupten, denn wir sind die einzigen, die einigermaßen erfolgreich versuchen, von diesem Geschäft zu leben.“ Eine auf Hochglanz polierte Selbstdarstellung, wie sie bei vielen Unternehmern heute zum guten Ton gehört, ist nicht sein Ding. Der hochgewachsene 49-Jährige trägt Pferdeschwanz, Jeans und T-Shirt. Er hat keine Probleme, in dem mit Über 4500 Spiele von 300 Verlagen hat der Großhändler im Angebot. econo 9/2008 • 5. September 2008 ausrangierten Möbeln aus den fünfziger Jahren ausgestatteten Besprechungszimmer auch über die Tiefen seiner Unternehmerkarriere zu berichten. Es begann in einer Scheune Zum Beispiel die Geschichte, warum der studierte Psychologe den kleinen Verlag, den er Anfang der 90er Jahre gemeinsam mit dem Chemiker Peter Gutbrod für die eigenen Spiele gründete, überhaupt zum Großhandel ausbaute: „Unsere ersten Spiele Neolithibum, Burp und Pfusch waren durchaus erfolgreich. Wir haben den Vertrieb dann an eine erfahrene Firma vergeben und richtig viel Geld verdient“, erinnert er sich. Doch dann veränderte der Partner seine Geschäftspolitik mit der Folge, dass „Neolithibum & Co.“ in Tankstellen verramscht wurden. Um dies zu verhindern, kauften Bilz und Gutbrod ihre Spiele zurück. Die Folge: Das Geld war weg und in der Wohnung wuchsen die Karton-Stapel. „Die einzige Chance war, unsere eigenen Spiele unters Volk zu bringen. Das war der Einstieg ins Großhandelsgeschäft.“ Auch das Thema Lager war lange ein Problem. In Neckarburken hatte sich Bilz ein Haus gekauft mit einer Scheune, in der er die Spiele lagern wollte. Das war nur eine vermeintlich gute Idee, denn in Scheunen werden die Spiele feucht. „Als wir das merkten, haben wir die Lagerhaltung an einen anderen Verlag outgesourct. Die Begleiterscheinung war, dass unsere Aufträge liegen geblieben sind, als die Kollegen dort in der Weihnachtszeit nicht genügend Packer hatten. Ich habe lange gebraucht, unsere Kunden wieder zu beruhigen.“ Jetzt hat Bilz zwar immer noch seine Scheune, doch der Heidelberger Spieleverlag verfügt über drei eigene geräumige Lager in Dallau, Neckarburken und Auerbach. Von hier bringen sie jeden Tag 60 bis 100, vor Weihnachten sogar 200 bis 300 Pakete auf den Weg zu ihren Kunden. Punkten können Bilz und sein Team vor allem mit Branchenkenntnis. Bei der Einstellung von Mitarbeitern zählt weniger die Berufserfahrung als die Spielleidenschaft. „Wir sind alle Spieler“, sagt Bilz. „Unser Hobby ist unser Beruf.“ Profit oder Gewinn spiele da nur eine untergeordnete Rolle. Dass es je- doch nicht ganz ohne Betriebswirtschaft geht, hat man inzwischen auch in Dallau erkannt. Zuständig für den Part elektronische Datenverarbeitung und Administration ist Peter Gutbrod. Er ist ebenso alt wie Bilz und ebenso lange dabei. Hanutas und den Firmen-Fiat als Bezahlung In der extrovertierten Spielebranche hält er sich gerne im Hintergrund. Auf den wichtigsten Veranstaltungen des Jahres, den Messen Im Porträt 45 DER HEIDELBERGER SPIELEVERLAG Begeisterte Spieler: Petra Becker und Harald Bilz vom Heidelberger Spieleverlag. Nicht im Bild ist Geschäftsführerkollege Peter Gutbrod. Bilder: Rinderspacher in Essen und Nürnberg, ist er in der Regel nicht dabei. Auch Buchführung und das Personalwesen liegen beim Spieleverlag in professionellen Händen: Hier trägt Petra Becker Verantwortung. „Als ich beim Heidelberger Spieleverlag einsteigen wollte, hat mir Harald als Bezahlung Hanutas angeboten und die Chance, den firmeneigenen Fiat Panda zu fahren“, erinnert sie sich. 1996 kam sie zum Unternehmen und machte das Duo der Gesellschafter zu einem Trio. Sie wirkt patent, bodenständig und praktisch. Und sie hat im Gegensatz zur ihren Geschäftsführerkollegen eine fundierte Ausbildung im Handel. In einem Vedes-Geschäft wurde sie als Einzelhandelskauffrau ausgebildet. Drei Jahre lang arbeitete sie im Außendienst bei dem Dietzenbacher Spielehersteller Amigo. Das Herz schlägt für kleine Autorenverlage Ein Job, bei dem sie viele wervolle Erfahrung sammelte. Diese Erfahrung kann sie heute gut gebrauchen. Sie bietet die gesamte Spiele- Die Heidelberger Spieleverlag GbR ist vor allem im Großhandel tätig. Privatkunden werden nicht beliefert. Das Unternehmenslogo ist ein Bär im Matrosenanzug, der einen Würfel in die Luft wirft. Die Heidelberger haben 4500 verschiedene Spiele von 300 Verlagen vorrätig und decken damit praktisch die gesamte Angebotspalette an Spielen ab. Geliefert wird schon ab einem einzigen Spiel. Auch wenn das nach Aussage des Verlags bei einer Versandkostenpauschale von 2,50 Euro nicht kostendeckend sei. So wird dieser Service auf das Konto „Stärkung der Kundenbindung“ verbucht. Für einige Verlage und Spiele hat der Heidelberger Spieleverlag auch den exklusiven Vertrieb übernommen, beispielsweise für die hochwertigen AleaSpiele von Ravensburger. Für einige ausländische Hersteller entwickelt der Heidelberger Spieleverlag die deutschen Versionen, etwa für die Produkte von Fantasy Flight Games aus den USA, die auf die Umsetzung von Fantasy-Computerspielen auf Brettspiele spezialisiert sind. Auf diese Weise hofft man, zumindest einige Kids vom Computer wegzulotsen und sie wieder zu einem klassischen Brettspiel zu animieren. Immer wieder kehrt der Verlag jedoch auch zu seinen eigentlichen Wurzeln zurück und publiziert eigene Spiele, vor allem preiswerte lustige Kartenspiele wie die jüngste Kreation von Harald Bilz „Ein Arsch kommt selten allein“. Sogar über eine Wiederauflage von „Neolithibum“ wird nachgedacht. Ob Harald Bilz dann jedoch wieder per Hand kleine Steinchen in die Spielebox einsortiert wie beim Ursprungsspiel, ist wohl zu bezweifeln. Action ist bei den von den Heidelbergern selber entwickelten Spielen angesagt. Das von dem Verlag finanzierte und preisgekrönte „Agricola“, dessen exklusiver Vertrieb die Kassen jetzt kräftig klingeln lässt, ist da eher untypisch. Das Spiel, das übersetzt „Bauer“ heißt, führt die Spieler in das 17. Jahrhundert mit der Aufgabe, erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben. Nur wer seine Familie ernähren und am Ende einen funktionierenden Hof vorweisen kann, hat Siegchancen. Da es immer weniger selbstständige Spieleläden gibt, die großen Handelsketten – eine Ausnahme ist der Drogeriemarkt Müller – sich weitgehend aus dem Geschäft zurückgezogen haben und auch die klassischen Spielwarengeschäfte Spiele oft nur noch als Randsortiment führen, hat sich der Kundenkreis in den letzten Jahren geändert. 30 bis 40 Prozent des Umsatzes in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro (2007) – mit steigender Tendenz – wird inzwischen über Internet-Versandhändler abgewickelt. 20 bis 25 Prozent kommen aus dem Ausland, nur noch ein Drittel der Einnahmen wird im Einzelhandel erzielt. 15 Mitarbeiter, darunter vier Auszubildende, arbeiten für den Spieleverlag. Ulla Cramer Palette an und berät dazu die Kunden unabhängig. Dass Söhnchen Ben, wenn der Kindergarten Ferien hat, locker in den Büroalltag integriert werden kann, ist ein Privileg, das ihr die Aufgaben in der Geschäftsführung erleichtert. Obwohl der Heidelberger Spieleverlag heute die Produkte sämtlicher Anbieter, auch der großen wie Ravensburger oder Hasbro vertreibt, schlägt sein Herz doch besonders für die kleinen Autorenverlage. Diese unterstützt das Unternehmen häufig auch finanziell, indem es die Produktionskosten für ein Spiel übernimmt. Im Gegenzug bekommt der Großhandel dann die exklusiven Vertriebsrechte. Einen solchen Deal gab es auch bei dem Preisträger „Agricola“ von Uwe Rosenberg. Das Spiel wurde von Rosenbergs Autoren-Verlag Lookout Games konzipiert und jetzt von der Spieldes-Jahres-Jury mit dem Sonderpreis „Komplexes Spiel“ ausgezeichnet. „Da hatten wir den richtigen Riecher“, sagt Bilz. Viele große Handelsketten haben ihr Spiele-Sortiment verkleinert und beschränken sich inzwischen auf solche Preisträger. Ulla Cramer 9/2008 • 5. September 2008 econo 46 Menschen Menschen des Monats 쮿 Der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann (72) ist zum Ehrenmitglied der Mannheimer AlfredDelp-Gesellschaft ernannt worden. 쮿 Neuer Heidelberger Bürgermeister für Bauen und Verkehr ist seit August Bernd Stadel (parteilos). Der gebürtige Heidelberger, Jahrgang 1963, war zuletzt Baubürgermeister in Schwäbisch-Hall. Stadel hat die Amtsgeschäfte von Raban von der Malsburg (CDU) übernommen. Der bisherige Dezernent wollte nicht mehr für das Amt kandidieren. Stadel ist als Erster Bürgermeister auch Stellvertreter von Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos). 쮿 Dr. Michael Redanz (51) übernimmt am 1. August 2008 die Geschäftsführung der 24/7 Trading GmbH, einer Tochter der MVV Energie Gruppe. Die 24/7 Trading GmbH bündelt die Energiehandelsgeschäfte der MVV. 쮿 Jürgen Schmitt (45) ist neuer Bürgermeister von Plankstadt (Rhein-Neckar-Kreis). Im zweiten Wahlgang setzte er sich mit 56 Prozent der Stimmen durch. 쮿 Der Chef der Ludwigshafener Arbeitsagentur, Armin Schätter, zieht sich von seinem Posten zurück. Jürgen Czupalla, bislang Leiter der Landauer Arbeitsagentur, soll seine Geschäfte übernehmen. Laut eines Berichts der „Rheinpfalz“ schließt Schätter eine Rückkehr auf den Ludwigshafener Chefsessel nicht aus. 쮿 Heike Kuntz ist vom Aufsichtsrat der Heidelberger Stadtwerke-Holding abberufen worden. Der Vertrag der ehemaligen Geschäftsführerin wäre noch bis 2011 gelaufen. Kuntz wurde von Aufsichtsratsmitgliedern unter anderem dafür kritisiert, neue Strategien schlecht kommuniziert zu haben. Außerdem wurden ihr Fehler beim Bau der Straßenbahn nach Kirchheim vorgeworfen. Bis ein Nachfolger gefunden ist, wird Co-Geschäftsführer Klaus Blaesius die Holding führen. 쮿 Ralf Hellrich (44) ist seit August neuer Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) der Pfalz. Er hat die Nachfolge von Alexander Baden angetreten, der zwei Jahre lang Hauptgeschäftsführer der HwK der Pfalz war und nun zur HwK Koblenz wechselt. 쮿 Der Aufsichtsrat der Reutax AG hat das Gremium um drei Personen erweitert. Neben den bisherigen econo 9/2008 • 5. September 2008 쮿 Die Zwingenbergerin Susanne Schulten wechselt von der MVV zur EnBW Der Vorstandsvorsitzende der Mannheimer MVV Energie AG, Rudolf Schulten (53), wechselt zum 1. Januar 2009 in den Vorstand des Karlsruher Energiekonzerns EnBW. Schulten wird dort neuer Finanzchef. Das Ressort Finanzen wird in Karlsruhe seit Ende April kommissarisch von EnBW-Chef Hans-Peter Villis geführt. Der Vertrag Schultens läuft eigentlich noch bis zum 30. September 2013. Nach EnBW-Angaben erhält Schulten in Karlsruhe einen Fünf-Jahres-Vertrag und beginnt seine Arbeit zum Jahreswechsel. Schulten war seit Oktober 2003 Vorstandsvorsitzender des Mannheimer Energieversorgers. Der Personalausschuss des Energieversorgers hat Schulten zum 30. September von seinen Aufgaben entbunden. Mitgliedern Richard Furrer (Vorsitzender), Alfred Möckel und Nils Weber sind jetzt auch Michael Conrad, Dr. Uwe Schröder-Wildberg und Professor Dr. Detlef Schoder in den Aufsichtsrat gewählt worden. Auch auf der operativen Ebene gab es Veränderungen: Aus der Führungsmannschaft wurden Kelly Elsasser und Andreas Loroch neben Walter Feiler in den Vorstand berufen. Vorsitzender des Vorstands bleibt Unternehmensgründer Soheyl Ghaemian. Elsasser verantwortet aus der neu geschaffenen Position den deutschlandweiten Vertrieb, Loroch besetzt den Posten eines COO (Chief Operational Officer), den bisher Marc-Oliver Pawlowsky inne hatte. Pawlowsky wurde von den Vor- standspflichten entbunden, um sich auf die Internationalisierung vom Standort Zürich aus zu konzentrieren. 쮿 Gunter Fauth (56), langjähriger Daimler-Executive, ist neu an Bord der Unternehmensberatung „PQ+“ aus Speyer. Er wird die Geschäftsfelder Qualität und Leistungen im Bereich Total Quality Management und Lean Operations betreuen. 쮿 Thomas Schnepf (58) ist neuer Präsident des Landgerichts Mosbach. Er ist vom Amtsgericht Mannheim in den Neckar-Odenwald-Kreis gewechselt. Dort tritt der Jurist die Nachfolge von ErnstLudwig Mißler an. Bürkle ist zur 55. Bergsträßer Weinkönigin gekrönt worden. Rund 14 Monate lang wird die Winzertochter als „Botschafterin“ den Bergsträßer Wein auf internationalem Parkett vertreten. 쮿 Der Chef des Bereichs Postpress der Heidelberger Druckmaschinen AG, Friedrich Denkhaus (52), verlässt den Konzern. Er war seit 1991 in dem Unternehmen tätig. Künftig leitet Thomas Krischke (46) den Bereich Postpress Commercial mit den Standorten Ludwigsburg, Leipzig, Padua und Sidney. Die Heidelberger Druckmaschinen AG organisiert derzeit ihren Bereich Postpress unter dem neuen Technikvorstand Stephan Plenz neu. 쮿 Wolfgang Anders, Präsident der Fachhochschule Ludwigshafen, ist als stellvertretender Sprecher der deutschen Hochschulen für angewandte Wissenschaften bestätigt worden. 쮿 Marc Trube (42) ist neuer Finanzchef der Mannheimer RöchlingGruppe. Er folgt auf Bernd Michael Hönle, der in den Beirat der Dachgesellschaft wechselt. Dem vierköpfigen Management gehören außerdem Georg Duffner (Vorsitz), Ludger Bartels und Burckhard Frank an. 쮿 Gerd Maass, bisheriger Leiter des Bereiches Forschung und Entwicklung bei Roche Applied Science in Penzberg, ist zum neuen Menschen CEO der US-amerikanischen Roche-Tochtergesellschaft Nimblegen ernannt worden. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 210 Mitarbeiter. 쮿 Frank Merkel ist neuer Vorsitzender von Absolventum, dem Absolventen-Netzwerk der Universität Mannheim. Er tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Peter Eichhorn an. Merkel ist Vorstand der Viernheimer Kommunikationsagentur WOB AG. Studiert hat er in Mannheim Betriebswirtschaftslehre. 쮿 Der langjährige MLP-Berater Ulrich Vogel wird die neue Ludwigshafener Geschäftsstelle des Finanz- und Vermögensberaters MLP leiten. Die Geschäftsstelle am Ludwigsplatz ist die zweite, die das Wieslocher Unternehmen in Ludwigshafen betreibt. 쮿 Eduard Kulenkamp (63) ist weiterhin Präsident der Industrieverbände Neustadt (IVN). Auf der Mitgliederversammlung wurde er einstimmig in seinem Amt bestätigt. 쮿 Der Wormser SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Hagemann wird Senator der Wissenschaftsgemeinschaft Leibniz, der unter anderem das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz und das Senckenbergmuseum in Frankfurt und Messel angehören. Dort wird der Parlamentarier künftig ehrenamtlich über die Grundlinien und bei Finanzierungsfragen der Wissenschaftsgemeinschaft mitentscheiden. Die Leibniz-Gemeinschaft umfasst 82 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen mit einem Gesamtetat von rund 1,1 Milliarden Euro. 쮿 Friedhelm Samuel ist in den Vorstand der Bellheimer GeRo Real Estate AG berufen worden. Gleichzeitig übernimmt Samuel, der bis zum 15. Juli Mitglied des Vorstandes der Wayss & Freytag AG war, einen Aktienanteil an der GeRo Real Estate AG. Die Gesellschaft betreibt Projektentwicklung. 쮿 Reinhold Schulz, ehemaliger Bürgermeister von Ladenburg, ist im Alter von 77 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Schulz war von 1965 bis 1993 Stadtoberhaupt. 쮿 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besucht am Samstag, 13. September, den Wurstmarkt in Bad Dürkheim. Dies teilte Bürgermeister Wolfgang Lutz (CDU) mit, der die Regierungschefin zum „größten Weinfest der Welt“ eingeladen hatte. Auf dem Wurstmarkt wird sich die Kanzlerin ins Goldene Buch der Stadt eintragen. 쮿 Steffen Schehl übernimmt zwei Lizenzpartnerschaften des Unternehmens Engel & Völkers in Landau und Ludwigshafen. Engel & Völkers ist ein in 24 Ländern aktives Dienstleistungsunternehmen zur Vermittlung von Immobilien im Premium-Segment. Schehl ist bereits Lizenzpartner für Neustadt an der Weinstraße. 쮿 Thomas Balgheim (43) ist ab September neuer Geschäftsführer Financial Services und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung beim Münchner Beratungsunternehmen Cirquent. Balgheim war zuvor bei der SAP AG angestellt, wo er das weltweite Geschäft mit Finanzdienstleistern verantwortet hatte. 쮿 Professor Dr. Alfried Wieczorek, Direktor der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen, freut sich über eine neue Kulturstiftung, die seinem Haus zugute kommt. Die Familie Bassermann spendet einmalig fünf Millionen Euro für den Bau des Bassermann-Hauses für Musik und Kunst. Begleitend richtet die Familie eine Stiftung mit zunächst zwei Millionen Euro Ausstattung ein, später sollen weitere fünf Millionen Euro folgen. Im Stiftungsrat ist mit Dr. Reinhard Koehler ein direkter Bassermann-Nachfahre vertreten. 47 Impressum 쮿 Prof. Dr. Udo Wupperfeld hat sein Amt als Geschäftsführer der Leonardo Venture Capital GmbH, der Komplementärin der Leonardo Venture GmbH & Co. KGaA, niedergelegt. Bereits in der Vorwoche musste Prof. Dr. Hans-Georg Köglmayr aus gesundheitlichen Gründen von der Geschäftsführung zurücktreten. Seine Aufgaben hat seine Geschäftsführerkollege Hans Jochen Koop übernommen. 쮿 Roman Eiber ist in die Geschäftsführung beim Mannheimer Onlinezahlungssystem-Anbieter iclear eingestiegen. 쮿 Thomas Philippiak (66) hat sich aus dem operativen Geschäft von „ebm-papst“ zurückgezogen. Neben seiner Präsidentschaft bei der IHK Heilbronn wird sich Philippiak weiter im Senat der Akademie Mosbach engagieren. econo Rhein-Neckar GmbH Geschäftsführer: Bernhard Klumpp, Kim Lars Erdmann Dudenstraße 12-26 68167 Mannheim Registergericht Mannheim HRB 704 188 www.econo-rn.de [email protected] Tel. 0621/392-2862 · Fax 0621/392-2890 Redaktionsleitung: Stefan Wagner (V.i.S.d.P.) impuls Verlags GmbH Dudenstraße 12-26 68167 Mannheim Tel. 0621/392-2807 · Fax 0621/392-2810 Redaktion: Matthias Schmitt, Kristian Klooß Autoren dieser Ausgabe: Daniel Albrecht, Ulla Cramer, Siegrid Ditsch, Gert Goebel, Jochen Schönmann Bilder: Thomas Neu, Manfred Rinderspacher, Pilipp Rothe, Fotolia.com, Photocase Titelseite: Xmedias GmbH, Mannheim (Gestaltung), iStockphoto (Bild) Anzeigen: Bernhard Klumpp (Anzeigenleitung) Tel. 0621/392-2862 · Fax 0621/392-2890 Peter Schwalbach Tel. 0621/392-2867 · Fax 0621/392-2890 [email protected] Jeannine Feuerabend Tel. 0621/392-2868 · Fax 0621/392-2890 [email protected] Vertrieb: Bernhard Klumpp Tel. 0621/392-1450 · Fax 0621/392-2890 [email protected] Leserservice Tel. 0621/392-2800 · Fax 0621/392-1400 [email protected] Gestaltung/Technische Produktion: impuls Verlags GmbH, Mannheim Druck: ColorDruck Leimen Gutenbergstr. 4 69181 Leimen www.colordruck.de Kommunikationsverband zu Gast bei Econo Der Kommunikationsverband Club Kurpfalz hat seine Mitgliederversammlung bei der Dr. Haas-Medien-Gruppe in Mannheim abgehalten. Bernhard Klumpp (links), Geschäftsführer der Econo Rhein-Neckar GmbH, stellte den Clubmitgliedern das seit Mai in der Metropolregion erscheinende Wirtschaftsmagazin vor. Mit im Bild: die Verbandsvorstände Roswitha Niedermeier und Bernd Barde. Erhältlich im ausgewählten Zeitschriftenhandel oder ganz bequem telefonisch anfordern unter 0621/392-2800 9/2008 • 5. September 2008 econo Facility Management Bilder: Proßwitz 48 Die 24-Stunden-Arena Die SAP-Arena in Mannheim ist eine der größten Veranstaltungshallen der Republik. Hinter den Kulissen sorgt rund um die Uhr ein Team von Dienstleistern dafür, dass Türen nicht einrosten, Mülleimer geleert werden und immer der richtige Boden liegt econo 9/2008 • 5. September 2008 Facility Management annheim, SAP-Arena. Freitagnachmittag, kurz nach 16 Uhr. In zwei Stunden wird hier das Eis knirschen. Die Adler spielen gegen die Kassel Huskys, ein Freundschaftsspiel zum Saisonauftakt. Vor den Eingängen warten die Fans, einige versinken regelrecht in ihren riesigen blauen Trikots mit dem stilisierten GreifvogelKopf. 12 400 Zuschauer werden heute ihr Team anfeuern. Doch noch ist die Halle gespenstisch leer. Die Luft ist kühl, die Eisfläche glänzt im Flutlicht. Es sind solche Nachmittage, an denen Sait Shala-Scobel in seinem blauem Poloshirt und der grauen Hose mit aufgenähten Beintaschen oben in Block 412 zwischen den Zuschauerrängen steht. Seine Augen wandern rastlos durch die endlosen Stuhlreihen. Ist hier alles in Ordnung? Das Walkie-Talkie in seiner Hand knackt und rauscht. „Alles sauber“, meldet eine Männerstimme. Shala-Scobel blickt auf, winkt dem Kollegen auf der anderen Seite der Arena zu. Auch der trägt ein blaues Shirt und ein graue Hose. M „Der Job ist ziemlich abwechslungsreich.“ Könnte man durch die Wände der Arena schauen, würde man in den Gängen und Treppenhäusern, zwischen den Sitzreihen und in den VIP-Logen ein Dutzend dieser blaugrauen uniformierten Gebäudereiniger ausmachen können. Shala-Scobel behält den Überblick auch ohne Röntgenauge. Seit April ist der Gebäudereiniger-Meister in der SAPArena im Einsatz. Es dauerte, bis er sich an die Dimensionen gewöhnt hatte. Den Raumplan hat er sich ausgedruckt, damit ihm keine Ecke in dem 44 200 Quadratmeter großen Riesengebäude entgeht. Das ist ein Fläche von mehr als sechs Fußballfeldern. „Der Job ist ziemlich abwechslungsreich“, sagt der Putzprofi und grinst. „Freier Eintritt zu allen Veranstaltungen.“ Auskosten kann der 39-Jährige dieses Privileg allerdings nicht. Während das Publikum mit den Adlern fiebert, dirigiert er hinter den Kulissen sein Team. Mit Wischmob, Staublappen und Plastiktüten sorgen sie dafür, dass die Ränge nicht im Müllchaos versinken, sich Ketchup-Flecken am Boden nicht in schmierige Rutschbahnen verwandeln. Shala-Scobel arbeitet für die Heidelberger Firma Breer (Slogan: „Wir machen – Sie zufrieden“), einer von sechs Dienstleistern, die das Management der SAP-Arena mit Aufgaben rund ums Gebäudemanagement betraut hat: Reinigungskräfte, Sicherheitsleute, Caterer, Umbauspezialisten, Hostessdienste und Parkplatzbetreiber. Koordiniert werden deren Einsätze vom 33-jährigen Markus Wincher. Als Facility Manager der Betriebsgesellschaft ist er dafür verantwortlich, dass sich die 1000 Türen in der Multifunktionshalle problemlos öffnen, die Mülleimer regelmäßig geleert werden und das gesamte Gebäude über die Jahre wenig an Wert verliert. Wincher: „Meine Aufgaben verteilen sich auf drei Bereiche: Event, Instandsetzung und Bauvorhaben.“ In seinem Büro hängt ein großer Wandkalender. Jeder Farbbalken darauf steht für ein Event in der Are- Vor einem Handballspiel wird auf das Eis ein Hallenboden verlegt. na: Blau für Eishockey, Gelb für Handball, Orange für Konzerte. Vor allem an den Wochenenden ist es ziemlich bunt. Blau-Orange-Gelb, Freitag-Samstag-Sonntag. Unzählige Kombinationen, fallen beim Blick auf den Jahresplaner ins Auge. Hinter jeder Markierung steht ein minutiöser Plan. Um ihn zu erfüllen, müssen die einzelnen ServiceTeams wie Zahnrädchen eines Uhrwerks ineinandergreifen. Würde es etwa Umbau-Spezialist Holger Schäfer, Chef der HS Eventservice GmbH, mit seinen Leuten nicht schaffen, in der Nacht von Freitag auf Samstag die Eisfläche abzudecken, die Banden abzumontieren und die Bestuhlung umzubauen, dann verzögerte sich der für sechs Uhr terminierte Aufbau der Bühne für das Rockkonzert am Abend. Würde er es in der darauffolgenden Nacht nicht schaffen, den Handballboden aufzulegen, die Zeitnehmertische zu platzieren und die Tore zu verankern, dann könnten die RheinNeckar-Löwen am Sonntag um neun Uhr nicht auf Handballboden trainieren. Neben den externen Dienstleistern kann Wincher auf 15 eigene Techniker zurückgreifen. Sie sind in Bereichen tätig, die der Facility Manager zu den Kernkompetenzen der „SAP-Arena GmbH“ zählt: Elektrik, Heizung, Licht, Eis. Bei der komplexen Haustechnik gehe es an die Substanz des Hauses. Hier wolle er selbst den Überblick behalten. „Nicht alles lässt sich outsourcen.“ Im Sommer, wenn es weniger Veranstaltungen gibt, machen die eigenen Leute Wartungsarbeiten in der Halle – und zum Teil auch bei anderen Unternehmen. Ausgelagert hat Wincher alle Tätigkeiten, die einen hohen Personalaufwand und spezifische Fach- 49 kenntnisse erfordern. Beispiel Sicherheit: „Security erfordert einen enormen personellen Aufwand“, sagt er. „Um 100 Leute für eine Veranstaltung verfügbar zu haben, brauche ich einen Stamm von 250.“ Allein die Lohnabrechung wäre enorm aufwendig. Obendrein müsste Wincher in die Ausstattung der Leute investieren. Das rechnet sich für ihn nicht. Aber für andere. Die Mitarbeiter mit dem Knopf im Ohr, die in der SAP-Arena für Ordnung sorgen, sind beim Sicherheitsdienst der Mannheimer Dienstleistungsgruppe Lieblang angestellt. Auch die vier Wachmänner plus Hund, die im Schichtwechsel rund um die Uhr die Arena vor ungebetenen Gästen schützen sollen, arbeiten für Lieblang. Dabei findet es Wincher eigentlich nicht abwegig, den Objektschutz selber zu organisieren. „Das würde sich in Eigenleistung mit Festangestellten vielleicht sogar wirtschaftlicher machen lassen.“ Konkrete Pläne, die Aufgabe „zurück ins Haus“ zu holen, existierten aber noch nicht. „Keine Veranstaltung gleicht der anderen.“ In der SAP-Arena hat es in den ersten Jahren so viele „Baustellen“ gegeben, dass Wincher outgesourct hat, wo immer es möglich war. „Es ist praktisch, wenn man für jeden Bereich nur einen Ansprechpartner hat“, sagt er. Die Anfangszeit sei allerdings schwer gewesen. Nicht alles klappte. Reinigung und Umbauten wurden in den ersten Monaten noch von anderen Dienstleistern erledigt als heute. Die waren jedoch überfordert. Die speziellen Anforderungen der Arena lassen sich nicht mit denen von Verwaltungsgebäuden, Hotels oder Kongresszentren vergleichen. „Damit hier der Betrieb reibungslos laufen kann, müssen die verschiedenen Dienstleister Hand in Hand arbeiten“, sagt Karl Breer, Chef des gleichnamigen Gebäudereinigungsunternehmens. „Keine Veranstaltung gleicht der anderen, wir müssen uns fast jedes Mal aufs Neue aufeinander abstimmen.“ Hierbei zahlt sich die Strategie des Facility Managements der SAPArena aus, nicht alle Service-Leistungen aus einer Hand einzukaufen: Die Service-Unternehmen kon왘왘 trollieren sich gegenseitig. 9/2008 • 5. September 2008 econo 50 Facility Management V or, während und nach jeder Veranstaltung in der SAP-Arena sind Dienstleister gefragt, zur Einlasskontrolle, zum Saubermachen oder Umbauen. Bild: Rinderspacher Die Sicherheitsexperten haben ein Auge auf die Platzanweiser, die ein Auge auf die Reinigungskräfte, die wiederum ein Auge auf das Umbauteam. Und alle arbeiten Hand in Hand mit den Haustechnikern. Auf diese Weise hat der Schlendrian wenig Chancen. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man weiß, das alles funktioniert“, sagt Wincher. 왘왘 Beim Bau die Betriebskosten vernachlässigt Arbeitslos ist der Facility Manager trotzdem nicht. Die Arena ist jetzt drei Jahre alt, und es fallen immer mehr kleinere Reparaturen an. Gerade war auch das erste große Überprüfungsintervall der Haustechnik durch unabhängige Fachleute fällig. Kosten: 30 000 bis 50 000 Euro. Zudem wird irgendwo im Haus fast ständig umgebaut. Da es in der Multifunktionshalle praktisch keine Lagerfläche gibt, hat Wincher anderswo eine Lagerhalle angemietet. „Hätten wir in der Planungs- und Bauphase an einigen Stellen etwas mehr investiert, wären unsere Kosten jetzt etwas geringer“, sagt er. Dabei hat er selbst den Bau der Arena vom ersten Spatenstich an begleitet. Er war für das Ingenieurbüro tätig, das die Oberbauleitung innehatte, bekam nach Fertigstellung der Arena dann ein Angebot von Mäzen und SAP-Gründer Dietmar Hopp. econo 9/2008 • 5. September 2008 WAS IST FACILITY MANAGEMENT? Facility Management (FM) hat sich als eigenständige Managementdisziplin etabliert. Der Begriff leitet sich von dem englischen Wort für Gebäude, Anlagen und Einrichtungen „facilities“ ab. Die Mutterländer des FM sind die Vereinigten Staaten, Großbritannien und die Niederlande. In Deutschland ist der Begriff erst seit Mitte der 90er Jahre verbreitet. Die Tätigkeitsfelder selbst sind nicht neu: Sie reichen von klassischen Hausmeistertätigkeiten bis zum strategischen Gebäudemanagement. Reinigung, Bewachung, Instandhaltung, Catering, Parkplatz-Management, Gartenarbeiten – das alles fällt in den Verantwortungsbereich eines Facility Managers. Seine Aufgabe ist die Koordination, Analyse und Optimierung der im Unternehmen erbrachten Dienstleistungen. Um die Kosten der Gebäudenutzung später möglichst gering zu halten, sind die Gebäudemanager in der Regel schon in der Bauphase von Immobilien und anderen technischen Einrichtung eng in die Planung eingebunden. Es gibt mehrere Definitionen, in denen die Funktion der Facility Manager eindeutig beschrieben werden: Die Richtlinien GEFMA 100-1 des Deutschen Verbandes für Facility Management (GEFMA) und DIN EN 15221 des europäischen Normenausschusses verstehen die Aufgaben der FM-Spezialisten dabei heute als typische „Unterstützung“ für das eigentliche Geschäft eines Unternehmens. „Funktionierendes Facility Management ist die Voraussetzung für ein effizientes Kerngeschäft“, sagen die Berater von Bene Consulting in Frankfurt. Zur Effizienzsteigerung aller Prozesse werden FM-Aufgaben daher meist gebündelt und vollständig aus den Kernprozessen eines Unternehmens herausgelöst. Im Idealfall ist Facility Management mehr mehr als Immobilienmanagement. Auf der strategischen Ebene geht es darum, die Ressource Gebäude über seinen gesamten „Lebenszyklus“ – von der Projektidee bis zu Umwidmung – so effektiv wie möglich zu nutzen. So lässt sich rasch erkennen, wann die Kosten der Gebäudenutzung die Investitionssumme überflügeln, also ein Neubau günstiger kommt als die weitere Nutzung der alten Immobilie. da „Jetzt auf der Technikseite fällt mir auf, dass der Generalunternehmer während des Baus die späteren Betriebskosten nicht ausreichend im Blick hatte.“ Baukonzerne wie Bilfinger Berger, Wayss & Freytag und Hochtief haben in erster Linie die Errichtungskosten im Auge – versuchen meist jedoch auch, das spätere Facility Management zu übernehmen. Hinterlassenschaften der Fans beseitigen Gebäudereiniger Shala-Scobel macht sich über so etwas momentan keine Gedanken. Die Adler haben verloren. „Zum Glück nur ein Freundschaftsspiel“, sagt er und erzählt von Fan-Feiern und Zuschauerfrust. Beides hat Spuren hinterlassen. Doch jetzt geht alles schnell. Kurz nach Abpfiff sind seine Leute auf den Rängen, sammeln Müll und wischen Getränkepfützen auf. Das Großreinemachen findet erst am nächsten Vormittag statt. Sobald der letzte Breer-Mitarbeiter den Besen in die Ecke stellt, meldet sich ShalaScobel beim Haustechniker ab. Der drückt auf einen Knopf. Die Arena versinkt im Dunkel. „Jede Minute zählt“, sagt Markus Wincher. „Unsere Stromrechnung beläuft sich jeden Monat auf einen hohen fünfstelligen Betrag.“ Wie viel genau, will er nicht verraten. Betriebsgeheimnis. Daniel Albrecht 52 Finanzen Du sollst nicht lügen Wenn die Liquiditätsfalle zuschnappt, ist es oft zu spät. Finanzexperten raten zu einem ständigen Dialog und zu einem offenen Umgang mit der Bild: Fotolia Hausbank. Vertrauen zum Banker – geht das? econo 9/2008 • 5. September 2008 Finanzen ndreas Renner (Name geändert) ist Unternehmer durch und durch. Er ist ein angesehener Bürger. Er hat eine Frau und vier Kinder, engagiert sich als Rotarier, unterstützt seine Mitarbeiter. Seine Firma ist kerngesund, die Auftragslage stabil. Er beschäftigt 60 Mitarbeiter im Bereich Umwelttechnologie: Ingenieure, Techniker, Bürokräfte. Ein Wachstumsmarkt. Vor wenigen Monaten erhielt er die Chance, einen Auftrag von einem Großunternehmen zu ergattern. Damit könnte er in neue Dimensionen vorstoßen. Es winken langfristige Verträge und – nicht weniger wichtig – das Netzwerk des Konzerns mit einer Fülle von weiteren Großkunden in ganz Europa. A Forderungen in Höhe der Hälfte des Umsatzes Die Herausforderung: Um den Auftrag abzuarbeiten, muss Renner fast die gesamte Kapazität der Firma aufbringen. Aber er ist nun mal Unternehmer, kein Unterlasser. Er stürzt sich in die Aufgabe, schiebt an, motiviert, malocht bis tief in die Nacht. Nach drei Monaten ist der Auftrag abgearbeitet, die Rechnungen gehen raus. Die Höhe der Forderung beträgt gut die Hälfte des bisherigen Jahresumsatzes. Doch der Kunde zahlt nicht. Renner telefoniert. Von Konzernseite wird beruhigt: Es fehlen noch einige Gutachten, um die Summe anzuweisen. Doch auch danach passiert nichts. Inzwischen ist die Kreditlinie des kleinen Mittelständlers ausgereizt. Vor ein paar Tagen hat die Bank angerufen. Ob alles in Ordnung sei? „Logisch“, sagt Renner zu seinem Betreuer noch und flachst: „Sie können schon mal ein neues Konto aufmachen, das andere ist bald voll.“ Eine Woche später melden sich die ersten Gläubiger des Unternehmens. Man wolle nicht stören. Was mit den Rechnungen sei? Nur eine Nachfrage. Renner beruhigt: Alles in Butter. Vier Wochen später teilt man ihm in einem Anruf mit, die Konzernleitung sei mit einigen Ergebnissen noch nicht zufrieden. Man müsse sich nochmals treffen. Für den Mittelständler wird es nun eng. Die Gehälter müssen bezahlt werden, täglich fordern langjährige Geschäftspartner ihr Geld. Renner wirft sich in seinen Anzug, bindet die Krawatte und geht zur Bank. „Der Unternehmer verwechselt gern Aufträge mit Cash“, sagt Jörg Mertens von der H + G Bank Heidelberg. „Oftmals kommt er erst dann, wenn das Kind so gut wie in den Brunnen gefallen ist.“ Und ab diesem Moment sei dann auch die Bank gezwungen, ihre eigenen Interessen zu vertreten. Etwa wenn es darum geht, einen Kredit zu retten. „Dabei müsste das alles gar nicht sein.“ Weit sinnvoller sei es, die Kompetenz der Bank schon im Vorfeld zu nutzen und bereits bei Beginn eines großen Projektes den Rat der Experten zu suchen. Die Bank könne dem Unternehmer helfen, seine Überwachungsaufgabe in Sachen Bonität zu unterstützen. Wenn sie es frühzeitig wisse. Häufig sei es aber gerade andersherum: Der Unternehmer reize zuerst seine Kreditlinie voll aus. „Zu diesem Zeitpunkt weiß die Bank noch nichts von den Problemen“, sagt Mertens. Und er ergänzt: „Viele glauben, wenn sie kommen und einen Engpass melden, wird der Hahn zugedreht. Aber unser Job ist es doch, mit dem Unternehmer Lösungen zu finden. Sonst macht die Bank doch kein Geschäft.“ Denn gerade im Meistern von schwierigen Situationen habe eine Bank die Chance, sich einen guten Namen zu machen. Nur die Spielregeln im Umgang miteinander müssten klar sein. Bei der Deutschen Bank in Mannheim vertritt man dieselbe Meinung. „Der Dialog zwischen Kunde und Bank muss so früh wie möglich stattfinden“, sagt Peter Bertling, Leiter der Firmenkundensparte. „Die Liquiditätskrise ist nämlich häufig bereits die dritte Stufe der Eskalation.“ Ausgangspunkt sei zunächst meist eine strategischstrukturelle Krise. Beispielsweise, wenn der Unternehmer seinen Finanzbedarf für einen bestimmten Zeitraum unterschätzt hat. Es gebe aber auch andere Gründe: Ein nicht tragfähiges Geschäftsmodell, eine nicht erkannte technologische Entwicklung oder ein Trend, der verschlafen worden seien. Die strukturelle Krise wird dann zur Ertragskrise. Erst später komme es zum Liquiditätsengpass. „Dann ist es schon fünf vor zwölf.“ Der Grund, dass es überhaupt dazu kommt, liegt laut Bertling auch darin begründet, dass viele Mittelständler zu einer rein situativen Finanzierung neigen. Das bedeutet: Der Unternehmer plant ein Projekt, beispielsweise eine Expansion ins Ausland oder eine Neuinvestition in Gebäude oder Software, und bemüht sich um die konkreten Mittel dafür. Wenn der finanzielle Rahmen für die Idee steht, legt er los. „Viel sinnvoller wäre es aber, eine strategische Finanzierung des gesamten Unternehmens zu planen“, sagt Bertling. Er empfiehlt deshalb, zu Beginn einer längeren Planungsperiode gemeinsam mit der Bank den Finanzbedarf der nächsten Jahre zu ermitteln. Das habe gleich mehrere Vor- 53 teile: Erstens zwinge es den Unternehmer zu einem strategischen Blick auf das Gesamtunternehmen: „Dabei können strukturelle Schwächen frühzeitig erkannt und beseitigt werden.“ Zweitens helfe es, Liquiditätsengpässe bereits im Vorfeld auszuschließen. Und drittens säßen bei einer strategischen Finanzierung meist mehrere Banken mit der Firma gemeinsam im Boot. Das bedeute automatisch Sicherheit für den Unternehmer. „Man hat sich ja im Vorfeld geeinigt. Da kann im Krisenfall keiner einfach aufstehen und den Tisch verlassen.“ Kompromisslose Offenheit zur Hausbank Interessanterweise sind sich Genossenschafts- und Privatbanker in diesem Punkt einig. Sie raten zur kompromisslosen Offenheit in der Geschäftsbeziehung. Mertens: „Warum soll man auf die Expertise der Bank verzichten? Das ist absurd: Man hat Profis vor der Tür und nutzt sie nicht.“ Hinzu komme außerdem Psychologie. Es sei zwar richtig, sagt Mertens, dass eine Beziehung zwischen Bank und Kunde nicht mehr wie früher wesentlich von der persönlichen Bekanntschaft geprägt sei. Die fundamentalen Daten müssen stimmen. „Aber mit einem Kunden, den ich kenne und dem ich vertraue, lässt sich eine Krise weit besser durchstehen als mit jemandem, bei dem Woche für Woche tröpfchenweise die traurige Wahrheit ans Licht kommt.“ Bertling geht noch weiter: Zahlen und Fakten seien als Basis selbstverständlich notwendig. Aber: „Mir geht es bei einem Engagement immer darum, ob ich mit dem Management ein Vertrauensverhältnis habe.“ Wenn das gegeben sei und Bank und Unternehmen sich aufeinander verlassen könnten, finden beide Partner auch im Krisenfall eine Antwort auf Probleme. „Die wenigsten kommen auf die Idee, dass die Banken ein Interesse daran haben, ein Unternehmen zu retten, und dass es dem Banker Spaß macht, daran beteiligt zu sein.“ Es menschelt also auch bei Bankern. Bertlings Erklärung dafür ist relativ simpel: „Es ist wie überall im Leben: Wenn man einmal zusammen etwas durchgestanden hat, bleibt man ein Leben lang verbunden.“ Jochen Schönmann 9/2008 • 5. September 2008 econo Anzeige VISITENKARTE MAS CONSULT ist ein mittelständisches Beratungsunternehmen für Finanz- und Kapitalmanagement. Zu den Arbeitsschwerpunkten gehören: ■ Versicherungen: professionelle Beratung und Auswahl passender Versicherungspolicen aller namhafter Anbieter ■ Versorgung: Erstellung individueller Versorgungsbilanz für die richtige Ergänzung zur gesetzlichen Rente, zur Absicherung der Arbeitskraft oder Hinterbliebenenversorgung ■ Investitionsplanung: Beratung zur Wahl des Darlehensgebers, zur Laufzeit und zu Förderprogrammen, Erstellen der Kalkulationen und Businesspläne ■ Geld- und Kapitalanlage: Individuelle Beratung und Kombination je Anlageprodukte je nach Typ, Bedarf und Situation ■ Lohn- und Finanzbuchhaltung: Outsourcing der Lohnabwicklung und laufende Kostenrechnung inklusive zeitnaher Darstellung aller Geldflüsse ■ Aktive Steuerberatung: in Kooperation mit Steuerberatern strategische Planung unter steuerrechtlichen und finanzrechtlichen Gesichtspunkten Bernhard Stammler. Bild: Rothe Kontakt MAS CONSULT GmbH Rudolf-Wild-Straße 102 69214 Eppelheim Tel. (0 62 21) 53 97-0 Fax: (0 62 21) 53 97-27 E-Mail: [email protected] Internet: www.mas-consult.de Die Mitarbeiter von MAS Consult beim 25. Geburtstag. Von den über 40 Mitarbeitern arbeiten fast zwanzig in der Abwicklung der Lohn- und Finanzbuchhaltung vieler MAS-Kunden. Bild: MAS Consult Die Finanz-Profis MAS CONSULT bietet mehr als Finanz- und Anlageberatung. Die mittelständischen Kunden wissen das zu schätzen – seit 25 Jahren W as 1983 als Anlageberatung begann, ist heute ein gut geführtes mittelständisches Unternehmen mit über 40 Mitarbeitern. Die Kunden kommen aus der ganzen Republik. Nicht zuletzt um die Betreuung vor Ort weiter zu verbessern, hat Anfang September eine Zweigstelle in Neuss/Nordrhein-Westfalen eröffnet: Die MAS CONSULT Stammler GmbH bietet seit 25 Jahren strategische Vermögensplanung. Die hochqualifizierten Berater haben dabei alle Ziele und Wünsche ihrer Kunden im Blick. So helfen sie bei der Wahl der richtigen Versicherung, bei der Planung der Altersversorgung oder bei anstehenden Investitionen (siehe „Visitenkarte“) „Wir sind als Makler an nichts und niemanden gebunden. An keine Versicherung, keine Bank und keine Fondsgesellschaft“, nennt Inhaber Bernhard Stammler eines der Erfolgsgeheimnisse seines Unternehmens. Ein weiterer Schlüssel für den Erfolg von MAS CONSULT und damit für die Prosperität ihrer Klienten ist die langfristige Betreuung durch einen Berater. Viele Kunden kennt das Unternehmen seit dem Einstieg in den Beruf und begleitet sie bei allen Etappen: von der Gestaltung der Altersversorgung über die Anlage eines geerbten Vermögens bis zur Unternehmensgründung und Investitionsplanung. Dieses Konzept geht auf. Rund 3500 Menschen haben sich für MAS CONSULT entschieden. Für viele Kunden ist von besonderem Wert, dass das Unternehmen alle Zahlungsströme seiner Klienten im Blick hat. Dazu bietet MAS CONSULT die Abwicklung der Lohn- und Finanzbuchhaltung der Kunden an. Das Outsourcing dieser Arbeit entlastet nicht nur die zumeist mittelständischen Kunden. Noch wichtiger ist, dass für die Vermögens-, Anlage- und Investitionsberatung MAS CONSULT so alle Daten und Kennziffern zeitnah zur Verfügung hat. „Wir sind für viele unserer Kunden die kaufmännische Putzfrau“ Von dieser Dienstleistung profitieren vor allen Dingen Angehörige der Heilberufe, die rund die Hälfte der Kunden ausmachen. „Ärzte verlassen die Universität in der Regel ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse“, erläutert Bernhard Stammler. Sein Beraterteam, allesamt mit betriebswirtschaftlichem Studium, wirken so als „kaufmännische Putzfrau“, bringen Licht ins Dschungel der Geldströme, sorgen für eine solide Liquiditätsplanung oder stellen einen durchgerechneten Investitionsplan auf. Doch auch so mancher Architekt oder Handwerker hat sich von der Rund-um-Versorgung durch MAS CONSULT überzeugen lassen. Dieser hohe Anspruch verlangt viel von den Beratern. „Wir bilden uns ständig weiter“, betont Bernhard Stammler und verweist auf die sich rasch ändernden Rahmenbedingungen wie Gesundheitsreformen, neue Altersvorsorge-Konzepte wie Riesteroder Rürup-Rente sowie die Abgeltungssteuer. Um die hohe Qualität der Berater zu gewährleisten, bildet MAS CONSULT seit einigen Jahren auch Betriebswirte an der Berufsakademie Mannheim aus. Derzeit beschäftigt das Unternehmen fünf BA-Studenten. Die kann Bernhard Stammler gut brauchen, denn die Erfolgsstory geht weiter: Mittelfristig will er 20 bis 25 Berater beschäftigen. Preise & Wettbewerb 55 Junge Meister gesucht Der Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks zeichnet den Nachwuchs aus. Im September ist Bewerbungsschluss Der Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks bietet jungen Handwerkern eine Plattform, ihr Können unter Beweis zu stellen. Die Ausscheidung der Handwerkskammer Mannheim Rhein-NeckarOdenwald findet im September 2008 statt. Vollendung des 25. Lebensjahres. Der Leistungswettbewerb wird auf drei Ebenen durchgeführt. Zunächst werden die besten Junghandwerker auf Kammerebene ermittelt. Es folgt die baden-württembergische Landesausscheidung, die Ende Oktober mit einer Feierstunde in Reutlingen abgeschlossen wird. Für die Landesbesten geht es weiter auf der Bundesebene. Die Bundessieger werden Ende November in Wiesbaden ausgezeichnet. Auch im vergangenen Jahr wurden die besten Handwerker ihres Jahrgangs ausgezeichnet. Die Ehrung fand in Heidelberg statt. Bild: HWK Den erfolgreichen Teilnehmern winken neben Preisen und Auszeichnungen vor allem beste Karriereaussichten. So werden die Erstplatzierten auf Landes- und Bundes- ebene über die Stiftung für Begabtenförderung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks unterstützt. Kristian Klooß SUCCESS GLEICHE CHANCEN VR-PREIS PIONIER-PREIS Förderpreise für Innovationen Beschäftigungspolitik zählt Imagefilm zu gewinnen Gute Gründer gesucht MAINZ. Der Förderwettbewerb STUTTGART. Das baden-würt- STUTTGART. Im Rahmen des „Success“ prämiert rheinland-pfälzische Unternehmen für „outputorientierte“ Innovationen in der Produkt- und Verfahrensentwicklung. Outputorientiert heißt, dass die Unternehmen erste wirtschaftliche Erfolge mit ihrer Innovation aufweisen können. Die Siegerprämie kann im Einzelfall bis zu 50 000 Euro betragen, wobei sich die Höhe der Prämie daran orientiert, wie neu und wie erlösstark das Produkt ist. Insgesamt werden Prämien in Höhe von rund 100 000 Euro ausgeschüttet. Teilnahmeberechtigt sind rheinlandpfälzische Unternehmen mit nicht mehr als 50 Mitarbeitern. Anmeldeschluss ist der 22. September. Der Wettbewerb wird von der Investitions- und Strukturbank RheinlandPfalz (ISB) organisiert. Beim letzten Mal erhielten 13 Unternehmen einen „Success-Förderpreis“. KrK tembergische Wirtschaftsministerium zeichnet kleine, mittlere und Großbetriebe aus, die Frauen und Männer gleich bezahlen, befördern und behandeln. Darüber hinaus werden Lösungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie prämiert. Der Landeswettbewerb läuft im zweijährigen Turnus. 2006 wurden insgesamt zwölf Preise verliehen. Zu den Siegern in der Kategorie Großbetriebe gehörte 2006 die Robert Bosch GmbH mit damals 63 751 Beschäftigten, davon 13 860 Frauen. In der Kategorie Kleinbetriebe konnte unter anderem das Beratungsunternehmen Particip einen Preis erringen: Von insgesamt 28 Beschäftigten sind zehn Frauen. Anmeldeschluss ist der 30. September. Die Betriebe mit den besten Lösungen werden am 20. November ausgezeichnet. KrK Wirtschaftstages der Volks- und Raiffeisenbanken wird in diesem Jahr der VR-Innovationspreis vergeben. Teilnahmeberechtigt sind mittelständische Unternehmen mit Firmensitz in Baden-Württemberg, die im Jahr nicht mehr als 100 Millionen Euro umsetzen und höchstens 500 Mitarbeiter beschäftigen. Prämiert werden erstens technische Innovation, zweitens Marketingkonzepte, die neue Märkte definieren, drittens Personalkonzepte, die neue Möglichkeiten erfolgreich umsetzen, viertens beispielhafte Fortbildungen und Mitarbeiterqualifizierungen sowie vorbildliche Lösungen im Bereich Kooperationen. Als Hauptpreis winken 25 000 Euro. Darüber hinaus erhält das Gewinnerunternehmen einen Imagefilm. Anmeldeschluss ist der 30. September. KrK MAINZ. Wenn das Geschäftskonzept stimmt und der Businessplan durchkalkuliert ist, können rheinland-pfälzische Gründer beim Pioniergeist-Wettbewerb bis zu 15 000 Euro und einen Kurzfilm über ihr Unternehmen gewinnen. Teilnehmen dürfen Personen, die die Gründung eines Unternehmens in Rheinland-Pfalz beabsichtigen. Ebenfalls teilnehmen dürfen Unternehmer, die im Jahr des Wettbewerbs oder im Vorjahr ein Unternehmen gegründet haben. Bewertet werden die Marketing- und Vertriebsmaßnahmen sowie Planrechnungen und Finanzierungsideen. Innovationen oder Erfindungen werden nicht prämiert. Bei der Preisverleihung oder über die drei Initiatoren haben Teilnehmer die Möglichkeit zum „Networking“ mit anderen Gründern. Bewerbungsschluss ist der 15. September. KrK Teilnehmen darf, wer die Gesellen- oder Abschlussprüfung im Winter 2007/08 oder im Sommer 2008 abgelegt hat, zum Zeitpunkt der Prüfung nicht älter als 23 Jahre alt war und die praktische Prüfung – und in der Regel auch den theoretischen Teil – mindestens mit der Note „gut“ gemeistert hat. In Ausnahmefällen gilt als Altersgrenze die Internet www.isb.rlp.de Internet www.wm.baden-wuerttemberg.de Internet www.innovativer-mittelstand.de Internet Mehr Infos unter www.hwk-mannheim.de Internet www.pioniergeist.rlp.de 9/2008 • 5. September 2008 econo Zeitarbeit Bilder: Fotolia 56 Mitarbeiter nach Maß Personaldienstleister aus Heidelberg zeigen, dass sich Spezialisierung in der Branche auszahlt, für Unternehmen wie für Arbeitnehmer. Drei Erfolgsgeschichten aus der Kurpfalz m Anfang bestand die Firma nur aus mir und meinem PC“, sagt der Heidelberger Entrepreneur Soheyl Ghaemian. Das war A econo 9/2008 • 5. September 2008 vor sechs Jahren. Damals gründete der heute 32-Jährige in Heidelberg die Reutax GmbH. Der Unternehmer konzentrierte sich auf die Ver- mittlung von IT-Spezialisten, deren Arbeitskraft er an seine Kunden auslieh. Ein lukratives Geschäft. Heute ist Reutax eine Aktiengesellschaft mit Standbeinen in Hamburg, München, Zürich, Wien und Los Angeles. 170 Mitarbeiter, Jahresumsatz 70 Millionen Euro. Als neues Geschäftsfeld kam 2007 die Vermietung von Ingenieuren hinzu. Ghaemian streckt die Fühler nach Russland und in den Nahen Osten aus. Das Konzept: In einer globalisierten Welt gibt Reutax mit einem spezialisierten Angebot die Antwort auf den akuten Fachkräftemangel. Ursprünglich verfolgten Personalabteilungen mit dem Einsatz von Zeitarbeitskräften das Ziel, auf unvorhergesehene Spitzen in Verwaltung, Produktion oder Entwicklung flexibel reagieren zu können. Heute nutzen viele die externen Fachkräfte als strategisches Instrument der Personalplanung. „Ein hohes Maß an Flexibilität ist für eine effiziente und erfolgreiche Projektplanung unabdingbar“, sagt Kelly Elsasser, Vertriebsvorstand von Reutax. Und flexibel sind die meisten der Fachkräfte, deren Kontaktadressen sich in der Datenbank des Heidelberger Vermittlers finden. Im Idealfall geben sie in ihrem Profil „Standort: neutral“ an. Immer bereit, weltweit einsetzbar. Dafür kassieren sie ein Gehalt, das in der Regel zehn bis 50 Prozent über dem der festangestellten Kollegen liegt. „Der Markt bestimmt den Preis“, sagt Elsasser. Die Unternehmen wüssten, dass die Auswahl des Personals ein entscheidender Faktor für ihren eigenen Erfolg sei. Deshalb zahlen sie für die von externen Experten mehr. Zeitarbeit neu definiert Mit der Vermietung von „hochleistungsfähigen Personalressourcen“, wie die Spezialisten im Branchenjargon genannt werden, haben Firmen wie Reutax Zeitarbeit neu definiert. Das Prinzip freilich ist das gleiche wie bei den klassischen Personalagenturen, die Hilfskräfte vermitteln: Wer ihre Dienste in Anspruch nimmt, profitiert von einem professionellen Netzwerk sowie dem Mitarbeiter-Pool des Dienstleisters. Damit sind die Unternehmen in der Lage, ihren Personalbedarf besser und schneller an Veränderungen im Wettbewerbsumfeld abzustimmen. Das Beispiel Reutax zeigt, dass sich eine Spezialisierung für Personaldienstleister auszahlt. Monika Schammas und Udo Lahm von der Kommunikationsund Personalberatung Comtract in Heidelberg verfolgen ein ähnliches Konzept: „Wir vermitteln ausschließlich Hochqualifizierte aus dem Berufsfeld der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit“, beschreibt Lahm die Arbeit der 1999 gegründeten Agentur, die im Auftrag von Unternehmen nach qualifiziertem PR-Personal sucht. „Unser Erfolg beruht darauf, dass wir uns auf den Bereich spezialisiert haben, den wir aus unserer eigenen Erfahrung am besten kennen“, sagt Lahm, der früher als Redakteur für Tageszeitungen sowie als Pressesprecher bei internationalen Unternehmen wie Porsche und ABB tätig war. Auch in der Metropolregion haben die Headhunter Schammas und Lahm schon namhafte Unternehmen mit Pressesprechern und Public-Relations-Fachleuten ausgestattet. Im Gegensatz zu Reutax vermieten Schammas und Lahm ihre Kandidaten nicht projektbezogen, sondern ermitteln für ihre Auftraggeber gezielt potenzielle Kandidaten für eine zu besetzende Stelle. Spezialisiert hat sich auch die Power People GmbH aus Heidelberg. Die Geschäftsführer Saif Marzai und Marco Haas konzentrieren sich auf den Personalservice für Hotellerie und Gastronomie. Vor zehn Jahren gegründet, hat das Unternehmen heute Niederlassungen in Stuttgart, Frankfurt, Berlin und München. Zu den Kunden zählen die BASF, Daimler, Bayer und Sternekoch Manfred Schwarz. „Überall dort, wo besondere Ansprüche an Know-how und Service gestellt werden, schaffen wir die Basis für dauerhafte Dienstleistung“, wirbt People Power. Neben der klassischen Arbeitnehmerüberlassung bietet das Unternehmen auch punktuellen Personalservice, bei der Organisation von gastronomischen Veranstaltungen ebenso wie bei Logistik und Raumdekoration. Reutax-Gründer Ghaemian treibt unterdessen die weitere Expansion seines Unternehmens voran. Neue Marktlücken eröffnen sich für das Unternehmen zurzeit vor allem am Arabischen Golf. „Auch in diesem Markt sind die Unternehmen auf eine professionelle Vermittlung von freiberuflichen Fachkräften stark angewiesen“, sagte Ghaemian nach einem Gespräch mit dem Minister für Bildung und Wissenschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, Sheikh Al Nayhan. Vor allem deutsche ITFachleute stünden dort hoch im Kurs. Daniel Albrecht ,, Nur wer die Problemstellungen des Verpackungsmarktes ganzheitlich angeht, wird auch in Zukunft seinen Kunden einen spürbaren Mehrwert bieten können. Frank Westermann, Geschäftsführer Dienstleistungen Verpackungsentwicklung Just-in-Time Lohnverpackung Warehousing Produkte Displays Faltschachteln Kartonage Verpackungszubehör Telefon 0 62 21 / 7 59 09 – 0 Fax 0 62 21 / 7 59 09 – 75 E-Mail [email protected] Wasserturmstraße 79 69214 Eppelheim Internet www.packmann.de Wie wird man Weltmarktführer im Bereich Human-Resources-Dienstleistungen? Indem man über den Tellerrand schaut und Kunden den Service bietet, den sie für eine erfolgreiche Zukunft brauchen. Adecco bietet Unternehmern und Arbeitnehmern eine einzigartige, breite Palette an Dienstleistungen für flexibles und individuelles Personalmanagement sowie Karrieremöglichkeiten rund um den Globus. Fordern Sie uns: Adecco Personaldienstleistungen GmbH Geschäftsbereich Office & Industrial Rohrbacher Str. 3 69115 Heidelberg Telefon 06221 337540 Bahnhofstraße 63 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 591270 58 Zeitarbeit INTERVIEW „Wir sichern Arbeitsplätze“ Zeitarbeitsunternehmen verstehen sich zunehmend als Personaldienstleister auf Augenhöhe. Ariane Durian vom Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen erklärt warum Für welche Unternehmen ist die Beschäftigung von Zeitarbeitskräften interessant? ZUR PERSON Ariane Durian sitzt seit 2002 im Vorstand des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ). Als stellvertretende Bundesvorsitzende ist sie für das Ressort Weiterbildung und Seminare verantwortlich. Als Mitglied der Tarif- und Verhandlungskommission vertrat sie die Interessen der kaufmännischen und spezialisierten Zeitarbeit bei der Gestaltung eines Tarifvertrages. Sie ist zudem IGZ-Landesbeauftragte in Baden-Württemberg und stellvertretende Vorsitzende im Dienstleisterausschuss der IHK Karlsruhe. Ariane Durian ist geschäftsführende Gesellschafterin der 1990 von ihr gegründeten Connect Personal-Service GmbH Zeitarbeit. ➤ ARIANE DURIAN: Zeitarbeitskräfte finden Sie heute in fast allen Branchen. Ob in der Produktion oder im Marketing, in der IT-Entwicklung, im Ingenieurwesen oder im Öffentlichen Dienst. Eine Ausnahme ist das Bauhauptgewerbe. Hier dürfen Facharbeiter und gewerbliche Hilfskräfte nicht auf Basis von Zeitarbeit eingesetzt werden. Ariane Durian Wie flexibel einsetzbar sind Zeitarbeiter? ➤ DURIAN: Als Kunde eines Personaldienstleisters haben Unternehmen häufig nur eine Kündigungsfrist von zwei bis sieben Tagen. Davon abgesehen ist ein Arbeitnehmer von einem Zeitarbeitsunternehmen ein ganz normaler Mitarbeiter. Bild: IGZ Was kostet mich als Unternehmen ein Zeitarbeitnehmer? ➤ DURIAN: Das ist unterschiedlich. In der Metall- und Elektrobranche verdient eine Zeitarbeitskraft meist weniger als die Stammbelegschaft, im Einzelhandel oder im Hotellerie- und Gaststättengewerbe meist etwas mehr. Ein relativ teurer Zeitarbeiter kann sich lohnen, wenn Sie ihn nur für kurzzeitige Einsätze benötigen. Der IGZ macht sich für einen Mindestlohn in der Zeitarbeitsbranche stark. Warum? ➤ DURIAN: Wir sind der Ansicht, dass Erwerbstätige auch mit Zeitarbeit in der Lage sein sollten, für ihr Auskommen zu sorgen. Zeitarbeit muss nicht zwangsläufig vom Steuerzahler subventioniert werden. Wir setzen uns daher für einen branchenbezogenen Mindeststundenlohn von 7,51 Euro im Westen und 6,36 Euro im Osten ein. Zeitarbeit gilt für manche Arbeitslose als eine Brücke zurück in die Berufswelt. Wie ist das zu verstehen? ➤ DURIAN: Viele Zeitarbeitskräfte werden von den Unternehmen, in denen sie eingesetzt werden, übernommen. Die Abwerbequote beträgt durchschnittlich 30 Prozent. In Zeiten konjunkturellen Aufschwungs erhalten im Schnitt zwei von drei Zeitarbeitern ein Jobangebot von unseren Kunden. econo 9/2008 • 5. September 2008 Woran erkenne ich ein gutes Zeitarbeitsunternehmen? ➤ DURIAN: Wir sind eine der am stärksten kontrollierten Branchen. Regelmäßig werden wir von der Bundesagentur für Arbeit überprüft, die auch das Recht hat, in unsere Personalakten zu schauen. Jedes Zeitarbeitsunternehmen bekommt eine Lizenz, die können sich Kunden vorlegen lassen. Das Gleiche gilt für Belege über Sozialabgaben und Lohnsteuerzahlungen. Manche Unternehmer scheuen den Einsatz von Zeitarbeitskräften, weil sie das gute Klima im Betrieb nicht gefährden möchten. ➤ DURIAN: Das kommt immer seltener vor. Auch Arbeitnehmervertreter haben inzwischen erkannt, dass Zeitarbeit ein Instrument ist, um Stammarbeitsplätze zu sichern. Und die Belegschaft weiß, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zuerst die Zeitarbeitskräfte gehen müssen. Das haben wir gerade erst bei BMW und Iveco gesehen, die mehrere Hundert Zeitarbeiter entlassen haben. Daniel Albrecht. Jetzt sparen! Das Wirtschaftsmagazin der Metropolregion Rhein-Neckar im Probe-Abonnement: drei Monate bequem zugesandt – immer aktuell, immer spannend. Jetzt bestellen! Ihre Vorteile • bequeme Zustellung der druckfrischen Ausgabe • unverzichtbares Wissen aus der gesamten Wirtschaftsregion auch h c i s e i S n Informiere en-Abonnement irm über das F 9 2 - 2 8 0 0 3 unter 0 6 2 1 no @econo-rn.de co oder abo.e Bestellschein Ja, ich will econo 3 Monate lang zum einmaligen Kennenlernpreis von 10,00 Euro testen. DIE LIEF ERU NG ENDET AU TOM ATISCH Ja, ich weiß schon jetzt, dass ich econo danach weiterlese und bestelle das Jahresabo zum derzeitigen Bezugpreis von 49,20 Euro. PR EIS INK L . PORTOKOSTEN U ND M WST. Einsenden an: econo Rhein-Neckar GmbH Dudenstraße 12 – 26, 68167 Mannheim. Noch schneller geht‘s per Fax: 0621 392-14 00. Die Abonnementgebühr soll bequem und bargeldlos von meinem Konto abgebucht werden. Name / Vorname Bank / Sparkasse Straße / Hausnummer Konto-Nr. / BLZ Ich bezahle per Rechnung. PLZ / Ort Vertrauensgarantie: Ich habe das Recht, diese Bestellung gegenüber der econo Rhein-Neckar GmbH, Dudenstr. 12–26, 68167 Mannheim innerhalb von 2 Wochen schriftlich zu wiederrufen (Datum des Poststempels). Das Jahresabo kann 6 Wochen zum Verpflichtungsende gekündigt werden. Es gelten die AGB. Handelsregister Mannheim, HRB 704188 Telefon (für Rückfragen) Handy (für Rückfragen) E-Mail Geb.-Datum Datum/Unterschrift WA080501 60 De Jure Fallstricke bei der Befristung Der Gesetzgeber hat sehr detailliert geregelt, wann und wie Arbeitgeber Mitarbeiter befristet einstellen dürfen. Daran sollten sie sich halten nehmer und Arbeitgeber bestand. In jedem Fall bedarf die Befristung eines Arbeitsvertrages zu ihrer Wirksamkeit der Schriftform, sonst ist die Befristung unwirksam. Bild: xxx Die Experten Michael Kuhbach (links) und Dr. Claus Weber von der Kanzlei Reble & Klose in Mannheim. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind das Arbeitsrecht und alle Bereiche des gewerblichen Rechtsschutzes. Bild: Weber I. Ausgangssituation Das arbeitsrechtliche Netz in Deutschland ist sehr eng geknüpft. Besonders das Kündigungsrecht macht die schnelle Reaktion auf veränderte Marktbedingungen oft unmöglich. Eine Alternative zu unbefristeten Verträgen sind befristete Arbeitsverhältnisse nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG). Im Folgenden wird erläutert, was Unternehmen dabei beachten sollten. Hat der Arbeitgeber einen sachlichen Grund, so kann er einen Arbeitnehmer nach Paragraf 14, Absatz 1 des Gesetzes befristet einstellen. Das TzBfG nennt hierfür Gründe: zum Beispiel einen vorübergehenden Arbeitsbedarf für die Spargelernte oder in Freizeitparks, die Vertretung von Arbeitnehmern, die Erprobung eines Arbeitnehmers econo 9/2008 • 5. September 2008 oder die unmittelbare Anschlussbeschäftigung an Ausbildung oder Studium. Auch in der Eigenart der Arbeitsleistung kann eine Befristung begründet sein. Ein Beispiel hierfür ist die Anstellung von Profisportlern. Interessanter für die unternehmerische Praxis ist allerdings der zweite Absatz des Paragrafen 14. Danach kann eine Beschäftigung auch ohne Vorliegen eines sachlichen Grundes befristet werden. Bis zu einer Gesamtdauer von zwei Jahren ist maximal eine dreimalige Verlängerung eines Arbeitsvertrages zulässig. Danach ist eine Befristung ohne sachlichen Grund nicht mehr möglich. Hier greift das so genannte Anschlussverbot. Das Gleiche gilt, wenn schon einmal früher ein befristetes oder unbefristetes Beschäftigungsverhältnis zwischen Arbeit- II. Fallstricke bei befristeten Arbeitsverhältnissen Bei der Befristung von Arbeitsverhältnissen muss der Arbeitgeber einige Fallstricke beachten. Daher überrascht es nicht, dass immer wieder Konflikte entstehen, die oft vor dem Arbeitsgericht enden. So kann es passieren, dass der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen befristeten Arbeitsvertrag zusendet und um eine gegengezeichnete Rücksendung bittet. Der Arbeitnehmer erscheint dann am ersten Arbeitstag pünktlich um acht Uhr, den unterzeichneten Arbeitsvertrag übergibt er aber erst gegen Mittag. In diesem Fall wäre die Befristung unwirksam, denn jeder befristete Arbeitsvertrag bedarf zur Gültigkeit der Schriftform. Das heißt: Beide Unterschriften müssen vor Arbeitsantritt auf dem befristeten Arbeitsvertrag vorhanden sein (BAG Urt. v. 1.12.2004 - 7 AZR 198/04)! Eine weitere Fehlerquelle steht im Zusammenhang mit der Verlängerung von Befristungen. Denn oft kommt es erst nach Ablauf des befristeten Arbeitsverhältnisses zur Unterzeichnung der schriftlichen Verlängerungsvereinbarung. Auch in diesem Fall liegt ein Arbeitsvertrag auf unbestimmte Zeit vor. Eine wirksame Verlängerung kann hingegen nur während des befristeten Arbeitsverhältnisses vorgenommen werden. Andernfalls liegt der Neuabschluss eines befristeten Arbeitsvertrags vor, der aufgrund des An- schlussverbotes unzulässig ist (BAG Urt. v. 25.10.2000 - 7 AZR 483/ 99). Für den Arbeitgeber ist meist überraschend, dass auch einzelne Vertragsbedingungen der Befristungskontrolle unterliegen. Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts setzt die befristete Änderung einzelner Arbeitsbedingungen einen sachlichen Grund voraus, wenn hierdurch das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung maßgeblich beeinflusst wird. Da der Ar- De Jure 61 AKTUELLE URTEILE Bild: Fotolia Freiwilligkeitsvorbehalt bei Sonderzahlungen Der Arbeitgeber kann bei Sonderzahlungen grundsätzlich einen Rechtsanspruch des Arbeitnehmers für künftige Bezugszeiträume ausschließen. Er kann sich dabei vorbehalten, ob und in welcher Höhe er künftig Sonderzahlungen gewährt. Für die Wirksamkeit eines solchen Freiwilligkeitsvorbehalts kommt es nicht auf den verfolgten Zweck an. Der Vorbehalt ist auch dann wirksam, wenn der Arbeitgeber ausschließlich im Bezugszeitraum geleistete Arbeit zusätzlich honoriert. Der Arbeitgeber muss auch nicht jede einzelne Sonderzahlung mit einem Freiwilligkeitsvorbehalt verbinden. Es genügt ein entsprechender Hinweis im Arbeitsvertrag. Ein solcher Hinweis muss in einem Formulararbeitsvertrag allerdings dem Transparenzgebot gerecht werden. Er muss also klar und verständlich sein. Auf die Zahlung von Weihnachtsgratifikation in Höhe ihres Bruttomonatsgehalts hatte eine Arbeitnehmerin geklagt, der im Arbeitsvertrag dies ausdrücklich zugesagt worden war. Dort war darüber hinaus geregelt, dass ein Rechtsanspruch auf eine Gratifikation nicht besteht und dass diese eine freiwillige, stets widerrufbare Leistung des Arbeitgebers darstellt. Die Vorinstanzen hatten die Klage deshalb abgewiesen. Die Revision der Klägerin hatte vor dem Zehnten Senat des Bundesarbeitsgerichts Erfolg. Bei den getroffenen Vereinbarungen handelt es sich um Allgemeine Vertragsbedingungen. Soweit diese einen Rechtsanspruch der Klägerin auf eine Weihnachtsgratifikation in Höhe ihres monatlichen Bruttogehalts ausschließen, widersprechen sie der Zusage des Arbeitgebers, der Klägerin eine Weihnachtsgratifikation in Höhe ihres monatlichen Bruttogehalts zu zahlen. Die Klauseln sind insoweit nicht klar und verständlich und deshalb unwirksam. (Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 30. Juli 2008 - 10 AZR 606/07) beitgeber die Änderung von Arbeitszeit oder Gehalt sonst nur mit einer Änderungskündigung vornehmen könnte, würde der Änderungskündigungsschutz umgangen (BAG vom 3. September 2003, Az: 7 AZR 106/03). Wenn ein Mitarbeiter über einen begrenzten Zeitraum, zum Beispiel bei einer Vertretung, seine wöchentliche Arbeitszeit ausweiten oder ein höheres Gehalt erhalten soll, sollte die Änderung und der sachliche Grund unbedingt im Vorfeld schriftlich in einer Vertragsänderung festgehalten werden. Ebenso überraschen mag manchen Arbeitgeber die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts zur Verlängerung der Befristung bei gleichzeitiger Lohnerhöhung. Verlängern die Vertragsparteien ihren ohne Sachgrund befristeten Arbeitsvertrag und vereinbaren zugleich eine Gehaltserhöhung, liegt keine „Verlängerung“ im Sinne von Paragraf 14, Absatz 2 mehr vor, sondern ein Neuabschluss eines Arbeitsvertrags (BAG vom 23.08.2006 - 7 AZR 12/06). Die Begründung der Arbeitsrichter: Auch bei der Vereinbarung von für den Arbeitnehmer verbesserten Arbeitsbedingungen liege keine reine Verlängerung vor. Hierin sei vielmehr ein neuer Abschluss eines befristeten Arbeitsvertrags zu sehen, der hinsichtlich seiner Befristung nur wirksam ist, wenn es hierfür einen Sachgrund gibt. Ist ein solcher nicht vorhanden, ist die Befristung unwirksam und es liegt ein unbefristeter Arbeitsvertrag vor. Allerdings ist eine Änderung einzelner Arbeitsbedingungen bei gleichzeitiger Verlängerung des befristeten Arbeitsverhältnisses möglich. Und zwar dann, wenn bereits ein Anspruch des Arbeitnehmers auf diese Veränderung bestanden hat (BAG Urt. v. 16.01.2008 7AZR 603/06). In vielen Fällen ist es ratsam, vor Abschluss eines befristeten Arbeitsvertrages oder bei einer beabsichtigten Verlängerung eines Arbeitsverhältnisses einen arbeitsrechtlich versierten Berater zu konsultieren. Dies kann unliebsame Folgen verhindern. III. Tipps für die Unternehmenspraxis: ■ Die Verlängerung eines befristeten Arbeitsverhältnisses ohne Sachgrund muss vor Fristablauf schriftlich erfolgen. ■ Die Verlängerung des befristeten Arbeitsverhältnisses darf nicht mit einer Veränderung der Arbeitsbedingungen verbunden sein. Lediglich Anpassungen an die bereits bestehende Vertragslage sind erlaubt. Am besten schreibt der Arbeitgeber an den Arbeitnehmer lediglich, dass die Befristung bis zu einem bestimmten Datum verlängert wird. Nicht mehr und nicht weniger. ■ Will der Arbeitgeber dem Mitarbeiter einen höheren Lohn oder ein höheres Gehalt zukommen lassen, sollte er dies während des Laufs der ersten Befristung oder während des Laufs der verlängerten Befristung möglichst schriftlich tun. Die Veränderung der Arbeitsbedingungen darf lediglich nicht in der Verlängerungsvereinbarung enthalten sein. Claus Weber/Michael Kuhbach 9/2008 • 5. September 2008 econo 62 Soziales Engagement INTERVIEW Die Idee kam beim Streichen Prof. Claus Heinrich hatte die Idee für einen Freiwilligentag in der Region. Bild: Rinderspacher Prof. Dr. Claus Heinrich, Vorstandsmitglied der SAP AG und Vorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar, spricht über Idee und Zweck des Freiwilligentages in der Metropolregion – und erklärt, was wir von den Amerikanern lernen können Econo: Nehmen Sie am Freiwilligentag teil, Herr Professor Heinrich? ➤ Heinrich: Auf jeden Fall, ich habe sogar meinen Urlaub dafür verkürzt. Econo: An welchem Projekt? ➤ Heinrich: Das werde ich ganz zum Schluss aussuchen. Ich werde entweder am Vorabend oder am Samstagmorgen im Internet bekanntgeben, wo ich bin. Ich möchte nicht, dass dadurch die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Projekt gelenkt wird. Auch ob ich letztlich an einem oder an mehreren teilnehme, ist noch offen. Wichtig ist ja auch, dass man das Ganze sieht. Wir haben momentan mehr als 300 Projekte. Econo: Wenn ein Mitarbeiter Sie fragen würde, warum er für den Freiwilligentag seine Freizeit opfern soll, was würden Sie antworten? ➤ Heinrich: Ich sage es offen: Hunde soll man nicht zum Jagen tragen. Wenn einer nicht will, dann econo 9/2008 • 5. September 2008 bleibt mir nur zu sagen: Tut mir leid, aber Du verpasst eine tolle Sache. Im Übrigen war bei uns bislang eigentlich eher das Gegenteil der Fall. Für manche Projekte gibt es mehr Leute als Plätze. Da muss man irgendwann leider nein sagen, es gibt halt nicht mehr als zehn Schaufeln. Die Menschen sind meist von Econo: Ein ähnliches Projekt, eine kostenlose Sprechstunde, wird zum Beispiel in Ludwigshafen angeboten. Da werden noch Zahnund Kinderärzte gesucht. Econo: Welche Menschen nehmen an solchen Freiwilligenaktionen teil? die machen da seit Jahren mit. Die wissen schon, wie toll das ist. Und dann gibt es Menschen, die von jemand anderem mitgezogen werden. Für sie ist es vielleicht die schönste Erfahrung, weil sie zum ersten Mal dabei sind. Sie sehen, was im Team möglich ist. Und sie sehen, dass sie mal etwas anderes machen können als sonst. Wichtig ist auch, dass ganz unterschiedliche Menschen an dem Freiwilligentag teilnehmen. Bei mir war das Aha-Erlebnis, als ich vor zwei Jahren erstmals bei unserer SAPlings-Aktion dabei war und in der Ludwigshafener Pestalozzischule Wände gestrichen habe. Dort habe ich ganz unterschiedliche SAP-Kollegen kennengelernt und mit den unterschiedlichsten Nationalitäten und Altersstufen gemeinsam geschafft. Da waren natürlich auch Schüler vor Ort, Lehrer, der Hausmeister war dabei und der Direktor. Das allein machte den damaligen Tag schon wertvoll. ➤ Heinrich: Es ist ganz unterschiedlich. Es gibt die alten Hasen, Econo: Wie lange bietet die SAP solche Projekte schon an? ➤ Heinrich: Ja wir suchen auch Leute, die ihre Fachkenntnisse an diesem Tag zur Verfügung stellen. Ein besseres Ergebnis als zum Beispiel Berlin der Idee begeistert. Ein Beispiel: Ein Freund von mir, der ist Zahnarzt. Mit dem habe ich über den Freiwilligentag gesprochen, und der hat mir spontan gesagt, dass er mitmachen wolle. Er war sich nur nicht sicher, wie das gehen soll, da die Kunden doch eigentlich zu ihm kämen und nicht umgekehrt. Also hat er herumtelefoniert und herausgefunden, dass es mobile Dentaltools gibt, mit denen Zahnärzte auch zu ihren Patienten gehen können. Wenn er die Ausrüstung bekommt, dann macht auch er mit. Es gibt auch eine Tierarztsprechstunde in einem sozial benachteiligten Wohngebiet. Das Entscheidende ist, dass es viele Ideen gibt. Wenn zum Beispiel ein großer Pharmaziehersteller sagt, ich spendiere die Medikamente, schaue du, dass du die Ärzte kriegst, dann bekommen wir das gemeinsam hin. Soziales Engagement ➤ Heinrich: Wir haben es seit 2006 viermal durchgeführt. Es gibt aber andere Niederlassungen der SAP, wo wir das schon länger machen. Tradition hat so etwas beispielsweise bei den Kollegen in Amerika. Econo: Tut der Freiwilligentag auch der SAP gut? Econo: Wie unterscheiden sich die USA und Deutschland? ➤ Heinrich: In Amerika gehört das freiwillige Engagement mehr zum Selbstverständnis. Da wird zum Beispiel am Samstag eine Schule gestrichen oder ein Spielplatz gebaut. Da sind dann vom Vorstand bis zum Pförtner alle dabei. Und das muss dann auch nicht immer in die Zeitung. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Bei SAP versuchen wir mit den Amerikanern eng zusammenzuarbeiten, um zu lernen. Econo: Was können wir von den Amerikanern lernen? ➤ Heinrich: Es ist so, dass Leute von uns in die USA fliegen und sich anschauen, wie die Amerikaner so etwas organisieren. Wie sie es aufziehen, wie sie es umsetzen. Da gibt 63 es viele Dinge zu beachten, zum Beispiel Haftungsfragen. Econo: An welchen Projekten beteiligen sich die SAP-Mitarbeiter am Freiwilligentag? ➤ Heinrich: Wir haben eine Reihe von Projekten. Aber es ist nicht so, dass wir unseren Mitarbeitern sa- gen, ihr macht jetzt nur SAP-Projekte. Wenn ein Projekt im Heimatdorf eines Mitarbeiters stattfindet und er will da mitmachen, dann macht er da mit. Wir hoffen natürlich, dass sich aus unserem Unternehmen viele beteiligen. Wir haben daher interne Marketingaktionen gestartet. Die blauen Wir-schaffen-was-Würfel im Flur haben Sie sicher gesehen. ➤ Heinrich: Es gibt ja immer diese Schlagwörter. Ein solches ist Corporate Social Responsibility. Sie dient dazu, das Image eines Unternehmens zu verbessern. Hier geht es aber besonders darum, dass unsere Mitarbeiter mit anderen Menschen zusammenkommen, dass sie unterschiedliche Dinge kennen lernen. Die Motivation teilzunehmen, ist entsprechend groß. Es geht uns bei einer solchen Aktion nicht ums Image, sondern entspricht unserer Auffassung von unternehmerischer Verantwortung. Die Idee zum Freiwilligentag kam, als ich gemeinsam mit der Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Frau Dr. Lohse bei unserer SAPlings-Aktion Wände gestrichen habe. Mensch, Frau Lohse, das könnten wir doch auch mal für die Region machen, habe ich ihr damals vorgeschlagen. Die Idee ist nicht am Reißbrett entstanden, sondern aus einer Notwendigkeit und aus einem Spaß heraus. Econo: Das Engagement konzentriert sich auf einen Tag, den 20. September. Ist danach alles gelaufen? ➤ Heinrich: Nein. Zum einen geht es um das Wir-Gefühl. Wir sagen, wir schaffen etwas zusammen. Das hat Priorität für den Freiwilligentag. Zum anderen sind wir um Nachhaltigkeit bemüht. Da vergeben wir zum Beispiel den Bürgerpreis, wobei wir nachhaltige Projekte auszeichnen. Econo: Der Freiwilligentag soll also regelmäßig stattfinden? Freiwillige Arbeit ist halbe Arbeit. Dies mögen sich auch diese SAP-Mitarbeiter gedacht haben, als sie im Jahr 2006 einige Steinplatten zur Gestaltung eines Teichufers über das Gelände der Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl schleppten. Bild: SAP ➤ Heinrich: Ich möchte, dass er institutionalisiert wird. Ob das im Ein- oder Zweijahresrhythmus geschieht, werden wir sehen. Der Verein Zukunft Metropolregion RheinNeckar organisiert auch noch andere Projekttage. Zum Beispiel die Nacht der Wissenschaft, die im vergangenen Jahr ein Erfolg war. Und was den Freiwilligentag betrifft, vielleicht werden wir da sogar zum Vorbild für ganz Deutschland. Schon jetzt haben wir ein besseres Ergebnis als zum Beispiel Berlin. Es haben sich schon mehr als 1000 Freiwillige für über 300 Projekte angemeldet. Und das ist erst der Anfang. 9/2008 • 5. September 2008 econo 64 Soziales Engagement Die Metropolregion packt an Der 20. September ist ein guter Tag für Kindergärten, Altenheime, Umwelt- und Naturschutz. Denn an diesem Tag setzen Bürger an Rhein und Neckar mehr als 300 soziale Projekte um S eit 2001 gibt es in deutschen Städten Freiwilligentage. Dass sich eine ganze Region engagiert, ist allerdings neu. Auf Initiative des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar finden am 20. September mehr als 300 Projekte statt (siehe Grafik). Bürger, Familien, Vereine oder Firmenteams in sozialen oder Umweltprojekten engagieren sich in Kindergärten, Seniorenheimen, Tierschutzprojekten oder Umwelt- oder Kulturinitiativen. Eine ganze Region packt an. Bürger, Familien, Vereine oder Firmenteams, die Lust haben, sich zu engagieren, können sich ab sofort unter 0621/33880-66 registrie- ren lassen. Wer sich zunächst über die in der gesamten Metropolregion geplanten Projekte informieren will, kann dies auch im Internet tun. Die Informationen finden sich unter www.wir-schaffen-was.de. Soziales Engagement BEST PRACTICE: ABB BEST PRACTICE: ABBOTT Special Olympics statt freier Urlaubswoche Wände streichen statt Gokart-Rennen fahren Zweimal im Jahr – einmal im Sommer und einmal im Winter – finden in Deutschland die „Special Olympics“ statt. Dort treten behinderte Menschen gegeneinander an, um sich im Rennen, Werfen oder Springen zu messen. Immer dabei sind die Mitarbeiter des ABB-Konzerns. So ein Tag brennt sich ein Erst im April hatten sich rund 150 ABB-Mitarbeiter eine Woche Urlaub genommen oder Überstunden abgebaut, um als freiwillige Helfer an den Sommerspielen in Karlsruhe teilzunehmen. Zum ersten Mal dabei war Margret Bauer. Die 32-jährige Entwicklungs-Ingenieurin war als so genannte Riegenführerin eingeteilt. Ihre Aufgabe: Athleten zur jeweiligen Sportstätte begleiten, am Wettkampfort betreuen und anschließend wieder zu den Trainern geleiten. „Bewegend war die Begeisterung der Sportler“, sagt sie. „Schon, wenn einer eine Laufstrecke schaffte, eine Kugel stieß oder einfach nur sprang – egal wie weit.“ Über solche Momente freut sich auch Bernd Rörig immer wieder. Der 40-jährige Elektro-Ingenieur und Projektleiter nahm 2002 erstmals in Frankfurt als Betreuer an den Special Olympics teil. Seitdem hat er kein Jahr ausgelassen. Schon seinen Zivildienst absolvierte der Karlsruher, der bei ABB in Mannheim arbeitet, in einer Behindertenwerkstatt. „Daher hatte ich auch keine Berührungsangst.“ Für ihn ist das „Corporate Volunteering eine schöne Abwechslung zum Berufsalltag, weil man mit einer Gruppe in eine andere Stadt kommt und dort auch andere ABBMitarbeiter trifft“. Nebenbei bekomme man eine Reihe von Softskills mit. „Und auch der Lebensmaßstab verschiebt sich“, sagt Bernd Rörig. Die Freude der Behinderten, egal ob sie Erster, Zweiter, Fünfter oder Letzter geworden sind, und die Akzeptanz der Leistung der anderen, „das brennt sich ein. Da kann ich am Montag nicht einfach so ins Büro gehen wie zuvor“, sagt der 40-Jährige. KrK ZAHLEN & FAKTEN Der ABB-Konzern ist seit 2000 offizieller Partner des Special Olympics Deutschland e.V. Neben finanzieller Hilfe gehört dazu das so genannte „Corporate Volunteering“, bei dem ABBMitarbeiter sich als Helfer bei den Special Olympics engagieren. Mehr als 1500 ABB-Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren bei Sommer- und Winterspielen mitgeholfen. Dass sich ehrenamtliches Engagement planen lässt, zeigt nicht erst der Freiwilligentag. Schon im Januar machte das Unternehmen Abbott vor, wie es geht. Mehr als 350 Mitarbeiter des Pharmakonzerns waren damals in orangenen Hemden und Schirmmützen unterwegs, um in Ludwigshafener Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Altenheimen, Kirchengemeinden und Tierheimen eines zu tun: zu helfen. Das Feedback der Schüler war wunderbar Mit dabei war auch die 25-jährige Henriette Rohlfing. „Der Nachmittag war uns von Abbott als ,Social Event’ angekündigt worden“, erinnert sie sich. Weshalb sie und ihre Kollegen zuerst von einem Tag auf der Gokart-Bahn oder Ähnlichem ausgegangen seien. Dann habe es jedoch geheißen, „wir gehen raus und machen etwas für Ludwigshafen.“ Die Junior-Projekt-Managerin wurde in eine Gruppe eingeteilt, deren Aufgabe es war, eine Kindergartenturnhalle zu streichen. „Nach dreieinhalb Stunden haben wir uns alle ziemlich gut gefühlt“, erinnert sich die 25-Jährige. „Es war ein super Team-Erlebnis. Ich fand auch toll, dass man nach der Arbeit direkt ein Ergebnis gesehen hat.“ Jugendliche über ihr tägliches Essen und Trinken aufzuklären war hingegen die Aufgabe, die Abbott 65 Carsten Raupach übertrug. Der 38jährige Leiter der Trainingsabteilung im Pharmabereich diskutierte mit Zehntklässlern des Max-PlanckGymnasiums über gesunde Ernährung. Dabei wurde nicht nur geredet: „Wir hatten einen Korb mit Lebensmitteln dabei, die dann anhand von Tabellen auf ihre Nährwerte hin geprüft wurden – von der Banane bis zum Molke-Drink.“ Damit die Kinder ein Gefühl für Übergewicht bekamen, hatten Raupach und seine Kollegen außerdem einen Spezialanzug dabei. „Das Feedback der Jugendlichen war wunderbar“, erinnert sich der 38-Jährige. „Der Klassenlehrer kam anschließend auf uns zu, weil er das Projekt gerne auf die anderen zehnten Klassen ausweiten wollte.“ KrK ZAHLEN & FAKTEN Der Pharmakonzern Abbott Deutschland mit Hauptsitz in Wiesbaden hat im Januar erstmals einen firmeninternen Freiwilligentag organisiert. Im Vorfeld der jährlich stattfindenden Jahresaußendiensttagung hatte das Unternehmen mit der Stadt Ludwigshafen 47 Projekte bestimmt, an denen schließlich mehr als 350 Mitarbeiter des Konzerns teilnahmen. 66 Soziales Engagement Dies ist eine der Gewinnerklassen von „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“. Der Wettbewerb ist ein bundesweites Projekt der Wirtschaftsjunioren, mit dem der Verband das Interesse für Wirtschaft stärken will. Ganz rechts: die Wirtschaftsjunioren Barbara Dörsam und Karl Thews. Bild: WJ Mannheim-Ludwigshafen Schule machen Viele junge Unternehmer und leitende Angestellte engagieren sich ehrenamtlich bei den Wirtschaftsjunioren. Besonders am Herzen liegen ihnen die Themen Schule und Ausbildung F ür 50 Kinder und Jugendliche soll der erste Freiwilligentag in der Metropolregion Rhein-Neckar vor allen Dingen eines bedeuten: Spaß. Das Programm: Nach einem gemeinsamen Mittagessen bereiten professionelle Jugendtrainer und Spieler der U19-Jugendmannschaft des Bundesliga-Aufsteigers TSG 1899 Hoffenheim die Teilnehmer auf ein Fußballturnier vor. Anpfiff heißt es voraussichtlich für sechs Mannschaften. Abends wird dann gemeinsam gegrillt und gefeiert. Die Kinder und Jugendlichen zum Fußball-Platz der Sportgemeinschaft Heidelberg-Kirchheim und wieder nach Hause zu bringen, verlangt der Logistik einiges ab. Haltestellen sind in der ganzen Region econo 9/2008 • 5. September 2008 verteilt: in Speyer, Ludwigshafen, Schifferstadt, Mannheim und Heidelberg. Am Turnier nehmen Mädchen und Jungen teil, die sich bei „Big Brothers Big Sisters Deutschland“ angemeldet haben, bisher jedoch keinen Mentor bekommen haben. Es mangelt an Freiwilligen. Vor allen Dingen Männer sind gesucht (siehe Artikel auf Seite 68). Hinter dem Fußballturnier stehen 30 Mitglieder der Wirtschaftsjunioren (WJ) Heidelberg. Schirmherr ist der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, Dr. Gerhard Vogel. Die Wirtschaftsjunioren sind ein der IHK angelehnter Zusammenschluss von Unternehmern und leitenden Angestellten, die nicht älter als 40 Jahre DIE WJ-KREISE IN DER METROPOLREGION ■ WJ Darmstadt: www.wj-darmstadt.de ■ WJ Heidelberg: www.wj-hd.de ■ WJ Mannheim-Ludwigshafen: www.wirtschaftsjunioren.org ■ WJ Worms: www.wj-worms.de sind. „Auf die Idee sind wir durch ein Projekt der Wirtschaftsjunioren Hamburg gekommen, den so genannten ,Make a Difference Day’, sagt Kreissprecher Thomas Heckmann, der für Bentley Systems Germany als Senior Account Manager tätig ist. Am Difference Day bereiten die Hamburger Jungunternehmer benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein besonderes Erlebnis. Das kann eine Fahrt im Führerhaus der U-Bahn oder im Polizeiwagen, ein Strand- und Sportfest oder ein Tag hinter den Kulissen des Musicals „König der Löwen“ sein. Vom Freiwilligentag unter dem Motto „Wir schaffen was“ war Heckmann daher gleich begeistert und hat die mit dem Regionalbüro von „Big Soziales Engagement Brothers Big Sisters Deutschland“ konzipierte Veranstaltung als Projekt angemeldet. Unabhängig vom Engagement am Freiwilligentag engagieren sich die Wirtschaftsjunioren auch langfristig. Vor allem in der Bildung haben sie eine Reihe von Projekten auf die Beine gestellt. So hat der WJKreis Mannheim-Ludwigshafen mit der Schiller-Hauptschule in Mannheim das Projekt „Stufen zum Erfolg“ gestartet. Zielgruppe sind Schüler der 9. Klasse. In drei Schritten wollen die Wirtschaftsjunioren den Übergang in Ausbildung und Beruf erleichtern. Im ersten Schritt unterstützen die Wirtschaftsjunioren die Schüler bei der beruflichen Orientierung. „Viele Jugendliche wissen gar nicht, wie viele Ausbildungsberufe auch Hauptschülern offen stehen“, sagt Projektleiterin Barbara Dörsam. Sie ist Netzmanagerin bei der MVV-Tochter 24/7 Netze GmbH und engagiert sich seit fünf Jahren bei den Wirtschaftsjunioren ehrenamtlich. Im zweiten und dritten Schritt helfen die Wirtschaftsjunioren beim Bewerbungsschreiben und bei der Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch, beispielsweise in Rollenspielen. „Dabei geben sich die Schüler mehr Mühe, als wenn sie einem Lehrer oder Schüler gegenübersitzen“, sagt Andrea Krill. Die Inhaberin der Krill Design und Produktion GmbH führt häufig Bewerbungsgespräche und weiß aus der Praxis, worauf sie zu achten hat. Die Schüler wüssten: „Das Gegenüber im Rollenspiel könnte mir wirklich im Vorstellungsgespräch begegnen.“ ten und neunten Klassen Vorstellungsgespräche und blättern mit ihnen gemeinsam die Bewerbungsmappen durch. Andrea Krill freut sich über das Interesse der Schüler: „Nach der Vorstellungsrunde fragen sie sofort, warum ich mich selbständig gemacht habe und was das für ein Aufwand sei.“ Die Gymnasiasten hätten oft schwammige Vorstellungen über ihre berufliche Zukunft. „Beim letzten Mal bekam ich zu hören: Ich will was mit Medien machen, vielleicht an der Pop-Akademie.“ In solchen Fällen rät Andrea Krill meist zu Praktika. So können Schüler in eine Branche und einen Beruf hineinschnuppern. Arbeits- und Berufswelt in den Schulalltag hineintragen möchten auch die Wirtschaftsjunioren Heidelberg. Am Gymnasium Walldorf halten sie daher seit dem neuen Schuljahr einmal in der Woche eine Doppelstunde als ehrenamtliche Jugendbegleiter. Die Themen entwickeln die Wirtschaftsjunioren gemeinsam mit den Lehrern. Hauptsache der Wirtschaftsbezug ist gegeben. „Wir vermitteln beispielsweise, wie sich Jugendliche vor Überschuldung schützen oder wie ein Girokonto funktioniert“, sagt Carsten Lackert, der mit Steffen FriedlSchneider das Engagement koordiniert. Für die Besetzung der einzelnen Themen bauen sie auf die Unterstützung der Mitglieder. Da die Wirtschaftsjunioren branchenübergreifend organisiert sind, finden sich unter den insgesamt 250 Mitgliedern der beiden Kreise Vertreter HINTERGRUND Die Wirtschaftsjunioren sind Unternehmer und leitende Angestellte aus IHK-Mitgliedsunternehmen. In der Metropolregion Rhein-Neckar sind vier Kreise aktiv: Mannheim-Ludwigshafen, Heidelberg, Darmstadt und Worms. Hauptamtliche Geschäftsführer, die bei der jeweiligen Industrie- und Handelskammer angesiedelt sind, unterstützen die in der Regel als Verein organisierten Verbände Neben Vorträgen und Exkursionen können sich die Mitglieder in Arbeitskreisen zu den Themen Politik, Unternehmensführung, Bildung und Internationales engagieren. ganz verschiedener Branchen und Berufe. Leitende Angestellte der großen Konzerne in der Region sind genauso darunter wie Mittelständler, Banker, Ingenieure, Steuerberater, Gastronomen oder Einzelhändler. Nicht jedes Projekt haben die Wirtschaftsjunioren selbst entwickelt. Anregungen geben ihnen manchmal die anderen 220 Juniorenkreise in Deutschland, wie die Hamburger Junioren mit ihrem „Make a Difference Day“. Bei manchen Angeboten tragen auch die Landesverbände oder der Dachverband Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) die Verantwortung. Ein Beispiel für ein Bundesprojekt ist der Wettbewerb „Fit-for-Job“. Dieser jährlich ausgeschriebene Preis prämiert Gymnasien sowie Hauptund Realschulen, die sich in herausragender Weise um die Berufsvorbereitung ihrer Schüler kümmern. Der Austausch über Ideen, Konzepte Auch die Schulen erkennen die Vorteile Die Wirtschaftsjunioren sind überzeugt, dass sie als Unternehmer und leitende Angestellte authentisch über Wirtschaft und Arbeitswelt informieren können. Diesen Vorteil erkennen auch Schulen, von denen manche schon seit Jahren auf die Unterstützung der beiden Kreise Heidelberg und Mannheim-Ludwigshafen zurückgreifen. So lädt das Mannheimer Johann-SebastianBach-Gymnasium regelmäßig Wirtschaftsjunioren für die so genannte „Berufsorientierung am Gymnasium“ ein. Auch hier trainieren die WJ-Mitglieder mit Schülern der ach- 67 Das Wirtschaftsjunioren-Bundesvorstandsmitglied Stefan Kirschsieper und Claudia Handke von den WJ Baden-Württemberg mit einer Schülerin. Bild: WJD und Projekte ist fester Bestandteil des Wettbewerbs und soll den teilnehmenden Schulen die Gelegenheit eröffnen, voneinander zu lernen. Doch auch bei einem Bundesprojekt läuft ohne die Kreise vor Ort wenig. So haben die Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen 184 Schulen in der Region angeschrieben und zur Teilnahme aufgerufen. Auch der Heidelberger Kreis nutzt für die Jugendbegleiterstunden am Gymnasium Walldorf ein deutschlandweites Projekt. Wirtschaftswissen im Wettbewerb ist ein seit 15 Jahren veranstaltetes Quiz rund um das Thema Wirtschaft. Die Sieger der lokalen Kreise messen sich beim Bundesfinalwochenende, das jedes Jahr ein anderer Kreis ausrichtet. Bundestagsabgeordnete als Mannschaftskapitäne Die sozialen Aktivitäten der Wirtschaftsjunioren erstrecken sich aber nicht nur auf die Themen Schule und Ausbildung. „Im Sinne eines ,Acitive Citizenship’ melden wir uns auch zu politischen Themen“, sagt Julia Oppinger, Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses des WJ-Kreises Mannheim-Ludwigshafen. So veranstalten beide Kreise vor Kommunal-, Bundestags- oder Bürgermeisterwahlen Podiumsveranstaltungen mit den Kandidaten, um der „jungen Wirtschaft“ Gehör zu verschaffen. Das Verhältnis zur regionalen Politikprominenz scheint gut zu sein: Für das Fußballturnier am Freiwilligentag engagieren sich auch die Heidelberger Bundestagsabgeordneten Dr. Lothar Binding und Dr. Karl Lamers sowie Sozialbürgermeister Dr. Joachim Gerner. Sie führen jeweils eine Mannschaft als Kapitän. Matthias Schmitt 9/2008 • 5. September 2008 econo 68 Soziales Engagement Patin, Freundin, Schwester Bei „Big Brothers Big Sisters“ werden Erwachsene zu Mentoren, die ihren Schützlingen Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Dafür gibt es von den Kindern und Jugendlichen viel zurück K athrin Hinkelmann weiß, was es heißt, wenn Eltern wenig Zeit haben. Die 26-Jährige ist auf einem Bauernhof im Saarland groß geworden. Ihre Eltern arbeiteten von früh bis spät auf dem Hof oder dem Feld. Und das sieben Tage die Woche. Bei aller elterlichen Liebe blieb da wenig Zeit für gemeinsame Erlebnisse, für Ausflüge mit dem Fahrrad oder einen Museumsbesuch. Ihrer Entwicklung hat das keinen Abbruch getan. Die junge Frau lebt heute mit ihrem Freund in Schifferstadt, hat einen Universitätsabschluss in der Tasche und einen gut bezahlten Job. Daran nicht ganz unbeteiligt war ein Onkel von Kathrin. Er schenkte ihr oft die Aufmerksamkeit, für die ihre Eltern keine Zeit hatten. „Wir haben gemeinsam naturwissenschaftliche Versuche gemacht, Federball gespielt oder Ausflüge unternommen“, erzählt sie. Sogar ihre Berufs- und Studienwahl hat er geprägt. Wie ihr Onkel hat sie Ingenieurwissenschaften studiert. Heute arbeitet die Diplom-Ingenieurin bei der Heidelberger Druckmaschinen AG in Heidelberg. Die junge Frau weiß, was sie ihrem Onkel zu verdanken hat. Und Linn Assheuer leitet das Regionalbüro von „Big Brothers Big Sisters“. econo 9/2008 • 5. September 2008 WIE WIRD MAN MENTOR? Mentoren durchlaufen nach der ersten Kontaktaufnahme per Telefon, Internet oder Brief einen dreistufigen Prozess: 1.) Referenzen: Drei Personen aus dem privaten und beruflichen Umfeld müssen sich als Referenzen zur Verfügung stellen. 2.) Führungszeugnis: Der Mentor muss ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, das er aufgrund des ehrenamtlichen Engagements kostenfrei bei seinem Bürgeramt erhält. 3.) Kennenlernen: Nachdem die Unterlagen vorliegen, findet ein Gespräch beim Mentor und BBBS-Mitarbeitern zu Hause statt. Workshop: Vor dem ersten Treffen mit einem passenden Schützling steht noch ein eintägiger Workshop auf dem Programm. Kontakt: Big Brothers Big Sisters Rhein-Neckar Telefon: (06 21) 33651-300 Internet: www.bbbsd.org E-Mail: [email protected] sie gibt diese Dankbarkeit weiter. Allerdings nicht einer Nichte oder einem Neffen, sondern der zwölfjährigen Sara. Der Mentor schenkt Aufmerksamkeit Die beiden haben sich über „Big Brothers Big Sisters Deutschland“ (BBBSD) kennen gelernt. Diese Organisation vermittelt Erwachsene an Kinder und Jugendliche, die im weitesten Sinne Unterstützung und Aufmerksamkeit brauchen. „Das können Kinder aus kinderreichen Familien sein, Kinder mit Migrationshintergrund, die zu Hause kein Deutsch sprechen können oder Kinder aus Familien, die in einer besonderen Lebenssituation sind. Beispielsweise weil ein anderes Kind krank ist und fast alle Aufmerksamkeit der Eltern benötigt“, erklärt Linn Assheuer. Sie ist Leiterin des Regionalbüros der Organisation in der Metropolregion Rhein-Neckar. Dort betreut sie mit ihren derzeit vier Mitarbeitern insgesamt über 50 „Tandems“. So werden die Paare aus einem Erwachsenen, dem „Mentor“, und einem Kind oder Jugendlichen, dem „Schützling“, genannt. Assheuer betont, dass die 6bis 16-jährigen Schützlinge nicht unbedingt aus sozial schwachen Familien kommen. Schon gar nicht handele es sich um Kinder, die professioneller Betreuung bedürften. „Oftmals sind es Kinder allein erziehender Mütter, die neben dem Beruf schlichtweg zu wenig Zeit aufbringen können.“ Das war auch der Grund, weshalb sich Sara für „Big Brothers Big Sisters“ beworben hatte. Das in Neuhofen lebende Mädchen hat noch einen deutlich jüngeren Bruder. Der Vater lebt in Stuttgart. Die Mutter freut sich, dass ihre Tochter mit Kathrin Hinkelmann eine weitere Bezugsperson hat, mit der sie in der Freizeit etwas unternimmt oder die ihr bei einem schulischen Problem zur Seite steht. Das Einverständnis der Eltern ist Grundvoraussetzung für die Vermittlung bei „Big Brothers Big Sisters“. Sara und Kathrin kennen sich jetzt seit Februar. Auf das Projekt ist die 26-Jährige durch einen Zeitungsbericht gestoßen: „Die Idee hat mir sofort gefallen.“ Nachdem sie das Auswahlverfahren als Mentorin (siehe Kasten „Wie wird man Mentor?“) durchlaufen hatte, kam es zu einem ersten Zusammentreffen. Es fand bei Sara zu Hause statt, im Beisein ihrer Mutter und einer Mitarbeiterin von „Big Brothers Big Sisters“. Die erste gemeinsame Unternehmung war der Besuch eines Eiscafés in Neuhofen. „Die Chemie zwischen uns hat sofort gestimmt“, erzählt Kathrin. Dass die TandemPartner zusammenpassen, dafür sorgen die BBBSD-Mitarbeiter, in der Regel Psychologen. Anhand einer Reihe von Kriterien stellen sie die passenden Tandems zusammen. Dabei zählen unter anderem die räumliche Nähe und gemeinsame Interessen. Auch nach dem ersten Treffen zwischen Kind und Mentor hält das hauptamtliche Mentoring-Team regelmäßig Kontakt zu allen Beteiligten. Außerdem veranstaltet das Regionalbüro Events für die Tandems und organisiert einen Stammtisch für die Mentoren. Jungenüberschuss trifft auf Männermangel Das Team um Assheuer könnte noch weit mehr Schützlinge vermitteln. Wenn sich nur ausreichend Erwachsene bereit erklären würden, das Ehrenamt zu übernehmen. „Wir suchen in der ganzen Metropolregion Mentoren, besonders Männer“, sagt Assheuer. Die Geschlechterverhältnisse bei den Mentoren und Schützlingen sind genau umgekehrt: Während die potenziellen Schützlinge zu zwei Dritteln Jungen sind, sind nur ein Drittel der Mentoren männlich. Da Jungen immer nur Männer als Mentoren be- Soziales Engagement 69 Kathrin Hinkelmann mit ihrem Schützling Sara. Die beiden unternehmen zwei- bis viermal im Monat etwas gemeinsam. Ob im Winter beim Schlittschuhlaufen oder im Sommer beim Ausflug in den Tierpark von Rheingönnheim (Bild) – Spaß haben sie immer. Bilder: Rinderspacher kommen und Frauen nur Mädchen, ist das ein Problem. Einfach gestaltet sich die Suche nach Schützlingen. BBBSD wirbt bei sozialen Einrichtungen und Schulen für das Konzept. Besonders Lehrer hätten ein gutes Gefühl für Kinder oder Jugendliche, denen etwas zusätzliche Aufmerksamkeit helfen könnte. Manchmal fragen Eltern auch direkt, ob sich für ihr Kind ein Mentor finden lasse. Um ausreichend Mentoren in der Metropolregion RheinNeckar zu gewinnen, betreibt die gemeinnützige Organisation nicht nur Öffentlichkeitsarbeit und Marketing. Spaghetti-Test und Erdbeermarmelade Immer wichtiger wird die Zusammenarbeit mit Unternehmen. „Viele Firmen bieten uns eine Plattform im Intranet oder in ihrer Mitarbeiterzeitschrift“, sagt Assheuer. Manche Unternehmen gehen noch weiter und integrieren das Projekt in ihre Personalentwicklung. Ihre Begründung: Die Tätigkeit als Mentor för- dere die sozialen Fähigkeiten und die interkulturelle Kompetenz. Sara und Kathrin kochen beispielsweise manchmal zusammen. So haben sie vor Kurzem fünf Kilogramm Erdbeeren gepflückt und anschließend verarbeitet: zu Marmelade, Milch-Shakes, zu einer Quarkspeise und einem Erdbeerkuchen. Doch auch Sara mit ihren sizilianischen Wurzeln hat ihrer Mentorin in der Küche schon viel beigebracht: „Ich habe Kathrin gezeigt, wie ich testen kann, ob die Spaghetti schon gut sind: Man muss nur eine Spaghetti gegen den Schrank klatschen. Wenn Sie kleben bleibt, sind sie gar“, lacht Sara. Zwei- bis viermal im Monat unternimmt das Tandem etwas gemeinsam. Manchmal unter der Woche abends, manchmal am Wochenende. Auf dem Programm stehen dann Schlittschuhlaufen im Winter, Baden im Sommer, ein Ausflug mit Picknick, eine Radtour oder ein Kinobesuch. „Acht Stunden Zeit sollten Mentoren im Monat investieren“, sagt Assheuer. Das Mindest- GESCHICHTE ■ 1904: Das Mentorenprogramm wird erstmals in den USA ins Leben gerufen. Ein New Yorker Richter hat die Idee, Menschen dazu aufzurufen, sich als Rollenvorbild für Jungen zu engagieren. Zeitgleich entwickeln die „Ladies of Charity“ ein ähnliches Projekt für Mädchen. ■ 1913: Gründung von BBBS in Kanada ■ 1998: Gründung von BBBS International ■ 2006: Übertragung des Konzepts auf Deutschland ■ 2007: Start in den Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg ■ Seit 2008: Eröffnung weiterer Standorte in Frankfurt und im Ruhrgebiet. Geplant ist die deutschlandweite Ausdehnung alter beträgt 18 Jahre, nach oben gibt es keine Grenze. „Studenten engagieren sich genauso wie Rentner“, sagt sie. Die meisten Mentoren sind jedoch Berufstätige. Das hat den Vorteil, dass ihre Schützlinge so den Wert eines guten Schulabschlusses, einer Ausbildung oder eines Studiums direkt erfahren können, ohne erhobenen Zeigefinger durch Eltern oder Lehrer. Die schulische Entwicklung Saras könnte zurzeit nicht besser sein. Mit dem neuen Schuljahr wechselte sie von der Hauptschule auf die Realschule nach Limburgerhof. Dorthin fährt sie nicht mehr wie bisher mit dem Schulbus, sondern dem Fahrrad. „Den neuen Schulweg haben wir mit dem Fahrrad bereits gut eingeübt, da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen“, erzählt ihre Mentorin Kathrin. Bittet man diese, ihr Verhältnis zu Sara zu beschreiben, muss sie nicht lange überlegen: „Sara ist für mich so etwas wie ein Patenkind.“ Dass das Tandem länger hält als die mindestens vorgesehenen zwölf Monate, ist für sie ausgemacht. Auch Sara wünscht sich das. Für sie ist Kathrin schlichtweg „eine große Freundin“. Matthias Schmitt 9/2008 • 5. September 2008 econo 70 Soziales Engagement Ende des Scheckbuchs Tauschbörsen bieten eine neue Form des sozialen Engagements. Sie bringen Firmen und gemeinnützige Organisationen zusammen – auf Augenhöhe er Druck von 1500 Flyern gegen einen zweistündigen Entspannungskurs. Die Erstellung eines Pressetextes gegen die Bereitstellung eines Seminarraums. 20 Gruppenfotos gegen zwei Gesangsstunden und Verlinkung auf der Homepage. Das sind nur drei Beispiele für Tauschgeschäfte zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Einrichtungen. Ausgehandelt wurden diese Vereinbarungen auf dem „Marktplatz Gute Geschäfte“, der Mitte Juli zum dritten Mal in Heidelberg stattfand. D Vom Freiberufler bis zum Mittelständler „Engagement über den Geschäftszweck hinaus ist bei vielen Unternehmen gang und gäbe. Das Gute an unserem Marktplatz ist, dass die Firmen hier mehr tun können als den klassischen Scheck zu überreichen“, sagt Josef Stumpf. Der Inhaber des Unternehmens bfk Consulting ist außerdem Kreisgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft e.V. (BVMW) in der Metropolregion Rhein-Neckar. In dieser Funktion organisiert er die Beteiligung der Unternehmen. Im Auge hat er dabei Kleinstunternehmen und Freiberufler genauso wie Mittelständler mit bis zu 300 Mitarbeitern. Am dritten Heidelberger Marktplatz haben sich 35 Firmen beteiligt. Auf Seiten der gemeinnützigen Organisationen standen 25 Einrichtungen. econo 9/2008 • 5. September 2008 Henry Schneider von der Heidelberger 100SEE GmbH hat an allen drei Heidelberger Marktplätzen teilgenommen. Er bezeichnet sich daher selbst als „Überzeugungstäter“ und mit 15 Vereinbarungen als „Rekordhalter“. Seine „Tauschwaren“ betreffen zumeist Produkte und Dienstleistungen rund ums Internet. „Wir helfen den gemeinnützigen Organisationen mit unserer eigenen Internetsoftware, dem Redaktionssystem modul100 und unserem Internet-Know-how“, sagt Schneider. Dafür hat die Agentur vom Sozialdienst Katholischer Frauen in Heidelberg beispielsweise Freiflächen auf Werbetafeln erhalten, Hingucker auf dem „Marktplatz Gute Geschäfte“: Matthias Meder vom Verein für soziale Dienste und Wohnungslosenhilfe hat sich als Haus kostümiert. vom Naturschutzbund Nabu eine Fachberatung in Umweltfragen. Die getauschten Produkte oder Dienstleistungen müssen nicht unbedingt mit dem Kerngeschäft zusammenhängen. „Ein Rechtsanwalt muss keine Rechtsberatung anbie- HISTORIE Die Marktplatz-Idee ist in den Niederlanden unter dem Namen „beursvloer“ entwickelt worden. Dort wird die Initiative von der Entwicklungsagentur für Freiwilligenmanagement, Movisie, begleitet. Die Bertelsmann Stiftung hat die Idee auf Deutschland übertragen. Die ersten „Marktplätze der Guten Geschäfte“ fanden 2006 in Frankfurt, Jena und Kassel statt. In der Metropolregion Rhein-Neckar fand der erste Marktplatz im Juli 2007 in der Sparkasse Heidelberg statt. Es folgten weitere im November des gleichen Jahres in der Stadthalle in Heidelberg und ein Marktplatz in der Ludwigshafener Friedenskirche. Im Juli 2008 findet der dritte Marktplatz in Heidelberg statt. Am 21. Oktober 2008 findet der erste Marktplatz in Wiesloch-Walldorf in der Sparkasse statt. 2009 soll die Idee auch in Mannheim umgesetzt werden. Die regionalen Träger sind auf Seiten der Wirtschaft der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) und für die gemeinnützigen Organisationen das jeweils eingebundene Ehrenamtsbüro: die Freiwilligenbörse in Heidelberg, die Ehrenamtsbörse Vehra in Ludwigshafen oder das Ehrenamtsbüro Wiesloch. ten, er kann auch auf einer Kinderstation in einem Krankenhaus eine Vorlesestunde halten“, sagt Josef Stumpf. Rudolf Maisch vom gleichnamigen Sanitätshaus in Heidelberg berichtet, dass er und seine Mitarbeiter schon einmal eine Kindertagesstätte renoviert haben. Seine Mitarbeiter seien für die ungewohnte Aufgabe „Feuer und Flamme“ gewesen. Eine geführte Radtour für ein Bewerbertraining Mitarbeiter von Organisator Josef Stumpf hatten auch schon einen Einsatz. Sie haben für den Verein zur beruflichen Integration und Qualifizierung e.V. (VbI) ein Bewerbungstraining angeboten. „Drei muntere Damen haben das Coaching durchgeführt. Das war für viele der Jugendlichen schon Animation genug“, erzählt VbI-Projektleiter Martin Rachfahl. Die von ihm betreuten Jugendlichen hätten das Angebot sehr ernst genommen. „So ein Training wird besser angenommen, wenn es von Externen abge- Soziales Engagement halten wird. Ich habe mich außerdem über die Entlastung gefreut.“ Revanchieren werden sich die Jungen und Rachfahl mit einer geführten Radtour für den kommenden Betriebsausflug der bfk Consulting. Die Beispiele zeigen die Vielfalt der getauschten Waren und Dienstleistungen. Um die Marktplätze zu strukturieren, gibt es feste Bereiche für bestimmte Anfragen. Eine Handelszone umfasst „Know-how und Wissen“. Hier finden sich beispielsweise gemeinnützige Organisationen, die ihre Buchhaltung von einem Profi auf Vordermann bringen lassen wollen. Im Bereich „Logistik/Sachleistungen“ dreht sich alles um Transporte und Ausstattung. Von den Vereinen stark nachgefragt sind ausrangierte PCs und sonstige IT-Ausrüstung. Der dritte Teil umfasst „Man-Power“. Hier sind Firmen mit ihren Mitarbeitern gefragt, die einen Arbeitseinsatz leisten wollen. Mit Handpuppen einen Tauschpartner finden Die Marktplätze sind quirlige und bunte Veranstaltungen. Die gemeinnützigen Organisationen lassen sich einiges einfallen, um die Aufmerksamkeit der Freiberufler und Unternehmer auf sich zu lenken. Ihre Gesuche und Angebote stehen auf kreativ gestalteten Plakaten und Kostümen. Vertreter des Puppen- theaters Plappermaul lassen ihre Handpuppen sprechen. Ein Vertreter des Vereins für soziale Dienste und Wohnungslosenhilfe hat sich als eine Art Sandwichmann verkleidet: Um seinen Körper trägt er ein Haus aus Pappe. Nur der Kopf und die Hände schauen noch heraus. In einer Stunde mehr als 50 Tauschgeschäfte Dem Tausch scheint der Aufwand dienlich: Die Gemeinnützigen und die Unternehmen werden in der Regel schnell handelseinig. Besiegelt werden die Vereinbarungen durch eine Art Vertrag, der innerhalb eines halben Jahres zu erfüllen ist. „Alle Teilnehmer verlassen den Marktplatz in der Regel mit mindestens einer Vereinbarung. Manchmal sind es auch gleich mehrere“, sagt Stumpf. Auf dem ersten Ludwigshafener Marktplatz im November 2007 kamen so in nur einer Stunde über 50 Tausch-Vereinbarungen zustande. Der Wert der zwischen den 40 Vereinen und 35 Firmen getauschten Produkte und Dienstleistungen beläuft sich auf geschätzte 50 000 Euro. Den Gesamtwert der drei Heidelberger Marktplätze beziffert Mitinitiator Stumpf auf rund 170 000 Euro. Auch wenn natürlich kein einziger Cent fließt, lassen die Schätzungen erahnen, welche große Bedeutung die Tauschbörsen vor 71 INFORMATIONEN UND KONTAKT ■ Ansprechpartner für Unternehmen: BVMW Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V. Josef Stumpf Telefon: 06221-13890-10 E-Mail: [email protected] ■ Ansprechpartner für Gemeinnützige: Freiwilligenbörse Heidelberg Beate Dahint, Ralf Baumgarth Telefon: 06221 - 61 94 44 E-Mail: [email protected] Ehrenamtsbörse Vehra in Ludwigshafen Volker Hopp Telefon: 0621 - 5200631 Mail: [email protected] Ehrenamtsbüro Wiesloch Karl Walter Telefon: 06222 - 4275 E-Mail: [email protected] ■ Internet: www.gute-geschaefte-mrn.de allem für die gemeinnützigen Organisationen haben. Doch auch die Unternehmen kommen durch ihren freiwilligen Einsatz auf ihre Kosten. „Am Schluss gewinnen beide Seiten, weil auch die Unternehmen vom Wissen und der Tatkraft der Gemeinnützigen profitieren“, sagt Dagmar Winterer von der Heidelberger Wirtschaftsförderung, die bei Unternehmen für den Marktplatz geworben hat. Einen handfesten Vorteil erkennt Henry Schneider von 100SEE: „Durch die Teilnahme ist unser Bekanntheitsgrad in der Metropolregion Rhein-Neckar gestiegen.“ Wolfgang Engler von der Reutax AG nennt einen ganz einfachen Grund, weshalb er wieder teilnehmen möchte: „Es hat richtig viel Spaß gemacht.“ Matthias Schmitt Winfried Hildenbeutel vom Puppentheater Plappermaul lässt eine Handpuppe die Gesuche überbringen (links). Die Angebote seines Hauses umfassen Vorstellungen für Firmen oder Freikarten. Weniger kreativ, dafür sehr effizient: Die Suche mittels Anzeige an einer Pinwand. Bilder: Markplatz Gute Geschäfte/BVMW 9/2008 • 5. September 2008 econo 72 Energie Zusammen aufs Netz setzen Das Modell „Pfalzenergie“ soll die kommunale Stromwirtschaft in der Pfalz zukunftsfähig machen. Bezirksverbands-Vorsitzender Theo Wieder will 52 Versorger bis 2009 zur engen Kooperation bewegen. Ein ehrgeiziges Projekt D ie pfälzische Gemeinde Herxheim feiert im September ein außergewöhnliches Jubiläum: Vor 100 Jahren brannte hier die erste Glühbirne. Für die traditionsreiche Weberstadt brach eine neue Epoche an. Der Strom, der den Tantalfaden der elektrischen Lampe zum Glühen brachte, stammte aus ihrem neuen Elektrizitätswerk. Den Jahrestag des Ereignisses würdigen die Herxheimer in diesem Jahr mit einer spektakulären Illumination der Fachwerkbauten im Ortskern. Sie sind stolz auf ihr E-Werk, das sich seit den zwanziger Jahren im Besitz der Gemeinde befindet und bis heute die Verteilung des Stroms im Ort sicherstellt. Pünktlich zum Jubiläum wird im Lokalmuseum daher auch eine Ausstellung eröffnet, die über die Geschichte der örtlichen Stromversorgung informiert. econo 9/2008 • 5. September 2008 Über die Zukunft des Gemeindewerks wird derweil in den kommunalen Gremien beraten. Im August haben die 28 Mitglieder des Gemeinderates zusammen mit Bürgermeister Elmar Weiller ohne viel Diskussionen einstimmig beschlossen, sich am Kooperationsprojekt „Pfalzenergie“ zu beteiligen. Damit wollen die Lokalpolitiker sicherstellen, dass der Eigenständigkeit der Herxheimer Stromversorgung künftig nicht die Energie ausgeht. „Die Rahmenbedingungen werden immer schlechter“, sagt Weiller. Und auch Werksleiterin Katja WahlKnoll male seinen Worten nach eher ein düsteres Bild an die Wand: Die Kosten steigen, die Einnahmen drohen durch die Liberalisierung des Strommarktes hingegen zu sinken. Im schärfer werdenden Wettbewerb könnte das kleine Gemein- dewerk mit seinen 4840 Zählern, 48 Trafostationen und 166 Kilometern Stromleitungen auf der Strecke bleiben. „Gerade die kleinen Werke hängen in der Luft“, sagt Weiller. Der Bürgermeister sitzt seit über zehn Jahren im Energieausschuss des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebundes. Als Vorsitzender dieses Gremiums hat er erst kürzlich noch für die Teilnahme an dem Projekt „Pfalzenergie“ geworben. Das Projekt ist bundesweit einzigartig „Der Energiemarkt hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert, und er verändert sich immer rascher“, sagt auch Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirksverbandes Pfalz und Initiator der Pfälzer Kooperationsidee. Er will 52 pfälzische Versorger unter dem Dach einer Plattformgesellschaft künftig enger zusammenrücken lassen. „Gemeinsam können wir effizienter arbeiten.“ Das bundesweit einzigartige Projekt könne zum Modell für eine grundlegende Restrukturierung der kommunalen Energieversorgung werden, sagt er. Etwa ein Drittel aller laufenden Kosten sollten die Versorger in der Pfalz über die enge Zusammenarbeit einsparen – und so ihr eigenes Überleben sichern. Alternativen gebe es nicht. Wenn es in der Zukunft noch gemeindliche und städtische Versorgungsunternehmen geben solle, dann führt laut Christof Spangenberg vom Münchner Beratungsunternehmen K.Group an drastischen Sparmaßnahmen kein Weg vorbei. Denn je Energie kleiner ein Stromversorger, desto größer ist sein finanzieller Nachteil. Um mit dem Wettbewerb Schritt zu halten, dürften pro Kunde jährlich Kosten von maximal 110 Euro anfallen, rechnet Spangenberg vor. Gibt ein Versorger mehr aus, muss er seine Preise hoch halten. Die Folge: Sein Angebot ist wenig attraktiv, und die Stromkunden springen ab. „Das führt zu einer weiteren Aushöhlung der Deckungsbeiträge.“ zender Wieder, der seit 2000 Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal ist – und damit auch Aufsichtsratsvorsitzender der CongressForum Frankenthal GmbH, dem mit 62 Prozent größten Anteilseigner der Frankenthaler Stadtwerke. Die von der Bundesnetzagentur erzwungene, deutliche Absenkung der Netzentgelte schmälert das Budget zusätzlich. Gleichzeitig wird das Management von Energieunternehmen immer anspruchsvoller. Spangenberg: „Der steigende Bedarf an Know-how führt im Vergleich zu größeren Wettbewerbern zu hohen spezifischen Kosten.“ Kernstück von „Pfalzenergie“ ist die erwähnte Plattformgesellschaft, die das vorhandene Know-how bündeln und die einzelnen Versorger im Umgang mit Vorgaben der Europäischen Union und der nationalen Netzagentur beraten soll. Als Gesellschafter der Plattformgesellschaft kann ein kommunales Energieunternehmen auf die Leistungen von so genannten Kompetenzgesellschaften zurückgreifen. Diese werden unter anderem Aufgaben im Netzmanagement, Netzservice, Vertrieb und in den Bereichen Betreuung und Abwicklung wahrnehmen. Um das Tagesgeschäft zu vereinfachen und die Prozesse in den einzelnen Werken effizienter zu gestalten, hat die K.Group im Auftrag des Bezirksverbandes das Konstrukt „Pfalzenergie“ aus der Taufe gehoben. Es soll die Grundlage für wettbewerbsfähige Kosten sein. Außerdem möchte Pfalzenergie im Netzwerk den kleineren Partnern im Verbund unter die Arme greifen. „Ziel ist die Sicherung der kommunalen Energiewirtschaft in der Pfalz“, sagt Bezirksverbandsvorsit- 800 von 2500 Stellen fallen weg Durch die engere Kooperation wird die Zahl der Beschäftigten in den kommenden zehn Jahren deutlich verringert. Von den 2500 Jobs bei den pfälzischen Versorgern sollen laut Spangenberg rund 800 Stellen durch natürliche Fluktuation wegfallen. Damit ist fast jeder dritte Arbeitsplatz in der Branche betrof- fen. Betriebsbedingte Kündigungen werde es aber nicht geben, versichert Wieder, auch das sei ein Ziel des Kooperationsmodells. Die einzelnen Gesellschaften der „Pfalzenergie“ werden insgesamt 300 bis 400 Mitarbeiter zählen. Ein Großteil der Leute wird wohl von den Gemeinde- und Stadtwerken in das neue Konstrukt wechseln. Sie sollen künftig auch Aufgaben wahrnehmen, die zurzeit noch von Dienstleistern außerhalb der Region erbracht werden. Wo sich der Sitz der Plattformgesellschaft befinden soll, ist noch offen. Noch ist das Modell nicht beschlossene Sache. Bis Ende August (nach Redaktionsschluss) sollten die pfälzischen Städte und Gemeinden mit eigenen Versorgungsunternehmen mitteilen, ob sie an der Kooperation teilnehmen wollen. Herxheims Bürgermeister Weiller rechnet damit, dass alle ihre Bereitschaft zur Teilnahme erklären. Am 2. September wollte sich der Lenkungsausschuss des Bezirksverbandes, dem Vertreter aller Werke angehören, über das weitere Vorgehen verständigen. Bis Weihnachten sollen die Kommunen dann die in den kommenden Wochen von K.Group auszuarbeitenden Konzepte absegnen. Läuft alles glatt, könnte die Plattformgesellschaft zum 1. Januar 2009 ihren Betrieb aufnehmen. 73 Die Details zu den Kompetenzgesellschaften sollen Anfang nächsten Jahres ausgearbeitet werden – was sich nach Einschätzung Weillers als schwieriger erweisen dürfte als die grundsätzliche Entscheidung für die Teilnahme am Projekt Pfalzenergie. Dass der Herxheimer Gemeinderat dann wieder ohne Diskussion und ohne Gegenstimme beschließt, sei wohl eher unwahrscheinlich. Während die Teilnahme an der Plattformgesellschaft für seine Gemeinde im Grunde am Status quo nicht viel ändert, gehe es bei der Aufstellung der operativen Gesellschaften „an die Substanz“. Dann müsse geprüft werden, was mit der Hand voll Mitarbeiter der eigenen Technikabteilung passiere. Rechnet es sich für die Kommune, wenn sie zur neuen „Pfalzenergie“ wechseln und dann auch bei anderen Versorgern eingesetzt werden können? Oder wird es unterm Strich günstiger, wenn sie weiter von der Gemeinde bezahlt werden? In der Theorie klinge das Kooperationsmodell sehr gut, sagt Weiller. Doch in der Praxis müsse es jeder Versorger für sich genau durchrechnen. Denn auf dem Spiel steht viel: In der Pfalz geht es nicht nur um die kommunale Eigenständigkeit, sondern auch um ein zukunftsfähiges Gegenmodell zu den renditeorientierten Großversorgern. Daniel Albrecht 9/2008 • 5. September 2008 econo Psychologie Karikatur: Kreuselberg 74 INTERVIEW Theorie des Lachens An der SRH Hochschule Heidelberg werden derzeit Firmenwitze untersucht. Willi Neuthinger und Anna-Christine Boosfeld erklären, warum Unternehmen diese Forschungen ernst nehmen sollten Econo: Herr Neuthinger, wann sind Sie auf die Idee gekommen, Firmenwitze zu erforschen? ➤ Neuthinger: Wir arbeiten im Rahmen von Bachelor-Arbeiten an der SRH Hochschule derzeit verschiedene Themenbereiche aus der Wirtschaft ab. Und da gehören nicht nur die Klassiker dazu. Econo: Was macht Firmenwitze für Sie interessant? ➤ Neuthinger: Einerseits gibt das Thema inhaltlich viel her. Im Rahmen der Wirtschaftspsychologie reicht es von der Arbeits-, über die Organisations- bis hin zur Marktpsychologie. Nehmen wir die Marktpsychologie als Beispiel: Wenn Sie in einem Kundengespräch einen Witz machen und erzählen den fal- econo 9/2008 • 5. September 2008 schen, dann ist das Geschäft gelaufen. Oder es ändern sich die Konditionen oder es war das letzte Gespräch. Econo: Was macht denn einen guten Witz aus? ➤ Neuthinger: Ein Witz ist gut, wenn er in die Situation passt. Wenn er von den Menschen, die ihn anhören, die ihn teilen können, verstanden wird. Schlecht ist ein Witz, wenn die Menschen ihn zwar verstehen, er aber zum Beispiel die KREUSELBERG Peter Kreuselberg arbeitet als freiberuflicher Zeichner und Karikaturist in Stuttgart. Der ausgebildete Mediengestalter zeichnet nicht nur Karikaturen zu aktuellen Themen des Wirtschaftslebens, sondern beschäftigt sich auch mit ausgesuchten Berufsgruppen, insbesondere Steuerberatern und Ärzten. Seine Palette reicht von Einzelanfertigungen bis zum regelmäßig erscheinenden Firmencomic. Mit seinem Karikatur-Abonnement lassen sich Geschäfts- und Besprechungsräume in monatlichem Wechsel gestalten. ■ www.peter-kreuselberg.de Religion, das Geschlecht oder das Wertesystem des Gegenübers verletzt. Dann ist es egal, ob das jetzt ein Mitarbeiter ist, ein Kunde oder ein Vorgesetzter. Econo: Musste Herr Neuthinger Sie von dem Thema überzeugen, Frau Boosfeld? ➤ Boosfeld: Ja, ich musste überzeugt werden. Wenn man von dem Thema Firmenwitze noch nicht viel gelesen hat, klingt es nicht nach einem ernsten Forschungsthema. Econo: Wie ist eigentlich der Forschungsstand? ➤ Boosfeld: Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr findet man, dass unterschiedliche Professionen und Fachrichtungen Psychologie sich mit dem Witz beschäftigt haben. Von den Linguisten bis zu den Soziologen. In der Organisationspsychologie ist das allerdings in letzter Zeit weniger zu finden. Die letzte bekanntere Arbeit ist vor ungefähr zwanzig Jahren erschienen. Econo: Wie definieren Sie in Ihrer Bachelor-Arbeit einen Witz? ➤ Boosfeld: Es gibt viele Definitionen darüber, was ein Witz ist. Im Grunde ist es eine pointierte, scherzhafte Äußerung, die nur in der Interaktion zweier Personen möglich ist. Vor allem die so genannten Running Gags bekommt man in einer Firma nicht klein. Das sagt natürlich etwas aus über das Zusammenspiel in einer Firma. Das kann man in der Organisationsdiagnose als Indiz verwenden. Econo: Was ist ein Beispiel für so einen Witz? ➤ Boosfeld: Wer glaubt, dass Manager managen, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. ➤ Neuthinger: Ein anderer Witz lautet: TEAM = Toll, ein anderer macht’s! Das sind Witze, die von Teilnehmern unserer Online-Befragung genannt wurden. Econo: Was schließen Sie aus solchen Witzen? ➤ Neuthinger: Wenn Sie versuchen, mehr auf Teamarbeit in einem Unternehmen umzustellen, dann wäre es für einen Organisationspsychologen ein Indiz, dass die Teamarbeit zwar eingeführt wurde, sie aber nicht umgesetzt wird. Das wäre dann ein Ansatz für Wirtschaftspsychologen, mit ihren Instrumentarien die Teamentwicklung zu realisieren. Es geht um empirische Sozialforschung. Es geht darum, abzuleiten, was ist der Fehler und wie kann ich den Fehler beheben. Wenn es in einem Unternehmen ein Problem gibt und ein Wirtschaftspsychologe dieses Problem analysiert, dann stellt der Witz aber nur eine Methode dar. Viele weitere treten hinzu. Schimpfworten bezeichnen, dann ist das sicher problematisch. PERSONEN UND UMFRAGE Econo: Wo werden mehr Witze pro Mitarbeiter erzählt, in kleinen Unternehmen oder in Großkonzernen? ■ Anna-Christine Boosfeld (25) ist Studentin der Wirtschaftspsychologie an der SRH Hochschule in Heidelberg. In ihrer Bachelor-Arbeit hat sie sich der Bedeutung des Witzes in Organisationen gewidmet. ➤ Boosfeld: Es ist unabhängig, wie groß das Unternehmen ist. Entscheidend ist hingegen, wie lange ein Mitarbeiter dabei ist. Jemand, der länger im Beruf ist, macht häufiger Witze. ■ Willi Neuthinger (46) ist Dozent an der SRH und leitet gemeinsam mit Prof. Dr. Ralf D. Brinkmann das Projekt „Die Bedeutung des Witzes in Organisationen“. ■ In einer Online-Umfrage sammelt das Forscherteam derzeit weitere Daten und Fakten über die Psychologie des Witzes. Wer Interesse hat, kann sich unter www.firmenwitz.de an der Umfrage beteiligen. Econo: Weil er den Respekt vor den Vorgesetzten verloren hat? ➤ Boosfeld (lächelt): Das ist jetzt Interpretationssache. Aber ein Grund ist sicherlich die größere Erfahrung, mehr Erlebnisse, aber auch eine gewisse Sicherheit, dass man im Unternehmen drin ist. Anders als jemand, der gerade angefangen hat. Der will ja noch weiterkommen und wird sich eher überlegen, ob er einen Witz erzählt und wo er ihn erzählt. Econo: Welche Erkenntnisse haben Sie noch gewonnen? ➤ Boosfeld: Besonders bedeutend ist der hierarchische Aspekt. Nehmen wir das Beispiel Vorgesetzte, Mitarbeiter, Praktikanten. Wer erzählt wem Witze? Das ist spannend. Denn die Mitarbeiter, die Führungspositionen inne haben, erzählen die Witze in der ganzen Firma herum. Auf der Ebene der Mitarbeiter werden Witze untereinander erzählt. Und die Praktikanten geben die Witze sogar an die Kunden weiter. Econo: Wie erklären Sie sich das? ➤ Boosfeld: Ein Praktikant hat keinerlei Verbundenheit mit dem Unternehmen. Er weiß in der Regel, wann sein Verhältnis zur Organisation endet, beziehungsweise weiß noch gar nicht, ob er länger bleiben wird. Bei der Probezeit ist das wieder etwas anderes. Da wollen die Mitarbeiter normalerweise bleiben und halten sich deswegen zurück. ➤ Neuthinger: Wenn wir hingegen vom Chef reden, dann reden wir letztlich von inhabergeführten Unternehmen, dann reden wir von Patriarchen. Das sind jene, die auch mal durch ihr Unternehmen gehen. So etwas findet man bei Großunternehmen gar nicht. Da findet man das eher im mittleren Management. Nur in mittelständischen Unternehmen geht der Inhaber auch einmal in die Produktion und erzählt dort auch einmal einen Witz – gegebenenfalls auch auf Kosten anderer. ➤ Boosfeld: Da stimmen unsere Ergebnisse übrigens mit einer Studie überein, die der Soziologe Lewis Coser 1960 in zwei Krankenhäusern durchgeführt hat. Er kam zu dem gleichen Ergebnis wie wir. Nur damals hat er das mit Chefärzten, Ärzten und Patienten gemacht. Econo: Es hat sich also seit fünf Jahrzehnten nichts geändert? ➤ Neuthinger: Was sich verändert hat, ist die Schärfe mancher Witze. Ein Teilnehmer, der bei unserer Umfrage mitgemacht hat, hat mir eine Witzesammlung von vor 45 Jahren geschickt. Und da waren dann zum Beispiel sehr anzügliche Witze über Frauen dabei, die wir heute so nicht mehr finden. Econo: Gibt es heute einen Trend bei Firmenwitzen? ➤ Neuthinger: Der Kernaufbau des Witzes bleibt gleich. Anders ist es bei den Themen. Jene, die aktuell sind, sind auch jene, die im Trend liegen. Das heutige Arbeitsleben ist von einem stärkeren Druck geprägt als früher. Das schlägt sich auch in den Witzen nieder. Econo: Würden Sie den Chefs in der Metropolregion empfehlen, gelegentlich einen Witz zu erzählen? Econo: Bei welchen Witzen müssen sich Unternehmen Sorgen machen? ➤ Neuthinger: Wenn Mitarbeiter sich klar von ihrem Chef, von der Symbolfigur, die ein Unternehmen leitet, distanzieren oder ihn gar mit 75 SRH-Studentin Anna-Christine Boosfeld und ihr Dozent Willi Neuthinger sind sich einig: Witze sind nicht jedes Chefs Sache. Bild: Klooß ➤ Neuthinger: Das kommt darauf an. Es gibt Menschen, die können Witze erzählen und die wissen auch, wann und wo sie sie erzählen können. Das ist eine situationsorientierte Führung. Dazu muss ich Menschen aber gut einschätzen können. Ein Witz zeigt, dass zum Beispiel ein Chef die Probleme kennt. Auch andersherum gilt: ein Chef, der über einen Firmenwitz lachen kann, weiß über die Firma Bescheid. Kristian Klooß 9/2008 • 5. September 2008 econo 76 Bildung & Wissenschaft Think Tank für den Arbeitsmarkt Im neu gegründeten Forschungsinstitut für Arbeit und Bildung in der Metropolregion Rhein-Neckar arbeiten Wissenschaftler aus acht Hochschulen zusammen D er Arbeitsmarkt in der Metropolregion kennt zwei Brennpunkte: Am oberen Ende geht es darum, Fach- und Führungskräfte in die Region zu holen und Hochschulabsolventen hier zu halten. Am unteren Ende sind es die geringqualifizierten Langzeitarbeitslosen, die trotz der guten Konjunktur der vergangenen drei Jahre nur schwer in reguläre Arbeit zu vermitteln sind. „Die Mitte ist für uns weniger interessant“, sagt Prof. Dr. Franz Egle. Mit „uns“ meint er das neu gegründete Heinrich-Vetter-Forschungsinstitut für Arbeit und Bildung in der Metropolregion RheinNeckar, dessen geschäftsführender Vorstand er ist. Für das Institut engagieren sich 45 Wissenschaftler aus Hochschulen und Praktiker aus Unternehmen. Vertreten sind die Universitäten Heidelberg, Mann- heim und Landau, die Fachhochschule Ludwigshafen, die Hochschule Mannheim, die SRH-Hochschule Heidelberg, die Berufsakademie Mannheim und die Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) in Mannheim sowie die Unternehmen SAP, MLP, Hays und IFOK, die Randstad Stiftung sowie die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH. Hochschulen arbeiten ohne Dünkel zusammen Das Forschungsinstitut möchte als eine Art „Think Tank“ der Arbeitsmarktpolitik und den Unternehmen in der Metropolregion Impulse verleihen. „Dieser regionale Fokus ist einmalig“, sagt Professor Dr. Bernd Reissert, Rektor der HdBA und Vorstandsmitglied des als Verein organi- Von links: Prof. Dr. CarlHeinrich Esser, Prof. Dr. Bernd Reissert und Prof. Dr. Franz Egle vor der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) in Mannheim. Bild: Rinderspacher econo 9/2008 • 5. September 2008 sierten Forschungsinstituts. Der vorher in Berlin lehrende Wissenschaftler lobt die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen in der Metropolregion. „Hier gibt es keinen Dünkel zwischen Universitäten und Fachhochschulen.“ Auf dieser Basis möchte das Institut je nach Forschungsfrage Studien durch einzelne Mitglieder oder durch hochschulübergreifende Teams erstellen. Auch Studierende sollen für Diplom- und Masterarbeiten oder Promotionsvorhaben einbezogen werden. Finanziert wird die Einrichtung durch die Heinrich-Vetter-Stiftung, die in den kommenden vier Jahren 100 000 Euro bereitstellt. Dieses Geld nutzt das Institut für Organisation und Infrastruktur. Eigene Mitarbeiter hat die Einrichtung noch nicht. Die Wissenschaftler kommen alle aus den beteiligten Hochschulen. „Die Einrichtung erfüllt zwei Stiftungsziele: Soziales und Wissenschaft“, sagt Prof. Dr. Carl-Heinrich Esser, Vorstand der Vetter-Stiftung. Für die Forschungsvorhaben müssen die Wissenschaftler Drittmittel oder Zuwendungen einwerben. Egle hat keine Zweifel, dass die anwendungsorientierte Forschung auf rege Nachfrage stößt. Als Themen nennt er den Übergang von der Schule in den Beruf oder den Qualifikationsbedarf älterer Arbeitnehmer. Auch ein Online-HochschulJobnetzwerk möchte das Institut auf den Weg bringen. „Es mangelt am Arbeitsmarkt an Transparenz“, sagt Egle. Hier Licht ins Dunkel zu bringen, sei die arbeitsmarktpolitische und wissenschaftliche Aufgabe der Zukunft. Dem wolle sich das Institut stellen. Matthias Schmitt PASSTˇS Konzept Media Web 2.0 Marketing Produkt Sales CI Marke Kommunikation Design Image … zusammen? Branding PR Kunden vernetzte markenkommunikation mit xmedias: kreativ. effizient. wirksam. www.xmedias.de xmedias Medien.Werbung.Kommunikation. 78 Lifestyle Sandkastenspiele Die reichsten Männer der Welt spielen mit seinen Modellen. Konzerne schmücken sich mit ihnen. Bernd Brand baut Miniaturen von Nutzfahrzeugen. Die Akribie der Arbeit grenzt an Irrsinn A llmählich beginne ich, unter mir selbst zu leiden“, sagt Bernd Brand. „Nix ist gut genug.“ Perfektionismus kann zur Krankheit ausarten, keine Frage. Doch manchmal hat man Glück und findet einen Weg, mit seinen Zwängen umzugehen. Denn was die Kunden von ScaleArt dank dieser Manie immer wieder auf den Tisch bekommen, ist genau deshalb einzigartig. Perfekt. Weltweit unerreicht. Von absurder Akribie. Und deshalb: ein Hit. Brand baut Modelle. Originalgetreue Nachbauten von Lastern, Baggern, Raupen. Originalgetreu bedeutet: Jede einzelne Schraube ist eine Sonderanfertigung, jedes Metall mit selbst gefertigtem Werkzeug geformt und bearbeitet. Jedes Detail stimmt mit dem econo 9/2008 • 5. September 2008 Original überein. Die Modelle verfügen über jede Funktion, die auch das Original besitzt: Vom Anlasser, über das Motorengeräusch, das Zischen der Hydraulik, das Ächzen beim Heben der Schaufel, Bremsen, Lichtfunktionen, Farben, Schriftzüge. Und so weiter. Jede Schraube ist eine Sonderanfertigung 50 Kilogramm hebt die Schaufel eines Baggers ohne Probleme. Wer die Trucks auf der Modellroute sieht, während dem beobachtenden Auge dabei der Größenvergleich fehlt, fühlt sich, als schaue er von einem Berg auf eine Baustelle im Hochbetrieb. Lifestyle 79 Es sind High-End-Spielzeuge für Männer. Für reiche Männer. Es sind Prestigeobjekte zu einem Stückpreis zwischen 10 000 und 15 000 Euro. In der Regel. Manchmal auch mehr. Die großen Nutzfahrzeughersteller wie MAN kaufen bei Brand ein und verschenken die eigenen Sattelzugmaschinen im Maßstab 1:15 an exquisite Großkunden. Nase voll vom Beruf als Zahntechniker Beim Anblick der Modelle werden selbst die im jahrelangen Geschäftsleben gehärteten Linien in den Gesichtern von Unternehmern weich. Mittlerweile spielen Ferdinand Piech, der Bischof von Krakau oder der Verkehrsminister von Dubai wieder im Sandkasten – mit Modellen von ScaleArt. Brand behauptet: „Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden – wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen.“ Es geht aber eben schon lange nicht mehr nur ums Spielen. Die Objekte sind echte Geldanlagen: Eine Exklusiv-Edition von 75 originalgetreuen Baggern ging beispielsweise an den Modellbauer Graupner: 24 Karat vergoldet, 11 800 Euro das Stück, 0,8 PS Motorleistung, die Hydraulik arbeitet mit 17 Bar. Öltank, Ventile, Elektronik – alles eigene Spezialanfertigung. „Wir machen keine Kompromisse“, sagt Brand. Inzwischen gehen die Modelle in die ganze Welt. Sammler fallen bei ScaleArt im kleinen pfälzischen Waldsee ein und kaufen in einer Stunde Objekte für 43 000 Euro. So ist es wohl bei Liebhaberobjekten: Ein gewisser Wahnsinn herrscht hier sowohl bei Käufer wie Verkäufer. Begonnen hat alles mit Verdruss. Brand hatte vor vielen Jahren die Nase voll von seinem Beruf als Zahntechniker. Doch was stattdessen tun? Irgendwas muss man tun. Der 46-Jährige ist wie sein Vater Autodidakt. Der war Feinmechaniker, Berufsmusiker und Zahntechniker. Die Original oder Spielzeug? Die Nutzfahrzeug-Modelle sind 15-mal kleiner als ihre lebensechten Vorbilder. Die akribischen Nachbauten stehen bei Unternehmen und Sammlern hoch im Kurs. Bilder: ScaleArt Familienkasse war chronisch knapp. „Wir hatten eigentlich nichts. Und trotzdem war’s schön“, erinnert sich der Sohn. Der Vater hat ihm damals Trucks aus Schrott zusammengebaut. Daran hatte Brand sich erinnert, als er seine Geschäftsidee entwickelte: Das eigene Nutzfahrzeug in Miniatur. Brand war sicher: „Hersteller und Kunden müssten doch darauf abfahren, ihre eigenen Sachen als Modell zu haben.“ So legte er los. Und er musste nicht lange auf Kundschaft warten. Die Aussicht, hochwertige Geschenke mit Werbung in eigener Sache zu verbinden, war für viele Unternehmenschefs reizvoll. Auf der weltgrößten Nutzfahrzeugausstellung IAA in Hannover legte der Tüftler gemeinsam mit einem Freund einen Parcours an: Sie betonierten Straßen, bauten Brücken und setzten Landschaften hinzu. Sie veranstalteten ein derartiges Präzisionsspektakel, dass Spediteure, Maschinenhersteller und Bauunternehmer ihren Augen nicht trauten, als sie sahen, was Brand da zusammengeschraubt hatte. Man überhäufte ihn mit Aufträgen. Also mietete Brand ein altes, verwahrlostes Raiffeisengelände und richtete sich in dem alten Gebäude eine Werkstatt ein. Er zog Decken ein, flieste, legte die Elektrik. Er baute einen Show-Room und Ausstellungsflächen für die Modelle. Alles vom Feinsten. Er kann nicht anders. „Hier kommen eben Leute her, die etwas erwarten“, sagt er fast entschuldigend. Lehrstunde am Betonpumpen-Modell Über die Jahre setzte eine Entwicklung der Verfeinerung und Perfektionierung ein, die bis heute andauert. „Wenn ich mir meine ersten Modelle ansehe – das hat mit dem, was wir jetzt machen, nichts mehr zu tun“, sagt er. Inzwischen arbeiten 14 Leute in Vollzeit für den Betrieb. Darunter auch Brands eigene Kinder: Tochter Sarina betreut das Büro, Sohn Robin macht eine Lehre als Feinmechaniker. „Die wollten das so“, sagt Brand. „Ich habe sie nicht gedrängt.“ Und auch die Kunden kommen auf immer abstrusere Ideen: So hatte der Spezialmaschinenbauer Putz- meister eine neuartige Betonpumpe für Hochhäuser entwickelt, deren Arm computergesteuert bis zu 32 Meter ausfahren kann. Das Gerät ist heiß begehrt, weil man den Druckschlauch damit zentimetergenau zwischen Starkstromleitungen oder sonstigen Hindernissen zielgerichtet hochfahren kann. Zu einem Hochhausdach beispielsweise. Nur: Wo übt man den Umgang mit einer solchen Monster-Maschine? Der Rote Platz ist weit. Also fragte man den MiniaturMeister. ScaleArt baute daraufhin ein in allen Funktionen so exaktes Modell der Betonpumpe, dass Anfänger den Umgang mit der Maschine nun mit der Original-Fernsteuerung im Schulungsraum bei Putzmeister trainieren. Doch Brand ist noch immer nicht am Ziel. Gerade überlegt er, massiv zu investieren. Neue Ausrüstung, neues Werkzeug, neue Software. Die Frage nach dem Grund erübrigt sich. „Wir wollen noch besser werden“, schwärmt der Chef. Für ScaleArt mag das durchaus Sinn machen. Die Frage ist vielmehr: Wie geht es mit den Nutzfahrzeug-Konzernen weiter, wenn ihre Chefs nur noch im Sandkasten spielen? Jochen Schönmann 9/2008 • 5. September 2008 econo 80 Index Durian, Ariane Duscholux 58 10 E & B Druck 32 E.on 11, 15, 29 EAG 8 Easydentic 13 ebm-papst 47 ECE 21 Egle, Prof. Dr. Franz 76 Eiber, Roman 47 Eichbaum 10 Eichhorn, Prof. Dr. Peter 47 Ekon-Institut 29, 30 Elsasser, Kelly 46, 57 EnBW 29, 46 EnergieEffizienzAgentur 20, 25, 26, 32 Engel & Völkers 47 ES Elektroanlagen + Systemtechnik 18 ESB 9 Esser, Prof. Carl-Heinrich 76 EvoBus 7 EWS 7 F Bild: Fotolia Seite Autoliv AWD 100SEE 70, 71 Baden, Alexander 24/7 Trading GmbH 46 A. T. Kearny 36 ABB 26, 28, 57, 65 ABB Stotz Kontakt 18 Abbott 65 ABC-Druck 32 Actris 10 AGI -IMC 8, 9 Alba 21 Alcoa 26 Alfred-Delp-Gesellschaft 46 Almatis 26 Amsterdam Fertilizers 26 Anders, Wolfgang 46 AOK 11 Arqum 26 Asconex 13 Assheuer, Linn 68 Atelier Kontrast 16 Aurelis Real Estate 12 37 16 46 Bähr, Biner 21 Balgheim, Thomas 47 Barde, Bernd 47 Barnett, Doris 25 Bartels, Ludger 46 BASF 17, 25, 26, 34, 36, 37 57 Bauer, Margret 65 Baumgarth, Ralf 71 Bauverein 8 Bayer 57 Beck, Kurt 21 Becker, Petra 45 Behr 36 Beigel, Joachim 32 Belta 6 Bender, Rainer 32 Bene Consulting 50 Bentley Systems 66 Berger, Lutz 16 Bertelsmann Stiftung 70 Bertling, Peter 53 Berufsakademie (BA) Mannheim 7 bfk Consulting 70, 71 Big Brothers Big Sisters Deutschland 66, 68, 79 Bilfinger Berger 6, 10, 26, 50 Bilz, Harald 44, 45 Binding, Dr. Lothar BK Guilini Blaesius, Klaus Blichmann, Michael BMW Boosfeld, Anna-Christine Bosch Braun, Jürgen Breer Gebäudedienste Breer, Karl Brinkmann, Prof. Dr. Ralf D. Brown Shoe Brückmann, Matthias Buhlmann, Hans-Martin Bundesbank Bundesverband Druck und Medien (BVDM) Burkhardt, Joachim Bürkle, Susanne BVMW 67 26 4 15, 31 35 74, 75 36, 37 38, 39 49 49 75 8 15 10, 13 14 Canon Carlsberg Breweries CFG Circle Fulfillment Chery China Petrolium & Chemical Cirrus Airlines Cirquent ColorDruck Comtract SPEZIALIST FÜR IT-DIENSTLEISTUNGEN IM DTP-BEREICH 32 19 46 70 7 8 16 35 8 10 47 32 57 Congress Forum Frankenthal 72 Connect Personal-Service 58 Conrad, Michael 46 Continental 36 CropEnergies 11, 12, 13 Dahint, Beate 71 Daimler 7, 46, 57 Dammrich, Anke 21 Dawny Day 21 Deere & Company 8 Demag Cranes 22 Denkhaus, Friedrich 46 Deutsche Balaton 16 Deutsche Bank 22, 53 Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) 7 Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) 7 Deutsche Post 8 Dinger & Scheidel 8 DIW 14 DOCexpert Computer 11 Döricht, Michael 18 Dörsam, Barbara 66, 67 Dots United 16, 17 Dr. Haas-Medien-Gruppe 47 Drogerie Müller 45 Duffner, Georg 46 10 46 46 37, 45 34 16 7 46 14 34, 37 7 18, 19 18, 19 19 46 G A Energieanlagenbau 11 GA Leitungsbau Nord 11 GAG Ludwigshafen 9 GAH Gruppe 11 Ge Ro Real Estate 47 Gebhard, Dr. Hans-Jörg 10 Gebr. Kuhn Baustoffhandelsgesellschaft 82 Gerner, Dr. Joachim 67 GGH 9 Ghaemian, Soheyl 46, 56, 57 Glas, Sascha 41 Glawogger, Michael 23 Glos, Michael 21 Göhring, Albrecht 25 Götzmann, Florian 16 Grimminger, Josef 41 Grimminger, Michael 40 Grimminger, Richard 41 Großkraftwerk Mannheim 6, 7 Grünzweig & Hartmann 25 Guderjahn, Dr. Lutz 12 Gutbrod, Peter 44, 45 H +G Bank Haas, Marco Hagemann, Klaus Hambrecht, Jürgen Handke, Claudia Handwerkskammer Koblenz Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar Odenwald G be es ib iL n t EB ur ER ! Name aurecia Fauth, Gunter Feiler, Walter Fiat Ford, Harrison Formaxx Frandsen, Jeppe Frank, Burckhard Franz, Wolfgang Freudenberg Friatec Frölich, Bernhard Frölich, Oliver Fuchs Petrolub Furrer, Richard www.baden-syscomp.de ALS SYSTEMDIENSTLEISTER BIETEN WIR KUNDEN AUS DEN BEREICHEN MEDIEN UND INDUSTRIE ALLUMFASSENDE IT-LÖSUNGEN. Rückschläge vermeiden! 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September 2008 TEL.: 07 81 / 28 99 35 40 FAX: 07 81 / 28 99 35 39 [email protected] LEBER HYGIENE SERVICE GMBH Betriebs- und Waschraumhygiene Häuslematten 1 78132 Hornberg-Niederwasser Das clevere Verwertungssystem Von LEBER mit Produkten von TORK 53 57 47 17 67 46 8 Index Handwerkskammer Pfalz 46 Handwerkskammer Rheinhessen 6 Hasbro 45 Haslinger, Josef 23 Hauck, Dennis 23 Hauer, Manfred 8 Hays 76 HEAG 8 HEAG mobilo 8 Heberger 10 Heckmann, Thomas 66 HeidelbergCement 10 Heidelberger Druckmaschinen 9, 26, 32, 46, 68 Heidelberger Stadtwerke 46 Heidelberger Spieleverlag 44 J akob Becker GmbH & Co. KG Johann-Sebastian-Bach-Gymn. John Deere 12 67 7 K.Group 72 36 13 12 21 17 Kalmbach, Ralf Kapferer, Wilhelm Karl Hill GmbH Karstadt Kasi-Gruppe Kemper’s Jones Lang LaSalle Retail KHG Warnecke Kinetic Kirschsieper, Stefan 22 18 36 67 Marschmayer, Carsten Marzai, Saif Maugé, Michel Meder, Matthias MediaNet Medimax Merkel, Angela Merkl, Frank Mertens, Jörg MFG Baden-Württemberg Mißler, Ernst-Ludwig MLP Möckel, Alfred Multi Media Promarkt Handels GmbH Muszakiewicz, Thomas 16 57 7 70 8 22 47 47 53 20 46 16, 76 46 22 22 INDEX DIE NAMEN IN DIESEM HEFT Heidelpay 22 Heinrich, Prof. Dr. Claus E. 60, 62 Heinrich-Vetter-Stiftung 76 Hellrich, Ralf 46 Hering, Hendrik 7 Hertie 21 Hilco 21 Hildenbeutel, Winfried 71 Hill, Peter 12 Hillenkamp, Prof. Dr. Thomas 43 Hilton, Paris 23 Hinkelmann, Kathrin 68, 69 Hochschule der Bundesagentur für Arbeit 76 Hochtief 50 Hockenheimer Stadtwerke 29 Hoffmann, Manfred 9 Honda 37 Hönle, Bernd Michael 46 Hopp, Dietmar 10, 51 Hopp, Volker 71 HS Eventservice 49 HSE 8 Hüllemann, Mirko 22 ICW IdeaS IfaS IFOK IG Bau IGZ IHK Heilbronn IHK Karlsruhe IHK Pfalz 14, 82 IHK Rhein-Neckar IMGB ISB IVN 11 6 20 76 9 58 47 58 17, 66 43 55 47 Klumpp, Bernhard Koehler, Dr. Reinhard Köglmayer, Prof. Dr. Hans-Georg Koop, Hans Jochen Kraus, Jörg Krill, Andrea Krischke, Thomas KSB Kübler Kübler, Thomas Kuhbach, Michael Kuhlen, Prof. Dr. Lothar Kuhn, Willi Kulenkamp, Eduard Kuntz, Heike Kurz, Dr. Peter L ahm, Udo Lamers, Dr. Karl Lautenschläger, Manfred L-Bank Lehmann, Karl Lexmark Lieblang Löffler, Hans-Georg Lohse, Dr. Eva Lookout Loroch, Andreas Lutz KG Back + Eis Lutz, Joachim Lutz, Wolfgang M:con M+W Zander Maass, Gerd Mahle Maisch, Rudolf Malsburg, von der Raban 47 47 47 47 7 67 46 19 15 15 60 43 82 47 46 7 57 67 16 7 46 22 49 21 61, 62 45 46 17 13 47 7 10 46 36 70 46 MVV 24/7 Netze 67 MVV 46 MVV Energie 7, 15, 26, 46 MVV Energiedienstleistungen 15, 26, 31 MyClimate 32 NatureOffice 3 57 74, 75 47 47 37 13 22 Oeser, Anja 6, 7 37 29, 30 Nayhan, Sheikh Al Neuthinger, Willi Niedermeier, Roswitha Nimblegen Nissan Noweda Nussbaum Opel Ott, Bernd-Dieter Park & Bellheimer Parla Pawlowsky, Marc-Oliver Pepperl + Fuchs Pfister, Ernst Pharmarissona Philippiak, Thomas Pixomondo Freiberger Plenz, Stephan Pogo eTransaction Services Porsche Power People PQ+ Pro Event 10 6, 7 46 19 17 13 47 23 11 46 22 57 57 46 16 Procon Professor Alfred Krauth Apparatebau ProMinent 11 22 18 R . L. Polk 36 Rachfahl, Martin 70 Rapp, Gordon 22 Raupach, Carsten 65 Rautert, Jürgen 32 Ravensburger 45 Realtech 9 Reble & Klose 60 Redanz, Dr. Michael 46 Reissert, Prof. Dr. Bernd 76 Renault 37 Reutax 46, 56, 57, 71 Riedel, Prof. Dr. Eibe 43 Robert Bosch GmbH 55 Roche 18, 47 Roche Diagnostics 7 Röchling-Gruppe 46 Roh, Gerhard 11 Rohlfing, Henriette 65 Roland Berger 8, 36 Rörig, Bernd 65 Rosenberg, Uwe 45 Rudolf Wild 19 Ryssen Alcools 13 S aint Gobain Isover G+H 25 Samuel, Friedhelm 47 SAP 8, 9, 10, 16, 20, 47, 61, 62, 76 SAP-Arena 49 SAS 6, 20 SCA 12 SCA Hygiene Products 7 Schaeffler-Gruppe 36 Schammas, Monika 57 Schehl, Steffen 47 Scherer & Kohl 12 Schirra Räder Technik 6 Schmitt, Jürgen 46 Schneider, Henry 70, 71 Schnepf, Thomas 46 Schoder, Prof. Dr. Detlef 46 Schröder, Sebastian 26 Schroeder-Wildberger, Dr. Uwe 16, 46 Schroko, Kai 17 Schulten, Dr. Rudolf 15, 46 Schulz, Reinhold 47 Schwarz, John 8 Schwarz, Manfred 57 Sekurit 36 SEL 18 SEN 19 Shala-Scobel, Sait 49 Sigma Freudenberg NOK 34, 35 Smits, Peter 26, 28 SNP 9 Sost, Jörg 34, 35, 37 Spangenberg, Christof 72 Specht, Christian 25 Special Olympics Deutschland e.V. 65 Spettmann, Dr. Theo 10, 11 SRH Hochschule Heidelberg 7, 74, 75 Stadel, Bernd 46 Stadtsparkasse Ludwigshafen 16 Stas 11 Strauß, Heiko 22 Strukturbank Rheinland-Pfalz 55 Stumpf, Josef 70 Süd-Müll SWEG SwissRe Sygnis Pharma Tata Tata, Ratan Taupitz, Prof. Dr. Jochen Technische Werke Ludwigshafen (TWL) Tepsco Teves, Nikolaus Thews, Karl TI Automotive TNT Express Tomorrow Now Toyota Trube, Marc 81 2 13 8 12 34, 37 34, 37 42, 43 26 10 20 66 19 7 8 37 46 U nity Concepts/City Concepts 16 Univativ 11 UNO 32 V erein zur beruflichen Integration und Qualifizierung (VbI) 70 Vibracoustic 34 Villis, Hans Peter 46 Vogel, Dr. Gerhard 66 Vogel, Ulrich 47 Volks- und Raiffeisenbanken 55 Volkswagen 37 Vonderheid, Dr. Ulrich 18 W. Kapferer KG 13 Wacker-Chemie 8 Wahl-Knoll, Katja 72 Walter, Karl 71 Walther-Werke 17 Wayss & Freytag 47, 50 Weber, Dr. Claus 60 Weber, Nils 46 Weckwert, Andreas 32 Wegner Unternehmungsgruppe 16 Weiller, Elmar 72 Weis, Prof. Dr. Udo 7 White & Case 21 Wieczorek, Prof. Dr. Alfried 47 Wieder, Theo 72 Wincher, Markus 49, 50 Winterer, Dagmar 71 Wirecard 22 Wirtschaftsförderung Bergstraße 26 Wirtschaftsjunioren (WJ) Darmstadt 66 Wirtschaftsjunioren (WJ) Heidelberg 66 Wirtschaftsjunioren (WJ) Mannheim-Ludwigshafen 66 Wirtschaftsjunioren (WJ) Worms 66 Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) 67 WOB AG 47 Wohlfahrt, Harald 40 Wolf, Zumbruch & Partner 16 World Net 8 Würzner, Dr. Eckart 46 Zeigmehr Workgroup ZEW ZF Friedrichshafen ZI Endmontage & Logistics Zumbruch, Frank 9/2008 • 5. September 2008 16 14 36 22 16 econo 82 Finale Der Schreibtisch vom Chef Was sagt uns der Schreibtisch eines Menschen über dessen Arbeitsweise und Persönlichkeit? Küchenpsychologen sagen: „Ziemlich viel!“ Econo ist da skeptischer. Dennoch stellen wir Ihnen an dieser Stelle immer den Schreibtisch eines Machers aus der Region vor. Unsere Interpretation gibt es ohne Psychologiestudium und Gewähr. Heute an der Reihe: Willi Kuhn, Geschäftsführender Gesellschafter der Gebr. Kuhn Baustoffhandelsgesellschaft aus Jockrim und Präsident der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz. Bilder: Proßwitz Entdecker mit Blick ins Grüne Auf dem Tisch liegen Pläne, ein Zirkel und ein Lineal. Das erinnert an Piloten, Seefahrer oder Entdecker. Hier hat jemand den Kurs seines Unternehmens bestimmt und sein Ziel vor Augen. Orientierung tut an- dererseits auch Not: Vier Tastaturen elektronischer Geräte muss der Chef im Blick und im Griff haben. Da wundert es nicht, dass er sich für die elektronikfreie Arbeit das Stehpult vors Fenster gestellt hat – mit Blick ins Grüne. Hier kann er bei offenem Fenster auch die eine oder andere Rede einüben – Bäume sind schließlich geduldig. Rätselhaft liegt hingegen das Hufeisen auf dem Tisch. Ist das ein Glücksbringer oder ein Briefbeschwerer? Hoffentlich Letzteres: Denn erfolgreiche Entdecker haben sich selten auf ihr Glück verlassen, sondern meist auf Pläne, Zirkel und ihr Lineal. Matthias Schmitt geschäfte verbinden. bis zu 5x täglich mannheim-berlin bis zu 3x täglich mannheim-hamburg 2x wöchentlich mannheim-saarbrücken Information und Buchung unter www.cirrusairlines.de, unter der Hotline 0180/4444 888 (0,24 €/Anruf) oder in Ihrem Reisebüro. Partner of Lufthansa inkl. 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