Schamanismus und Engel param

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Schamanismus und Engel param
Schamanismus
und
Engel
param
Felix von Bonin (Hrsg.)
Schamanismus
und
Engel
param
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.ddb.de abrufbar.
Hinw
eis Die Beiträge in diesem Werk dienen rein wissenschaftlichen Interessen. BeschreiHinweis
bungen von Praktiken und Substanzen sind nicht als Aufforderung zur Nachahmung bzw.
Einnahme gemeint. Der Verlag und die Autoren schließen jegliche Haftungung ausdrücklich
aus, die aus den Darstellungen in diesem Buch abgeleitet werden soll.
 Copyright 2004 by Param Verlag, Ahlerstedt
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung ComGraphiX, Ahlerstedt
unter Verwendung eines Fotos  Copyright 2003 by Axel Möller, Hamburg
Das Foto zeigt Sarygklar Borbak-Ool Duktug-Oolowitsch
aus der Russischen Autonomen Republik Tuva
Satz und Gestaltung ComGraphiX,Ahlerstedt
Druck und Verarbeitung Steinmeier, Nördlingen
ISBN 3-88755-229-6
www.param-verlag.de eMail [email protected]
Autor
en
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Inhalt
F elix vvon
on Bonin (1949, Hannover) hat besonderes
Interesse an Semiotik und Visueller Kommunikation. Über die Symbolik des Märchens (Kleines Handlexikon zur Märchen-Symbolik. Kreuz 2001, ISBN
3-7831-1934-0) ist er auf das Thema Schamanismus
(Schamanismus und Märchen. Param 2003, ISBN
3-88755-230-X) gestoßen. Derzeit schreibt er an
einer Buchreihe »Heilung durch Märchen« (Param),
die auf dreizehn Titel angelegt ist. In jedem Band
wird ein bekanntes Grimmsches Märchen in aller
Tiefe erschlossen. Elf Bände sind bereits erschienen. www.maerchen-seminare.de
Vorw
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Ax
el Möller hat bis 1998 als Systemanalytiker und
Axel
Geschäftsführer seines Systemhauses gearbeitet.
Seit 1993 hat er sich mit dem Schamanismus auseinander gesetzt und ist jetzt hauptberuf lich
schamanisch tätig. Damit setzt er eine Familientradition fort. www.axel-moeller.de
Dr
br
ina Mašek (1963) war nach dem Studium
Dr.. Sa
Sabr
brina
der Biologie als Werbetexterin und medizinische
Journalistin in Wien tätig. »Eine Shiatsu-Ausbildung
brachte meine Energie zum Fließen und machte
mich neugierig und offen. Ich begegnete unterschiedlichen schamanischen Lehrern und absolvierte bei Prof. Stephen Gallegos die Ausbildung
im Personal Totem Pole Process (Indianisches
Chakraheilen – Tierimagination). Die VisionssucheAusbildung bei Franz P. Redl sowie Steven Foster
und Meredith Little (School of Lost Borders, California) eröffneten mir den Weg des Herzens, auf dem
ich Spiritualität mit Naturerfahrung verbinde. In
Österreich, Europa, den USA und der Karibik leite
ich Visionssuchen. In Wien und München arbeite
ich individuell mit Klienten (Reisen zu Krafttieren)
und biete Workshops an.« www.herzvision.at
J anine Tatjana Sc
hmid (1975) ist Diplom-PsychoSchmid
login. Sie forscht über indigenes Schamanentum
in Venezuela und Neoschamanismus in Europa.
Derzeit arbeitet sie an ihrer Promotion über subjektive Gesundheitskonzepte und Ayahuasca-Rituale. www.schamanismus-forschung.de
7
Felix von Bonin
Alle Mensc
hen sind Eng
el
Menschen
Engel
15
Axel Möller
Die Berufung eines Schamanen geht
einher mit großen Prüfungen meist
gesundheitlicher Art. Der Autor
berichtet von seinen Erfahrungen auf
diesem Weg und welche Rolle Engel
dabei gespielt haben und spielen.
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Besucher
Sabrina Mašek
Während einer schamanischen Reise
machte die Autorin, die selbst
erfahrene Leiterin schamanischer
Reisen ist, persönliche Erfahrungen
mit Erzengeln, die sie hier
zusammenfasst. Außerdem skizziert
sie einige Methoden, den
persönlichen Engel zu treffen.
Das Lic
ht der Ay ahuascer
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Licht
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Janine Tatjana Schmid
Ayahuasca, die »Ranke der Seelen«, ist
ein weit verbreites Entheogen im
Schamanismus der AmazonasIndianer. Es wird verwendet, um
Kontakt mit der anderen Wirklichkeit
herzustellen. Inzwischen haben sich
synkretistische Kirchen gebildet, die
Ayahuasca in einer sehr christlich
geprägten Weise als Sakrament
einnehmen. Dabei wird auch eine
Verbindung zu Engeln hergestellt.
5
Holg
er Kal
w eit (1947,Thüringen) ist Diplom-PsyHolger
Kalw
chologe und Ethnologe. Er arbeitet als freier Psychotherapeut im Schwarzwald und entwickelte
zwei neue Therapierichtungen: die Naturtherapie
und die Dunkeltherapie. Seine Forschungen beziehen sich auf veränderte Bewusstseinszustände
und paranormale Fähigkeiten. Im Rahmen der Ethnologie erforschte er das Schamanentum (Traumzeit und innerer Raum. Scherz 1999. Urheiler. Kösel
1975) und die Mythen der Völker, auch die unserer eigenen Kultur. Dazu sind bisher »Das Totenbuch der Germanen« (AT Verlag 2001) und »Das
Totenbuch der Kelten« (AT Verlag 2002) erschienen. Holger Kalweit entdeckte im Hochschwarzwald die größten megalithischen und keltischen
Gräberfelder und Kultanlagen Deutschlands.
Sa
w ahel Ster
n ist Körpertherapeutin und zugeSaw
Stern
lassene Psychotherapeutin. Im Verlauf ihrer 20-jährigen Arbeit hat sie sich schwer traumatisierten
und später multiplen Menschen zugewendet. Das
brachte ungeahnte Herausforderungen mit sich,
aber auch einen großen Reichtum an erfüllenden
Erfahrungen. Unter Pseudonym schreibt sie, um
Auseinandersetzung mit Autoritäten des Gesundheitswesens zu vermeiden.
Mar
ia E. R. Kr
aft (1972, Regensburg) ist ausgebilMaria
Kraft
dete Harfenistin und Kulturmanagerin. Neben ihrer Arbeit als Projektassistentin absolviert sie zur
Zeit eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Sie arbeitet schamanisch und befasst sich mit dem
menschlichen Energieköper. Darüber hinaus ist sie
Medium für die Engel ihrer Sternenfamilie.
J ak
ob Oer
tli (1962, Los Angeles) ist Vater eines
akob
Oertli
Sohnes und arbeitet in einer Teilzeitstelle als Umweltingenieur für die Schweizerischen Bundesbahnen und auch als Dozent und Sachverständiger
für Schamanismus. Er möchte die uralten Techniken des Schamanismus für den heutigen Menschen
wieder verständlich und nutzbar machen. Seine
Erkenntnisse des Schamanismus stammen von
nordamerikanischen Indianern. Bisher sind vier
Bücher von ihm erschienen: Der Eiteberg. Rothenhäusler Verlag, Stäfa (1995, ISBN 3-907960-76-9);
Schamanisches Praxisbuch. Langen Müller, München (1996, 2.Auflage 2002, ISBN 3-7844-2594-1);
Magische Begegnungen. Mandala Media, Rheinfelden
(2000, ISBN 3-906983-13-7); Am Rande der Zeit.
Rohrwall Verlag, Berlin (2002, ISBN 3-9806685-4-1).
Kursangebote sind unter jakoboertli.populus.ch
erhältlich.
Die Seelenr
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Seelenreise
des Sc
hamanen
Schamanen
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Holger Kalweit
Außerkörperliche Reisen von
Schamanen verschiedener Stämme
werden vorgestellt und gedeutet.
Nach ihrer Rückkehr haben diese
Schamanen neue Kulte oder
Stammesreligionen gegründet.
Multis, Eng
el und
Engel
Sc
hamanen
Schamanen
97
Sawahel Stern
Es gibt mehr, als das Bekannte, und
dieses Mehr ist das Eigentliche.
Multiple Persönlichkeiten und
Schamanen zeigen uns Räume und
Welten, die wir mit ihrer
Unterstützung auch betreten können.
Sie helfen uns erkennen, verstehen,
lernen. Und sie zeigen uns das
wirkliche Ziel unserer Sehnsucht.
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ac
he der Eng
el
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Engel
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Maria E. R. Kraft
Engel sind multidimensionale
Wesenheiten. Sie sind erfahrbare
bedingungslose Liebe und sie
verkörpern all das, was sich dem
menschlichen Verstand entzieht. Wir
Menschen können die ›Sprache‹ der
Engel erlernen und bewusst in Dialog
mit ihnen treten.
Boten des Herzens
143
Jakob Oertli
Der Schamane sucht seinen
ureigenen Wege zu Liebe, Freiheit
und Harmonie. Diesen Weg findet er,
indem er konsequent seinem Herzen
folgt. Unterwegs erhält er
Unterstützung aus der spirituellen
Welt. Die dazu nötige Wahrnehmung
wird ihm durch Engel vermittelt.
Das Experiment
im Subjektiven
Felix von Bonin
Engel?
Gibt es die überhaupt?
Und kann es sie im
Schamanismus geben?
W
Wenn wir den Schamanismus dort belassen, wo auch die Märchen ihren histo-
rischen Ort haben, dann sind Engel darin wie ein Schauspieler, der den Nero gibt
und dabei eine Digitaluhr am Arm trägt. Zumindest was das ›Grimmsche Märchen‹
betrifft, sind Engel darin Fremdkörper, genau wie ein lieber Gott, der mit dem Petrus
über die Erde wandert.
Als wir an »Schamanismus und Märchen« arbeiteten, kam ich erstmals auch mit
der Idee in Berührung, dass mit schamanischen Techniken auch Kontakt zu Engeln
hergestellt werden könne. Ja, warum auch eigentlich nicht.
Allerdings war ich für diese Idee durch meine persönliche Erfahrung bereits
geöffnet: Als nämlich das Projekt entstand, die Themenfelder Schamanismus und
Märchen zusammenzuführen, wusste ich über den Thementeil Schamanismus nicht
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viel mehr, als dass es ihn gab. Um mich einzulesen nahm ich zunächst ein Buch von
Jakob Oertli,* weil ich ihn von einem früheren Projekt kannte. Ich hatte ihn auch als
*
Schamanisches Praxisbuch. München (Herbig) 20022
Schamanismus und Engel
einen der ersten eingeladen, für »Schamanismus und Märchen« einen Beitrag zu schreiben. In seinem Buch beschreibt er, wie man die schamanische Erfahrung machen
kann. Ich bin seinen Beschreibungen gefolgt und hatte auch nach wenigen Versuchen Erfolg.
In mein schamanisches Tagebuch schreibe ich am 7. September 2002:
Nach mehrfach vergeblichen Versuchen finde ich meinen Eingang in die
Anderswelt. Es ist ein hohes, zweiflügeliges Tor mit Spitzbogen. Es befindet
sich in einer Wand, die sich rechts und links endlos erstreckt und von überdimensionierten Schnitzereien von Blütenranken bedeckt ist. Ebenso das Tor.
Nachdem ich das Tor erstmals durchschritten habe, sehe ich nichts. Mal blitzt
eine Pflanze auf, hauptsächlich ist es schwarz. Ich rufe meinen Helfer, aber
es rührt sich nichts. Alle möglichen Bilder kommen, auch Bilder aus dem
Buch. Es ist etwas frustrierend.
Doch schon am nächsten Tag notiere ich:
Morgens, noch im Halbschlaf, gehe ich wieder durch das Tor. Ich sehe einen
Fisch, der etwa achtzig Zentimeter bis einen Meter lang und recht kräftig ist.
Er ist aus dem Wasser gesprungen und befindet sich etwa einen halben Meter über dem Wasserspiegel. Dort schwebt er in der Luft. Sein Leib ist bogenförmig gekrümmt, das Maul geöffnet. Er strahlt Freude aus, glänzt golden,
hat goldene Schuppen.
Ich weiß sofort, dass ich meinen Helfer sehe, frage aber trotzdem nach. Er
spricht nicht, doch ich bekomme mental eine positive Antwort. Damit ist die
Begegnung ziemlich abrupt beendet. Ich habe Mühe, die Anweisung einzuhalten, auch auf dem Rückweg das Tor zu passieren.
Gegen Mittag bin ich wieder durch mein Tor gegangen, um diesmal eine konkrete Frage zu stellen. Es geht um eine Immobilie, in die ich mich verguckt habe.
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Tatsächlich ist mein goldener Fisch sofort da, um mich zu empfangen. Ich komme aber gar nicht dazu, meine Frage zu stellen, denn er nimmt mich sofort und
Das Experiment im Subjektiven
ungestüm mit, als ob er es gar nicht erwarten kann oder so lange auf den Moment
gewartet hat. Wir tauchen ins Meer, tief hinunter, bis zum Grund. Da steht eine Truhe. Ich öffne sie, und sie ist voll mit Goldstücken. Ich stopfe mir die Taschen damit
voll und scheffele sie in mein Hemd, das ich wie eine Schürze hoch halte. Goldmünzen im Überfluss. Während ich noch scheffele, fällt mir meine Frage wieder ein.
Augenblicklich ist die Szene verschwunden.War es ein Fehler, sich jetzt an die Frage
zu erinnern?
Mein Fisch beantwortet meine Frage wie immer stumm, indem er mir in einem
eindrücklichen allegorischen Bild unmissverständlich verdeutlicht, warum ich mich in die Immobilie verguckt habe, und
was ich deshalb alles nicht sehe. Wir haben nicht gekauft.
Fast drei Wochen habe ich immer wieder versucht, die
Anderswelt zu erkunden, doch ohne Erfolg. Kaum gelingt es
mir, meinen Eingang klar zu sehen. Das Bild verändert sich
ständig. Ich habe auch Mühe, durch das Tor hindurch zu ge-
In dem Augenblick erschien
halbrechts vor
mir ein Engel
hen. Und wenn ich irgendwie durch bin, sehe ich meinen
Helfer nicht oder nicht deutlich. Und wenn er präsent ist, dann geschieht nichts.
Und wenn etwas zu geschehen scheint, ist es bruchstückhaft und ich werde schnell
herausgerissen oder mein Fisch geht auf rasende Fahrt und ich neben ihm, bis ich
aus der Vision geworfen werde, ohne an den Rückweg durch das Tor zu denken.
Am 27. September notiere ich dazu:
Das Tor war relativ klar und ich kam recht gut durch. Mein goldener Fisch
erwartete mich und schwamm sogleich los, was er ja oft tut. Um ihm zu
folgen, hielt ich mich an seiner Schwanzflosse fest. Es ging rasch voran, irgendwie in etwas hinein, wie in eine dunkle Röhre. Das beängstigte mich
nicht, aber als ich ›hindurch‹ war, war es einfach nur dunkel. Auch der Fisch
war verschwunden.
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Nach einer Weile fiel ich aus der Vision. Ich nahm sie mit dem Fisch hinter der
Pforte wieder auf. Ich fragte, was ich denn tun solle, und er antwortete mir, ich solle
Schamanismus und Engel
Geduld haben und weiter üben. In dem Augenblick erschien halbrechts vor mir ein
Engel, etwa zwei- bis dreimal so groß wie ein Mensch und schneeweiß. Er hatte die
Arme wie zum Segen erhoben.
Mir wurde übermittelt, das sei nichts für mich, ich solle es lassen. Dann glitt der
Engel hinter mich, wobei das Weiß blaustichig wurde. Er legte die Arme ringförmig
um mich, ohne mich zu berühren. Wie ein schützender Umhang bedeckte er so
meine Schultern und meinen Rücken.
Ich wusste, das war mein Schutzengel. Christiana, meine Frau, meinte, ich könne
mit ihm wie mit einem schamanischen Helfer arbeiten. Später bedauerte ich, dass der
Engel seinen Namen nicht gesagt und ich auch nicht danach gefragt hatte. Im selben
Augenblick ›hörte‹ ich den Namen. Seitdem brauche ich nur den Namen zu denken und
sofort steht mein Schutzengel hinter mir.
Mein Engel steht nur immer hinter mir. Er verändert seine Gestalt. Ich ›spüre‹,
dass er mal größer ist, mal kleiner, auch seine Farbe wechselt und eine Empfindung,
die von ihm ausgeht, und die ich Charakter getauft habe, um einen Begriff dafür zu
haben. Mein Engel ist manchmal ›strenger‹ und manchmal ›heiterer‹.
Eine sprachliche Kommunikation findet zwischen uns nicht statt, der Ablauf ist
vielmehr einseitig, indem ich Gedanken im Sinne von Wünschen bewege und teilweise auch direkt an den Engel mit der Bitte um Hilfe richte.
Gleich mit der ersten größeren Bitte wurde ich wirklich verblüfft. Ich bin Skeptiker, suche stets nach Beweisen und stelle in Frage, was nicht niet- und nagelfest ist.
Doch die Reaktion auf mein Anliegen war so prompt und offensichtlich, dass selbst
der hartnäckigste Teil von mir eingestehen musste, dass die Ereignisse auffällig waren.
Es gibt Phasen, in denen ich überhaupt nicht an meinen Engel denke. Doch
sowie ich an ihn denke oder seinen Namen innerlich spreche, ist er mehr oder
weniger präsent hinter mir, stärkt mir den Rücken, hält mir den Rücken frei.
Als also die Idee aufkam, ein Buch zum Thema Schamanismus und Engel zusammenzustellen, war ich darauf vorbereitet. Davor war mir das Thema Engel fern.Viele
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Verehrer der Engel erschaffen Vorstellungen, die mich verwirren, weil ich sie ›falsch‹
finde. Doch wer urteilt über Richtig und Falsch?
Das Experiment im Subjektiven
Unsere Kultur basiert auf einer rationalen Strategie. Wir glauben nichts, wir
wollen Beweise. Die moderne Naturwissenschaft hat sich auf diese Weise sehr erfolgreich entwickelt und in Rekordzeit eine Technik hervorgebracht, die das Leben
der Menschheit und des ganzen Planeten einschneidend verändert hat. Das steht
außer Zweifel.
Der wissenschaftliche Beweis ist logisch und empirisch. Empirisch heißt, er
wird aus der Erfahrung, der Beobachtung abgeleitet. Die Beobachtungen werden
dann durch logische Verarbeitung ausgewertet und gedeutet. Grundlage für die Beobachtung ist das Experiment. Grundvoraussetzung für die Annahme eines Experiments ist die Wiederholbarkeit.Wenn bei definierten Sachverhalten durch beschreibbare Vorgänge immer wieder gleiche Resultate zu verzeichnen sind, ist das Experiment »wissenschaftlich«.
Für die Naturwissenschaft ist es deshalb völlig unerheblich, wenn ich sage:
»Mir ist so, als würde ich meinen Engel wahrnehmen.«
Nun darf man aber fragen, und diese Fragen sind ja längst von Berufeneren
gestellt, ob dieser wissenschaftliche Beweis wirklich der einzig mögliche und/oder
ob er wirklich immer notwendig ist.
Wenn ich beliebigen Menschen einen orangefarbenen Kreis zeige und jeder einzelne immer wieder glaubt, gleichzeitig etwas Süßes zu schmecken, dann brauche ich
keinen Beweis, dass die rote Scheibe den süßen Geschmack auslöst.Wir können das als
Experiment im Subjektiven bezeichnen.
So lange wir es historisch überschauen können, berichten Menschen von anderen Welten. Deren Existenz zu beweisen, ist der Wissenschaft bis heute nicht gelungen.Trotzdem wissen wir aufgrund der Erfahrungen, die ›Reisende‹ seit Jahrtausenden gesammelt und von Generation zu Generation weitergereicht haben, dass bestimmte Praktiken (Riten etc.) zu bestimmten subjektiven, aber für alle Subjekte
gleichen oder sehr ähnlichen Erfahrungen führen.
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Schönheit zum Beispiel ist auch so ein Phänomen, das sich dem wissenschaftlichen Beweis entzieht.Trotzdem gibt es über das, was schön ist, zumindest innerhalb
einer Kultur großen Konsens. Kant hat in seiner »Kritik der ästhetischen Urteils-
Schamanismus und Engel
kraft« dafür den Begriff der Allgemein-Subjektivität geprägt. Das ästhetische Urteil
(»schön«) ist zwar für jeden Einzelnen ein subjektives, kann aber durch die Möglichkeit, »darin übereinzustimmen«, allgemein-subjektiv und damit quasi objektiv werden.
Ein solches Experiment im Subjektiven können wir auch in der Begegnung mit
Engeln anstellen. Die Beiträge in diesem Band zeigen es. Und da verwundert es auch
nicht, dass persönliche Erfahrungen der Autoren eine tragende Rolle spielen.
Wie immer wir das Phänomen erklären wollen, Engel sind eine Realität. In den
Beiträgen hier bekommen Sie auch vielfältige Anregungen, wie Sie ihrem Schutzengel tatsächlich begegnen können. Und Sie werden ihm begegnen! Ich bin ganz sicher. Engel, Schutzengel sind eine Realität. Das Experiment im Subjektiven hat es
sehr vielen Menschen schon bewiesen.
Doch was nützt es viel, darüber zu reden. Niemals wirst du durch Reden allein
den Geschmack einer Mango kennen. Du musst hineinbeißen. Das genügt.
Natürlich nützt das Reden auch, sonst wäre ein Buch ja erst recht überflüssig.
Es nützt, Erfahrungen auszutauschen, weil dann nicht jeder alle Erfahrungen selbst
machen muss.Weil unsere Vorfahren ihre Erfahrungen weitergegeben haben, verfü-
Experiment im
Subjektiven mit
Engeln
gen wir heute über viele ausgefeilte Techniken. Und die Weitergabe von Wissen erfolgt heute wesentlich über das geschriebene Wort.
Es ist ergreifend, was die Begegnung mit Engeln auslösen kann. Als ich dieses Projekt begann, habe ich das Thema
nicht wirklich ernst genommen – sage ich heute. Trotz mei-
ner oben geschilderten Erfahrungen mit meinem Engel und natürlich ganz viel
Bücherwissen über die »himmlischen Hierarchien« war mein Engelbild stark durchtränkt von einem Kunsthonig, der im Biedermeier erfunden wurde und uns bis heute in der Seele klebt. Dieses oft scheinheilige, aber immer süße Engelbild dominiert
auch heute noch die »Eso-Szene«. Das Engelbild, das mir hier begegnet ist, traf mich
aber ins Mark.
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Weil die Begegnungen mit Engeln in dieser unserer Gesellschaft vergleichsweise rar sind, sind die, die stattfinden, besondere. Unser Alltagsleben ist so organisiert,
Das Experiment im Subjektiven
dass es einschläfernd wirkt:Trott.Trott ist Wiederholung mit Tendenz zur perfektionierten Sinnleere. Der Kontakt mit Engeln wirkt in solches alltägliche Leben tief
hinein.
Doch das ist ja nur die Oberfläche. Wenn die Begegnung mit Engeln nicht im
abstrakten Raum der Phantasie steht, dann gehen ihr Situationen voraus. Der Engelkontakt entsteht nicht selten aus größter Not oder extremer Situation: Unfall, Folter,
Geburt,Tod, Gnade...
Erschütternde Berichte solcher Hintergründe erhellen die Dimensionen des
Themas. Mit dem Auslöser Krankheit und Leid haben wir auch den Index auf das
Schamanische. Und es ist interessant zu erfahren, wie aus schamanischer Erfahrung
religiöse Kulte entstehen können und Engel darin ihren Platz finden.
Die Universen der himmlischen Heerscharen sind unendlich. All die wunderbaren Hierarchien, Systeme, Namen und Ränge können in einem begrenzten Werk
wie diesem nicht berücksichtigt werden. Das bleibt anderen Veröffentlichungen belassen, die bereits in großer Zahl verfügbar sind.
Diesem Sammelwerk ist wesentlich, dreierlei zu zeigen. Zunächst, welche
menschlichen Abgründe sich rechts und links neben dem Engelthema auftun und
allein dadurch der Thematik Bedeutung geben. Dann, dass man mit Engeln, auch mit
›seinem‹ Engel in Kontakt treten kann; dass es bewährte Vorgehensweisen gibt, diesen Kontakt herzustellen; dass man diese Vorgehensweisen relativ leicht erlernen
kann; und dass ihre Anwendung bei jedem zu ähnlichen Erfahrungen führt. Es gibt
geschulte und erfahrene Lehrer und ein breites Seminarangebot. Und das ist der
dritte Punkt, dass es eine lohnende Herausforderung ist, das Experiment im Subjektiven mit Engeln zu versuchen.
Das Thema selbst ist ja nicht neu. Über Kontakte zu Engeln wird seit Jahrtausenden berichtet. Die Erscheinungsformen variieren nur kulturell. So war zu erwarten, dass auch Schamanen Erfahrungen mit ›Engeln‹ gemacht haben und machen.
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Die Wesenheiten, die wir mit dem Begriff Engel meinen, können in anderem Zusammenhang auch in anderer Erscheinungsform auftreten und dann natürlich auch anders heißen.
Weil Schamanismus, so wie ich ihn zu verstehen beginne, universell und umfassend ist, haben selbstverständlich auch Engel in seinem Kosmos ihren Platz. Dieses
Buch beschreibt ihn aus verschiedenen Perspektiven.
Alle Menschen
sind Engel
Axel Möller
Wir Menschen sind Engel.
Alle Menschen sind Engel.
Ist das nicht beeindruckend?
Wunderbar?
J
Ja, sind wir alle Engel? Da kann auch Zweifel aufkommen. Wir alle sollen Engel
sein? Das mag ja noch für die zutreffen, die ein gutes Leben führen. Doch was ist mit
all denen, die Morden und Plündern? Was ist mit denen, die den Terror verbreiten?
Was ist mit denen, die sich auf Kosten anderer bereichern?
Diese Liste ließe sich endlos fortführen. Von all diesen Schurken sollen wir
annehmen, dass sie Engel sind? Hätte mir das vor fünfzehn Jahren jemand gesagt,
hätte ich ihn ausgelacht. Und vielleicht geht es Ihnen auch so. Ja, ich kenne das, aber
meine eigene Erfahrung, meine schamanische Erfahrung hat mir eine andere Sichtweise auf uns Menschen offenbart, indem ich mich selbst sehen durfte, so wie ich
bin, wie ich war, so wie ich die Klienten in meinen Seminaren und Einzelsitzungen
sehe. Diese Sichtweise ist sehr persönlich. Ich möchte Sie einladen, einen kurzen
15
aber wesentlichen Teil dieser persönlichen Erfahrungen mit mir zu teilen.
Es begann 1990 mit meiner schamanischen Initiation. Damals war ich noch
selbstständig und leitete gemeinsam mit einem Teilhaber ein Systemhaus mit vier-
Schamanismus und Engel
zig Mitarbeitern. Ich war für die Organisation von Programmen und die Programmierung verantwortlich. Ich hatte bisher sehr viel Freude an dieser Arbeit, doch in
mir regte sich etwas, das an die Oberfläche wollte. Ich wusste nur nicht, was ich
ändern sollte. Also wurde ich schließlich krank. In den folgenden zwei Jahren musste
ich mich sieben Operationen unterziehen.
Gerade hatte ich die letzte Operationen gut überstanden und der künstliche
Darmausgang war mir erspart geblieben, da fiel meine Frau an einem schönen Frühlingstag ins Koma und erlag nach neun Tagen den Hirnblutungen. Für meine beiden
Töchter und mich war das ein Schock. Die beiden waren damals fünf und sieben
Jahre alt. Es sollte aber nicht das Ende der Schrecken sein. Nur einen Tag nach der
Trauerfeier geschah ein weiteres Unglück. Die Kinder hatten in unserem Garten ein
Baumhaus. Ich ging hinaus, um die Kinder zu erinnern, dass sie nicht auf das Dach
des Baumhauses klettern sollten. Und genau in dem Augenblick fiel eine meiner
Töchter vor meinen Augen kopfüber vom Dach und zertrümmerte sich den rechter
Ellenbogen. Es folgten einige Wochen Krankenhausaufenthalt.
Hin und her gerissen zwischen meiner beruflichen Tätigkeit und der Sorge für
die Kinder war ich auch noch all den Traumata ausgesetzt. Das überforderte mich.
Ich hatte drei Zusammenbrüche. Sie führten mich bis an die Pforte des strahlenden
Lichts. Weil ich aber wusste, dass ich nicht wieder zurück auf die Erde wollen würde, wenn ich in dieses Licht hineinginge, hatte ich die Pforte immer wieder zugeschlagen. Ich hatte ja für meine Kinder zu sorgen.
Beim dritten Mal jedoch zeigte sich mir meine Seele. Sie erklärte mir die Hölle
und brachte mich dann ins Licht. Ich konnte erkennen, dass dies das Strahlen aller
Seelen ist und dass hier das gesamte Wissen des Universums liegt. All die Engelwesen strahlten und hüllten mich in Liebe ein. Ich konnte mich gar nicht satt sehen
und fühlen. Doch ich musste wieder zurück. Während ich wieder mit meinem Körper verschmolz und ich mir dessen gewahr wurde, fragte ich noch, wie ich denn an
dieses Wissen herankommen könne: »Du bist ein Schamane«; war die Antwort. Ich
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wusste damals nicht, was ein Schamane ist, also ging ich auf den Weg, suchte Bücher,
die mich weiterbringen sollten. Eines der ersten war »Der Schamane in uns«.*
Alle Menschen sind Engel
Ich lernte sehr fleißig das schamanische Reisen, doch irgendwann holte mich
der Alltag wieder ein – und ich gab mich ihm hin. Aber das klappte so richtig nicht
mehr. Es fiel mir immer schwerer, konzentriert zu arbeiten. Ich konnte nicht mehr
schlafen, war aus meiner Mitte herausgerissen. Ich kämpfte dagegen an, doch vergebens. Nach einem hektischen Mittagessen brach ich auf der Straße zusammen. Verdacht auf Herzinfarkt.
Ich lag auf der Straße, wieder einmal dem Sterben nahe. Da wurde ich gefragt,
ob ich meiner Arbeit als Schamane, meiner Berufung folgen wolle. Meine Antwort
war eindeutig: »Ja.« So überlebte ich.
Es folgten schwerste Depressionen, weil sich mein gesamtes Weltbild verschob.
Ich fing an, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Ich musste mich mit den Traumata
meiner Kindheit und Jugend auseinander setzen. Nie gekannte Ängste wurde an die
Oberfläche geschwemmt. Immer wieder wurde ich mit Schuldgefühlen konfrontiert. All diesen Dingen musste ich mich stellen. Ich wurde aufgefordert, die Verantwortung für mein Leben zu übernehmen, auch für Situationen, in denen ich Opfer
war. Ich lernte, dass niemals etwas ohne meine Zustimmung geschah, wenn ich mir
dessen damals auch nicht bewusst war.
Als ich mich entschlossen hatte, meine Firmenanteile zu verkaufen, kam es innerhalb des Unternehmens zu recht heftigen Reaktionen. Das war sehr schmerzhaft
für mich und sie trieben mich wieder in tiefste Depressionen. Ich kann allen Beteiligten nur danken, weil sie beigetragen haben, dass ich heute im sweet spot sein
kann, an dem Platz im Leben, an dem ich auch sein will. Jetzt lebe ich den Himmel
auf Erden. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, meine alte Tätigkeit wieder aufzunehmen. Meine schamanische Arbeit erfüllt mich mit so viel Glück.
Nachdem ich meine Firmenanteile verkauft hatte, war ich frei, den schamanischen
Weg zu gehen. Dabei wurde mir klar, dass wir unsterblich sind, dass wir auf die Erde
kommen, um Erfahrungen zu sammeln. Die Erde ist ein ›Schulungsplanet‹.Wir sind hier,
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um alle Facetten der Menschlichkeit zu erfahren.Wir sind hier, um die Liebe zu lernen.
Und wie sollen wir die Liebe lernen, wenn wir keine Widersacher haben?
*
Uccusic Paul: Der Schamane in uns. München (Goldmann) 1993
Felix von Bonin (Hrsg.)
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Schamanism
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Festeinband, 224 Seiten
ISBN 3-88755-230-X
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Das Alphabet der Engel
21 Farbkarten, Begleitbuch 96 Seiten
ISBN 3-88755-079-X
Martin Schmid
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64 VisionCards, Begleitbuch 96 Seiten
ISBN 3-88755-078-1
Felix von Bonin
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Märc
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Ihr ganz persönliches Lebens-Märchen
50 farbige Karten, Begleitbuch 144 Seiten
ISBN 3-88755-206-7

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