El Dorado

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El Dorado
Sangster, „der Falke“ unter den Banditen, der anfangs nicht viel Herz für das Kind
zeigt, zaudert. Das geraubte Geld und die Patenschaft über das Kind bestimmen
seine Gedanken. Auf einmal steht er vor einer vergifteten Wasserstelle. Sangster
trinkt das Wasser, das seinen Körper tötet – aber seine Seele reinigen soll2.
Regisseur Wyler lässt in seinem Western dunkle und helle Einstellungen dominieren. Sandstürme auf den Wegen der Lebensretter verhindern den Blick in
die weite Prärie. Beachtlich ist, dass sich Wyler von den Merkmalen des Western
wie Gut und Böse etwas entfernt.
Ein Priester eröffnet das Feuer auf die drei Banditen nach dem Bankraub, betet
allerdings für einen von ihm erschossenen Mittäter. Der Sheriff ist weniger an
Recht und Gesetz interessiert, vielmehr übt er sich gegenüber einer Tänzerin in
Voyeurismus. Eine Kirchengemeinde beachtet das Baby und Sangster erst als das
Weihnachtslied beendet ist. William Wyler bringt in seinen Western dramatische
Züge ein. Seine Intention ist es, realistische Sachverhalte zu vermitteln.
In Wylers späteren Werken setzt sich seine Sensibilität für das dramatische Genre
fort. Erfolgsgekrönt ist sein Klassiker „Ben Hur“, der bei den 32. Academy Awards
am 4. April 1960 mit elf Oscars ausgezeichnet wurde3. Wyler, der übrigens in
Deutschland geboren wurde, kam 1924 nach Hollywood. Zuerst arbeitete Wyler
als Hilfskraft für Requisiten bevor er in das Regiehandwerk einstieg. In der
Literatur wird auf seine zahlreichen Kurzwestern hingewiesen. Branchenkollegen
nannten ihn „99-Klappen-Wyler“4.
El Dorado
USA 1966, Farbfilm, 126 Minuten
Regie: Howard Hawks, Drehbuch: Leigh Brackett
Verfilmung des Romans „The Stars in their Courses” von Harry Brown
Kamera: Harold Rosson
Darsteller: John Wayne, Robert Mitchum, James Caan, Michele Carey,
Charlene Holt, Christopher George, Arthur Hunnicutt
Howard Hawks hat mit „El Dorado“ einen unterhaltsamen Western geschaffen.
Zum Handlungsprofil zählen außer Schlägereien und heftigen Schusswechseln
Tugenden wie Freundschaft und das Zusammenstehen unterschiedlicher Männer
und Frauen in gefährlichen Situationen. „El Dorado“ wirkt für mich wie ein Theaterstück aus mehreren Akten mit wechselnder Kulisse, die jedoch für Westernfreunde gut verfolgbar sind.
Zwar gibt es die gängige Einteilung in Gute und Böse, der Mix der Charaktere auf
Seiten der Helden, die El Dorado vor dem zwielichtigen Viehbaron und seinem
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