16.04.2010 SWP, Hilfe für Kinder und Familien

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16.04.2010 SWP, Hilfe für Kinder und Familien
SÜDWEST PRESSE, Ulm/Neu-Ulm
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Autor: VERENA SCHÜHLY | 16.04.2010
Hilfe für Kinder und Familien
Region. Schulsozialarbeit, Wohngruppen für Jugendliche, ambulante Familienhilfe, soziales
Training - das ist nur ein Teil der Angebote des Oberlin-Hauses. Junge Menschen und ihre
Familien erfahren hier seit 50 Jahren Hilfe.
Oberlin-Haus Ulm, evangelische Einrichtung für Jugendhilfe - so lautet der Name, auch wenn es eine
dazugehörige Gebäudehülle längst nicht mehr gibt. "Unsere Einrichtung hat relativ früh auf
Dezentralisierung und ambulante Angebote gesetzt", sagt Pfarrer Otto Frey, Ulmer Diakonie-Pfarrer
und Vorsitzender des Vereins Oberlin-Haus. Am Anfang hatte es schon ein Haus gegeben: Im April
1960 nahm das Kinderheim der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm im Logauweg am
Eselsberg seinen Betrieb auf mit 48 Kindern.
Schon kurz darauf wurde die Platzzahl stetig verringert, um sich den individuellen Problemlagen der
Kinder besser annehmen zu können. 1972 hatte das Heim noch 20 Plätze. 1976 wurde die erste
Außenwohngruppe eröffnet, weitere folgen - als Konsequenz wurde 1984 das Heim im Logauweg
geschlossen. "Jedes Kind, jede Familie ist anders - deshalb müssen wir jeweils maßgeschneiderte
Angebote entwickeln." So erklärt Renate Könn die Philosophie des Oberlin-Hauses, das sie seit 2006
leitet. "In den 50 Jahren hat sich die Einrichtung beständig gewandelt, auf Bedürfnisse reagiert und
neue Angebote geschaffen." Die Sozialarbeiterin und Verwaltungswissenschaftlerin beschreibt das
Oberlin-Haus als "Zeltstadt mit vielen Standorten, die bei Bedarf ab- und woanders wieder
aufgeschlagen werden können".
Gleich geblieben ist jedoch die Zielgruppe: junge Menschen und ihre Familien. Sie erfahren im
Oberlin-Haus Hilfe und Unterstützung in vielfältiger Form: Es gibt drei Wohngruppen für Jugendliche,
Inobhutnahme bei akuten Krisen, Erziehungsstellen, aufsuchende Familientherapie, ambulante Hilfen
für Familien, Begleitung von Pflegefamilien. Laut Statistik werden jährlich rund 130 Familien betreut.
In Ulm ist das Oberlin-Haus Schwerpunktträger der Jugendhilfe in den Sozialräumen
Weststadt/Söflingen und Eselsberg. Auch im Alb-Donau-Kreis ist die Einrichtung tätig: in
Munderkingen, Blaubeuren, Blaustein, Langenau, Dornstadt, Laichingen und Ehingen. An 19 Schulen
hat das Oberlin-Haus die Sozialarbeit übernommen, an acht Standorten gibt es soziale Gruppenarbeit
mit 120 Kindern. 100 Mitarbeiter teilen sich 60 Stellen.
Zu neuen Projekten oder Angeboten gehören unter anderem eine kostenlose Rechtsberatung für
Kinder und Jugendliche, eine Gruppe für Kinder von psychisch kranken Eltern und soziale
Trainingskurse für straffällig gewordene junge Menschen. Pfarrer Otto Frey: "Wir bleiben dran und
suchen, welche Menschen Hilfe nötig haben."
Der stationäre Bereich sind die drei Wohngruppen mit insgesamt 20 Plätzen, eine davon nur für
Mädchen. "Heimunterbringung sei heute die letzte Chance eines langen Wegs anderer
Hilfsversuche", sagt Renate Könn. "Früher kamen Kinder mit zehn Jahren. Inzwischen sind sie eher
14. Nach der Pubertät hat sich Verhalten aber verfestigt und muss mühevoll wieder verlernt werden."
Auch seien die Problemlagen der Jugendlichen komplexer. "Gleichzeitig lastet auf den Einrichtungen
ein hoher Erwartungsdruck, weil sie teuer sind."
Beim Blick in die Zukunft läge Renate Könn ein Ausbau der Schulsozialarbeit am Herzen: "Schule ist
heute der eigentliche Lebensmittelpunkt von Kindern und Jugendlichen. Hier kann man mit
geschultem Blick auf Entwicklungsprozesse vieles im Vorfeld abfedern und Weichen stellen."
Überdies seien dort die Eltern zugänglicher als bei anderen Hilfsangeboten. Erfolg ist für die Oberlin-
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Haus-Leiterin, "wenn wir dauerhafte Veränderungen hinkriegen. Wenn Kinder und Jugendliche
eigenverantwortlich mit ihrem Leben in der Gesellschaft umgehen können, auch wenn das nicht
unseren Vorstellungen entspricht."
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