Umstrukturierungsmaßnahmen der Sparkasse Mittelthüringen

Transcription

Umstrukturierungsmaßnahmen der Sparkasse Mittelthüringen
Drucksachen-Nr.
246 / 2015
Einreicher:
Stadtrat Thomas Brückner
Datum der Sitzung:
09.12.2015
beantwortet durch:
Oberbürgermeister, Herr Stefan Wolf
Umstrukturierungsmaßnahmen der Sparkasse Mittelthüringen
Nachdem die Sparkasse Mittelthüringen Anfang November ihre Umstrukturierungsmaßnahmen öffentlich bekannt gemacht hat, stehen nun für die Städte Weimar und Erfurt sowie die
Landkreise Weimarer Land und Sömmerda mehrere Schließungen von Filialen bzw. der lokale Abbau von Dienstleistungen für ihre Kunden an. Aber gerade eingeschränkt mobile
(zumeist ältere) oder auch behinderte Menschen verlieren so die Möglichkeit zur Erledigung
ihrer Bankgeschäfte.
Aus diesem Grunde frage ich den Oberbürgermeister als stellvertretenden Vorsitzenden des
Verwaltungsrates der Sparkasse Mittelthüringen an:
Frage 1:
Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um der Schließung von Filialen bzw. ihre Umwandlung in SB-Terminals im Stadtgebiet zu begegnen?
Antwort:
Im Rahmen meiner Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der
Sparkasse Mittelthüringen habe ich mich in erheblichem Umfang dafür eingesetzt, dass möglichst viele Filialen in Weimar erhalten bleiben. Dadurch konnte im Stadtgebiet die komplette
Schließung von Filialen verhindert werden.
Gleichwohl möchte ich Folgendes zu bedenken geben: Auch die Sparkasse Mittelthüringen
ist verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass sie stets wirtschaftlich handelt. Ist diese Wirtschaftlichkeit durch sich verändernde Anforderungsprofile seitens der Kunden oder die abnehmende Auslastung der Filialen nicht gegeben, muss der Vorstand handeln. Somit ist zu
erwägen, ob der Bedarf an Finanzdienstleistungen in der Region und das von der Sparkasse
Mittelthüringen bereitgestellte Angebot durch Änderungen in der Filialstruktur einander angeglichen werden können.
Dieser Änderung hat die Sparkasse Rechnung getragen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, indem einige Filialen in SB-Zonen umgewandelt wurden.
Frage 2:
Welchen Standpunkt vertreten Sie zur kompletten Schließung von Filialen im ländlichen
Raum auch in Hinblick auf die zu erwartende Kreisreform?
Antwort:
Nicht nur als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse Mittelthüringen, sondern vor allem als Oberbürgermeister der Stadt Weimar habe ich die Aufgabe, für
das wirtschaftliche Wohlergehen in der Region einzutreten. Dazu gehört sowohl die Erhal-
2
tung der Sparkasse als wesentlicher Wirtschaftsfaktor als auch die flächendeckende Versorgung unserer Bürger mit einer funktionierenden Infrastruktur.
Die Sparkasse Mittelthüringen hat alle Filialen einer detaillierten Analyse unterzogen. Dabei
hat sich gezeigt, dass die Beratungs- und Serviceangebote von den Kunden nicht in allen
Standorten in gleichem Maße abgerufen werden. Die Zahl der Kundenbesuche in einigen
Filialen ist seit längerem deutlich rückläufig. Einige Filialen lassen sich daher nicht mehr auf
einer wirtschaftlichen Basis betreiben.
Um dafür Sorge zu tragen, dass die Sparkasse nicht nur als Arbeitgeber, sondern auch als
Wirtschaftsfaktor für unsere Region langfristig erfolgreich und vor allem wettbewerbsfähig
bleibt, bin ich der Überzeugung, dass eine maßvolle Reduktion der Standorte – wie sie auch
erfolgt ist – für die Stadt Weimar sowie für die Region die richtige Entscheidung ist.
Frage 3:
Sind Sie mit mir der Meinung, dass ein Abbau von Infrastruktur im ländlichen Raum zu einer
weiteren Landflucht und damit zu einer weiteren Bevölkerungskonzentration in den Städten
führt, was, wie auch in Weimar, u. a. zu einer Verteuerung der Mieten führt?
Antwort:
In Anbetracht der übrigen Fragen sehe ich diese Frage hier ebenfalls im Kontext mit der
Schließung von Sparkassen-Filialen. Aus meiner Sicht werden diese Schließungen nicht
dazu führen, dass überdurchschnittlich viele Menschen aus den umliegenden Gemeinden
nach Weimar ziehen. Denn diejenigen Bürger, die – berechtigterweise – nicht mit den
Schließungen einverstanden sind, zählen zumeist zu den älteren, fest verwurzelten Gemeindemitgliedern in den umliegenden Ortschaften mit Wohneigentum und über Jahrzehnte gewachsenen sozialen Bindungen. Die jüngeren Bürger der Gemeinden im Weimarer Umland
nutzen für ihre Bankgeschäfte ohnehin bereits mehrheitlich digitale Kommunikationswege.
Darüber hinaus ist hier eine ausreichende Mobilität gegeben, um die eigene Bargeldversorgung im Nachbarort oder in unserer Stadt Weimar sicherzustellen. Es ist also nicht damit zu
rechnen, dass eine Schließung von Sparkassen-Filialen im Weimarer Land in letzter Konsequenz zu einer Verteuerung der Mieten in Weimar führt.
Frage 4:
Wie werden Sie in Zukunft auf die Sparkasse Mittelthüringen einwirken, damit sie ihrer Aufgabe zur flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung weiterhin gerecht wird?
Antwort:
Eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung durch die Sparkasse Mittelthüringen ist
in unserer Stadt trotz der geplanten Neustrukturierung der Filialen in vollem Umfang gegeben. Moderne Kommunikationswege für eine zeitgemäße Beratung und eine gut ausgebaute
Verkehrsinfrastruktur, um die nach wie vor in ausreichender Zahl vorhandenen SB-Zonen
der Sparkasse Mittelthüringen zu erreichen, geben den Weimarer Bürgern weiterhin die
Möglichkeit, ihren täglichen Finanzgeschäften in optimaler Weise nachzukommen. Die Sparkasse Mittelthüringen verfügt in ihrem gesamten Geschäftsgebiet über 63 Standorte. Alle
anderen Finanzdienstleister (VR-Banken, Postbank usw.) verfügen über 55 Standorte. Dies
zeigt sehr eindrucksvoll die flächendeckende Verankerung der Sparkasse Mittelthüringen.
Als Oberbürgermeister der Stadt Weimar und mit meiner Stimme als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse Mittelthüringen werde ich auch zukünftig dafür
Sorge tragen, dass diese flächendeckende Versorgung für unsere Bürger erhalten bleibt