Nebenwirkungen

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Nebenwirkungen
www.aidsmap.com
Nebenwirkungen
Deutsch
1. deutsche Auflage
2010
Impressum
Erste deutsche Auflage – 2010
(Übersetzung der ersten englischen Auflage,
2009; Text: Michael Carter)
Übersetzung: Holger Sweers, Deutsche AIDSHilfe e. V.
Inhalt and Gestaltung wurden vom NHS PanLondon HIV Prevention Programme und dem
Department of Health (Großbritannien) finanziell
unterstützt, das Projekt der Übersetzungen in
verschiedene Sprachen von Merck, Sharp und
Dohme.
Die in dieser Broschüre enthaltenen
Informationen entsprechen den aktuellen
europäischen Leitlinien für die HIV- und TBCBehandlung. Eine PDF-Version steht unter www.
aidsmap.com zum Download zur Verfügung.
www.aidshilfe.de
Nebenwirkungen
Diese Broschüre bietet Informationen über die möglichen Nebenwirkungen der HIV-Therapie. Alle Medikamente,
auch die zur Behandlung von HIV eingesetzten, können ungewollte und unerwünschte Wirkungen haben
– möglicherweise lesen Sie diese Informationen, weil Sie solche Nebenwirkungen befürchten oder schon
Erfahrungen mit Nebenwirkungen gemacht haben.
Die folgenden Informationen sollen Ihnen dabei helfen, Nebenwirkungen zu verstehen, sie zu vermeiden und mit
ihnen umzugehen.
Zu Nebenwirkungen kommt es nicht zwangsläufig – wenn wir sie hier beschreiben, heißt das nicht, dass sie
tatsächlich bei Ihnen auftreten. Und selbst wenn es zu Nebenwirkungen kommt, sind sie meistens nur schwach
ausgeprägt, zeitlich begrenzt oder behandelbar.
Nachdem Sie diese Broschüre gelesen haben, möchten Sie vielleicht mit Ihrem behandelnden HIV-Arzt/Ihrer
behandelnden HIV-Ärztin oder einem anderen Mitglied Ihres Behandlungsteams über die Nebenwirkungen der
HIV-Therapie sprechen.
Inhalt
Die HIV-Therapie – für ein längeres, gesünderes Leben mit HIV
1
Nebenwirkungen vermeiden
3
Allergische Reaktionen
5
Kurzzeit- und Langzeitnebenwirkungen
7
Bei wem treten Nebenwirkungen auf?
8
Mit Nebenwirkungen umgehen
11
OOEine Haltung zu Nebenwirkungen finden
OOSich über Nebenwirkungen informieren
OOÜber Nebenwirkungen sprechen
OOMit Nebenwirkungen leben
OONebenwirkungen kommen und gehen …
11
12
12
14
16
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
OOVor der Ersttherapie?
OODie Therapie mit einem Protease-Inhibitor beginnen
OOWeitere Optionen für die Ersttherapie
OONicht für die Ersttherapie empfohlene Medikamente
OOTherapieumstellung aufgrund von Nebenwirkungen
OOBehandlungsoptionen für Patient(inn)en, die bereits viele verschiedene
Anti-HIV-Medikamente eingenommen haben
Häufige Nebenwirkungen
17
17
22
24
25
26
27
30
OODurchfall31
OOÜbelkeit32
OOKopfschmerzen34
OOStimmungs- und Schlafstörungen
34
OOHautauschlag35
OOSexuelle Probleme
35
OOMüdigkeit37
Langzeitnebenwirkungen38
OONierenprobleme38
OOLipodystrophie39
OOVeränderungen des Stoffwechsels
41
OOLeberprobleme45
OOPeriphere Neuropathie
46
Seltene Nebenwirkungen
48
OOKnochenprobleme48
OOLaktatazidose49
OOPankreatitis50
Zusammenfassung52
Glossar54
Die HIV-Therapie – für ein längeres, gesünderes Leben mit HIV
Die HIV-Therapie – für
ein längeres, gesünderes
Leben mit HIV
dass Menschen mit HIV eine annähernd normale
Lebenserwartung haben können. Um es auf
den Punkt zu bringen: die HIV-Behandlung
funktioniert!
HIV lässt sich derzeit nicht heilen, aber eine
Behandlung mit Anti-HIV-Medikamenten kann
Ihre Lebenserwartung entscheidend verlängern
und Ihre Lebensqualität massiv verbessern.
Um den größtmöglichen Nutzen aus der HIVBehandlung zu ziehen, ist es wichtig, die Therapie
zum richtigen Zeitpunkt zu beginnen und die
Medikamente dann immer nach Vorschrift
einzunehmen, das heißt, keine (oder fast keine)
Dosis auszulassen und die Medikamente zum
richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Weise
einzunehmen.
Nachdem die antiretrovirale
Kombinationstherapie Mitte der 1990er Jahre
auf breiter Basis eingeführt wurde, ist die Zahl
der HIV-bedingten Erkrankungen und Todesfälle
dramatisch gesunken. Seitdem sind die HIVBehandlung und die medizinische Versorgung
kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert
worden. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen,
Den größtmöglichen Nutzen bietet Ihnen die HIVBehandlung, wenn Sie mit der Therapie beginnen,
bevor Ihr Immunsystem allzu stark durch HIV
geschädigt ist. Die aktuellen Behandlungsleitlinien
1
Die HIV-Therapie – für ein längeres, gesünderes Leben mit HIV
empfehlen, bei einer CD4-Zellzahl von etwa 350
mit der Therapie zu beginnen. Es hat sich gezeigt,
dass ein Therapiestart zu diesem Zeitpunkt das
Risiko HIV-bedingter Erkrankungen und einiger
anderer schwerer Erkrankungen (z. B. Herz-,
Leber- und Nierenerkrankungen) senkt.
beeinträchtigen können. Solche Wirkungen nennt
man Nebenwirkungen.
Wahrscheinlich haben Sie schon von einigen
Nebenwirkungen von HIV-Medikamenten gehört
und sind deshalb vielleicht besorgt oder sogar
ängstlich.
Nachdem Sie mit einer Behandlung begonnen
haben, müssen Sie alle Dosen Ihrer Anti-HIVMedikamente nach Vorschrift einnehmen. Auf
diese Weise minimieren Sie das Risiko, dass die
Medikamente ihre Wirkung verlieren, weil HIV
gegen sie resistent geworden ist.
Es ist wichtig, dass man die möglichen
Nebenwirkungen der HIV-Therapie nicht leugnet,
aber noch wichtiger ist die Tatsache, dass der
Nutzen der HIV-Behandlung das Risiko von
Nebenwirkungen bei Weitem überwiegt.
Wie jedes andere Medikament können auch die
zur Behandlung der HIV-Infektion eingesetzten
Substanzen unerwünschte Wirkungen haben,
die unangenehm sein und Ihre Lebensqualität
Wichtig zu wissen ist auch, dass die heute
eingesetzten Anti-HIV-Medikamente weit
weniger Nebenwirkungen haben als die
Substanzen, die man vor zehn oder sogar noch
2
Nebenwirkungen vermeiden
Nebenwirkungen
vermeiden
vor fünf Jahren verwendet hat. Außerdem ist
die Palette der zur Verfügung stehenden Mittel
heute weit größer, und wenn Nebenwirkungen
bei Ihnen auftreten, kann man sie in der Regel
behandeln. Niemand muss also den Helden
spielen und Nebenwirkungen „tapfer und stumm“
ertragen.
Um die HIV-Vermehrung zu unterdrücken, muss
man verschiedene Anti-HIV-Medikamente
miteinander kombinieren, die das Virus auf
unterschiedliche Weise bekämpfen. Diese
Medikamente unterdrücken die HIV-Vermehrung
sehr wirksam, aber sie können auch unerwünschte
Wirkungen haben, sogenannte Nebenwirkungen.
Diese Broschüre bietet Ihnen Informationen über
Nebenwirkungen und zeigt Ihnen, wie Sie das
Risiko des Auftretens unerwünschter Wirkungen
minimieren können, was Sie bei solchen
Wirkungen tun können und was zu tun ist, wenn
bei Ihnen eine schwere Nebenwirkung auftritt.
Nebenwirkungen sind aber nicht nur ein
Problem bei Anti-HIV-Medikamenten – alle
Medikamente (einschließlich der Mittel aus der
komplementären oder alternativen Medizin,
wozu auch sogenannte natürliche Heilmittel
oder medizinische Kräuter gehören) können
unerwünschte Wirkungen haben.
3
Nebenwirkungen vermeiden
Jedes der heute eingesetzten Anti-HIVMedikamente hat viele Jahre der Entwicklung
und Forschung hinter sich. Dazu gehören auch
klinische Studien mit hunderten, manchmal
tausenden HIV-infizierten Probanden. Diese
Studien dienen dazu, die Wirksamkeit der
Medikamente gegen HIV und ihre sichere
Anwendbarkeit zu bestätigen. Damit
ein Medikament zugelassen wird, muss
nachgewiesen werden, dass sein Nutzen die
möglichen Nebenwirkungen überwiegt.
über die potenziellen unerwünschten Wirkungen
Bescheid wissen.
Manchmal kommt es in klinischen Studien
und in der Erforschung eines Medikaments
auch zu schwereren Nebenwirkungen. Auch
eine besonders schwere und sogar potenziell
lebensbedrohliche unerwünschte Wirkung
in Form einer allergischen Reaktion auf ein
Medikament kann auftreten. Solche schweren
Nebenwirkungen sind aber selten.
Die meisten Nebenwirkungen, die in klinischen
Studien festgestellt werden, sind eher mild (z. B.
Durchfall, Krankheitsgefühl oder Kopfschmerzen)
und treten häufig nur vorübergehend auf.
Doch auch milde Nebenwirkungen können Ihre
Lebensqualität beeinträchtigen – Sie sollten daher
4
Allergische Reaktionen
Allergische Reaktionen
einem Gentest bestimmen lassen, ob dieses
Gen bei Ihnen vorliegt.
Am höchsten ist das Risiko einer
allergischen Reaktion bei den drei Anti-HIVMedikamenten Abacavir (Ziagen, auch in den
Kombinationspräparaten Kivexa und Trizivir),
Nevirapin (Viramune) und Etravirin (Intelence).
Fällt dieser Test positiv aus, sollten Abacavir oder
Kombinationspräparate, die Abacavir enthalten,
nicht bei Ihnen eingesetzt werden. Fällt der Test
negativ aus, können Sie eine Behandlung mit
Abacavir beginnen, sollten aber unverzüglich Ihre
behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden
Arzt informieren, wenn bei Ihnen Symptome wie
Fieber, Hautausschlag, Übelkeit, Erbrechen oder
Bauchschmerzen auftreten, denn eine allergische
Reaktion ist auch bei einem negativen Testergebnis
möglich (wenngleich das Risiko gering ist). Wenn
Sie Abacavir aufgrund einer allergischen Reaktion
absetzen, dürfen Sie danach nie wieder Abacavir
einnehmen – das wäre nicht nur gefährlich,
sondern unter Umständen sogar lebensgefährlich.
Abacavir-Hypersensitivität
Man nimmt an, dass etwa 8 % der
Patient(inn)en, die Ihre Behandlung
mit Abacavir beginnen, eine allergische
Reaktion gegen diese Substanz entwickeln
(man spricht hier auch von einer AbacavirHypersensitivitätsreaktion). Diese Reaktion
steht mit einem Gen namens HLA-B*5701
in Verbindung. Bevor Sie eine Behandlung
mit Abacavir beginnen, sollten Sie daher mit
5
Allergische Reaktionen
Nevirapin-Lebertoxizität
Bei einer sehr kleinen Zahl von Patient(inn)en,
die eine Behandlung mit Nevirapin beginnen,
kommt es zu schweren Leberproblemen. Auch
diese Reaktion scheint mit einem bestimmten
Gen zusammenzuhängen. Um das Risiko
einer allergischen Reaktion auf Nevirapin zu
reduzieren, sollte das Medikament nicht bei
Männern mit einer CD4-Zellzahl über 400 und
nicht bei Frauen mit einer CD4-Zellzahl über
250 eingesetzt werden.
sich nach dem Start einer Behandlung mit einem
neuen Medikament unwohl fühlen.
Etravirin-Hypersensitivität
Bei einer kleinen Zahl von Patient(inn)en, die
mit dem NNRTI Etravirin (Intelence) behandelt
wurden, ist es etwa drei bis sechs Wochen
nach dem Beginn der Behandlung zu starken
Hautausschlägen gekommen. In den schwersten
Fällen kam es zu Reaktionen, bei denen die
Haut Bläschen bildete und sich abschälte.
Diese allergische Reaktion ist selten, aber sehr
gravierend und potenziell lebensbedrohlich.
Auch andere Medikamente (darunter auch AntiHIV-Medikamente) können in seltenen Fällen
zu allergischen Reaktionen führen. Aus diesem
Grund ist es sehr wichtig, dass Sie Ihre Ärztin oder
Ihren Arzt baldmöglichst informieren, wenn bei
Ihnen Hautausschlag oder Fieber auftritt oder Sie
Eine solche schwere Hypersensitivitätsreaktion
wird in der Regel von anderen Symptomen
wie Fieber, extremer Müdigkeit, Bindehautentzündung des Auges, Schwellungen im Gesicht,
6
Kurzzeit- und Langzeitnebenwirkungen
Kurzzeit- und Langzeitnebenwirkungen
Muskel- oder Gelenkschmerzen oder Zeichen
für Leberprobleme begleitet (Gelbfärbung
der Augen, dunkler Urin, Übelkeit, Erbrechen,
Druckempfindlichkeit unterhalb der Rippen).
Wenn derartige Symptome bei Ihnen auftreten,
sollten Sie sich unverzüglich in medizinische
Behandlung begeben.
Einige Nebenwirkungen treten kurz nach
dem Beginn einer Behandlung auf, weil sich
der Körper auf die neue Substanz einstellen
muss. Solche Nebenwirkungen werden meist
nach ein paar Tagen, Wochen oder Monaten
schwächer, sodass man mit ihnen umgehen
kann, oder sie verschwinden vollständig. Man
nennt diese unerwünschten Wirkungen auch
Kurzzeitnebenwirkungen.
Etravin kann in den ersten Wochen
der Behandlung auch zu einem milden
Hautausschlag führen – sollte das bei Ihnen der
Fall sein, wenden Sie sich am besten an Ihren
behandelnden Arzt oder Ihre Ärztin, damit Sie
ärztlich untersucht werden können. Wird eine
Hypersensitivitätsreaktion festgestellt, sollten
Sie die Behandlung mit Etravirin unverzüglich
stoppen und das Medikament nie wieder
einnehmen.
Andere Nebenwirkungen dagegen treten
erst nach einigen Monaten oder Jahren
der Behandlung mit einem Medikament
auf. Diese Nebenwirkungen nennt man
Langzeitnebenwirkungen.
7
Bei wem treten Nebenwirkungen auf?
Bei wem treten
Nebenwirkungen auf?
Manchmal führen Medikamente auch zu
Nebenwirkungen, die man bei ihrer Erforschung
und Entwicklung noch nicht identifiziert hatte
und die erst deutlich zu Tage treten, wenn viele
Patient(inn)en das Medikament über einen
längeren Zeitraum einnehmen. Sie sollten
daher Ihre Ärztin oder Ihren Arzt über alle
ungewöhnlichen Symptome informieren, die
bei Ihnen auftreten, damit man die Ursache
feststellen und die richtigen Maßnahmen
ergreifen kann.
Nebenwirkungen von Anti-HIV-Medikamenten
können bei jedem und jeder auftreten. Ihre
Art und Ihr Ausmaß können dabei von Person
unterschiedlich sein.
Das heißt aber nicht, dass es bei Ihnen auf
jeden Fall zu Nebenwirkungen kommt – viele
Patientinnen und Patienten, die antiretrovirale
Medikamente einnehmen, haben überhaupt
keine Probleme mit Nebenwirkungen.
Bei anderen kommt es zu milden
Nebenwirkungen, mit denen sie aber ohne
größere Probleme oder Unannehmlichkeiten
zurechtkommen.
8
Bei wem treten Nebenwirkungen auf?
Bei einigen Patient(inn)en treten
Nebenwirkungen auf, die sich dann abschwächen
oder völlig verschwinden.
Auch das Geschlecht kann das
Nebenwirkungsrisiko beeinflussen. Wie oben
bereits angemerkt, sollten Frauen bei einer
CD4-Zellzahl über 250 und Männer mit einer
CD4-Zellzahl über 400 keine Therapie mit
Nevirapin beginnen. Möglicherweise sind
auch die Veränderungen beim Körperfett
(Lipodystrophie), die bei einigen Patient(inn)en
unter einer Behandlung mit den früher
eingesetzten Medikamenten auftraten, bei
Frauen ausgeprägter als bei Männern.
Bei einer kleinen Zahl von Patient(inn)en kommt
es aber zu dauerhaften Nebenwirkungen
bestimmter HIV-Medikamente, welche die
Lebensqualität beeinträchtigen und sogar zu
körperlichen oder psychischen Problemen führen.
Das Risiko, dass es bei Ihnen zu Nebenwirkungen
kommt, wird von verschiedenen Faktoren
beeinflusst.
Ein weiterer Faktor, der Ihr Nebenwirkungsrisiko
beeinflussen kann, ist Ihre Lebensweise. So
können einige Anti-HIV-Medikamente die
Blutfettwerte erhöhen, und wenn Sie viele
fettreiche Speisen zu sich nehmen, erhöht dies
die Risiken für Ihre Gesundheit. Auch nimmt man
Ein Faktor ist die genetische Ausstattung. So ist
beispielsweise bekannt, dass bei Nordeuropäern
der Anteil der Menschen mit dem Gen für die
Abacavir-Hypersensitivität größer ist.
9
Bei wem treten Nebenwirkungen auf?
an, dass einige HIV-Medikamente das Risiko von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, was für
Patient(inn)en, bei denen andere Risikofaktoren
für solche Erkrankungen vorliegen, ein ernstes
Problem darstellen kann.
frisches Obst und Gemüse, nicht zu viel Fett), sich
regelmäßig zu bewegen, nicht zu rauchen und
nicht zu viel Alkohol zu trinken.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin oder
einem anderen Mitglied Ihres Behandlungsteams,
wenn Sie Fragen zur richtigen Ernährung
haben, mit dem Rauchen aufhören wollen
oder mit jemandem über Ihren Alkohol- oder
Drogenkonsum reden möchten.
Andere HIV-Medikamente können zu
Leberproblemen führen – ebenso wie
übermäßiger Alkoholkonsum oder der Konsum
von Partydrogen. Auch bei gleichzeitiger
Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Infektion kann das
Risiko erhöht sein, dass bestimmte Anti-HIVMedikamente zu Leberproblemen führen.
Sollten bei Ihnen weitere Risikofaktoren für
Nebenwirkungen vorliegen (z. B. Herz-KreislaufErkrankungen in der Familie oder eine Hepatitis-Boder Hepatitis-C-Infektion), ist es wichtig, dass Ihre
Ärztin oder Ihr Arzt darüber informiert ist, damit sie
oder er gemeinsam mit Ihnen die passenden AntiHIV-Medikamente auswählen kann.
Man kann also etwas dafür tun, das
Nebenwirkungsrisiko zu senken und seiner
Gesundheit etwas Gutes zu tun. Dazu gehört
zum Beispiel, sich ausgewogen zu ernähren (viel
10
Mit Nebenwirkungen umgehen
Mit Nebenwirkungen
umgehen
OOdie antiretrovirale Behandlung Ihrer Gesundheit
und Ihrem Wohlbefinden dient – niemand
sollte also Nebenwirkungen stumm ertragen;
wenn Sie mit unerwünschten Wirkungen nicht
zurechtkommen, kann man fast immer etwas
dagegen unternehmen;
Nebenwirkungen können unangenehm, lästig,
peinlich und manchmal sogar bedrohlich sein.
Da ist es gut zu wissen, dass sie keineswegs in
jedem Fall auftreten. Wichtig zu wissen ist, dass
Sie selbst aktiv werden können, um das Risiko
von Nebenwirkungen zu senken. Und falls doch
Nebenwirkungen bei Ihnen auftreten, kann man
fast immer etwas dagegen tun.
OOdie HIV-Therapie Ihnen die Chance
auf eine annähernd normale
Lebenserwartung bietet – wenn Sie
den Therapiebeginn aus Angst vor
Nebenwirkungen hinauszögern, erhöht
sich Ihr Risiko, schwer krank zu werden,
und wenn Sie erst bei schon stark
geschwächtem Immunsystem mit einer
antiretroviralen Therapie beginnen, kann
auch Ihr Nebenwirkungsrisiko erhöht sein;
Eine Haltung zu Nebenwirkungen finden
Eine realistische Haltung zu Nebenwirkungen ist
ein guter Ausgangspunkt. So sollten Sie wissen,
dass die HIV-Therapie mit Nebenwirkungen
verbunden sein kann, aber Sie sollten sich ebenso
darüber im Klaren sein, dass
11
Mit Nebenwirkungen umgehen
Sich über Nebenwirkungen informieren
Vor dem Beginn einer antiretroviralen Therapie
kann es hilfreich sein, sich über mögliche
Nebenwirkungen der Anti-HIV-Medikamente
zu informieren, um die für Sie bestmögliche
Medikamentenkombination zu finden.
OOdie meisten Nebenwirkungen nur schwach
sind und von allein wieder schwächer werden
oder ganz verschwinden oder aber behandelt
werden können;
Odie
O heute gebräuchlichen Anti-HIV-Medikamente
nicht mehr die schweren Nebenwirkungen
haben, welche von den früher eingesetzten
Medikamenten verursacht wurden;
Diese Broschüre bietet Informationen
zu einigen der gebräuchlichsten
Medikamentenkombinationen, den möglichen
Nebenwirkungen dieser Medikamente und
den Maßnahmen gegen diese unerwünschten
Wirkungen.
OObestimmte Nebenwirkungen sich gut
behandeln lassen.
Die HIV-Behandlung bietet heute zahlreiche
Möglichkeiten. Falls Nebenwirkungen bei Ihnen
auftreten, bestehen daher gute Chancen, zu einer
Kombination zu wechseln, bei der es nicht zu
diesen unerwünschten Wirkungen kommt.
Über Nebenwirkungen sprechen
Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrer Ärztin oder
Ihrem Arzt oder einem anderen Mitglied aus
Ihrem Gesundheitsteam über potenzielle
12
Mit Nebenwirkungen umgehen
Nebenwirkungen und ihre möglichen
Auswirkungen sprechen. In einem solchen
Gespräch sollten Sie Ihr HIV-Behandlungsteam
auch über Details Ihrer medizinischen
Vorgeschichte, der medizinischen Geschichte
Ihrer Familie und Ihren Lebensstil informieren,
sofern diese Ihr Nebenwirkungsrisiko
beeinflussen könnten. Umgekehrt sollten Sie Ihre
Hausärztin oder Ihren Hausarzt über Ihre AntiHIV-Medikamente informieren, damit sie oder
er keine Mittel verschreibt, die zu schädlichen
Wechselwirkungen führen könnten.
OOGesundheitsprobleme wie z. B. Herz-, Leberoder Nierenerkrankungen oder psychische
Probleme wie Depressionen,
OOandere von Ihnen eingenommene
Medikamente (verschreibungspflichtige,
frei verkäufliche oder Mittel aus der
komplementären Medizin) oder Partydrogen.
Falls Sie sich vor einer bestimmten Nebenwirkung
fürchten, sollten Sie mit einem Mitglied Ihres
Behandlungsteams darüber sprechen, um
sich ausführlich informieren zu lassen und Ihre
Befürchtungen besprechen zu können. Ihr Team
wird Ihnen gegebenenfalls auch eine andere
Medikamentenkombination vorschlagen oder
Ihnen zeigen, wie Sie das Nebenwirkungsrisiko
senken oder die Auswirkungen dieser
Ihr Behandlungsteam muss unter anderem
Bescheid wissen über
OObekannte Allergien gegen bestimmte
Medikamente,
13
Mit Nebenwirkungen umgehen
Nebenwirkung begrenzen können.
den Therapiebeginn in eine Phase ohne allzu
viel äußeren Stress legen und sich vielleicht ein,
zwei Wochen freinehmen, um mit möglichen
Nebenwirkungen umgehen zu können.
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt (oder Ihre Apothekerin/
Ihr Apotheker) sollte Sie auf jeden Fall über
mögliche gefährliche Nebenwirkungen Ihrer
Medikamente und die möglichen Symptome
informieren – wenn Sie etwas nicht verstehen,
fragen Sie nach. Lassen Sie sich auch eine
Nummer geben oder eine Adresse nennen, die Sie
anrufen oder an die Sie sich wenden können, falls
Sie eine potenziell gefährliche Nebenwirkung bei
sich beobachten oder zu beobachten glauben.
Mit Nebenwirkungen leben
Durch Ihre Lebensführung können Sie dazu
beitragen, Ihr Nebenwirkungsrisiko zu senken
oder das Ausmaß von Nebenwirkungen zu
begrenzen.
Der Beginn einer HIV-Therapie (oder ein
Therapiewechsel) stellt in aller Regel einen
Einschnitt in Ihrem Leben dar – wichtig ist
daher, dass Sie Ihre Fähigkeit, mit potenziellen
Nebenwirkungen umzugehen, realistisch
einschätzen. Sinnvoll ist in jedem Fall, keine
anderen wichtigen Entscheidungen oder
Eine HIV-Behandlung fängt man in aller Regel
nicht in einer Notsituation an, und es ist höchst
unwahrscheinlich, dass man von einem Augenblick
auf den anderen eine Therapieentscheidung
treffen muss. Wenn irgend möglich, sollte man
14
Mit Nebenwirkungen umgehen
Ereignisse für die Phase des Therapiebeginns
einzuplanen.
OODas Gefühl, mit den Wechselfällen des Lebens
fertig werden zu können, ist genauso wichtig
wie die körperliche Gesundheit.
Im Folgenden einige hilfreiche Tipps für Ihre
Gesundheit:
OOWichtig ist auch regelmäßige Bewegung – Sie
fühlen sich besser und senken Ihr Risiko für
bestimmte schwere Erkrankungen.
OOEssen Sie ausreichend und bewusst – eine
ausgewogene Ernährung ist entscheidend für
Ihre Gesundheit. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann
Sie bei Bedarf an einen Ernährungsspezialisten/
eine Ernährungsspezialistin überweisen, der
oder die Sie in Ernährungsfragen berät.
OORauchen verursacht viele gesundheitliche
Probleme, darunter Lungenkrebs,
Herzkrankheiten und Schlaganfälle. Fangen
Sie erst gar nicht mit dem Rauchen an oder
versuchen Sie, damit aufzuhören, falls Sie
Raucher/-in sind.
OOAusreichender Schlaf ist für die körperliche
und geistige Gesundheit unabdingbar. Gegen
Schlafstörungen kann man etwas tun – Ihre
HIV-Ärztin/Ihr HIV-Arzt (oder Ihre Hausärztin/
Ihr Hausarzt) wird Ihnen weiterhelfen.
OOAchten Sie darauf, wie viel Alkohol Sie
trinken. Wenn Sie regelmäßig mehr Alkohol
als die empfohlenen Mengen konsumieren,
15
Mit Nebenwirkungen umgehen
kann dies zu Gesundheitsproblemen wie
Lebererkrankungen, Herzkrankheiten und
Schlaganfällen führen.
Und selbst wenn Sie es mit schweren
Nebenwirkungen zu tun haben oder sich durch
Nebenwirkungen stark beeinträchtigt fühlen, ist
es unwahrscheinlich, dass dies so bleibt.
OOVorsicht ist auch bei Partydrogen geboten.
Wenn Ihnen Ihr Alkohol- oder Drogenkonsum
Sorgen macht, können Sie darüber mit einem
Mitglied Ihres Gesundheitsteams oder Ihrem
Hausarzt/Ihrer Hausärztin sprechen, um Hilfe
zu bekommen.
Machen Sie sich aber immer wieder bewusst,
dass Sie Nebenwirkungen nicht einfach stumm
ertragen oder allein mit ihnen fertig werden
müssen. Ziel der HIV-Therapie ist, dass es Ihnen
besser geht. Wenn Sie mit einer Nebenwirkung
nicht umgehen können, sollten Sie dies mit Ihrem
HIV-Arzt/Ihrer HIV-Ärztin, einer Schwester/einem
Pfleger oder Ihrem Apotheker/Ihrer Apothekerin
besprechen, damit man Ihnen helfen kann.
Nebenwirkungen kommen und gehen …
Viele Patient(inn)en, die antiretrovirale
Medikamente einnehmen, bekommen
es irgendwann mit irgendeiner Art von
Nebenwirkung zu tun. Die meisten dieser
Nebenwirkungen sind aber leicht, gehen vorüber
oder lassen sich behandeln.
16
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
Therapiekombinationen
und ihre
Nebenwirkungen
noch selten eingesetzt, weil es meist bessere
Möglichkeiten gibt: Medikamente, die sicherer
und oft auch einfacher einzunehmen sind.
Vor der Ersttherapie?
Für HIV-Spezialist(inn)en gibt es Richtlinien zum
Einsatz der Anti-HIV-Medikamente – die darin
empfohlenen Substanzen sind die effektivsten
und sichersten Mittel zur Behandlung der HIVInfektion.
Heutzutage müssen nur wenige Patient(inn)en
ihre Therapiekombination aufgrund von
Nebenwirkungen wechseln; die HIVSpezialist(inn)en gehen daher davon aus,
dass man die gegenwärtig für die Ersttherapie
eingesetzten Therapiekombinationen über
Jahre hinweg beibehalten kann.
Die für die Ersttherapie empfohlenen
Medikamente haben im Allgemeinen kaum
Nebenwirkungen und führen auch nicht zu den
schwereren unerwünschten Wirkungen, die bei
einigen der älteren HIV-Medikamente auftreten.
Diese älteren Substanzen werden heute nur
Nach den europäischen Leitlinien für die HIVTherapie sollte mit der Behandlung begonnen
werden, wenn die CD4-Zellzahl etwa 350 erreicht
(frühere Leitlinien hatten einen Therapiestart
bei etwa 200 CD4-Zellen empfohlen). Einer der
wesentlichen Gründe für diese Vorverlegung des
17
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
Behandlungsbeginns war die Erfahrung, dass die
mittlerweile zur Verfügung stehenden Anti-HIVMedikamente sehr sicher einzusetzen sind und
nur leichte Nebenwirkungen haben.
plus
OOTruvada, ein Kombinationspräparat aus
den Nukleosidalen/Nukleotidalen ReverseTranskriptase-Inhibitoren (NRTIs) FTC
(Emtricitabin) und Tenofovir
Nochmals: Sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren
Arzt an, wenn bei Ihnen Nebenwirkungen
auftreten. Wenn eine Nebenwirkung länger
anhält, müssen Sie sie nicht stumm ertragen –
man kann fast immer etwas dagegen tun.
ODER
OOKivexa, ein Kombinationspräparat aus den
NRTIs 3TC (Lamivudin) und Abacavir.
Für die Ersttherapie empfohlene Kombination
Für die HIV-Ersttherapie wird eine Kombination
aus folgenden Medikamenten empfohlen:
Weitere Informationen über diese Medikamente
finden Sie in der NAM-Broschüre Anti-HIVMedikamente.
OOEfavirenz (Sustiva oder Stocrin), ein Nichtnukleosidaler Reverse-Transkriptase-Inhibitor
(NNRTI)
Die Medikamente sind wirksam und sicher,
können aber dennoch unerwünschte Wirkungen
18
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
haben – die häufigsten stellen wir im Folgenden
kurz dar.
nach oder verschwinden ganz. Bei einigen
wenigen Patient(inn)en kommt es aber zu
länger anhaltenden oder stärkeren Schlaf- und
Stimmungsstörungen, die dazu führen können,
dass Efavirenz abgesetzt werden muss.
Nebenwirkungen von Efavirenz
Efavirenz ist ein sehr sicheres Medikament,
und nur wenige Patient(inn)en müssen es
aufgrund von Nebenwirkungen absetzen. Zu
den möglichen Nebenwirkungen gehören
Konzentrationsstörungen, Schwindelgefühl,
Schlafstörungen wie z. B. Schlaflosigkeit, lebhafte
Träume oder Alpträume. Daneben kann es auch
zu mentalen Nebenwirkungen wie Depression,
Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit
kommen.
Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt
darüber, wenn eine dieser Nebenwirkungen von
Efavirenz bei Ihnen auftritt, und besprechen Sie
mit ihr oder ihm, wie Sie solche Nebenwirkungen
vermeiden oder ihre Auswirkungen begrenzen
können – in der Regel gibt es da verschiedene
Möglichkeiten. Oft hilft es z. B. schon, Efavirenz
nicht zusammen mit fettreicher Nahrung
einzunehmen – durch fettreiche Nahrung erhöht
sich die Wirkstoffmenge im Blut, wodurch sich
die Nebenwirkungen verstärken können. Eine
andere Möglichkeit ist, das Medikament etwa eine
Diese Nebenwirkungen treten häufig in
den ersten Wochen nach dem Beginn einer
Therapie mit Efavirenz auf und lassen dann
19
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
Nebenwirkungen von Truvada
Die in Truvada enthaltenen Substanzen (FTC
und Tenofovir) sind sehr sicher anzuwenden; nur
wenige Patient(inn)en müssen Truvada aufgrund
von Nebenwirkungen absetzen.
Stunde vor dem Schlafengehen einzunehmen –
der höchste Wirkstoffspiegel im Blut wird dann
erreicht, während Sie schlafen.
Wenn bei Ihnen bereits früher psychische
Probleme aufgetreten sind, ist Efavirenz vielleicht
nicht das richtige Medikament für Sie – sprechen
Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über mögliche
Alternativen.
Allerdings können FTC und Tenofovir Durchfall
und Übelkeit verursachen. Einige Patient(inn)en
berichteten auch über Schwindelgefühl
als Nebenwirkung von Tenofovir und
Kopfschmerzen sowie Schlafstörungen als
Nebenwirkung von FTC. Zur Behandlung dieser
Nebenwirkungen kann man Medikamente
gegen Durchfall oder Übelkeit (auch Antiemetika
genannt) sowie Schmerzmittel einsetzen.
Ebenfalls nicht einnehmen sollten Sie Efavirenz,
wenn Sie (als Frau) eine Schwangerschaft
planen – es besteht ein theoretisches Risiko von
Fehlbildungen beim Ungeborenen. Wenn Sie
unter einer Therapie mit Efavirenz schwanger
werden, sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem
Arzt besprechen, was zu tun ist.
Darüber hinaus besteht ein geringes Risiko, dass
es als Langzeitnebenwirkung der Behandlung
20
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
mit Tenofovir zu Knochenproblemen kommt –
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sollte regelmäßig den
Mineralstoffspiegel in Ihrem Blut überprüfen, um
diese unerwünschte Wirkung auszuschließen.
Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über Ihre
Therapieoptionen sprechen.
Nebenwirkungen von Kivexa
Die in Kivexa (3TC und Abacavir) enthaltenen
Substanzen sind im Allgemeinen sicher
anzuwenden. Abacavir kann allerdings eine
potenziell gefährliche allergische Reaktion auslösen.
Wenn Sie eine Behandlung mit Abacavir in Betracht
ziehen, ist es sehr wichtig, zunächst mithilfe eines
Bluttests zu ermitteln, ob bei Ihnen das mit dieser
allergischen Reaktion verbundene Gen HLA-B*5701
vorliegt. Fällt dieser Test positiv aus, sollte Abacavir
bei Ihnen nicht eingesetzt werden. Bei einem
negativen Ergebnis ist es sehr unwahrscheinlich,
dass es bei Ihnen zu einer solchen allergischen
Reaktion kommt. Nichtsdestotrotz sollten Sie Ihre
Ärztin oder Ihren Arzt unverzüglich informieren,
Möglich sind auch Nierenprobleme als
Nebenwirkung von Tenofovir, insbesondere
bei Personen, die weitere Medikamente
einnehmen, welche sich auf die Nieren auswirken,
oder bei denen andere Risikofaktoren für
Nierenerkrankungen wie z. B. hoher Blutdruck
oder Diabetes vorliegen. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt
sollte daher regelmäßig mithilfe von Bluttests den
Zustand Ihrer Nieren kontrollieren.
In seltenen Fällen kann FTC zu Hautverfärbungen
führen, insbesondere bei Nichtweißen; wenn
diese Nebenwirkung bei Ihnen auftritt, sollten
21
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
falls bei Ihnen unter einer Behandlung mit Abacavir
Fieber, Hautausschlag oder Kopfschmerzen
auftreten. Falls Sie Abacavir aufgrund einer
allergischen Reaktion abgesetzt haben, dürfen Sie
das Medikament danach nie wieder einnehmen
– das wäre nicht nur gefährlich, sondern unter
Umständen sogar lebensgefährlich.
Durchfall verursachen. Diese Nebenwirkungen
sind aber in der Regel eher leicht und lassen
nach einigen Behandlungswochen nach oder
verschwinden ganz. Bei Bedarf kann Ihnen Ihre
Ärztin oder Ihr Arzt auch Medikamente gegen
diese Nebenwirkungen verschreiben.
Eine seltenere Nebenwirkung von 3TC ist
Haarausfall – falls diese Nebenwirkung bei Ihnen
auftritt, sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin
über Ihre Therapie-Optionen sprechen.
Einige (aber nicht alle) Studien haben Abacavir
auch mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko
in Verbindung gebracht, insbesondere bei
Menschen mit anderen Risikofaktoren für
Herzerkrankungen. Aus diesem Grund wird
Abacavir nicht für Patient(inn)en mit erhöhtem
Risiko für Herzkrankheiten empfohlen.
Die Therapie mit einem Protease-Inhibitor
beginnen
Anstelle von Efavirenz kann man auch eine
andere Klasse von Anti-HIV-Medikamenten
namens Protease-Inhibitoren zur Basis einer
Therapie machen. Die Wirkung dieser Protease-
Sowohl Abacavir als auch 3TC können
Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und
22
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
Nebenwirkungen geboosteter ProteaseInhibitoren
Protease-Inhibitoren scheinen eher zu
Nebenwirkungen zu führen als Efavirenz.
Die häufigste mit Protease-Inhibitoren (mit
Ausnahme von Atazanavir) verbundene
Nebenwirkung sind Magen-Darm-Probleme, vor
allem Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Wie bei
vielen anderen Nebenwirkungen auch sind diese
unerwünschten Wirkungen in den ersten Wochen
der Behandlung mit einem Protease-Inhibitor
stärker und lassen dann nach oder verschwinden
mit der Zeit. Gegen Durchfall und Übelkeit können
Sie außerdem Medikamente einnehmen.
Inhibitoren wird verstärkt („geboostet“), indem
sie zusammen mit einer geringen Dosis eines
zweiten Protease-Inhibitors namens Ritonavir
eingesetzt werden.
Für eine Ersttherapie werden folgende
geboosteten Protease-Inhibitoren empfohlen:
OOLopinavir/Ritonavir (Kaletra)
OOAtazanavir (Reyataz) plus Ritonavir
OODarunavir (Prezista) plus Ritonavir
OOFosamprenavir (Telzir) plus Ritonavir
Kaletra, Fosamprenavir und Saquinavir können
zu einem Anstieg der Blutfettwerte führen.
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird daher regelmäßig
OOSaquinavir (Invirase) plus Ritonavir.
23
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
Ihr Blut untersuchen, um den Cholesterin- und
Blutzuckerspiegel zu bestimmen. Um den
Blutfettspiegel zu senken, kann man seine
Ernährung umstellen, sich regelmäßig bewegen
und falls nötig Medikamente einnehmen
(Blutfettsenker/Statine).
die Efavirenz wegen seiner Nebenwirkungen
nicht einnehmen wollen.
Für Schwangere oder Frauen, die eine
Schwangerschaft planen, ist das NRTIKombinationspräparat Combivir (AZT und
3TC) plus Nevirapin eine Option, denn AZT hat
sich als sehr wirksam zur Vorbeugung einer
HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind
erwiesen.
Atazanavir kann eine ungefährliche Gelbfärbung
von Haut und Augen verursachen, die wieder
verschwindet, wenn man das Medikament
absetzt.
Nebenwirkungen von Nevirapin
Die häufigste Nebenwirkung von Nevirapin ist
Hautausschlag. Um dieses Risiko zu reduzieren,
nimmt man in den ersten zwei Wochen der
Therapie nur einmal täglich 200 mg Nevirapin ein,
danach zweimal täglich 200 mg. Einige wenige
Patient(inn)en müssen allerdings die Therapie
Weitere Optionen für die Ersttherapie
Eine Alternative für die Ersttherapie ist der NNRTI
Nevirapin (Viramune). Er wird allerdings nur für
bestimmte Personen empfohlen, insbesondere
für Schwangere oder Frauen, die eine
Schwangerschaft planen, und für Patient(inn)en,
24
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
aufgrund eines von Nevirapin verursachten
Hautausschlags umstellen, und in Einzelfällen ist
sogar ein Krankenhausaufenthalt erforderlich.
Sehr selten kommt es zu einer schweren
Hautreaktion namens Stevens-Johnson-Syndrom.
AZT auf Tenofovir kann dazu führen, dass das
Unterhautfettgewebe an Armen und Beinen sehr
langsam zurückkehrt.
Nicht für die Ersttherapie empfohlene
Medikamente
Einige Medikamente werden heutzutage nicht
mehr empfohlen und nur noch in bestimmten
Situationen eingesetzt. So wird der NRTI d4T
(Stavudin, Zerit) nicht für Patient(inn)en
empfohlen, die noch andere Optionen haben,
denn d4T verursacht einen Verlust von
Unterhautfettgewebe im Gesicht, an Armen und
Beinen und am Gesäß. Außerdem kann das
Medikament zu einer schmerzhaften Schädigung
der Nerven in den (vor allem unteren)
Extremitäten führen; diese Nebenwirkung nennt
man periphere Neuropathie.
Nevirapin kann darüber hinaus auch zu
Leberproblemen führen. Aus diesem Grund
sollten Frauen mit einer CD4-Zellzahl über 250
und Männer mit einer CD4-Zellzahl über 400
nicht mit einer Nevirapin-Behandlung beginnen.
Nebenwirkungen von Combivir
Combivir (AZT und 3TC) wird im Allgemeinen
nicht für die Ersttherapie empfohlen, da AZT
zu einem Verlust von Unterhautfettgewebe
im Gesicht, an Armen und Beinen und am
Gesäß führen kann. Eine Umstellung von
25
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
Auch der NRTI ddI (Didanosin, Videx)
wird nicht für die HIV-Ersttherapie
empfohlen, unter anderem wegen seiner
möglichen unerwünschten Wirkungen.
Dazu gehören periphere Neuropathie,
Bauchspeicheldrüsenentzündung und
eine seltene, aber unangenehme und
potenziell gefährliche Nebenwirkung namens
Laktatazidose – weitere Informationen zu
diesen Nebenwirkungen finden Sie weiter
unten in dieser Broschüre.
denn gegen Nebenwirkungen kann man fast
immer etwas tun.
Unter bestimmten Umständen können
Nebenwirkungen allerdings dazu führen, dass
Sie die Therapie umstellen möchten oder sollten.
Das ist vor allem dann eine Option, wenn bei
Ihnen keine oder kaum Resistenzen gegen AntiHIV-Medikamente vorliegen und Ihre Viruslast
unter der Nachweisgrenze liegt. In diesem Fall
sollten Sie das Medikament, das bei Ihnen zu
Nebenwirkungen führt, absetzen und zu einer
anderen Kombination wechseln können.
Therapieumstellung aufgrund von
Nebenwirkungen
Die HIV-Therapie dient Ihrer Gesundheit und
Ihrem Wohlbefinden. Falls bei Ihrer Therapie
Nebenwirkungen auftreten, sollten Sie Ihre HIVÄrztin oder Ihren HIV-Arzt darüber informieren,
Schwieriger kann die Lage bei nachweisbarer
Viruslast und Resistenzen gegen Anti-HIVMedikamente sein. In einem solchen Fall wird
Ihr Arzt/Ihre Ärztin sich die Ergebnisse Ihrer
26
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
Resistenztests ansehen und die zur Verfügung
stehenden Therapieoptionen mit Ihnen
diskutieren. Resistenzen bedeuten aber in jedem
Fall, dass die Zahl der Medikamente, auf die Sie
umstellen können, eingeschränkt ist.
Behandlungsoptionen für Patient(inn)en dar,
welche bereits viele verschiedene Anti-HIVMedikamente eigenommen haben, insbesondere
für solche mit medikamentenresistenten
Virusstämmen.
Bevor man zu einem anderen Medikament
wechselt, sollte man sich zudem über die
möglichen Nebenwirkungen der Substanzen
informieren, die man für eine Umstellung in
Betracht zieht.
Diese Medikamente sind besonders wirksam
gegen HIV, weil sie eine andere Wirkungsweise
haben als die älteren HIV-Medikamente. Dazu
gehören
OOT-20 (Enfuvirtid, Fuzeon)
Behandlungsoptionen für Patient(inn)en,
die bereits viele verschiedene Anti-HIVMedikamente eingenommen haben
In den letzten Jahren ist eine ganze Reihe
von Anti-HIV-Medikamenten auf den
Markt gekommen. Sie stellen wichtige
OOMaraviroc (Celsentri)
OORaltegravir (Isentress) und
OOEtravirin (Intelence).
27
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
Die Mittel sind sicher anzuwenden und
verursachen nur leichte Nebenwirkungen. Nach
den vorliegenden Daten ist es bisher noch nicht
erforderlich gewesen, diese Medikamente
aufgrund von Nebenwirkungen abzusetzen.
zeigen, wie Sie das Medikament spritzen, und
Sie darüber informieren, wie Sie das Risiko von
Einstichstellenreaktionen verringern können.
T-20 hat zudem einige seltenere
Nebenwirkungen, über die Sie Ihr Arzt oder Ihre
Ärztin vor einem Therapiebeginn informieren
sollte.
Nichtsdestotrotz sind auch bei diesen
Medikamenten Nebenwirkungen möglich, die
man kennen sollte:
Nebenwirkungen von Maraviroc
Die Hauptnebenwirkung von Maraviroc ist
Übelkeit, die sich aber häufig mit entsprechenden
Medikamenten bekämpfen lässt.
Nebenwirkungen von T-20
Hierbei handelt es sich um das einzige
Anti-HIV-Medikament, dass per Injektion
(Spritze) verabreicht wird. Die wichtigsten
Nebenwirkungen sind Schmerzen und eine
Verhärtung der Haut an der Einstichstelle
(man nennt dies Einstichstellenreaktion). Falls
man Ihnen T-20 verschreibt, wird man Ihnen
Einige wenige Patient(inn)en haben über
Leberprobleme berichtet. Sollten Sie zusätzlich
mit Hepatitis-B- oder -C-Virus infiziert sein
oder andere Leberprobleme haben, sollte Ihre
28
Therapiekombinationen und ihre Nebenwirkungen
Ärztin/Ihr Arzt Sie engmaschig beobachten
und regelmäßig Bluttests vornehmen, um den
Zustand Ihrer Leber zu überwachen.
Veränderungen zu beobachten, sollten im
Rahmen Ihrer HIV-Therapie regelmäßig Bluttests
durchgeführt werden.
Nebenwirkungen von Raltegravir
Einige Patient(inn)en, die Raltegravir einnehmen,
haben über Schwindelgefühl, Magenschmerzen,
Schwitzen und Gelenkschmerzen berichtet.
Bei einigen wenigen Patient(inn)en ist es drei
bis sechs Wochen nach Beginn einer Therapie
mit Etravirin zu einem schweren Hautausschlag
gekommen, in den meisten Fällen mit
Bläschenbildung und Abschälen der Haut. Diese
allergische Reaktion ist sehr selten, kann aber
lebensbedrohlich sein.
Nebenwirkungen von Etravirin
Mögliche Nebenwirkungen von Etravirin sind
Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Erbrechen
und Durchfall; sollten diese Nebenwirkungen
bei Ihnen zum Problem werden, kann Ihnen
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Medikamente
dagegen verschreiben. Weitere mögliche
unerwünschte Wirkungen sind Bluthochdruck
und Veränderungen im Blutbild. Um solche
Im Falle einer solchen Hypersensitivitätsreaktion
wird der schwere Hautausschlag in aller
Regel von anderen Symptomen wie Fieber,
extremer Müdigkeit, Bindehautentzündung
des Auges, Gesichtsschwellung, Muskel- oder
Gelenkschmerzen oder von Symptomen einer
29
Häufige Nebenwirkungen
Häufige
Nebenwirkungen
Leberentzündung wie Gelbfärbung der Augen,
Dunkelfärbung des Urins, Übelkeit, Erbrechen
oder Druckschmerzempfindlichkeit unterhalb der
Rippen begleitet.
In diesem Abschnitt geht es um die häufigsten
Nebenwirkungen der derzeit gebräuchlichen
Anti-HIV-Medikamente.
In den ersten Wochen der Therapie kann Etravin
auch einen leichten Hautausschlag verursachen
– sollte bei Ihnen ein Hautausschlag auftreten,
empfiehlt es sich, Ihren HIV-Spezialisten
oder Ihre HIV-Spezialistin zu kontaktieren
und sich untersuchen zu lassen. Falls eine
Hypersensitivitätsreaktion festgestellt wird, muss
Etravirin unverzüglich abgesetzt werden.
Ziel ist, dass Sie Nebenwirkungen erkennen
können und darüber informiert sind, was Sie
gegen solche unerwünschten Wirkungen tun
können.
Vorausgeschickt seien drei wichtige „Merksätze“
zum Thema Nebenwirkungen:
OOViele Symptome wie zum Beispiel
Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
oder Hautausschlag können auch andere
30
Häufige Nebenwirkungen
Ursachen haben als Anti-HIV-Medikamente –
sollte ein solches Symptom bei Ihnen auftreten,
muss daran nicht die HIV-Behandlung schuld
sein.
Bei einigen Medikamenten verschwindet
der Durchfall nach den ersten Wochen oder
Monaten der Behandlung, für manche
Patient(inn)en allerdings stellt er eine bleibende
Begleiterscheinung eines bestimmten
Medikaments dar.
OOWenn Sie glauben, dass bei Ihnen eine
Nebenwirkung aufgetreten ist, sprechen Sie
mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber – es
ist wichtig, die Ursache für die von Ihnen
beobachteten Symptome festzustellen.
Eine Ernährungsumstellung wirkt sich kaum auf
Durchfall aus, der durch Protease-Inhibitoren
oder andere Medikamente verursacht wird. Aber
es gibt eine Reihe von Medikamenten, mit denen
man Durchfall unter Kontrolle bringen kann,
allen voran das Mittel Loperamid (Handelsname
Imodium). Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sollte Ihnen
dieses Mittel verschreiben, falls Sie eine Therapie
mit einem Anti-HIV-Medikament beginnen, das
Durchfall verursachen kann.
OOSie müssen Nebenwirkungen nicht „still
ertragen“ – man kann fast immer etwas gegen
sie tun.
Durchfall
Durchfall ist eine mögliche Nebenwirkung der
meisten Anti-HIV-Medikamente.
31
Häufige Nebenwirkungen
Wichtig ist, dass Sie auch bei medikamentenbedingtem Durchfall weiterhin essen und trinken.
Wenn Durchfall ein Problem für Sie darstellt,
sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt
besprechen, welche Möglichkeiten Sie haben.
beginnen, das Übelkeit oder Erbrechen als
mögliche Nebenwirkung hat.
Wie bei vielen anderen möglichen
Nebenwirkungen sind Übelkeit und Erbrechen
in der Regel in den ersten Therapiewochen
am schlimmsten und lassen dann nach oder
verschwinden vollständig.
Denken Sie daran, dass Durchfall auch andere
Ursachen haben kann. Wenn Sie lang anhaltenden
Durchfall haben, informieren Sie Ihre Ärztin
oder Ihren Arzt darüber, damit man die Ursache
feststellen kann.
Übelkeit und Erbrechen können auch andere
Ursachen als die HIV-Therapie haben. Es ist daher
sinnvoll, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt zu informieren,
wenn Übelkeit oder Erbrechen bei Ihnen auftreten,
insbesondere dann, wenn weitere Symptome
hinzukommen, vor allem Fieber.
Übelkeit
Übelkeit oder Erbrechen sind mögliche
Nebenwirkungen der meisten Anti-HIVMedikamente. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sollte
Ihnen ein Mittel gegen Übelkeit geben, falls Sie
mit der Einnahme eines Anti-HIV-Medikamentes
Doch was auch immer die Ursache ist – Sie
müssen sich nicht verpflichtet fühlen, sich mit den
32
Häufige Nebenwirkungen
Symptomen abzufinden. Übelkeit und Erbrechen
können Sie daran hindern, ausreichend Nahrung
und Nährstoffe zu sich zu nehmen und Ihre HIVTherapie nach Vorschrift einzunehmen. Neben
ärztlich verordneten Mitteln gegen Übelkeit
könnten die folgenden Tipps hilfreich sein, über
die Sie mit ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, Ihrem
Apotheker oder Ihrer Apothekerin oder einem
Ernährungsberater /einer Ernährungsberaterin
sprechen können:
OOVermeiden Sie fettige, frittierte oder sehr
scharfe Speisen, ziehen Sie stattdessen leichte,
milde Kost vor.
OOProbieren Sie trockene Nahrung wie Toast,
Cracker oder Müsli sowie milde Früchte und
Gemüse aus.
OOSalziges wie Cracker, Brezeln oder Popcorn
kann Übelkeit reduzieren – nehmen Sie immer
ein Päckchen mit, wenn Sie das Haus verlassen.
OONehmen Sie lieber mehrere kleine Mahlzeiten
über den Tag verteilt ein als zwei oder drei
große Mahlzeiten.
OOLegen Sie sich für mindestens eine Stunde nach
dem Essen nicht hin.
OOEssen Sie nicht zur selben Zeit flüssige und
feste Speisen, sondern lassen Sie dazwischen
mindestens eine Stunde Abstand.
OOEssen Sie kalte Speisen oder Speisen mit
Zimmertemperatur – heißes Essen kann
Übelkeit verschlimmern.
33
Häufige Nebenwirkungen
Stimmungs- und Schlafstörungen
Efavirenz (Sustiva oder Stocrin), FTC (Emtricitabin,
Emtriva) und Tenofovir (Viread), die Substanzen
in dem einmal täglich einzunehmenden
Kombinationspräparat Atripla, können eine Reihe
von Stimmungs- und Schlafstörungen verursachen.
OOKräutertee (z. B. Pfefferminz- oder Kamillentee)
und Ingwer können bei Magenbeschwerden
gute Dienste leisten.
Kopfschmerzen
Kopfschmerzen sind eine mögliche
Nebenwirkung vieler Anti-HIV-Medikamente.
In den meisten Fällen sind sie leicht und lassen
nach ein paar Behandlungswochen nach oder
verschwinden ganz. Helfen können auch
Schmerzmedikamente wie Paracetamol.
Wenn solche Nebenwirkungen auftreten, sind
sie aber in der Regel leicht und lassen dann
nach einigen Wochen Therapie nach oder
verschwinden ganz. Bei einigen Patient(inn)en
sind diese Störungen aber so stark, dass sie
deswegen die Therapie umstellen müssen.
Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, wenn
bei Ihnen solche Nebenwirkungen auftreten.
Wenn Sie – insbesondere schwere oder über
mehrere Tage anhaltende – Kopfschmerzen
haben, sollten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt
darüber informieren.
Einigen Patient(inn)en hilft es, wenn sie
ihre Medikamente vor dem Schlafengehen
34
Häufige Nebenwirkungen
Sexuelle Probleme
Sexuelle Probleme (manchmal auch sexuelle
Dysfunktion genannt) sind bei Menschen mit HIV
nicht selten. Sie gelten oft als Nebenwirkung der
HIV-Behandlung, doch können sie verschiedene
Ursachen haben. Ob die HIV-Behandlung der
Grund ist, lässt sich oft nur schwer sagen.
einnehmen. Auch der kurzzeitige Einsatz
von Schlaftabletten kann Ihnen helfen,
wieder zu Ihrem gewohnten Schlafverhalten
zurückzufinden.
Hautauschlag
Hautausschlag kann eine Nebenwirkung
mehrerer Anti-HIV-Medikamente sein.
Zu den sexuellen Problemen können sexuelles
Desinteresse oder sexuelle Funktionsstörungen
gehören (zum Beispiel Orgasmusschwierigkeiten
oder Erektionsstörungen).
Solche Ausschläge lassen oft nach einigen
Behandlungswochen nach oder verschwinden
wieder. Wenn bei Ihnen Hautausschlag auftritt,
sollten Sie aber Ihre Ärztin oder Ihren Arzt
informieren, denn er kann auch Anzeichen für
Infektionen oder ernste Nebenwirkungen sein
(insbesondere, wenn Sie Abacavir, Etravirin oder
Nevirapin einnehmen).
Neben Nebenwirkungen (nicht nur der
HIV-Therapie, sondern auch von anderen,
häufig eingesetzten Medikamenten wie z. B.
Antidepressiva) können auch Sorgen und Stress,
psychische Probleme wie Depressionen, Drogen-
35
Häufige Nebenwirkungen
und Alkoholkonsum, Krankheit und Alter einer
sexuellen Störung zugrunde liegen.
Sollte es bei Ihnen zu sexuellen Problemen
kommen, können Sie eine Menge dagegen
tun – sprechen Sie mit einem Mitglied Ihres
Gesundheitsteams darüber.
Über sexuelle Probleme HIV-positiver Männer
weiß man mehr als über die HIV-positiver
Frauen. Protease-Inhibitoren sind die
Medikamentenklasse, die am häufigsten mit
Sexualstörungen bei Männern in Verbindung
gebracht wird – in der Regel Probleme, eine
Erektion zu bekommen oder zu halten.
Wichtig ist, zu überlegen, ob psychologische
Faktoren zu Ihren sexuellen Problemen beitragen
könnten.
Auch medizinische Ursachen sind möglich
– Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann z. B. Ihren
Testosteronspiegel bestimmen oder den Zustand
Ihres Herz-Kreislauf-Systems sowie der Arterien
untersuchen.
Das Ausmaß, in dem Protease-Inhibitoren
Erektionsstörungen verursachen können, ist
allerdings nicht bekannt – es ist keineswegs
gesagt, dass es nach dem Beginn einer
Behandlung mit einem Protease-Inhibitor zu
solchen Störungen kommt.
Zur Behandlung von Erektionsstörungen stehen
verschiedene Medikamente zur Verfügung
(Handelsnamen: Cialis, Levitra und Viagra);
36
Häufige Nebenwirkungen
sie wirken, indem die Blutzufuhr in den Penis
verstärkt wird.
Außerdem gut zu wissen: Sie sollten niemals
Poppers und Potenzmittel zusammen
einnehmen, da dies zu einem potenziell
gefährlichen Blutdruckabfall führen kann.
Alle drei dieser Medikamente können zu Wechselwirkungen mit Anti-HIV-Medikamenten
(insbesondere Protease-Inhibitoren und NNRTIs)
führen. Wenn Sie Anti-HIV-Medikamente
nehmen, wird die Ihnen verschriebene
Dosis des Potenzmittels auf die Hälfte der
Standarddosierung gesenkt.
Müdigkeit
Müdigkeit ist eine mögliche Nebenwirkung der
meisten Anti-HIV-Medikamente.
Wie die meisten anderen Nebenwirkungen tritt
auch Müdigkeit am ehesten in den ersten Wochen
nach Beginn der Medikamenteneinnahme auf;
danach lässt diese Nebenwirkung meist nach oder
verschwindet vollständig.
Informieren Sie Ihren HIV-Arzt/Ihre HIV-Ärztin
oder Ihren Apotheker/Ihre Apothekerin über alle
Medikamente, die Sie sonst noch einnehmen,
da sie zu Wechselwirkungen mit Mitteln gegen
erektile Dysfunktion führen können.
Wenn Sie Probleme mit Müdigkeit haben,
sollten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darüber
informieren. Falls die HIV-Behandlung die Ursache
37
Langzeitnebenwirkungen
Langzeitnebenwirkungen
ist, bestehen gute Chancen, etwas gegen die
Abgeschlagenheit zu unternehmen. Müdigkeit
kann aber auch andere Ursachen haben –
sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darauf an,
damit die Ursache festgestellt werden kann.
Nierenprobleme
Tenofovir (Viread, auch enthalten in den
Kombinationspräparaten Truvada und Atripla)
wird über die Nieren ausgeschieden, und es gibt
Hinweise darauf, dass Menschen mit anderen
Risikofaktoren für Nierenerkrankungen (z. B.
hoher Blutdruck oder Diabetes) bei Einnahme
dieses Präparats ein höheres Risiko für die
Entwicklung von Nierenproblemen haben.
Hilfreich gegen Müdigkeit sind ausreichend Schlaf,
eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige
körperliche Betätigung.
Der heute nur noch selten eingesetzte ProteaseInhibitor Indinavir (Crixivan) kann Nierensteine
verursachen, die eine ambulante Behandlung
oder einen kurzen Krankenhausaufenthalt
erforderlich machen können.
38
Langzeitnebenwirkungen
Ihre HIV-Behandlung sollte regelmäßige
Untersuchungen Ihrer Nieren umfassen.
Veränderungen des Körperfetts unter einer
Anti-HIV-Therapie können sich als Fettschwund,
Fettansammlung oder als Mischung aus beidem
zeigen. Mögliche Auswirkungen sind ein
vergrößerter Bauchumfang (ohne Bildung von
„Speckrollen“), vergrößerte Brüste, Fettverlust
am Nacken/oberen Rücken, Fettzunahme
am Nacken und an den Kiefern, Fettverlust im
Gesicht (insbesondere an den Wangen) und
am Gesäß sowie (aufgrund des Fettschwunds)
hervorstehende Arm- und Beinvenen. Bei
einigen Patient(inn)en kommt es zu kleinen
Fettgeschwülsten, sogenannten Lipomen, oft in
den Extremitäten oder am Stamm.
Sollten bei Ihnen Nierenprobleme auftreten, kann
es erforderlich sein, die HIV-Therapie zu wechseln
oder spezielle Medikamente für Ihre Nieren
einzunehmen.
Lipodystrophie
Lipodystrophie bezeichnet Fettverteilungsstörungen, die sich als körperliche Veränderungen
zeigen. Während man zunächst ProteaseInhibitoren für die Ursache hielt, sieht es
heute danach aus, dass einige NRTIs die
Hauptverursacher sind. Der Einsatz jener
Medikamente, die am stärksten mit Lipodystrophie
in Verbindung gebracht werden – AZT und d4T –,
wird daher soweit möglich vermieden.
Bei Bauchfettzunahme im Rahmen einer
Lipodystrophie handelt es sich um hartes Fett,
das sich um innere Organe herum anlagert; der
39
Langzeitnebenwirkungen
Bauch fühlt sich dann angespannt und aufgebläht
an. Dies unterscheidet sich von dem weichen,
beweglichen Fett bei Gewichtszunahme durch zu
viel Essen oder zu wenig Bewegung.
Ihres Gesundheitsteams, ob diese Behandlung für
Sie in Frage kommt.
Fettansammlungen am Nacken sowie Lipome
kann man operativ entfernen.
Wie bereits erwähnt, versucht man die
Substanzen, die am stärksten mit Lipodystrophie
in Verbindung stehen, heute möglichst zu
vermeiden. Bei Patient(inn)en, die entweder AZT
oder d4T eingenommen hatten und zu Tenofovir
(Viread) gewechselt haben, ist das Fett sehr
langsam in die Extremitäten zurückgekehrt.
Weitere Optionen bestehen in der Behandlung
mit menschlichem Wachstumshormon oder
anabolen Steroiden – sprechen Sie mit Ihrem
Behandlungsteam.
Einen gewissen positiven Effekt gegen
Fettzunahme haben auch regelmäßiges HerzKreislauf-Training sowie Krafttraining.
Fettverlust im Gesicht kann man auf mehreren
Wegen ausgleichen. Die gebräuchlichste Technik
besteht im Einspritzen eines Produkts namens
New Fill in die betroffenen Gebiete. Fragen Sie
Ihre Ärztin/Ihren Arzt oder ein anderes Mitglied
Veränderungen des Körperfetts werden
manchmal als stigmatisierend empfunden,
als äußerlich sichtbares Zeichen, dass man
40
Langzeitnebenwirkungen
eine HIV-Therapie macht. Solche körperlichen
Veränderungen können zudem das Selbstbild
verändern. Wenn das bei Ihnen der Fall sein sollte,
kann es hilfreich sein, solche Ängste und Gefühle
anzuerkennen und mit jemandem darüber
zu reden. Sprechen Sie Ihr Behandlungsteam
darauf an, ob eine Gesprächstherapie oder eine
Behandlung gegen Depressionen möglich ist, falls
Sie sich davon Hilfe versprechen.
sowie der Blutzuckerwerte.
Cholesterin
Es gibt zwei Arten von Cholesterin, das HDLCholesterin, häufig auch „gutes“ Cholesterin
genannt, und LDL- oder „schlechtes“ Cholesterin.
Bei Menschen mit HIV und anderen chronischen
Erkrankungen sind die HDL-Cholesterinwerte
oft abgesenkt. Hohe LDL-Cholesterinwerte, zu
denen es häufig im Rahmen einer Behandlung mit
Anti-HIV-Medikamenten kommt, sind ein Zeichen
für ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten.
Veränderungen des Stoffwechsels
Anti-HIV-Medikamente können auch den
Stoffwechsel verändern, also die Art und Weise,
wie der Körper Stoffe aufnimmt, transportiert,
umwandelt und ausscheidet.
Das erhöhte Risiko für Herzkrankheiten bei hohen
LDL-Cholesterinwerten wird durch folgende
Faktoren noch weiter verstärkt:
Zu nennen sind hier insbesondere Veränderungen
der Blutfettwerte (Cholesterin und Triglyceride)
41
Langzeitnebenwirkungen
OORauchen
OOGebrauch stimulierender Drogen wie Kokain
oder Amphetamine.
OOhoher Blutdruck
Besonders wichtig ist die Kontrolle Ihrer LDLCholesterinwerte bei Einnahme von ProteaseInhibitoren.
OOHerzkrankheiten in der Familiengeschichte
OOuntrainierter Zustand
Triglyceride
Triglyceride sind Glycerinmoleküle mit drei
Fettsäuren, die aus Fett, Zucker und Stärke
in unserer Nahrung gebildet werden. Diese
Triglyceride werden mit dem Blut durch den
Körper transportiert und im Gewebe oder in der
Leber gespeichert. Einige Anti-HIV-Medikamente
können die Triglyceridwerte erhöhen.
OOAlter über 45 (Männer) oder 55 (Frauen)
OOInsulinresistenz oder Diabetes
OOhohe Blutzuckerwerte
OOÜbergewicht, insbesondere mit
Fettansammlung um die Körpermitte
Glukose/Blutzucker
Bei Glukose handelt es sich um einen
42
Langzeitnebenwirkungen
sogenannten Einfachzucker, der sich auch im Blut
findet. Bei hohen Glukosespiegeln kann das Risiko
von Herzerkrankungen erhöht sein. Einige AntiHIV-Medikamente können den Blutzuckerspiegel
erhöhen.
OOMüdigkeit
Insulin
Insulin wird vom Körper produziert, um den
Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten.
Einige Patient(inn)en, die Anti-HIV-Medikamente
nehmen, müssen mehr Insulin produzieren, um den
Glukosespiegel zu kontrollieren; man nennt dies
Insulinresistenz. Im Rahmen der HIV-Therapie kann es
erforderlich sein, die Insulinspiegel zu kontrollieren.
OOhäufigem Harndrang
OOSchwindelgefühl (aufgrund hohen Blutdrucks)
OOKonzentrationsstörungen
OODurst.
Manchmal aber bemerken die Patient(inn)en
überhaupt nichts, selbst wenn sie schon seit längerer
Zeit abnormale Bluttfett- und Blutzuckerwerte
haben und dadurch ihr Risiko für Herzerkrankungen
erhöht ist.
Symptome von Stoffwechselveränderungen
Abnormale Blutfett- und Blutzuckerwerte äußern
sich manchmal in Symptomen wie
Herzerkrankungen und Anti-HIV-Medikamente
Nach Beginn einer HIV-Behandlung können
43
Langzeitnebenwirkungen
Ihre Blutfettwerte ansteigen, vor allem
bei bestimmten Protease-Inhibitoren.
Manchmal ist dieser Anstieg so stark, dass eine
Ernährungsumstellung, zusätzliche Bewegung
oder eine medikamentöse Behandlung
erforderlich werden, um die Werte unter Kontrolle
zu halten.
Wenn bei Ihnen Risikofaktoren für eine
Herzerkrankung vorliegen, kann man aber die
HIV-Therapie so zusammenstellen, dass sie dieses
Risiko nicht weiter erhöht. Und ein Risiko für eine
Herzerkrankung bedeutet nicht automatisch,
dass sich eine solche Krankheit auch entwickelt –
um das zu verhindern, kann man eine Menge tun.
Große Studien mit Patient(inn)en, die
Protease-Inhibitoren einnehmen, belegen
einen leichten, aber signifikanten Anstieg
des Risikos für Herzerkrankungen. Einige
(aber nicht alle) Studien legen darüber hinaus
nahe, dass auch Abacavir (Ziagen, auch in den
Kombinationspräparaten Kivexa und Trizivir
enthalten) das Risiko für Herzerkrankungen
erhöhen könnte, insbesondere, falls weitere
Risikofaktoren für Herzkrankheiten vorliegen.
Am wichtigsten ist, die Cholesterin-, Triglyceridund Blutzuckerwerte regelmäßig bestimmen
zu lassen, damit Ihre Ärztin oder Ihr Arzt
Warnzeichen rechtzeitig entdecken kann.
Dem Herzen Gutes tun
Sie können eine Menge tun, um Ihre Blutfettwerte
im grünen Bereich zu halten. Dazu gehört zum
Beispiel eine ausgewogene Ernährung mit viel
frischem Obst und Gemüse und nicht zu viel
44
Langzeitnebenwirkungen
Fett, regelmäßige körperliche Betätigung und
gegebenenfalls der Verzicht aufs Rauchen.
Erforscht wird zudem, wie effektiv bestimmte
Substanzen zur Kontrolle des Blutzucker- und
Insulinspiegels bei HIV-positiven Patient(inn)en sind.
Blutfettsenker
Unter bestimmten Umständen wird Ihnen Ihre
Ärztin oder Ihr Arzt sogenannte Blutfettsenker
verschreiben. Diese Medikamente werden
eingesetzt, um Herzerkrankungen oder
Arterienverhärtungen zu behandeln; dazu
gehören Statine (um die Cholesterinwerte zu
senken) und Fibrate (um die Triglycerid- und
auch die Cholesterinwerte zu senken). Einige
Statine können zu Wechselwirkungen mit
Protease-Inhibitoren führen, und sowohl Statine
als auch Fibrate können selbst Nebenwirkungen
verursachen – Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird diese
gegebenenfalls überwachen.
Leberprobleme
Die meisten HIV-Medikamente werden über
die Leber verstoffwechselt, und bei einigen
Patient(inn)en kommt es im Rahmen der
HIV-Therapie zu Leberproblemen. In vielen
Fällen liegen bei diesen Patient(inn)en weitere
Risikofaktoren vor, zum Beispiel eine Infektion
mit Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Virus,
eine Behandlung mit anderen, potenziell
leberschädigenden Medikamenten oder
Drogen- und Alkoholkonsum.
Im Rahmen ihrer HIV-Therapie werden
regelmäßig Blutuntersuchungen durchgeführt,
45
Langzeitnebenwirkungen
um den Gesundheitszustand Ihrer Leber zu
überprüfen. Sollten bei Ihnen Leberprobleme
auftreten, bestehen die Optionen unter anderem
darin, die Therapie zu wechseln oder die
Leberprobleme medizinisch zu behandeln.
Periphere Neuropathie
Eine Schädigung der Nerven (Neuropathie) kann
eine sehr schmerzhafte Nebenwirkung mancher
Anti-HIV-Medikamente sein und auch durch HIV
selbst verursacht werden.
Auch eine Ernährungsumstellung kann
helfen – essen Sie viel frisches Obst und
Gemüse und vermeiden Sie fettreiche
Nahrung. Auch übermäßiger Alkoholgenuss
und einige Partydrogen können die Leber
schädigen oder bestehende Leberprobleme
verschlimmern. Wenn Sie sich über Ihren
Alkohol- oder Drogenkonsum Sorgen machen,
kann Ihr Behandlungsteam Ihnen mit Rat und
Unterstützung weiterhelfen.
Eine durch Anti-HIV-Medikamente verursachte
Neuropathie tritt vor allem in den Armen und
Beinen auf (bei Männern sehr selten auch in den
Genitalien), also an der „Peripherie“; man nennt
diese Nebenwirkung daher auch periphere
Neuropathie.
Eine periphere Neuropathie betrifft
normalerweise die Nerven in den unteren
Beinen und Füßen, seltener auch in den Händen.
Die Symptome können von leichtem Kribbeln
über Taubheitsgefühle bis zu unerträglichen
46
Langzeitnebenwirkungen
Schmerzen reichen, bei denen man nicht einmal
Socken an den Füßen aushält. Normalerweise sind
die rechte und linke Körperhälfte gleichermaßen
betroffen.
Ursache können aber auch andere Medikamente
sein, die bei Patient(inn)en mit HIV eingesetzt
werden, zum Beispiel einige Antibiotika, Mittel
zur Tbc-Behandlung oder Substanzen zur
Behandlung von Kaposi-Sarkomen (häufig mit KS
abgekürzt).
Zu den weiteren möglichen Symptomen einer
Neuropathie gehören Schwindelgefühl, Durchfall
und bei Männern sexuelle Funktionsstörungen
(Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen
oder zu halten).
Falls bei Ihnen eine durch Medikamente
verursachte Neuropathie auftritt, ist es wichtig,
unverzüglich Ihre Therapie umzustellen (natürlich
in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt oder
der behandelnden Ärztin). Nach dem Absetzen
des Medikaments kann sich die Neuropathie zwar
über einige Wochen noch verschlimmern, danach
aber verschwindet sie in aller Regel mit der Zeit.
Verursacht werden periphere Neuropathien
vor allem durch die beiden Medikamente d4T
und ddI. Diese Substanzen werden heute aber
nur noch dann eingesetzt, wenn keine anderen
Therapieoptionen mehr zur Verfügung stehen.
Auch 3TC könnte mit dem Risiko für eine
periphere Neuropathie in Verbindung stehen.
In der Zwischenzeit kann Ihnen Ihre Ärztin
oder Ihr Arzt Medikamente verschreiben, um
47
Seltene Nebenwirkungen
Seltene
Nebenwirkungen
die Schmerzen zu vermindern. Studien haben
gezeigt, dass die Substanz L-Acetyl-Carnitin
(auch: Acetyl-L-Carnitin) die Symptome einer
Neuropathie verringern kann.
Knochenprobleme
Einige wenige Patient(inn)en haben
unter einer Therapie mit dem Anti-HIVMedikament Tenofovir (Viread, auch in den
Kombinationspräparaten Truvada und Atripla
enthalten) und möglicherweise auch aufgrund
der Einnahme von Protease-Inhibitoren
Knochenprobleme bekommen.
Es gibt verschiedene Ursachen für
Nervenschädigungen bei Menschen mit HIV,
zum Beispiel HIV selbst, weitere Infektionen oder
Probleme mit der Ernährung. Falls Sie bei sich
Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in
Ihren Beinen und Füßen feststellen, ist es daher
sehr wichtig, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darüber
zu informieren, damit er oder sie die Ursache
ermitteln kann.
Fast immer allerdings lagen bei ihnen auch
andere Risikofaktoren für solche Störungen
vor. Ihr Arzt oder ihre Ärztin wird Bluttests
durchführen, um den Zustand Ihrer Knochen
zu kontrollieren – diese Tests sind besonders
wichtig, wenn bei Ihnen weitere Risikofaktoren
48
Seltene Nebenwirkungen
für Knochenprobleme vorliegen, z. B.
Knochenstörungen in der Familiengeschichte,
Ernährung, Alter, Rauchen und zu wenig
Bewegung.
im Blut. Laktat ist ein Nebenprodukt des
Glukoseabbaus im Körper.
Zu den ersten Anzeichen und Symptomen
einer Laktatazidose gehören allgemeine
Krankheitszeichen des Verdauungstrakts
wie Übelkeit, Erbrechen, Aufgeblähtsein,
Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit,
allgemeines Unwohlsein und Atembeschwerden.
Diese Symptome können natürlich auch viele
andere Ursachen haben, aber es ist auf jeden
Fall sinnvoll, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt so
bald wie möglich zu informieren, wenn solche
Krankheitszeichen bei Ihnen auftreten. Bei einer
Laktatazidose kann die Leber anschwellen,
während die Leberwerte, die man mit einem
Leberfunktionstest ermittelt, abnormal hoch sind.
Weitere Hinweise auf eine Laktatazidose, die man
Laktatazidose
Eine Laktatazidose ist eine schwerwiegende,
unter Umständen lebensbedrohliche
Nebenwirkung mancher Medikamente aus der
Klasse der NRTIs. Insbesondere d4T und ddI
werden damit in Verbindung gebracht; auf den
Einsatz dieser Substanzen wird daher, soweit
möglich, verzichtet. Eine Laktatazidose kann aber
auch eine sehr seltene Nebenwirkung von 3TC,
Abacavir und FTC sein.
Der Begriff Laktatazidose steht für eine hohe
Konzentration einer Substanz namens Laktat
49
Seltene Nebenwirkungen
mithilfe von Labortests gewinnt, sind niedrige
Bikarbonatwerte, erhöhte Laktatwerte und eine
Verschlechterung der Nierenfunktion.
wird der NRTI ddI, der aber heutzutage möglichst
nicht mehr eingesetzt wird.
Falls es zu einer Laktatazidose kommt, ist es
häufig am besten, die HIV-Therapie umzustellen.
Patient(inn)en mit weiteren Risikofaktoren
für eine Pankreatitis – insbesondere starker
Alkoholkonsum und eine sehr niedrige CD4Zellzahl – haben ein erhöhtes Pankreatitisrisiko,
wenn sie ddI einnehmen. Auch bei gleichzeitiger
Einnahme von ddI und von Medikamenten zur
Behandlung einer Hepatitis C scheint ein höheres
Risiko für diese Nebenwirkung zu bestehen.
Pankreatitis
Pankreatitis ist der Fachausdruck für eine
Bauchspeicheldrüsenentzündung, zu der es sehr
selten auch beim Einsatz von Medikamenten aus
der Klasse der NRTIs kommt. Am stärksten mit
dieser Nebenwirkung in Verbindung gebracht
Zu den Symptomen gehören Übelkeit,
Erbrechen und Schmerzen, die besonders am
Brustbein sehr stark sein können. Der Magen
kann sehr schmerzempfindlich sein. Wenn
die Bauchspeicheldrüse nicht mehr richtig
arbeitet, kann die Nahrung nicht mehr richtig
Im Rahmen Ihrer HIV-Behandlung werden
auch Bluttests durchgeführt, um zu erkennen,
ob ein Risiko besteht, dass diese sehr seltene
Nebenwirkung bei Ihnen auftritt.
50
Seltene Nebenwirkungen
verdaut werden, was zu Gewichtsverlust und
Durchfall führen kann, wobei der Stuhl aufgrund
unverdauten Fetts hell ist und unangenehm
riecht.
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird regelmäßig Bluttests
durchführen, um zu kontrollieren, ob bei Ihnen ein
Risiko für eine Pankreatitis besteht.
51
Zusammenfassung
Zusammenfassung
OODie HIV-Therapie ist sehr wirksam und bietet
Ihnen die Chance auf ein langes, gesundes
Leben mit HIV. Nichtsdestotrotz können
Anti-HIV-Medikamente auch Nebenwirkungen
haben.
OOEinige Anti-HIV-Medikamente können zu einer
schweren allergischen Reaktion führen. Falls
Sie solche Medikamente nehmen, wird man
Sie über die Symptome informieren, auf die Sie
achten müssen, und Ihnen sagen, was Sie im
Falle solcher Krankheitszeichen tun müssen.
OOZiel der HIV-Therapie ist Ihre Gesundheit und
Ihr Wohlbefinden. Das heißt, dass Sie sich nicht
mit Nebenwirkungen abfinden müssen.
OODie meisten Nebenwirkungen treten in den
ersten Wochen nach Beginn der Einnahme
eines neuen Medikaments auf und lassen dann
nach oder verschwinden mit der Zeit.
OONebenwirkungen treten längst nicht bei jedem
Patienten oder jeder Patientin auf, und wenn
es zu Nebenwirkungen kommt, kann man
meistens etwas dagegen unternehmen.
OOFalls bei Ihnen eine Nebenwirkung auftritt,
sollten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darüber
informieren.
52
Zusammenfassung
OODie heutzutage am häufigsten eingesetzten
Anti-HIV-Medikamente verursachen im
Allgemeinen nur leichte Nebenwirkungen.
Symptome auftreten, sollten Sie Ihre Ärztin
oder Ihren Arzt darüber informieren.
OODie häufigsten Nebenwirkungen sind Durchfall,
Übelkeit oder Erbrechen, Kopfschmerzen,
Hautausschlag und Müdigkeit. In der Regel
kann man diese Nebenwirkungen mit
Medikamenten in den Griff bekommen.
OOEinige Nebenwirkungen treten erst auf,
nachdem Sie ein Medikament schon mehrere
Monate oder sogar Jahre eingenommen
haben. Im Rahmen Ihrer Behandlung wird man
Sie aber regelmäßig darauf untersuchen, und
falls bei Ihnen irgendwelche ungewöhnlichen
53
Glossar
Glossar
Allergische Reaktion: Reaktion des
Immunsystems auf eine Substanz (z. B. ein
Medikament), die bei den meisten Menschen
keine Symptome verursachen würde
Hypersensitivität: ein anderes Wort für Allergie
CD4: ein Molekül an der Oberfläche mancher
Zellen, an das HIV „andocken“ kann. Die CD4Zellzahl ist ein Hinweis auf den Zustand des
Immunsystems.
klinische Studie: eine wissenschaftliche
Untersuchung an Menschen, in der Regel, um
die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuen
Medikaments oder einer neuen Behandlung zu
überprüfen
Integrase-Inhibitoren: Klasse antiretroviraler
Medikamente, zu der Raltegravir gehört
Entry-Inhibitoren: Klasse antiretroviraler
Medikamente, zu der Maraviroc gehört
Nebenwirkung: unerwünschte Wirkung einer
Behandlung
Fusions-Inhibitoren: Klasse antiretroviraler
Medikamente, zu der T-20 gehört
54
Glossar
NNRTIs: Nicht-nukleosidale ReverseTranskriptase-Inhibitoren; Klasse antiretroviraler
Medikamente, zu der Efavirenz, Etravirin und
Nevirapin gehören
Resistenz: Ein medikamentenresistenter HIVStamm ist aufgrund von Veränderungen seiner
Struktur weniger empfindlich gegen eines oder
mehrere Anti-HIV-Medikamente.
NRTI: Nukleosidale Reverse-TranskriptaseInhibitoren; Klasse antiretroviraler Medikamente,
zu der 3TC, Abacavir, AZT, d4T, ddI und FTC
gehören
Protease-Inhibitoren: Klasse antiretroviraler
Medikamente, zu der Atazanavir, Darunavir,
Fosamprenavir, Indinavir, Lopinavir/Ritonavir,
Nelfinavir, Ritonavir, Saquinavir und Tipranavir
gehören
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NAM ist eine britische Nonprofit-Organisation aus
dem HIV-Bereich, die eng mit Expertinnen und
Experten aus Medizin, Forschung und Sozialarbeit
sowie mit von HIV betroffenen Menschen
zusammenarbeitet. Wir bieten gedruckte oder
im Internet veröffentlichte Informationen an
(hauptsächlich in englischer Sprache), zum Beispiel
Informationen für Menschen mit HIV sowie für
Praktiker/-innen aus dem HIV-Bereich.
Diese Broschüre basiert auf einer durch Copyright
geschützten NAM-Originalveröffentlichung. NAM
übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit
oder Angemessenheit der Übersetzung.
Als englischsprachige Organisation können
wir leider keine deutschsprachigen Anfragen
beantworten. Auf unserer Website aidsmap.com
bieten wir aber eine Datenbank mit Adressen
von HIV-Organisationen aus aller Welt, in der
Sie Einrichtungen in Ihrer Nähe finden können.
Außerdem stehen dort verschiedene übersetzte
Materialien zum Download bereit.
NAM produziert jedes Jahr zahlreiche
Informationsmaterialien wie diese Broschüre
und gibt sie kostenlos an Tausende von
Menschen mit HIV ab. Für diese Arbeit sind wir
auf die Großzügigkeit von Menschen wie Ihnen
angewiesen.
Unterstützen auch Sie unsere wichtige Arbeit und
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