Hauswirtschaft als Chance
Transcription
Hauswirtschaft als Chance
Nr. 3 September 2014 dia.z Zeitung für aktives Miteinander in der diakonia Schlüssiges Konzept Ministerialrätin Gisela Miethaner über diakonia inhouse 3 Doppelt Gutes Seit 20 Jahren unterstützt die Aktion 1+1 Arbeitslose 4 Zehn Jahre kleidsam Von der revolutionären Idee zum Erfolgsmodell 7 BLITZLICHT FOTO: gregor bresser Neue Chance für Kleidersammlung? Clementine Wannack arbeitet in der Kita Moosach, sie ist eine von 85 Beschäftigten bei diakonia inhouse. Hauswirtschaft als Chance Hauswirtschaft in Kitas ist eine der vielen diakonia-Beschäftigungsmodelle und bietet eine gute Startposition für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen I n anderthalb Jahrzehnten hat sich diakonia inhouse zu einem Komplettanbieter für Kindertagesstätten und -krippen entwickelt. Zufrieden sind nicht nur die inzwischen 18 Einrichtungen, die vom Dienstleistungsbetrieb rundum versorgt werden, sondern auch die überwiegend weiblichen Beschäftigten, die bei diakonia inhouse als Hauswirtschaftshelferin ihre Chance zur Weiter- und Ausbildung nutzen. Die Nachfrage ist hoch: Die Teams sind nicht größer als acht Personen, die Arbeitszeiten kinderverträglich. diakonia inhouse beschäftigt derzeit 85 Mitarbeiter/-innen. „Unser Ziel ist es, unsere Mitarbeiterinnen anzuleiten und sie zu qualifizieren, damit sie dauerhaft einen Weg ins Arbeitsleben finden“, er- klärt Betriebsleiterin Ursula Winkler. Anhand von Checklisten werden alle neuen Mitarbeiter/-innen auf ihre Arbeit in den Kitas vorbereitet. In kleinen Schritten erweitern sie so ihre Tätigkeitsfelder in allen Bereichen der Hauswirtschaft. Die Weiterbildungseinheiten basieren auf vorgegebenen Standards, die von diakonia inhouse zusammen mit Partnerorganisationen, wie beispielsweise dem Arbeitskreis „Perspektive Hauswirtschaft“, entwickelt wurden. Mehr als zehn Prozent der Beschäftigten melden sich zur Externenprüfung an, das 1,5-fache der Ausbildungszeit muss als Praxiszeit nachgewiesen werden. Die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll. Doch die Prüflinge von diakonia inhouse sind gerne gesehen. „Sie sind gut vorbereitet und wissen meist sehr genau, welchen Gewinn sie durch die Ausbildung zur Hauswirtschafterin haben“, beobachtet auch Ministerialrätin Gisela Miethaner vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Junge Menschen über 25 Jahre und ohne Ausbildungsabschluss haben außerdem die Möglichkeit einer betrieblichen Umschulung. Auch hier unterstützen die Fachkräfte von diakonia inhouse mit internen Lerneinheiten. Nicht nur Bildungsausschüsse und Bundesverbände sind überzeugt vom Qualifizierungskonzept der diakonia, auch die nachhaltigen Eingliederungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt geben Zeugnis der positiven Bilanz. Katja Pfeifer Vor etwa einem Jahr hat der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) begonnen, mit eigenen Containern Altkleider zu sammeln. diakonia und die anderen gemeinnützigen Sammler hoffen seitdem auf eine Zusammenarbeit. Jetzt trafen sie sich mit Vertretern des AWM, um darüber zu sprechen, wie so eine aussehen könnte. Mit dabei waren auch Mitarbeiter des Wirtschaftsreferats, die darauf hinwiesen, dass die Förderung von Langzeitarbeitslosen – wie bei diakonia – ein wichtiges Ziel der gemeinnützigen Kleidersammlung sei. Dem AWM schwebt in erster Linie eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit vor. Zugleich will Axel Markwardt, Erster AWM-Werksleiter, mit Stadtschulrat Rainer Schweppe über eine weitere Möglichkeit sprechen: Gemeinnützige Sammler sollen Zugang zu Flächen des Schulreferats wie etwa Schulhöfen bekommen, um dort Container aufzustellen. Für diakonia-Geschäftsführer Dieter Sommer hat die Standortfrage eine besondere Bedeutung, „weil es nur sehr begrenzt geeignete Flächen für unsere Container gibt“. Kommerzielle Standortakquise sei durch die gemeinnützige Zielsetzung in der Regel ausgeschlossen. Es sei daher wichtig, den gemeinnützigen Sammlern Zugänge zu Stellflächen auf kommunalem Grund zu ermöglichen. Seite 2 dia.z Zeitung für aktives Miteinander in der diakonia editorial Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, liebe Freunde und Interessierte! Die Studie der Bertelsmann-Stiftung „Is(s)t Kita gut?“ bemängelt die Verpflegung in deutschen Kitas. Es geht nicht nur um gesundes Essen: Von den 67 Prozent der Kitas, die Hauswirtschaftsbzw. Küchenpersonal beschäftigen, setzen nur ein Drittel qualifizierte Mitarbeiter/-innen ein. Diese Personalpolitik geht zu Lasten der Kinder, denn Sicherheit und Qualität leiden darunter. Es sind nur die entlang des Berufsbildes qualifizierten Mitarbeiter/-innen, die über notwendiges Wissen und Fertigkeiten verfügen. Sie sind deutlich motivierter und interessierter an entsprechenden Fortbildungen, wie auch die Studie belegt. Die Autorinnen fordern unter anderem verbindliche Anforderungen an die personelle Ausstattung der Kitas und empfehlen “mindestens eine einschlägig ausgebildete Fachkraft für den Verpflegungsbereich“ und kontinuierliche Weiterbildungen für das Personal. Schon bei unserem Fachtag „Hauswirtschaft und Pädagogik – Hand in Hand“ haben wir darauf hingewiesen, dass ausreichendes und gut qualifiziertes Hauswirtschaftspersonal für die Einrichtung eine Entlastung und Qualitätssteigerung darstellt. Für die Qualifizierung des Personals und die Professionalisierung des Berufsbildes macht sich diakonia inhouse seit langem stark. Wir ermutigen befähigte Mitarbeiterinnen, eine Umschulung oder die Externenprüfung zu absolvieren und unterstützen sie hierbei. Wir haben entlang des Berufsbildes ein modulares Qualifizierungssystem entwickelt und es von der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft zertifizieren lassen. Für Hauswirtschaftskräfte und Pädagoginnen bieten wir Seminare, Belehrungen und Fortbildungen an. Auch wenn ein vom Bundesfamilienministerium angekündigtes Kita-Qualitätsgesetz auf sich warten lässt, in den Einrichtungen muss sich einiges ändern. Professionell ausgeführte Hauswirtschaft ist ein Teil davon. Ursula Winkler, Betriebsleiterin diakonia inhouse Nr. 3/2014 „Ein Sechser im Lotto“ Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen in der Hauswirtschaft sind für viele Mitarbeiter/-innen ein Gewinn M elek Gecin ist die gute Seele in der Küche der Kindertagesstätte Neuhausen. Sie ist Vorarbeiterin eines fünfköpfigen Teams, das sich um die Komplettversorgung der kleinen Krippenbesucher kümmert. Melek Gecin liebt ihre Arbeit sehr, der Einstieg ins Berufsleben war jedoch alles andere als leicht. Mit 26 Jahren siedelte die geborene Türkin nach Deutschland über – ohne Deutschkenntnisse und ohne Ausbildung. Drei Jahre suchte sie vergeblich eine Arbeitsstelle, dann kam über das Jobcenter ein Angebot von diakonia inhouse. Zunächst arbeitete sie als Hauswirtschaftshelferin in Mütterzentrum der IMM (Treffam) im Westend. ihre Kenntnisse in der Hauswirtschaft für Kitas erweitert. In acht Kursen hat sie alles Wissenswerte über Ernährung, Arbeitsschutz, Hygiene, Arbeitsorganisation und Textilkunde gelernt – und die Abschlussprüfungen jeweils mit Bravour bestanden. Auch Sabine Keßler nutzte ihre Chance: Im Juli 2010 bestand sie die Externenprüfung zur Hauswirtschafterin. Zur Abschlussprüfung zugelassen werden diejenigen, die das 1,5-fache der Ausbildungszeit, also 4,5 Jahre, als Praxiszeit nachweisen können. Für Sabine Keßler war das kein Problem, sie arbeitete lange als Hauswirtschaftshelferin in Kantinen und Altenheimen. Nachdem ihre Kinder Sabine Keßler ist nun staatlich geprüfte Hauswirtschafterin. Tipp aus dem MALZ Schuldenprobleme können jeden treffen Es kommt häufig vor, dass man seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Für Menschen, die aufgrund längerer Arbeitslosigkeit, Krankheit oder sonstigen Schicksalsschlägen in große finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, stehen in München acht Schuldnerberatungsstellen der freien Wohlfahrtsverbände und der Kommune zur Verfügung – von Seiten der Diakonie ist es das Evangelische Hilfswerk. Hier erhalten Ratsuchende Hilfe, die ihre Schulden regulieren wollen. Auch wenn Sie sich z. B. von Ihren Gläubigern unter Druck gesetzt fühlen, werden gemeinsam mit Ihnen Wege gesucht und mit den Gläubigern verhandelt. Dabei steht die Sicherstellung Ihres notwendigen Lebensunterhalts immer im Mittelpunkt. Ebenso erhalten Sie hier Informationen und Unterstützung bei einem Insolvenzverfahren. Vorsicht ist geboten bei privaten Insolvenzberatungsstellen wie Anwaltskanzleien, die häufig schnelle Hilfe anbieten und dabei die konkrete finanzielle Existenzsicherung der Ratsuchenden außer Acht lassen. Irmgard Ernst „Es war das erste Mal, dass ich mein eigenes Geld verdiente“, erinnert sich die 41-Jährige. Danach wechselte sie in die hauseigene Kantine der diakonia, später in die Kinderkrippe Giesing und seit gut acht Jahren arbeitet sie nun in der Kita Neuhausen. Die Arbeitsaufgaben selbst seien ihr nie schwer gefallen: „Von klein auf kenne ich die Aufgaben in einem Haushalt.“ Das Problem der 41-Jährigen war die deutsche Sprache. „Ich musste alles neu lernen, das ist mir nicht leicht gefallen.“ Heute ist das Sprachproblem passé. Nach erfolgreichen Kursen bei diakonia spricht sie inzwischen fließend Deutsch, mit charmantem Akzent. „Meine Vorgesetzten haben mir immer Zeit gelassen, mich zu entwickeln. Das ist nicht selbstverständlich.“ Melek Gecin hat ihre Chance genutzt. Mit Hilfe der zertifizierten Qualibausteine hat sie FOTO: katja pfeifer erwachsen waren, wuchs ihr Wunsch nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung. „Das Jobcenter konnte mir nur Seminare anbieten, deshalb habe ich im Internet selbst nach einer Ausbildungsmöglichkeit geschaut und diakonia inhouse gefunden“, erklärt die 48-Jährige. Die Initiativbewerbung hat gefruchtet, seit Herbst 2010 kümmert sie sich um die Rundum-Versorgung in Kitas. Während der Ausbildungszeit gehen die Prüflinge einen Tag in der Woche zum Verbraucherservice Bayern. Hier haben sie prüfungsvorbereiteten Unterricht. Nach erfolgreichem Abschluss fand Sabine Keßler im September 2010 eine Festanstellung als Hauswirtschafterin in der von dakonia bewirtschafteten Kinderkrippe Giesing: „diakonia ist für mich wie ein Sechser im Lotto.“ Katja Pfeifer Nr. 3/2014 dia.z Zeitung für aktives Miteinander in der diakonia Seite 3 „Viel Erfahrung und ein schlüssiges Konzept“ Gisela Miethaner, Ministerialrätin im Referat für Schul- und Bildungswesen in der Hauswirtschaft im Bayerischen Landwirtschaftsministerium, schätzt die Erfahrungen von diakonia inhouse in der Aus- und Weiterbildung diaz: Die Attraktivität des Ausbildungsberufes „Hauswirtschafterin“ sinkt. Aktuell gibt es in Bayern nur 250 Auszubildende. 2007 waren es knapp doppelt so viel. Was tut die Politik, um den Ausbildungsberuf von seinem angestaubten Image zu befreien? Gisela Miethaner: Leider sind die Zahlen rückläufig, dabei steigt der Bedarf an guten Hauswirtschafterinnen. Die demografische Entwicklung fordert ihren Tribut, es gibt immer mehr Senioren und immer mehr Familien mit berufstätigen Müttern, die unterstützt werden wollen. Unsere Aufgabe ist es, unseren Auszubildenden die Attraktivität und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Berufsbildes zu zeigen, dazu gehören auch die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten in Kitas und Seniorenheimen. diaz: Neben den Auszubildenden haben im vergangenen Jahr 583 Absolventen als sogenannte Umschüler die Prüfung zur Hauswirtschafterin oder zum Hauswirtschafter bestanden. Welchen Stellenwert räumen Sie der externen Ausbildung ein? Gisela Miethaner: Umschülerinnen wissen meist sehr genau, welchen Gewinn sie durch die Ausbildung zur Hauswirtschafterin erreichen. Auch die Arbeitsagentur ist sehr daran interessiert, Frauen ohne Arbeit und Migrantinnen auszubilden. Die Ausbildung ist allerdings sehr anspruchsvoll: Die Prüflinge werden erst dann zur Abschlußprüfung zugelassen, wenn sie das 1,5-fache der Ausbildungszeit als Praxiszeit nachweisen können. diaz: Welche Rolle spielt diakonia als Ausbildungsbetrieb für externe Umschülerinnen? Gisela Miethaner: diakonia inhouse hat in diesem Bereich sehr viel Erfahrung gesammelt. Das Lernen in der Praxis hat dort einen hohen Stellenwert. Sie haben ein schlüssiges Konzept und überfordern die Frauen nicht. Sie schauen sich ihre Bewerberinnen sehr genau an. diakonia inhouse ist Mitglied in unserem Berufsbildungsausschuss. Deren enorme Erfahrung und Fachkenntnis ist uns wichtig, wir wollen nicht am grünen Tisch entscheiden. Die Ausbildungsgrundlagen unserer angehenden Hauswirtschafterinnen sollen auf den Erfahrungen der Betriebe basieren. diaz: diakonia fordert Qualifizierungsmaßnahmen nach überprüfbaren Richtlinien. Was sagt das Staatsministerium dazu? Gisela Miethaner ist seit 2003 Minis terialrätin und leitet das Referat Bildung und Schulwesen in der Hauswirtschaft im Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Davor hatte die Diplomökotrophologin zahlreiche Positionen in der Berufsbildung und Weiterbildung inne. FOTO: PRIVAT Gisela Miethaner: Überprüfbare Qualifizierungsmaßnahmen im Ausbildungs- wie im Weiterbildungsbereich können wir nur unterstützen. Bis auf die Hygienerichtlinien gibt es nur wenige Standards in der Hauswirtschaft. Wir starten beispielsweise demnächst ein Modellprojekt, um solche Standards zu entwi- ckeln. Kommunen sind sehr daran interessiert, hauswirtschaftliche Dienstleistungen in ihren senioren- und kinderpolitischen Konzepten zu verankern. Dazu benötigen sie ausgebildete oder angelernte Fachkräfte, die sie dabei unterstützen. diaz: Die aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zur „Kita-Verpflegung in Deutschland“ kommt nicht nur zu dem Schluss, dass das Essen häufig von sehr mittelmäßiger Qualität ist, sondern auch die hauswirtschaftliche Versorgung in den Einrichtungen zu wünschen übrig lässt. Decken sich diese Erkenntnisse mit Ihren Erfahrungen? Gisela Miethaner: In Kitas sollte nicht nur pädagogisches, sondern auch hauswirtschaftliches Personal tätig sein. Die Erzieherinnen und Erzieher können nicht in Schmalspur die Aufgaben der Hauswirtschaft übernehmen. Man kann nicht erwarten, dass Erzieherinnen dies in einer angemessenen Form erledigen. Dazu sind sie schlichtweg überfordert. Dann wäre auch die Ausbildung zur hauswirtschaftlichen Fachkraft überflüssig. diaz: Kann auch angelerntes Personal die hauswirtschaftlichen Aufgaben in einer Einrichtung übernehmen? Gisela Miethaner: Die finanzielle Situation der Einrichtungen macht es quasi unmöglich, nur Fachpersonal zu beschäftigen. Angelernte Mitarbeiterinnen können ausgebildete Fachkräfte sehr gut unterstützen. Doch es ist stets eine Fachkraft notwendig, die den Hut aufhat. Unter Mitwirkung von diakonia inhouse entstanden in einem Fachgremium modulare Bausteine, um angeleitetem Personal wichtige Fachkenntnisse in den einzelnen Bereichen der Hauswirtschaft mit auf den Weg zu geben. diaz: Welche Rolle fällt hauswirtschaftlichem Personal in Kitas zu? Gisela Miethaner: Mit Hilfe des hauswirtschaftlichen Fachpersonals können die Einrichtungen eine pädagogische Aufgabe in Sachen „Hauswirtschaft“ erfüllen. Im Bildungsausschuss hat Christine Hopf von diakonia inhouse kürzlich folgerichtig gesagt: Die Kinder in einer Kita sollen wissen, dass ein sauberes Umfeld nicht selbstverständlich ist, dafür muss etwas getan werden. Katja Pfeifer Experten fordern einheitliche Standards in Kitas Immer mehr Kinder essen in der Kita zu Mittag, ihre Verpflegung entspricht allerdings nur in jeder dritten Kita anerkannten Standards. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die erstmals repräsentativ Qualität und Kosten des Mittagessens in Kitas untersuchte. Die Verpflegung wird bei der Finanzausstattung der Kitas selten berücksichtigt, es fehlt an hauswirtschaftlicher Fachkompetenz sowie an adäquater Küchenausstattung und Speiseräumen. Deshalb fordern Experten, wie diakonia inhouse, bundesweit verbindliche Qualitätsstandards für die Kita-Verpflegung und -Versorgung. Nur jede dritte Kita beschäftigt hauswirtschaftliches Fachpersonal, wie etwa eine Hauswirtschafterin, Köchin, hauswirtschaftliche Betriebsleiterin, Hauswirtschaftsmeisterin, Diätassistentin oder Ökotrophologin. Die Bertelsmann-Studie stellte darüber hinaus fest, dass neben den Fachkräften, häufig auch ungelernte Personen als Hauswirtschafts- und Küchenpersonal beschäftigt werden. Vor dem Hintergrund, dass neben einer Speiseplanung auf ernährungs-physiologischer Grundlage auch Hygienestandards eingehalten werden müssen, gilt das als sehr problematisch. In den meisten Kitas ist das Hauswirtschafts- bzw. Küchenpersonal in Teilzeit beschäftigt und übernimmt ausschließlich Tätigkeiten im Verpflegungsbereich. Nur 20,4 Prozent geben an, dass ihr Hauswirtschafts- bzw. Küchenpersonal auch andere Aufgaben wahrnimmt, wie zum Beispiel Kochen mit Kindern, Reinigung oder die Wäscheaufbereitung. Seite 4 dia.z Zeitung für aktives Miteinander in der diakonia Nr. 3/2014 Spenden und doppelt Gutes tun Seit 20 Jahren unterstützt die Evangelisch-Lutherische Landeskirche mit ihrer Aktion 1+1 die Wiedereingliederung Langzeitarbeitsloser – auch bei diakonia haben viele schon davon profitiert E in Schicksalsschlag in der Familie, ein Unfall, eine lange Krankheit, der fehlende Schulabschluss, die Trennung vom Partner, psychische Einschränkungen – es gibt viele Gründe dafür, warum Menschen in der Arbeitswelt keinen Platz finden. Genau diesen Männern und Frauen gibt diakonia neue Hoffnung und hat dabei einen starken Partner: Die EvangelischLutherische Landeskirche in Bayern. Seit 20 Jahren unterstützt sie mit ihrer Aktion „1+1 – mit Arbeitslosen teilen“ Projekte, Kirchengemeinden, Initiativen und soziale Betriebe wie diakonia dabei, Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose und Ausbildungsplätze für Jugendliche mit Vermittlungsschwierigkeiten zu schaffen. Auf den Weg gebracht hatte die Aktion die Bayerische Landessynode im Herbst 1993 mit dem Ziel ein Zeichen für neue Beschäftigung zu setzen und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Wer an die Aktion spendet, bewirkt doppelt Gutes: Denn die Landeskirche gibt den gleichen Betrag nochmal dazu und verdoppelt somit die Spende. Was Dr. Johannes Rehm kritisierte die Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung. Gemeinsames Ziel: gerechte Teilhabe an der Gesellschaft. damit passiert, ist klar geregelt: Das gesammelte Geld fließt ausschließlich in die Personalkosten. In den vergangenen 20 Jahren kamen so mehr als elf Millionen Euro zusammen und etwa 7.000 Menschen fanden dank dieser Initiative wieder Arbeit. FOTOs: klaus honigschnabel Im Juli feierte die Aktion ihr Jubiläum und Heinrich Bedford-Strohm war aus diesem Anlass zu Besuch im diakoniaKaufhaus in der Dachauer Straße. Er lobte diakonia für ihren Einsatz für die Menschen. In Richtung Politik betonte er, dass man mit der Aktion 1+1 nicht den Eindruck erwecken wolle, sie könne die politische Initiative ersetzen. Der Bischof forderte einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor. „Langzeitarbeitslose sind auf individuelle Betreuung und sozialpädagogische Begleitung angewiesen“, so Bedford-Strohm. Das koste zwar Geld, käme den Staat aber langfristig gesehen günstiger, weil sie dauerhaften Erfolg versprechen würden. Bei diakonia haben bereits fast 200 Beschäftigte von der Aktion profitiert. Von der Planung bis zum Essen Beim Tag der offenen Tür in der Kindertageseinrichtung in der Feichtmayrstraße zeigt diakonia inhouse wie Hauswirtschaft funktioniert – von der richtigen Planung bis zum Umgang mit Krankheiten W ie funktioniert die Hauswirtschaft in einer Kindertageseinrichtung? Was muss man in Sachen Hygiene beachten oder wie erstellt man Essenspläne? Antworten auf alle diese Fragen gibt es am 26. September von 14 bis 17 Uhr in der Kinderkrippe in der Feichtmayrstraße 20 in Moosach. Im Herbst vergangenen Jahres hatte diakonia inhouse die Bewirtschaftung der Einrichtung der Jugendhilfe Oberbayern übernommen. Zwischen fünf und acht Mitarbeiter kümmern sich seitdem um das Essen für die Kinder, die Textilpflege und die Grundreinigung im Haus. Am Tag der offenen Tür erklären die inhouseVerantwortlichen Trägern von Einrichtungen, Einrichtungsleitungen, Eltern und allen anderen Interessierten, was dabei zu beachten ist. Im Fokus etwa steht die ausgewogene Ernährung der Kinder – gerade in Hinblick auf die aktuelle Bertelsmann-Studie interessant, In der Kita in Moosach wird professionelle Hauswirtschaft anschaulich. derzufolge die wenigsten Einrichtungen für eine ausgewogene Ernährung ihrer Schützlinge sorgen und es meist an hauswirtschaftlicher Fachkompetenz fehlt. Fachkompetenz, die diakonia inhouse über die Jahre immer weiterentwickelt FOTO: Gregor Bresser hat. Bereits seit 2001 bietet inhouse sowohl Komplettbewirtschaftung als auch die Kernversorgung von Kindertageseinrichtungen an. Mittlerweile ist sie in 18 Kindertagesstätten unterschiedlicher Träger für die Hauswirtschaft zuständig und bildet dabei auch Frauen zur staatlich anerkannten Hauswirtschafterin aus. Vom Wissen der diakonia-Fachanleiterinnen profitieren längst auch andere Einrichtungen: 2009 erschien das Buch „Bewirtschaftung von Kindertagesstätten“, das einen Überblick über alle wichtigen Arbeitsschritte und Planungen gibt, von der richtigen Ausstattung der Küche über den Umgang mit Krankheiten bis zur Auswahl der Lebensmittel. Als ideale Ergänzung dazu erarbeiteten die Fachkräfte von inhouse einen Hygienerahmenplan für Kitas, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Auch beim Tag der offenen Tür wird das Thema Hygiene eine große Rolle spielen. So wird es unter anderem eine Belehrung zum Thema Infektionsschutz geben. Vor Ort ist an diesem Tag zudem das Brotmobil von diakonia, in welchem das Korn verarbeitet und zu Brot verarbeitet wird. Christine Pauli Nr. 3/2014 dia.z Zeitung für aktives Miteinander in der diakonia Seite 5 Eure Mitarbeitervertretung MA info Liebe Kolleginnen und Kollegen, illustration: rebecca böck seit nun circa anderthalb Jahren bin Fertig ausgebildet und belobigt Alle neun Umschüler haben in diesem Jahr ihre Ausbildung in Betrieben von diakonia mit großem Erfolg abgeschlossen S ie haben sich richtig reingehängt und nun wurden sie für ihr Engagement belohnt: Neun Männer und Frauen haben bei diakonia in diesem Jahr ihre Umschulung beendet – und alle haben die Prüfung bestanden. Zwei von ihnen dürfen sich nun Fachkraft im Gastgewerbe nennen, einer hat die Prüfung zum Maler bestanden, fünf haben ihren Abschluss zur/zum Einzel hand elskauffrau/-mann gemacht und eine Umschülerin ist nun offiziell Büro kauffrau. Sie tritt bereits im September eine neue Stelle außerhalb diakonia an. Zwei der Umschüler haben zudem so gute Zeugnisse, dass sie von der Berufsschule belobigt wurden. Seit 2009 bietet diakonia in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter und dem Referat für Arbeit und Wirtschaft in vier Bereichen Umschulungen an: zur/zum Hauswirtschafter/-in oder Fach kraft im Gastgewerbe, Maler und Lackierer/-in, Bauten- und Objekt beschichter/-in, Verkäufer/-in oder Kauffrau/-mann im Einzelhandel sowie zur/zum Bürokauffrau/-mann oder Kauffrau/-mann für Bürokommunika- tion (ab September Kauffrau/-mann für Büromanagement). Die Umschüler arbeiten während ihrer Ausbildungszeit in den Betrieben mit und lernen so bereits den Arbeitsalltag kennen. Begleitend drücken sie die Schulbank und eignen sich so das nötige Basiswissen an. Nach zwei Jahren können sie ihren Abschluss machen. Alle Umschüler, die in diesem Jahr fertig geworden sind, waren älter als 25 Jahre, hatten vorher keine Ausbildung absolviert und lebten von Arbeitslosengeld II. ich Mitglied in der Mitarbeitervertretung von diakonia. Die Arbeit im siebenköpfigen Team macht sehr viel Spaß und ist sehr abwechslungsreich. Die MAV besteht aus Mitgliedern der verschiedensten Betriebe von diakonia. Wir treffen uns im Abstand von zwei Wochen in der Dachauer Straße, um aktuelle Themen sowie Grundsatzentscheidungen, die die diakonia betreffen, zu besprechen. Seien es Stellungnahmen zu Personalentscheidungen, Hilfe bei Problemen mit Vorgesetzten, Fragen der Betriebssicherheit, Betriebsausflug, Weihnachtsfeier oder Mitentscheidungen bei organisatorischen Fragen – die MAV redet mit. Mindestens zweimal im Jahr wird auch diakonia-Geschäftsführer Dieter Sommer zu den Sitzungen eingeladen, um uns über die Entwicklungen im Unternehmen zu informieren. Vor allem Sie als Mitarbeiter können sich jederzeit an uns wenden, über unseren MAV-Briefkasten in der Dachauer Straße neben dem Sozialraum oder telefonisch. Bedenken Sie, dass wir keine anonymen Anfragen und Hilferufe bearbeiten können und dass alles, was mit der MAV besprochen wird, streng vertraulich behandelt wird. Da die Amtszeit der aktuellen MAV im Frühjahr 2015 endet, finden Anfang nächsten Jahres wieder MAV-Wahlen FOTOs: ANITA SONNDORFER statt. Hier besteht die Möglichkeit, auch selbst Mitglied der MAV zu wer- Gelungenes Mitarbeiterfest Fetzige Musik, gutes Essen und nette Gespräche – an dieses diakonia-Mitarbeiterfest werden viele gerne zurückdenken. Am 13. September traf man sich bei diakonia in der Dachauer Straße. Zum gemütlichen Beisammensitzen gab es Köstlichkeiten vom Grill. Für Nervenkitzel sorgte die Glücks- rad-Tombola, dessen Hauptpreis – ein Flachbildfernseher – einen glücklichen Gewinner fand. Beim Tischkickerturnier bewies so mancher Mitarbeiter erstaunliches Talent. Am Abend spielte „Munich Groove Department“ im Rahmen der Moosacher Musiknacht im kaufhaus Disko, Funk und Soul. den. Vorschläge für Kandidaten können dann nächstes Jahr abgegeben werden; bitte die Aushänge beachten. Wir freuen uns über jede/n, der/die Lust hat, bei uns mitzuwirken. Sandra Bendraoua Mitglied der MAV Seite 6 dia.z Zeitung für aktives Miteinander in der diakonia Nr. 3/2014 Weiterbildung Betriebliche Umschulung Erwerb eines staatlich anerkannten Ausbildungsabschlusses für über 25-Jährige als AGH-begleitende Vollausbildung zur Hauswirtschafterin (12 Monate) mit staatlich anerkanntem Abschluss – Maler/-in und Lackierer/-in – Hauswirtschafter/-in – Fachkraft im Gastgewerbe – Kauffrau/-mann für Büromanagement – Verkäufer/-in – Kauffrau/-mann im Einzelhandel Heidi Pachmann Dachauer Straße 192 80992 München Tel. 0 89-12 15 95-52 Bewerbungscenter im MALZ Münchner Arbeitslosenzentrum Lebenslauf erstellen bzw. aktualisieren: Mo 13.30 – 15.00 Uhr Stellensuche im Internet: Do 13.30 – 15.00 Uhr Anmeldung zwingend erforderlich! Kontakt: Walter Asanger Tel. 0 89-12 15 95-23 Seidlstraße 4 (2. Stock) 80335 München Achtung: Noch freie Plätze für das aktuelle Ausbildungsjahr 2014! Die Kleiderkammer der Inneren Mission München in der Seidlstraße 4 sucht ehrenamtliche Mitarbeiter für: Kontakt: Nicole Bößl Tel. 0170-7 82 59 41 Zentrales Bewerberbüro – Ausgabe von Kleidung an Bedürftige – Dokumentation – Sortierung von Textilien nach Verwendungszweck – Reinigung der Arbeitsbereiche Die Betriebe von diakonia diakonia Ebersberg kaufhaus diakonia secondhand stoffwechsel Ignaz-Perner-Str. 17, 85560 Ebersberg Dachauer Str. 192, 80992 München Donnersbergerstr. 32, 80634 München Tel. 0 80 92-85 25 88-0 Tel. 0 89-1 89 14 80-0 Tel. 0 89-18 91 32 75 diakonia Malerfachbetrieb kleidsam TipTopBOX Gollierstr. 70/A, 80339 München Blutenburgstr. 65, 80636 München Gollierstr. 70/A, 80339 München Tel. 0 89-1 21 09 84-0 Tel. 0 89-4 52 13 66-0 Tel. 0 89-1 21 09 84-43 diakonia Projekte Kleiderkammer WertStoff #4 Seidlstr. 4, 80335 München Seidlstr. 4, 80335 München Seidlstr. 4, 80335 München Tel. 0 89-12 15 95-35 Tel. 0 89-12 15 95-0 Tel. 0 89-12 15 95-70 dyn@com MEDIENDESIGN lebhaft Zentrale Spendenannahme Seidlstr. 4, 80335 München Schleißheimer Str. 81, 80797 München Dachauer Str. 192, 80992 München Tel. 0 89-12 15 95-39 Tel. 0 89-52 03 58 95 Tel. 0 89-1 89 14 80-0 diakonia inhouse MALZ Dachauer Str. 192, 80992 München Seidlstr. 4, 80335 München Tel. 0 89-12 15 95-14 Tel. 0 89-12 15 95-23 Gefördert durch das Münchner Beschäftigungsund Qualifizierungsprogramm Spendenkonto diakonia Hypovereinsbank Konto-Nr. 36 88 59 55 BLZ 700 202 70 Stichwort: 1+1 Impressum dia.z Zeitung für aktives Miteinander in der diakonia Geschäftsführer: Dieter Sommer, Dr. Günther Bauer Dachauer Str. 192, 80992 München Verantwortlich für den Inhalt: Dieter Sommer Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: Sandra Bendraoua, Rebecca Böck, Günter Bräutigam, Gregor Bresser, Irmgard Ernst, Christa Habersetzer, Christine Pauli, Katja Pfeifer, Dieter Sommer, Anita Sonndorfer, Ursula Winkler Gestaltung und Produktion: dyn@com MEDIENDESIGN Druck: Kastner AG, Wolnzach Erscheinungsweise: Viermal jährlich Auflage: 7.000 Exemplare Nr. 3/2014 dia.z Zeitung für aktives Miteinander in der diakonia Seite 7 kleidsam – secondhand in der ersten Liga Aus revolutionär wird innovativ: In zehn Jahren hat sich kleidsam zum preisgekrönten Erfolgsprojekt entwickelt. Zum Geburtstag präsentierte es sich und seine Produktpalette bei zwei großen öffentlichen Modenschauen FOTOs: christa habersetzer U nkenrufe gab es viele: Ein Secondhand-Laden, in dem Frauen mit psychischer Einschränkung Kunden bedienen sollen, noch dazu in bester Lage – viel zu hochschwellig, und sicher unrentabel. Schnell sind die Zweifler verstummt. Aus der revolutionären Idee wurde eine innovative, ausgezeichnet mit Preisen wie dem innovatio-Preis für Caritatives und Diakonisches Handeln oder mit dem Freudenberg Preis für wegweisende Geschäftsideen. Kurzum: In zehn Jahren hat sich der Secondhandladen kleidsam zu einem echten Erfolgsprojekt gemausert. Zwei Frauen haben daran großen Anteil. Martina Kreis, heute Leiterin von diakonia secondhand, damals noch ArbeitslosenSeelsorgerin im Münchner Arbeitslosenzentrum (Malz) von diakonia, sollte Für unseren Beschäftigungs- und Integrationsbetrieb diakonia suchen wir ab sofort in 40 Std./Woche (VZ) eine/einen Maler- und Lackierermeister/-in zunächst befristet (mit der Option auf Übernahme) Tätigkeitsfeld und Aufgaben: sämtliche anfallenden Malertätigkeiten, personelle, wirtschaftliche und berufspraktische Verantwortung für die Auftragsabwicklung, arbeitspädagogische Anleitung von Gesellen, Umschülern, Menschen mit „Handicaps“ Wir setzen voraus: Teamfähigkeit, selbstständiges Arbeiten, Organisationsfähigkeit, Führerschein B, Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis im Umgang mit den unterschiedlichen Charakteren eines sozialen Handwerksbetriebes Wir bieten: leistungsgerechte Bezahlung nach AVR, ein sehr gutes Betriebsklima Als Mitglied der Maler- und Lackiererinnung und als Meister- und Ausbildungsbetrieb ist der Malerfachbetrieb der diakonia GmbH dem hohen Standard des Handwerks verpflichtet. Unser Leistungsspektrum und unsere Erfahrung schätzen viele Privatkunden, genauso wie viele Einrichtungen aus dem kirchlichen und diakonischen Bereich. Unser Malerbetrieb kann aktuell fast 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Arbeit und eine berufliche Perspektive bieten. Menschen mit und ohne „Handicap“ arbeiten bei uns gut und erfolgreich zusammen. Rückfragen und Bewerbungen bitte schriftlich oder per E-Mail an: diakonia Malerfachbetrieb, Martin Burkhardt, Betriebsleitung Gollierstraße 70/A, 80339 München Tel: 0 89-121 09 84-0, Fax: 0 89 -121 09 84-49, E-Mail: [email protected] www.diakonia.de nach dem Umzug des Malz die schönen Räume in der Blutenburgstraße 65 neu beleben. diakonia-Geschäftsführer Dieter Sommer hatte schon immer von einem Kleiderladen geträumt – und sie sollte das nun umsetzen. „Doch ich war Pfarrerin und hatte keine Ahnung vom Einrichten eines Ladens.“ Sie erinnerte sich an Julia Boiger, die schon einmal ihre Dienste angeboten hatte. Sie hatte lange im Einzelhandel gearbeitet und unterstützte und beriet nun mit ihrer Erfahrung soziale Projekte. Martina Kreis rief sie an und zusammen legten sie los. Julia Boiger hatte genaue Vorstellungen: Da noch eine Mauer weg, dort noch ein Schrank und die Kleidung sollte auf wertigen Holzbügeln hängen. Nebenbei nutzte sie ihr privates Netzwerk, um erste Kleiderspenden für den Laden zu bekommen. Zwei Modenschauen als Höhepunkt des Jubiläums Am 1. Juli 2004 wurde Eröffnung gefeiert. Mit sieben Mitarbeiterinnen, Frauen mit psychischer Einschränkung, die auf dem normalen Arbeitsmarkt keine Chance bekommen hatten, und die hier in einem geschützten Rahmen ihre Fähigkeiten zeigen konnten. „Einrichtungen für Männer gab es bei diakonia schon einige, wie etwa den Malerbetrieb“, erinnert sich Julia Boiger. Bei kleidsam sollten nun die Frauen zum Zug kommen. Am Konzept hat sich über die Jahre nicht viel verändert. Die Kleidung ist hochwertig, dementsprechend wird sie auch präsentiert. Angeordnet nach Farben, darüber passende Taschen, unten Schuhe, daneben Accessoires. Ein Kronleuchter in der Mitte, darunter ein Tisch, auf dem immer wieder Aktionswaren angeboten werden. Freundliche Verkäuferinnen, die ihren Kunden die Tür aufhalten und nett aber unaufdringlich Hilfe oder auch mal einen Kaffee anbieten. Keine Spur von Geruch nach Mottenkiste oder Altkleidersack, wie man es aus so manchen Secondhand-Läden kennt. „In der ersten Liga spielen“, war Julia Boigers Ziel. Das hat sie erreicht. Davon konnte sich auch die breite Öffentlichkeit überzeugen: Zum Jubiläum präsentierte kleidsam sein Angebot bei zwei großen Modenschauen im Olympiapark und im Hauptbahnhof. 30 Frauen arbeiten mittlerweile für kleidsam. Und viele Umschüler haben hier ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. „Es ist schön zu sehen, wie die Leute aufblühen, wenn man auf ihre Fähigkeiten schaut und nicht auf ihre Defizite“, sagt Julia Boiger. Was sie besonders freut: „Alle sind nach ihrem Abschluss irgendwo untergekommen.“ Aus einem kleidsam sind zudem drei geworden: Im kleidsam im Gartenhaus gibt es besonders exklusive Designerkleidung und Anlassmode wie Trachten zur Wiesn. Schräg gegenüber entstand kleidsam für Kinder. Alle haben ihre Stammkunden und vor allem ihre Stamm-Spender, was Julia Boiger sehr zu schätzen weiß: „Die Großzügigkeit der Menschen überwältigt uns immer wieder aufs Neue.“ Christine Pauli