Lesen – voll ätzend!?

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Lesen – voll ätzend!?
Lesen – voll ätzend!?
Lockere Literatur für Lesemuffel
Was heißt Lesemuffel?
Laut PISA2 hat fast ein Viertel aller 15-Jährigen mangelnde Lesekompetenz
(englisch „information literacy“). Lesekompetenz bedeutet „Sinn entnehmendes
Lesen“. Was zudem fehlt ist Leselust, also Spaß am Lesen.
Was sind die Ursachen?
Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation ist von Arbeit, Beruf und Erfolg
bestimmt. Dabei wird dem Lesen kaum Beachtung geschenkt. Zudem soll
Unterhaltung möglichst leicht zu erreichen sein.
Eltern widmen der Erziehung ihrer Kinder immer weniger Zeit, weil Geld verdienen
und Unterhaltung in ihrem Leben vorherrschen.
Und die Folgen?
Die Jugendlichen orientieren sich am Verhalten ihrer Eltern und lesen wenig. Dabei
hängt die Lesefähigkeit gerade von Häufigkeit und Dauer des Lesens ab.
Lesen ist eine komplexe Tätigkeit des Gehirns, die regelmäßige Übung erfordert.
Zentrales Problem der mangelnden Lesekompetenz ist also die geringe Lesepraxis.
Mehr dazu: Bamberger, Richard: „Zur Lesemisere“ in „Forschungsdienst Lesen und
Medien“ (19/2002)
Lesemuffel muss nicht sein!
Auf diesen Seiten wollen wir aufzeigen, wo die Knackpunkte des Leseerwerbs liegen
und wie diesen entgegengewirkt werden kann:
o Erwerb von Lesefähigkeit: Wo können Leseschwierigkeiten auftreten? (Link zu
S. 2)
o Salzburger Studie: Wie lässt sich die Lesepraxis steigern? (Link zu S. 3)
Lockere Literatur…
An dieser Stelle finden Sie eine qualitativ bewertete Übersicht der Literaturangebote
für diese Zielgruppe:
o Auswahl der Literatur: Welche Kriterien sind Maßstab? (Link zu S. 4)
o Verlagsreihen: Was bietet der Markt zur Zeit? (Link zu S. 5)
o Vorschläge für Bibliotheken: Wie lassen sich die Reihen integrieren? (Link zu
S. 10)
Alle Rezensionen auf einen Blick (Link zu der Übersicht mit den Rezensionen)
1
Erwerb von Lesefähigkeit
Laut Hans Brügelmann, einem deutschen Grundschulpädagogen und
Schriftsprachdidaktiker, lässt sich der Erwerb von Lesefähigkeit in vier Taktiken
einteilen. Kompetente Leser beherrschen alle Taktiken in gleichem Maße,
wohingegen schwache Leser Defizite haben.
Taktik 1: Ausnutzen von Sinnstützen (Textebene)
Leser haben im Vorfeld Sinnerwartungen an ein Buch. Zum Beispiel Erwartungen an
ein Bild, Cover, hervorgehobenes Wort oder auch durch Vorinformationen. Mit diesen
Sinnstützen im Hinterkopf steigert sich die Lesegeschwindigkeit. Bei schwachen
Lesern kommt es vor, dass derartige Hilfen entweder ignoriert werden oder zu einer
vorschnellen Meinungsbildung führen können. Als Folge stellt sich ungenaues Lesen
ein.
Taktik 2: Ausnutzen von syntaktischen Begrenzungen (Satzebene)
Das Beherrschen der gesprochenen Sprache ist die Grundlage zur richtigen
Anwendung grammatikalischer Grundkenntnisse, wie etwa den korrekten Aufbau
eines Satzes. Leseschwache Jugendliche haben oft Probleme in der mündlichen
Sprache, was sich auch auf das Lesen überträgt.
Taktik 3: Ausnutzen von bekannten Wortteilen (Wortebene)
Durch die Kenntnis von bestimmten Wortteilen, wie etwa Vor- und Nachsilben oder
häufig auftretenden Signalgruppen, wird das Aufgliedern von einzelnen Wörtern
während des Lesens verhindert. Ein mögliches Probleme bei schwachen Lesern ist,
dass bekannte Wörter oft nicht sofort identifiziert werden können. Dadurch wird der
Lesefluss gehemmt.
Taktik 4: Zuordnung von Lautfolgen zu Schriftzeichenfolgen
(Buchstabenebene)
Sobald einem die Satz- und Schriftstruktur und ihre entsprechenden Laute geläufig
sind, ist man in der Lage unbekannte Wörter zu lesen. Ist dies nicht der Fall, so muss
man sich mühsam jedes einzelne Wort neu erarbeiten. Dieser Mangel kann nicht
durch andere Taktiken kompensiert werden.
www.schulamt.unterallgaeu.de/fortbildung/html/lesen.doc (Link ins Internet)
2
Salzburger Studie
Ausgangshypothese:
Leseschwache Kinder und Jugendliche vermeiden Lesesituationen, da Lesen für sie
anstrengend und oft frustrierend ist.
Durchführung:
Leseschwache Kinder von der 2. bis zur 8. Schulstufe lasen über drei Monate täglich
15 Minuten lang gemeinsam mit einem Erwachsenen in frei gewählten Büchern.
Zentrale Bedingung war, dass die Kinder das lesen durften, was ihnen Spaß machte.
Ergebnis:
Bei 45 % der betreuten Kinder konnte man eine deutliche Steigerung der
Lesekompetenz erkennen. Die meisten, deren Testergebnis zuvor deutlich unter dem
Schnitt lag, erreichten das Klassenniveau.
Schlussfolgerungen:
• Es besteht eine Parallele zwischen der Zahl der gelesenen Bücher und der
Leseleistung.
• Der Leseumfang spielt eine zentrale Rolle für die Lesekompetenz .
• Der Großteil der leseschwachen Jugendlichen braucht vor allem Anregung
und Unterstützung.
• Der Zugang zum Lesen muss erleichtert, die Lesefreude geweckt und zum
freien Lesen motiviert werden.
Falschlehner, Gerhard: Das Geheimnis der Legasthenie auf
http://www.buchklub.at/Lesepraxis/Lesedidaktik/Durchleser/Das-Geheimnis-derLegasthenie.html (Link ins Internet)
3
Auswahl der Literatur
Schüler müssen von dort abgeholt werden, wo sie sind. Ziel ist eine allmähliche
Verbesserung der Lesefähigkeit. Leichtigkeit und Spannung eines Buches geben den
Ausschlag bei der Buchauswahl.
Formale Kriterien:
Große, leicht lesbare Schrift, Flattersatz, geringer Umfang, einfache Syntax,
angepasster Wortschatz, Illustrationen
Inhaltliche Kriterien:
Spannender und altersgemäßer Inhalt, Identifikationsmöglichkeiten, lineare
Erzählweise
Modere, Iréne ; Bättig, Barbara: Lesetipps für Lesespaß. - Zürich : Klett und Balmer,
2003
4
Verlagsreihen
Leicht zu Lesen Reihen für Jugendliche sind ab den frühen 90er Jahren entstanden.
Übersicht:
o Streifzüge vom Bildungsverlag EINS (Link zu S. 6)
o Zoom vom Arena Verlag (Link zu S. 7)
o K.L.A.R. vom Verlag Mühlheim an der Ruhr (Link zu S. 8)
o short & easy vom Ravensburger Verlag (Link zu S. 9)
5
Streifzüge
Herausgeber der „Streifzüge“ ist der Bildungsverlag EINS. Mit dieser Reihe werden
sämtliche Bildungsbereiche von allgemein bildenden Schulen, über berufliche
Schulen bis hin zur Fachhochschule und Erwachsenenbildung abgedeckt.
Sie richtet sich vornehmlich an Schüler zwischen 10 und 16 Jahren, wobei die
Inhalte, der Textumfang und die Illustrationen so entwickelt wurden, dass auch
leseschwache Jugendliche Spaß am Lesen bekommen sollen.
Titelbild und Illustrationen wirken allerdings kindisch. Auch die Inhalte sind nicht mehr
zeitgemäß und zu problemorientiert. Ein didaktisches Anliegen ist klar erkennbar. Der
Lesespaß wird unter diesen Büchern eher leiden.
Jeder Band kostet 7,90 Euro.
Bisher erschienen sind:
Die Falle – Harald Tondern
Hakenkreuz und Gänseblümchen – Dieter Schliwka
Gefressen werden die Kinder – Johannes M. Olbrich
Karambolage – Jürgen Banscherus
Sprung ins Kreuz – Herbert Somplatzki
Wirklich NICHTS passiert? – Stefan Gemmel
Die Glasmurmel – Jan de Zanger
Jenny und Jojo – Isolde Heyne
Julias Traum – Anette Schlipper
Dosenschiffchen – Gundi Teske
Warum gerade Andreas? – Manfred Mai
Als aus Janusz Jan wurde – Herbert Somplatzki
www.bildungsverlageins.de (Link ins Internet)
6
ZOOM
Die Reihe Zoom ist im Arena-Verlag erschienen und ist inhaltlich und formal auf den
Lebensanspruch der Jugendlichen ausgerichtet. Die Geschichten sind spannend,
entwickeln sich schnell und haben oft überraschende Wendungen. Um der
Altersgruppe gerecht zu werden, schreiben ausschließlich junge, deutschsprachige
Autoren für die Reihe „Zoom“. Alle Bände haben einen durchschnittlichen Umfang
von 100 Seiten und sind lesefreundlich aufgebaut – große Schrift, keine
Silbentrennung, großer Durchschuss und Flattersatz am rechten Rand. Zudem sind
die Geschichten in Kapitel unterteilt. Die Sprache und der Stil sind von Buch zu Buch
verschieden, aber stets modern und von Dialogen dominiert. Der Arena-Verlag bietet
mit seiner Reihe ein breites Spektrum an Themen wie etwa Krimi, Science Fiction,
Grusel, Skurriles und Liebesgeschichte. Auch die Cover haben direkten Bezug zur
Geschichte und sind überwiegend realistisch gestaltet. Jeder Band kostet 5,90 Euro.
Bisher erschienen sind:
Millionär für Minuten – Christian Tielmann
Mike mag Meike – Kristina Dunker
Das Hip-Hop Projekt – Thomas Fuchs
Verdammter Dienstag – Jochen Till
Flip oder Flop – Ulrieke Ruwisch
Prozessorkind – Frank Stieper
Schritte hinter mir – Schindler, Nina
Weggemobbt – Anja Tuckermann
Nanokills – Frank Stieper
Freindinnen – Christine Fehér
www.arena-verlag.de (Link ins Internet)
7
K.L.A.R.
Die Reihe erscheint im Verlag Mülheim an der Ruhr. Die einzelnen Buchstaben der
Reihe K.L.A.R.stehen für Kurz-Leicht-Aktuell-Real.
Die Seitenzahl der Bücher liegt unter 100 Seiten. Die geringe Textmenge ist in
überschaubare Leseabschnitte gegliedert. Die Übersichtlichkeit entsteht durch den
Flattersatz und dadurch, dass die Worte nicht am Zeilenende getrennt werden.
Außerdem handelt es sich um eine leicht lesbare Schriftart- ähnlich der
geschriebenen Schrift. In den Büchern selbst sind keine Illustrationen. Die Titelbilder
sind modern gestaltet, weisen jedoch schon auf Problemsituationen hin. Die Titel
selbst erscheinen zu lang und teilweise unglücklich, da sie zu gewollt jugendbetont
wirken.
Das Vokabular ist leicht verständlich, es handelt sich überwiegend um
Alltagssprache. Zu Beginn jedes Buches stellt der Autor sich kurz vor.
Die Reihe hat den Anspruch, aktuelle Themen aus der Lebenswelt der Schüler
aufzugreifen. Diese Themen sind jedoch überwiegend vermeintliche Probleme, mit
denen Jugendliche konfrontiert sind. Mögliche Lösungen und Wege der Bewältigung
sind in der Handlung aufgezeigt. Die Pädagogische Aufarbeitung wird vom Verlag
durch die Herausgabe einer parallel zu den Büchern erscheinenden Reihe gefördert.
Diese Reihe „K.L.A.R.-Literatur-Kartei“ setzt den Schwerpunkt auf Lesesicherung
und Sinn entnehmendes Lesen mit besonderer Förderung leseschwächerer Schüler.
Der Preis liegt bei 5€ pro Band.
Bisher erschienen sind:
Total verknallt! Echt kompliziert beim ersten Mal – Kurt Wasserfall
Keine Chance - Wer geht denn schon mit Türken? – Annette Weber
Sauf ruhig weiter, wenn du meinst! – Annette Weber
Merkt doch keiner, wenn ich schwänze. – Annette Weber
Ich habe echt keinen Hunger! – Monika Plöckinger
Aber ich bin doch selbst noch ein Kind! – Annette Weber
Aber Aisha ist doch nicht euer Eigentum! – Ben Faridi
Im Chat war er noch so süß! – Anette Weber
www.verlagruhr.de (Link ins Internet)
8
short & easy
Herausgeber der Reihe short & easy ist der Ravensburger Verlag. Diese Reihe
richtet sich hauptsächlich an Jugendliche (Wenig-) Leser im Alter zwischen 11 und
14 Jahren. Alle Bücher haben eine überschaubare Textmenge, sind in einem
einfachen Satzbau mit großer Schrift geschrieben. Die Kapitellänge der Bücher ist
überschaubar. Im linksbündigen Flattersatz werden Silbentrennungen am Zeilenende
vermieden.
Die Bücher können sowohl als Kurzzeitlektüre als auch im Schulunterricht gelesen
werden. Unterrichtsmaterialien für die Lehrer sind über die Homepage vom
Ravensburger Verlag beziehbar. Themen sind z. B. Freundschaft, Liebe, Gewalt,
Ausgrenzung, Ausländerfeindlichkeit oder Alkohol.
Diese Bücher eigenen sich besonders gut für den Freizeitbereich und wirken am
wenigsten didaktisiert. Wichtig sind die Hauptcharaktere, die behandelten Probleme
sind am Rande thematisiert.
Das erste Buch dieser Reihe ist im Jahr 2003 erschienen. Der Preis liegt bei 4,95
Euro pro Band.
Bisher erschienen sind:
Backstage – Robbert J. Swiers
Champions für einen Tag – Bernhard Hagemann
Einfach weg! – Werner Färber
Fette Ferien – Jochen Till
Geheime Freundschaft – Elizabeth Laird
Genug geschluckt – Inge Meyer-Dietrich
Hast du schon? – Brigitte Blobel
Kopftuch – Patricia Mennen
Mit Vollgas in die Kurve – Bernhard Hagemann
Nicht aufgepasst – Patricia Mennen
Superstar gesucht – Bernhard Hagemann
Tim und die Mädchen – Stasia Cramer
Und das nennt ihr Mut – Inge Meyer-Dietrich
Volle Pulle – Werner Färber
Wahnsinnsliebe – Katja Reider
Zerbrochene Träume – Ralf Thenior
www.ravensburger.de (Link ins Internet)
9
Vorschläge für Bibliotheken
Die short & easy-, K.L.A.R.- und „ZOOM“-Reihen sind in Bibliotheken momentan im
Aufbau.
Empfehlungen für den Bestand:
•
•
•
•
•
Die Anschaffung mindestens einer Reihe. Dabei ist die short & easy-Reihe am
freizeittauglichsten und wirkt am wenigsten didaktisiert.
Die Aufstellung sollte keinesfalls im Kinderbereich sondern in einem separaten
Jugendbereich erfolgen.
Eine Frontalpräsentation ist wichtig.
Anbringung von „Leicht zu Lesen“-Aufklebern und Vergabe als Schlagwort.
Die eigentliche Aufstellung soll nach IKs wie „Liebe“, „Freundschaft“ etc.
erfolgen.
Zunächst soll die Lektüre Spaß machen und das Lesen in der Freizeit fördern.
Dennoch ist es nach Absprache mit Lehrern sinnvoll, Klassensätze
anzuschaffen. Eventuell wäre auch der Kauf von Arbeitsmaterialien für Lehrer
zu überdenken.
10
Rezensionen
ZOOM-Verlag
Anja Tuckermann : Weggemobbt
Arena, 2005
87 S. ,19 cm
(Arena Taschenbücher ; 2657 ZOOM)
ISBN 3-401-02657-7
ab 12 J.
Philip hält es in der Schule nicht mehr aus, seitdem die
Klassentyrannin Dorita in der Klasse das Zepter schwingt. Immer
öfter schwänzt er die Schule, bis eines Tages eine neue
Mitschülerin in die Klasse kommt - Aster. Als Flüchtlingskind aus
Äthiopien hat sie eine dramatische Vergangenheit. Zusammen mit
Philip gelingt es Aster, Dorita mit einer einzigartigen Mutprobe die
Stirn zu bieten.
Die durchaus realistische und aktuelle Geschichte über Mobbing
und Ausländerfeindlichkeit besteht aus 5 Kapiteln und richtet sich
vornehmlich an Jugendliche ab 12 Jahren. Sie ist spannend
erzählt und spricht die Sprache der Jugendlichen. „Weggemobbt“
bietet viele Identifikationsmöglichkeiten für junge Leser und könnte sich so ähnlich an
vielen Schulen abgespielt haben. Fazit: gelungen!
Frank Stieper : Prozessorkind
Arena, 2004
88 S. 19 cm
(Arena Taschenbücher ; 2655 ZOOM)
ISBN 3-401-02655-0
ab 12 J.
„25“ ist ein 17-jähriger Junge, der zusammen mit anderen
Prozessorkindern isoliert in einer stillgelegten Gasförderanlage für
den Einsatz in terroristischen Kampfeinheiten ausgebildet wird.
Alle Schüler haben Prozessoren implantiert, die sie steuern und
ihnen übernatürliche Fähigkeiten verleihen aber auch menschliche
Gefühle verhindern. Allein „25“ hat einen geheimen Kontakt zur
„normalen“ Welt. Diese Freundschaft macht ihn unberechenbar für
seine Programmierer und verhilft ihm letztendlich zur Flucht. Ein
spannendes und unterhaltsames Buch rund um das Thema
Science Fiction, das sich mit seinen vielen technischen und
futuristischen Begriffen von anderen abhebt. Eine Besonderheit ist, dass „25“ immer
in der dritten Person von sich spricht. Leider erscheint die Geschichte durch die
emotionslose Hauptfigur teilweise oberflächlich und bietet kaum Möglichkeiten sich
damit tiefgehender zu beschäftigen. Durch den geringen Umfang ist die Handlung
11
auch sehr eingeschränkt. „Prozessorkind“ ist dennoch als Freizeitlektüre sehr gut
geeignet, weil es sich ausnahmsweise nicht um ein typisches
Problembewältigungsbuch für Jugendliche handelt.
Ulrieke Ruwisch : Flip oder Flop
Arena, 2004
82. S. 19 cm
(Arena Taschenbücher ; 2654 ZOOM)
ISBN 3-401-02654-2
ab 12 J.
Lara muss die Sommerferien alleine ohne ihre Freundinnen zu
Hause verbringen. Aus Trotz macht sie sich am Isar-Strand auf die
Suche nach süßen Jungs. Besonders Hendrik hat es ihr angetan,
doch der scheint ausgerechnet an der Zicke Vera interessiert zu
sein. So beschließt Lara einen kleinen Test zu machen, um
herauszufinden, ob Jungs tatsächlich immer auf Zicken stehen. Mit
einem neuem Outfit und dem Einmaleins des Flirtens geht sie in
die Offensive und muss am Ende doch feststellen, dass
Natürlichkeit das beste Rezept ist.
Ein lockerer und unkomplizierter Roman über Machos, Zicken und
erste Schmetterlinge im Bauch, der durch seine ironische Art
fesselt. Durch den Ich-Erzähler und die vielen inneren Monologe kann man sich sehr
gut in Lara hineinversetzen und fiebert mit ihr mit. Ein witziger Ratgeber in Sachen
Flirten, der gute Identifikationsmöglichkeiten für verliebte Mädchen bietet und durch
den jugendlichen Sprachstil und seine Kürze besticht. Somit eine leichte
Freizeitlektüre, die durchaus empfehlenswert ist.
12
K.L.A.R.
Ben Faridi : Aber Aisha ist doch nicht euer Eigentum!
Verlag an der Ruhr, 2005
99 S. 19 cm
(Kurz -Leicht-Aktuell-Real)
ISBN 3-8346-0055-5
Der 15-jährige Alex und seine türkische Mitschülerin Aisha gehen
miteinander. Aishas Eltern sehen dadurch die Familienehre
bedroht und verbieten die Beziehung radikal. Als sich dann auch
noch einige Mitschüler gegen das Paar stellen, eskaliert die
Situation zu einem fast tödlichen Konflikt.
Die Geschichte ist mäßig spannend, die Spannungskurve fällt
zwischenzeitlich ab. Das Thema ist altersgemäß: erste Liebe und
Beziehung dominieren den Inhalt. Daneben ist die Beziehung
zweier Personen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund
(türkisch-deutsch) sowie Eskalation und Gewalt ein Thema. Das
Thema Rassismus wird angeschnitten.
Die Hauptperson bietet Identifikationsmöglichkeiten, gerade in der Beschreibung von
Alltagssituationen und durch Situationskomik: “In der Pause stand ich wieder an der
gleichen Stelle und wartete, dass Aisha an mir vorbeiwehen würde. War nichts. Kevin
rülpste mir mal wieder ins Ohr. Aber das kannte ich schon“
Die Erzählweise ist linear und chronologisch.
Annette Weber : Aber ich bin doch selbst noch ein Kind!
Verlag an der Ruhr, 2005
97 S. 19 cm
(Kurz -Leicht-Aktuell-Real)
ISBN 3-86072-977-2
Laura ist 15 und ungewollt schwanger. Vater ihres Kindes ist der
siebzehnjährige Jonas, der aber von einem Kind überhaupt nichts
wissen will. Auch für die Eltern der beiden gibt es nur eine Lösung:
Abtreibung, und zwar so schnell wie möglich. Laura fühlt sich mit
ihren Ängsten und Zweifeln allein gelassen und entschließt sich
nach mehreren Beratungsterminen schließlich für einen
Schwangerschaftsabbruch. Doch dann bekommt sie unerwartet
Unterstützung ...
Die Themen dieses Buches behandeln Erste Liebe, Abtreibung,
Teenager-Schwangerschaft und die schwierige Familiensituation
der Protagonistin, die sich mit dem neuen Stiefvater nicht versteht.
Ebenso sind Verantwortung und erwachsen werden ein zentrales Thema.
Die Handlung wirkt allerdings dadurch unrealistisch, dass sich der Vater des Kindes
unerwartet und ohne erkennbare Motive zu Mutter und Kind bekennt. Trotz
Schwierigkeiten bilden die beiden Protagonisten samt ihrem Baby am Ende eine
glückliche, kleine Familie.
Altersgemäßer erscheint da die Thematik „erstes Mal“ und Verhütung.
13
Kurt Wasserfall : Total verknallt- echt kompliziert beim ersten Mal!
Verlag an der Ruhr, 2004
89 S. 19 cm
(Kurz -Leicht-Aktuell-Real)
ISBN 3-86072-931-4
Bennis größter Traum ist das Fliegen. Um genug Geld für den
Segelflugschein zusammenzukriegen, arbeitet er in einem
Kaufhaus. Dort trifft er Conni, und es ist Liebe auf den ersten Blick
– jedenfalls für Benni. Von seinem Arbeitskollegen Piet bekommt
Benni viele Tipps in Sachen Liebe und Sex, doch Benni ist sich
nicht sicher, ob die ihm wirklich helfen können. Überhaupt merkt er
schnell, dass das mit der Liebe gar nicht so einfach ist:
himmelhochglücklich und dann immer wieder die Angst, alles
falsch zu machen und seine Traumfrau doch wieder zu verlieren ...
Der Protagonist in diesem Buch wirkt in seinen Handlungen nur
teilweise realistisch- viele Probleme wirken gekünstelt. Dennoch erscheint die
Alltagssituation durch die alleinerziehende Mutter und die Situationen bei der Arbeit
realistisch. Der Arbeitskollege Piet stellt den männlichen, oft aber belehrend
wirkenden Gegenpart dar. Er gibt Tipps für die Annäherung, die Beziehung sowie
Verhütung.
Manche Schilderungen von Bennis Verhalten bei der Arbeit scheinen seine Fehler im
Umgang mit Kunden und Kollegen zu betonen- ganz so, als sollten dieses
Fehlverhalten Anlass zur Diskussion im Unterricht geben.
Das Buch ist größtenteils spannend, denn es ist lange nicht klar, ob Benni Erfolg
haben wird. Und auch als er und Conni ein Paar sind, treten noch unvorhergesehene
Schwierigkeiten auf.
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Short & Easy
Laird, Elizabeth : Geheime Freundschaft
Ravensburger, 2004
84 S. 18 cm
(Ravensburger Taschenbücher ; 52248 short & easy)
ISBN 3-473-52248-1
ab 10 Jahre
Raffaella wird wegen ihrer abstehenden Ohren in ihrer Klasse
verspottet und ausgegrenzt. Zunächst widerwillig lernt Lucy, eine
Mitschülerin, Raffaella kennen und bemerkt, dass das Mädchen,
mit dem niemand etwas zu tun haben möchte eigentlich ganz nett
ist und freundet sich mit ihr an. Diese Freundschaft besteht aber
nur außerhalb der Schule, denn Lucy möchte nicht als
Außenseiterin dastehen. Irgendwann hält Raffaella die "Geheime
Freundschaft" nicht mehr aus und fasst einen folgenschweren
Entschluss.
Das Buch ist sehr spannend und kurz sowie einfach geschrieben.
Die Geschichte spiegelt einen nahezu realistischen Schulalltag wieder. Hauptthemen
sind Freundschaften, Vorurteile und Ausgrenzung. Das Ende kommt unerwartet,
wirkt aber leider auch etwas unrealistisch. Das Buch ist in 10 kurze Kapitel eingeteilt
und hat auf fast jeder Seite eine schwarz-weiß Illustration zur Auflockerung des
Textes. Empfehlen kann man es allen Jugendlichen ab 10 Jahren, die in ihrer Freizeit
ein leicht zu lesendes Buch lesen möchten. Für den Schulunterricht ist dieses Buch
aber ungeeignet.
Färber, Werner : Volle Pulle
Ravensburger, 2004
74 S. 18 cm
(Ravensburger Taschenbücher ; 52245 short & easy)
ISBN 3-473-52245-7
ab 12 Jahre
Die Klasse von Pea fährt auf Klassenfahrt. Schon vorher warnt der
Lehrer: „Wer Alkohol trinkt, wird nach Hause geschickt.“ Die
Drohung hält aber niemanden vom Alkohol ab und schon am
ersten Abend fliesst der Alkohol in Strömen. Die Schüler gehen bis
an ihre Grenzen, können alles vertuschen. Im Vertrauen wenden
sich Pea zuhause an ihre Eltern. Womit sie nicht rechnet: ihr Vater
droht, alles an die Öffentlichkeit zu bringen.
Dieses Buch kann gut als Schullektüre verwendet werden. Mit den
Themen Alkoholmissbrauch und Gruppenzwang kann im
Unterricht gut gearbeitet werden. Es ist spannend, da bis zum
Ende hin nicht ganz klar ist, ob und welche Konsequenzen die Jugendlichen zu
befürchten haben. Die Sätze sind kurz und einfach zu lesen und der offene Schluss
lässt viel Raum zur Diskussion. Es wird ein Thema behandelt, das die Jugendlichen
interessiert und das über das ansprechend gestaltete Cover sofort zu erkennen ist.
15
Meyer-Dietrich, Inge : Und das nennt ihr Mut
Ravensburger, 2003
118 S. 18 cm
(Ravensburger Taschenbücher ; 52237 short & easy)
ISBN 3-473-52237-6
ab 12 Jahre
Andi hat große Probleme: Zuhause hat er ständig Streit mit seiner
Familie und in der Schule findet er keine Freunde. Doch dann hat
er die Chance bei Mikes Gang, den Sharks mitzumachen.
Aufnahmeprüfung: er soll drei Walkmen aus einem Kaufhaus
stehlen. Er schafft es, bemerkt jedoch zu spät, dass die Gang sich
nur über ihn lustig machen will, ihn letztendlich sogar verprügelt.
So rutscht Andi immer tiefer in Schwierigkeiten und nur Henner,
ein neuer Mitschüler aus Andis Klasse hält noch zu ihm.
Das Buch von Inge Meyer-Dietrich ist in großer Schrift mit kurzen
Abschnitten gedruckt, sodass man die Lust am lesen nicht verliert.
Auf einigen Seiten sind schwarz-weiß Illustrationen abgebildet.
Das Buch ist spannend geschrieben und man kann die aufeinander folgenden
Handlungsschritte gut nachvollziehen. Die Autorin schreibt aus der Sichtweise von
Andi was die Gefühlswelt der Hauptperson schön darstellt.
Es ist ein jugendgerechtes Buch woraus man lernen und das auch für den Unterricht
gut verwendet werden kann.
Till, Jochen : Fette Ferien
Ravensburger, 2004
148 S. 18 cm
(Ravensburger Taschenbücher ; 52258 short & easy)
ISBN 3-473-52258-9
ab 12 Jahre
Eigentlich hat Tobias keine Lust auf das Ferienlager, in das er von
seinem Vater "abgeschoben" wird. Doch alles kommt anders als
erwartet:
Mit einigen Jungs hat Tobias zwar Probleme, doch letztendlich
schließt er auch Freundschaften und freut sich auf die Abende am
Lagerfeuer. Der Grund, warum er seine Ferien doch noch ganz
"fett" findet, liegt auch an Charlotte, einem Mädchen aus dem
Nachbarscamp…
Dieses Buch von Jochen Till ist lustig und lebendig erzählt. Leider
sind die aufeinander folgenden Handlungen sehr oft schon im
Voraus zu erahnen, was der Spannung des Buches etwas
schadet. Themen, die in diesem Buch behandelt werden sind Freundschaft und die
Erste Liebe. Das besondere an diesem Buch ist, dass es in der Erzählform des
Inneren Monologs geschrieben ist. Dadurch wird die Hauptperson Tobias sehr
lebendig und man kann dessen Gedanken gut nachvollziehen. Für den
Schulunterricht ist dieses Buch eher ungeeignet, aber als Freizeitlektüre für
Jugendliche, die etwas Leichtes, Unterhaltsames lesen wollen empfehlenswert.
16
Ralf Thenior : Zerbrochene Träume
Ravensburger, 2003
95 S. 18 cm
(Ravensburger Taschenbücher ; 52239 short & easy)
ISBN 3-473-52239-2
ab 12 Jahre
Zwischen Lisa und John ist es Liebe auf den ersten Blick. Sie
verleben eine herrliche Zeit. Doch das unbeschwerte Glück nimmt
ein jähes Ende, denn John ist schwarz und das scheint ein paar
rechtsradikalen Jugendlichen Grund genug, John schwer zu
verletzen.
Sowohl erste Liebe als auch Fremdenhass und
Ausländerfeindlichkeit sind Thema dieses Buches.
Die Tagebuchform unterstützt die Identifikation mit der
Protagonistin. Deren Verhalten erscheint reif und durchdacht, die
Handlungsstränge sind stringent. Dies und die Rückblende am
Anfang, die die chronologische Struktur aufbricht, stellen eine größere
Herausforderung an den Lesenden dar. Die Altersempfehlung ist ab zwölf Jahren,
was für lesegeübte Mädchen angemessen erscheint.
Die Geschichte entstand vor einem realen Hintergrund, im Anschluss an das Buch
findet sich ein dazu passender Zeitungsartikel. Das Ende wird durch diesen Artikel
angedeutet, bleibt in der Erzählung aber offen.
Patricia Mennen : Nicht aufgepasst
Ravensburger, 2005
108 S. 18 cm
(Ravensburger Taschenbücher ; 52288 short & easy)
ISBN 3-473-52288-0
ab 12 Jahre
Die 13-jährige Bea verliebt sich im Türkei-Urlaub Hals über Kopf in
Luka. Nach den Ferien macht Luka jedoch Schluss weil er keine
Fernbeziehung möchte. Bea ist unendlich traurig und muss dann
auch noch feststellen, dass sie schwanger ist. Unschlüssig über
ihre zwiespältigen Gedanken und unverstanden von den Eltern,
versinkt Bea in ein Gefühlschaos. Bei einem Ausflug mit ihrer
Familie wird schließlich alles zuviel für sie und sie bricht
zusammen. Im Krankenhaus stellt sich dann heraus, dass Bea ihr
Kind verloren hat.
Die Thematik Erste Liebe und ungewollte frühe Schwangerschaft
richtet sich vor allem an Mädchen ab 12 Jahren, die erste
Erfahrungen mit Jungs machen und ähnliche Probleme im Alltag haben - Stress mit
dem ersten Freund, Angst vor den Reaktionen der Eltern, Probleme in der Schule,
mögliche Schwangerschaft etc. Der Roman ist mit seinen vielen Dialogen lebendig
und spannend geschrieben und das Ende bleibt bis zuletzt ungewiss. Die Sätze sind
oft genau eine Zeile lang, mit wenigen Verschachtelungen, übersichtlich und mit
einfacher Wortwahl. Die Handlung dagegen ist relativ anspruchsvoll. Man kann hier
von keiner leichten Kost sprechen, denn es wird deutlich gemacht, dass Babys
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Wesen mit vielen Bedürfnissen und Gefühlen und keine Puppen sind. Die
Geschichte schafft zudem das Vorurteil aus der Welt, dass beim „1.Mal“ nichts
passieren kann. Man könnte es daher als eine Art Aufklärungsbuch verstehen, dass
sich dennoch gut zur Unterhaltung lesen lässt. Negativ und unrealistisch erscheint
lediglich das Ende, da sich das Problem von selbst so löst, wie es für alle am besten
scheint.
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