Mentalisieren - Verbands der Psychologielehrerinnen und
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Mentalisieren - Verbands der Psychologielehrerinnen und
„Mentalisieren“ Zu neueren Entwicklungen in Psychoanalyse und analytischer Gruppenpsychotherapie 26. März 2011 Verband der Psychologielehrerinnen und -lehrer e.V. Dortmund © Ulrich Schultz-Venrath Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik EVK/ Bergisch Gladbach Universität Witten/Herdecke [email protected] Google Trends Aufruf des Worts Psychoanalyse Themen • Geschichtliche Entwicklung • Mentalisieren verstehen • Theoretische Hintergründe • Affekt- und Emotionsregulation • Mentalisierungsbasierte Interventionen in Gruppenpsychotherapien • Mentalisieren in Teams und Organisationen Historische Wurzeln (Fain & David 1963, Fain & Marty 1964, Marty 1991, Lecours & Bouchard 1997) Alexithymie (Konkretistisches Denken, Pensée operatoire) M als vorbewusste Ich-Funktion, die basale körperliche Empfindungen und motorische Muster durch eine verbindende Aktivität umwandelt Interventionen in Psychotherapien eine Unterhaltung zwischen Nervenzellen? (Kandel 1979) „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“ • »Wenn ich zu jemanden spreche und er oder sie mir zuhört, haben wir nicht nur Sicht- und Stimmkontakt, sondern die Aktivität der neuronalen Maschinerie in meinem Gehirn hat eine direkte und, wie ich hoffe, lang anhaltende Wirkung auf die neuronale Maschinerie in seinem oder ihrem Gehirn, und umgekehrt. Tatsächlich würde ich behaupten, dass die psychotherapeutische Intervention nur insoweit Veränderungen im Geist der Patienten hervorruft, insofern unsere Worte Veränderungen in den Gehirnen der anderen erzeugen« Was ist Mentalisieren? (Dennett 1987, Baron-Cohen 1995, Fonagy 2000, Bateman & Fonagy 2004, 2006, 2008) Mentalisieren ist die … meist vorbewusste imaginative Fähigkeit, ”terms of mental states” (Gedanken, Gefühle, Überzeugungen und Wünsche) intentional auszutauschen, wodurch ein Individuum implizit und explizit die Handlungen von sich selbst und anderen als sinnhaft versteht Dimensionen von Mentalisieren • Mentalisieren ist die Fähigkeit, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung mentaler Zustände zu interpretieren • Sich selbst von außen und die anderen von innen zu sehen • Missverstehen verstehen • „Having mind in mind“ – Sich des Psychischen bewusst sein… • Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft differenzieren Implizites und explizites Mentalisieren (mod n. Bateman & Fonagy 2010, 191) Implizit / Automatisch Explizit / Kontrolliert „gewusst wie“ „Wissen,dass“ Reflexiv Erfordert ein Bemühen Schnell Langsam Erfordert wenig Aufmerksamkeit Unterhalb unserer Bewusstseinsebene Erfordert Aufmerksamkeit Setzt Bewusstheit voraus und ist oft verbal Äußerungen des expliziten Mentalisierens • „Manchmal wundere ich mich, warum ich mich immer wieder so anstrenge....“ • „Ich vermute, meine Mutter war ziemlich belastet damals und hatte keine Zeit, über uns Kinder nachzudenken…“ Nicht-mentalisierende Äußerungen • „Das müssen Sie doch wissen, Sie sind doch der Fachmann!“ • „Das liegt an meiner Mutter, dass es mir nicht gelingt, einen richtigen Mann zu finden!“ • Zum Therapeuten: „Dass ich überhaupt hier bin, ist noch das Beste an mir, aber eigentlich fühle ich mich sehr aufgewühlt und konfus...“ Mentalisieren in Theorie und Praxis (Ausbildung und Supervision) • Fokus bisher vor allem – Wie verstehen wir die innere Dynamik ? – Was sagen wir dem Patienten ? – Welche Deutung zu welchem Zeitpunkt ? • Fokus unter dem Aspekt des Mentalisierens – Wie lässt sich Veränderung anregen ? – Wie sprechen und handeln wir konkret mit Patienten ? Merkmale von Pseudo-Mentalisieren • Über Gedanken und Gefühle anderer mit absoluter Gewissheit zu sprechen • Sich darüber hinwegzusetzen, dass man fremde Psychen niemals wirklich kennen kann • Nicht zu begreifen, wie es auf den Betroffenen wirkt, wenn ein anderer seine Gedanken und Gefühle definiert • Eigene Gefühle oder fremde Gedanken werden nur anerkannt, wenn sie mit den Interessen des Individuums übereinstimmen • Psychologisierende Sprache (z.B. „mein Gefühlskanal ist verstopft“) Hypermentalisieren • Ständige Beschäftigung und Besorgtheit bezüglich der psychischen Befindlichkeit anderer, deren Wohlergehen und deren Beeinflußbarkeit durch einen selbst Äußerungen des impliziten Mentalisierens Das Taschentuch, das ich in die Hand nehme, erinnert mich daran, dass ich es von meinem Vetter kurz vor seinem Tod geschenkt bekommen hatte. Ich denke an das Sterben dieses Vetters, um den sich Kollegen – aber nicht ich – gekümmert hatten, denen ich für ihre Hilfe dankbar bin. Mir fällt meine Reise zu meiner Familie in die Provinz ein und ich empfinde eine gewisse Schuld, die Witwe dieses Vetters nicht besucht zu haben. Diesmal war es mir zu dicht, mit ihrer Traurigkeit konfrontiert zu werden. Ich nehme mir vor, den Besuch im nächsten Sommer nachzuholen. Warum ist Mentalisieren für die psychische Entwicklung von Vorteil? Verhalten wird vorhersehbar und bedeutungsvoll Entstehung und Aufrechterhaltung von Bindungssicherheit, Selbstkontrolle und Affektregulation Unterscheidung zwischen inneren Repräsentanzen (bzw. Phantasie) und äußerer Realität (wichtig für die Verarbeitung von Traumata) Fördert Kommunikation Ermöglicht das Herstellen bedeutungsvoller Bezüge zwischen innerer und äußerer Welt Wesentliche Grundlagen für die Theorie des Mentalisierens • Autismusforschung • Soziale Kognition - Theory of mind (ToM) • Alexithymie-Konzept • Affekt-Forschung • Bindungsforschung/-theorie • Neurobiologie/-Imaging • Gen-Gehirn-Umwelt-Interaktionen (Epigenetik) • Theorie des Mentalisierens Autism-Spectrum-Disorders (ASD) Störungen der sozialen Interaktion (Perspektivwechsel, Theory of mind) Störungen der Kommunikation (non-verbale Kommunikation, Blickverhalten) Begrenzte Interessen und repetitive, stereotype Verhaltensmuster Prognostische Bedeutung des Bindungsstils Übereinstimmung der Klassifikationen über alle Gruppen 84 - 89% (Sroufe et al. 1993, Wartner et al. 1994, Grossmann und Grossmann 1995) 1.Lj Sicher Kontinuität 100% Unsichervermeidend Kontinuität 75% Unsicherambivalent 2.3.Lj Adäquateres Sozialverhalten im Kindergarten Phantasie ↑ positive Affekte ↑ Ausdauer ↑ Frustrationstoleranz ↑ Konzentration ↑ ängstlich-aggressiv oder konfliktvermeidend oder Kindergärtnerin zur Lösung von Konflikten einspannend 6.Lj Offen – manchmal reserviert, aber nicht feindselige Begrüßung Kommunikationsstil: flüssig, einschließlich über Trennung Deutlich reservierter Mischung von oder die Mutter ganz Nähesuchen und versteckter ignorierend Ablehnung Kommunikationsstil: Trennung von der Mutter 1 h Weniger flüssig, eher unpersönliche Themen Kommunikationsstil: Sprechpausen ↑ Misslung.SprecherHörer-Wechsel ↑ Desorg.desorientiert Zwanghaft fürsorgliches oder forciertgutgelauntes oder strafendkontrollierendes Verhalten Entwicklungsfunktion von Bindung Affektdifferenzierung Affektregulation Affektrepräsentation Reflektive Funktion Mentalisierungsfähigkeit IIM-A Affekt-orientiert Aufmerksamkeitsfokussierung Aufmerksamkeitssteuerung IIM-C Cognitions-orientiert Interpersoneller Interpretationsmechanismus (IIM) Fähigkeit psychologisch zu interpretieren Unsichere Bindung Gesteigerte physiologische Stressreaktion Beeinträchtigte individuelle Stressregulation Fehlende „soziale Modulation“ von Stress Neigung zu externen „Regulatoren“ (z. B. exzessives Essen, Alkohol, Nikotin) Ungünstige Nutzung protektiver Faktoren (z. B. Hilfe suchen, soziale Unterstützung, Compliance, Selbstfürsorge) Herabgesetzte Selbstaufmerksamkeit Geringes Vorsorgeverhalten Verminderte Inanspruchnahme Krankheit Bedeutung der Bindungstheorie (Maunder & Hunter 2001) Einschränkungen der Mentalisierungsfähigkeit • Belastungs- und Bedrohungssituationen • Situationen mit hohem Angstniveau • Alter • Angststörungen • Depressionen • Essstörungen • Somatisierungsstörungen • Borderline-Persönlichkeitsstörungen Bindungsmuster von Psychotherapeuten (Schauenburg et al 2006) Hypothese Unsicher ambivalent oder unsicher vermeidend gebundene (Gruppen-) Psychotherapeuten werden eher theoriegeleitet intervenieren als sicher Gebundene Das Gesicht als zentrales „Interface“ für emotionales Lernen (= Entwicklung von Repräsentanzen?) 12-21-Tage-alte Babies, die die Gesichtsausdrücke eines Erwachsenen imitieren (Meltzoff & Moore 1977) Funktionen des „mirror neuron system“ (Iacoboni et al. 2005) • Imitation • Kodierung der Intentionen einer Handlung, nicht nur der Handlung • Identifikation • Empathie • Fähigkeit, Lautäußerungen nachzumachen • Intuitives Verstehen • Resonanzphänomene (unwillkürliche Erwiderung eines charmanten Lächelns) Spiegelneurone - Emotionale Resonanz Frühe traumatische Beziehungserfahrungen sind ausschließlich im körperlichen, prozeduralen Gedächtnis gespeichert und können deshalb nicht bewusst erinnert oder in Worten ausgedrückt werden (allenfalls nach markierter Spiegelung!) „Wer sich nicht (in gemeinsame Szenen) verwickelt, spielt keine Rolle“ Mentalisieren als Prozess somato-psychischer Entwicklung (mod. n. Lecours u. Bouchard 1997) • Transformationen von Trieb-Affekt-Erfahrungen führen zu zunehmend geordneteren psychischen Phänomenen und Strukturen und stärken das „Immunsystem“ der Psyche • Affekttoleranz und -modulation • Kontinuierliche, niemals endende Transformation affektiv-sensorischer Reize durch die Organisation und Multiplikation von Repräsentanzen ist ein langsamer und progressiver Prozess, vielleicht ein lebenslanges Projekt Entwicklung von somatischen zu mentalen Repräsentanzen (mod. n. Deri 1978 u. Blatt 2004) Sensomotorische Repräsentanz (≡ proto-symbolische Ebene) z.B. Suchreflex des Säuglings nach der Brust, Daumenlutschen Perzeptive Objekt-Repräsentanz z.B. Blick der primären Bezugsperson, Übergangsobjekt Ikonische Objekt-Repräsentanz z.B. Metaphern Konzeptuelle und/oder symbolische Objekt-Repräsentanz z. B. sprachlich-gedankliche Symbolisierung Mentale Repräsentanzen & „Inner Working Model“ (Bowlby 1958) • IWM sind kognitive Schemata (= mentale Repräsentanzen), in denen Erwartungen bezüglich des Verhaltens einer bestimmten Person gegenüber dem Selbst gespeichert sind • Erwartungen beruhen auf mentalen Repräsentanzen, die auf wiederholten Interaktionen mit dieser Person basieren • Mentale Repräsentanzen entwickeln sich langsam, bleiben aber ein Leben lang relativ stabil SEEKING (exploration) FEAR RAGE LUST (sexual) CARE (love) PANIC (separation distress) PLAY (joy) Entwicklung des Selbst und Affektregulation (Bateman & Fonagy 2006, 2007) Psychisches Selbst sekundäre Repräsentationen Repräsentation des eigenen Zustands Ausdruck „Verdauung“ Körperliches Selbst primäre Repräsentationen Abnahme der Zustand innerer inneren Erregung Erregung Kind Resonanz Bindungsperson Äquivalenz-Modus • Psyche-Welt-Isomorphismus • Innere Welt und äußere Realität werden als identisch erlebt • Erschreckende innere Bilder bekommen Realitätscharakter • Subjektive psychische Erfahrung wird als schrecklich erlebt; Panikanfälle, Albträume, Flashbacks • Intoleranz gegenüber alternativen Perspektiven „Ich weiß, wie es ist; keiner kann mir etwas erzählen!“ • Selbstbezogene negative Kognitionen wirken real Minderwertigkeitsgefühle SIND minderer Wert Als-Ob-Modus • Innere Welt ist von der äußeren Realität entkoppelt • Gedanken bilden keine Brücke zwischen Innen und Außen • Gefühle von Leere und Bedeutungslosigkeit • Endlose Gespräche über Gedanken und Gefühle – ohne dass diese zu Veränderungen führen • Gleichzeitiges Bestehen widersprüchlicher Überzeugungen • Affekt und Gedanken stimmen häufig nicht überein (stehen in einem unscharfen Verhältnis zueinander) Teleologischer Modus • Die Umwelt muss „funktionieren“, um eigene innere Spannungszustände zu mindern • Eigene Handlungen werden eingesetzt, um andere zu etwas zu bewegen • Nur real Beobachtbares ist von Bedeutung – Gedanken, Gefühle, Mentalisieren treten in den Hintergrund • Nur real befriedigende Handlungen oder körperliche Eingriffe sind in der Lage, innere Zustände zu beeinflussen Bindungsmuster aktivieren und deaktivieren Mentalisierung • Sichere Bindung erhöht die Fähigkeit zur Mentalisierung • Unsichere oder desorganisierte Bindung deaktiviert Mentalisierung • Beziehungen, die das Bindungssystem aktivieren (z.B. Verliebtsein - love is blind - oder Bedrohung), können die akute Wahrnehmung psychischer Zustände anderer vermindern Folgen desorganisierter „Bindung“ (Bateman & Fonagy 2006, 2007) Fremdes Selbst / eigener Körper als Objekt Psychisches Selbst sekundäre Repräsentationen Nicht kontingente Repräsentation Ausdruck misslingende „Verdauung“ Resonanz Körper-Selbst primäre Repräsentationen Innere Erregung Zustand innerer bleibt oder Erregung steigt an Kind Bindungsperson Nicht mentalisierendes mütterliches Verhalten (Allen et al 2008, 2011) • Äußert sich durch affektive Kommunikationsfehler, z. B. Lachen, wenn das Kind weint • Rollenverwechslungen und Grenzverletzungen, z. B. Einfordern einer Liebesbekundung, • Ängstliches Verhalten (z. B. Sprechen mit piepsiger Stimme) • Intrusives Verhalten (z. B. Mitzerren des Kindes am Handgelenk) • Rückzug (das Kind wird bei der Wiedervereinigung nach einer Trennung von der Mutter nicht zur Kenntnis genommen) Entwicklung des Selbst und Affektregulation (Fonagy et al. 2002) • „Da das Selbst nur im Kontext mit anderen existiert, (ist) die Selbstentwicklung gleichbedeutend … mit dem Sammeln von Erfahrungen des Selbst in Beziehungen“ Prä-Post-Outcome-Effektstärken (Anbeh 2004, Anbeh u. Tschischke 2010, Calabrese APA 2004, Grawe et al 1994, Hautzinger et al 2005, Leichsenring & Leibing 2003, Kösters et al 2006, Kösters & Strauss 2007, Lorentzen & Hoglend 2004, Sandell et al 2001, Strauß & Burgmeier-Lohse 1994, Tschuschke 2004, Turner et al 2008) Intervention Psychopharmaka Psychotherapie allgemein Effektstärke(n) 0.2 - 0.76 (0.15-0.37) 0.6 - 1.11 GT 1.14 VT KVT 1.0 - 1.23 1.2 - 1.3 Psa Therapie 1.46 - 1.55 (Analytische) Gruppenpsychotherapie 0.59 - 2.13 (GAF 3.1!) Zur Sozialität des autobiografischen Gedächtnisses (Welzer 2006, 127. In: Welzer/Markowitsch (Hg) Warum Menschen sich erinnern können) „Menschen sind vielleicht viel besser zu verstehen, wenn man sie nicht als Individuen betrachtet, sondern als Schnittstellen in einem Netzwerk“ Gründungspioniere der Gruppenanalyse (GA) und gruppenanalytischen Psychotherapie Trigant Burrow (1875-1950) - USA Die Gruppenmethode in der Psychoanalyse (1926) Siegmund Heinrich Foulkes (1898-1976) Group-analysis: studies in treatment of groups on psycho-analytical lines (with E. Lewis) (1944) Entstehung der GA während des II. Weltkriegs aus Personalmangel der Militär-Krankenhäuser, um der großen Zahl von Notfällen zu begegnen – z.B. im Northfield Military Psychiatric Hospital Foulkes´ Idee von Wirkfaktoren • Mirroring – Gruppe als „Festsaal von Spiegeln“ – Die Erkennung und mögliche Akzeptanz von projizierten Selbstanteilen im anderen mag einen wichtigen therapeutischen Vorteil repräsentieren • Exchange – Anteilnahme der Gruppenmitglieder auf verschiedenen Ebenen (supportive und sozialisierende Gruppenfunktionen) • Free-floating discussion – Äquivalent zur freien Assoziation in der Psychoanalyse (insbesondere Träume) • Resonance – Widerspiegelung von Gefühlen und Themen durch die Gruppe mit Aspekten von Identifikation • Translation – Gruppenäquivalent, unbewusstes bewusst zu machen Hypothesen zur Überlegenheit der analytischen Gruppentherapie • Mentalisierung gelingt wahrscheinlich nirgendwo besser als in der Gruppe (braucht aber Zeit!) – Keine dyadische Spiegelung, sondern (diskrepante) MultiSpiegelung des eigenen Erlebens dosiert das primäre Erleben bzgl. affektiver Repräsentanz und verringert die Fehler-Möglichkeiten (eines zu viel oder zu wenig) – Jede (gelingende) Gruppe wiederholt über die Wiederherstellung von Bindung die Entwicklung der Reflexionsfunktion vom Säugling bis zum Erwachsenen (face-to-face-Austausch affektiver Signale, ÄquivalenzModus, Als-ob-Modus, Entwicklung der Affektrepräsentation) – „In learning to communicate, the group can be compared to a child learning to speak“ (Foulkes & Anthony 1964, S.263) Basale mentalisierungsbasierte Gruppentechniken (mod Bateman 2010) • Offene Fragen • Zirkuläres oder affektfokussiertes Fragen, Neugier, empathisches Infragestellen (challenge), Geschichten und Grenzen erforschen (exploring narratives) • Vielfältigkeit der Fragen • Intersubjektiver Raum im Hier und Jetzt 3-D-Modell mentalisierungsbasierter TK-Behandlung (mod. n. Vermote 2003) Sicherheitsgefühl Mentalisierung – selbstreflexive Funktion Objektbeziehungen Therapievereinbarungen (z. B. Regeln bzgl. • Esstagebuch • Gewichtsvertrag • Alkohol- und Drogenverzicht • Verbot von selbstverletzendem Verhalten • Beachtung des therapeutischen Rahmens) Rituale Anwesenheit mindestens einer Pflegekraft Reflektives metabolisierendes und „Containing“-Verhalten des therapeutischen Teams erfahrbar durch Gruppenpsychotherapie Körper- und Tanztherapie Kunst- und Gestaltungstherapie Fokus auf unbewusste maladaptive Wiederholungsmuster pathologischer Objektbeziehungen im Hier und Jetzt (sowohl in der Einzel- wie in der Gruppentherapie und gegenüber dem therapeutischen Team) Psychotherapeutisches Reiten Creative Writing Psychoanalytische Gruppenkonzepte Pioniere Psa durch Foulkes (1948, die Gruppe 1975) Konzepte „Ego-training in action“ Spiegelung, Matrix, Austausch, Resonanz einschließlich des Leiters Konzept „AntiGruppe“ Nitsun (1996) Blick auf destruktive Aspekte, die die Integrität von Gruppe und ihre Entwicklung bedrohen Umgang mit Anti-GruppenPhänomenen Zentrale Techniken MBT Gruppe Gruppenanalyse Ermutigung zur SelbstExploration durch „inquisitorische Neugier“ Spiegelung Deutungen der Gruppe als Ganze(s) Vermeidung von Schweigephasen (resonating mind) Projektion, Introjektion und Identifikation Schweigen wird akzeptiert Keine Übertragungs- / Gegenübertragungsdeutungen in nichtmentalisierenden Phasen! Übertragungs- / Gegenübertragungsdeutungen Ziel: Mentalisieren Ziel: Vom Symptom zum Konflikt Mentalisierungshemmende Interventionen • „Sie sind verwirrt“ • „Sie verwirren mich“ • „Könnte es sein, dass Sie jetzt wütend sind?“ • „Was Sie wirklich fühlen, ist...“ • „Ich denke, was Sie mir/uns wirklich erzählen, ist... „ • „Ich denke, Ihre Erwartungen an diese Situation / die Gruppe sind verzerrt...“ • „Was ich denke, was Sie meinten war...“ • „Was Sie eigentlich denken, ist...“ Mentalisierungsfördernde Interventionen • „Ich bin nicht sicher, ob…“ • „Könnte es sein, dass …“ • „Wie glauben sie (an die Gruppenmitglieder), fühlt sich dies für Herrn X. an?“ • „Könnten Sie erklären, was Sie dazu brachte, …“ • „Wie können sie (an die Gruppenmitglieder) ihr noch helfen, damit sie versteht, wie Sie sich fühlen?“ • „Was würden Sie jemand anderem raten, wenn er in einer ähnlichen Situation wäre wie Sie?“ • „Frau M. scheint an diesem Punkt nicht weiter zukommen. Kann ihr jemand helfen?“ Merkmale eines extrem niedrigen Mentalisierungsniveau in der Gruppe • Antireflektive Einstellung – Feindlichkeit – Ausflüchte – Nicht-verbale Reaktionen • Versagen eines adäquaten Herausarbeitens von Bedeutung – Mangel an Integration – Mangel an Erklärung • Unangemessene Annahmen – Übersteigert große Annahmen über den Gruppenleiter – Buchstäbliche Bedeutung von Wörtern Merkmale eines niedrigen Mentalisierungsniveaus in der Gruppe • Beschäftigung mit Regeln, Verantwortlichkeiten („was man sollte und nicht sollte“) • Verleugnung der eigenen Anteile bei Problemen (Externalisierung) • Beschuldigen oder Fehler findend • Ausdrücke von Gewissheit über die Gedanken und Gefühle anderer Charakteristika für Pseudomentalisieren auf der Gruppe-als-Ganzes-Ebene • Gruppenmitglieder – behalten etwas für sich, sind rigide – intellektualisierend und psychologisierend – Klischee-Sprache und Jargon – wirken gelangweilt – machen lange Ausführungen, unlebendig – fordern sich nicht heraus, weichen aus, sind ängstlich, konkretistisch, geben Ratschläge, etc. • Gegenübertragung: Gefühl von Langeweile, unlebendig, uninteressiert, “was mache ich hier?, warum habe ich diesen Beruf gewählt?” Charakteristika für gelingendes Mentalisieren auf der Gruppe-als-Ganzes-Ebene • Gruppenmitglieder sind – vital, lebendig – offen, aufrichtig, beteiligt – aktiv die intersubjektiven “Transaktionen” erforschend, begierig beim Herausfinden, manchmal spielerisch – mit einem konstanten Fokus darauf, wie die eigene psychische Befindlichkeit (mental state) und die der anderen zu verstehen ist • Gegenübertragung: Gruppe ist ebenso tief bedeutsam wie Spaß machend Charakteristika für Äquivalenzmodus auf der Gruppe-als-Ganzes-Ebene • Gruppenmitglieder sind – aggressiv, fordernd, Schuld zuweisend – labilisierend, attackierend – Angstniveau hoch – mißtrauisch – Sündenbock suchend – Kein Raum für Neugier, Erforschung und Herausfinden anderer Perspektiven • Gegenübertragung: Unbehagen, Furcht, Wut, Hilflosigkeit Leiterstile als Determinanten für Gruppenentwicklung Persönlichkeitsstile GrundannahmenFunktionsweise (Bion) • Narzisstisch • Zwanghaft • Kampf-Flucht • Paranoid-schizoid • Paarbildung • Hysterisch-Inzestuös • Abhängigkeit • Phobisch/angstneurotisch • Depressiv • Arbeitsgruppe