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Druckversion www.bb-live.de - Eine aufgeschlossene Schule http://www.bb-live.de/news/druck.php?&artikel=110988805&red=13... 30.10.2015 Sindelfingen Eine aufgeschlossene Schule Kleine Delegation iranischer Lehrerinnen hat die Gemeinschaftsschule im Sindelfinger Eichholz besucht Im März 2014 ein russischer Führungskader aus dem Bildungsbereich, im Juni 2015 amerikanische Lehrer - nun eine Abordnung von Lehrerinnen aus dem Iran: Die Gemeinschaftsschule im Sindelfinger Eichholz zieht Neugier aus dem Ausland auf sich. Rektorin Barbara Knöbl freut's. VON SIEGFRIED DANNECKER SINDELFINGEN. Mittwochvormittag im Eichholz. Das LehrerinnenQuartett aus Teheran mit seiner Dolmetscherin und Begleiter Karimian Eghbal, Unternehmer in Deutschland, hat sich verspätet. Die Umbauarbeiten am "Gatter" machten einen Umweg nötig. Kein Problem. Iranische Mentalität nimmt sich Zeit. Das heiße Wasser, das Schulchefin Barbara Knöbl für den obligatorischen Tee bereitgestellt hat, bleibt in den Thermoskannen lange genug dampfend. Und dass sie nach der Annahme eines Gastgeschenks (Pistazien, in hübsche Tücher geschnürt) ihr Willkommen auf Persisch (!) hält: Das nötigt dem Sextett aus der Ferne allergrößten Respekt ab: Beifall. Dass Ministerialrat Siegmut Keller nun schon zum dritten Mal neugierige ausländische Pädagogen gezielt an die Eichholz-Gemeinschaftsschule führt, hat einen guten Grund. Das gibt der Mann aus dem Kultusministerium freimütig zu. Zwar fänden sich auch in Stuttgart Schulen dieser Art. Gerade genug sogar. Doch Barbara Knöbl sei eben "aufgeschlossen", habe "viel Erfahrung in Sachen Bildung" und empfange Gäste gern, sagt er. Offenes Schulhaus. "Wir haben uns", erklärt die Schulleiterin der Dolmetscherin zum Übersetzen, "schon vor fünf Jahren auf die Fahnen geschrieben, dass der Weg des längeren gemeinsamen Lernens der richtige ist." 1 von 3 30.10.2015 08:09 Druckversion www.bb-live.de - Eine aufgeschlossene Schule http://www.bb-live.de/news/druck.php?&artikel=110988805&red=13... Kopftücher bringen einen Hauch von Exotik ins Klassenzimmer Die vier Lehrerinnen, darunter eine ältere Schulleiterin, hören aufmerksam zu, machen sich Notizen, zücken Smartphone und iPad für Fotos und Videos. Ein eigenwilliger Kontrast zu ihren Kopftüchern, könnte man meinen. Oder, irgendwie, wiederum auch ganz normal. Eine schöne Schule sei das, gucken die vier Damen aus den Fenstern in die Natur und finden Deutschland überhaupt schön, weil es so grün sei (auch wenn's längst herbstet). Siegmut Keller hat auf seinem Schreibtisch viele Anfragen aus dem Ausland. Lehrer, Schulleiter, Bildungsfachleute und -politiker interessieren sich für das deutsche Schulwesen. Für das duale Ausbildungssystem mit Haupt-/Real- und Berufsschulen ebenso wie für Gymnasien. Oder Gemeinschaftsschulen. Was die vier Frauen aus dem Islam in BadenWürttemberg erkunden wollen, ist eine Antwort auf die Frage: Steckt hinter dem offensichtlichen wirtschaftlichen Erfolg des Ländles, seiner ökonomischen und sozialen Prosperität, ein schulisches Geheimnis? Daraus könne man für den Iran etwas lernen. Eine These, für die gewiss vieles spricht. Im Iran, erklärt die Dolmetscherin den deutschen Gastgebern, besuchten alle Kinder nach der Grundschule eine weiterführende Schule, die sie "Gymnasium" nennt. Aber studieren würden viel weniger. Eine berufliche Ausbildung à la Deutschland mit betrieblicher Praxis und berufsschulischem Theorieunterricht sei unbekannt. Womöglich auch schwer kopierbar. "Was wir hier seit 100 Jahren kennen", weiß Siegmut Keller, sei auf andere Kulturen nicht immer übertragbar. Mentalitätsunterschiede, Traditionen. So schnell ändert man, was jahrhundertelang gewachsen ist, nicht. Auch dann nicht, wenn man Veränderungen will. Sindelfingen ist dabei gar nicht erste Station des Besuchs aus dem islamischen Land. Früher schon haben die Damen Österreich besucht, wo die Gemeinschaftsschule gerade "politisch von oben verordnet, also nicht wie bei uns freiwillig umgesetzt wird" (Knöbl). Auch Kanada, gewissermaßen Mutterland der Gemeinschaftsschule, war den Iranerinnen einen Aufenthalt wert. Buchstäblich ein "fabelhafter" Unterricht Dann geht es ab in zwei Klassenzimmer, wo etwa der 13-jährige Niklas gerade ganz für sich allein den Umfang von Dreiecken bestimmt. Einen Raum weiter geht es um Fabeln. Larissa, Nico, Leon und Niklas präsentieren sich gegenseitig einen ganzen Strauß von Fabeln: "Der Esel und das Pferd" zum Beispiel. Oder "Der Eber und der Fuchs". Die Klassenstufe 6 gibt eine sehr gute Figur ab. Mutig stehen die Sechser vor die Klasse und geben ihre Weisheiten kund, bewerten sich gegenseitig, auch wenn mal ein Schnitzer passiert. "Der Fuchs, der wo versucht, die Trauben zu kriegen", sagt einer in schwäbisch-deutscher Dialekt-Diktion. Egal. Die Iranerinnen als Zuschauerinnen und Zuhörerinnen wirken höchst interessiert. Vielleicht finden sie diese moderne Art, Schule kooperativ und lernindividuell zu gestalten, ja buchstäblich fabelhaft. 2 von 3 30.10.2015 08:09 Druckversion www.bb-live.de - Eine aufgeschlossene Schule 3 von 3 http://www.bb-live.de/news/druck.php?&artikel=110988805&red=13... [ Fenster schließen... ] 30.10.2015 08:09