Panama Guatemala

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Panama Guatemala
Weltreise
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628 Std Bus – 175 Std Zug - 27 Std Boot – 58 Std Flug
Notizen einer Weltreise
Teil 2: Panama, Costa Rica, Nicaragua, Honduras, El Salvador, Guatemala, Belize, Mexiko, USA, Kanada,
Hawaii, Japan, Taiwan,
Hong-Kong, Macau, Philippinen, Thailand, Malaysia, Singapore, Moskau
Panama
Bei der Immigration am Flughafen von Panama-City werde ich prompt nach dem Ausreiseticket gefragt. Selbstsicher
zeige ich das Ticket nach San Andres vor. Er brummelt zwar etwas vor sich hin, doch händigt mir der Beamte den
Pass mit dem Einreisestempel aus.
Das Interessanteste in Panama-City ist der Besuch der Schleusen. Da der Gatun-See auf der Atlantikseite 26 Meter
und der Miraflores-See auf der Pazifikseite 16 ½ Meter über dem Meeresspiegel liegen, mussten drei
Schleusenanlagen gebaut werden um diesen Höhenunterschied zu überwinden. In den Gatun-Schleusen werden die
Schiffe in drei Phasen auf den Seespiegel gehoben. In Pedro San Miguel beginnt der Abstieg zum Pazifik (9,4 Meter)
und in Miraflores werden dann die restlichen 16 ½ Meter bis zum Meeresspiegel erreicht. Die Schleusenanlagen von
Miraflores sind doppelt gebaut und funktionieren unabhängig voneinander. Ihre Länge beträgt 305 Meter, die Breite
33 ½ Meter. Für jedes Schiff, das den Kanal durchquert werden jedes Mal 1,968 Mio. Hektoliter Süsswasser, welches
aus dem Gatun-See gepumpt wird, verbraucht und in den Pazifik abgelassen. Ein Schiff, je nach Grösse und Ladung
benötigt für die Durchquerung vom Atlantik zum Pazifik (82 Km) zwischen 8 – 10 Stunden. Die Kosten für beladene
Schiffe betragen zurzeit 1,29 US $ pro Longton (1 Longton = 1,016 To). Am meisten kostete bisher die Passage des
deutschen Container-Schiffes „Tokio Express“ am 16.5.1976, nämlich 50'216,75 US $. Dies ist jedoch nur ein Zehntel
der Kosten, müsste das Schiff um das Kap Horn fahren!
Panama Kanal
Guatemala
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Da Zentralamerika keine besonderen touristischen Attraktionen aufweist, beschliessen wir auf direktem Wege nach
Guatemala-City zu fahren. Am 4. Februar 1976 wurde Guatemala von einem heftigen Erdbeben heimgesucht. Die
Intensivität wurde auf der Richterskala mit 7,5 gemessen, was 30x der Energie der Atombombe auf Hiroshima
entspricht. Die Bilanz war verheerend: 22'778 Tote, 76'504 Verletzte. In der Innenstadt von Guatemala-City sieht
man heute, ausser bei den Kirchen deren Türme und Kuppeln fast ausnahmslos eingestürzt waren, kaum mehr etwas
von dieser Katastrophe. Es wurde allerdings nicht das Zentrum am stärksten betroffen, die meisten Opfer gab es in
den ärmeren Gebieten, wo die Lehmhäuser wie ein Kartenspiel zusammenbrachen.
Lago Atitlan
Der tiefblaue Atitlan See wird im lokalen Reiseprospekt als der schönste See der Welt angepriesen. Seine Lage, von
Vulkanen umgeben, ist sicher schön, doch die lieben Leute haben noch nie den Vierwaldstättersee gesehen! Als
grosse touristische Attraktion gelten die Zahl- reichen, farbenfrohen Märkte. Der berühmteste, leider aber von den
Touristen buchstäblich überrannt, ist derjenige von Chichicastenango.
Markt von Chichicastenango
Ruinen von Tikal
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Die Weiterfahrt zu den Maya-Ruinen nach Tikal nimmt 21 Stunden in Anspruch! Die Strapazen sind es jedoch wert. Es
war bislang unmöglich das riesige Gebiet von 15 Km² archäologisch freizulegen, man hat sich daher bisher auf die im
Mittelpunkt liegende Baugruppe beschränkt, die zu beiden Seiten von Pyramiden begrenzt ist.
Noch vor einigen Wochen war die politische Lage zwischen Guatemala und Belice, dem früheren Britisch Honduras,
sehr gespannt und es schien als ob es eine militärische Auseinandersetzung geben würde. Grund: Guatemala erhebt
Anspruch auf das Territorium von Belice! Ob wir unsere Reiseroute deswegen abändern müssen? Um in den Yucatan
(Mexiko) zu gelangen würde einen riesigen Umweg bedeuten. Vor wenigen Tagen erlebten wir in Guatemala-City eine
grosse Flugblatt-Aktion mit der Aufschrift „Belice is nuestro – Belice gehört uns“. Zum Glück hat sich die Lage
scheinbar in den letzten Tagen beruhigt und wir passieren ohne Probleme die Grenze.
Unser Visum ist nur 76 Stunden gültig, Zeit genug um einen kurzen Stopp in der Hauptstadt Belmopan zu machen.
Am anderen Tag reisen wir in Mexiko ein. Statt Mexikaner mit Sombreros vorzufinden, begegnen wir in der
Grenzstadt Chetumal und später in ganz Yucatan, einer Invasion französischer Touristen. Es gibt der karibischen
Küste entlang wunderbare Strände. Neue Touristenzentren wie Cancun schiessen wie Pilze aus dem Boden. Der schon
lange im voraus geplante Badeurlaub auf der Islas Mujeres – der Fraueninseln, wird endlich Tatsache. Nach
dreiviertelstündiger Bootsfahrt, einmal mehr unter strömendem Regen, erreichen wir die kleine Insel. Wo allerdings
die Frauen geblieben sind, ist uns ein Rätsel!
Mexiko
Ruinen von Uxmal in Merida
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Ruinen von Chitzen Itza
Ruinen von Palenque
Als besondere Sehenswürdigkeit Yucatans gelten die unzähligen Maya-Ruinen, die berühmtesten unter ihnen Uxmal,
Chitzen Itza und Palenque. Diese Städte erreichten ihre Blütezeit zwischen dem 4. – 8. Jahrhundert. Rätselhaft bleibt
der Untergang.
Acapulco
Nach der Visite der wichtigsten Ruinen, wollten wir so rasch wie möglich nach Mexiko-City, ohne jedoch Acapulco
auszulassen. Wir sind jedoch von diesem weltberühmten Ferienort enttäuscht. Die Stadt selbst unterscheidet sich
kaum von anderen mexikanischen Städten. Der Strand lässt sich schon sehen, obwohl wir das Wasser ziemlich
verschmutz vorfanden. Wenn wir uns dennoch mit Begeisterung an Acapulco erinnern, so dann wegen dem
fantastischen Spektakel der Felsenspringer.
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Mexico-City
Wir haben Mexiko-City erreicht und sind zu Gast bei Graze Linder. Für deine Gastfreundschaft möchten wir uns noch
einmal recht herzlich bedanken. Bei Graze lernen wir wie das mexikanische Nationalgetränk Tequila zu trinken ist: in
der linken Hand einen Zitronenschnitz mit Salz, in der rechten das Glas Tequila; ex austrinken, den Zitronenschnitz im
Mund auspressen und das ganze mit Sangrita nachspülen. Wer diese Prozedur einige Male wiederholt hat und beim
anschliessenden „Jass“ noch Wein und Kirsch konsumiert, dem würde ich aus Erfahrung raten, den für den nächsten
Tag geplanten Ausflug zur Schneegrenze des Popocatepetl zu unterlassen. Für einige war es ein schmerzlicher, für
andere ein romantischer Ausflug, nicht wahr Alois?
Ruinen von Tula
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Ruinen von Tenochtitlan
Anfangs des 13. Jahrhunderts kamen die letzten Nachzügler der Chichimeken, ein Stamm der Aztken, in das Hochtal
von Anahuac. Sie folgten einer priesterlichen Vorsage sich dort niederzulassen, so sie einen Adler auf einem Kaktus
eine Schlange verzehren sähen. Dieses bestimmte Zeichen entdeckten sie auf einer Insel inmitten des Texcoco-See,
worauf sie dort ihre Hauptstadt Tenochtitlan, gründeten. Zunächst lebten sie als Zugewanderte im dicht besiedelten
Tal unter Oberhoheit anderer Stämme, friedlich dahin. Dann aber wollten sie mehr. Durch Kriege wurde aus den
Nomaden innert weniger als zwei Jahrhunderten, die Herrscher zwischen Atlantik und Pazifik. Tenochtitlan zählte eine
halb Million Einwohner. Als Cortez am 21. April 1519 in der Nähe von Vera Cruz landete und der regierende König
Moctezum II davon erfuhr, war er überzeugt, dass es Quetzalcoatel (als weisser, bärtiger Gott beschrieben der früher
aus Tollan vertrieben und dabei schwor er würde sein Land wieder zurückobern) war. Er schickte Cortez kostbare
Geschenke und empfing den Spanier einige Monate später als vermeindlicher Gott mit grosser Unterwürfigkeit. Zu
spät bemerkte er, dass Cortez ihn in seinem eigenen Palast zum Gefangenen gemacht hatte. Während einem halben
Jahr gab es ein friedliches Zusammenleben, ehe ein Offizier Cortez in dessen Abwesenheit mehrere Adelige töten
liess. Jetzt erst formierte sich der Widerstand gegen die Spanier. Am 30. Juni mussten diese fliehen, verloren ihre
Beute und einen grossen Teil ihrer Mannschaft. Moctezuma der auf Geheiss der Spanier zum meuternden Volk
sprechen sollte, wurde gesteinigt. Sein Nachfolger starb nach vier Monaten an der von den Spaniern eingeschleppten
Pocken Krankheit. Auch der nachfolgende Cuanthémoc konnte den Sieg der Spanier nicht verhindern. Nach 93-tägiger
Belagerung musste er sich ergeben weil das Wasser ausgegangen war. In ihrer Sucht nach Reichtum und Schätzen
zerstörten die Spanier das märchenhafte Tenochtitlan.
Wir waren bereits unter so grossem Zeitdruck (Alois hatte von seinem Arbeitgeber ein Telegramm erhalten, er werde
dringend in Westafrika gebraucht), dass wir Mexiko schon nach fünf Tagen verlassen mussten. Schade! Ich hätte
gerne noch das Atzeken-Fussballstadion besucht. Wir hatten nicht einmal Zeit der Einladung der bildhübschen Rosalba
in San Luis Potosi folge zu leisten! Nach einer 26-stündigen Busfahrt stehen wir an der US-Grenze in El Paso. Wieder
einmal müssen wir warten. Was wir schon in Guatemala-City, in Quito für dieses Visum Zeit verloren haben…Endlich,
nach zwei Stunden dürfen wir einreisen. Ja, es war fast ein Dürfen. Was sich diese Amerikaner erlauben! Wären wir
nicht auf die Weiterflüge von San Francisco angewiesen gewesen, nicht viel hätte gefehlt und wir hätten auf eine
Einreise verzichtet. Schade, dass jetzt, wo wir mit der spanischen Sprache doch schon gut zurecht kamen, umstellen
müssen.
U.S.A.
Grand Canyon
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„Danke, dass sie den Bus nehmen und somit Energie sparen“, Unterschrift: Präsident Jimmy Carter. Dies ist der
Slogan der Greyhound Bus Company, die einzige Möglichkeit ohne eigenes Auto in den USA zu reisen.
Eine der bedeutendsten Natursehenswürdigkeit der USA ist der Grand Canyon. Ausgangspunkt für einen Besuch ist
Flagstaff. Wir mieten uns ein Auto und fahren durch wunderschöne Wälder zum Canyon. Der Anblick ist
überwältigend! Während Jahrtausenden hat sich der Fluss in das Tal gefressen: 1800 m tief!, 30 Km breit!. Vom
„South Rim“ steigen wir in den Canyon hinunter. Der „Bright Angel Trail“ ist allerdings fast mehr Strasse als Pfad. Am
besten startet man frühmorgens, denn gegen Mittag wird es unheimlich heiss. Am gleichen Tag ziehen wir nach Los
Angeles weiter.
San Francisco
In LA bleiben wir nur gerade eine Nacht. Was wir sehen wollten, Disneyland in Anaheim, war schnell gesehen. Von LA
nach San Francisco ist ein kurzer Weg. Wir sind am Ziel unserer Reise angelangt. Alois findet einen Rückflug nach
Zürich für 250 US $. Wir haben aber noch ein wenig Zeit und besuchen Alois’s Tante in Bishop (Kalifornien). Wir
kommen dort gerade rechzeitig an, denn der Pfirsichbaum droht unter der Last seiner Früchte zusammenzubrechen.
Wir verbringen einige schöne Tage bei Tante Daisy und Onkel Walt.
Auf der Rückfahrt nach San Francisco besuchen wir den Yosemite-Nationalpark mit seinen riesigen Sequoia-Bäume.
Eine landschaftlich wunderschöne Fahrt erleben wir dem Ostufer des Lake Tahoe entlang, nach Squaw Valley,
Olympiaaustragungsort von 1960. Erinnern Sie sich noch? Roger Staub, Yvonne Rüegg, unsere beiden
Goldmedaillengewinner!
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Yosemite Nationalpark
Lake Tahoe
Olympia-Eishalle von Squaw Valley
In den zahlreichen Gesprächen mit Amerikanern stellen wir fest, dass die von Europa keine grosse Ahnung haben. Die
USA waren vielleicht die ersten auf dem Mond, wir haben jedoch den Eindruck, dass sie in vielen anderen Sachen eher
hinter dem Mond sind. Als Schweizer sind wir überall gut angesehen. „Ah! Switzerland! Lovely!“ Die Rückfahrt nach
Frisco führt über das Death Valley.
Death Valley
Auf unserer 5 ½ monatigen Reise haben wir insgesamt 35'000 Km zurückgelegt. Wir haben unheimlich viel gesehen,
vielleicht fast zu viel für eine solch kurze Zeit. Alois ist in der Zwischenzeit in die Schweiz zurückgeflogen. Ich habe
mich entschieden die Reise über Hawaii nach Japan fortzusetzen.
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Kanada
Vancouver
Ich wusste, dass meine Freunde Ursi und Beppu, von einem Alaska-Trip herkommend, so gegen den 20. September
in Vancouver (Kanada) sein würden. Schon von Mexiko aus teilte ich den beiden via Poste Restante mit, dass ich dort
ca. am 15. September eintreffen und auf sie warten würde. Ich bin jedoch viel früher, bereits am Sonntag 11.
September dort. Da es in den Rocky Mountains bereits schneite und demnach im Norden sicher auch schon kalt war,
hoffte ich insgeheim, dass sie dadurch auch einige Tage früher in Vancouver ankommen würden. Als ich am Montag
zur Post ging war ein Brief für mich da! Absender: Beutler, Vancouver! Als ich den Brief lese, trifft mich fast der
Schlag: sie seien bereits seit dem 6. hier und würden am 11. (mein Ankunftstag!) nach San Franciso weiterreisen.
Unfassbar! Ich reise einige Tausend Kilometer um jemanden zu treffen und die reisen am Tag meiner Ankunft ab!
Obwohl mir Vancouver gut gefiel, hatte ich nach einigen Tagen auch nichts mehr verloren und reiste nach Frisco
zurück. Am 20. September treffen wir uns dann auch auf der Hauptpost und erfahre dabei, dass sie schlussendlich
erst am Montag, 12., nachdem sie auf der Post waren, weitergereist sind. Wir hatten uns um eine Stunde verpasst!
Ist das nicht eine verrückte Geschichte?
Hawaii
Flughafen von Honolulu
Am 23. September gilt auch für mich Abschiednehmen. Ich fliege nach Hawaii. Die Inselgruppe, bestehend aus
Hawaii, Maui, Kauai und Oahu, liegt mitten im Pazifik, 6228 Km von Japan und 3865 Km von Frico entfernt. „Aloha“
ist der Willkommensgruss. Dass einem bei der Ankunft bildhübsche Mädchen mit einem Blumencollier begrüssen, gilt
vielleicht für organisierte Touren, ist aber sonst eine Lüge. Auch, dass es auf Hawaii kein Bier gibt, wie es das Lied
besingt, ist auch eine Lüge.
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Strand von Waikiki
Gedenkstätte der USS Arizona in Pearl Harbour
Wenige Kilometer ausserhalb von Honolulu liegt Pearl Harbour. Der überraschende Angriff der Japaner am Morgen des
7. Dezembers 1941 forderte 2341 Tote. Von den 97 an diesem Morgen sich im Hafen befindenden Schiffe, wurden 18
versenkt oder beschädigt. Darunter auch das Kriegsschiff USS Arizona, über welches eine Gedenkstätte gerichtet ist.
Insgesamt arbeiten heute 11'500 Personen in der Naval Base.
Auf dem Weiterflug nach Tokio, kommt um 16.00 Uhr die Meldung, dass es nun 11.00 Uhr des folgenden Tages
(Tokio-Zeit) sei! Wir haben soeben die internationale Datenlimite überflogen. Der 30. September hatte für mich also
nur 16 Stunden gedauert und der 1. Oktober fing bereits mit 11 Uhr an!
Japan
Tokio
Es gibt manchmal Momente auf Reisen, da fragt man sich, was man in einer Stadt wie Tokio überhaupt zu suchen
hat. Die Ungewissheit was da alles bei der Ankunft in einer neuen Stadt, zudem noch in einem neuen Lande, auf
einen zukommt, macht mich jedes Mal unheimlich nervös. Für ein Zurück ist es nun jedoch zu spät, in einer Stunde
landen
wir.
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Es ist gar nicht so schlimm wie ich mir vorgestellt habe. Vielleicht zahlt sich in der Zwischenzeit die doch schon reiche
Reiseerfahrung bemerkbar. Die Fahrt mit dem Monorail ins Stadtzentrum ist einfach, schnell und billig. Ohne Hilfe
wäre es schon schwieriger gewesen sich zurecht zu finden. Ohne grosse Problem finde ich sogar meine
Jugendherberge. Soviel hatte ich mir gar nicht zugetraut. Es erwartet mich auch eine freudige Überraschung! Das
Yoyogi Youth Hostel ist im ehemaligen olympischen Dorf untergebracht. Wer hätte gedacht, dass ich mit meiner
bescheidenen sportlichen Karriere jeweils in einem olympischen Dorf wohnen würde!
Ich finde hier zahlreiche Weltenbummler vor, vor allem Europäer, die mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Japan
kamen. Es sind aber auch viele junge Japaner in der Herberge, welche in Tokio auf Stellensuche sind. Die Japaner
nehmen sich den auch den „Neuen“ an und begleiten mich die ersten Tage in die Stadt um nicht verloren zu gehen.
Alles wäre einfacher könnte man japanisch lesen, doch so ist man ständig auf Hilfe angewiesen. Sogar für die
Einheimischen ist es nicht einfach sich in den mehrstöckigen Bahnhöfen von Shinjuku, Simbashi oder Shibuya zurecht
zu finden. Mit den Tagen blickt man aber immer mehr durch das System der Tokioter Bahnen, das im Grunde einfach
ist. Jede Bahn/Linie hat seine
Farbe, und man kann so in den Bahnhöfen eigentlich nur diesen Farbmerkmalen folgen. Dank einem ausgeprägten
Erinnerungsvermögen und etwelchen Notizen, kann ich mich nach drei Tagen vollständig frei in Tokio’s Bahnen
herumschlagen. Es wird direkt zu einem „Sport“ in den Bahnhöfen umzusteigen. Man kann sich allerdings auch zuviel
zumuten: einen kurzen Moment nicht aufgepasst und schon ist man total verloren!
Der beste Überblick auf die Riesenstadt geniesst man vom Tokio Tower. Ein Häusermeer soweit das Auge reicht.
Dabei fällt auf, dass es nur gerade im Ginza Viertel und in Shinjuku einige Hochhäuser gibt. Bis vor 15 Jahren galt der
vielen Erdbeben wegen, ein Gesetz, dass verbot Häuser höher als 31 Meter zu bauen.
Am 4. Tag klirren plötzlich in der Nacht die Fenster und die Betten beginnen zu zittern. Im Moment denke ich an einen
schwer beladenen Zug der vorbeifährt. Als es nach einigen Sekunden aufhört, wird mir bewusst, dass es sich um ein
Erdebeben handelte. Knapp eine Stunde später fiel es wieder an, diesmal wesentlich stärker und viel länger. In den
Zeitungen war am darauf folgenden Tag davon aber nichts erwähnt. Kleine Beben, wie dasjenige von Gestern, sind in
Japan an der Tagesordnung.
Schon am ersten Abend machte ich Bekanntschaft mit dem japanischen Bad. Dies ist für die Japaner eine Tradition
und allabendlich ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Nachdem man sich auf einem Hocker im Vorraum eingeseift,
gewaschen und gründlich abgespült hat, steigt man ins Bad. Für die Japaner kann es nicht heiss genug sein. Nach den
Herren baden die Damen.
Schuhe aus, Schuhe an, Slipper an, Slipper aus. Auch an diese Sitte muss man sich gewöhnen. Auf keinen Fall darf
man in einem Haus mit den Schuhen auf den Tatami-Matten herumlaufen. Dazu gibt es eben die Slippers. Muss man
auf die Toilette, gibt
Ich hatte nichts anderes erwartet: Reis ist in Japan das Hauptgericht. Vom Frühstück bis zum Abendessen gibt es Reis
in allen möglichen Variationen und zur Abwechslung zwischendurch Nudeln. In den Restaurants sind die Gerichte in
den Schaufenstern zur Schau ausgestellt, natürlich auf japanisch angeschrieben. Selbstverständlich kann man in
Tokio auch europäisch essen. Ein winziges Entrecôte mit einem Dutzend Erbsen und sechses andere Slipper. Es gibt in
Japan zwei Arten von WC’s: die western style und japanese style, bei denen man im Gegensatz zu den unsrigen steht.
Pommes-frites kostet aber bereits um die 30 Franken!
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Lake Kawaguchiko (Foto rechts mit Fujijama
Ich hatte in Tokio zahlreiche Sachen zu erledigen. Ich musste einen neuen Pass haben, die Cholera-Impfung erneuern
sowie das Visum für Taiwan beantragen. Nach sieben Tagen kann ich endlich diesem „Ameisenhausen“ entfliehen und
fahre nach Kawaguchiko, am Fusse des Fujijamas. Das Wetter war leider nicht das beste. Der Berg war nur bis
morgens 10 Uhr zu sehen, dann wurde er in Nebel verhüllt. Von Kawaguchiko führt eine Strasse hinauf zum 5th stage
auf 2400 Meter. Von hier gelangt man in 5 -6 Stunden zum Gipfel. Gerne, wäre ich da hinauf, aber bei diesem
Wetter…
Wesentlich mehr zu sehen als in Tokio gibt es in der alten Kaiserstadt Kyoto. Ich bleibe dort aber nicht lange.
Auf dem Rückweg nach Tokio steige ich für eine kurze Strecke der Schinkansen-Linie, der berühmten Eisenbahnlinie
zu. Mit dem Super Express Hikari (Licht) legt man die Strecke Tokio – Hakata (1'177 Km) in sage und schreibe 6
Stunden und 56 Minuten zurück. Der Express Kodama (Echo) braucht für die gleiche Strecke etwas länger, macht
aber mehr Zwischenhalte. Sehr eindrucksvoll wie das zugeht: 70 Sekunden nachdem der Zug anhält, zischt er wie
eine Rakete bereits wieder ab. Da wirken die Züge der SBB zum Vergleich wie Schnecken!
GP von Japan mit Clay Regazzoni
Man hat gewiss nicht so häufig die Gelegenheit einem Formel-1 Rennen beizuwohnen und dann erst noch der Grosse
Preis von Japan! Der Eintrittspreis von SFr. 80.- hat mich zwar ein Vermögen gekostet, die Ambiance war jedoch
einmalig. Und was für ein grossartiges Rennen fuhr da Clay Regazzoni. Ein Duell an der Spitze mit Scheckter auf
Biegen und Brechen. In der 43. Runde geschah es: weder Scheckter noch Regazzoni erscheinen! Was war geschehen!
Ein Unfall? Nach Beendigung des Rennens, welches übrigens James Hunt gewann, wurde der Wagen vor unseren
Augen ins Ziel abgeschleppt.
Formosa
Der erste Eindruck bei meiner Ankunft in Taipeh ist erfreulich. Die Temperatur ist wesentlich wärmer als in Tokio. Die
Leute im Bus zur Innenstadt sind sehr behilflich. Die ganze Stadt ist mit Formosa’s Nationalflagge beschmückt. Es ist
eine moderne Stadt: grosse Hotels und Kaufhäuser, die Leute tragen westliche Kleidung, die Mädchen sogar Mini’s,
dass es einem noch heisser wird! Der Grund weshalb die Stadt bei meiner Ankunft so herausgeputzt ist, ist die Feier
zum 28. Jahrestag des Kinmen Sieges über die Kommunisten. „Dieser historische Sieg brach damals - dem Leitartikel
einer grossen Tageszeitung zu entnehmen - den Rückgrat der China-Kommunisten Offensive und brachte einen
Wendepunkt in unserem hartnäckigen Kampf gegen kommunistische Aggression. Nur mit der endgültigen Eroberung
des Festlandes können wir den Kommunismus dort eliminieren und Friede, Demokratie, Freiheit und wirtschaftliches
Wohlergehen dem Volke wiederbringen“.
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Hong-Kong
Ausblick vom Peak
Der Anflug auf Hong-Kong und die ins Meer hinaus gebaute Landepiste ist spektakulär. Fliegt man die Stadt von
Osten an, ist es noch spektakulärer, den der Pilot muss die Insel Hong-Kong in relativ tiefer Höhe umfliegen und
unmittelbar nach einer scharfen Rechtskurve, das Landemanöver über den Dächern der Stadt einleiten. Welches ist
nun die schönste Stadt der Welt? Rio de Janeiro, San Francisco oder Hong-Kong? Für diese Beurteilung müsste ich
wohl vorher noch Rio bei Sonnenschein erleben! Hong-Kong bedeutet für mich jedoch die bisher faszinierendste,
schönste, exotischste, interessanteste, malerischste und erlebnisreichste Stadt die ich bisher gesehen habe. HongKong (4 ½ Mio. Einwohner, davon 98% Chinesen) ist sowohl der Name für das britisch verwaltete Gebiet als auch für
die kleine, dem Festland vorgelagerte Insel. Im Norden der Insel liegt die Stadt Victoria, auf der Südseite einige
kleinere Orte und beliebte Badestrände. Die Insel wird von einem schmalen Meeresarm, der den Hafen bildet, vom
Festland getrennt. Gegenüber von Victoria liegt der Stadtteil Kowloon auf der gleichnamigen Halbinsel. Dahinter
erstreckt sich das Festland, die New Territories. Im allgemeinen Sprachgebrauch hört man die Namen Victoria und
Kowloon nur selten, die beiden Städte werden, so wie die Insel, einfach als Hong-Kong bezeichnet.
Der Ausflug auf den 550 Meter hohen Peak ist eine der Attraktionen der Stadt. Der Blick auf beide Stadtteile und den
Hafen ist mehr als spektakulär. Auch die Fahrt nach Aberdeen, wo 20'000 Leute auf 3'000 Booten hausieren ist
eindrücklich. Leider ist es bis heute nicht möglich als Einzelreisender nach China einzureisen. Man muss sich mit
einem Blick „hinüber“ begnügen.
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Macau
Blick nach China
Erlebnisreich ist die Fahrt mit dem Hydrofoil durch das südchinesische Meer in die 65 Km von Hong-Kong entfernte
portugiesische Kolonie Macau. Auch von hier sieht man nach China hinüber. Die meisten Leute kommen jedoch nicht
des „Blickes“ nach China wegen, Attraktion sind vielmehr die unzähligen Casinos.
Philippinen
Bjarne, ein Däne, Zimmergenosse in meiner Mansion in Hong-Kong hatte zufälligerweise den gleichen Flug wie ich
nach Manila gebucht. Auch er war schon lange unterwegs, über 1 ½ Jahre. Wir schlossen uns zusammen. Manila,
welch eine katastrophale Stadt! Und dieser Verkehr! Unglaublich! Verkehrszusammenbrüche sind an der
Tagesordnung, was scheinbar die Leute nicht weiter stört. Man schätzt, dass es in Manila rund 20'000 Privattaxis
geben soll. Auffallend die einzigartigen Jeepneys, deren Ursprung aus ausgemusterten amerikanischen Jeeps aus dem
2. Weltkrieg stammen. Diese sind mit volkstümlichen Motiven bemalt und mit unzähligen Rückspiegeln und
Chromfiguren verziert. Auf der Schweizer Botschaft gibt es wieder einmal Post für mich: Postkarten von Alois aus
Obervolta, von Beutler/Büchlers vom Grand Canyon, Peter Krähenbühl aus Mexiko und meiner Schwester auf dem
Weg durch die Sahara aus Tunesien. Da soll einer noch sagen die Post funktioniere nicht auf der Welt…
In Südamerika werden die amerikanischen Touristen als „Gringos“ bezeichnet, hier ob Amerikaner oder nicht, werden
alle mit „Joe’s“ angesprochen. Wir stellen fest, dass die jüngere Generation sehr stark anti-amerikanisch eingestellt
ist, währenddem die älteren die USA als Befreier von der japanischen Invasion geehrt werden. Wir sind bereits seit
einigen Tagen in Manila und haben ausser spät aufstehen, ein wenig herumflanieren, während der „Happy hour“ ein
Bier zu trinken und uns abends zu amüsieren, überhaupt noch nichts gescheites gemacht. Es schien als ob wir
unseren Unternehmungsgeist gänzlich verloren hatten. Hatten wir den Reisekoller? Da es keinen Sinn macht, die Zeit
einfach so zu vertrödeln, beschliesse ich nach Bangkok (Thailand) weiterzufliegen.
Thailand / Singapore / Malaysia / Thailand
Singapore
Meine Reise um die Welt geht langsam zu Ende. Ganz gerne hätte ich noch ein oder zwei Monate in Bali verbracht,
doch ich spüre, dass die Reiseflamme langsam am auslöschen ist. Da ich mir für nur 7 US $ Aufpreis damals das
Flugticket bis nach Singapore gekauft habe, will ich diese Gelegenheit nicht auslassen. Singapore, Stadt von welcher
mir erzählt wurde sie sei noch schöner als Hong-Kong, bin ich ehrlich enttäuscht. Eine faszinierende Stadt als HongWeltreise Teil-2
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Kong gibt es nicht und derjenige begeisterte Tourist war anscheinend noch nie in der britischen Kronkolonie. Da es
nun auch noch beginnt regnerisch zu werden, fällt mir die Rückfahrt mit dem Zug über Kuala Lumpur und Butterworth
nach Bangkok nicht schwer.
Russland
Moskau bei - 20˚ Celcius!
Dass ich auf meiner Weltreise auch noch Moskau besuchen würde, hatte ich nicht geplant. Das Visum für die UdSSR
erhalte ich auf jeden Fall wesentlich schneller als jenes damals für die USA. Wer hätte auch gedacht, dass ich, auf
dem Flug mit der Aeroflot, auch wenn nur für kurze Zeit, indischen Boden betreten würde. Die Zwischenlandung in
Bombay ist für mich eine Sensation. Vor sechs Jahren hatten wir hier, anlässlich der 2 CV-Reise, nach Afrika
eingeschifft. Was für Erinnerungen werden da wach!
Wir landen frühmorgens auf dem Flughafen Sheremetyevo. Der Kapitän meldet eine Aussentemperatur von – 20 ˚
Celcius! Beim Aussteigen scheint die Temperatur erträglich, wenige Minuten später fängt mein Körper unwiderstehlich
zu beben an. Nach dem Tranfer ins Hotel werden wir für eine gratis Stadtrundfahrt abgeholt. Auf dem Lenin Hügel
steigt auch eine Gruppe Ceylonesen aus, ihre Köpfe in Handtücher eingewickelt. Sie halten es aber nur einige Minuten
aus und fliehen in den Bus zurück. Ich treffe Nöldi, ein St. Galler der mehrere Monate auf Indonesien unterwegs war.
Da wir beide am Nachmittag den gleichen Flug nach Zürich haben und daher noch etwas Zeit zur Verfügung haben,
lassen wir uns in der Nähe des Roten Platzes abladen. Erst als Nöldi, auch nicht besonders warm angezogen, eine
bläuliche Farbe annimmt, kehren wir mit dem Taxi ins Hotel zurück.
Es ist der 14. Dezember 1977: wir können es kaum erwarten in der Schweiz zurück zu sein. Obwohl uns noch immer
2'400 Km von der Heimat trennten, war es für uns in Relation zu den bisher zurückgelegten Distanzen, nur noch eine
Formsache. In drei Stunden würden wir es geschafft haben, nach so vielen Abenteuern wieder zurück zu sein. Die
Emotion ist gross, derart gross, dass ich nicht verhindern kann einige Freudetränen nach der Landung in Kloten
auszugiessen. Fast neun Monate hatte meine Reise um die Welt gedauert.
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