I love you... Kottingbrunn

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I love you... Kottingbrunn
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Andrea Mart in
Die Kulturwerkstatt Kottingbrunn lud vom 18.1. bis 17.2.2013 zu dem sehr erfolgreichen Off-Broadway
Musical von Joe di Pietro und Jimmy Roberts „I love you, you’re perfect, now change“. Es wurde die
deutsche Fassung von Alexander Kuchinka gezeigt. Der deutsche Titel hieß „Verliebt, verlobt,
verkrampft nochmal“, auch wenn in dem Fall die englische Version um einiges besser klingt. Das
Ziel eines jeden Darstellers ist es in seinem Leben möglichst viele Charaktere darstellen zu können,
die in verschiedenen Situationen ganz viel erleben. All das bietet dieses Musical, denn es werden in
zahlreichen kleinen Episoden jede Menge Szenen gezeigt und in jeder sind die Akteure jemand
anderer und müssen sich blitzschnell umstellen. Dieser Herausforderung stellte sich folgendes
Quartett: Karin Seyfried, Oliver Arno, Nicole Christina Rest-Lankmayer und Martin Pasching. Regie
führte Peter W. Hochegger. Ihm zur Seite stand Bernhard Viktorin, der für die Regieassistenz und
Abendspielleitung zuständig war. Als stummer fünfter auf der Bühne durfte er u.a. als Polizist oder
Rollstuhlschieber in Erscheinung treten. Seine einzigen Laute in einer Szene waren die eines Baby’s.
Die musikalische Leitung lag in den Händen von Helmut Strobl, er spielte auch das Saxophon, die
Klarinette und die Flöte, während Bernhard van Ham für die Begleitung am Klavier sorgte.
Kult urwerkst at t Kot t ingbrunn
I love you, you´re perfect, now change
niederösterreich/ kottingbrunn
In dem Stück geht es um Mann und Frau und
die verschiedenen Möglichkeiten einer
Beziehung zueinander. Mann und Frau sind
unterschiedlich, nicht nur in der Anatomie und
das macht ihr Zusammenleben gerade so
interessant. Ein Bühnenbild war nicht von
Nöten. Für manche Szenen wurden Tische,
Sessel oder eine Schlafstätte auf die Bühne
geschoben. Dafür gab es umso mehr Kostüme,
die den Darstellern blitzschnelle Umzüge
abverlangten.
Bei „Kantate zum ersten Date“ machen sich
alle fertig (wohlgemerkt im doppelten Sinn)
für die erste Verabredung und haben vor allem
vor einer Enttäuschung Angst. Pasching und
Rest-Lankmayer zeigten eindrucksvoll, wie
man in weniger als ein paar Minuten vom ersten
Date bis zur Trennung alles durchspielen kann
und im Endeffekt merkt, dass man doch nicht
zusammenpasst. Für Lacher sorgte Arno, als
er bei „Ein Kerl und ein Girl“ auf Schüchti
gestylt mit Mittelscheitel, Fliege und Sakko
auftrat. Er wäre gern ein richtiger Kerl mit dem
gewissen Wow, während Seyfried gern ein Girl
wäre, das weiß, worüber es reden soll. Beide
gestehen einander, dass sie nichts zu bieten
haben, finden aber gerade deshalb zueinander.
Ein stimmgewaltiges Duett der Damen gab es
mit „Mit den Männern nichts los“ zu hören.
Beide sind von ihren Dates (Arno mit witziger
Perücke, dicker Silberkette, Sportjacke und so
richtig machoartig drauf und Pasching als Golfer
mit Käppi und kariertem Pullunder) total
angefressen und können sich in dem Song
austoben. Dann durften die Männer loslegen
„Weil: Männer sind geil“. Sehr schräg auch
die Szene „Tränendrucksachen“, in der Oliver
neben Nicole im Kino sitzt, bei einem
Liebesfilm seine weiche Seite entdeckt und
hemmungslos heult. Amüsant auch die Szene,
in der Pasching und Seyfried die Eltern von
Arno spielen, der seiner Freundin RestLankmayer den Laufpass gegeben hat, statt
sie zu heiraten. In „Na, du Single“ gehen sie
ordentlich auf ihre „Doch-nicht-Schwiegertochter“ los und auch der Sohn wir heftig
beschimpft. Sie können sich nicht mit der
Tatsache abfinden, dass sie nun doch kein
Enkel bekommen und im Endeffekt wird dem
Alkohol ordentlich zugesprochen. Fast schon
psychothrillertauglich ist Martin Pasching’s
Sträflingsauftritt bei einem Partnersuchprogramm der ganz besonderen Art. Nachdem
es am Ende des ersten Teils eine Hochzeitsszene zwischen Arno und Seyfried gegeben hat,
Foto: Harald Brutti
darf Nicole im zweiten Teil den Brautstrauss fangen. Dies ist
jedoch gar nicht so schön für sie, da sie „Immer die Jungfer“ ist.
Der Text dieses Liedes ist für das Publikum sehr unterhaltsam und
auch die Präsentation hat es in sich, sodass einem die Darstellerin
in ihrer Rolle wirklich leid tut. Zu guter letzte findet sie aber doch,
dass sie das bessere Los gezogen hat, wenn sie allein bleibt, ohne
den richtigen gefunden zu haben. „Das Schicksal“ junger Eltern
zeigen Oliver und Karin auf eindrucksvolle Art und Weise. Der
riesige Winnie Puh Bär, den Freund Martin mitbringt wird auf
Kindertauglichkeit geprüft und Martin selbst wird zum Ansehen
von Babydias genötigt. Diese Dias, die hinter den Darstellern
eingeblendet werden, sorgen dann für einen unerwarteten
Lacherfolg, denn niemand anderer als Oliver Arno selbst hat sich
ins Babyoutfit begeben und mit Schnuller die herrlichsten Grimassen
für’s Foto gezogen. Auch sein „Babysong“ in der ganz speziellen
Kindersprache war richtig niedlich. Bei dem „Ausflug ins Glück“
mimen Nicole und Martin die Kids während Seyfried als Mutter
die nervende Beifahrerin mimt, die Arno, den Vater, zur Weißglut
treibt. Sehr berührend ist das Solo „Hab ich nicht schon lang
genug von dir?“, welches Martin Pasching interpretiert. Er ist auf
älterer Herr gestylt (graue Haare) und besingt eine Person, die man
am Ende des Lieds auch sieht. Es ist seine Frau, die im Rollstuhl
über die Bühne geschoben wird. Auch wenn sein Leben nicht mehr
so scheint wie früher, so liebt er seine Frau noch immer, egal wie
schlecht es ihr geht. Ebenfalls eine interessante Begegnung zeigten
Nicole und Martin, die sich weiterhin auf alt getrimmt, immer
wieder auf Begräbnissen sehen, bis er die Initiative ergreift und
sogar das Jausenbrot mit ihr teilen will. Beide haben ihre Ehepartner
verloren, finden einander nett, doch stellen eindeutig klar, dass es
niemals mehr jemanden geben wird, den sie so lieben werden, wie
ihren langjährigen Partner. Trotzdem wollen sie es miteinander
versuchen, da sie nicht einsam bleiben wollen. Zu guter letzt sangen
alle „I love you, you’re perfect, now change“ und standen in ihren
Anfangsoutfits auf der Bühne.
Das Publikum verlebte einen sehr amüsanten Abend mit Szenen,
die teilweise wirklich an den Alltag zwischen Mann und Frau
erinnern, manchmal aber natürlich auch etwas übertrieben waren.
Das Quartett schaffte es binnen kürzester Zeit in sehr viele
verschiedene Charaktere und ebensoviele Kostüme zu schlüpfen,
wofür ihnen schon mal Respekt gebührt. Gesanglich harmonierten
sie gut und es war schön die Sänger einmal in kleinerem Rahmen
erleben zu dürfen.
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