grad- und Leistungssteigerung bei GUD
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grad- und Leistungssteigerung bei GUD
VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 1 Fortschrittliche Gas- und Dampfturbinenprozesse zur Wirkungsgrad- und Leistungssteigerung bei GUD-Kraftwerken Dipl.-Ing. C. Kail, Dr.-Ing. B. Rukes VDI, Erlangen Zusammenfassung Im vorliegenden Beitrag werden verschiedene Maßnahmen zur Erhöhung von Wirkungsgrad und Leistung des GUD®-Prozesses untersucht. Eine Erhöhung der Turbineneintrittstemperatur und des Druckverhältnisses der Gasturbine und die Einführung einer Zwischenerhitzung der Turbinenrauchgase bieten die größten Potentiale. Weitere Wirkungsgradsteigerungen durch verbesserte Komponentenwirkungsgrade, Vorwärmung des Brennstoffes, erhöhte Frischdampfzustände und optimierte Abgaswärmenutzung durch einen 3 Druck Dampfprozeß mit Zwischenüberhitzung des Dampfes lassen das Ziel eines GUD-Wirkungsgrades von 60 % bis zum Jahr 2000 als realisierbar erscheinen. Durch Ansaugluftkühlung, Zwischenkühlung der Verdichterluft, Zufeuerung im Dampferzeuger und Wasser- bzw. Dampfeindüsung in die GT-Brennkammer kann die Leistung des GUDKraftwerkes - allerdings zu Lasten des Wirkungsgrades - zusätzlich gesteigert werden. Einleitung Der GUD-Prozeß hat aufgrund seiner hohen Temperatur der Wärmezufuhr in der Gasturbinenbrennkammer und seiner niedrigen Temperatur der Wärmeabfuhr im Kondensator der Dampfturbine ein sehr viel größeres Wirkungsgradpotential als andere Kraftwerksprozesse. Bei Einsatz der neuen Generation der Siemens Gasturbinen erreicht man z. B. GUDWirkungsgrade von über 58 % (Tabelle 1). Die effektivsten Ansatzpunkte für weitere Steigerungen des GUD-Wirkungsgrades bietet der Gasturbinenprozeß, der aus diesem Grund in der vorliegenden Arbeit besonders intensiv behandelt wird. Weitere Möglichkeiten liegen sowohl im nachgeschalteten Dampfprozeß als auch im Gesamtprozeß. Die Qualität der erzielten Ergebnisse wird entscheidend von der möglichst genauen Erfassung der Veränderungen der Komponentenwirkungsgrade bei der Variation von Prozeßparametern beeinflußt. Bei der Gasturbine wurde aufgrund langjähriger Beobachtungen unterstellt, daß der polytrope Verdichterwirkungsgrad und der isentrope Turbinenwirkungsgrad (ISO-Wirkungsgrad) für sämtliche Veränderungen des Druckverhältnisses und der Turbineneintrittstemperatur näherungsweise konstant bleiben. Diese Annahme berücksichtigt die sich mit dem Druckverhältnis ändernden Spaltverluste und Kühllufttemperaturen und setzt bei steigender Turbineneintrittstemperatur verbesserte Kühltechnologien voraus. VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Gasturbine Seite 2 - V64.3A V84.3A V94.3A Leistung Wirkungsgrad*) Frequenz MW % Hz 70 36.8 50 / 60 170 38.0 60 240 38.0 50 GUD - 1S.64.3A 1S.84.3A 1S.94.3A MW % - 103 54.8 2 Druck 254 57.9 3 Druck mit ZÜ 359 58.1 3 Druck mit ZÜ *) *) Leistung Wirkungsgrad*) Dampfturbinenprozeß *) Bruttowerte bei ISO-Bedingungen Tabelle 1: Wirkungsgrad- und Leistungsdaten der neuen Siemens Gasturbinen Bei der Optimierung des Dampfprozesses wurde das bei Siemens/KWU für Garantierechnungen eingesetzte Kreislaufprogramm verwendet, das die Veränderung des Dampfturbinenwirkungsgrades bei z. B. anderen Frischdampfdrücken und -temperaturen exakt ermittelt. Welchen Fehler man dagegen bei der Annahme eines konstanten Expansionswirkungsgrades machen kann illustriert Bild 1. 1.005 3-Druck-Prozeß mit ZÜ Abgastemp. 600 °C *GUD, P*GUD 1.004 konstanter Expansionswrkgd. 1.003 1.002 umgerechneter Expansionswrkgd. 1.001 1.000 110 120 130 140 150 160 170 Frischdampfdruck (bar) Bild 1: Einfluß des Expansionswirkungsgrades der Dampfturbine auf die Optimierung des Frischdampfdruckes Der GUD-Prozeß Der GUD-Prozeß besteht aus einem Gasturbinenprozeß mit einem nachgeschalteten ungefeuerten Dampfturbinenprozeß. Die Abgaswärme der Gasturbine wird in einem Abhitzekessel zur Dampfproduktion genutzt (Bild 2). Der Wirkungsgrad des GUD-Prozesses (ηGUD) läßt sich aus dem Verhältnis der Summe von Gasturbinenleistung (PGT) und Dampfturbinenleistung (PDT) zu der dem Prozeß zugeführten • Brennstoffleistung ( QBRST ) berechnen und kann als Kombination aus Gasturbinenwirkungsgrad (ηGT), Dampferzeugernutzungsgrad (ηDE) und Wirkungsgrad des Dampfturbinenprozesses (ηDT) dargestellt werden: VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 ηGUD = PGT + PDT • QBRST mit ηGT = PGT • QBRST = ηGT + ηDE ηDT (1 − ηGT ) • , ηDE = QDE→DT • QGT→DE Verdichter , ηDT = PDT • . QDE→DT, Dampferzeuger Gasturbine Generator Seite 3 Dampfturbine Turbine HD G MD ND G Brennkammer Zwischenüberhitzung Kondensator Pumpe Pumpe Bild 2: GUD-Kraftwerk mit einem 3 Druck-Dampfprozeß mit Zwischenüberhitzung Erhöhung von Turbineneintrittstemp. und Druckverhältnis der Gasturbine Das Druckverhältnis und die Turbineneintrittstemperatur beeinflussen wichtige Eigenschaften der Gasturbine, nämlich den Wirkungsgrad, die Leistung (Bild 3, links) und die Abgastemperatur. Das Druckverhältnis wirkt sich auf die mittlere Temperatur der Wärmezufuhr (Tm,zu) und Wärmeabfuhr (Tm,ab) aus und beeinflußt hierdurch den thermischen Wirkungsgrad der Gasturbine. Im reversiblen Fall gilt: Tm,ab ηth = 1 − . Tm, zu Der thermische Wirkungsgrad steigt mit größer werdendem Druckverhältnis, weil das Temperaturverhältnis von Wärmeabfuhr zu Wärmezufuhr kleiner wird. Beim realen Gasturbinenprozeß läßt sich aufgrund von Irreversibilitäten bei der Kompression und Expansion der Wirkungsgrad nur bis zu einem bestimmten Druckverhältnis steigern, welches von der Turbineneintrittstemperatur abhängig ist. Eine weitere Erhöhung des Druckverhältnisses führt zu Wirkungsgradverschlechterungen. Die Nutzleistung der Gasturbine ändert sich nur wenig mit dem Druckverhältnis (Bild 3, links). VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 4 1.35 ΠV = 40 30 1150 °C ISO η*GT 22 30 16 12 ΠV = 40 1.06 22 1.25 9 1.04 16 1.20 1.15 12 1.10 1250 °C 1.08 η*GUD 1.30 1.10 1250 °C 1.02 1150 °C 1.00 0.98 1050 °C TET = 1050 °C ISO 0.96 1.05 9 3 Druck-Prozeß mit ZÜ (110 bar, max. 540 °C) 0.94 0.92 1.00 0.7 0.9 P*GT 1.1 1.3 1.5 0.5 0.7 0.9 1.1 1.3 1.5 P*GUD Bild 3: Einfluß von Druckverhältnis und Turbineneintrittstemperatur auf den Gasturbinenund den GUD-Prozeß Die Turbineneintrittstemperatur (T1) hat einen starken Einfluß auf die Turbinenleistung, weil die Enthalpiedifferenz (∆hs) der Expansion ungefähr proportional zu ihr ist. Im reversiblen Fall gilt für die isentrope Enthalpiedifferenz eines idealen Gases: χ −1 χ p χ 2 ∆hs = T1 R − 1 (R = Gaskonstante, χ = Isentropenexponent, p = Druck). χ − 1 p1 Eine Erhöhung der Turbineneintrittstemperatur führt zu einer Steigerung der Nutzleistung der Gasturbine und in Abhängigkeit vom Druckverhältnis zu einer stärker oder schwächer ausgeprägten Wirkungsgradsteigerung (Bild 3, links). Das optimale Druckverhältnis einer Gasturbine für den GUD-Prozeß ist kleiner als bei einer Gasturbine für den Solo-Betrieb (Bild 3, rechts), weil der Dampfprozeß nur bei hohen Abgastemperaturen (550 - 600 °C) durch einen hochwertigen Frischdampfzustand einen guten Wirkungsgrad erreicht (Bild 4). Erhöht man die für den Dampfturbinenprozeß maximal zulässige Dampftemperatur, so verkleinert sich das für den GUD-Prozeß optimale Druckverhältnis (Vergleiche Bild 3, rechts, mit Bild 5). VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 5 1.10 1.40 1.35 1.20 ϑ 1.15 FD,MAX = 540 °C 1.10 1.06 ΠV = 40 16 12 9 1.02 1150 °C 1.00 TET = 1050 °C ISO 0.98 0.96 3 Druck-Prozeß mit Zwischenüberhitzung pFD = 110 bar 1.05 1.00 500 1250 °C 22 1.04 1.25 η*GUD η*DEη*DT 1.30 ϑFD,MAX = 600 °C 1.08 30 3 Druck-Prozeß mit ZÜ (110 bar, max. 600 °C) 0.94 0.92 550 600 650 700 Abgastemperatur (°C) Bild 4: Einfluß der Abgastemperatur auf den Wirkungsgrad des Dampfprozesses 750 0.5 0.7 0.9 1.1 1.3 1.5 P*GUD Bild 5: Einfluß von Druckverhältnis und Turbineneintrittstemperatur auf den GUD-Prozeß Der GUD-Wirkungsgrad steigt kontinuierlich mit der Turbineneintrittstemperatur und hat bezüglich des Druckverhältnisses einen Maximalwert bei einem bestimmten Druckverhältnis, welches mit zunehmender Turbineneintrittstemperatur steigt. Die GUD-Leistung nimmt mit steigender Turbineneintrittstemperatur zu und mit steigendem Druckverhältnis ab. Eine Erhöhung von Druckverhältnis und Turbineneintrittstemperatur erfordert wegen steigender Kühlluft- und Rauchgastemperaturen den Einsatz fortschrittlicher Kühltechnologien, wie z. B. Filmkühlung der Schaufeln, sowie den Einsatz von Werkstoffen mit höheren zulässigen Materialtemperaturen, wie z. B. Einkristall-Schaufeln. Eine Kühlung der Kühlluft sollte nur dann vorgesehen werden, wenn die ISO-Turbineneintrittstemperatur um mindestens 40 - 50 K steigt und hierdurch den negativen Einfluß der Kühlluftkühlung auf den GUD-Wirkungsgrad kompensiert. Die günstigste Stelle zur Einbindung der Kühlluftwärme ist die Brennstoffvorwärmung, weil die Wärme dann dem Gasturbinenprozeß wieder zugeführt wird. Steigerung der Komponentenwirkungsgrade der Gasturbine Mit zunehmendem Druckverhältnis steigt die Verdichter- und die Turbinenleistung, während die Nutzleistung ungefähr gleich bleibt. Die mit der Leistung zunehmenden Verluste bei der Kompression und Expansion gewinnen gegenüber der Nutzleistung an Gewicht und erhöhen hierdurch die Bedeutung der Komponentenwirkungsgrade (Bild 6). Der Turbinenwirkungsgrad hat wegen des größeren Leistungsanteils der Turbine einen stärkeren Einfluß auf den Gesamtwirkungsgrad als der Verdichterwirkungsgrad. Mit zunehmendem VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 6 Druckverhältnis nimmt das Verhältnis der Turbinen- zu Verdichterleistung ab, die Bedeutung des Verdichterwirkungsgrades wird größer. 1.06 1.40 40 TET = 1250 °C ISO ΠV = 30 1.35 22 1.05 1.30 1.04 1.25 TET = 1250 °C ISO η*GUD η*GT 30 22 1.20 1.15 1.10 1.05 ETAV +0 %-P, ETAT +0 %-P ETAV +1 %-P, ETAT +0 %-P 16 40 1.03 12 ETAV +0 %-P, ETAT +0 %-P ETAV +1 %-P, ETAT +0 %-P ETAV +0 %-P, ETAT +1 %-P ETAV +1 %-P, ETAT +1 %-P 1.02 12 ETAV +0 %-P, ETAT +1 %-P ETAV +1 %-P, ETAT +1 %-P 1.01 9 1.00 0.90 ΠV = 16 9 1.00 0.95 1.00 P*GT 1.05 1.10 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 P*GUD Bild 6: Einfluß von Verdichter- und Turbinenwirkungsgrad auf den Gasturbinen- und den GUD-Prozeß Verbesserungen der Komponentenwirkungsgrade können erreicht werden durch ein optimiertes 3-dimensionales Schaufel-Design der Verdichter- und Turbinenbeschaufelung und durch eine Reduzierung der Spaltverluste durch z. B. eine Spaltsteuerung. Das optimale Druckverhältnis der Gasturbine für den GUD-Prozeß vergrößert sich leicht mit steigenden Komponentenwirkungsgraden. Dampfkühlung Dampf ist aufgrund seiner höheren Wärmekapazität und seiner kleineren Viskosität prinzipiell ein besseres Kühlmedium als Luft. Dampf anstelle von Kühlluft reduziert die spezifische Verdichterleistung durch den Wegfall der Druckverluste der Kühlluft und vermindert die NOX-Emissionen durch eine bei gleicher Turbineneintrittstemperatur niedrigere Brennkammertemperatur. Die Dampfkühlung kann als offenes oder als geschlossenes System ausgeführt werden. Bei einem offenen System (z. B. Filmkühlung der Schaufeln) wird der Dampf, nachdem er seine Kühlaufgabe erfüllt hat, dem Arbeitsgas zugemischt und wirkt dadurch leistungs- und wirkungsgradsteigernd auf die Gasturbine. Der Dampferzeugernutzungsgrad sinkt wegen des höheren Wasseranteiles im Abgas und der Wirkungsgrad des Dampfturbinenprozesses verschlechtert sich wegen des Entzugs von Hochtemperaturwärme, so daß der GUD-Wirkungsgrad trotz des gestiegenen Gasturbinenwirkungsgrades abnimmt. Aus diesen VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 7 Gründen muß eine offene Dampfkühlung gegenüber einer Luftkühlung eine deutliche Steigerung der Turbineneintrittstemperatur ermöglichen, um den GUD-Wirkungsgrad positiv beeinflussen zu können. Eine geschlossene Dampfkühlung eignet sich eher zur Kühlung von feststehenden Teilen der Gasturbine als zur Kühlung von Laufschaufeln und kann z. B. zur Zwischenüberhitzung des Abdampfes der Hochdruckturbine eingesetzt werden. Die gegenüber einer Luftkühlung größeren Temperaturgradienten in den zu kühlenden Teilen steigern die Anforderungen an die eingesetzten Werkstoffe und an die konstruktive Ausführung. Brennstoffvorwärmung Durch die Vorwärmung des Brenngases mit heißem Wasser aus dem Dampferzeuger wird hochwertige Brennstoffenergie durch relativ wertlose Niedertemperaturwärme aus dem Abgas 1.014 1.025 HU = 38 MJ/kg HU = 38 MJ/kg 1.020 1.012 HU = 50 MJ/kg 1.010 η*GUD ϑBRST = 300 °C η*GT 1.015 200 °C 1.010 ϑBRST = 300 °C 1.008 200 °C 1.006 125 °C 1.004 125 °C 1.005 1.002 HU = 50 MJ/kg 15 °C 1.000 0.995 1.000 1.005 P*GT 1.010 1.015 1.000 0.990 0.995 1.000 15 °C 1.005 1.010 P*GUD Bild 7: Einfluß von Brenngasvorwärmung durch Eco-Wasser auf den Gasturbinen- und den GUD-Prozeß ersetzt. Die Reduzierung der Brennstoffleistung führt zu einem Anstieg des Gasturbinen- und GUD-Wirkungsgrades, welcher mit steigender Vorwärmtemperatur und sinkendem Heizwert des Brenngases größer wird (Bild 7). Mit zunehmender Vorwärmtemperatur entzieht man dem Dampfprozeß hochwertigere Wärme, so daß die Steigerung des GUD-Wirkungsgrades abflacht und die GUD-Leistung stärker abnimmt. Die Brennstoffvorwärmung ist eine wirtschaftliche Maßnahme zur Wirkungsgradsteigerung und wird zur Zeit bis zu Temperaturen von 200 °C ausgeführt. Brennstoffaufsättigung VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 8 Durch eine Aufsättigung und anschließende Überhitzung des Brenngases mit heißem Wasser aus dem Dampferzeuger steigt der Turbinenmassentrom und seine Wärmekapazität, ohne das zusätzliche Verdichterleistung aufgebracht werden muß. Die Steigerung der Turbinenleistung führt zu einer Erhöhung der Gasturbinennutzleistung und des Gasturbinenwirkungsgrades (Bild 8, links). 1.003 1.030 10 % ϑGAS = 300 °C 1.025 1.002 8% 1.001 1.015 1.010 1.005 55 % 5% 1% 43 % relative Feuchte 0% 23 % ϑGAS 1.020 1.040 P*GT 1.060 ϑGAS = 300 °C 0% 5% 23 % ϑGAS = 200 °C 1.000 43 % 0% 0.999 8 % relative Feuchte 0.998 0.997 = 200 °C 10 % 0% 1.000 1.000 η*GUD η*GT 1.020 1% 1.080 55 % 0.996 0.995 1.005 1.015 1.025 1.035 1.045 P*GUD Bild 8: Einfluß von Brenngasaufsättigung und Überhitzung durch Eco-Wasser auf den Gasturbinen- und den GUD-Prozeß Mit zunehmenden Wasseranteil im Brenngas entzieht man dem Dampfprozeß eine größere Wärmeleistung und erhöht durch den gestiegenen Wasseranteil im Abgas die Verluste des Dampferzeugers. Beide Effekte wirken der Verbesserung des Gasturbinenwirkungsgrades entgegen, so daß der GUD-Wirkungsgrad nach einem geringen Anstieg mit zunehmender Wassermenge im Brenngas fällt (Bild 8, rechts). Die Leistungssteigerung durch Brennstoffaufsättigung ist gering und rechtfertigt daher nicht den apparativen Aufwand. Ansaugluftkühlung Eine Kühlung der Ansaugluft durch Befeuchtung senkt die Verdichtereintrittstemperatur der Luft, erhöht durch den gestiegenen Wasseranteil ihre Wärmekapazität und steigert aufgrund der größeren Dichte der Luft den Massenstrom. Die durch diesen Effekt verkleinerte spezifische Verdichterleistung und vergrößerte spezifische Turbinenleistung führt zu einem Anstieg der Gasturbinenleistung und des Gasturbinenwirkungsgrades (Bild 9, links). VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 9 1.010 1.150 22 ΠV = 40 1.125 1.005 mit Kühlung ohne Kühlung 30 1.000 1.075 ohne Kühlung 22 1.050 1.025 16 ΠV = 30 η*GUD η*GT 1.100 0.995 mit Kühlung 0.990 0.985 TET = 1250 °C ISO Umgebung: 15 °C, 60 % rel. Feuchte 1.000 0.85 40 TET = 1250 °C ISO Umgebung: 15 °C, 60 % rel. Feuchte 0.980 16 0.975 0.90 0.95 1.00 1.05 P*GT 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 P*GUD Bild 9: Einfluß von Verdichtereintrittsluftkühlung durch Befeuchtung auf den Gasturbinenund den GUD-Prozeß Der positive Effekt der Ansaugluftkühlung steigt mit größer werdendem Druckverhältnis, weil die relative Einsparung an Verdichterarbeit größer wird. Da der zusätzliche Wasseranteil im Abgas den Dampferzeugernutzungsgrad verschlechtert, erhält man für den GUD-Prozeß bei kleinen Druckverhältnissen minimale Wirkungsgradeinbußen, bei größeren Druckverhältnissen steigt der GUD-Wirkungsgrad leicht an (Bild 9, rechts). Die Stärke des Effektes der Ansaugluftkühlung durch Befeuchtung ist vom Umgebungszustand abhängig und nimmt mit sinkender relativer Feuchte und steigender Umgebungstemperatur zu. Zwischenkühlung der Verdichterluft Eine Zwischenkühlung der Verdichterluft senkt die mittlere Temperatur der Kompression und führt so durch eine Verkleinerung der Enthalpiedifferenz zu einer abnehmenden Verdichterleistung. Mit steigendem Druckverhältnis wird der Wirkungsgrad- und Leistungsgewinn der Gasturbine größer, weil relativ mehr Verdichterleistung eingespart wird (Bild 10, links). Die Turbineneintrittstemperatur beeinflußt den Effekt der Zwischenkühlung nur geringfügig, er nimmt bei einer Erhöhung der Turbineneintrittstemperatur wegen des größeren Verhältnisses von Turbinen- zu Verdichterleistung und wegen des größeren Einflusses des Druckverlustes der Zwischenkühlung leicht ab. VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 10 1.02 1.20 ΠZK = ΠV 0.2 1.15 1.00 40 1150 °C 40 1.10 30 22 22 1.05 OHNE ZK MIT ZK 0.8 OHNE ZK 30 16 0.9 P*GT 40 0.98 MIT ZK OHNE ZK 22 ΠV = 16 30 16 MIT ZK 0.94 40 OHNE MIT ZK ZK TET = 1150 °C ISO 0.92 0.95 0.7 1250 °C 22 0.96 16 1.00 0.2 ΠV = 30 η*GUD η*GT ΠZK = ΠV TET = 1250 °C ISO 1.0 1.1 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 P*GUD Bild 10: Einfluß von Zwischenkühlung der Verdichterluft durch Wärmeabfuhr auf den Gasturbinen- und den GUD-Prozeß Die bei Zwischenkühlung zusätzliche Wärmeabfuhr der Gasturbine im Niedertemperaturbereich und der infolge eines erhöhten Brennstoffbedarfs gestiegene Wasseranteil im Abgas reduzieren den für den Dampfprozeß nutzbaren Anteil der Gasturbinenabwärme und verschlechtern dadurch den GUD-Wirkungsgrad (Bild 10, rechts). Bild 11 zeigt die Ergebnisse einer Variation des Druckverhältnisses der Zwischenkühlung. Das optimale Druckverhältnis der Zwischenkühlung für eine Gasturbine im Solo-Betrieb liegt demnach ungefähr bei Π0.25. Eine Gasturbine für den GUD-Prozeß sollte erst ab einem Druckverhältnis von ungefähr 40 eine Zwischenkühlung haben, die dann ungefähr bei Π0.2 liegen sollte. Die technisch sehr viel schwierigere Variante der Zwischenkühlung durch Wassereinspritzung hat deutliche Vorteile gegenüber der Variante mit Wärmeabfuhr durch einen Wärmetauscher. Die ersparte Verdichterleistung für den eingespritzten Wasseranteil, die Erhöhung der Wärmekapazität der Verdichterluft und die kleineren Druckverluste bei der Zwischenkühlung führen zu größeren Wirkungsgrad- und Leistungssteigerungen als bei Zwischenkühlung durch Oberflächenwärmetauscher. Auch der GUD-Prozeß wird trotz des höheren Wasseranteils im Abgas bei Zwischenkühlung durch Wassereinspritzung eher positiv beeinflußt (Bild 12). VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 11 1.01 1.20 TET = 1250 °C ISO 3 1.15 N=4 5 6 2 OHNE ZK 22 OHNE ZK ΠV = 30 1.00 16 0.99 40 1.10 30 1 1.05 η*GUD η*GT 40 22 0.98 2 0.97 1 5 ΠZK = ΠV ΠV = 16 ΠZK = ΠV N=4 0.96 0.95 1.00 3 N/15 6 0.94 N/15 TET = 1250 °C ISO 0.95 0.93 0.8 0.9 1.0 1.1 1.2 1.3 0.7 0.8 0.9 P*GT 1.0 1.1 1.2 P*GUD Bild 11: Einfluß des Druckverhältnisses der Zwischenkühlung auf den Gasturbinen- und den GUD-Prozeß 1.010 1.200 TET = 1250 °C ISO 1.005 22 OHNE ZK 40 1.150 30 1.000 ΠV = 30 η*GUD 1.125 η*GT TET = 1250 °C ISO MIT ZK 1.175 1.100 22 1.075 OHNE ZK ΠZK = ΠV 16 0.990 MIT ZK 0.985 1.050 1.025 0.995 0.980 16 0.2 ΠV = 40 ΠZK = ΠV 0.2 0.975 1.000 0.8 0.9 1.0 P*GT 1.1 1.2 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 P*GUD Bild 12: Einfluß von Zwischenkühlung der Verdichterluft durch Wassereinspritzung auf den Gasturbinen- und den GUD-Prozeß Die in den Diagrammen dargestellten Kurven gelten für einen 3 Druck-Dampfprozeß mit Zwischenüberhitzung (110 bar, 540 °C) und wurden unter der Annahme erstellt, daß sich der ISO-Turbinenwirkungsgrad bei Zwischenkühlung durch Reduzierung der Kühlluftmenge um 0.25 %-Punkte erhöht und daß sich die ISO-Turbineneintrittstemperatur nicht ändert. Da in VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 12 der Realität leichte Steigerungen der ISO-Turbineneintrittstemperatur zu erwarten sind, dürfte der Effekt der Zwischenkühlung etwas positiver als hier dargestellt ausfallen. Zwischenerhitzung der Turbinenrauchgase Eine Zwischenerhitzung der Turbinenrauchgase erhöht die mittlere Temperatur der Expansion und führt so durch eine Vergrößerung der Enthalpiedifferenz zu einer steigenden Turbinenleistung. 1.15 ΠZE = ΠV 0.2 1.04 ΠZE = ΠV OHNE ZE η*GT 1.10 OHNE ZE MIT ZE 40 40 30 1.05 η*GUD MIT ZE 30 22 1.00 22 ΠV = 16 0.95 1250 / 1250 °C 1.00 OHNE ZE 22 ΠV = 16 0.98 MIT ZE 16 22 16 1150 / 1150 °C ISO 30 0.94 1250 / 1250 °C ISO 40 0.90 30 40 1.02 0.96 1150 / 1150 °C MIT ZE 0.2 OHNE ZE 0.92 0.7 0.8 0.9 P*GT 1.0 1.1 1.2 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 1.2 P*GUD Bild 13: Einfluß von Zwischenerhitzung der Turbinenrauchgase auf den Gasturbinen- und den GUD-Prozeß Mit zunehmendem Druckverhältnis wird der Wirkungsgradverlust der Gasturbine durch Zwischenerhitzung kleiner und der Leistungsgewinn größer (Bild 13, links), weil die relative Vergrößerung der Turbinenleistung durch die Spreizung der Isobaren zunimmt. Die Turbineneintrittstemperatur beeinflußt den Effekt der Zwischenerhitzung nur geringfügig, er nimmt bei einer Erhöhung der Turbineneintrittstemperatur wegen der kleiner werdenden relativen Leistungssteigerung der Turbine leicht ab. Die bei gleichem Druckverhältnis durch Zwischenerhitzung gesteigerte Abgastemperatur der Gasturbine verbessert den Dampferzeugernutzungsgrad und den Wirkungsgrad des Dampfturbinenprozesses, so daß der GUD-Wirkungsgrad trotz eines etwas schlechteren Gasturbinenwirkungsgrades deutlich steigt. Sowohl die Gasturbinenleistung als auch die GUDLeistung nehmen stark zu (Bild 13, rechts). VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 13 1.05 1.15 1 2 N= 3 1.10 4 1.03 OHNE ZE 1.01 η*GUD 40 0.95 30 OHNE ZE 0.99 ΠZE = Π 16 TET = 1250 / 1250 °C ISO 0.95 N/15 ΠZE = Π ΠV = 16 N/15 6 ΠV = 40 22 1250 / 1250 °C ISO 0.85 22 30 0.97 0.90 5 1 6 1.00 4 2 5 1.05 η*GT N= 3 0.80 0.93 0.8 0.9 1.0 P*GT 1.1 1.2 1.3 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 1.2 1.3 P*GUD Bild 14: Einfluß des Druckverhältnisses der Zwischenerhitzung auf den Gasturbinen- und den GUD-Prozeß Bild 14 zeigt die Ergebnisse einer Variation des Druckverhältnisses der Zwischenerhitzung. Eine Gasturbine für den Solo-Betrieb sollte erst ab einem Gesamtdruckverhältnis von ungefähr 40 eine Zwischenerhitzung haben, die nach einem möglichst kleinen Expansionsdruckverhältnis angeordnet sein sollte. Das optimale Druckverhältnis für die Zwischenerhitzung bei einer Gasturbine für den GUD-Prozeß liegt ungefähr bei Π0.2. Die Gasturbine mit Zwischenerhitzung erfordert wegen der gegenüber einer normalen Gasturbine größeren Anzahl an zu kühlenden Teilen (2. Brennkammer, 2 Hochtemperaturstufen) eine sehr effektive Kühltechnologie, um die Vorteile der Zwischenerhitzung voll ausnutzen zu können. Der zusätzliche Diffusor vor der 2. Brennkammer, welcher durch Reduzierung der Geschwindigkeit große Druckverluste in der Brennkammer vermeiden und eine kontrollierte Verbrennung ermöglichen soll, erzeugt einen zusätzlichen Druckverlust von mindestens 1 % und verschlechtert hierdurch den Expansionswirkungsgrad der Hochdruckturbine. Der reduzierte Sauerstoffgehalt der Rauchgase erfordert eine besondere Gestaltung der 2. Brennkammer, um eine vollständige Verbrennung zu gewährleisten. Bei Lösung oben genannter technischer Probleme stellt die Zwischenerhitzung einen geeigneten Weg zur Wirkungsgrad- und Leistungssteigerung bei GUD-Kraftwerken dar. Die in den Diagrammen dargestellten Kurven gelten für einen 3 Druck-Dampfprozeß mit Zwischenüberhitzung (110 bar, 540 °C). VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 14 Erhöhung der Anzahl der Verdampfungsstufen im Dampferzeuger ∆η*GUD, P*GUD Eine Erhöhung der Anzahl der Verdampfungsstufen verbessert die Abwärmenutzung durch eine Verkleinerung der Temperaturdifferen1.06 zen, reduziert die Abgasverluste und steigert 3 Druck-Prozeß mit ZÜ hierdurch die Qualität des Dampfprozesses. 1.05 3 DruckBei Einführung einer Zwischenüberhitzung Prozeß des Dampfes steigt der Wirkungsgrad des 1.04 Dampfturbinenprozesses durch die Erhöhung der mittleren Temperatur der Wärmezufuhr 1.03 deutlich an, während der Dampferzeugernutzungsgrad wegen des kleineren Frischdampf1.02 2 Druck-Prozeß massenstromes und der deshalb leicht steigenden Abgastemperatur geringfügig sinkt. 1.01 1 Druck-Prozeß Bei den heute üblichen hohen Wirkungsgrad1.00 bewertungen ist der 3 Druck-Prozeß mit Zwi500 550 600 650 700 schenüberhitzung die Standardvariante. Abgastemperatur (°C) Bild 15: Veränderungen von GUD-Wirkungsgrad und -Leistung in Abhängigkeit von der Anzahl der Verdampfungsstufen und der Zwischenüberhitzung Der Wirkungsgradgewinn durch zusätzliche Verdampfungsstufen verringert sich bei steigender Abgastemperatur (Bild 15), weil die Bedeutung des Niederdruck- und Mitteldruckdampfmassenstromes im Verhältnis zum Hochdruckdampfmassenstrom kleiner wird. Bei sehr hohen Abgastemperaturen (ca. 750 °C) werden die Dampfmassenströme der Mitteldruck- und Niederdruckstufe vernachlässigbar klein, so daß sich der 2 Druck- und der 3 Druck-Prozeß dem 1 Druck-Prozeß annähern. Der positive Einfluß einer Zwischenüberhitzung des Dampfes bleibt auch bei hohen Abgastemperaturen erhalten und nimmt dort sogar etwas zu. Steigerung des Frischdampfdruckes Eine Steigerung des Frischdampfdruckes führt durch eine erhöhte Verdampfungstemperatur und eine verkleinerte Verdampfungsenthalpie zu einer besseren Nutzung der Hochtemperaturwärme und zu einer Verkleinerung der Temperaturdifferenzen im Dampferzeuger. Der Expansionswirkungsgrad der Dampfturbine verschlechtert sich mit steigendem Druck wegen der Abnahme des Dampfvolumenstromes. Je kleiner der Volumenstrom ist, desto stärker wirken sich seine Veränderungen auf den Expansionswirkungsgrad aus. Bei ausreichend großen Volumenströmen ist der Expansionswirkungsgrad nahezu unabhängig von Veränderungen. VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 15 1.008 1.010 1.007 1.006 170 bar 150 bar 1.004 1.002 130 bar 1.000 ηGT = 38.5 % 1.005 1.004 ϑZÜ (ϑFD=540 °C) ϑFD und ϑZÜ 1.003 1.002 110 bar 0.998 0.996 500 3 Druck-Prozeß mit ZÜ pFD = 110 bar 1.006 η*GUD, P*GUD ∆η*GUD, ∆P*GUD 1.008 3 Druck-Prozeß mit ZÜ ϑFD,max = 600 °C mAbg = 620 kg/s ϑFD (ϑZÜ = 540 °C) 1.001 550 600 650 700 Abgastemperatur (°C) Bild 16: Veränderungen von GUDWirkungsgrad und -Leistung in Abhängigkeit vom Frischdampfdruck 750 1.000 540 550 560 570 580 590 600 Temperatur (°C) Bild 17: GUD-Wirkungsgrad und Leistung in Abhängigkeit von der Frischdampf- und Zwischenüberhitzungstemp. Der optimale Frischdampfdruck steigt mit der Abgastemperatur (Bild 16). Im Bereich der heute üblichen Gasturbinenabgastemperaturen zwischen 550 und 575 °C beträgt der optimale Frischdampfdruck für einen 3 Druck-Prozeß mit Zwischenüberhitzung unter thermodynamischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten 110 bar. Bei den zukünftig zu erwartenden Abgastemperaturen von ca. 600 °C erscheint eine Steigerung des Frischdampfdruckes auf 130150 bar als sinnvoll. Die in dem Diagramm dargestellten Kurven berücksichtigen die sich mit dem Frischdampfdruck ändernde Speisepumpenleistung und gelten für Dampfturbinen mit einer Leistung ab ca. 100 MW, bei kleineren Dampfturbinen sind die optimalen Frischdampfdrücke wegen des kleineren Volumenstromes niedriger. Erhöhung der Frischdampf- und Zwischenüberhitzungstemperatur Eine Erhöhung der Frischdampf- und ZÜ-Temperatur steigert den Wirkungsgrad des Dampfturbinenprozesses, weil die Enthalpiedifferenz der Expansion zunimmt und die Nässeverluste in der Niederdruckturbine kleiner werden. Der GUD-Wirkungsgrad und die GUD-Leistung steigen ungefähr linear mit der Frischdampf- und ZÜ-Temperatur (Bild 17). Der Einsatz neuer Werkstoffe ermöglicht eine Steigerung der maximal zulässigen Dampftemperatur von 540 °C auf ca. 600 °C. VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 16 Leistungssteigerung durch Zusatzfeuerung im Dampferzeuger η*GUD Die Erhöhung der Gasturbinenabgastemperatur durch Zusatzfeuerung im Dampferzeuger erhöht den Anteil an Hochtemperaturwärme und wirkt sich deshalb positiv auf den Dampferzeugernutzungsgrad und den Wirkungsgrad des Dampfturbinenprozesses aus. Der GUDWirkungsgrad fällt mit steigender Zufeue1.000 rungsleistung (Bild 18), weil die zusätzlich 1% 0.995 vom Dampfprozeß erzeugte Leistung mit eiϑFD,MAX = 600 °C nem Wirkungsgrad erzeugt wird, der kleiner 0.990 als der GUD-Wirkungsgrad ist. Für einen QZF / QGT 3 Druck-ZÜ-Prozeß mit einem Kondensator0.985 =7% druck von 0.04 bar beträgt der Wirkungsgrad 13 % ϑFD = 540 °C 0.980 der zusätzlich erzeugten Leistung ungefähr 50 %. Läßt man bei Zufeuerung eine Steige0.975 rung der Frischdampftemperatur zu, so wird 3 Druck-Prozeß mit ZÜ 19 % die Verschlechterung des GUD0.970 pFD = 110 bar Wirkungsgrades bei kleinen ZufeuerungsleisηGT = 38.5 % 0.965 tungen geringer sein. 1.00 1.04 1.08 1.12 1.16 P*GUD Bild 18: GUD-Wirkungsgrad und -Leistung bei Zusatzfeuerung im Dampferzeuger Leistungssteigerung durch Wasser- bzw. Dampfeindüsung Die Eindüsung von Dampf oder Wasser in die Gasturbinenbrennkammer erhöht den Turbinenmassenstrom sowie seine Wärmekapazität und steigert so die Nutzleistung der Gasturbine. Der Gasturbinenwirkungsgrad steigt bei Dampfeindüsung und sinkt bei Wassereinspritzung wegen des erhöhten Brennstoffbedarfes zur Verdampfung des Wassers (Bild 19, links). Der GUD-Wirkungsgrad fällt sowohl bei Wassereinspritzung als auch bei Dampfeindüsung wegen des mit steigendem Wasseranteil im Abgas fallenden Dampferzeugernutzungsgrades. Da bei Dampfeindüsung dem Dampfprozeß wertvolle Hochtemperaturwärme entzogen und dadurch seine Leistung vermindert wird, muß man die Gasturbinenleistung mehr als bei Wassereinspritzung steigern, um die gleiche Erhöhung der GUD-Leistung zu erhalten. Man benötigt bei gleicher Leistungssteigerung bei Dampfeindüsung einen doppelt so großen Massenstrom wie bei Wassereinspritzung und verschlechtert durch den entsprechend höheren Wasseranteil im Abgas den Dampferzeugernutzungsgrad mehr als bei Wassereinspritzung. Die Dampfeindüsung zur Leistungssteigerung weist dadurch hinsichtlich des GUDWirkungsgrades nur geringe Vorteile gegenüber einer Variante mit Wassereinspritzung mit vorgewärmtem Wasser auf, so daß unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten der Wassereinspritzung mit vorgewärmtem Wasser der Vorzug zu geben ist. VDI-Berichte Nr. 1182, 1995, S. 71 - 87 Seite 17 1.00 1.09 0% mH2O / mBRST = 265 % 1.07 73 % 0.99 37 % 142 % 1.03 0.98 kalte ZÜ 73 % 1.01 37 % 0.97 1.10 133 % 0.95 129 % WASSER 15 °C 129 % 1.05 265 % MDECO WASSER 15 °C MD-ECO 70 % 0.95 1.00 mH2O / mBRST = 70 % 133 % 36 % 0.97 kalte ZÜ 71 % 0.96 71 % 0.99 142 % 36 % η*GUD η*GT 1.05 1.15 1.20 1.25 0.94 1.00 P*GT 1.04 1.08 1.12 P*GUD Bild 19: Einfluß von Wasser- bzw. Dampfeindüsung in die Brennkammer auf den Gasturbinen- und den GUD-Prozeß (Π = 18, TET = 1250 °C ISO) Erklärung von Formelzeichen und Abkürzungen Zeichen / Abkürzung h Hu KL MD-ECO p P Q R T TET ZE ZK ZÜ χ Π ϑ Einheit Name kJ/kg MJ/kg bar MW MW J/kg/K K °C °C Enthalpie Heizwert Kühlung Vorwärmer der Mitteldruckstufe Druck elektr. Leistung therm. Leistung Gaskonstante Temperatur Turbineneintrittstemperatur Zwischenerhitzung Zwischenkühlung Zwischenüberhitzung Isentropenexponent Druckverhältnis Temperatur