Forschungsbericht 2014/2015
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Forschungsbericht 2014/2015
FORSCHUNGSBERICHT 2014/2015 Gesundheit Sicherheit Umwelt Mobilität Kommunikation Schleifen ist unsere Welt Schreiben Sie Technologiegeschichte bei JUNKER Seit 50 Jahren ist JUNKER Innovationsführer der Schleiftechnologie. Heute setzen sich mehr als 1.200 Mitarbeiter weltweit für die besten Schleiflösungen ein. Von der Kurbelwelle bis zum Gewindebohrer reicht das Einsatzgebiet der JUNKER Schleifmaschinen. Machen Sie Schleifen auch zu Ihrer Welt. Erwin Junker Maschinenfabrik GmbH Personalabteilung Junkerstraße 2 77787 Nordrach Tel.: Fax: E-Mail: +49 (0)7838 84-0 +49 (0)7838 84-155 [email protected] www.junker-group.de Wir bieten den direkten Einstieg nach Ihrem Studium, Praktika oder Bachelor / Master Thesen in folgenden Bereichen: • • • • Maschinenbau Elektrotechnik / Automatisierungstechnik Informatik / Informationstechnik Mechatronik Mehr Infos finden Sie auf unserer Website unter Karriere. Überzeugen Sie uns mit Ihren Bewerbungsunterlagen. Wir freuen uns auf Sie! Vorwort Die Hochschule Furtwangen (HFU) mit ihren drei Standorten Furtwangen, Villingen-Schwenningen und Tuttlingen und deutlich über 6000 Studierenden ist eine der größeren Hochschulen für Angewandte Wissenschaften des Landes Baden-Württemberg. Die Lehre mit innovativen Studienangeboten, die Weiterbildung und die Forschung sind wichtige Profilelemente der Hochschule Furtwangen und eng miteinander verflochten. Gerade mit dem eingeleiteten verstärkten Ausbau unserer Masterstudiengänge kommt der Forschung auch für die Lehre wachsende Bedeutung zu. Unsere jüngsten, im Herbst 2014 gestarteten Masterstudiengänge Advanced Precision Engineering, Mechatronische Systeme, Mobile Systeme, Mikromedizin und Nachhaltige Bioprozesstechnik betreffen Themen, auf denen hoher FuE-Bedarf besteht und auf denen auch an der HFU intensiv geforscht wird. Unsere Absolventen sollen durch ihr Studium befähigt werden, zukünftige Aufgaben wissenschaftlich fundiert zu lösen. Viele unserer Masterabsolventen qualifizieren sich nach ihrem Masterabschluss übrigens auch akademisch weiter und promovieren. Die Hochschule betreibt angewandte Forschung. Anwendungsorientierung heißt dabei für uns in der Forschung, die Umsetzbarkeit der Ergebnisse in Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen im Auge zu behalten und Forschungsfragen gerade aus Anforderungen und Fragen der Industrie heraus zu bearbeiten. In der Lehre stellen wir uns auf veränderte und erhöhte berufliche Anforderungen durch Aktualisierung unserer Studiengänge, aber auch durch neue Studienprofile, die zu neuen Berufsprofilen führen, ein. Zur Anwendungsorientierung gehört für uns die enge Partnerschaft mit Unternehmen, insbesondere der Region. Viele Themen der Forschung entstehen dabei zunächst in studentischen Projekten oder kleineren Forschungs- und Entwicklungsaufgaben. Im Idealfall resultieren daraus größere FuE-Projekte im Verbund mit Firmen sowie universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die mit öffentlicher Förderung und mehr Wirkung fortgesetzt werden können. Die „Forschungslandschaft“ der HFU hat sich in den letzten Jahren quantitativ und qualitativ vergrößert: Neben den seit vielen Jahren herausragenden Forschungsschwerpunkten unseres Instituts für Angewandte Forschung (IAF) – der Produktionstechnik, insbesondere mit dem Kompetenzzentrum für Schleiftechnologie und Feinstbearbeitung (KSF), und Smart Systems, insbesondere im Bereich der Mikrosystemtechnik, – gehört der Forschungsschwerpunkt „Medical Technologies“ zu den am stärksten wachsenden Bereichen. Die verstärkte Forschungsleistung spiegelt dabei wieder, dass der Bereich der „Lebenswissenschaften“ heute ein Kernprofil der HFU ist und viele neue Professorinnen und Professoren gerade in den letzten Jahren hier berufen wurden. Die Hochschule strebt an, ihre Position als eine der forschungsstärksten Fachhochschulen des Landes Baden-Württemberg zu halten und auszubauen. Dazu werden in den nächsten Jahren mehrere so genannter W3-Stellen mit klarem Forschungsbezug und geeigneter Ausstattung besetzt und so eine Schwerpunktbildung in der Forschung gefördert, von der wir wichtige Impulse für die Forschung erwarten. Die Forschungsleistung wird zunehmend auch bei der Verteilung der Ressourcen als Parameter eingehen. Auch am Hochschulcampus Tuttlingen werden wir nach Ausbau des Lehrangebots in enger Absprache mit der regionalen Industrie unsere Forschungsaktivitäten steigern. Ein starkes Forschungsprofil der Hochschule eröffnet unseren Studierenden und Absolventen neue, interessante Perspektiven für ihre berufliche Karriere: Neben dem Erwerb praktischer Forschungskompetenz durch Mitarbeit in Forschungsprojekten eröffnet sich unseren Masterabsolventen immer mehr auch der Weg zu Promotionen. Viele Promovierende fertigen in Kooperation mit Partneruniversitäten ihre wissenschaftliche Arbeit an der HFU an. Die Sicherung der Qualität dieser bei uns laufenden Promotionen wird durch das Kooperative Promotionskolleg der HFU gewährleistet. Im Kooperativen Promotionskolleg werden die bei uns arbeitenden Promovierenden betreut und mit Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen wissenschaftlich gefördert. Wir haben uns damit auch strukturell auf die in den letzten Jahren stark geänderten Aufgaben und Profilelemente einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften eingestellt. Wie in den vergangenen Jahren gibt der vorliegende Forschungsbericht 2014/2015 wieder nur einen exemplarischen Überblick über die laufenden Forschungsprojekte. Sie, liebe Leserin und lieber Leser, sind herzlich eingeladen, unsere Kompetenzen noch besser kennen zu lernen und zu nutzen. Wenn Sie Interesse haben an dem einen oder anderen Gebiet – kommen Sie auf uns zu! PROF. DR. ROLF SCHOFER REKTOR Prof. Dr. Rolf Schofer, Rektor Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 3 Inhalt Inhaltsverzeichnis VORWORT 8 34 Angewandte Forschung an der Hochschule Furtwangen: Unsere Beiträge zur Gestaltung der Zukunft Prof. Dr. Ulrich Mescheder MEMS-Geruchssensorik zur Unterstützung von Pflege und diskretem Leben M.Sc. Thomas Bier, Prof. Dr. Dirk Benyoucef, Dr. Wolfgang Kronast, Prof. Dr. Ulrich Mescheder 10 Kontaktinformationen GESUNDHEIT 38 Patienten-spezifische Vorhersagemodelle für Organversagen bei Intensivpatienten Prof. Dr. Matthias Kohl, Dr. Astrid Genet 42 12 Zentrum für Angewandte Forschung: Assistive Systeme und Technologien zur Sicherung sozialer Beziehungen und Teilhabe für Menschen mit Hilfebedarf Prof. Dr. Christophe Kunze, Sprecher des ZAFH-AAL Prof. Dr. Knut Möller, Prof. Dr. Ulrich Mescheder, Prof. Dr. Dirk Benyoucef, Prof. Dr. Christoph Reich, M.Sc. Miguel Reyes Adame, M.Sc. Philipp Klein, M.Sc. Madeleine Berger, M.Sc. Carina Rosencrantz, M.Sc. Hendrik Kuijs 20 Automatisierte Modellselektion in der modellbasierten Entscheidungsunterstützung Dr. Jörn Kretschmer, M.Sc. Axel Riedlinger, Prof. Dr. Knut Möller 24 Sensorkombination zur Optimierung der Beurteilung von Ventilationsverteilungen der Lunge M.Sc. Benjamin Schullcke, M.Sc. Sabine Krüger-Ziolek, Dr. Zhanqi Zhao, Prof. Dr. Knut Möller Öffentliche Forschung zu sozialer Teilhabe älterer Menschen auf dem Land Dr. Peter Biniok, Prof. Dr. Stefan Selke 46 AAL-Forschung am Puls der Zeit im Experimentallabor Future Care Lab Prof. Dr. Christophe Kunze, M.Sc. Alexander Bejan SICHERHEIT 50 Von der Risikoanalyse zur steuerungsabhängigen Sicherheitsfunktion Prof. Dr. Ulrich Weber, B.Sc. Tim Giardina, B.Sc. Nikita Kies, M.Sc. Fabian Kratzke 54 28 Auditierung von rechenschaftspflichtigen Cloud-Infrastruktur-Anbietern Prof. Dr. Christoph Reich, M.Sc. Thomas Rübsamen Den Mechanismen der Metastasierung auf der Spur Prof. Dr. Margareta M. Müller 58 30 Schadenskunde und Systematik der Schadensklärung Prof. Dr. Hadi Mozaffari-Jovein Identifizierung Präbiotika-abbauender Bakterien im Darm von Mäusen und Menschen M.Sc. Elena Herrmann, B.Sc. Florian Ludwig, Dr. Christian Riedel, Prof. Dr. Markus Egert 4 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Inhalt UMWELT 62 Einsatz eines Pikosekundenlasers zur Mikrostrukturierung von cBN-Schleifscheiben B.Sc. Tim Luckstein, M.Sc. Ali Zahedi, Prof. Dr. Bahman Azarhoushang 66 Laserspektroskopie von Gasen mit Kapillar-Lichtwellenleitern Dr. Volker Lange, Dr. Andras Kovacs, Prof. Dr. Robert Hönl 70 Miniaturisiertes Spektrometer für neue Ansätze in der Analytik M.Sc. Alexey Ivanov, M.Sc. Isman Khazi, Dr. Andras Kovacs, Prof. Dr. Ulrich Mescheder 74 Nachhaltigkeit im Gepäck: Kommunikation und Bildung für Nachhaltige Entwicklung M.Sc. Felix Hollerbach, Dr. Michaela Hölz, Prof. Dr. Stefan Selke 78 Chrom(VI)-freie Beizen – ein Schritt zur umweltfreundlichen Galvanik Prof. Dr. Andreas Fath, Philipp Walter Neek 82 Mikroplastikbelastung im Rhein B.Sc. Jonas Loritz, Dipl.-Ing. Helga Weinschrott, Prof. Dr. Andreas Fath 86 Effektiver und nachhaltiger Gewässerschutz – Projekt “Rheines Wasser” Prof. Dr. Andreas Fath, Dipl.-Ing. Helga Weinschrott, B.Sc. Anne Jenner 98 Systemsimulation eines Pedelecs – ein dynamisches Modell für virtuelle Tests Prof. Dr. Frank Allmendinger, David Schulz KOMMUNIKATION 102 Miniaturisiertes taktiles Mensch-Maschine-Interface Prof. Dr. Ulrich Mescheder, M.Sc. Rui Zhu 104 Event Processing Prof. Dr. Bernhard Hollunder, Dipl.-Inform. Alexander Wahl 108 Korrektur optischer Abbildungsfehler im Kontext stereoskoper Videoproduktionen Prof. Dr. Thomas Schneider, Prof. Nikolaus Hottong 112 Der Weg zu glasfaserbasierter Breitbandinfrastruktur in Baden-Württemberg Prof. Dr. Jürgen Anders 116 Kulturtechnik Wischen – Eine Medientheorie neuer mobiler Nutzungsgesten Prof. Dr. Oliver Ruf 118 Werbung im Maschinenbau heute und morgen Prof. Jörg Jacobi M.A., B.Sc. Tatjana Kautz MOBILITÄT 90 Zukunftstrends des Fachkräftemangels der Berufskraftfahrer in der Logistik Prof. Dr. Jochen Baier 122 Autorenverzeichnis 126 94 Publikationen der HFU 2013 Handlungsstrategien für die Risikoabsicherung von Logistikknoten Prof. Dr. Guido Siestrup, Dipl.-Kffr. Claudia Breuer 134 Studienangebot der HFU Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 5 Impressum Impressum Herausgeber Rektor der Hochschule Furtwangen Prof. Dr. Rolf Schofer Redaktion Prof. Dr. Ulrich Mescheder (verantwortlich) Caroline Armbruster Verantwortlich für den Inhalt Autoren der jeweiligen Beiträge Gestaltung vmm wirtschaftsverlag gmbh & co. kg Titelseite, Inhalts- und Autorenverzeichnis: flipping rocks GbR, Augspurger & Hepting, Furtwangen www.flippingrocks.de Produktion vmm wirtschaftsverlag gmbh & co. kg Kleine Grottenau 1 D-86150 Augsburg www.vmm-wirtschaftsverlag.de Fotos und Bildnachweise Autoren der Fachbeiträge Gestaltete Portraits: Fotografie Bernd Müller, Augsburg S. 24, S. 42: Fotografie Bernd Müller, Augsburg Titelmotiv: Organotypisches 3D-Zellkultur-Modell zur Untersuchung von Tumor-Stroma-Interaktionen Fotografie Bernd Müller, Augsburg Nachdruck auch nur in Teilen nur nach vorheriger Abstimmung mit der Hochschule Furtwangen. 6 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Im Zusammenschluss stark Erfolg braucht innovative Forschung. Die MS Spaichingen freut sich auf Ihren Ideenreichtum! Persönlicher Erfolg und Unternehmenserfolg sind eng miteinander verbunden. In mehr als 45 Jahren hat sich MS ständig weiterentwickelt, heute sind wir eine erfolgreiche, global agierende Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Spaichingen sowie Produktionsstätten in Zittau, Grünhain und Webberville im Staat Michigan, USA. MS ist größer und vielschichtiger als die meisten Hersteller: In den Geschäftsbereichen Powertrain Technology und Ultrasonic Technology entwickeln, konstruieren und fertigen wir eine Vielzahl innovativer Lösungen. So wurde MS in den letzten Jahren mehrfach und seit 2011 jährlich als einer der 100 Top-Innovatoren des deutschen Mittelstandes ausgezeichnet. Im Bereich Lehre und Forschung arbeiten wir seit Jahren erfolgreich mit staatlichen Hochschulen zusammen. Falls auch Sie sich in einem spannenden und dynamischen Umfeld mit Ihrem Wissen und Ihren Ideen einbringen möchten, würden wir uns sehr über eine Kontaktaufnahme freuen. www.ms-spaichingen.de Vorwort des Prorektors Angewandte Forschung an der Hochschule Furtwangen: Unsere Beiträge zur Gestaltung der Zukunft Angewandte Forschung heißt für uns, sich immer wieder mit neuen Fragestellungen zu beschäftigen, die sich aus gesellschaftlichen, industriellen oder politischen Anforderungen ergeben und deren Lösung wissenschaftliche Methoden verlangen. PROF. DR. ULRICH MESCHEDER PROREKTOR FÜR FORSCHUNG Auch im vorliegenden Forschungsbericht haben wir daher die Beiträge nicht nach wissenschaftlichen Fachdisziplinen geordnet, sondern aus „Anwendungsperspektive“. „Megathemen“ sind hier die Gesundheit in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft, die Sicherstellung von logistischen Versorgungsstrukturen und die Bewahrung (oder sogar Verbesserung) der ökologischen Grundlagen unseres Lebens bei gleichzeitigem Erhalt unseres Lebensstandards. Hinzu kommt der „Hunger“ nach Informationen einer vernetzten Welt, deren technologische Grundlage die Informations- und Kommunikationstechnik ist. Als Hochlohnland und im internationalen Wettbewerb benötigt Deutschland eine permanent abrufbare Innovationsfähigkeit. Wir wollen mit diesem Forschungsbericht beides zeigen: wie wir als Hochschule auf gesellschaftliche und politische Fragestellungen reagieren und welche innovativen Beiträge an der Hochschule in der angewandten Forschung entstehen. Dabei ist es nicht unser Anspruch, Details der Forschungsergebnisse in einer wissenschaftlichen Tiefe darzustellen, die für wissenschaftliche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften üblich ist. Wesentlich für uns ist vielmehr, einen Eindruck zu vermitteln, mit welchen Fragestellungen wir uns bei den oben genannten „Megathemen“ beschäftigen und welche Methoden und Lösungsansätze genutzt werden. Forschung ist ein wesentliches Profilelement unserer Hochschule. Für die HFU als Hochschule für Angewandte Wissenschaften sind Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Erkenntnisse aus angewandter Forschung auch die Basis für Inventionen, die im Idealfall durch Kooperation mit Unternehmen für innovative Verfahren und Produkte genutzt werden. Insbesondere mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) der Region ist die angewandte Forschung der Hochschule Furtwangen eng verknüpft. Darüber hinaus sind unsere Forschungsarbeiten auch national und international bestens vernetzt. Die drittmittelorientierte Forschung wird im Institut für Angewandte Forschung (IAF), der zentralen fakultätsübergreifenden Einrichtung für Forschung an der HFU, gebündelt. Das IAF ist der zentrale FuE-Dienstleister der HFU. Unsere Erfahrungen im „Projekt- und Antragsgeschäft“ geben wir übrigens auch gerne an unsere Industriepartner, insbesondere KMU, weiter. Tabelle 1: Forschungsschwerpunkte der Hochschule Furtwangen. 8 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Am IAF bestehen die in Tabelle 1 aufgelisteten Forschungsschwerpunkte. In diesen Schwerpunkten laufen jährlich über 60 aus Drittmitteln finanzierte Projekte pro Jahr, die wettbewerblich eingeworbenen Drittmittel betragen dabei inzwischen deutlich über 3 Mio. Euro. Bemerkenswert ist hier, wie erfolgreich die Forscherinnen und Forscher der Hochschule im Wettbewerb mit anderen Forschungsdienstleistern Drittmittel einwerben: Für jeden Euro Grundförderung werden mehr als zehn Euro Drittmittel eingeworben (Abbildung 1). Nimmt man nur die Grundfinanzierung des Landes als Referenz, so ist der Hebelfaktor sogar zwanzigfach! Vorwort des Prorektors Forschungsleistung dokumentiert sich auch an der Veröffentlichungsleistung der Hochschule: Die über 240 Veröffentlichungen des Jahres 2013 sind im Anhang mit den bibliographischen Angaben dokumentiert. Diese Aufstellung soll einmal die wissenschaftliche Breite und Tiefe der Forschung dokumentieren, die deutlich über die Arbeiten in diesem Forschungsbericht hinausgeht, sie soll andererseits aber auch eine Vertiefung der einzelnen Beiträge dieses Forschungsberichts ermöglichen. Erfolgreicher Transfer setzt die Sicherung der exklusiven Nutzbarkeit von Forschungsergebnissen bei der industriellen Umsetzung voraus. Hierzu dienen insbesondere Patente. So entstanden aus den Projekten in 2013 vier Patente. Gemessen an Drittmitteln für Forschungsprojekte und Veröffentlichungen nimmt die HFU im Vergleich der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg eine führende Position ein. Starke Forschungsleistung eröffnet unseren Studierenden und Absolventen neue Perspektiven: Studienprojekte oder Thesisarbeiten in Projekten mit klarer Forschungsausrichtung sind eine besondere „Visitenkarte“ für die weitere, auch akademische Karriere, insbesondere, wenn daraus Veröffentlichungen entstehen. Drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte sind eine gute Möglichkeit für unsere Absolventen, als Forschungsmitarbeiter sehr konkrete FuE-Erfahrungen zu sammeln: Viele der rund 60 Mitarbeiter, die an der Hochschule Furtwangen in FuE-Projekten beschäftigt sind, und viele der rund 30 an der HFU Promovierenden sind Absolventen unserer Hochschule. Forschung eröffnet ja mittlerweile auch an einer Fachhochschule einen besonderen wissenschaftlichen Karriereweg: die Promotion. Rund 30 Hochschulangehörige promovieren mit ihrer Forschungsarbeit derzeit an der HFU, wobei sie dann die Arbeit an kooperierenden Universitäten einreichen. An mehreren Beiträgen dieses Forschungsberichts sind junge, promovierende Wissenschaftler beteiligt. Die nochmals gesteigerte Forschungsleistung erfordert auch eine Anpassung der Forschungsstrukturen: daher werden wir am IAF in den nächsten Abbildung 1: Forschungsdrittmittel der Hochschule in den letzten Jahren im Vergleich zur Grundförderung. Leistungsorientiert erhält die Hochschule regelmäßig Bonusmittel für erfolgreiche Forschung. Jahren für starke Forschungsgruppen Institute gründen. Die Gründung von Instituten unterliegt dabei einem qualitätsgestütztem Verfahren: Unsere Forschungsinstitute haben also schon „Leistung“ gezeigt! Schauen Sie auf unsere Internetseite, was sich aktuell in der Forschung an der HFU tut, auch welche Institute schon das Qualitätssiegel bekommen haben: www.forschung.hs-furtwangen.de. Detaillierte Kontaktinformationen in diesem Forschungsbericht sollen Ihnen helfen, direkt die für Sie richtigen Ansprechpartner an der Hochschule zu finden, darüber hinaus möchte ich aber auch auf die nachfolgenden Kontaktadressen im IAF verweisen, wo man Ihnen die richtigen Ansprechpartner für Ihre Fragestellung nennen kann. Selbstverständlich garantieren wir eine vertrauliche Behandlung Ihrer Fragestellungen. Und natürlich gilt auch an dieser Stelle: Gerne nehmen wir Ihre Wünsche und FuE-Aufgaben auf! Prof. Dr. Ulrich Mescheder, Prorektor für Forschung Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 9 Kontaktinformationen www.forschung.hs-furtwangen.de Furtwangen Villingen-Schwenningen Tuttlingen Robert-Gerwig-Platz 1 78120 Furtwangen Tel. 07723 920-0 Fax 07723 920-1109 Jakob-Kienzle-Str. 17 78054 Villingen-Schwenningen Tel. 07720 307-0 Fax 07720 307-3109 Kronenstraße 16 78532 Tuttlingen Tel. 07461 1502-0 Fax 07461 1502-6201 Institut für Angewandte Forschung – Schwerpunkte und Ansprechpartner 10 Geschäftsführender Leiter Prof. Dr. Ulrich Mescheder 07723 920-2232 [email protected] Stellvertretender Leiter Prof. Dr. Knut Möller 07720 307-4390 [email protected] Forschungsreferentin Dr. Manuela Philipp 07723 920-2104 [email protected] Marketing Caroline Armbruster [email protected] 07723 920-2100 PRODUKTIONSTECHNIK Prof. Dr. Franz Aßbeck 07723 920-2172 07720 307-4215 Prof. Dr. Bahman Azarhoushang Prof. Dr. Hadi Mozaffari 07461 1502-6624 Prof. Dr. Guido Siestrup 07723 920-2240 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] MEDICAL TECHNOLOGIES Prof. Dr. Hans-Peter Deigner 07720 307-4757 07720 307-4554 Prof. Dr. Markus Egert Prof. Dr. Gerd Haimerl 07720 307-4379 Prof. Dr. Matthias Kohl 07720 307-4746 Prof. Dr. Knut Möller 07720 307-4390 Prof. Dr. Margareta Müller 07720 307-4231 Prof. Dr. Kai Röcker 07723 920-2954 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] SMART SYSTEMS Prof. Dr. Dirk Benyoucef 07723 920-2342 Prof. Dr. Paola Belloni 07720 307-4553 Prof. Dr. Volker Bucher 07720 307-4748 Prof. Dr. Ulrich Mescheder 07723 920-2232 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] WEBBASIERTE INFRASTRUKTUREN UND ANWENDUNGEN Prof. Dr. Ullrich Dittler 07723 920-2527 Prof. Dr. Harald Gläser 07723 920-2408 Prof. Dr. Bernhard Hollunder 07723 920-2407 Dr. Thomas Jechle 07723 920-2670 Prof. Dr. Friedbert Kaspar 07723 920-2415 Prof. Dr. Christoph Reich 07723 920-2324 Prof. Dr. Ulf Schreier 07723 920-2153 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] INNOVATIONSFORSCHUNG UND GENDERFORSCHUNG Prof. Dr. Ulrike Busolt 07720 307-4248 07720 307-4744 Prof. Dr. Eva Kirner [email protected] [email protected] GESELLSCHAFT, GESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT Prof. Dr. Christophe Kunze 07723 920-2583 Prof. Dr. Thomas Oppenländer 07720 307-4223 Prof. Dr. Sabine Prys 07723 920-2226 Prof. Dr. Stefan Selke 07723 920-2873 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Vorwort des Prorektors Wirkungsvolle Kommunikation macht das Business leichter. Online oder gedruckt, als Film oder als Messeauftritt: Wirkungsvolle Kommunikation ist eine echte Erleichterung. Auch für Ihren Vertrieb. Wirkungsvolle Kommunikation kommt gut an. Auch bei Ihren Kunden. Bei Ihrer Konkurrenz weniger, die wird manchmal richtig grün oder sieht zumindest ziemlich blass aus. Sie hätten gerne noch mehr gute Gründe für wirkungsvolle Kommunikation mit KMS? Dann sprechen Sie am besten persönlich mit uns. KMS – Die Agentur für wirkungsvolle Kommunikation KMS GmbH & Co. KG . 78588 Denkingen . www.kms-wirkt.de . strategisch . klassisch . interaktiv . bewegt Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 11 Gesundheit ZENTRUM FÜR ANGEWANDTE FORSCHUNG: ASSISTIVE SYSTEME UND TECHNOLOGIEN ZUR SICHERUNG SOZIALER BEZIEHUNGEN UND TEILHABE FÜR MENSCHEN MIT HILFEBEDARF Prof. Dr. Christophe Kunze, Sprecher des ZAFH-AAL The ZAFH-AAL (German: Zentrum für angewandte Forschung an Hochschulen für Ambient Assisted Living; English: centre for applied research for ambient assisted living) was founded in 2013 by Furtwangen University. Aim is to create innovative systems and technologies that support autonomy and participation for elderly people and persons with special needs. These systems and technologies are developed in an interdisciplinary consortium integrating engineering and social sciences. PROF. DR. CHRISTOPHE KUNZE Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Sprecher Zentrum für Angewandte Forschung Ambient Assisted Living (ZAFH-AAL) Forschungs- und Lehrgebiete: Konzeption assistiver Systeme, Ambient Assisted Living Tel. 07723 920 2583 [email protected] Im ZAFH-AAL (Ambient Assisted Living, dt. umgebungsunterstütztes Leben), das 2013 unter Leitung der HFU gegründet wurde, werden innovative Systeme und Technologien zur Unterstützung eines selbstständigen Lebens bis ins hohe Alter sowie zur Sicherung sozialer Beziehungen und Teilhabe für Menschen mit Hilfebedarf erforscht. Derartige Ansätze werden mit Blick auf die demographische Entwicklung und auf Grund des Bedürfnisses einer immer größer werdenden Gruppe hochbetagter Bürger/innen, möglichst lang autark im gewohnten Umfeld zu leben, dringend benötigt. Die Besonderheit des Projekts besteht in der engen Verflechtung zwischen technischen und sozialwissenschaftlichen Forschungsarbeiten (Abb. 1). Im ZAFH-AAL arbeiten Wissenschaftler aus den Ingenieurwissenschaften, der Informatik, der Soziologie, der Pflegewissenschaft sowie der Gerontologie in konkreten interdisziplinären Projekten zur Entwicklung neuer Assistenzsysteme zusammen. Begleitend werden aber auch grundlegende Fragen zu Anforderungen, Trends und Rahmenbedingungen für AAL-Systeme in einem partizipativen Diskurs u.a. zu ethischen, sozialen und rechtlichen Fragen untersucht. Das ZAFH-AAL wird zunächst für 3 Jahre gefördert. Folgende Teilprojekte werden durchgeführt: Entwicklung und Optimierung einer zusätzlichen haptischen Sensorik für ältere bzw. sensorisch behinderte Menschen ■■ µ-AAL: Entwicklung eines miniaturisierten Körpergeruchssensors ■■ Erfassung der Verhaltens- und Bewegungsmuster im häuslichen Umfeld durch Beobachtung des Verbrauchsprofils von Energie, Wasser und Gas ■■ IT-gestützte Situationserkennung, Kommunikation und Intervention: Entwicklung geeigneter Systeme zur Informationsanalyse, Interventionsmechanismen und deren Überführung in Unterstützungsdienstleistungen ■■ Person centered environment for information, communication and learning (PCEICL): Entwicklung einer altersgerechten, webbasierten Informations-, Kommunikations- und Lernplattform ■■ Qualitative und quantitative sozialwissenschaftliche Grundlegung zu Anwendung und Nutzen von AALTechnologien ■■ Prospektiver Diskurs über Ambient Assisted Living Durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und den projektübergreifenden Charakter des Verbunds können im ZAFH neben den konkreten Forschungsprojekten auch grundsätzliche Fragestellungen und Querschnittsaspekte diskutiert und bearbeitet werden. Das ZAFH-AAL leistet hierdurch über die Teilprojekte hinaus einen Beitrag zu Identifikation und Bearbeitung von Forschungsbedarfen beispielsweise zu ethischen Aspekten oder Entwicklungsund Evaluationsansätzen für AAL-Lösungen, die dem Forschungsfeld insgesamt Impulse geben. ■■ In der nachfolgenden Darstellung werden die Teil projekte vorgestellt, die unter HFU-Projektleitung durchgeführt werden. Kooperationspartner im ZAFH-AAL: ■■ Hochschule Furtwangen ■■ Hochschule Ravensburg-Weingarten ■■ Katholische Hochschule Freiburg ■■ Universität Freiburg ■■ FZI Forschungszentrum Informatik Abb. 1: Interdisziplinärer Forschungsansatz im ZAFH-AAL. 12 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Gesundheit Teilprojekt 1: Ergänzung der Wahrnehmung bei reduzierter Sinnesleistung – Entwicklung und Optimierung einer zusätzlichen haptischen Sensorik für ältere bzw. sensorisch behinderte Menschen Prof. Dr. Knut Möller, M.Sc. Miguel Reyes Adame According to a recent report of the World Health Organization, 81.7% of all 39 million blind people worldwide are 50 years and older. These people have an inherent risk towards walking disabilities. However, established navigation aids for the blind such as white canes provide limited assistance. Therefore, current research in the field of Ambient Assisted Living focuses on extending the user’s environmental perception using external sensors. Our system robustly detects and warns users about positive and negative obstacles and transmits the environmental information to the user through a haptic feedback. Mit zunehmendem Alter leiden viele Menschen an einer Sehbehinderung und sind häufig auch in ihrer Mobilität so sehr beeinträchtigt, dass sie eine Gehhilfe benötigen. Dies schränkt die Betroffenen meist in ihrer Fähigkeit zur selbstständigen Orientierung, Fortbewegung und gesellschaftlicher Teilhabe ein. Herkömmliche Hilfen für Sehbehinderte wie beispielsweise der Blindenstock bieten diesen Personen, die zusätzlich an einer Gehbehinderung leiden, nur begrenzt Hilfe. Daher entwickeln wir, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für Autonome intelligente Systeme der Albert-LudwigsUniversität Freiburg, einen intelligenten Rollator, der mit Abstandssensoren ausgestattet seine Umgebung erfassen und Hindernisse sowie Gefahren erkennen kann. Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein System zu entwickeln, welches in der Lage ist, seh- und gehbehinderte Menschen durch Vibrationssignale in ihrer Mobilität zu unterstützen. Unser System besteht aus einem handelsüblichen Rollator (Abb. 1b), der mit zwei Laserscannern ausgestattet die Umgebung als dreidimensionale Punktwolken (Abb. 1c) erfasst. Beide Laserscanner messen dabei den Abstand zu Objekten im Raum in einer Ebene. Durch das automatisierte Schwenken eines Laserscanners kann ein Großteil der Umgebung dreidimensional erfasst werden. Der zweite Laserscanner dient zur Erfassung der Eigenbewegung des Rollators. Die Information über die Lage und Entfernung zu den Hindernissen werden über kodierte Vibrationen an den Handgriffen des Rollators und mittels eines Vibrationsgürtels (Abb. 1a) an den Benutzer weitergegeben. PROF. DR. KNUT MÖLLER Leiter des Instituts für Technische Medizin Lehrgebiet: Medizinische Informatik Tel. 07720 307 4390 [email protected] Ergebnisse und Ausblick Aktuell ist unser System in der Lage sowohl positive Hindernisse (Wände, Einrichtungsgegenstände etc.), als auch negative Hindernisse (abfallende Bordsteinkanten oder Treppen) zu detektieren. Im Rahmen der „SightCity“, Deutschlands größter Fachmesse für sehbehinderte Menschen, konnte das System vorgestellt werden und von interessierten sehbehinderten und gesunden Messebesuchern getestet werden. Die Testpersonen konnten nach einer kurzen Einweisung Kollisionen mit Hindernissen mithilfe des Rollators vermeiden. Der Fokus zukünftiger Arbeit liegt auf der Evaluierung des Gesamtsystems, weshalb Versuche mit älteren und sehbehinderten Personen geplant sind. M.SC. MIGUEL REYES ADAME Akademischer Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin (ITeM) Forschungsgebiete: Verbesserung der Wahr nehmung der Umgebung für blinde und sehbehinderte Menschen, Bewegungsanalyse, Sensorik Tel. 07720 307 4603 [email protected] Abb. 1: a) Vibrationsgürtel mit Bluetooth Empfänger und Stromversorgung. Auf dem Gürtel sind 5 Vibrationsmotoren in einem Winkelabstand von 45° angebracht. b) Intelligenter Rollator mit Datenverarbeitungseinheit, festem und schwenkbarem Laserscanner. c) Dreidimensional erstellte Karte der Umgebung aus den Laserscannerdaten. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 13 Gesundheit Teilprojekt 2: µ-AAL – Entwicklung eines miniaturisierten Körpergeruchssensors Prof. Dr. Ulrich Mescheder In „µ-AAL“ – microsystems for AAL applications – microsystem based solutions for AAL are investigated. As in the ZAFH-AAL in general, this project does not consider only the technical part (contribution from IMTEK, Universität Freiburg, and the research groups of Prof. Benyoucef and Prof. Mescheder), but takes also into account the research results obtained by partners from the social science perspective (Hochschule Ravensburg-Weingarten). Here, especially the demands of the end users are investigated and transferred to product specifications. Additionally, caretaking, ethic and psychological aspects are considered. Specifically, a sensor system is developed which allows to measure incontinence related odors. The system should help mobile people with permanent or temporary (e.g. Stoma-patients) incontinence to participate in daily life activities and to overcome psychological uncertainty to meet other people. PROF. DR. ULRICH MESCHEDER Fakultät Mechanical and Medical Engineering Forschungsgebiete: Mikrosysteme, Mikround Nanotechnologie Prorektor und Leiter des Instituts für Angewandte Forschung der HFU Tel. 07723 920 2232 [email protected] In „µ-AAL“ geht es um die Erforschung von Lösungen für AAL, die auf mikrosystemtechnischen Verfahren beruhen. Grundsätzlich können mit mikrosystemtechnischen Methoden alle Sensoren, die z.B. älteren Menschen helfen Gefährdungen zu erkennen, oder auch physiologische Daten von Personen zu erfassen, sehr kostengünstig realisiert werden. Neben technischen Fragen – wie realisiert man eine spezifische Messaufgabe – steht im ZAFH-AAL-Verbund die Verknüpfung mit sozialwissenschaftlichen oder gerontologischen Fragen im Vordergrund: Welche Wünsche haben die Betroffenen, die Helfer? Welche Bedenken gibt es z.B. bei der Erfassung von Daten, welche ethischen Fragen sind zu berücksichtigen (Stichworte „Überwachung“, „Datensicherheit“)? Abb. 1: FEM Simulation der stationären Temperaturverteilung einer Hotplate mit quadratischem Design. Die technischen und nicht-technischen Fragestellungen werden an einem Beispiel erforscht, bei dem es für noch mobile Nutzer (also nicht Bettlägerige), die z.B. nach einer Operation oder durch Krankheit zeitweise (Stoma-Träger) oder bleibend inkontinent sind, um eine unveränderte Teilhabe im normalen Lebensumfeld geht. Hierzu wird ein Geruchssensor entwickelt, der die spezifischen Geruchsereignisse erfasst und an den Betroffenen selbst entsprechende Hinweise gibt. Gelöst wird dies durch einen für Inkontinenz spezifischen Gassensor. Technische Herausforderung hierbei ist, für die angestrebte mobile Nutzung den Energieverbrauch soweit zu reduzieren, dass mit einem normalen Handy-Akku eine Nutzungszeit von typisch 24 h möglich ist. Dies wird mikrosystemtechnisch durch eine sogenannte „Hotplate-Lösung“ erreicht, bei der die für den Gassensor erforderliche Betriebstemperatur von typisch 450°C durch eine sehr dünne (5-10 µm) Platte und sehr feine (wiederum im Mikrometerbereich) Aufhängungen der Platte an das Substrat erreicht werden. Auf diese Weise werden Wärmeleitungsverluste und die Leistung zum Aufheizen auf Betriebstemperatur drastisch reduziert. Durch die integrierte Signalverarbeitung und den Datentransfer mit Bluetooth LE ist eine Signalisierung des Geruchsereignisses für den Nutzer und, falls gewollt, über ein Smartphone auch an Helfer möglich. Partner im Teilprojekt µ-AAL sind die Universität Freiburg (IMTEK, Gassensorik), die AG Benyoucef (Signalverarbeitung, Datenaustausch) und die AG Mescheder (Simulationen, Technologieentwicklung) der HFU sowie die Hochschule Ravensburg-Weingarten (Akzeptanz, sozialwissenschaftliche Evaluierung und Begleitung). Abb. 2: Elektronenmikroskopische Aufnahme eines realisierten Sensors. 14 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Abb. 1 zeigt eine Temperatursimulation für eine Hotplate, Abb. 2 den ersten Prototypen eines am IMTEK realisierten Gassensors in Hotplate-Technik. Erste Erprobungen sind im Frühjahr 2015 vorgesehen. Gesundheit Teilprojekt 3: Wie wir das selbstbestimmte Leben in der eigenen Wohnung unterstützen – Erfassung der Verhaltens- und Bewegungsmuster im häuslichen Umfeld durch Beobachtung des Verbrauchsprofils von Energie, Wasser und Gas Prof. Dr. Dirk Benyoucef, M.Sc. Philipp Klein The research group around Professor Benyoucef is dedicated to research on algorithms for non-intrusive endangerment surveillance: instead of equipping each room with cameras and sensors, data that can be acquired without visible equipment are analyzed. The goal is to give older people and their relatives the sense of being safe in their own apartment. It is important to point out that these systems must not be obtrusive so that inhabitants do not need to fear continuous surveillance. Die Arbeitsgruppe um Prof. Benyoucef erforscht in dem Projekt Algorithmen für eine nichtinvasive Gefahrenerkennung. Ziel ist es, betroffenen Menschen und deren Angehörigen das Gefühl zu geben, in der eigenen Wohnung sicher zu sein. Anstatt jeden Raum mit Überwachungskameras und -sensoren auszustatten, sollen Daten ausgewertet werden, die sich ohne sichtbares Equipment erfassen lassen. Grundlegende Motivation ist, Informationen aus indirekten Messungen zu gewinnen und dadurch sowohl nichtinvasiv als auch kostengünstig zu sein. Dem Kostenfaktor kommt eine besondere Bedeutung für die Akzeptanz im privaten häuslichen Umfeld zu. Wichtigste Informationsquelle ist das sog. „Load Monitoring“, bei dem die Benutzung von Geräten, die an das elektrische Leitungsnetz angeschlossen sind, an zentraler Stelle im Smart Meter analysiert wird. Diese Daten lassen einen Rückschluss auf mögliche Gefahrensituationen und Notfälle zu, dringen jedoch nicht offensichtlich in die Privatsphäre der Bewohner ein. Wird eine Gefahr erkannt, können automatisch oder nach Rückfrage Angehörige, Nachbarn oder professionelles Pflegepersonal alarmiert werden (Abb.1). Durch die Erkennung elektrischer Geräte kann einerseits reagiert werden, wenn Geräte außerhalb ihres üblichen Rahmens betrieben werden (Überhitzung, zu lange Benutzung etc.). Da viele elektrische Geräte ortsfest sind oder üblicherweise ortsfest betrieben werden, kann andererseits davon ausgegangen werden, dass sich die Person in der Nähe des Gerätes befindet, wenn es ein- oder ausgeschaltet wird. Dies liefert eine grobe Ortsinformation, die einen Rückschluss auf die Aktivität und Position der Person erlaubt. Ein Monitoring dieser Daten erlaubt es, auch langsame und schwer sichtbare Veränderungen im Leben der Personen aufzudecken und im Falle eines sich entwickelnden Defizits Hilfestellung zu geben. Um eine Lokalisation auch dann zu erlauben, wenn keine elektrischen Geräte benutzt werden, ist eine zusätzliche optionale Sensorik vonnöten. Durch den Einsatz von transponderloser Funkortung kann festgestellt werden, wo und wie lange sich eine Person im Haus bzw. in einzelnen Räumen aufhält. Die Entwicklungsziele hierbei sind kostengünstige Systeme, die sich flexibel in das Wohnumfeld integrieren lassen. PROF. DR. DIRK BENYOUCEF Fakultät Mechanical and Medical Engineering Studiendekan Elektronik und Technische Informatik Schwerpunkte: Angewandte Signalverarbeitung, Non intrusiv load monitoring, Embedded Systems, Sensornetzwerke Tel. 07723 920 2342 [email protected] M.SC. PHILIPP KLEIN Fakultät Mechanical and Medical Engineering Doktorand Forschungsgebiet: Digitale Signalverarbeitung, Embedded Systems Tel. 07723 920 2347 [email protected] Abb. 1: Für die nichtinvasive Erkennung von Gefährdungssituationen im Wohnraum greifen verschiedene Technologien ineinander. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 15 Gesundheit Teilprojekt 4: IT-gestützte Situationserkennung, Kommunikation und Intervention: Entwicklung geeigneter Systeme zur Informationsanalyse, Interventionsmechanismen und deren Überführung in Unterstützungsdienstleistungen Prof. Dr. Christophe Kunze, M.Sc. Madeleine Berger Ambient monitoring systems based on of-the-shelf building automation components such as movement sensors can be used in order to monitor activities of daily living and to recognize changes in behaviour patterns and potentially dangerous situations. This new generation of telecare solutions may replace existing emergencycall systems within the next years. However, there are only few studies on the evaluation of such systems, and only little research on the analysis and interpretation of monitoring data and its integration in care processes. Through user-workshops and field trials, the project investigates appropriate solutions. PROF. DR. CHRISTOPHE KUNZE Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Sprecher Zentrum für Angewandte Forschung Ambient Assisted Living (ZAFH AAL) Forschungs- und Lehrgebiete: Konzeption assistiver Systeme, Ambient Assisted Living Tel. 07723 920 2583 christophe.kunze@ hs-furtwangen.de In Lebensumgebungen eingebettete Sensorik und Systeme zur Analyse von Bewegungs- und Verhaltensmustern sind prinzipiell dazu geeignet, Gefahrensituationen und Zustandsveränderungen zu erkennen und so das Sicherheitsbedürfnis von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen zu erfüllen. Hierzu können bestehende Systeme aus der Gebäudeautomatisierung und der Hausnotruftechnik oder innovative Sensorik (siehe Projekt 3) eingesetzt werden. Entsprechende Lösungsansätze wurden in den vergangenen Jahren in der Forschung intensiv untersucht. Inzwischen sind auch etliche ambiente Monitoringsysteme am Markt verfügbar, die Pflegenden Informationen über Ereignisse und Gefahrensituationen zur Verfügung stellen sollen. Dabei unterscheiden sich die Systeme in der Architektur und Benutzerschnittstelle zum Teil erheblich. Gemeinsam Abb. 1: Struktur zukünftiger häuslicher Monitoringsysteme. 16 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 ist den heute verfügbaren Lösungen, dass es nur wenig Informationen zur genauen Funktionsweise (z.B. Algorithmik) und praktisch keine Untersuchungen zu Auswirkungen auf Pflegeprozesse gibt. Ziel Um den Betroffenen einen echten Mehrwert zu bieten, müssen die von instrumentierten Umgebungen erfassten Informationen (i.d.R. eine Vielzahl von Einzelereignissen technischer Sensoren, wie Ein- und Ausschalten eines Verbrauchers oder Aktivierung eines Bewegungsmelders) zunächst a) durch Analysen in einen für die Betreuungspersonen verständlichen und Situations- und Bedeutungskontext gebracht und Gesundheit b) auf geeignete Weise zugänglich und in bestehende oder zukünftige Versorgungsprozesse eingebracht werden. Ziel des Teilprojektes ist es, geeignete Systeme und Verfahren zur Informationsanalyse und Interventionsmechanismen zu entwickeln und diese in Unterstützungsdienstleistungen zu überführen, die in der Praxis umsetzbar sind (Abb.1). Hierzu werden auf Basis von gemeinsam von technischen und sozialwissenschaftlichen Forschungspartnern durchgeführten Anwender-Workshops und Feldstudien entsprechende Lösungsansätze untersucht werden. Ergebnisse und Ausblick In einem ersten Schritt wurden in einem Workshop Anforderungen an IT-gestützte Situationserkennung, Kommunikation und Intervention sowie notwendiger Unterstützungsbedarfe aus Sicht von Pflegenden erhoben. Angehörige erhoffen sich durch die Anwendung von AAL-Technologien eine Unterstützung bei der Pflege und Betreuung, Hilfen bei der Koordination der pflegerischen Tätigkeiten und Unterstützung im Bereich der Kommunikation mit den alten Menschen und mit den sie vor Ort betreuenden Institutionen. Dem Pflegepersonal geht es um die Erleichterung seiner Arbeit und um die Steigerung der Pflegeeffizienz, bzw. die Minimierung administrativer Arbeitsanteile. In einem nächsten Schritt sollen verfügbare Systeme charakterisiert und analysiert werden. In einer Marktrecherche wurden 18 kommerziell verfügbare ambiente Monitoring-Lösungen identifiziert, die jedoch nur zum Teil in Deutschland verfügbar sind. Für eine vergleichende Untersuchung wurde ein Testaufbau in der Experimentalumgebung Future Care Lab der HFU realisiert, in dem 5 ambiente Monitoringsysteme zur Charakterisierung und vergleichenden Analyse parallel installiert wurden. Mit Hilfe des Testaufbaus können in szenariobasierten Tests vordefinierte Situationen und Ereignisse sowie die jeweiligen Reaktionen der Systeme analysiert werden. Auf Basis der so erzielten Ergebnisse werden im weiteren Verlauf des Projektes Prozesse, Algorithmen und Darstellungsmechanismen entwickelt, wie eine optimale Unterstützung von Pflegenden erfolgen kann. M.SC. MADELEINE BERGER Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Akademische Mitarbeiterin Projekt ZAFH-AAL Forschungsgebiete: Ambient Assisted Living, Technik nutzung im Alter und Technikgestützte Pflegeprozesse Tel. 07723 920 2970 [email protected] Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 17 Gesundheit Teilprojekt 5: Person Centered Environment for Information, Communication and Learning (PCEICL) – Eine Ambient Assisted Living Plattform Prof. Dr. Christoph Reich, M.Sc. Carina Rosencrantz, M.Sc. Hendrik Kuijs Many Ambient Assisted Living (AAL) solutions concentrate on the safety of the elderly people living alone at home. But there is another huge problem: the lack of social integration. The PCEICL platform offers assistance in communication, information acquisition and learning for elderly people to allow them to stay longer in their familiar environment and to remain socially integrated. The platform is realized with OSGi, agent and cloud technologies for reaching a high flexibility, modularity and intelligence. The services offered by the platform are context aware and personalizable. PROF. DR. CHRISTOPH REICH Professor der Fakultät Informatik für Themen wie Netzwerktechnik, Middleware und IT-Management, Leiter des Informations- und Medienzentrums der Hochschule (Rechenzentrum, Online-System, Learning-System, Bibliothek) Forschungsgebiete: Cloud Computing, QoS, Komponententechnologie, Ambient Assisted Living, Security, Audit Tel. 07723 920 2324 [email protected] Im Zuge des demografischen Wandels wird es in Deutschland immer mehr ältere Menschen geben, die mehrheitlich möglichst lange und selbstständig Zuhause leben möchten. Je nach Lebenssituation sind damit unterschiedliche Herausforderungen auf mehreren Ebenen verbunden. Älteren Menschen fällt es dabei nicht selten schwer, wichtige Informationen selbst zu ermitteln, Kontakte zu pflegen oder in gesundheitlich schwierigeren Zeiten notwendige Unterstützungsleistungen zu organisieren. Dies gilt umso mehr, wenn es keine Angehörigen oder nahe stehenden Personen gibt, die in der Lage sind, hier zur Seite zu stehen. Die Ambient Assisted Living (AAL) Plattform PCEICL (Person Centered Environment for M.SC. CARINA ROSENCRANTZ Akademische Mitarbeiterin an der Fakultät Informatik (ZAFH-AAL, Teilprojekt PCEICL), vorher Studium in Computer Engineering und Advanced Computer Science an der HFU Forschungsgebiete: Ambient Assisted Living, Big Data, Cloud Computing Tel. 07723 920 2908 [email protected] Abb. 1: Die PCEICL Plattform. 18 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Information, Communication and Learning) unterstützt ältere Menschen bei genau diesen alltäglichen Herausforderungen und ermöglicht es ihnen, länger selbstständig in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung bleiben zu können. Die PCEICL Plattform Die PCEICL Plattform (siehe Abb. 1) ist eine altersgerechte Plattform, die der älteren Person Dienste zur Verfügung stellt. Alle Dienste der Plattform können individuell für jede Person nach Bedarf zusammengestellt und konfiguriert werden. PCEICL basiert auf Gesundheit einer Kombination aus OSGi, JADE Agenten und Cloud Technologien und ist dadurch sehr flexibel, modular und intelligent. Durch den Einsatz von OSGi, das bei Assistenzsystemen im AAL-Bereich weit verbreitet ist, können leicht bestehende aber auch neue Dienste in die Plattform integriert werden. Um die angebotenen Dienste optimal auf die Bedürfnisse der einzelnen Person anpassen zu können, wird zu jedem Benutzer ein Profil angelegt. In diesem Profil werden persönliche Informationen, Interessen, Vorlieben, Fähigkeiten und Aktivitäten, aber auch der gesundheitliche Zustand gespeichert. Die Daten werden semantisch durch eine Ontologie modelliert, die von den JADE Agenten genutzt werden kann um den jeweiligen Diensten die benötigten Informationen über den Benutzer bereitzustellen. Dadurch ist es dem System beispielsweise möglich, nur solche Informationen anzubieten, die den Benutzer interessieren. Darüber hinaus kann durch das Wissen über motorische und sensorische Fähigkeiten der älteren Person die Bedienung, Funktionalität und die optische Gestaltung der Plattform individuell angepasst werden. Ein Anwendungsfall, der durch die Kontextsensitivität der Plattform ermöglicht wird, ist die Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben in schwierigen gesundheitlichen Phasen (z.B. nach einem Sturz) durch automatische Organisation von Haushaltshilfen oder Transporten zu Terminen. Außerdem kann das System dem Benutzer z.B. kommunale Veranstaltungen passend zu seinen Gewohnheiten und Interessen anbieten und, falls nötig, eine Mitfahrgelegenheit zu diesen Veranstaltungen suchen. Durch das Miteinbeziehen von Umgebungsinformationen durch Sensoren am Körper oder in der Wohnung kann die Assistenz zusätzlich verbessert werden. M.SC. HENDRIK KUIJS Mitarbeit im Projekt ZAFH-AAL, Teilprojekt PCEICL Leiter der Abteilung Online Services im Informationsund Medienzentrum der HFU, vorher Studium Medien informatik (Dipl. FH) und Computer Science in Media (M.Sc.) an der HFU Forschungsgebiete: Ambient Assisted Living, Cloud Computing Tel. 07723 920 2370 [email protected] Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 19 Gesundheit Automatisierte Modellselektion in der modellbasierten Entscheidungsunterstützung Dr. Jörn Kretschmer, M.Sc. Axel Riedlinger, Prof. Dr. Knut Möller Model based decision support helps to optimize therapy in various medical fields. In mechanical ventilation, it allows the clinician to find optimal ventilator settings to increase oxygenation and carbon dioxide removal while decreasing the risk of additional injuries to the lung tissue. To allow an individualized modeling of patient physiology, multiple models differing in simulation focus and complexity should be employed. In decision support the model fitting best the current clinical situation should be selected automatically. Therefore, numerical criteria have to be introduced that quantify the suitability of each of the implemented models. The proposed criteria include the coefficient of determination, the corrected Akaike Information Criterion, and the Confidence Interval. DR. JÖRN KRETSCHMER Akademischer Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin, Promotion in Medizintechnologie an der TU Dresden, M.Sc. in Biomedical Engineering an der Hochschule Furtwangen Forschungsgebiete: Physiologische Modellbildung, Medizinische Entscheidungsunterstützung Tel. 07720 307 4370 [email protected] Der Einsatz mathematischer Modelle in der Medizin erlaubt die Simulation physiologischer Vorgänge im menschlichen Körper. Diese Simulationen können zur Diagnostik, aber auch zur Prädiktion im Rahmen von Therapieoptimierungen eingesetzt werden. Zu diesem Zweck müssen die eingesetzten Modelle an den jeweilig betrachteten Patienten und das zugrunde liegende Krankheitsbild individuell angepasst werden. Sehr detaillierte Modelle, die viele verschiedene Krankheitsbilder abbilden können, bereiten aufgrund ihrer Komplexität häufig Probleme bei der Individualisierung, da die dafür nötigen Messdaten am Krankenbett in der Regel nicht vorliegen. Ein flexiblerer Ansatz ist daher, mehrere Modelle bereitzustellen, die sich in Detail und Simulationsfokus unterscheiden. Je nach klinischer Situation und der zu treffenden Entscheidung kann das passende Modell gewählt und angepasst werden. Entsprechende Modellfamilien, also Gruppen aus Modellen, die den gleichen physiologischen Prozess abbilden, konnten im Rahmen der Forschungsarbeiten bereits für die Bereiche Atemmechanik, Gasaustausch und Hämodynamik erstellt werden. Abbildung 1 zeigt beispielhaft die AtemmechanikModellfamilie mit der Anzahl der jeweils zu individualisierenden Modellparametern. Diese erlauben einen Rückschluss auf die Komplexität des jeweiligen Modells. Für einen praktischen Einsatz in einem Entscheidungssystem ist nun die Umsetzung einer automatisierten Modellselektion notwendig. Dies ermöglicht die objektive Wahl des jeweiligen Modells, das die aufgenommenen Messdaten am besten abbildet und gleichzeitig am wenigsten komplex ist. Gleichzeitig kann geprüft werden, ob die berechneten Modellparameter durch die Messdaten ausreichend definiert sind. Darstellung der Methoden Abbildung 1: Familie der Atemmechanik-Modelle. Die Komplexität und damit der Detailgrad der Modellsimulation steigen von oben nach unten. Je komplexer das Modell, desto mehr Parameter müssen anhand von Patientendaten identifiziert werden. Die roten Pfeile zeigen die Verwandtschaft der Modelle. 20 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Anhand klinischer Messdaten wurden verschiedene numerische Auswahlkriterien evaluiert. Die klinischen Messdaten entstammen einer Studie an ARDS-Patienten, die mit verschiedenen Manövern beatmet wurden. In jedem Messmanöver werden Gesundheit jeweils unterschiedliche physiologische Eigenschaften des Lungengewebes hervorgehoben [1]. Im SCASS-Manöver wird unter volumenkontrollierter Beatmung bei Erreichen eines randomisierten Volumens das Ventil des Beatmungsgerätes für 5 s geschlossen. Dies erlaubt die Analyse von Ausgleichvorgängen in der Lunge bei einer quasi-statischen Druck-Volumen Beziehung. Im Dynamic-Slice Manöver werden in die gewöhnliche Beatmung eine Reihe von Atemzügen mit vergleichsweise hohen Spitzendrücken von 45 mbar eingefügt. Dies erlaubt die Quantifizierung dynamischer Lungeneigenschaften. Im Folgenden werden die evaluierten Auswahlkriterien vorgestellt: Coefficient of Determination (CD): Der CD-Wert beschreibt, wie genau ein Modell die aufgenommenen Daten widerspiegeln kann. Der Wert liegt stets in einem Bereich zwischen 0 und 1; ein Wert von 1 beschreibt eine totale Übereinstimmung zwischen Modell und Realität, ein Wert von 0 signalisiert, dass das Modell keinerlei Bezug zu den Messdaten besitzt und damit ungeeignet für eine Prädiktion ist [2]. Confidence Interval (CI): Das CI beschreibt den Wertebereich, um den ein Parameter verändert werden kann, ohne dadurch einen deutlichen Einfluss auf die Simulationsergebnisse des Modells zu bewirken. Ist dieser sehr groß im Vergleich zum Parameterwert, so lässt sich schlussfolgern, dass der entsprechende Parameter nicht durch die Messdaten definiert werden kann [2, 5]. In diesem Fall sind zur eindeutigen Definition aller Modellparameter weitere Messdaten am Patienten zu erheben. M.SC. AXEL RIEDLINGER Ergebnisse Abbildung 2 zeigt einen Vergleich der Modellsimulationen mit den an einem Patienten gemessenen Werten bei zwei unterschiedlichen Messmanövern. Die Bezeichnung der Modelle sind: FOM – Triviales RC-Modell, VEM – Viskoelastisches Modell, PRM – Rekrutierungsmodell mit nichtlinearer Compliance, PRVEM – Viskoelastisches Rekrutierungsmodell. Akademischer Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin M.Sc. in Biomedical Engineering und B.Sc. in Medical Engineering an der Hochschule Furtwangen Forschungsgebiete: Physiologische Modellbildung, Medizinische Entscheidungsunterstützung Tel. 07720 307 4604 [email protected] (1) SSE (summed squared error) beschreibt die quadrierte Differenz zwischen gemessenen Daten (paw,meas) und simulierten Werten (paw,sim). paw,meas ist der Mittelwert von paw,meas. Corrected Akaike Information Criterion (AICc): Das Akaike-Kriterium beschreibt ebenfalls die Übereinstimmung zwischen Messdaten und Modell, bezieht die jeweils zu individualisierenden Modellparameter aber als Strafmaß mit ein. Bei gleicher Abbildungsgüte zweier Modelle wird also das weniger komplexe Modell bevorzugt [3, 4]. (2) (3) m ist hier die Anzahl der Modellparameter, n ist die Anzahl der gemessenen Patientenwerte. Abbildung 2: Vergleich der Modellsimulationen mit gemessenen Werten an einem Patienten bei zwei unterschiedlichen Manövern. Die Bezeichnung der Modelle sind: FOM – Triviales RC-Modell, VEM – Viskoelastisches Modell, PRM – Rekrutierungsmodell mit nichtlinearer Compliance, PRVEM – Viskoelastisches Rekrutierungsmodell. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 21 Gesundheit PROF. DR. KNUT MÖLLER Leiter des Instituts für Technische Medizin Lehrgebiet: Medizinische Informatik Tel. 07720 307 4390 [email protected] Modell Tabelle 1 zeigt die dazugehörigen Ergebnisse der Bewertungskriterien, die jeweils besten Werte sind grau hinterlegt. Das SCASS Manöver kann sowohl vom VEM als auch vom PRVEM gut nachgebildet werden, da beide Modelle die in der Einatempause (hier ab ca. 3,5 s) stattfindenden Ausgleichseffekte in der Lunge nachbilden können. Dieses Ergebnis ist anhand der CD-Werte ebenfalls deutlich sichtbar. Das PRVEM erreicht trotz der größeren Komplexität einen knapp besseren AICc-Wert als das VEM, zeigt jedoch einen hohen CI-Wert in einem Modellparameter (Druckniveau, bei dem kollabierte Alveolen wieder eröffnet werden). Im Zweifelsfall sollte hier also entweder auf das VEM zurückgegriffen oder weitere Messdaten zur sicheren Identifizierung des PRVEM herangezogen werden. Im Dynamic-Slice Manöver zeigen sich drei Modelle als geeignet (FOM, VEM und PRVEM), wobei das VEM den niedrigsten AICc-Wert aufweist. Die CI-Werte zeigen, dass die Modellparameter dieses Modells ausreichend genau definiert sind. Kriterium Manöver SCASS Dynamic-Slice FOM 0,97 1,00 VEM 1,00 1,00 0,96 0,99 PRVEM 1,00 1,00 FOM 3222 883 VEM 1364 343 3459 1878 1351 388 CD PRM AICc PRM PRVEM Tabelle 1: Ergebnisse der Bewertungskriterien bei zwei unterschiedlichen Manövern. Die Bezeichnung der Modelle sind: FOM – Triviales RC-Modell, VEM – Viskoelastisches Modell, PRM – Rekrutierungsmodell mit nichtlinearer Compliance, PRVEM – Viskoelastisches Rekrutierungsmodell. 22 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Zusammenfassung Die modellbasierte Entscheidungsunterstützung sollte mehrere Modelle unterschiedlicher Komplexität nutzen können, um eine flexible Anpassung der Modellierung an die jeweilige klinische Situation zu ermöglichen. Die vorgestellten Selektionskriterien zur Wahl des am besten passenden Modells analysieren über den CD und den AICc-Wert die Eignung der Modelle, die gemessenen Daten abzubilden, wobei weniger komplexe Modelle bei gleicher Abbildungsgenauigkeit bevorzugt werden. Die Auswertung der Konfidenzintervalle garantiert darüber hinaus die Eindeutigkeit der identifizierten Parameterwerte, wodurch der behandelnde Kliniker diese in seine Wahl der therapeutischen Vorgehensweise einbe ziehen kann. Literatur [1] C. A. Stahl, K. Möller, S. Schumann, R. Kuhlen, M. Sydow, C. Putensen, J. Guttmann: Dynamic versus static respiratory mechanics in acute lung injury and acute respiratory distress syndrome. In: Crit Care Med 34 (2006) Nr. 8, S. 2090-2098. [2] J. H. T. Bates: Lung mechanics - An inverse modeling approach, Cambridge University Press, Cambridge 2009. [3] H. Akaike: A new look at the statistical model identification. In: IEEE Transactions on Automatic Control 19 (1974) Nr. 6, S. 716-723. [4] K. P. Burnham, D. R. Anderson: Model selection and multimodel interference: A practical information-theroretic approach, 2. Aufl., Springer, New York 2002. [5] C. Schranz, A. Riedlinger, R. Huhle, A. Braune, M. Gama de Abreu, E. Koch, K. Möller: Selection criteria for competing models of respiratory mechanics. In: Biomed Tech 58 (Suppl. 1) (2013). Gesundheit Sie erforschen die Welt. Wir kennen ihre Gesetze. Die Früchte Ihrer Forschung verdienen internationale Beachtung. Der Schutz Ihres geistigen Eigentums ebenso. Immer öfter machen die Erlangung und Durchsetzung von gewerblichen Schutzrechten ein internationales Vorgehen notwendig. Das stellt hohe Anforderungen an die Koordination von rechtlichen Verfahren in unterschiedlichen Ländern. Mit unseren Büros in Freiburg und München sind wir Ihr Ansprechpartner vor Ort in allen Anliegen rund um den Schutz geistigen Eigentums. Durch unsere gemeinsame Arbeit im Zusammenschluss mit der Kanzlei R.G.C. Jenkins & Co. mit Büros in Großbritannien und China bieten Ihnen unsere Experten internationale Kompetenz aus einer Hand. In allen Technologien - und mit mehr als 75 Jahren Erfahrung. Maucher Börjes Jenkins, Ihre Kanzlei für Technologie und geistiges Eigentum. www.markenpatent.de PAT E n T - u n D R E C H T S A n wä LT E Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 23 Gesundheit Sensorkombination zur Optimierung der Beurteilung von Ventilationsverteilungen der Lunge M.Sc. Benjamin Schullcke, M.Sc. Sabine Krüger-Ziolek, Dr. Zhanqi Zhao, Prof. Dr. Knut Möller Ventilator settings can be adjusted based on regional information of pulmonary status which helps to guide lung protective ventilation. However, common medical imaging technologies, e.g. X-ray Computed Tomography or Magnetic Resonance Imaging are not suitable for detecting the ventilation of the lung. Recently, Electrical Impedance Tomography (EIT) has shown promising results in measuring the changes of ventilation distribution. Despite the development of measurement techniques, limitations of EIT, such as low spatial resolution and sensitivity to movement of the thorax during breathing, complicate the interpretation of obtained images. We combined an EIT system with a body plethysmograph and a motion capturing system to improve the assessment of lung ventilation. Results help to improve the image quality and help clinicians to get valuable information from EIT images. M.SC. BENJAMIN SCHULLCKE Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin (ITeM) Forschungsgebiete: elektrische Impedanztomographie, Sensorfusion für respiratorisches Monitoring Tel. 07720 307 4605 [email protected] Die regionale Verteilung der Lungenventilation stellt ein wichtiger Parameter zur Diagnostik und Therapie von Lungenkrankheiten dar. Die Belüftung einzelner Lungenareale kann sich aus einer Vielzahl an Gründen unterscheiden. Zur Erfassung dieser Areale sind gängige bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) aufgrund des kurzen Betrachtungszeitraums, des großen Zeitund Personalaufwands sowie potentieller Risiken (wie Strahlungsbelastung oder Patiententransport) nur bedingt geeignet. Die Elektrische Impedanztomographie (EIT) hat sich als strahlungsfreie, nichtinvasive Methode zur echtzeitfähigen Visualisierung der regionalen Ventilation weitgehend etabliert [1]. Mittels Spannungsmessungen an äquidistant am Thorax angebrachten Elektroden kann durch Bildrekonstruktionsverfahren die Änderung der Impedanzverteilung, und somit die Änderung der Luftverteilung innerhalb der Lunge, errechnet werden. Auch Beobachtungen über einen längeren Zeitraum direkt am Patientenbett sind möglich. Bei künstlich beatmeten Patienten kann so beispielsweise die unmittelbare Auswirkung von geänderten Beatmungsparametern beurteilt werden, wodurch eine deutlich homogenere Luftverteilung innerhalb der Lunge erreicht werden kann. Die Interpretierbarkeit der durch EIT gewonnenen Daten setzt Kenntnisse über weitere atemmechanische Einflussgrößen voraus. So wirkt sich beispielsweise die longitudinale Verschiebung der Lunge aufgrund der Zwerchfellbewegung auf die rekonstruierte Ventilationsverteilung aus [2]. Weiter führt die durch Atmung oder Beatmung generierte Thoraxdeformierung zu Bildartefakten, die eine Deutung der ermittelten Daten erschwert [3, 4]. M.SC. SABINE KRÜGER-ZIOLEK Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Technische Medizin (ITeM) Forschungsgebiete: neue Konzepte der Ausbildung, Bodyplethysmographie, elektrische Impedanz tomographie Tel. 07720 307 4395 [email protected] Methoden Abb. 1: Kombination von Bodyplethysmograph und EIT-System. 24 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Durch die einzigartige Kombination mehrerer Verfahren zur Lungendiagnostik (Bodyplethysmographie, EIT, 3D Bewegungserfassung und -analyse, siehe Abb. 1) können Messdaten fusioniert werden und ein umfassendes Bild der Lungenfunktion generiert werden [5]. Die Bodyplethysmographie ist ein Messverfahren zur Untersuchung der globalen Lungenfunktion und ermöglicht, in Kombination mit der Spirometrie, die Gesundheit Analyse von komplexen und kombinierten Ventilationsstörungen [6]. Während der Lungenfunktionsprüfung sitzt der Proband in einer volumenkonstanten, luftdicht verschlossenen Glaskammer und führt an einem Mundstück, das an ein Spirometer gekoppelt ist, verschiedene Atemmanöver durch. Die aufgrund der Atembewegung im Bodyplethysmographen vorliegenden Druckschwankungen sowie Änderungen des Atemflusses werden dabei kontinuierlich detektiert und für die Bestimmung globaler atemphysiologischer Größen wie dem Atemwegswiderstand (Raw), der funktionelle Residualkapazität (FRC), der totalen Lungenkapazität (TLC) und dem Residualvolumen (RV) herangezogen. Durch die Bodyplethysmographie ist es möglich, absolute Lungenvolumina zu bestimmen. Ergänzend hierzu wird die regionale Verteilung der Ventilation durch EIT visualisiert. Um geeignete Modelle zur Kompensation der Thoraxdeformierung zu entwickeln, wird der Einfluss der Deformierung auf die EIT-Bilder untersucht. Mittels der Methode der finiten Elemente (FEM) wird simuliert, wie sich Impedanzänderungen, aber auch die Deformierung des betrachteten Objekts, auf die Elektrodenspannungen auswirken [7]. Durch die Deformierung ergeben sich Spannungsänderungen an den Elektroden, wodurch Artefakte in den rekonstruierten EIT-Bildern entstehen. Auf Grundlage des FEM-Modells kann der Zusammenhang zwischen Deformierung und Bildartefakten genauer untersucht werden. Weiter werden Algorithmen, die zur Minimierung der Artefakte dienen, entwickelt. Eine Evaluierung der durch Simulation ermittelten Erkenntnisse wurde durch Messungen an einer freiwilligen Versuchsperson überprüft. Die von außen sichtbare Deformierung des Thorax wird durch eine Vielzahl reflektierender Marker von Infrarotkameras erfasst (Abb. 2) [8]. Mittels DelaunayTriangulation wird die daraus rekonstruierte Punktewolke der Thoraxmarker zu Tetraedern vernetzt (Abb. 3). Die Thoraxdeformierung wird durch die Volumenänderung der einzelnen Tetraeder dargestellt. Abb. 2: Positionierung der reflektierenden Marker zur Ermittlung der Thoraxbewegung. Durch die synchrone Erfassung der globalen und regionalen Lungenparameter sowie der Thoraxdeformierung kann präziseres Wissen über die Funktionsweise der Lunge erlangt werden als dies durch die einzelnen Verfahren möglich wäre. Weiter werden Schwächen einzelner Verfahren aufgezeigt bzw. diese können durch den Zugewinn an Information mittels geeigneter Modelle kompensiert werden. DR. ZHANQI ZHAO Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin (ITeM) Forschungsgebiete: elektrische Impedanztomographie, Atemmechanik, Optimierung des positiven endex spiratorischen Drucks Tel. 07720 307 4613 [email protected] PROF. DR. KNUT MÖLLER Leiter des Instituts für Technische Medizin (ITeM) Lehrgebiet: Medizinische Informatik Tel. 07720 307 4390 [email protected] Ergebnisse Abb. 3: Thoraxmodell aus zusammengesetzten Tetraedern. Blau: Brustbereich. Orange: Übergangsbereich. Rot: Bauchbereich. Die Kombination aus EIT und Bodyplethysmographie ermöglicht es, relative, regionale Impedanzänderungen des Lungengewebes mit globalen Volumenänderungen der Lunge in Verbindung zu bringen (Abb. 4). Die durch Bodyplethysmographie ermittelten Lungenfunktionsparameter können somit als Referenz für die gemessenen EIT-Daten dienen. Des Weiteren kann die funktionelle Residualkapazität (FRC), also jenes Volumen, das sich am Ende einer normalen Ausatmung in der Lunge befindet, genutzt werden, um zu Verifizieren, dass ein Proband innerhalb verschiedener EIT-Messungen auf Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 25 Gesundheit wird eine weitere Verbesserung der EIT-Bildqualität erwartet. Weiter werden Zusammenhänge von Bauchund Brustatmung auf atemphysiologische Größen und die regionale Ventilationsverteilung untersucht um die Deutung von EIT-Bildern zu vereinfachen. Abb. 4: Einfluss der Thoraxdeformierung auf rekonstruierte EIT-Bilder mit 16 äquidistant angebrachten Elektroden. Blaue Farbe zeigt geringe Leitfähigkeit des Gewebes an, rot steht für Gewebe mit einer erhöhten Leitfähigkeit. Im rechten Bild sind deutlich mehr Bildartefakte erkennbar. vergleichbarem endexspiratorischen Level atmet. Durch die Kombination der Systeme konnte gezeigt werden, welchen Einfluss die longitudinale Verschiebung der Lunge auf EIT-Bilder hat. Des Weiteren kann mittels der 3D Bewegungserfassung zwischen Volumenänderungen im Bereich des Brustkorbs, Bauchraums und Übergangsbereich unterschieden werden. Aus den gewonnenen Erkenntnissen können behandelnde Ärzte Informationen ableiten, die Fehlanpassungen von Beatmungsgeräten vermeiden, weitere Lungenschädigungen verhindern und daher Behandlungsergebnisse verbessern. Danksagung Diese Arbeit wurde teilweise vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF, Kennziffer 01PL11008/ TREFFER und 03FH038I3/MOSES, unterstützt. Literatur Erkenntnisse aus simulierten EIT-Daten zeigen, dass sich bei geringer Thoraxdeformierung vorwiegend Randartefakte im Bereich der Elektroden bilden. Weiter fortschreitende Deformierung beeinflusst auch rekonstruierte Impedanzverteilungen im Inneren des Thorax, so dass die Interpretierbarkeit der Daten erschwert wird. Es konnte gezeigt werden, dass Randartefakte minimiert werden, wenn die bei der Bildrekonstruktion angenommene Deformierung der tatsächlich vorliegenden Deformierung entspricht. EIT-Messungen an einem Freiwilligen konnten auf diese Weise dahingehend optimiert werden, dass der Einfluss von Artefakten durch Thoraxdeformierung minimiert wurde. Zusammenfassung und Ausblick Angepasste Algorithmen zur Bildrekonstruktion, welche die Thoraxdeformation berücksichtigen, sorgen für weniger Bildartefakte. Zudem wird erstmals der Einfluss der Lungenbewegung auf EIT-Bilder erfasst. Die Interpretierbarkeit der Daten wird somit intuitiver und einfacher, was zu einer weiteren Verbreitung von EIT in klinischem Einsatz beitragen kann. Zukünftig werden noch komplexere Deformierungsmodelle entwickelt, welche durch 3D Bewegungserfassung ermittelte Daten in der Bildrekonstruktion berücksichtigen. Hierdurch 26 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 [1] Z. Zhao, et al., Regional airway obstruction in cystic fibrosis determined by electrical impedance tomography in comparison with high resolution CT, Physiol Meas, vol. 34, pp. N107-14, Nov 2013. [2] S. Krueger-Ziolek, et al., Impact of electrode positioning on EIT data interpretation, Biomed Tech, vol. 59 (s1), 2014. [3] A. Adler, et al., Impedance imaging of lung ventilation: do we need to account for chest expansion?, IEEE Trans Biomed Eng, vol. 43, pp. 414-20, Apr 1996. [4] J. Zhang and R. P. Patterson, EIT images of ventilation: what contributes to the resistivity changes?, Physiol Meas, vol. 26, pp. S81-92, Apr 2005. [5] B. Schullcke, et al., Sensorkombination zur Analyse der Lungenfunktion, in DMtS, Dresden, Germany, 2014. [6] D. Bösch and C.-P. Criée, Lungenfunktionsprüfung, Durchführung - Interpretation - Befundung vol. 2. Heidelberg: Springer, 2009. [7] A. Adler and W. R. Lionheart, Uses and abuses of EIDORS: an extensible software base for EIT, Physiol Meas, vol. 27, pp. S25-42, May 2006. [8] V. F. Parreira, et al., Optoelectronic plethysmography: a review of the literature, Rev Bras Fisioter, vol. 16, pp. 439-53, Nov-Dec 2012. iP4 t v powered by iP4.tv Linking you to the Future iP4.tv GmbH ist eine Tochter der EKT mit Sitz in Shenzhen, Hongkong, Southampton, Athen und Furtwangen. EKT liefert innova�ve Lösungen im Bereich der digitalen TV Technik, von einfachen Zapper Boxen bis zu komplexen Hybrid Lösungen, über ganz Europa, den Mi�leren Osten, Afrika, Asien und Amerika. Die iP4.tv GmbH verantwortet den solidTV So�ware Stack von EKT, der weltweit vertrieben wird. SolidTV ist eine komplexe ‚middle ware' für digitale Set Top Boxen die Techniken wie DVB mit OTT und IPTV in hybriden Lösungen vereint. HTML5, HbbTV, MHEG5, CI+ sind nur einige Industrie-Standards die von unserer Lösung unterstützt werden. Wir freuen uns ständig auf wissbegierige studen�sche Mitarbeiter. iP4.tv GmbH Wilhelmstrasse 15, 78120 Furtwangen ; Tel: +49 7723 50582-0 ; Fax: +49 7723 50582 -99 Konfigurieren Sie Ihren Antrieb. Erprobt auf dem Mars, entwickelt für Ihre spezifischen Anforderungen. Entdecken Sie maxon motor als starken Schweizer Hersteller von präzisen Antriebssystemen. Gleich online probieren: dcx.maxonmotor.com www.maxonmotor.com Keine Kompromisse: www.maier-machines.de Von einfach bis komplex, die passende Maschine für Teile bis 40 mm Durchmesser. Maier Systemlösungen nach Maß, modular, flexibel, individuell. Maier Werkzeugmaschinen GmbH & Co. KG Siemensstraße 10 Tel.: +49 - 7426 - 52860 [email protected] Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 27 D-78564 Wehingen Fax: +49 - 7426 - 528650 www.maier-machines.de Gesundheit Den Mechanismen der Metastasierung auf der Spur Prof. Dr. Margareta M. Müller PROF. DR. RER. NAT. HABIL. MARGARETA M. MÜLLER Professorin für Biotechnologie und Humanbiologie, Studien dekanin Biomedical Engineering (BME), Fakultät Medical and Life Sciences Forschungsinteressen: Komplexe 3D in vitro Modelle als Ersatzmethoden für den Tierversuch in der Krebs forschung, Mechanismen der Tumor-Stroma-Interaktion, Entzündung und Angiogenese im Tumor, Mechanismen der Metastasierung Tel. 07720 307 4231 [email protected] Since metastasis is the late and critical state that accounts for most cancer deaths, there is an abundant need for novel antimetastatic drugs, that target early steps in the metastatic process i.e. the survival of tumor cells in the vasculature or their extravasation rather than being directed against the establishment of full blown meta static tumors in the target organs. However, the development of such antimetastatic drugs has so far always been constrained by the lack of suitable in vitro screening systems. Such systems should ideally mimic the native 3D tumor-microenvironment involving not only tumor cells but also endothelial cells and allowing the co-culture of both cell types in their native 3D morphology as well as the real time monitoring of the treated cells. Ultimately, successful testing systems must provide the means for quantitative analysis and thus for better understanding of cell behavior critical for metastasis. Therefore, we developed in cooperation with the HSG-IMIT in Villingen-Schwenningen a microfluidic system consisting of endothelial cell lined microcapillaries that allow to analyze the capillary wall contact of tumor cells, as well as a gradient-oriented tumor extravasation from the capillary into a cell trap towards a homing factor. Presently, the system is used to determine effects of continuous shear stress and of flow pulsation to mimic heart beats on tumor and endothelial cells and will in the future serve as a model system for the screening of novel antimetastatic drugs. Meist ist nicht der Primärtumor sondern die Tumormetastasen die Haupttodesursache bei Krebspatienten. So finden sich in etwa 30% der Patienten mit neu diagnostizierten soliden Tumoren bereits Metastasen, die sich als Ergebnis eines mehrstufigen Prozesses vom Primärtumor absiedeln und in entfernten Organen anwachsen (Abb.1). Dabei schließt die metastatische Kaskade folgende Schritte ein: Epithelial-Mesenchymale Transition der Tumorzellen und Durchbrechen der Basalmembran ■■ Loslösung der Tumorzellen von der Tumormasse ■■ Invasion ins Nachbargewebe ■■ Intravasation in Blut- oder Lymphgefäße ■■ Transport in den Gefäßen ■■ Extravasation aus den Gefäßen Etablierung einer metastatischen Kolonie von Tumorzellen ■■ Wachstum der Mikrometastase ■■ Etablierung eines sekundären Tumors. ■■ ■■ Jeder dieser Schritte stellt eine physiologische Barriere dar, die von der Tumorzelle überwunden werden muss um erfolgreich zu metastasieren. Dabei sind insbesondere die frühen Schritte im Primärtumor inzwischen sehr gut untersucht und auch das Homing metastatischer Zellen in die Zielorgane wird zunehmend besser verstanden. Allerdings fehlt bisher weitgehend das Verständnis für die Mechanismen, die es Tumorzellen erlauben, in den Gefäßen zu überleben und sie am Abb. 1: Schrittweiser Prozess der Metastasierung, aus: T. R. Geiger, D. S. Peeper: Metastatic mechanisms, BBA-REV CANCER 1796, 2009. 28 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Gesundheit Metastasierungsort wieder zu verlassen. Tierversuche, wie die Injektion von Tumorzellen in die Schwanzvene von Mäusen, liefern hier bei hohem Verbrauch an Versuchstieren nur eine indirekte Antwort, da sie keine unmittelbare Beobachtung der Tumorzellen in den Gefäßen erlauben. Was bisher fehlt ist ein System, in dem sowohl die Kräfte und Mechanismen, denen Tumorzellen im Gefäßsystem unterliegen, als auch die Mechanismen der Gradienten-gerichteten Extravasation in vitro, d.h. ohne Tierversuche, analysiert werden können. tion der Tumorzellen aus dem Gefäß zu analysieren. Außerdem dient es als Basis für ein weiterführendes Projekt in dem neue, anti-metastatische Therapeutika im Hinblick auf ihren Effekt auf Tumorzellüberleben und -extravasation ausgetestet und anhand systembiologisch-mathematischer Modellierung die Effekte ähnlicher Therapeutika vorhergesagt werden sollen. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt in Kooperation mit dem HSG-IMIT ein solches System zu etablieren. Das Projekt MICROMET wird vom BMBF in der Förderinitiative „Alternativmethoden für den Tierversuch”, FKZ 031A255A, gefördert und am Campus Schwenningen im Molecular Cell Biology Laboratory durchgeführt. Ergebnisse Danksagung Unser Gefäßmodell besteht aus zwei übereinander liegenden mikrofluidischen Kanälen, die durch eine poröse Membran voneinander getrennt sind (Abb. 2). Der obere Kanal, der nach unten durch die Membran abgeschlossen wird, dient als 3D Modell eines Gefäßes und ist mit mikrovaskulären Endothelzellen aus Lunge oder Gehirn besiedelt, während der untere Kanal das „Cell Trap” für die Extravasation der Tumorzellen durch die Membran bildet. Im Rahmen des Projekts war es zunächst notwendig die Biokompatibilität der vom HSGIMIT gelieferten, mikrofluidischen Teststrukturen und die geeignete Porengröße für die Membran auszutesten, so dass die Endothelzellen den oberen Kanal innerhalb von 2-3 Tagen konfluent besiedeln, ohne durch die Membran in den unteren Kanal abzuwandern. Dabei sollten Zellbesiedelung und im Kanal befindliche Tumorzellen im inversen Videomikroskop beobachtet werden können. Anhand dieser technischen und biologischen Anforderungen wurden für den mikrofluidischen Chip Polycarbonat (PC) bzw. Polydimethylsiloxan (PDMS) und für die Membran Polyethylenterephthalat (PET) mit einer Porengröße von 5 µm gewählt. Eine optimale Sichtbarkeit der Tumorzellen im Chip wurde durch Expression des „Green Fluorescent Protein” (GFP) in den Lungenkarzinom- und Melanomzellen und ihre Beobachtung im Fluoreszenzmodus des Videomikroskops gewährleistet. Ausblick Derzeit wird das Modell verwendet um den Einfluss von Scherstress und pulsierendem Blutfluss auf Endothelzellen sowie auf Überleben und Extravasa- Abb. 2: Aufbau des Mikrofluidischen Systems. A 1: Oberer Mikro-Kanal, repräsentiert das Blutgefäß. A 2: PDMS-Dichtungen. A 3: Unterer Mikro-Kanal mit laser-welded Membran, um extravasierte Tumorzellen zu sammeln. B: Schematische Ansicht des experimentellen Setup mit kontinuierlicher Medium- und Tumorzellperfusion in einer kontrollierten Umgebung (T, pH, O2). C: Querschnitt durch das zusammengebaute mikrofluidisches System. D: Versuchsaufbau am Videomikroskop. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 29 Gesundheit Identifizierung Präbiotika-abbauender Bakterien im Darm von Mäusen und Menschen M.Sc. Elena Herrmann, B.Sc. Florian Ludwig, Dr. Christian Riedel 1, Prof. Dr. Markus Egert The human microbiome, which is largely located in the human intestinal tract, is pivotal for human health and well-being. We use RNA-based stable isotope probing to link structure and function of microbial communities that are involved in the degradation of prebiotic carbohydrates in the intestinal tracts of mice. The results will deepen our understanding of the intestinal functionality of prebiotics, i.e. chemical substances that promote growth and/or activity of commensal microorganisms that contribute to the well-being of their host. Das humane Mikrobiom PROF. DR. MARKUS EGERT Fakultät Medical and Life Sciences Lehr- und Forschungsgebiete: Medizinische Mikrobiologie, Hygiene, Human-MicrobeInteractions, Mikrobielle Ökologie, Diagnostik von Mikroorganismen Tel. 07720 307 4554 [email protected] 1 Institut für Mikrobiologie und Biotechnologie, Universität Ulm Der Mensch besteht aus ca. 1013 körpereigenen Zellen, beherbergt aber gleichzeitig ca. 1014, d.h. zehnmal mehr (!) symbiotische, zumeist bakterielle Zellen. Die Gesamtheit mikrobieller Gene des menschlichen Körpers, auch „unser zweites Genom“ genannt, übertrifft dabei die Anzahl menschlicher Gene sogar um das 150-fache und bietet ein breites Spektrum an biochemischen Stoffwechselprozessen, die der Mensch selber nicht besitzt bzw. quasi an seine Symbionten „out-gesourct“ hat [1], [2]. Der menschliche Dickdarm stellt mit ca. 1012 Mikroorganismen pro g Darminhalt das mit Abstand am dichtesten besiedelte Habitat des menschlichen Körpers und eines der am dichtesten besiedelten mikrobiellen Habitate auf unserem Planeten überhaupt dar [3], [4]. Die menschliche Darm- Abbildung 1. Grundsätzlicher Ablauf einer RNA-SIP-Studie. Eine komplexe Gemeinschaft von Mikroorganismen wird unter möglichst realitätsnahen Bedingungen mit einem isotopisch markierten Substrat inkubiert. Nur eine Auswahl von Arten (rot) verstoffwechselt das Substrat und baut das 13 C-Label in seine RNA ein. Die markierte, d.h. schwerere RNA (in rot) lässt sich von der unmarkierten, d.h. leichteren (in blau) über Dichtegradientenultrazentrifugation abtrennen. Über eine Fraktionierung des Gradienten erhält man RNA-Fraktionen mit unterschiedlicher Dichte. Eine vergleichende Sequenzanalyse markierter gegen unmarkierter RNA ermöglicht Aussagen, welche Mikroorganismen am Umsatz des Substrates hauptsächlich beteiligt waren. 30 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 flora selbst besteht aus hunderten bis vielen tausenden von Arten, deren Zusammensetzung und Aktivität für die menschliche Gesundheit von überragender Bedeutung sind [5]. Sie unterstützt die Verdauung, produziert Vitamine, schützt vor Krankheitserregern, stimuliert das Immunsystem und interagiert (vermutlich) über das Nervensystem des Darms mit dem ganzen restlichen Körper, einschließlich des Gehirns. Die humane Mikrobiomforschung, d.h. die Erforschung der Gesamtheit der Mikroorganismen, die mit dem Menschen assoziiert sind, gehört deshalb zu einem der spannendsten Forschungsgebiete der modernen Naturwissenschaften überhaupt [2]. Wirkung von Präbiotika Sogenannte „Präbiotika“ sind komplexe, schwer verdauliche Stoffe, zumeist Kohlenhydrate, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den Menschen zugesprochen wird. Sie soll darauf beruhen, dass Zusammensetzung und Aktivität der Darmflora positiv beeinflusst werden, z.B. durch die Förderung „guter“, d.h. gesundheitsfördernder Bakterien wie Lactobacillen und Bifidobakterien. Wie dies genau geschieht, ist allerdings trotz der großen, auch kommerziellen Bedeutung von Präbiotika als Nahrungsergänzungsmittel immer noch weitgehend unbekannt [6], [7]. Moderne molekularbiologische und kultivierungsunabhängige Analyse-Techniken, wie die Hochdurchsatz-Sequenzierung bakterieller 16S rRNA-Gene, ermöglichen heutzutage sehr detaillierte Einblicke in die Zusammensetzung der Darmflora, die zu 80% aus bisher nicht kultivierten Arten besteht [5], [8]. Unklar bleibt dabei aber zumeist, welche der unzähligen Arten der Darmflora mit bestimmten metabolischen Prozessen, wie dem Abbau von Präbiotika, assoziiert sind. Für ein tieferes Verständnis, welche Rolle die Darmflora für die menschliche Gesundheit spielt und wie Präbiotika hier genau wirken, ist dies jedoch unabdingbar. Gesundheit Stabile Isotopenbeprobung von Nukleinsäuren Hier kommt die sogenannte Stabile Isotopenbeprobung (engl. stable isotope probing, SIP) von Nukleinsäuren ins Spiel. Sie ist eine innovative Technologie, mit der auch bislang unkultivierte Mikroorganismen mit bestimmten Stoffwechselleistungen direkt in Bezug gesetzt werden können [9]. Die Technik beruht auf dem Einbau stabiler, d.h. nicht radioaktiver Isotope (z.B. 13 C) in die Nukleinsäuren derjenigen Mikroorganismen, die in einem Inkubationsexperiment bereitgestellte, isotopisch markierte Substrate aktiv verstoffwechselt haben. Eine anschließende Trennung und Sequenzierung isotopisch markierter und unmarkierter Nukleinsäuren erlaubt, genau die Mikroorganismen zu identifizieren, die ein Substrat assimiliert haben. Abbildung 1 zeigt das grundsätzliche Vorgehen bei einer SIP-Analyse. Die SIP-Technologie wurde von Prof. Egert bereits erfolgreich zur Identifizierung von Präbiotika-abbauenden Mikroorganismen in einem Dickdarm-Bioreaktor angewendet [10], [11]. In einem aktuellen, vom Land Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekt (Programm Innovative Projekte / Kooperationsprojekte 2013) wird die SIP-Technologie von uns RNA-basiert nun in einem Mausmodell eingesetzt, um Stärke abbauende Mikroorganismen zu identifizieren. Kartoffelstärke gilt ebenfalls als ein Präbiotikum. Die RNA-SIPTechnologie wurde hierfür zunächst mit 13C-markierter RNA aus Escherichia coli Zellen im Labor für Molekulare Biomedizin der HFU etabliert (Abbildung 2). M.SC. ELENA HERRMANN Die 13 C-markierte RNA wurde aus E. coli K12 Zellen extrahiert, die in einem Minimalmedium mit [U13 C]-Glucose als einziger C-Quelle kultiviert wurden. Abbildung 3 zeigt, wie sich isotopisch markierte (schwere) und nicht markierte (leichte) RNA durch Ultrazentrifugation in einem Dichtegradienten aus Cäsium-Trifluoracetat voneinander trennen lassen. Derzeit wird an der Identifizierung von [U13C]-Glucose assimilierenden Bakterien aus in vitro Inkubationen mit Maus-Fäzes gearbeitet. Als Abschluss des Projektes sind Fütterungsversuche von Mäusen mit isotopisch markierter Stärke geplant. Akademische Mitarbeiterin Fakultät Medical and Life Sciences und Promotions studentin Universität Ulm (AG Dr. Riedel), vorher Studium der Biologie mit Schwerpunkt Mikrobiologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen Forschungsgebiete: Biofilme, Intestinales Mikrobiom Tel. 07720 307 4778 [email protected] Abbildung 2. SIP-Arbeitsplatz im Labor für Molekulare Biomedizin der HFU: Ultrazentrifuge (o.l.), Spritzenpumpe mit Schlauch und Gestell zur Fraktionierung der Ultrazentrifugationsgradienten (m). Refraktrometer zum Vermessen der Dichte der Gradientenfraktionen (u.l.). Angestochenes Ultrazentrifugationsröhrchen zur Fraktionierung des Gradienten durch Einpumpen von Wasser (o.r.). Manuelles Auffangen der Gradientenfraktionen in einzelne Reaktionsgefäße (u.r.). Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 31 Gesundheit Abbildung 3. Dichteabhängige, relative Verteilung isotopisch markierter (blau) und unmarkierter (orange) E. coli RNA in einzelnen Fraktionen eines Ultrazentrifugationsgradienten. Im Gemisch (grün) trennen sich markierte und unmarkierte RNAs schwerer voneinander. Dies beruht vermutlich auf Sekundärstrukturen, die die RNAs ausbilden. Hier besteht noch Optimierungsbedarf. B.SC. FLORIAN LUDWIG Student der Bio- und Prozesstechnologie, Bachelorarbeit in der AG von Prof. Egert, seit WS14/15 Studium Molekulare und Angewandte Biotechnologie (M.Sc.) an der RWTH Aachen [email protected] Ausblick Die Ergebnisse dieses Projektes werden wichtige Erkenntnisse über die Funktionalität intestinaler mikrobieller Gemeinschaften in Säugetieren liefern und ein besseres Verständnis der Wirksamkeit von Präbiotika schaffen. Mit den Versuchen soll auch eine erste Grundlage für entsprechende Untersuchungen am Menschen gelegt werden. Darüber hinaus lässt sich die SIP-Technologie als eine Querschnittstechnologie in vielen weiteren Forschungsprojekten einsetzen, die zum Ziel haben, die Funktionalität komplexer mikrobieller Gemeinschaften besser zu verstehen [9], z.B. beim Abbau bzw. Umbau organischer Substanz durch Mikroorganismen in Bioreaktoren. Beispielhaft sei hier das neue HFU Projekt „Integrierte Bioraffinerie Schwarzwald“ genannt. Ein weiteres, sehr anwendungsorientiertes Feld für diese Technologie ist der mikrobielle Schadstoffabbau oder auch die Biogasproduktion. Literatur [1] Qin J, Li R, Raes J, et al. (2010) A human gut microbial gene catalogue established by metagenomic sequencing. Nature 464: 59-65. [2] Human Microbiome Project Consortium (2012) Structure, function and diversity of the healthy human microbiome. Nature 486: 207-214. [3] Whitman WB, Coleman DC & Wiebe WJ (1998) Prokaryotes: the unseen majority. Proc Natl Acad Sci USA 95: 6578-6583. 32 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 [4] Egert M, de Graaf AA, Smidt H, de Vos WM & Venema K (2006) Beyond diversity: functional microbiomics of the human colon. Trends Microbiol 14: 86-91. [5] Riedel CU, Schwiertz A, Egert M (2014) 1. The stomach, small and large intestinal microbiome. In: The human microbiota and microbiome (Advances in Molecular and Cellular Microbiology 25). J.K. Marchesi (ed.). 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(2009) Linking phylogenetic identities of bacteria to starch fermentation in an in vitro model of the large intestine by RNA-based stable isotope probing. Environ Microbiol 11: 914-926. Wir verbinden Wissenschaft und Wirtschaft Was Steinbeis ausmacht: Unsere Experten sind Problemlöser für die Wirtschaft. Vor mehr als 30 Jahren aus einem Modell der Hochschule Furtwangen heraus gestartet, gehören zum Steinbeis-Verbund heute rund 1.000 Steinbeis-Unternehmen weltweit. Mit Forschung und Entwicklung, Beratung und Expertisen sowie Aus- und Weiterbildung lösen wir Problemstellungen unserer Kunden auf allen Technologie- und Managementfeldern. Ihren Sitz haben die Steinbeis-Unternehmen überwiegend an Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen: An der Hochschule Furtwangen tragen heute Experten an mehr als 20 Steinbeis-Unternehmen zum praxisnahen Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bei. www.steinbeis.de | www.steinbeis-regionsbh.de Steinbeis-Stiftung | POWERTOOL Haus der Wirtschaft | Willi-Bleicher-Str. 19 | 70174 Stuttgart SYSTEMSFUTURECONSTRUCTION MECHATRONICS EDGE TECHNOLOGY 118553-2014-10 | Bild: iStockphoto ©PeiCUTTING Ling Hoo ENGINEERING HIGHTECH QUALITY KEY IDEA SATISFACTION JOB SECURITY AI JOB SECURITY SOLUTIONS ENGINEERING QUALITY INTERNATIONALSUCCESSFUL VARIETYSWITCHES MEXICO MECHATRONICS SOLUTIONS VALUE GLOBALLY GERMANY DEVELOPMENT INDIA CUTTING EDGE TECHNOLOGY SATISFACTION FUTUREIDEA KEY ELECTRONIC STEERING COLUMN LOCKS SWITZERLAND PAS PASSION IDRIVE SION WORK-LIFE-BALANCE INTERNATIONAL VALUE DEVELOPMENT INNOVATION TOGETHER CONSISTENCYKEY SERVICE SENSORS LAND IMPROVEMENT KNOW-HOW CURIOSITY SWITZ ER LA ND CUTTING EDGE TECHNOLOGY POWERTOOL SYSTEMS START CHINA CONS OEM TRUC TION TU NE SI A MEXICO KNOWHOWAI FUN E PASSION FAMILY OWNED VERTICAL INTEGRATED CUSTOMER FOCUSED FAMILY OWNED KEYLESS SENSORS IMPROVEMENT SENSORS CON STR UCT ION N FRANCE START VALUE ENGINEERING INDIA VALUE FUTURE KEY USA KNOW-HOW VARIETY SENSORS IDEA MECHATRONICS VALUE TEAM SUCCESSFUL DEVELOPMENT IMPROVEMENT TEAM CUSTOMER FOCUSED E USA IDRIVE HIGHTECH SUCCESSFUL HIGHTECH AI SAVINGS FAMILY OWNED TEAM ROMANIA FUTURE E SATISFACTION KEYLESS GERMANY IDEA SATISFACTION IDEA TEAM FAMILY OWNED CUSTOMER FOCUSED IMPROVEMENT GLOBALLY I FRANCE SWITCHES INNOVATION COMMUNICATION R TUNISIA CHINA TUNISIA AI HIGHTECH WORK-LIFE-BALANCE IDRIVE N SAVINGS FAMILY OWNED TEAM IN NO VA TI O N COM MUN ICATION MEXICO SWITZERLAND INDIA ROMANIA SENSORS IDRIVE GPASSION HIGHTECH DE OEM SENSORS VE CUTTING EDGE TECHNOLOGY LO FLEXIBILITY TOGETHER OEM PM EN DET VE KEY LO PM EN GLOBALLY T ME NTQUALITY SOLUTIONS E CURIOSITY V AI O CURIOSITY QUALITY PR GERMANY FUTURE DEVELOPMENT CURIOSITY TRADITION SERVICE PASSION VALUE QUALITY IT USA G ERM ANY GERMANY ROMANIA KEY VALUE I SAVINGS VARIETY PASSION G TRONIC IDEAELEC FAMILY OWNED VERTICAL INTEGRATED KEY CUTTING EDGE TECHNOLOGY CURIOSITY AI FUN INNOVATION IDEA V AL UE HIGHTECH VALUE COMMUNICATION N CAREER IDRIVE GERMANY ELECTRONIC STEERING COLUMN LOCKS GLOBA LLY SUCCESSFUL GOOD ATMOSPHERE FRANCE DEVELOPMENT TEAM TUNISIA GOOD ATMOSPHERE IDRIVE CO GLOBALLY NTEAM S INDIA T R U C T I O N CUTTING EDGE TECHNOLOGY AUTOMOTIVE SUPPLIER ION SOLU TIONS CONSTRUC TION START TOGETHER KNOW-HOW USA TOGETHER FAMILY OWNED OEM START PA SS GOOD ATMOSPHERE SOLUTIONS KNOW-HOW ELECTRO MECHANICS SWI WORK-LIFE-BALANCE TZER LA ND TOGETHER FUN CONSISTENCY FUN GERMANY VALUE INTER NATIONAL USA ELECTRO MECHANICS FUN IMPROVEMENT CURIOSITY CONSISTENCY ELECTRONIC STEERING COLUMN LOCKS TEAM START USA AI GOOD ATMOSPHERE VALUE AUTOMOTIVE SUPPLIER GLOBA LLY PASSION OEM MEXICO INTERNATIONAL ELECTRONIC OEM HOUSEHOLD APPLIANCES ELECTRO MECHANICS CUTTING EDGE TECHNOLOGY FRANCE SIA USA IT IDRIVE TEAM AI HIGHTECH SUPPLIER GLOBALLY ELECTRONIC STEERING COLUMN LOCKS DEVELOPMENT TU CHINA SATISFACTION NE DEVELOPMENT CUSTOMER FOCUSED SERVICE FUN START CUSTOMER FOCUSED FAMILY OWNED AUTOMOTIVE SUPPLIER SENSORS KNOW-HOW GLOBALLY CAREER TOGETHER OEM INNOVATION COMMUNICATION TEAM WORK-LIFE-BALANCE FLEXIBILITY KEYLESSSWITCHES SOLUTIONS ELECTRO MECHANICS WORK-LIFE-BALANCE GOOD ATMOSPHERE AI SOLUTIONS ENGINEERING TRADITION HOUSEHOLD APPLIANCES POWERTOOL SYSTEMS SENSORS FUN FAMILY OWNED AUTOMOTIVE SUPPLIER VERTICAL INTEGRATED GERMANY INTERNATIONAL CONSTRUCTION QUALITY MEXICO KEY TU SATISFACTION NE STARTSIA IMPROVEMENT FUN CUTTING EDGE TECHNOLOGY FUTURE CURIOSITY CHINA GOOD ATMOSPHERE IDEA PASSION FUN KNOW-HOW FAMILY OWNED FUTURE COMMUNICATION ELECTRO MECHANICS VERTICAL INTEGRATED GLOBALLY INDIA POWERTOOL SYSTEMS OEM VARIETY SWITCHES CAREER KEYLESS TEAM KNOW-HOW SAVINGS CUTTING EDGE TECHNOLOGYCONSISTENCY AI TRADITIONKNOW-HOW IDRIVE GERMANY KEY KNOW-HOW SUCCESSFUL HIGHTECH KNOW-HOW FUN CONSTRUCTION SWITZER ROMANIA CUSTOMER FOCUSED FUTURE TOGETHER ENGINEERING AUTOMOTIVE SUPPLIER START TUNISIA JOB SECURITY CUSTOMER FOCUSED INDIA HOUSEHOLD APPLIANCES SUCCESSFUL FAMILY OWNED INNOVATION GLOBALLY JOB SECURITY ELEC ELECTRONIC STEERING COLUMN LOCKS TRONIC TOGETHER CHINA ELECTRO MECHANICS KNOW-HOW ELECTRO MECHANICSIDRIVESTART HIGHTECH TUNISIA CAREER TRADITION FRANCE SATISFACTION START KNOW-HOW IDRIVE OEM AUTOMOTIVE SUPPLIER KEYLESS SUCCESSFUL IT SAVINGS HIGHTECH CURIOSITY ROMANIA HOUSEHOLD APPLIANCES CAREER VERTICAL INTEGRATED AI AI WORK-LIFE-BALANCE CURIOSITY GERMANY ENGINEERING SAVINGS INDIA FAMILY OWNED SOLUTIONS AIKEYLESS CAREER GOOD ATMOSPHERE CUTTING EDGE TECHNOLOGY IDRIVE ELECTRONIC STEERING COLUMN LOCKS WORK-LIFE-BALANCE WIR SUCHEN KREATIVE KÖPFE, DIE MIT UNS DIE ZUKUNFT GESTALTEN. 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In the project, several universities and industrial partners are cooperating. The HFU is working and researching in the development of the sensor and the corresponding signal processing. With pattern recognition methods, the bad-odors should be detected. M.SC. THOMAS BIER Akademischer Mitarbeiter an der Fakultät Mechanical and Medical Engineering Schwerpunkte: Muster erkennung, künstliche neuronale Netze, Entwicklung von Embedded Systems Tel. 07723 920 2454 [email protected] PROF. DR. DIRK BENYOUCEF Fakultät Mechanical and Medical Engineering Studiendekan Elektronik und Technische Informatik Schwerpunkte: Angewandte Signalverarbeitung, Non intrusiv load monitoring, Embedded Systems, Sensornetzwerke Tel. 07723 920 2342 [email protected] Ziel des Projekts SensOdor ist, die Betreuungsund Unterstützungssituation von hilfebedürftigen Menschen mit Harn- und Stuhlinkontinenz in der stationären Pflege zu verbessern. Mittel zur Zielerreichung soll ein optimal an die Bedürfnisse der unterschiedlichen Zielgruppen angepasstes Geruchssensorsystem sein. Dazu soll ein assistives System bestehend aus einem industriell verfügbaren Sensorkonzept und eine dazugehörige Visualisierungseinheit entwickelt werden, das vor allem helfenden Personen wie den Pflegekräften signalisiert, dass Unterstützung in der Körperhygiene akut erforderlich ist. In Folge der demografischen Entwicklung und der verbesserten medizinischen Leistungen nimmt die Zahl der Menschen, die unter Inkontinenz und deren gesundheitlichen und sozialen Konsequenzen leiden, deutlich zu. In diesem Zusammenhang wird die Frage des Einsatzes von sogenannten Gerontotechnologien [1] bzw. AAL-Technologien wichtig und interessant. Technisches Entwicklungsziel ist ein entsprechend differenziert einsetzbares Sensorsystem, das als Körpergeruchssensor ausgelegt wird. Innovativ und für die Betroffenen eine wesentliche Erleichterung ist dabei der Ansatz, die Sensorik nicht im Schambereich einzusetzen, sondern Inkontinenzereignisse auch noch in geringer Entfernung vom Körper zu erkennen. SensOdor ist ein BMBF-Verbundprojekt von mehreren Hochschulen und industriellen Partnern. In diesem Beitrag werden die Arbeiten der beiden Forschungsgruppen der Hochschule Furtwangen vorgestellt. 34 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Darstellung der Methoden Die komplette Nachbildung des Riechvermögens (artificial nose [2]) ist eine sehr komplexe Aufgabe und soll in diesem Projekt nicht adressiert werden. Es findet vielmehr eine Einschränkung auf „Stinkegase“ (bad-odor gases) statt. Zu diesem Zweck soll ein Sensorsystem entwickelt werden. Dieses Sensorsystem besteht aus einem bad-odor Sensor und der Verarbeitungselektronik, welche eine Klassifizierung der Merkmale durchführt. Die Visualisierung der Sensordaten an der Schnittstelle zu den Pflegekräften wird von einer weiteren Einheit dargestellt. Die Anwendungsfelder erfordern unterschiedliche Informationsschnittstellen, welche gängige Funkstandards unterstützen sollen. Im Rahmen des Projekts wird von der Arbeitsgruppe von Prof. Benyoucef evaluiert, welche Funkstandards für die Übertragung verwendet werden können. Hierfür sollen gängige Verfahren wie WLAN, Bluetooth usw. untersucht werden. Der eingesetzte Gassensor basiert auf eine bei einem industriellen Projektpartner zur Verfügung stehenden Technologie und verfügt über mehrere resistive Schichten. Der chemisch-physikalische Aufbau der Schichten erlaubt es, unterschiedliche Gase, z.B. Ammoniak, Methan oder Stickstoff, zu detektieren. Durch Verunreinigungen beim Herstellungsprozess treten Querempfindlichkeiten auf. Diese können zu Fehlklassifikationen führen. Ziel ist es, aus den einzelnen Sensorwerten eine zuverlässige und gegen Störungen robuste Entscheidungsfunktion zu entwickeln, welche zum einen Inkontinenz detektiert und zum anderen zwi- Gesundheit schen Kot und Urin selektieren kann. Die Arbeiten zum Mustererkennungsverfahren werden in drei Arbeitsschritte unterteilt: eines Modells des Sensors, welches die Querempfindlichkeiten mit abbildet. ■■Extraktion selektiver Merkmale aus dem Signalverlauf der Sensordaten. ■■ Verwendung eines Klassifikators, welcher den Merkmalsraum auf die jeweilige Klasse abbildet [3]. über Zuleitungen mittels Lüftern in die Messkammer geleitet. In dieser werden die Sensoren ausgemessen und die entsprechenden Signale für die weitere Signalverarbeitung auf einem PC herausgeführt. ■■Entwicklung Ergebnisse In der Vorbereitungsphase wurde ein konfigurierbares Dummysystem für die Evaluation der Kommunikationsschnittstelle und der Sensorschnittstelle entwickelt (Abbildung 1). Dieses System besteht aus dem Gassensor mit Ansteuerungselektronik [4], der Verarbeitungselektronik, welche die Mustererkennung durchführt, und einem WLAN Modul für die Datenübertragung zur Visulisierungseinheit. Für die Evaluation der Sensorempfindlichkeiten und die Modellierung des Geruchssensors, wurde eine Gasmesskammer aufgebaut. Mit dieser können reale Gerüche mit unterschiedlichen Konzentrationen generiert werden. Das Messsystem besteht im Wesentlichen aus zwei Kammern. In der Geruchskammer werden die einzelnen Gasgemische aufbereitet. Diese werden dann Abbildung 1: Dummysystem zur Evaluation der Kommunikationsschnittstellen. Im unteren Bildteil befindet sich die Sensoreinheit bestehend aus Triple-Sensor mit Ansteuerungselektronik. Im oberen Bildteil ist die Verarbeitungselektronik mit WLAN-Modul zur Kommunikation abgebildet. Nach dem Aufbau der Gasmesskammer wurden erste Messungen mit dem integrierten Gassensor in der Sensoreinheit durchgeführt. In Abbildung 2 sind die Rohdaten der Widerstandswerte zu sehen. Für das Auge ist zu erkennen, dass nach dem Zuführen des Gasgemisches nach 15 s ein Ausschlag bei allen 3 resistiven Schichten vorhanden ist. Es ist eine deutliche Sensitivität der Sensoreinheit in Bezug auf bad-odor Gase erkennbar. Sensorsimulation Die in SensOdor zur Anwendung kommende, bei einem Industriepartner verfügbare Sensortechnologie hat den großen Nachteil, dass die Leistungsaufnahme sehr groß ist. Eine Fragestellung im Projekt war daher, ob und wie sich die Leistungsaufnahme reduzieren lässt, um die Möglichkeiten auch für mobile Anwendungen zu überprüfen1. DR. WOLFGANG KRONAST Fakultät Mechanical and Medical Engineering Forschungsschwerpunkte: Nano- und Mikrosysteme, physikalische Sensoren und Aktoren Tel. 07723 920 2514 [email protected] Ein innovatives, auf Mikrosystemtechnik beruhendes Konzept wird im Rahmen vom ZAFH-AAL speziell für mobile Anwendungen (z.B. Stoma-Patienten) untersucht. Sensor-, System- und Informationskonzept sind vollkommen anders als bei SensOdor. 1 Abbildung 2: Beispielmessung einer Geruchsprobe. Zu erkennen sind die 3 Widerstandswerte des TripleSensors. Nach Beaufschlagung des Sensors mit einem Gasgemisch ist eine abrupte Änderung der relativen Widerstandswerte zu erkennen. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 35 Gesundheit PROF. DR. ULRICH MESCHEDER Fakultät Mechanical and Medical Engineering Forschungsgebiete: Mikrosysteme, Mikround Nanotechnologie Prorektor und Leiter des Instituts für Angewandte Forschung der HFU Tel. 07723 920 2232 [email protected] Abbildung 3: Finite-Elemente-Simulationsmodell des Sensors. Abbildung 3 zeigt das Finite Elemente Modell des Sensors, der zur Reduktion der Wärmeverluste an 4 dünnen Drähten aufgehängt ist. In Abbildung 4 ist die berechnete mechanische Beanspruchung (von Mises Stress) des Sensors bei einer mechanischen Belastung von 1000 G Beschleunigung (Falltest) gezeigt. Es tritt eine hohe Stressbelastung im Bereich der Aufhängung auf, falls man den Sensor zur Reduktion der Wärmeverluste an dünnen Drähten aufhängt. Die Ergebnisse der intensiven Simulationsuntersuchungen der Arbeitsgruppe von Prof. Mescheder zeigen, dass ein mobiler Einsatz mit diesem Ansatz nicht möglich ist und hierfür neue Ansätze erforscht werden müssen (s. ZAFH-AAL). Projektstand Es wurde anhand erster Messungen gezeigt, dass das System Gerüche, welche von Stuhl und Urin ausgehen, detektieren kann. Die folgenden Arbeiten sind eine Auswertung der Messungen und eine Klassifikation der Signale. Zu der bisher verwendeten Hauptkomponentenanalyse sollen weitere Verfahren zur Musterextraktion untersucht werden. Eine statistische Auswertung der Klassifikationsalgorithmen anhand von Feldtests soll die Separierbarkeit von Kot und Urin gegenüber anderen Störeinflüssen darstellen. Erste Feldtests sind für das Jahr 2015 vorgesehen. Literatur Abbildung 4: Darstellung der mechanischen Beanspruchung (von Mises Stress) des Sensors im Simulationsmodell bei Belastung mit 1000 G Beschleunigung. Hohe Beanspruchung an der Sensoraufhängung. 36 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 [1] A. van Berlo et al.: Gerontechnology, In: Encyclopedia of Human Biology, 2nd Ed Vol. 4, San Diego: Academic Press; 1997; pp 305–311. [2] J. A. Covington et al.: Towards a truly biomimetic olfactory microsystem: An artificial olfactory mucosa, MEMS Sensors and Actuators 2006, [102-112]. [3] C. M. Bishop: Pattern Recognition and Machine Learning. Springer, 2006. [4] Triple-Sensor, Umweltsensortechnik; www.umweltsensortechnik.de/index2.htm. Sehen, was drin steckt mit KARL STORZ Endoskope Perspektive im internationalen Umfeld! Wir sind ein international führender Hersteller von hochwertigen Spezialprodukten der Medizintechnik. An unserem Hauptsitz in Tuttlingen sowie in mehreren Produktionsstätten, Vertriebs- und Servicegesellschaften beschäftigen wir weltweit in 39 Ländern mehr als 6.400 Mitarbeiter. Zeigen Sie uns, was in Ihnen steckt! Wir bieten kontinuierlich spannende Themen für Praktika und Abschlussarbeiten sowie interessante Stellen für Hochschulabsolventen (m/w) an. Detaillierte Informationen zu Praktika und Abschlussarbeiten sowie zu allen offenen Stellen finden Sie unter www.karlstorz.com KARL STORZ GmbH & Co. KG Personalabteilung Mittelstr. 8 • 78532 Tuttlingen Telefon: 07461 708-8297 Bitte bewerben Sie sich bevorzugt online. Bitte senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen unter Angabe der jeweiligen Kennziffer an unsere Personalabteilung. Haben Sie noch Fragen? Dann steht Ihnen Herr Patrick Dury gerne auch telefonisch zur Verfügung. GF Piping Systems All about you Innovative Technologien Wir entwickeln, produzieren und vertreiben Rohrleitungssysteme für den sicheren Transport von Flüssigkeiten und Gasen in den Bereichen Haustechnik, Industrie und Versorgung. Georg Fischer Rohrleitungssysteme AG Ebnaststrasse 111, CH-8201 Schaffhausen Phone +41 52 631 11 11, www.gfps.com Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 37 Gesundheit Patienten-spezifische Vorhersagemodelle für Organversagen bei Intensivpatienten Prof. Dr. Matthias Kohl, Dr. Astrid Genet PROF. DR. MATTHIAS KOHL Fakultät Medical and Life Sciences Lehrgebiete: Statistik, Statistiksoftware, Bioinformatik, Mathematik Tel. 07720 307 4746 [email protected] Hospitals, especially in intensive care and anesthesiology, collect and document clinical data in patient data management systems (PDMS) for many years now. In the framework of project PATIENTS, funded by BMBF (FHprofUnt), we make use of these data and elaborate and implement a complete workflow for learning predictive models to predict the risk of organ failure in intensive care. The models are developed and validated on clinical data from the COPRA PDMS (COPRA System GmbH, Berlin) of the intensive care units of the University Hospital of Rostock. The database includes more than 4.500 parameters of more than 11.000 cases. Our workflow will be incorporated into an extension module of the COPRA system. This module will turn the classical PDMS COPRA into a clinical decision support system and will support the physician in charge in diagnosing organ failures and selecting the most appropriate therapy. Akutes Nierenversagen (ANV) ist das häufigste Organversagen auf der Intensivstation. Mit einer Inzidenz (Neuerkrankungsrate) von 30-60% bei Patienten, die länger als 24 Stunden auf der Intensivstation verbleiben [1], stellt es einen unabhängigen Risikofaktor für die Krankenhausletalität dar [2]. Die Inzidenz des akuten Leberversagens (ALV) ist zwar wesentlich geringer als beim ANV (11%), die Prognose dieser Patienten ist aber bei einer Letalität von über 80% sehr schlecht [3]. Für die Früherkennung beider Organversagen existieren derzeit keine klinisch etablierten Tests oder Parameter [3], [4]. Der Schwerpunkt des PATIENTS Projekts (Laufzeit 2013-2016) ist die Entwicklung und Implementation von Modellen zur Früherkennung von ANV und ALV bei Intensivpatienten. Damit soll ein wichtiger Beitrag geleistet werden, um die Prognose dieser Patienten entscheidend zu verbessern. Die Modelle werden auf der Basis der Datenbank der Intensivstationen des Universitätsklinikums Rostock entwickelt. Die Datenbank enthält aktuell Daten von mehr als 11.000 Patientenbehandlungen, wobei pro Behandlung bis zu 4.679 Parameter in unterschiedlichen zeitlichen Intervallen erhoben werden. Dieser Datenschatz ist im Patientendatenmanagement- DR. ASTRID GENET Akademische Mitarbeiterin an der Fakultät Medical and Life Sciences, PostDoc im Projekt PATIENTS Forschungsgebiete: Biostatistik, statistische Lernverfahren, Statistiksoftware Tel. 07720 307 4556 [email protected] Abb. 1: Unterschied zwischen populations- und patientenspezifischen Verfahren; in Anlehnung an Figure 1 in [7]. 38 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Gesundheit system (PDMS) der COPRA System GmbH abgelegt. Ein PDMS ermöglicht die lückenlose Speicherung von allen am Patientenbett erhobenen Messwerten sowie von Befunden der Labor-, Röntgen-, Funktions- und mikrobiologischen Diagnostik. Obwohl es ein wichtiges Ziel von PDM-Systemen ist, eine höhere Behandlungsqualität und Patientensicherheit zu erreichen [5], werden die darin enthaltenen Daten von den meisten Kliniken kaum genutzt. Die angestrebten Modelle zur Diagnose, Prädiktion und Prognose von ANV oder ALV werden durch den Einsatz statistischer Verfahren berechnet und validiert. Die besten Modelle werden über ein Zusatzmodul für das COPRA System den Ärzten zugänglich gemacht und können so in die tägliche Arbeit der Ärzte integriert werden. Methoden Für die Berechnung der Modelle kommen die modernen Methoden des überwachten statistischen (maschinellen) Lernens und des statistischen Matchings zum Einsatz. Neben den sehr flexiblen Verfahren wie Support Vector Machines (SVM) oder Bayessche Netzwerke werden zum Vergleich auch klassische Verfahren wie die Diskriminanzanalyse oder die logistische Regression verwendet, deren Ergebnisse meist leichter zu interpretieren sind [6]. Erste Arbeiten deuten zudem darauf hin, dass sogenannte instanz-/patientenspezifische Verfahren zu besseren Ergebnissen führen können als populationsspezifische Verfahren [7]. Im Unterschied zu den üblichen populationsspezifischen Modellen, die im Mittel gute Ergebnisse liefern, verwenden instanzspezifische Modelle die Ähnlichkeit einer konkreten Instanz zu den Trainingsinstanzen, um eine “personalisierte” Vorhersage zu erreichen; siehe Abb. 1. Die Situation ist vergleichbar mit den heute weit verbreiteten Empfehlungsdiensten (recommender systems), die etwa hinter Kaufempfehlungen bei Onlinekäufen stecken. Die systematische Evaluation der existierenden patientenspezifischen Verfahren und ein detaillierter Vergleich mit populationsspezifischen Methoden sind wichtige Ziele des PATIENTS Projektes. Im Fall einer binären Klassifikation (ja/nein) eignen sich für den Vergleich von Modellen sehr gut sogenannte Abb. 2: ROC Kurven für drei verschiedene Modelle. Im Hinblick auf die gewählten Kriterien (Sensitivität und Spezifität) ist Modell 1 am besten gefolgt von Modell 3 und Modell 2. ROC Kurven, bei denen zwei Kriterien gegeneinander abgetragen werden wie etwa Sensitivität und Spezifität; siehe Abb. 2. Datenbearbeitung, Qualitätskontrolle der Daten sowie weitergehende statistische Analysen werden mit Hilfe der freien Statistiksoftware R [8] durchgeführt. Die im Projekt verwendeten Methoden sind nicht beschränkt auf klinische Daten, sondern können auf viele reale Probleme angewendet werden. Heute werden entsprechende Verfahren für Suchmaschinen, Identifizierung von Bildern, Filtern von Spam E-Mails, Empfehlungsdienste und vieles mehr eingesetzt. Erste Ergebnisse In einem ersten Schritt wurden innerhalb der Fälle mit ANV und ALV interessante klinische Phänotypen identifiziert. Aufgrund der großen Anzahl an Parametern, die in der Datenbank gespeichert sind, wurde für die Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 39 Gesundheit ersten Analysen eine Selektion aufgrund biologischer und medizinischer Plausibilität vorgenommen. Später sollen hierfür zusätzlich Variablenselektionsverfahren zum Einsatz kommen [9]. Die gefilterte Datenbank enthält die Daten von 5.773 Patienten, davon sind 1.929 Patienten mit ANV, 1.838 mit ALV und 3.627 Kontrollpatienten. Ausblick Für die ausgewählten Patienten und Parameter wurden bereits verschiedene populationsspezifische Modelle berechnet und validiert. Diese Modelle werden aktuell mit patientenspezifischen Modellen verglichen. Hierbei kommen zunächst existierende, später aber auch von uns neu entwickelte patientenspezifische Verfahren zum Einsatz. Die komplexen Ergebnisse der Lernverfahren werden in eine für den Arzt verständliche und akzeptierte Form umgewandelt. Dies wird die Basis für das angestrebte Entscheidungsunterstützungssystem sein, welches den Arzt bei der Diagnose von ANV und ALV auf der Intensivstation und der Auswahl der geeignetsten Therapie unterstützen wird. 40 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Literatur [1] K. Singbartl, J.A. Kellum: AKI in the ICU: definition, epidemiology, risk stratification, and outcomes, Kidney Int 2012, 81(9): 819-825. [2] P. Piccinni, D. N. Cruz, et al.: Prospective multicenter study on epidemiology of acute kidney injury in the ICU: a critical care nephrology Italian collaborative effort (NEFROINT), Minerva Anestesiol 2011, 77(11): 1072-1083. [3] W. M. Lee: Recent developments in acute liver failure, Best Prac Res Clin Gastroenterol 2012, 26(1): 3-16. [4] D. N. Cruz, Z. Ricci, C. Ronco: RIFLE and AKIN time for reappraisal: Clinical review, Crit Care 2009, 13: 211. [5] T. P. Clemmer: Computers in the ICU: where we started and where we are now, J Crit Care 2004, 19(4): 201-207. [6] T. Hastie, R. Tibshirani, J. Friedman: The elements of statistical learning. Data mining, inference, and prediction, 2nd edition, Springer 2009. [7] S. Visweswaran, G. F. Cooper: Learning instancespecific predictive models, J Mach Learn Res 2010, 11: 3333-3369. [8] R Core Team: R: A Language and Environment for Statistical Computing, R Foundation for Statistical Computing, Vienna, Austria, 2014. [9] I. Guyon, A. Elisseeff: An introduction to variable and feature selection, J Mach Learn Res, 3 (7-8), 1157-1182. Gesundheit VIELFALT Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 41 Gesundheit Öffentliche Forschung zu sozialer Teilhabe älterer Menschen auf dem Land Dr. Peter Biniok, Prof. Dr. Stefan Selke Our research focuses the question whether and how to improve the social inclusion of elderly people in rural areas. Based on a needs assessment we developed and put to the proof a communication concept with a so-called „space of exchange” as its primary component. This online platform enables the mutual supply of information, discussions as well as the provision and request of assistance. The overall aim is to foster interactions on site by use of virtual contacts. Our analysis highlights two important aspects. First, the use of assistive technologies has to be complemented by social processes – the mere provision of technologies falls short. Second, public research enables existing societal resources before use of technology. Therefore, social inclusion may only be increased by a combination of social and technical mechanisms. DR. PETER BINIOK Akademischer Mitarbeiter Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Studium der Informatik und Soziologie Forschungsgebiete: Wissenschafts- und Techniksoziologie, Mensch-Maschine-Interaktion, Innovationsforschung Lehrgebiet: Technik und Gesellschaft Tel. 07723 920 2958 [email protected] 1 Region Furtwangen bezieht sich dabei auf die Gemeinden Gütenbach, Furtwangen, Vöhrenbach und Schönwald. 2 Insgesamt wurden 26 qualitative Interviews durchgeführt, transkribiert und mithilfe der Software MAXQDA ausgewertet. 1. Ausgangspunkt öffentlicher Forschung: Altern im ländlichen Raum Ländliche Räume besitzen Charakteristika, die das Leben und Altern in besonderer Weise prägen [1-3]. Bezogen auf die Region Furtwangen fallen hier bspw. die fehlende Bahnanbindung, eine geringe Dichte von Kulturangeboten und lange Winter ins Auge.1 Gleichzeitig finden sich aber starke Vereinsstrukturen, der Schwarzwald als Erholungsgebiet und die traditionsreiche Hochschule mit spezifischen Bildungsangeboten. Diese Ressourcen beeinflussen die Chancen auf soziale bzw. gesellschaftliche Teilhabe. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels fördert das Land Baden-Württemberg Forschungsprojekte, die untersuchen, wie das Leben und Wohnen älterer Menschen (60+) seniorenfreundlicher und selbstbestimmter gestaltet werden kann. Im Projekt „SONIA – Soziale Inklusion durch technikgestützte Kommunikationsangebote im Stadt-Land-Vergleich“ forschen Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft darüber, ob und wie ältere Menschen aktiv am täglichen Leben teilnehmen und wodurch eine Verbesserung der Lebensqualität dieser Abb. 1: Im Dialog mit der Bevölkerung. 42 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Bevölkerungsgruppe erreicht werden kann. Die HFU analysiert hierbei, in welchem Umfang die gesellschaftliche Teilhabe von SeniorInnen im ländlichen Raum gegeben ist und wie diese gesteigert werden kann – auch durch den Einsatz alltagstauglicher, technikgestützter Kommunikationsmittel. Unsere Arbeit im Projekt SONIA orientiert sich am Vorgehen einer öffentlichen Wissenschaft, wie sie mit dem Public Science Lab vertreten wird [4]. Unter Bezug auf eine sog. subjektorientierte Soziologie besteht deren Leitbild in einer dialogischen Problemdefinition und Wissensproduktion zusammen mit BürgerInnen. 2. Vorgehen im Projekt: Prämissen und Methode Übergreifend wird bei öffentlicher Forschung die Idee verfolgt, im gesamten Forschungsprozess dialogische Formate und Instrumente einzusetzen, um sozial robustes Wissen zu erzeugen [5]. Kerngedanke ist die direkte und praxisorientierte (auch experimentelle) Umsetzung von Handlungsmöglichkeiten in öffentlichkeitsnahen Aktionsfeldern. Dabei werden konkrete Problemlagen vor Ort adressiert. Der Ansatz verweist auf die Notwendigkeit, Akteure in die Forschung einzubeziehen und gemeinsam Lösungen zu entwerfen, anstatt eine Lebenswelt nur von „außen“ zu betrachten. Unsere Untersuchung orientiert sich entsprechend an den Bedarfen der SeniorInnen in Alltagssituationen und basiert auf erzählerischbiografischen Interviews, Gruppendiskussionen und Expertengesprächen, die in den Landkreisen Schwarzwald-Baar-Kreis und Waldshut durchgeführt wurden [6, 7].2 Die daraus gewonnen Daten bilden die Basis für eine Bedarfsanalyse, die zentrale Bedürfnisse und Wünsche für ein gutes Leben sichtbar macht. Ob also eine Erhöhung der gesellschaftlichen Teilhabe nötig und möglich ist, leiten wir insbesondere aus persönlichen Gesprächen mit der Bevölkerung ab (Abb. 1). Gesundheit 3. Z wischenstand der Ergebnisse: Verschlungene Pfade der Forschung Unsere Forschung fokussiert eine zielgerichtete Verbesserung der sozialen Teilhabe von SeniorInnen durch die Vermehrung von Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten. Das von uns entwickelte Konzept setzt hier mit einem virtuellen „Raum des Austauschs“ an. Ziel ist es, durch virtuelle Kontakte reale Begegnungen vor Ort bzw. im Ort zu (re-)generieren. 3.1 Potentiale und Herausforderungen auf dem Land Grundsätzlich korrespondieren die zentralen Ergebnisse der Bedarfsanalyse mit den ländlichen Gegebenheiten der Region Furtwangen. Potentiale und Herausforderungen betreffen erstens die Mobilität. Im alltäglichen Leben ist ein eigenes Auto unverzichtbar, da der öffentliche Nahverkehr unzureichend ausgebaut ist. Eine zunehmende Einschränkung der Mobilität älterer Menschen erzeugt Abhängigkeiten von Familienangehörigen, Nachbarn und Dienstleistern (etwa Lieferservice und Fahrdienste). Bezüglich der Hilfe durch Dritte zeigt sich zweitens die hohe Eingebundenheit der Befragten in familiäre Strukturen und die Nachbarschaft. Dadurch ist neben regelmäßigen Sozialkontakten auch eine grundsätzliche Unterstützung im Alltag gewährleistet. Allerdings sind diese Strukturen von begrenzter Dauer, denn besonders die oft gleichaltrige Nachbarschaft wird in Zukunft keine Hilfe mehr leisten können. Drittens wird von den Befragten die Relevanz von Vereinsarbeit und Freizeitaktivitäten betont. Gleichzeitig finden sich die Vereine in vielen Orten jedoch mit schwindenden Mitgliederzahlen und Problemen beim altersbedingten Wechsel der Vereinsführung konfrontiert. 3.2 „Raum des Austauschs“ und Interaktion an realen Orten Auf den Ergebnissen der Bedarfsanalyse aufbauend wurde ein computergestütztes Kommunikationskonzept erarbeitet, das versucht, den geschilderten Bedürfnissen gerecht zu werden. Seine praktische Nutzung ist eng an Gruppen und Organisationen der Region Furtwangen gekoppelt. Dies gewährleistet zum einen die Verankerung lokaler Angebote im Lebensalltag der SeniorInnen. Zum anderen wird eine Verstetigung nach Abschluss des Projekts angestrebt. Mit der SONIA-Plattform wird über Tablet-PCs ein „Raum des Austauschs“ für ältere Menschen bereitgestellt. Das entsprechende Kommunikationsangebot ermöglicht es z.B. regionale Informationen abzurufen, persönliche Kontakte zu knüpfen, ein virtuelles „Schwätzchen“ zu halten sowie auf Hilfsangebote von privaten und kommerziellen Anbietern zurückzugreifen. Die Plattform wird als Hilfsmittel verstanden, durch das SeniorInnen untereinander und mit anderen Personen an realen Orten in Interaktion treten. Eine gelungene Übertragung der virtuellen Sozialkontakte auf das alltägliche Leben ergibt Chancen der Gemeinschaftsbildung im ländlichen Raum. PROF. DR. STEFAN SELKE Professor für Soziologie und gesellschaftlichen Wandel Prodekan der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Senatsbeauftragter für Nachhaltige Entwicklung Forschungsgebiete: Armutsforschung im Kontext sozialer Nachhaltigkeit, technischer und medialer Wandel, Öffentliche Wissenschaft Lehrgebiet: Allgemeine und spezielle Soziologie(n), Gesellschaftlicher Wandel Tel. 07723 920 2873 [email protected] Abb. 2: Startseite der SONIA-Plattform (© basierend auf CareBW, nubedian GmbH). Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 43 Gesundheit Die technische Umsetzung der Plattform basiert auf bestehenden Einzelapplikationen (d.h. Apps wie Skype, Fahrpläne, Zeitungen), die den „Raum des Austauschs“ bilden. Regionenspezifische Piktogramme und Terminologien fördern den Einstieg und den regelmäßigen Umgang mit der Technologie (Abb. 2). 3.3 Strukturbildende Maßnahmen und „Seiteneffekte“ im Praxistest Derzeit befindet sich der „Raum des Austauschs“ in einem Praxistest, bei dem SeniorInnen Tablet-PCs zur Verfügung gestellt werden, um die Plattform im Echtbetrieb zu prüfen. Zur Gewährleistung des Praxisbetriebs war es vor allem notwendig, zusammen mit der Bevölkerung ein Leitungsteam zu bilden, das in Kooperation mit den Forschern den Praxistest organisiert und durchführt. Zum Aufgabenbereich gehören: ■■ inhaltliche und organisatorische Leitung ■■ Betreuung während der Testphase ■■ Schulung im Umgang mit dem Tablet-PC ■■ Unterstützung in technischen Fragen. Neben der Formierung solcher unterstützender Sozialstrukturen konnten wir bereits bei der Vorbereitung des Praxistests beobachten, dass die Teilnahme der SeniorInnen an unseren Informationsveranstaltungen, an den Interviews und an Workshops mit dem Knüpfen neuer Kontakte und mit dem Hervorbringen von Ideen für gemeinsame Unternehmungen verbunden ist. Bereits im Vorfeld des eigentlichen Technikeinsatzes beeinflusst unsere Forschung also die Aktivitäten und Interaktionen der Bevölkerung. 4. Gesellschaftliche Teilhabe: soziale und technische Perspektive Unser Projekt weist derzeit auf zwei wichtige Aspekte bzgl. der Erhöhung gesellschaftlicher Teilhabe hin. Erstens wird der Einsatz von „assistiven“ Technologien von weiteren Prozessen begleitet oder besser: sollte begleitet werden. Trotz proklamierter Alltagstauglichkeit müssen moderne Informations- und Kommunikationstechnologien eingebettet werden. Die Verfügbarkeit eines Internetzugangs und Schulungen zum Umgang mit dem Tablet-PC sind hier zentrale Dimensionen. Die bloße Bereitstellung eines technischen Assistenzsystems greift zu kurz. Zweitens zeigen unsere Erfahrungen, dass öffentliche 44 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Forschung bereits vor jeder Technologie genau die vorhandenen Ressourcen in der Bevölkerung aktiviert, die eigentlich erst durch den Technikeinsatz gestärkt werden sollen. Das weist auf das implizite Potential dialogischer Forschungsansätze hin, die bereits vor dem eigentlichen expliziten Technikeinsatz soziale Inklusion erhöhen. Im Ergebnis – so unsere These – kann gesellschaftliche Teilhabe nur durch eine Kombination aus sozialen und technischen Mechanismen gefördert werden. Danksagung Das Projekt wird vom Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg gefördert. Projektpartner sind Prof. Dr. Christophe Kunze, Jennifer Müller und Madeleine Berger sowie Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Geriatrisches Zentrum am Universitätsklinikum Tübingen, Entwicklungszentrum Gut altwerden GmbH, Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung. Die Erhebung und Auswertung der Daten findet unter Mitarbeit von Iris Menke statt. Weitere Informationen: www.verbundprojekt-sonia.de Literatur [1] H. Mollenkopf, R. Kaspar (2005): Ageing in rural areas of East and West Germany: increasing similarities and remaining differences, European Journal Aging 2, S. 120-130. [2] K. Baumgartner, F. Kolland, A. Wanka (2013): Altern im ländlichen Raum. Entwicklungsmöglichkeiten und Teilhabepotentiale. Stuttgart: Kohlhammer. [3] C. H. Hennesy, R. Means, V. Burholdt (Hg.) (2014): Countryside Connections. Older people, community and place in rural Britain. Bristol: Policy Press. [4] A. Treibel, S. Selke (2012): Soziologie für die Öffentlichkeit - zwei Perspektiven, Soziologie 4, S. 398-421. [5] J. Howaldt, M. Schwarz (2010): „Soziale Innovation” im Fokus. Skizze eines gesellschaftstheoretisch inspirierten Forschungskonzepts. Bielefeld: Transkript. [6] F. Schütze (1983): Biographieforschung und narratives Interview, Neue Praxis 13/3, S. 283-293. [7] Chr. Hopf (2005): Qualitative Interviews – ein Überblick, In: U. Flick, E. von Kardorff, I. Steinke (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, S. 349-360. Sparkassen-Finanzgruppe MIT WEITBLICK GEPLANT. Das Sparkassen-Finanzkonzept: Ganzheitliche Beratung statt 08/15. Service, Sicherheit, Altersvorsorge, Vermögen. Tel. 07721 291-0 www.spk-swb.de STEIN baut Transfersysteme von bleibendem Wert. Für präzise Montageprozesse einfach der beste Weg. 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In order to create ambient assistive systems that suit the needs of senior citizens and support the care personnel, Furtwangen University has built its own living lab funded by the German Research Foundation and the federal state Baden-Württemberg. The „Future Care Lab“ allows for interdisciplinary research, implementation and evaluation of ambient care systems in the area of Ambient Assisted Living (AAL) under realistic conditions. It also serves as a technology demonstrator to show what the AAL-technology is currently capable of and what may be possible in the future. PROF. DR. CHRISTOPHE KUNZE Professor für Assistive Technologien und Studiendekan des Studiengangs Allgemeine Gesundheitswissenschaften an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Forschungs- und Lehrgebiete: Konzeption assistiver Systeme, Ambient Assisted Living Tel. 07723 920 2583 [email protected] Im Zuge des demographischen Wandels verändert sich die Altersstruktur in Deutschland, die Anzahl der pflegebedürftigen Senioren steigt dabei stetig an. Um daraus resultierenden Problemen wie z. B. dem Pflegefachkräftemangel entgegenzuwirken, wird im interdisziplinären Forschungsfeld Ambient Assisted Living (dt. „umgebungsunterstütztes Wohnen“) an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft an assistiven Technologien gearbeitet, die es älteren Menschen ermöglichen, so lange wie möglich selbstbestimmt in der gewohnten Umgebung zu leben. Dieser Vision entsprechende „intelligente“ Lebensumgebungen müssen viele verschiedene Technologiebereiche (Haustechnik, Kommunikationssysteme, Interaktionstechnologien, Assistenzroboter, Ambiente Sensorik etc.) bzw. Domänen in eine Funktions- Bild 1: Funktionskonzept der intelligenten Lebensumgebung. 46 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 einheit integrieren (Bild 1). Dadurch können völlig neue Formen der Assistenz (z. B. Unterstützung von Menschen mit Demenz bei komplexen Alltagsaktivitäten) realisiert werden, die in einzelnen Domänen oder mit einzelnen Geräten nicht möglich wären. Mit dem Ziel, eine moderne Plattform zur Realisierung und Prüfung solcher assistiver Technologien zu schaffen, wurde im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Land Baden-Würt temberg geförderten Projektes „ExIAL - Experimentalsystem für intelligente assistive Lebensumgebungen“ ein Experimentallabor, das „Future Care Lab“, als Integrations-, Demonstrations- und Evaluationsumgebung gebaut. Gesundheit M.SC. ALEXANDER BEJAN Bild 2: Flur mit großflächigen LED-Kacheln. Bild 3: Wohnungssteuerungs-App mit Anzeige der Kontaktsensoren. Verwendung Die Verwendungszwecke des Forschungsgroßgeräts Future Care Lab sind vielfältig und reichen von der Anwendereinbindung in Designprozesse über Systemintegrationstests bis hin zu szenariobasierten Evaluationsstudien unter realistischen Anwendungsbedingungen. Im Labor sind dazu aktuelle und künftige AAL-Assistenzsysteme sowie zugrunde liegende Technologien integriert, die in den Forschungsprojekten anwendungsspezifisch erweitert und angepasst werden können. Akademischer Mitarbeiter an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Betreuer des Future Care Labs Studium der Informatik in Würzburg und Educational Technology in Saarbrücken Forschungsgebiet: Ambient Assisted Living Tel. 07723 920 2961 [email protected] Bild 4: Schlafzimmer mit seniorengerechtem Bedienpanel auf dem Tisch rechts. Komponenten Zu den integrierten Technologien zählen neben Smart-Home-Komponenten wie Bewegungsmeldern und Kontaktsensoren auch spezielle Sensorik wie 3D-Bildgebung, 3D-Lokalisierung, ein sensorischer Fußboden oder am Körper tragbare Vitalsensorik zur Messung von psychophysiologischen Signalen. So kann die Wohnumgebung Aktivitäten und Zustände des Bewohners wahrnehmen, Gefahrensituationen erkennen und darauf in geeigneter Form reagieren oder Hilfspersonen informieren. Zur Interaktion stehen natürliche Nutzerschnittstellen wie Touch-, Sprach- und Gestensteuerung zur Verfügung, die je nach Bedarf durch visuelles Feedback über großflächige LED-Panels (Bild 2) oder auch AugmentedReality-Anwendungen wie der Einblendung von Informationen in Datenbrillen ergänzt werden können. Aktoren wie automatisierte Rollläden, Fensterund Türöffner vereinfachen den Alltag motorisch beeinträchtigter Bewohner. Auch Roboter wie etwa der humanoide Kleinroboter NAO, der Low-Cost- Bild 5: Essbereich mit modularem Esstisch. Roboter TurtleBot und der Companionroboter SCITOS können zur Unterstützung der Bewohner in Anwendungsszenarien integriert werden. Alle Systeme sind mit dem Wohnungsnetzwerk verbunden und können zentral über ein seniorengerechtes Tablet-PC-Interface angesteuert werden (Bild 3). Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 47 Gesundheit Bild 6: Multimediabereich mit SmartTV und Multiroom-Sound-Anlage. Bild 7: Küche mit unterschiedlich eingestellten Modulen. Bei der Laboreinrichtung wurde auf eine barrierefreie und nicht-stigmatisierende Möblierung geachtet, die so weit wie möglich den Standard realer Pflegewohnungen widerspiegelt, aber auch technische Alleinstellungsmerkmale vorweist (Bilder 4 - 9). Das Pflegebett ist z. B. mit seinen Druck- und Lagesensoren an das Wohnungsautomatisierungssystem angebunden. Beim Esstisch sind Tischplattensegmente manuell und bei der Küche das Herd- und Spülenmodul elektrisch höhenverstellbar. Auch die Pflegewanne ist höhenverstellbar und drehbar. So können potenzielle Bewohner die Umgebung ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend anpassen und ihre gewohnte Lebensqualität erhalten. Daran knüpft auch das Beleuchtungssystem mit Tageslichtnachführung an, welches die Lichtfarbe an das jeweilige natürliche Tageslicht anpasst und so Personen mit gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus unterstützen kann. wicklung und Evaluation im Labor eine entsprechende Reife erreicht haben, in einer späteren Phase des Projekts in geeigneten Modellwohneinheiten mobil installiert und direkt im Feld getestet werden. So können auch spezielle Applikationen im Wohnumfeld betroffener Personen, bspw. in Einrichtungen mit betreutem Wohnen, untersucht werden. Um einen ganzheitlichen Forschungsansatz zu erreichen, können Anwendungen, die durch die Ent- Mit Hilfe der so zur Verfügung gestellten Infrastruktur können Forschungsergebnisse aus grundlegenden Technologiebereichen schneller in nutzbare Anwendungen überführt werden. Auch kooperierende Industrieunternehmen aus anderen Anwendungsfeldern erhalten so die Möglichkeit, Anwendungspotenziale ihrer Technologien und Produkte für die Unterstützung älterer und behinderter Menschen zu erkennen und zu erschließen. Das Future Care Lab soll schließlich dazu beitragen, dass AAL-Systeme in kürzeren Forschungszyklen und unter kontinuierlicher Einbindung von Nutzern entwickelt werden können. Bild 8: Blick in den Wohnbereich mit Roboter SCITOS rechts hinten in der Ecke. Bild 9: Bad mit höhenverstellbarer Wanne. Ganzheitlicher Forschungsansatz 48 Ausblick Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Swiss AviationSoftware ist ein junges und profitables Unternehmen, das in den letzten Jahren stark gewachsen ist. An unserem Sitz in Allschwil bei Basel entwickeln und vertreiben unsere rund 130 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erfolgreich Software für sämtliche Aufgaben rund um die Wartung moderner Flugzeugflotten. Als 100-prozentige Tochter der Swiss International Air Lines sind wir verantwortlich für das Produkt AMOS (Aircraft Maintenance & Engineering System), das von über 130 namhaften Fluggesellschaften weltweit eingesetzt wird. Um unsere führende Marktposition weiterhin ausbauen zu können suchen wir laufend engagierte MitarbeiterInnen, Diplomanden und Praktikanten die an unserem Erfolg teilhaben und in einem spannenden internationalen Umfeld tätig werden möchten. Hast du sehr gute Java- und SQL-Kenntnisse und interessierst dich für objektorientierte Programmierung und die Entwicklung komplexer Enterprise Applications? Kannst du dir vorstellen, an der Entwicklung technischer Designs und an der Implementierung und Erweiterung bestehender Module in AMOS mitzuarbeiten? Wenn du zudem motiviert und engagiert bist, sehr gute organisatorische, kommunikative und analytische Fähigkeiten sowie ausgezeichnete mündliche und schriftliche Sprachkenntnisse in Deutsch und Englisch hast - dann freuen wir uns auf deine Bewerbung! Wir bieten: - ein spannendes Arbeitsumfeld im Dreiländereck - einen sicheren Arbeitsplatz aufgrund eines erstklassigen Produkts mit wachsendem Marktanteil und einem Kundenkreis aus mehr als 130 Airlines und MRO-Organisationen weltweit - als SWISS-Tochter Vergünstigungen für Airline-Angestellte Haben wir dein Interesse geweckt? Dann sende uns deine vollständigen und aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen inkl. Foto, Zeugnisse, Referenzen und Gehaltsvorstellungen via Email oder per Post an: Swiss AviationSoftware AG z.Hd. Matthias Wagenmann Postfach CH-4002 Basel [email protected] SWISS-AS.COM Wir freuen uns auf dich! Sicherheit Von der Risikoanalyse zur steuerungsabhängigen Sicherheitsfunktion Prof. Dr.-Ing. Ulrich Weber, B.Sc. Tim Giardina, B.Sc. Nikita Kies, M.Sc. Fabian Kratzke For the machine building industry the field of machine-safety and plant-safety becomes increasingly important. Especially the field of functional safety issues a challenge to the machinery engineering sector settled in BadenWürttemberg. In several research projects the HFU is working to answer the question about how to specify, realize and design safety related control systems as a modern part of risk reduction. The research project tries to find a possibility to ease the design process of functional safety especially for small and medium-sized businesses. PROF. DR.-ING. ULRICH WEBER Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Lehrgebiete: Sicherheits ingenieurwesen, Maschinen sicherheit, Funktionale Sicherheit, Methoden der Risikobeurteilung Tel. 07723 920 2457 [email protected] Baden-Württemberg belegt innerhalb der gesamten EU einen festen Platz unter den führenden Maschinenbauregionen. Daher ist es der HFU als Hochschule für angewandte Wissenschaften ein besonderes Anliegen, das interdisziplinäre Gebiet der Maschinen- und Anlagensicherheit in Forschung und Lehre zu etablieren. und mittelständischen Unternehmen (KMU) bei dieser sicherheitstechnisch anspruchsvollen Konstruktionsaufgabe Schwierigkeiten bereiten. In aktuellen Forschungsprojekten im Bereich Maschinensicherheit liegt hierbei ein Fokus auf der Identifikation, dem Design und der Nachweisführung von steuerungsabhängigen Sicherheitsfunktionen, SIF [2]. Derartige Funktionen werden eingesetzt, wenn konventionelle, z.B. feststehende trennende Schutzeinrichtungen, nicht greifen oder eine größere Flexibilität erreicht werden soll. Vereinfacht ausgedrückt wird eine Gefährdungssituation (Roboterarm) technisch erkannt (Raumüberwachung), durch eine Logik verarbeitet (Auswertung der Bewegungsdaten) und eine Reaktion ausgelöst (abbremsen), welche einen sicheren Zustand (Stillstand des Roboters) herbeiführt (Abb.1). ■■ Einordnung von Rechtsvorgaben und Normung B.SC. TIM GIARDINA Akademischer Mitarbeiter an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Forschungsgebiete: Maschinensicherheit, Funktionale Sicherheit Tel. 07723 920 2976 [email protected] 1 PL entspricht dem erforderlichen r Performance Level (Performance Level required) [2]; SIL entspricht dem Sicherheits-Integritätslevel (Safety Integrity Level) [5]. 50 Mit Unterstützung der Marktüberwachung und der Industrie wurde untersucht, welche Bereiche den klein- Abb. 1: Beispiel einer Sicherheitsfunktion (vereinfacht). Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Insbesondere folgende Problembereiche wurden identifiziert: ■■ Durchführen von Konformitätsbewertungsverfahren bei einem erstmaligen Inverkehrbringen ■■ Auswahl und Anwendung von Methoden der Risikoanalyse ■■ Korrekte Spezifikation der Sicherheitsfunktion ■■ Festlegung des zu erreichenden Sicherheitslevels (PLr und SIL)1 ■■ Einschätzung und Anwendung konkurrierender Normansätze, dabei speziell die DIN EN ISO 13849 und die DIN EN 62061 ■■ Nutzen der Freiheitsgrade bei der technischen Umsetzung (Architekturen, Ausfallraten, Diagnosedeckungsgrad, Maßnahmen gegen Common Cause Failure, CCF) ■■ Nachweisführung/ Dokumentation zur Maschinenrichtlinie bzw. Baumusterprüfung. Sicherheit gemeinsam mit Industriepartnern an realen Projekten getestet. Die Ergebnisse fließen in die Verbesserung der Methodik ein. Ermittlung und Spezifikation von Sicherheitsfunktionen Abb. 2: Kernprozesse der Methodik. In dem Forschungsprojekt KEM3S wird an der HFU derzeit eine Methode entwickelt, mit der Maschinenhersteller hinsichtlich dieser Probleme gezielt unterstützt werden sollen. Die relevanten Entwicklungsschritte beim Design sicherheitsgerichteter Steuerungen wurden hierzu untersucht und zunächst drei Kernprozessen zugeordnet (Abb. 2). Zu den drei Bereichen wurden jeweils Fehlermöglichkeitsuntersuchungen anhand der zugänglichen Daten (Literatur, Unfallstatistiken, Interviews) durchgeführt. Arbeitshilfen wie Anleitungen, Flow-Charts, Modellierungsbeispiele und Routinen werden entwickelt und Als essentielle Voraussetzung des Konformitätsbewertungsverfahrens werden innerhalb der Risikobeurteilung die Sicherheitsfunktionen im Sinne steuerungsabhängiger Maßnahmen ermittelt [6]. Hierbei wird jede Sicherheitsfunktion einzeln betrachtet und mittels einer Risikoeinschätzung der Grad der erforderlichen Risiko minderung bestimmt (Abb. 3). Die korrekte Formulierung und Darstellung der Sicherheitsfunktion - also welche Gefahrensituation soll mit welchen technischen Mitteln wie erfasst, verarbeitet und mit welchen Systemreaktionen beantwortet werden - steht hierbei im Vordergrund. Dieser Schritt ist entscheidend, da die grundsätzliche Wirksamkeit der Risikominderung und der Aufwand der technischen Umsetzung dadurch bestimmt werden. Die je nach Grad der Risikominderung notwendige Zuverlässigkeit der Sicherheitsfunktion kann auf Basis der systematischen Spezifikation der SIF erfolgen. Die Arbeitshilfen sind so B.SC. NIKITA KIES Akademischer Mitarbeiter an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Forschungsgebiete: Maschinensicherheit, Funktionale Sicherheit Tel. 07723 920 2977 nikita.kies@hs-furtwangende M.SC. FABIAN KRATZKE ehem. akademischer Mitarbeiter, jetzt Mitarbeiter des Regierungspräsidiums Tübingen Abb. 3: Beschreibung der Sicherheitsfunktion „Zuhaltung einer verriegelten beweglichen trennenden Schutzeinrichtung“. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 51 Sicherheit Abb. 4: Beispiele für Steuerungskategorien [3]. aufgebaut, dass entsprechende Realisierungsoptionen direkt aus den Vorarbeiten abgeleitet werden. ■■der Zuverlässigkeit einzelner Bauteile und Komponenten ■■von Art und Grad der automatischen Fehlererkennung ■■von Mehrkanaligkeit und Diversität Realisierung und Implementierung von Sicherheitsfunktionen Die Realisierung und Implementierung umfasst die Detailplanung und Umsetzung der Sicherheitsfunktionen. Die formalisierten Ergebnisse der Ermittlung und Spezifikation fließen als konkrete Systemanforderungen ein um das System detailliert beschreiben zu können. Die entwickelten Verfahren helfen bei der zweckmäßigen Kombination: Abb. 5: V-Modell, Design von Sicherheitsfunktionen. 52 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 ■■der grundlegenden Konstruktionsprinzipien. Dieses bedingt insbesondere die Ableitung von zu erfüllenden Sicherheitsleveln (PLr , SIL) und Steuerungskategorien (Abb. 4) [5]. Entsprechende Vorgaben richten sich an das System und an die Subsysteme, bestehend aus Sensor, Logik und Aktor und deren Komponenten. Die Darstellung der strukturellen Integrität und der Fehlererkennung erfolgt über die Visualisierung als sicherheitsbezogenes Blockdiagramm. Das Design der Steuerung wird weiter durch Maßnahmen gegen systematische Sicherheit Fehler unterstützt. Dazu gehören u.a. Maßnahmen gegen CCF, das Verwenden bewährter Bauteile oder auch die Unterstützung des Konstruktionsprozesses durch grundlegende und bewährte Sicherheitsprinzipien [7]. Hierbei hat sich gezeigt, dass sich beide Bereiche gut auf das von den Maschinen- und Steuerungsbauern genutzte V-Modell [1] abbilden lassen (Abb. 5). Somit kann die zu entwickelnde Methode als inhärenter Projektbestandteil des bewährten Steuerungsdesigns durchgängig mitgeführt werden. Verifikation und Validierung der Sicherheitsfunktionen Aufgabe des dritten Kernbereichs ist der Abgleich des Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand. Diese systematische Verifikation hat zum Ziel den Konstruktionsprozess und die realisierte Steuerung auf deren Robustheit hin zu testen. Die Validierung besteht aus einem Validierungsplan, einer Analyse/Prüfung der Sicherheitsfunktionen und einem Validierungsbericht [4]. Diese Ergebnisse fließen in das Konformitätsverfahren und ggf. in die EGBaumusterprüfung ein. Ergebnisse ■■ Auf Basis von Unfalluntersuchungen und Quellen wur- den die kritischen Prozesse und typische Fehlerquellen beim Design sicherheitsgerichteter Steuerungen identifiziert. ■■ Die relevanten Prozessschritte, welche mit der zu entwickelten Methode unterstützt werden sollen, wurden formuliert. ■■ Ein generischer Leitfaden zur Ermittlung und Spezifikation von SIF wurde entwickelt und an realen Projekten erfolgreich getestet. ■■ Die Schritte der Entwicklung der sicherheitsgerichteten Steuerung wurden für die Bereiche Safety und Security formuliert und dem V-Modell zugeordnet. ■■ Erste Ansätze zur Gestaltung von Blockdiagrammen, im Bereich der Realisierung und Implementierung, konnten als Handlungshilfen beschrieben werden. ■■ Teilschritte wurden getestet und verifiziert. Ausblick Im Verlauf des Forschungsprojektes KEM3S werden von den Projektpartnern (Admeritia GmbH, ESCRYPT GmbH, Lachmann & Rink GmbH), analog zu Safety, SecurityProbleme hinsichtlich des Schutzes vor unbefugten Eingriffen in die Steuerungen untersucht und Lösungsansätze erarbeitet. Im finalen Schritt des Gesamtprojektes sollen die beiden Bereiche Safety und Security zu einer durchgängigen Methodik zusammengeführt werden. Danksagung Das Projekt Kombinierte Engineering-Methode für Security und Safety in eingebetteten Systemen (KEM3S) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), FKZ 16KIS0040, gefördert. Literatur [1] Börcsök, Josef. Elektronische Sicherheitssysteme. Heidelberg: Hüthig, 2004. [2] Bosch Rexroth AG, 10 Schritte zum Performance Level, Lohr am Main: Bosch Rexroth AG, 2013. [3] Deutsches Institut für Normung (DIN), DIN EN ISO 13849-1. Sicherheit von Maschinen - Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen - Teil 1: Allgemeine Gestaltungsleitsätze. Deutsche Fassung EN ISO 13849-1:2008, Berlin: Beuth Verlag, 2008. [4] Deutsches Institut für Normung (DIN), DIN EN ISO 13849-2. Sicherheit von Maschinen - Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen - Teil 2: Validierung. Deutsche Fassung EN ISO 13849-2:2012, Berlin: Beuth Verlag, 2012. [5] Deutsches Institut für Normung (DIN), DIN EN 62061. Sicherheit von Maschinen – Funktionale Sicherheit sicherheitsbezogener elektrischer, elektronischer und programmierbarer elektronischer Steurerungssysteme. Deutsche Fassung EN 62061, Berlin: Beuth Verlag, 2013. [6] Maschinenrichtlinie (MRL). Richtlinie 2006/42/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Mai 2006 über Maschinen und zur Änderung der Richtlinie 95/16/EG (Neufassung), 2006. [7] M. Hauke, M. Schäfer, R. Apfeld, T. Bömer, M. Huelke, T. Borowski, K.-H. Büllesbach, M. Dorra, H.-G. Förmer-Schäfer, W. Grigulewitsch, K.-D. Heimann, B. Köhler und H. Zilligen, BGIA-Report 2/2008. Funktionale Sicherheit von Maschinensteuerungen - Anwendung der DIN EN ISO 13849, Berlin: DGUV, 2008. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 53 Sicherheit Auditierung von rechenschaftspflichtigen Cloud-Infrastruktur-Anbietern Prof. Dr. Christoph Reich, M.Sc. Thomas Rübsamen Today‘s cloud services process data and leave the customers in the dark, how and by whom the data is collec ted, stored and processed. This hesitates companies to introduce and to use cloud computing. Giving evidence, that data has been processed within the meaning of the customer, would greatly increase the trust in cloud providers. This created evidence must be generated that it is independent third-party verifiable (auditable) and if violating the pre-agreed policies the cloud provider can be taken into account. PROF. DR. CHRISTOPH REICH Professor der Fakultät Informatik für Themen wie Netzwerktechnik, Middleware und IT-Management. Leiter des Informations- und Medienzentrums der Hochschule (Rechenzentrum, Online-System, Learning-System, Bibliothek) Forschungsgebiete: Cloud Computing, QoS, Komponententechnologie, Security, Audit Tel. 07723 920 2324 [email protected] M.SC. THOMAS RÜBSAMEN Akademischer Mitarbeiter an der Fakultät Informatik, vorher Studium von Computer Networking und Advanced Computer Science an der HFU Forschungsgebiete: Cloud Computing, IT-Sicherheit, Audit Tel. 07723 920 2368 [email protected] This article shows how a proper operation of a cloud infrastructure for the user can be evidently recorded to provide transparency regarding the processes in the cloud. We present an architecture, the Audit Agent System (AAS), which is able to automatically perform audits and continuously reports. Part of this architecture are specialized software agents (e.g. log data analysis), which perform specific audit tasks and collect only absolutely necessary information. Finally, a multi-provider scenario is discussed, that demonstrates the effectiveness of this approach. Das A4Cloud-Forschungsprojekt [1] soll das Vertrauen in Cloud Computing stärken, indem es dem CloudKunden erlaubt, rechtliche, unternehmerische und sozio-ökonomische Richtlinien in der Cloud durchzusetzen. Ein Cloud-Anbieter muss Rechenschaft darüber ablegen, dass die Kundendaten in der Weise verarbeitet werden, wie der Kunde es wünscht. Eine spezielle Problemstellung in diesem Projekt ist die Frage, was es heißt, den ordnungsgemäßen Betrieb einer Cloud-Infrastruktur nachzuweisen und für den Nutzer Transparenz hinsichtlich der Vorgänge in der Cloud zu erzeugen. Es ist wichtig, den Umgang mit vertraulichen Daten in einer Cloud während deren gesamten Lebenszyklus, dazu gehört insbesondere auch das Löschen dieser Daten, nachweisbar zu dokumentieren. Diese Art der Nachweisbarkeit von Cloud-Aktivitäten ist heutzutage nicht üblich. Der Nutzer einer Cloud bekommt üblicherweise keinen Nachweis, dass z.B. seine Daten nicht kopiert oder korrekt verschlüsselt gespeichert wurden. Auch wenn zentrale Anforderungen, wie Verfügbarkeit, in Cloud-Verträge (Service Level Agreements) mit aufgenommen wurden, liegt der Nachweis einer Vertragsverletzung üblicherweise beim Kunden. Ein Nachweis kann nur gelingen, wenn der Anbieter operationale Prozesse, Mechanismen und Werkzeuge einsetzt um diese Aktivitäten nachweisbar zu protokollieren. Der Prozess der Beweissammlung, die Identifikation möglicher Beweisquellen und die sichere, unveränderbare Beweisspeicherung sind essentiell. Diese aufgezeichneten Beweise müssen 54 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 dem Kunden in Form eines Audit-Protokolls zur Verfügung gestellt werden. Dieses Dokument beschreibt ein System, das die Beweissammlung anhand von gegebenen Richtlinien anstößt, an den notwendigen Informationsquellen der Cloud-Infrastruktur Beweise sammelt und diese Informationen (Log-Dateien, Richtlinien, etc.) in einer Art und Weise verarbeitet, dass die Privatsphäre und die Vertraulichkeit des Kunden gewährt wird und gleichzeitig eine Auditierung durch Dritte möglich macht. Audit Agent System Das Audit Agenten System (AAS), eine Weiterentwicklung der bisherigen Arbeiten [4], [5], wird von einem Auditor benutzt. Dabei kann ein Auditor der Provider selbst (self-audit), ein externer Auditor (third-party audit) oder der Kunde (audit by customer) sein. Das AAS (siehe Abbildung 1) besteht aus den folgenden Komponenten: Audit Agent Controller (AAC): Diese Komponente ist für das Sammeln von Beweisen zuständig. Wie in Abbildung 1 gezeigt, können diese Datenquellen von Beweisen das Cloud Management System (CMS), das Netzwerk, Host-Betriebssysteme, Hypervisor, etc. sein. Evidence Store (ES): Hat die Aufgabe die Beweise pro Kunde (Tenant) sicher, verschlüsselt und geschützt vor Manipulation zu speichern. Audit Policy Module (APM): Dient zur Definition von Policies (Sicherheitsregeln, Unternehmensregeln, Sicherheit Abbildung 1: Audit Agent System Konzept mit Evidence Quellen. rechtliche Richtlinien, etc.) und deren Audit-Aufgaben. Evidence Processor & Presenter (EPP): Generierung von Audit-Reporten. Die besonderen AAS Eigenschaften: Einfache und effektive Erstellung von AuditAgenten, die spezielle Audit-Aufgaben durchführen. ■■ Dynamisches Ausrollen von Audit-Agenten bei Bedarf und dadurch eine hohe Adaption an die Audit-Aufgabenstellung möglich. ■■ Collector-Agenten sammeln Beweise direkt an Beweisquellen und können durch direkte Interaktion mit den Audit-Agenten die Menge der Beweissammlung reduzieren. ■■ Einfache Integration von existierenden Werkzeugen bei den Collector-Agenten, wie Virtual Machine Introspection (VMI) [2], zur besseren Beweis sammlung. ■■ Aggregation von Informationen aus mehreren Quellen ist durch verschlüsselte Agenten-Kommunikation abgesichert. ■■ Isolierte Beweissammlung pro Kunde, da AAS Multi-Tenant fähig ist. Dadurch ist es einfacher, wie bei Wang [3] gefordert, die Privatsphäre gegenüber Auditoren zu schützen. ■■ Alarmierung des Kunden bei Regelverletzung. ■■ Periodische Erzeugung von Audit-Reports. ■■ Funktionale Bewertung Basis für die funktionale Bewertung des AAS Ansatzes ist folgendes Szenario (siehe Abbildung 2): Ein Mitarbeiter der Firma E benutzt die Customer Relationship Management (CRM)-Software. Das CRM wird von Cloud-Anbieter 1 (CP1) als Software as a Service (SaaS)-Service angeboten. CP1 besitzt keine eigenen Datenverarbeitungsressourcen, sondern nutzt den Infrastructure as a Service (IaaS)-Dienst von CP2. Der IaaS-Cloud-Anbieter CP3 bietet als Service eine Datenbank, die mit der CRM-Software verbunden ist. Die Anbieter CP2 und CP3 werden von CP1 kontinuierlich bezüglich Leistung und Kosten überwacht. Abbildung 2: Multi-Cloud-Provider-Szenario. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 55 Sicherheit Daraus wurden beispielhaft Richtlinien und dazuge hörige Audit-Aufgaben definiert (siehe Tabelle 1): Richtlinie Audit-Aufgabe Alle beteiligten Dienste der Cloud-Anbieter müssen hochverfügbar sein. ■■ Wenn Nichtverfügbarkeitsvorfall auftrat, dann überprüfe „incidence process“ und sammle Beweise. ■■ Wenn „Definal of Service“ auftrat, dann überprüfe Benachrichtigung und sammle Beweise. Wenn CRM-Log eine Kommunikation außerhalb EU anzeigt, dann sammle Beweise. ■■ Wenn VM-Migration stattfand, dann sammle Beweise. ■■ Wenn VM-Provision außerhalb EU, dann sammle Beweise. ■■ Wenn Datenbanktransaktionen außerhalb EU, dann sammle Beweise. ■■ Die Kundendaten müssen innerhalb EU gespeichert sein. Tabelle 1: Richtlinien und Audit-Aufgaben des AAS Ansatzes. Die Audit-Aufgaben werden über das APM an die CP1-3 gesendet und über die jeweiligen AACs ausgewertet. Daraufhin werden spezialisierte AuditAgenten gestartet, z.B. bei CP1 zur Auswertung der Log-Daten der CRM-Instanz innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Bei CP2 und CP3 installiert der AAC einen Netzwerk-Audit-Agent, welcher den Netzwerkverkehr überwacht und Regelverstöße, z.B. Datentransfers, an Ziele außerhalb der EU meldet. Alle wichtigen Informationen werden im ES gespeichert. Der EPP analysiert kontinuierlich die Information im ES um Regelverstöße zu finden und gegebenenfalls zu eskalieren. Periodisch werden auch Audit-Reports erzeugt, die einen Überblick über die Einhaltung der überwachten Richtlinien sowie etwaige Zwischenfälle und Verstöße geben. 56 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Zusammenfassung In diesem Dokument wurde die Notwendigkeit der Sammlung von Beweisen über Datenverarbeitungsvorgänge in der Cloud und deren Auswertung in Cloud-Audits aufgezeigt. Auf diese Weise kann mehr Transparenz in Bezug auf die Verarbeitung von sensiblen Daten in der Cloud geschaffen, was letztlich zu stärkerem Vertrauen in Cloud-Dienste führen kann. Das hier vorgestellte Audit Agent System ist in der Lage, automatisiert nach vordefinierten Kundenrichtlinien, Beweise zu sammeln, diese zu prüfen und Bericht zu erstatten. Zum Schluss wurde ein MultiCloud-Anbieter-Szenario gezeigt, welches die Stärke des Ansatzes verdeutlicht. Literaturverzeichnis [1] A4Cloud-Forschungsprojekt: www.a4cloud.eu [2] T. Garfinkel and M. Rosenblum: A virtual machine introspection based architecture for intrusion detection, in: Proc. Network and Distributed Systems Security Symposium, February 2003. [3] C. Wang, Q. Wang, K. Ren, and W. Lou: Privacypreserving public auditing for data storage security in cloud computing, in: Proceedings of the 29th Conference on Information Communications, ser. INFOCOM’10. Piscataway, NJ, USA: IEEE Press, 2010, pp. 525-533. [4] F. Dölitzscher, C. Reich, M. Knahl, A. Passfall, and N. Clarke: An Agent Based Business Aware Incident Detection System for Cloud Environments, Journal of Cloud Computing: Advances, Systems and Applications, vol. 1, no. 1, p. 9, 2012. [5] F. Dölitzscher, T. Rübsamen, T. Karbe, C. Reich, and N. Clarke: Sun behind clouds - on automatic cloud security audits and a cloud audit policy language, International Journal on Advances in Networks and Services, vol. 6, no. 1 & 2, 2013. Grünes Licht für Deine Zukunft! Wir investieren in die Mitarbeiter/-innen von Morgen WERMA Signaltechnik GmbH + Co. KG ist ein expandierendes Unternehmen mit rund 270 Mitarbeitern und sieben Standorten weltweit. Seit über 60 Jahren entwickeln, fertigen und vertreiben wir optische und akustische Signalgeräte mit hohem Qualitätsstandard. Als inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen legen wir viel Wert auf eine mitarbeiterorientierte Personalpolitik. Auf ein sehr gutes Betriebsklima sowie auf zahlreiche Sozialleistungen, wie z. B. betrieblich geförderte Kindergartenplätze, ist WERMA Signaltechnik stolz. Für die Entwicklung von Know-How steht unseren Mitarbeitern viel Freiraum zur Verfügung - Freiraum für die Entfaltung individueller Stärken und für eigenverantwortliches Handeln. Wir fördern unsere Studenten und Studentinnen mit Auslandsaufenthalten in einer unserer Niederlassungen, gemeinsamen Ausflügen sowie spannenden und vielfältigen Teamevents. WERMA Signaltechnik GmbH + Co. KG • Herr Adelmo Aldinucci • Dürbheimer Str. 15 D-78604 Rietheim-Weilheim • Fon 0 74 24-95 57-0 • Fax 0 74 24-95 57-164 [email protected] • www.werma.com TEMPERATUR | FEUCHTE | DRUCK Anspruchsvolle Projekte & Aufgaben Flexibilität & Eigenverantwortung Innovatives Unternehmen Dynamisches Team Semester-Praktikum bei B+B. B+B Thermo-Technik GmbH • www.bb-sensors.com Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 57 Sicherheit Schadenskunde und Systematik der Schadensklärung Prof. Dr. Hadi Mozaffari-Jovein PROF. DR. HADI MOZAFFARI-JOVEIN Fakultät Industrial Technologies Lehr- und Forschungsgebiete: Metallkunde und Werkstoffwissenschaften Tel. 07461 1502 6624 [email protected] To find a cause of damage quickly and reliably a systematic procedure is necessary. This is the only way to ensure that all harm-causing characteristics are recorded and a reliable damage hypothesis is created. If a component is claimed or overused, the material will react to this stress and leave typical features in the part. Through the analysis of these characteristics it is possible to determine the type of damage and the damage history. As soon as the cause of the claim is settled, the occurrence of further incidents can be prevented by appropriate measures. In the degree program „Industrial Materials Engineering“ (IME) offered at Tuttlingen campus - in addition to the focus on material sciences - a great emphasis is given to the themes of damage analysis and their causes. To understand the causes of damages, the experience in the field of material sciences is the basis upon which failure mechanisms can be explained. Um die Ursache eines Schadens rasch und zuverlässig zu finden, ist eine systematische Vorgehensweise zwingend notwendig. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle schadensauslösenden Merkmale erfasst sind und eine zuverlässige Schadenshypothese erstellt wird. Wird ein Bauteil beansprucht bzw. überbeansprucht, so reagiert der Werkstoff auf diese Beanspruchung und hinterlässt typische Merkmale im Bauteil. Durch die Analyse dieser Merkmale ist es möglich, die Schadensart und den Schadensverlauf zu bestimmen. Ist die Ursache des Schadensfalls geklärt, kann durch geeignete Maßnahmen das Auftreten weiterer Schadensfälle verhindert werden. Im Studiengang Industrial Materials Engineering (IME) in Tuttlingen befassen wir uns neben den werkstoffwissenschaftlichen Schwerpunkten auch vielfach mit dem Thema „Schadenskunde und Analyse der Schadens ursachen“. Hierzu dienen die Erkenntnisse aus dem Bereich der Materialwissenschaften als Grundlage für die Aufklärung der Schadensmechanismen. Vielfach kann allein durch die systematische Aufbereitung der vorhandenen Daten und Informationen die Ursache für einen Schadensfall herausgefunden Abb. 1: Lichtmikroskopische Aufnahme eines nicht metallischen Einschlusses in Stahl als Bruchursache. 58 werden. Die Bestandsaufnahme eines Schadens hilft entscheidend bei der Definition der Schadenshypothese. Letztendlich sollen alle weiteren makroskopischen und mikroskopischen Einzeluntersuchungen diese Vermutung bestätigen und der Problemlösung dienen. Bei der Untersuchung der Schadensfälle müssen vor allem die materialklassenabhängigen Eigenschaften zugrunde liegen. Ist das ausgefallene Bauteil aus einem Kunststoff hergestellt, dann sind die möglichen Ausfallursachen gänzlich anders und sollen an anderer Stelle gesucht werden als bei einem metallischen Werkstoff [1]. Soll beispielsweise in einer metallischen Komponente ein durch Beanspruchung entstandener Bruch analysiert werden, kann man hier zwischen mindestens 20 bis 30 möglichen Brucharten unterscheiden. Die Klassifizierung der Bruchart ist bei der ersten Analyse der entscheidende Schritt für die Definition der weiteren Untersuchungsmethoden und die Klärung des Lösungsansatzes. Die Rekonstruktion der Schadensfälle und die Analyse der möglichen Mechanismen helfen häufig, das Problem schneller zu verstehen und abzustellen. Abb. 2: Lichtmikroskopische Aufnahme der Bruchstelle der Feder. Der Bruch wurde durch einen Materialfehler im Bauteil ausgelöst. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Abb. 3: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Bruchstelle der Feder. Sicherheit Abb. 4: EDX-Analyse des Einschlusses im Material mit stark erhöhtem Sauerstoffgehalt. In den folgenden Abschnitten werden exemplarisch die möglichen Verfahren und Methoden für unterschiedliche Analyseverfahren kurz dargestellt. Fallbeispiele Ein Bauteil aus Stahl brach während des Betriebes und führte zum Stillstand der Maschine. Derartige Ausfälle führen vielfach nicht nur zu Ausfallzeiten der Anlagen und Maschinen sowie den dadurch verursachten Materialschäden, sondern auch zu langwierigen Konflikten zwischen Herstellern und Anwendern. In unserem Fall wurde der Ausfall durch einen Materialfehler (oxidischer Einschluss) verursacht. Eine abschließende Analyse mit EDX-Verfahren (Energiedispersive Röntgenspektroskopie) half, die chemische Zusammensetzung der Einschlüsse zu bestimmen (Abb. 2, 3, 4, 5). Häufig werden die Defekte im Bauteil bzw. Werkstoff durch die Einsetzung eines nicht werkstoffgerechten Fertigungsprozesses erzeugt. Dabei spielen das thermodynamische Verhalten, aber auch thermomechanische Eigenschaften der eingesetzten Werkstoffe, eine entscheidende Rolle. Abb. 1 zeigt die lichtmikroskopische Aufnahme der gebrochenen Stahlsäule. Der Bruchverlauf deutete auf einen durch Ermüdung verursachten Bruch hin, ausgelöst durch eine Verunreinigung im Grundmaterial. Fraktographische Untersuchungen erlaubten uns, die mögliche Stelle für den Rissbeginn zu lokalisieren und dessen Ausbreitungsrichtung zu bestimmen [2]. In einem anderem Fall brach eine Feder aus Stahl während des Betriebs. Bei derartigem Versagen wird häufig die Ursache auf die schlechte Qualität des Materials und Werkstoffermüdung zurückgeführt. Eine Bestätigung des Ausfalls kann häufig mit Hilfe von lichtmikroskopischen und rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen erfolgen. Abb. 5: Sauerstoffverteilung an der bruchauslösenden Stelle der Feder. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 59 Sicherheit Hierzu kann ein Abgleich zwischen fehlerfreiem und fehlerbehaftetem Material/ Bauteil bei der Suche nach der Problemursache sehr hilfreich sein. Wird bei der Ursachenanalyse das thermodynamische Verhalten des Materials hinterfragt, kann die Lösung des Problems tiefergehende Diskussionen auslösen. Abb. 6: Lichtmikroskopische Aufnahme der Schweißnaht im Kupfer-System. Erkennbar der Verlauf der Risse im Kern des Schweißgutes. In einem weiteren Fall sind zwei Metallteile mit Hilfe des Widerstandsschweißverfahrens zusammengefügt. Nach sehr kurzer Belastungszeit brach die Verbindungsstelle. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Schmelze im Schweißgut bedingt durch die konstitutionelle Unterkühlung zur Bildung von intermetallischen Phasen und Mikrolunker geführt hat (Abb. 6, 7, 8, 9). Eine Lösung hier kann nur durch die Betrachtung der Phasendiagramme und die Erkenntnissen aus den Erstarrungsvorgängen herangezogen werden. Abb. 7: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Schweißnaht. Erkennbare Querrisse und Lunker im Schweißgut. Abb. 8: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Schweißnaht. Erkennbar Verteilung und Verlauf der Mikrolunker umgeben von Intermetallischen Phasen (hellgrau). 60 Abb. 9: Kupferreiche Ecke des ternären Zustandsdiagramms von Cu-Zn-Sn-Legierung nach Tammann [3]. Abgebildet sind die intermetallischen Phasen, die durch die Erstarrung der Schmelze im Schweißgut entstehen können. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Sicherheit Abb. 10: Karbidverteilung und Zeiligkeit des Ferrits im Stahlgefüge. Abb. 11: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Korrosions ablagerungen verursacht durch unsachgemäße Behandlung der metallischen Komponente. Ein Schaden muss nicht immer mit einem Versagen bzw. Bruch des Bauteils verbunden sein. Werden die Werkstoffe unsachgemäß behandelt bzw. bearbeitet, kann dies die Materialeigenschaften negativ beeinflussen und verändern. Derartige Einflüsse führen zur Verlagerung des tatsächlichen Problems. Abb. 10 zeigt einen Fall, der erst bemerkt wurde, nachdem der Werkzeugverschleiß im Bearbeitungsprozess extrem zunahm. Die Analyse der Mikrostruktur half, die Ursache des Problems zu klären. In einem weiteren Fall ist das Fehlverhalten des Bauteils durch die Korrosion ausgelöst worden. Eine chemische Analyse konnte die abschließende Problemursache lokalisieren (Abb. 11). Literatur [1] Schadenskunde im Maschinenbau, Charakteristische Schadensursachen – Analyse und Aussagen von Schadensfällen, J. Grosch, Expert Verlag 2010. [2] Handbuch Metallschäden, REM-Atlas und Fallbeispiele zur Ursachenanalyse und Vermeidung. J. Broichhausen, L. Engel, H. Klingele, B. Matijasevic-Lux, A. Neidel, J. Völker, H. Wanzek, Carl Hanser Verlag 2010. [3] G. Tammann und M. Hansen. Das ternäre System Kupfer-Zinn-Zink. Z. Anorg. Allg. Chem., Vol. 138, 1924, S. 137-161. Zusammenfassung Bei der Herstellung von technischen Erzeugnissen mit optimalen Eigenschaften werden die Erkenntnisse aus der Analyse der Schadensursachen sowie die zur Schadensabhilfe und Schadensverhütung eingeleiteten Maßnahmen immer wichtiger. Durch die systematische Untersuchung von Schadensfällen können Verbesserungen bei der Werkstoffentwicklung, der Werkstoffauswahl, der Konstruktion, der Fertigung u.a. erzielt werden. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse können die Produktqualität verbessern sowie zur Schadensprävention und zur Herstellung von robusten Produkten dienen. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 61 Umwelt Einsatz eines Pikosekundenlasers zur Mikrostrukturierung von cBN-Schleifscheiben B.Sc. Tim Luckstein, M.Sc. Ali Zahedi, Prof. Dr.-Ing. Bahman Azarhoushang Non-mechanical tool preparation methods are novel approaches in reducing the dressing and structuring costs of superabrasive grinding tools, which have hindered their overall acceptance in industry. In this study, the thermal effects of picosecond laser radiation on metal-bonded cBN and diamond superabrasive grinding tool surfaces have been analytically and experimentally investigated. The analytical approach is intended to find threshold process parameters for the selective ablation of the superabrasive grains and the bond material. The laser radiation experiments have been conducted with a picosecond Yb:YAG laser on metal-bonded cBN and diamond honing tools. It has been analytically and experimentally demonstrated that, using suitable parameters, the selective and controlled treatment of superabrasive tool components is possible. PROF. DR.-ING. BAHMAN AZARHOUSHANG Fakultät Mechanical and Medical Engineering, Leiter des Kompetenzzentrums für Schleiftechnologie und Feinstbearbeitung (KSF) Lehrgebiete: Fertigungstechnik, Messtechnik, Werkzeugmaschinen, Festigkeitslehre, Technische Mechanik, Präzisionsbearbeitung Tel. 07720 307 4215 [email protected] Das Schleifen hochfester Materialien stellt in der Schleiftechnik eine Herausforderung dar. Durch dabei auftretende hohe Bearbeitungskräfte und -temperaturen kommt es bei ungünstig gewählten Schleifparametern schnell zu einer thermischen Beschädigung des Werkstücks. Zudem ist die erreichbare Abtragsrate aufgrund der hohen Bearbeitungskräfte und dem damit verbundenen Verschleiß des Schleifwerkzeugs begrenzt, was zu einer suboptimalen Wirtschaftlichkeit führt. Um diese Problematiken anzugehen, hat sich das diskontinuierliche Schleifen bewährt. Der unterbrochene Schnitt beim diskontinuierlichen Schleifen kann zu einer Reduzierung der Schleifkräfte und daraus resultierend auch zu einer Reduzierung der Wärmeentwicklung in der Schleifkontaktzone führen [1], [2]. Durch den Einsatz eines modernen Ultrakurzpulslasers kann das neue kontaktlose Laserabricht- und Laserstrukturierverfahren angewendet werden. Um das Aufbringen von Mikrostrukturen auf cBN-Schleifscheiben besser verstehen zu können, soll eine durchgeführte Wärmediffusionsanalyse beschrieben werden. Das genaue Ziel der Analyse ist es, eine Beziehung zwischen Laserstrahlprozessparametern und den daraus resultierenden Oberflächeneigenschaften herzustellen. Die Bindung und die Schleifkörner wurden dabei getrennt voneinander betrachtet, da diese unterschiedliche Materialeigenschaften haben. Darüber hinaus soll das prinzipielle Vorgehen zur Laserstrukturierung beispielhaft anhand eines eigens angefertigten Aufbaus erläutert werden. Versuchsaufbau Abb. 1: Prinzipieller Aufbau Laserkonditionieren. 62 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Für die Versuche zum Abrichten und Strukturieren mit einem Laser wurde der in Abb. 1 schematisch dargestellte Aufbau eingesetzt, dessen Kernstück der Yb:YAG Laser Trumicro 5050 der Firma Trumpf bildete. Ein Laserscanner, der mit verschiedenen Objektiven ausgestattet wurde, und Umlenkspiegel, die den Laserstrahl zum Laserscanner navigierten, bildeten weitere Komponenten der Lasereinheit. Die Bewegung des Laserscanners in Z-Richtung wurde durch eine Vertikalverfahrvorrichtung bewirkt. Die für die Versuche weiteren notwendigen horizontalen und rotatorischen Bewegungen wurden durch eine Schleifspindel realisiert. Abhängig von der eingesetzten Linse wurde der Abstand zwischen Laserscanner und Schleifscheibe so eingestellt, dass die Schleifscheibenoberfläche genau im Fokuspunkt des Scannerobjektivs lag. In diesem Punkt haben Umwelt M.SC. ALI ZAHEDI Abb. 2: Laserabtrag mit 150 mm/s Scangeschwindigkeit und 2 W, 20 W und 25 W Laserintensität gemäß Reihenfolge. Laserstrahlen ihre höchste Konzentration und feinste Bearbeitungsmöglichkeit. Grundlagenversuche zur Einstellung der Laserparameter Die Ergebniswerte der thermischen Analyse wurden anhand der Erzeugung von linearen Strukturen untersucht. Um vor allem eine gute Vergleichbarkeit zwischen gewählten Laserintensitäten und Scannervorschüben untereinander zu schaffen, wurde die Laserpulswiederholrate bei allen Versuchen konstant auf 400 kHz gehalten, da diese ebenfalls die maximal generierte Oberflächentemperatur bestimmte. Zur Schaffung einer konstanten Kühlung und dem Abtransport von geschmolzenen Ablagerungen wurde der Druck einer Luftdüse, welche in der Nähe der Schleifscheibe positioniert wurde, auf 7 Bar gehalten. Die leichten Brandspuren, in Abb. 2 links zu sehen, beruhten lediglich auf Komponenten in der Bindung, die eine geringere Schmelztemperatur hatten. Auch bei 20 W Laserstärke trafen die Analyseergebnisse ein. Hier wurde die Bindung durch die Laserstrahlen entfernt und geschmolzen, nicht aber die Schleif körner. Akademischer Mitarbeiter am KSF und Doktorand der Universität Freiburg auf dem Gebiet Mikrosystemtechnik, vorher Master-Abschluss in angewandter Mechanik an der Sharif University of Technology (2009) Forschungsgebiete: Feinstbearbeitung, Mikrosystemtechnik Tel. 07720 99798 11 [email protected] Durch die Durchführung der Strukturierungsversuche mit unterschiedlichen Scangeschwindigkeiten wurden Strukturen mit ca. 120 µm erzielt. Abb. 3 zeigt ein konfokales Bild einer erzeugten Struktur mit 40 W Laserintensität (70 μJ Pulsenergie) und 200 mm/s Scangeschwindigkeit. Im ersten Experiment wurden entsprechend den ermittelten Grenzwertlaserintensitäten Laserstärken von 2 W, 20 W, 25 W und 50 W (entsprechend 5 µJ, 50 µJ, 62.5 µJ bzw. 125 µJ Einzelpulsenergien) gewählt, mit denen eine kunstharzgebundene cBNSchleifscheibe strukturiert wurde. Der Scannervorschub wurde bei allen Durchgängen konstant auf 150 mm/s gehalten, um eine deutliche Wärmediffusion zu erreichen. Der Effekt der Laserintensität nach den gemachten Versuchen ist in der Abb. 2 gezeigt. Wie durch die Wärmediffusionsanalyse vorher ermittelt wurde, resultierte bei 2 W Laserintensität (5 µJ Pulsenergie) kein Materialabtrag von den Schleifkörnern, da die auf der Schleifscheibe erzeugte Temperatur nicht hoch genug war. Zugleich schmolz das Bindungsmaterial an unterschiedlichen Stellen. Abb. 3: Konfokales Bild einer erzeugten Struktur durch Laser mit 200 mm/s Scangeschwindigkeit und 40 W Laserintensität. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 63 Umwelt Laserparameter Wert Pulsenergie 75 µJ Scangeschwindigkeit 200 mm/s Wiederholungsrate 400 kHz Motorparameter Wert Drehzahl 20 U/min Beschleunigung 50 Hz/ms Vollschrittweite 1.8° Schrittmodus 1/32 Tabelle 1: Ausgewählte Laser- und Motorparameter. Laserbasierte Mikrostrukturierung B.SC. TIM LUCKSTEIN Maschinenbau-Ingenieur bei der Fa. Marquardt (RietheimWeilheim). Vorher Student an der HFU, Fakultät MME. Bachelor-Thesis „Aufbau und Fertigung eines Positioniersystems für die Laserbearbeitung einer Schleifscheibe“ im KSF erstellt. Nachdem die Grundlagenuntersuchungen abgeschlossen waren und noch weitere Laserstruk turierversuche mit hohem Laserscannervorschub durchgeführt worden sind, konnten besonders geeignete Parameter für die Laserstrukturierung gefunden werden. Dadurch war es möglich, auch eine kunstharzgebundene cBN-Schleifscheibe (B151C75BH-R) der Firma Bärhausen besonders schnell und effizient abzurichten und zu strukturieren. Die ersten Laserstrukturierversuche damit wurden mittels eines innovativen Schleifscheibenpositioniersystems durchgeführt. Für einen Strukturierversuch mit der Schleifscheibe wurde ein neues Muster entwickelt, das eine Breite von 100 µm hatte und aus zusammengesetzten Abrundungen bestand, um den Kühlschmierstoff optimal an die Schleifkontaktzone zu leiten. Die Höhe der Struktur wurde auf 1.25 mm eingestellt, was sich aus der Abstimmung zwischen eigenen Vorgaben und der möglichen Motorschrittweite ergab. Die Abb. 4: Detailansicht Laserstrukturieren. 64 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Abb. 5: Strukturierte Schleifscheibe bei 50, 100 und 175facher Vergrößerung. Umwelt Scangeschwindigkeit wurde mit 200 mm/s sehr hoch gewählt, um in möglichst kurzer Zeit zu strukturieren. Die ausgewählten Motor- und Laserparameter sind in Tabelle 1 dargestellt. Eine Detailansicht zum Laserstrukturieren zeigt Abb. 4. Wie Abb. 5 zeigt, wurde ein hervorragendes Strukturierergebnis erzielt. Die Strukturen sind entlang des Schleifscheibenumfangs sowie entlang der Schleifscheibenbreite sehr regelmäßig aufgetragen worden und weisen keine Lücken auf. Auch die Form und vordefinierten Geometriewerte wurden stets beibehalten, was durch stichprobenartige Nachmessungen geprüft wurde. Mit einem Pikosekundenlaser lassen sich in kürzester Zeit sehr präzise und gleichmäßige Strukturen auf eine Schleifscheibe aufbringen. ■■ Für die Bearbeitung einer Schleifscheibe sollten möglichst kleine Winkelbewegungen benutzt werden, um keine Strukturabweichungen aufgrund der Rundheit von Schleifscheiben zu erzeugen. ■■ Literatur [1] Azarhoushang, B.; Intermittent Grinding of Ceramic Matrix Composites; Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile (2011). [2] Kirchgatter, M.; Einsatzverhalten genuteter cBNSchleifscheiben mit keramischer Bindung beim Außenrund-Einstechschleifen (2010). Zusammenfassung Resultierend aus den Grundlagenuntersuchungen und den Strukturierversuchen zur Strukturierung von cBN-Schleifscheiben hat sich ergeben, dass ein Laser sehr gut zum definierten Materialabtrag von hochharten und schwer zerspanbaren Materialien geeignet ist. Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen und den Experimenten lassen sich wie folgt zusammenfassen: Es wurde analytisch ermittelt und experimentell bewiesen, dass die maximale generierte Oberflächentemperatur direkt von der Laserpulsintensität abhängt. ■■ Aufgrund des unterschiedlichen Wärmediffusionsverhaltens von Schleifkorn und Bindung erzeugen gleiche Laserparameter unterschiedliche thermische Effekte. Der Grenzwert zur Abtragung einer Kunstharzbindung liegt bei 5 µJ und der eines cBN-Schleifkorns bei 62.5 µJ. Die Energiespanne zwischen diesen Werten ist der Bereich, bei dem die Bindung selektiv bearbeitet werden kann. ■■ Die Tiefe des Materialabtrags hängt direkt von der Scangeschwindigkeit ab; je geringer diese ist, desto mehr Material wird abgetragen. ■■ Die Ultrakurzpulszeit mit einem Pikosekundenlaser bietet die Möglichkeit des kalten Materialabtrags. Dies bedeutet, dass ein Laserpuls ein Material binnen kürzester Zeit auf tausende Grad erhitzt und seine Pulsdauer so bemessen ist, dass das Material fast bis auf seine Anfangstemperatur abkühlt bevor der nächste Puls eintritt. ■■ Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 65 Umwelt Laserspektroskopie von Gasen mit Kapillar-Lichtwellenleitern Dr. Volker Lange, Dr. Andras Kovacs, Prof. Dr. Robert Hönl The development of sensors with metallic coated hollow capillaries as gas cells for laser spectroscopy is presented. The advantage of such capillaries is the small gas volume. The sensor system has been verified for O2 and CO2 detection. The minimum detectable concentration was found to be 11.2 ppmv at 1000 ppmv. A further reduction of the sensor can be achieved with micro channels etched in a glass wafer. This micro channels were successfully produced in the HFU micromachining lab. They can also be used for signal enhancement in Raman spectroscopy. DR. RER. NAT. VOLKER LANGE Fakultät Mechanical and Medical Engineering Arbeitsgebiet: Optische Mess- und Sensortechnik, Halbleitermesstechnik Tel. 07723 920 2505 [email protected] Die Entwicklung von Sensoren für die Laserspektroskopie mit metallbeschichteten Glaskapillaren als Gaszellen wird vorgestellt. Derartige Glaskapillaren haben den Vorteil, dass nur eine kleine Gasmenge benötigt wird. Mit dem realisierten Sensorsystem wurde der Nachweis von O2 und CO2 verifiziert. Die minimale nachweisbare Konzentration beträgt 11.2 ppmv bei 1000 ppmv. Eine weitere Miniaturisierung des Sensors kann erreicht werden mit Mikrokanälen, die mit nasschemischen Ätzverfahren in Glaswafer hergestellt werden. Diese Mikrokanäle konnten im Technologielabor für Mikro- und Nanosysteme Abbildung 1: CO2 Absorption des 2 µm Bandes. der Hochschule Furtwangen erfolgreich hergestellt und getestet werden. Als eine weitere Anwendung dieser Mikrokanalstrukturen konnte eine effiziente Signalerhöhung in der Raman Spektroskopie nachgewiesen werden. Laserspektroskopie ist eine sehr nützliche und vielseitig verwendbare Methode für den Nachweis von Gasen. Die wesentlichen Vorteile dieser Methode sind die hohe Empfindlichkeit und Selektivität. Darüber hinaus sind Messungen in nahezu Echtzeit möglich [1]. Moleküle mit geringer Absorptionsstärke (Linienstärke des Bandübergangs) wie CH4, O2 und CO2 machen lange Absorptionswege (mehrere Meter Weglänge) notwendig. Lange Absorptionswege werden üblicherweise durch Faltung des optischen Weges in Mehrwegzellen erreicht [2, 3]. Diese Mehrwegzellen sind jedoch von großem geometrischem Ausmaß und benötigen dadurch eine große Gasmenge. Kompaktere Gasmesszellen für die Laserspektroskopie können mit Hilfe von strukturierten Hohlfasern (photonic crystal fiber, PCF) realisiert werden [4]. Diese strukturierten Hohlfasern erzeugen jedoch durch ihre periodische Wabenstruktur Signalrauschen [4, 5] und benötigen lange Zeiten für den Gasaustausch wegen des nur wenige Mikrometer großen Durchmessers (<10 µm) des Hohlraums. Ein rauschfreies Messsignal kann erreicht werden unter Verwendung eines Kapillar-Lichtwellenleiters mit Metallbeschichtung als Gasmesszelle [6] und Einsatz eines Lasers und Detektors mit Temperaturstabilisierung (thermoelectric cooling, TEC). Metallbeschichtete Mikrokanäle in Glaswafer ermöglichen eine weitere Miniaturisierung des Sensors. Kapillar Sensor Abbildung 2: Signal der 2. Harmonischen von 3 CO2 Absorptionslinien. 66 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Der Kapillar-Lichtwellenleiter-Sensor besteht aus einer VCSEL (vertical-cavity surface-emitting laser) Umwelt Laserdiode, einer Fotodiode und einer Glaskapillare mit innerer Metallbeschichtung. Der Laser und die Fotodiode sind zur Temperaturstabilisierung auf einem Peltier Element aufgebaut. Die Wellenlänge des Lasers und der Detektor sind so gewählt, dass sie für den Nachweis eines bestimmten Gases geeignet sind. Im Fall von CO2 liegt ein Absorptionsband bei einer Wellenlänge von 2 µm. Die Glaskapillare hat einen inneren Durchmesser von 320 µm, die Dämpfung beträgt 6.4 dB/m (VSS 320/450 von Doko Eng.). Sie ist innen mit Silber beschichtet. Zur Verhinderung der Korrosion der Silberschicht und zur Erhöhung der Reflektivität befindet sich auf der Silberschicht zusätzlich eine SilberjodidSchicht. Derartige Beschichtungen haben eine nahezu gleichförmige Transmission im sichtbaren und nahen IR Bereich des Lichtes. Dadurch kann ein und dieselbe Kapillare zum Nachweis von Gasen verwendet werden, deren Absorptionsbanden in völlig unterschiedlichen Spektralbereichen liegen. Biegeradius der Glaskapillaren (einige 100 mm) kann ein kompakter Sensoraufbau nicht realisiert werden. Mikrokanal Sensor Eine weitere wesentliche Verkleinerung des Sensors auf wenige cm2 lässt sich durch die Herstellung von Mikrokanälen in Glaswafer verwirklichen. Die Herstellung der Mikrokanäle im Glaswafer erfolgt in einigen wenigen Prozessschritten im Technologielabor für Mikro- und Nanosysteme der Hochschule Furtwangen [8]. In Abbildung 4 ist das Konzept des Mikrokanalsensors abgebildet. Ein strukturierter und ein unstrukturierter Deckelwafer bilden den Mikro kanalsensor (blau: Glas, grün: Metallbeschichtung). DR. ANDRAS KOVACS Fakultät Mechanical and Medical Engineering Arbeitsgebiet: Mikro- und Nanotechnologie, MEMS, MOEMS, poröses Silizium Tel. 07723 920 2516 [email protected] Die Länge der Kapillare beträgt 2 m um auch niedrige Gaskonzentrationen von Gasen mit kleiner Absorptionslinienstärke mit ausreichender Genauigkeit nachweisen zu können. Wegen des kleinen Innendurchmessers der Kapillare von nur 320 µm beträgt das benötigte Gas volumen nur wenige mm3. Trotzdem ist bei diesem Innendurchmesser ein schneller Gasaustausch gewährleistet. Als typisches Beispiel ist in Abbildung 1 das Absorptionssignal von CO2 in der Nähe des 2 µm Bandes zu sehen. Durch Änderung des Stroms der Laserdiode steigt die Laserleistung an und gleichzeitig ändert sich die Wellenlänge des emittierten Lichts. Entspricht die Photonenenergie der Energie eines molekularen Übergangs wird die Intensität des Laserlichts geschwächt, was zu den charakteristischen Einbrüchen im Signal führt. Aus der Tiefe dieser Einbrüche lässt sich die Gaskonzentration bestimmen. Die Identifikation der Absorptionslinien und die Konzentrationsbestimmung erfolgt mit Hilfe der molekularen HITRAN Datenbank [7]. Die Sensorcharakterisierung mit der Allan Varianz Methode [1] erfolgt unter Anwendung der Wellenlängenmodulationsspektroskopie (WMS) und der Erzeugung des Signals der 2. Harmonischen. Abbildung 2 zeigt das Signal der 2. Harmonischen von insgesamt 3 CO2 Linien. Das Allan Diagramm für eine CO2 Konzentration von 1000 ppmv ist in Abbildung 3 zu sehen. Die minimal nachweisbare Konzentration (minimum detectable concentration, MDC) beträgt hier 11.2 ppmv. Wegen des großen minimalen Abbildung 3: Allan Diagramm für 1000 ppmv CO2 Konzentration. Abbildung 4: Schema des Mikrokanalsensors. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 67 Umwelt PROF. DR.-ING. ROBERT HÖNL Fakultät Mechanical and Medical Engineering Arbeitsgebiet: Messtechnik, Regelungstechnik, Optik/Optoelektronik Tel. 07723 920 2328 [email protected] Die Darstellung in Abbildung 4 ist nicht maßstäblich: die Dicke des Glaswafers beträgt 1 mm, die Dicke der Reflexionsschicht 200 nm, Kanaltiefe 130 µm, Kanalbreite 300 µm. Abbildung 5 zeigt eine mikros kopische Aufnahme des hergestellten Mikrokanals im Querschnitt, Abbildung 6 das mit einem mechanischen Oberflächenprofilometer (DEKTAK) gemessene Profil des Mikrokanals. Die Abbildungen 7, 8 und 9 zeigen mikroskopische Aufnahmen des hergestellten strukturierten Glaswafers mit unterschiedlicher Vergrößerung: Gesamtaufsicht, Ausschnitt der Mikrokanalspirale und Detailansicht der Mikrokanäle. Abbildung 6 und 9 zeigen die ausgezeichnete Qualität der hergestellten Mikrokanalstrukturen, deren Oberflächenqualität hervorragend für die optische Anwendung geeignet ist. Das Einkoppeln des Laserlichts erfolgt mit einem Lichtwellenleiter. Die Transmission des Lichts im sichtbaren Abbildung 5: Mikroskopaufnahme des Mikrokanals. Bereich konnte in einem aufgebauten Mikrokanalsensor nachgewiesen werden. Als eine weitere Anwendung dieser Mikrokanäle im Glaswafer ist die Signalverstärkung in der Raman Spektroskopie von Gasen. Prinzipiell ist die Raman Streuung von Gasen gering und jegliche Art der Signalverstärkung macht die Raman Spektroskopie effizienter [9]. In einem ersten Test konnte mit den Mikrokanälen eine Verstärkung des Raman Streu signals um einen Faktor 3 erzielt werden. Zusammenfassung Es konnte gezeigt werden, dass Glaskapillaren mit einer inneren Metallbeschichtung geeignet sind für die Laserspektroskopie von Gasen mit geringer Abbildung 7: Aufsicht des strukturierten Glaswafers. Abbildung 8: Ausschnitt aus der Mikrokanalspirale. Abbildung 6 : Messung des Profils des Mikrokanals. 68 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Abbildung 9: Detailansicht des Mikrokanals. Umwelt Absorptionslinienstärke. Exemplarisch wurde der Nachweis für die Gase O2 und CO2 erbracht. Für CO2 konnte eine minimale nachweisbare Konzentration von 11.2 ppmv bei 1000 ppmv CO2 erzielt werden. Die erfolgreiche Herstellung von Mikrokanalstrukturen in Glaswafer ermöglicht eine bedeutende Verringerung der Sensorgröße. Danksagung Die vorliegende Arbeit wurde gefördert durch die Europäische Union und das Land Baden-Württemberg im Rahmen des ZAFH Photonn. Die Autoren danken S. Sanati (Karlsruhe Institute of Technology (KIT)) für die Sensorcharakterisierung, C. Bolwien (Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM) für Raman Testmessungen, A. Georg und C. Jerg (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE) sowie X. Seng und H. Babamirimoghaddam (Hochschule Furtwangen) für die Waferprozessierung. Literatur [1] P. Werle, Diode-Laser Sensors for In-Situ Gas Analysis, in: Lasers in Environmental and Life Sciences, eds. P. Hering, J. P. Lay and S. Stry, Springer 2004, ISBN 3-540-40260-8. [2] J. White, Long Optical Paths of Large Aperture, J. Opt. Soc. of America 32 (5), 285-288 (1942). [3] D. R. Herriott and J. H. Schulte, Folded optical delay lines, Appl. Opt. 4(8), 883-889, (1965). [4] T. Ritari et al., Gas sensing using air-guiding photonic bandgap fibers, Optics Express 12(17), 4080-4087 (2004). [5] M. Cabaleiro, V. Lange, D. Kühlke, Oxygen sensor based on hollow-core photonic crystal fibres, Proc. SPIE 6990, 69900A (2008). [6] A. Rodrigues, V. Lange, D. Kühlke, Spectroscopy Gas Sensing Based on Hollow Fibres, Proc. of SPIE Vol. 8073, 807311 (2011). [7] L. S. Rothman et al, The HITRAN 2012 molecular spectroscopic database, Journal of Quantitative Spectroscopy and Radiative Transfer 130, 4-50 (2013). [8] H. Babamirimoghaddam, Master Thesis, Furt wangen University, (2014). [9] X. Yang et al, High sensitivity gas sensing by Raman spectroscopy in photonic crystal fiber, Sensors and Actuators B 176, 64-68 (2013). Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 69 Umwelt Miniaturisiertes Spektrometer für neue Ansätze in der Analytik M.Sc. Alexey Ivanov, M.Sc. Isman Khazi, Dr. Andras Kovacs, Prof. Dr. Ulrich Mescheder A novel concept for MEMS based system including porous-silicon based photonic crystals which form the heart of miniaturized monochromators, spectrometers or tunable light sources, is presented. The fabricated poroussilicon based 1D photonic crystal is tuned with the combination of fast micromechanical tilting and pore-filling of the porous-silicon multilayer, thereby providing the wavelength tuning of ca. ± 20% around the working wavelength. Experimental and simulation data for the visible and near-infrared wavelength range prove the concept of a miniaturized, low price and fast tunable optical filter system. Due to its low price (chip in the range of some Euro) and relatively high performance (almost comparable to macro spectrometers) this approach opens totally new possibilities of integrating spectrometer based analysis in industrial processes PROF. DR. ULRICH MESCHEDER Fakultät Mechanical and Medical Engineering Forschungsgebiete: Mikrosysteme, Mikround Nanotechnologie Prorektor und Leiter des Instituts für Angewandte Forschung der HFU Tel. 07723 920 2232 [email protected] DR. ANDRAS KOVACS Fakultät Mechanical and Medical Engineering Arbeitsgebiet: Mikro- und Nanotechnologie, MEMS, MOEMS, poröses Silizium Tel. 07723 920 2516 [email protected] Fachleute sprechen auch von einem eindimensionalen „photonic crystal“: bei einem solchen können „künstlich“ ähnliche Eigenschaften eingestellt werden, wie sie ein Kristall von Natur aus zeigt. 1 70 Motivation Konzept des miniaturisierten Spektrometers Analytische Verfahren liefern z.B. in der Medizin Daten über Stoffe (z.B. im Gewebe) und deren zeitliche Veränderung (z.B. Tumorwachstum) und Wechselwirkungsmechanismen (z.B. Antikörperreaktionen). Auch in Anwendungsbereichen wie Sicherheitstechnik und Lebensmittelherstellung werden analytische Verfahren eingesetzt. Zur Verbesserung der analytischen Information ist es in vielen Fällen unverzichtbar, parallel mehrere Eigenschaften zu erfassen, indem neben der üblichen Ortsauflösung (Mikroskopie) eine Zeit- und auch eine Wellenlängenauflösung für das zu analysierende Objekt zur Verfügung steht („spectral imaging“). In der Regel sind solche multimodalen Analysen nur mit erheblichem technischem Aufwand in speziellen Messlabors möglich. Um die Vorteile von „spectral imaging“ breiter nutzen zu können, sind preiswerte und zugleich miniaturisierte Lösungen, die einen geringen Platz- und Energiebedarf besitzen, erforderlich. Poröses Silizium wird mit Hilfe eines einfachen elektrochemischen Ätzvorgangs in der Oberfläche von Standard-Siliziumwafer erzeugt. Die entstehende Porosität hängt dabei von der verwendeten Stromdichte ab. Daher ist es möglich, mit porösem Silizium sogenannte Multilayerstrukturen zur erzeugen. Diese verhalten sich ähnlich den Antireflexionsschichten, die man von Brillenbeschichtungen oder als Beschichtung von Displays kennt: Durch eine gezielte Einstellung der Porosität kann man nämlich den Brechungsindex jeder einzelnen der aus typisch 20-40 Einzelschichten bestehenden Schichtstruktur gezielt einstellen. Damit erhält man passive optische Filter, die ein genau definiertes optisches Verhalten aufweisen [4]. Die bisherigen Ansätze zur Miniaturisierung von Monochromatoren oder Spektrometern beruhen auf drehbaren Beugungsgittern [1], [2] oder auf piezoelektrisch verstimmbaren Fabry-PerotInterferometern [3]. Einen vollkommen neuen Ansatz liefert die Verwendung von porösem Silizium, mit dem sich die Arbeitsgruppe Mikrosystemtechnik seit vielen Jahren intensiv beschäftigt. Hieraus wurde ein Konzept für ein Spektrometer entwickelt und zum Patent angemeldet, das auf porösen SiliziumMultilayerstrukturen beruht, chipbasiert und daher stark miniaturisiert ist (wenige cm³ Bauraum) und die Kernkomponente zukünftiger Analyseverfahren bilden kann. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Diese Technologieplattform wurde von der Arbeitsgruppe Mikrosystemtechnik in den letzten Jahren schon für verschiedene sensorische Aufgaben genutzt [5], [6]. Dabei werden die Schichten aus porösem Silizium bezüglich einer gewünschten Arbeitswellenlänge als λ, λ/2- oder λ/4- Schichten hergestellt. Der Trick hierbei besteht darin, den Strom beim elektrochemischen Ätzprozess zeitlich genau so zu steuern, dass die erforderliche Schichtstruktur 1 entsteht, die dann später auftreffendes Licht filtert. Der verbleibende sehr schmalbandige Teil kann über einen bestimmten Wellenlängenbereich verschoben werden (Monochromatormodus). In einer anderen Betriebsart kann die spektrale Zusammensetzung des Lichts analysiert werden (Spektrometermodus). In Bild 1 ist eine solche Schichtstruktur gezeigt: Die einzelnen Schichten sind rund 100 nm dick und haben eine poröse Struktur (in dieser Vergrößerung kaum sichtbar). Die Porengröße liegt bei 4-5 nm. Umwelt dem einfallenden Licht ab. Das reflektierte Licht wird über eine Ausgangslichtfaser auf einen breitbandigen Detektor gebracht. Durch Synchronisation des Detek torausgangsignals mit der Drehbewegung bekommt man dann die spektrale Information des einfallenden Lichts (Spektrometermodus). Simulation und Messergebnisse Bild 1: Rasterelektronenmikroskopische Querschnittsaufnahme einer Multilayerstruktur. Obere Grenzfläche ist Luft, untere Grenzfläche ist kristallines Silizium. Technisch wird die Wellenlängenverschiebung durch eine Kombination von Kippen mit einem integrierten mikromechanischen Aktor und Befüllen der Poren der aus porösem Silizium bestehenden Schichtstruktur, z.B. mit einem Alkohol, erreicht. Das Kippen wird mit Hilfe eines Chips erreicht, in den ein Si-Kippspiegel eingelassen ist, der elektromagnetisch angetrieben wird (Bild 2). Der Kippspiegel wird mit Methoden der Si-Mikrotechnologie hergestellt; in der Oberfläche des Kippspiegels befindet sich die poröse Schichtstruktur 2. Bild 2 zeigt auch, wie ein fasergestütztes Spektrometer entsteht: Licht wird über eine Lichtfaser auf den drehbaren Chip mit der Schichtstruktur geleitet. Die Reflexion hängt vom Kippwinkel des Spiegels gegenüber Es können nahezu beliebige Filtercharakteristiken durch gezielte Einstellung des Brechungsindexsprungs zwischen den einzelnen Schichten und der Dicke und Anzahl der Schichten erzeugt werden, z.B. Rugatefilter, die einen relativ schmalbandigen Reflexionspeak und geringe Intensitäten der sogenannten Seitenbanden links und rechts vom Peak aufweisen (Bild 3). Die spektrale Breite des Peaks bestimmt die Wellenlängenauflösung bei diesem Ansatz (mit Rugatefiltern sind 10 nm möglich). Die Größe der durch Kippen erzielten Wellenlängenverschiebung hängt von verschiedenen Parametern ab. Insbesondere haben die Untersuchungen ergeben, dass hochohmiges, also niedrigdotiertes Si-Ausgangsmaterial bei gleichem Kippwinkel eine fast 3x höhere Wellenlängenverschiebung ermöglicht als hoch dotiertes Silizium. Im ersten Fall erhält man bei Kippen um 40° eine Wellenlängenverschiebung von 63 nm, für niederohmiges Si (hochdotiert) sind es nur 23 nm. Bild 2: Grundlegender Aufbau des Spektrometers, in diesem Falle eines faserbasierten Spektrometers. Die poröse Schichtstruktur ist in die Oberfläche des ebenfalls aus Silizium bestehenden mikromechanischen Kippspiegels eingelassen. Das schnelle Kippen um +/-20° wird durch eine elektromagnetische Kraft erzeugt, die zwischen seitlich angeordneten Permanentmagneten und einer auf dem Kippspiegel angeordneten, stromdurchflossenen Spule (rot) entsteht. Der Chip ist nur wenige mm² groß. M.SC. ISMAN KHAZI Fakultät Mechanical and Medical Engineering Arbeitsgebiet: Mikro- und Nanotechnologie, MEMS, MOEMS, Mikrostanzen Tel. 07723 920 2810 [email protected] M.SC. ALEXEY IVANOV Fakultät Mechanical and Medical Engineering Arbeitsgebiet: Mikround Nanotechnologie, MEMS, poröses Silizium Tel. 07723 920 2103 [email protected] Es handelt sich also um ein sogenanntes monolithisch integriertes Mikrosystem. 2 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 71 Umwelt Zusammenfassung Ein neuartiges, auf Si-Mikrotechnologien beruhendes Konzept erlaubt die Realisierung sehr kleiner und preiswerter Spektrometer oder Monochromatoren. Die aktive Wellenlängenvariation liegt typisch im Bereich 20% um die gewählte Arbeitswellenlänge herum, wobei ein Anteil sehr schnell (kHz) durch Kippen erreicht wird, eine weitere Wellenlängenverschiebung beruht auf Porenfüllung des porösen Materials und geht damit deutlich langsamer (s). Bild 3: Simuliertes Spektrum eines sogenannten Rugatefilters, bei dem insbesondere die sogenannten Seitenbanden links und rechts vom zentralen Peak (Arbeitswellenlänge) reduziert wurden. Die Peakbreite bestimmt die erreichbare Auflösung. Dies ist ein Resultat der unterschiedlichen Steuerbarkeit der Porösität durch den Strom beim Ätzen: Für einen vorgegebenen Sprung der Stromdichte erhält man bei niedrigdotiertem Silizium einen größeren Sprung der Brechungsindizes der jeweiligen Schichten. Bild 4 zeigt das Zusammenwirken von Kippen und Porenfüllung. Die Porenfüllung erfolgte hier mit Ethanoldampf, der in den sehr kleinen, nur wenige nm großen Poren schon bei Raumtemperatur kondensiert (kapillare Kondensation). Beide Effekte zusammen genommen erhält man eine Verschiebbarkeit der Arbeitswellenlänge von über 150 nm bei einer Arbeitswellenlänge um 750 nm (also rund 20%; die Verschiebbarkeit skaliert mit der gewählten Arbeitswellenlänge, wird also im Infraroten größer). Zu beachten ist, dass Kippen sehr schnell erfolgen kann (kHz), während Befüllen und Entleeren der Poren relativ langsame Vorgänge sind (weniger als 1 Hz). Bild 4: Gemessene spektrale Verschiebung durch Kippen und zusätzliche Porenfüllung mit Ethanoldampf. 72 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Eine andere Anwendung des Prinzips sind schnell modulierbare Lichtquellen. Mit Baugrößen im Bereich 1 cm³ und Preisen (in hohen Stückzahlen) unter 10 € erschließen sich neue Anwendungen für die Nutzung von „spectral imaging“ in der Prozesskontrolle. Referenzen [1] H. R. Seren, et al., Lamellar-Grating-Based MEMS Fourier Transform Spectrometer, J. Microelectromech. Syst. Vol. 21, No. 2, 2012, pp. 331. [2] S.-J. Chen, et al., Arrayed, PiezoelectricallyActuated Mirrors and Gratings for Spectrometer, Technical Proceedings of the 2010 NSTI Nanotechnology Conference & Expo, 2010, vol. 2, pp. 312-315. [3] J. Masson, et al., Tunable Fiber Laser Using a MEMS-Based In Plane Fabry-Pérot Filter, IEEE J. Quant. Electron., Vol. 46, No. 9, 2010, pp. 13131319. [4] M. G. Berger, et al., Dielectric filters made of PS: advanced performance by oxidation and new layer structures, Thin Solid Films 297, 1997, pp. 237-240. [5] A. Kovacs, et al., Optoelectrical Detection System Using Porous Silicon-Based Optical Multilayers, IEEE Sensors J. 2011, 11:2413–2420. [6] A. Kovacs, et al., Portable Optical Sensor Using Tunable Optical Multilayers, IEEE Sensors 2013, 3-6 Nov. 2013, 4 pages. [7] U. Mescheder, et al., Tunable Optical Filters with Wide Wavelength Range Based on Porous Multilayers, Nanoscale Res. Lett. 2014, 9(1):427. Dieser Beitrag ist eine Kurzform der englischsprachigen Veröffentlichung [7]. Kompetenz in Etikettiersystemen – weltweit valentin DRUCKSYSTEME Kontakt: Carl Valentin GmbH Neckarstraße 78 – 86 u. 94 78056 Villingen-Schwenningen Carl Valentin GmbH: Intelligente Kennzeichnungssysteme Höchste Kompetenz in Sachen Druck- und Kenn- Wir suchen dauerhaft Menschen, die gemeinsam zeichnungssysteme, in praktisch allen industriellen mit uns diesen Innovationsweg weiter beschreiten. Branchen unterwegs – die Carl Valentin GmbH. Sie möchten wissen, wie die Drucksysteme der Was im Jahr 1918 als Etikettenfabrik begann, hat sich Zukunft entstehen? Und welche Branchen wir damit zu einem der führenden Hersteller von Etikettiersys- vorantreiben? 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STEFAN SELKE Professor für Soziologie und gesellschaftlichen Wandel Prodekan der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Senatsbeauftragter für Nachhaltige Entwicklung Forschungsgebiete: Armutsforschung im Kontext sozialer Nachhaltigkeit, technischer und medialer Wandel, Öffentliche Wissenschaft Lehrgebiet: Allgemeine und spezielle Soziologie(n), Gesellschaftlicher Wandel Tel. 07723 920 2873 [email protected] DR. MICHAELA HÖLZ Leiterin Referat für Nachhaltige Entwicklung, EMAS-Beauftragte der HFU Tel. 07723 920 2956 michaela.hoelz@ hs-furtwangen.de Communicating the principle of sustainable development (SD) is a challenging task. Both intrinsic complexity and fuzziness of the concept impact clear articulation. Additionally, the media seem to focus largely on the problematic side of SD. All these factors lead to a concentration on the possible impact on the individual lifestyle and hinder motivation to engage with the topic. Therefore, current communication of SD should consider adapting strategies for a diverse range of societal actors. This is the starting point of the project “Backpacking Sustainability”. With a focus on the region, it identifies and analyzes stakeholders and initiatives that promote sustainability. Here, the aim is to visualize the local and often implicit knowledge within these projects in order to make sustainability come alive. To do so, it offers three perspectives: research (HFU), practice (regional actors) and the public (regional population), while each of these is covered by different participatory methods. Moreover, the project “Backpacking Sustainability” provides the basis for a future “Regional Centre of Expertise” to sustain the work and widen its range of influence. Die Kommunikation der Idee Nachhaltiger Entwicklung ist eine Aufgabe, die herausfordert. Die Komplexität und die oft sehr sperrigen und schwammigen Definitionen und Modelle von Nachhaltigkeit führen des Öfteren zu Verdruss und Unverständnis gegenüber diesem insgesamt positiv bewerteten Prinzip. Hinzu kommt, dass eine Auseinandersetzung mit Themen der Nachhaltigkeit seitens der Medien oft nur die Problemlagen darstellt ohne auf konkrete Lösungswege und Positivbeispiele einzugehen. Ebenso spielt die Angst vor Veränderung bzw. persönlicher Einschränkung, die eine Ausrichtung des privaten Lebens am Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung (vermeintlich) mit sich bringt, eine Rolle. Kombiniert mit dem oft lähmenden Gefühl als Einzelne und Einzelner ohnehin kaum etwas erreichen oder bewegen zu können, führt dies zu einer komplizierten bis voreingenommenen Beziehung großer Bevölkerungsteile zu diesem Begriff [1]. Damit also Nachhaltigkeitskommunikation wirkt, muss diese den Zukunfts- und Gestaltungsgedanken in den Vordergrund stellen und Nachhaltige Entwicklung in der Art verarbeiten, dass sie begreifbar und erlebbar wird. Nachhaltigkeitskommunikation bietet damit einen Verständigungsrahmen für unterschiedliche gesellschaftliche Akteure [2]. Hier setzt das Projekt „Nachhaltigkeit im Gepäck“ an. Methoden der Befragung bearbeitet (Abb. 1). Ergänzend dazu werden verschiedene informelle Bildungsformate konzipiert und umgesetzt, die das Angebot einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der Region erweitern und sowohl mit projektspezifischen als auch allgemeinen Inhalten zu diesem Thema füllen. Durch die Erfassung der drei Perspektiven wird der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ auf einer regionalen Ebene erfahrbar und kann auf seine Genese und konkrete Ausgestaltung im Alltag hin bewertet werden. Zudem dient die systematische Erfassung von AkteurInnen in Hochschule und Region als Grundlage zur Aktivierung weiterer Projekte im Bereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Dies ist vor allem vor dem Hintergrund einer laufenden Bewerbung um den Status eines „Regional Centre of Expertise (RCE)“ bei der UN University in Tokyo relevant, da hier (vorbehaltlich Perspektiven und Ziele Im Fokus stehen zum einen die Hochschule Furtwangen, zum anderen PraxisakteurInnen der Nachhaltigen Entwicklung sowie die Bevölkerung der Region. Diese drei „Perspektiven“ der Nachhaltigkeit werden durch das Projekt mittels unterschiedlicher Teilprojekte und 74 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Abb. 1: Drei Perspektiven der Nachhaltigkeit. Umwelt einer Förderung) ein Kompetenzzentrum für BNE in der Region südlicher Schwarzwald entsteht. Der Nachhaltigkeits-Navigator Im Oktober 2014 ging mit dem Nachhaltigkeits-Navigator das Projekt online, das die Perspektive der Hochschule und Forschung beleuchtet. In knapp 30 Videointerviews mit dazugehörigen Steckbriefen stellen sowohl ForscherInnen als auch zentrale Einrichtungen und Studierende ihre Projekte in Bezug auf Nachhaltige Entwicklung vor (Abb. 2). Der Navigator wird in den kommenden Monaten stetig erweitert und soll ein umfassendes Schaufenster in die HFU bieten. Dies ist nicht nur für die Außendarstellung wichtig, sondern dient auch zur internen Information und Kommunikation. Zudem soll er zur Vernetzung ähnlich ausgerichteter Projekte anregen und so weitere Initiativen anstoßen. Abb. 2: Ausschnitte aus den Interviews mit Professoren, Mitarbeitern und Studierenden. Der Nachhaltigkeits-Scout Mit dem Nachhaltigkeits-Scout (Abb. 3) richtet sich der Blick von der HFU in die Region. Ausgestattet mit einer Interviewausrüstung (Kamera, Laptop, Aufnahmegerät) dient er der Erfassung von Projekten, Initiativen und Einzelpersonen, die ihr Handeln am Prinzip einer Nachhaltigen Entwicklung ausrichten und damit die Region positiv beeinflussen. Ziel ist es, diese Projekte auf ihren Nachhaltigkeitsbezug hin zu befragen und die entstehenden Interviews und Fotos medial aufzubereiten und auszuwerten. Forschungsaspekte sind hierbei unter anderem der jeweils individuelle Nachhaltigkeitsbegriff, die Motivation und Herausforderungen nachhaltigen Handelns und der Einfluss der Region bzw. des Schwarzwaldes auf ihre Tätigkeit. Auf diese Weise entsteht nach und nach ein Bild nachhaltigen Engagements im südlichen Schwarzwald. Außerdem wird das Wissen der einzelnen AkteureInnen sichtbar und kann im Idealfall in weiteren Projekten als Ressource genutzt werden. Die ersten Fahrten des Scouts finden im Oktober/November 2014 statt. Abb. 3: Der Nachhaltigkets-Scout in Form des Elektro-Smarts. Der Zuhörautomat Der „Zuhörautomat“ bedient die dritte Perspektive der Nachhaltigkeit: Die Öffentlichkeit bzw. die Bevölkerung vor Ort. Als mobiler und ansprechend gestalteter „Interviewautomat“ konzipiert (Abb. 4) wird er auf öffentlichen Abb. 4: Konzeptskizze des Zuhörautomaten. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 75 Umwelt M.SC. FELIX HOLLERBACH Referat für Nachhaltige Entwicklung, Projekt „Nachhaltigkeit im Gepäck“ Tel. 07723 920 2951 felix.hollerbach@ hs-furtwangen.de Plätzen und Veranstaltungen aufgestellt um ein Bild der lokalen Bevölkerung zum Thema „Entwicklung der Region“ zu bekommen. Die Fragen werden dabei bewusst offen gehalten um den Interviewten die Möglichkeit zu geben, frei zu sprechen und ihre Gedanken zu der Entwicklung der Region in eigene Worte zu fassen. Sie dienen dazu herauszufinden, welche Handlungsfelder, Probleme, Möglichkeiten und Ideen aus Sicht der Bevölkerung für eine nachhaltige Entwicklung der Region relevant sind. Hieraus ergeben sich bestenfalls weitere Forschungsfragen und Anstöße für Projekte. Zudem dient der Zuhörautomat als Präsentations-Tool der Hochschule um Aktivitäten im Bereich Nachhaltige Entwicklung öffentlich sichtbar zu machen und so Verknüpfungen zwischen Hochschule und Region herzustellen. Bildung für Nachhaltige Entwicklung Begleitend zu den drei zuvor genannten Hauptprojekten werden verschiedene Formen informeller Bildung konzipiert und angeboten. Bereits gestartet ist das Kooperationsprojekt mit dem Guckloch-Kino Furtwangen „Weitwinkel – Filme mit Zukunft“. Ab Sommersemester 2015 sind eine Exkursionsreihe sowie ein mehrtägiges Workshop-Event geplant, die als Anregung dienen, vor Ort konkrete Projekte anzugehen. Daneben besteht eine Kooperation mit der Technikinitiative-NwT 1 zu Einbindung nachhaltiger Aspekte in die Multiplikatorenfortbildung. Diese Projekte sollen die Auseinandersetzung mit NE in der Region weiter fördern und vorantreiben. Außerdem machen Sie das Engagement der HFU nach außen hin sichtbar. Ausblick 1 NwT wird als Fach „Naturwissenschaft und Technik“ an Schulen angeboten. 76 Die systematische Sammlung und Aufbereitung dieser drei Perspektiven erfolgt langfristig auf einer eigenen Webpräsenz, die öffentlich zugänglich sein wird und als Kommunikationsplattform dienen soll. Die Erfassung von AkteurInnen und Wissen innerhalb und außerhalb der Hochschule sowie der Perspektive aus der Bevölkerung dient als Basis eines regional wirksamen Bildungsansatzes. Dieser kann eingebettet in ähnliche großflächige Regionalentwicklungsinitiativen (z.B. der LEADER-Gruppe südlicher Schwarzwald) zu einem Entwicklungsmotor für nachhaltiges Handeln Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 werden. Durch die Bereitstellung eines breiten Wissens-Netzwerks und geeigneter Strukturen dieses darzustellen können alle Bildungsbereiche, von informell bis formell, von Kindergarten bis Hochschule profitieren. Im Hinblick auf das oben genannte RCE dient das gesamte Projekt „Nachhaltigkeit im Gepäck“ als Vorbereitung und zum Aufbau eines solchen Bildungs-Netzwerks. Danksagung Das Projekt „Nachhaltigkeit im Gepäck“ wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert. Laufzeit: 06/2013 – 12/2015. Das Projekt „Nachhaltigkeit im Gepäck“ ist Teil des Referats für Nachhaltige Entwicklung. Quellen [1] Kleinhückelkotten S., Wegner E. (2010): Nachhaltigkeit kommunizieren – Zielgruppen, Zugänge, Methoden, Ecolog-Institut (Hrsg.), Hannover, S. 8-9. [2] Heinrichs H., Michelsen G. (2014): Nachhaltigkeitswissenschaften, Springer Spektrum, Berlin/ Heidelberg, S. 369 ff. BONER GALVANOTECHNIK GmbH & Co. KG 78054 VS-Schwenningen Grabenäckerstraße 65 + 76 Telefon 0 77 20 / 9 95 99-0 Telefax 0 77 20 / 9 95 99-99 E-Mail: [email protected] www.boner-galvanotechnik.de Die Zukunft Leben, bilden und arbeiten in Villingen-Schwenningen Denkende Sensoren. Ihr Instinkt. VS www.wt-vs.de Intelligente Automation gestalten. Ihr Einstieg bei SICK. Wenn sich technische Faszination und menschliche Inspiration verbinden, entsteht Zukunft. Ihre Zukunft: Entwickeln Sie mit uns richtungsweisende Lösungen für die Fabrik-, Logistik- und Prozessautomation. Im Rahmen Ihres Praktikums, Ihrer Abschlussarbeit oder als Berufseinsteiger/-in arbeiten Sie selbstständig und übernehmen früh Verantwortung in Ihrem Einsatzbereich. Mit über 6.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mehr als 50 Tochtergesellschaften und Beteiligungen gehören wir weltweit zu den Markt- und Technologieführern in der Sensorelektronik. Wir haben noch viel vor. Sie sollten dabei sein. Ihre Ideen zählen. www.sick.com/karriere SICK 19642 AZ 4c 190x132mm ST_IM_01.indd 1 30.09.14 10:06 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 77 Umwelt Chrom(VI)-freie Beizen – ein Schritt zur umweltfreundlichen Galvanik Prof. Dr. Andreas Fath, Philipp Walter Neek Plating on plastics needs new process steps because hexavalent chromium will be forbidden by REACH in 2017. The actual process using chromic acid has to be substituted by a chromium-free pickling solution. Against this background, a number of different plastics were tested with new formulas for pickling. The use of these new etchings revealed that they were able to reduce the surface tension. Also some of the hydrophobic contents of the plastics could be reduced. The pickled plastics were integrated in a standard process to prove the ability of chrome plating. PROF. DR. RER. NAT. ANDREAS FATH Fakultät Medical and Life Sciences Forschungsgebiete: Umwelttechnik, Oberflächentechnik, Materialentwicklung Tel. 07720 307 4739 [email protected] Some of the plastics were plated with an acceptable chromic layer with good reflecting behavior. Additional tests will be made to improve the results step by step to get a new process which could be implemented in industrial processes. A focus is set on the improvement of the adhesion and the brightness of the metallic look. Hexavalent chromium substitution in plating on plastic processes will make the future of electroplating more ecological and more acceptable than today. Die in der Kunststoffgalvanik verwendete Chromsäure ist durch das zum September 2017 kommende Verbot von Chrom(VI)-Verbindungen durch die REACH-Verordnung, die Einsatz und Verwendung von Chemikalien regelt, ein nicht gelöstes Problem in der Oberflächentechnik [1]. Hexavalentes Chrom/ Chrom(IV) und perfluorierte Tenside, die beide in der Kunststoffgalvanik eingesetzt werden, sind cmr(carcinogen, mutagen, reproduktionstoxisch) und pbt-Stoffe (persistent, bioakkumulierbar, toxisch). Perfluorierte Tenside dürfen heute schon nur noch mit Sondergenehmigung verwendet werden. Chrom(VI) wird durch die REACH-Verordnung ganz verboten werden und somit nur unter sehr hohen Auflagen zu nutzen sein. Da verchromte Produkte und Teile jedoch vielseitig eingesetzt werden, z.B. bei Haushaltsgeräten, Sanitärarmaturen, als Automobilteile und auch in der Wehr- und Luftfahrttechnik, muss eine chromfreie Abbildung 1: Skizze zur Funktion der Chrom(VI)-Beize bei ABS. Links ist der Kunststoff vor der Beize, rechts nach der Beize. Die Chromsäure löst den Kautschuk-Anteil des Kunststoffes aus der Matrix. Dabei entstehen Aushöhlungen, welche durch ihre kleinen Zugänge wie Druckknöpfe die später eingelagerten Metallschichten auf dem Kunststoff festhalten [2]. 78 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Methode zur Kunststoffgalvanisierung gefunden werden. Im bisherigen Verfahren zur Galvanisierung von Kunststoffen wie ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) wird durch Einsatz der Chromsäure in der Beize die Oberfläche des Kunststoffs aufgeraut. Dabei wird ein Anteil aus der Kunststoff-Matrix gelöst und kleine Löcher/ Kavitäten entstehen (Abbildung 1). In diese Kavitäten werden Palladiumkolloide eingelagert, die als Keimzentrum für Nickelatome dienen, die die leitende Schicht bilden (chemische Metallisierung). Anschließend kann dann der so modifizierte Kunststoff nach dem Galvanischen Prinzip mit weiteren Metallschichten überzogen werden. Die bisher entwickelten methodischen Ansätze konnten für eine starke Reduzierung der benötigten Menge an Chrom(VI) sorgen [3, 4], es aber noch nicht aus dem Verfahren eliminieren. Die meisten der bisher entwickelten Chrom(VI)-freien Alternativen sind bisher nicht oder nur schwer für die Massenherstellung umzusetzen. Beispielsweise muss bei einer Alternativmethode ein Vakuum erzeugt werden, was eine kontinuierliche Prozessführung unmöglich macht. Als weiteres Problem kommt hinzu, dass aus dem bisher verwendeten ABS für die Herstellung von Armaturen Acrylnitril in das Trinkwasser gelangen kann. In der Trinkwasserverordnung von 2011 wurden neue Maximalwerte festgelegt, die nun durch den bisherigen Kunststoff überschritten werden. Das bedeutet, dass nicht nur ein neues Chrom(IV)-freies Verfahren entwickelt werden muss, sondern zudem andere Kunststoffe eingesetzt werden müssen. Umwelt Methoden Für eine umweltschonende Produktion von verchromten Werkstücken arbeitet die HFU mit Zulieferunternehmen und mit Herstellern an der Entwicklung einer Methode, um vor dem kommenden Verbot eine funktionierende und nachhaltige Alternative anbieten zu können. Die unterschiedlichen, vom Zulieferer bereitgestellten Polymere wurden in den neuen Beizformulierungen bei gleichbleibender Temperatur und Durchmischung für unterschiedliche Zeitintervalle gegeben. Dabei wurden sichtbare Veränderungen der Oberfläche, also Farbe und makroskopische Strukturierung, festgehalten. Für die Entwicklung einer neuen Chrom(VI)-freien Beize wurden weitere zu beobachtende Parameter aufgestellt. Die neuen Formulierungen wurden basierend auf Mineralsäuren und Lösemitteln zusammengesetzt, welche ein deutlich geringeres Umweltgefährdungpotential als Chrom(VI) haben. Da ein wichtiger Punkt in der Beschichtbarkeit eine gute Benetzbarkeit ist, wurde die Veränderung der Oberflächenspannung gemessen. Dafür wurden von einem fest definierten Tropfen fotografische Aufnahmen gemacht. Dabei wurde der Winkel, wie in Abbildung 2 dargestellt, zwischen dem Werkstück und der Startsteigung der Oberfläche des Abbildung 2: Schematische Darstellung der Kontaktwinkelmessung. Blau dargestellt ist der zu messende Testtropfen auf der Oberfläche. Wassertropfens gemessen. Dabei gilt: je kleiner der Winkel desto besser die Beschichtbarkeit. Außerdem wurden die Kunststoffe auf molekulare Veränderungen untersucht, die durch die Beize verursacht werden. Dazu wurden die Kunststoffe vor und nach dem Beizen mit ATR-Messzellen des FTIR-Spektrometers (Fourier-Transform-Infrarotspektrometer) aufgenommen und die gemessenen Spektren miteinander verglichen. PHILIPP WALTER NEEK Die an der HFU gebeizten Kunststoffe wurden anschließend bei einem Galvanikbetrieb in den Standardprozess nach der Beize eingefahren und durchliefen den noch verbleibenden Produktionsprozess bis zum verchromten Einzelteil. Die vollständig behandelten KunststoffTestkörper wurden daraufhin untersucht, ob sich eine verchromte Oberfläche nach dem Prozess ergeben hatte. Student im BachelorStudiengang Bio-und Prozess technologie an der HFU philipp.walter.neek@ hs-furtwangen.de Ergebnisse Bei den Kunststoffen wurden nach dem Beizen mit den verschiedenen Formulierungen zunächst die optischen Veränderungen festgehalten, welche 1. keine Veränderung, 2. eine Veränderung der Farbe und Durchsichtigkeit, bis hin zu 3. Veränderungen der Oberflächenstruktur zeigten. Die Kontaktwinkelmessungen waren ähnlich divergent. So entstanden einige wenige Oberflächen, welche nach der Behandlung hydrophober, d.h. weniger gut benetzbar, waren als vor der Behandlung. Der größte Teil jedoch wies mindestens eine geringe Veränderung hin zu einer hydrophileren Oberfläche auf, d.h. dass die Tropfen für die Kontaktwinkelmessungen breit auseinander liefen (Abbildung 3). Einige Kontaktwinkel Abbildung 3: Tropfen-Aufnahmen für die Kontaktwinkelmessungen. Links: Der Tropfen fließt nicht, d.h. der Kontaktwinkel ist groß; die Kunststoffoberfläche ist nach dem Beizen immer noch extrem hydrophob. Dagegen ist der Kontaktwinkel im rechten Bild gering, was für eine hydrophile Oberfläche mit einer besseren Beschichtbarkeit spricht. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 79 Umwelt geringen Kontaktwinkel geführt hatten, auch erste gute optische Ergebnisse bei der Galvanisierung erzielten (Abbildung 5). Zusammenfassung und Ausblick Abbildung 4: Vergleich des Spektrums eines Kunststoffes vor (blau) und nach (rot) einer Beize. Es ist eine starke Verringerung der Peaks bei etwa 750 Wellenzahlen zu sehen; dies deutet auf eine Reduktion der aromatischen Ringe im Kunststoff hin. Dadurch wird der Kunststoff hydrophiler, was sich in der Verringerung des Kontakt winkels widerspiegelt. wiesen Werte von unter 30° auf, was für eine sehr gute Benetzbarkeit nach der Beize spricht. Des Weiteren zeigten die Aufnahmen am FTIR (Abbildung 4), dass einige besonders unpolare Anteile der jeweiligen Kunststoffe durch die Beize an der Oberfläche stark reduziert wurden. Die vorher wasserabweisende Oberfläche der Kunststoffe wurde also nach dem Beizen hydrophil und benetzbar. Nach den Untersuchungen wurden die KunststoffTestkörper in den normalen Verarbeitungsprozess nach der Beize eingesetzt (Aktivierung mit Palladiumkolloiden, chemische Metallisierung, Verchromung). Dabei konnte festgestellt werden, dass einige der Beizformulierungen scheinbar die Oberfläche so verändert haben, dass eine Beschichtung ermöglicht wurde. Es zeigte sich, dass jene Kunststoff-Beize-Kombinationen, die zu einem Da noch nicht alle in Frage kommenden Kunststoffe bearbeitet worden sind, werden diese noch auf die gleiche Weise untersucht. Sobald alle Daten vorliegen, können die neuen Formulierungen sowie die Kunststoffe anhand dieser angepasst werden. Dabei wird dann nicht mehr nur wie bisher das Erzeugen der verchromten Oberfläche, sondern auch die Qualität der entstandenen Beschichtung stärker im Fokus stehen. Dafür werden zum einen die optischen Parameter, wie Glanz und Blasenfreiheit, und zum anderen die Beständigkeit der Oberfläche gegenüber Temperaturwechseln sowie mechanischer Belastung betrachtet. Dafür werden eine Gitterschnittprüfung und ein Temperaturwechseltest (300 Zyklen 20°C - 80°C) mit den beschichteten Kunststoffen durchgeführt. Wenn die neuen Beizen zu den gewünschten Ergebnissen führen, werden dann in weiteren Schritten Versuchsanlagen in der Industrie auf das neue Verfahren ausgelegt und diese in ersten Chargen erprobt. Die ersten Ergebnisse haben gezeigt, dass es eine nasschemische Alternative für die Chrom(VI)-freie Verchromung von Kunststoffen gibt. Diese befindet sich noch im Labormaßstab und muss verschiedenen Optimierungsschritten unterzogen werden ehe sie in den Produktionsprozess etabliert werden kann. Das Ziel einer umweltschonenderen Galvanik ist damit allerdings in greifbare Nähe gerückt. Quellen [1] Anhang XIV der REACH-Verordnung (Stand: 14.08.2014). [2] K.-P. Müller, Praktische Oberflächentechnik, Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, 2003. [3] A. Fath‚ Kunststoffmetallisierung mit annähernd Chrom(VI)-freier Beizlösung. Galvanotechnik, 2008, Band 99, Heft 12, S. 2914-2923. [4] A. Fath, Implementierung eines neuen Kunststoffmetallisierungsverfahrens, Hansgrohe AG, 2007. Abbildung 5: Kunststoff-Testkörper nach der Beschichtung. 80 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Umwelt eigenen Magazin! Machen Sie Ihre Kunden zu Fans und motivieren Sie Ihre Mitarbeiter! Corporate Publishing (CP) ist mehr als ein Schlagwort. CP ist die Königsdisziplin der Unternehmenskommunikation. Warum? Weil Sie so Ihre Zielgruppen unmittelbar und nachhaltig erreichen. Die Möglichkeiten hierbei sind so vielfältig wie die Farben- und Geschmackspalette eines Lollis. Ob klassisches Hochschulmagazin, Kundenzeitschrift, Mitarbeiter-Magazin, Geschäftsbericht oder elektronische Zeitung und Newsletter – wir übernehmen das für Sie. Der vmm wirtschaftsverlag ist Ihr regionaler und zuverlässiger Partner für eine individuelle und persönliche Rundum-Betreuung. Sprechen Sie uns an! 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The isolated microplastic will be analyzed using FTIR technology. Type, size and quantity of plastic will be investigated. The aim is to form serious estimate over the magnitude of the burden on the environment due to pollution. PROF. DR. RER. NAT. ANDREAS FATH Fakultät Medical and Life Sciences Forschungsgebiete: Umwelttechnik, Oberflächentechnik, Materialentwicklung Tel. 07720 307 4739 [email protected] DIPL.-ING. HELGA WEINSCHROTT Fakultät Medical and Life Sciences Arbeitsgebiete: Physikalische und Instrumentelle Analytik, Kunststoffanalytik Tel. 07720 307 4326 helga.weinschrott@ hs-furtwangen.de Der Rhein entspringt in der Schweiz und mündet nach 1.231 Kilometern in den Niederlanden in die Nordsee. Im Einzugsgebiet des Rheins, dem bedeutendsten und am vielfältigsten genutzten Fluss Europas, leben etwa 50 Millionen Menschen von denen wiederum rund 22 Millionen Menschen mit Trinkwasser aus dem Rhein versorgt werden. Die Ansammlung von Plastikmüll in den Ozeanen ist ein bekanntes Umweltproblem und wird schon seit einiger Zeit untersucht. Das Ausmaß der Plastikbelastung in limnischen Gewässern ist jedoch weitestgehend unerforscht, so auch im Rhein. Im Rahmen des Projekts „Rheines Wasser“ von Prof. Dr. Andreas Fath soll der Rhein auf Mikroplastikpartikel untersucht werden. Ziel der Untersuchung ist die Gewinnung von validen Daten über den Belastungszustand durch Mikroplastik im Rhein. In Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut auf Helgoland (AWI) wurde dazu eine Filteranlage zur Gewinnung von Mikroplastikpartikel entworfen und gebaut. Für die eigentliche Untersuchung wurden insgesamt 11 Proben an verschiedenen Stellen entlang des gesamten Rheinverlaus entnommen. Die Aufreinigung der gesammelten Proben erfolgt durch ein vom AWI entwickeltes Verfahren zur Isolierung von Mikroplastik. Diese Arbeit reiht sich an ähnliche Untersuchungen am Bodensee, an der Elbe oder am Neckar an und soll dazu beitragen, einen vollständigen Überblick über den Belastungszustand der Gewässer in Deutschland und Europa zu erhalten. Was ist Mikroplastik und welche Risiken sind mit diesem Umweltproblem verbunden? Mikroskopisch kleine Plastikpartikel, welche kleiner als 5 mm im Durchmesser sind, werden als Mikropla- 82 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 stik bezeichnet. Weiter unterteilt man Mikroplastik in primäres und sekundäres Mikroplastik. Zu primärem Mikroplastik zählen Plastikgranulate im Mikrometerbereich, sogenannte „pre-production pellets“, welche als Grundmaterial für jegliche Kunststoffprodukte dienen und von der Industrie zur Weiterverarbeitung produziert werden [1]. Kleinste Plastikteilchen finden Verwendung in der Kosmetikindustrie: In Pflegeprodukten wie etwa Duschgel, Waschpeelings, Make-up oder sogar in Zahnpasta wird Kunststoff hinzugegeben, um deren Reinigungswirkung zu verbessern oder als Bindemittel zu dienen. Sekundäres Mikroplastik entsteht durch den Zerfall von Makroplastik. Größere Plastikteile werden durch physikalische, (foto)chemische oder biologische Prozesse in immer kleinere Bestandteile zersetzt. Der Eintrag von Mikroplastik in ein Gewässer kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: entweder gelangen Makroplastikfragmente wie Plastiktüten, Granulate oder Fischernetze direkt in ein Gewässer, wo sie sich allmählich zersetzen, oder es gelangt durch den Gebrauch von mikroplastikbelasteten Pflege- und Hygieneprodukten über das Abwasser in Flüsse und Seen. Die Auswirkungen von Mikroplastik speziell in limnischen Gewässern sind noch weitestgehend unerforscht. Zahllose Untersuchungen an marinen Ökosystemen und deren Bewohnern zeigen jedoch deutlich, welche Folgen Mikroplastik haben kann. So können im Wasser lebende Organismen Mikroplastik mit ihrer Nahrung aufnehmen. Dies kann zur Blockade des Magen-Darm-Trakts bis hin zur Einlagerung von kleinsten Plastikteilen in körpereigenes Gewebe führen [2]. Mikroplastikpartikel können wiederum Schadstoffe, mit zum Teil krebserregender und endokriner Wirkung, adsorbieren. Da sich die Oberfläche der Partikel durch den andauernden Zer- Umwelt setzungsprozess vergrößert nimmt die Adsorption von chemischen Schadstoffen zu [3]. Bei der Aufnahme der Partikel besteht dann das Risiko, dass adsorbierte Schadstoffe an den Körper abgegeben werden. Durch den Verzehr von Fischen und anderen Meeres- und Flussbewohnern kann Mikroplastik ebenso vom Menschen aufgenommen werden und stellt daher eine Gefahr dar. Methoden Um den Belastungszustand des Rheins durch Mikroplastik erfolgreich zu untersuchen waren im Vorfeld einige Vorbereitungen nötig. Aus diesem Grund wurde eine Partikelgrößenanalyse von beinhalteten Kunststoffpartikeln in handelsüblichen Hygiene- und Pflegeprodukten durchgeführt um einen Überblick über die Größenverteilung zu erhalten und eine geeignete Methode der Probenahme zu finden. Die Wahl der Methode fiel auf ein Filtrationsverfahren, bei dem ein definiertes Volumen an Probewasser durch ein Filterelement gepumpt wird. Die Resultate der Partikelgrößenanalyse haben dazu beigetragen das richtige Filtergewebe mit geeigneter Porengröße zu finden. Daraufhin wurde eine Filteranlage zur Beprobung entworfen und konstruiert. Als Vorlage diente eine bereits getestete Filteranlage des AWIs. Die Anlage besteht aus einer Filterkerze aus Edelstahlgewebe samt Gehäuse und einer Membranpumpe, welche Rheinwasser ansaugt und es durch die Kerze fördert. Alle im Wasser befindlichen Schwebstoffe setzen sich auf der Oberfläche des Filters ab und können im Anschluss auf Mikroplastikpartikel untersucht werden. Zur Aufreinigung der Proben wird ein enzymatisches Verfahren angewendet, das vom AWI entwickelt wurde. Durch den Einsatz von technischen Enzymen und einem Verfahren der Dichteseparation gelingt es, alle organischen und anorganischen Bestandteile vom Mikroplastik abzutrennen. Das isolierte Mikroplastik wird im späteren Verlauf der Untersuchung mit Hilfe der FTIR-Technologie (Fourier-Transform-Infrarotspektrometrie) qualitativ und quantitativ ausgewertet. Ergebnisse B.SC. JONAS LORITZ Akademischer Mitarbeiter an der Fakultät Medical and Life Sciences, vorher Studium der Bio- und Prozesstechnik an der HFU Forschungsgebiete: Mikroplastik in limnischen Gewässern [email protected] Anhand der Resultate der Partikelgrößenanalyse konnte ein geeignetes Filtergewebe ausgewählt werden, welches den Großteil des vorhandenen Mikroplastiks in den Wasserproben zurückhält. Untersucht wurden verschiedene Pflegeprodukte wie Zahnpasta, Körperpeelings und Kosmetikprodukte (Abbildung 1). Der mittlere Partikeldurchmesser der Kunststoffgranulate in den Produkten lag zwischen 10 und 45 µm. Die Wahl des Filtergewebes fiel daher auf ein Edelstahlgewebe mit einer Porenweite von 10 µm. Abbildung 1: Resultate der Partikelgrößenanalyse von Polyethylen-Partikeln isoliert aus handelsüblicher Zahnpasta. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 83 Umwelt Ausblick Ziel des Projekts war die Umsetzung einer Methode zur Untersuchung der Gewässerbelastung durch Mikroplastik im Rhein. In diesem Rahmen wurden in Zusammenarbeit mit dem AWI auf Helgoland eine Filteranlage entworfen und konstruiert. Im weiteren Verlauf wurde der Rhein entlang des gesamten Flussverlaufs beprobt. Die Aufreinigung und Auswertung der Proben wird momentan am AWI auf Helgoland und an der HFU durchgeführt. Da vor allem der Aufreinigungsprozess der gesammelten Proben mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen wird, werden erste Ergebnisse der Untersuchung voraussichtlich im Frühjahr 2015 vorliegen. Diese sollen dazu beitragen die Größenordnung der Belastung durch Mikroplastik im Rhein seriös einzuschätzen und so die Grundlage für Lösungsansätze schaffen. Abbildung 2: Mobile Filteranlage zur Beprobung des Rheins. Alle Bauteile der Filteranlage wurden auf eine mobile Konstruktion aus PMMA (Plexiglas) montiert. Das Kernelement bildet das Filtergehäuse samt Filterkerze aus Edelstahl (Abbildung 2). Die Beprobung des Rheins wurde an insgesamt 11 Stellen entlang des gesamten Rheinverlaufs in doppelter Ausführung durchgeführt. Dazu wurde jeweils 1 Kubikmeter oberflächennahes Wasser durch das Filtergehäuse gepumpt. Alle befahrbaren Abschnitte des Rheins wurden vom Boot aus beprobt, bei den restlichen Stationen (vor allem Abschnitte im Bereich des Alpenrheins) wurde die Filtration vom Ufer aus durchgeführt. Die Aufreinigung der Proben und die darauffolgende Auswertung werden zur Zeit vorgenommen. 84 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Literatur [1] G. Liebezeit, F. Dubaish (2012): Mikroplastik – Quellen, Umweltaspekte und Daten zum Vorkommen im Niedersächsischen Wattenmeer. Zeitschrift der Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft Mellumrat: 11 (1), S. 21-31. [2] N. v. Moos (2010): Histopathological and cytochemical analysis of ingested polyethylene powder in the digestive gland of the blue mussel. Basel, Switzerland. [3] D. K. A. Barnes, et al. (2009): Accumulation and fragmentation of plastic debris in global environments. Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Series B, Biological sciences: 1526, S. 1985-1998. Umwelt www.aetztechnik-herz.de EINLADUNG ZUR KARRIERE MIT HERZ! Erst kürzlich hat die Ätztechnik Herz in Epfendorf ihre Produktionsfläche um 1200 m2 auf ca. 4400 m2 vergrößert, jetzt expandiert das innovative Unternehmen erneut. Im Sommer 2015 wird das neue Produktionsgebäude für reel-to-reel-Bauteile in Betrieb genommen. Bauteile, die direkt auf der Rolle ausgeliefert werden, können ohne Zwischenschritte beim Kunden weiterverarbeitet werden. Sie sind nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr gefragt, sondern auch in China, Indien, Südkorea, Brasilien und den USA. 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KG Industriegebiet Kilbigswasen 4 D-78736 Epfendorf Tel. +49 (0)74 04 / 92 14-0 E-Mail: [email protected] www.aetztechnik-herz.de Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 85 Umwelt Effektiver und nachhaltiger Gewässerschutz – Projekt “Rheines Wasser” Prof. Dr. Andreas Fath, Dipl.-Ing. Helga Weinschrott, B.Sc. Anne Jenner Water is used in almost every activity in our daily life and lots of industrial processes, i.e. as solvent for chemical synthesis, for cleaning, cooling or heating. After its use we do not give back the borrowed water to nature in the same status we got it. To make people aware of this situation and to demonstrate that we do not do enough for water protection we took a closer look on different substances on the whole length of the Rhine river while the author was swimming the total distance of 1.231 km from Tomasee to Hoeck van Holland in the North Sea. PROF. DR. RER. NAT. ANDREAS FATH Fakultät Medical and Life Sciences Forschungsgebiete: Umwelttechnik, Oberflächentechnik, Materialentwicklung Tel. 07720 307 4739 [email protected] DIPL.-ING. HELGA WEINSCHROTT Fakultät Medical and Life Sciences Arbeitsgebiete: Physikalische und Instrumentelle Analytik, Kunststoffanalytik Tel. 07720 307 4326 helga.weinschrott@ hs-furtwangen.de Hundreds of samples were collected to analyze in quick tests phosphates and nitrates, others were analyzed looking at industrial chemicals like PFT, microorganisms, algae, heavy metals and pharmaceuticals. Sewage treatment plants have done good work in the last decay to improve the water quality of the Rhine and other rivers. However, they still do not represent a sufficient system to get rid of all substances in this end-of-pipe treatment. Projektziele Um einen Beitrag zum nachhaltigen Gewässerschutz zu leisten wurde das Forschungsprojekt „Rheines Wasser“ gestartet (www.rheines-wasser.eu). Das Projekt besteht aus drei Phasen. In der ersten Phase begleitete das Projektteam den „Rheinschwimmer“ Andreas Fath im Sommer 2014 an nur 28 Tagen von der Quelle am Tomasee bis zur Mündung in Hoek van Holland. Bei dieser medienwirksamen Aktion wurde generell auf den Gewässerschutz aufmerksam gemacht und gleichzeitig Wasserproben entnommen, die zum Teil vor Ort analysiert wurden. Außerdem trug der Schwimmer einen sogenannten „Passivsampler“, der alle adsorbierbaren Stoffe, mit denen er während der Reise im Rhein in Kontakt gekommen ist, „eingesammelt“ hat. Der Sampler ist eine Membran, welche am Bein oder auf dem Rücken platziert wurde. Die vom Sampler eingesammelten Substanzen werden extrahiert und mit einer hochauflösenden Massenspektrometrie vom Projektpartner Eawag identifiziert. In der zweiten Phase werden die gesammelten Wasserproben auf unterschiedliche Inhaltstoffe Abbildung 1: Der Rheinschwimmer Prof. Dr. Andreas Fath. 86 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 untersucht. Hierbei wird die HFU von verschiedenen Firmen und Forschungseinrichtungen unterstützt. Die Proben sind unterschiedlichen Teilprojekten zugeordnet. or Ort Analytik von Wasserinhaltstoffen mit Hilfe V von Schnelltests der MACHEREY-NAGEL GmbH & Co. KG, die Messergebnisse bezüglich Trübung, chemischem Sauerstoffbedarf (CBS-Wert), Sauerstoff-, Nitrat- und Phosphatgehalt liefern. Täglich gemessen wurden auch pH-Wert, Leitfähigkeit und Temperatur. ■■ Für eine instrumentell aufwändige Analytik wurden täglich entnommene Wasserproben verschlossen und zu den Forschungseinrichtungen gebracht. Das Wetsus-Institut in den Niederlanden untersucht mittels ICP-MS (Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma) die Wasserproben auf Schwermetallionen wie Blei, Arsen, Nickel, Chrom, Cadmium etc. ■■ Fluorierte und teilfluorierte Industriechemikalien werden mittels HPLC/MS-MS Analytik (Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung) nach einem genormten Verfahren vom Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe analysiert. ■■ Weichmacher wie DINP (Diisononylphthalat) aus den gesammelten Tagesproben werden mittels einer GC/MS Analytik (Gaschromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung) an der HFU analysiert. ■■ Das Eawag-Wasserforschungsinstitut in der Schweiz analysiert etwa 20 verschiedene Substanzen mittels HPLC/MS-MS. Zu den Analyten gehören Pestizide und Biozide (Isoproturon, Diuron, DEET ■■ Umwelt Dies ist bereits bei den per- und polyfluorierten Chemikalien gelungen. Erste Ergebnisse Nach Abschluss des Schwimmmarathons konnte bisher die 1. Phase des Projekts abgeschlossen werden, da schon während der „Rheinreise“ mit den verschiedenen Analysen begonnen wurde. B.SC. ANNE JENNER Abbildung 2: Projektmitarbeiterin Anne Jenner bei der begleitenden mobilen Analyse im Wohnmobil. u.a.), Drogen (z.B. Codein, Methadon, Amphetamine), Pharmazeutika (Antibiotika, Schmerzmittel, Betablocker, Antidepressiva u.a.), Süßstoffe (Cyclamat, Saccharin u.a.) und Korrosionsschutzmittel (Benzotriazole). ■■ Um pathogene Keime und toxische Algen schnell und kostengünstig nachzuweisen, hat die SCIENION AG einen Prototypen für einen Multi parameter-Test entwickelt, mit dem bis zu 150 verschiedene Mikroorganismen parallel detektiert werden können. Der Test basiert auf der ribosomalen RNA-Analyse der Mikroorganismen unter Nutzung der DNA-Microarray-Technologie. Dabei wird rRNA aus den in der Wasserprobe lebenden Mikroorganismen gewonnen, fluoreszenzmarkiert und auf den DNA-Chips hybridisiert. Dabei bindet die rRNA selektiv an die passende Sequenz der Spezies-spezifischen Oligonukleotide. Die bei diesem Schritt entstehenden Fluoreszenzsignale erlauben eine genaue Bestimmung der Mikroorganismen und pathogenen Keime und deren relative Mengen. An der HFU werden dieselben Proben der klassischen PCR-Analysemethode unterzogen um den Multiparameter-Test zu bewerten. In Abbildung 3 ist der Verlauf der Nitratkonzentration entlang des Rheins von der Quelle am Tomasee bis zur Mündung in Hook van Holland dargestellt. Deutlich zu erkennen ist ein signifikanter Anstieg, der auf die sich kontinuierlich erhöhende Anzahl von zufließendem Gewässer, sei es durch Oberflächenwasser oder Nebenflüsse, zurückzuführen ist. Akademische Mitarbeiterin an der Fakultät Medical and Life Sciences, Masterstudentin im Bereich Medical Diagnostic Technologies an der HFU Arbeitsgebiet: Schnelltests [email protected] Nitrate und Phosphate aus Düngemitteln und Gülle aus der Landwirtschaft gefährden das Trinkwasser [1], da diese bei starkem Regen ohne Rückhaltemöglichkeiten direkt in das Grundwasser gespült werden. Aufgrund der stärkeren Wasserlöslichkeit steigt v.a. die Nitratkonzentration im Grundwasser an. Hiervon sind hauptsächlich Brunnen betroffen. Im Vergleich zeigte die Untersuchung des Rheins, der ebenfalls als Quelle für die Trinkwassergewinnung dient, dass er deutlich weniger belastet ist als In der Zusammenfassung aller Ergebnisse erhalten wir einen umfassenden Einblick in die Wassergüte des Rheins entlang seines kompletten Verlaufs. In der dritten Phase sollen die Abwässer, die verantwortlich für das Vorkommen von Schadstoffen im Rhein und anderen Gewässern sind, mittels eines elektrochemischen Verfahrens mineralisiert werden. Abbildung 3: Nitratkonzentration in Abhängigkeit vom Rheinkilometer. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 87 Umwelt viele Brunnen im Bundesgebiet [2]. Grund dafür ist die Reinigung der Abwässer in den Kläranlagen, wo Mikroorganismen Nitrat zu Stickstoff abbauen. Der Grenzwert für Nitrate im Trinkwasser liegt bei 50 mg/l, bei Phosphaten bei 6,7 mg/l. Wenn Nitrate über das Grundwasser ins Trinkwasser gelangen, kann das schlimme Folgen haben. Bei Säuglingen führt eine erhöhte Nitratbelastung zu verminderten Sauerstofftransport – Folgen sind Blausucht sowie Erstickung. Im erwachsenen Körper wird Nitrat zu Nitrit umgewandelt, einer Verbindung, die Krebs auslösen kann. Abbildung 4: Phosphatkonzentration in Abhängigkeit vom Rheinkilometer. Abbildung 5: Sauerstoffkonzentration in Abhängigkeit vom Rheinkilometer. Abbildung 6: CSB-Werte in Abhängigkeit vom Rheinkilometer. 88 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Durch den zusätzlichen Eintrag von Nitraten und Phosphaten durch den Menschen kann es zudem zu einem Ungleichgewicht im Ökosystem der Gewässer kommen. Man spricht von einer Eutrophierung, wenn ein übermäßiges Algenwachstum stattfindet. Das verstärkte Algenwachstum verbraucht sehr viel Sauerstoff, welcher dann den aeroben Mikroorganismen für den Abbau der organischen Schadstoffe nicht mehr zur Verfügung steht. Die Folge ist, dass anaerobe Abbauprozesse stattfinden, bei denen übel riechende und giftige Gase wie Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Methan entstehen. Dieser Effekt kann bei einem Sauerstoffgehalt von <4 mg/l einsetzen. Man spricht dann davon, dass das Gewässer „kippt“. Hiervon ist der Rhein auf seiner gesamten Strecke deutlich entfernt (siehe Abbildung 5). Trotz der guten Werte hinsichtlich der Phosphat-, Nitrat- und Sauerstoffkonzentration kann keine Entwarnung gegeben werden. Dies zeigt der Blick auf die Entwicklung des Chemischen Sauerstoffbedarfs (CSB-Wert) in Abbildung 6. Je weiter sich der Rhein von seiner Quelle entfernt desto höher wird die Konzentration von organischen oxidierbaren Substanzen begründet durch den Anstieg der Zuleitungen aus Industrie, Landwirtschaft, Kranken- und Pflegestationen und privaten Haushalten. Welche Substanzen dies im Einzelnen sind, ist Gegenstand der aktuell laufenden Untersuchungen. Viele dieser Substanzen sind bekannt [3] und werden schon seit mehreren Jahren überwacht [4]. Dennoch sind auch Substanzen denkbar, die bisher nicht auf der Analyseliste der Rheinüberwachungsstationen stehen [5]. Umwelt Ausblick Literatur Alle weiteren in der Einleitung erwähnten Untersuchungsprogramme sind in Bearbeitung und werden die Rheinbeprobung komplettieren, um einen genauen Zustand des Gewässers zu erhalten. Vor allem die in Kläranlagen nicht abbaubaren Substanzen wie Röntgenkontrastmittel oder perfluorierte Tenside stehen im Fokus der Analysen. [1] www.zdf.de/wiso/nitratbelastung-im-grundwasser-wasserversorger-schlagen-alarm-33238452. html; abgerufen am 27.10.2014. [2] www.zeit.de/2014/37/massentierhaltung-guellegrundwasser-bruessel; abgerufen am 27.10.2014. [3] L. Kovalova et al., Environmental Science&Technology, 2012, Vol. 46, No. 3, pp. 1536-1545. [4] M. Ruff, et al., AQUA & GAS, 2013, No. 5, S. 25. [5] D. A. Burgard et al., Sci Total Environ 2013; 450-1: 242-9. [6] A. Fath, Elektrochemischer Abbau von fluorierten Tensiden, in: Jahrbuch Oberflächentechnik, 2011, Bd. 67, S. 293-301, Leuze Verlag. Unser langfristiges Ziel ist es, Systeme zu entwickeln, die in der Lage sind, diese Substanzen nah an ihrem Ursprungsort zu mineralisieren, um unsere Gewässer gar nicht erst zu belasten. Ein elektrochemisches Verfahren war für perfluorierte Tenside bisher aussichtsreich [6] und könnte unter Verwendung der entsprechenden Behandlungsparameter auch andere persistente, bioakkumulierbare und toxische Substanzen unschädlich machen. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 89 Mobilität Zukunftstrends des Fachkräftemangels der Berufskraftfahrer in der Logistik Prof. Dr. Jochen Baier PROF. DR. JOCHEN BAIER Fakultät Wirtschaftsinformatik Forschungsgebiete: Logistik und Supply Chain Management Tel. 07723 920 2934 [email protected] The wide range of goods is not a matter of course but based on a complex system of logistics processes. Transports are carried out on the road, by rail, by air or on the water. Approximately 80% of all goods in Germany are transported by trucks. This highlights the importance of professional drivers to our economy. They are the ones that supply the supermarkets with products or supply auto parts just-in-sequence. But the image of the professional driver has changed; today almost nobody wants to do this kind of work. Thus, industry will have has a future problem, that has to be analyzed. Human knowledge is globally connected through modern communication systems; most experts and trend researches deal with a possible future. To describe future developments, various methods are used in the strategic management, e.g. the scenario technique. Using this method, different scenarios are defined; each of them will describe the possible future developments and trends. Das vielfältige Angebot an Waren und Dienstleistungen ist keine Selbstverständlichkeit, sondern basiert u.a. auf einem komplexen System logistischer Prozesse, die sich parallel mit der Massenkonsumgesellschaft herausgebildet haben. Logistische Dienstleistungen zu erbringen erfordert Infrastrukturen. Transporte werden auf der Straße, per Bahn, per Luftfracht oder auf dem Wasser durchgeführt. Circa 80% aller Güter in Deutschland werden heutzutage mit dem LKW transportiert. Damit ist der Gütertransport per LKW wichtigste Stütze der logistischen Leistungen Deutschlands. Diese Zahl macht deutlich, wie wichtig Berufskraftfahrer für Wirtschaft und Gesellschaft sind. Sie sind diejenigen, die Supermärkte mit Waren und Baustellen mit Material versorgen oder Autoteile Justin-Sequence zum erwünschten Zeitpunkt liefern. Doch das Bild des Berufskraftfahrers hat sich gewandelt. Früher war der Beruf wegen viel geleisteter Arbeitsstunden gut bezahlt [Var2011] und für Quereinsteiger geeignet, die ihren Führerschein bei der Bundeswehr erworben hatten. Heute hat die Branche ein Nachwuchsproblem, welches es zu analysieren gilt. In der Geschichte der Menschheit wurde schon immer versucht, Aussagen über die Zukunft zu machen. In der Antike wurden solche Aussagen von Orakeln getätigt, im späten Mittelalter übernahmen diese Aufgaben Hellseher und Astrologen. Heute, in einem Zeitalter, in dem das Wissen der Menschheit durch moderne Kommunikationssysteme global vernetzt ist, setzen sich Experten und Trendforscher mit einer möglichen Zukunft auseinander. Um zukünftige Entwicklungen näher zu beschreiben, werden im strategischen Management verschiedene Methoden verwendet, z.B. die Szenario-Technik. Mit 90 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 dieser Methode werden verschiedene Szenarien definiert, die mögliche Entwicklungen der Zukunft beschreiben bzw. es werden Trends ermittelt. Darstellung der Methode Die Durchführung der Szenario-Technik ist in mehrere Teilschritte unterteilt. Zuerst wird der momentane Zustand der zu untersuchenden Thematik/ der Problematik beschrieben. Dies ist wichtig, damit auf dieser Basis im weiteren Verlauf die Einflussfaktoren des Problems identifiziert werden können. Wurden die Einflussfaktoren mit ihren möglichen Zukunftsprojektionen ermittelt, werden diese zu Rohszenarien weiterverarbeitet. Dies erfolgt anhand einer sogenannten Schlüsselfaktor: Transportkosten A1 Die Transportkosten (Kosten, welche der Unternehmer für den Transport aufwenden muss) sind im Verhältnis zu heute gesunken. A2 Die Transportkosten sind im Verhältnis zu heute gleichgeblieben. A3 Die Transportkosten sind im Verhältnis zu heute gestiegen. Tabelle 1: Mögliche Schlüsselfaktoren der Transportkosten. Schlüsselfaktor: LKW-Technik B1 Autonomes Fahren ist marktreif u. rechtlich zugelassen. Zudem ist der LKW mit modernen Telematik Systemen u. Fahrassistenzsystemen ausgestattet. B2 Der LKW ist mit modernen Telematik- u. Verkehrssytemen ausgestattet. B3 Der LKW ist mit älteren oder kleinen Telematik Systemen ausgestattet. Fahrassistenzsysteme nach minimalem Standard. Tabelle 2: Mögliche Schlüsselfaktoren der Fahrzeugtechnik. Mobilität Cross-Impact-Bilanzanalyse und basiert auf der Fragestellung: Wie stark beeinflusst das Eintreten von Entwicklung X das Eintreten von Entwicklung Y? Hierbei werden immer zwei Entwicklungen von Deskriptoren (Schlüsselfaktoren) miteinander verglichen. Die Rohszenarien werden dann detailliert in der Ausarbeitungsphase dargestellt. In der Auswirkungsanalyse werden schließlich Pläne für Maßnahmen erstellt, um die Zukunft in die gewünschte Bahn zu lenken. Die Vorgehensweise bei der hier durchgeführten Studie lässt sich in folgende sechs Schritte gliedern: 1. Aufgabenanalyse Der erste Schritt der Szenario-Technik ist das Aufzeigen der Problemstellung, die Aufgabenanalyse. Diese beinhaltet eine Beschreibung der aktuellen Situation des Berufs mit folgenden Fragestellungen: ■■ Was soll mit dem Szenario-Prozess erreicht werden? Szenarien des Berufsbildes „Berufskraftfahrer“ ■■ Welchen Zeithorizont sollen die ermittelten Szenarien haben? 2025 ■■ Welchen räumlichen Fokus sollen die Szenarien haben? Deutschland 2. Einflussbereiche Anhand einer Beschreibung der ermittelten Einflussfaktoren werden aktuelle Bezüge hergestellt. Somit können die Einflussfaktoren eindeutig identifiziert und voneinander abgegrenzt werden. Dies ist hilfreich, damit im weiteren Verlauf bei der Anwendung der Szenario-Technik keine Missverständnisse auftreten und dient als Strukturierung für die folgenden Schritte. Die für diesen Beruf relevanten Einflussbereiche sind Politik, Gesellschaft, Unternehmen und Fahrzeugtechnologien. 1 3. Deskriptoren/Schlüsselfaktoren In diesem Schritt werden für die ermittelten Einflussfaktoren mögliche Entwicklungen für das Jahr 2025 definiert. Anhand der Cross-Impact-Analyse können dann diese Entwicklungen im weiteren Verlauf zueinander bewertet werden. Für die erstellte Studie wurden folgende Deskriptoren definiert: Wettbewerb, Transportkosten, Arbeits-, Lenk- und Ruhezeiten, LKW-Technik, Familie u. Freizeit, Fahrerkapazität, Gesetzgebung u. Gesetzanwendung. 4. Mögliche Entwicklungen der Deskriptoren Anhand der Unterordnung der Einflussfaktoren zu den jeweiligen Deskriptoren können nun Entwicklungen dieser beschrieben werden. Beispiele hierzu zeigen Tabelle 1 und 2. 5. Durchführung der Cross-Impact-Bilanzanalyse Hierbei werden die möglichen Entwicklungen in einer Matrix gegenübergestellt und zueinander bewertet. Die Kernfrage lautet hierbei: Wie wirkt Entwicklung X auf Entwicklung Y (siehe Tabelle 3 und 4)? Anhand der Matrixnotation kann die Eintrittswahrscheinlichkeit zweier möglicher Entwicklungen definiert werden. Matrixwert 1 Sie lauten im Einzelnen: Berufsqualifikation, Löhne, eCommerce, Transportnetzwerke, Situation an Rampen, Arbeitszeiten, Telematik Systeme, Image, Treibstoffkosten, Kabotage (d.h. das Erbringen von Transportdienstleistungen von einem ausländischen Trans-portunternehmen), LKW Maut, Transportaufkommen, Lang-LKW, Familie & Beruf, Fahrassistenzsysteme, Lenk-und Ruhezeiten, Social Media, Healthcare, autonomes Fahren, Wettbewerb, Gesetzgebung und deren Anwendung, Fahrerkapazität sowie Transportkosten. Bedeutung -3 Stark hemmender Einfluss (verringert die Eintrittwahrscheinlichkeit erheblich) -2 Hemmender Einfluss (verringert die Eintrittwahrscheinlichkeit) -1 Leicht hemmender Einfluss (verringert die Eintrittwahrscheinlichkeit gering) 0 Kein Einfluss (keine Veränderung der Eintrittwahrscheinlichkeit) 1 Leicht begünstigender Einfluss (erhöht die Eintrittswahrscheinlichkeit gering) 2 Begünstigender Einfluss (erhöht die Eintrittwahrscheinlichkeit) 3 Stark begünstigender Einfluss (erhöht die Eintrittwahrscheinlichkeit erheblich) Tabelle 3: Gewichtung der Korrelation. Schlüsselfaktor A Transportkosten A Transportkosten im Straßengüterverkehr A1 A2 A3 B LKW-Technik B1 B2 B3 A1 sinkend 0 1 2 A2 stagnierend -1 2 0 A3 steigend 3 2 -3 B LKW-Technik B1 modern, Platooning 2 -1 -1 B2 modern 2 1 -2 B3 Standard 1 0 -1 Tabelle 4: Beispiel der beeinflussenden Schlüsselfaktoren Transportkosten und LKW-Technik. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 91 Mobilität 6. Ausarbeitung der Szenarien Um die Szenarien in der Zukunft bis ins Jahr 2025 beschreiben zu können, wird festgelegt, welche Entwicklungen der sieben Schlüsselfaktoren miteinander in einem Szenario am ehesten auftreten können. Mithilfe einer Software werden die Daten der Matrix ausgewertet und konsistente Kombinationen von möglichen Entwicklungen der Schlüsselfaktoren generiert. Für die Zukunftstrends des Fachkräftemangels der Berufskraftfahrer in der Logistik werden demnach vier Szenarien erstellt: Ein positives und ein negatives Trendszenario (d.h. diese beiden Szenarien haben realistische Eintrittswahrscheinlichkeiten) sowie ein positives und ein negatives Extremszenario. Die beiden Extremszenarien werden durch eine noch stärkere Ausweitung der negativen und positiven Aspekte charakterisiert. Sie sollen zeigen, wie eine Zukunft des Berufs im besten oder schlechtesten Falle aussehen könnte, jedoch mit einer eher geringen Eintrittswahrscheinlichkeit (Abbildung 1). Ergebnisse Die hier gezeigte Szenario-Analyse liefert für die 4 definierten Szenarien folgende Ergebnisse: ■■ Positives Extremszenario: Besonders durch politische Maßnahmen, wie Einführung von Tariflöhnen, haben sich die Arbeitsbedingungen für den einzelnen Fahrer verbessert. Dadurch konnten größere Auswirkungen des Fahrermangels verhindert werden, denn die Ausbildungszahlen steigen kontinuierlich an. Abbildung 1: Trichtermodell einer Szenario-Analyse [Rei1992]. 92 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Negatives Extremszenario: Das negative Extrem szenario beinhaltet Lohn- und Arbeitsbedingungen, welche einem modernen Europa des 21. Jahrhunderts nicht entsprechen. Die Fahrerausbildung bietet keine Zukunftsperspektive. Insofern wird es dazu kommen, dass langfristig ein Fachkräftemangel in hohem Ausmaß entsteht. Eine starke Angebotslücke im Fuhrgewerbe ist die Folge. ■■ Positives Trendszenario: Besonders durch politische Maßnahmen, aber auch durch den spürbaren Fachkräftemangel selbst, haben sich die Arbeitsbedingungen in diesem Beruf verbessert. Durch eine nachhaltige Verkehrspolitik und damit verbundenen steigenden Ausbildungszahlen konnten verheerende Auswirkungen des Fachkräftemangels verhindert werden. Das Image des Berufs hat eine spürbare Aufwertung erhalten. ■■ Negatives Trendszenario: Dem Fachkräftemangel wird auf langfristige Sicht nicht nachhaltig entgegengewirkt. Durch unzureichende Arbeitsbedingungen (lange Arbeitszeiten, geringe Entlohnung) und das anhaltend schlechte Image, kann für eine nachhaltige Fahrerkapazität nicht gesorgt werden. Bis 2025 entsteht eine Angebotslücke v.a. an qualitativ anspruchsvollen Transporten. ■■ Zusammenfassung und Ausblick Die Anwendung der Szenario-Technik zeigt im vorliegenden Fall, dass sich die Lohn- und Arbeitsbedingungen des Berufs in der Zukunft stark unterscheiden können. Besonders die europaweite Transportbranche und deren Faktoren müssen betrachtet werden: Der harte Wettbewerb durch ausländische sowie ausgeflaggte deutsche Unternehmen wird die Lage beeinflussen. Insofern zeigt die Interpretation der Daten, dass ein negatives Trendszenario die größte Eintrittswahrscheinlichkeit besitzt: Solange die Löhne durch die harte Konkurrenz nicht steigen und solange sich die Arbeitszeiten nicht maßgeblich reduzieren lassen, wird sich der Beruf im Jahre 2025 im Bereich des negativen Trendszenarios wiederfinden. Da sich jedoch bereits heute in den anderen europäischen Staaten auch ein Fahrermangel abzeichnet, kann dies für die Transportbranche und vor allem für die deutsche Wirtschaft ein außerordentliches Risiko mit sich bringen, da zukünftig auch europaweit Fahrer gesucht sein werden. Die Erhöhung der Ausbildungszahlen sollte daher für die Mobilität Zukunft höchste Priorität haben um die Transportwirtschaft im Straßengüterverkehr aus eigener Kraft aufrechterhalten zu können. Als Ausblick ist festzuhalten, dass folgende Akteure diese Zukunft wesentlich beeinflussen können: Die Politik muss zutreffende Harmonisierungen im Transportgewerbe für inländische sowie ausländische Unternehmen schaffen, und zwar durch Überarbeitung bestehender Gesetze, Einführung neuer und korrekter Anwendung der geltenden Gesetze. ■■ Logistikdienstleister müssen ihre Unternehmensphilosophie ändern und auf Personal setzen, welches sie selbst ausbilden. ■■ Literatur [Bai2011]Baier, J. 2011: Trends im Straßengüterverkehr – Aktueller Status und Meinungen der Berufskraftfahrer in Deutschland, Hochschule Furtwangen. [Rei1992]Reibnitz, U. von 1992: Szenario-Technik: Instrumente für die unternehmerische und persönliche Erfolgsplanung. 2. Auflage, Wiesbaden. [Var2011]Vahrenkamp, R. 2011: Die logistische Revolution, Campus Verlag, Frankfurt. Nur wenn diese Faktoren in der Zukunft gemeinsam auftreten, kann der harte Wettbewerb im Transportgewerbe in den kommenden Jahren langfristig entschärft und dem drohenden Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 93 Mobilität Handlungsstrategien für die Risikoabsicherung von Logistikknoten Prof. Dr. Guido Siestrup, Dipl.-Kffr. Claudia Breuer Logistics nodes represent infrastructural linking points of transport in logistics networks. They unite different transport and logistics companies, as well as different traffic carriers within a relatively small area enabling the use of the same modes of transport and technical infrastructure. To enhance the resilience of logistics nodes against risk events, the examination with security aspects and the risk-sensitive design of logistics nodes is necessary. In this context, proactive and reactive measures can be captured. While proactive measures aim at the preventive avoidance of risks, reactive measures comprise situational and flexible reactions to risk events. Our research is focused on the development of situational handling strategies as a reactive measure to risk events. PROF. DR. GUIDO SIESTRUP Fakultät Wirtschaftsinformatik Lehrgebiete: Geschäftsprozesse, Logistik und Supply Chain Management Prodekan der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Mitglied im Institut für Angewandte Forschung der HFU Tel. 07723 920 2240 sig@hs-furtwangen Logistische Knotenpunkte stellen Verknüpfungspunkte des Verkehrs in Logistiknetzwerken dar und haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Güterverkehrsentwicklung [4]. Sie sind gekennzeichnet durch die räumlich konzentrierte Ansiedlung von Logistikunternehmen und die Zusammenführung verschiedener Verkehrsträger in spezifischen Standortgemeinschaften [3]. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die gemeinsame, unternehmensübergreifende Nutzung der in einem Logistikknoten vorhandenen Infrastruktur. Tritt in einem Logistikknoten ein Risikoereignis ein, kann es regional, national und sogar international zu Produktionsausfällen und zu Versorgungsengpässen für die Industrie, den Handel und die Bevölkerung kommen. DIPL.-KFFR. CLAUDIA BREUER Akademische Mitarbeiterin an der Fakultät Wirtschaftsinformatik Wissenschaftlicher Fokus: Logistikprozesse, Risikomanagement und Simulation Tel. 07723 920 2945 brc@hs-furtwangen Um das Gefährdungspotential von Logistikknoten und die Anfälligkeit dieser gegenüber Risikoereignissen zu reduzieren, mithin also deren Resilienz zu erhöhen, sind die Auseinandersetzung mit Sicherheitsaspekten und eine risikobewusste Gestaltung von Logistikknoten unerlässlich. Prinzipiell können in diesem Zusammenhang antizipative und reaktive Maßnahmen ergriffen werden. Während antizipative Maßnahmen auf die vorbeugende Vermeidung von Risiken zielen, umfassen reaktive Maßnahmen situativ angepasste und flexible Reaktionen [2]. Im Rahmen unserer Forschung stehen reaktive Maßnahmen im Vordergrund. Dabei ist anzumerken, dass die Handhabung der Auswirkungen von Risiken in der Literatur kaum Beachtung findet [7]. Als Beitrag zur Risikoabsicherung von Logistikknoten ist es das Ziel unserer Forschung, situationsgerechte Handlungsstrategien für die Rückkehr in den Normalbetrieb nach Eintritt eines Risikoereignisses zu entwickeln. Dazu wird zunächst die Konzeption zur Entwicklung situationsgerechter Handlungsstrategien vorgestellt, bevor auf die gegenwärtigen Ergebnisse eingegangen 94 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 wird. Als Anwendungsfall werden Güterverkehrszentren herangezogen, welche eine spezielle Ausprägung von Logistikknoten darstellen. Darstellung der Konzeption Die Konzeption zur Entwicklung von situationsgerechten Handlungsstrategien umfasst die drei Komponenten Ziele, Strategien und Methodik und ist in Abbildung 1 dargestellt. Durch die Ziele wird festgelegt, was erreicht werden soll: Da das Schadensausmaß von Risikoereignissen in Logistikknoten maßgeblich durch die sich aus ihnen ergebende Ausfalldauer transportrelevanter Infrastrukturen und der damit einhergehenden Unterbrechung von Wertschöpfungsprozessen bestimmt ist, sollen Handlungsmaßnahmen und -strategien daher insbesondere auf die Aufrechterhaltung und Fortführung des laufenden Betriebes bzw. einen schnellen Wiederanlauf der Geschäftstätigkeit in Logistikknoten und damit auf die Sicherung von Warenflüssen zielen. Die Strategien legen den Handlungsrahmen fest und geben an, wie die Ziele erreicht werden sollen: Aufgrund verschiedener Faktoren, welche die Entscheidungsfindung und damit die Auswahl von geeigneten Handlungsmaßnahmen und -strategien nach Eintritt unvorhergesehener Risikoereignisse erschweren, ist ein Bedarf an Entscheidungsunterstützung gegeben: Neben den unter Umständen erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen sind Entscheidungen nach Eintritt unvorhergesehener Ereignisse unter einem großen Zeitdruck zu treffen, weshalb eine strukturierte und ziel- Mobilität gerichtete Analyse der Entscheidungssituation nicht möglich ist [6]. Durch die Entscheidungsunterstützung sollen schnelle Entscheidungen und somit schnelle Reaktionen ermöglicht werden, damit die aus unvorhergesehenen Ereignissen resultierenden negativen Auswirkungen möglichst gering gehalten werden können [1]. Für die Strategieformulierung stehen somit die Aspekte Komplexitätsreduktion und Beherrschung von Dynamiken im Vordergrund. Die Komplexität kann durch die Verfügbarkeit risikorelevanter Informationen in Bezug auf Akteure, Ressourcen und Infrastrukturen in Logistikknoten sowie durch die Kenntnis über die Entscheidungssituation reduziert werden. Daraus lassen sich die folgenden Strategien zur Komplexitätsreduktion ableiten: ■■ ■■ Informationsbedarfsanalyse Situationsanalyse. Abbildung 1: Aufbau der Konzeption. Die Beherrschung von Dynamiken erfolgt durch die Berücksichtigung von Veränderungen des Warenflusses im Zeitverlauf und durch die Berücksichtigung intertemporaler Verknüpfungen von Maßnahmen. Daher sind zur Beherrschung von Dynamiken als Strategien erfasst: ■■ ■■ Flussanalyse und Maßnahmenanalyse. Durch die Methodik wird festgelegt, welche Maßnahmen für die Umsetzung der Strategien herangezogen werden: Dazu sind verschiedene Maßnahmen identifiziert und eine aus vier Modulen bestehende Methodik definiert. Zunächst ist eine Ist-Analyse durchzuführen, welche die Aufbau- und Ablauforganisation von Güterverkehrszentren berücksichtigt sowie die relevanten Elemente und Einflussfaktoren von Entscheidungssituationen nach Eintritt unvorhergesehener Ereignisse. Weiterhin ist ein Modell der Entscheidungsunterstützung zu konstruieren, welches die Informationen der Ist-Analyse als auch dynamische Entwicklungen berücksichtigt. Für die Bewertung verschiedener Situationen nach Schadenseintritt ist eine Szenarioanalyse durchzuführen. In einem vierten Schritt sind situationsabhängige Handlungsstrategien zu erfassen. Ergebnisse Für die Darstellung eines dynamischen Systemverhaltens und den daraus resultierenden Veränderungen im Zeitverlauf werden im Bereich der Logistik sehr häufig Simulationsmodelle angewandt [5]. Diesem Ansatz wird auch in unserer Arbeit gefolgt. Ein Simulationsmodell zur Entscheidungsunterstützung ist konstruiert. Dieses beinhaltet verschiedene Komponenten: ■■ Abbildung der Aufbau- und Ablauforganisation in Güterverkehrszentren ■■ Definition verschiedener Szenarien zur Simulation von Risikoereignissen ■■ Implementierung situationsabhängiger Handlungs- maßnahmen. Neben dem Simulationsmodell sind weiterhin situationsgerechte Handlungsmaßnahmen als Reaktion auf spezifische Situationen zu erfassen. Dabei ist zu beachten, dass im Zeitverlauf Situationsveränderungen durch die Änderung von Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren als auch durch Risikoereignisse hervorgerufene und nicht vorhersehbare Entwicklungen auftreten können. Für die Darstellung von Situationsänderungen, verbunden mit der Ergreifung verschiedener situationsgerechter Handlungsmaßnahmen, eignen sich Entscheidungs- Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 95 Mobilität In einem nächsten Schritt ist die Szenarioanalyse zur Bewertung verschiedener Handlungsmaßnahmen durchzuführen. Die Ergebnisse in Form bewerteter situationsbezogener Handlungsmaßnahmen fließen in den interaktiven Entscheidungsbaum und können im Falle unvorhergesehener Ereignisse zur Entwicklung einer Handlungsstrategie herangezogen werden. Literaturverzeichnis Abbildung 2: Beispielhafter interaktiver Entscheidungsbaum. bäume. Diese erlauben die Verkettung verschiedener Situationen und Handlungsmaßnahmen und somit die Abbildung einer Handlungsstrategie. Die Entscheidungsbäume sind dabei interaktiv als Ja/Nein-Entscheidungsbäume gestaltet (siehe Abbildung 2): In den Knoten eines Entscheidungsbaumes werden risikorelevante Aspekte zur Situation abgefragt, die interaktiv über Mausklick mit Ja (grüner Pfeil) oder Nein (roter Pfeil) beantwortet werden können. In Abhängigkeit von der Antwort werden die definierten Handlungsmaßnahmen als Ergebnis ausgegeben. Zusammenfassung und Ausblick Die in diesem Beitrag vorgestellte Methodik dient der Entscheidungsunterstützung nach Eintritt von Risikoereignissen zur Handhabung der Auswirkungen, welche von diesen Risikoereignissen ausgehen. Ziel ist die Sicherung von Warenflüssen durch das Sicherstellen stabiler Wertschöpfungsprozesse. 96 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 [1] Breuer, C., Siestrup, G., Haasis, H.-D. und H. Wildebrand (2013): Collaborative risk management in sensitive logistics nodes, in: Team Performance Management, Vol. 19, Nr. 7/8, S. 331-351. [2] Fischäder, H. (2007): Störungsmanagement in netzwerkförmigen Produktionssystemen, Wiesbaden: Dt. Univ.-Verlag, (zugl. Diss. der Techn. Univ. Ilmenau, 2005). [3] Gouvernal, E., Lavaud-Letilleul, V. und B. Slack (2011): Transport and Logistics Hubs: Separating Fact from Fiction, in: Hall, P., McCalla, R. J., Camtois, C. und B. Slack (Hrsg.): Integrating seaports and trade corridors, Farnham/ Burlington: Ashgate Publishing, S. 65-80. [4] Huber, S., Klauenberg, J. und B. Lenz (2013): Bestehende Ansätze und Anforderungen zur Integration logistischer Knoten in der Nachfragemodellierung des Güterverkehrs, in: Thaller, C. und U. Clausen (Hrsg.): Wirtschaftsverkehr 2013: Datenerfassung und verkehrsträgerübergreifende Modellierung des Güterverkehrs als Entscheidungs¬grundlage für die Verkehrspolitik, Berlin/ Heidelberg: Springer, S. 74-89. [5] Kuhn, A. und S. Wenzel (2008): Simulation logistischer Systeme, in: Arnold, D., Isermann, H., Kuhn, A., Tempelmeier, H. und K. Furmans (Hrsg.): Handbuch Logistik, Berlin/ Heidelberg: Springer, S. 73-94. [6] Mesarovic, M. D., Macko, D. und Y. Takahara (1970): Theory of Hierarchical, Multilevel Systems, New York u. a.: Academic Press. [7] Wagner, S. M. und C. Bode (2007): Empirische Untersuchung von SC-Risiken und SC-Risikomanagement in Deutschland, in: Vahrenkamp, R. und C. Siepermann (Hrsg.): Risikomanagement in Supply Chains: Gefahren abwehren, Chancen nutzen, Erfolg generieren, Berlin: Erich Schmidt, S. 59-79. t whe the re all tar We s er! other rend s sur Mobilität Für unser Team gibt es keine Probleme, nur Herausforderungen. Jeden Tag wachsen wir daran und schaffen Innovationen die weltweites Ansehen finden. Unser Team besteht aus Spezialisten die Lösungen erarbeiten an denen andere Firmen scheitern. Wir entwickeln und fertigen kunden- und anwendungsspezifische Messsysteme auf Basis der Sensortelemetrie. Die Sensortelemetrie an sich ist ein Prinzip der berührungslosen Energie- und Datenübertragung. Übertragen wird mittels eines hochfrequenten elektromagnetischen Feldes, bilateral. Diese Technik wird eingesetzt um Daten aus rotierenden Systemen ins starre System zu übertragen. Anwendungsbeispiele für den Einsatz unserer Telemetrie sind: Rennsport - Hubschrauber - Turbinen - Turbolader - Gelenk- und Antriebswellen von Automobilen - Windkraftanlagen - Prüfstandbau Wir agieren seit mehr als 20 Jahren im High-Tech Sektor der Forschung und Entwicklung und befinden uns in der Nische zwischen dem Maschinenbau und der Elektrotechnik. Um nur einige unserer Kunden zu nennen: Was bedeutet das für unsere Mitarbeiter und deren Aufgabenfelder? Erfassen der Messaufgabe Übersetzen in Randbedingungen für unser System Die Anfertigung von kompletten Messsystemen - Zusammenspiel aus Neuentwicklung und Standardmodulen abstimmen. Fehlersuche auf Bauteilebene ist unser täglich Brot, da auch an Standardmodulen Veränderungen vorgenommen werden um diese an die Messaufgabe des Kunden anzupassen. Unser kontinuierlich wachsende Firma ist stets auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 97 Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage www.sensortelemetrie.de Mobilität Systemsimulation eines Pedelecs – ein dynamisches Modell für virtuelle Tests Prof. Dr. Frank Allmendinger, David Schulz The German Federal Government plans to have one million electric cars on streets in 2020. In future, electric vehicles will be increasingly important in urban areas because they enable mobility with zero emissions which reduces particulate pollution in German cities. The market of electric cars is developing as same rapidly as the market of light electric vehicle, especially pedelecs which are bicycles with a motorized drive system for pedal assistance. Pedelecs are used to reach higher ranges on the way to work as same as for recreational sports. For quicker development time of the drive control system, a novel and innovative method is used the so called Software-in-the-Loop simulation. The main idea of this method is to replace the real pedelec with a virtual model of itself, so that there is no hardware and bicycle needed in early development state. PROF. DR. FRANK ALLMENDINGER Dipl.-Physiker, Fakultät Industrial Technologies Lehrgebiete: Physik, Messtechnik- und Sensorik, Festkörperphysik Forschungsinteressen: Sensorentwicklung, Mess technik, Simulation, Entwicklung mechatronischer Systeme Tel. 07461 1502 6622 frank.allmendinger@ hs-furtwangen.de Im Jahre 2020 sollen auf deutschen Straßen eine Million Elektrofahrzeuge fahren - so strebt es die Bundesregierung an. In Zukunft werden Elektrofahrzeuge besonders im urbanen Bereich immer bedeutsamer werden, da sie emissionsfreie Mobilität ermöglichen und somit zur Verbesserung der Feinstaubbelastung in deutschen Städten beitragen. Parallel zu den Elektroautos entwickelt sich der Markt der Leichtelektro fahrzeuge mindestens ebenso rasant. Pedelecs (Pedal Electric Cycle) sind Fahrräder mit einem motorischen Antriebssystem zur Tretunterstützung. Durch ihre hohe Flexibilität werden sie als Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit eingesetzt, aber auch im Freizeitsport genutzt um größere Reichweiten zu erzielen. rimente im Entwicklungsprozess durchzuführen, damit die Software iterativ optimiert werden kann. Für die Entwicklung der Antriebssysteme von Pedelecs wird eine Software-in-the-Loop Simulation (kurz: SiL) als innovative Entwicklungsmethode herangezogen. Bei einer SiL wird eine teilweise integrierte Software zur Steuerung des Antriebs direkt über Software-Schnittstellen mit der simulierten Umgebung getestet ohne Hardwaremodule zu benötigen. Besonders in neuen Geschäftsfeldern werden solche Methoden benötigt. Dort kann bisher noch fehlendes Know-how teilweise durch Simulationen kompensiert werden, da diese die Möglichkeit eröffnen, früh Expe- Eine Simulation ist auf einem mathematischen Modell aufgebaut, das die Zusammenhänge der zu simulierenden realen Umgebung so genau wie gefordert beschreiben können muss. Dazu wird ein kinematisches Modell abgeleitet, an welchem mit Hilfe des Impulssatzes die Kräftegleichungen aufgestellt werden können (Abbildung 1). In der Entwicklung des Fahralgorithmus für Pedelecs werden neue Konzepte zur adaptiven Tretunterstützung getestet. Durch die Simulation können die Parametersätze schnell und reproduzierbar getestet werden und somit den Entwicklungsprozess insgesamt verkürzen. Dieses Projekt beschäftigte sich mit der Entwicklung einer Systemsimulation für Pedelecs und Ansätzen für Tretunterstützung-Algorithmen. Modellbildung Die Fortbewegung des Pedelecs ist ein kinematischer Prozess und das mathematische Modell ist ein Differenzialgleichungssystem mit sieben Gleichungen: ⎛ s ⎞ ⎜ Fahrer ⎟ ⎜ v Fahrer ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ sRad ⎟ ⎜ v ⎟ = ⎜ Rad ⎟ ⎜ϕ Motor ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ω Motor ⎟ ⎜ Q ⎟ ⎝ Batterie ⎠ Abbildung 1: Kinematisches Modell. 98 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 ∫ d t f (t ) mit ⎛ v ⎞ ⎜ Fahrer ⎟ ⎜ aFahrer ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ v Rad ⎟ f t = ⎜ aRad ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ω Motor ⎟ ⎜ ⎟ ⎜α Motor ⎟ ⎜ i ⎟ ⎝ Batterie ⎠ () Mobilität DAVID SCHULZ Abbildung 2: Verifizierung der Systemsimulation: Das virtuelle Pedelec wird in der gleichen Umgebung wie das reale Pedelec getestet. Das Modell ist modular aufgebaut und besteht deshalb aus jeweils einer Differenzialgleichung für den Fahrer, das Fahrrad, den Motor und den Akkumulator. Die Teilsysteme sind miteinander gekoppelt. So wurde der Fahrer als schwingungsfähige Masse auf dem Fahrrad modelliert. Der Motor trägt über sein Antriebsmoment am Hinterrad ein und die Batterie speist den Motor mit Gleichstrom, der intern zu Drehstrom gewandelt wird. Dem Motor ist ein Getriebe nachgeschaltet mit dem Übersetzungsverhältnis i . Somit gilt der Zusammenhang M Antrieb = i ⋅ M Motor . Das Antriebsmoment wird durch den Motorstrom bestimmt und ist über einen „virtuellen Freilauf“ an die Beschleunigung des Fahrrads gekoppelt. Der Akku wird als ideal betrachtet. Hierbei ist die Änderung seiner Ladung gleich der Summe aller seiner Ladeströme und Entladeströme. Student Industrial Virtual Engineering, Fakultät Industrial Technologies Interessengebiete: Systemsimulation, Regelungstechnik, FEM und CFD sowie Optimierung [email protected] Simulation Der Impulssatz für den Fahrer lautet: mF ⋅ x F = Fc (x F , x R ) + Fd ( x F , x R ) − ⎡⎣ FL ( x F ) + FH (α (x F ))⎤⎦ Hierbei ist Fc und Fd die Feder- und Dämpfer-Kraft zwischen Fahrer und Fahrrad. Sie modelliert die Verbindung von Fahrer mit Rad. Die Luftwiderstandskraft und die Hangabtriebskraft hängen von der Geschwindigkeit des Fahrers und von der Hangneigung ab. Die Beschleunigung des Fahrrads wird ebenfalls über den Impulssatz berechnet: Das in der Modellbildung entwickelte virtuelle Pedelec (Differenzialgleichungssystem) wurde in MATLAB als numerische Simulation implementiert. Die Verifizierung des Modells ist der Abschluss der Modellentwicklung. Hierbei werden als Eingangssignale des simulierten Pedelecs Messdaten verwendet (Abbildung 2). Die Ergebnisse aus der Simulation wurden direkt mit den Messergebnissen verglichen (Abbildung 3). Wenn sich die Abweichungen in einem vertretbaren Bereich ⎛ 2 ⋅ J ⎞ M + M Antrieb ⎡ − ⎣ FH α x R + FR + Fc + Fd ⎤⎦ ⎜ 2 + mRad ⎟ ⋅ xRad = Tret R ⎝ R ⎠ ( ( )) Hierbei sind die Trägheitsgrößen die Masse des Fahrrades mRad , das Trägheitsmoment J der rotierenden Massen und die geometrische Größe der Radius R der Laufräder. Die Laufräder werden bezüglich des Trägheitsmoments als fast identisch angenommen. Das antreibende Moment ist eine Summe aus dem Tretmoment des Fahrers und dem Drehmoment des Antriebssystems. Die Hangabtriebskraft, die Reibungskräfte sowie die Verbindung des Fahrers zum Fahrrad sind äußere Kräfte. Abbildung 3: Repräsentativer Ausschnitt einer Verifizierung: Direkter Vergleich zwischen Messung und Simula tion, Abweichungen entstehen durch zusätzliche nicht messbare Einflüsse in der Messung (z. B. Gegenwind). Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 99 Mobilität Erst wenn die Relativ-Winkelgeschwindigkeit Null wird, beteiligt sich der Motor an der Beschleunigung des Systems. Diese Besonderheit wird auch „System ordnungswechsel“ genannt: Sobald sich der Motor in das System einklinkt, reduziert sich die Anzahl der Bewegungsgleichungen von sieben auf fünf. Abbildung 4: Virtueller Freilauf, sobald der Motor die notwendige Relativgeschwindigkeit erreicht hat, ist er mechanisch an das Fahrrad gekoppelt. Ein ähnliches Phänomen ist das Nullstellenproblem. Die Bremsen des virtuellen Pedelecs verringern bei deren Betätigung die Geschwindigkeit des Pedelecs bis zum Stillstand. Aus numerischen Gründen wäre das Erreichen des Stillstands (v = 0) ein äußerster Zufall. Bei diesem Modell wird der Stillstand konsequent erreicht (Abbildung 5). Tretunterstützungs-Algorithmen Abbildung 5: Nach dem Bremsvorgang tritt der Stillstand numerisch exakt ein. Abbildung 6: Unterstützungsprinzipien. Nr. 1: natürliches Tret-Moment durch den Fahrer; Nr. 2: kommerzielle Unterstützung (Kurbelwinkel-unabhängig + konstant); Nr. 3: vorgesehene adaptive Unterstützung in Beschleunigungssituationen; Nr. 4: vorgesehene adaptive Unterstützung in Nicht-Beschleunigungssituationen - „Runder Tritt“. befinden, gilt die Simulation als geeignet. Die größten Einflüsse auf die Bewegung des Pedelecs haben das antreibende Moment und die Hangabtriebskraft. Für die spätere Anwendung der Simulation ist das Systemverhalten wichtig. Mit dieser Simulation ist es möglich, das Anlaufverhalten des Motors zu optimieren. Im Modell ist der Motor durch einen virtuellen Freilauf vom restlichen Pedelec getrennt (Abbildung 4). 100 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Die Arbeitsmaschine Mensch-Fahrrad ist komplex und schwer zu beschreiben. Deshalb wurden stattdessen Messungen durchgeführt. Auf einer Teststrecke wurden die Tretkraft und die resultierenden Bewegungsgrößen gemessen und ausgewertet. In Abbildung 6 ist im Diagramm Nr. 1 der gemessene Verlauf des Tretmoments dargestellt. Die Drehrichtung ist im Gegenuhrzeigersinn aufgetragen. Der Radius ist proportional zur Größe des resultierenden Moments. Die linke Ausbuchtung stellt das Moment durch das linke Bein, der die rechte Ausbuchtung durch das rechte Bein dar. Im Diagramm Nr. 2 ist die rote Kurve das resultierende Moment, wenn ein Mittelmotor hinzugeschaltet wird. Der Mittelmotor erzeugt ein konstantes, winkelunabhängiges Moment. Für das System wird keine detaillierte Information über das menschliche Tretmoment benötigt. Wird das Moment jedoch durch ein winkelaufgelöstes Messsystem erfasst, sind vollkommen neue Ansätze möglich. In Diagramm Nr. 3 und Nr. 4 sind zwei adaptive Ansätze gezeigt. Das Konzept in Diagramm Nr. 3 vervielfacht das menschliche Tretmoment. Dadurch entsteht eine beschleunigte Bewegung. Der Fahrspaß kann dadurch gesteigert werden. Dieses Konzept ist für Betriebszustände mit niedriger Geschwindigkeit vorgesehen. In Diagramm Nr. 4 wird durch adaptive Regelung der „Runde Tritt“ erzeugt. Besonders interessant wird dieser Ansatz beim Betrieb des Mobilität Pedelecs an der Abschaltgrenze (25 km/h oder 45 km/h bei S-Pedelecs). Mit diesem Ansatz erreicht man eine Null-Beschleunigung, das häufig auftretende „Ruckeln“ des Systems wird dadurch unterdrückt. Diese beiden Konzepte können auch Geschwindigkeits- und Steigungsabhängig kombiniert werden. Zusammenfassung In diesem Projekt wurde ein virtuelles Pedelec entwickelt, mit welchem Software-in-the-Loop Simulationen durchgeführt werden können. Anwendung findet dieses dynamische Modell bei der Entwicklung der Antriebssteuerung des Pedelecs. Dadurch können in kürzerer Zeit mehr Parametersätze getestet werden, ohne dass die Hardware bereits fertig entwickelt sein muss. Das Modell des Synchronmotors kann sowohl als Mittelmotor eingesetzt oder auch als Radnabenmotor verwendet werden, um entweder am Vorder- oder Hinterrad oder an beiden Rädern eingesetzt zu werden (Allrad-Konzept). Durch ein winkelauflösendes Messsystem werden neue Tretunterstützungsmodi möglich. Danksagung Der Initiator dieses Projekts ist die Firma Marquardt Mechatronik GmbH. Besonderer Dank gilt Herrn Peter Broghammer und Herrn Dietmar Weisser, die das Projekt betreut und unterstützt haben. Dieser Artikel baut auf der Praxissemesterarbeit von David Schulz auf, die im Februar 2014 durch die „Private Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur“ mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde. Wir danken Herrn Ewald Marquardt für die großzügige Unterstützung des Projekts. Literatur [1] Nationaler Entwicklungsplan Elektromobilität, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, http://www.bmvi.de/SharedDocs/ DE/Anlage/VerkehrUndMobilitaet/nationalerentwicklungsplan-elektromobilitaet.pdf?__ blob=publicationFile Seite 18, 17.10.2014. [2] D. Schulz, Praxissemester Projekt Bericht – Systemsimulation Pedelec, 6. September 2013, Marquardt Mechatronik GmbH, Hochschule Furtwangen. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 101 Kommunikation Miniaturisiertes taktiles Mensch-Maschine-Interface Prof. Dr. Ulrich Mescheder, M.Sc. Rui Zhu PROF. DR. ULRICH MESCHEDER Fakultät Mechanical and Medical Engineering Forschungsgebiete: Mikrosysteme, Mikround Nanotechnologie Prorektor und Leiter des Instituts für Angewandte Forschung der HFU Tel. 07723 920 2232 [email protected] M.SC. RUI ZHU Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Mechanical and Medical Engineering Forschungsgebiete: Mikrosysteme, Mikroaktoren Tel. 07723 920 2101 [email protected] HMIs (Human-Machine-Interfaces) are of increasing importance due to the ongoing trend towards digitalization and electrification of our environment and especially due to progress in so-called assistive technologies (in automation, in cars, AAL). One transfer channel is the tactile channel which is widely employed for transmission from humans to machines (touch screens, simple buttons, switches etc.), however, the opposite direction from machine (computer) to humans is only used in very specific and limited (in respect to information density) applications. One example of this direction is Braille for blind people and haptic feedback provided by touch-screens. In 2013 the MIT presented a 3D tactile display in the size of desk [1].The HFU is working on miniaturized tactile devices which can transmit even complex information content (and even 3D structures as MIT’s device) via the tactile senses e.g. in the fingertip. Komfortable Mensch-Maschine-Schnittstellen sind von wachsender Bedeutung aufgrund der zunehmenden Technisierung und Digitalisierung unserer Umwelt. Nach wie vor ist das Auge (Sehen) die wichtigste Schnittstelle zu einem Rechner oder allgemein zu einem informationstechnischen System. Auch das Ohr (Hören) ist ein wichtiger Informationskanal, aber als Mensch-Maschine-Schnittstelle nur eingeschränkt nutzbar. Während bei der Informationseingabe taktile Schnittstellen seit einigen Jahren insbesondere mit berührungsempfindlichen Displays Einzug gehalten haben, ist die taktile Schnittstelle beim Empfangen von Informationen auf einfache Inhalte beschränkt. Mittels Braille-Ausgabegeräten können allerdings Blinde Texte „lesen“. Jüngst hat das MIT ein taktiles 3D-Display vorgestellt, das die Größe eines Schreibtischs hat [1]. An der HFU arbeitet man seit zwei Jahren an miniaturisierten taktilen Displays. Im Rahmen eines BMBFProjekts wurde die taktile Informationsausgabe zur Navigationsunterstützung von Blinden untersucht [2]. Das Konzept lässt sich auch als taktiles Interface zur Informationsübermittelung an den Menschen in einer Vielzahl von weiteren Anwendungen und Situationen nutzen. Konzept des miniaturisierten taktilen Informationsgebers Die Informationen werden bei dem HFU-Konzept in Form von einzelnen ausfahrbaren „Beulen“ („bumps“), die im Idealfall aus einer planen Oberfläche hervortreten, repräsentiert (1 bump = 1 bit). In [2] wurde dargestellt, welche Empfindlichkeit die menschliche Haut für taktile Informationen hat. Als Ergebnis wurden Layoutregeln für ein miniaturisiertes taktiles Display festgelegt. Demnach sind für die vier möglichen Rezep- 102 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 toren in der menschlichen Haut die besten Ergebnisse durch Anregung der sogenannten Merkel-Zellen in der Haut zu erwarten. Die Amplitude der einzeln herausfahrbaren „bumps“ muss danach mindestens 30 µm sein, sollte aber unter 300 µm bleiben, um nicht auch noch die sogenannten Ruffini-Rezeptoren in der Dermis anzuregen. Als Amplitude wurden daher 100 µm festgelegt. Weiterhin wird ein dynamisches Signal benötigt (bei 5 Hz vibrierende Beule). Wegen der begrenzten lokalen Auflösung der Merkel-Rezeptoren ist ein Abstand zwischen den „bumps“ unter 500 µm nicht sinnvoll. Die Herausforderung besteht nun darin, mit Hilfe der Mikrotechnik solche relativ großen Bewegungshübe von 100 µm auf kleinstem Raum zu realisieren. Hierzu wird das Prinzip des pneumatischen Verstärkers verwendet: eine kleine Kammer wird mit einer inkompressiblen Flüssigkeit (z.B. Paraffinöl) gefüllt und durch zwei flexible Membranen abgeschlossen. Durch unterschiedliche Flächenverhältnisse der beiden flexiblen Membranen kann das Verstärkungsverhältnis eingestellt werden: eine kleine (pneumatische) Anregung auf der Seite mit größerer Membranfläche führt zu einer sehr viel größeren Auslenkung auf der Seite mit der kleineren Membranfläche (Abb. 1a). Die zweite Herausforderung ist, ein geeignetes, miniaturisiertes Aktorprinzip zur pneumatischen Anregung zu finden. An der HFU werden dazu EAP - Electro-ActivePolymers - untersucht [3]. Stand der Arbeiten und erste Ergebnisse Das pneumatische Verstärkungsprinzip wurde mit Finite-Elemente-Methoden simuliert (Comsol). Dabei Kommunikation zeigt sich, dass die Art der Anregung der größeren Membranfläche für das Verstärkungsverhältnis entscheidend ist. Während bei einer normalen Druckbeaufschlagung einer Membran mit einem Flächendruck das Verstärkungsverhältnis mit ca. 2 relativ klein ist, kann bei einer stempelartigen Auslenkung der Membran ein Verstärkungsverhältnis von über 10 erreicht werden (Abb. 1 b, c). Mit den oben genannten Vorgaben wurde ein erstes, allerdings noch pneumatisch angeregtes kleines Display entwickelt und erstmals auf der Sight City in Frankfurt im Mai 2014 erfolgreich getestet. Die Herstellung ist in Abb. 2 gezeigt: Zunächst werden in einen SiWafer Kavitäten geätzt, die mit einem Öl gefüllt werden. Anschließend werden die beiden Oberflächen mit einer PDMS-Folie belegt, womit die mit Öl gefüllten Kavitäten verschlossen werden. PDMS ist ein farbloser und biokompatibler Polymer. Zur Verarbeitung der PDMS-Folien hat die HFU jüngst ein Patent angemeldet [4]. Abb. 1: (a) Prinzip der pneumatischen Verstärkung; (b, c) Finite Elemente Simulation für zwei unterschiedliche Verformungsarten der größeren (hier unteren) Membranfläche. Während bei einer sich normalerweise einstellenden gekrümmten Membranverbiegung ein Hub von 52,8 µm der unteren Membran nur auf 134 µm verstärkt wird (c), erzielt man bei einer stempelartigen Bewegung der unteren Membran eine Verstärkung von 11,4 µm auf 123,3 µm, also um mehr als einen Faktor 10 (b). Einen Eindruck eines Arrays gibt Abb. 3. Auf der Sight City wurde die Erkennbarkeit verschiedener Zeichenfolgen mit Blinden und Sehbehinderten erfolgreich getestet. Derzeit wird im Rahmen einer Promotion in Kooperation mit der Universität Freiburg (Frau Prof. Wallrabe) das EAP-Prinzip untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass damit grundsätzlich miniaturisierte taktile Displays realisierbar sind. Referenzen [1] www.fastcodesign.com/3021522/innovation-bydesign/mit-invents-a-shapeshifting-display-youcan-reach-through-and-touch, abgerufen am 21.10.2014. [2] U. Mescheder, R. Huster, R. Zhu: Mikrosystemtechnischer Informationsgeber für ein Blindennavigationssystem, Forschungsbericht der HFU 2012, S. 17-19. [3] K. Ren, S. Liu, M. Lin, Y. Wang, Q.M, Zhang: A compact electroactive polymer actuator suitable for refreshable Braille display, Sensors and Actuators A 143 (2008) 335–342. [4] Patentanmeldung: A. Filbert, R. Zhu: Verfahren zur Herstellung polymerer Membranen. Abb. 2: Ablauf der Verfahrensschritte zur Herstellung eines „bumps“, der mit Hilfe des Prinzips der pneumatischen Verstärkung ausgelenkt wird. Abb. 3: Array mit 8 pneumatisch auslenkbaren bumps, Chipfläche ist etwa 2 cm². Die „bumps“ sind ca. um 100 µm ausgelenkt. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 103 Kommunikation Event Processing Prof. Dr. Bernhard Hollunder, Dipl.-Inform. Alexander Wahl Event Processing covers concepts and technologies that allow the continuous analysis of streams of information in real-time. In this context, a piece of information is represented by a so-called event indicating that something of interest has happened. This article briefly introduces the computational model of event processing followed by a list of important application domains. As event processing has moved to the mainstream computing over the last years, new challenges came up, in particular from the perspective of software engineering. Challenges currently being addressed by the Software Engineering working group of the faculty of Computer Science are discussed. PROF. DR. BERNHARD HOLLUNDER Fakultät Informatik Forschungsgebiete: Software Engineering, Software-Architektur, Gütekriterien für verteilte Dienste Prodekan der Fakultät Informatik Tel. 07723 920 2407 [email protected] Verschiedene Trends haben die IT in den letzten Jahren immens geprägt, wie beispielsweise die steigende Anzahl internetfähiger Endgeräte sowie deren Vernetzung. Hiermit sind nicht nur die mobilen Endgeräte gemeint, die inzwischen (fast) jeder von uns hat und nicht nur zum Telefonieren nutzt. Die Vernetzung wird vor allem auch durch die Vielzahl von installierten Sensoren zur Erfassung und Verarbeitung unterschiedlichster Daten vorangetrieben. Stellvertretend für eine Reihe von Domänen soll hier die Automobilbranche erwähnt werden, die das Fahrzeug als Teil des Internets werden lässt. Moderne Fahrzeuge erfassen und verbreiten eine Vielzahl von Motor- und Leistungsdaten, die etwa zur Optimierung der Fahrweise oder der frühzeitigen Identifikation von technischen Problemen und deren Behebung – auch unter Verwendung externer Dienste – genutzt werden können. Des Weiteren können zusätzliche Datenquellen wie etwa Wetter- und Verkehrsdaten vor und während der Fahrt für die ideale Routenplanung herangezogen werden. Die massive Vernetzung internetfähiger Geräte hat zur Folge, dass das zu speichernde Datenvolumen weiterhin massiv ansteigt. Seit Jahren wird diese Situation auch mit „Big Data“ umschrieben. Die riesigen Datenmengen wären jedoch nahezu nutzlos, wenn diese nicht ausgewertet werden können. Daher wurden im Umfeld von Big Data in den letzten Jahren eine Reihe von neuen Algorithmen konzipiert und implementiert. Viele dieser Ansätze folgen der klassischen Datenbank-orientieren Arbeitsweise: „Speichern von Daten und die anschließende Verarbeitung“. Hiermit ist gemeint, dass die neu übermittelten Daten zunächst über entsprechende Schnittstellen in einen Datenspeicher geschrieben werden. Nachfolgend können über Anfragen auf diese Daten zugegriffen werden. Für viele Anwendungsbereiche, wie etwa Suchmaschinen, hat sich diese Strategie bewährt, insbesondere dann, wenn eine zeitliche Latenz zwischen dem Speichern und Abfragen von Informationen unkritisch ist. Soll jedoch zeitnah („near real-time“) auf neue Informationen reagiert werden, bedarf es anderer Techniken – wie sie etwa im Bereich des „Event Processing“ konzipiert wurden. Event Processing Abbildung 1: Grundsätzliche Arbeitsweise des Event Processing. 104 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Beim Event Processing (vgl. [1], [2]) wird die oben genannte Arbeitsweise invertiert: Beim Eintreffen neuer Daten – den sogenannten Ereignissen – erfolgt zuerst die Verarbeitung, um nachfolgend geeignete Aktionen durchzuführen wie etwa die Aktualisierung von Datenbeständen, den Aufruf von Diensten oder die Erzeugung von aggregier- Kommunikation ten Daten, die in der Literatur auch als komplexe Ereignisse bezeichnet werden. Abbildung 1 illustriert diese Arbeitsweise. ■■ In der oberen Bildhälfte wird der kontinuierlich eingehende Strom von Ereignissen in Form von kleinen Rechtecken dargestellt. Je nach Ereignisquelle hat ein einzelnes Ereignis einen bestimmten Typ, der beispielsweise eine GPS-Koordinate, ein Vitalparameter, das Publizieren einer Nachricht in einem sozialen Netz oder eine Aktion innerhalb eines Bestellvorgangs repräsentiert. Anwendungsbereiche Der Ereignisstrom wird fortlaufend von einer Event Processing Anwendung beobachtet. Vereinfacht dargestellt besteht eine Event Processing Anwendung aus zwei Teilen: der Event Processing Engine und einer Menge von anwendungsspezifischen Anfragen. Diese Anfragen zeichnen sich dadurch aus, dass sie zum einen Beziehungen und zeitliche Korrelationen zwischen verschiedenen Ereignissen spezifizieren können und zum anderen kontinuierlich über dem eingehenden Ereignisstrom ausgewertet werden. Wenn in dem Ereignisstrom eine Kombination von verschiedenen Ereignissen gefunden wird, die eine Anfrage erfüllt, wird eine festgelegte Aktion durchgeführt. Für die Definition von Anfragen können Sprachen aus der Familie der „Event Processing Languages“ (EPL) verwendet werden. Die folgende, abstrakte Anfrage soll einen Eindruck von der Mächtigkeit sowie der Komplexität einer EPL geben: select e, g from pattern where[pattern e=E -> NOT f=F -> g=G] where e.attr1 == g.attr2 AND timer:within(2 sec) Zur Erfüllung dieser Anfrage müssen die folgenden Bedingungen zutreffen: Es treten zwei Ereignisse e und g, jeweils vom Typ E und G, auf (select e,g … e=E … g=G). ■■ Die Eigenschaft attr1 von e ist identisch mit der Eigenschaft attr2 von g (e.attr1 == g.attr2). ■■ Das Ereignis g folgt dem Ereignis e innerhalb von 2 Sekunden (timer:within(2 sec)). Zwischen dem Auftreten von e und g darf kein Ereignis vom Typ F vorkommen (pattern e=E -> NOT f=F -> g=G). In unterschiedlichen Anwendungsbereichen werden die Techniken des Event Processing zur zeitnahen Verarbeitung von Informationen eingesetzt. Exemplarisch sollen folgende Bereiche genannt werden: Umweltinformationssysteme zur permanenten Auswertung von Messdaten und direkter Benachrichtigung beim Überschreiten kritischer Grenzwerte ■■ Verkehrsleitsysteme zur optimalen Nutzung von Verkehrsinfrastrukturen in Abhängigkeit aktueller Verkehrsströme und Wetterdaten ■■ Logistiksysteme zur kontinuierlichen Lokation von Gütern und der intelligenten Steuerung ■■ Finanzwirtschaft zur unmittelbaren Erfassung von Änderungen von Börsenwerten und Währungsschwankungen ■■ Monitoring von Netzinfrastrukturen zur Erkennung von Anomalien ■■ Überwachung von Gütekriterien in verteilten Infrastrukturen. ■■ DIPL.-INFORM. ALEXANDER WAHL Akademischer Mitarbeiter der Fakultät Informatik Forschungsgebiete: Software Engineering, Software-Architektur, Gütekriterien für verteilte Dienste Tel. 07723 920 2320 [email protected] Das letztgenannte Szenario wurde in dem Forschungsprojekt QoS/SOA des BMBF ausgearbeitet und zeigt die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Event Processing [3], [5]. Aktuelle Herausforderungen und Forschungsaspekte Durch den breiten Einsatz des Event Processing ergeben sich Grenzen bzw. Defizite dieser Technologie, aus denen sich interessante Herausforderungen für die weitere Forschung ergeben. Beispielsweise stehen nur in eingeschränkter Form Lösungen für die folgenden Fragestellungen zur Verfügung: ■■ Wie kann bei einer signifikanten Erhöhung des Datenvolumens (Stichwort „Big Data“) die Skalierbarkeit gewährleistet werden? ■■ Bedingt durch die temporale Semantik von EPL-basierten Anfragesprachen ergibt sich eine besondere Komplexität bei der Verifikation und ■■ Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 105 Kommunikation Validierung von Event Processing Anwendungen. Hier stellt sich die Frage, welche Methoden der Qualitätssicherung und Testautomatisierung eingesetzt werden können? ■■ Wie sieht ein geeignetes Vorgehensmodell für die Erstellung von Event Processing Anwendungen aus und welche „Best Practices“ haben sich bewährt? In der Arbeitsgruppe Software Engineering der Fakultät Informatik werden derzeit insbesondere die ersten beiden Fragestellungen näher untersucht. Mit „Storm“ (vgl. https://storm.incubator.apache. org) steht ein hochskalierbares System für das „Stream Processing“ in Echtzeit zur Verfügung. Im Gegensatz zum Event Processing verfügt Storm über keine deklarative Anfragesprache. Die Analyse der Ereignisströme erfolgt stattdessen durch eine sogenannte Topologie aus untereinander vernetzten lesenden und modifizierenden Komponenten. Die Anwendungslogik muss dabei vollständig in einer Programmiersprache, wie Java, codiert werden. Dies hat zur Folge, dass die Umsetzung der geforderten Fachlogik typischerweise mit höherem Aufwand und Produktivitätsverlust verbunden ist. Es stellt sich somit die Frage, wie sich die Stärken von beiden Technologien – die Skalierbarkeit von Storm sowie die Nutzung einer deklarativen Anfragesprache beim Event Processing – kombinieren lassen. Derzeit wird an der Fakultät der folgende Ansatz verfolgt: Für eine gegebene Menge von EPL-Anfragen soll automatisiert eine entsprechende Storm-Topologie abgeleitet werden, die optimal skaliert. Bei der agilen Softwareentwicklung werden funktionale Erweiterungen bzw. Änderungen der Anwendungslogik jeweils in kurzen Entwicklungszyklen durchgeführt. Hierbei ist es erforderlich, dass Maßnahmen zur Qualitätssicherung in den jeweiligen Iterationen berücksichtigt und möglichst automatisiert durchgeführt werden können. Bewährte Testverfahren des Software Engineerings wurden bislang jedoch nur in eingeschränkter Weise hinsichtlich der spezifischen Anforderungen des Event Processing verfeinert. In einer sogenannten „Mapping Study“ [4] werden aktuell in der Arbeitsgruppe systematisch die in der Literatur vorgeschlagenen Ansätze „kartographiert“. Dies umfasst eine Kategorisierung bezüglich der Testmethodik sowie der praktischen Anwendbarkeit der vorgeschlagenen Konzepte. 106 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Zusammenfassung Bedingt durch die Vielzahl möglicher Anwendungsgebiete werden weitere Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung beim Software Engineering von Event Processing Anwendungen benötigt. In der gleichen Weise wie in den letzten Jahren die Plattformen für das Event Processing (wie etwa Esper, StreamInsight und StreamBase, um nur einige zu nennen) gereift sind und eine hohe Robustheit aufweisen, müssen zusätzliche praxistaugliche Konzepte und Verfahren für die Entwicklung von Event Processing Anwendungen bereitgestellt werden. Ausgewählte Themenaspekte, wie die weiter oben beschriebenen, werden derzeit an der Fakultät Informatik untersucht. Literaturverzeichnis [1] G. Cugola, A. Margara: Processing Flows of Information: From Data Stream to Complex Event Processing, ACM Computing Surveys, 44(3):15:1– 15:62, 2012. [2] O. Etzion, P. Niblett: Event Processing in Action, Manning, 2010. [3] B. Hollunder, A. Al-Moayed, A. Wahl: A Tool Chain for Constructing QoS-aware Web Services. In: Performance and Dependability in Service Computing: Concepts, Techniques and Research Directions, S. 189-211, IGI Global, ISBN 978-160960-794-4, 2011. [4] K. Petersen, R. Feldt, S. Mujtaba, M. Mattsson: Systematic Mapping Studies in Software Engineering. In: Proceedings of the 12th International Conference on Evaluation and Assessment in Software Engineering (EASE‘08), S. 68-77, 2008. [5] A. Wahl, A. Al-Moayed, B. Hollunder: An Architecture to Measure QoS Compliance in SOA Infrastructures, The Second International Conference on Advanced Service Computing, S. 27-33, 2010. Kommunikation WASTLHOF VERWÖHN-AUSZEIT 3 ÜN inkl. Wohlfühlpension und Wildschönaucard ab 243,- Euro p.P. im DZ Alpenrose Ganz dahoam. l e t o h l h ü f Ihr Wohl . u a n ö h c s d l i W r e d in Der Wastlhof**** Wildschönauerstr. Niederau 206 · A - 6314 Wildschönau/Tirol Telefon +43/(0)5339/8247 · [email protected] · www.hotelwastlhof.at Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 107 Kommunikation Korrektur optischer Abbildungsfehler im Kontext stereoskoper Videoproduktionen Prof. Dr. Thomas Schneider, Prof. Nikolaus Hottong Among the different types of lens aberrations by which many cinematographic camera systems are afflicted, geometric distortion is particularly ciritical for stereoscopic video production. Lens distortion causes edges that are perfectly straight in the real scene to appear curved in the image. Different distortion profiles in stereo camera pairs result in alignment problems and in discrepancies between left and right views. In the course of the project ADEKKA 1, an algorithm for a highly precise and robust detection of lens correction parameters has been developed and implemented. A benchmark test against the distortion correction modules of two commercial software packages indicates a superior correction performance and robustness of the ADEKKA module, which has the added advantage of requiring a less intricate calibration process. PROF. DR. THOMAS SCHNEIDER Fakultät Digitale Medien Lehrgebiete: Mathematik und Physik der digitalen Medien Forschungsgebiete: Optische und digitaloptische Systeme Tel. 07723 920 2879 [email protected] Verzeichnung von Aufnahmeund Projektionsoptiken Objektive für Photo- und Videokameras weisen ebenso wie Optiken von Lichtbildprojektoren je nach Bauart und Qualitätskategorie mehr oder weniger große Abweichungen (Aberrationen) von idealem Abbildungsverhalten auf. Zu den Aberrationen, die für stereoskope Videoproduktionen und -projektionen besonders problematisch sind, zählen Verzeichnungsfehler, d.h. Variationen des Abbildungsmaßstabs über das Bildfeld. Im Gegensatz zu anderen optischen Bildfehlerarten kann Verzeichnung nicht durch „Abblenden“, d.h. durch Verkleinerung des Öffnungsdurchmessers der Objektiv- oder Kamerablende, verringert werden. Verzeichnung ist am deutlichsten wahrnehmbar, wenn Motive aufgenommen werden, die längere gerade Kanten besitzen. Bei den am häufigsten auftretenden Verzeichnungsformen erscheinen Kanten zur Bildmitte hin oder von der Bildmitte weg gekrümmt, man spricht im ersten Fall von „kissenförmiger“, im zweiten von „tonnenförmiger“ Verzeichnung, Abb. 1 und 2. 1 Autodetektion und Korrektur von Kameraobjektivfehlern im Hinblick auf stereoskope Videoproduktionsverfahren. 108 Während tonnenförmige Verzeichnung typisch für Weitwinkelobjektive in Retrofokusbauweise ist, zeigen Teleobjektive oder Zoomobjektive bei langer Brennweiteneinstellung oft kissenförmige Verzeichnung; dagegen werden wellenförmige Verzeichnungscharakteristiken, die physikalisch durchaus möglich sind, vgl. [3], im modernen computergestützten OptikDesign nach Möglichkeit vermieden. Verzeichnung im Kontext der Stereoskopie (S3D) Verzeichnung in monokularen Stand- oder Bewegtbildern wird je nach Motiv und Ausmaß als mehr oder weniger große ästhetische Störung des Bildeindrucks wahrgenommen, dagegen sind bei stereoskopen Filmproduktionen die Unterschiede im Verzeichnungsverlauf zwischen linkem und rechtem Kanal problematisch. Denn zum einen erschweren diese schon bei der Aufnahme die Ausrichtung (das Alignment) der Kameras und zum anderen treten selbst nach zeitaufwändig erzielter Kompromiss-Ausrichtung noch sogenannte Teilbildkonflikte auf, welche zu Sehirritationen beim Zuschauer führen können, vgl. [2], [4], [7]. Zur Abb. 1: Bilder von Schachbrettmustermotiven mit tonnenförmiger Verzeichnung (links) bzw. kissenförmiger Verzeichnung (rechts). Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Kommunikation PROF. NIKOLAUS HOTTONG Abb. 2: Dieses Bild mit einer Teilansicht des I-Gebäudes am Standort Furtwangen zeigt deutliche tonnenförmige Verzeichnung. Abb. 3: Bilder eines Gittermotivs bei unterschiedlichen Verzeichnungscharakteristiken im Rechts- bzw. Linkskanal (zur Verdeutlichung farblich unterschieden). Verdeutlichung ist in Abb. 3 eine in der Praxis typische Situation dargestellt. Die zugrundeliegenden Verzeichnungsparameter wurden an einem Paar von Kameraobjektiven gemessen, die kissenförmige Verzeichnung mit voneinander verschiedenen Zentren aufweisen. die grundsätzlich auftreten und beim Zuschauer Sehbeschwerden auslösen können: In der linken oberen Ecke zeigt sich ein deutlicher Unterschied der Bildinhalte, rechts ist beispielhaft der Vertikalversatz zweier Kanten hervorgehoben (vertikale Disparität) und im Zentralbereich wird die innerste Gitterzelle in unterschiedlichen Abbildungsmaßstäben dargestellt. Letzteres ergibt für den Betrachter lokal einen Effekt, wie er in der Ophtalmologie unter dem Stichwort Aniseikonie bekannt ist. Die menschliche Stereopsis ist bei gesundem Visus äußerst präzise ausgeprägt (hyperacuity) und entsprechend leicht irritierbar, vgl. [2]. Abb. 4 zeigt schematisch die Arten von Stereo-Teilbildkonflikten, Fakultät Digitale Medien Lehrgebiete: Medientechnologien, A/V-Produktion, Netzwerktechnologien Forschungsgebiete: S3DProduktion, Virtual Sets, Postmediale Produktions wirklichkeiten Tel. 07723 920 2519 [email protected] Abb. 4: Schematische Darstellung der Auswirkungen verzeichnungsinduzierter Stereo-Teilbildkonflikte auf die menschliche Wahrnehmung. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 109 Kommunikation Erfassung und digitale Korrektur optischer Abbildungsfehler Die durch die Abbildungskette vom Motiv über das Objektiv und den Sensor bis hin zum Speichermedium erzielten Bildergebnisse können grundsätzlich an verschiedenen Schnittstellen verändert werden. So können kamerainterne Prozessschritte heute z.B. durch die Nachbearbeitung mit Bildbearbeitungswerkzeugen ergänzt werden. In Tabelle 1 sind verschiedene Ansätze zur Erfassung und Korrektur von Verzeichnung zusammengestellt. Auf dem Markt findet sich eine Vielzahl von Softwarepaketen, die Verzeichnungskorrektur ermöglichen, entweder durch direkte Benutzereingaben nach individueller Inspektion von Bildern oder auf Grundlage von Profilen, die von Objektivherstellern geliefert oder von der Benutzern erstellt und eingelesen werden können. Aufgrund von Fertigungstoleranzen und wegen der variablen Bedingungen im Einsatz können die Eigenschaften von Objektiven im Einzelfall von Herstellerangaben mitunter deutlich abweichen. Insofern erscheint mit Blick auf die Anforderungen bei S3D-Anwendungen die Erfassung der Verzeichnungsparameter der jeweils vorliegenden Objektivexemplare angezeigt. Andererseits erfordert der Einsatz in der Praxis eine möglichst einfache Handhabung. Im Projekt ADEKKA wurde daher ein Algorithmus zur präzisen und robusten bildbasierten Erfassung von radialer Verzeichnung, vgl. [5], anhand einfacher orthofrontaler Aufnahmen von Schachbrett-Testbildern entwickelt, vgl. Abb. 1 sowie [6]. Zur Detektion und subpixelgenauen Lokalisierung der Eckpunkte Methoden zur Erfassung von Verzeichnung Korrekturverfahren Subjektive oder softwaregestützte Sichtprüfung und Bildanalyse Manuell Erstellung von Korrekturprofilen auf der Basis von Herstellerdaten. nach individueller Vermessung der jeweils vorliegenden Objektive Mit kamerainterner Hard- / Software. Bildbasierte Erfassung von Verzeichnung anhand von Testbildern unter kontrollierten Bedingungen. Tabelle 1: Ansätze zur Erfassung und digitalen Korrektur von Verzeichnung. 110 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Individuelle oder automatisierte Bildkorrektur. dient eine von Chen und Zhang in [1] vorgestellte Methode. Den Kern des Algorithmus stellt die iterative Bestimmung eines Verzeichnungszentrums V und eines Polynoms P mit den folgenden Eigenschaften dar: (1) P beschreibt als Ausgleichspolynom die Ist-Abstände der im Bild vorhandenen Eckpunkte zum Verzeichnungszentrum V als Funktion der Soll-Abstände, die sich aus der Fortsetzung der zentralen Elementarzelle um V zu einem Soll-Gitter ergeben. (2) Unter allen Kombinationen mit der Eigenschaft (1) ergibt die (V, P) durchgeführte Inverse-Warping-Transformation (vgl. [8]) ein Bild mit minimaler Differenz D zwischen längster und kürzester Viereckskante. Ergebnisse der Prüf- und Messreihen Zur Prüfung der Zuverlässigkeit und Präzision des Algorithmus erfolgten Tests anhand von Serien synthetisch erzeugter Schachbrettbilder, die durch einen Pseudozufallsgenerator mit additivem Gauß-Rauschen versehen wurden. Variationen des Schwarz-Weiß-Kontrasthubs, der Verzeichnungscharakteristik und des Rauschniveaus (mit Sigma-Werten zwischen 0 und 0,4) sorgten für eine Abdeckung der relevanten Merkmalmannigfaltigkeit, die deutlich über die in der Praxis vorkommenden Werte hinausgeht. Um eine robuste und präzise Grundlage für die Erfassung der Verzeichnungsparameter sicherzustellen, wurde zunächst das nach Chen und Zhang implementierte Detektionsmodul separat geprüft. Die Testergebnisse zeigt Tabelle 2 in kondensierter Form. Eckpunktdetektion und -lokalisierung Trefferquote bei Detektion Lokalisierungsfehler Werte bei günstigen Bedingungen (geringes Rauschniveau, großer Kontrasthub): 100% 0,05 Pixellängen Typische Werte (Gaußrauschen mit Sigma-Werten bis 0,15, mittlerer Kontrasthub): 100% im Subpixelbereich Tabelle 2: Qualität der Eckpunktdetektion und -lokalisierung in synthetisch erzeugten Schachbrettbildern. Kommunikation Die Bewertung der Korrekturleistung des Algorithmus insgesamt erfolgt anhand der Differenz D zwischen größter und kleinster im Bild vorkommenden Schachfeldkantenlänge. Je kleiner der Wert von D ist, desto kleiner ist (unter der Voraussetzung orthofrontaler Ausrichtung der Kamera zum Testbild) die geometrische Verzerrung bzw. der nach Korrektur verbleibende Restfehler. Als Maß für die Robustheit gegenüber Bildrauschen wird die Streuung der Lokalisierung des Verzeichnungszentrums verwendet. In Tabelle 3 sind die Ergebnisse der mit synthetisch erzeugten Bildern durchgeführten Testreihen zusammengefasst. In einer weiteren Testreihe wurde der ADEKKAAlgorithmus mit dem Verzeichnungskorrekturmodul eines kommerziellen Produktes („Produkt 1“) vergli chen. Hierbei war der Restfehler nach Korrektur mit unserem Algorithmus jeweils um den Faktor 5 bis 10 geringer als bei Produkt 1, das sich zudem als deutlich weniger robust gegenüber Bildrauschen erwies. Schließlich erfolgt ein Vergleich mit den Korrekturmodulen zweier Softwarepakete anhand von Realbildern, dessen Ergebnisse in Tabelle 4 dokumentiert sind. Über die Performanzunterschiede hinaus ist festzustellen, dass die Verwendung von Produkt 2 die Aufnahme und Auswertung einer größeren Anzahl von Kalibrierbildern erfordert. Empirische Tests mit einer repräsentativen Stichprobe von 27 Teilnehmern unter praxisnahen Sehbedingungen haben die hohe Empfindlichkeit der Probanden für verzeichnungsbedingte Teilbildkonflikte im Stereofilm bestätigt, sofern die Bildmotive entsprechende geometrische Strukturen aufweisen [7]. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch auch, dass die nach Korrektur mit dem ADEKKA-Algorithmus verbleibenden Restfehler unterhalb der Wahrnehmungsschwelle sind. Für S3D-Anwendungen ist die mit dem Algorithmus zu erzielende Korrekturgüte somit mehr als ausreichend. Förderung Das Projekt ADEKKA wurde durch das Landesprogramm „Innovative Projekte“ von 2011 bis 2013 gefördert. Qualität der Verzeichnungskorrektur Werte von D nach Korrektur Streuung der Lokalisierung des Verzeichnungszentrums Typische Werte unter 1 Pixellänge unter 6 Pixellängen Werte bei günstigen Bedingungen unter 0,5 Pixellänge unter 4 Pixellängen Tabelle 3: Performanz des ADEKKA-Algorithmus bei synthetisch verzeichneten Bildern. Bildkategorie Unkorrigiert Produkt 1 Produkt 2 ADEKKA 1 Optimal belichtet 10 Px 11 Px 4 Px 2 Px 2 Unterbelichtet 10 Px Kein Ergebnis 4 Px 2 Px 3 Verrauscht 10 Px 4 Px 4 Px 2 Px Tabelle 4: Performanz des ADEKKA-Algorithmus bei Analyse und Korrektur von Realbildern im Vergleich mit Korrekturmodulen zweier kommerzieller Softwarepakete. Angegeben ist jeweils die gerundete Differenz zwischen der größten und der kleinsten im Bild gemessenen Viereckskantenlänge in Pixeleinheiten (Px). Literatur [1] D. Chen, G. Zhang: A New Sub-Pixel Detector for X-Corners in Camera Calibration Targets, International Conferences in Central Europe on Computer Graphics,Visualization and Computer Vision, Plzen, Czech Republic, 2005. [2] R.T. Held, M. Banks: Misperceptions in Stereoscopic Displays: A Vision Science Perspective, 5th Symposium on Applied Perception in Graphics and Visualization, Los Angeles, California, USA, 2008. [3] B. Hönlinger, H.H. Nasse: Verzeichnung, Carl Zeiss AG, Camera Lens News, 2009. [4] B. Mendiburu: 3D Movie Making: Stereoscopic Digital Cinema from Script to Screen, Amsterdam, Elsevier Science, Technology; Focal Press, 2009. [5] C. Ricolfe-Viala and A.-J. Sanchez-Salmeron: Lens distortion models evaluation, Applied Optics, Vol. 49, No. 30, 2010. [6] T. Schneider, S. Piontek, P. Hafen, N. Hottong: Robust Autodetection of Camera Lens Distortion Parameters, Tagungsband 3rd IEEE International Conference on Consumer Electronics, Berlin, 2013. [7] T. Sipahi: Empirische Untersuchung zur Auswirkung von Objektivverzeichnungen in S3D-Produktionen, Master-Thesis, HS Furtwangen, Fakultät Digitale Medien, 2014. [8] G. Wolberg: Digital Image Warping, IEEE Computer Society Press, 1990. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 111 Kommunikation Der Weg zu glasfaserbasierter Breitbandinfrastruktur in Baden-Württemberg Prof. Dr. Jürgen Anders PROF. DR. JÜRGEN ANDERS Stiftungsprofessur „Digitale Infrastrukturen im Ländlichen Raum“ Fakultät Digitale Medien Arbeitsgebiete: Breitband technologien, Strategische Netzplanung, Beratung öffentlicher Institutionen Tel. 07723 920 2926 juergen.anders@ hs-furtwangen.de On August 20th, 2014, the „Digital Agenda“ has been published by the German Government [1]. An area-wide coverage of broadband internet access with at least 50 Mbit/s until 2018 is, among others, the main objective of the agenda. Since then, all political institutions from federal states, districts as far as individual townships are engaged in the implementation. In particular in rural areas with a low density of population, developing a broadbandinfrastructure is a challenge. As the return on investment takes a long time, for private industry an engagement usually is economically unviable [2]. Furtwangen University participated in the joint research project “fibernet.rnk” with the aim to shape a feasible strategy in order to develop a future proof broadband infrastructure based on optical fiber technology. Using the example of the Rhein-Neckar-Kreis, a three-step development process has been outlined for a Fiber to the Buildung, FTTB architecture. Besides technical issues, also economic, financial, judicial, and regulatory aspects have been considered. Die Breitbandversorgung in Deutschland wird aktuell auf allen politischen Ebenen diskutiert. Die Bundesregierung hat am 20. August 2014 in der Digitalen Agenda die Ziele auf Bundesebene formuliert [1]. Unter anderem wird darin angekündigt, dass bis zum Jahr 2018 eine flächen deckende Breitbandversorgung mit 50 Mbit/s zur Verfügung stehen sollen. Die Landesregierungen, Regionalverbände, Kreis- und Stadtverwaltungen bis hin zu zahlreichen Dorfgemeinden im ländlichen Raum gehen nun der Frage nach, wie die Ziele erreicht und die Breitbandversorgung in der Zukunft gesichert werden können. Der kreisweite Netzausbau – Interkommunaler Verbund für flächendeckende Versorgung Die Hochschule Furtwangen wurde im Rahmen des Modellprojektes „fibernet.rnk“ des Landes Baden-Württemberg mit der Ausarbeitung einer landesweiten Strategie für den zukünftigen Ausbau der Breitbandinfrastruktur beauftragt. Am Beispiel des Rhein-Neckar-Kreises konnte ein 3 Stufenplan entwickelt werden, über den die Glasfaser als Zugangstechnologie der nächsten Generation flächendeckend ausgebaut werden wird. Die Umsetzung der Strategie wurde im April 2014 von dem Kreistag beschlossen. Circa zwei Drittel der Landkreise in Baden-Württemberg haben sich inzwischen dieser Vorgehensweise angeschlossen. Es hat sich schnell gezeigt, dass die einzelne Kommune bei dieser komplexen Aufgabe im Allgemeinen nicht alleine ans Ziel kommen kann. Bereits 2009 haben sich aus diesem Grund im Bereich Ravensburg Kommunen im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit zusammengeschlossen um die Aufgabe gemeinsam zu bewältigen. Baden-Württemberg hat mit dieser neuen Initiative zum glasfaserbasierten Netzausbau Modellcharakter und nimmt bundesweit eine führende Position ein. 112 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Als Folge der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes werden Investitionen in den Netzausbau vor allem in Gebieten mit hoher Besiedlungsdichte und großer Kundenbasis getätigt. Im ländlichen Raum jedoch sind die Netzbetreiber aus wirtschaftlichen Gründen oftmals nicht bereit, den Ausbau der Breitband-Infrastruktur über eigene Investitionsmittel vorzunehmen [2]. Hier war es in der Vergangenheit die Sache der Kommunen, das Versorgungsproblem in der Gemeinde zu lösen. Aufgrund der Vorteile des interkommunalen Verbundes hat das Land Baden-Württemberg im Jahr 2013 das Modellprojekt „fibernet.rnk“ gestartet mit dem Ziel, einen kreisweiten Netzausbau strategisch und planerisch mit allen technischen, rechtlichen und finanziellen Aspekten am Beispiel des Rhein-Neckar-Kreises zu untersuchen. Es sollte eine allgemein anwendbare Ausbaustrategie entwickelt und deren wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen untersucht werden. Kommunikation Die Ausbaustrategie musste dabei einerseits die akuten Versorgungsengpässe berücksichtigen und kurzfristige Lösungen bereitstellen. Andererseits erfordert eine flächendeckende Versorgung aller Haushalte mit Glasfaser (Fiber to the Building, FTTB) eine langfristige Strategie, die sich über die nächsten 15-20 Jahre erstreckt. Als Modellprojekt dient das Ergebnis anderen Landkreisen als Vorlage, um in ähnlicher Weise vorzugehen. Zielsetzung ist, in Baden-Württemberg eine landesweit homogene Netz- und Verwaltungsstruktur zu schaffen. Ausbaustrategie und Verantwortlichkeiten – Backbone und innerörtlicher Ausbau Der Netzausbau erfolgt auf drei Netzebenen: Zum einen der Anbindung der Gemeinde über den sogenannten „Backbone“, der kreisweit für alle Kommunen zur Verfügung gestellt wird. Zum anderen dem innerörtlichen Ausbau, der innerhalb der Gemarkung wiederum in zwei weitere Netzebenen unterteilt ist: dem Zugang einzelner Ortsteile innerhalb der Gemarkung sowie der Realisierung der Hausanschlüsse innerhalb der Ortsteile. Abbildung 1 zeigt schematisch die vorgeschlagene Netzstruktur. Der Backbone wird von dem Landkreis realisiert und im Rahmen des Zweckverbands den Gemeinden zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Die einzelne Gemeinde erhält zwei Übergabepunkte, von denen aus der innerörtliche Ausbau vorgenommen werden kann. Je nach Struktur der Gemeinde und deren innerörtlichen Ausbaugebiete können mehrere Zugangspunkte realisiert werden. Die eigentlichen Zugangsnetze, die zu den Hausanschlüssen führen, werden an die Übergabe- und Zugangspunkte herangeführt. Der Landkreis plant, realisiert und verwaltet diese Netzebene ohne das Zutun der einzelnen Gemeinde. Im Gegensatz dazu wird der innerörtliche Ausbau hinter den Übergabe- und Zugangspunkten von jeder Gemeinde individuell geplant und realisiert. Da sich jede Kommune in Bezug auf die Versorgungslage, den Bedarf und die finanzielle Ausstattung unterscheidet, kann für den innerörtlichen Abbildung 1: Netzebenen des Ausbaus. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 113 Kommunikation Ausbau keine allgemein gültige Vorgabe gemacht werden. Schrittweise zum Hochleistungsnetz – bedarfsgerecht und in 3 Stufen Aus diesem Grunde wurde eine Organisationsform der „geteilten Verantwortung“ zwischen dem Landkreis und den Kommunen erarbeitet: während der Landkreis in alleiniger Verantwortung die Zuführung bereitstellt, obliegt es alleine den Entscheidungsgremien der einzelnen Gemeinde zu welchem Zeitpunkt und mit welchem Umfang die innerörtlichen Ausbaumaßnahmen vorgenommen werden sollen. Hat jedoch der Stadt- oder Gemeinderat einen innerörtlichen Ausbau beschlossen, so übernimmt wiederum der Landkreis über den Zweckverband die Umsetzung der Ausbaumaßnahmen. Bei dem innerörtlichen Ausbau wird die Gemarkung in verschiedene Ausbaugebiete unterteilt, die sich wiederum nach aktuellem Versorgungsgrad und Bedarf unterscheiden. Tendenziell werden gering versorgte Gebiete mit hohen Bedarfsmeldungen vorzeitig ausgebaut. Es hat sich in dem Projekt gezeigt, dass dies vor allem die Gewerbegebiete sowie Gegenden ohne Anbindung an das Breitband-Koaxialkabel-Netz betrifft. Dementsprechend werden diese Ausbaugebiete in die erste Stufe aufgenommen. Mit diesem Ansatz bleibt das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung erhalten, ohne dass die Gemeinden jedoch mit der komplexen Aufgabe der Umsetzung des Breitbandausbaus belastet werden. Der kreisweite Zweckverband dient als Kompetenzzentrum, in dem alle für die Umsetzung notwendigen Aktivitäten gebündelt vorgenommen werden können. Durch diese Aufstellung kann eine erheblichen Senkung der Verwaltungskosten und eine Beschleunigung bei der Umsetzung für alle Gemeinden erreicht werden. Abbildung 2: Ausbaugebiete innerhalb der Gemeinde Muster. 114 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Abbildung 2 zeigt als Beispiel die Festlegung der Ausbaugebiete innerhalb der Gemarkung beispielhaft an der Gemeinde „Muster“. Wie häufig der Fall, so ist auch hier die Versorgungslage im Stadtzentrum (violette und grüne Färbung) vergleichsweise gut. Jedoch bereits das angrenzende Gewerbegebiet (türkis) weist eine Versorgungslage auf, die dem Bedarf der dort ansässigen Unternehmen nicht mehr gerecht wird. Um die Attraktivität der Gemeinde als Wirtschaftsstandort jedoch zu erhalten, muss Kommunikation eine Unterversorgung in dem gewerblichen Bereich schnellstmöglich behoben werden. Aus diesem Grund wird das Gewerbegebiet in dem Masterplan innerhalb von 1-3 Jahren mit einer Glasfaser zu jedem Gewerbebetrieb ausgebaut. Ähnlich stellt sich die Situation häufig in abgelegenen Ortsteilen dar. In dem Plan der Gemeinde Muster erscheint dies im südwestlichen Bereich (blaue Färbung). Aufgrund gravierender Unterversorgung soll auch dieses Gebiet innerhalb von 1-3 Jahren ausgebaut werden. Da es sich um ein reines Wohngebiet handelt, wird im ersten Schritt die Glasfaser nicht bis an jedes Haus geführt, sondern an den zentralen Punkten mit aktiven Verstärker-Knoten terminiert (Digital Subscriber Line Multiplexer, DSLAM). Der Hausanschluss erfolgt in diesem Falle weiterhin über das vorhandene Kupferkabel. Gebiete, die heute vergleichsweise gut versorgt sind (im Beispiel der Gemeinde Muster das Stadtgebiet), kann der Ausbau zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Je nach Versorgungsgrad erfolgt dies innerhalb der kommenden 4-9 oder auch 10-15 Jahre. In diesen beiden Zeitfenstern wird jedoch grundsätzlich die Glasfaser als Hausanschluss favorisiert. Fazit Mit dem Modellprojekt „fibernet.rnk“ konnte am Beispiel des Rhein-Neckar-Kreises eine kreisweite Ausbaustrategie formuliert werden. Durch Berücksichtigung aller Aspekte des Ausbaus bis hin zu einer flächendeckenden Versorgung der Gebäude mit Glasfaseranschlüssen konnte gezeigt werden, dass sich die Ausbaustrategie sowohl nach technischen als auch nach wirtschaftlichen und rechtlichen Gesichtspunkten darstellen lässt. Mittels langfristiger Finanzierungsbedingen im Bereich der Kommunalwirtschaft können die notwendigen Investitionen bereitgestellt werden. Als Ergebnis des Forschungsprojektes wird ein Weg aufgezeigt, Investitionen in eine nachhaltige und für die kommenden Jahrzehnte geeignete BreitbandInfrastruktur zu tätigen, die auf der zukunftssicheren Glasfasertechnologie beruht. Literatur [1] Digitale Agenda der Bundesregierung, BMWi, BMVI, BMI, 20. August 2014. [2] Thomas Plueckebaum, WIK Consult, Studie „Implikationen eines flächendeckenden Glasfaserausbaus und sein Subventionsbedarf“, Februar 2012. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 115 Kommunikation Kulturtechnik Wischen – Eine Medientheorie neuer mobiler Nutzungsgesten Prof. Dr. phil. Oliver Ruf The paper asks for the preconditions and the consequences of the emergence of new media gestures in environments of mobile communication. From a theoretical perspective the question is not just what these gestures (here: sliding and wiping on the touch-screen of a smartphone or a tablet PC) are applicable to conduct understood as the result of new media action. Rather, it is also a question of the nature of new media devices. By engaging the question of this media theory, it is possible to sketch this observation in a few brisk moves by describing the immense practical and aesthetic potential of a media phenomenology that is placed between technique and design. PROF. DR. PHIL. OLIVER RUF Professor an der Fakultät Digitale Medien der HFU Lehr- u. Forschungsgebiete: Medienästhetik, Gestaltungstheorie, Kulturwissenschaften Tel. 07723 920 2523 [email protected] Einen zentralen Neuigkeitswert mobiler digitaler Medien stellt ein kulturtechnisches Modell dar, das sich aus deren Benutzbarkeit erschließt: Man ist hierzu darauf angewiesen, den eigenen Finger auf die Bildschirmoberfläche etwa eines Smartphones zu legen bzw. auf einen dort virtuell simulierten Schalter zu setzen und diesen gestisch von links nach rechts zu ziehen oder besser formuliert: darauf hin und her zu wischen (Bild 1). So funktionieren seither alle hierfür eigens programmierten Applikationen auf nachfolgenden bzw. ähnlichen technischen Medien; das Wischen per Fingerbewegung verändert von Grund auf den digitalen Mediengebrauch. Die Reflexion auf das Wesen des Wischens als Mediengeste und als gleichermaßen neue Kulturtechnik steht dabei in engstem Kontakt mit anwendungsorientierten Funktionen auf dem Gebiet von mobiler Telefon- und Computertechnik; in diesen Bereichen kann das Wischen neue Möglichkeiten der Kommunikation erweisen, die für die vorausgesetzten Mediengeräte praktisch innoviert werden können, die zugleich aber auch eine theoretische Beforschung verlangen, wie sie der vorliegende Beitrag skizziert. Methoden Bild 1: Berührungsempfindliche Bildschirme verlangen neue Benutzergesten, die als neue Kulturtechniken zu erforschen sind. 116 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Forschungsgeleitete Schritte werden dazu durch den Versuch realisiert, die medien- und gestaltungsästhetischen Implikationen einer Kulturtechnik mit dem Namen Wischen sowohl zu formulieren als auch analytisch in einen größeren sozialen Rahmen zu stellen. Anspruch und Ziel einer solchen kulturwissenschaftlich geleiteten Forschungsinitiation ist einerseits ein begriffliches Anliegen, was sich methodisch in einer etymologischen Rückbesinnung artikuliert. Andererseits konstituiert sich diese Forschung in dem Bestreben, überhaupt eine neue Theorie respektive Philosophie medienwissenschaftlicher Provenienz zu formulieren. Gemäß dem älteren Diktum, dass es „falsch“ ist, „Mediengeräte als bloße Konsumptionsmittel zu betrachten“, da sie „im Prinzip immer zugleich Produktionsmittel“ sind [1], lokalisiert diese Theorie Wischen in einem entsprechend medialen Kontext im Feld produktiver Medien(be)nutzung. Es lässt sich festhalten, dass mit der Einführung von Medienmaschinen, die auf Berührungen ihrer Bildschirmoberflächen sensorisch reagieren, die Verwendung des Wischens zum Namen zuvor nicht in dieser Form existierender Gestensteuerungen avanciert. Kommunikation Ergebnisse Auf diese Weise kann die Beforschung des Wischens als Medientechnologieästhetik angegeben werden, etwa wenn sich zeigt, dass der noch junge, medientechnologisch geprägte Verwendungskontext des Wischens in unmittelbarer Verbindung mit dessen Etymologie steht. Wie das Wischen beispielsweise spätestens seit dem Mittelalter sprachhistorisch auftritt um alltägliche Handlungen zu benennen, wird gegenwärtig unter Wischen die Übertragung dieser Handlungen aus dem Alltag in das digitale System verstanden. Aufgrund von Erfahrungswissen bzw. durch die Aktivierung von bestehenden Wissensstrukturen und der Anwendung von Vorwissen aus der realen, alltäglichen Umwelt soll dessen Nutzern die Bedienung besonders leicht fallen, indem Parallelen zu den virtuellen Objekten gezogen und Handlungsweisen übertragen werden. Hinter all diesen Implikationen gestischer Handhabungen steht im Resultat der Begriffszusammenhang des Wischens, der die betroffenen Mediengeräte qua haptischer Bedienbarkeit, ihres Wahrnehmungsgehalts – und trotz ihres technologischen Charakters – in die Nähe des Natürlichen rückt. Daher erscheint das Wischen als die „allgemeine Schnittstelle zwischen Gleichungssystemen und Sinneswahrnehmung, um nicht Natur zu sagen.“ [2] Um diese Theorie-Betrachtung des Wischens fruchtbar zu machen, ist insbesondere eine Phänomenologie der Geste notwendig [3]. Diese kann idealiter dazu anleiten, die so erfolgende Erforschung des Wischens mit einer weiteren wichtigen, basalen Kulturtechnik zu konfrontieren: mit derjenigen des Schreibens [4]. Fazit/Ausblick können, sondern dass auch die Maschine möglicherweise – beinah – unabhängig schreiben könnte. Eine Medientheorie des Wischens und mit ihr auch eine Medienästhetik des Körpers bzw. genauer: der Hand [5] deuten die Richtung an, in der eine derart fokussierte und an sie Anschluss suchende Forschung verlaufen müsste. Diese ist darauf angewiesen, dass unterschiedliche Wissenschaften miteinander in Dialog treten: Die designwissenschaftlich geschulte und digital ambitionierte Medienarchäologie hat hierzu die Aufgabe, Technikfolgen aus Sicht der Gestaltung kritisch abzuschätzen; der ingenieurwissenschaftlich geprägten Medieninformatik fällt die Aufgabe zu, flexibel reagierende Programmiersprachen zu entwickeln, die der Maschine am Ende solche Impulse geben können, die aus einer Wisch-Bewegung einen – womöglich autonom – geschriebenen Text machen. Literatur [1] Enzensberger, Hans Magnus: Baukasten zu einer Theorie der Medien. In: Kursbuch 20 (1970), S. 159-186, hier S. 167. [2] Kittler, Friedrich A.: Optische Medien. Berliner Vorlesung 1999. 2., durchges. u. erw. Ausg. Berlin 2011, S. 297. [3] Flusser, Vilém: Gesten. Versuch einer Phänomenologie. Düsseldorf/Bensheim 1991. [4] Ruf, Oliver: Wischen und Schreiben. Von Mediengesten zum digitalen Text. Berlin 2014. [5] Ruf, Oliver: Die Hand. Eine Medienästhetik. Wien 2014. [6] Kittler, Friedrich A.: Es gibt keine Software. In: Ders.: Die Wahrheit der technischen Welt. Essays zur Genealogie der Gegenwart. Hrsg. v. Hans Ulrich Gumbrecht. Berlin 2013, S. 285-299, hier S. 288. Wie Schreiben und Programmieren eine Wesensverwandtschaft eingehen und wie dann „[m]oderne Medientechnologien [...] grundsätzlich darauf angelegt“ sind, „die Sinneswahrnehmungen zu unterlaufen“, so ist zu folgern, dass „schlichtweg nicht mehr zu wissen“ ist, „was unser Schreiben tut, und beim Programmieren am Allerwenigsten.“ [6] Aus dieser These ist die Idee abzuleiten, dass nicht nur Schreibprodukte durch Softwarecodes programmierter Maschinen hervorgebracht werden Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 117 Kommunikation Werbung im Maschinenbau heute und morgen Prof. Jörg Jacobi M.A., B.Sc. Tatjana Kautz Advertising is becoming increasingly digital. But does that also apply to the mechanical engineering sector in Baden-Württemberg with products that call for detailed explanation, or does the industry continue to trust in traditional advertising media such as advertisements in trade journals? This study seeks to identify possible trends and maps out the current “advertising behaviour” of this branch of industry, which is dominated by small and medium-sized companies. Wie wirbt der Werkzeug- und Maschinenbau in Baden-Württemberg heute und morgen? Werbeziele im B2B-Bereich sind in der Regel die Steigerung von Bekanntheitsgrad und Image, die Produktinformation und natürlich der Verkauf. Anders als im B2C-Bereich sind die Zielgruppen im B2B-Bereich in der Regel aber wesentlich spezieller und kleiner. Das wirkt sich auf die Auswahl der Werbeträger und Werbemittel aus. Unangefochtene Nummer 1 war so in der Vergangenheit Werbung in Fachzeitschriften. Experten gehen im B2B-Bereich jedoch von einem Trend hin zu digitalen Werbeformaten aus – weg von Printwerbung. PROF. JÖRG JACOBI M.A. Fakultät Wirtschafts ingenieurwesen Lehrgebiete: Unternehmenskommunikation und PR, Werbung und Mediaplanung, Messewesen Tel. 07723 920 2187 [email protected] Stand der Forschung Eine Studie des Verband Deutscher Fachpresse aus dem Jahr 2013 (WerbeTrend 2013) geht im B2B-Bereich von einem Trend hin zu digitalen Werbeformaten aus. Ausgenommen wird allerdings der Bereich Social Media. Die Nutzung für Werbezwecke würde nur schleppend zunehmen. Printwerbung sei eher rückläufig. Die Studie Welche der folgenden Werbemittel hat Ihr Unternehmen in den letzten 6 Monaten genutzt, um für Produkte/das Unternehmen zu werben? (Mehrfachauswahl möglich) sagt weiter aus, dass die Webseite als wichtigstes Informations- und Kommunikationsmedium angesehen wird. Gefolgt von Veröffentlichungen (PR und Werbung) in Fachzeitschriften. Eine Entscheideranalyse desselben Verbandes aus dem Jahr 2013/14 sagt, dass die Fachzeitschrift weiterhin das Medium Nr. 1 ist, wenn es um die Informationsbeschaffung geht. Das auch, weil die Fachzeitschrift nach wie vor als besonders glaubwürdig, objektiv und seriös gilt. Die Internetseite eines Unternehmens – an zweiter Stelle – dient häufig der vertiefenden Information – nicht selten angestoßen durch die Lektüre eben einer Fachzeitschrift. Nicht minder bedeutsam scheint dieser Studie zufolge zudem der persönliche Kontakt bzw. das Gespräch. Studienergebnisse der Konradin Mediengruppe aus dem vergangenen Jahr stützen diese Einschätzung. Auch sie zeigen, dass die Fachzeitschrift im B2B-Bereich der zentrale Werbeträger und das Informationsmedium Nr. 1 für Entscheider ist. Mehr noch: die gedruckte Fachzeitschrift hat gegenüber den „Online-Brüdern und -Schwestern“ noch deutlich die Nase vorn. Vernachlässigt werden auch dieser Studien zufolge die sozialen Medien. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: 19% 16% ■■ Die Fachzeitschrift als Printausgabe ist im B2B-Bereich 14% 12% 8% 5% 2% das Medium Nr. 1. 9% 5% 2% 7% ■■ Die Fachzeitschrift als Onlineausgabe gewinnt an Bedeutung. Abb. 1: Werbemaßnahmen der Unternehmen in den vergangenen 6 Monaten. 118 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 Sonstige (Bitte angeben) AdWords Soziale Medien (z. B. Facebook oder YouTube) Eigener Unternehmensnewsletter Banner (oder ähnliches) bwz. sonstige Einbindungen in fremden Newslettern Banner (oder ähnliches) auf Webseiten Plakate Prospekte (online) Prospekte (print) Anzeigen in Fachzeitschriften (online) Anzeigen in Fachzeitschriften (print) ■■ Internetseiten von Unternehmen dienen der vertieften Information. ■■ Soziale Medien spielen im B2B-Bereich eine eher untergeordnete Rolle. Methode Die Studie an der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen (WING) der Hochschule Furtwangen wurde im Kommunikation Sommersemester 2014 im Rahmen einer BachelorThesis durchgeführt. Befragt wurden 350 Maschinenbauunternehmen mit 10 bis 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Mittelstand) und eigener Homepage in Baden-Württemberg. Die Befragung wurde online durchgeführt; die Rücklaufquote betrug 15 Prozent (53 Unternehmen, bereinigt: 51). Werbung auf Webseiten von Fachzeitschriften 45 % der befragten Unternehmensvertreter gibt an, dass sie auf Webseiten von Fachzeitschriften werben und z. B. Videos einbinden, Banner schalten oder ein Firmenprofil hinterlegen. 29 % sagen, dass sie nur in Fachzeitschriften werben, und 26 % geben an, dass sie weder in Fachzeitschriften noch auf Webseiten von Fachzeitschriften werben (Abb. 4). Ergebnisse Dazu passt, dass die Befragten Prospekte (print und online) sowie mit etwas Abstand Anzeigen in Fachzeitschriften als am wichtigsten für den Erfolg ihres Unternehmens ansehen (Abb. 2). Wenn Unternehmen Webseiten von Fachzeitschriften für ihre Marketingkommunikation nutzen, stehen die Einbindung eines Firmenprofils (27 %) oder eines Unternehmenslogos (27 %) an erster Stelle. 12 % geben an, dass sie Banner oder Ähnliches schalten. B.SC. TATJANA KAUTZ Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen [email protected] Wie wichtig schätzen Sie die Werbemaßnahmen für den Erfolg Ihres Unternehmens ein? 4,92 Prospekte (print) 3,72 Prospekte (online) 3,62 Anzeigen in FZ (print) Eigener Newsletter 3,6 AdWords Anzeigen in FZ (online) 2,66 2,36 Plakate 2,06 0 1 1 3 4 5 Abb. 2: Wichtigkeit der Werbemittel für den Unternehmenserfolg. In welcher Form werben Sie in Fachzeitschriften? (Mehrfachauswahl möglich) 42% 41% 5% 4% Ad ve rto ria ls e äg itr Be Be ikl eb er 0% r Be ih ef te r ge ile ig en 5% ze Dabei haben Fachzeitschriften als Werbeträger einen ausgezeichneten Ruf. So sind fast 90 % („stimme voll zu“ und „stimme zu“) überzeugt, dass ihr Unternehmen mit Werbung in Fachzeitschriften den Großteil ihrer Zielgruppe anspricht. Immerhin 60 % sind sogar der Meinung, dass ihre Zielgruppen Anzeigen in Fachzeitschriften eher wahrnehmen als Bannerwerbung im Internet. Mehr noch: Über die Hälfte der Befragten glaubt, dass ihre Zielgruppen Bannerwerbung im Netz im Vergleich zu Anzeigenwerbung als störend empfinden. 2,85 Banner o.ä. auf Webseiten Banner o.ä. in fremden NL An Vorzugweise schalten die Unternehmen dann Anzeigen (42 %) oder liefern Beiträge – also PRArtikel oder Ähnliches (Abb. 3). 3,16 Soziale Medien Über die Hälfte der Befragten (61 %) gibt an, ein bis zwölf Mal pro Jahr in Fachzeitschriften zu werben. Jeweils knapp ein Fünftel nutzen Fachzeitschriften als Werbeträger noch häufiger – nämlich 13 - 24 bzw. 25 - 52 Mal pro Jahr. Be Fachzeitschriftenwerbung 3,3 3% So ns tig es Gefragt nach den Werbemitteln, welche die Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten eingesetzt haben, stechen die Printprodukte hervor (Abb. 1). So geben 19 % der Befragten an, dass sie mit Prospekten geworben haben. Anzeigen in Fachzeitschriften folgen mit 16 %. Onlineprospekte setzten 14 % ein, Social Media immerhin noch 9 %. Abb. 3: Werbeformen in Fachzeitschriften. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 119 Kommunikation Social Media Werbung Wirbt Ihr Unternehmen auf Webseiten von Fachzeitschriften (Videoeinbindungen, Banner, Firmenprofil usw.)? Ja Nein, nur klassisch in Fachzeitschriften (Anzeigen, Beileger, Beihefter usw.) Nein, weder in Fachzeitschrifen, noch auf Webseiten von Fachzeitschriften Weiß nicht 26% Ein weiterer Themenschwerpunkt der Studie war die Frage, inwieweit B2B-Unternehmen im badenwürttembergischen Werkzeug- und Maschinenbau Social Media Plattformen wie Facebook für Werbung einsetzen (Abb. 5). 41 % geben an, dass sie Social Media Werbung für sinnvoll halten. 29 % erachten diese Form der Werbung für ihr Unternehmen als „nicht sinnvoll“, und rund ein Drittel hat dazu keine Meinung. Nachgefragt, warum Social Media Werbung für rund ein Drittel nicht sinnvoll ist, nennen die Befragten mehrheitlich folgende Gründe: 45% 29% Zielgruppe ist nicht auf Social Media „unterwegs“. Plattformen sind für die Investitionsgüterindustrie bzw. den B2B-Bereich nicht geeignet; Produkte sind beratungsintensiv. ■■ Soziale Medien werden überwiegend privat genutzt. ■■ Abb. 4: Webseiten von Fachzeitschriften als Werbeträger. ■■ Sind Werbemaßnahmen in Sozialen Medien (z.B. Facebook oder Youtube) Ihrer Meinung nach sinnvoll für Ihr Unternehmen? Ausblick / Prognose 41% Ja, sinnvoll 29% 29% Nein, nicht sinnvoll Weiß nicht Weitere Ergebnisse Abb. 5: Social Media Werbung. Wirbt Ihr Unternehmen auf Webseiten von Fachzeitschriften (Videoeinbindungen, Banner, Firmenprofil usw.)? Überwiegend über Printmedien (Fachzeitschriften, Prospekte usw.) Überwiegend über digitale Formate/Internet (Fachzeitschriften, Banner, Newsletter usw.) Printmedien und digitale Formate/Internet werden nahezu ausgeglichen genutzt 12% 70% 18% Abb. 6: Werbeprognose. 120 70 % der Befragten gehen davon aus, dass „Digitale Werbeformate“ und Printwerbung in naher Zukunft ähnlich stark genutzt werden (Abb. 6). Nur 18 % glauben, dass dann digitale Formate vorherrschen werden, und 12 % meinen, dass Printmedien weiterhin den Ton angeben werden. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 In der Studie ging man weiter davon aus, dass B2B-Unternehmen, die regelmäßig in Fachzeitschriften werben, heute auch die Onlineangebote der Fachzeitschriften auf deren Webseiten nutzen. Diese Annahme wird durch die Ergebnisse der Befragung nicht bestätigt. Deutlich zeigt die Studie dagegen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Werbeaufwand und der Unternehmensgröße gibt. Wenig überraschend schalten nämlich größere Unternehmen mehr Anzeigen in Fachzeitschriften als kleinere. Dass „nur“ 41 % der Befragten Social Media Werbung für sinnvoll erachten, führte zu der weitergehenden Kommunikation Fragestellung, ob diese Einschätzung mit dem Alter der Befragten zu tun haben könnte. Diese Annahme konnte jedoch nicht eindeutig bestätigt werden. Zusammenfassung Klassische Printmedien sind für die Investitionsgüterindustrie nach wie vor ein wichtiger Werbeträger. Die meisten Unternehmen werben regelmäßig in Fachzeitschriften. Online-Werbung zieht jedoch – in gemäßigtem Tempo – nach. Webseiten von Fachzeitschriften werden immer häufiger für die Einbindung eines Firmenprofils oder des Unternehmenslogos genutzt. Werbemittel wie Banner oder Ähnliches werden dagegen bislang eher selten geschalten. Internetquellen A. Stegemann: Konradin Mediengruppe: Zahlen bitte – Aktuelle Zahlen zum Mediennutzungsverhalten im B2B. In: http://www.konradin.de/sixcms/media. php/2245/mediennutzung_stegemann_konradin.pdf/, zugegriffen am 10.04.2014. o.V.: Verband Deutscher Fachpresse: B2B-Entscheideranalyse 2013/14. In: http://www.deutschefachpresse.de/entscheideranalyse/, zugegriffen am 10.04.2014. o.V.: Verband Deutscher Fachpresse: „WerbeTrend 2013“: Digitale Formate als Wachstumstreiber. In: http://www.deutsche-fachpresse.de/werbetrend/, zugegriffen am 10.04.2014. Literatur [1] K. Backhaus, M. Voeth: Industriegütermarketing. 9. Auflage, München 2009. [2] P. Masciadri, D. Zupancic: Marken- und Kommunikationsmanagement im B-to-B-Geschäft. Clever positionieren, erfolgreich kommunizieren. Wiesbaden 2010. [3] M. Zerres, C. Zerres, F. Thiebes: Maschinenbaumarketing, Band 83, München 2012, S. 47-73 und S. 137-152. Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 121 Autorenverzeichnis GESUNDHEIT Prof. Dr. Matthias Kohl Fakultät Medical and Life Sciences Lehrgebiete: Statistik, Statistiksoftware, Bioinformatik, Mathematik Tel. 07720 307 4746 [email protected] Prof. Dr. Dirk Benyoucef Fakultät Mechanical and Medical Engineering Studiendekan Elektronik & Technische Informatik Schwerpunkte: Angewandte Signalverarbeitung, Non intrusiv load monitoring, Embedded Systems, Sensornetzwerke Tel. 07723 920 2342 [email protected] Dr. Jörn Kretschmer Akad. Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin Promotion in Medizintechnologie an der TU Dresden, M.Sc. in Biomedical Engineering an der Hochschule Furtwangen Forschungsgebiete: Physiologische Modellbildung, Medizinische Entscheidungsunterstützung Tel. 07720 307 4370 [email protected] Prof. Dr. Ulrich Mescheder Fakultät Mechanical and Medical Engineering Forschungsgebiete: Mikrosysteme, Mikro- und Nanotechnologie Prorektor und Leiter des Instituts für Angewandte Forschung der HFU Prof. Dr. Knut Möller Leiter des Instituts für Technische Medizin Prof. Dr. Markus Egert Fakultät Medical and Life Sciences Lehrgebiet: Medizinische Informatik Lehr- und Forschungsgebiete: Medizinische Mikrobiologie, Hygiene, Human-Microbe-Interactions, Mikrobielle Ökologie, Diagnostik von Mikroorganismen Tel. 07720 307 4390 [email protected] Tel. 07720 307 4554 [email protected] Tel. 07723 920 2232 [email protected] Forschungsgebiete: elektrische Impedanztomographie, Sensorfusion für respiratorisches Monitoring Dr. Wolfgang Kronast Fakultät Mechanical and Medical Engineering Forschungsschwerpunkte: Nano- und Mikrosysteme, physikalische Sensoren und Aktoren Forschungsgebiete: Biostatistik, statistische Lernverfahren, Statistiksoftware Tel. 07720 307 4556 [email protected] Dr. Zhanqi Zhao Wiss. Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin Forschungsgebiete: elektrische Impedanztomographie, Atemmechanik, Optimierung des positiven endexspiratorischen Drucks Tel.: 07720 307 4613 [email protected] Tel. 07723 920 2514 [email protected] Tel.: 07720 307 4605 [email protected] M.Sc. Madeleine Berger Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Akad. Mitarbeiterin im Projekt ZAFH-AAL Tel. 07723 920 2970 [email protected] 122 Forschungs- und Lehrgebiete: Konzeption assistiver Systeme, Ambient Assisted Living Tel. 07723 920 2583 [email protected] Dr. Astrid Genet Fakultät Medical and Life Sciences, PostDoc im Projekt PATIENTS M.Sc. Benjamin Schullcke Wiss. Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin Prof. Dr. Christophe Kunze Professor für Assistive Technologien und Studiendekan des Studiengangs Allgemeine Gesundheitswissenschaften an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft M.Sc. Elena Herrmann Fakultät Medical and Life Sciences, Promotionsstudentin Universität Ulm (AG Dr. Riedel), vorher Studium der Biologie mit Schwerpunkt Mikrobiologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen Forschungsgebiete: Biofilme, Intestinales Mikrobiom Tel. 07720 307 4778 [email protected] M.Sc. Thomas Bier Fakultät Mechanical and Medical Engineering M.Sc. Miguel Reyes Adame Akad. Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin Schwerpunkte: Mustererkennung, künstliche neuronale Netze, Entwicklung von Embedded Systems Forschungsgebiete: Verbesserung der Wahrnehmung der Umgebung für blinde und sehbehinderte Menschen, Bewegungsanalyse, Sensorik Tel. 07723 920 2454 [email protected] Tel. 07720 307 4603 [email protected] Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 M.Sc. Philipp Klein Fakultät Mechanical and Medical Engineering Doktorand Forschungsgebiete: Digitale Signalverarbeitung und Embedded Systems Tel. 07723 920 2347 [email protected] Autorenverzeichnis MOBILITÄT Prof. Dr. Stefan Selke Professor für Soziologie und gesellschaftlichen Wandel Prodekan der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Senatsbeauftragter für Nachhaltige Entwicklung Forschungsgebiete: Armutsforschung im Kontext sozialer Nachhaltigkeit, technischer und medialer Wandel, Öffentliche Wissenschaft Lehrgebiet: Allgemeine und spezielle Soziologie(n), Gesellschaftlicher Wandel Tel. 07723 920 2873 [email protected] Prof. Dr. rer. nat. habil. Margareta M. Müller Professorin für Biotechnologie und Humanbiologie, Studiendekanin Biomedical Engineering (BME), Fakultät Medical and Life Sciences Forschungsinteressen: Komplexe 3D in vitro Modelle als Ersatzmethoden für den Tierversuch in der Krebsforschung, Mechanismen der Tumor-Stroma-Interaktion, Entzündung und Angiogenese im Tumor, Mechanismen der Metastasierung M.Sc. Hendrik Kuijs Mitarbeiter im Projekt ZAFH-AAL, Teilprojekt PCEICL Leiter der Abteilung Online Services im Informations- und Medienzentrum der HFU, vorher Studium Medieninformatik (Dipl. FH) und Computer Science in Media (M.Sc.) an der HFU M.Sc. Carina Rosencrantz Akad. Mitarbeiterin an der Fakultät Informatik (ZAFH-AAL, Teilprojekt PCEICL), vorher Studium in Computer Engineering und Advanced Computer Science an der HFU Prof. Dr. Frank Allmendinger Dipl.-Physiker, Fakultät Industrial Technologies Lehrgebiete: Physik, Messtechnik- und Sensorik, Festkörperphysik Prof. Dr. Guido Siestrup Fakultät Wirtschaftsinformatik Forschungsgebiete: Ambient Assisted Living, Big Data, Cloud Computing Forschungsinteressen: Sensorentwicklung, Messtechnik, Simulation, Entwicklung mechatronischer Systeme Lehrgebiete: Geschäftsprozesse, Logistik und Supply Chain Management Prodekan der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Mitglied im Institut für Angewandte Forschung der HFU Tel. 07723 920 2908 [email protected] Tel. 07461 1502 6622 [email protected] Tel. 07723 920 2240 sig@hs-furtwangen M.Sc. Axel Riedlinger Akad. Mitarbeiter am Institut für Technische Medizin M.Sc. in Biomedical Engineering und B.Sc. in Medical Engineering an der HFU M.Sc. Alexander Bejan Akad. Mitarbeiter an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Studium der Informatik in Würzburg und Educational Technology in Saarbrücken Prof. Dr. Jochen Baier Fakultät Wirtschaftsinformatik Dipl.-Kffr. Claudia Breuer Akademische Mitarbeiterin der Fakultät Wirtschaftsinformatik Forschungsgebiete: Physiologische Modellbildung, Medizinische Entscheidungsunterstützung Forschungsgebiet: Ambient Assisted Living, Betreuer des Future Care Labs Forschungsgebiete: Ambient Assisted Living, Cloud Computing Tel. 07723 920 2370 [email protected] Tel. 07720 307 4231 [email protected] Dr. Peter Biniok Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Studium der Informatik und Soziologie M.Sc. Sabine Krüger-Ziolek Wiss. Mitarbeiterin am Institut für Technische Medizin Forschungsgebiete: Wissenschafts- und Techniksoziologie, Mensch-Maschine-Interaktion, Innovationsforschung Lehrgebiet: Technik und Gesellschaft Forschungsgebiete: neue Konzepte der Ausbildung, Bodyplethysmographie, elektrische Impedanztomographie Tel. 07720 307 4604 [email protected] Forschungsgebiete: Logistik und Supply Chain Management Tel. 07723 920 2934 [email protected] Wissenschaftlicher Fokus: Logistikprozesse, Risikomanagement und Simulation Tel. 07723 920 2945 brc@hs-furtwangen Tel. 07723 920 2961 [email protected] Tel.: 07720 307 4395 [email protected] Tel. 07723 920 2958 [email protected] Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 123 Autorenverzeichnis UMWELT UMWELT Prof. Dr.-Ing. Bahman Azarhoushang Fakultät Mechanical and Medical Engineering, Leiter des Kompetenzzentrums für Schleiftechnologie und Feinstbearbeitung (KSF) Lehrgebiete: Fertigungstechnik, Messtechnik, Werkzeugmaschinen, Festigkeitslehre, Technische Mechanik, Präzisionsbearbeitung Prof. Dr. rer. nat. Andreas Fath Fakultät Medical and Life Sciences Forschungsgebiete: Umwelttechnik, Oberflächentechnik, Materialentwicklung Tel. 07720 307 4739 [email protected] Prof. Dr.-Ing. Robert Hönl Fakultät Mechanical and Medical Engineering Dr. rer. nat. Volker Lange Fakultät Mechanical and Medical Engineering Dr. Andras Kovacs Fakultät Mechanical and Medical Engineering Arbeitsgebiet: Messtechnik, Regelungstechnik, Optik/Optoelektronik Arbeitsgebiet: optische Mess- und Sensortechnik, Halbleitermesstechnik Arbeitsgebiet: Mikro- und Nanotechnologie, MEMS, MOEMS, poröses Silizium Tel. 07723 920-2328 [email protected] Tel. 07723 920 2505 [email protected] Tel. 07723 920 2516 [email protected] B.Sc. Jonas Loritz Akad. Mitarbeiter an der Fakultät Medical and Life Sciences, vorher Studium der Bio- und Prozesstechnik an der HFU M.Sc. Alexey Ivanov Fakultät Mechanical and Medical Engineering M.Sc. Isman Khazi Fakultät Mechanical and Medical Engineering Arbeitsgebiet: Mikro- und Nanotechnologie, MEMS, poröses Silizium Arbeitsgebiet: Mikro- und Nanotechnologie, MEMS, MOEMS, Mikrostanzen Tel. 07723 920 2103 [email protected] Tel. 07723 920 2810 [email protected] Dr. Michaela Hölz Leiterin Referat für Nachhaltige Entwicklung, EMAS-Beauftragte der HFU Tel. 07723 920 2956 [email protected] Tel. 07720 307 4215 [email protected] Forschungsgebiete: Mikroplastik in lim-nischen Gewässern. M.Sc. Ali Zahedi Akad. Mitarbeiter am KSF und Doktorand der Universität Freiburg auf dem Gebiet Mikrosystemtechnik Vorher Master-Abschluss in angewandter Mechanik an der Sharif University of Technology (2009) Forschungsgebiete: Feinstbearbeitung, Mikrosystemtechnik Tel. 07720 99798 11 [email protected] Dipl.-Ing. Helga Weinschrott Fakultät Medical and Life Sciences [email protected] Arbeitsgebiete: Physikalische und Instrumentelle Analytik, Kunststoffanalytik. Tel. 07720 307 4326 [email protected] B.Sc. Anne Jenner Akad. Mitarbeiterin an der Fakultät Medical and Life Sciences, Masterstudentin im Bereich Medical Diagnostic Technologies an der HFU Arbeitsgebiet: Schnelltests [email protected] 124 Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 M.Sc. Felix Hollerbach Referat für Nachhaltige Entwicklung, Projekt „Nachhaltigkeit im Gepäck“ Tel. 07723 920 2951 [email protected] Autorenverzeichnis KOMMUNIKATION Prof. Dr. Jürgen Anders Stiftungsprofessur „Digitale Infrastrukturen im Ländlichen Raum“ Fakultät Digitale Medien Prof. Dr. Bernhard Hollunder Fakultät Informatik, Prodekan der Fakultät Informatik Arbeitsgebiete: Breitbandtechnologien, Strategische Netzplanung, Beratung öffentlicher Institutionen Forschungsgebiete: Software Engineering, Software-Architektur, Gütekriterien für verteilte Dienste Tel. 07723 920 2926 [email protected] Tel. 07723 920 2407 [email protected] Prof. Jörg Jacobi M.A. Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen Lehrgebiete: Unternehmenskommunikation und PR, Werbung und Mediaplanung, Messewesen Tel. 07723 920 2187 [email protected] SICHERHEIT Prof. Dr.-Ing. Ulrich Weber Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Prof. Dr. Hadi Mozaffari-Jovein Fakultät Industrial Technologies Lehrgebiete: Sicherheitsingenieurwesen, Maschinensicherheit, Funktionale Sicherheit, Methoden der Risikobeurteilung Lehr- und Forschungsgebiete: Metallkunde und Werkstoffwissenschaften Tel. 07461 1502 6624 [email protected] Tel. 07723 920 2457 [email protected] Prof. Dr. Christoph Reich Professor der Fakultät Informatik für Themen wie Netzwerktechnik, Middleware und IT-Management Leiter des Informationsund Medienzentrums der Hochschule Forschungsgebiete: Cloud Computing, QoS, Komponententechnologie, Security, Audit. Tel. 07723 920 2324 [email protected] Prof. Dr. Thomas Schneider Fakultät Digitale Medien Prof. Nikolaus Hottong Fakultät Digitale Medien Lehrgebiete: Mathematik und Physik der digitalen Medien Forschungsgebiete: Optische und digitaloptische Systeme Lehrgebiete: Medientechnologien, A/V-Produktion, Netzwerktechnologien Forschungsgebiete: S3D-Produktion, Virtual Sets, Postmediale Produktionswirklichkeiten Tel. 07723 920 2879 [email protected] Tel. 07723 920 2519 [email protected] Prof. Dr. phil. Oliver Ruf Professor an der Fakultät Digitale Medien Lehr- u. Forschungsgebiete: Medienästhetik, Gestaltungstheorie, Kulturwissenschaften Tel. 07723 920 2523 [email protected] B.Sc. Tim Giardina Akad. Mitarbeiter an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft B.Sc. Nikita Kies Akad. Mitarbeiter an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft Forschungsgebiete: Maschinensicherheit, Funktionale Sicherheit Forschungsgebiete: Maschinensicherheit, Funktionale Sicherheit Tel. 07723 920 2976 [email protected] Tel. 07723 920 2977 niki@hs-furtwangende M.Sc. Thomas Rübsamen Akad. Mitarbeiter an der Fakultät Informatik, vorher Studium von Computer Networking und Advanced Computer Science an der HFU Forschungsgebiete: Cloud Computing, IT-Sicherheit, Audit Tel. 07723 920 2368 [email protected] M.Sc. Rui Zhu Wiss. Mitarbeiter an der Fakultät Mechanical and Medical Engineering Dipl.-Inform. Alexander Wahl Akad. Mitarbeiter der Fakultät Informatik Forschungsgebiete: Mikrosysteme, Mikroaktoren Forschungsgebiete: Software Engineering, Software-Architektur, Gütekriterien für verteilte Dienste Tel. 07723 920 2101 [email protected] Tel. 07723 920 2320 [email protected] Forschungsbericht der Hochschule Furtwangen 2014 | 2015 125 Publikationen Publikationen 2013 1. Begutachtete wissenschaftliche Publikationen (peer review) 1. Jbeily N, Suckert I, Gonnert FA, Acht B, Bockmeyer CL, Grossmann SD, Blaess MF, Lueth A, Deigner HP, Bauer M, Claus RA. Hyperresponsiveness of mice deficient in plasma-secreted sphingomyelinase reveals its pivotal role in early phase of host response. J. Lipid Res. 2013 54(2), doi 10.1194/jlr. M031625.4010-4024. 2.M. Egert, H.-M. Höhne, T. Weber, R. Simmering, B. Banowski and R. Breves: Identification of compounds inhibiting the C-S lyase activity of a cell extract from a Staphylococcus sp. isolated from human skin. Lett. Appl. Microbiology 57 (6), Epub 2013 Sep 23, ISSN: 0266-8254, doi10.1111/lam.12146, S. 534-539. 3. M.M. Scheer, F. Münch, S.Bohn, G. Haimerl, M. Weyand, F. Harig: OxygenatorLeistungsvergleich: Compactflo Evolution Phisio M versus Inspire 6 M Phisio. KARDIOTECHNIK 1/2013, ISSN:0941-2670, S. 9-17. 4.M. Knahl: Application of IT Management Frameworks in Higher Education Institutions. In: X. Franch, P. 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Tuttlingen Industrial Materials Engineering (B.Sc.) Tuttlingen Industrial Virtual Engineering (B.Sc.) Tuttlingen Information Communication Systems (B.Sc.) Furtwangen International Engineering (B.Sc.) Villingen-Schwenningen Maschinenbau und Mechatronik (B.Sc.) Villingen-Schwenningen Product Engineering (B.Eng.) Furtwangen Security & Safety Engineering (B.Sc.) Furtwangen Studium Plus (B.Sc.) Furtwangen & Villingen-Schwenningen Advanced Precision Engineering (M.Sc.) Villingen-Schwenningen Angewandte Materialwissenschaften (M.Sc.) in Planung Tuttlingen Mechatronische Systeme (M.Sc.) Tuttlingen Security & Safety Engineering (M.Sc.) Furtwangen Smart Systems (M.Sc.) Furtwangen Informatik Campus Allgemeine Informatik (B.Sc.) Furtwangen Computer Networking (B.Sc.) Furtwangen Software Produktmanagement (B.Sc.) Furtwangen Informatik (M.Sc.) Furtwangen Mobile Systeme (M.Sc.) Furtwangen Wirtschaftsinformatik Campus Wirtschaftsinformatik (B.Sc.) Furtwangen WirtschaftsNetze (eBusiness) (B.Sc.) Furtwangen Business Application Architectures (M.Sc.) Furtwangen Business Consulting (M.Sc.) Furtwangen Wirtschaftsingenieurwesen Campus Marketing und Vertrieb (B.Sc.) Furtwangen Service Management (B.Sc.) Furtwangen Sales & Service Engineering (MBA) Furtwangen Digitale Medien Campus Medieninformatik (B.Sc.) Furtwangen Medienkonzeption (B.A.) Furtwangen Musikdesign (B.Mus.) Musikhochschule Trossingen OnlineMedien (B.Sc.) Furtwangen Design Interaktiver Medien (M.A.) Furtwangen Medieninformatik (M.Sc.) Furtwangen Internationale Wirtschaft Campus Internationale Betriebswirtschaft (B.A.) Villingen-Schwenningen International Business Management (B.A.) Villingen-Schwenningen International Engineering (B.Sc.) Villingen-Schwenningen Executive Master of International Business Management (MBA) Villingen-Schwenningen International Business Management (MBA) Villingen-Schwenningen International Management (M.Sc.) Villingen-Schwenningen Gesundheit Life Sciences Campus Angewandte Gesundheitswissenschaften (B.Sc.) Furtwangen Industrial MedTec (B.Sc.) Tuttlingen Medical Engineering (B.Sc.) Villingen-Schwenningen Molekulare und Technische Medizin (B.Sc.) Villingen-Schwenningen Biomedical Engineering (M.Sc.) Villingen-Schwenningen Medical Devices & Healthcare Management (MBA) Tuttlingen Medical Diagnostic Technologies (M.Sc.) Villingen-Schwenningen Mikromedizin (M.Sc.) Villingen-Schwenningen Nachhaltige Bioprozesstechnik (M.Sc.) Villingen-Schwenningen Physikalisch Technische Medizin (M. Sc.) Online Study Programme Technical Physician (M.Sc.) Villingen-Schwenningen Vorlesungen in Englisch Vorlesungen in Englisch & Deutsch Vorlesungen in Deutsch & Französisch www.furtwangen-university.de Neue Perspektiven Sie suchen eine Aufgabenstellung, in der Sie mit Ihrem Engagement neue Impulse setzen können? Bei uns finden Sie Raum für Ihre persönliche Entwicklung und Kreativität. Gemeinsam verwirklichen wir zukunftsträchtige Ideen und arbeiten beständig daran, mit neuer Sensorik zur Brand erkennung die Welt sicherer zu machen. Studierenden der Fachbereiche: Elektronik und Technische Informatik, Maschinenbau und Mechatronik sowie Smart Systems bieten wir: – Intensive Betreuung während der Zeit bei Hekatron, – ein umfangreiches Qualifizierungsprogramm, – sehr gute Zukunftsperspektiven. Kontakt: Anja Herion, Telefon 07634 509135, EMail [email protected] Ein Unternehmen der Securitas Gruppe Schweiz www.arbeitenbeihekatron.de Studenten (m / w) der Studiengänge Ingenieurwissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen Wir suchen Sie! Für Ihr Praktikum oder Ihre Thesis in den Bereichen: Konstruktion Elektronikentwicklung Produktmanagement FirmenproFil Als Marktführer im Bereich der Positioniersysteme sowie innovativer Hersteller von Messtechnik und Antriebslösungen zählen wir zu den Wachstumsmotoren im Freiburger Raum. Mit unseren rund 110 Mitarbeitern entwickeln und produzieren wir kundenspezifische Produkte und Serienprodukte für die verschiedensten Anwendungen. KontaKt Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir uns auf Ihre vollständigen und aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen. Diese senden Sie bitte per Email an: halstrup-walcher GmbH Lukas Wangler, Personalreferent Tel.: +49 (0) 76 61 / 39 63-62 [email protected] Positioniersysteme | Messtechnik | Antriebslösungen www.halstrup-walcher.de