erfahrungsbericht auslandssemester
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erfahrungsbericht auslandssemester
ERFAHRUNGSBERICHT AUSLANDSSEMESTER UIT -THE ARCTIC UNIVERSITY OF NORWAY CAMPUS ALTA SOMMERSEMESTER 2016 STUDIENGANG TOURISMUSMANAGEMENT HELENA LUNZER VORBEREITUNG Die ersten Informationen zu einem Auslandssemester in Skandinavien habe ich bei einer Info-Veranstaltung von Herrn Prof. Dr. Bochert erhalten. Schnell hatte ich mich für ein Semester an der nördlichsten Universität der Welt in Alta, Norwegen entschieden. Das Beratungsgespräch sowie die Bewerbung über das International Office verliefen problemlos. Auch bei der Erstellung meines Proof of Recognition konnte ich mich bei Fragen an Herrn Prof. Dr. Bochert und Frau Prof. Dr. Hayduk wenden. Auch dieses Semester war ich die einzige Studentin der Hochschule Heilbronn in Alta. Nachdem ich die Zusage der HHN erhalten hatte konnte ich mich online bei der Partnerhochschule bewerben. Vorab hatte ich alle notwendigen Informationen per Email aus Alta erhalten und hatte somit keine Probleme bei der Bewerbung. Die Ansprechpartner vor Ort waren Natalia und Isabelle vom International Office in Alta. Beide standen einem bei Fragen per Email oder persönlich vor Ort immer hilfreich zur Seite. Bereits vor meinem Aufenthalt in Alta habe ich eine Nachricht erhalten, dass es bei den gewählten Kursen eine Überschneidung gibt und gleichzeitig wurde mir mitgeteilt welche Kurse ich alternativ wählen kann. Somit konnte ich das PoR vor meinem Auslandssemester ändern und hatte vor Ort keine Probleme. Da die Lebenshaltungskosten in Norwegen deutlich höher sind als in Deutschland sollte man sich definitiv rechtzeitig um ein Stipendium und den Auslandsbafög-Antrag kümmern. Alleine mit der Erasmus-Förderung ist der Aufenthalt in Norwegen nicht finanzierbar. ALTA Alta – Nordlysbyen, Stadt der Nordlichter In der nordnorwegischen Provinz Finnmark ist Alta mit circa 12.000 Einwohnern die größte Stadt. Finnmark ist der am dünnste besiedelte Verwaltungsbezirk, somit ist auch Alta als größte Stadt ziemlich ruhig. Die Stadt liegt am gleichnamigen Altafjord. Da sich die Stadtteile auf eine große Fläche verteilen und das Zentrum doch sehr überschaubar ist kommt einem Alta gar nicht so groß vor. Im Stadtzentrum befinden sich zwei Shoppingcenter, zwei Bars/Pubs, ein Studentenzentrum, ein Kino, eine Bowlingbahn sowie Supermärkte, Frisöre und Ärzte. Von den Studentenwohnheimen sind Einkaufsmöglichkeiten sowie das Zentrum auch sehr gut zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen. Die Reiseziele Tromsø, Kautokeino, Hammerfest und das Nordkap sind von Alta aus gut per Auto / Bus zu erreichen. So erreicht man Tromsø per Bus und Fähre in circa 5 ½ Stunden und das Nordkap ist 230 km entfernt. Oslo ist nur zwei Flugstunden von Alta entfernt. Anfang März ist Alta Start- und Zielpunkt des längsten Hundeschlittenrennens Europas – Finnmarksløpet. Definitiv sehenswert! ANKUNFT Am 17. Januar 2016 ging es endlich los! Leider hatte bereits die Maschine ab Frankfurt Verspätung, sodass ich den Anschlussflug in Oslo nicht erreichen konnte. Dieser wurde von der Airline (SAS) aber automatisch umgebucht. Somit hat sich zwar die Wartezeit in Oslo verlängert, war aber auch stressfreier da bei Einreise in Norwegen das Gepäck in Oslo geholt und neu eingecheckt werden muss. Mit zwei großen 23kg Koffern, Rucksack und Handgepäck ist dies gar nicht so einfach und schnell umsetzbar. Endlich in Alta angekommen wurde ich am Flughafen von einem deutschen Studenten der PHS abgeholt. Er überreichte mir die Schlüssel und brachte mich mit seinem Auto zu dem Wohnheim in Komsa. 1 UNTERKUNFT Die Studierenden können zwischen zwei Unterkünften wählen. Nyland ist circa 3-4 Minuten von der Uni sowie dem Zentrum entfernt. Komsa ist circa 15 Minuten von der Uni und dem Zentrum entfernt. Hat aber die deutlich schönere Lage am Fuße des Komsatoppen (Anfang Mai kann man hier den Sonnenunter- und Sonnenaufgang innerhalb zwei Stunden bewundern). Die Gebäude in Komsa sind übrigens aus dem damaligen Athletendorf der Olympischen Winterspiele in Lillehammer 1994. Ich habe mich für ein Zimmer im Wohnheim Komsa entschieden und würde dies jeder Zeit wieder tun. Meiner Meinung nach ist es dort einfach familiärer und ruhiger. Es besteht aus zwei Wohnhäusern mit jeweils vier Wohneinheiten mit max. 8 Personen. Die Küche wird von allen genutzt und jeweils die direkten Zimmernachbarn teilen sich ein Badezimmer. Jedes Zimmer ist mit einem Bett, Schrank, Schreibtisch, Sessel und einem kleinen Tisch ausgestattet. Als Erasmus-Student erhält man von den Studentenwerken die Bettdecke, ein Kissen sowie Vorhänge. Bettbezug / Spannbetttuch müssen selbst mitgebracht oder vor Ort gekauft werden. Bei meiner Ankunft war unsere Küche schon gut ausgestattet, so musste ich keine Töpfe oder Kochutensilien kaufen (diese können aber günstig im Secondhandstore gekauft werden). In einem separaten Gebäude befindet sich ein Abstellraum (für Skier und Fahrrad), ein Waschraum mit Waschmaschinen und Trockner sowie eine Sauna. Die Marke für die Waschmaschine kann im Studentenbüro in Nyland erworben werden, die Nutzung der Trockner ist kostenfrei. Für mein Zimmer im Wohnheim in Komsa habe ich monatlich umgerechnet circa 390 € bezahlt. Meine Mitbewohner/-innen kamen aus Finnland, Polen, Nepal, Italien und Norwegen. Wir haben uns alle von Beginn an super verstanden, waren unzählige Abende zusammen in der Küche gesessen, haben oft zusammen gekocht, ein Wochenende zusammen in der student cabin verbracht oder zusammen unsere Freizeit gestaltet (mit Langlauf, feiern, Spaziergänge zu den Skisprungschanzen oder an den Strand). Das erste Mal sind wir alle zusammen zum Campus gelaufen. Da meine Mitbewohner und andere Studenten im Wohnheim die gleichen Kurse belegt hatten wie ich sind wir auch den Rest des Semesters zusammen zur Uni gelaufen. STUDIUM AN DER GASTH OCHSCHULE Die UiT zählt mittlerweile zur drittgrößten Universität Norwegens. Der Campus Alta ist wie Heilbronn recht überschaubar und familiär. Die Uni bietet den Studenten verschieden große Unterrichtsräume, ein Café, eine Mensa, eine Bibliothek, Computerräume sowie ein Fitnessraum an. Die ersten beiden Tage an der PHS wurden als Einführungs-/ Kennenlerntage genutzt, auch wenn es ein richtiges Willkommensprogramm, wie es für die Studenten im August gibt, nicht gab. Dennoch konnten wir Austauschstudenten uns kennenlernen und für unser leibliches Wohl wurde auch gesorgt. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Universitätsleiter haben wir auch die Ansprechpartner der Studentenwerke kennengelernt. Zusammen mit Isabelle und Natalia haben wir unsere Accounts errichtet, uns für die Prüfungen angemeldet und es wurde uns gezeigt wie wir unseren Stundenplan aufrufen und wo wir unseren Studentenausweis erstellen können. Außerdem hat Isabelle die notwendigen Formulare für das Erasmus+ Programm unterschrieben und auch gleich per Mail an die HHN gesendet. Des Weiteren haben wir eine kurze Einführung in das dortige Bibliothekswesen erhalten. Auch die Professorin für den Kurs „Outdoor life activities - winter“ hat sich und den Kurs vorgestellt. Außerdem haben uns zwei Studenten des ESN (Erasmus Student Network) das Zentrum von Alta sowie die Einkaufsmöglichkeiten gezeigt. Bei minus 23 Grad war die Stadtführung nicht ganz so lange In der ersten Woche wurde von ESN auch ein Filmabend mit Pizza für uns Austauschstudenten organisiert. 2 Im Gegensatz zu Deutschland ist der Studentenplan in Norwegen von Woche zu Woche verschieden. Die Kurse beginnen zu unterschiedlichen Zeiten. Man hat also ein Fach über mehrere Wochen bevor man es mit einer Prüfung abschließt. Prüfungswochen am Ende des Semesters gibt es also nicht. Da es in Norwegen üblich ist sich gegenseitig zu duzen, werden auch die Professoren mit Vornamen angesprochen. In Alta habe ich folgende Kurse belegt: Norwegian language course (5 ECTS), Listening & Speaking (5 ECTS), Eventmanagement (10 ECTS) und Outdoor life activities – winter (15 ECTS). Die Kurse Norwegian language course und Listening & Speaking werden mit einer mündlichen Prüfung abgeschlossen. Norwegisch in Form einer kurzen Unterhaltung und Listening & Speaking in Form einer Argumentation. In dem Kurs Eventmanagement hatten wir neben den theoretischen Vorlesungen auch Vorlesungen mit praktischen Hintergründen. So wurde in Gruppen ein mögliches Event für Alta erarbeitet. Außerdem hatten wir einen Gastvortrag und einen sehr interessanten Workshop mit der Eventagentur „Scenorama“ aus Oslo sowie Vertretern der Hotel- und Tourismusbranche aus Alta. Der Kurs wurde mit einer vierstündigen schriftlichen Prüfung (am PC) abgeschlossen. Der Outdoor life activities – winter- Kurs bestand vor allem aus Langlauf. Da es für viele von uns das erste Mal auf Langlaufskiern war hatten wir die ersten Unterrichtsstunden bei dem Gewinner der 50km im Langlauf Tore Olsen. Danach standen Tagestouren auf dem Programm bevor es auf unsere Übernachtungstrips ging. Hier haben wir unter anderem etwas über die dort vorkommende Flora & Fauna, Lawinenschutz, Eisfischen oder den Bau von Schutzhöhlen bei Schneestürmen erfahren. Neben Langlauf haben wir in diesem Kurs Navigation und Orientierung, Planung, Teamwork und „Überleben im norwegischen Winter“ gelernt und hatten die Möglichkeit die norwegische Lebenseinstellung „friluftsliv“ kennenlernen zu dürfen. Außerdem hatten wir Anfang März das Vergnügen zusammen mit norwegischen Sportstudenten für Grundschulkinder einen „snow-fun-park“ zu bauen. Den nächsten Tag durften wir dort mit den Schulklassen verbringen und staunen wie gut die kleinen auf Skiern unterwegs sind. Mitte April haben wir von der Uni Mountainbikes bekommen und damit auch unseren letzten Gruppentrip unternommen. Die Prüfung in diesem Kurs waren reflection notes zu den trips, eine Präsentation zu einem davor gewählten Thema sowie zu Ende des Semesters ein 12 seitiges home exam (paper) zum Thema „friluftsliv“ und Bearbeitung einer Fallstudie. Ich kann alle genannten Kurse weiterempfehlen. Die Kursgröße war in jedem Kurs sehr angenehm. Fachlich waren der Eventmanagement- und Listening and Speaking Kurs sehr gut. Persönlich hat mir der outdoor-Kurs sehr gut gefallen. Hier hat man viel Neues gelernt – wann übernachtet man zum Beispiel einmal bei minus 20 Grad in einem Zelt? Auf den Touren ist man teilweise schon an seine Grenzen gestoßen aber es gab nichts was man nicht schaffen konnte. Wir waren von Beginn an eine tolle Gruppe und haben uns immer gegenseitig unterstützt und hatten somit immer eine tolle Zeit mit positiven Erlebnissen. Was man bei dem Kurs jedoch beachten sollte ist das benötigte Equipment – Schneeanzug, guter Schlafsack und Isomatte, Rucksack, Wollshirts, warme Socken, Kompass etc. Man erhält vor Anreise eine Liste, kann aber z.B. einen Rucksack vor Ort kaufen. Ich konnte den Rucksack meiner Mitbewohnerin ausleihen und auch für die Trips im März habe ich mir einen wärmeren Schlafsack ausgeliehen. 3 Allgemein kann ich sagen, dass alle Kurse sehr interessant und lehrreich waren. Besucht man stets die Vorlesungen und arbeitet mit dem dazugehörigen Kompendium sind auch die Prüfungen gut zu meistern. Die Benotung der Professoren war fair und somit konnten gute Ergebnisse erreicht werden. ALLTAG & FREIZEIT Auch wenn Alta nicht die Angebote der großen Studentenstädte bieten kann, finden sich etliche Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten. Man hat viele Möglichkeiten die wundervolle Natur zu genießen. Bei Spaziergängen z.B. zu den Felszeichnungen, beim Langlauf (Alta bietet mehrere „Stadtloipen“), bei Wanderungen auf den Komsatoppen (von hier aus hat man eine tolle Sicht auf Alta sowie den Fjord), Hundeschlittentouren oder auch beim Angeln. In den Wintermonaten kann man in Alta oft die fantastischen Polarlichter sehen und beobachten. Auch im Zentrum hat man verschiedene Möglichkeiten: Kino, Bowling, Shopping oder feiern in den Bars / im Club des Studentenzentrums. Wir waren sehr gerne im Barilla Pub bei der wöchentlichen jam-session. Auch im Club ist an den Wochenenden für jeden Geschmack etwas dabei – Konzerte verschiedener Musikrichtungen, Mottoparties oder DJs. Im Stadtzentrum von Alta befindet sich auch ein Schwimmbad. Außerdem haben die Studenten des ESN verschiedene Ausflüge organisiert. So waren wir zusammen in Kautokeino in der Juhls silver gallery, haben uns das Eishotel in Sorrisniva angeschaut und waren am Nordkap. Leider war der erste Ausflug nach Kautokeino nicht sehr gut organisiert und neben der Juhls silver gallery haben wir nichts weiter gesehen. FAZIT Ich würde jeder Zeit wieder mein Auslandssemester in Norwegen absolvieren! Trotz der deutlich höheren Lebenshaltungskosten habe ich hier unbezahlbare und erlebnisreiche Momente erlebt, ganz tolle neue Menschen kennengelernt und gelernt die fantastische und wunderschöne Natur Norwegens zu schätzen. So lernt man anfangs mit der Dunkelheit und Kälte umzugehen und kann zu Ende des Semesters die Mitternachtssonne erleben. Nord-Norwegen eignet sich vor allem für naturbegeisterte, sportliche Menschen und Entdecker. Eigentlich habe ich in Alta nur positive Erfahrungen gemacht. Tolle Freundschaften mit andern Austauschstudenten aber auch Norwegern geschlossen, die atemberaubende Natur Norwegens erlebt und auch das „draußen in der Natur sein“ lieben gelernt. Zu den „schlechten“ Erfahrungen würde ich lediglich die allgemein höheren Preise zählen. Da meine Mitbewohner und ich aber fast täglich zusammen gekocht haben konnten wir hier etwas einsparen und die Schokolade kann man sich auch aus Deutschland zusenden lassen Bei Fragen und Interesse an einem Auslandssemester am Campus Alta der UiT stehe ich gerne unter der E-Mail-Adresse [email protected] zur Verfügung! 4