01.11.2002 - Oberschlesien eine Region in Europa Portal
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Schlesische Nachrichten Zeitung für Schlesien Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0 Nummer 21/2002 1. November 2002 Einzelpreis 2,00 Euro Deutscher Versuch einer Rechtfertigung der Vertreibung ass es bis in die Gegenwart hinein bei unseren unmittelbaren Nachbarn in Polen und Tschechien immer wieder Äußerungen und sogar Erklärungen politischer Führungspersönlichkeiten (man denke nur an den bis vor kurzem regierenden Prager Ministerpräsidenten Milos Zeman) gibt, mit denen das Verbrechen der Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat gerechtfertigt werden soll, ist bitter und forciert zum Widerspruch und zur Richtigstellung auf. Aber um so empörender ist es, wenn sich in der Bundesrepublik Deutschland Stimmen zu Wort melden, die in der Vertreibung der Deutschen aus der Heimat ein historisch begründetes Recht sehen und dies auch gleich verkündet wissen wollen. In der Vierteljahresschrift „Polen und wir" hat Samuel Salzborn soeben unter der Überschrift „Deutsche als Opfer? Zur neuen Diskussion um die Vertreibung" einen nicht zu billigenden Artikel veröffentlicht. Besagter Autor Samuel Salzborn wird vorgestellt als „Diplom-Sozialwissenschafter und Lehrbeauftragter am Institut für Politikwissenschaft in Gießen". Durch mehrere andere Veröffentlichungen dieses Giessener Universitätsdozenten hatte sich der Autor bereits als ein Sympathisant und geistiger Mitläufer der einstigen SED in der DDR und als ein sich in Verdächtigungen der Sprecher der Vertriebenen, der Landsmannschaften und des Bundes der Vertriebenen zu erkennen gegeben. D O hnehin fällt es Salzborn sehr schwer, sich der Be- griffe Vertreibung und Vertriebene zu bedienen. Er bevorzugt „Umsiedlung" oder spricht nur formelhaft von „Flucht und Vertreibung". Indem er sich betont widerwillig auf die jüngsten Medienberichte über das Unrecht derVertreibung bezieht (ARD, ZDF, Der Spiegel, Günter Grass „Im Krebsgang"), ist Salzborn nur bereit, das Leid des Einzelnen während „Flucht und Vertreibung" als persönliches Unglück hinzunehmen, aber er ist nicht bereit, die Aussage nachzuvollziehen, dass all diese Leidtragenden als Deutsche, nur weil sie Deutsche waren und sind, aus ihrer Heimat vertrieben worden sind. Hier müsse immer gleich an die Voraussetzungen erinnert und gedacht werden. m Im Deutsch des Autors wiedergegeben: „Unabhängig von den individuellen, sicherlich oftmals auch erschütternden Schicksalen der Flüchtlinge stellt die damit BILD AUS DER HEIMAT Eichendorff-Lyzeum, Gleiwitz forcierte Generalisierung von Flucht und Vertreibung der Deutschen infolge des Zweiten Weltkrieges als Unrecht keine historisch adäquate Interpretation dar". arum fordert Salzborn im nächsten Satz das Nein zu einer "bewussten Entkontextdualisierung (!) der Vergangenheit". Klarer ausgedrückt: Adolf Hitler und die Verbrechen unter dem Nationalsozialismus erklären alles, entschuldigen alles, was danach geschehen ist. Für Salzborn, den an der Universität Gießen lehrenden Politologen, steht zunächst fest, dass der Nationalsozialismus zu den „am wenigsten kritisch reflektierten Abschnitten deutscher Geschichte gehört". Daraus folgert Salzborn: „Man will über 'Deutsche Opfer' reden, ohne tatsächlich über den Nationalsozialismus zu sprechen. Der historische Kontext (auf deutsch: Zusammenhang) soll verschwinden, die tatsächlichen Zusammenhänge von deutscher Volkstumsund Vernichtungspolitik auf der einen und Umsiedlung der Deutschen in Konsequenz auf diese Politik auf der anderen Seite sollen aus dem Gedächtnis herausredigiert werden". Das bedeutet: Auf der einen Seite werden die Vertreiber und die Vertreibung in des Wortes genauer Bedeutung entschuldigt, auf der anderen Seite wird den Vertriebenen „eine geradezu rituelle Kultivierung der eigenen Unschuld und des eigenen Opferstatus" vorgeworfen! D Ffo: Archiv SN Mehr zum Thema Gleiwitz finden Sie im Artikel „7. Reise des Gleiwitzer Kreises nach Gleiwitz" auf Seite 13. alzborn führt nicht nur dieVerbrechen von gestern S POLITIK als Rechtfertigung der Verbrechen von heute ins Feld, auch die Beschlüsse von Potsdam (irrtümlich wird von einem Abkommen gesprochen, ein solches ist aber nie ratifiziert worden) müssen her, um die Vertreibung der Deutschen für rechtens zu erklären. Unabhängig davon, dass der „Transfer", von Vertreibung wurde nicht gesprochen, „human" erfolgen sollte, jede Vertreibung ist Unrecht und ein Verbrechen. Das war nicht nur im Kosovo 1 999, sondern auch bereits 1945 und danach so! m sich zu wiederholen und seine Rechtfertigung der Vertreibung zu untermauern, verlangt Salzborn: „die geschichtliche Realität anzuerkennen und sich mit den historischen Reaktionen auf die nationalsozialistische Volkstums- und Vernichtungspolitik abzufinden. Und das U hieße anzuerkennen, dass trotz allen individuellen Leids und aller individuellen Ungerechtigkeit die Umsiedlung der Deutschen die notwendige Konsequenz auf eine NSPolitik war, in der eben deutsche Minderheiten soziale und politische Konflikte geschürt haben, die eine wesentliche Voraussetzung für die Zerschlagung der osteuropäischen Nationalstaaten darstellen". Die politische Absicht, die Vertreibung der Deutschen für rechtens zu erklären, wird zusätzlich mit historischen Torheiten angereichert. I n der Demokratie, und das ist sowohl ihr Vorteil als auch Nachteil, kann jedermann so klug und so dumm daherreden, wie er mag. Aber es gibt auch Grenzen, die gesetzt worden sind, es sei hier nur das Gesetz gegen eine Verleumdung der Verbrechen in Schlesische Notizen Drei Wortführer der Vertriebenen Mitglieder des 15. Deutschen Bundestages. Zum vierten Mal seit 1990 zieht Hartmut Koschyk wieder in den Deutschen Bundestag ein. Als CSU-Abgeordneter und seit 1990 als Vorsitzender der Gruppe Vertriebene und Flüchtlinge der CDU/CSU-Bundestagsfraktion erhielt er in dem um Forchheim erweiterten Wahlkreis bei den Erststimmen 60,7 Prozent (1998 50,6) und bei den Zweitstimmen 58,3 (45,5) Prozent. Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, gleichfalls 1990 erstmalig in den Deutschen Bundestag gewählt, wurde im Wahlkreis Frankfurt am Main II in der Direktwahl von der SPD-Kandidatin Rita Streb-Hesse um 0,2 Prozent geschlagen: 35,6 zu 35,4 Prozent, aber sie zieht über die Landesliste der CDU von Hessen mit 32,7 Prozent ins Parlament ein. Übrigens ist dies auch der Wahlkreis des Bundesaußenministers und Spitzenkandidaten der Grünen/Bündnis 90 Josef Fischer. Unter den veröffentlichten Ziffern über die Popularität unserer Politiker rangiert Fischer als der Populärste auf Platz 1, im Wahlkreis von Erika Steinbach kam er nur auf ganze 20 Prozent. Zum ersten Mal wird Matthias Sehling Mitglied des Deutschen Bundestages. Sein Listenplatz innerhalb der CSU hieß Nummer 30 und wurde als „ferner liefen" notiert, aber die CSU gewann am 22. September 2002 mit Ausnahme eines Wahlkreises (München Nord) alle bayerischen Wahlkreise, so dass nunmehr auch Platz 30 auf der Landesliste gezogen hat. Matthias Sehling, 42 Jahre alt, ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Als Nachfolger von Georg Janovsky, der nicht mehr für den Deutschen Bundestag kandidierte, zieht als Abgeordneter der CDU für den Wahlkreis Löbau-Zittau-Görlitz-Niesky Michael Kretschmer erstmalig in den Bundestag ein. Das Wahlergebnis der Zweitstimmen betrug 37,9 Prozent (1998 waren es 37,5 Prozent). • „Anmerkungen zum Beitrag von Bischof Jan Kopiec", Verfasser des Augsburger Theologieprofessor Joachim Piegsa. Zwei Themen sind Inhalt der deutschen Antwort auf des polnischen Bischofs Darstellung der Ereignisse von 1945 und danach: Vertreibung und Piastenvision, veröffentlicht in der in Breslau erscheinenden polnischen Zeitschrift „Zblizenia Polska Niemcy Annäherungen Polen-Deutschland", Universität Breslau. Piegsa, 1930 in Oberschlesien geboren, weist darauf hin, „dass man die Vertreibung bewusst oder unbewusst im Sinne der .Kollektivschuld' (alle Deutschen haben die Verbrechen Hitlers mitverschuldet) zu rechtfertigen suchte. Bischof Kopiec denkt nicht in diesen irreführenden Kategorien, gebraucht jedoch das Wort .Vertreibung' nicht, obwohl er diese Problematik, vor allem als moralisches Problem anspricht. Stattdessen gebraucht er die eingebürgerten und verharmlosenden Termini .Aussiedlung' oder .Umsiedlung'. Wahrscheinlich sprechen hier immer noch die Emotionen mit, die auch mit der Piastenvision verbunden sind." Gegen die „Piastenvision", nach Jahrhunderten endlich die „Rückkehr und Heimkehr in urpolnisches Land" zitiert Piegsa zuerst den Polen Jan Jözef Lipski aus seiner Schrift „Zwei Vaterländer - zwei Patriotismen", 1981 in der Pariser Zeitschrift „Kultura" veröffentlicht: „Wir (Polen) wollen es heute in der Regel nicht wahrhaben, dass dies Gebiete sind, in denen einige hundert Jahre deutsche Kultur geblüht hat. Wir lesen rührende Feuilletons über die schlesischen Piasten, ihre Burgen und Schlösser, aber niemand sagt uns, dass schon Heinrich Probus (Herzog Heinrich IV.), gestorben 1290, als deutschsprachiger Troubadour seine Lieder in deutscher Sprache vortrug wie Wal- Schlesische Nachrichten 21/2002 Auschwitz erinnert. Was hier aber Samuel Salzborn betreibt, ist gleichfalls zu ächtender Missbrauch der freien Meinungsäußerung, denn diese geschieht gegenüber dem Verbrechen der Vertreibung auf Kosten der Wahrheit, indem nicht dieVertreiber die Unrechttäter und Schuldigen gewesen sind, sondern die Vertriebenen selbst Schuld daran tragen, vertrieben worden zu sein. Wenn Solches jenseits unserer Grenzen geschieht, kann man sich verbal zur Wehr setzen, aber wie der vorliegende Fall zeigt: Hier wird von einem an der Universität Gießen Lehrenden die Vertreibung gerechtfertigt und die Vertriebenen zu den Schuldigen erklärt. Die Feinde, nicht nur die Gegner Deutschlands haben in Samuel Salzborn einen nicht geradezu anbiedernden Anwalt gefunden. Herbert Hupka ter von der Vogelweide." Der nächste Zeuge ist der englische Historiker Norman Davies: Auf die Frage, welche polnische Denkkategorie ihn am meisten störe, nannte er „Die Piastenherrschaft", aber das sei nicht Mythologie, wie sie jedes Volk besitzt, sondern Geschichtsfälschung, man verschweigt nämlich die Anwesenheit der Deutschern auf diesem Gebiet, das einst ihnen gehörte. („Tygodnik Powszechny", Krakau 15. Juli 2001). • Über die Vertreibung der Deutschen durfte nicht geredet werden. „Es ist gar nicht so lange her, dass man in Deutschland schief angesehen werden konnte, wenn man die Beschäftigung mit Flucht und Vertreibung als zentrales und wichtiges Thema geschichtlicher Arbeit ansah", so Professor Dr. Karl Schlögel, Historiker an der Universität Frankfurt an der Oder im Westdeutschen Rundfunk. „Wer so etwas vorschlug, musste sich auf Nachfragen gefasst machen: wie er es denn meine und ob er es riskieren wolle, Beifall von der falschen Seite zu bekommen. Mit der falschen Seite waren gemeint: die Vertriebenen-Verbände, die Funktionäre der Landsmannschaften, die auf Schlesien- und Sudetendeutschen Tagen gehaltenen Festreden. Man musste diese Texte nicht gelesen haben, es reichen gewisse Namen und gewisse Reizwörter, weil ohnehin alle wussten, was damit gemeint war: Revanchismus, Ewiggestrige, Rückfall in die 50er Jahre, Aufreißen alter Wunden usw. War es nicht ein grandioses Missverständnis, aus purer Ignoranz gespeist, zu glauben, man könne europäische Geschichte im Europa des 20. Jahrhunderts überhaupt unterrichten, ohne Umsiedlung und Vertreibung zur Sprache zu bringen?" Dieser Bericht über die jahrzehntelange Tabuisierung des Verbrechens der Vertreibung hat seine Richtigkeit, aber wird sich heute und morgen daran etwas Grundsätzliches ändern, da unter dem Leid der Deutschen und den Verbrechen an den Deutschen nach offizieller Vorgabe ein Schlussstrich gezogen werden soll. S/V POLITIK Schlesische Nachrichten 21/2002 Polnisches „Mit dem Rücken zur Oder", unter diesem Titel veröffentlicht die Breslauer Monatsschrift „Odra", „Die Oder", einen kritischen Artikel über Polens Verhältnis zum Oderstrom in Schlesien. „Ab den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts haben die Deutschen die Oder mit Hochwasserdeichen umbaut. 1945 trafen an der Oder Menschen ein, die nichts für die Oder empfanden. Ihre Sympathien lagen eher am Bug, Dnjestr, Prut und Njemen. Mit ihnen zusammen kamen Menschen aus Zentralpolen. Sie standen dem Reiz der .ehemaligen deutschen Oder' genau so gleichgültig gegenüber und wussten diese obendrein nicht zu nutzen. Die folgenden 50 Jahre unserer Anwesenheit an der Oder waren eine Demonstration merkwürdiger Sorglosigkeit und der Unfähigkeit zu wirtschaften." Dies ist ein Eingeständnis des Jahres 2002, begleitet von der Aussage, dass man sich polnischerseits mit der historischen und mentalen Aneignung der Oder sehr schwer tut, immer noch und immer wieder. • Über 100 000 polnische Firmen von Insolvenz bedroht - Lage im Baugewerbe besonders dramatisch, unter dieser Überschrift fasst die „Deutsche Welle" in Köln Nachrichten aus der polnischen Presse zusammen. „Die anhaltend schwache Konjunktur in Polen trägt dazu bei, dass immer mehr Firmen von der Insolvenz bedroht sind. Über den Konkurs von großen Firmen wie Stettiner Werft und in den Massenmedien ausführlich berichtet, aber aufgrund von Zahlungsunfähigkeit gehen vor allem kleinere Firmen zugrunde. Die Insolvenzverwalter rechnen mit einer weiteren Steigerung der Zahl der Insolvenzanträge. In diesem Jahr wurden zum Beispiel in Krakau bereits 186 Investitionsanträge gestellt. Im Vergleich zum Jahre 2000 ist die Zahl der Insolvenzanträge um das Doppelte gestiegen. Im Baugewerbe spielt sich ein Drama ab. Das Überleben von über 100 000 Firmen bis zum Jahre 2004 ist in Frage gestellt. Durch Polen rollt bereits eine Konkurrenzwelle, die vor allem die Subunternehmen in der Baubranche betrifft." Genannt werden zur Erklärung der maroden Situation die „enormen Zahlungsrückstände". • zählt 18 000 StuDie Universität Oppeln denten. Zum neuen Rektor der vor knapp einem Jahrzehnt gegründeten Universität Oppeln wurde der im oberschlesischen Städtchen Tost geborene Atom-Physiker Jözef Muselok gewählt. Er verfügt über je vier wissenschaftliche Praktika in den USA Und in Deutschland. In einem Interview, dass er dem „Schlesischen Wochenblatt" in Oppeln gegeben hat, wurde Professor Muselok nach dem Forschungs- und Lehrstand der Schlesischen Geschichte und der Germanistik gefragt. „In vielen Bildungseinrichtungen wird nach wie vor das Schema vervielfältigt, dass in Schlesien seit jeher die polnische Kultur dominiert habe. Inwiefern kann die Universität Oppeln zu ei- ner kleinen Umprofilierung der Geschichte beitragen, dass ein sachgemäß ausgearbeitetes Lehrbuch für Geschichte entstehen kann?". Die Antwort des sich auf die Naturwissenschaft als sein Fachgebiet beziehenden Rektors eröffnete keinen lichten Ausblick in die nahe Zukunft. Zur Germanistik meinte der Oppelner Rektor: „Erfreulich, dass es in der Germanistik eine Menge junger, wissenschaftlich sehr engagierter Leute gibt. Ich glaube, dass sie die Professoren ablösen werden, die aus Breslau zu Vorträgen nach Oppeln kommen. Ich glaube daran, weil wir auch immer bessere Studenten haben, was mit dem wachsenden Niveau der Germanistik zusammenhängt." Allerdings ist es an dem, dass viele potentielle Studenten der Germanistik die Eingangsprüfung an der Oppelner Universität bestehen, weil das polnische Abitur in Deutschland nicht anerkannt wird, um so einen Zugang zu deutschen Universitäten zu erreichen. • jetzt auch in PoKampf gegen Drogen len notwendig. In der „Süddeutschen Zeitung" berichtet Thomas Urban aus Warschau: „Bis 1989 gab es in Polen keine westlichen Drogen, schon gar keinen Rauschgift-Transit; konsumiert wurden Ei- genproduktionen, wie Marihuana vom eigenen Balkon oder das berüchtigte ,Polski Kompott', ein Sud aus gepressten Klatschmohnkapseln. Das Polski Kompott ist verschwunden, dafür ist Polen der vermutlich größte Produzent von Amphetaminen in Europa geworden - und diese werden auch nach Westen exportiert." Jetzt muss auch in Polen Polizei zur Drogenbekämpfung ausgebildet und eingesetzt werden. Dazu fehle es jedoch, wie aus dem Bericht hervorgeht, an Ausbildung und den notwendigen Finanzen. Der Beitritt zur Europäischen Union macht die Drogenbekämpfung zur Pflicht. • Spannungen zwischen Polen und Russland wegen der Ausweisung katholischer Priester. Während der Sitzung der Parlamentarischen Versammlung des Europarats war diese Frage vom stellvertretenden polnischen Außenminister Andrzej Byrt, vor dem polnischer Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, protestierend thematisiert worden. Nach Meinung der polnischen Regierung ist das russische Verhalten, hinter dem die orthodoxe Kirche mit ihrem Ausschließlichkeitsanspruch steht, dem Aufbau einer demokratischen Gesellschaft nicht dienlich. Da es sich bei den katholischen Priestern durchwegs um Polen handelt, fühlt sich die polnische Regierung verpflichtet, Stellung zu nehmen. SA/ Warum Treuespende für Schlesien im 21. Jahrhundert? Diese Fragen und Bitten an „treue- und untreue" Schlesier, ringen manchen Zeitgenossen und Mitmenschen nur ein müdes Lächeln ab. Frage: Sind Sie als Schlesier und schicksalsverbundener Europäer noch interessiert an Ihrer Heimat? Treten sie für deren Belange in der Öffentlichkeit ein - durch Ihre Mitgliedschaft bei der Landes- oder Bundeslandsmannschaft ? Wenn ja, dann erfüllen Sie die Bitte selbstverständlich, die umfangreiche Kulturpolitische Arbeit bei uns im Westen, sowie im Osten für die heimatverbliebenen Landsleute, persönlich und finanziell zu unterstützen. Persönlich: Indem sie an Seminaren und Bildungsangeboten der aktiven Damen und Herren teilnehmen oder selbst ein Ehrenamt übernehmen. Passiv: Indem Sie Ihr Interesse an dieser wichtigen heimatpolitischen Arbeit durch eine Spende unterstützen ! Bitte denken Sie daran: unser „ Haus Schlesien „ und die" Landsmannschaft Schlesien" sind zwei schlesische Herzen, die füreinander schlagen und ohne Ihre Hilfe nicht überleben können ! Das Bundesfrauenseminar, das vom 1. - 3. Oktober im Haus Schlesien stattfand, und 26 Teilnehmerinnen aus acht Bundesländern die Möglichkeit zum fünfzigjährigen Arbeitseinblick und Austausch gab , konnte nur durch ein gutes Spendenaufkommen der Landsleute finanziert werden. Helfen Sie mit, dass unsere Heimat überlebt, und geben sie niemals die Antwort: „Es war einmal". So fangen Märchen an Unsere Heimat Schlesien ist auch im 21. Jahrhundert kein Märchen, sie braucht ihre Menschen und Ihre ständige Unterstützung! Ihre Mitgliedschaft und Ihre Spende sichern das Überleben der Landsmannschaft und sind ein positives Zeichen für die junge Generation! Ihre Spende überweisen Sie bitte auf das Konto bei der Niederschlesischen Sparkasse Görlitz: Konto-Nr.:40410, BLZ 850 510 00 auf Wunsch wird eine Spendenquittung erteilt Danke im Voraus, besonders den Schlesischen Frauen und den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Landsmannschaft! Schlesien Glückauf! Margarete Weber (Bundesfrauenreferentin der LM Schlesien) ZEITGESCHEHEN / POLITIK Einweihung des deutschen Soldatenfriedhofs Groß-Nädlingen bei Breslau So viele Gäste, so viel Prominenz hatte das niederschlesische Dorf Groß-Nädlitz wohl noch nie erlebt. An die zehn Busse und viele, viele Pkw steuerten von Breslau her kommend, diesen Ort an, der, 1936 von den Nazis in „Nädlingen" umbenannt, seit 1945 den polnischen Namen Nadolice Wielkie führt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. hatte zur Einweihung des ersten Sammelfriedhofes für die 1945 in Niederschlesien gefallenen Soldaten der Wehrmacht geladen. Auf dem Soldatenfriedhof 1998 wurden hier die ersten Toten eingebettet, heute sind es schon fast 10.000. Weitere etwa 8000 warten noch auf die Umbettung. 583 Bäume, von Baumpaten gestiftet, umschließen als „Friedenspark" das große Gräberfeld am Rande des Dorfes. Im Mai 2000 arbeiteten zum ersten Mal deutsche und polnische Soldaten gemeinsam auf dem Friedhof. „Nebenbei" bauten sie an den Feierabenden einen Spielplatz für die Kinder der Gemeinde. Am Morgen dieses S.Oktober 2002 blies ein scharfer Westwind über die weite Ebene östlich von Breslau. Die Sonne, die nur ab und zu die Wolken durchbrach, brachte keine Erwärmung. Ordner des Volksbundes wiesen die vielen Fahrzeuge auf den Parkplatz auf einem Stoppelfeld ein. Schon lange vor Beginn des Gedenkgottesdienstes füllte sich die kleine Dorfkirche bis auf den letzten Platz. Deutschland wurde vertreten von Botschafter Frank Elbe und Generalkonsul Dr. Peter Ohr. Kardinal Gulbinowicz, Erzbischof von Breslau, hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich die Totenmesse für die deutschen Soldaten zu zelebrieren. Lesungen und Gebete wurden in deutsch und polnisch, sowie in völkerverbindendem Latein vorgetragen, u.a. von einem Oberstabsfeldwebel der Bundeswehr. Es sang der Chor Salzgitter-Fredenberg. Nach dem Hochamt bewegte sich der lange Zug der Teilnehmer zum 300 m entfernten Eingang des Friedhofes, wo, nach den beiden Nationalhymnen, gespielt von einem Musikkorps der polnischen Streitkräfte, zahlreiche Grußworte gesprochen wurden, u.a. von Karl Wilhelm Lange, dem Präsidenten des Volksbundes, Ryszard Nawrat, dem Wojwoden von Niederschlesien, und Stefan Debski, dem Vogt der Gemeinde. Beeindruckend waren die Worte des Wojwoden Nawrat mit dem schlichten Kernsatz: „Diese Soldaten haben ihre Pflicht erfüllt. Sie gaben dafür das Höchste, was sie geben konnten, ihr junges Leben." Foto: Ast Schlesische Nachrichten 21/2002 Am Hochkreuz in der Mitte des Friedhofes sprachen Geistliche beider Konfessionen Gebete und segneten das Kreuz. Viele Kränze und Blumen wurden niedergelegt, auch von Traditionsverbänden der Wehrmacht. Und dann kam der Augenblick, an dem wohl alle, die dabei waren, den Atem anhielten; als das polnische Musikkorps das Lied vom „Guten Kameraden" anstimmte. Ein, fast möchte ich sagen, historischer Augenblick voll tiefer Symbolik; Die Soldaten der Wehrmacht, die in Deutschland ungestraft als „Mörder" beschimpft werden dürfen und durch eine von Millionen Menschen besuchte Ausstellung zu Verbrechern gestempelt werden, für diese jungen polnischen Soldaten, nun Angehörige der NATO, sind sie ihre „guten Kameraden"... „Kriegsgräber sind die großen Prediger des Friedens" hat Albert Schweizer einmal gesagt. Und hier, unweit der Oder, unter den vom kalten Herbstwind geschüttelten Bäumchen des Friedensparkes, wurde es uns klar: mit diesen zehntausend Gefallenen wurden auch Feindschaft, Haß und alle Rachegedanken tief in die Erde versenkt. Über diese, und alle die anderen Millionen Kriegsgräber hinweg führt nun, auch für Polen und Deutsche, Dank der Arbeit des Volksbundes, der polnischen Stiftung „Pamiec" („Gedenken") und ihrer vielen, meist jungen Helfer, der Weg nach Europa. Sigismund Freiherr von Zedlitz (SN) „Die Ost-Erweiterung der Europäischen Union und die deutschen Heimatvertriebenen" war das Thema einer Podiumsdiskussion am 06. September 2002 mit dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Prof. Dr. Hänsch (SPD), der Vizepräsidentin des NRW-Landtages, Edith Müller (Grüne), sowie Michael Gahler (CDU) MdEP und J. Schultz-Tornau (FDP) MdL, sowie Gernot Facius (Die Welt) und Rüdiger Goldmann (Bund der Vertriebenen). Der ehemalige Chefredakteur der Rheinischen Post, Dr. J. Sobotta (Glatz) leitete das Gespräch, an dem sich Mitglieder des Bauernverbandes der Vertriebenen mit schärfster Kritik an allen Parteien und größter Verbitterung über die Missachtung des Heimatrechts in Deutschland und dem Ausland beteiligten. Ungewöhnlich spontan und scharf verurteilten zahlreiche der 60 anwesenden Vertriebenen die ihres Erachtens völlig unzureichende Vertretung der Vertriebeneninteressen durch die politischen Parteien. Einige forderten eine Wiederherstellung des Zustandes vor dem Zweiten Weltkrieg, sowie eine materielle Entschädigung durch die Vertreiberstaaten. „Wir wollen unser Eigentum zurück haben. Unsere Kinder wollen auch ihr Erbrecht in Anspruch nehmen!", sagte ein Teilnehmer unter großem Beifall. Mit materiell belanglosen Gesten sei es nicht getan. Die Benesch- und Bie- rut-Dekrete müssten noch vor dem EU-Beitritt Tschechiens und Polens abgeschafft werden. Die Zeit reichte nicht aus, um den zahlreichen Wortmeldungen zu entsprechen. So verließen die Teilnehmer die Versammlung überwiegend unzufrieden. Die Stellungnahme der Parteiensprecher überzeugten sie nicht. Die Vertreter der SPD und der FDP hatten erklärt, die Situation der Vertriebenen werde sich nach der Osterweiterung der EU verbessern, weil dann europäisches Recht für Polen, Tschechen und Deutsche gleichermaßen gelten werde und die Dekrete ungültig werden. Der Journalist Facius meinte, die Vertriebenenverbände müssten erklären, was sie mit "Recht auf Heimat" konkret meinen. Zentren gegen die Vertreibung sollte es nicht nur in Berlin sondern auch in Breslau und Prag geben. Hänsch sagte, keine Bundesregierung werde sich um Wiederherstellung des Status quo ante bemühen. Der BdV Sprecher Goldmann: Angesichts der erlittenen Verletzungen sei es schwierig, die Interessen der Vertriebenen zu vertreten. Das Gespräch unter den Deutschen sei so schwierig wie das Gespräch mit dem Nachbarn. W. Kerner (SN) Schlesische Nachrichten 21/2002 ZEITGESCHEHEN Acht Herbsttage in Schlesien Im Januar 2002 war es nach Warschau gegangen und dann dreimal nach Schlesien, im Mai, im Juni und jetzt im letzten Septemberdrittel. 19. September: Um 15.10 Uhr soll die Maschine in Schlesiens Hauptstadt starten, auf der Anzeigetafel vermerkt „Frankfurt-Breslau". Nach Protesten wurde Breslaus deutscher Name durchgesetzt. vina, die aus Pommern stammt, stellt gerade einen frischen Blumenstrauß vor die Gedenktafel von Kardinal Adolf Bertram. Der Dom glänzt sehr hell, die Renovation im Inneren, im Juni begonnen, ist abgeschlossen. Dann noch ein kurzes Verweilen in den nur als prachtvoll zu bezeichnenden Elisabeth- und Kurfürstenkapellen. Drei Anlässe haben mich dieses Mal Im Breslauer Rathaus: Gespräch von Dr. Herbert Hupka und seiner Frau mit Kardinal Henryk Gulbinowicz Fast eine Stunde Verspätung beim Start. Meine Frau und ich kommen mit einem Fachmann der Zuckerindustrie aus Würzburg ins Gespräch. In Breslau bei der Ankunft genügt sein Personalausweis, obwohl man passpflichtig ist, denn Polen ist noch kein EU-Land. Grund seiner Reise, die Vorfahren kommen aus Kunert im Kreise Wohlau, die von Polen veranstalteten Gedenkveranstaltungen zur 200-jährigen Wiederkehr der Errichtung der ersten Rübenzuckerfabrik 1802 durch den Berliner Chemiker Achard. Ein Faltblatt, zweisprachig, berichtet im Bild von der „Reichsausstellung 1931 in Breslau". Überraschend von Landsmann Paul Kapitza am Flughafen abgeholt, auf geheimnisvolle Weise hatte er von unserer Ankunft erfahren. Abends zum ersten Mal im neu und großartig hergerichteten „Schweidnitzer Keller" zu Abend gegessen. Auch hier fällt wieder der Ortsname Kunert, außerdem Leubus und Jauer, denn in Ausstellungen wird Franz Carl Achard geehrt, übrigens im Zusammenwirken mit dem Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott. Eine schlesische Familie hatte mich erkannt, und wir sprechen über die Heimat. 20. September: Geld gewechselt, zur Zeit 1 Euro gleich 4 Zloty. Die Fahrkarte für morgen nach Ratibor gelöst. Besuch im Dom und der Dominsel. Schwester Sil- nach Schlesien geführt, der erste Anlass ist die Eröffnung der Ausstellung des Werkes von Eugen Spiro, 1874 in Breslau geboren, 1972 in New York gestorben, der wohl berühmteste Portraitist in der deutschen Malerei des 20. Jahrhunderts. (Darüber wird besonders zu berichten sein.) Das Hauptverdienst am Zustandekommen der Ausstellung hat Dr. Maciej Lagiewski, 1955 in Breslau geboren, Restaurator des Jüdischen Friedhofs an der Lohestraße. Peter Spiro, der in London lebende Sohn wird zum 26. September erwartet, 30. Todestag des Vaters. Im Breslauer Rathaus viel Auftrieb um 18 Uhr. Der Deutsche Freundschaftskreis und das deutsche Generalkonsulat sind auch präsent. Es ist ein Akt polnischer Wiedergutmachung an einem von den Nationalsozialisten vertriebenen Breslauer Juden. Im Rathaus gibt es das Restaurant zur „Schönen Breslauerin". Nachdem wir uns hier niedergelassen hatten, kommt eine große Reisegruppe von Italienern und beginnt zu speisen. 21. September: Für zwei Nächte nach Ratibor. Hier im „Pensjonat" bereits genau so ein Stammquartier wie in Breslau im „Hotel Wroclaw". In Kandzin, unter Hitler Heydebreck, der nach dem 30. Juni 1934, dem „Röhn-Putsch", erschossen worden ist, muss umgestiegen werden. Der IC-Zug nach Przemysl hat kurz vor Op- peln über eine halbe Stunde unerwünschten Aufenthalt. Eine halbe Stunde Zeit zum Zugwechsel, aber die Zeit ist bereits verbraucht. Der Zug nach Ratibor steht auf einem Nebengleis. Wir folgen einer jungen Familie mit Kinderwagen über die Schienen (!), müssen mit dem Koffer die Böschung hinaufklettern, der Zug setzt sich in Bewegung, nachdem wir endlich eingestiegen sind. Ein kleines oberschlesisches Abenteuer. Die Restauration am Ring in Ratibor ist bereits geschlossen. 14 Uhr, aber die Gardrohbiere erkennt mich, sorgt für die Servierung eines Mittagessens. Im bunt geschmückten Esssaal trifft ein Brautpaar mit großem festlichem Anhang ein, als wir Überraschungsgäste abwandern. Lautes Getöse auf dem Ring, man feiert heute und morgen das Erntedankfest für die ganze Wojewodschaft Schlesien (Bezirk Kattowitz). Darum drei große aus Stroh geflochtene Bauerngestalten auf dem Propsteiplatz an der Oder. Zum Friedhof auf die andere Oderseite, hier ist mein Großvater begraben. Liebe Landsleute, die meine Familiengräber, auch auf dem Neuen Evangelischen Friedhof liebevoll pflegen, am Abend besucht. Die beiden Kinder der Familie Hanak, Enkelkinder von Käthe Bednarenka, 20 und 25 Jahre alt, waren im Sommer für mehrere Wochen zur Arbeit in München und Düsseldorf. Sie sprechen ausgezeichnet deutsch. 22. September: 9 Uhr deutscher Gottesdienst in der Dominikanerkirche am Ring, jetzt gern Jakobuskirche genannt. Dr. Josef Gonschior und seine Frau bringen Rosen mit, die wir vor das EichendorffDenkmal legen. Nach dem Gottesdienst treffen wir vor dem Denkmal Dr. Zimmermann und eine Gruppe der Landsmannschaft Schlesien aus Baden-Württemberg. Der stellvertretende Landesvorsitzende ist auf dem Wege von Lubowitz, dem Geburtsort Eichendorffs, nach Birawa zu Joachim Niemann und dem Erntedankfest, Niemann ist Geschäftsführer aller Deutschen Freundschaftskreise mit Sitz in Oppeln. Während des Gottesdienstes, den der Ratiborer Stadtpfarrer Kurowki in bestem Deutsch feiert, werden wir namentlich begrüßt und eine Fürbitte schließt uns ausdrücklich ein. Fahrt über die Grenze zur Tschechischen Republik nach dem geliebten Troppau durch das Hultschiner Ländchen, 35 Kilometer. Das im Vergleich mit Ratibor gleichgroße Troppau ist geradezu menschenleer an diesem Sonntag. Von den schönen Kirchen ist leider nur eine Kirche offen, „Mariae Himmelfahrt", jetzt die zweite Kathedralkirche des neuen Bistums Ostrau-Troppau. Im Hotel „Koruna" wird zum Mittagessen noch gleichsam österreichisch geschmackvoll serviert. In Deutsch Krawarn sind in einer sehr frequentierten Konditorei geradezu österreichische Schleckereien zu genießen. Abends, dann bis in die Nacht über das Zweite Deutsche Fernsehen, nur dieses ist im Hotel aus Deutschland zu empfangen, ZEITGESCHEHEN nische Referenten wechseln einander ab. (Ein Auszug aus meinem Referat wird veröffentlicht werden.) Gute Gespräche in den Pausen und am Abend. Weit über 100 Teilnehmer, anregende, sogar erregende Diskussion jeweils im Anschluss an die Vorträge, die Teilnehmer sind mehrheitlich Deutsche aus der Heimat und aus der Bundesrepublik Deutschland. 24. September: Mit dem Auto nach Oppeln mitgenommen, im IC-Zug nach Breslau. Hier die beiden jüngsten Ausgaben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Hotel reserviert, Wahlergebnisse studiert. So schnell kann transportiert werden, morgens um 8 Uhr liegen jeden Tag deutsche Zeitungen als Angebot vor. Im Schloss Groß Stein hatte noch die Möglichkeit bestanden, die Vorträge von Professor Dr. Josef Joachim Menzel, Dr. Helmut Neubach und Renata Schumann über die Geschichte Schlesiens im Mittelalter, bis 1945 und seit Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft in Breslau 1945 zu hören. 25. September: Um 9 Uhr im Hotel ein bis kurz vor Mitternacht die Wahlresultate aus Deutschland verfolgt. einstündiges Gespräch mit General23. September: Um 6 Uhr, bevor es konsul Dr. Peter Ohr, der als geborener mit Familie Gonschior nach Schloss Groß Schlesier sich in der Geschichte SchleStein (unweit Gogolin) geht, Endresultat siens bestens auskennt und dessen der Wahl verbittert, enttäuscht und zorAmtsbezirk nicht nur Schlesien umfasst, sondern bis in die Nähe von Krakau nig zur Kenntnis genommen. Das ist der zweite Anlass unserer Reise: VII. Schleund Stettin reicht. Einzelheiten der sehr harmonisch geführten Unterredung sollsienseminar, veranstaltet von der Katholischen Kirche und dem Gleiwitzer te man nicht in die Öffentlichkeit tragen. Nach einem erneuten Besuch der EugenHaus der deutsch-polnischen ZusamSpiro-Ausstellung ein längeres, sehr menarbeit. Erzbischof Alfons Nossol und Taddäus Schäpe, Direktor des Gleiwitherzlich geführtes Gespräch mit Dr. Mazer Hauses, eröffnen. Ich halte einen Vorciej Lagiewski. Er lässt das dicke Gästebuch der Stadt Breslau herantrag zum Thema „Identitäten in Schlesien gestern". Das Seminar dauert bis schleppen, denn auch ich sollte mich einzum 28. September. Deutsche und poltragen. Drei Seiten zuvor hatten sich der Beilagenhinweis - Haus Schlesien ein Stück Heimat lieben, erhalten und nutzen In dieser Ausgabe der „Schlesischen Nachrichten" finden Sie in der Mitte eine Beilage des Vereins Haus Schlesien e.V.. Wir bitten Sie um freundliche Beachtung und reges Interesse. Die Redaktion Schlesische Nachrichten 21/2002 polnische Ministerpräsident Leszek Miller und der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder eingetragen. Zugleich die Einladung zur feierlichen Enthüllung der Marmorplastiken der Heiligen Hedwig und ihres Gemahls, Herzog Heinrich l., des Bärtigen, um 12 Uhr durch Kardinal Henryk Gulbinowicz. Meine Frau und ich werden dem Kardinal vorgestellt, ich bedanke mich für seine guten Worte, die er am 9. November 1991 im Breslauer Dom über Kardinal Adolf Bertram gesprochen hatte, als der deutsche Kardinal 46 Jahre nach seinem Tode endlich im Breslauer Dom seine letzte Ruhestätte fand. Im Gespräch fiel auch gleich der Name von Kardinal Josef Scheffczyk, dem gebürtigen Beuthener, und Kardinal Lehmann, und ich nannte dann hinzufügend den Namen von Kardinal Joachim Meisner, den gebürtigen Breslauer. Eine Reisegruppe der Trebnitzer die eigens eingeladen war zur Feier der Gründung des ersten weiblichen Zisterzienserklosters durch die Herzogin Hedwig vor 800 Jahren in Trebnitz. Bevor es ins Haus des Deutschen Freundschaftskreises in die Güntherstraße 12 (ul. Saperöw 12) zur Vorstellung der polnischen Übersetzung meines Erinnerungsbandes „Unruhiges Gewissen" ging, dies der dritte Anlass für die Septemberreise nach Schlesien, auf dem Ring eine zufällige Begegnung mit einem Ehepaar aus Wiesbaden, man sprach uns an, beides Nicht-Schlesier, zu Besuch hier, weil man endlich unser Schlesien kennen lernen wollte. Reiches Medieninteresse im Haus des DFK, Friedrich Petrach, Präsident aller Deutschen Freundschaftskreise, eröffnet, der Übersetzer, Professor Cezary Kröl spricht einleitende Worte und liest aus der polnischen Übersetzung vor. Anschließend Diskussion. Marcin Wiatr vom Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit leitet die Diskussion. Ein laut sich gebärdender jugendlicher Vertreter der nationalistischen Rechten schimpft auf uns Deutsche los: Kollektivschuld am Zweiten Weltkrieg, Fünfte Kolonne der deutschen Minderheit, kein Widerstand gegen Hitler und so fort. Keinerlei Zustimmung aus dem vollen Auditorium, und zu antworten fällt sehr leicht. 21.30 Uhr Anruf von Peter Spiro, eine halbe Stunde später treffen wir uns im Hotel, nach mehrjähriger Korrespondenz lernen wir uns persönlich kennen, der 83jährige Peter Spiro ist vor wenigen Stunden aus London eingeflogen und kommt mit Frau und Tochter. Der Stolz auf den Vater spricht aus seinen Worten. Über die mit Schlesien verbundene Kunst mit all den Namen ist ihm geläufig. Eine Begegnung, die einen reicher macht. Herzlicher Abschied. 26. September: 12.30 Uhr Abflug nach Frankfurt am Main. Paul Kapitza brachte uns zum Flughafen. Es tut gut, immer wieder den Fuß auf Schlesischen Boden zu setzen und unser Schlesien in sich einzuatmen. Herbert Hupka (SN) Schlesische Nachrichten 21/2002 LM SCHLESIEN / TAG DER HEIMAT Tag der Heimat 2002 in Leverkusen Das Gedenken an die Heimat und die Toten durch Flucht und Vertreibung berührt noch immer die Menschen. Sie kamen in großer Zahl zur Gedenkstätte auf den Friedhof Manfort, um einer eindrucksvollen Feierstunde beizuwohnen. Oberbürgermeister Paul Hebbel, Bürgermeister Dr. Hans Klose und viele Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben bekundeten ihre Verbundenheit mit den Menschen, die ihre Heimat und dabei viele ihrer Angehörigen verloren haben. Oberbürgermeister Paul Hebbel fand mitfühlende Worte für das Siebenbürgen stammt. Er hob hervor, dass wir alle zum geeinten Europa streben, aber nur auf der Grundlage der Anerkennung der Menschenrechte. Daher ist es unerträglich, dass in beitrittswilligen Mitgliedsstaaten Gesetze zur „ethnischen Säuberung" weiterhin gültig sind. Erfreut zeigte er sich über Entwicklungen in Polen, die beginnen auch die deutsche Geschichte der ehemaligen deutschen Provinzen anzuerkennen. Die feierliche Gestaltung der Kranzniederlegung hat wie immer der Bund der große Leid der Betroffenen und wies auf das Bemühen der Stadt hin, die Schicksale zu erleichtern und vielleicht auch langsam das neue Zuhause lieben zu lernen. Die Ansprache zum Gedenktag hielt der Landtagsabgeordnete Hagen Jobi, der aus Vertriebenen Leverkusen übernommen. Es war ein würdevoller Tag mit Musik-, Wort-, Chor- und Gesangvorträgen unter Leitung von Max Murawski und der Unterstützung des Posaunenchores der Johannes-Kirchengemeinde-Manfort. S/V Bestand der Landsmannschaft sichern Mitgliederwerbung ist Gebot der Stunde Die Landsmannschaft Schlesien ist auch 57 Jahre nach Beginn der Vertreibung existent und handlungsfähig. Davon zeugen nicht nur die großen Deutschlandtreffen, sondern auch viele Aktivitäten. Unsere Aktion für die deutschen Zwangsarbeiter, die Auseinandersetzung mit den Vertreibungsdekreten, die Verbindung zu unseren Landsleuten in der Heimat und das Einbringen unserer Anliegen gegenüber Politikern in Deutschland, der Europäischen Union und in Polen gehören dazu. Wir möchten, dass die Landsmannschaft Schlesien ihren Auftrag weiter erfüllen kann, solange wie nötig bzw. solange bis unsere Ziele erreicht sind. Hierzu ist es erforderlich, unseren Bestand trotz des zunehmenden Abtretens der Erlebnisgeneration zu erhalten. Es ist jede Orts- und Kreisgruppe aufgerufen. Jedem von uns ist bewusst, dass eine Mitgliederwerbung immer mehr auf Schwierigkeiten stößt. Jedoch gibt es gute Beispiele erfolgreicher Gruppen. Meist sind gute Veranstaltungen, die auch Neuen etwas bieten, ein Schlüssel zum Erfolg. Deshalb sollten Zusammenkünfte immer so gestaltet werden, dass sie nicht nur auf die alten Mitglieder abstellen, sondern auch für Hinzugekommene interessant sind. Dabei sollte das offene Zugehen auf diese Personen selbstverständlich sein. Es gibt auch heute noch viele Schlesier, die noch nicht den Weg zu uns gefunden haben, weil sie nicht angesprochen oder weil sie noch nicht für unsere Ziele begeistert werden konnten. Holen wir sie in unsere Gemeinschaft. Schauen wir uns dabei in unserem Bekannten- und Verwandtenkreis um, sagen wir dies auch unseren Mitgliedern. Es geht gerade jetzt darum, den Bestand unserer Landsmannschaft zu erhalten. Wenn wir jetzt nichts tun, um den erforderlichen Mitgliederbestand zu erhalten, wird die Arbeit für Schlesien bald nicht mehr zu leisten sein. Dies sollten Sie verhindern! Rudi Pawelka (SN) Paten für „Schlesische Nachrichten" Wer schon einmal ein Patenschaftsabonnement für die „SCHLESISCHEN NACHRICHTEN" aufgegeben hat, erhielt zur Antwort als Gegengabe Freude und Dank übermittelt. Es gibt Leser unserer „Zeitung für Schlesien", die sogar mehrere Patenschaftsabonnements aufgeben, und sie dürfen dann Freude und Dank vielfältig in Empfang nehmen. Es ist nun einmal an dem, dass viele alle 14 Tage die SCHLESISCHEN NACHRICHTEN lesen möchten, aber das knappe Geld will leider zu einem eigenen Abonnement nicht reichen. Die von manchem als historisches Ereignis bereits wieder vergessene oder nur verdrängte Wende von 1989/90 hat uns die Verbindung zu unseren Landsleuten in Mitteldeutschland eröffnet, hat uns unsere Heimat Schlesien und zugleich unsere Landsleute in der Heimat ganz nahe gebracht, denn es gibt keinen Eisernen Vorhang mehr. Aber tragen wir dem auch in der rechten Weise Rechnung, wenn zu erfahren ist, dass unsere Landsleute in Mitteldeutschland und in der Heimat schlecht bei Kasse sind? Ein Wirtschaftswunder, das unter einem Ludwig Erhard und gerade auch von den Heimatvertriebenen erarbeitet worden ist, hat es unter den kommunistischen Diktaturen nicht gegeben. Und nirgendwo ist die Zahl der Arbeitslosen so hoch wie in der Bundesländern Mitteldeutschlands und in der gegenwärtigen Republik Polen. Auch das sollten wir wissen, dass fast fünf Jahrzehnte von den Kommunisten und zugleich auch von den Nationalisten Schlesien offiziell zur terva incognita, zu einem unbekannten Land erklärt worden war. Was Schlesien ist, was Schlesien bedeutet das Wissen von Schlesien, das Tun für Schlesien muss darum neu aufgenommen und geistig verarbeitet werden. Dazu leisten die SCHLESISCHEN NACHRICHTEN, so gut es nur geht, ihren Beitrag. Wir wollen aber auch neue Freunde für Schlesien gewinnen, Wegbegleiter, Mitstreiter. Darum bietet es sich an, NichtSchlesier mit einem Patenschaftsabonnement zu beschenken. Wir wollen als Schlesier nicht unter uns bleiben, sondern möglichst viele Mitbürger in die schlesische Familie aufnehmen. Ein Patenschaftsabonnement macht auf unser Schlesien aufmerksam und stößt eine vielleicht bislang verschlossene Tür auf. Um mich kurz zu fassen: Bitte geben Sie Patenschaftsabonnements für die SCHLESISCHEN NACHRICHTEN auf, eins oder mehrere. Falls Adressaten fehlen, die Landsmannschaft Schlesien bedient Sie gern mit Anschriften. Dr. Herbert Hupka (Ehrenvorsitzender Landsmannschaft Schlesien) Das auf ein Jahr berechnete Abonnement der SCHLESISCHEN NACHRICHTEN beträgt 38 Euro, ein Halbjahresabonnement 19 Euro. LM SCHLESIEN / TAG DER HEIMAT 50 Jahre kreisfreier Ortsverband Pocking / Niederbayern der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien Mit einem beschwingten schlesisch bayerischen Heimatabend hielt der kreisfreie Ortsverband Pocking der Landsmannschaft Schlesien in der festlich geschmückten Stadthalle Rückschau auf exakt 50 Jahre traditions- und abwechslungsreiche Vereinsgeschichte. „Wir wollen, dass Schlesien, seine Kultur und seine tausendjährige Geschichte nicht vergessen werden. Wir wollen in einem Europa ein unverkrampftes Verhältnis zu Polen. Wir wollen als demokratischer, über alle Partei- und Konfessionsgrenzen hinweg arbeitender Ortsverband vor allem ein Stückchen Heimat für unsere Mitglieder sein, die in Pocking ein Hebens- und lebenswertes Zuhause gefunden haben," brachte Vereinsvorsitzender Wolfgang Sonnabend die Zielsetzung auch fast sechs Jahrzehnte nach der leidvollen Vertreibung auf den Punkt. Am 5. Juli 1952 hoben 46 Gründungsmitglieder den Pockinger Ortsverband aus der Taufe. Nach dem Gründungsvorsitzendem Rudolf Janke führten weitere 4 Vorstandsmitglieder bis 1969 den Verband, den Wolfgang Sonnabend, Träger des Schlesierkreuzes, seit nunmehr 33 Jahren leitet, wie Moderator Siegfried Depold unter dem großen Beifall zahlreicher Landsleute ausdrücklich betont. Seit 1977 werden alle fünf Jahre die ,Gründungsjubiläen' recht bunt gefeiert. Zum regelmäßigen Jahresprogramm zählen Feiern im Fasching, zu Ostern und Weihnachten, ebenso wie gesellige Abende, bei denen die Mundartpflege und schlesische Kultur im Mittelpunkt stehen. Am Tag der Heimat wird zusammen mit der SL ein Kranz am Denkmal der Vertriebenen niedergelegt. Herausragende Höhepunkte bildeten das zweitägige niederbayerische Schlesiertreffen 1992, sowie die Durchführung der bayerischen Landesversammlung 1997 in der Stadthalle. „Die Schlesier haben nach Kriegsende maßgeblich die großartige Aufwärtsbewegung Pockings vom einstigen Bauerndorf zum städtischen Mittelzentrum der Gegenwart mitgestaltet", würdigte Bürgermeister Josef Jakob das beispielhafte Wirken zahlreicher Mitglieder. Selbst Sohn eines Schlesiers, unterstrich MdB Dr. Klaus Rose, dass die Kulturpolitik des auswärtigen Amtes nach wie vor kirchliche Renovierungsarbeiten in der Heimat staatlich fördere, um wichtige Kulturgüter auch für spätere Generationen bewahren zu können. Bezirksvorsitzender Kurt Nawrot bescheinigte ebenso wie R. Maywald - in Vertretung des LS - Bezirks Oberbayern der autonomen Pockinger Landsmannschaft eine mustergültige Kooperation mit den benachbarten Kreis- und Bezirksorganen. Zahlreiche Ehrengäste waren zu der 50 -Jahrfeiererschienen, u. a. Pfarrerin Maria Schwarz - Wohlleben, Stadtpfarrer Eduard Mayer, MdLGudrun Peters, um nur einige zu nennen, sowie Vertreter mehrerer Pockinger Vereine und Institutionen. „Im künftigen Europa der Regionen hat Schlesien als geistig- kulturelle Brückenlandschaft und wirtschaftliche Drehscheibe zu den östlichen Nachbarvölkern wieder eine verheißungsvolle Zukunft", skizzierte der Landesvorsitzender Helmut Riedel u. a. die aktuelle politische Situation. Schlesische Nachrichten 21/2002 Treue Mitglieder wie Regina Mildner (50 Jahre Mitgliedschaft), Beate Kugel, Herta Neugebauer, Elisabeth Wimmer (alle 45 Jahre beim Verband) und viele mehr, charakterisierte der Ortsvorsitzende Wolfgang Sonnabend als „unverzichtbare Stützen" des Ortsverbandes. Mit einer unterhaltsamen schlesisch bayerischen Koproduktion symbolisierten u. a.' Edith Glotz (Mundartgedichte), das Gesangs - Duo Geschwister Meistner, der Schlesier - Chor Altötting (unter der Leitung von Rudi Zeller) und die beiden hiesigen Trachtenvereine „D" Innviertler" und „D" Schloßbergler" die Leitidee des kreisfreien Ortsverbandes Pocking: „Schlesien unsere Heimat - Pocking unser Zuhause." Quelle: Pockinger Nachrichten Tag der Heimat in Goslar Der Heimatnachmittag der Landsmannschaft Schlesien Goslar wurde am 31. August 2002 als „Tag der Heimat" begangen. Der Vorsitzende Otto Klaß konnte viele Landsleute und Gäste begrüßen. Die Programmgestaltung hatte der Ostdeutsche Singkreis übernommen. Zu Beginn trug Erna Hensel das Gedicht „Heimat und Vaterland" von Ernst Moritz Arndt vor. Das Leitwort zum diesjährigen Tag der Heimat lautet: Erinnern - Bewahren - Zukunft gewinnen. So erinnerte Klaß an den schlesischen Völkerkundler und Sprachwissenschaftler an der Uni Dortmund, Professor Dr. Wilhelm Menzel, der 1957 über Schlesien u.a. folgendes feststellte: „Heimatland Schlesien, unseres Herrgotts Lustgarten. Deutscher Fleiß und deutsches Können hat dich dazu gemacht. Das war die .stille Großtat des deutschen Mittelalters' diese Besiedelung Schlesiens." Zum Thema „Bewahren" trug Klaß eine Parodie zu „Aus dem Reiche des Indra" von Paul Lincke über die Schlesier vor: Verstreut in allen Winden sind Schlesier ohne Zahl, wenn sie zusammenfinden, erklingt's: Es war einmal! Und alle Herzen lauschen, sie werden wieder jung, die Heimatwälder rauschen, in der Erinnerung. So wollen wir auch 56 Jahre nach der Vertreibung unsere Heimat im Herzen bewahren. Zum Thema „Zukunft gewinnen" sagte Klaß folgendes: „Beim letzten Schlesiertreffen in Nürnberg lautete das Motto .Schlesien im Europa der Zukunft!'. So wird Schlesien, wenn auch mit anderen Menschen in einem vereinten Europa weiter bestehen. Nach der Kaffeepause unterhielt der Ostdeutsche Singkreis die Anwesenden mit einem bunten Programm. Lieder und Gedichte aus den Landschaften des deutschen Ostens wurden vorgetragen. Otto Klaß (SN) Museen bauen reicht nicht" 59 Tag der Heimat" im Gütersloher Brauhaus Der „Tag der Heimat", zu dem der Heimatverein Gütersloh und der Kreisverband Gütersloh im Bund der Vertriebenen (BdV) in das Brauhaus eingeladen hatte, war am Sonntag gut besucht. Das Leitwort lautete „Erinnern, bewahren, Zukunft gewinnen". Festredner Karl Heim erklärte, dass diese Aussage sowohl kulturell, als auch politisch zu definieren sei. Erinnern bedeute, die Geschichte zu beleuchten, bewahren heiße, sowohl geistiges Leben wie dingliches Gut zu erhalten; Zukunft gewinnen verlange, Kulturkonzepte und Formen der Begegnung zwischen den Menschen zu entwickeln und in Völkerverständigung umzusetzen, um so das Völkerrecht zu verwirklichen. Heim: „Dabei stehen allen Nationen die gleichen Rechte zu." BdV-Kreisvorsitzender Fritz Rogge begrüßte die Gäste, darunter Hubert Deittert (MdB), stellvertretender Bürgermeister Jürgen Jentsch (MdL) und Ursula Doppmeier (MdL). Die Damen der Schlesier hat- ten ihre Trachten angelegt, die Herren der Oberschlesier ihre Bergmanns-Knappenuniformen. Weitere Beiträge lieferten Christa Winkler mit „In der Fremde" von Paul Keller und RenateThamm mit „Mahnung" von Paul Schulz. Heim hob die kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen hervor, die ostdeutsche Männer und Frauen vollbracht haben und die Anstrengungen der Erlebnisgeneration, diese Werte in den Familien und Vereinigungen an die Jugend weiterzugeben. Es genüge aber nicht, Museen zu bauen und Bibliotheken einzurichten, gefördert werden müsse auch das demokratische Bewusstsein. Das Schlusswort sprach die Vorsitzende des Gütersloher Heimatvereins, Renate Horsmann. Sie dankte allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen hatten. „Neue Westfälische", Nr. 204 vom 3. 9. 02 Schlesische Nachrichten 21/2002 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Schlesischer Heimatabend in Mosbach Die Landsmannschaft Schlesien (Orts- und Kreisgruppe Mosbach e.V.) hatte zu einem Volkstumsabend in das kath. Gemeindehaus Mosbach eingeladen. Trotz zahlreicher hochkarätiger anderer Veranstaltungen konnte Vorsitzender Hans Beckert vor vollem Haus die Besucher, Hausherrn Pfarrer Leo Brenzinger, Stellvertr. des OB Rupert Laible, den Landesvorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg Georg Märtsch, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Kazimiera Kulinski und den Chor „Heimatklang" aus Klodnitz/Oberschlesi- en begrüßen. Beckert bat den stellvertretenden OB Rupert Laible, diese Veranstaltung auch als Beitrag zu den Heimattagen zu werten. Leider konnte man den Besuch des Chores erst vor kurzem realisieren. Da waren die Vorbereitungen zu den Heimattagen bereits abgeschlossen. Ein Grußwort des Geschäftsführers des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, Joachim Niemann, sage alles aus, warum die Schlesier in Deutschland u.a. die Kontakte zu den Deutschen in Oberschlesien pflegen und weiterentwickeln. Man könne sich heute die Frage stelle, wer von uns Schlesiern, die Vertriebenen oder die in der Heimat Gebliebenen, das schwerere Los zu tragen hatte. Die Vertriebenen, die ihre deutsche Heimat verlassen mussten und nur mit dem nackten Leben davon gekommen waren, kamen aber innerhalb Deutschlands in eine Region, in der die Menschenrech- Oktoberfestzug 2002 Am 21. September 2002 pünktlich um 12.00 Uhr wurde vom Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München das 169. Oktoberfest mit traditionellem „Anzapfen" eröffnet. Die „Wiesn", das größte Volksfest der Welt gibt es schon seit gut 190 Jahren, es geht auf die Hochzeit von dem späteren König Ludwig l. mit Therese von Sachsen-Hildburghausen im Jahre 1810 zurück. Seit 1835 gibt es den farbenprächtigen großen Trachten- und Schützenzug, an dem sich auch in diesem Jahr wieder die Riesengebirgs-Trachtengruppe beteiligte. Einem Arbeitsteam der Riesengebirgs-Trachtengruppe war es wieder gelungen, einen prächtigen Festwagen zu erstellen. te galten. Wer zurückbleiben musste, war aber plötzlich von fremden Menschen mit einer fremden Sprache umgeben. Die deutsche Sprache, Kultur und Tradition wurde systematisch verboten und vernichtet, alle Deutschen waren schütz- und wehrlos geworden. Auch die Zurückgebliebenen hatten die Heimat verloren, ohne sie verlassen zu haben. Nach den Grußworten begann das kulturelle Programm. Herbert Dörder eröffnete die Veranstaltung auf seiner Picolo-Mundharmonika. Der Klodnitz Chor trug alte deutsche Volkslieder vor. Rosemarie Treu, Peter Kolbe und Gottfried Nossek schilderten abwechselnd die Region Schlesien. Das Tanzpaar Helene Minich und Simon Schuhmacher trugen gekonnt lateinamerikanische Tänze vor. Unter der Leitung von Melanie Götz brachte die Seniorentanzgruppe im Kontrastprogramm große Stimmung in den Saal. Maria Penner sang viele bekannte Lieder. Lang anhaltender Beifall dankte den Mitwirkenden. Alle waren sich einig, dass es eine auch zu Herzen gehende Veranstaltung war. Beckert konnte sich nur noch bedanken. Da der Eintritt kostenlos war, wurde eine Sammlung zugunsten der Flutopfer durchgeführt. H.B. (SN) Unter dem Motto „Töpferei im Riesengebirge" waren wir zum 44. Mal bei diesem Festzug am 22. September 2002 präsent. Der Festwagen wurde von zwei kräftigen Pferden gezogen. Auf dem Wagen wurde fleißig gearbeitet. Es wurden Krüge und Vasen modelliert und bemalt. Dem Festwagen folgte der Fähnrich, die Kinderund die Erwachsenen-Gruppe mit ihrem weiß/gelben Bänderbaum. 40 Trachtler von der Riesengebirgs-Trachtengruppe nahmen daran teil. Nicht nur 100 000 Zuschauer am Straßenrand konnten unseren Festwagen und die Trachtler in Schlesischer Tracht bewundern, sondern auch Millionen von Zuschauern des 1. Deutschen Fernsehens und des Fernsehsenders Bayern 3. SOKO (SN) 10 LANDSLEUTE Schlesische Nachrichten 21/2002 Schlesierkreuz für Dr. Friedhelm Finke „Auf Antrag des Schlesiervereins München und des Landesverbandes Bayern der Landsmannschaft Schlesien hat der Bundesvorstand der Landsmannschaft Schlesien beschlossen, Herrn Generalkonsul a.D. Dr. Friedhelm Finke das Schlesierkreuz zu verleihen." Mit dieser Ankündigung überraschte der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, Herr Helmut Riedel, am 12. Juli 2002, im Anschluss an den Heimatnachmittag der Heimatgruppe Liegnitz-Lüben in München, alle Anwesenden, besonders aber den so Geehrten. In einer sehr fundierten aber auch persönlichen Ansprache würdigte er Herrn Dr. Friedhelm Finke als bekannten, geachteten und beliebten Landsmann. Er wies auf die vielseitigen Verdienste hin, die Dr. Finke in unermüdlichem Einsatz für Schlesien in unserer Heimatgruppe, im Schlesierverein München, in der Bundesgruppe Liegnitz und in der Historischen Gesellschaft Liegnitz erworben hat und verwies dabei auch auf die bedeutende schriftstellerische Tätigkeit des zu Ehrenden. Unter anhaltendem Applaus der Liegnitzer und Lübener Heimatfreunde überreichte er unserem sichtlich gerührten Landsmann Dr. Friedhelm Finke die Ehrenurkunde und steckte ihm das Schlesierkreuz an. Die Zeremonie beschloss er mit einer Gratulation im Namen aller schlesischen Landsleute, einem Dank für die viele erbrachte heimatpolitische Arbeit und mit den Worten: „Tragen Sie das Schlesierkreuz neben dem Bayerischen Verdienstorden und dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse in Ehren zur Erinnerung an unsere schöne Heimat Schlesien". Sehr ergriffen, man merkte ihm die Überraschung an, aber überaus glücklich, dankte der Geehrte für die hohe Auszeichnung, besonders allen, die dazu beigetragen haben. Er versprach, auch weiterhin stets für Schlesien, für seine Landsleute und besonders seine Liegnitzer da zu sein. Dr. Friedhelm Finke, geb. am 14.11.1914 in Liegnitz, ist Gründungsmitglied der 1951 in München ins Leben gerufenen Heimatgruppe LiegnitzLüben. Also ein Mann der ersten Stunde. Trotz seiner vielseitigen Beanspruchung als Vorstand in einer Arzneimittelfabrik und als Generalkonsul von Bolivien, stellte er sich vielfach in die Dienste unserer Heimatgruppe. So hielt er fast 30 Dia- oder sonstige Vorträge bei uns. Auch wenn es galt, der Gruppe finanziell zu helfen, war er zur Stelle. Ich glaube, es gibt wohl keine schlesische Organisation, in der er nicht Mitglied ist und die er nicht unterstützt. Seine schriftstellerische Tätigkeit bezieht sich hauptsächlich auf seine geliebte Heimat Schlesien, besonders sein Liegnitz. Sei es in Form von Fachliteratur wie u.a. in den Bänden der Historischen Gesellschaft Liegnitz „Liegnitz, wie wir es kannten" oder „Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz", sei es in seinem Roman „Es güldet", einer Liebeserklärung an seine Heimatstadt und ganz Schlesien. Wohl alle waren wir überrascht, als Landsmann Helmut Riedel verkündete, dass Dr. Finke auch ein Dichter ist. Er hatte das in der Zeitschrift „Der Schlesier" vom 15. März dieses Jahres veröffentlichte Gedicht „Der Kynast" mitgebracht und als krönenden Abschluss dieser Ehrung vorgelesen. Die Heimatgruppe Liegnitz-Lüben in Mün- Wir trauern um Karl Friebe Am 28. Juni 2002 verstarb der Mitbegründer der Schlesischen Trachtengruppe Wiesbaden Karl Friebe im Alter von 98 Jahren in Wiesbaden. Karl Friebe zählte zu den Menschen der „ersten Stunde". Gemeinsam mit seiner Frau Dorothea rief er 1949 einen Singkreis ins Leben, aus dem später eine Tanz- und Singgruppe hervorging. Es verwundert nicht, dass sich der Verstorbene als gebürtiger Schlesier (er wurde am 10. 3. 1904 in Schweidnitz geboren) ganz besonders der Erhaltung schlesischen Liedgutes und schlesischer Mundart widmete. Durch seine Ehefrau Dorothea erfuhr er hier wertvolle Unterstützung. Die besondere Liebe Karl Friebes galt der Poesie. Das gestaltende Wort ermöglichte es ihm, seinen Gedanken, Wünschen und Gefühlen einen besonderen Ausdruck zu verleihen. Als schöner Beweis dieses künstlerischen Schaf- fens mag der Gedichtband „Aus meiner Zeit, Gedichte-Lieder-Gedanken", gelten, der 1978 erschien. Kennzeichnend für Karl Friebe, seinem Wesen nach ein eher bescheidener Mensch, war sein offenes Wesen, mit dem er auf Menschen zuging. Des öfteren konnte er für die Schlesischen Trachtengruppen Wiesbaden Auslandskontakte vermitteln. Karl Friebe hatte schon sehr chen ist stolz darauf, dass nach unserem ersten Heimatgruppenleiter Georg Ludwig (1959) und unserem zweiten Heimatgruppenleiter Paul Moll (1988) nun auch Generalkonsul a. D. Dr. Friedhelm Finke als dritte Persönlichkeit diese hohe Auszeichnung mit dem Schlesierkreuz, das nur an 200 lebende Personen verliehen wird, zu Teil wurde. Wir gratulieren auf das herzlichste und wünschen unserem Ehrenmitglied eine noch lange gesunde Zeit, diese Auszeichnung tragen zu können! Der Gratulation schließen sich auch die Bundesgruppe Liegnitz, die Historische Gesellschaft Liegnitz und die Heimatkreisbetreuung Lüben an. Erich Stübinger (SN) frühzeitig erkannt, dass im Besonderen die Volkslied- und Volkstanzpflege hervorragend geeignet sind, Menschen über nationale Grenzen hinweg einander näher zu bringen. Diesem Ziel ist die Schlesische Trachtengruppe Wiesbaden nach wie vor verpflichtet. Die Trauerfeier für das Ehrenmitglied der Schlesischen Trachtengruppe fand am Mittwoch, dem 3. Juli 2002, in der Trauerhalle des Waldfriedhofs Dotzheim statt. Martin Rehm (SN) „Schlesische Reise - 1000 Jahre Breslau" Ein Film von Ekkehard Kühn Teil 1: 28. November (Donnerstag) 2002, 14.15 - 15.00 Uhr in 3sat Teil 2: 5. Dezember (Donnerstag) 2002, 14.15 - 15.00 Uhr in 3sat Schlesische Nachrichten 21/2002 LANDSLEUTE „In ihrem Atem schläft die Zeit" Zum Gedenken an den 75. Geburtstag von Erle Bach am 5. November 2002 Erle Bach wurde als Barbara Rauthe am 5. November 1927 in Hirschberg im Riesengebirge geboren. Nachdem ihr Vater 1952 „über die Grenze" gegangen war, litt: ihre Mutter unter schweren Depressionen und wurde nicht alt. Sie wuchs zusammen mit ihrem Bruder Gerhard bei der jüngsten Schwester ihrer Großmutter, Martha Dressler, in Hirschberg auf, und entstammt einer alten Riesengebirgsfamilie, deren Zentrum die Alte ErlebachBaude am Spindlerpaß war. Die tiefe innere Bindung an ihre Vorfahren, die aus der Schweiz und aus Tirol in ihre Heimat einwanderten, ist der Grund, warum sich Barbara Strehblow, wie sie nach der Verheiratung hieß, als Schriftstellerin Erle Bach nannte. „Das Talent zum Schreiben," wie sie einmal sagte, „wurde mir zweifellos in die Wiege gelegt, hatte ich doch einen Erlebach-Urahn, der als Naturdichter und Philosoph in alten Schriften beschrieben wird. Er starb als Einsiedler 1895 in der Nähe der Wosseckerbaude." Neben dem Hang zum Schreiben, fand Erle Bach beizeiten durch bewusstes Schauen zur Malerei und zur Gestaltung von Tonplastiken. Die dadurch erworbene Empfindsamkeit befähigte sie, den in dieser Welt so oft geschundenen und ungerecht behandelten Menschen mit dem notwendigen Verständnis zu begegnen. Wie sprach sie es einmal aus: „Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein ganzes Schreiben. Hieß es doch auch für mich, Menschen, die ihre Heimat noch besitzen klar zu machen, wie sehr ein Mensch - und wie verschieden - er bis zu seinem Tode unter dem Verlust seiner Heimat leidet." Andere Einflüsse übte ihre Urgroßmutter, Barbara Feist, auf sie aus, die man auch die „Mutter des Riesengebirges" nannte und worüber Erle Bach berichtet: „Im Windschatten meiner Urgroßmutter war ich Trachtenkind in meiner Vaterstadt Hirschberg, man nannte mich das HirschbergerTrachtenputzel. Ich habe schon sehr früh Mundart vorgetragen." So fand sie später zur Trachtenstickerei und gab ihr Können in Kursen wie z.B. in Esslingen, München, Hannover und Hildesheim weiter. Aber auch die Mundartpflege ist aus ihrem Leben nicht wegzudenken. Nachdem sie als Mundartsprecherin über Jahrzehnte hinweg unterwegs war, hielt Erle Bach es für notwendig das Archiv „Schlesische Mundartdichter und Mundartschriftsteller" mit Freunden der Mundart in Baden-Württemberg zu begründen, wo man eine Art Mundartforschung betreibt und sich nicht zuletzt auch um die Werke von we- niger bekannten Mundartdichtem kümmert. Literarisch trat Erle Bach erstmals durch ihre Erzählung „Die Knoblauchschmiede" hervor, für die sie 1974 den Erzählerpreis des Ostdeutschen Kulturrat bekam, der ihr für die Erzählung. „Sommer der Eidechse" 1977 noch ein weiteres Mal von dort zugesprochen wurde. Ihre bis dahin bedeutsamste literarische Arbeit legte die Schriftstellerin mit ihrem 1980 erschienenen Buch „Matka mit den bloßen Füßen" vor, welches sie sich mit dem Arbeitstitel „Straße der Mütter" schon mit achtzehn Jahren vorgenommen hatte zu schreiben. „Ich will", wie sie im Vorwort dazu ausspricht, „deutlich machen, das die Straße der Mütter um die ganze Erde führt. Ich schrieb auf, was ich miterlebt, was ich gesehen und gehört habe." In den sechzehn Erzählungen werden erschütternde Schicksale von Müttern in der Kriegs- und Nachkriegszeit beschrieben. Erle Bach bekam Gelegenheit vor Tausenden von Schülern in Süddeutschland und in der Schweiz daraus lesen zu dürfen. Nicht unerwähnt sollten ihre Anthologien „Die Knoblauchschmiede" (1978), „Brieger Gänse fliegen nicht" (1982), sowie ihre Beiträge in anderen Sammelbänden bleiben. Der Bildband „Das ganze Riesengebirge in Farbe", zu dem sie kenntnisreiche Texte schrieb, erhielt allerbeste Kritiken. Diesem folgten, ebenfalls im Adam Kraft Verlag die Bildbände „Niederschlesien in Farbe" und „Oberschlesien in Farbe", in denen es ihr wiederum gelungen ist ihre Heimat Schlesien auf eindringliche Weise vorzustellen. Alle diese Ausgaben erreichten mehrere Auflagen. Mit dem Buch „Baudenzauber" brachte Erle Bach ein Erinnerungsbuch an die bekannten Riesengebirgsbauden heraus, das manchen Leser in eine Zeit zurückversetzt, die im unvergesslich geblieben ist. Ihre zunächst in der Schlesischen Bergwacht erschienene Ausarbeitung „Das alte Hirschberg zwischen Handel und Poesie" - eine 700jährige Stadt im Herzen Europas im Spiegel der Geschichte, wie der Untertitel lautet, erschien im Husum-Verlag, welcher auch „Matka mit den bloßen Füßen" neu auflegte. Noch einmal erschien, in ganz neuer Aufmachung mit Farbgroßfotos des Tschechen Pavel Vacha, den man als einen „Caspar David Friedrich" wegen der meisterhaften Abbildungen der Fotografie bezeichnen möchte, mit Texten von Erle Bach der Bildband „Riesengebirge - Rübezahls böhmisch-schlesisches Reich" im 11 Adam Kraft Verlag. In die Wege leitete aber auch die Schriftstellerin im Rahmen des Arbeitskreis Archiv für Schlesische Mundart den Band 7 der Reihe „Woas die Stare pfeifa" „Merr wabern und wabern Taag und Nacht" zum Gedenken an den Weberaufstand von 1844 und Band 8 „Heemte - Vertrieba - Woas ies geblieba?" zum Thema Flucht und Vertreibung -1945-1995 - 50 Jahre danach. Das letzte größere Werk von Erle Bach „In ihrem Atem schläft die Zeit", das 1995 im Husum-Verlag erschienen ist, wo es im Untertitel heißt „Eine Suche nach Quellen, Wurzeln und Herkunft", kann man als eine Art Vermächtnis ansehen, ein Bekenntnis zu ihrer Riesengebirgsheimat, die sie darin 'Hochelbien' nennt. Vielleicht gelingt es nur denen, die dort jenseits des Schweigens ihre Sprache gefunden haben, von ihren Erfahrungen mit den Menschen und draußen mit dieser Bergwelt, auf so poetische Weise davon zu erzählen. Erle Bach möchte darin an das Unverlierbare erinnern, das einem letztlich niemand nehmen kann. An Ehrungen wurden ihr zuteil, außer den Literaturpreisen die Verleihung des Bundesverdienstkreuz, des Schlesierschild sowie der Medaille „Für Verdienste um die Heimat Baden-Württemberg". Nach einem weiteren Herzinfarkt zu Beginn des Jahres 1996 und dem Aufenthalt in einer Rena-Klinik schöpfte Erle Bach wieder neuen Mut und befasste sich weiterhin mit ihren schriftstellerischen Vorhaben oder mit dem Arbeitskreis Archiv für Schlesische Mundart, bis sie am 27. Mai 1996 in ihrem Wohnort Efringen-Kirchen verstarb. Die Beerdigung fand dort am 31. Mai statt, wo die Familie und viele Freunde von Erle Bach Abschied genommen haben. „Erinnerung ist ein Paradies aus dem man nicht vertrieben werden kann". Konrad Werner (SN) „Schlesische Nachrichten' Seite für Seite ein Stück Heimat In einem Teil dieser Ausgabe finden Sie einen Überweisungsträger zur „Treuespende Schlesien". Damit Spendenbescheinigungen ausgestellt werden können, bitten wir die komplette Anschrift anzugeben. Im Voraus besten Dank ! Wir bitten um freundliche Beachtung Die Redaktion LANDSLEUTE 12 Schlesische Nachrichten 21/2002 Schlesier, die sie kennen sollten Bodo Zimmermann 2002 wäre der schlesische Künstler 100 Jahre alt geworden Der Gründer und Leiter des Schlesischen Kulturkreises München, Dipl. Ing. Wolfgang Hartmann, erinnerte im Rahmen der monatlichen Vertragsreihe im Rhaetenhaus in München mit vielen Lichtbildern unter dem Motto: „Mit BOZI durchs schöne Schlesierland" an den Graphiker und Meister des Holzschnittes aus Breslau - Bodo Zimmermann - dessen Signatur „BOZI" allen Freunden der Schwarzweißkunst bekannt und im In- und Ausland anerkannt ist. Mit besonderer Liebe und meisterlichem Können gestaltete er in seinen Holzschnitten die schlesische und fränkische Landschaft und deutete so auf die engen geschichtlichen Bindungen zwischen Franken und Schlesien hin. Als Ostdeutscher, geboren am 29.05.1902 in Filehne, Kreis Bromberg, fand Bodo Zimmermann schon in früher Jugend in dem schlesischen Städtchen Schweidnitz seine Heimat. Dort war sein Vater Schulrat. Viele Anregungen zu seinem späteren Schaffen gab ihm das Elternhaus mit auf den Weg. Bodo Zimmermann sollte Offizier werden und besuchte die Kadettenschule in Wahlstatt, später in Berlin-Lichterfelde. Bodo Zimmermann erhielt die erste künstlerische Ausbildung im Heege-Verlag in Schweidnitz. Er wollte Lithograph werden. Im Heege-Verlag illustrierte er die Zeitschrift „Wir Schlesier", später besuchte er die Kunst- und Handwerkerschule in Breslau. Professor Paul Hampel führte ihn in die Schrift- und Buchgestaltung ein. Seit 1922 war er als freischaffender Künstler in Breslau tätig und arbeitete vorwiegend für den Verlag Wilhelm Gottlieb Korn. So urwüchsig wie er war, so originell war auch sein Heim, das neben seiner Uhrensammlung noch Platz für mehrere Vögel und zwei Eichkater bot. Bodo Zimmermann war ein leidenschaftlicher Wanderfreund. Als Bergwanderer und Skiläufer erwanderte er sich die Landschaft, nahm sie gewissermaßen in sich auf. Nachdem er seine schlesische Heimat durchwandert hatte, zog er 1923 allein zu Fuß über den Balkan nach Konstantinopel, und weiter bis Ankara. Auf dem Rückweg fiel er unter die kurdischen Räuber, die ihn völlig ausplünderten und zerschlagen liegen ließen. Eine zweite große Fahrt führte ihn über die Alpen nach Italien und Nordafrika. Mit sechs Wanderfreunden kam er bis nach Süditalien. Hier überraschte sie ein Erdbeben. Sechs kehrten daraufhin um, nur Bodo Zimmermann fuhr über das Mittelmeer nach Afrika weiter. Von Tetwan aus ging er an einer Telefonleitung entlang in die Wüste hinein und schloss mit Beduinen Freundschaft. Benachbarte Beduinen plünderten ihn jedoch völlig aus. Krank kam er von dieser beschwerlichen Reise heim - er erholte sich aber rasch wieder. Die Schneekoppe (Holzschnitt von Bodo Zimmermann) In den folgenden Jahren setzte er seine Ausbildung in München, Berlin und Nürnberg fort. Dabei erwanderte er die schöne fränkische Landschaft zu Fuß und mit dem Fahrrad. Seine Skizzenbücher füllten sich mit fränkischen Motiven. Viele Dörfer kannte und zeichnete er. Sein Lieblingsplatz war am Hohenfelder Bergkirchlein mit Blick ins Maintal. Eine Künstlerseele ist von besonderer Prägung. Das wusste Bodo Zimmermann genau. Darum suchte er lange, bis er die geeignete Lebensgefährtin in der Kunstgewerblerin Eva Ferber fand, die ihm verständnisvoll zur Seite stand. Als er 1938 geheiratet hatte, unternahm er mit seiner Frau die Hochzeitsreise nach Nordheim am Main. In seinem Quartier, Selbstporträt (Holzschnitt von Bodo Zimmermann) dem Gasthaus zur Goldenen Sonne, hängen noch heute einige seiner Originaldrucke mit mainfränkischen Motiven, die sie zu zweit mit dem Fahrrad aufgesucht hatten. Seine Landschaftsbilder wurden von der breiten Öffentlichkeit beachtet und in Lesebücher der Volksschulen aufgenommen. Nach seiner Hochzeit baute sich Bodo Zimmermann am Stadtrand von Breslau, am Rodelande 39 (Guentherbrücke), wo freies Feld, Busch und Baum ihn umgaben, seine eigene Heimstatt. Er liebte sein schönes Breslauer Heim und seinen Garten sehr und schnitt die darin wachsenden und blühenden Blumen in Holz. Besonders beglückt war er, als ihm seine Frau einen Sohn gebar. Er wollte den Kleinen nicht mehr aus seiner Werkstatt lassen. Im Jahre 1939 ging Bodo Zimmermann zur weiteren Ausbildung nach Berlin, um bei den Professoren Eichhorst und Kraus in die figürlichen Arbeiten eingeführt zu werden, denn bisher hatte er hauptsächlich Landschaften und Architekturen dargestellt. Im September 1939 meldete sich Bodo Zimmermann freiwillig zum Heeresdienst. Vom Atlantik bis zur Wolga, von Finnland bis nach Griechenland spannten sich seine künstlerischen Stationen als Kriegszeichner. Zwischen seinen Einsätzen arbeitete er in seinem stillen Heim. Dann kam der unglückliche 20. Januar 1945. Binnen 20 Minuten mussten Frau und Kind das traute Heim verlassen, indes er fern war-alles andere, Bildstöcke, Skizzen, Originale, die Frucht jahrelanger Arbeit, musste zurückbleiben. Unersetz- Schlesische Nachrichten 21/2002 LANDSLEUTE / HEIMAT SCHLESIEN 13 7. Reise des Gleiwitzer Kreises nach Gleiwitz - und doch jede anders? Jede Reise ist doch anders? - Ich meine: Ja! - obwohl vieles konstant geblieben ist. Dank einer geschickten Zusammenstellung des Programms, kommt Jahr um Jahr für die „Stammfahrer" ein Mosaiksteinchen dazu und für die Neueinsteiger eine Ergänzung ihrer Vorkenntnisse. Dies gilt insbesondere für die 7 jungen Leute unter den 40 Teilnehmern. Nach unserer Anreise - diesmal bis Liegnitz - beginnt mit „unserm Gregor" das Erkunden der Innenstadt und die Einstimmung auf Schlesien. Auf der Weiterfahrt nach Leubus beeindruckt uns der gewaltige Klosterkomplex. Diese Zisterzienserabtei, seinerzeit Europas umfangreichste Bauschöpfung, entwickelte sich zum führenden wirtschaftlichen, kulturellen und geistig-religiösen Zentrum Schlesiens. Der „Schweidnitzer Keller", der paar Wochen zuvor im Rathaus wieder eröffnet worden ist, stilechtes Ambiente, schlesische Gerichte, dazu das berühmte Schweidnitzer Bier, sorgen für Entspannung und Kraft, das war Breslau. Aber dann: Auf nach Gleiwitz! Also rollen wir flott auf der neuen Autobahn - bis Rudgershagen ist sie ungefähr fertig - und staunen, wie lange und greifbar nahe uns der heilige Berg Ober- bare Werte, die die Furie des Krieges verschlang. Gegen Ende des Krieges ging Bodo Zimmermann freiwillig in die Festung Breslau, um als Kriegszeichner tätig zu sein. Entgegen der Übergabevereinbarungen wurde er als Gefangener nach Stalingrad abtransportiert. Im August 1945 kehrte Bodo Zimmermann mit einem Gefangenentransport aus Stalingrad todkrank nach Frankfurt/Oder zurück. Einen Tag vor seiner Entlassung, am 28. 8. 1945, starb er an den Folgen der Kriegsgefangenschaft. Ein Massengrab wurde seine letzte Ruhestätte. Erst 43 Jahre alt schied der große Künstler und Schlesier Bodo Zimmermann viel zu früh aus unserem Kreis. Wir Schlesier sind verpflichtet, ihn - sowie alle anderen bedeutenden Schlesier, auf die wir so stolz sind - niemals zu vergessen und ihrer zu gedenken, wie wir es in München im Schlesischen Kulturkreis hoffentlich noch viele Jahre tun können. Unsere Veranstaltungen finden monatlich immer am letzten Mittwoch um 18.00 Uhr im Rhaetenhaus, Luisenstraße 27 bei freiem Eintritt statt. Wolfgang Hartmann (SN) In der nächsten Ausgabe der Schlesischen Nachrichten stellen wir Ihnen den Dichter Paul Keller vor. Schlesiens, der Annaberg, begleitet. Noch ein Stück alte Autobahn, den Weg an der Klodnitz lang, und schon fahren wir auf der Wilhelmstraße, Hotel „Diament Plaza", unserer Bleibe für 5 Nächte! Etwas aufgeregt erwarten uns schon vor dem bilingualen Gymnasium in GleiwitzLaband nette, adrett gekleidete Schüler mit ihrer Deutschlehrerin Frau Dudek. Moderne technische Geräte und Anschauungsmaterial sind aufgebaut für die Präsentation der Beiträge, mit denen diese 13-jährige Schülerinnen einen Wettbewerb gewannen. Deutsch ist für viele reine Fremdsprache, nicht die häusliche Umgangssprache der zumeist aus Ostpolen stammenden Familien. Es folgt eine „Eichendorff-Stunde" in den Mauern der Burg Tost. Roman Broska vom DFK-Tost empfängt uns in einem kleinen Saal der Burg. Der Weg führt uns zu einem Mahnmal des „Nichtvergessens"; denn Tost erinnert außer an die Zeit der Romantik des Eichendorffs noch an ein dunkles Kapitel der Nachkriegszeit. Zwischen Mai und November 1945 diente die „Heilanstalt" dem NKWD als „Straflager Tost". In dieser kurzen Zeit starben hier mehr als die Hälfte der 5000 Inhaftierten an mangelnder Hygiene, Unterernährung, ansteckenden Krankheiten und Folgen von Quälereien. Vor wenigen Jahren wurde über der Kiesgrube, in die man diese Toten warf, eine würdige Gedenkstätte angelegt, die vom DFK gepflegt wird. Wir sprechen gemeinsam ein „Vater unser..." für die Opfer, verweilen in aller Stille - der Regen bedrückt zusätzlich - und hoffen, dass unsere Kinder und Enkel solche Zeiten nie erleben mögen. Mit „Gleiwitz total" erfasst man am besten den gesamten nächsten Reisetag. Zum traditionellen Ablauf gehört nachmittags die beliebte 3-stündige Stadtrundfahrt. Bei der Programmgestaltung für den weiteren Reisetag unter dem Titel „Gleiwitz - Metropole des Industriegebiets" fiel mir der Vorschlag ein, einen „Anschauungsunterricht vor Ort" zu erleben. Die Besichtigung der Villa Caro, des ehemaligen allgemeinen städtischen Museums in der Niederwallstraße zeigte uns die prächtige Wohnkultur eines industriellen Magnaten der oberschlesischen Montanwirtschaft am Ausgang des 19. Jahrhunderts. Es folgte dann ein Kontrastbesuch: Einblicke in die Arbeitswelt des Bergmanns auf dem Gelände der ehemaligen großen Steinkohlengrube Königin-Luise in Hindenburg. Nicht wenige von uns verließen beeindruckt von der „Grubenfahrt" und nachdenklich die Königin-Luise-Grube. Sobald wir Gleiwitz verlassen, ergreift Wilhelm Stanik das Mikrofon und verblüfft uns beim Durchfahren der Ortschaften und Städte zwischen Ehrenforst und Ott- Auf der Reise des Gleiwitzer Kreises: in Glatz Richtung Bastion machau mit Anmerkungen, die so in keinem Reiseführer stehen. Wir erreichten Glatz. So habe ich mir einen Tag in Schlesien vorgestellt: Ein Sommertagsausflug in die Grafschaft Glatz/Bad Altheide, durch den Nesselgrunder Forst, in Habelschwerdt einen Abstecher, Fahrt bis Wölfelsgrund, Wanderung aller zum Wölfelsfall, Aufstieg der Sportlichen zum Gipfel des Spitzbergs mit der Wallfahrtskirche „Maria Schnee", Picknick im Tal, kleine Rundfahrt in Mittelwalde, die Panoramastraße zwischen Adlergebirge und dem Habelschwerdter Gebirge zurück nach Bad Reinerz. „Heimat mit so angenehmen und anregenden Mitreisenden - und ... wir werden noch lange damit zu tun haben, die vielen Eindrücke geistig zu verarbeiten..." - waren die Abschiedsworte. Tschüss, bis nächstes Jahr wieder!... Wieder anders? Magda Roggel (SN) An der Gedenkstätte in Tost 14 HEIMAT SCHLESIEN / DE LIBRIS 80 Jahre Stadtrechtverleihung „Eine Städtische Geburtstagsfeier" Der Gemeinde Hindenburg OS wurde am 1. Oktober 1922 das Stadtrecht verliehen. Aus dem einstigen größten „europäischen Industriedorf" wurde eine junge und lebendige Großstadt im damaligen Osten Deutschlands. Nun sind 80 Jahre seit diesem Ereignis vergangen. Gesellschaftssysteme, die Zusammensetzung der Bevölkerung und die staatliche Zugehörigkeit der Stadt haben sich verändert. Doch die Einmaligkeit, der Charme der oberschlesischen industriellen Großstadt ist jedoch geblieben. Am 28. September fanden die offiziellen Feierlichen der Stadtrechtverleihung in Hindenburg OS im „Haus der Musik und des Tanzes" statt. Für die musikalische Umrahmung sorgte gekonnt die Hindenburger Philharmonie unter der Leitung von Slawomir Chrzanowski. Musikalische Gastbeiträge lieferten auch der weltbekannte polnische Pianist Waldemar Malicki und die Sängerin Edyta Geppert. Zu Beginn der Festveranstaltung überreichte der Stadtpräsident Roman Urbanczyk die alljährlichen Kulturpreise. In diesem Jahr zählten zu den Preisträgern: Krystyna Jedrzejewska-Nowak (Gründerin und Leiterin einer Kunstgruppe), Ma- ria Kroczok (Mitbegründerin und Leiterin des bekannten Jugendchores „Rezonans con tutti") sowie Waldemar Galazka (Dirigent des Jugendchores „Rezonans con tutti"). Erstmalig in der Nachkriegsgeschichte der Stadt Hindenburg OS wurde auch die Ehrenbürgerschaft verliehen. Diese wurde dem in Warschau geborenen Prof. Zbigniew Religa zuerkannt. Prof. Religa gehört zu den weltweit bekanntesten Herzspezialisten, der in Hindenburg OS arbeitet. Im Anschluss an das Festkonzert fand vor dem Konzerthaus eine spektakuläre Darbietung von „Wasserorgelspielen" statt. Neben Gästen aus dem jetzigen gesellschaftspolitischen Leben Hindenburgs und der Region, sowie ausländischen Gästen gehörten zu den offiziellen Gästen auch die Vertreter der deutschen Volksgruppe. Erstmalig erging eine offizielle Einladung zu diesen Festaktivitäten an den Vertretungsausschuss „Hindenburg OS" bei der Patenstadt Essen. Die repräsentative Wahrnehmung der Interessen der Hindenburger in der Bundesrepublik Deutschland bei diesem Festakt hat Damian Spielvogel übernommen. D.Sp. (SN) Ein erschütterndes Tagebuch von Ruth Storni Um zu wissen, wie es nach 1945 in Schlesien wirklich war Ruth Storm: Ich schrieb es auf - Das letzte Schreiberhauer Jahr, Bergstadtverlag W.G. Korn, 3. Aufl., Würzburg 2002, 124 Seiten, 11x17 cm, Broschur, ISBN 3-87057-078-4, Euro 9,80; Einband nach dem Ölgemälde von Artur Wasner, „In den Siebenhäusern bei Schreiberhau" (um 1920). Das in jeder Hinsicht formgünstige Buch mit dem anmutigen Titelbild legt man erst wieder aus der Hand, wenn man es bis zu Ende gelesen hat. Es ist die für eine Dichterin erstaunlich knappe Prosa, die das Mitgeteilte, das einen erschüttert, glaubhaft macht. Und es gehört in dieser aus allen Fugen geratenen Situation vom Kriegsende bis zur Vertreibung schon eine Disziplin und Selbstüberwindung dazu, das bedrohliche Geschehen konsequent zu beobachten und aufzuschreiben, die einzigartig ist. Sogar übermenschlich für einen unmittelbar Selbstbetroffenen, der jederzeit Opfer sein kann wie die gehetzten Mitmenschen, voran Mann und Kind, de- nen oft mit letztem Mut und letzter Kraft ihr Beistand gehört. Doch nicht nur ihnen, allen begleitenden Schicksalsgenossen und auch den anvertrauten Tieren gilt ihre Obhut und Hilfe gegen die unberechenbare Heimtücke der Soldateska, für die Deutsche zum Freiwild geworden sind. Es kann im 30-jährigen Krieg nicht schlimmer gewesen sein, was Willkür und Brutalität angeht! Trotz alledem hat Ruth Storm die enge Verbundenheit zu Natur und Landschaft behalten, wie aus ihren empfindsamen Tagebuchnotizen hervorgeht, wenn es da heißt: „Heute früh war eine eigenartige Licht- und Wolkenbildung am Himmel, wie ich sie noch nie gesehen habe. Der ganze östliche Horizont stand im rosa Morgenrot, aber das Sonnenlicht fiel von hinten auf die Wolken und formte dazwischen graublaue Töne." Und weiter: „Die Sonne siegte, sie taucht über dem Waldrücken wie ein feuriger Ball auf und wirft ihr Licht über die frostharten Hänge, und die kleinen Meisen fliegen zirpend von Schlesische Nachrichten 21/2002 Ast zu Ast. Die Sowjets stehen 25 Kilometer Luftlinie von uns entfernt." Geschrieben am 17. Februar 1945. Und unter dem 19.Januar 1946: „Was Liebe bedeutet, wirkliche Liebe, erkenne ich jetzt. Dort, wo man einen Menschen trifft, der die Liebe in sich trägt, die Christus uns lehrt, ist es, als ob eine wunderbare Blume erblühte..." Nur mit dieser ihrer auf Gott bauenden Einstellung konnte Ruth Storm all das Erlebte überstehen. Sie, die ein Bosniakenpferd mit Stutfohlen von Zirkuschefin Paula Busch aus den Stallungen des Grafen Schaffgotsch in Warmbrunn übernommen hatte, musste sich auch um diese kümmern, was in dieser Lage überaus schwer war. Dazu unter dem 1. Februar 1946: „Täglich halte ich Zwiesprache mit den Stuten. Ich schreibe meist im Stall, halte das Heft jetzt unter der Futterkrippe verborgen. Ich sitze an dem kleinen Fenster in der Box. Buschy legt dann oft ihren Kopf an meinen Arm, und wenn es ihr zu langweilig wird, knabbert sie an meinem Füllfederhalter oder sie schnuppert meinen Rücken ab, auf und nieder... Später, wenn ich an diese Zeit zurückdenken werde, so wird durch die Liebe der Pferde immer ein freundliches Licht auf diese Wochen und Monate fallen. Das will ich nie vergessen!" Das Storm'sche Haus Rundblick ist dem Haus Carl Hauptmanns benachbart, in dem gemeinsam Vorlesungen, Klavierkonzerte, Hausmusik und Gespräche gepflegt werden, trotz der für den Leser unvorstellbaren stündlich explosiven Kriegsendsituation. Letzte deutsche Truppen, Hilfsverbände der Wehrmacht und russische Gefangene ziehen in Kolonnen vorbei wie ebenso die endlosen Trecks vertriebener Deutscher. „Eine Völkerwanderung, deutsche fleißige Menschen, nun bettelarm und ohne Hoffnung. Unsagbares Leid, Familien auseinandergerissen oder für immer ausgelöscht" (17. Februar 1945). Nach der Besetzung verunsichern Russen und Polen ohne die geringste Rücksicht, von Mitleid ganz zu schweigen, die allein schon von Hunger und Kälte strapazierten Bewohner des Schreiberhauer Tales durch alle möglichen Schikanen wie unsinniges Schneeschippen, Küchenarbeiten, Feldarbeit, Verhöre und ständige Hauseinbrüche und Plünderungen. Mädchen und Frauen werden vergewaltigt, die Alten verprügelt. Doch auch dieses wird festgehalten: Einige Polen, die weiter sehen, geißeln die rechtlosen Zustände; es gibt unter ihnen Menschen, die westlich orientiert sind und nach einer europäischen Ordnung streben, die aufbauend und versöhnend sein will (1. Oktober 1945). Das erschütternde Tagebuch von Ruth Storm müsste gelesen werden, um zu wissen, wie es nach 1945 in Schlesien wirklich war. Es wäre als Schullektüre geeignet und lehrreich. Für manche Politiker wäre es eine, wenn auch späte historische Wissensbereicherung. Meinrad Köhler (SN) MUNDART / TERMINE Schlesische Nachrichten 21/2002 15 Termine Orm und Reich Zwee Häuser nabersomma stiehn, Goar grüß und stulz doas eene, Doas andre freilich ies nich schien, 'n Hütte bluß, 'n kleene. Bezirksverband Bayern 17. November, Sonntag, Volkstrauertag, Gedenkstunde in Oberschleißheim (S-Bahn Haltestelle Oberschleißheim) am Mahnmal gegen Vertreibung (geplant). 6.12.2002, 18.30 Uhr, St. Barbara-Festgottesdienst, St. Jakobskirche, Unterer Anger, München Hauptzelebrant: Univ. Prof. Dr. Johannes Baptist Gründel 7.12.2002,19.00 Uhr, St. Barbara-Feier, Casino des Bundeswehrverwaltungszentrums, Dachauer Strasse 128 Eim grußa wohnt a reicher Moan, Eim klenn a ormer Mauer, Woas sich dar eene leista koan, Dam ändern wärsch zu teuer. Dar Orme denkt: Wie labt a fein, Mei Nupper, ohne Surga. A schlacht't sich monches fette Schwein, Wie schwer hoa iech zu wurga. Ich schreibe Ihr Buch Lebenserinnerungen - Familienchroniken Tel.: 040 - 27 88 28 50 - www.buchschreiber.de Dar hoot a Himmel uff derr Welt, Und woas hoa iech hier hüba? Hält' iech doch holb asu viel Geld Als wie dar Moan durt drüba. Derr Reiche ei derr Stube huckt, A Schädel ganz verbunda, Und wie a aus'm Fanster guckt, Doo stieht sei Nupper drunda. S ilesia ^J^/A Ju, denkt a, dar ies stäts gesund Und iech muuß Schmerza leida; Iech bien a ormer, kranker Hund, Dar durt ies zu beneida. Miech reßt's eim Kuppe, ei a Benn, A macht 'n finstre Miene: Woas bien iech denn, woas hilft merr denn Doas ganze Geld, doas schiene. Wiel iech woas assa, werd merr schlecht, Iech koan nich richtig schloofa, War' iech doch lieber Uchsaknecht, Plomp uff mei weeches Sofa. A kloat und brummt und jommert laut Und spricht: „Iech muuß ei's Bette!" Goar monchem hätte doo gegraut, Dar doas vernumma hätte. Ihr Leute, zieht'n Liehre draus, Verstieht miech, woas iech meene: Senn Kummer, dan hoot jedes Haus, Is grüße wie is kleene. Ernst Schenke Termine Erlangen Sonntag, 3. November 2002, 15 Uhr: „Frankenhof", Saal: Freundschaftstreffen der Schlesier aus Mittelfranken. Sonntag, 17. November 2002, 11.15 Uhr: Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer der Vertreibung auf dem Ehrenfriedhof - Neustädter Friedhof (bei der Feuerwehr). DEUTSCHLANDTREFFEN DER SCHLESIER 12. und 13. Juli 2003 NÜRNBERG (Messegelände) Motto: SCHLESIEN HEIMAT IST MENSCHENRECHT \.C^y' Schlesische Heimatfreunde und Gäste besuchen Sie unser Silesia Schlesisches Verkaufsstübel der Landsmannschaft Schlesien im Haus Schlesien Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter Tel.: 0 22 44 - 80 779 (besetzt während der Öffnungszeiten) Nirgendwo finden Sie so reichhaltig vorgestellt und zum Kauf angebotene Literatur unserer Heimat SCHLESIEN und Geschenkartikel Informieren Sie sich Kaufen Sie - Bestellen Sie: Öffnungszeiten: Samstag 13.00 - 17.00 Uhr Sonntag 13.00-17.00 Uhr Dienstag bis Freitag 15.00 - 17.00 Uhr Montag geschlossen Besuchergruppen werden um rechtzeitige Anmeldung gebeten. ANZEIGEN 16 Schlesische Nachrichten 21/2002 Scholz-Reisen 59339 WadLersloli. 84 Boschstr. l Tel.: oasas/ioT"? Fax oasas/iors Internet: www.schlesienreisen.de Der neue Katalog 2003 mit Reisen nach: Breslau, Riesengebirge, Grafschaft Glatz, Kreis Reichenbach, Oberschlesien, Ostpreussen, Masuren, Pommern, Danzig, Königsberg und vielen weiteren Zielen. 5 - 1 2 -tägige Reisen mit Reiseleitung, Ausflugsprogrammen, Stadtrundfahrten, Rundfahrten, etc. KA7M06 "Winter&tein -Rad [email protected] sind! iiacfi • Vorsorge- und REHA-Einrichtung für alle Kassen: beihilfefähig. • Kompetente medizinische Betreuung • Umfassende Therapien • Angenehmes Ambiente • Hervorragende Küche Fachärzte für KARDIOLOGIE, RHEUMATOLOGIE, ORTHOPÄDIE und NATURHEILVERFAHREN. Behandlungen von Krankheiten des Herzens und des Kreislaufs, arteriellen Durchblutungsstörungen, rheumatischen, orthopädischen und Stoffwechsel-Erkrankungen, Knochenschwund, Weichteil-Rheumatismus und nach Schlaganfall. Ein Haus der Spitzenklasse. Alle Zimmer mit WC / DU oder Bad, Durchwahltelefon und TV-Kabelanschluss. 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