Internationale Finanzierung
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Internationale Finanzierung 3. Euromärkte Übersicht Kapitel 3: 3.1. Einführung 3.2. Eurogeldmarkt 3.2.1. Eurogeldleihe 3.2.2. Eurogeldmarktpapiere 3.3. Eurokreditmarkt 3.3.1. Eurofestzinskredite 3.3.2. Roll-over-Kredite 3.4. Eurokapitalmarkt 3.4.1. Euroanleihen 3.4.2. Euroaktien 1 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte Lernziele Kapitel 3: Nach der Bearbeitung dieses Kapitels soll der Lernende in der Lage sein, 9 den Begriff Euromärkte richtig einzuordnen, 9 die Entstehungsgründe der Euromärkte zu nennen, 9 Produkte des Eurogeldmarktes zu beschreiben, 9 Produkte des Eurokreditmarktes zu beschreiben, 9 Formen von Euroanleihen beschreiben und einordnen zu können, 9 die Bedeutung von Euroaktien zu verstehen. 2 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.1. Einführung Internationale Finanzmärkte Tätigung von Geschäften in konvertierbarer Währung, die nicht die Landeswährung der beteiligten Transaktionspartner darstellt. Charakteristika: Akteure: • Banken • Staatliche Institutionen • Unternehmen mit erstklassiger Bonität Volumina: • mehrere Millionen Geldeinheiten Geographische Lage • Geringe staatliche Eingriffe in Finanzgeschäfte • London, Luxemburg, New York, Tokyo • Off-Shore-Zentren: Bahamas, Caiman, Singapur, Hong-Kong 3 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte Einführung (2) Entstehungsgründe: Abzug von Dollarguthaben aus USA von Ostblock-Ländern Aufhebung von Konvertibilitätsbeschränkungen Verschärfung britischer Devisenvorschriften 1957 • Keine Außenhandelsdarlehen außerhalb Sterling Einführung der „Interest Equalization Tax” 1963: • Zinsausgleichssteuer für US-amerikanische Unternehmen, die Obligationen ausländischer Emittenten erwerben Æ Emittenten emittieren an Euromärkten Petro-Dollar-Recycling: • Leistungsbilanzüberschuss erdölexportierender Länder wird am Euromarkt angelegt • Leistungsbilanzdefizit erdölimportierender Länder wird über Euromarkt finanziert 4 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.2. Eurogeldmarkt Grundlage für Eurogeldmarktzinsen: Zinsen am Interbankenmarkt z.B. LIBOR (London Interbank Offered Rate), LIBID (London Interbank Bid Rate), FIBOR, PIBOR etc. Zahlungsabwicklung: SWIFT und CHIP Einteilung: Eurogeldleihe: keine Verbriefung • Euro-Tagesgeld • Euro-Termingeld Eurogeldmarktpapiere: Verbriefung • Einlagenzertifikate • Internationale Solawechsel: Zahlungsversprechen eines Emittenten – Commercial Papers – Euro-Notes 5 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.2.1. Eurogeldleihe Übertragung von Sichtguthaben oder kurzfristige Terminforderungen Keine Verbriefung Ziele: Liquiditätsausgleich, rentable kurzfristige Anlage von Überschüssen Euro-Tagesgeld: Kündigungsgelder („call money”) Fristen: 1,2,7 Tage Euro-Termingeld: Abzug der Gelder ohne vorherige Kündigung möglich Laufzeiten: 1,2,7,30 Tage; 3,6,12 Monate 6 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.2.2. Eurogeldmarktpapiere Internationale Solawechsel: Emissionsvoraussetzungen Æ handelbar Commercial Papers: Fungible, kurzfristige, ungesicherte Schuldtitel von Unternehmen mit einwandfreier Bonität Laufzeiten: standardisiert 3,6 Monate Ziele: • Refinanzierung kurzfristiger Lieferantenkredite • rentable kurzfristige Anlagemöglichkeit institutioneller Anleger Euro-Notes: Nicht-börsennotierte Papiere emissionsfähiger Kreditnehmer (Nichtbanken): Übernahmefazilität Laufzeiten: zwischen 1 und 12 Monaten Beurteilung: • Günstige Mittelaufnahme • Hohe Flexibilität (z.B. kein Börseneinführungsprospekt) • Risiken für Garanten 7 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte Eurogeldmarktpapiere (2) Einlagenzertifikate: Certificate of deposit: handelbare Quittung über Termineinlagen • Æ Guthaben zu einem bestimmten Zinssatz Laufzeiten: meist zwischen 3 und 12 Monate Dominierende Finanzplätze: London, Luxemburg, Singapur Beurteilung: • Zinssätze z.T. geringer als bei anderen Termineinlagen; aufgrund der Ausgabekosten durch Verbriefung • Kapitalanleger ist durch Fungibilität nicht an Laufzeit gebunden • Kreditinstitute können dann trotz kurzfristiger Anlagewünsche „längerfristige” Ausleihungen vornehmen 8 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.3. Eurokreditmarkt Angebot und Nachfrage nach mittel- und langfristigen Krediten Geschäftsbanken, multinationale Unternehmen, staatliche Institutionen Syndizierung: Bildung von Bankenkonsortien Führungsbanken (Tender Panel Agents): • Verhandlungsführung • Erarbeitung des Kreditkontrakts mit dem Kreditnehmer • Erarbeitung der Konsortialverträge • Bereitstellung eines Teils des Kreditbetrags Managementbanken • Agent-Bank: technische und buchhalterische Abwicklung Teilnehmerbanken • Vermarktung über öffentliche Anzeige 9 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.3.1. Eurofestzinskredite Fest vereinbarter Zinssatz für die gesamte Laufzeit Laufzeiten: i.d.R. 1 bis 10 Jahre Kriterien für den Festzinssatz: Refinanzierungszinssatz der Banken Ausgestaltung der Laufzeit Rückzahlungsmodalitäten Allgemeine Marktlage Beurteilung der Bonität des Kreditnehmers Einschätzung des politischen Risikos Gebühren für Schaffung des Bankenkonsortiums und Artrangierung des Kredits Nachfrager: Großunternehmen; Staaten zur Finanzierung von Leistungsbilanzdefiziten Vorteile: Planungssicherheit 10 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.3.2. Roll-over-Kredite Zinssatz an Refinanzierungsmöglichkeit gekoppelt Eurodarlehen: Kreditlaufzeit, Kreditbetrag, Kreditrückzahlung ex ante festgelegt Vollständige Auszahlung der Kreditsumme Revolvierender Roll-over-Kredit: Kreditrahmen wird vertraglich festgelegt Inanspruchnahme der Fremdkapitalmittel wird von Zinsperiode zu Zinsperiode neu festgelegt Bereitschaftskredit: Sonderfall; Kreditaufnahme nur im Ausnahmefall Beurteilung: Hohe Flexibilität für Kreditnehmer Kredit-, Rentabilitäts-, Refinanzierungsrisiko für Kreditinstitute 11 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.4. Eurokapitalmarkt Eurokapitalmarkt: Langfristige Wertpapiere: Währung entspricht nicht der des Platzierungslandes Emission über Bankenkonsortien Einteilung des Eurokapitalmarkts Euroanleihen • Verzinsung • Zusatzrechte Euroaktienmarkt 12 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.4.1. Euroanleihen Bankenkonsortien: Konsortialführer/Führungsgremium: Führungsgebühr Garanten: Übernahmegebühr Verkäufer: Platzierungsgebühr Verzinsung Festverzinsliche Anleihen (Straight Bonds): • Schuldnerkündigungsrecht (Call Option) • Gläubigerkündigungsrecht (Put Option) • Laufzeit: 5-10 Jahre Nullkupon-Anleihen (Zero Bonds): • Hohe Kursvolatilität Variabel verzinsliche Anleihen (Floating Rate Bonds): • Periodische Zinsanpassung • Referenzzinssatz + Spread • Varianten: Capped Note, Floor Note, Collared Note 13 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte Euroanleihen (2) Zinsbelastung eines variabel verzinslichen Floaters (EURIBOR-Verbindlichkeit) versus EURIBOR-Verbindlichkeit plus Kauf eines Cap Zinsbelastung einer EURIBOR-Verbindlichkeit Zins in % 7 6 5 4 3 2 1 Zinsbelastung einer EURIBOR-Verbindlichkeit plus 7 Prozent Cap 1 3 5 7 9 EURIBOR-Satz in % 14 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte Euroanleihen (3) Zinsbelastung eines variabel verzinslichen Floaters (EURIBOR-Verbindlichkeit) versus EURIBOR-Verbindlichkeit plus Verkauf eines Floor Zins in % Zinsbelastung einer EURIBOR-Verbindlichkeit minus 5 Prozent Floor 7 6 5 4 3 2 1 Zinsbelastung einer EURIBOR-Verbindlichkeit 1 3 5 7 9 EURIBOR-Satz in % 15 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte Euroanleihen (4) Zinsbelastung eines variabel verzinslichen Floaters (EURIBOR-Verbindlichkeit) versus EURIBOR-Verbindlichkeit plus Collar Zins in % Zinsbelastung einer EURIBOR-Verbindlichkeit plus Collar 7 6 5 4 3 2 1 Zinsbelastung einer EURIBOR-Verbindlichkeit 1 3 5 7 9 EURIBOR-Satz in % 16 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte Euroanleihen (5) Wandelanleihen (Convertible Bonds): Tausch in Aktien zu festgelegten Konditionen Verzinsung niedriger als bei Anleihe ohne Wandeloption Vorteil für Investor: sichere Rendite + Kurspotential der Aktie Vorteil für Emittent: „billigeres” Fremdkapital Optionsanleihen (Warrants): Optionen auf Anleihen: • Erwerb von Schuldverschreibung zu ex ante festgelegten Konditionen Optionen auf Aktien: • Erwerb von Aktien des emittierenden Unternehmens • Schuldverschreibung bleibt bestehen Währungsoption • Währungsoptionsschein ≅ Devisenoption Doppelwährungsanleihen (Dual Currency Bonds): Kapitalaufnahme und Zinszahlungen in Euro, SF, Yen Rückzahlung in US-Dollar 17 Internationale Finanzierung 3. Euromärkte 3.4.2. Euroaktien Euroaktienmarkt Aktien Aktienähnlich verbriefte Beteiligungswerte Vorteile: Verbreiterung der Eigenkapitalbasis Finanzierung von Großprojekten: z.B. Eurotunnel Breiter Werbeeffekt Weltweite Streuung zur Vermeidung von Übernahmen Grenzüberschreitende Platzierung: Internationales Bankenkonsortium (Syndikat) Konsortialführer: Zusammenstellung der Konsorten Absatz der Euroaktien durch Syndikat bei festen Ländertranchen Feste Übernahme der Aktien durch Syndikat 18