Materialien Lehrer/Eltern

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Materialien Lehrer/Eltern
3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E
Lehrer,Eltern
M1 Bildung in Deutschland
1. Positive Befunde
• Mädchen sind im Schulsystem erfolgreicher.
• Es gibt mehr vorzeitige Einschulungen.
• Übergänge in höher qualifizierende Schularten nehmen zu.
• Das durchschnittliche Kompetenzniveau ist
gestiegen und die Lesekompetenz der Jungen hat sich verbessert.
• Es gibt ein Trend zu höher qualifizierenden
Abschlüssen.
4. Neue Probleme
• Jungen, insbesondere die mit Migrationshintergrund, sind die neue Problemgruppe
im Schulsystem.
• Kompetenzen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der 2. Generation sind
schlechter geworden.
• Problematische Lehrersituation: hoher Ersatzbedarf vor allem im Sekundarbereich I,
ohne Abstriche an der Professionalisierung.
2. Ambivalente Entwicklungen
• Schulabschlüsse werden zunehmend außerhalb des allgemeinbildenden Schulsystems
erworben.
• Zunehmender Besuch privater Schulen.
• Ausbau des Ganztagsschulangebots, aber
Abbau außerschulischer Jugendarbeit.
• Hauptschulabschluss verliert weiter an Bedeutung.
Hans Döbert: „Bildung in Deutschland 2008“: Allgemeinbildende Schule und non-formale Lernwelten im
Schulalter – Befunde und Problemlagen. Impulsreferat, Fachforum I, Fachtagung, Berlin, 23. Juni 2008.
www.bildungsbericht.de/zeigen.html?seite=6224
3. Bekannte Problemlagen
• Klassenwiederholungen in Schularten und
-stufen sind nicht gesunken.
• Zu geringe Durchlässigkeit im Sekundarbereich I.
• Relativ hohe Förderschulquote.
• Abhängigkeit außerschulischer Aktivität
und Grad der Verantwortungsübernahme
vom Schulabschluss.
• Zu viele Jugendliche ohne Hauptschulabschluss.
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M2 Fragebogen für Lehrkräfte
Lehrer,Eltern
Was gefällt Ihnen an Ihrer Schule?
Was stört Sie an Ihrer Schule?
Was vermissen Sie, was sollte anders sein an Ihrer Schule?
Wo würden Sie am ehesten ansetzen, um etwas zu verändern?
Was wünschen Sie sich bezüglich des Verhaltens der Schülerinnen und Schüler?
Was wünschen Sie sich in Bezug auf das Verhältnis zu den Eltern?
Was wünschen Sie sich in Bezug auf das Verhältnis zu Ihren Kolleginnen und Kollegen?
Vgl. Gunter A. Pilz: Gewalt und Gewaltprävention in
der und durch die Schule. In: Günther Deegener/Wilhelm Kröner (Hrsg.): Kindesmisshandlung und Vernachlässigung – Ein Handbuch. Göttingen 2005, S. 198-220.
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M3 Pädagogischer Beichtspiegel
Überprüfen und markieren Sie:
In der letzten Woche habe ich ...
habe ich nicht ...
3
einen schwachen, einen mittelmäßigen und
einen hervorragenden Schüler persönlich
gelobt, weil er etwas Ungewöhnliches geschaffen hat.
in einem Elterngespräch die positiven Fähigkeiten und Fertigkeiten ihrer Kinder hervorgehoben.
mit einem Schüler einen individuellen Lernvertrag geschlossen.
einen schwachen, einen mittelmäßigen und
einen hervorragenden Schüler eine Rückmeldung über einen Fehler gegeben, und
zwar in der Form, dass er meine Kritik annehmen konnte und aus dem Fehler wirklich
etwas gelernt hat.
mit einem Schüler ein Feedback-Gespräch
geführt.
bei einem Schüler eine besondere Stärke entdeckt, die ich nie bei ihm vermutet hatte.
einen Schüler zu persönlichen Höchstleistungen ermutigt.
mich mit einem Schüler über seine Interessen, Hobbys unterhalten.
in Unterrichtstunden unterschiedliches, differenziertes Material eingesetzt, in dem ich
das unterschiedliche Niveau der Schüler berücksichtigt habe.
mit einem Fachkollegen, der in der Parallelklasse das gleiche Fach unterrichtet, zusammen Materialien, z.B. Freiarbeitsmaterialien,
für unterschiedliche Niveaus produziert.
einem Schüler Mut gemacht, mit seinen
Schwächen offensiv und konstruktiv umzugehen.
Otto Seydel/Katrin Höhmann: Ein „Pädagogischer
Beichtspiegel“. Zur Förderfähigkeit der Förderer. In:
Lernende Schule 8, Heft 29/2005, S. 43.
Schüler zur Teilnahme an einer öffentlichen
Herausforderung angeregt: Wettbewerb,
Konzert, Ausstellung.
in einem Gespräch mit einem Kollegen,
einer Kollegin aus dem Klassenteam Maßnahmen entwickelt und abgestimmt, durch
die wir einem Schüler, den wir gemeinsam
unterrichten, besonders helfen können.
mit den Eltern eines Schülers gesprochen,
um den ich mir Sorgen mache.
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M4 Gute Lehrkräfte
Lehrer,Eltern
Was kennzeichnet eine gute Lehrerin bzw.
einen guten Lehrer?
Bereitet sich gründlich auf den Unterricht
vor.
Bemüht sich erfolgreich um schülerorientierten Unterricht.
Hält Kontakt zu den Eltern.
Beginnt den Unterricht pünktlich.
Ist in hohem Maße belastbar.
Ist auch außerhalb von offiziellen Sprechstunden für Schülerinnen und Schüler und
Eltern erreichbar.
Zeigt bei Konferenzen Interesse am schulischen Schicksal von Schülerinnen und
Schülern auch über die eigenen Fachgrenzen hinaus.
Wird von Schülerinnen, Schülern und
Eltern in wichtigen schulischen Fragen als
Ratgeber gewünscht.
Macht seine Beurteilungsmaßstäbe transparent.
Hat Geduld, anderen zuzuhören, bevor
eigene Ansichten/Interpretationen vorgetragen werden.
Nimmt Fortbildungsangebote wahr.
Kontrolliert sorgfältig das Erreichen der
Lehrziele.
Kontrolliert regelmäßig und sorgfältig die
Hausaufgaben.
Sorgt für ein gutes Klassenklima.
Setzt sich für die Interessen der Schülerinnen und Schüler ein.
Sorgt für vielfältige Übungsmöglichkeiten.
Achtet auf Verwirklichung sozialer Lernziele.
Arbeitet methodisch variantenreich.
Setzt sich für die Belange der Kolleginnen
und Kollegen ein.
Informiert sich kontinuierlich über neue
Erlasse und Verfügungen.
Arbeitet in einem Berufsverband/einer
Gewerkschaft mit.
Hält Auseinandersetzungen im Kollegium
für schädlich.
Arbeitet engagiert in Mitwirkungsgremien
der Schule mit.
Führt sorgfältig das Klassenbuch.
Hält Termine genauestens ein.
Achtet auf die Einhaltung bestehender
Regeln und Vorschriften.
Glaubt, dass man von Mehrheitsbeschlüssen abweichen darf, wenn sie den eigenen
Ziel- und Wertvorstellungen widersprechen.
Gibt Schülerinnen und Schülern Hinweise
auf effizientere Arbeitsweisen.
Bereitet Schülerinnen und Schüler systematisch auf Prüfungen vor.
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Macht Hausbesuche.
Diskutiert die eigene Beurteilungspraxis
im Kollegium.
…
Rolff, Hans-Günter u.a.: Manual Schulentwicklung.
Weinheim und Basel 1999, S. 285 ff., Auszüge.
•Wählen Sie aus den Kriterien zehn aus.
• Bringen Sie diese in eine Rangfolge nach
ihrer Wichtigkeit.
•Sie haben einen Joker um ein Kriterium zu
ergänzen.
• Ordnen Sie die Kennzeichen nach verschiedenen Bedeutungszusammenhängen.
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M5 Lehrer-Selbstwirksamkeits-Skala
1
2
3
4
Ich bin mir sicher, dass ich auch mit den problematischen Schülern
in guten Kontakt kommen kann, wenn ich mich darum bemühe.
Ich weiß, dass ich zu den Eltern guten Kontakt halten kann, selbst
in schwierigen Situationen.
Ich weiß, dass ich es schaffe, selbst den problematischsten Schülern
den prüfungsrelevanten Stoff zu vermitteln.
Ich bin mir sicher, dass ich mich in Zukunft auf individuelle Probleme
der Schüler noch besser einstellen kann.
Selbst wenn mein Unterricht gestört wird, bin ich mir sicher, die
notwendige Gelassenheit bewahren zu können.
Selbst wenn es mir mal nicht so gut geht, kann ich doch im Unterricht
immer noch gut auf die Schüler eingehen.
Auch wenn ich mich noch so sehr für die Entwicklung meiner Schüler
engagiere, weiß ich, dass ich nicht viel ausrichten kann. (–)
Ich bin mir sicher, dass ich kreative Ideen entwickeln kann, mit
denen ich ungünstige Unterrichtsstrukturen verändere.
Ich traue mir zu, die Schüler für neue Projekte zu begeistern.
Ich kann innovative Veränderungen auch gegenüber skeptischen
Kollegen durchsetzen.
Anmerkung: mit (–) gekennzeichnete Items müssen
umgepolt werden.
Das Antwortformat ist vierstufig:
(1) stimmt nicht, (2) stimmt kaum, (3) stimmt eher,
(4) stimmt genau.
Ralf Schwarzer/Gerdamarie S. Schmitz: Dokumentation der Skala Lehrer-Selbstwirksamkeit. o.O. 1999.
www.fu-berlin.de/gesund/skalen/Lehrer-Selbstwirksamkeit/lehrer-selbstwirksamkeit.htm
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M6 Positives Lehrerverhalten
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Positives Lehrerverhalten aus Sicht von
Schülerinnen und Schülern
(Auszug): Zustimmung in Prozent
Diese Lehrkraft ist in positiver Erinnerung, weil sie ...
in Prozent
1 ... Schüler ernst nahm___________________________________________________ 86,7
2 ... zu Schülern freundlich war_____________________________________________ 80,0
3 ... zu Schülern ehrlich war_______________________________________________ 78,7
4 ... immer gut vorbereitet war_____________________________________________ 74,3
5 ... Schülern humorvoll begegnete__________________________________________ 75,0
2 ... einen abwechslungsreichen Unterricht hielt_______________________________ 77,7
6 ... den Schülern und sich selbst Fehler zugestanden hat________________________ 73,3
7 ... gerechte Noten gab_ _________________________________________________ 68,7
8 ... den Unterricht klar strukturierte________________________________________ 69,7
9 ... für gute Leistungen lobte______________________________________________ 68,0
10 ... Anerkennung zeigte, wenn Schüler etwas wussten__________________________ 66,0
11 ... geduldig war________________________________________________________ 64,0
12 ... das Stundenziel nachvollziehbar verfolgte und erreichte_____________________ 64,7
13 ... ermutigte, wenn sich Schüler anstrengten_ _______________________________ 60,0
14 ... Bezug zum Unterrichtsstoff herstellte____________________________________ 63,7
15 ... Schülern gegenüber Wertschätzung zeigte_ _______________________________ 60,0
16 ... Interesse zeigte für Bedürfnisse der Schüler ______________________________ 56,3
17 ... motivierte, selbständig zu arbeiten______________________________________ 54,0
18 ... ermutigte, Fragen zu stellen_ __________________________________________ 50,3
19 ... leistungsschwache Schüler motivierte____________________________________ 52,0
20 ... bei Lernschwierigkeiten unterstützte_____________________________________ 49,3
22 ... Klausuren schnell korrigierte___________________________________________ 53,0
23 ... anleitete, Sachverhalte kritisch zu betrachten_____________________________ 40,7
* Ratingskala: 1=trifft voll zu, 2=oft, 3=manchmal, 4=selten, 5=kaum, 6=trifft überhaupt nicht
zu. In der Spalte (%) werden die Wertungen 1
und 2 dargestellt.
Edgar Schmitz/Peter Voreck/Klaus Hermann/Ernst
Rutzinger: Positives und negatives Lehrerverhalten
aus Schülersicht. Berichte aus dem Lehrstuhl für Psychologie der TU München. Bericht Nr. 82. München
2006, S. 22.
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Befragung von 300 ehemaligen Schülerinnen
und Schülern (mittleres Alter, 21-25 Jahre, verschiedene Schulabschlüsse).
Die Faktorenanalyse generiert fünf zentrale
Faktoren: (1) emotionale Zuwendung; (2) guter
Unterricht aus Schülersicht, (3) Unterstützung,
(4) Anerkennung geben, (5) Selbständigkeit
fördern.
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M7 Professionelle Lerngemeinschaften
Bei den Professionellen Lerngemeinschaften
(PLG‘s) geht es nicht nur um Hilfe bei Problemen, sondern auch um Unterstützung beim
Weiterlernen. Lehrkräfte begreifen sich als Lerner und zwar als solche, die auch voneinander lernen und die ihre Professionalität erhöhen wollen. Deshalb lautet der Begriff auch
Professionelle Lerngemeinschaften. Seashore,
Louis und Leathwood haben anhand empirischer Studien fünf Merkmale identifiziert, die
zusammengenommen definieren, woran man
eine gut arbeitende PLG erkennen kann:
Gemeinsam geteilte Normen und pädagogische Vorstellungen
Damit ist eine gemeinsame Sicht auf Kinder,
Lernen, Lehren und Lehrkräfte sowie eine
gemeinsame Wertschätzung von zwischenmenschlicher Verbundenheit und beruflicher
Verpflichtung gemeint.
Fokus auf Schülerlernen
Die Lehrer bekennen sich zu einer kollektiven
Verantwortung für das Lernen der Schüler. Die
Konzentration aller Handlungen und Vorhaben
auf die Lernförderung von Schülern ist eine
„Kerncharakteristik“ von professionellen Lerngemeinschaften.
Deprivatisierung der Praxis
Die Unterrichtspraxis der Lehrer wird nicht
als Privatsache angesehen, sondern offen und
schulöffentlich diskutiert. Indem Lehrpersonen
ihre berufsbedingte Unsicherheit teilen, lernen
sie neue Wege kennen, über das zu reden, was
sie tun.
Zusammenarbeit/Kooperation
In dem Maße, in dem die Schülerschaft sozial, ethnisch und kulturell heterogener
wird und sich der gesellschaftliche Trend
zum Individualismus durchsetzt, müssen die
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Lehrpersonen stärker zusammenarbeiten. Nur
wenn sie ihre Kompetenzen zusammenbringen und ihre Erfahrungen austauschen, sind
sie in der Lage, die vielfältigen neuen Herausforderungen durch die Schülerschaft pädagogisch fruchtbar zu machen.
Reflektierender Dialog
Reflexion im Sinne eines Nachdenkens über
das eigene Tun erhöht die Bewusstheit über
das Handeln und seine Konsequenzen. Ohne
Gegenspiegelung durch andere bleiben allerdings die eigenen blinden Flecken unerkannt.
Deshalb ist ein stetiger Dialog mit Kollegen
erforderlich, der die intellektuellen und sozialen Ansprüche reflektiert sowie die Inhalte
und Methoden des Lehrens und Lernens. Dieser
Dialog macht das Handeln professioneller.
Professionelle Lerngemeinschaften sind arbeitsbezogene Gruppen von drei bis ca. 12
Lehrkräften. Es gehört zum Wesen einer PLG,
dass Lehrpersonen sich auf Beispiele eigener,
gelungener Unterrichtspraxis besinnen, die sie
sich gegenseitig vorstellen und auf mutmaßliche Folgen für das Lernen der Schüler hin
überprüfen. Ferner gehören u.a. dazu
•gegenseitige Vertretung im Unterricht;
•Anbahnung, Durchführung und Auswertung
von Hospitationen;
•Entwicklung und Austausch von Arbeitsmitteln;
•Organisation und Auswertung von Schülerfeedback;
•Führen und gemeinsames Auswerten von
Lerntagebüchern;
•Klärung und Überprüfung von Leistungsstandards;
•Erstellen von Förderplänen;
•Erfahrungsaustausch mit Kollegen/innen aus
anderen Schulen.
Hans-Günter Rolff: Gesundheitsförderung und Schulqualität. Kongress, 15./16.11.2004 in Dortmund.
Manuskript des Vortrags, S. 8 f., Auszüge.
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M8 Der „Sokratische Eid“
„Als Lehrer und Erzieher verpflichte ich
mich,
•die Eigenart eines jeden Kindes zu achten
und gegen Jedermann zu verteidigen;
•für seine körperliche und seelische Unversehrtheit einzustehen;
• auf seine Regungen zu achten, ihm zuzuhören, es ernst zu nehmen;
• zu allem, was ich seiner Person antue, seine
Zustimmung zu suchen, wie ich es bei einem
Erwachsenen täte;
• das Gesetz seiner Entwicklung, soweit es erkennbar ist, zum Guten auszulegen und dem
Kind zu ermöglichen, dieses Gesetz anzunehmen;
•seine Anlagen herauszufordern und zu fördern;
• es bereit zu machen, Verantwortung in der
Gemeinschaft und für diese zu übernehmen;
• ihm eine Vision von einer besseren Welt zu
geben und die Zuversicht, dass sie erreichbar
ist;
• es Wahrhaftigkeit zu lehren, nicht die Wahrheit, denn „die ist bei Gott allein“.
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Damit verpflichte ich mich auch,
• so gut ich kann, selber vorzuleben, wie man
mit den Schwierigkeiten, den Anfechtungen
und Chancen unserer Welt und mit den eigenen immer begrenzten Gaben, mit der
eigenen immer gegebenen Schuld zurechtkommt;
• nach meinen Kräften dafür zu sorgen, dass
die kommende Generation eine Welt vorfindet, in der es sich zu leben lohnt und in
der die ererbten Lasten und Schwierigkeiten
nicht deren Ideen und Möglichkeiten erdrücken;
• meine Überzeugungen und Taten öffentlich
zu begründen, mich der Kritik – insbesondere der Betroffenen und Sachkundigen –
auszusetzen, meine Urteile gewissenhaft zu
prüfen;
• mich dann jedoch allen Personen und Verhältnissen zu widersetzen – dem Druck der öffentlichen Meinung, dem Verbandsinteresse,
dem Beamtenstatus, der Dienstvorschrift –,
wenn diese meine hier bekundeten Vorsätze
behindern.
Ich bekräftige diese Verpflichtung durch die
Bereitschaft, mich jederzeit an den in ihr enthaltenen Maßstäben messen zu lassen.“
Hentig, Hartmut von: Die Schule neu denken. München
u. Wien 1993, S. 258-259.
www.uni-bielefeld.de/LS/laborschule_neu/dieschule_hentig_eid.html
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M9 Merkmale guten Unterrichts
Klare Strukturierung des Unterrichts
Merkmale ineffektiver Klassenführung
• Häufiges wirkungsloses Ermahnen und Androhen
von Bestrafung (folgenlose „Endlosschleifen“);
Hoher Anteil echter Lernzeit
• hoher Zeitbedarf für disziplinarische Handlungen;
•mehrere hintereinander geschaltete und inkonsistente Maßnahmen pro „Fall“ („Nachfassen“);
Lernförderliches Klima
Inhaltliche Klarheit
• sprunghaftes Ausprobieren verschiedener
Maßnahmen;
Sinnstiftendes Kommunizieren
• Nicht-Durchhalten strafender Maßnahmen
(„Zurückstecken“);
Methodenvielfalt
• häufiges unmotiviertes Abbrechen von
Konflikten.
Individuelles Fördern
Gert Lohmann: Mit Schülern klarkommen. Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörung und Diziplinkonflikten. Berlin 2003, S. 22.
Intelligentes Üben
Transparente Leistungserwartungen
Vorbereitete Umgebung
Vgl. Hilbert Meyer: Zehn Merkmale guten Unterrichts.
In: Wolfgang Endres (Hrsg.): Lernen lernen – Wie stricken ohne Wolle? 13 Experten streiten über Konzepte
und Modelle zur Lernmethodik. Weinheim und Basel
2007, S. 168 f.
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Arbeitshinweise
•Welche Kriterien sind Ihnen besonders
wichtig?
•Was fehlt Ihnen in der Auflistung?
•In welchem Bereich sind Sie besonders
stark?
•Wo sollten Sie sich noch entwickeln?
•Welche konkreten Schritte könnten Sie in
der nächsten Woche unternehmen?
•Wie könnten andere von Ihren Stärken
profitieren?
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M10 Grundsätze des Unterrichts
Was sollte wie gelehrt werden?
Das Curriculum, die Unterrichtsmethoden und
das gesamte Schulklima sollten die Prinzipien
der Gleichberechtigung der Geschlechter, der
Menschenrechte und der Gewaltfreiheit veranschaulichen, lehren und bestärken und gleichzeitig die Fähigkeiten zur Umsetzung dieser
Prinzipien im Alltag an die Hand geben. Ebenso sollte die Resilienz der Kinder gestärkt werden, damit sie mit Gewalt umgehen bzw. sie
bewältigen können, wenn sie aufgetreten ist.
Traditioneller Weise sind Curricula stark inhaltsbezogen (was), schenken jedoch Lernund Prozesskompetenzen (wie), z.B. Recherche-, Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeit weniger Beachtung. Zunehmend wird
jedoch erkannt, dass es in einer sich rasant
verändernden Welt notwendig ist, Kindern das
Wie konstruktiven menschlichen Verhaltens
beizubringen, damit sie sich selbst und andere vor Schaden schützen können. Diese
Art der Erziehung wird häufig als Bildung
zur Erlangung lebenspraktischer Fähigkeiten
(„life skills-based education“) bezeichnet.
Eine solche Bildung sollte Teil eines größeren Bildungszusammenhangs sein, welcher die
Prinzipien der Geschlechtergerechtigkeit, der
Menschenrechte und der Gewaltfreiheit aufgreift, ihr Entstehen und Möglichkeiten ihrer
praktischen Umsetzung behandelt.
Ein solcher Bildungsprozess kann sehr persönliche und sensible Bereiche einschließen,
die mit der Einzigartigkeit eines jeden Kindes,
wie seinem familiären Hintergrund oder religiösen und kulturellen Traditionen zusammenhängen. Zu den sensiblen Bereichen zählen
auch im Zusammenhang mit und in Anwesenheit von Kindern vormals tabuisierte Themen.
Der Umgang mit solchen Fragen erfordert die
Entwicklung entsprechender Curricula und angemessener Unterrichtsmethoden.
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Von 1998 bis 2004 erarbeiteten der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung
und die UNESCO gemeinsam das „Manual on
Rights-based Education: Global Human Rights
Requirements Made Simple“. Dieses beinhaltet,
dass Kinder sowohl ein Recht auf Bildung, als
auch Rechte im Bildungsprozess haben. Damit
wird die Verpflichtung der Schulen verdeutlicht, die Rechte ihrer Schüler zu schützen
sowie ihnen Respekt vor den Rechten anderer
beizubringen.
Der auf Rechte bezogene Bildungsansatz
macht Bildung zum Fundament einer langfristigen Kampagne gegen alle Arten von Gewalt,
einschließlich Gewalt gegen Kinder. Denn die
größte Hoffnung für eine Zukunft ohne Gewalt
sind Kinder, die in Schulen ohne Gewalt zur
Gewaltlosigkeit und zum Respekt gegenüber
den Rechten des Anderen erzogen werden.
Paulo Sergio Pinheiro: World report on Violence
against Children. United Nation Secretary Generals
Study. Genvea 2006, S. 150 f. (Original in englisch,
Übersetzung: Amos Heuss).
www.violencestudy.org/a553
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M11 Sich auf den Weg machen
Sich gemeinsam auf den Weg machen:
•Wo stehen wir? Wo liegen unsere Stärken und
Verbesserungsbereiche?
• Wo wollen wir hin? Auf welche Ziele verständigen wir uns?
• Wie können wir unsere Ziele erreichen?
Welche Maßnahmen vereinbaren wir?
• Wie stellen wir am Ende der Maßnahmen fest,
dass wir erfolgreich waren?
Regelmäßige Reflexionen
•Wo befinden wir uns momentan? Wo waren
wir erfolgreich?
•Wo haben wir uns unter Umständen übernommen? Welche Voraussetzungen müssen
wir schaffen, um Hindernisse zu überwinden?
•Welche Ressourcen (Qualifizierung, Arbeitszeit, Unterstützung) benötigen wir?
• Was wollen wir in welchem Zeitraum verändern?
Jährliche Bilanzierung
Folgende Fragestellungen sind für die Schulleitung im Rahmen der jährlichen Bilanzierung des Schulentwicklungsprozesses von Bedeutung:
• Wo stehen wir momentan? Welche Ziele haben wir erreicht, welche nicht?
•Steht der Qualitätsbereich „Lernen und
Lehren“ im Zentrum unserer Qualitätsentwicklung?
• Welche Ergebnisse haben wir im Unterricht
unserer Lerngruppen erreicht? Welche Ergebnisse sollten wir erreichen?
• Welche Stärken haben wir entwickelt?
• Wie zufrieden sind die Beteiligten mit der
Schule?
•Passen unsere Ziele (noch) zu unserem Leitbild?
•Wann evaluieren wir wieder unser Schulprogramm?
•Wann legen wir erneut Rechenschaft ab?
Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.): Der
Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen.
Hannover 2006.
www.mk.niedersachsen.de
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M12 Was ist eine gute Schule?
Was macht eine gute Schule aus?
Beantwortet im Internet von Darko am 11. Mai
2007 09:45:
•Den Einzelnen gerecht werden;
•Individuelle Förderung und Herausforderung;
•Individuelle Zuwendung, Betreuung;
•Individualisierung des Lernens;
•Förderung/Integration;
•Feed Back, Lernbegleitung, Leistungsbewertung;
•„Das andere Lernen“;
•Erziehender Unterricht, Wissensvermittlung,
Bildung;
•Lernen in Sinnzusammenhängen/Erfahrungsorientierung;
•Selbstverantwortetes, selbsttätiges Lernen;
•Freude am Lernen und Gestalten;
•Differenzierung;
•Qualitätskriterien für Bewertung und Präsentation von Leistungen;
•Schule als Gemeinschaft – Demokratie lernen
und leben;
•Achtungsvoller Umgang/Schulklima;
•Schule als Lebens- und Erfahrungsraum;
•Schule als demokratische Gemeinschaft und
Ort der Bewährung;
•Öffnung der Schule/Teilhabe an der Gesellschaft;
•Schule als lernende Institution – Reformen
„von innen“ und „von unten“;
•Schulprofil und Schulentwicklung;
•Arbeitsklima und Organisation;
•Evaluation;
•Fortbildung.
www.gutefrage.net/frage/was-macht-eine-gute-schule-aus
Handbuch – Gewaltprävention II
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Was ist eine gute Schule für mein Kind?
• Was lernen Schülerinnen und Schüler an dieser
Schule?
• Wie lernen Schülerinnen und Schüler an dieser
Schule?
• Hat die Schule ein Schulprogramm?
• Arbeiten die Lehrer im Team? Tauschen sie sich
regelmäßig aus?
• Bildet sich das Kollegium systematisch fort?
• Arbeitet die Schule mit anderen Partnern zusammen?
• Bewertet die Schule regelmäßig die Qualität der
pädagogischen Arbeit?
• Werden die Schüler, Eltern und „Abnehmer“ der
Schule regelmäßig nach ihrer Zufriedenheit mit
der Schule gefragt?
• Bezieht die Schulleitung das Lehrerkollegium,
die Schüler und Eltern in Entscheidungen und
Planungen ein?
• Fördert die Schule die aktive Elternarbeit?
Bertelsmann Stiftung 2002.
Merkmale guter Schulen
•Orientierung an hohen, allen bekannten fachlichen und überfachlichen Leistungsstandards:
positive Leistungserwartungen und intellektuelle
Herausforderung.
• Hohe Wertschätzung von Wissen und Kreativität.
• Mitsprache und Verantwortungsübernahme durch
Schülerinnen und Schüler.
• Wertschätzende Beziehungen zwischen Leitung,
Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern.
• Aushandlung und konsequente Handhabung von
Regeln: Berechenbarkeit des Verhaltens.
• Reichhaltiges Schulleben und vielfältige
Entfaltungsmöglichkeiten für Lehrkräfte und
Schülerinnen und Schüler.
• Eine kooperative, aber deutlich wahrgenommene
und zielbewusste Schulleitung.
• Zusammenarbeit und Konsens im Kollegium.
• Einbeziehung der Eltern.
• Schulinterne Lehrerfortbildung.
Peter Posch/Herbert Altrichter: Schulqualität. Merkmale schulischer Qualität in der Perspektive verschiedener Bezugsgruppen. BMUK, Wien 1999.
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M13 Ideen für eine bessere Schule
Bildungsplan für jeden Schüler
Aus dem Zeugnis erfahren Schüler nur, in welchen Fächern sie besser oder schlechter sind
als der Rest der Klasse. Wie sie effektiver lernen, steht dort nicht. Daher bin ich für einen
individuellen Bildungsplan, der Stärken und
Schwächen der Schüler auflistet und konkrete
Schritte beschreibt – für Eltern und Schüler,
aber auch für Lehrer.
Ursula Walther, stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternbeirats.
Die Großen helfen den Kleinen
Wir sollten Oberstufenschüler dazu motivieren,
dass sie ihren jüngeren Mitschülern Arbeitsgemeinschaften und Tutorien anbieten. Ob
Nachhilfe, die Betreuung in der Mittagspause,
eine Computer-AG oder Jazz-Dance, es ist doch
besser, die Kompetenzen von Oberstufenschülern sinnvoll einzusetzen und ihre Vermittlungsfähigkeiten zu aktivieren, anstatt dass
sie im Supermarkt jobben.
Margarete Eisele-Becker, Direktorin des MargareteRothe-Gymnasiums in Hamburg.
Schüler sagen ihre Meinung
Schülerrückmeldungen sollen fester Bestandteil des Unterrichts werden. Unterricht ist nicht
allein Lehrersache, denn Erfolg wie Misserfolg
sind gemeinschaftliche Produkte. Deshalb sollte
Selbstwahrnehmung mit Fremdwahrnehmung
abgeglichen werden. Das ist gut für Lehrer.
Sie erhalten Hinweise zur Wirkung ihres Unterrichts und Anerkennung oder Korrektursignale.
Das ist gut für Schüler: Sie werden als Lerner
und Mitgestalter ernst genommen und an der
Entwicklung von Kriterien für guten Unterricht
beteiligt.
Die Lehrer als die wahren
Bildungsexperten
Verschlimmbesserung vermeiden! Schulverwaltungen, Politiker und auch wir Bildungsforscher neigen dazu, allgemeine Erkenntnisse
über die „gute Schule“ als Patentrezepte auf
jede Einzelschule zu übertragen. Dass Bildungsforscher einfach sagen können, wie es besser
geht, ist ein verbreitetes Missverständnis. Die
eigentlichen Experten für die Verbesserung
des Unterrichts sind die Lehrer. Die Stärke der
Wissenschaft ist umgekehrt, die Auswirkungen
von Ideen objektiver zu messen. Deshalb
sollten sich Pädagogen und Forscher die Arbeit
anders teilen: In den Schulen probieren die
Pädagogen systematisch neue Formen des
Unterrichts aus, die Forscher begleiten diese
Experimente durch Evaluation.
Kai S. Cortina, Lernpsychologe an der Universität von
Michigan/USA.
Das sauberste Klassenzimmer
Die Schulleitung könnte jedes Halbjahr einen
Wettbewerb um den saubersten Klassenraum
ausrichten. Ich als Hausmeister bekomme ja
ganz genau mit, welche Klassen ordentlich
aussehen und welche nicht. Die Siegerklasse
könnte in der Schülerzeitung stehen und einen Preis gewinnen, zum Beispiel einen Kinobesuch.
Frank Oerzen, Hausmeister am Hamburger Gymnasium
Johanneum.
Zehn Ideen für eine Bessere Schule. In: Die Zeit,
8.7.2004, S. 67, Auszüge.
Peter Daschner, Direktor des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg.
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3 . 2 S C H U L E N T W I C K L U N G , G U T E R U N T E R R I C H T, G U T E S C H U L E
M14 Schulinspektion
Die Berufsbildenden Schulen Anne-Marie Tausch
in Wolfsburg haben sich einer Schulinspektion
unterzogen und dabei ein außergewöhnlich
gutes Ergebnis erreicht. Neben Einsichtnahmen
in den Unterricht von 2/3 der Lehrkräfte wurden umfangreiche Schuldokumente ausgewertet und ausführliche Interviews mit der
Schulleitung, den Funktionsträgern, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern, Eltern, sonstigen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Partnern der beruflichen Bildung geführt.
Alle 16 Kriterien des Qualitätsprofils lagen im
positiven Bereich!
Auszüge aus dem Inspektionsbericht:
Fokussiert auf Eigenschaften, ergibt sich für
die Inspektion folgendes Bild der Anne-Marie
Tausch Schule:
•Die Schule ist wertebewusst. Die Diskussion
und das Ergebnis der Namensgebung in Zusammenhang mit dem Leitbild haben alle
Mitglieder der Schulgemeinschaft auf ein
humanistisches Menschenbild verpflichtet.
•Die Arbeit der Schule zeichnet sich aus durch
Zuverlässigkeit, Qualitätsorientierung, Teambezogenheit.
•Die Schule ist anspruchsvoll. Qualitätsbewusst bedeutet hier auch, den Schülerinnen
und Schülern eine optimale Ausbildung mitzugeben und zwar bezogen auf alle in den
Plänen beschriebenen Kompetenzebenen.
Dazu bemüht man sich, den Unterricht modern und attraktiv zu gestalten und ist dabei
immer auf der Suche, wie man es noch besser
machen kann.
•Die Schule ist offen. Die Schulleitung – und
insbesondere der Schulleiter – haben nicht
nur im bildlichen Sinne immer eine offene
Tür. Gute Anregungen werden aufgegriffen,
und die Möglichkeiten zur Unterstützung
werden ausgeschöpft. Auch das Kollegium
Handbuch – Gewaltprävention II
Lehrer,Eltern
ist – unterstützt von der Fortbildungsbeauftragten – immer offen für neue fachliche und
pädagogische Entwicklungen.
•Diese Offenheit überträgt sich auch auf die
Schülerinnen und Schüler. Die Schülervertretung regt an und ist offen für Anregungen,
die Arbeitsbedingungen für die Schülerinnen
und Schüler zu verbessern und Menschen, die
in Notlagen geraten sind, zu helfen.
•Ein Verbesserungsbereich ist die Förderung
nicht nur der leistungsschwächeren, sondern
auch der leistungsstarken Schülerinnen und
Schüler. Daneben ist die Beteiligung an der
Schulentwicklung sowohl der Ausbildungspartner als auch der Schülerinnen und Schüler bisher eher gering entwickelt.
•Die vorhandene Kompetenz sowohl in fachlicher Hinsicht als auch im Hinblick auf
die Entwicklungs- und Qualitätsfähigkeit
(Change Management) eröffnet der Schule
die Möglichkeit, sich als Kompetenzzentrum
in der Region zu positionieren.
Verbesserungsmöglichkeiten:
•Im Unterricht könnte noch mehr auf die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden.
•Es gibt noch kein Konzept zur Medienerziehung, das in den Unterricht integriert
ist.
•Die Schule sollte mehr Kontakte auf internationaler Ebene herstellen.
www.bbs-anne-marie-tausch.de/html/start1.htm
(Auszüge)
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3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E
Lehrer,Eltern
M15 Mit Bildung gegen Gewalt
Maßstäbe für Bildung
1.Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeit
Wir wehren uns gegen das Unmenschliche,
das wir in aller Regel sofort erkennen. Das
Unmenschliche kommt vom Menschen.
Das Unmenschliche ist schlecht, das Menschliche darum noch nicht gut. Es gibt keinen sicheren Maßstab für „Menschlichkeit“ – außer
in der Verneinung der Unmenschlichkeit.
2. Die Wahrnehmung von Glück
Wo keine Freude ist, ist auch keine Bildung,
und Freude ist der alltägliche Abglanz des
Glücks. Hat der Vorgang, den wir Bildung
nennen wollen, einem Menschen keinen
Grund, keinen Anlaß, keine Fähigkeit zur
Freude gegeben, war er verfehlt.
Bildung soll Glücksmöglichkeiten eröffnen,
Glücksempfänglichkeit, eine Verantwortung
für das eigene Glück.
3. Die Fähigkeit und der Wille, sich zu verständigen
Verständigung ist eine hohe Kunst … Und
doch genügt eine solche Verständigungskunst mit allem, was zu ihr gehört nicht –
eine geübte Sprache und Diplomatie, dialogische Kultur und runder Tisch, Gruppendynamik und Gemeinwesenarbeit –, es muss
der Wille zur Verständigung vorhanden sein.
Ein Entwicklungs- und Bildungsgang, der
nicht erreicht hat, dass man die Verständigung aktiv und unaufdringlich sucht, wäre
wieder einmal „fehlgeschlagen“.
4. Ein Bewusstsein von der Geschichtlichkeit
der eigenen Existenz
Geschichtlichkeit ist ein Bewusstsein von
uns vererbten allgemeinen Zwecken wie der
Aufrechterhaltung des Friedens oder der Verwirklichung der res publica, der Vervollkommung der Gerechtigkeit, der Sozialpflichtigkeit des Eigentums, der Befreiung
Handbuch – Gewaltprävention II
des Menschen aus der selbstverschuldeten
Unmündigkeit, der Solidarität mit den Geplagten, Verfolgten, Vernachlässigten in der
Welt.
5. Wachheit für letzte Fragen
Wir können nicht aufhören, sie zu stellen:
Warum bin ich? Warum bin ich ich? Bin ich
frei, von jenem Plan abzuweichen? Wohin
führt das alles? Was kommt danach? Der
Mensch muss sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. Sie geben ihm ein Bewusstsein
von der Grenze der menschlichen Vernunft
und nötigen zugleich zu deren äußerster
Anstrengung.
6.Die Bereitschaft zur Selbstverantwortung
Selbstverantwortung bedeutet Rechenschaft
geben, also jemandem Rede und Antwort
stehen. Ich schulde meinen Mitbürgern
Rechenschaft nicht für alles, aber für alles,
was auch sie betrifft. Und ich bin insofern
für mich verantwortlich.
Darum ist eine Bildung, die nicht zur Politik
führt, mich also nicht zur Wahrnehmung meiner Rolle – oder Verantwortung – im Gemeinwesen angeleitet und befähigt hat, eben keine
„Bildung“. Gemeint sind die Befähigung zur
Prüfung, Erörterung, Beratung, Beurteilung
politischer Sachverhalte und die daraus folgenden Entscheidung. Dazu gehört auch die
Tapferkeit gegenüber den Freunden, die Zivilcourage gegenüber den Vielen, den Oberen und
Stärkeren.
Hartmut von Hentig: Bildung. München/Wien 1996,
S. 78 ff., Auszüge.
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