1. Filmzyklus « Hommage an Carole Bouquet » Carole Bouquet

Transcription

1. Filmzyklus « Hommage an Carole Bouquet » Carole Bouquet
1
1. Filmzyklus « Hommage an Carole Bouquet »
Carole Bouquet begann ihre Filmkarriere 1977 als Conchita in Luis Buñuels berühmtem und Oscar nominierten
Film „Cet obscur objet du désir“ (Dieses obskure Objekt der Begierde), 1990 wurde sie mit dem französischen
Filmpreis César für ihre Rolle in Bertrand Bliers „Trop belle pour toi“ (Zu schön für Dich) ausgezeichnet. In Ihrer
Karriere hat sie mit namhaften französischen und auch internationalen Regisseuren zusammengearbeitet, mit
Juan Solanas und Boris Tanovic oder den deutschen Regisseuren Werner Schroeter und Uli Lommel. Sie
spielte an der Seite von Schauspielgrößen wie Pierre Richard, Gérard Depardieu, André Dussollier, Jonathan
Pryce oder Christopher Walken.
Cet obscur objet du désir 1977. R: Luis Buñuel
D: Fernando Rey, Carole Bouquet. 103 Min. OmU
Samstag, 20.10., 20:30 Uhr
Carole Bouquets beeindruckendes Filmdebüt war zugleich der letzte Film des Regiegenies Luis Buñuel –
ausgezeichnet mit einem Oscar. Er besetzte die 20-jährige als junge Tänzerin Conchita, Objekt der Begierde für
einen älteren Mann. Retrospektiv erzählt dieser während der Fahrt in einem Zugabteil den Reisegefährten die
Geschichte seiner unerfüllten Leidenschaft zu der attraktiven Frau. Alle Versuche, sie mit den Verlockungen
seines Reichtums zu gewinnen, scheiterten stets an ihrem Widerstand oder dem Zufall.
Trop belle pour toi FR 1988. R: Bertrand Blier
D: Gérard Depardieu, Carole Bouquet, Josiane Balasko. 92 Min. OmeU
Sonntag, 21.10., 20:30 Uhr, Mittwoch, 24.10., 20:30 Uhr
Bernard Barthélémy, verheiratet mit der schönen Florence, betreibt eine große Autowerkstatt. Eines Tages
kommt eine Frau in sein Büro und verkündet, dass sie die neue Aushilfssekretärin ist. Zwischen Bernard und
Colette entsteht, für ihn selbst unbegreiflich in ihrer Plötzlichkeit, eine intensive Leidenschaft. Blier ging in
diesem Film ein ausgesprochen interessantes formelles Wagnis ein, indem er auf eine feste narrative Struktur
verzichtet, Zeitebenen beliebig vermischt und seinen Figuren ihre Künstlichkeit belässt.
Feux rouges FR 2003. R: Cédric Kahn
D: Jean-Pierre Darroussin, Carole Bouquet. 106 Min. OmeU
Freitag, 26.10., 18:00 Uhr
Als der Versicherungsvertreter Antoine Dunan und seine Frau, eine Anwältin, gemeinsam mit dem Auto aufs
Land fahren, überträgt er die Unzufriedenheit mit seinem Leben auch auf das Verhältnis zu seiner Frau,
weshalb während der Fahrt abermals starke Spannungen hervortreten. Auf der nächtlichen Autobahn erreichen
die Bösartigkeiten ihren Höhepunkt, bis Hélène bei einem Halt spurlos verschwindet. Für Antoine beginnt eine
surreale, alkoholerfüllte Suche. Die Filmzeitschrift „Jeune Cinéma“ nannte seinerzeit Bouquets Rolle „glatter,
kälter und schneidender als je zuvor“.
Impardonnables FR 2011. R: André Téchiné
D: André Dussollier, Carole Bouquet. 111 Min. OmeU
Sonntag, 28.10., 19.30 Uhr, in Anwesenheit von Carole Bouquet, Mi 31.10., 18:00 Uhr
Bouquets jüngster Film handelt von einem erfolgreichen Schriftsteller, der nach Venedig reist, um sich ganz
dem Verfassen eines neuen Romans zu widmen. Er verliebt sich in seine Immobilienmaklerin, die ihm ein
entlegenes Haus auf der Insel Sant’Erasmo anbietet. Unter der Bedingung, dass sie ihn heiratet, nimmt er das
Angebot an. Doch Francis‘ Obsession mit dem Alltag seiner Frau nimmt bald pathologische Züge an, die ihn von
seiner Arbeit entfremden. Téchiné und Bouquet gestalteten mit Judith eine widersprüchliche, in der
Selbstfindung begriffene Figur.
2
2. Filmzyklus „Menschen in Bewegung“
„Menschen in Bewegung“ zeigt neuere Filme der berühmten Regisseure der „ersten Generation“: Mehdi Charef,
Merzak Allouache und Rachid Bouchareb, die Mitte der 1980er Jahre begannen sich mit dem Thema der
Immigration zu beschäftigten. Der Filmzyklus ist ein französischer Querschnitt durch die Thematiken Ankunft,
Banlieue (Randbezirk), Illegalität, Rassismus, Islamisierung, Rückkehr; aber gezeigt wird auch eine
Liebesgeschichte.
Von der „mittleren Generation“ ab Ende der 1990er Jahre sind die ebenso auf großen Festivals ausgezeichneten Regisseure Abdellatif Kechiche, Rabah Ameur-Zaïmeche und Hiner Saleem vertreten. Seit Mitte der
2000er Jahre drehen Ismail Ferrokhi oder der Schauspieler Roschdy Zem Filme, die ein Millionenpublikum in
Frankreich begeisterten. Ebenso vertreten ist die Kunstszene mit der Videokünstlerin Bouchra Khalili.
Marie-Line FR 2000. R: Mehdi Charef
D: Muriel Robin, Valérie Stroh. 100 Min. OmU
Donnerstag, 01.11., 17:30 Uhr
Mehdi Charefs berühmt gewordener Film Le Thé au Harem d’Archimedes (1984) war der erste Film, der sich mit
Immigranten in Frankreich beschäftigte. Sein Werk „Marie-Line“ spielt in einem Kaufhaus, in dem eine Französin
als Leiterin einer Putzkolonne arbeitet, die größtenteils aus illegalen Einwanderinnen aus Afrika besteht. Im
Arbeitsalltag behandelt Marie-Line Ihre Untergebenen schlecht, mit denen sie auf den ersten Blick wenig
gemeinsam hat. Die Kinder einer Mitarbeiterin ändern ihr bisheriges Leben jedoch schlagartig.
Le plus beau métier du monde FR 1996. R: Gérard Lauzier
D: Gérard Depardieu, Michèle Laroque. 105 Min. OmU
Freitag, 02.11.,18:00 Uhr
Laurent Monier ist Lehrer an einer renommierten Schule in Annecy. Um nach der Scheidung seinen beiden
Kinder nahe zu sein, nimmt er eine Stelle am problematischen Collège „Serge Gainsbourg“ in Saint-Denis an,
wo er eine hauptsächlich aus Kindern mit Migrations-Hintergrund bestehende 8. Klasse unterrichtet. Trotz der
für ihn sehr ungewohnten Umgebung und einiger feindlicher Angriffe schafft er es, sich durchzusetzen, und die
Schüler für sich und das Lernen zu begeistern.
100 % Arabica FR 1997. R: Mahmoud Zemmouri
D: Cheb Khaled, Mohamed Khelifati. 85 Min. OF
Freitag, 02.11., 22:30 Uhr, Samstag, 03.11., 22:30 Uhr
Zemmouris Film ist die erste Banlieue (Randbezirks) -Komödie. In dieser „Banlieue“ leben fast nur aus Algerien
stammende Menschen, viele von ihnen illegal, weshalb das Viertel auch den Spitznamen „100% Arabica“ trägt.
Dessen Bürgermeister bietet dem Imam eine hohe Geldsumme, wenn er die Jugendlichen von der Straße wegbringt. Darin viel erfolgreicher ist eine neue Band, in der die berühmten Raï--Musiker Cheb Khaled und Cheb
Mami persönlich mitspielen.
Chouchou FR 2003. R: Merzak Allouache
D: Gad Elmaleh, Alain Chabat, Claude Brasseur. 105 Min. OmeU
Samstag, 3.11., 20:30 Uhr
Ein junger Algerier kommt nach Paris, wo er Obdach bei dem katholischen Priester Bruder Jean findet. Schnell
offenbart sich, dass sein neuer Gast gerne Frauenkleider trägt und sich Chouchou nennt. Mit der Hilfe des
Geistlichen findet er bald eine Arbeit als Travestiestar und begegnet seiner großen Liebe Stanislas. Das
Drehbuch entstand nach einem Sketch des in Marokko aufgewachsenen sephardischen Juden Gad Elmaleh,
der inzwischen, auch dank „Chouchou“, einer der bekanntesten Komiker Frankreichs ist.
Si tu meurs, je te tue FR 2011. R: Hiner Saleem
D: Jonathan Zaccaï, Golshifteh Farahani. 90 Min. OmeU
Sonntag, 04.11., 20:00 Uhr, in Anwesenheit des Regisseurs
3
Hiner Saleem dreht seit 1997 Filme in Frankreich, die meisten davon wurden auf den großen Festivals Cannes,
Berlin und Venedig uraufgeführt. Sein achter Film spielt in Paris: dort begegnet Philippe dem Kurden Avdal, der
davon träumt, in Frankreich bleiben zu können. Kurz nach der Bekanntschaft mit Philippe stirbt Avdal unerwartet. Der Franzose steht nun vor zahlreichen ungewohnten Aufgaben: der Organisation der Beerdigung, der
Begegnung mit Avdals Verlobten Siba sowie bald auch dessen Vater, einem strenggläubigen Muslim.
Pour l’amour de Dieu FR 2006. R: Ahmed Bouchaâla, Zakia Tahiri Bouchaâla
D: Rachid Hami, Leïla Bekthi. 90 Min. OmU
Freitag, 09.11., 18:00 Uhr
Die arte-Produktion zeichnet ein Portrait von Kevin-Mohamed, einem junger Schüler, der aus einer liberalen,
nichtgläubigen Familie aus dem Volk der Kabylen stammt. Er verliebt sich in seine Mitschülerin Meriem, die
wiederum eine gläubige Muslimin ist. Bald überredet sie den verliebten Kevin dazu, sich näher mit dem Islam zu
beschäftigen. Kevin vertieft sich in das Koranstudium, entfremdet sich von seiner Familie und schließt sich,
während seine Freundin im Sommerurlaub ist, einer Gruppe radikaler Islamisten an.
Bled Number one Algerien/FR 2006. R: Rabah Ameur-Zaïmeche
D: Rabah Ameur-Zaïmeche, Meryem Serbah. 100 Min. OmeU
Mittwoch, 14.11., 20:30 Uhr
In den letzten Jahren wurde in Frankreich die Rückkehr in die Heimatländer häufig thematisiert, so auch in
Rabah Ameur-Zaïmeches u.a. in Cannes ausgezeichnetem Film. Der junge Kamel wird in Frankreich verhaftet
und in seine ursprüngliche Heimat Algerien abgeschoben. Er kehrt in das Dorf seiner Eltern zurück, das sich
versucht gegen die Übernahme durch algerische Integristen zu wehren. Er fühlt er sich fremd; die anfänglichen
Versuche, sich der Dorfgemeinschaft zu nähern, scheitern an der Gegensätzlichkeit der Lebensumstände. Dann
begegnet er Louisa, die sich gerade von ihrem Mann getrennt hat.
La faute à Voltaire FR 2000. R: Abellatif Kechiche
D: Sami Bouajila, Élodie Bouchez. 130 Min. OmU
Freitag, 16.11., 18:00 Uhr
Das Regiedebüt Kechiches, das ihn schlagartig berühmt machte, erzählt vom jungen Tunesier Jallel, der in
Frankreich seinen Traum vom besseren Leben verwirklichen will. Kurz nach seiner Ankunft in Paris erhält er
eine befristete Arbeitserlaubnis und zieht in ein Motel, das er mit anderen Ausländern in ähnlicher Lage teilt.
Schließlich gelangt er sogar in eine psychiatrische Klinik, wo er der attraktiven und nymphomanischen Lucie
begegnet, mit der er eine wahrhafte Amour fou beginnt.
Les hommes libres FR 2011. R: Ismaël Ferroukhi
D: Tahar Rahim, Michael Lonsdale. 99 Min. OmeU
Samstag, 17.11., 20:30 Uhr
Ferroukhi verfilmte eine kaum bekannte Episode aus der französischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges:
der Rektor der Großen Moschee von Paris half während der deutschen Okkupation Mitgliedern der Résistance
sowie zahlreichen Juden, indem er sie versteckte oder ihnen beim Beschaffen von Pässen half. Der Film folgt
den Spuren des jungen Algeriers Younes (Tahar Rahim, Hauptdarsteller in „Un prophète“), der von der Polizei
beauftragt wird, die Moschee zu bespitzeln, sich aber bald von seinem Auftrag abwendet.
Mauvaise foi FR 2006. R: Roschdy Zem
D: Cécile De France, Roschdy Zem. 88 Min. OmeU
Sonntag, 18.11., 20:30 Uhr
Das Regiedebüt des erfolgreichen Schauspielers Roschdy Zem - Sohn marokkanischer Einwanderer - erzählt
mit viel ungehemmtem Humor, gerade in den lebhaften Dialogen, und genauso viel Sensibilität von dem Paar
Clara und Ismaël. Seit über vier Jahren leben sie zusammen, harmonisch, obwohl sie Jüdin und er Muslim ist.
Die missliche Glaubensfrage wird erst relevant, als Clara ein Kind erwartet und beide ihre Eltern davon unterrichten, für die - im Gegensatz zu den Kindern - ihre jeweilige Religion extrem wichtig ist.
4
Adieu Gary FR 2008. R: Nassim Amaouche
D: Jean-Pierre Bacri, Dominique Raymond. 75 Min. OmeU
Mittwoch, 21.11., 20:30 Uhr
Nachdem die größte Fabrik eines Industrievororts geschlossen wurde, gehört der Arbeiter Francis, der in seiner
Jugend wegen seiner Ähnlichkeit mit Gary Cooper den Spitznamen Gary erhielt, zu den wenigen Verbliebenen
in der Geisterstadt. Er hat eine Affäre mit seiner alleinerziehenden Nachbarin Maria und erhält Besuch von
seinem Sohn, einem Ex-Sträfling. Amaouches in Cannes ausgezeichnetes Spielfilmdebüt folgt den Schicksalen
seiner sympathischen Protagonisten, allen voran Jean-Pierre Bacri, „der nie derart bewegend war“ („Jeune
Cinéma“).
Hors-la-loi Algerien/FR/BL/TUN 2010. R: Rachid Bouchareb
D: Jamel Debbouze, Roschdy Zem. 138 Min., 35mm., OmeU
Freitag, 23.11., 17:30 Uhr
„Hors-la-loi“, also Gesetzlose, wurden in Frankreich während des Algerienkriegs die algerischen Unabhängigkeitskämpfer bezeichnet. Zu solchen werden bald auch die drei Brüder Said, Messaoud und Abdelkader, die
zusammen mit ihrer Mutter ihre Heimat Algerien verlassen, nachdem der Krieg ihnen ihr Haus genommen hat.
Sie zerstreuen sich in der ganzen Welt, bis sie sich in Paris als Freiheitskämpfer wiederfinden. Boucharebs
Oscar nominierter Film war bei seinem Kinostart in Frankreich Gegenstand heftiger Diskussionen.
Omar m’a tuer FR 2011. R: Roschdy Zem
D: Sami Bouajila, Denis Podalydès. 85 Min. OmU
Samstag, 24.11., 20:30 Uhr
„Omar m‘a tuer“ war der Satz, der mit Blut auf eine Wand geschrieben war, neben der sich beim Eintreffen der
Polizei im Juni 1991 die Leiche von Ghislaine Marchal befand. Der sofortige Hauptverdächtige ist ihr Gärtner
Omar, der kaum ein Wort Französisch spricht und den die Ermittlungsbehörden deswegen auch (bewusst?)
nicht verstehen, als er ihnen sein Alibi und seine Unschuld versichert. Aus diesem Fall gestaltet der bekannte
französische Schauspieler Zem ein engagiertes Portrait, das in Frankreich eine Million Zuschauer begeisterte.
Straight Stories (2006 – 2008) Mapping-Journey (2008 – 2011) Speeches (2012)
R: Bouchra Khalili, Gesamtlänge ca. 75 min, OmeU
Mittwoch, 28.11., 20:30 Uhr
Die Beschäftigung mit Exil, Verlust und Entwurzelung durchzieht alle formal wohldurchdachten Werke der
Künstlerin. Die Videos des „Mapping-Journey“-Projekts basieren auf Erzählungen namenloser Flüchtlinge, die
über ihre Migrationsrouten nach Europa berichten. Diesem modernen Nomadentum widmet sich auch die Serie
„Straight stories“. „Speeches“ zeigt Migranten, die in ihrer jeweiligen Muttersprache Auszüge aus Schlüsseltexten des postkolonialen Diskurses vortragen. Ihre Arbeiten sind bei vielen internationalen Festivals und
Ausstellungen vertreten.