Bauanleitung X-UFO-Kreiselplatine „Rollnick“ V1.0
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Bauanleitung X-UFO-Kreiselplatine „Rollnick“ V1.0
Bauanleitung X-UFO-Kreiselplatine „Rollnick“ V1.0 1.) Was kann diese Platine ? So ziemlich jeder X-UFO Besitzer ist genervt von einem Phänomen: Bei schnellen Richtungsänderungen oder beim abrupten Stoppen kippt das Ufo plötzlich und stürzt unhaltbar ab. Grund dafür ist die Ausführung des mechanischen Kreisels als sogenannter „schwerer Kreisel“. Durch die Aufhängung des Kreisels oberhalb des Schwerpunkts richtet er sich vor dem Start und auch während des Flugs waagrecht aus und hält das X-UFO in dieser Lage. Leider übertragen sich so auch Beschleunigungskräfte auf den Kreisel. Zudem hat der Kreisel einen mechanischen Anschlag bei einer gewissen Schräglage. Spätestens dann, wenn er dort anschlägt, beginnt der Kreisel zu präzedieren und das Ufo stürzt ab. Bei heftigeren Abstürzen springt dabei der Kreisel aus seiner Aufhängung und ist defekt. Daher haben einige Bastler schon bald eine Lösung mit Piezokreiselelementen ersonnen. Man kann einen mechanischen Kreisel als Basis nehmen und mit Piezoelementen und einigen nachträglich angebrachten Bauteilen modifizieren. Um einen sauberen mechanischen Aufbau zu erhalten und keinen Originalkreisel zerstören zu müssen, habe ich die hier beschriebene Platine entwickelt. Zudem eröffnet sie die Möglichkeit, die Schaltung etwas zu optimieren. 2.) Wie funktioniert das und was ist der Unterschied zum mechanischen Kreisel? Warum kann man überhaupt den mechanischen Kreisel gegen ein Piezoelement ersetzen ? Der mechanische Kreisel ist ein Positionssensor. Er gibt die Information über die beiden Winkel der Rollund Nickachse. Die X-UFO Platine regelt dann durch Drehzahländerung der Motoren Abweichungen von der Horizontalen aus. Ein „Piezogyro“ ist ein Drehratensensor . Er liefert ein Ausgangssignal, das proportional zur Drehgeschindigkeit (Winkelgrad pro Sekunde) ist. Daß es trotz der Verschiedenheit der Signale funktioniert den Kreisel durch Piezoelemente zu ersetzen, liegt daran, daß die originale Kreiselplatine das Positionssignal elektronisch differenziert und somit auch ein Geschwindigkeitssignal erzeugt . Die Geschwindigkeit läßt eine Störung der Lage früher erkennen, als die Abweichung des Winkels. Der Regelkreis kann einer Störung frühzeitiger entgegenwirken. Zusätzlich wird aber noch das zur Lage proportionale Signal beigemischt. Man spricht von einem PD-Regler (ProportionalDifferential). Der Piezo-Kreisel liefert dagegen nur eine der Signalkomponenten des mechanischen Kreisels, sozusagen die D-Komponente. Die zur Lage proportionale Komponente fehlt. Das hat zur Konsequenz, daß das Piezo-X-UFO zwar schnelle Störungen der Lage durch Luftströmungen wirksam unterdrückt, aber keine Information über die absolute Lage gegenüber dem Erdboden hat. Eine einmal eingenommene Schräglage wird nicht mehr ausgeregelt. Man muß alle durch Steuerbewegungen eingeleiteten Lageänderungen durch Gegensteuern ausgleichen. Das macht das Fliegen mit dieser einfachen Piezokreiselschaltung schwieriger (hubschrauberähnlicher) als mit dem mechanischen Kreisel. Dafür sind dynamischere Manöver möglich, ohne daß das UFO spontan „flippt“. 3.) Die Schaltung Stückliste , Bestellnummer und Preise (ohne MWSt.) bei Conrad Electronic: Bauteil Typ Lieferant und Bestellnummer Platinenmaterial Epoxyd 0,5mm doppels. Conrad electronic Best.Nr. 536245-29 K1 2mm Pfostenleiste 2-reih. Conrad electronic Best.Nr. 739219-29 IC2 OP.Verst. TS272 SO8 Conrad electronic Best.Nr. 155642-62 IC1 EEPROM 24C04 SO8 Conrad electronic Best.Nr. 155488-29 C1,C2 Elko 470µF/16V radial Conrad electronic Best.Nr. 445373 C3,C4 10nF SMD 0805 Conrad electronic Best.Nr. 445403-29 C6 10µF/16V Tantalperle Conrad electronic Best.Nr. 481726-29 C5 10µF 10V SMD Conrad electronic best.Nr. 502005-29 R2/R3 Mikro-Trimmpoti 100K Conrad Best.Nr. 422479-62 o.a. R1,R4,R5,R8 SMD-Widerstände 1206 Conrad oder Reichelt etc ... 3V-Piezoelemente NEC/TOKIN CG-L33 Ausgebaut aus Kreisel-Schrott Preis 2,61 1,37 0,31 0,56 0,07 0,07 1,02 0,25 0,15 0,06 Die Schaltung verwendet Piezoelemente CG-L33 mit 3V Betriebsspannung. Auch der Typ CG-L43 sollte geeignet sein (von mir nicht erprobt). Das Ausgangssignal wird über einen Koppelkondensator C2 dem Verstärker zugeführt. Dieser Koppelkondensator ist ein notwendiges Übel, um die Gleichspannungskomponente am Ausgang der Piezogyros zu entfernen. Diese hat eine Temperaturdrift, die ohne die DC-Trennung bei Temperaturänderungen von wenigen Grad dazu führt, daß das X-UFO seitlich wegdriftet. Was ist übel an dem Kondensator ? Er bildet zusammen mit dem Trimmer R2 einen RC-Hochpass, der niedrigfrequente Signale nicht passieren lässt. Damit können sehr langsame Winkeländerungen nicht ausgeregelt werden. Um diese Frequenzgrenze herabzusetzen, verwende ich anstelle des originalen LM 385 einen Operationsverstärker TS272 mit höherem Eingangswiderstand. Dadurch können die verstärkungsbestimmenden Widerstände R6/R2 höher ausfallen und bei gleichem Kondensator fällt die untere Grenzfrequenz tiefer aus, das UFO schwebt stabiler. Kondensatoren ab 220µF sind geeignet . Sieht man von der Temperaturdrift ab, so liefert der Ausgang des Piezoelements in Ruhe die gleiche Spannunng wie der Referenzausgang des Elements, nämlich 1,3Volt. Ich führe diese Referenzspannung dem nichtinvertierenden Eingang der Operationsverstärker zu. Damit ist auch der Ruhepegel am Ausgang zur UFO-Schaltung auf diese 1,3V festgelegt. Die 1,3 Volt Ruhepegel herrschen auch am invertierenden Eingang des Operationsverstärkers. Damit ist der Koppelkondensator in Ruhe ohne Spannungsdifferenz an beiden Eingängen und muß sich nach dem Einschalten nicht erst aufladen (eine kleine Spannungsdifferenz kann sich durch die Temperaturdrift des Piezoelements ergeben). Dies ist ein Unterschied zum aus dem X-Ufo Forum bekannten („Plottermod“). Eine längere Wartezeit vor dem ersten Abheben zum Aufladen der Koppelkondensatoren entfällt. Neben diesem Analog-Teil muß die Platine natürlich noch das Konfigurations-EEPROM 24C04 beinhalten. Anschlußbelegung populärer 3V-Piezoelemente von NEC/TOKIN, Auszug aus den Datenblättern. Sicht auf die Anschlüsse von unten! Die Anschlussbelegung ist kompatibel, aber der Abstand der Anschlüsse ist beim CGL-43 etwas weiter (zusätzliche Bohrlöcher nötig !) . Vorsicht, Verpolung führt zu Schäden an Piezoelementen und UFO !!! 4.) Die Platine Um das Layout einfach zu halten wurde eine doppelseitige Platine entwickelt. Das hört sich zunächst mal schrecklich an für den darin nicht erfahrenen Bastler, ist aber halb so wild. Dadurch entfallen lästige Drahtbrücken und es geht nicht so eng zu auf der Platine. Eine Durchkontaktierung mit Draht ist nur an wenigen Stellen erforderlich und ergibt sich teilweise schon durch die Bauteil-Anschlüsse. Um das Ganze leicht zu halten und wegen der für eine 1,5mm Platine fast zu kurzen Lötstifte des Steckers, verwende ich 0,5mm Epoxy-Platinenmaterial. Auf der Oberseite sitzen die „massiveren“ Bauteile wie Piezoelemente und Elkos. Die drei nötigen Durchkontaktierungen sind mit hellblauen Kreisen markiert. An den beiden angegebenen Testpunkten muß ein Ruhepegel von 1,3 V herrschen. Auf der Unterseite sitzt die Verstärker-Elektronik. Die 3mm LED dient nur als mechanischer Stützpunkt, und greift in ein Bohrloch der Grundplatine ein. Die Drahtbrücke wird auf der Oberseite verlötet. Auf der Oberseite befinden sich im wesentlichen das Konfigurations-EEPROM und die PiezoElemente sowie die Empfindlichkeitsregler. Die Unterseite trägt den Operationsverstärker und einige Widerstände/Kondensatoren. Die beiden Layouts für Ober- und Unterseite werden mit Laserdrucker auf Transparentpapier ausgedruckt. Das Layout für die Oberseite ist gespiegelt, damit beim Belichten die Toner-Seite auf der Platine liegt und es nicht zu „Unterlichtungen“ kommt. Die beiden Blätter werden so daß sich alle Bohrlöcher möglichst decken, an einem Rand zusammengeklebt. Dann klebt man noch einen kleinen Kartonstreifen in der Stärke der Platine als Anschlag neben den Rand des Layouts. So kann man die Platine definiert positionieren. Wohl dem, der ein doppelseitiges Belichtungsgerät hat. Aber auch mit einer Lampe und vorsichtigem Umdrehen (der Anschlag hilft gegen Verrutschen) geht es. Nach dem Ätzen werden alle Löcher mit 0,8 mm gebohrt. Die Löcher für die Trimmer muß man eventuell noch aufbohren. Die fertige Platine sollte man mit etwas Lötlack einsprühen, damit sie besser Zinn annimmt. 5.) Zusammenbau Man beginnt die Bestückung mit den Durchkontaktierungen. An den markierten Positionen muß jeweils ein kurzes Stück Draht auf Ober-und Unterseite verlötet werden. Die Drahtbrücke wird auf der Unterseite bestückt und auf der Oberseite verlötet. Danach kommen die Widerstände, SMDKondensatoren und IC´s. Die SMD-Teile werden bestückt, indem man erst ein Lötpad verzinnt und das Bauteil in der richtigen Position darauf ausrichtet und anlötet. Dann werden die restlichen Anschlüsse verlötet. Zum Schluß kommen der Stecker und der bedrahtete 10µF Tantalkondensator C6 auf der Oberseite. Die Anschlüsse des Tantalkondensators werden oben und unten verlötet und ergeben so eine Durchkontaktierung. Zum Schluß werden die Piezoelemente eingelötet. Dabei gibt der Ring auf der Platine die Lage der Orientierungsnase (des CG-L33) zwischen den PiezoAnschlüssen an. Schließlich ist noch eine 3mm LED auf der Platinenunterseite vorgesehen. Die LED ist nirgendwo angeschlossen, sie ist nur ein mechanisches Stützelement. Sie greift in eine der Bohrungen zur Kreiselbefestigung auf der UFO-Grundplatine ein. Die Kreiselplatine passt problemlos ins X-UFO und liegt sehr flach auf der Grundplatine. Rechts unten am Rand der Platine sitzt der Transistor 2SB772, der durch Kurzschlüsse gefährdet ist. Die Unterseite mit Operationsverstärker und Stecker, rechts unten befindet sich die LED als mechanischer Stützpunkt. Die dünne Platine wiegt fertig bestückt nur 5 Gramm gegenüber den 14 Gramm eines mechanischen Kreisels. 6.) Inbetriebnahme 6.1 Test und Fehlersuche Vor dem Einbau der Platine sollte man zwischen Gnd und 3Volt sowie Gnd und 5 Volt am Stecker zum X-UFO mit einem Ohmmeter prüfen, daß keine Kurzschlüsse vorliegen. Der mechanische Kreisel des X-UFO wird nach Lösen der drei Halteschrauben auf der Unterseite der Platine abgesteckt. Beim Einsetzen der Piezo-Platine darauf achten, daß sie nicht versetzt in den Stecker am X-Ufo gesteckt wird. Auch dadurch entstände ein Kurzschluß (ich spreche aus Erfahrung). Die beiden Trimmer sollten auf Mittelstellung gebracht werden was ein guter Ausgangspunkt für die Einstellung ist. Nach dem Einschalten des Ufo sollte man den Ruhepegel an den Ausgängen messen. Die beiden Durchkontaktierungen der Ausgangssignale können als Testpunkte benutzt werden. Der Ruhepegel muß 1,3 Volt betragen. Abweichungen sollten spätestens eine Minute nach dem ersten Einschalten unter 0,1V betragen. Bei größeren Abweichungen ist entweder ein Fehler im Aufbau oder die Koppelkondensatoren haben einen zu großen Leckstrom (gegen andern Typ austauschen). Auch ein Defekt des Piezoelements kann die Ursache sein. Zur Kontrolle die Spannung am Referenzausgang nachmessen (1,3V). Bei der Fehlersuche können die UFO-LEDs helfen: Wenn das UFO nach dem Einschalten einige Sekunden blinkt und dann dauerleuchtet, ist das EEPROM nicht richtig programmiert oder nicht richtig eingebaut. Wenn nur noch eine rote LED vorne leuchtet, hat man den SpannungsreglerTransistor 2SB772 durch Kurzschluß abgeschossen (falsches Einstecken der Platine) . Ein BD236 hat sich als Ersatz bei mir bewährt. 6.2 EEPROM programmieren Das auf der Platine enthaltene EEPROM muß eine Kopie der Daten aus dem mechanischen Kreisel erhalten. Wer ein EPROM-Programmiergerät hat, kann sich ein Adapterkabel vom Kreiselstecker auf den Sockel eines 24C04 im DIP-Gehäuse herstellen. Damit liest man den Originalkreisel aus und programmiert den Inhalt in den Piezokreisel. Aber auch das Ufo selbst kann die Programmieraufgabe übernehmen: ACHTUNG: Riskante Operation am Ufo, konzentriert arbeiten ! Das Ufo wird ganz normal mit nicht angeschraubtem mechanischem Kreisel eingeschaltet. Nach dem Hochlauf den mechanischen Kreisel bei eingeschaltetem Ufo abziehen. Die Piezoplatine einsetzen und dabei peinlich darauf achten, daß sie nicht versetzt eingesteckt wird. Das Ufo hinlegen, etwas ruhen lassen und eine Kreiselkalibrierung durchführen. Dazu beide Tasten „AUX1“ und „AUX2“ am UFO-Sender gedrückt halten und Sender einschalten. Das UFO hört auf zu blinken und schreibt die Einstellungen in das EEPROM der Kreiselplatine. Der Vorgang ist beendet, wenn das Ufo wieder anfängt zu blinken. Den Sender muß man, um steuern zu können, danach neu einschalten. Nachteil der Methode: Es werden nicht die Grundeinstellungen „factory defaults“ in der oberen Hälfte des EEPROM geschrieben. Diese stellen eine Art Sicherheitskopie dar, mit der man das Ufo neu initialisieren kann, wenn die Arbeitskopie verdorben ist. Mit einem so kopierten EEPROM darf man also keinen Reset auf „factory defaults“ durchführen. 6.3 Einstellen des Kreisels Nun kann man das Ufo zum ersten Mal abheben. Bei Mittelstellung der Trimmer R2/R3 sollte es zumindest nicht gleich mal kippen. Es kann sein, daß es zur Seite wegzieht. In diesem Fall das Ufo eine Minute waagrecht stehen lassen und die Kreiselkalibrierung wiederholen. Nun müsste es eigentlich nicht sehr viel schwieriger als mit dem mechanischen Kreisel zu schweben sein. Man muß gegenüber dem mech.-Kreisel etwas mehr Korrekturen geben, bevor sich zuviel Schräglage aufbaut. Wenn die Stabilisierung stärker werden soll, Trimmer im Uhrzeigersinn auf mehr Verstärkung drehen. Der optimale Punkt ist kurz vor dem Einsetzen der Reglerschwingungen. Wenn das Ufo anfängt, schnell periodisch zu wippen, Trimmer für die betroffene Achse wieder etwas zurückdrehen. Die optimalen Einstellungen für beide Achsen sind recht ähnlich. Wenn das Ufo befriedigend fliegt, am Besten nochmal eine Kreiselkalibrierung durchführen, da sich beim Einstellen geringfügig die Ruhespannung ändern kann. 7.) Abschließende Bemerkungen Mit einem Piezokreisel wird man nach vorsichtigen Anfängen das X-Ufo schnell in größere Schräglage bringen, als das mit einem mechanischen Kreisel möglich ist. Dabei muß man bedenken, daß die Schubkraft des Antriebs bei Schräglage in eine Auftriebs- und eine Vortriebskomponente zerfällt. Mit zunehmender Schräglage verringert sich bei gleicher Motorleistung die Auftriebskomponente. Daher muß man mit zunehmender Schräglage den Schub erhöhen. Ab einer gewissen Schräglage abhängig vom Fluggewicht (Akku), reicht der Auftrieb nicht mehr, das Ufo sackt durch und landet unsanft. Zum Schluß sage ich Dank an alle, die im X-Ufo Forum ständig Ihr Wissen zur Verfügung stellen. Deswegen stelle ich diese Bauanleitung ebenfalls ohne Nutzungseinschränkung zur freien Verfügung. Jürgen Putzger, 3.03.2007 [email protected]