Interview mit Andreas Obel Obering
Transcription
Interview mit Andreas Obel Obering
Interview mit Andreas „Obel“ Obering Oberhausen, 15.05.2009, Michael Schmitz Ein Gespräch mit Andreas „Obel” Obering. Ist „Alles rund”-Polit-Kabarett, Fußballcomedy, beides oder nichts von beidem? Äh, ja, genau in der Reihenfolge, nur umgekehrt! Comedy mit Fußballanteilen, politische Alltagserfahrungen mit Kabaretteinschlag. Also beides, keinesfalls nichts, nicht wahr!? Der Würfel zählt zu den nach dem griechischen Philosophen Plato benannten platonischen Körpern. Sie verwürfeln den Ball, ist ihr Programm „Alles rund" auch philosophisch? Ist das eine Fangfrage? Ich meine beispielhaft, wenn ein Loch, das jeder von uns im alltäglichen Leben als „Loch” erkennt und bezeichnet, sich aber bei der näheren Betrachtung nur als ein Nichts zwischen seinen Rändern erweist und sich somit nur durch sein Gegenteil definiert, dann könnte man meinen: „Was will er denn jetzt?” Und eben so philosophisch muss man das Programm auch sehen. Man kann aber auch einfach einen schönen Abend haben. An der Quadratur des Kreises sind schon große Geister gescheitert, wie bekommen Sie, Sie gelten ja als Fußballexperte, das Runde ins Eckige, sprich den Ball zum Würfel? Genau das ist ja das Ding: Der große Geist scheitert, der kleine macht das Ding rein. Wie sagte Lukas Podolski? Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel. Und den Ball und den Würfel kann man drehen und wenden wie man will: Letztlich bleibt alles beim Alten. Ein Würfel hat als Hexaeder sechs Flächen, acht Ecken und 12 Kanten. Verraten Sie ein paar Ecken und Kanten in Ihrem Programm? Übrigens, der Tetraeder hat jetzt Fangnetze, damit da keiner mehr runterfällt. Da wir gerade bei Zahlen sind: Dr. Theo Zwanziger, der vor zehn Jahren noch „Fünfziger” hieß, meint, dass Fußball auch mit neun Spielern gespielt werden soll. Wie geht das weiter? „Neun Freunde sollt Ihr sein”? „Das Spiel dauert 73 Minuten und 38 Sekunden”? „Der Ball ist rund, aber mit einem Melonenschiffchen herausgeschnitten”?!? Die ändern alles! Das Krümelmonster darf keine Kekse mehr fressen, Trappatoni redet wie die Iren und trainiert sie auch gleich, die deutsche Verteidigung steht am Hindukusch, ich stehe neben mir, aber da Ich & Ich auf Tour nur ohne Ich auftreten, bin ich nur noch Ich. 1 Eine seriöse Frage: Sind sie Kabarettist oder Comedian? Seit dem Hahnenkampf Hildebrandt gegen Richling (oder war's umgekehrt?) weiß man nicht mehr so genau, wo die Trennlinie ist. Gibt es eine? Ich bin Unterhalter im besten Sinne. Und da bei einer Unterhaltung auch immer ein sinnvoller Dialog herauskommen sollte, spreche ich über Dinge, die die Menschen im Zuschauerraum auch verstehen: Fußball, Politik, das andere Geschlecht... obwohl - wer versteht schon das andere Geschlecht?! Ob Comedian oder Kabarettist ist mir da egal, Hauptsache, die Trennlinie verläuft oberhalb des Gürtels. Wenn Sie beides sind, wo steckt im Comedian Obel der Kabarettist und wo im Kabarettisten Obel der Comedian? Der Comedian im immer noch gefühlten Kinderherz und der Kabarettist im Kopf des mittlerweile gewachsenen Vaters. Comedians haben bei Hardcore-Fans des Kabaretts keinen besonders guten Ruf. Zu Recht? Stört Sie das? Sind Comedians besser und Kabarettisten schlechter als ihr Ruf? Wenn die eine Ahnung hätten, welchen Ruf die bei den Comedians haben, wären die auch ruhiger... In der ganzen Szene sind die Macher sich einig, dass beides intelligent gemacht sein kann und es gute und schlechte Künstler gibt egal in welchem Genre. Vermissen Sie Till? Nein. Einem großen deutschen Autobauer geht es schlecht. Befürchten Sie, dass es auch mal eine Obel-Krise gibt und rufen Sie dann nach dem staatlichen Rettungsschirm? Ach wissen Sie: Meine private Finanzkrise dauert nun auch schon über vierzig Jahre und hat schon einige Konjunkturhochs überstanden. Und bei meinem Versuch, die persönlichen Verluste zu sozialisieren habe ich bis heute nicht die richtige Anlaufstelle gefunden. Welcher Autotyp sind Sie, welchen fahren Sie? Wenn Sie heute Abend ins Ebertbad kommen, singe ich Ihnen das im ersten Stück in der zweiten Strophe vor!