Ektoparasiten der Katze

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Ektoparasiten der Katze
Hintergrundinformation
Ektoparasiten der Katze
Blutsaugende Parasiten wie Zecken oder Flöhe sind beim Hund vor allem wegen ihres
Potenzials zur Übertragung von Krankheitserregern ein Problem. Katzen sind von diesen
Parasiten-übertragenen Krankheiten aus verschiedenen Gründen seltener als der Hund
betroffen. Doch insbesondere Flöhe bergen eine Reihe von gesundheitlichen Risiken für
Katze und Mensch. Ein regelmäßiger Parasitenschutz ist deshalb auch bei der Hauskatze
angesagt.
Flöhe:
Nach einer in Deutschland durchgeführten Studie aus dem Jahr 2006 diagnostizieren 70
Prozent von 1.700 befragten Kleintiermedizinern häufig Flohbefall bei Hunden und
Katzen1. In Großbritannien ergab die Auswertung von 3.707 Tierarztbesuchen, dass
Flöhe dort die zweithäufigste Diagnose bei Katzen und die vierthäufigste Diagnose bei
Hunden waren2.
Flöhe gehören zur Gruppe der flügellosen Insekten. Von den mehr als 2.400 Arten
weltweit kommen etwa 70 in Mitteleuropa vor. Der häufigste Floh in Deutschland ist der
Katzenfloh, der aber auch Hunde und den Menschen befällt; seltener werden Hundefloh
und Igelfloh beobachtet. Aufgrund ihrer legendären Sprungkraft können sie leicht ihren
Wirt erreichen und bei Bedarf auch wechseln. Ausgewachsene Flöhe sind durchgehend
aktiv, wenn sie sich auf Haustieren aufhalten. Freilebende Flöhe suchen im Herbst
Mitteleuropas vermehrt die Wärme von Wohnungen auf, um sich dort auf Hunden und
Katzen explosionsartig zu vermehren. Sprach man daher früher vom Herbst als
„Flohsaison“, ist der Befall heute jedoch zu einem ganzjährigen Problem geworden.
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Beck W & Pfister K. (2006) Erhebungen zu Vorkommen und Epidemiologie von Flöhen bei Hunden und
Katzen in Deutschland – Ein Fragebogen-Survey. Berl Münch Tierärtzl Wochenschr 119:355-359
2 Hill P.B. et al. (2006) Survey of the prevalence, diagnosis and treatment of dermatological conditions in
small animals in general practice. Vet. Rec. 158, 533-539, erratum in Vet. Rec. 158, 763
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Die Lebensdauer eines Flohs beträgt etwa drei Monate. Aus den Floheiern schlüpfen
Larven, die sich in der Umgebung des Wirtstieres aufhalten. Sie ernähren sich vom
organischen Material, vor allem vom Flohkot, der unverdautes Blut des Wirtes enthält. Zur
Verpuppung spinnen die Larven einen sehr widerstandsfähigen Kokon, in dem sie sich
mindestens neun Tage lang zum ausgewachsenen Floh entwickeln. Ist dieser Vorgang
abgeschlossen, schlüpfen die Parasiten jedoch nicht sofort, sondern warten unter
Umständen monatelang auf ein geeignetes Signal von außen. Dies können warme
Temperaturen, bestimmte Lichtverhältnisse oder Erschütterungen sein. Diese Faktoren
gehen meist mit der Anwesenheit eines Wirtes einher.
Im ausgewachsenen Stadium ernähren sich Flöhe ausschließlich von Blut und sind dabei
ausgesprochen gefräßig. Während des täglichen Blutsaugens, das zwischen 2 und 10
Minuten dauern kann, nehmen Flöhe das zehn- bis zwanzigfache des Flohmagenvolumens
auf. Die Weibchen legen ab Erreichen der Geschlechtsreife zeitlebens Eier. Dies bedeutet,
dass in Anwesenheit von Flöhen ständig neue Eier in die Umgebung gelangen und sich
zu Larven und Puppen entwickeln. Man schätzt, dass nur etwa ein bis fünf Prozent der
Flohpopulation an einem befallenen Ort ausgewachsene Parasiten sind. Dagegen machen
Eier ca. 50 Prozent, Larven etwa 35 Prozent und Puppen ungefähr zehn Prozent der
Flohpopulation aus.
Erkrankungen durch Flöhe
Flohstiche peinigen Mensch und Tier besonders, wenn eine allergische Reaktion gegen
den Flohspeichel entsteht (Flohspeichelallergiedermatitis, FAD). Dies passiert nicht beim
ersten Kontakt mit Flöhen, sondern erst, wenn bei späterem erneuten Befall das
Immunsystem des Tieres auf den Flohspeichel überreagiert. Der Juckreiz ist dann
besonders heftig. Ein einziger Flohstich kann in diesem Fall ausreichen, dass die Tiere
sich blutig kratzen. Die verletzte und ungeschützte Haut ist eine ideale Eintrittspforte für
Bakterien. Die folgenden Infektionen können zu eitrigen Hautentzündungen mit
großflächigem Haarausfall sowie Verdickungen und Vernarbungen der Haut führen.
Flöhe können durch ihren Stich verschiedene Krankheitserreger auf die Katze übertragen.
Dazu gehören Mykoplasmen, das sind Bakterien, die die roten Blutkörperchen befallen
und eine Blutarmut verursachen können. Diese sogenannte Feline infektiöse Anämie
kann sehr mild verlaufen – mit leichter Blutarmut und ohne klinische Symptome –, aber
bei schwerem Verlauf unbehandelt sogar zum Tod des Tieres führen. Nach aktuellen
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Daten aus der Schweiz und aus Deutschland sind Infektionen mit Mykoplasmen in der
Katzenpopulation relativ weit verbreitet (Prävalenzen je nach Erregerart zwischen 0,5 und
22,5 Prozent), führen aber meist nicht zu Erkrankungen3.
Auch Bartonella-Bakterien können durch Flöhe auf Katzen übertragen werden und sich in
deren roten Blutkörperchen und den Zellen der Blutgefäßwand (Endothelzellen) vermehren.
Der häufigste Erreger, Bartonella henselae, wurde in Deutschland bei 1 Prozent der
Hauskatzen und bei 19 Prozent der streunenden Katzen nachgewiesen. Katzen erkranken
allerdings nur selten an Bartonellose. Zu den klinischen Symptomen zählen Fieber,
Blutarmut, Schwellungen der Lymphknoten, teilweise auch Entzündungen im Auge
(Regenbogenhaut) und im Herzen (Endokarditis). Bedeutung haben die Erreger vor allem
wegen ihres Risikopotenzials für den Menschen. Gelangen Bartonellen durch Beißen oder
Kratzen der Katze in den menschlichen Organismus, können sie hier zur Katzenkratzkrankheit
führen. Diese Infektionskrankheit wird meist anhand von Lymphknotenschwellungen an
der Achsel oder am Hals erkannt und verläuft in der Regel unproblematisch. In den USA
wird von 24.000 Fällen jährlich berichtet, für Deutschland gibt es keine entsprechenden
Daten4.
Für das feline Calicivirus, einem häufigen Erreger des Katzenschnupfens, wurde kürzlich
experimentell nachgewiesen, dass es auch durch infizierten Flohkot übertragbar ist.
Normalerweise erfolgt die Ansteckung von Tier zu Tier durch Körperflüssigkeit wie
Speichel oder Nasensekret.
Zudem ist der Floh auch ein potenzieller Überträger des Gurkenkernbandwurms, einem
häufigen Bandwurm von Hund und Katze in Deutschland. Seine Larven siedeln in der
Leibeshöhle von Flohlarven. Verschlucken Hund oder Katze bei der Fellpflege einen
infizierten, ausgewachsenen Floh, gelangen die Wurmlarven in den Verdauungstrakt des
Haustieres und entwickeln sich dort zum ausgewachsenen Bandwurm.
Zecken
Zecken gehören zu den Spinnentieren, die sich von Insekten durch ihre acht Beine und
einen ungegliederten Rumpf unterscheiden. In Deutschland sind knapp 20 der weltweit
rund 800 Arten heimisch. Je nach Art besetzen sie unterschiedliche Biotope, wobei sie im
Allgemeinen warme, aber nicht zu heiße Temperaturen bevorzugen und Trockenheit
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Kohn B. et al. (2008) Vektor-übertragene Infektionen bei der Katze. Kleintier konkret 6:26-29
Kohn B. et al. (2008) Vektor-übertragene Infektionen bei der Katze. Kleintier konkret 6:26-29
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meiden. Demnach sind Zecken in Deutschland im Frühling und dann wieder im Herbst
besonders aktiv. Als Faustregel gilt, dass unsere einheimischen Zecken oberhalb 8°C
aktiv werden. In den warmen Wintern der letzten Jahre wurden an milden Tagen daher
auch aktive Zecken beobachtet.
Zecken lauern auf Gräsern und Sträuchern auf ihre Beute, die sie mit einem speziellen
Riechorgan, dem „Haller’schen Organ“ erkennen. Kommt ein geeigneter Warmblüter in
Reichweite, heften sie sich blitzschnell an und wandern zunächst auf der Haut des
potenziellen Wirtes umher, bis sie eine geeignete Stelle zum Blutsaugen entdeckt haben.
Zecken heften sich sehr fest an ihre Beute, indem sie den Saugrüssel mit einem
speziellen Klebstoff "einzementieren". So saugen sie über mehrere Stunden bis hin zu
einigen Tagen das Blut ihrer Wirte. Während dieser Zeit können die Parasiten ihr Gewicht
um das bis zu 200-fache erhöhen. Gleichzeitig erlaubt diese Zeitspanne Infektionserregern
wie Viren, Bakterien und Einzellern, aus den Speicheldrüsen oder dem Verdauungstrakt
des Parasiten über den Saugrüssel in die Blutbahn des Wirtstieres zu wechseln. Kein
anderer Überträgerparasit beherbergt so viele verschiedene Erregerarten wie die Zecke,
gleichzeitig können potentiell mehrere Erregerarten übertragen werden.
Während durch verschiedene Zeckenarten übertragene Erreger in Mitteleuropa und
Deutschland schwerwiegende Krankheiten beim Hund auslösen können, spielt für die
Katze nach heutigem Kenntnisstand der Holzbock (Ixodes ricinus) eine Rolle.
Erkrankungen durch Zecken
Wie Hunde können Katzen durch Zeckenstiche mit Anaplasma-Bakterien infiziert werden.
Die Erreger werden durch Schildzecken wie dem Holzbock übertragen und befallen weiße
Blutkörperchen. Während eine aktuelle Studie Antikörper gegen Anaplasmose-Erreger in
17 bis 30 Prozent aller deutschen Hunde nachgewiesen hat 5, liegen für Katzen keine
Daten aus Deutschland vor. Es sind international nur wenige Fälle der Anaplasmose bei
Katzen nach natürlicher Infektion dokumentiert. Die Katzen stammten aus Schweden,
Österreich, Großbritannien und dem Nordosten der USA. Als Symptome der
Anaplasmose wurden bei der Katze beschrieben: akutes Fieber, Apathie, Anorexie,
Gewichtsverlust, Gelenkschmerzen, eventuell auch eine Abnahme der Blutplättchen und
der roten Blutkörperchen sowie ein Anstieg bestimmter weißer Blutkörperchen
(Neutrophilie). Die Krankheit lässt sich mit Antibiotika gut behandeln.
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Kohn B. et al. (2008) Vektor-übertragene Infektionen bei der Katze. Kleintier konkret 6:26-29
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Borreliose, die häufigste durch Zecken übertragene Infektion des Menschen in Deutschland,
betrifft in hohem Maße auch Hunde und führt bei diesen unter anderem zu Fieber und
Arthritis. Demgegenüber sind bei Katzen bisher keine natürlichen Erkrankungen nach
Infektion mit Borrelien beschrieben. Untersuchungen aus Großbritannien und den USA
stellten Antikörper gegen Borrelien in 4,2 bis 47 Prozent der untersuchten Katzen fest 6.
Keine der positiv getesteten Katzen zeigte klinische Symptome der Erkrankung. Es wird
angenommen, dass Katzen eine natürliche Resistenz gegen Borrelien besitzen. Letztlich
dürfte aber der Zustand des individuellen Immunsystems entscheidend dafür sein, ob
ein Tier an Borreliose erkrankt.
Milben:
Milben, die mit den Zecken eng verwandt sind, haben im Laufe ihrer mehr als 300
Millionen Jahre langen Existenz auf der Erde viele Lebensräume für sich entdeckt: In
Meeren und Seen kommen sie ebenso vor wie im Hochgebirge und Eis, auf dem Boden,
an Pflanzen und Nahrungsmitteln sowie an Tieren und Menschen. Es gibt nützliche Arten
wie z.B. Humusbildner, andererseits auch Räuber, Pflanzenfresser, Vorratsschädlinge,
Blutsauger und Krankheitsüberträger. Sind die Lebensbedingungen für sie günstig,
kommt es meist zu einer starken Vermehrung. Dies kann das zu unangenehmen,
krankheitsbegünstigenden Massenpopulationen bei Mensch und Tier führen.
Erkrankungen durch Milben
Die bei Katzen am häufigsten nachgewiesene Milbenart sind die Otodectes- oder
Ohrmilben. Die hoch ansteckenden Parasiten leben vorzugsweise auf der Hautoberfläche
des äußeren Gehörganges und ernähren sich vom Ohrschmalz und den oberflächlichen
Hautschuppen. Fress- und Fortbewegungstätigkeit der Milben sorgen für erheblichen
Juckreiz, der bis zum Blutigkratzen der Ohren und ihrer Umgebung führen kann. Unter
Beteiligung von Bakterien können sich eitrige Ohrentzündungen entwickeln. Braunschwarzes krümeliges Sekret im Gehörgang in Kombination mit Juckreiz weist häufig auf
Ohrmilben hin. Oft beobachtet man bei den befallenen Tieren ein charakteristisches
Kopfschütteln aufgrund des Juckreizes.
Schutzmaßnahmen:
Vor allem im Hinblick auf die möglichen Ausmaße eines Flohbefalls im Haus und die
damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren für Mensch und Tier ist ein ganzjähriger
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Kohn B. et al. (2008) Vektor-übertragene Infektionen bei der Katze. Kleintier konkret 6:26-29
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vorbeugender Schutz vor Flöhen dringend zu empfehlen. Als sehr schnell und hoch
wirksam hat sich der Wirkstoff Imidacloprid (z. B. in Advantage ®) erwiesen.
Kombinationspräparate vom Tierarzt ermöglichen auch die gleichzeitige Bekämpfung von
Flöhen, relevanten Würmern inklusive des Herzwurms und verschiedenen Milbenarten
bei der Katze.
Weitere Informationen für Tierhalter zum Thema Parasiten von Hund und Katze gibt es
unter www.parasitenfrei.de
Ihr Ansprechpartner:
Erwin Filter, Tel. +49 214 30-57280, Fax: +49 214 30-57283
E-Mail: [email protected]
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