Abschlusskurzbericht Plasmatechnologie
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Abschlusskurzbericht Plasmatechnologie
0 DANKSAGUNG Die Fraunhofer-Gesellschaft kann mit ihrem Know-how bei der Entwicklung von Hochtechnologien für die Industrie auch die Innovationen für die Kulturguterhaltung befördern. Das vorliegende Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie die Technikwissenschaft und die Konservierungsforschung einander befruchten können. Unser Dank gilt an erster Stelle der Fraunhofer-Gesellschaft, die uns damit die Möglichkeit eröffnet hat, erstmals mit unseren Partnern die industrielle Plasmatechnologie für die Konservierung- und Restaurierung weiterzuentwickeln und für konkrete Problemstellungen in die Anwendung zu bringen. Wir danken auch unseren Projektpartnern dem Deutschen Museum, der Archäologischen Staatssammlung München, dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Bayerischen Nationalmuseum, dem Braunschweigischen Landesmuseum, dem Landesmuseum Württemberg, dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum, der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der Staatsbibliothek zu Berlin, der Technischen Universität München, der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, der Fachhochschule Potsdam und dem Rijksmusem Amsterdam sowie der Fachhochschule Köln für Ihre stets aktive, konstruktive und zielführende Mitarbeit, die wesentlich zum Projekterfolg beigetragen hat. Und wir wünschen uns, dass diese gewinnbringende Zusammenarbeit auch in zukünftigen Projekten gemeinsam mit Ihnen umgesetzt werden kann. Dr. Johanna Leissner 1 Inhalt 1. Die Forschungsallianz Kulturerbe .................................................................................. 3 2. Das Forschungsprojekt Plasmatechnologie .................................................................... 4 3. Einsatz von Niederdruck-Plasmaverfahren und Parylen-Beschichtung (IGB) ............. 6 3.1 Prozessbeschreibung........................................................................................................................... 6 3.2 Zielstellung und Aufgaben des Teilprojektes .................................................................................. 7 3.3 Durchgeführte Arbeiten und Ergebnisse ......................................................................................... 7 3.3.1 Reinigung von Silberobjekten ..................................................................................................... 7 3.3.2 Reinigung von Silberbechern ...................................................................................................... 9 3.3.3 Behandlung von archäologischen Funden .............................................................................. 10 3.3.4 Parylenbeschichtungen .............................................................................................................. 10 3.3.5 Zusammenfassung und Ausblick............................................................................................. 11 4. Einsatz von Atmosphärendruck-Plasmaverfahren (IST).............................................. 12 4.1 Prozessbeschreibung......................................................................................................................... 12 4.2 Zielstellung und Aufgaben des Teilprojektes ................................................................................ 13 4.3 Durchgeführte Arbeiten und Ergebnisse ....................................................................................... 13 4.3.1 Grundlegende Untersuchungen zur Plasmabehandlung von Silberobjekten .................... 14 4.3.2 Behandlung von silberhaltigen historischen Textilien .......................................................... 15 4.3.3 Behandlung von fragilen Silberobjekten ................................................................................. 16 4.3.4 Plasmabehandlung zur Erleichterung des Freilegens von archäologischen Objekten ...... 17 4.3.5 Zusammenfassung und Ausblick............................................................................................. 19 5. Einsatz von beschleunigten Elektronen (FEP) .............................................................. 20 5.1 Prozessbeschreibung......................................................................................................................... 20 5.2 Zielstellung und Aufgaben des Teilprojektes ................................................................................ 20 5.3 Durchgeführte Arbeiten und Ergebnisse ....................................................................................... 22 5.3.1 Verfahrensansatz und Untersuchungsmaterial ...................................................................... 22 5.3.2 Erfassung des Materialzustandes und Verfestigungsversuche ............................................ 22 5.3.3 Erste Arbeitsergebnisse und Bewertung ................................................................................. 24 5.3.4 Zusammenfassung und Ausblick............................................................................................. 26 6. Öffentlichkeitsarbeit ..................................................................................................... 27 7. Projektleitung und Projektpartner ................................................................................ 28 IMPRESSUM ..................................................................................................................... 32 2 1. Die Forschungsallianz Kulturerbe Die Forschungsallianz Kulturerbe (vollständiger Name: Forschungsallianz zur Erhaltung des Kulturerbes) wurde im Oktober 2008 vom Forschungsvorstand der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Dr. Ulrich Buller, dem Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Ernst Theodor Rietschel, und dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Hermann Parzinger im Alten Museum in Berlin als offene Kooperation gegründet. Die multidisziplinär zusammengesetzte Allianz, die Geistes- und Naturwissenschaft vereint, hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Entwicklung neuer Verfahren, Materialien und Technologien für die Restaurierung und Konservierung einen Beitrag zur Erhaltung des kulturellen Erbes zu leisten. Kunst- und Kulturgüter sind für unsere Gesellschaft unermesslich kostbar. Sie sind ein wesentlicher identitätsstiftender Bestandteil unserer Zivilisation und auch von wirtschaftlicher Relevanz. Da sie keine erneuerbare Ressource darstellen, ist es umso wichtiger sie zu erhalten sowie nachhaltig zu sichern und zu pflegen. Die Forschungsallianz Kulturerbe möchte durch die Schaffung einer offenen und öffentlichkeitswirksamen Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Politik die Bedeutung des Themas »Erhaltung des kulturellen Erbes« auf gesellschaftlicher Ebene in das Bewusstsein rücken und auf die gesamtgesellschaftliche Verantwortung aufmerksam machen. Gemeinsam sollen ungelöste Erhaltungsfragen aufgezeigt und Forschungsziele definiert werden. Ein weiterer Fokus wird auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, das Anbieten von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie den Ausbau der nationalen und internationalen Netzwerke im Bereich des Kulturgüterschutzes gelegt. Die Arbeitsgebiete der Forschungsallianz Kulturerbe sind sehr vielfältig und decken einen großen Bereich der Aktivitäten ab, die sich sowohl mit der Erforschung als auch mit der Erhaltung der durch zunehmende Umweltschäden und den Klimawandel stark gefährdeten Kunst- und Kulturgüter beschäftigt. Die interdisziplinäre Forschung und die Entwicklung innovativer und nachhaltiger Technologien in enger Zusammenarbeit mit Künstlern, Denkmalpflegern, Handwerkern, Restauratoren und Konservatoren tragen maßgeblich dazu bei. Die Forschungsallianz Kulturerbe koordiniert diesen Prozess und fördert den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis. Die Durchführung gemeinsamer Projekte zur Entwicklung neuartiger Restaurierungs- und Konservierungstechniken und die Anregung und Formulierung von (nationalen) Förderprogrammen im Bereich der Restaurierungs- und Konservierungsforschung stellen dabei einen wesentlichen Bestandteil dar. 3 2. Das Forschungsprojekt Plasmatechnologie Das Forschungsprojekt „Plasmatechnologie – eine innovative Technologie zur Konservierung und Restaurierung von Kulturgütern und öffentliche Präsentation der Forschungsallianz Kulturerbe“ ist ein Projekt der Fraunhofer-Gesellschaft, das im Rahmen der Forschungsallianz Kulturerbe durchgeführt wird. Mit diesem Projekt soll das enorme Potenzial der innovativen, umweltverträglichen und nachhaltigen Plasmatechnologie speziell für die Kunst- und Kulturguterhaltung unter Beweis gestellt und durch die öffentliche Präsentation ein rascher Transfer in die Anwendung sichergestellt werden, um die Möglichkeiten an restauratorischen Maßnahmen zu erweitern. Darüber hinaus bietet dieses erste gemeinschaftliche Projekt die Chance, sowohl die Forschungsallianz Kulturerbe als auch den Einsatz innovativer Technologien im Bereich der Restaurierung und Konservierung der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Plasmatechnologie ist aufgrund ihrer vielseitigen Einsatzmöglichkeiten eine Schlüsseltechnologie, die nicht nur in der Industrie bereits seit den 1960er Jahren in vielen Bereichen etabliert ist, sondern auch für die Erhaltung von Kunst- und Kulturgütern verwendet werden kann. Die Anwendung und Weiterentwicklung der Plasmatechnologie und der Einsatz beschleunigter Elektronen für die besonderen Anforderungen der Restaurierung erfordern eine Optimierung der Prozesse, einer Weiterentwicklung der Anlagentechnik sowie die Anpassung an spezifische Fragestellungen. Deshalb stellt das Projekt eine Herausforderung dar, die interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert und nur in enger Kooperation mit geisteswissenschaftlichen Institutionen gelingt, da dort das kulturelle Erbe gesammelt, bewahrt und erhalten wird. Wie alle Materialien unterliegen auch Kunst- und Kulturgüter der Verwitterung und Zerstörung durch Umwelteinflüsse, Korrosion, mikrobiellen Befall oder unsachgemäßen Gebrauch. Jährlich gehen viele Objekte unwiederbringlich verloren, da sie nicht gegen den weiteren Verfall durch bewährte restauratorische oder konservatorische Maßnahmen geschützt werden können. Dies liegt sowohl an fehlenden finanziellen Mitteln als auch an fehlenden kostengünstigen und langzeitstabilen Konservierungs- bzw. Beschichtungstechniken. Die Entwicklung geeigneter Schutzschichten stellt den ersten Schwerpunkt des Projektes dar. Verwitterung, Korrosion und Biofouling finden ursächlich an der Oberfläche der Kunst- und Kulturgüter statt, die mit der Umgebung in direktem Kontakt stehen. Für ihre Erhaltung ist die Entwicklung konservierender Schutzschichten von entscheidender Bedeutung. Dafür müssen die Herstellungsverfahren so optimiert werden, dass sie auch den speziellen Anforderungen der unterschiedlichen Objekte aus verschiedenen Materialien (z.B. Metall, Glas, Keramik, Textil, Leder, Pergament oder Papier) genügen. Viele Objekte weisen auch Materialkombinationen mit unterschiedlichen Alterungsverhalten der einzelnen Bestandteile auf (z.B. Kleidung, Schmuck, Bücher). Sie könnten mit dünnen transparenten organischen Schichten, die die Optik und Haptik nicht verändern, plasmaversiegelt werden. Die Schutzeigenschaft dieser Schicht ließe sich gegebenenfalls sogar mit einer antibakteriellen oder Anti-Fingerprint-Funktion kombinieren. Die Restaurierungswissenschaft stellt jedoch weitere wichtige Anforderungen an solche Schutzschichten: Langzeitstabilität und Reversibilität. Die Beschichtung soll ohne Substanzverlust am geschützten Objekt entfernbar sein, um gegebenenfalls in Zukunft neuentwickelte restauratorische Verfahren anwenden zu können bzw. nachfolgende konservatorische Bearbeitungen nicht zu behindern. 4 Vor der Beschichtung muss eine Reinigung, in einzelnen Fällen auch eine Entkeimung bzw. Sterilisation erfolgen, um Oberflächen von Reaktionsprodukten, wie Oxid- oder Sulfidschichten zu befreien oder einen mikrobiellen Befall zu stoppen. Daher wird ein zweiter Schwerpunkt auf reinigende, desinfizierende oder sterilisierende Plasmen gelegt. Idealerweise sind die unterschiedlichen Oberflächenbehandlungsprozesse - Reinigung, Beseitigung von Korrosionsschäden und Applikation einer Schutzschicht - durch Anpassen der Prozessparameter in einem Technologiezyklus möglich. Die spezielle Herausforderung liegt also darin, Rezepturen für technische Plasmen zu entwickeln, mit denen je nach Bedarfsfall Oberflächen gereinigt, abgetragen, funktionalisiert oder beschichtet werden können. Für Güter aus organischen Materialien (z.B. Holz, Leder, Textilien, Papier, Gläser), die durch Stoffwechselprodukte von Mikroben angegriffen werden, ließe sich ein Schutz gegen weitere Biokorrosion erreichen. Die Plasmatechnik bietet prinzipiell die Möglichkeit, Mikroorganismen zu inaktivieren und je nach Belagsdicke auch zu entfernen. Hier werden die Möglichkeiten und Grenzen solcher Verfahrenskombinationen am Beispiel unterschiedlicher Kulturgüter aufgezeigt. Dazu wurden auch Vergleichsuntersuchungen zur Elektronenstrahlentkeimung und Sterilisation vorgenommen. Den dritten Schwerpunkt der Untersuchungen bildet der Einsatz von Elektronen zur Bewahrung von Archivgut, das durch Mikrobenbefall und vielfältig verursachten Bruch von Zellulosefasern stark zerfallsgefährdet ist. Elektronen werden aus dem Plasma extrahiert und als Energieträger zur Vernetzung von Monomeren oder Polymeren innerhalb geschädigter und gefährdeter Bereiche eines Papierdokumentes genutzt. Die vernetzten Polymere bilden ein langzeitstabiles Stützgerüst für die gebrochenen Zellulosefasern. Der Einsatz von Elektronen bedingt gleichzeitig eine nachhaltige Sterilisation oder Entkeimung des Dokumentes. Optik und Haptik der Blätter des Archivguts bleiben dabei im Wesentlichen erhalten. Das Ziel der Fraunhofer-Gesellschaft in diesem Projekt ist es, gemeinsam mit Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft und Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie weiteren assoziierten Partnern eine nachhaltige Technologie zur Erhaltung von Kulturgütern zu entwickeln. Die beteiligten Fraunhofer-Institute besitzen hervorragende Kompetenzen im Bereich der Plasmatechnologie und zeichnen sich durch langjährige Praxis und Erfahrung auf diesem Gebiet, insbesondere auch in Verbindung mit Kulturgütern, aus. Die weiteren Projektpartner begleiten die Forschung und Entwicklung der Plasmatechnologie durch die Erarbeitung des Anforderungsprofils, die Bereitstellung der vielfältigen Objektproben sowie die detaillierte Evaluierung der Effizienz und der konservatorischen Wirkung. Die Verbindung der profunden Kenntnisse über historische Objekte, ihre Materialien, Erhaltungszustände und Aufbewahrungsbedingungen der Geisteswissenschaft mit dem naturwissenschaftlichen Wissen über die Anwendung der Plasmatechnologie ist für die Klärung der Frage der Umsetzbarkeit dieser neuen Technologie sowie ihrer Einsatzmöglichkeiten und Grenzen in der Restaurierungspraxis unverzichtbar. Damit steht erstmals ein Konsortium aus Verfahrensentwicklern, Restauratoren, Archivaren und Konservatoren zur Verfügung, das eine zielorientierte und nachhaltige Entwicklung dieser neuartigen restauratorischen Einsatzmöglichkeit, unter Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen, ermöglicht. Somit wird auch auf ideale Weise die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gewünschte Zusammenarbeit zwischen Naturwissenschaftlern und Geisteswissenschaftlern erreicht. 5 3. Einsatz von Niederdruck-Plasmaverfahren und ParylenBeschichtung (IGB) 3.1 Prozessbeschreibung Niederdruck-Plasmaverfahren werden in Prozesskammern mit einem reduzierten Prozessdruck (üblicherweise 0,01 bis 0,1 mbar) durchgeführt. Die benötigte elektrische Energie wird über Elektroden in die Reaktionskammer eingekoppelt. Hier stehen unterschiedliche Techniken zur Verfügung, die z.B. anhand der Anregungsfrequenz (kHz, Radiowellen oder Mikrowellen) unterschieden werden können. Am Fraunhofer IGB wird typischerweise mit der Radiofrequenzanregung von 13,56 MHz gearbeitet und die Energie über die sogenannte obere und untere Elektrode, die gleichzeitig den Boden und den Deckel der Reaktionskammer darstellen, eingekoppelt. Durch diese Einkopplung der Energie wird das eingespeiste Prozessgas angeregt und es entstehen neben den angeregten Atomen und Molekülen auch Ionen, freie Elektronen und Radikale, die, je nach Zusammensetzung des Gases, das zu behandelnde Substrat reinigen, funktionalisieren oder beschichten. Schematische Darstellung einer Plasmabehandlungsanlage. Sogenannter DIN A3-Reaktor, in dem Substrate bis zu einem Flächenausmaß von DIN A3 behandelt werden können. Sogenannter Rundreaktor, dessen Glaskammer die Beobachtung des Substrats und des Prozesses von außen zulässt. Abb.1: Schematische Darstellung (links) und Laborplasmaanlagen des Fraunhofer IGB (mittig und rechts). Neben den Niederdruckplasmen wurden auch die Beschichtungen von Objekten mittels Parylen durchgeführt. Bei der chemischen Gasphasenabscheidung (chemical vapour deposition; CVD) handelt es sich um eine seit Jahrzehnten in der Industrie etablierten Methode, die als Beschichtungsmaterial die Substanzklasse der Parylene einsetzt. Sie nutzt den Effekt, dass Parylene bei Raumtemperatur als Dimere vorliegen und unter Einwirkung von Temperatur sublimieren. Das gasförmige Dimer wird dann in einer Pyrolysezone in Monomere gespalten, die dann auf der Objektoberfläche auspolymerisieren und somit eine sehr dünne (wenige Mikrometer), transparente und wasserabweisende Schutzschicht bilden. Diese kann, je nach Material und Objektart, auch wieder leicht entfernt werden. Ein weiterer Vorteil der Methode ist die relativ leichte Abb. 2: Parylene-Beschichtungsanlage (l.) und Blick auf einen Probenhalter mit diversen Referenzproben (r.). Handhabbarkeit. 6 3.2 Zielstellung und Aufgaben des Teilprojektes Am Fraunhofer IGB wurden mittels der vorhandenen Anlagentechnik mehrere Teilziele verfolgt. Inwieweit auf Silberobjekten mittels Niederdruckplasmen die Schwarzfärbung durch gebildete Silbersulfidschichten rückgängig gemacht werden kann, wurde im ersten Teilziel untersucht. Dies wurde an Modellsubstraten (Silberplättchen oder mit Silber beschichtete Gläser und Waver), Silberbesteck und Münzen durchgeführt. Das zweite Teilziel überprüfte an silberbeschichteten Bechern, inwieweit auch größere dreidimensionale Objekte, sowohl innen als auch außen, in einer Niederdruckplasmakammer behandelt werden können. An stark korrodierten und mit Agglomeratschichten behafteten Funden wurde im dritten Teilziel geprüft, ob einerseits ein Teil der Korrosion rückgängig gemacht werden kann und ob sich anhaftende Agglomeratschichten nach der Behandlung leichter entfernen lassen. Und das vierte Teilziel lotete in einem Screening unterschiedlichster Objekte die Möglichkeiten und Grenzen der Parylenbeschichtung für Fragestellungen der Bestandserhaltung aus. 3.3 Durchgeführte Arbeiten und Ergebnisse Da es in diesem Projekt auch darum ging, die Möglichkeiten und Grenzen der aktuellen Niederdruckplasmatechnik für den Bereich der Bestandserhaltung zu klären, wurden zahlreiche „reale“ Proben und Referenzproben untersucht. Abb. 3: Auswahl diverser untersuchter „realer“ und Referenzproben. 3.3.1 Reinigung von Silberobjekten Die Parameter zur Plasmareinigung an Silberobjekten wurden in Versuchen an silberbeschichteten Referenzproben oder Silberplättchen durchgeführt. Variiert wurden neben den Prozessparametern Leistung, Prozesszeit sowie Fluss und Art des Gases auch anlagenspezifische Parameter wie die 7 Einspeisung der Energie und die Lage der Proben in der Anlage sowohl mit als auch ohne elektrischen Kontakt zur Elektrode. In den nachfolgenden Bildern (Abb. 4). ist erkennbar, wie sich die Plasmazone um das Objekt verändert, wenn sich die Probe (hier ein metallischer Serviettenring) im direkten Kontakt zur gepowerten Elektrode befindet. Als Prozessgas wurde eine Wasserstoff-Argon-Mischung verwendet. Im Bild ganz rechts ist deutlich zu sehen, wie das Plasma eine typische Aura um ein metallisches Modell des Stuttgarter Fernsehturms bildet. Als Plasmagas wurde hier Stickstoff eingesetzt, das unter diesen Bedingungen rot leuchtet. Abb. 4: Einfluss des elektrischen Kontaktes der Probe zur Elektrode auf die Plasmazone. Links und in der Mitte ist ein Serviettenring mit und ohne elektrischen Kontakt zur Elektrode dargestellt. Im mittleren Bild steht der Ring auf einer Isolierung. Rechts ist ein Modell des Stuttgarter Fernsehturms in einem Stickstoffplasma abgebildet. Die an Modellproben optimierten Parameter wurden dann auf Originalobjekte übertragen. Das folgende Bild (Abb. 5) zeigt ein Messer mit einem Griff aus Silber, der vor der Behandlung eine starke Dunkelverfärbung aufwies. Abb. 5: Silbermesser vor und nach einer Plasmabehandlung in einem Wasserstoffplasma zur Reduktion der Silbersulfidschichten. Die Verfärbung kann mittels Plasma weitestgehend rückgängig gemacht werden. Nur bei Konversionsschichten, die neben Silbersulfid auch weitere Verunreinigungen enthalten, kann es sein, dass einige Flecken nachbehandelt werden müssen. Die Plasmareduktion hat hierbei den Vorteil, dass 8 kein Silber abgetragen wird, sondern es gemäß der Reaktion Ag2S + H2 2 Ag + H2S erhalten bleibt. Durch die Morphologieänderung haben die plasmareduzierten Oberflächen oft ein mattes Erscheinungsbild. 3.3.2 Reinigung von Silberbechern Ein Projektpartner stellte aus seinem Privatbesitz Becher aus Silber zur Verfügung, die teilweise eine sehr starke Dunkelverfärbung aufwiesen. Auch hier kommt es durch Plasmareduktion zu einer signifikanten Aufhellung in Folge der Konversion der Silbersulfidschichten, wie das nachfolgende Bild (Abb. 6) zeigt. „Flecken“ die andere Ursachen haben, können jedoch nur zum Teil rückgängig gemacht werden. Hier können aber nachfolgende „klassische“ Reinigungsverfahren leichter ansetzen, da, wie oben beschrieben, der Silbergehalt durch die Plasmabehandlung erhalten wurde. Abb. 6: Silberbecher vor (l.) und nach (r.) einer Plasmabehandlung im Wasserstoffplasma. Deutlich ist die Aufhellung durch die Konversion der Silbersulfidschichten zu sehen. Zur Reinigung dieser Silberbecher wurde eine weitere Behandlungsanlage aufgebaut, die im nachfolgenden Bild zusammen mit einem Silberbecher (Abb. 7) während einer kurzen Behandlung im Wasserstoffplasma gezeigt ist. Da hier die Prozessparameter noch nicht optimal eingestellt waren, brannte das Plasma an der rechten Seite nicht. Dadurch konnte an dieser Stelle auch das Silbersulfid nicht reduziert werden, wie der Becher nach der Behandlung deutlich zeigt. Abb. 7: Links: Plasmaanlage zur Behandlung eines Silberbechers. Hier ist gut erkennbar, dass bei falscher Parameterwahl das Plasma nicht gleichmäßig brennt und somit das Objekt ungleichmäßig behandelt wird. Rechts: Silberbecher nach der Behandlung. 9 3.3.3 Behandlung von archäologischen Funden In diesem Kurzbericht soll exemplarisch anhand des nachfolgenden Bildes (Abb. 8) gezeigt werden dass auch an eisenhaltigen Objekten, die Behandlung im Wasserstoffplasma zu einer deutlichen Reduktion der Oxidschichten führen kann. Ebenfalls festzustellen ist, dass sich Agglomeratschichten um ein Objekt nach einer Plasmabehandlung leichter entfernen lassen. Abb. 8: Eisenhaltige archäologische Funde links vor und rechts nach der Plasmabehandlung. 3.3.4 Parylenbeschichtungen Zur Beschichtung von Objekten mittels Parylen konnten im Rahmen eines Praktikums und einer Diplomarbeit von Jonas Jückstock umfangreiche Studien durchgeführt werden. Dabei wurden etwa 30 verschiedene Objekte wie Metalle, Kunststoff, Papier, Textilien, Fotografien, Dias, Elfenbein usw. behandelt. Je nach Fragestellung wurden auch die unten dargestellten drei verschiedenen Parylene eingesetzt, deren Schichten sich durch unterschiedliche Eigenschaften auszeichnen. Abb. 9: Darstellung der drei verwendeten Parylentypen. 10 Desweiteren wurden auch Primerschichten getestet, die zu einer höheren Haftfestigkeit der Polymerfilme speziell auf glatten Metallobjekten führen können. Parylenschichten lassen sich als sehr dünne transparente Schutzschichten nahezu auf jedes Objekt applizieren. Auf sehr glatten metallischen Oberflächen können diese Schichten gegebenenfalls recht einfach als Film wieder abgezogen werden. Sollte eine höhere Haftfestigkeit gefordert sein, kann dies durch Primerschichten realisiert werden. Auf stark porösen Oberflächen, beispielsweise archäologischen Funden, dringt die Parylenschicht auch in die Porosität ein, so dass sie hier nicht als Film abgezogen werden kann. Sie kann aber durch Strahltechniken wieder entfernt werden. Ein „Abbrennen“ der Parylenschicht wurde auch mittels Plasma versucht. Hier ist anzunehmen, dass die Parylenschicht durch ein Sauerstoffplasma „verkohlt“ werden kann und sich dann gegebenenfalls leichter mechanisch entfernen lässt. In Abhängigkeit der Schichtdicke kann es auf spiegelnden Oberflächen zur Bildung von Interferenzfarben kommen, die aber meist schon ab Schichtdicken von ca. 3-5 Mikrometer nicht mehr zu sehen sind. Da die Parylene eine geringere Wärmeleitfähigkeit haben als Metalle, fühlen sich entsprechend beschichtete Objekte etwas „wärmer“ an. Es konnte auch gezeigt werden, dass Parylen C Schichten gegenüber chemischen Einflüssen eine höhere Barrierewirkung erzielen als Parylen N Schichten. Letztere zeigen aber eine höhere Stabilität gegenüber klimatischem Stress und UV-Bestrahlung. 3.3.5 Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassend kann man sagen, dass die Parylenbeschichtung ein großes Potential für die Konservierung und Bestandserhaltung hat, da sie zunächst auf alle Objekte anwendbar ist. Nur im Einzelfall ist zu prüfen, welche konkreten Eigenschaften diese direkt auf das Objekt applizierte „Mikroschutzfolie“ aufweisen muss. Die Niederdruckplasmabehandlung ist sehr gut geeignet, um angelaufenes Silber durch Reduktion der Silbersulfidschichten wieder signifikant aufzuhellen. Da im Niederdruck die Objekte aber in eine Behandlungskammer gelegt werden, kommt es stets zu einer vollflächigen Behandlung. Sollte nur eine lokale Behandlung nötig sein, kann die nachfolgend beschriebene Behandlung mit den Plasmadüsen die Methode der Wahl sein. Die Kombination aus beiden Verfahren ermöglicht es, z.B. zuerst Silberobjekte zu reinigen und sie anschließend mit einer Parylenschicht vor weiterem Anlaufen zu bewahren. Literatur zu Kapitel 3: Die Vielzahl der Ergebnisse zur Parylenbeschichtung sind in der Diplomarbeit von Herrn Jonas Jückstock die er an der TU München unter Leitung von Herrn Prof. Emmerling in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IGB durchgeführt hat, nachlesbar. Jückstock, Jonas: „Parylene - eine Alternative in der Konservierung und Restaurierung“, Diplomarbeit, TU München, 2012. 11 4. Einsatz von Atmosphärendruck-Plasmaverfahren (IST) 4.1 Prozessbeschreibung Bereits seit etwa einem halben Jahrhundert werden dielektrisch behinderte Entladungen (DBE, „Korona“-Entladungen) eingesetzt, um Polymeroberflächen wie z. B. bei Plastiktüten, Frischhaltefolien, für nachfolgende Verarbeitungsschritte (Lackieren, Kleben, Bedrucken, Laminieren) vorzubehandeln. Die Behandlung geschieht an der Luft und ist in erster Linie auf eine Reaktion der durch das Plasma aktivierten Oberfläche (Erzeugung von Radikalzentren) mit Luftsauerstoff zurückzuführen. Dabei werden, auch auf chemisch inerten Polyolefinen, polare Gruppen (Hydroxyl, Carbonyl, Carboxyl) gebildet, die die Oberflächenspannung stark erhöhen sowie die Benetzung der Oberfläche und die Ankopplung organischer Moleküle durch Wasserstoffbrückenbindungen, Säure-Base-Wechselwirkungen und kovalente Bindungen erlauben.1,2,3 Im Allgemeinen verliert ein Plasma, z. B. eine durch Gleichspannung betriebene Entladung, ihren nicht-thermischen Charakter, wenn der Druck bis auf den Umgebungsdruck, ca. 105 Pa, gesteigert wird, da sich tendenziell ein energetisches Gleichgewicht zwischen den Elektronen und den übrigen Bestandteilen des ionisierten Gases einstellt: Es wird ein thermisches Plasma mit Temperaturen im Bereich von einigen 1.000 K resultieren, wie es heute beispielsweise beim Schweißen oder beim Plasmaspritzen Einsatz findet. In besonderen Fällen lässt sich diese Aufheizung jedoch vermeiden. Abb. 10: Verschiedene Plasmajets. Heißer Jet PlasmaTec der Fa. Tantec Neben sogenannten Plasmajets, bei denen durch einen starken Gasstrom eine Abkühlung der Entladung erreicht wird, sind besonders sogenannte dielektrisch behinderte Entladungen (DBE) zu nennen, die im üblichen Sprachgebrauch häufig auch als Korona-Entladungen bezeichnet werden. Insbesondere im Bereich der Plasmajets hat es im letzten Jahrzehnt enorme Entwicklungen hinsichtlich der Anordnungen gegeben. So gibt es jetzt neben den heißen Bogenentladungen auch Jets auf Basis der DBE bis hin zu sogenannten Mikroplasmajets, in verschiedensten Designs, Anregungsarten und damit verbundenen Plasmaintensitäten. Ein weiterer Vorteil dieser Plasmajetsysteme ist es, dass Oberflächen lokal behandelt werden können und sie keiner vollflächigen Behandlung unterzogen werden müssen. Der Restaurator braucht das Objekt nicht aus der Hand zu geben und kann den Behandlungseffekt stets sehen und kontrollieren. DBE-Jet Plasmabrush PB1 der Fa. Reinhausen Plasma Mikroplasmajet kINPenTM der Fa. Neoplas tools 12 4.2 Zielstellung und Aufgaben des Teilprojektes Silberoberflächen neigen bereits bei der Anwesenheit von Spuren schwefelhaltiger Gase, wie z.B. Schwefelwasserstoff, dazu »anzulaufen«, d. h. es bildet sich eine Silbersulfidschicht aus, die das Objekt zunächst gelblich bis bräunlich, bei dickeren Schichten dann tief schwarz erscheinen lässt. Silberobjekte müssen daher von Zeit zu Zeit von dieser Silbersulfidschicht befreit werden. Reduzierend wirkende Plasmen wurden bereits seit den 1970er Jahren für die Behandlung von Silberobjekten herangezogen. Untersucht wurden dabei wasserstoffhaltige Niederdruck-Plasmen, welche bewirken, dass die schwarze Silbersulfidschicht zu reinem Silber und zu Schwefelwasserstoff reduziert wird und die Oberfläche wieder silbern erscheint. Abb. 11: Versilberte Teekanne, links vor und rechts nach der Behandlung mit dem heißen Plasmajet PlasmaTec. Niederdruck-Plasmaanlagen sind aufgrund des zu erzeugenden Vakuums aufwendige und damit kostenintensive Anlagen. Das zu behandelnde Objekt muss in die Vakuumkammer eingebracht werden, weswegen das Prozessergebnis schlecht kontrolliert werden kann. Außerdem wird stets das ganze Objekt behandelt und nur durch einen erhöhten Aufwand, wie z. B. der Maskierung der Objekte, ist eine lokale Bearbeitung möglich. Aufgrund der genannten Nachteile der NiederdruckPlasmabehandlung wurde bei den Untersuchungen des Fraunhofer IST der Schwerpunkt auf Atmosphärendruck-Plasmabehandlungen unter reduzierenden Bedingungen mit zwei verschiedenen Jetsystemen gelegt – dem PlasmaTEC der Fa. Tantec und dem Plasmabrush PB1 der Fa. Reinhausen Plasma. 4.3 Durchgeführte Arbeiten und Ergebnisse Für die Untersuchungen wurde am Fraunhofer IST eine mit Stickstoff gespülte Glovebox aufgebaut, in der die beiden Plasmajets installiert wurden. Diese Umgebung sollte dafür sorgen, dass die im Plasma behandelten Objekte nicht direkt nach der Behandlung mit Sauerstoff in Verbindung kommen, da die Oberflächen zu diesem Zeitpunkt sehr reaktiv sind. Im Rahmen dieses Projektes wurde dann die Reduzierung von verschiedenen Silberoberflächen mit den beiden Plasmajets untersucht und mit anderen Reinigungsmethoden wie der abrasiven Reinigung mit Schlämmkreide, der Behandlung mit Seifenwurzelsud, der elektrolytischen Reinigung und der Niederdruck-Plasmabehandlung verglichen. Der letzte Teil des Projektes beschäftigte sich mit der Plasmabehandlung von archäologischen Eisenobjekten, um das Freilegen dieser Objekte zu erleichtern. 13 4.3.1 Grundlegende Untersuchungen zur Plasmabehandlung von Silberobjekten Die Arbeiten wurden im Rahmen einer Studienarbeit durchgeführt.4 Im ersten Schritt wurden die Silberproben aus 925er Sterlingsilber, weißgesottenem Sterlingsilber und reinem Silber mit definierten Silbersulfidanlaufschichten versehen. Dazu wurden die Proben in einem Exsikkator einer schwefelhaltigen Atmosphäre aus Natriumsulfit und Bariumsulfid bzw. Ammoniumsulfid ausgesetzt. Abb. 12: Unterschiedliche Probeplättchen nach den verschiedenen Anlaufvarianten. Diese Proben wurden dann den klassischen Reinigungsmethoden wie Schlämmkreide (Calciumcarbonat-Wasser-Gemisch), Seifenwurzelsud und elektrolytische Reinigung ausgesetzt und mit den Plasmabehandlungen im Niederdruck und Atmosphärendruck verglichen. Betrachtet man die Proben nach den Plasmabehandlungen, ist ersichtlich, dass die dünnen reinen Silbersulfidanlaufschichten mit allen drei Plasmaverfahren sehr gut reduziert werden können. Auch das Silbersulfid und teilweise die Kupfer-Schwefel-Verbindungen der Sterlingsilberproben können entfernt werden. Vergleicht man die Plasmaverfahren untereinander, ist festzustellen, dass der PlasmaTec, trotz der sehr guten Ergebnisse, aufgrund der hohen Temperaturen nur bedingt an temperaturempfindlichen Objekten angewendet werden sollte. Die Anwendung des PlasmaBrush ist durch die geringe Arbeitsdistanz von unter 1 cm nur eingeschränkt für plastische Objekte geeignet, zeigt aber ebenfalls eine gute reduzierende Wirkung. Gegenüber dem Niederdruckplasma ist von Vorteil, partiell arbeiten zu können, vor allem weil die Reduktion in der Niederdruckplasmaanlage unregelmäßig ausfallen kann, da sich das Plasma bei dreidimensionalen Objekten nicht gleichmäßig ausbildet. Bei den klassischen Methoden kann der Seifenwurzelsud als erster Schritt der Schmutzabnahme eingesetzt werden, bietet aber allein kein zufriedenstellendes Erscheinungsbild bei der Silberreduktion. Die Calciumcarbonatpaste hingegen liefert zwar ein sehr schönes Ergebnis, trägt aber auch das meiste Silber ab. Handelt es sich um eine reine Silbersulfidschicht, sind die Plasmaverfahren, gegebenenfalls mit einer Nachreinigung matter Oberflächen, den anderen Verfahren vorzuziehen, weil weder Silber abgetragen, noch eine korrosive Substanz eingebracht wird. Abb. 13: Mit dem Plasmatec behandelte weißgesiedete und reine Silberproben. 14 Problematisch bei der Plasmabehandlung sind dickere reine Silbersulfidschichten, die zwar komplett reduziert werden, aber anschließend matt und verfärbt aussehen. Anlaufschichten, die Kupferverbindungen enthalten, lassen sich mit den Plasmen visuell nicht zufriedenstellend reduzieren. Die Oberflächen sind verfärbt oder fleckig und es verbleiben stets geringe Schwefelrückstände auf den Proben. Lediglich die elektrolytische Reduktion vermochte auch diese zu entfernen, doch war danach das Erscheinungsbild nicht akzeptabel. Zudem ist mit zurückbleibenden korrosiv wirkenden Salzen zu rechnen. Dickere Anlaufschichten und vor allem Kupfer enthaltende Schichten konnten nur mechanisch zufriedenstellend entfernt werden. Hierbei wird relativ viel Silber abgetragen, was bei einer Kombination des Plasmaverfahrens oder der elektrolytischen Reduktion mit der Calciumcarbonatpaste verringert werden konnte. Bei Kupferverbindungen in der Anlaufschicht eignet sich eine Kombination aus elektrolytischer Reduktion und Calciumcarbonatpaste am besten. Der Materialabtrag ist dadurch geringer und es wird sämtlicher Schwefel entfernt. Eine Kombination von Plasmabehandlung und Calciumcarbonatpaste führt zum gleichen positiven Ergebnis, trägt aber geringfügig mehr Silber ab. Abb. 14: Gewichtsänderung (links) und Reflexionsverhalten (rechts) der behandelten angelaufenen Silberproben. Der Zeitaufwand der einzelnen Behandlungen ist sehr unterschiedlich. An sich sind die Plasmaverfahren schneller durchgeführt als die elektrolytische Reduktion oder die Calciumcarbonatreinigung. Durch eine Vorbehandlung mittels Plasma oder elektrolytischer Reduktion kann die Dauer der Bearbeitung und zudem der Silberabtrag einer anschließenden Reinigung mit Calciumcarbonatpaste deutlich reduziert werden. Als Fazit ergibt sich, dass die Auswahl der geeigneten Methode stets nach dem Objekt zu treffen ist, weshalb die Ergebnisse der Testreihe entsprechend den Ansprüchen des Stückes bewertet und gewichtet werden müssen. Je nach Anlaufschicht stellen die Plasmaverfahren kontrollierbare, effektive und das Objekt schonende Methoden der Reinigung dar. Sollten sie ein unzureichendes Erscheinungsbild aufgrund der Eigenschaften der Anlaufschicht ergeben, ist die Kombination mit einem abrasiven Mittel eine vorzuziehende Alternative zu der alleinigen Anwendung von materialabtragenden Methoden. 4.3.2 Behandlung von silberhaltigen historischen Textilien Seide oder andere organische Fasern im Verbund mit Silber stellen eine besondere restauratorische Herausforderung dar. Das Silber, welches häufig in Form von flachgeschmiedeten 15 Silberlahnen oder als Draht um organische Fasern (die sogenannte Seele) gewickelt vorliegt, muss vom Silbersulfid befreit werden, ohne dass die organischen Fasern Schaden nehmen. Mechanische Reinigung des Silbers durch schleifendes Abtragen der Sulfidschicht mit Schlämmkreide sowie nasschemische Entfernung mit Thioharnstoffen oder Ammoniak bewirken nicht nur einen ungewollten Silberabtrag, sondern greifen auch stark die organischen Bestandteile des Textils an. Seit Ende der 1970er Jahre werden Untersuchungen im reduzierenden Niederdruck-Plasma durchgeführt. Eine Reduktion des Silbersulfids konnte hier erfolgreich durchgeführt werden – allerdings ist die im Vakuum herrschende Trockenheit nicht unkritisch z. B. für Seidenproteine. Abb. 15: Textiles Objekt mit Silberfäden vor (l.) und nach der Plasmabehandlung (r.); Stereomikroskopische Aufnahme, Vergrößerung: 6,5x. Es zeigte sich, dass durch eine Atmosphärendruck-Plasmabehandlung mit einem kalten Jet der Schwefelanteil auf mit Silbersulfid versehenen Silberlahnen bzw. -drähten deutlich reduziert werden konnte. Ebenfalls war es in einigen Fällen möglich, Chlor- und Sauerstoffverbindungen zu reduzieren. Dabei wurde keine Schädigung des Grundmaterials festgestellt. 4.3.3 Behandlung von fragilen Silberobjekten Die folgenden Untersuchungen wurden im Rahmen einer Diplomarbeit durchgeführt.5 Zielsetzung war die Erprobung von Restaurierungsmethoden für den Merkel’schen Tafelaufsatz. Die Problemstellung hierbei ist, dass fragiles Silber nicht auf die gebräuchliche Art mit einer Calciumcarbonatpaste mechanisch freigelegt werden kann. Für die Untersuchungen wurden 925er Silberplättchen 10 x ausgeglüht, um eine feine Silberlage analog dem Tafelaufsatz zu erhalten sowie Nachgüsse von Pflanzen aus Silber gemacht. Die künstliche Silbersulfidschicht wurde durch Auslagerung in einem schwefelhaltigen Dampf im Exsikkator für 48 Stunden erzeugt. Analog zu den grundlegenden Untersuchungen wurde hier ebenfalls eine Lösung aus Bariumsulfid und Natriumsulfit verwendet. Abb. 16: Links: Angelaufene 925er Silberplättchen vor und nach verschiedenen Behandlungen mit dem Plasmabrush. Rechts: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen vor (oben) und nach viermaliger Behandlung (unten). 16 Die Proben wurden mit dem Plasmabrush mit einer Mischung aus Stickstoff und 3,5% Wasserstoff mit einer Geschwindigkeit von 1 mm/s behandelt. Die Sulfidschicht konnte leicht entfernt werden. Die rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen zeigen keine Veränderung der Oberfläche durch die Behandlung. Abb. 17: Angelaufener Naturabguss vor (links) und nach 40 s Behandlung (rechts) mit dem PlasmaTEC. Es zeigte sich, dass für die Behandlung von Naturabgüssen der Plasmabrush (T = 90°C) nicht ausreicht. Jedoch konnte durch die Verwendung des heißeren PlasmaTEC (T = 180°C) eine sehr gute Reinigung von Naturabgüssen innerhalb von 40 s erreicht werden. Der Vorteil bei diesen Proben ist, dass die Oberfläche von vornherein matt ist und somit die bei den glatten Proben auftretende Problematik der Mattheit bei der Reduktion von dicken Silbersulfidschichten entfällt. Darüber hinaus kommt man mit dem Plasma bereits sehr gut in kleine Geometrien. Insgesamt wären hier jedoch noch feinere Mikroplasmajets von Vorteil. 4.3.4 Plasmabehandlung zur Erleichterung des Freilegens von archäologischen Objekten Eisengegenstände, die Jahrhunderte im Boden lagern, bilden nach und nach Konglomeratschichten aus, die aus einer Mischung von Korrosionsprodukten und Bodenbestandteilen bestehen. Häufig sind diese Schichten so dick, dass das Objekt in seiner ursprünglichen Gestalt nicht mehr erkennbar ist. Um die Lesbarkeit wiederherzustellen, werden derartige Funde häufig »freigelegt«. Das bedeutet, dass die Objekte mit unterschiedlichem Strahlgut wie beispielsweise Korund (Al2O3) oder feinsten Glasperlen mit einem Mikrofeinstrahlgerät gestrahlt werden. Ziel ist es, die originale Oberfläche wieder freizulegen. Häufig ist dieser Vorgang aufgrund der Härte der Konglomeratschichten sehr schwierig. In der Dissertation von Frau Schmidt-Ott wurden Niederdruck-Plasmen dahingehend untersucht, ob sie eine Vereinfachung des Freilegens bewirken können.6 Frau Schmidt-Ott konnte im Blindversuch die deutliche Tendenz aufzeigen, dass sich durch eine Behandlung im NiederdruckPlasma (H2/Ar-Plasma) bei 110 °C bzw. 150 °C das Freilegen vereinfachen lässt. Sie konnte auch im metallographischen Schliff eine Spaltbildung zwischen originaler Oberfläche und den Korrosionsprodukten, verursacht durch die Plasmabehandlung, nachweisen, welche allerdings unabhängig davon war, ob im reinen Argonplasma oder in einem Wasserstoff-Argon-Plasma gearbeitet wurde. Ziel der Untersuchungen in diesem Projekt war es nun zu evaluieren, inwieweit auch eine Behandlung im Atmosphärendruck-Plasma zu einer Erleichterung beim Freilegen führen kann. Die durchgeführten Versuche werden im Folgenden beschrieben. Vom Landesmuseum Württemberg wurden 25 archäologische Eisennägel für den Versuch zur Verfügung gestellt. Die Eisennägel stammen aus einem Fund aus dem Ende der 1970er Jahre. Die Erdschicht wurde 17 damals grob abgebürstet und die Nägel anschließend im Metall-Depot des Landesmuseums Württemberg bei einer Luftfeuchtigkeit von 40% gelagert. Vor dem Beginn einer Behandlung wurden die Nägel mit einem Mikrofeinstrahlgerät von den locker aufliegenden Schichten befreit. Nach dem Strahlen wurden die Nägel für 22 Stunden in einem Trockenschrank bei einer Temperatur von 70 °C und einer Luftfeuchtigkeit zwischen 10 – 30 % getrocknet. Die Nägel wurden nach der optischen Erscheinung in fünf Gruppen à fünf Nägel eingeteilt. Es wurde an den Proben Behandlungen mit Niederdruckplasma (Ar/H2 – je 2,5 h Vorder- und Rückseite, 100 °C) und mit dem PlasmaTEC mit N2 (10 min, 330°C) und N2/10%H2 (10 min, 450°C) als Prozessgas durchgeführt. Als Vergleich wurden fünf Proben nicht behandelt, sowie fünf Proben mit einem 300°C heißen N2-Strom ausgesetzt, um den Einfluss der Temperatur zu evaluieren. B2 B2 B1 B1 B3 B3 B5 B4 B5 B4 Nieder Nieder NN2-2N2 heiß druck N2 heiß Plasma druck Plasma ohne ohne 2-H NN2-H 2-2Plasma Plasma Abb. 18: Links ist die Gruppe B nach dem Strahlen zu sehen, in der Mitte nach den unterschiedlichen Behandlungen und rechts nach dem Freilegen. Alle Nägel wurden nach der Behandlungen als Blindproben nach Stuttgart in die Restaurierungswerkstatt der Staatlichen Akademie der bildenden Künste geschickt und dort von drei angehenden Restauratorinnen freigelegt. Die Nägel wurden mit einem Mikrofeinstrahlgerät SANDMASTER der Firma WÜLSAG Apparatebau AG mit einem Düsendurchmesser von 2 mm, einem Strahlmitteldurchsatz von 3 und einem Druck von 2 bar bearbeitet. Als Strahlgut diente Edelkorund F230. Zwei der Testpersonen behandelten zwei Serien und eine Testperson nur eine. Die Aufgabe der drei Probandinnen bestand nun darin, das Freilegen der einzelnen Nägel in die Kategorien »leicht«, »mittelschwer« und »schwer« einzuordnen. Außerdem sollte die Qualität die Originaloberfläche beurteilt werden. Abb. 19: Beurteilung des Einflusses der Vorbehandlung auf das Freilegen (links). Oberflächenzustand nach dem Freilegen von Eisennägeln (rechts). 18 Zu beobachten ist, dass im Vergleich zu den anderen Varianten, die im Atmosphärendruck-Plasma behandelten Proben in geringem Maße als leichter freilegbar eingestuft wurden. Allerdings ist zu bemerken, dass bereits von den unbehandelten Nägeln zwei als gut freilegbar bewertet wurden. Die reine Temperaturbehandlung scheint keinen ausschlaggebenden Einfluss auf das Freilegen zu haben. Sechs von den insgesamt zehn mit Atmosphärendruck-Plasma behandelten Nägeln zeigten nach dem Freilegen eine gute Oberflächenbeschaffenheit. Damit fällt die Bewertung deutlich positiver auf als bei der Niederdruck-Plasmabehandlung bzw. der Behandlung mit heißem Stickstoff sowie der unbehandelten Nägel. Tendenziell lässt sich ein positiver Einfluss auf das Freilegen von archäologischen Eisennägeln durch eine Atmosphärendruck-Plasmabehandlung aufzeigen, auch wenn diese Tendenz durch weitere Versuche mit einem größeren Stichprobenumfang abgesichert werden müsste. Wie Frau Schmidt-Ott im Niederdruck-Plasma festgestellt hat, scheint die Anwesenheit von reduzierenden Spezies nicht von entscheidender Bedeutung zu sein. So zeichnen sich ebenso im reinen Stickstoffplasma positive Effekte bezüglich des Freilegens ab. 4.3.5 Zusammenfassung und Ausblick Insgesamt zeigt sich, dass Atmosphärendruckplasmaverfahren ein großes Potenzial für die Restaurierung und Konservierung haben. Es können Silbersulfidschichten sehr lokal reduziert werden, ohne dass das Silber abgetragen wird. Insbesondere für sehr fragile Objekte und kombinierte Objekte wie Silberfäden in Textilien kann diese Technik sehr gut eingesetzt werden. Auch bei der Freilegung von archäologischen Eisennägeln konnte ein erster positiver Ansatz gefunden werden. Jedoch besteht noch Entwicklungsbedarf in der Anpassung der Quellen für die Anwendung in der Restaurierung. Es zeigte sich, dass die im Rahmen dieses Projektes angewendeten Quellen zum Teil zu hohe Temperaturen (PlasmaTEC) in die Objekte eingebracht haben oder die Reinigungswirkung noch nicht ausreichend war (Plasmabrush). Optimal wären Quellen, die in einem weiteren Temperaturbereich variabel einstellbar wären und bei denen darüber hinaus auch die Geometrie der Jetform einstellbar wäre, um sowohl flächige als auch punktuelle Behandlungen durchführen zu können. Hier sind zukünftige Forschungsprojekte notwendig, um solche Quellen zu optimieren und für die verschiedenen Anwendungsfelder im Bereich des Kulturerbes zu qualifizieren. Literatur zu Kapitel 4: 1 Softal-Report Nr. 102, Softal electronic GmbH, Hamburg. 2 K. Gerstenberg, dpw Deutsche Papierwirtschaft 4/1990. 3 V. d. Heide-J-C; Wilson-H-L; Guide to corona film treatment, Modern Plastics 5, 1961, S. 199-208. 4 Maier, A.: Reinigung von Silberoberflächen mittels Atmosphärendruckplasma, Studienarbeit Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart, 2012. 5 Hoffmann, S.: Möglichkeiten der schonenden Abnahme von Silbersulfid auf fragilen Silberobjekten, Diplomarbeit FH Potsdam, 2011. 6 Schmidt-Ott, K.: Erhaltung von Kulturgütern – das Plasma in der Metallkonservierung – Möglichkeiten und Grenzen, Dissertation, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart, 2009. 19 5. Einsatz von beschleunigten Elektronen (FEP) 5.1 Prozessbeschreibung Elektronen sind Bestandteile aller Plasmen. Sie können nach Emission aus einer Katode im Vakuum durch elektrische Felder beschleunigt und auf ihrem weiteren Weg durch elektromagnetische Felder fokussiert und abgelenkt werden. Diese Technik nutzt beispielsweise die konventionelle Fernsehröhre zur Bilderzeugung. Ein Elektronenstrahl „rastert“ die Fluoreszenzschicht der Bildröhre rückseitig ab und erzeugt an jedem Bildpunkt entsprechend seinen Steuerparametern aus der Aufnahmekamera einen optisch sichtbaren Grau- oder Farbwert. Elektronen sind nahezu trägheitslos ablenkbare Energieträger. Ihre Energie ist über die Beschleunigungsspannung kontinuierlich regelbar und ihre Flussdichte über den Strahlstrom. Im Fraunhofer FEP werden als Strahlerzeuger Elektronenstrahlkanonen mit Beschleunigungsspannungen bis 300 kV im Leistungsbereich von einigen Watt bis 300 kW betrieben. Die Strahl-Ablenkfrequenz wird bis in den Megahertz-Bereich realisiert. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal des Institutes. Im Gegensatz zum Laser kann der Elektronenstrahl in dielektrische Substanzen eindringen und nicht nur Oberflächenprozesse, sondern auch Volumenprozesse auslösen und aufrechterhalten. Mit Hilfe einer mikrometer-dünnen Metallfolie, dem nach seinem Erfinder benannten „LenardFenster“, können Elektronenstrahlen bzw. Elektronen aus dem Vakuum an Atmosphärendruck geführt werden und auf hier befindliche Substrate einwirken. Dabei transportieren sie entweder ihre Energie direkt in Prozesse auf das beziehungsweise im Substrat, oder sie induzieren in einem reaktiven Prozessgas bei Atmosphärendruck Plasmen zur Oberflächenbearbeitung. Die Plasmaenergie ist abhängig von der Beschleunigungsspannung der induzierenden Elektronen und damit ebenfalls regelbar. Zu beachten ist bei allen Elektronenstrahlprozessen die Entstehung von Röntgenstrahlung, die nicht in die Umgebung gelangen darf. Sie muss im Prozessbereich durch geeignete Abschirmmaßnahmen absorbiert werden. Der Elektronenstrahl beziehungsweise schnelle Elektronen können damit zu einem flexiblen technologischen Werkzeug des Konservators oder Restaurators werden. 5.2 Zielstellung und Aufgaben des Teilprojektes Zu den wichtigsten und schwerwiegend bedrohten Kulturgütern zählt das Papier, das in Archiven in mannigfaltiger Herstellungsart und Zusammenstellung aufbewahrt wird. Insbesondere den Beständen aus dem 19./20. Jahrhundert drohen aufgrund ihres Säuregehaltes und teilweise unsachgemäßer Lagerungsvergangenheit weltweit irreversible Zerstörungen. Schimmelpilz- und Bakterienbefall, Tintenfraß und Parasiten sind weitere Schadensursachen. Hier kann nur noch ein massentaugliches und kostengünstiges Verfahren für die Bestandserhaltung und die Konservierung helfen. Traditionelle Konservierungs- bzw. Restaurierungsverfahren wie die manuelle Papierspaltung oder das Laminieren in Kunststofffolie sind nicht nur energie-, zeit- und kostenaufwendig, sie bieten keinen nachhaltigen Schutz. Im Fall der Laminierung verändert sich das Objekt durch einen extremen Massen- und Volumenzuwachs 20 sowie veränderter Haptik in nachteiliger Weise, so dass dieses Verfahren aufgrund begrenzter Lagerungskapazität für die Archive nicht für Massengut geeignet ist. Abb. 20: Archivalisch gefährdetes Massengut (links) und wertvolle Sachzeugnisse (rechts). Eine aussichtsreiche Möglichkeit, den Verfall zu stoppen bzw. ihm zu begegnen, bietet der Einsatz der Elektronenstrahltechnik an Atmosphärendruck. Hierbei kann aus der Vielfältigkeit des Archivmaterials nur das vom Säurefraß gefährdete Massengut einer Behandlung zugeführt werden und diese muss sich durch akzeptable Anwendungsbreite auszeichnen. Es ist einleuchtend, dass kulturhistorisch besonders wertvolle Archivgüter nicht in den Fokus unserer Zielstellung kommen, weil sie eine individuelle restauratorische Behandlung erfordern. Durch Imprägnieren des Papierhauptbestandteils, der Zellulosefaser, mit speziellen reaktiven Monomeren kann mittels niederenergetischer Elektronenstrahlen deren chemische Vernetzung und somit eine Verfestigung des Papiers mit hoher Stabilität gegen weitere chemische und biologische Umwelteinflüsse erzielt werden. Im Gegensatz zum Laminieren bleiben bei diesem Verfahren Biegsamkeit, Optik und Haptik des Papiers weitestgehend erhalten. Willkommener Nebeneffekt ist eine nachhaltige keimtötende Wirkung auch im Blattinneren durch die Elektronenstrahlen. Abb. 21: Prinzip Oberflächenbehandlung mit nichtthermischen Elektronen. Die Anwendung der Elektronenstrahltechnik an Atmospärendruck ist gekennzeichnet durch eine diffuse und nur schwach aufheizende, dafür aber sehr schnell wirkende Strahlung. Die Eindringtiefe hängt von der Beschleunigungsspannung der Elektronen ab. Bei der im Fraunhofer FEP 21 stattfindenden Verfahrensentwicklung kommen niederenergetische Elektronenstrahlen mit Beschleunigungsspannungen bis zu 300 kV zur Anwendung. Sie durchdringen zwar nur einzelne Papierblätter, erfordern dafür aber einen geringen Aufwand zum Schutz vor der entstehenden Röntgenstrahlung. Im Projekt werden Grundlagenuntersuchungen zur Ermittlung der notwendigen Materialien und Prozessparameter mit dem Ziel durchgeführt, Konstruktion und Bau von kostengünstigen Behandlungsanlagen mit geringem räumlichen Aufwand zu ermöglichen, die flexibel an die Einsatzorte und die jeweiligen technologischen Erfordernisse angepasst werden können. Das Fernziel ist, eine Behandlungsanlage zu erstellen, die es bei einfacher Bedienbarkeit ermöglicht, in einem kontinuierlichen Durchlaufgang große Mengen von Papierblättern mit dem Vernetzungsmaterial zu imprägnieren und durch Elektronenbestrahlung zu verfestigen. 5.3 Durchgeführte Arbeiten und Ergebnisse 5.3.1 Verfahrensansatz und Untersuchungsmaterial Aufgrund der dargestellten Situation und der Beschaffenheit der Papiere ist eine pragmatische Problemlösung zur Massenbehandlung erforderlich. Als alternativer Ansatz zu den traditionellen Konservierungs- und Restaurierungsverfahren wurde, wie bereits in früheren Publikationen empfohlen, die Methode des plasmaunterstützten strahlenchemischen Einbaus von reaktiven und somit vernetzenden Verfestigungsmitteln in die Faserstruktur der Zellulose gewählt. Imprägnierungen erfolgen in Flüssigbädern oder unter Dampfbehandlung, unter vermindertem oder normalen Druck, unter Schutzgas, in ein- oder mehreren Prozessstufen, mit unterschiedlichen ionisierenden Strahlungsquellen (UV-, Gamma-, Elektronenstrahlen) oder mit speziellen Gasplasmen. Bezüglich Härtung von strahlenchemisch vernetzenden Lacken bzw. Co-Vernetzung verschiedener Polymersysteme, auch von Biopolymeren, gibt es im Fraunhofer FEP langjährige Erfahrung und Kompetenz mit hierzu verfügbarer Anlagentechnik. Die Untersuchungen konzentrierten sich auf das derzeit unmittelbar gefährdete und in großen Mengen aufbewahrte holzschliffhaltige, alaunharzgeleimte Papier. Das Stoppen des Säurefraßes mittels Massenentsäuerung ist wirksam, aber konservatorisch umstritten und es vermag nicht, die verlorengegangene Festigkeit wiederherzustellen. Hierzu wurde Material in Form von Zeitungspapier der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Staatsbibliothek zu Berlin sowie diverse Sorten historischer Papierproben, darunter Hadernpapiere, vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv für eine analytische Examination zur Verfügung gestellt. 5.3.2 Erfassung des Materialzustandes und Verfestigungsversuche Mittels umfangreicher physikalisch-chemischer Voruntersuchungen unter Anwendung moderner Analysenmethoden wie Rasterelektronenmikroskopie oder Infrarotspektroskopie wurde der Ausgangszustand der übergebenen Papiersorten erfasst. Dies betraf sowohl die Alterungsbeschaffenheit, wie Vergilbung und mechanische Festigkeit, Masse-Volumen-Verhältnisse, die Faserstruktur der Zellulose, den Verleimungszustand, Ligninpräsenz, Säuregehalt, Benetzungs- 22 verhalten, Tinteneinwirkung und Schädigungen durch Nässe, biologische oder thermische Faktoren. Das Wasseraufnahmevermögen des alten Zeitungspapiers wurde mittels Klimakammerversuchen bestimmt. Schon hier zeigten sich gravierende Zustandsunterschiede bei gleichen Papiersorten (z.B. Holzschliff), aber verschiedener Papiermühlen-Provenienz. Abb. 22: Rasterelektronen-Aufnahmen: Beispiel für Hadernpapier (oben) und Holzschliffpapier (unten). Hadernpapier: (l.) Draufsicht (600x vergr.) und (r.) Querschnitt (500x vergr.) Holzschliffpapier: (l.) Draufsicht (600x vergr.) und (r.) Querschnitt (500x vergr.) Der alternative Ansatz zu den traditionellen Konservierungs- und Restaurierungsverfahren ist eine Prozessführung im Faserbereich. Entweder wird chemische Veresterung an den ZelluloseHydroxylgruppen ausgelöst oder es erfolgt Generierung von neuen Bindungen zu reaktiven Partnern. Nach derzeitigem Erkenntnisstand wurde bisher die Generierung neuer Bindungen in die konservatorische Praxis noch nicht umgesetzt. Da Zellulose-Molekülketten unter Einwirkung ionisierender Strahlung (UV-Licht, Elektronen) und Sauerstoffeinwirkung abgebaut werden, war es wichtig, diesen Befund und dessen Ausmaß an den alten Papieren nachzustellen. Ein gewisses Maß aufgebrochener Bindungen ist andererseits erforderlich, um durch deren simultane, strahleninitiierte Verknüpfung mit den gleichfalls erzeugten Bruchstellen beim Verfestigungsmittel das erwünschte Resultat einer intermolekularen Verfestigung zu erhalten. Somit musste ein optimaler Bereich des Energieeintrages durch Elektronenstrahlen gefunden werden, um zur Brückenbildung, einem sogenannten „Grafting“, zu kommen. Dieser Energieeintrag – die Dosis – ist in seiner Wirkung abhängig von der Zeitdauer sowie von Umgebungsfaktoren wie der Temperatur. Ein Stopp des säurebedingten Zerfalls durch alkalische Neutralisierung bleibt unumgänglich und der Zusatz beispielsweise von säurehemmenden Additiven ist empfehlenswert. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen galt es, durch Erprobung einer Vielzahl möglicher und aus der Lackchemie her bewährter Rohstoffe den geeigneten Verfestigungspartner bzw. eine Rezeptur aus mehreren solchen auszuwählen. Sowohl die synthetischen, vielfältig angebotenen Acrylate mit ihren sensiblen, leicht spaltbaren Doppelbindungen, als auch bekannte, strahlen- 23 chemisch polymerisierende Bio-Rohstoffe wie das Chitosan, und Zwitter wie methacrylierte Gelatine, wurden getestet. Bei der praktischen Umsetzung ergaben sich einige Probleme, die zu überwinden waren. Da die strahlenchemische Vernetzung unter Sauerstoffausschluss erfolgen muss, ist eine Inertisierung des Prozessraumes erforderlich. Eine spezielle, mit Inertgas (Stickstoff) flutbare Behandlungskammer für die Bestrahlung der Papierproben wurde in die Elektronenstrahlanlage REAMODE des Fraunhofer FEP installiert. Die Menge und Rezeptur des Verfestigungsmittels sowie die Art und Weise der Einbringung in das Papier ist von Wichtigkeit, um den Anforderungen der Flexibilität, Optik und Haptik zu genügen. Tränken erwies sich dabei als ungeeignet. Verdünnen und anschließendes Abdampfen des Lösemittels sollte jedoch vermieden werden. Deshalb wurde eine Ultraschall-Vernebelungsapparatur erstellt, um im feinsten Sprühverfahren die reaktiven Verfestigungsmittel auf das Papierblatt aufzubringen. Allerdings begrenzt diese Methode die Zugabe bestimmter Additive, die präventiv weiteren säurekatalysierten Zelluloseabbau verhindern sollen. Die Höhe des Wassergehaltes im Papier hat auf die Prozessführung Einfluss. Um das Zusammenführen der Zellulose mit dem Verfestigungsmittel zu unterstützen, wurden Vorbehandlungen des Papiers, u.a. mit wasserstoffhaltigem (reduzierend wirkendem) Atmosphärendruck-Plasma, erprobt und über eine längere Zeit anhaltend ein hoher hydrophilisierender Effekt nachgewiesen. Hierbei ist anzumerken, dass beim realen Elektronenstrahlprozess unter Atmosphärendruck ebenfalls ein Gasplasma (verursacht durch das hier eingesetzte Schutzgas Stickstoff) mit ähnlichen simultanen Wirkungen vorhanden ist. Abb. 23: Elektronenstrahlanlage REAMODE im FEP. Abb. 24: Ausschnitt eines UltraschallAerosolgerätes. 5.3.3 Erste Arbeitsergebnisse und Bewertung Die bisher getätigten Grundlagenuntersuchungen befassten sich ausführlich mit der Zustandsbeschreibung des zur Konservierung anstehenden Ausgangsmaterials. Der aufgrund eigener Kompetenz gewählte und auch von anderen Wissenschaftlern avisierte Lösungsansatz wurde in ersten Versuchsreihen begonnen, um die Variationsbreite an Verfahrensstufen und geeigneten Rohstoffen einzugrenzen. 24 Zunächst konnte festgestellt werden, dass moderate Elektronenbestrahlung alter Papiere nicht zu dem befürchteten erheblichen Festigkeitsverlust führt, sondern stattdessen stabilisierend wirken kann (Vgl. Abb. 25). Die Zugabe von neutralisierend wirkenden Additiven kann nur begrenzt erfolgen, da dies den Verfestigungseffekt mindert. Ein großes Problem stellen Risse in den Papierblättern dar. Durch zusätzliches Einbringen von Nanocellulose wurde versucht auch die Fehlstellen zu füllen. Allerdings erhöht dies den konservatorischen Gesamtaufwand durch Separatbehandlung. Der Einsatz von synthetischen Bindemitteln in verschiedenen Rezepturen war aufgrund negativer Veränderungen in Optik, Haptik und Geruch an den Papieren bisher nicht zufriedenstellend. Die Wirkung einer Verfestigung des Altpapiers mittels verwendeter Bindemittel auf Biopolymer-Basis unter strahlenchemischer Behandlung zeigen die Diagramme (Abb. 25 b,c). Durch Verwendung von Gelatine als Verfestigungsmittel erhöht sich die Zugfestigkeit (Angaben in Newton) und zeigt ab 5% Gelatineanteil ein Maximum nach einer Bestrahlungsdosis von 13 kGy. Die Verwendung von methacrylierter Gelatine zeigt einen ähnlichen Effekt bei 27 kGy Strahlungsdosis. Zugfestigkeiten alter Holzschliffpapiere konnten von etwa 15 Newton durch die Verfestigungsmethode mit Hilfe der Elektronenstrahlbehandlung auf über 35 Newton erhöht werden. Abb. 25: Erhöhung der Zugfestigkeit nach Bestrahlung von Papieren. a) Einfluss von Elektronenbestrahlung (Dosis) auf die Zugfestigkeit von unbehandeltem Papier. b) Erhöhung der Zugfestigkeit durch Elektronenbestrahlung von Holzschliffpapier mit Verfestigungsmitteln auf Biopolymer-Basis. c) Erhöhung der Zugfestigkeit durch Elektronenbestrahlung von Holzschliffpapier mit Verfestigungsmitteln auf Biopolymer-Basis und säureneutralisierenden Additiven. Die Bewertung der bisher erarbeiteten Ergebnisse zeigt, dass noch umfangreiche Arbeit zu leisten ist. Gewisse Meilensteine wurden erreicht und erste Ergebnisse ermutigen, den gewählten Lösungsansatz weiter zu verfolgen. 25 5.3.4 Zusammenfassung und Ausblick Die Erarbeitung eines optimalen, effizienten und in akzeptabler Anwendungsbreite nutzbaren Behandlungsverfahrens unter vertretbarem Kostenaufwand hat viele Faktoren und Einflussgrößen zu berücksichtigen und war bisher im vorhandenen Budgetrahmen nicht uneingeschränkt möglich. Die Fortführung der Arbeiten erstreckt sich derzeit auf die weitere Optimierung der Verfestigungsmittel-Rezepturen und der Behandlungsabfolge. Die Schritte - Entsäuerung, Trocknung, (eventuell) Oberflächenvorbehandlung, Aufbringen des Verfestigungsmittels, Elektronenstrahlvernetzung unter Inertbedingungen sowie Ausbringen der Papierblätter - sind verfahrenstechnisch so zu lösen, dass sie in einer kontinuierlich betriebenen Durchlaufanlage effizient ausführbar werden. Die Problematik des Röntgenschutzes ist hierbei zu beachten. Eine fundamentierte Konzeption der künftigen Anlagengestaltung ergibt sich aus den nächstfolgenden Arbeitsergebnissen. Wir glauben, dass in Zukunft auch der Bau einer mobilen Anlage präferiert werden kann, die zu den jeweiligen Archivzentren fährt und dort das unmittelbar bedrohte Massengut schnell und kostengünstig bearbeitet. Für einen anderen Einsatzzweck hat Fraunhofer FEP solche mobile Behandlungsanlagen gebaut und an die Landwirtschaft zur Entkeimung von Saatgut ausgeliefert. Sie arbeiten seit über einem Jahrzehnt an mehreren Einsatzorten erfolgreich. Die Erstellung einer im Pilotstadium funktionierenden ElektronenstrahlBehandlungsanlage für Papier im Durchlaufverfahren ist jedoch ohne entsprechende zusätzliche Finanzmittel nicht realisierbar. Literatur zu Kapitel 5: U. Vohrer, I. Trick, J. Bernhardt, C. Oehr, H. Brunner: Plasma Treatment – an increasing technology for paper restoration?, Surface and Coatings Technology, 2001, S. 142-144, S. 1069-1073. B. Trnovec, M. Mikula, P. Rehak: Surface modification of paper by atmospheric barrier discharge in N2 to enhance is strength and protection against aging. Printing Future Days 2005 - 1st international IARIGAI student conference on print and media technology. Chemnitz, Germany. 14.11. - 17.11.2005, Proc. S. 227-232. Paper manufacture and package printing, S. 228-232. B. Trnovec, M. Mikula: Surface modification of paper by atmospheric DBD in N2 with HMDSO and chitosan to enhance ist strength and protection against aging. 16th Symposium of Application of Plasma Processes, Podbanske, Slowakia. 19.01. - 21.01.2007, Proc. S. 271-272, Bd. SAPP XVI. Chr. C. Mollett, Chr. E. Butler, M. L. Burstall: Treatment of Archival Material. The British Library; US-Patent 4,808,433, (1989). A. M. Felbush: Low temperature Irradiation of monomer impregnated cellulosic bodies. US-Patent 3,420,761 (1969). Jett C. Arthur, Jr.; J. Macromol: Cellulose Graft Copolymers. Sci.-Chem., A4(5), 1970, S. 1057-1065. E. Princi, S. Vicini: Graft polymerisation of ethyl acrylate/methyl methacrylate copolymers: A tool for the consolidation of paper-based materials. European Polymer Journal 44, 2008, S. 2392-2403. 26 6. Öffentlichkeitsarbeit Ein wichtiger Bestandteil des von der Fraunhofer-Gesellschaft geförderten Projektes ist die Öffentlichkeitsarbeit für die neugegründete Forschungsallianz Kulturerbe sowie für das Forschungsprojekt Plasmatechnologie. Das Projekt ermöglichte eine Vielzahl von Aktionen und Aktivitäten, die von der Fraunhofer Gesellschaft in Kooperation mit den Allianzpartnern konzipiert und umgesetzt wurden. Zu nennen sind hier: Erstellung eines Logos für die Forschungsallianz Kulturerbe Einrichtung und Pflege einer Webseite (www.forschungsallianz-kulturerbe.de) Erstellung eines Flyers für die Forschungsallianz Kulturerbe in deutscher und englischer Sprache Erstellung von Postern zur Forschungsallianz und zur Plasmatechnologie Posterpräsentation der Plasmatechnologie im Rahmen der „ERA-NET NETHERITAGE“ Abschlussveranstaltung in Brüssel Erstellung von Roll-ups zur Forschungsallianz und zur Plasmatechnologie Erstellung eines Wikipedia-Artikels Präsentation auf der Denkmalmesse 2010 und 2012 in Leipzig Erstellung des Abschlussberichtes Durchführung der Abschlussveranstaltung im Fraunhofer FEP Dresden Die Veröffentlichung einer Sonderpublikation über die Forschungsallianz Kulturerbe mit dem Titel „Dem Zahn der Zeit zum Trotz – Wie Wissenschaftler mit Hightech unser Kulturerbe retten“ entstand in Kooperation mit dem Verlag Spektrum der Wissenschaft und erschien in den Zeitschriften „Spektrum der Wissenschaft“ (2/2012) und „epoc“ (1/2012) mit einer Auflage von ca. 150.000. Sie stellt gleichzeitig einen Beitrag zum Wissenschaftsjahr 2012 „Zukunftsprojekt Erde“ des BMBF dar. Desweiteren hat die Forschungsallianz Kulturerbe in Kooperation mit der Neuen Deutschen Kongress GmbH seit 2010 die jährliche Roadshow „Das grüne Museum“ zu aktuellen Fragen der Museologie und Konservierungswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz ins Leben gerufen. Durch die finanzielle Unterstützung aus Eigenmitteln der Fraunhofer Gesellschaft konnten das Anliegen und die Aktivitäten der Forschungsallianz sowohl in der nationalen wie internationalen Forschungsgemeinschaft, in der Gesellschaft aber auch in der Politik bekanntgemacht werden. Die Forschungsallianz Kulturerbe ist mittlerweile in Deutschland und in Europa als ein zentraler Ansprechpartner etabliert. 27 7. Projektleitung und Projektpartner An dem Forschungsprojekt waren insgesamt sechs Fraunhofer-Institute, Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft und Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie zahlreiche assoziierte Partner beteiligt. Projektleitung Koordination (Öffentlichkeitsarbeit) Dr. Johanna Leissner Fraunhofer Brüssel [email protected] Dipl.-Restaurator Univ. Ralf Kilian Fraunhofer IBP [email protected] Plasmatechnik Dr. Uwe Vohrer Fraunhofer IGB [email protected] Beteiligte Fraunhofer-Institute und AnsprechpartnerInnen Adresse Ansprechpartnerin Fraunhofer Brüssel Dr. Johanna Leissner Scientific Representative for Fraunhofer IAP, IBP, ICT, IGB, ISC, IST & MOEZ Research Alliance Cultural Heritage and Sustainability Network E-Mail: [email protected] Rue du Commerce 31 B-1000 Bruxelles Wissenschaftliche Repräsentantin für Fraunhofer IAP, IBP, ICT, IGB, ISC, IST & MOEZ, Koordination nationaler und europäischer Forschungsprojekte im Bereich Kulturerbe sowie Mitbegründerin des Fraunhofer Netzwerks Nachhaltigkeit. 28 Adresse Ansprechpartner Fraunhofer-Institut für Bauphysik Institutsteil Holzkirchen IBP Dipl.-Restaurator Univ. Ralf Kilian Gruppenleiter Präventive Konservierung und Denkmalpflege E-Mail: [email protected] Fraunhoferstraße 10 83626 Valley Die Aufgaben des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP konzentrieren sich auf Forschung, Entwicklung, Prüfung, Demonstration und Beratung auf den Gebieten der Bauphysik. Dazu zählen z.B. der Schutz gegen Lärm und Schallschutzmaßnahmen in Gebäuden, die Optimierung der Akustik in Auditorien, Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und Optimierung der Lichttechnik, Fragen des Raumklimas, der Hygiene, des Gesundheitsschutzes und der Baustoffemissionen sowie die Aspekte des Wärme-, Feuchte- und Witterungsschutzes, der Bausubstanzerhaltung und der Denkmalpflege. Das Fraunhofer IBP schafft mit der Arbeitsgruppe Präventive Konservierung und Denkmalpflege eine Verbindung zwischen angewandter, naturwissenschaftlicher Forschung auf der einen Seite und der Kunsttechnologie, Konservierungswissenschaft und praktischer Restaurierung auf der anderen Seite, um in multidisziplinärer Zusammenarbeit neue Methoden und Verfahren zu entwickeln und zu erproben. Adresse Ansprechpartner Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB Dr. Uwe Vohrer Business Development E-Mail: [email protected] Nobelstrasse 12 70569 Stuttgart Dr. Michael Haupt Gruppenleiter: Plasmaverfahren und Laborleiter Oberflächenanalytik E-Mail: [email protected] Das Fraunhofer IGB entwickelt und optimiert Verfahren und Produkte für die Geschäftsfelder Medizin, Pharmazie, Chemie, Umwelt und Energie. Zu unseren Kompetenzen zählen Grenzflächentechnologie und Materialwissenschaft, Molekulare Biotechnologie, Physikalische Prozesstechnik, Umweltbiotechnologie und Bioverfahrenstechnik sowie Zellsysteme. Ein großer Schwerpunkt liegt in der Entwicklung plasmabasierter Prozesse für die oben genannten Geschäftsfelder. Adresse Ansprechpartner Fraunhofer-Institut für Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP Dipl.-Phys. Wolfgang Nedon Leiter Technik, Beauftragter Architektur / Kulturguterhaltung E-Mail: [email protected] Winterbergstraße 28 01077 Dresden Dipl.-Phys. Frank-Holm Rögner Abteilungsleiter Elektronenstrahlprozesse E-Mail: [email protected] Das Fraunhofer FEP entwickelt plasmagestützte Verfahren zur Abscheidung dünner Funktionsschichten im Vakuum u.a. mittels Elektronenstrahlverdampfung und Magnetron-Sputtern sowie Elektronenstrahl-Technologien zur Behandlung organischer Materialien, zur Desinfektion/ Sterilisierung und zur Modifikation von Oberflächen. 29 Adresse Ansprechpartner/in Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST Dr. Michael Thomas Abteilungsleiter Atmosphärendruckverfahren E-Mail: [email protected] Bienroder Weg 54 E 38108 Braunschweig Dipl.-Ing. Margret von Hausen Atmosphärendruck-Plasmaverfahren E-Mail: [email protected] Das Fraunhofer IST gehört zu den führenden Instituten der Oberflächen- und insbesondere der Plasmatechnik. Neben PVD-, PECVD- und HWCVD-Verfahren im Niederdruck für tribologische und optische Anwendungen werden auch neue Plasmaprozesse zur Schichtabscheidung und Funktionalisie-rung von Oberflächen bei Atmosphärendruck seit über 15 Jahren entwickelt. Darüber hinaus besitzt das Institut eine umfangreiche oberflächenanalytische Ausstattung. Adresse Ansprechpartner Fraunhofer Informationszentrum Raum und Bau IRB Dipl.-Ing. Dipl-Wipäd. Volker Schweizer AG Medieninhalte Planen und Bauen E-Mail: [email protected] Nobelstraße 12 70569 Stuttgart Das Bauen im Bestand sowie die Denkmalpflege nehmen einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Die erforderlichen Baumaßnahmen setzen Erfahrung und spezifische Fachkenntnisse voraus, die dem konkreten Einzelfall gerecht werden. Folglich kommt dem vernetzten Wissenstransfer und dem unkomplizierten Zugriff auf verlässliche Fachinformationen eine besondere Bedeutung zu. Beim Fraunhofer IRB werden Informationen zur Denkmalpflege und Bauschäden dokumentiert und zur Verfügung gestellt. Es wird nicht nur gezeigt, welche relevanten Informationen es zum Thema gibt, sondern wie diese zeitnah – oder zeitgleich – zu beschaffen sind. Durch die Zusammenarbeit mit externen Fachautoren, Herausgebern, Tagungsreferenten und qualifizierten Mitarbeitern wird in Verbindung mit modernster Technik eine neue Qualität im Angebot von Fachwissen erreicht, welche die Informationsbeschaffung erleichtert. Adresse Ansprechpartner/in Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC Dipl.-Rest. (FH) Katrin Wittstadt Fachbereich Kulturgüterschutz E-Mail: [email protected] Außenstelle Bronnbach Bronnbach 28 97877 Wertheim-Bronnbach Der Fachbereich Kulturgüterschutz des Fraunhofer ISC stellt eine Schnittstelle zwischen zukunftsweisenden Technologien und klassischer Restaurierung dar. Im Fokus stehen spezifische Aufgaben zur Erhaltung von historischen Gläsern und Keramiken, aber auch geschädigten Metallobjekten, Emaille, Glasuren oder Mosaiken. Die anwendungsorientierte Forschung umfasst neben der Schadensanalytik auch die Entwicklung neuer Konservierungsmaterialien- und Methoden. 30 Projektpartner Archäologische Staatssammlung München Prof. Dr. Rupert Gebhard Bayerisches Hauptstaatsarchiv Gerhard Fürmetz, Klaus Rieger Bayerisches Nationalmuseum Ute Hack, Dagmar Drinkler, Egidius Roidl Braunschweigisches Landesmuseum Dr. Angela Klein, Olaf Wilde Landesmuseum Württemberg Andrea Funck, Martin Raithelhuber Römisch-Germanisches Zentralmuseum Christian Eckmann Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Prof. Dr. Gerhard Eggert, Annika Maier Staatsbibliothek zu Berlin Dr. Joachim Zeller Technische Universität München Prof. Erwin Emmerling, Jonas Jückstadt Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin Siobhan Piekarek, Prof. Ruth Keller Fachhochschule Potsdam/Rijksmusem Amsterdam Sophie Hoffmann, Prof. Jörg Freitag Fachhochschule Köln Dr. Anne Sicken 31 AutorInnen Dr. Johanna Leissner, Fraunhofer Brüssel; Viktoria Piehl, Wiss. Mitarbeiterin der Forschungsallianz Kulturerbe; Wolfgang Nedon, Fraunhofer FEP; Wolfgang Schwarz, Fraunhofer FEP; Dr. Michael Thomas, Fraunhofer IST; Margret von Hausen, Fraunhofer IST; Dr. Uwe Vohrer, Fraunhofer IGB; Ralf Kilian, Fraunhofer IBP; Volker Schweizer, Fraunhofer IRB; Dr. Paul Bellendorf, Fraunhofer ISC Bildnachweis Titelbilder (v.o.n.u.): Fraunhofer IGB, Fraunhofer FEP, Fraunhofer IGB, Fraunhofer IGB, Fraunhofer IST Abb. 1 - 9: Fraunhofer IGB Abb. 10-19: Fraunhofer IST Abb. 20-25: Fraunhofer FEP Der ausführliche Abschlussbericht zum Projekt „Plasmatechnologie – eine innovative Technologie zur Konservierung und Restaurierung von Kulturgütern und öffentliche Präsentation der Forschungsallianz Kulturerbe“ wird voraussichtlich im Herbst 2012 über das Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau zu beziehen sein. IMPRESSUM Herausgeber: Redaktion: Layout/Satz: Produktion: Forschungsallianz Kulturerbe Dr. Johanna Leissner, Viktoria Piehl Viktoria Piehl Fraunhofer Informationszentrum Raum und Bau IRB, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die über die engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes hinausgeht, ist ohne schriftliche Zustimmung der Forschungsallianz Kulturerbe unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Speicherung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Warennamen und Handelsnamen in diesem Werk berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Bezeichnungen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und deshalb von jedermann benutzt werden durften. Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z. B. DIN, VDI, VDE) Bezug genommen werden oder aus ihnen zitiert werden, so kann der Verlag keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls für die eigenen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gültigen Fassung hinzuzuziehen. © Forschungsallianz Kulturerbe 2012 Ansprechpartner der Forschungsallianz Kulturerbe Prof. Dr. Stefan Simon Direktor Rathgen-Forschungslabor, Staatliche Museen zu Berlin Dr. Stefan Brüggerhoff Museumsdirektor Deutsches Bergbau-Museum Bochum Dr. Johanna Leissner Scientific Representative for Fraunhofer IAP, IBP, ICT, IGB, IST, ISC & MOEZ Schlossstraße 1a 14059 Berlin Telefon: +49 (30) 3267490 Herner Straße 45 44787 Bochum Telefon: +49 234 968-4032 Rue du Commerce 31 B-1000 Bruxelles Telefon: +32 2 506 42 43 [email protected] www.smb.museum/rf [email protected] www.bergbaumuseum.de [email protected] www.fraunhofer.de 32 33