Freundschaften, hierarchisch: die Dichter und ihre Chronisten

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Freundschaften, hierarchisch: die Dichter und ihre Chronisten
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SCHAMMA SCHAHADAT Freundschaften, hierarchisch: die Dichter und ihre Chronisten Freundschaft gilt mehr als Verwandtschaft, denn Freundschaft ist gewählt, und sie gilt mehr als die Liebe, denn Freundschaft zeichnet sich, wie es bei Montaigne heißt, durch eine „gleichmäßige und wohlige Wärme“ aus, sie ist „beständig und mild“. In Verbindung mit dem Dichterkult aber geriet der Freundschaftskult bisweilen ins Wanken; so spricht Avital Ronell über die Beziehung zwischen Eckermann und Goethe von Eckermann’s Desaster. Ausgehend von der Idee des literarischen Parasitismus sollen verschiedene ungleiche Freundschaftspaare genauer untersucht werden: Eckermann und Goethe 1823-­‐1832 in Deutschland, die Polen Antoni Edward Odyniec und Mickiewicz 1829/30 bei ihrer Reise durch Deutschland, Lidija Čukovskaja und Anna Achmatova 1938-­‐1965 in Russland. Der Vortrag untersucht die Logik einer Freundschaft, die durch die Spannung zwischen Aneignung und Widerstand, zwischen dem Eigenen und dem Fremden geprägt ist und in dem der Aufschreiber als Parasit „ein wenig im Schatten oder im Dunkel“ (Michel Serres) im Rücken des Genies, das er verschriftlicht, steht. Schamma Schahadat, Prof. Dr., ist Professorin für Slavische Literatur-­‐ und Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen mit den Schwerpunkten russische und polnische Literatur-­‐, Kultur-­‐ und Medienwissenschaft. Aktuelle Publikationen: Kulturen der Leidenschaften – Leidenschaften in den Kulturen, hrsg. zus. m. Dorothee Kimmich, Gastedition der Zeitschrift arcadia 44 (2009); Kulturtheorie, hrsg. zus. m. Dorothee Kimmich u. Thomas Hauschild, Bielefeld 2010; Russkaja imperija čuvstv. Podchody k kul’turnoj istorii ėmocii (Das russische Reiche der Gefühle. Ansätze zu einer Kulturgeschichte der Emotionen), hrsg. zus. m. Marc Elie u. Jan Plamper, Moskau 2010; Das Konzept der Synthese im russischen Denken. Künste – Medien – Diskurs, hrsg. zus. m. Nadežda Grigor’eva, Igor‘ Smirnov u. Irina Wutsdorff, München 2010. Zur Zeit arbeitet sie an einem Buch zur Intimität in der russischen Kultur. 1/1

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