Grundschule - Wiener Bildungsserver

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Grundschule - Wiener Bildungsserver
Literaturempfehlungen
Anke Kuhl
Lehmriese lebt!
80 S., € 18,50; Berlin: Reprodukt 2015
Zusammenstellung: Institut für Jugendliteratur
Literaturempfehlungen
Anne Fine
Tagebuch einer Killerkatze
Aus dem Englischen von Barbara Heller
Mit Illustrationen von Axel Scheffler
64 S., € 10,30; Frankfurt: Moritz 2015
Zusammenstellung: Institut für Jugendliteratur
Frühjahr I 2015
Grundschule
Comic | Golem | Abenteuer | Freundschaft
David Almond hat mit »Lehmann und die Versuchung« über ihn erzählt und
Mirjam Pressler führt ihn in ihrem Prag-Roman »Golem stiller Bruder« sogar im
Titel. Und jetzt hat die deutsche Illustratorin Anke Kuhl einen Comic für sehr viel
jüngere LeserInnen gezeichnet, in dem zwei Kinder am Flussufer einen Golem
aus Lehm bauen. Der geht in der folgenden Nacht, beseelt von einem Blitz, in die
kleine Stadt und stellt dort einiges auf den Kopf. Am Ende sitzt er auf dem Rathausdach und bimmelt mit den Glocken. Dass der Lehmriese nicht von den Wasserspritzen der Feuerwehr zerstört wird, liegt an den aufgeweckten Kindern. Die
dann auch wissen, was man mit so einem großen Kerl, der einem ja gehorcht,
alles machen kann.
Anke Kuhl illustriert tolle Cover, ist für das hinterfotzige Bilderbuch »Alle Kinder« mitverantwortlich, hat mit Alexander Maxeiner (wie Kuhl in der Ateliergemeinschaft Labor in Frankfurt beheimatet) die Sachbücher »Alles Familie« und
»Alles lecker« gemacht und zuletzt das hochgelobte »Klär mich auf!«. Sie zeichnet in einem wunderbar lässigen Stil, gibt ihren Figuren immer einen besonderen Ausdruck mit und beherrscht, wie sie hier beweist, auch das Erzählen im
Comic. Witzig, leicht zu lesen, breit einsetzbar. Leseprobe hier auf der Homepage
des Verlags Reprodukt.
Ab 6
wiener bildungsserver
Frühjahr I 2015
Grundschule
Katze | Haustiere | Humor
Schon vor zwanzig Jahren erschien Anne Fines »The Diary of a Killercat« im Original und kurz darauf folgte die deutsche Übersetzung. Jetzt hat Axel Scheffler,
der mit dem Grüffelo einen internationalen Bestseller gelandet hat und mit vielen anderen Bilderbuchfiguren im gegenwärtigen Kinderalltag präsent ist, den
englischen Klassiker neu illustriert. Am Montag fängt der Kater einen Vogel, den
das schockierte Kind samt Familie am Dienstag begräbt. Am Mittwoch ist eine
Maus dran, und was Kuschel am Donnerstag durch die Katzenklappe anschleppt,
bringt den Mann im Haus dazu, dieselbige zuzunageln. Dem in sehr britischem
Ton erzählenden Kater – »Ja, ich hab den Vogel getötet. Du lieber Himmel, ich
bin nun mal eine Katze«!« gibt Scheffler, der ja schon lange in London lebt, ein
angemessenes Gesicht zwischen arrogant und genervt. Auch die übrigen Familenmitglieder werden mit starken Konturen und bunten Farben in Szene gesetzt.
Das mag vielleicht nichts für ganz zarte Gemüter sein, wer aber britischen
Humor mag, kommt hier auf seine Kosten. Leseprobe hier beim Verlag. Ab 6
wiener bildungsserver
Literaturempfehlungen
Karin Koch & Iris Wolfermann (Ill.)
Tilda und der Duft der Welt
48 S., € 10,20; Wuppertal: Peter Hammer 2015
Zusammenstellung: Institut für Jugendliteratur
Literaturempfehlungen
Toon Tellegen & Marc Boutavant (Ill.)
Man wird doch wohl mal wütend werden
dürfen
Aus dem Niederl. von Mirjam Pressler
80 S., € 15,40; München: Hanser: 2015
Zusammenstellung: Institut für Jugendliteratur
Frühjahr I 2015
Grundschule
Familie | Scheidung | Kinderalltag
Tilda ist ein Nasenmensch. Sie nimmt die Welt über Gerüche wahr, liebt den Geruch von Muskatnuss, mag den Duft von Steinen an heißen trockenen Tagen
und sie muss bei Papa sofort die Balkontür aufreißen: »Bei dir müffelt es«, hab ich
immer gesagt, wenn mein kleiner Bruder Hans und ich unseren Papa besucht
haben. Haben. Hans ist vier und leidenschaftlicher Maschinenbauer, seine beste
Maschine ist die Wartemaschine. Wenn er etwas nicht erwarten kann, wartet sie
für ihn und er kann inzwischen was anderes tun. Am meisten wartet er darauf,
dass sein Papa wieder einzieht. Darauf kann Hans lange warten, weiß die Erzählerin. Ganz aus der Sicht des Mädchens, außerordentlich unmittelbar und
doch fast auch wieder beiläufig wird hier von einer zerbrochenen Familie erzählt, von Besuchsrecht, um das vor Gericht gestritten wird. Und vor allem von
den Sehnsüchten und Ängsten und vom Alltag der Kinder – um die es eigentlich
gehen sollte. Auch für Erwachsene empfehlenswert!
Ab 6
wiener bildungsserver
Frühjahr I 2015
Grundschule
Wut | Emotion | Alltag | Tiergeschichten
Im liebenswerten niederländischen Autor der Geschichten von Eichhorn und
Ameise Toon Tellegen stecken wohl auch Abgründe. Zumindest lässt das soeben
in deutscher Sprache erschienenen Buch, in dem er erzählend gekonnt die Wut
auslotet, darauf schließen: Er lässt einen misanthropischen Klippschliefer den
täglichen Sonnenuntergang so persönlich nehmen, dass er die Sonne auch tagsüber nicht mehr genießen kann. Er inszeniert einen grandiosen Streit zwischen
Käfer und Wurm über die Größe ihrer Wut. Einen Krebs schickt er als Handlungsreisenden mit unterschiedlichen Sorten Wut im Musterkoffer zu einem
extrem ausgeglichenen Igel. Und die Spitzmaus lässt Toon Tellegen das friedfertige Eichhörnchen so sehr provozieren, dass man als Leser richtiggehend wütend wird. Der Franzose Marc Boutavant hat die 12 kurzen Geschichten
farbenfroh teils ganzseitig illustriert. Er stellt die exzentrischen Tiere, leichte,
feine Figuren, meist auf eine intensiv eingefärbte Waldbühne und lässt sie dort
kleine Szenen spielen. Eine tolle, immer auch überraschende Meditation über
die Wut, ihre Entstehung, ihre Ausformungen und ihre Folgen.
Für den gesamten Grundschulbereich
wiener bildungsserver
Literaturempfehlungen
Saskia Hula
Elvis im Einsatz
Illustriert von Eva Muszynski
64 S., € 13,30; München: mixtvision 2015
Zusammenstellung: Institut für Jugendliteratur
Literaturempfehlungen
Katja Reider
Ich – voll peinlich! oder Der Tag,
an dem das Khushi kam
128 S., € 10,30; Hamburg: Rowohlt 2015
Zusammenstellung: Institut für Jugendliteratur
Frühjahr I 2015
Grundschule
Freundschaft | Phantasie | Rollenspiel | Alltag
Im Sommer hat Elvis viel Zeit – beginnt die Wiener Autorin Saskia Hula ihre Feriengeschichte um den kleinen Elvis, der sich gern nützlich macht. Zuerst eröffnet er ein Fundbüro, das allerdings erst in Schwung kommt, als Elvis’ Nachbarin
Annarita eine geschäftsfördernde Idee hat. Nämlich Dinge einzusammeln, die jemand verloren haben könnte … Als die Sache läuft, wird auch schon die Branche
gewechselt und eine Polizeistation aufgemacht. Dass es schwierig ist, Verbrechen zu ahnden, wenn man selbst nicht ganz gesetzestreu ist – weil man den
Dreck des Hundes, den man ausführt, nicht wegputzt, – ist kein akutes Problem
mehr, als es gilt, einen potentiellen Bösewicht zu verfolgen.
Saskia Hula erzählt ihre kleine Sommergeschichte mit Tempo und Witz . Sie lässt
die Erwachsenen links liegen und folgt den beiden kindlichen Figuren mit Sympathie und Hintersinn. Der Text ist einfach und übersichtlich, gut geeignet für
Kinder, die gerade Lesen gelernt haben. Dabei unterstützen die vierfärbigen Illustrationen von Eva Muszynski (sie hat die Geschichten von »Cowboy Klaus«
geschrieben), die Elvis und Annarita gut getroffen hat.
Ab 7
wiener bildungsserver
Frühjahr I 2015
Grundschule
Konfliktfähigkeit | Selbstbewusstsein | Mut
Jule ist keine Draufgängerin. Wenn es gilt, den Mund aufzumachen, wird sie
stumm, und peinlich ist ihr eigentlich alles. Ganz der Papa, der wird nämlich
auch vom Chef gepiesackt und traut sich nicht, den Nachbarn vom eigenen Parkplatz zu vertreiben. Als Jule von einem Tag auf den nächsten eine Andere ist, erstaunt das nicht nur ihre beste Freundin: Jule lässt sich zur Klassensprecherin
wählen, meldet sich für ein Tanzsolo, aufzuführen vor der ganzen Schule, und
springt einem Mitschüler bei. Ob das tatsächlich alles an Kushi liegt, dem kleinen Püppchen, das ihr eine Tante als Glücksbringer und Kraftquelle geschenkt
hat? Wir glauben es erst, als Jules Papa das Kushi ins Büro mitnimmt und weit
über sich hinauswächst.
In Katja Reiders kleiner Erzählung – zu der Anke Kuhl ein wunderbares Cover
und SW-Zeichnungen gemacht hat – dreht sich alles um Selbstbewusstsein, Konfliktfähigkeit und Durchsetzungsvermögen. Und auch wenn das Thema klar, die
Dramaturgie einfach und die Handlung ein wenig vorhersehbar ist, funktioniert
die Geschichte gut, weil die Autorin mit Witz zuspitzt und einen Sinn für Situationskomik hat.
Ab 8
wiener bildungsserver
Literaturempfehlungen
Anna Woltz
Kükensommer
Aus dem Niederländischen von Bettina Bach
und Eva Schweikart
160 S., € 11,30; München: dtv 2014
Zusammenstellung: Institut für Jugendliteratur
Literaturempfehlungen
Stefan Boonen & Tom Schoonooghe (Ill.)
Ein Mädchen, sieben Pfannkuchen und ein
roter Koffer
Aus dem Niederl. von Andrea Kluitmann
272 S., € 15,50; Frankfurt: Fischer KJB 2014
Zusammenstellung: Institut für Jugendliteratur
Frühjahr I 2015
Grundschule
Familie | Stiefmutter | Haustier | Liebe
Alles beginnt mit einer Hochzeit: Da frisst nicht nur ein Kaninchen den Brautstrauß, sondern dort trifft die Ich-Erzählerin Flora auch einen Jungen aus ihrer
Schule: Nick. Der ist nett, freundlich, hübsch – so einer, mit dem alle Jungs Fußball spielen wollen und in den alle Mädchen verliebt sind. Seine Eltern organisieren Hochzeiten – und er hilft dabei, den glücklichsten Tag im Leben zweier
Menschen, wie er meint, noch schöner zu machen. Flora findet Hochzeiten eigentlich blöd, und Evi, auch Hochzeitsgast, ist in Bezug auf Hochzeiten und Glück
anderer Meinung als der liebe Nick. Kein Wunder, ist ihre Mutter doch vor Jahren gestorben – und jetzt will ihr Vater Josien heiraten, die Evi gar nicht leiden
kann. Mit allen Mitteln will sie die Hochzeit verhindern, was ihr fast gelingt …
Die Niederländerin Anna Woltz erzählt in ihrem ersten in deutscher Sprache erscheinenden Buch eine leichte Sommerferiengeschichte um drei ungleiche Kinder, die schlussendlich gute Freunde werden. Thematisch im Mittelpunkt stehen
stehen zwar keineswegs einfache Probleme wie die Formierung einer neuen Familie. Trotzdem ist dies kein schwerer Text. Das liegt nicht nur an den sommerlichen Temperaturen und dem Huhn, das in einem Kleiderschrank sechs ihm
untergeschobene Eier ausbrütet, sondern am Erzählton der Autorin. Sie spitzt
auch in der Figurenzeichnung ein wenig zu, das erzeugt eine leichte Komik.
Dass am Ende wieder eine Hochzeit steht, daran war ja von Anfang an nicht zu
zweifeln, auch wenn die ProtagonistInnen das zuerst anders gesehen haben.
Ab 8/9
wiener bildungsserver
Frühjahr I 2015
Grundschule
Waisenkind | Naturschutz| Gemeinschaft | Parabel
In einem kleinen Ort an einem Fluss wird ein Mädchen angespült. Sie ist freundlich und bald allseits beliebt. Schnell sind auch einige Mitbürger bereit, sie aufzunehmen: Die Bäckersfamilie etwa mit ihren 11 Buben, der große Jos, der alles
reparieren kann und so gut vorlesen, oder auch die Schifferin Frau Karbus, die
das Mädchen gefunden hat. Aber Findling, wie sie genannt wird, ist eigenwillig
und würde am liebsten in der provisorischen Hütte am Fluss wohnen. Dann aber
wird im angrenzenden Wald ein Bär gefangen, den das Mädchen aus Mitleid befreit. Das finden schon nicht alle gut. Als dann auch noch einer kommt, um anstelle des Waldes einen Vergnügungspark zu errichten – Arbeitsplätze Aufschwung, usf. –, geht es in dem beschaulichem Ort drunter und drüber …
Der belgische Autor (von dessen gut 80 Büchern bislang nur eines ins Deutsche
übersetzt war) hat eine Geschichte vorgelegt, die in den Motiven und im Erzählduktus zwischen Märchen und Parabel angesiedelt ist. Eine einfache Sprache, die klare Dramaturgie und stark typisierte Figuren sorgen dafür, dass der
umfangreiche Text, der zudem großzügig mit reduzierten, aber aussagekräftigen vierfärbigen Illustrationen ausgestattet ist, einfach zu lesen ist. Mit Findling steht darüberhinaus eine Identifikationsfigur im Mittelpunkt, die in ihrer
Unabhängigkeit ein wenig an Pippi Langstrumpf erinnert. Dass sie sich am Ende
mit der gesamten Bürgerschaft des kleinen Dorfes den Baumaschinen in den
Weg stellt, um Wald und Bären, Ruhe und überkommene Ordnung zu sichern, ist
nicht weiter überraschend. Mit Andrea Kluitmann ist i.Ü. eine renomierte Übersetzerin (auch der Werke von Gerbrand Bakker und Do van Ranst) beteiligt.
Ab 8/9
wiener bildungsserver

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