GRONAU
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Aktualisierung des Einzelhandelsgutachtens für die Stadt GRONAU Auftraggeber: Stadt Gronau Projektleitung: Dipl.-Geogr. Gudula Böckenholt Projektverantwortung: Dipl.-Ing. Peter U. Berger Köln, im Oktober 2009 Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg | Büros in Erfurt, Köln, Hamburg, München, Salzburg Geschäftsführer: Dr. Manfred Bauer, Dr. Stefan Holl 51147 Köln, Frankfurter Str. 249 b Telefon: 02203 - 96430 Telefax: 02203 - 964319 eMail: [email protected], http://www.gma.biz Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Vorbemerkung Im Februar 2009 beauftragte die Stadt Gronau die GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH, Büro Köln, mit der Aktualisierung des GMA-Einzelhandelskonzeptes für die Stadt Gronau aus dem Jahr 2006. Die Untersuchung verfolgt das Ziel, vor dem Hintergrund der neuen gesetzlichen Regelungen (BauGB-Novelle und § 24a LEPro NRW) ein gesamtstädtisches Entwicklungskonzept für den Einzelhandel in der Stadt Gronau aufzustellen, das die Entwicklungsmöglichkeiten für den Einzelhandel sowie Empfehlungen und Vorgaben für die planungsrechtliche Steuerung der Einzelhandelsentwicklung aufzeigt. Dabei sind Aussagen über das künftig zu erwartende Kaufkraftpotenzial nach Sortimenten, die anzustrebende Ausstattung mit Einzelhandelsflächen sowie sinnvolle Veränderungen bzw. Ergänzungen der Sortimente und der Standorte zu treffen. Die inhaltlichen Schwerpunkte und die methodische Abwicklung wurden mit Vertretern der Stadtverwaltung diskutiert und abgestimmt. Der nachfolgende Bericht fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Die GMA verpflichtet sich, die Ergebnisse der Untersuchung vertraulich zu behandeln. Eine Weitergabe der Untersuchung an Dritte – auch in digitalisierter Form - bedarf vorab der schriftlichen Zustimmung des Auftraggebers. GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Büro Köln Köln, im Oktober 2009 BÖ / PB-aw Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorbemerkung I. Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen 2 1. Aufgabenstellung 2 2. Methodik 4 3. Grundzüge der Einzelhandelsentwicklung / Kundenverhalten 6 4. Entwicklungen und Perspektiven der Nahversorgung 5. Planungsrechtliches Instrumentarium zur Steuerung der Standortentwicklung 12 im Einzelhandel 19 II. Strukturdaten und Kaufkraft der Stadt Gronau 26 1. Strukturdaten 26 1.1 Geografische Lage und Einordnung in die Landesplanung 26 1.2 Bevölkerungsstruktur und -entwicklung 26 1.3 Arbeitsmarkt und Pendlerströme 29 1.4 Städtebauliche Rahmenbedingungen 30 2. Einzugsgebiet des Einzelhandels der Stadt Gronau 31 3. Kaufkraft 34 3.1 Grundlagen der Kaufkraftberechnung 34 3.2 Kaufkraftpotenzial in der Stadt Gronau 35 III. Einzelhandelsstruktur der Stadt Gronau 38 1. Einzelhandelsausstattung nach Sortimenten 38 2. Entwicklung des Einzelhandelsbestandes seit den Jahren 2005 / 2006 42 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 3. Einzelhandelsausstattung nach Stadtteilen 45 4. Verteilung der großflächigen Einzelhandelsbetriebe 47 5. Verkaufsflächenausstattung im Vergleich 50 6. Kaufkraftbewegungen 51 7. Städtebauliche Situation 54 7.1 Zentrale Versorgungsbereiche und dezentrale Agglomerationsbereiche 54 7.2 Einzelhandelsausstattung der zentralen Versorgungsbereiche und der dezentralen Agglomerationsstandorte 60 7.2.1 Innenstadt Gronau 60 7.2.2 Nebenzentrum Epe 61 7.2.3 Nahversorgungszentren 63 7.2.4 Dezentrale Agglomerationsstandorte 65 7.2.5 Weiterentwicklung der Nahversorgung 67 7.3 Standortbewertung 71 7.3.1 Bewertungskriterien 71 7.3.2 Zentraler Versorgungsbereich Innenstadt 74 7.3.3 Zentraler Versorgungsbereich Nebenzentrum Epe 78 7.3.4 Zentraler Versorgungsbereich Enscheder Straße (Gronau-West) 81 7.3.5 Zentraler Versorgungsbereich Gildehauser Straße (Gronau-Ost) 84 7.3.6 Zentraler Versorgungsbereich Kaiserstiege / Vereinsstraße (Gronau-Ost) 87 7.3.7 Zentraler Versorgungsbereich Dinkel-Center (Gronau-Epe) 90 IV. Zukünftiger Verkaufsflächenbedarf in der Stadt Gronau 93 1. Bevölkerungs- und Kaufkraftentwicklung bis zum Jahre 2020 93 1.1 Bevölkerungsprognose 93 1.2 Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Pro-Kopf-Ausgaben 93 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 1.3 Kaufkraftprognose 94 2. Umsatz- und Verkaufsflächenentwicklung bis zum Jahr 2020 97 2.1 Umsatzerwartung bis zum Jahr 2020 97 2.2 Zusätzlicher Verkaufsflächenbedarf bis zum Jahr 2020 99 3. Branchen- und Standortkonzept V. Maßnahmen und Empfehlungen zur Weiterentwicklung des 101 Einzelhandelsstandortes Gronau 108 1. Vorbemerkungen zum städtebaulichen Konzept 108 2. Einzelhandelszentralität 109 3. Standortkonzept 111 3.1 Planungsgrundlagen und -ziele 111 3.2 Entwicklungsbereich Innenstadt 118 3.3 Entwicklungsbereich Epe 121 3.4 Zentrale Versorgungsbereiche der Nahversorgungszentren 123 3.5 Potenzielle Ansiedlungsstandorte des Einzelhandels 128 4. Gronauer Sortimentsliste 135 VI. Fazit der Untersuchung 141 Anhang 148 Definitionen 152 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau I. Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen 1. Aufgabenstellung Seit Abschluss der GMA-Einzelhandelsuntersuchung für die Stadt Gronau im Jahre 2006 haben sich sowohl im Hinblick auf die Gesetzgebung als auch auf die bundesweite und regionale Einzelhandelsstruktur Veränderungen ergeben, so dass eine Fortschreibung der markt- und absatzwirtschaftlichen Eckdaten der Untersuchung erforderlich wurde. Mit der Neufassung des Baugesetzbuches, dem Gesetz zur Änderung des Landesentwicklungsprogramms Nordrhein-Westfalen und der Neufassung des Erlasses des Landes Nordrhein-Westfalen zur Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben haben sich auch die Kriterien für die Aufstellung eines Einzelhandelskonzeptes verändert. Nach den aktuellen Rechtsgrundlagen sind im Rahmen eines Zentrenkonzeptes u. a. zentrale Versorgungsbereiche für die Innenstadt und die Stadtteile festzulegen. Unter Berücksichtigung der v. g. Aspekte soll eine Neubewertung der städtischen Einzelhandelsfunktionen vorgenommen werden, um die Steuerung der Einzelhandelsentwicklung für die Stadt Gronau im Rahmen rechtssicherer Bebauungspläne zu ermöglichen. Dabei werden die quantitativen und qualitativen Entwicklungsperspektiven des Mittelzentrums als Einzelhandelsstandort im Rahmen eines Gesamtkonzeptes mit notwendigen Entwicklungsmaßnahmen aufgezeigt. Im Einzelnen werden folgende Faktoren berücksichtigt: Strukturveränderungen im Gronauer Einzelhandel seit dem Jahr 2006, Möglichkeiten zur Stabilisierung und Stärkung der zentralen Versorgungsbereiche von Gronau und Epe, Maßnahmen zur Erhaltung und Aufwertung der Nahversorgung in den Stadtteilen, Leitlinien für eine städtebaulich orientierte Steuerung der Einzelhandelsentwicklung im Rahmen der Bauleitplanung. 2 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Vor dem Hintergrund des anhaltenden Ansiedlungsdrucks großflächiger Einzelhandelsbetriebe werden im Rahmen des Einzelhandelskonzeptes eine gesamtstädtische Analyse der Einzelhandelsstruktur sowie ein Konzept für die künftige Einzelhandelsentwicklung vorgelegt. Die Untersuchung berücksichtigt sowohl die regionalen Wettbewerbsstrukturen, die landesplanerischen Zielsetzungen für das Mittelzentrum Gronau als auch die allgemeinen Strukturveränderungen im Einzelhandel. Im Rahmen der Bearbeitung des Einzelhandelskonzeptes werden im Wesentlichen folgende Arbeitsschritte vorgenommen: Analyse und Bewertung der Einzelhandelssituation innerhalb der Stadt und im Spannungsfeld zu benachbarten Einkaufsstädten, Ermittlung und Bewertung der Kaufkraftzu- und -abflüsse sowie der Umsatz- und Zentralitätskennziffern, Analyse und Bewertung der Zentrenstruktur, Definition und Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche, Ableitung der Zentrenrelevanz von Sortimenten im Rahmen einer „Gronauer Sortimentsliste“ als Grundlage zum Ausschluss von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit zentrenrelevanten Sortimenten außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche, Konzept zur Weiterentwicklung der Einzelhandelsstandorte mit Hinweisen zu Sortimenten, Verkaufsflächenpotenzialen und zusätzlichen Geschäftsansiedlungen / -erweiterungen, Bewertung der Standortverträglichkeit konkreter Planstandorte für die Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe. Durch das Einzelhandelskonzept werden der Stadt Gronau verlässliche Rahmendaten für aktuelle und zukünftige Standortentscheidungen zur Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe bereitgestellt. Dabei geht es insbesondere darum, das Spannungsverhältnis zwischen den zentralen Versorgungsbereichen der Innenstadt von Gronau, des Stadtteils Epe und der städtebaulich integrierten Nahversorgungszentren auf der einen Seite und 3 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau den von Betreibern des großflächigen Einzelhandels präferierten Standorten außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche auf der anderen Seite auszuloten.1 2. Methodik In Analogie zur Systematik der amtlichen Statistik werden die Betriebe nach dem Schwerpunkt ihrer Umsatztätigkeit zugeordnet. Der vorliegenden Untersuchung liegt eine Feingliederung zugrunde, die sich an die Gliederung der Einzelhandelsstatistik anlehnt. Dabei unterscheidet die GMA-Systematik: 1. Nahrungs- und Genussmittel (inkl. Lebensmittel, Getränke, Tabak, Bäckerei- und Fleischereihandwerk), 2. Gesundheit und Körperpflege (inkl. Drogerie-, Parfümerie- und Apothekenwaren, Sanitätsbedarf), 3. Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf, 4. Bücher, Zeitschriften, Papier-, Büro-, Schreibwaren (PBS), Spielwaren, 5. Bekleidung, Schuhe, Sport (inkl. Damen-, Herren-, Kinderbekleidung, Schuhe, Lederwaren, Sportbekleidung / -schuhe / -artikel), 6. Elektrowaren (inkl. Elektrogroß- / -kleingeräte, -zubehör, Beleuchtung, Unterhaltungselektronik, Ton- / Bildträger, Computer / Telekommunikation, Foto / Zubehör), 7. Hausrat, Möbel, Einrichtungsgegenstände (inkl. Haushaltswaren / Glas, Porzellan, Keramik (GPK), Geschenkartikel, Möbel, Küchen, Kunstgegenstände, Heimtextilien, Kurzwaren / Handarbeiten), 8. Sonstiger Einzelhandel (inkl. Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf, Teppiche / Bodenbeläge, Optik, Uhren / Schmuck, Autozubehör, Fahrräder / Sportgeräte, Musikalien, Babyartikel etc.). 1 Die Begriffe „zentraler Versorgungsbereich“ und „Versorgungszentren“ werden nachfolgend synonym verwendet. 4 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Die Zuordnung nach dem Umsatzschwerpunkt (unbereinigter Umsatz) wird im Zuge der Berechnung der Umsatz- / Kaufkraftrelation aufgegeben und ersetzt durch eine warengruppenbezogene Betrachtungsweise (Sortimentsumsatz), welche im Rahmen der Prognose auch für die Ableitung von Umsatzpotenzial und Verkaufsflächenbedarf herangezogen wird. Im Vergleich zur Branchensystematik, die bei der Erstanalyse zugrunde gelegt wurde, sind folgende Veränderungen festzuhalten: Die Sortimente Wolle und Stoffe werden der Branche Hausrat, Einrichtung, Möbel zugeordnet (vorher Bekleidung, Schuhe, Sport). Foto und Zubehör zählt zur Branche Elektrowaren (vorher Sonstiger Einzelhandel) Tapeten, Farben und Lacke werden dem Sonstigen Einzelhandel - Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf - zugeordnet (vorher Hausrat, Einrichtung, Möbel) Teppiche und Bodenbeläge gehören zum Sonstigen Einzelhandel Die Untersuchungsergebnisse basieren auf folgenden primärstatistischen Erhebungen: Bestandsaufnahme aller im Stadtgebiet ansässigen Betriebe des Ladeneinzelhandels und des Ladenhandwerks (= Totalerhebung) durch GMA-Mitarbeiter im Mai 2009 mit Feststellung von Name, Adresse, Sortimentsstruktur und gutachterlicher Einschätzung der Verkaufsfläche sowie der Umsatzleistung. Kartierung der städtebaulich integrierten Versorgungszentren der Innenstadt von Gronau, des Stadtteils Epe, der stadtteilbezogenen Nahversorgungszentren sowie des dezentralen Agglomerationsstandortes Ochtruper Straße / An der Eßseite im Mai 2009 zur Dokumentation der Nutzungsstruktur (teilweise Nachkartierung im Oktober 2009). 5 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Darüber hinaus liegen aufgrund der Erstanalyse aus den Jahren 2005 / 2006 Kenntnisse der Orts- und Regionalstruktur sowie der Einzelhandelsbeziehungen vor, die u.a. aus der Analyse der repräsentativen Bürgerbefragung, der schriftlichen Befragung der Einzelhandels- und Ladenhandwerksbetriebe sowie einer Kundenwohnorterhebung / Passantenbefragung zur Erfassung der Herkunftsorte der Kunden resultieren. Weiterhin konnte zurückgegriffen werden auf eine GMA-Stellungnahme zur Ansiedlung eines Factory-OutletCenters (FOC) im Inselpark Gronau von September 2009, so dass im Rahmen der vorliegenden Untersuchung auf eine vertiefende Thematisierung verzichtet wird. 3. Grundzüge der Einzelhandelsentwicklung / Kundenverhalten Die Einzelhandelsentwicklung der letzten Jahrzehnte ist in entscheidendem Maße von der gestiegenen Mobilität der Verbraucher beeinflusst worden.1 Einerseits entstanden im Zuge des Suburbanisierungsprozesses in vielen Wohngebieten neue Einzelhandelsstandorte. Andererseits wurde durch die Massenmotorisierung die Konzentration von Einzelhandelbetrieben an Pkw-orientierten Standorten außerhalb gewachsener Innenstädte oder Nahversorgungslagen ermöglicht. Mit der Steigerung der Mobilität und der Erlebniskomponente des Einkaufens geht eine sinkende Standort- und Betriebstreue der Verbraucher einher, so dass sich der Wettbewerb um den Kunden intensiviert hat. Die Erwartungen der Kunden an den Einzelhandel beziehen sich auf folgende Faktoren: alle Waren des täglichen Bedarfs in einem Geschäft kaufen zu können (One-StopShopping) aus einem großen Angebot auswählen zu können (Angebotsvielfalt) die Geschäfte gut erreichen zu können (Erreichbarkeit) die jeweils gewünschte Menge eines Produktes kaufen zu können (Mengenverfügbarkeit) 1 So stieg zwischen 1960 und 2008 der Pkw-Bestand von ca. 4,5 Mio. auf ca. 41,2 Mio. Pkw an (Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt). 6 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau zur gewünschten Zeit einkaufen zu können (Öffnungszeiten) in einer ansprechenden Atmosphäre einkaufen zu können (Einkaufsatmosphäre) zu niedrigen Preisen einkaufen zu können (Preis) ein qualitativ ansprechendes Angebot zu erhalten (Qualität) in mehreren gleichartigen Geschäften einkaufen zu können (Vielzahl der Geschäfte) in unterschiedlichen Geschäften einkaufen zu können (Betriebsformenvielfalt) bequem einkaufen zu können (Convenience). Im Hinblick auf das Einkaufsverhalten ist zwischen dem Versorgungs- und dem Erlebniseinkauf zu unterscheiden. Während die reine Bedarfsdeckung möglichst unkompliziert und preisbewusst erledigt werden soll, avanciert Einkaufen gleichzeitig zur Freizeitbeschäftigung, bei der das Einkaufserlebnis im Vordergrund steht. Die Inanspruchnahme eines Discountangebotes oder eines Kleinpreiskaufhauses einerseits und des Feinkosthandels oder des hochpreisigen Bekleidungsfachgeschäftes andererseits stellt für viele Konsumenten heute keinen Widerspruch mehr dar. Auch durch die demografischen Entwicklungen sind zunehmend Auswirkungen auf die Einzelhandelslandschaft zu erwarten. Gemäß aktuellen Prognosen ist von einem Rückgang der Wohnbevölkerung in Deutschland von z. Z. ca. 82 Mio. auf ca. 77 Mio. im Jahre 2030 auszugehen, wobei etwa ein Drittel der Einwohner älter als 60 Jahre sein wird. 3.2 Flächen- und Standortentwicklung im Einzelhandel Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Zahl der Einzelhandelsbetriebe aufgrund steigender Einkommen und Konsumwünsche bis etwa 1960 stetig zu. Danach setzte ein Rückgang der eigenständigen Betriebe, verbunden mit einer Zunahme von Filialbetrieben, ein (Konzentration). Begleitet wurde dieser Prozess von einem umfangreichen Wachstum 7 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau der Verkaufsflächen und einer Veränderung der Beschäftigtenstruktur im Einzelhandel mit mehr Teilzeitbeschäftigten bei gleichzeitig geringerem Qualifikationsniveau (Rationalisierung). Der bundesdeutsche Einzelhandel konnte seit 1990 einen Verkaufsflächenzuwachs um ca. 42 Mio. m² auf insgesamt 119 Mio. m² im Jahre 2007 verzeichnen.1 Bis zum Jahre 2010 wird eine Verkaufsfläche von 122 Mio. m² erwartet. Das hohe Verkaufsflächenwachstum ist dabei insbesondere auf den Boom großflächiger Einzelhandelsbetriebe zurückzuführen. Vor dem Hintergrund des hohen Verkaufsflächenwachstums bei stagnierenden Einzelhandelsumsätzen ist eine rückläufige Flächenproduktivität im Einzelhandel zu konstatieren; diese Entwicklung wird sich auch zukünftig fortsetzen. Der Einzelhandelsumsatz im engeren Sinne stieg im Zeitraum 1995 - 2001 um rund 11,7 Mrd. € auf ca. 387,7 Mrd. €, gleichbedeutend einen nominalen Zuwachs von ca. 3,1 %. Dies entspricht einer insgesamt rückläufigen realen Umsatzentwicklung. Nach einer Phase auch nominal rückläufiger Umsätze - im Jahre 2003 wurden noch 378,0 Mrd. € umgesetzt - steigt der Umsatz im Einzelhandel seit 2004 nominal wieder an. Im Jahre 2007 lag der Umsatz bei ca. 395,8 Mrd. €, für das Jahr 2008 liegt nach vorläufigen Daten eine nominale Steigerung um ca. 2,0 % vor.2 Aufgrund der deutlich gestiegenen Verkaufsfläche werden in den letzten Jahren abnehmende Flächenproduktivitäten erzielt; allein zwischen 2000 und 2007 sank die durchschnittliche Flächenproduktivität um rund 5,2 %. Neben einer insgesamt positiven Entwicklung der Volkswirtschaft sowie gesellschaftlicher und demografischer Veränderungen hat insbesondere eine Neubewertung von Standortfaktoren und Standortqualitäten eine Veränderung der Handelslandschaft herbeigeführt. Viele großflächige Betriebe wie Möbelhäuser, Baumärkte, Gartencenter, Heimtextilienfachmärkte oder Autozubehörfachmärkte haben im Zuge ihres steigenden Flächenbedarfs die Innenstädte verlassen. Hierbei waren insbesondere Aspekte der Flächenverfügbarkeit und betriebswirtschaftliche Gründe (in erster Linie Grundstückskosten) sowie Anforderungen an die verkehrliche Erreichbarkeit ausschlaggebend. 1 vgl. EHI Retail Institute GmbH: Handel aktuell, Struktur, Kennzahlen und Profile des internationalen Handels - Schwerpunkt Deutschland, Österreich, Schweiz, Ausgabe 2008 / 2009, Köln, S. 185 2 vgl. EHI, a.a.O., S. 184 8 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Bundesweit hat sich ein Trend verfestigt, demzufolge sich der Einzelhandel mit Möbeln / Einrichtungsgegenständen sowie Heimwerker- und Gartenartikeln1 an dezentralen Standorten konzentriert, während die Innenstadt ihre Position als Standort für Bekleidung, Schuhe, Elektronik, Uhren und Schmuck und andere hochwertige Sortimente behauptete. Die feste Zuordnung einzelner Sortimente zu Betriebstypen oder Standortkategorien wird jedoch ab Mitte der achtziger Jahre durch die Entwicklung der Randsortimente in Frage gestellt.2 Das von klassischen Einzelhandelsstandorten unabhängige, überwiegend Pkw-orientierte „sekundäre“Netz3 hat nach der Entwicklung der Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser durch die zunehmende Ansiedlung von (Nonfood-)Fachmärkten ein beträchtliches Eigenleben entwickelt. Zunehmend suchen auch Fachmärkte und Fachgeschäfte gezielt die Agglomerationsvorteile im sekundären Einzelhandelsnetz. Unter Berücksichtigung der nach wie vor zunehmenden Motorisierung wird dieses sekundäre Netz weiter an Bedeutung gewinnen und damit zur Verschärfung der Standortkonkurrenz zwischen zentralen und dezentralen Lagen führen. Durch eine breit und tief gegliederte Angebotspalette am Stadtrand wird die Stellung der Innenstädte und Stadtteilzentren weiter geschwächt, sofern keine gezielten Gegenmaßnahmen ergriffen werden. 3.3 Entwicklung der Betriebstypen Mit den Flächen- und Standortveränderungen gehen auch unterschiedliche Entwicklungen der Betriebstypen einher. Gewinner seit Ende der siebziger Jahre sind die Fachmärkte, für die auch zukünftig mit einer Erweiterung des Marktanteils zu rechnen ist. Gliedert man den Einzelhandel nach den Wachstumschancen, so zählen insbesondere Fachmärkte, leistungsfähige Fachgeschäfte / filialisierter Nonfood-Einzelhandel, Spezialanbieter, Mehr- 1 Einzelhandel mit so genannten nicht zentrenrelevanten Sortimenten, vgl. Kapitel V.2.4 (Sortimentsliste) 2 Beispielhaft können Heimtextilien, Glas, Porzellan, Keramik u. a. als feste Sortimentsbausteine des Möbelhandels angeführt werden. 3 B. Tietz bezeichnet das Netz innerörtlicher Zentren und Streulagen als primäres Einzelhandelsnetz, den Versandhandel und Direktvertrieb als tertiäres Einzelhandelsnetz und das Automobilhandels- und Tankstellenhandelsnetz als quartäres Handelsnetz; vgl. Tietz, B., Rothaar, B.: City-Studie, Landsberg / Lech, 1991, S. 158 ff. 9 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau fachdiscounter, Verbrauchermärkte / SB-Warenhäuser, Lebensmitteldiscounter sowie Online-Shops zu den Betriebstypen mit positiven Entwicklungsperspektiven, während u. a. für kleine unprofilierte Fachgeschäfte und Warenhäuser Schrumpfungsrisiken bestehen. Abb. 1: Die Entwicklung der Marktanteile der Betriebstypen bis zum Jahr 2010 100% 80% 60% 40% 20% 0% 1980 1995 2004 2008* Warenhäuser Fachmärkte Verbrauchermärkte/SB-Warenhäuser filialisierte Fachgeschäfte kleine + mittlere Fachgeschäfte Versender 2010* * Prognose Quelle: GMA-Darstellung auf Basis von Untersuchungen des IfO-Instituts Im Bereich der Nahversorgung ist durch die schrittweise Vergrößerung der Lebensmittelbetriebe eine Konzentration auf wenige Versorgungsstandorte eingetreten. Die Entwicklung der Größenstruktur von Lebensmittel-SB-Märkten wird sich aufgrund der betriebswirtschaftlichen Aspekte auch zukünftig zu größeren Einheiten vollziehen. Derzeit liegt die betriebswirtschaftliche Mindestgröße für einen frischeorientierten Lebensmittelsupermarkt bei ca. 1.200 m² Verkaufsfläche. Jedoch gibt es auch Konzepte, die in hochverdichteten Einzugsgebieten wieder auf kleinflächige Supermärkte mit Verkaufsflächen zwischen 500 und 1.000 m² setzen, wie die City-Märkte der REWE Group, die zurzeit in Großstädten mit Erfolg getestet werden. Die aktuelle Einzelhandelentwicklung wird insgesamt von folgenden Tendenzen beeinflusst: 10 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Der „E-Commerce“ (= Internet-Handel) nimmt mittlerweile einen beachtlichen Stellenwert im Einzelhandel ein. Der Umsatz konnte von 1,0 Mrd. € im Jahr 2000 auf 13,4 Mrd. € im Jahr 2008 ausgeweitet werden.1 So wird v. a. der Kauf bestimmter Produktgruppen – wie Bekleidung, Textilien, Schuhe, Medien, Bild- und Tonträger sowie Unterhaltungselektronik /-technik - in zunehmenden Maße über das Internet abgewickelt. Der Anteil der E-Commerce-Nutzer liegt mittlerweile bei rund 48 %2, in der Altersgruppe 14 – 29 Jahre nutzen bereit ca. 72 % das Internet für den Kauf von Einzelhandelswaren. Der Marktanteil des Versandhandels am Einzelhandelsumsatz liegt aktuell bei ca. 7,2 % und konnte in den letzten Jahren nur geringfügig ausgebaut werden, obwohl beträchtliche Investitionen in neue Medien vorgenommen wurden. Bei der zunehmenden Zahl der Versandhandelsanbieter sind gegenwärtig einerseits verstärkte Spezialisierungsanstrengungen und andererseits gezielte Marketingansätze zur Verstärkung der Kundenbindung festzustellen. Die Entwicklung von Factory-Outlet-Centern (FOC) ist auf ausgewählte Standorte begrenzt. Ein FOC stellt eine Agglomeration herstellerbetriebener Ladeneinheiten innerhalb eines großflächigen Gebäudekomplexes oder einer Anlage mit einer Gesamtverkaufsfläche von mindestens 3.000 m² dar. Unabhängig vom Ort der Produktion mieten und betreiben Hersteller eigene Ladeneinheiten, in denen eigenproduzierte Sortimente, bestehend aus Auslaufmodellen, Produktionsüberhängen, 2. Wahl-Artikeln, Waren zu Markttestzwecken etc., direkt an den Endverbraucher verkauft werden.3 Großformen des Handels suchen zunehmend die Verknüpfung mit Freizeitaktivitäten (Urban-Entertainment-Center). Ein UEC stellt eine Kombination von verschiedenen Unterhaltungs-, Erlebnis- und Gastronomieangeboten dar. Dieser Angebotsschwerpunkt wird um erlebnisorientierte Einzelhandelsnutzungen ergänzt. 1 vgl. EHI, a.a.O., S. 246 2 Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren 3 vgl. Vogels, P. und Will, J.: Raumordnerische und städtebauliche Auswirkungen von Factory-Outlet-Center, Grundlagenuntersuchung im Auftrag des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Basel / Boston / Berlin, 1999. 11 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Als Vorreiter dieser Entwicklung kann das CentrO. in Oberhausen bezeichnet werden. Die Filialisierungswelle setzt sich zwischenzeitlich in nahezu allen Branchen fort. Die Marktbedeutung von Franchiseunternehmen, die Existenzgründern den Weg in die Selbstständigkeit ermöglichen, wird auch zukünftig wachsen. Betriebstypen, die in den zurückliegenden Jahren teilweise die Innenstädte verließen, versuchen heute mit veränderten Konzepten, die Standortvorteile der Innenstadt zu nutzen. Beispiele hierfür sind die zunehmende Akzeptanz des Standortes Innenstadt durch SB-Warenhäuser, ausgewählte Fachmarktangebote (z. B. Elektrofachmärkte) sowie Shopping-Center. Von der zunehmenden Konzentration auf der Einkaufsseite gehen erhebliche Wettbewerbswirkungen aus. So ging z. B. in der Lebensmittelbranche die Zahl der selbstständigen Unternehmen deutlich zurück. Zukünftig dürften die Schwierigkeiten kleinerer und mittlerer Unternehmen mit nur begrenzter Umsatzleistung zunehmen, außerhalb von Verbundgruppen beliefert zu werden. 4. Entwicklungen und Perspektiven der Nahversorgung Seit einigen Jahren ist in der wohnungsnahen Versorgung eine Abwanderung von Einzelhandelsbetrieben sowohl im ländlichen Raum als auch in Stadtteillagen und Wohngebieten festzustellen, die mit den übergeordneten Trends der Einzelhandelsentwicklung korrespondiert. Die Grundversorgung mit Backwaren, Fleisch- und Wurstwaren, sonstigen Lebensmitteln, Zeitschriften, Schreibwaren, Drogeriewaren, Wasch- und Putzmitteln, Blumen und Apothekenartikeln in unmittelbarer Nähe des Wohnortes ist vielerorts nicht mehr bzw. nur noch eingeschränkt möglich; zunehmend werden weiter entfernte Einkaufsschwerpunkte mit dem Pkw angefahren. Mit dem Rückzug des Handels aus Wohnlagen geraten auch konsumnahe Dienstleister unter wirtschaftlichen Druck, so etwa Friseure, Reinigungen, Kreditinstitute oder Postfilialen. Idealtypisch sind einem Nahversorgungszentrum nicht nur Angebote aus dem Lebensmittelbereich, sondern auch aus dem Konsumgüterbereich und dem Dienstleistungs- 12 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau sektor zuzuordnen. Je umfassender der Angebots- und Nutzungsmix strukturiert ist, desto höher ist die Versorgungsqualität und damit die Attraktivität eines Geschäftszentrums. Die Ursachen für die Ausdünnung des Einzelhandelsangebotes in Nahversorgungslagen sind vielfältig, lassen sich jedoch vereinfacht folgenden Faktoren zurechnen: Harter Kostendruck der Unternehmen: Nach einer Phase der Ausbreitung der Lebensmittelbetriebe in der Fläche durch zusätzliche Kaufkraft und Suburbanisierungsprozesse ist das Netz der lebensmittelbezogenen Nahversorgung wieder weitmaschiger geworden. Gründe hierfür sind der harte Kostendruck der Unternehmen, der dazu führt, dass Grenzertragsstandorte immer wieder auf den Prüfstand gestellt und ggf. sogar vor Ablauf des Mietvertrages aufgegeben werden. Steigende Ansprüche der Verbraucher: Die Verbraucher wünschen eine größere Auswahl, zudem soll möglichst alles unter einem Dach angeboten werden. Dafür suchen die Verbraucher größere Betriebe auf und nehmen auch längere Fahrwege in Kauf. Bei den kleineren Betrieben im Wohnumfeld wird häufig nur noch der Ergänzungsbedarf („Vergesslichkeitsbedarf“) gedeckt, wodurch deren Umsatz stark zurückgegangen ist. Mobilitätsverhalten: Der Motorisierungsgrad und die Mobilität der Bevölkerung ist heute um ein Vielfaches höher als zu der Zeit, als der klassische kleinstrukturierte Lebensmitteleinzelhandel etabliert wurde. Die Verbraucher sind heute sehr mobil, auch ältere Verbraucher nutzen oftmals den Pkw zum Einkauf und legen sich nicht nur auf eine Einkaufsstätte fest. Insofern bedingen die gestiegenen Verbraucheransprüche und die höhere Mobilität eine geänderte Betriebsstruktur sowie neue Standortanforderungen. Demografische Entwicklung: Die Verkleinerung der Haushalte führt in bestehenden, für eine "Nachverdichtung" des Wohnbestandes nicht geeigneten Stadtteilen, tendenziell zu einer abnehmenden Einwohnerzahl im fußläufigen Einzugsbereichen von Nahversorgungsbetrieben und damit zum Rückgang des Kundenpotenzials. Bei Einzugsgebieten von unter 4.000 - 6.000 Einwohnern wird eine leistungsfähige und gleichzeitig wirtschaftliche Nahversorgung der Bevölkerung zunehmend schwieriger. 13 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Konzentrations- und Filialisierungstendenz: Die Zahl möglicher Betreiber von Supermärkten und Discountern hat sich in den letzten 20 Jahren auf etwa fünf leistungsfähige Anbieter reduziert, die vorwiegend bundesweit, z. T. auch regional tätig sind. Kettenunabhängige inhabergeführte Geschäfte sind kaum noch anzutreffen. Gezielte Standortanforderungen: Die Handelsunternehmen konzentrieren ihre Standortnachfrage auf wenige Standorte, die bestimmte Anforderungen (z. B. Grundstücksgröße, Erreichbarkeit, Einsehbarkeit) erfüllen müssen. Das unternehmerische Standortwahlverhalten divergiert dabei häufig mit den städtebaulichen Zielvorstellungen der Stadt. Größenstruktur von Lebensmittelmärkten: Die Entwicklung der Betriebsgrößen wird sich auf Grund der betriebswirtschaftlichen Aspekte auch zukünftig zu größeren Einheiten vollziehen. Derzeit liegt die betriebswirtschaftliche Mindestgröße für einen neuen frischeorientierten Lebensmittel-Supermarkt bei ca. 1.200 m² Verkaufsfläche. Für die Zukunft ist eine steigende Tendenz zu erwarten.1 Druck auf klassische Supermärkte: Während der discountierende Lebensmitteleinzelhandel in jüngerer Zeit auf stete Zuwächse verweisen kann, gerät der „normale Supermarkt“vielerorts unter Druck. Auf der einen Seite soll er, so die Wünsche der Kunden, ein preisgünstiges Sortiment wie die Discounter bereithalten, auf der anderen Seite konkurriert er im Frischebereich mit dem Lebensmittelhandwerk. Insgesamt veränderte sich der Marktanteil der Lebensmitteldiscountmärkte am gesamten Lebensmittel-Einzelhandelsumsatz vom Jahr 1991 mit ca. 23 % auf etwa 42 % im Jahr 2007 (vgl. Tabelle 1). Ausgabeverhalten: Das Ausgabeverhalten der Bürger hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Dabei sind die Ausgaben für den Einzelhandel deutlich gesunken. So flossen 1975 noch rd. 22 % der Konsumausgaben der privaten Haus- 1 Konzepte, die wieder auf kleinflächigere Supermärkte und Verkaufsflächen von ca. 500 1.000 m² setzen (wie die City-Märkte der Rewe-Group), beschränken sich vorwiegend auf hochverdichtete Einzugsgebiete von Großstädten. 14 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau halte in den Lebensmittelbereich1 und noch ca. 10 % in die Sparte Bekleidung und Schuhe, 2007 waren es noch rund 14 % bzw. ca. 5 %. Demgegenüber müssen die Bürger nun höhere Ausgaben für Wohnung und Energiekosten (ca. 24 % der Konsumausgaben), Verkehr und Nachrichtenübermittlung (ca. 17 %) sowie Gesundheitspflege, Bildungswesen oder Dienstleistungen sozialer Einrichtungen u. a. (ca. 18 %) aufwenden. Tabelle 1: Die Struktur im Lebensmitteleinzelhandel nach Betriebformen in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2007 Betriebsformen Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche Umsatz (netto) abs. in % in Mio. m² in % in Mrd. € in % SB-Warenhäuser / Verbrauchermärkte 3.233 6,3 6,36 22,7 34,3 26,2 Discounter 15.219 29,6 10,65 37,9 55,2 42,2 Supermärkte 8.137 15,8 6,56 23,4 29,5 22,6 übrige SB-Geschäfte 24.770 48,2 4,49 16,0 11,7 9,0 Gesamt 51.359 100,0 28,06 100,0 130,7 100,0 Quelle: EHI, Handel aktuell 2008 / 09, S. 196 1 Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren; Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Private Konsumausgaben und verfügbares Einkommen, 2. Vierteljahr 2008, Wiesbaden 15 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Abb. 2: Entwicklung des Lebensmitteleinzelhandels VK (in Mio. m²) 35 Betriebe (in Tsd.) 76,0 80 68,4 63,8 30 66,8 64,9 70 62,9 25 61,5 60 58,9 55,0 20 51,4 50 40 15 30 10 20 5 10 14,5 18,6 26,2 26,4 27,0 27,7 28,6 28,8 28,8 28,1 1980 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 0 0 Verkaufsfläche (in Mio. € m²) Anzahl Betriebe (in Tsd.) Quelle: GMA-Darstellung nach Angaben von EHI, Handel aktuell 2008 / 2009, Köln 2008, S. 194 f. In Analogie zu anderen Branchen bzw. Betriebstypen des Einzelhandels sind auch für das Ladenhandwerk die Filialisierung und räumliche Konzentration als dominante Entwicklungen zu beobachten. Die starke Filialisierung des Ladenhandwerks lässt sich vor allem im Bäckereisektor nachvollziehen. Stellten die selbstständigen Bäckereibetriebe im Jahr 1980 noch einen Anteil von ca. 76 % an der Gesamtheit aller Bäckereifachgeschäfte, so vereinigten diese im Jahr 2007 lediglich noch ein Anteil von knapp 35 % auf sich.1 Die räumliche Konzentration und die damit zusammenhängende Standortausdünnung vollzog sich noch stärker im Metzgereihandwerk. Während die Anzahl der Bäckereifachgeschäfte in den vergangenen Jahren weitgehend konstant blieb, reduzierte sich die Be- 1 vgl. www.baeckerhandwerk.de / Daten-kompakt 16 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau triebsstättenzahl im Fleischerhandwerk von ca. 28.700 Geschäften im Jahr 1980 auf nur noch ca. 17.140 Geschäfte im Jahr 2007.1 Eine stärkere Positionierung der Betriebe des Lebensmittelhandwerks erfolgt durch die Integration weiterer Artikel aus dem Lebensmittelsektor sowie ergänzender Sortimente aus dem Nonfood-Bereich. In gewisser Weise drängen diese Geschäfte in die Lücken, welche die aufgegebenen Lebensmittelmärkte hinterlassen haben. Derartige Betriebe des Ladenhandwerks (z. B. das Konzept der BÄKO-Einkaufsgenossenschaft2) stellen bereits eine Übergangsform zu Convenience-Konzepten3 dar. Für den Lebensmitteleinzelhandel mit ethnischem Hintergrund (in Deutschland v. a. türkische und russische Lebensmittelanbieter) ist eine Zunahme der Betriebe und Verkaufsflächen zu verzeichnen. Dies liegt zum einen an der steigenden Nachfrage in diesem Bereich, zum anderen an der hohen Bereitschaft ausländischer Mitbürger zum Schritt in die Selbstständigkeit.4 Oftmals werden von Anbietern ausländischer Lebensmittel Standorte in integrierten Lagen belegt, die vorher von kleinen Supermärkten, Discountern oder so genannten „Tante Emma-Läden“ betrieben wurden und heute aufgrund von Wirtschafts- oder Standortfaktoren nicht mehr den aktuellen Anforderungen der Betreiber entsprechen. Damit übernehmen in zahlreichen kleinen Nahversorgungs- oder Stadtteilzentren – neben Bäckern und Metzgern – zunehmend Anbieter ausländischer Lebensmittel Nahversorgungsfunktion für die ansässige Wohnbevölkerung. 1 vgl. EHI, a.a.O., S. 223 2 Das „BÄKO-Konzept“ (Nahversorger-Ausbaustufe) setzt neben dem Kernsortiment (= Backwaren / Snacks) auf sog. „Impulssortimente“(Tabak, Presse, Getränke, Snacks) und „Ergänzungssortimente“ (Frische-Produkte, sonstige Non-Food, sonstige Lebensmittel, Dienstleistungen) 3 Zum Convenience-Bereich zählen Tankstellen-Shops, Bäckereien mit Zusatzsortimenten, Kioske, Bahnhofsmärkte usw. „Convenience“steht für bequem und verfügbar, wobei das Hauptmerkmal die Kombination aus Handel, Dienstleistung und Gastronomie in verkehrlich gut erreichbarer Lage (meist Frequenzstandorte) darstellt. Insbesondere Tankstellenshops bieten z. T. bereits deutlich über 5.000 Artikel an. 4 Für viele ausländische Mitbürger ist eine Integration im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses in den hiesigen Arbeitsmarkt aufgrund von diversen Faktoren immer noch schwierig. Dementsprechend wird von vielen der Weg in die Selbstständigkeit im Bereich Handel oder Gastronomie gewählt, wobei i. d. R. andere betriebliche Kostenstrukturen entstehen als bei den filialisierten Lebensmittelmärkten mit angestellten Mitarbeitern (insbesondere Personalkosten). 17 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Eine deutlich steigende Bedeutung weisen in den vergangenen Jahren auch die Anbieter von Biolebensmitteln auf. Nach einer Reihe von Lebensmittelskandalen ist die Bevölkerung in Deutschland für Biolebensmittel sensibilisiert. Die steigende Nachfrage hat auch zu einem deutlichen Wandel auf der Anbieterseite geführt. Nach den ersten Fachgeschäften für biologische Lebensmittel, den Weltläden sowie Reformhäusern, ist auch im Biosegment ein Trend zur Filialisierung festzuhalten. So befindet sich eine Reihe von Biosupermarktketten auf Expansionskurs, auch wenn sich dieser bei den meisten Anbietern auf bestimmte Bundesländer bzw. Regionen bezieht. So hat der Marktführer Alnatura mittlerweile rd. 48 Filialen, v. a. in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.1 Gerade in Mittel- und Großstädten treten die Biosupermärkte auch als Nachfolgenutzungen auf den Flächen ehemaliger konventioneller Lebensmittelfilialen auf.2 Mit dem Rückzug der Handels- und Dienstleistungsbetriebe aus ländlichen Gemeinden und Stadtteillagen kann die wohnortnahe Versorgung an sog. Grenzertragsstandorten nicht mehr flächendeckend gewährleistet werden. Zahlreiche, größtenteils fußläufig erreichbare Standorte wurden zwischenzeitlich aufgegeben oder stehen zunehmend auf dem Prüfstand. Als Folge können nicht alle Teile der Bevölkerung im gleichen Umfang und in der gleichen Qualität versorgt werden. Dies betrifft neben sehr kleinen Ortschaften v. a. suburbane Bereiche mit einer geringeren Bevölkerungsdichte. Die heute nachgefragten Betriebsgrößen benötigen ein höheres Bevölkerungspotenzial in ihrem Einzugsbereich. Entsprechend fällt das Einzugsgebiet bei geringer Bevölkerungsdichte räumlich größer aus, so dass die fußläufige Erreichbarkeit größtenteils nicht mehr gewährleistet werden kann. Die vielfach gewünschte fußläufig erreichbare Nahversorgung ist am ehesten Qualitätsmerkmal dicht besiedelter Kernbereiche (Innenstädte, Gründerzeitquartiere, u. a.). Künftig ist davon auszugehen, dass weniger mobile Bevölkerungsgruppen zunehmend gezwungen sind, im Rahmen der Grundversorgung auf Nachbarschaftshilfe, öffentliche Verkehrsmittel, mobile Händler oder auf Einkaufsdienstleistungen zurückzugreifen. 1 Quelle: Internet-Auftritt www.alnatura.de. 2 Auch beim konventionellen Lebensmittelhandel steigt der Anteil an Bioprodukten; die meisten Filialketten führen mittlerweile eine eigene Biomarke (z. B. BioBio bei Plus / Netto, Bioness bei Lidl). 18 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 5. Planungsrechtliches Instrumentarium zur Steuerung der Standortentwicklung im Einzelhandel Rechtsgrundlagen Die wesentlichen Rechtsgrundlagen für die Planung und Genehmigung von Einzelhandelsstandorten stellen das Baugesetzbuch (BauGB) und die Baunutzungsverordnung (BauNVO) dar. Nach § 11 Abs. 3 BauNVO i. V. m. der dazu ergangenen Rechtsprechung ist für Neuansiedlungen großflächiger Einzelhandelsbetriebe, die sich nach Art, Lage oder Umfang auf die Verwirklichung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung oder auf die städtebauliche Entwicklung und Ordnung nicht nur unwesentlich auswirken können, ab ca. 1.200 m² Geschossfläche bzw. ca. 800 m² Verkaufsfläche, die Festsetzung eines Kern- oder entsprechenden Sondergebietes in der Regel erforderlich. Nach § 11 Abs. 3 S. 2 BauNVO sind insbesondere schädliche Umwelteinwirkungen, Auswirkungen auf die infrastrukturelle Ausstattung, auf den Verkehr, auf die Versorgung der Bevölkerung im Einzugsbereich, auf die zentralen Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden, auf das Orts- und Landschaftsbild und auf den Naturhaushalt erfasst. In Bezug auf die Beurteilung der genannten Auswirkungen sind v. a. die Gliederung und die Größe der Gemeinde und ihrer Ortsteile, die Sicherung der verbrauchernahen Versorgung der Bevölkerung und das Warenangebot des geplanten Betriebs zu berücksichtigen. Aktualisierung des Baugesetzbuches (BauGB) In der aktualisierten Fassung des Baugesetzbuches vom 21.12.2006 sind in § 9 (2a) für im Zusammenhang bebaute Ortsteile (§ 34 BauGB) zur Erhaltung oder Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche, auch im Interesse einer verbrauchernahen Versorgung der Bevölkerung und der Innenentwicklung der Gemeinden, folgende Regelungen getroffen: In einem Bebauungsplan können bestimmte Arten der allgemein zulässigen baulichen Nutzungen als zulässig bzw. nicht zulässig oder als ausnahmsweise zulässig festgelegt werden. Die Festsetzungen können für Teile des räumlichen Geltungsbereichs des Bebauungsplans unterschiedlich getroffen werden. 19 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Bei den Festsetzungen zur Zulässigkeit von baulichen Nutzungen ist insbesondere ein hierauf bezogenes städtebauliches Entwicklungskonzept (§ 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB) zu berücksichtigen, das Aussagen der Gemeinde / eines Gemeindeteils enthält. In den zu erhaltenden / zu entwickelnden zentralen Versorgungsbereichen sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für Vorhaben, die den Versorgungsbereichen dienen, vorhanden sein oder durch einen in Aufstellung befindlichen Bebauungsplan vorgesehen sein. Mit der aktuellen Regelung des § 34 Abs. 3a Satz 1 BauGB werden die Erweiterung, Änderung, Nutzungsänderung oder Erneuerung eines zulässigerweise errichteten Gewerbeoder Handwerksbetriebes in Gemengelagen erleichtert. Diese Erleichterung findet aber gem. § 34 Abs. 3a Satz 2 BauGB keine Anwendung auf Einzelhandelsbetriebe, die die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung beeinträchtigen oder schädliche Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden haben können. Neben den zentralen Versorgungsbereichen soll also auch ausdrücklich die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung keinen Schaden nehmen. Eine Beeinträchtigung der verbrauchernahen Versorgung liegt dann vor, wenn sich bei Realisierung des Vorhabens etwa kleinere Betriebe in der näheren Umgebung nicht mehr halten könnten und dies für die nicht motorisierte Bevölkerung zu längeren Wegen führen würde. Dabei genügt die Möglichkeit einer solchen Beeinträchtigung. Aktualisierung des Gesetzes zur Landesentwicklung Das Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Landesentwicklung (Landesentwicklungsprogramm - LEPro) vom 13.06.2007 schreibt vor, dass großflächiger Einzelhandel mit zentrenrelevanten Sortimenten in NRW grundsätzlich nur noch in sog. zentralen Versorgungsbereichen, d.h. in den Innenstädten, Stadtteilzentren und Ortsmittelpunkten angesiedelt werden darf. 20 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Nach der Anhörung der kommunalen Spitzenverbände wurde der Vorschlag aufgegriffen, die Neuregelung als verbindliches Ziel der Raumordnung auszuweisen, das damit bei der Regional- und Bauleitplanung zu beachten ist. Die Kernpunkte des Änderungsgesetzes sind wie folgt zu skizzieren: Zur Belebung der Zentren darf in Zukunft großflächiger Einzelhandel mit nahversorgungs- / zentrenrelevanten Sortimenten nur noch in zentralen Versorgungsbereichen angesiedelt werden. Außerhalb der Zentren sollen nur noch großflächige Einzelhandelsbetriebe zugelassen werden, die für eine lebenswerte Entwicklung der Innenstädte nicht zwingend erforderlich sind, z. B. Möbelmärkte, Gartencenter, Baumärkte etc. Solche Betriebe dürfen nur max. 10 % der Verkaufsfläche für zentren- und nahversorgungsrelevante Randsortimente, jedoch nicht mehr als insgesamt 2.500 m², nutzen. Die Landesregierung will darüber hinaus mit den benachbarten Bundesländern Hessen und Niedersachsen einheitliche Linien für die Ansiedlung von Hersteller-Direktverkaufszentren insbesondere an den NRW-Landesgrenzen verabreden. Das Gesetz legt weiterhin fest, dass bei großflächigen Einzelhandelsvorhaben mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten außerhalb von zentralen Versorgungsbereichen geprüft werden muss, ob der zu erwartende Umsatz des geplanten Vorhabens für nicht zentrenrelevante Sortimente die entsprechende Kaufkraft der Einwohner im Gemeindegebiet nicht übersteigt. In diesem Fall „kann in der Regel davon ausgegangen werden, dass keine Beeinträchtigung zentraler Versorgungsbereiche oder der wohnungsnahen Versorgung [… ] vorliegt“. Aufgrund der Neufassung des Gesetzes zur Landesentwicklung (Landesentwicklungsprogramm - LEPro) werden die vorstehend aufgeführten Kriterien im Rahmen des Einzelhandelskonzeptes für die Gemeinde Beelen als Rechtsgrundlage berücksichtigt. 21 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Einzelhandelserlass Nordrhein-Westfalen1 Zur Beurteilung von Einzelhandelsgroßprojekten sind zusätzlich zu den Regelungen durch Gesetze und Verordnungen eine sehr umfängliche Rechtsprechung sowie Verwaltungsvorgaben, in Nordrhein-Westfalen u. a. in der Form des Einzelhandelserlasses, zu würdigen. Nach Maßgabe des Einzelhandelserlasses müssen Standorte für großflächigen Einzelhandel (u. a. Sondergebiete) nach Art, Lage und Umfang der angestrebten zentralörtlichen Gliederung und der in diesem Rahmen zu sichernden Versorgung der Bevölkerung entsprechen sowie räumlich und funktional einem Siedlungsschwerpunkt zugeordnet sein (vgl. Ziffer 3.1). Eine Ausnahme ist bei Märkten mit nicht zentrenrelevanten Kernsortimenten möglich, wenn der Umfang zentrenrelevanter Randsortimente nicht mehr als 700 m² Verkaufsfläche beträgt und keine wesentlichen Auswirkungen auf das innergemeindliche Zentrensystem eintreten. Die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV ist zu sichern. Gebiete mit Bebauungsplänen (§ 30 BauGB) In Gebieten mit Bebauungsplänen resultiert die Art der baulichen Nutzung aus deren Festsetzungen. Werden in Bebauungsplänen die in der BauNVO bezeichneten Baugebiete festgelegt, sind Einzelhandelsbetriebe nach Maßgabe der §§ 2 bis 9 BauNVO - teils ausdrücklich als Läden oder Einzelhandelsbetriebe, teils allgemein als Gewerbebetriebe benannt - in allen Baugebieten zulässig: Sie sind eingeschränkt - bezogen auf die Versorgung des Gebietes - zulässig in allgemeinen und besonderen Wohngebieten sowie Kleinsiedlungsgebieten, sie sind allgemein zulässig in Dorf-, Misch-, Gewerbe- und Industriegebieten (§§ 4 bis 9 BauNVO), in reinen Wohngebieten (§ 3 BauNVO) können nur "Läden, die zur Deckung des täglichen Bedarfs für die Bewohner des Gebiets dienen" als Ausnahme zugelassen werden. 1 Einzelhandelserlass Nordrhein-Westfalen zur Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben, Bauleitplanung und Genehmigung von Vorhaben, 22.09.2008. 22 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Nicht beplanter Innenbereich (§ 34 BauGB) Nach § 34 Abs. 1 BauGB ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Nach § 34 Abs. 2 BauGB ist hinsichtlich der Art der baulichen Nutzung die BauNVO anzuwenden. Danach ist ein Vorhaben zulässig, wenn es nach der Verordnung allgemein zulässig wäre. In der aktuellen Fassung des BauGB vom 21.12.2006 wird im § 34 Abs. 3 Satz 2 ausgeführt, dass von dem Vorhaben keine schädlichen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden ausgehen dürfen. Die potenziellen Auswirkungen eines Einzelhandelsvorhabens sind im Rahmen einer Einzelfallprüfung darzulegen. Außenbereich (§ 35 BauGB) Im Außenbereich sind Einzelhandelsbetriebe nicht vorgesehen. Sollen dort solche Betriebe genehmigt werden, setzt dies die Aufstellung eines Bebauungsplanes voraus. Großflächiger Einzelhandel Für Einzelhandelsgroßbetriebe enthält § 11 Abs. 3 BauNVO eine Sonderregelung, nach der Einkaufszentren und großflächige Einzelhandelsbetriebe mit bestimmten städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungen außer in Kerngebieten nur in speziell ausgewiesenen Sondergebieten zulässig sind. Der letzte Satz des § 11 Abs. 3 BauNVO beinhaltet eine widerlegbare Regelvermutung. Die konkrete Prüfung hat zweistufig stattzufinden: Liegt ein großflächiger Handelsbetrieb vor? Wenn dies zutrifft (ab ca. 800 m² Verkaufsfläche1), dann ist zu klären: Liegen Auswirkungen vor? Wenn dies der Fall ist, gilt die Zulässigkeit nur für ein Kern- oder ein Sondergebiet. 1 vgl. BVerwG 4 C 14.04 vom 24.11.2005 zur Großflächigkeit von Einzelhandelsbetrieben lt. § 11 Abs. 3 BauNVO. 23 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Anders als in der vorhergehenden Bewertungspraxis sind für die Einstufung mehrerer Einzelhandelsbetriebe als "ein" großflächiger Betrieb im Sinne von § 11 Abs. 3 Nr. 2, die in der zusammenführenden Betrachtung den Schwellenwert der Großflächigkeit erreichen, nicht mehr zu erwartende Agglomerationseffekte, sondern das Vorliegen einer Funktionseinheit erforderlich. Die künftige Behandlung orientiert sich somit nicht mehr an den aus der Nachbarschaft resultierenden Marktwirkungen eines Betriebes. Ausschluss / Beschränkung von Einzelhandelsnutzungen Die Anwendung der §§ 11 Abs. 3 BauNVO und 34 BauGB erfolgt stets einzelfallbezogen und stellt wegen des Einzelfallcharakters nur eine Reaktion dar. Lediglich eine Bauleitplanung kann vorbeugende Regelungen treffen und damit zukünftige Entwicklungen systematisch steuern. Die sicherste Form der Problembewältigung für die kommunale Praxis sind die im BauGB und in der BauNVO ausgeführten Festsetzungsmöglichkeiten in Bebauungsplänen zum Ausschluss und / oder zur Gliederung von Einzelhandelsflächen. Über die Beschränkungen nach § 11 Abs. 3 BauNVO hinaus können Gemeinden weitergehende Festsetzungen über die Zulässigkeit von Einzelhandelsbetrieben (auch für nicht großflächige Betriebe) treffen. Nach §§ 1 Abs. 5 und 9 BauNVO können - ggf. räumlich beschränkt - Einzelhandelsbetriebe generell oder bestimmte Arten von Einzelhandelsbetrieben ausgeschlossen oder als nur ausnahmsweise zulässig festgesetzt werden. Weiter differenzierende Bebauungsplanfestsetzungen sind möglich, sofern die allgemeine Zweckbestimmung des Baugebietes gewahrt bleibt. Festsetzungen von zulässigen Verkaufsflächenobergrenzen sind in der Rechtsprechung umstritten. Einzelhandelsbetriebe einzelner Branchen oder Warengruppen können dagegen ausgeschlossen werden. Positive wie negative (Branchen-)Festsetzungen sind gleichermaßen bei Vorliegen der sonstigen materiell-rechtlichen Voraussetzungen nach §§ 11 Abs. 5 und 9 BauNVO als Gliederungsmöglichkeiten innerhalb der einzelnen Baugebiete zulässig. Zu den bauplanungsrechtlichen Festsetzungen der aus städtebaulichen Gründen notwendigen Beschränkungen in der Zulässigkeit von einzelnen Branchen oder Warengruppen kann auf die Klassifikation des Statistischen Bundesamtes zu den Einzelhandelsbereichen sowie auf die Differenzierung von zentrenrelevanten bzw. nicht zentrenrelevanten Sortimenten in der vorliegenden Untersuchung verwiesen werden. 24 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Zur Durchsetzung einer städtebaulich ausgerichteten Einzelhandels- und Standortentwicklung sind folgende Steuerungs- und Ordnungsmaßnahmen zu empfehlen:1 „Zur Sicherung einer verbrauchernahen Versorgung sind Einzelhandels- und Zentrenkonzepte aufzustellen bzw. zu aktualisieren. In diesen räumlich-funktionalen Zentrenkonzepten muss auch die Nah- und Grundversorgung einen hohen Stellenwert haben. Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept einer Stadt sollte möglichst mit den Kommunen des Umlandes abgestimmt werden. Darüber hinaus ist eine laufende stadtregionale Kooperation mit den Umlandgemeinden zu empfehlen. Zur Umsetzung des Zielkonzeptes sollten bezogen auf die Grund- und Nahversorgung an geeigneten Standorten innerhalb der zentralen Versorgungsbereiche entsprechende Sondergebiete für die Ansiedlung oder Erweiterung von Supermärkten und Discountmärkten festgesetzt werden. Es gilt, mehr mit positiven Standortangeboten als mit Verboten zu agieren. Entsprechende Sondergebietsfestsetzungen können die notwendige Investitions- und Planungssicherheit (auch für Erweiterungen) vermitteln. Es ist sinnvoll, ständigen Kontakt mit den zuständigern Vertretern der Supermarkt- und Discountmarktketten zu halten und zu versuchen, Neuansiedlungen solcher Märkte entsprechend dem Zentrenkonzept ausschließlich auf die zentralen Versorgungsbereiche auszurichten. Es sollte kooperativ nach einer möglichst großen gemeinsamen Schnittmenge der betrieblichen Interessen und der städtebaulichen Interessen gesucht werden. Zentrenrelevanter Einzelhandel sollte außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche vor allem in Misch-, Gewerbe- und Industriegebieten konsequent durch entsprechende Bebauungsplanfestsetzungen gem. § 1 Abs. 9 BauNVO ausgeschlossen oder doch zumindest weitgehend eingeschränkt werden. Die dafür notwendigen Planänderungen sollten zumindest in den für Supermärkte und Discountmärkte interessanten Randbereichen vorsorglich durchgeführt werden, um unnötige Schwierigkeiten und Entschädigungspflichten zu vermeiden, die bei einem Abwarten entsprechender Bauanträge entstehen können. Ältere Plangebiete sind auf die neue BauNVO umzustellen, um insbesondere zentrenschädigende Einzelhandelsgroßprojekte auszuschließen. Trotz des neuen § 34 Abs. 3 BauGB kann sich eine zentrenorientierte Überplanung bislang unbeplanter Innenbereiche empfehlen. Dabei ist die durch § 13 BauGB 2004 neu eingeführte Möglichkeit eines vereinfachten Verfahrens zu nutzen. Insgesamt gilt es, die vorhandenen Instrumente des Planungsrechts auf der Basis eines fundierten Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes konsequent zu nutzen. [… ] Probleme bei der städtebaulichen Steuerung des Einzelhandels [sind] in der Regel nicht auf Unzulänglichkeiten des Rechts, sondern auf Vollzugsdefizite und auf politische Fehlentscheidungen zurückzuführen, [… ]. Zur Umsetzung der Zentrenkonzepte und damit gleichzeitig auch zur Sicherung der Grund- und Nahversorgung steht [… ] ein geeignetes und ausreichend differenziertes Steuerungsinstrument zur Verfügung.“ 1 vgl. Dr. Heinz Janning, Beigeordneter a. D. der Stadt Rheine, Das Instrumentarium des Städtebaurechts zur Sicherung der Nahversorgung, in: Land ohne Läden? Alternative Möglichkeiten der Lebensmittelversorgung, NRW-Tagung 02.11.2004. 25 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau II. Strukturdaten und Kaufkraft der Stadt Gronau 1. Strukturdaten 1.1 Geografische Lage und Einordnung in die Landesplanung Die dem Kreis Borken zugehörige Stadt Gronau liegt an der nordwestlichen Flanke des Landes Nordrhein-Westfalen im Grenzraum zu den Niederlanden. Im Landesentwicklungsplan des Landes Nordrhein-Westfalen (LEP NRW) wird die Stadt Gronau als Mittelzentrum ausgewiesen. Im Umkreis von 20 km liegen die Mittelzentren Ochtrup und Ahaus sowie die niederländischen Städte Enschede (vergleichbar mit einem Oberzentrum), Hengelo und Oldenzaal (vergleichbar mit Mittelzentren), so dass die Stadt Gronau auf dem Einzelhandelssektor starken Wettbewerbswirkungen ausgesetzt ist.1 Unter verkehrlichen Aspekten weist die Stadt Gronau eine funktionsfähige Anbindung an das Fernstraßennetz auf. Die Bundesstraße B 54 führt den Verkehr zu der östlich des Stadtgebiets verlaufenden Autobahn A 31 (Bottrop – Emden) und stellt zudem eine Verbindung zu dem niederländischen Autobahnnetz Richtung Rotterdam und Amsterdam her. Schienenverbindungen bestehen zwischen Gronau und Dortmund, nach Münster sowie über die Stadt Enschede an das niederländische Schienennetz. 1.2 Bevölkerungsstruktur und -entwicklung In der Stadt Gronau leben derzeit ca. 46.536 Einwohner, die sich auf die Stadtteile Gronau-West und -Ost sowie Epe verteilen.2 Der Stadtteil Gronau-Ost bildet mit ca. 38 % der Einwohner den Hauptsiedlungsbereich; im Stadtteil Gronau wohnen insgesamt ca. 67 % der Einwohner, während dem Stadtteil Epe etwa 33 % zugeordnet sind (vgl. Tabelle 2). 1 vgl. Karte 1: Lage im Raum 2 Quelle: Stadt Gronau, Hauptwohnsitze, Stand Januar 2009 26 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau In dem Zeitraum 2000 bis 2009 ist in der Stadt Gronau eine positive Einwohnerentwicklung zu verzeichnen; die Einwohneranzahl stieg um ca. 4 %. Bis zum Jahre 2007 ist eine kontinuierliche Steigerung zu beobachten, wohingegen in den letzten beiden Jahren die Einwohnerzahl demgegenüber leicht gesunken ist (vgl. Tabelle 2). Ein Vergleich der Einwohnerentwicklung in den einzelnen Stadtteilen zeigt ein höheres Wachstum im Stadtteil West, während die Einwohnerzahlen in den Stadtteilen Ost und Epe in geringerem Maße angestiegen sind. Tabelle 2: Einwohnerentwicklung in der Stadt Gronau Einwohner Stadt Gronau Jahr GronauWest GronauOst Stadtteil Gronau gesamt Stadtteil Epe 2000 12.617 17.060 29.677 15.058 44.735 100,0 2001 12.722 17.151 29.873 15.200 45.073 100,8 2002 12.859 17.414 30.273 15.160 45.433 101,6 2003 13.090 17.476 30.566 15.136 45.702 102,2 2004 13.352 17.491 30.843 15.192 46.035 102,9 2005 13.452 17.562 31.014 15.249 46.263 103,4 2006 13.683 17.676 31.359 15.339 46.698 104,4 2007 13.719 17.681 31.400 15.364 46.764 104,5 2008 13.633 17.578 31.211 15.327 46.538 104,0 2009 13.755 17.546 31.301 15.235 46.536 104,0 Stadt Gronau 2000 = 100,0 gesamt Quelle: GMA-Berechnungen 2009 auf Basis von Angaben der Stadt Gronau, Hauptwohnsitze, Stand: jeweils 01.01. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt lässt die Altersstruktur der Gronauer Bevölkerung – wie auch der des Kreises Borken - einen überdurchschnittlichen Anteil an Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erkennen. Dem stehen geringere Anteile der mittleren (40- bis 64-Jährige) und der älteren Bevölkerung (65 Jahre und älter) gegenüber, so dass eine relativ junge Bevölkerungsstruktur ablesbar ist (vgl. Abb. 3). 28 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Abb. 3: Altersstruktur der Bevölkerung im Vergleich 40% 30% 20% 10% 0% unter 20 Jahre 20 - 39 Ja hre Stadt Gronau 40 - 65 Jahre Kreis Borken 65 Jah re und älter Nordrhein-W estfalen Quelle: GMA-Darstellung 2009 auf Basis von Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen, in % der Bevölkerung, Stand 31.12.2007 (neuere Daten sind nicht abrufbar) 1.3 Arbeitsmarkt und Pendlerströme Die Wirtschaftsstruktur der Stadt Gronau war bis in die 80er Jahre durch die Textilindustrie geprägt, die mit monostrukturellem Charakter auch ein hohes Arbeitsplatzangebot vorhielt. Der Zusammenbruch dieser Branche zog einen Strukturwandel nach sich, der die sektorale Aufteilung der Gronauer Wirtschaft hin zu dienstleistungsorientierten Segmenten verschoben hat. Dennoch ist mit etwa 37 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Stadt Gronau der Großteil der Arbeitnehmer im sekundären Sektor beschäftigt; damit ist die Bedeutung des Produzierenden Gewerbes im Vergleich zum Landesdurchschnitt stärker ausgeprägt, erreicht jedoch nicht den Stellenwert im Kreis Borken (ca. 44 %). Mit ca. 33 % kommt dem Dienstleistungssektor die zweitstärkste Bedeutung zu, wenngleich die Werte deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegen (ca. 43 %), jedoch den Kreisdurchschnitt leicht übersteigen (ca. 31 %). Der tertiäre Sektor, dem noch ca. 29 % der sozialversiche- 29 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau rungspflichtig Beschäftigten zuzuordnen sind, erhält damit einen höheren Stellenwert als auf Kreis- und Landesebene (vgl. Abb. 4). Hinsichtlich der wirtschaftlichen Ausstrahlungskraft der Stadt Gronau zeigt sich mit 5.128 Einpendlern und 4.309 Auspendlern ein leichter Berufseinpendlerüberschuss. Abb. 4: Beschäftigtenstruktur im Vergleich 100% 80% 60% 40% 20% 0% Stadt Gronau Kreis Borken Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Handel, Gastgewerbe und Verkehr Nordrhein-Westfalen Produzierendes Gewerbe sonstige Dienstleistungen Quelle: GMA-Darstellung 2009 auf Basis von Daten des LDS NRW, in % der Beschäftigten, Stand 30.06.2006 (aktuellere Daten wurden noch nicht veröffentlicht) 1.4 Städtebauliche Rahmenbedingungen In der Vergangenheit der Stadt Gronau prägte die Grenzlage zu den Niederlanden die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt entscheidend. Bereits um 1800 entstand eine hohe Konzentration von Textilunternehmen um Gronau und Epe, welche die Lagegunst zu den Niederlanden als Standortvorteil für Exporte nutzten. Der Erhöhung der Einfuhrzölle um bis zu 45 % auf niederländischer Seite im Jahre 1823 folgte ein Einbruch. Aber bereits gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ergaben sich durch technische Modernisierungen neue Impulse für die Textilindustrie, welche die wirtschaftliche Entwicklung der Region dominierte und zu einem starken Bevölkerungswachstum der Stadtteile Gronau und Epe führte. Die sich um diese Zeit entwickelnden Arbeitersiedlungen sind bis heute für das Stadt- 30 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau bild prägend. In den 1980er Jahren brach die Textilindustrie in Gronau und Epe nahezu vollständig zusammen. Dies zog einen hohen Arbeitsplatzverlust mit anschließendem Strukturwandel nach sich. Die zwei gewachsenen und voneinander unabhängigen Kommunen Gronau und Epe wurden im Zuge der Kommunalreform 1975 zur Stadt Gronau zusammengeschlossen. Siedlungsstrukturell hat die unabhängige Entwicklung der Stadtteile Gronau und Epe zwei Schwerpunkte der Besiedlung sowie der innerstädtischen Einzelhandelsagglomerationen herausgebildet. Diese räumliche Trennung wurde durch die 2004 neu trassierte Bundesstraße 54, welche zwischen den Stadtteilen Gronau und Epe in Ost-West Richtung verläuft, nochmals verstärkt. Aus den v. g. städtebaulichen Charakteristika ergeben sich besondere Anforderungen an die Zentrumsentwicklung in der Stadt Gronau. Hierzu zählen der Erhalt und die Stärkung von Epe mit überwiegend grundversorgender Funktion sowie der Ausbau und die Stärkung des Mittelzentrums Gronau durch Weiterentwicklung der Innenstadt. 2. Einzugsgebiet des Einzelhandels der Stadt Gronau Als einzelhandelsrelevantes Einzugsgebiet wird der Raum bezeichnet, in dem sich die Verbraucher überwiegend zum Einkauf nach Gronau orientieren. Das Nachfrageverhalten im Marktgebiet wird durch die spezifische Struktur der Verbraucher beeinflusst. Die Abgrenzung des Einzugsgebietes erfolgt unter Berücksichtigung folgender Erhebungen / Bewertungen: Ergebnisse aus der Vorläuferuntersuchung 2006 (GMA-Einzelhandelsbefragung sowie Kundenwohnorterhebung durch den Einzelhandel / Passantenbefragung zum Herkunftsort der Kunden in der Stadt Gronau) Bewertung der topografischen und siedlungsstrukturellen Bedingungen sowie der Verkehrserschließung des Raumes, 31 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Bewertung der übergemeindlichen Wettbewerbssituation, wobei insbesondere das Einzelhandelsangebot in benachbarten Mittel- und Oberzentren berücksichtigt wird, die Pendlerbewegungen (Ein- und Auspendler). Vor dem Hintergrund der v. g. Strukturdaten und -kenntnisse ist davon auszugehen, dass sich das Einzugsgebiet des Einzelhandels der Stadt Gronau seit 1996 nicht wesentlich verändert hat. Es umfasst somit das gesamte Stadtgebiet, die Kommunen Ochtrup und Heek und angrenzende Stadtteile der Nachbarstädte Ahaus, Losser (NL) und Enschede (NL). Insgesamt lässt sich das Verflechtungsgebiet des Einzelhandels in der Stadt Gronau wie folgt nach Intensitätszonen abgrenzen:1 Zone I: Gronau ca. 46.535 Einwohner davon Gronau-West und -Ost Epe ca. 31.300 Einwohner ca. 15.235 Einwohner Zone II: Ochtrup Heek Ahaus, -Altstätte, -Graes Losser (NL), -Kernstadt, -Overdinkel, -Glane Enschede (NL), -Glanerbrug Zonen I – II gesamt ca. 69.550 Einwohner ca. 116.085 Einwohner Im abgegrenzten Einzugsgebiet leben derzeit insgesamt ca. 116.085 Einwohner. Gegenüber dem Jahr 2006 entspricht dies einer leichten Einwohnerzunahme im Einzugsgebiet um ca. 1,3 %. In Bezug auf die Verflechtungsintensität ist das Einzugsgebiet zu unterteilen in ein Gebiet mit starken Einkaufsbeziehungen, dem sogenannten Kerneinzugsgebiet der Zone I, und ein Gebiet mit deutlich schwächeren Verflechtungen der Zone II (erweitertes Einzugsgebiet). 1 vgl. Karte 2: Einzugsgebiet 32 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Für den Einzugsbereich ist weiterhin von Bedeutung, dass einerseits nicht alle in der Stadt Gronau ansässigen Geschäfte gleichermaßen in das Umland ausstrahlen. Andererseits erschließt insbesondere der qualifizierte und spezialisierte Einzelhandel der Stadt Gronau teilweise auch größere Marktgebiete. Die Umsätze mit Kunden, die außerhalb des abgegrenzten Einzugsgebietes wohnhaft sind, werden im Folgenden als Streuumsätze berücksichtigt. 3. Kaufkraft 3.1 Grundlagen der Kaufkraftberechnung Die Grundlage für die Berechnung der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen bildet das Nettosozialprodukt zu Faktorkosten, aus dem das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte abgeleitet wird. Die Nachfrage der Konsumenten nach Waren und Dienstleistungen errechnet sich aus dem verfügbaren Einkommen wie in Abb. 5 dargestellt. Abb. 5: Einzelhandelsrelevante Nachfrage Verfügbares Einkommen Privater Verbrauch Ersparnis Nachfrage der Konsumenten nach - Waren - Dienstleistungen Quelle: GMA-Darstellung 2009 Für die Planung von Einzelhandelsflächen können Dienstleistungskäufe vernachlässigt werden. Von Bedeutung sind lediglich die Warenkäufe der privaten Haushalte. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Warenkäufe sowohl in Ladengeschäften (Einzelhandel 34 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau i. e. S.) als auch in Nichtladengeschäften (z. B. Versandhandel) wirksam werden können. Die Pro-Kopf-Ausgaben ohne Berücksichtigung regionaler Kaufkraftunterschiede belaufen sich derzeit auf ca. 5.264,- € p. a.1 Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben müssen um die regionalen Kaufkraftunterschiede bereinigt werden. Die Stadt Gronau weist mit einem regionalen einzelhandelsrelevanten Kaufkraftkoeffizienten von 90,1 bezogen auf den Bundesdurchschnitt ein deutlich unterdurchschnittliches Kaufkraftniveau auf.2 3.2 Kaufkraftpotenzial in der Stadt Gronau Das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial in der Stadt Gronau beläuft sich im Jahr 2008 auf ca. 220,6 Mio. €, davon entfallen ca. 74,9 Mio. € auf Nahrungs- und Genussmittel und ca. 145,7 Mio. € auf Konsumgüter (vgl. Tabelle 3). Etwa zwei Drittel der Kaufkraft stehen den Bewohnern des Stadtteils Gronau und etwa ein Drittel den Bewohnern des Stadtteils Epe zur Verfügung. Im abgegrenzten übergemeindlichen Einzugsgebiet (Zone II) liegt das Kaufkraftpotenzial bei 343,8 Mio. €, so dass dem Einzugsgebiet insgesamt ca. 564,4 Mio. € Kaufkraft zuzuordnen sind. Gegenüber dem Jahr 2006 ist nominal eine Abnahme der Kaufkraft in der Stadt Gronau um ca. 3,6 % festzustellen,3 die aus einem rückläufigen Kaufkraftkoeffizienten resultiert.4 1 GMA-Berechnungen auf Basis von Angaben des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden und diverser Verbände; ohne Brennstoffe, Kraftfahrzeuge etc. 2 Die GfK, Nürnberg, ermittelt auf der Grundlage der Lohn- und Einkommensstatistiken das einzelhandelsrelevante Kaufkraftniveau für Städte und Gemeinden sowie Kreise bezogen auf die einzelhandelsrelevante Kaufkraft im gesamten Bundesgebiet (Stand: 2009). Für die Kommunen des Einzugsgebietes werden folgende Werte angesetzt: Ochtrup: 95,0, Heek: 91,6, Ahaus: 95,6. Für die niederländischen Städte Losser und Enschede liegen die Werte bei 93,9 bzw. 93,0 (Quelle: MBR Einzelhandelsrelevante Kaufkraft 2007). Es wird davon ausgegangen, dass die Pro-Kopf-Ausgaben im Einzelhandel für die angrenzenden niederländischen Kommunen mit den Werten auf Bundesebene vergleichbar sind. 3 Das Kaufkraftvolumen in der Stadt Gronau lag 2006 bei ca. 228,8 Mio. € und in Zone II des Einzugsgebietes bei 342,6 Mio. €, so dass im gesamten Verflechtungsgebiet 571,4 Mio. € Kaufkraft zur Verfügung standen. 4 Im Jahr 2005 lag der Kaufkraftkoeffizient bei 91,1; die im Jahre 2006 noch verwendeten Einkommenselastizitäten für den Bereich Food und Nonfood werden zudem nicht mehr angewandt. 35 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Tabelle 3: Kaufkraftpotenzial im Verflechtungsgebiet der Stadt Gronau im Jahre 2008 Stadt Gronau Sortiment / Warengruppe Stadtteil Gronau Stadtteil Epe gesamt (Zone I) Zone II Verflechtungsgebiet gesamt in Mio. € Lebensmittel, Getränke 40,7 19,8 60,5 94,3 154,8 Bäckereihandwerk 4,7 2,3 7,0 11,0 18,0 Fleischereihandwerk 5,0 2,4 7,4 11,5 18,9 Nahrungs- und Genussmittel 50,4 24,5 74,9 116,8 191,7 Drogerie-, Parfümeriewaren 5,8 2,8 8,6 13,4 22,0 Apotheken-, Sanitätswaren 12,3 6,0 18,3 28,5 46,8 Gesundheit, Körperpflege 18,1 8,8 26,9 41,9 68,8 Blumen, Pflanzen 2,2 1,0 3,2 5,0 8,2 zoologischer Bedarf 1,0 0,5 1,5 2,4 3,9 Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf 3,2 1,5 4,7 7,4 12,1 Bücher, Zeitschriften 3,0 1,5 4,5 7,0 11,5 Papier-, Büro-, Schreibwaren 3,2 1,6 4,8 7,5 12,3 Spielwaren 1,0 0,5 1,5 2,3 3,8 Bücher, Schreib- und Spielwaren 7,2 3,6 10,8 16,8 27,6 Damenbekleidung 7,9 3,8 11,7 18,3 30,0 Herrenbekleidung 4,4 2,1 6,5 10,1 16,6 Schuhe 3,6 1,7 5,3 8,2 13,5 Lederwaren 0,7 0,3 1,0 1,5 2,5 Sportartikel 1,7 0,8 2,5 3,9 6,4 Bekleidung, Schuhe, Sport 19,2 9,1 28,3 44,0 72,3 Fortsetzung nächste Seite 36 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Fortsetzung von vorheriger Seite Stadt Gronau Sortiment / Warengruppe Stadtteil Gronau Stadtteil Epe gesamt (Zone I) Zone II Verflechtungsgebiet gesamt in Mio. € Kinderbekleidung 0,9 0,4 1,3 2,0 3,3 Elektrogroß- / -kleingeräte 2,5 1,2 3,7 5,9 9,6 Leuchten, Elektroinstallation, -zubehör 1,0 0,5 1,5 2,3 3,8 Unterhaltungselektronik 3,2 1,6 4,8 7,4 12,2 Ton-, Bildträger 1,5 0,7 2,2 3,5 5,7 Computer, Telekommunikation 3,1 1,5 4,6 7,2 11,8 Foto, Zubehör 1,9 1,0 2,9 4,5 7,4 Elektrowaren 13,2 6,5 19,7 30,8 50,5 Haushaltswaren, Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel 2,9 1,4 4,3 6,7 11,0 Möbel, Küchen, Antiquitäten, Kunst 9,3 4,5 13,8 21,5 35,3 Heimtextilien, Bettwaren, Gardinen, Kurzwaren 2,4 1,2 3,6 5,5 9,1 Hausrat, Möbel, Einrichtungen 14,6 7,1 21,7 33,7 55,4 Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf 11,3 5,5 16,8 26,1 42,9 Teppiche, Bodenbeläge 1,4 0,7 2,1 3,3 5,4 Optik 1,3 0,7 2,0 3,1 5,1 Uhren, Schmuck 1,6 0,8 2,4 3,7 6,1 Autozubehör 3,0 1,4 4,4 6,9 11,3 Sportgeräte 1,9 0,9 2,8 4,4 7,2 Sonstige Einzelhandelswaren 2,1 1,0 3,1 4,9 8,0 Sonstiger Einzelhandel 22,6 11,0 33,6 52,4 86,0 Konsumgüter 98,1 47,6 145,7 227,0 372,7 148,5 72,1 220,6 343,8 564,4 Einzelhandelswaren gesamt Quelle: GMA-Berechnungen 2009 37 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau III. Einzelhandelsstruktur der Stadt Gronau 1. Einzelhandelsausstattung nach Sortimenten Zum Zeitpunkt der Erhebung (Mai 2009) wurde folgender Einzelhandelsbestand in der Stadt Gronau ermittelt: 346 Betriebe des Ladeneinzelhandels und des Ladenhandwerks, eine Verkaufsfläche von insgesamt ca. 105.815 m² und ein Bruttoumsatz von ca. 281,5 Mio. €. Die Einzelhandelsausstattung nach Sortimenten für die Stadt Gronau lässt sich der Tabelle 4 entnehmen, wobei folgende Untersuchungsspezifika zu berücksichtigen sind: Die Betriebe wurden nach dem Umsatzschwerpunkt zugeordnet, sofern unterschiedliche Sortimente geführt werden. Die Verkaufsfläche wurde von GMA-Mitarbeitern durch Inaugenscheinnahme eingeschätzt. Die Umsatzleistung der Einzelhandelsbetriebe wurde auf Basis durchschnittlicher Betriebskennziffern (z. B. Flächenproduktivitätswerte) und vor dem Hintergrund der Daten aus der Erstanalyse im Jahr 2005 / 2006 eingeschätzt, wobei GMAVergleichswerte aus zahlreichen Untersuchungen des Einzelhandels zugrunde gelegt wurden. Für die Einzelhandelsausstattung nach Warengruppen sind folgende Ergebnisse festzuhalten: Im Nahrungs- und Genussmittelbereich wird von 112 Betrieben (= ca. 32 % der ansässigen Betriebe) auf gut einem Viertel der Gesamtverkaufsfläche ein Einzelhandelsumsatz von ca. 115,3 Mio. € (ca. 41 %) erzielt. Die größten Lebensmittelanbieter in der Stadt Gronau bilden die Verbrauchermärkte der Firma K + K, sie 38 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau werden durch eine Reihe von Supermärkten und Lebensmitteldiscountmärkten ergänzt. Zu den kleinstrukturierten Anbietern zählen neben nur wenigen Spezialanbietern die Betriebe des Lebensmittelhandwerks (Bäcker, Metzger). Auch die Getränkemärkte und Tankstellenshops wurden auf Grund ihres Angebotsschwerpunktes dieser Warengruppe zugeordnet. Im Vergleich aller Warengruppen weisen die Nahrungs- und Genussmittelbetriebe erwartungsgemäß eine hohe Flächenproduktivität auf. Der Sparte Gesundheit, Körperpflege sind ca. 8 % der Betriebe mit einem Verkaufsflächenanteil von ca. 2 % und einem Umsatzanteil von ca. 7 % zuzuordnen. Im Vergleich der Warengruppen weisen die Betriebe eine kleinteilige Struktur auf, die in erster Linie durch Apotheken, Discountbetriebe und wenige Fachgeschäfte gekennzeichnet ist. Das Angebot im Bereich Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf wird von 13 Betrieben bereitgestellt, die über ca. 3 % der Verkaufsfläche und ca. 1 % des Umsatzes verfügen. Es ist eine Mischung aus einem großflächigen Zoogeschäft, mehreren mittelgroßen Blumengeschäften / Gärtnereien und einigen kleinstrukturierten Fachgeschäften zu konstatieren. Das Angebot bei Büchern, Schreib- und Spielwaren beschränkt sich auf 10 Betriebe (ca. 3 % der Betriebe), die ca. 1 % der Verkaufsfläche belegen und ca. 2 % des Einzelhandelsumsatzes erzielen. Damit handelt es sich überwiegend um eine kleinteilige Angebotsstruktur, die durch ein größeres Kaufhaus (mit dem Umsatzschwerpunkt in dieser Branche) im Stadtteil Epe ergänzt wird. Ein wichtiger Angebotsschwerpunkt der Stadt liegt im mittelfristigen Bedarfsbereich bei den Sortimenten Bekleidung, Schuhe, Sport mit einer Ausstattung von ca. 18 % der Betriebe, ca. 15 % der Verkaufsfläche und ca. 12 % des Umsatzes. Das Angebot ist durch inhabergeführte Fachgeschäfte und filialisierende Fachmärkte, ergänzt um ein Warenhaus1, gekennzeichnet. Zum Erhebungszeitpunkt waren dieser Warengruppe drei großflächige Betriebseinheiten zuzuordnen. 1 Die Analysedaten entsprechen dem Stand Mai 2009, so dass die zwischenzeitliche Schließung des Hertie-Warenhauses unberücksichtigt bleibt. 39 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Im langfristigen Angebotsbereich ist ein begrenztes Angebot an Elektrowaren mit sieben mittelgroßen sowie zwölf kleinstrukturierten Betriebseinheiten enthalten. Bezogen auf die Gesamtstadt verfügt diese Sparte über 6 % der Betriebe, ca. 2 % der Verkaufsfläche und etwa 4 % des Umsatzes. Die Warengruppe Hausrat, Möbel, Einrichtungen ist mit ca. 11 % der Betriebe und ca. 24 % der Verkaufsfläche durch acht großflächige Möbel- und Einrichtungsbetriebe geprägt. Das Angebot wird durch kleinflächige und mittelgroße Spezialanbieter der Bereiche Glas / Porzellan / Geschenkartikel, Möbel, Kunstgewerbe / Antiquitäten und Heimtextilien / Raumausstattung ergänzt. Der geringere Umsatzanteil von rund 15 % ist v. a. auf die i. d. R. verhältnismäßig geringe Flächenproduktivität der großflächigen Möbelanbieter zurückzuführen. Auf die sonstigen, dem langfristigen Bedarf zugeordneten Sortimente entfallen ca. 20 % der Betriebe, ca. 26 % der Verkaufsfläche und ca. 18 % des Umsatzes. Als flächenintensive Betriebstypen mit vergleichsweise geringer Raumleistung sind in dieser Sparte die Bau- und Gartenbedarfsanbieter (inkl. Bodenbeläge, Teppiche) festzuhalten. Dazu zählen in der Stadt Gronau ein großer Bau- und Heimwerkermarkt und fünf weitere, stärker spezialisierte großflächige Märkte. Eine hohe Spezialisierung kleiner Fachgeschäfte ist in den Sortimenten Optik, Uhren / Schmuck und Fahrräder gegeben. Tabelle 4: Einzelhandelsausstattung nach Sortimenten Einzelhandelsausstattung Anzahl der Betriebe Sortiment / Warengruppe abs. Lebensmittel, Getränke Bäckereihandwerk Fleischereihandwerk Nahrungs- und Genussmittel 65 38 9 112 Drogerie-, Parfümeriewaren Apotheken-, Sanitätswaren 10 16 Gesundheit, Körperpflege 26 Verkaufsfläche in % in m² in % 32,4 26.395 1.065 365 27.825 26,3 1.960 585 7,5 2.545 Umsatz in Mio. € 102,4 9,1 3,8 115,3 in % 41,0 5,6 14,4 2,4 20,0 7,1 Fortsetzung nächste Seite 40 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Fortsetzung nächste Seite Einzelhandelsausstattung Sortiment / Warengruppe Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf Bücher, Schreib- und Spielwaren Damenbekleidung Herrenbekleidung Kinderbekleidung Schuhe, Lederwaren, Sportartikel Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrogroß- / -kleingeräte, Leuchten, Elektroinstallation, zubehör , Unterhaltungselektronik, Ton-, Bildträger, Computer, Telekommunikation, Foto, Zubehör Elektrowaren Haushaltswaren, Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel Möbel, Küchen, Antiquitäten, Kunst Heimtextilien, Bettwaren, Gardinen, Kurzwaren Hausrat, Möbel, Einrichtungen Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf Teppiche, Bodenbeläge Optik Uhren, Schmuck Autozubehör Sportgeräte sonstige Einzelhandelswaren Sonstiger Einzelhandel Konsumgüter Einzelhandelswaren gesamt Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche Umsatz abs. in % in m² in % in Mio. € in % 13 3,8 3.560 3,4 4,0 1,4 10 2,9 1.460 1,4 4,8 1,7 34 9 5 13 61 5 17,6 11.145 1.410 360 2.580 15.495 310 14,6 22,7 3,8 0,9 6,2 33,6 1,2 5 1.675 6,3 9 460 2,8 19 5,5 2.445 2,3 10,3 11 1.210 2,4 15 21.150 36,0 11 3.020 3,7 37 10,7 25.380 24,0 42,1 11,9 3,7 15,0 21 17.940 31,5 8 7 7 5 9 11 68 19,7 3.345 430 285 980 1.270 2.855 27.105 25,6 4,5 5,0 3,0 2,8 3,2 1,4 51,4 18,3 234 346 67,6 100 77.990 105.815 73,7 100 166,2 281,5 59,0 100 Aus Datenschutzgründen werden Sortimente / Warengruppen mit weniger als 5 Betrieben nicht getrennt ausgewiesen. Quelle: GMA-Bestandserhebung, Mai 2009 41 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 2. Entwicklung des Einzelhandelsbestandes seit den Jahren 2005 / 2006 Im Vergleich der Einzelhandelsausstattung aus den Jahren 20051 und 2009 sind eine Zunahme der Verkaufsfläche, ein leichter Umsatzrückgang sowie eine geringe Verschiebung der Angebotsstruktur zu konstatieren. Dem bundesweiten Trend entsprechend ist eine Erweiterung der Verkaufsfläche um knapp 4.300 m² (ca. 4 %) festzustellen. Bei einem geringen Anstieg der Bevölkerung um ca. 0,6 % gegenüber 2006 bedeutet dies eine Zunahme der Verkaufsfläche je 1.000 Einwohner von 2.194 m² auf 2.274 m² (+ 3,6 %). Dabei wurde v. a. die Ausstattung im Bereich der Nahrungs- und Genussmittel, bei Blumen, Pflanzen und zoologischem Bedarf, bei Büchern-, Schreib- und Spielwaren sowie beim sonstigen Einzelhandel ausgeweitet, während in den anderen Warengruppen ein Rückgang im Verkaufsflächenbestand zu beobachten ist. Die durchschnittliche Betriebsgröße erhöhte sich von 293 m² Verkaufsfläche im Jahr 2006 um ca. 4,4 % auf 306 m² im Jahr 2009. Der Umsatz der Einzelhandelsbetriebe in der Stadt Gronau sank in den letzten drei Jahren nominal insgesamt um etwa 6,3 Mio. € bzw. ca. 2,2 %. Warengruppen- und betriebstypenspezifisch sind folgende Veränderungen festzuhalten (vgl. Abb. 6):2 Bei den Nahrungs- und Genussmitteln stieg die Verkaufsfläche um fast 4.600 m² (+ ca. 20 %), u.a. wurden hier verschiedene Lebensmittel-Discountmärkte sowie Getränkemärkte angesiedelt. Einige kleinstrukturierte Betriebe wurden geschlossen (u. a Plus-Markt, Enscheder Straße). Rückläufig (minus ca. 200 m² Verkaufsfläche, entsprechend etwa 8 %) ist die Ausstattung im Bereich der Sparte Gesundheit und Körperpflege. Während zwei Schlecker-Filialen neu eröffnet wurden, wurden u. a. drei Filialen der Filialkette 1 Die Bestandserhebungen wurden im August 2005 durchgeführt, der schriftliche Bericht wurde im Jahr 2006 vorgelegt. 2 Zur besseren Vergleichbarkeit wurden die Daten aus dem Jahre 2006 auf die aktuelle GMA-Branchensystematik umgestellt 42 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau sowie ein Ihr Platz geschlossen. Die Rossmann-Filiale Neustraße erweiterte die Verkaufsfläche um rund ein Drittel. Die Warengruppe Blumen, Pflanzen und zoologischer Bedarf hat einen Verkaufsflächenzuwachs von gut 2.000 m² (+ ca. 133 %) zu verzeichnen, der auf die Ansiedlung / Verlagerung von zwei größeren Gartenmärkten und die Erweiterung eines Zoo-Fachmarktes zurückzuführen ist.1 Bei Büchern, Schreib- und Spielwaren ist eine Erweiterung von ca. 165 m² Verkaufsfläche (+ ca. 13 %) zu verzeichnen. Hier wurden drei kleinstrukturierte Fachgeschäfte angesiedelt, demgegenüber wurde ein Bastelgeschäft geschlossen. Im Bereich Bekleidung, Schuhe und Sport hat eine Reihe von Betriebsschließungen und Neueröffnungen, vorwiegend kleinstrukturierter Einzelhandelsfachgeschäfte, stattgefunden. An neuen mittelgroßen Betrieben entstanden im Stadtteil Gronau ein Bekleidungs-Discountmarkt, ein Schuh-Discountmarkt (jeweils in der Innenstadt) sowie ein Reitsportmarkt (im dezentralen Agglomerationsbereich Ochtruper Straße / An der Eßseite). Demgegenüber wurden jedoch auch vier Betriebe mit Verkaufsflächen zwischen 200 und 600 m² aufgegeben. Die Verkaufsfläche insgesamt nahm um gut 700 m² (- ca. 4 %) ab. 2 Die Verkaufsfläche der Elektrowaren hat sich seit 2006 um etwa 650 m² (- ca. 21 %) aufgrund der Schließung eines großflächigen Lampen-Fachgeschäftes sowie einzelner kleinerer Fachgeschäfte verringert. Demgegenüber wurden einige vorwiegend klein strukturierte Betriebe neu angesiedelt. Ein deutlicher Verkaufsflächenrückgang um fast 4.700 m² (- ca. 16 %) zeigt sich im Bereich der Warengruppe Hausrat, Möbel, Einrichtung. Hier ist v. a. auf die Aufgabe des NOVA Möbel-Marktes hinzuweisen. Darüber hinaus wurden zwei mittelgroße Betriebe aus dem Segment Sonderposten / Discount – sowie eine Reihe von kleinstrukturierten Betrieben geschlossen, der Anbieter Astroh-Küchen wurde auf Stall-Küchen umgestellt. Neu entstanden sind zwei kleinere Sonderposten1 Teilweise sind jedoch auch Veränderungen in der Branchenzuordnung sowie eine Hinzunahme der Freiverkaufsflächen zu berücksichtigen. 2 Nach Abschluss der Erhebungen wurde das Hertie-Warenhaus mit rund 4.200 m² Verkaufsfläche geschlossen. 43 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau märkte, vier mittelstrukturierte Betriebe der Sparten Gartenmöbel, Küchen und Heimtextilien sowie einige kleinstrukturierte Fachgeschäfte. Eine positive Entwicklung ist im Bereich des Sonstigen Einzelhandels zu verzeichnen, der um ca. 3.650 m² Verkaufsfläche (+ ca. 16 %) erweitert wurde. Der größte Verkaufsflächenzuwachs bezieht sich auf die Verlagerung und Verkaufsflächenerweiterung des Hellweg-Bau- und Heimwerkermarktes, weitere Erweiterungen liegen im Bereich Heimwerker- / Gartenbedarf, Fliesen, Autozubehör und Angelbedarf. Aufgegeben wurden einige kleinstrukturierte Betriebe, ein großflächiger Fliesen-Fachmarkt, ein größeres Angelsportgeschäft sowie ein Fachgeschäft für Baustoffhandel. Abb. 6: Entwicklung der Verkaufsfläche nach Warengruppen 2005 - 2009 in Gronau (in 1.000 m²) Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf Bücher, PBS, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren Hausrat, Möbel, Einrichtungen sonstiger Einzelhandel 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 Gronau 2009 Quelle: Gronau 2005 GMA-Bestandserhebungen 44 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 3. Einzelhandelsausstattung nach Stadtteilen Unter Verwendung der Stadtteilgliederung der Stadt Gronau sind folgende Einzelhandelsbestandsdaten festzuhalten (vgl. Tabelle 5): Stadtteilbezogen ist der dem Stadtteil Gronau mit ca. 69 % der Betriebe, ca. 76 % der Verkaufsfläche und ca. 75 % des Einzelhandelsumsatzes die stärkste Versorgungsfunktion beizumessen. Innerhalb der Kernstadt kommt dem Bereich Gronau-West, dem auch das innerstädtische Versorgungszentrum zuzuordnen ist, mit einem Betriebsanteil von ca. 36 % nur eine geringfügig größere betriebsbezogene Bedeutung zu als dem Bereich Gronau-Ost mit ca. 33 %, der durch einen bedeutenden Anteil an größeren Betriebseinheiten an dezentralen Standorten geprägt wird. Während Gronau-West über weniger als ein Viertel (ca. 24 %) der Verkaufsfläche verfügt, ist in Gronau-Ost mehr als die Hälfte der gesamtstädtischen Verkaufsfläche (ca. 52 %) platziert. Auch umsatzbezogen nimmt der Stadtteil Gronau-Ost mit etwa 45 % des gesamtstädtischen Umsatzes einen deutlich höheren Stellenwert ein als Gronau-West mit ca. 30 %. Der Stadtteil Epe weist mit 108 Betrieben (ca. 31 %) und ca. 25.615 m² Verkaufsfläche (ca. 24 %) ebenfalls eine beachtliche Einzelhandelsausstattung auf, welche die versorgungsstrukturelle Eigenständigkeit des Stadtteils widerspiegelt. Die Betriebe verteilen sich auf das Nebenzentrum, ein Nahversorgungszentrum, den dezentralen Agglomerationsbereich Gronauer Straße sowie eine Reihe von Streuund Solitärlagen. Der Vergleich der Einzelhandelsausstattung der Stadtteile mit der Einwohnerverteilung verdeutlicht, dass die drei Stadtteile Gronau-West, Gronau-Ost und Epe jeweils eine verhältnismäßig hohe Versorgungsbedeutung für die Stadtteil-Bevölkerung aufweisen. Im Vergleich der drei Stadtteile kommt dem Einzelhandelsbesatz im Stadtteil Gronau-Ost jedoch die höchste Versorgungsbedeutung zu.1 1 vgl. Karte 3: Einzelhandels- und Einwohnerverteilung 45 Einzelhandelskonzept für die Stadt Gronau Karte 3: Einzelhandels- und Einwohnerverteilung Gronau-West Gronau-Ost Epe Betriebsanteil Verkaufsflächenanteil Umsatzanteil Einwohneranteil Kartengrundlage: Stadt Gronau GMA-Darstellung 0 250 500 1.000 m 46 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Tabelle 5: Einzelhandelsausstattung nach Stadtteilen Einzelhandelsausstattung Stadtteil Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche Umsatz abs. in % in m² in % in Mio. € in % Gronau-West 125 36,1 25.065 23,7 84,1 29,9 Gronau-Ost 113 32,7 55.135 52,1 127,5 45,3 Stadtteil Gronau gesamt 238 68,8 80.200 75,8 211,6 75,2 Stadtteil Epe 108 31,2 25.615 24,2 69,9 24,8 Stadt Gronau gesamt 346 100,0 105.815 100,0 281,5 100,0 Quelle: GMA-Bestandserhebung, Mai 2009 4. Verteilung der großflächigen Einzelhandelsbetriebe Die großflächigen Einzelhandelsbetriebe können – je nach sortimentspolitischer Ausrichtung und Standortlage – Magnetfunktionen für den kleinstrukturierten Facheinzelhandel übernehmen. Dem großflächigen Einzelhandel werden in Anlehnung an das Bauplanungsrecht Betriebe zugeordnet, die eine Geschossfläche von jeweils mindestens 1.200 m², gleichbedeutend 800 m² Verkaufsfläche aufweisen (vgl. Tabelle 6).1 Auf den großflächigen Einzelhandel in der Stadt Gronau entfallen insgesamt ca. 8 % der Betriebe (= 27 Betriebe) mit einem Verkaufsflächenanteil von ca. 54 % (= 57.430 m²) und einem Umsatzanteil von ca. 43 % (= 119,6 Mio. €), so dass im interkommunalen Vergleich eine leicht unterdurchschnittliche Bedeutung der Großbetriebe im gesamtstädtischen Kontext festzustellen ist.2 1 vgl. Karte 4: Großflächige Einzelhandelsbetriebe 2 Zum Vergleich: Der Verkaufsflächenanteil großflächiger Einzelhandelsbetriebe beläuft sich in vergleichbaren Mittelstädten auf durchschnittlich 62 % (Quelle: GMA-Vergleichswerte). 47 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Tabelle 6: Struktur der großflächigen Einzelhandelsbetriebe in der Stadt Gronau Anzahl der großflächigen Betriebe* Betriebstyp Stadtteil überwiegend nahversorgungs- / zentrenrelevante Sortimente LebensWarenhaus, Fachgemitteleinzel(Textil-) schäft, handel** Kaufhaus Fachmarkt FG / FM*** mit überwiegend nicht zentrenrelevante Sortimente gesamt Gronau-West 4 3 - - 7 Gronau-Ost 2 - 1 11 14 Stadtteil Gronau gesamt 6 3 1 11 21 Stadtteil Epe 3 - - 3 6 Stadt Gronau gesamt 9 3 1 14 27 * Betriebe mit mehr als 800 m² Verkaufsfläche ** Verbrauchermarkt, Lebensmittelsupermarkt, -discountmarkt *** Fachgeschäft, -markt Quelle: GMA-Bestandserhebung, Mai 2009 Im Hinblick auf die Verbundeffekte mit benachbarten Einzelhandelsbetrieben ist darauf zu verweisen, dass sich die großflächigen Einzelhandelsbetriebe der Stadt Gronau nur teilweise an innerhalb der zentralen Versorgungsbereiche gelegenen Standorten befinden.1 Insgesamt sind nur 6 Betriebe den zentralen Versorgungsbereichen zugeordnet, während 17 Betriebe die Synergieeffekte der dezentralen Agglomerationsstandorte nutzen und 4 Betriebe an isolierten Standorten ansässig sind. Angebotsschwerpunkte großflächiger Betriebe sind an den Standorten Ochtruper Straße / An der Eßseite im Stadtteil Gronau-Ost (9 großflächige Betriebe), Gronauer Straße im Stadtteil Epe (4 großflächige Betriebe) sowie Königstraße im Stadtteil Gronau-West (3 großflächige Betriebe) festzustellen. In der Gronauer Innenstadt übernehmen 3 großflächige Betriebe (1 Warenhaus2 und 2 Textil-Kaufhäuser) wichtige Magnetfunktionen für die benachbarten kleinstrukturierten und mittelgroßen Einzelhandelsbetriebe. Im Nebenzentrum Epe fungiert ein großflächiger Lebensmittel-SB-Markt als Frequenzbringer. Im Nahversorgungszentrum Gildehauser Straße (Gronau-Ost) sind ein großflächiger Lebensmit- 1 zur Abgrenzung der Versorgungszentren vgl. Kapitel V, Abschnitt 4. 2 Leerstand durch Schließung des Hertie-Hauses nach Abschluss der Erhebungen 49 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau tel-SB-Markt sowie ein großflächiges Fachgeschäft mit zentrenrelevanten Sortimenten (Antikmöbel) ansässig. Darüber hinaus befinden sich ein großflächiger Lebensmittel-SBMarkt am dezentralen Agglomerationsstandort Ochtruper Straße / Albrechtstraße (Gronau-Ost) und ein weiterer Lebensmittelmarkt sowie drei großflächige Fachmärkte mit überwiegend nicht zentrenrelevanten Sortimenten (Sparten Küchen, Gebrauchtmöbel, Holz) außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche / dezentralen Agglomerationsbereiche. 5. Verkaufsflächenausstattung im Vergleich Zur Bewertung wird die Verkaufsflächenausstattung – bezogen auf die Einwohnerzahl der Stadt Gronau – dem Durchschnittswert von Städten der Größenklasse von 40.000 – 50.000 Einwohnern gegenübergestellt (vgl. Abb. 7). Abb. 7: Sortimentsbezogene Verkaufsflächenausstattung im Kennziffernvergleich Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf Bücher, Schreib- und Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren Hausrat, Möbel, Einrichtungen sonstiger Einzelhandel 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gronau GMA-Durchschnittswert in m² VK je 1.000 EW Quelle: GMA-Bestandserhebung, Mai 2009 und GMA-Vergleichsstädte Frechen, Pulheim, Kamp-Lintfort und Aurich (Mittelzentren mit Einwohnerzahlen zwischen 39.500 und 53.300 Einwohnern) Die Stadt Gronau weist einwohnerbezogen eine insgesamt durchschnittliche Verkaufsflächenausstattung auf (Stadt Gronau ca. 2.274 m², GMA-Durchschnittswert vergleich- 50 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau barer Städte ca. 2.256 m² Verkaufsfläche je 1.000 Einwohner). Dabei sind jedoch sortimentsspezifische Unterschiede festzustellen. So zeigt sich in der Stadt Gronau eine überdurchschnittliche Ausstattung bei den Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung sowie Hausrat, Möbel und Einrichtungsbedarf. Die Ausstattung der Sparten Gesundheit, Körperpflege, Bücher, Schreib- und Spielwaren sowie Sonstiger Einzelhandel liegt demgegenüber unter dem Durchschnitt der Vergleichsstädte. Dagegen ist bei den Warengruppen Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf und Elektrowaren eine ähnlich hohe Einzelhandelsausstattung wie bei den Vergleichsstädten abzulesen. 6. Kaufkraftbewegungen Zur Berechnung der Kaufkraftbewegungen nach Warengruppen werden die Umsatzwerte (unbereinigte Umsätze) herangezogen und um den Umsatz, der mit auswärtigen Kunden erzielt wird, sowie um sortimentsfremde Umsatzanteile1 bereinigt. Für den Einzelhandel der Stadt Gronau insgesamt stellt sich die Berechnung wie folgt dar: ca. 281,5 Mio. € unbereinigter Umsatz - ca. 102,9 Mio. € Kaufkraftzufluss (Umsatz mit auswärtigen Kunden) = ca. 178,6 Mio. € Umsatzanteil der Wohnbevölkerung der Stadt Gronau (bereinigter Umsatz) Zur Ermittlung der Kaufkraftbindung wird der bereinigte Umsatz der Kaufkraft der Bevölkerung der Stadt Gronau gegenübergestellt: ca. 178,6 Mio. € bereinigter Umsatz : ca. 220,6 Mio. € Kaufkraft = ca. 81 % Kaufkraftbindung Der Einzelhandel in der Stadt Gronau bindet gegenwärtig insgesamt ca. 81 % der vorhandenen Kaufkraft, d. h. ein Anteil von ca. 19 % der örtlichen Kaufkraft fließt in andere Einkaufsorte ab. Die hohe übergemeindliche Versorgungsbedeutung lässt sich daran ablesen, dass über ein Drittel des Einzelhandelsumsatzes mit auswärtigen Kunden erzielt wird. 1 beispielsweise Umsatz mit Konsumgütern im Nahrungs- und Genussmitteleinzelhandel 51 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Die Kaufkraftbewegungen für die einzelnen Warengruppen sind Tabelle 7 zu entnehmen. Die höchsten Kaufkraftbindungsquoten in der Stadt Gronau werden in den Sortimenten des kurzfristigen Bedarfs1 (ca. 87 – 94 %) erreicht. Für die dem mittelfristigen Bedarf zugehörigen Warengruppen Bücher, Schreib- und Spielwaren sowie Bekleidung, Schuhe, Sport sind die Kaufkraftbindungsquoten mit ca. 74 bzw. 78 % zu beziffern, so dass in diesen Angebotsbereichen ebenfalls eine hohe Versorgungsbedeutung der Stadt Gronau gegeben ist. Auch im langfristigen Bedarfsgüterangebot2 liegen die Kaufkraftbindungsquoten mit ca. 58 – 82 % auf einem für ein Mittelzentrum angemessenen Niveau. Die übergemeindliche Bedeutung ist in den Bereichen Hausrat, Möbel, Einrichtungen, Sonstiger Einzelhandel, Bekleidung / Schuhe / Sport sowie Elektrowaren am stärksten ausgeprägt. Im Vergleich zu den Kaufkraftbewegungen im Jahre 2006 ist festzustellen, dass der Einzelhandelsstandort Gronau seine verhältnismäßig starke Marktposition im regionalen Wettbewerb erhalten und sogar leicht ausbauen konnte. Die Zentralität (UmsatzKaufkraftrelation) liegt aktuell um ca. 1,6 Prozentpunkte über dem Vergleichswert aus dem Jahre 2006. Die Kaufkraftbindungsquote konnte gegenüber 2006 um ca. 2 % erhöht werden. Eine Steigerung der Kaufkraftbindung ist insbesondere in den Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie Blumen / Pflanzen / zoologischer Bedarf, in geringem Umfang auch bei den Sparten Bücher / Schreib- und Spielwaren, Bekleidung / Schuhe / Sport und Sonstiger Einzelhandel festzustellen. Demgegenüber hat die Kaufkraftbindung bei den Sparten Gesundheit / Körperpflege, Hausrat / Möbel / Einrichtungen sowie Elektrowaren leicht abgenommen. 1 Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheit, Körperpflege, Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf 2 Warengruppen Elektrowaren, Hausrat, Möbel, Einrichtungen sowie Sonstiger Einzelhandel 52 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 7. Städtebauliche Situation 7.1 Zentrale Versorgungsbereiche und dezentrale Agglomerationsbereiche Für die Weiterentwicklung der Einzelhandelsstruktur der Stadt Gronau wird ein Zentrenkonzept vorgeschlagen, das nach versorgungsstrukturellen Einheiten differenziert ist. Dabei wird unterschieden in städtebaulich integrierte Versorgungszentren (zentrale Versorgungsbereiche) und nicht integrierte Agglomerationsbereiche des Einzelhandels. Die Definition der zentralen Versorgungsbereiche (städtebaulich integrierte Versorgungszentren) stützt sich auf die stadträumlich-funktionale Einbindung des Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatzes innerhalb eines überschaubaren, fußläufig erlebbaren Lebensraumes der Innenstadt bzw. der Stadtteilzentren. Für die Ausweisung eines zentralen Versorgungsbereiches gelten folgende Kriterien:1 Kompaktheit der Bebauung, städtebauliche Identifikationswirkung der Baustruktur, Nutzungsdichte und -vielfalt des Geschäfts- und Dienstleistungsbesatzes, Konzentration der zentralörtlich bedeutsamen Versorgungseinrichtungen in einem fußläufig erlebbaren Bereich (Nachbarschaftsidee), Schwerpunktbildung des Einzelhandels in punkto Betriebsbesatz, Verkaufsflächenbestand und Umsatztätigkeit, funktionsfähige Einbindung in das Netz des fußläufigen Verkehrs, des motorisierten Individualverkehrs sowie des öffentlichen Personennahverkehrs. In Ergänzung zu den zentralen Versorgungsbereichen werden gutachterlicherseits dezentrale Einzelhandelsagglomerationen in das Zentrenkonzept einbezogen, die aufgrund ihrer Angebotsbündelung und -verdichtung die Kriterien eines Einzelhandelsschwerpunktes 1 unter Berücksichtigung des Gesetzes zur Änderung des § 24 a Landesplanungsgesetz NRW - LEPro - 54 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau erfüllen. Sie übernehmen wichtige Ergänzungsfunktionen zu den zentralen Versorgungsbereichen, indem insbesondere großflächige Betriebe vorgehalten werden, die aus städtebaulichen, verkehrlichen oder betriebswirtschaftlichen Gründen nicht in städtebaulich integrierte Versorgungszentren eingebunden werden können. Es handelt sich dabei überwiegend um Standorte, die dem Pkw-orientierten Zieleinkauf („one stop-shopping“) gewidmet sind. Sowohl für die Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche als auch der dezentralen Einzelhandelsagglomerationen gilt das Kriterium der Angebotsverdichtung und -ergänzung. Die räumliche Zusammenfassung von Einzelhandelsbetrieben unterschiedlicher Größen, Betriebstypen und Sortimente erzeugt Kopplungseffekte, indem Einkaufsvorgänge in benachbarten Einkaufsstätten miteinander kombiniert werden. Die sog. Verbundeffekte räumlich-funktional miteinander korrespondierender Einzelhandelsbetriebe ermöglichen es insbesondere kleinstrukturierten Einzelhandelsfachgeschäften, an der Frequenzund Attraktionswirkung großflächiger Einzelhandelsbetriebe zu partizipieren. Demgemäß bilden die Kopplungseffekte eine wesentliche Grundlage für die Funktionalität und Wirtschaftskraft städtebaulich integrierter Versorgungszentren, wohingegen großflächige Betriebstypen des Einzelhandels aufgrund ihrer Angebotsvielfalt und / oder des Bekanntheitsgrades des Unternehmens u. a. auch in dezentralen Solitärlagen ausreichende Besucherfrequenzen auf sich vereinigen können. Im Hinblick auf ökonomisch und städtebaulich tragfähige Versorgungsstrukturen wird unter Berücksichtigung der Stadtgröße und Siedlungsstruktur der Stadt Gronau als Untergrenze für die Weiterentwicklung von zentralen Versorgungszentren eine anzustrebende Mindestzahl von 5 Betrieben und eine Mindestfläche von ca. 1.000 m² Verkaufsfläche, gleichbedeutend ca. 1.700 m² Geschossfläche, angesetzt. Unterhalb dieser Schwellenwerte sind die Mindeststandards für langfristig funktionsfähige Nahversorgungsstrukturen aus gutachterlicher Sicht nicht gewährleistet. Unter Einbeziehung der Siedlungsstruktur der Stadt Gronau wird eine Differenzierung der Versorgungsstruktur nach vier Kategorien gemäß nachfolgender Tabelle 8 zugrunde gelegt. Dabei wird die Innenstadt von Gronau als Hauptzentrum mit gesamtstädtischer und übergemeindlicher Bedeutung ausgewiesen; das Zentrum von Epe erfüllt hingegen die 55 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Funktionen eines Nebenzentrums. Die weiteren Versorgungsschwerpunkte in den einzelnen Wohnsiedlungsbereichen sind als Nahversorgungszentren zu definieren. Tabelle 8: Zentrenkategorien in der Stadt Gronau Definition Anforderungen Hauptzentrum Innenstadt mittelzentral bedeutsames Hauptzentrum als größte integrierte Geschäftslage der Gesamtstadt mit gesamtstädtischen und übergemeindlichen Versorgungsfunktionen / vollständigem Einzelhandelsangebot Schwerpunkt der Versorgungsstruktur mit vielfältigem privaten und öffentlichen Dienstleistungsangebot spezialisierte Güter und Dienstleistungen des mittel- und langfristigen Bedarfs, u. a. Warenhaus / Kaufhaus / Fachgeschäfte mit zentrenrelevanten Sortimenten als Magnetbetriebe ÖPNV-Erreichbarkeit: Bahn / Bus Nebenzentrum städtebaulich integrierte Geschäftslage eines Stadtteils auf Stadtteilversorgung ausgerichtet, z. T. Versorgungsfunktion für benachbarte Stadtteile sowohl nahversorgungs- als auch zentrenrelevante Waren, ergänzende öffentliche und private Dienstleistungseinrichtungen Mindeststandard: 30 Betriebe / ca. 4.000 m² Verkaufsfläche, davon mindestens ein größerer Lebensmittel-SB-Markt (Vollsortimenter und Discounter) ÖPNV-Erreichbarkeit: Bahn / Bus Nahversorgungszentrum wohnungsnaher Standort in städtebaulich integrierter Lage eines Hauptsiedlungsbereichs Lebensmittel-SB-Markt mit ergänzenden nahversorgungsrelevanten Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten, teilweise öffentlichen Einrichtungen anzustrebender Mindeststandard: 5 Betriebe / ca. 1.000 m² Verkaufsfläche (perspektivisch ca. 1.200 m²), davon ein Lebensmittel-SB-Markt ÖPNV-Erreichbarkeit: Bus dezentraler Agglomerationsbereich städtebaulich nicht integriert / Stadtrand- oder Gewerbegebietslage gesamtstädtische, tlw. übergemeindliche Versorgungsfunktionen auf wenige Branchen des überwiegend großflächigen Einzelhandels spezialisierte dezentrale Geschäftslage keine ergänzenden privaten und öffentlichen Dienstleistungen Mindeststandard: 5 Betriebe / ca. 3.000 m² Verkaufsfläche ÖPNV-Erreichbarkeit: Bus Quelle: GMA-Darstellung 56 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Die mittelzentrale Versorgungsbedeutung der Stadt Gronau wird im Wesentlichen durch das Hauptzentrum Gronau Innenstadt und das Nebenzentrum Epe in Funktionsergänzung durch den dezentralen Agglomerationsbereich Ochtruper Straße / An der Eßseite im Stadtteil Gronau-Ost bestimmt. Demgegenüber weisen die dezentralen Agglomerationsstandorte Königstraße in Gronau-West, Ochtruper Straße / Albrechtstraße in Gronau-Ost sowie Gronauer Straße in Epe einen deutlich geringeren Einzelhandelsbesatz auf, der nur teilweise auf die gesamtstädtische bzw. übergemeindliche Versorgung ausgerichtet ist1. Eine räumlich begrenzte Ausstrahlung für die zugeordneten Wohngebiete haben die Nahversorgungszentren Enscheder Straße im Stadtteil Gronau-West, Gildehauser Straße und Kaiserstiege / Vereinsstraße im Stadteil Gronau-Ost sowie Ahauser Straße / Vennstraße (Dinkel-Center) im Stadtteil Epe. Insgesamt sind ca. 46 % der Betriebe, ca. 29 % der Verkaufsfläche und ca. 36 % des Umsatzes der Gesamtstadt den zentralen Versorgungsbereichen zuzuordnen. Demgegenüber verfügen die dezentralen Agglomerationsstandorte nur über ca. 14 % der Betriebe, nehmen jedoch mit ca. 46 % der Verkaufsfläche und noch etwa 39 % des Umsatzes einen überdurchschnittlichen Stellenwert ein. Darüber hinaus entfällt mit ca. 40 % der Betriebe sowie jeweils ca. 25 % der Verkaufsflächen und des Umsatzes ein größerer Anteil der Einzelhandelsausstattung der Gesamtstadt auf außerhalb von größeren Verbundlagen gelegene isolierte Standorte, die keine Kopplungseffekte zwischen benachbarten Betrieben im Sinne der Ausprägung von zentralen Versorgungsbereichen ermöglichen. 1 vgl. Karte 5: Zentrenkonzept 57 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Tabelle 9: Zentrenstruktur in der Stadt Gronau Hauptzentrum (HZ) / Nebenzentrum (NZ) / Nahversorgungszentrum (NVZ) / dezentrale Agglomeration (D) Anzahl der Betriebe abs. Verkaufsfläche in % in m² Umsatz in % in Mio. € in % Stadtteil Gronau-West HZ Gronau Innenstadt 78 22,5 16.325 15,4 48,4 17,2 NVZ Enscheder Straße 10 2,9 1.145 1,1 5,9 2,1 D Königstraße 10 2,9 4.620 4,4 19,8 7,0 sonstige Standorte 27 7,8 2.975 2,8 10,0 3,6 Gronau-West gesamt 125 36,1 25.065 23,7 84,1 29,9 Stadtteil Gronau-Ost NVZ Gildehauser Straße 10 2,9 3.860 3,6 12,9 4,6 NVZ Kaiserstiege / Vereinsstraße 6 1,8 845 0,8 4,9 1,7 D Ochtruper Straße / Albrechtstraße 7 2,0 3.635 3,4 13,6 4,8 D Ochtruper Straße / An der Eßseite 26 7,5 33.990 32,1 61,7 21,9 sonstige Standorte 64 18,5 12.805 12,1 34,4 12,2 Gronau-Ost gesamt 113 32,7 55.135 52,1 127,5 45,2 Stadtteil Epe NZ Gronauer Straße / Merschstraße 51 14,7 8.090 7,6 28,1 10,0 NVZ Dinkel-Center (Ahauser Straße / Vennstraße) 5 1,4 625 0,6 1,6 0,6 D Gronauer Straße 6 1,7 6.025 5,7 13,4 4,8 sonstige Standorte 46 13,3 10.875 10,3 26,8 9,5 Epe gesamt 108 31,2 25.615 24,2 69,9 24,9 Stadt Gronau gesamt 346 100,0 105.815 100,0 281,5 100,0 Quelle: GMA-Bestandserhebung, Mai 2009 59 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 7.2 Einzelhandelsausstattung der zentralen Versorgungsbereiche und der dezentralen Agglomerationsstandorte 7.2.1 Innenstadt Gronau In der Stadt Gronau prägt das Geschäftszentrum der City die Versorgungsbedeutung des Mittelzentrums. Dem gutachterlicherseits abgegrenzten innerstädtischen Hauptzentrum sind insgesamt 78 Einzelhandelsbetriebe (ca. 23 % der Betriebe in der Stadt Gronau) mit einer Verkaufsfläche von ca. 16.325 m² (ca. 15 % der Gesamtverkaufsfläche) und einer Umsatzleistung von ca. 48,4 Mio. € (ca. 17 % des Gesamtumsatzes) zugeordnet (vgl. Tabelle 10). Der zentrale Versorgungsbereich der Innenstadt bildet damit den größten zusammenhängenden, städtebaulich integrierten Einzelhandelsschwerpunkt der Stadt Gronau, der in Bezug auf die Zahl der Betriebe, die Sortimentsschwerpunkte und die Ausstrahlungskraft gesamtstädtische und z. T. übergemeindliche Versorgungsfunktionen wahrnimmt. Tabelle 10: Einzelhandelsausstattung des zentralen Versorgungsbereichs der Innenstadt Einzelhandelsausstattung Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche Umsatz abs. in %* in m² in %* in Mio. € in %* Nahrungs- und Genussmittel 11 9,8 1.315 4,7 5,3 4,6 Gesundheit, Körperpflege 8 30,8 950 37,3 7,0 35,0 Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf, Bücher, Schreib- und Spielwaren 5 21,7 485 9,7 2,0 22,7 Bekleidung, Schuhe, Sport 31 50,8 11.670 75,3 24,9 74,1 Elektrowaren 7 36,8 430 17,6 2,3 22,3 Hausrat, Möbel, Einrichtungen 7 18,9 740 2,9 2,0 4,8 Sonstiger Einzelhandel 9 13,2 735 2,7 4,9 9,5 Konsumgüter 67 28,6 15.010 19,2 43,1 25,9 Einzelhandelswaren gesamt 78 22,5 16.325 15,4 48,4 17,2 Sortiment / Warengruppe * der Gesamtausstattung der Stadt Gronau Aus Datenschutzgründen werden Sortimente / Warengruppen mit weniger als 5 Betrieben nicht getrennt ausgewiesen. Quelle: GMA-Bestandserhebung, Mai 2009 60 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Der Schwerpunkt des innerstädtischen Angebotes liegt bei den Fachgeschäften der Warengruppe Bekleidung, Schuhe, Sport. Die strukturprägenden Betriebe der Stadt Gronau sind der Innenstadt zugeordnet. Einen Angebotsschwerpunkt stellt die Innenstadt darüber hinaus auch bei den Sortimenten Gesundheit / Körperpflege, Bücher / Schreib- und Spielwaren sowie bei kleinstrukturierten Geschäften der Sparten Elektrowaren, Haushaltswaren / GPK, Optik und Uhren / Schmuck dar. Im Vergleich zu der Einzelhandelsausstattung der Innenstadt im August 2005 ist insgesamt ein Rückgang um 6 Betriebe bei einer leichten Zunahme um ca. 140 m² Verkaufsfläche festzustellen. Der Umsatz verringerte sich um ca. 5,5 Mio. € (zu jeweiligen Preisen). Dies resultiert nicht nur aus der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sondern auch aus der Verschiebung der Warengruppen mit unterschiedlichen Flächenleistungen. So ist ein Rückgang der Nahrungs- und Genussmittelflächen zugunsten der Nonfood-Flächen, v. a. der Sparte Bekleidung, Schuhe und Sport, festzustellen. Damit hat sich die geringe Bedeutung der Innenstadt als Standort für die Lebensmittelversorgung noch weiter abgeschwächt. Die durchschnittliche Betriebsgröße erhöhte sich von rund 193 m² Verkaufsfläche im Jahr 2005 auf nunmehr rund 209 m². Dabei weisen 51 Betriebe Verkaufsflächen unter 100 m² auf, 18 Betriebe sind der Größenklasse 100 bis unter 400 m² und 6 Betriebe der Größenklasse 400 bis unter 800 m² zuzuordnen; 3 Betriebe sind großflächig. Die Gronauer Innenstadt ist auf die Versorgung der Gesamtstadt sowie die Kommunen des übergemeindlichen Einzugsgebietes ausgerichtet. 7.2.2 Nebenzentrum Epe Innerhalb des Stadtteils Epe kommt dem Nebenzentrum im Bereich Gronauer Straße / Merschstraße und angrenzender Bereiche die größte Versorgungsbedeutung zu. In dem gutachterlicherseits abgegrenzten zentralen Versorgungsbereich sind insgesamt 51 Einzelhandelsbetriebe (ca. 15 % der Betriebe in der Stadt Gronau) mit einer Verkaufsfläche von ca. 8.090 m² (ca. 8 % der Gesamtverkaufsfläche) und einer Umsatzleistung von ca. 28,1 Mio. € (ca. 10 % des Gesamtumsatzes) ansässig (vgl. Tabelle 11). 61 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Tabelle 11: Einzelhandelsausstattung des zentralen Versorgungsbereichs Epe (Nebenzentrum Gronauer Straße / Merschstraße) Einzelhandelsausstattung Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche Umsatz abs. in %* in m² in %* in Mio. € in %* Nahrungs- und Genussmittel 9 8,0 1.890 6,8 8,2 7,1 Gesundheit, Körperpflege, Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf, Bücher, Schreib- und Spielwaren 10 20,4 1.650 21,8 8,9 30,9 Bekleidung, Schuhe, Sport 14 23,0 2.080 13,4 4,8 14,3 Elektrowaren, Hausrat, Möbel, Einrichtungen 9 16,1 1.435 5,2 2,6 5,0 Sonstiger Einzelhandel 9 13,2 1.035 3,8 3,6 7,0 Konsumgüter 42 17,9 6.200 7,9 19,9 12,0 Einzelhandelswaren gesamt 51 14,7 8.090 7,6 28,1 10,0 Sortiment / Warengruppe * der Gesamtausstattung der Stadt Gronau Aus Datenschutzgründen werden Sortimente / Warengruppen mit weniger als 5 Betrieben nicht getrennt ausgewiesen. Quelle: GMA-Bestandserhebung, Mai 2009 Damit zeigt sich, dass in diesem Versorgungszentrum eine Reihe von leistungsfähigen, jedoch eher kleiner strukturierten Einzelhandelsgeschäften etabliert ist; die durchschnittliche Betriebsgröße im Nebenzentrum Epe liegt bei rund 159 m² Verkaufsfläche. 27 von diesen Betrieben sind als kleinstrukturierter Einzelhandel (mit einer Verkaufsfläche von weniger als 100 m²) zu bewerten, während 21 Betriebe Verkaufsflächen von 100 bis unter 400 m² und 2 Betriebe von 400 bis unter 800 m² aufweisen. Im Versorgungszentrum Epe ist ein großflächiger Markt etabliert. Das Nebenzentrum von Epe weist einen ausgewogenen Branchenmix mit Anbietern aller Sparten (mit Ausnahme von Blumen) auf. Verkaufsflächenbezogen liegt der Schwerpunkt des Angebotes bei den Fachgeschäften der Warengruppen Bekleidung, Schuhe, Sport sowie Nahrungs- und Genussmittel. Gegenüber den Bestandsdaten aus dem Jahre 2005 ist insgesamt eine Abnahme um 4 Betriebe, jedoch eine Zunahme der Verkaufsfläche (+ ca. 6 %) und des Umsatzes (+ ca. 5 %) eingetreten, so dass die Versorgungsfunktionen des Nebenzentrums gefestigt wurden. 62 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Das Nebenzentrum Epe ist in erster Linie auf die Versorgung der Stadtteilbevölkerung ausgerichtet. 7.2.3 Nahversorgungszentren Das Angebot des innerstädtischen Versorgungszentrums sowie des Nebenzentrums Epe wird durch insgesamt vier Nahversorgungszentren in Gronau-West, Gronau-Ost und Epe ergänzt, die mit einem begrenzten Angebot wichtige Grundversorgungsfunktionen für die umliegenden Wohnbereiche übernehmen. Die Standorte zeichnen sich durch die räumliche Konzentration von i. d. R. mindestens einem Lebensmittel-SB-Markt und ergänzenden Fachgeschäften aus, die sich teilweise als Konzessionäre in der Vorkassenzone der SB-Märkte und teilweise in benachbarten Ladeneinheiten befinden. Damit wird die Nahversorgung im Stadtteil Gronau an städtebaulich integrierten Standorten gebündelt, ohne dass jedoch voll funktionsfähige Nebenzentren entstanden sind. Im Bereich Gronau-West befindet sich am Standort Enscheder Straße – in Höhe der Abzweigungen Königstraße und Hermann-Ehlers-Straße – ein Nahversorgungszentrum, das über einen Lebensmittelsupermarkt sowie ergänzende Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe (u. a. Bäckereien, Fleischerei, Kiosk, Drogeriemarkt, Apotheke, Lotto Toto, Computergeschäft) verfügt. Damit wird die Nahversorgung für den angrenzenden Wohnsiedlungsbereich sichergestellt. Insgesamt sind diesem Nahversorgungszentrum 10 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 1.145 m² und einer Umsatzleistung in Höhe von etwa 5,9 Mio. € zuzuordnen. Das Nahversorgungszentrum Gildehauser Straße – zwischen den Abzweigen Kaiserstraße und Viktoriastraße – bietet den Bewohnern des nordöstlichen Kernstadtgebietes (Gronau-Ost) eine bedarfsgerechte Nahversorgung mit einem Lebensmittelsupermarkt sowie einem Lebensmitteldiscountmarkt, die durch mehrere kleinstrukturierte Betriebe der Branchen Backwaren, Bekleidung, Computer und Baustoffe ergänzt werden. Darüber hinaus befindet sich ein großflächiger Antikmöbel-Markt innerhalb des Nahversorgungszentrums. Damit verfügt das Zentrum über insgesamt 10 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 3.860 m². Der Umsatz ist mit etwa 12,9 Mio. € zu beziffern. 63 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau In dem ebenfalls dem Stadtteil Gronau-Ost zugeordneten Nahversorgungszentrum Kaiserstiege / Vereinsstraße ist neben einem Lebensmitteldiscountmarkt eine Bäckerei, ein Tankstellen-Shop, ein Zoo- und Gartenmarkt sowie ein Second Hand-Markt ansässig. Der Standort erfüllt mit 5 Betrieben, aber nur ca. 815 m² Verkaufsfläche noch nicht den angestrebten Mindeststandard von ca. 1.000 m² Verkaufsfläche. Die Umsatzleistung liegt bei etwa 4,6 Mio. €. In den südlichen Randbereichen des Stadtteils Gronau ist aufgrund der starken Ausstrahlungskraft der dezentralen Einzelhandelsagglomerationen im Bereich der Ochtruper Straße nur eine geringe Ausprägung einer wohnungsnahen Versorgung festzustellen. Im Bereich Ochtruper Straße in Höhe des Abzweiges Gudszentstraße sind einzelne Nahversorgungseinrichtungen (u.a. ein Lebensmittel-Discountmarkt, ein Drogeriemarkt und eine Apotheke) vorhanden, die jedoch aufgrund der geringen Konzentration und Anzahl der Betriebe (noch) als Streubesatz zu bewerten sind. Hier könnte bei entsprechender Angebotsausweitung ein weiteres Nahversorgungszentrum entstehen. Dem Stadtteil Epe ist im Bereich Ahauser Straße / Vennstraße ein Nahversorgungszentrum, das sog. Dinkel-Center, zugeordnet, das zwar keinen klassischen LebensmittelSB-Markt aufweist, jedoch einige Einrichtungen zur Deckung der Grundversorgung (Getränke, Brot- und Backwaren, Fleisch- und Wurstwaren) vorhält. Auch hier wird mit 5 Betrieben und nur etwa 625 m² Verkaufsfläche noch nicht der angestrebte Mindeststandard von 1.000 m² Verkaufsfläche erreicht. Der Umsatz des Nahversorgungszentrums ist mit etwa 1,6 Mio. € einzuschätzen. Im Fazit sind in den Wohnsiedlungsbereichen Nahversorgungsstrukturen gegeben, die eine ausreichende Grundversorgung bieten, jedoch keine umfassende Nahversorgung sicherstellen können. Damit kommen den dezentralen Agglomerationsstandorten (Königstraße, Ochtruper Straße / Albrechtstraße, Ochtruper Straße / An der Eßseite und Gronauer Straße) wichtige Nahversorgungsfunktionen im Rahmen des Pkw-orientierten Einkaufs (Deckung des Wochenbedarfs) zu. Gleichzeitig schränken sie die Möglichkeiten ein, in den integrierten Versorgungszentren der Stadt Gronau die Grundversorgungsmöglichkeiten auszubauen. 64 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 7.2.4 Dezentrale Agglomerationsstandorte Das Gewerbegebiet im Bereich Ochtruper Straße / An der Eßseite stellt hinsichtlich des Verkaufsflächenangebotes den bedeutendsten Einkaufsbereich dar, der als dezentraler Agglomerationsstandort1 in erster Linie auf Pkw-Kunden aus dem Stadt- und Umlandbereich abzielt. Die Angebotsstruktur wird durch einzelne SB-Märkte / Fachmärkte der Sortimentsbereiche Nahrungs- und Genussmittel, zoologischer Bedarf und Reitsportbedarf und in besonderem Maße durch großflächige Fachmärkte der Sparten Möbel, Einrichtungsbedarf, Bau- und Heimwerkerbedarf, Teppichböden / Bodenbeläge und Autozubehör bestimmt (vgl. Tabelle 12). So sind etwa 63 % der Verkaufsfläche der Sparte Hausrat / Möbel / Einrichtungen und noch gut die Hälfte der Sparte Sonstiger Einzelhandel dem Agglomerationsstandort Ochtruper Straße / An der Eßseite zuzuordnen. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 1.307 m² Verkaufsfläche; von den 26 ansässigen Betrieben sind 9 Betriebe großflächig. Das Verflechtungsgebiet des dezentralen Agglomerationsstandortes entspricht dem gesamtstädtischen Einzugsgebiet inkl. der umliegenden Kommunen (Zone II). Tabelle 12: Einzelhandelsausstattung des Agglomerationsbereichs Ochtruper Straße / An der Eßseite Einzelhandelsausstattung Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche Umsatz abs. in %* in m² in %* in Mio. € in %* 11 5,9 4.160 8,9 11,9 7,8 Gesundheit, Körperpflege, Bücher, Schreib- und Spielwaren, Elektrowaren - - - - - - Hausrat, Möbel, Einrichtungen 6 16,2 15.970 62,9 26,7 63,4 Sonstiger Einzelhandel 9 13,2 13.860 51,1 23,1 44,9 Einzelhandelswaren gesamt 26 7,5 33.990 32,1 61,7 21,9 Sortiment / Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel, Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf, Bekleidung, Schuhe, Sport * der Gesamtausstattung der Stadt Gronau Aus Datenschutzgründen werden Sortimente / Warengruppen mit weniger als 5 Betrieben nicht getrennt ausgewiesen. Quelle: 1 GMA-Bestandserhebung, Mai 2009 zur Abgrenzung der dezentralen Agglomerationen vgl. Karten im Anhang 65 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Die zweitgrößte Verkaufsflächenausstattung der dezentralen Agglomerationsstandorte weist der Standort Gronauer Straße im Stadtteil Epe auf. An diesem Standort sind 6 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 6.025 m² und einer Umsatzleistung von ca. 13,4 Mio. € etabliert. Gut ein Drittel der Verkaufsfläche ist dem Nahrungs- und Genussmittelbereich zuzuordnen, weitere Schwerpunkte bilden der Einrichtungsbedarf sowie Heimwerkerzubehör. Dem Agglomerationsstandort kommen Versorgungsfunktionen für den Stadtteil Epe zu, teilweise werden aber auch gesamtstädtische und übergemeindliche Versorgungsfunktionen erzielt. Der dezentrale Agglomerationsstandort Königstraße wird dagegen überwiegend durch nahversorgungs- und zentrenrelevante Angebote charakterisiert. Mit vier LebensmittelSB-Märkten, einem Getränkemarkt und ergänzenden Betrieben (u. a. Bäckereien, Bekleidung, Sonderposten, Anglerbedarf) stellt er einen Nahversorgungsschwerpunkt für das westliche Stadtgebiet sowie angrenzende Kommunen dar, der überwiegend auf den PkwKunden ausgerichtet ist. Auf den Agglomerationsstandort entfallen insgesamt 10 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 4.620 m² und einer Umsatzleistung von ca. 19,8 Mio. €. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei rund 462 m² Verkaufsfläche. Am Agglomerationsstandort im Bereich Ochtruper Straße / Albrechtstraße sind sieben Einzelhandelsbetriebe mit einer Verkaufsfläche von 3.635 m² und einem Umsatz von ca. 13,6 Mio. € etabliert. Die Betriebe befinden sich überwiegend in einem Einkaufskomplex, für den ein großflächiger Lebensmittel-SB-Markt als Magnetbetrieb fungiert und der durch verschiedene Konzessionäre der Sparten Bäckerei, Tabak, Blumen und Bekleidung ergänzt wird. Damit entfällt ein wesentlicher Teil der angebotenen Sortimente auf den nahversorgungs- und zentrenrelevanten Bereich. Der Standort ist überwiegend auf Pkw-Kunden aus dem Gronauer Stadtgebiet ausgerichtet, er übernimmt jedoch auch z. T. Nahversorgungsfunktionen für angrenzende Wohngebiete. Die durchschnittliche Betriebsgröße am Agglomerationsstandort liegt bei etwa 519 m² Verkaufsfläche. 66 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Auf die v. g. dezentralen Agglomerationsstandorte entfallen insgesamt rund 46 % der Verkaufsfläche der Stadt Gronau, wobei großflächige Betriebe strukturprägend sind. Die Standorte übernehmen sowohl wichtige Versorgungsfunktionen für die Grundversorgung mit Lebensmitteln und weiteren kurzfristigen Bedarfsgütern, bilden jedoch auch Versorgungsschwerpunkte für langfristig orientierte, überwiegend nicht zentrenrelevante Be- darfsgüter der Sparten Möbel / Einrichtungen und sonstiger Einzelhandel (insbesondere Bau- und Heimwerkerbedarf, Bodenbeläge, Autozubehör). 7.2.5 Weiterentwicklung der Nahversorgung Auf der Grundlage eines GMA-Städtevergleichs der Ausstattungskennziffern ist für das nahversorgungsrelevante Einzelhandelsangebot der Stadt Gronau, bezogen auf die Gesamtstadt, bereits eine überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung bei Nahrungs- und Genussmitteln festzustellen. Die Differenzierung nach Stadtteilen zeigt, dass in allen drei Stadtteilen eine umfangreiche Ausstattung im Bereich der Nahrungs- und Genussmittel vorhanden ist. Das größte Angebot ist dabei im Stadtteil Gronau-West mit rund 623 m² Verkaufsfläche je 1.000 Einwohner zu konstatieren. Aber auch in Gronau-Ost und in Epe lässt der Bestand von rund 594 bzw. 580 m² je Einwohner keine Ausstattungsdefizite erkennen (vgl. Abb. 8). Abb. 8: Verkaufsflächenausstattung mit Nahrungs- und Genussmitteln (in m² Verkaufsfläche je 1.000 Einwohner) 598 Gronau gesamt Gronau-West 623 Gronau-Ost 594 Epe 580 0 100 Quelle: GMA-Bestandserhebung, Mai 2009 200 300 400 500 600 700 in m² VK je 1.000 EW 67 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Die in der Stadt Gronau vorhandenen Lebensmittel-SB-Märkte verteilen sich auf eine Reihe von Standorten, sie befinden sich teilweise innerhalb von städtebaulich integrierten Versorgungszentren, teilweise aber auch an dezentral gelegenen, auf Pkw-Kunden ausgerichteten Standorten. Einer noch kleinräumigeren Zuordnung der Nahversorgungsbetriebe zu einzelnen Wohngebieten im Rahmen einer flächendeckenden Ergänzung der wohnungsnahen Grundversorgung steht jedoch oftmals die aus einer geringen Einwohnerzahl der Stadtteile / Wohnsiedlungsgebiete resultierende fehlende Wirtschaftlichkeit von Einzelhandelsbetrieben mit tragfähigen Betriebs- und Umsatzgrößen entgegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass unter Anlegung eines 500 m-Radius in der Stadt Gronau annähernd eine flächendeckende Versorgung durch Lebensmittel-SB-Märkte / -Geschäfte sichergestellt ist. Lediglich die nordöstliche Randlage von Gronau sowie die nördlichen und südlichen Randlagen in Epe werden nicht durch Lebensmittel-SB-Anbieter in fußläufiger Entfernung versorgt.1 Eine ausschnittweise Grundversorgung besteht jedoch auch in diesen Wohnsiedlungsbereichen durch kleinteiligen Einzelhandel (u. a. Getränkehandel) bzw. Ladenhandwerksbetriebe (Bäcker, Metzger) Bei der Prüfung möglicher Verbesserungen der Nahversorgung ist die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Lebensmittelbetrieben zu berücksichtigen. Im Rahmen einer Modellrechnung sind folgende Prämissen zu beachten: Unter Rentabilitätsgesichtspunkten ist die rechnerische Mindestbetriebsgröße eines Lebensmittelsupermarktes mit ca. 1.200 m² Verkaufsfläche anzusetzen, wenn dieser als Vollerwerbsquelle dient und einen angemessenen Ertrag und Unternehmerlohn erwirtschaften soll.2 Die durchschnittliche Flächenproduktivität eines Supermarktes dieser Größenordnung liegt gegenwärtig bei ca. 3.554,00 € / m² Verkaufsfläche.3 In der Sortimentsstruktur entfällt auf Lebensmittel bei Betrieben der v. g. Größe ein Umsatzanteil von etwa 87 %. 1 vgl. Karte 6: Lebensmittel-SB-Markt-Versorgung 2 bezogen auf einen Lebensmittelvollsortimenter, Lebensmitteldiscountmärkte operieren auch mit geringeren Betriebsgrößen 3 vgl. EHI, Handel aktuell 2008 / 2009, Supermärkte mit Verkaufsflächen zwischen 400 und 2.500 m², Zahlen für 2007 68 Einzelhandelskonzept für die Stadt Gronau Karte 6: Lebensmittel-SB-Markt-Versorgung Lebensmittel-SB-Markt / -Geschäft (mind. 250 m² Verkaufsfläche) ( 500-m-Radius GMA-Darstellung 0 250 500 1.000 m 69 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Unter Beachtung der v. g. Prämissen ist der betriebswirtschaftliche Mindestumsatz eines Lebensmittelsupermarktes mit ca. 4,26 Mio. € anzusetzen, davon bezieht sich ein Anteil von 3,71 Mio. € auf Nahrungs- und Genussmittel. Unter Berücksichtigung der siedlungsstrukturellen und wettbewerbsbezogenen Rahmenbedingungen der Stadt Gronau kann ein Lebensmittelsupermarkt in der beschriebenen Größenordnung ca. 25 -30 % des vorhandenen Kaufkraftpotenzials der wohnbezirksbezogenen Wohnbevölkerung binden.1 Darüber hinaus sind Streuumsätze mit Kunden, die außerhalb des Naheinzugsgebietes wohnen, in Höhe von ca. 25 % zu berücksichtigen.2 Bei einer Kaufkraftbindungsquote von. 25 – 30 % müsste ein Lebensmittelsupermarkt ein Kundeneinzugsgebiet versorgen, in dem ein Kaufkraftpotenzial von ca. 10,12 Mio. € für Nahrungs- und Genussmittel zur Verfügung steht. Bezogen auf die durchschnittlichen Verbrauchsausgaben in der Stadt Gronau entspricht dies einer Einwohnerzahl von knapp 6.300 Personen im Nahbereich des Anbieters. Vor dem Hintergrund der kompakten Siedlungsstruktur innerhalb der drei Stadtteile Gronau-West, Gronau-Ost und Epe ist die gegenwärtige Verteilung der Lebensmittelbetriebe auf die verschiedenen Einzelhandelsstandorte bereits als funktionsfähig zu bezeichnen. Eine weitere Ausweisung von Einzelhandelsstandorten für die Nahversorgung erscheint nicht erforderlich, zumal bereits gegenwärtig eine überdurchschnittliche einwohnerbezogene Ausstattung mit Lebensmittelflächen vorhanden ist. Somit ist hier auf den Erhalt der bestehenden Nahversorgungsanbieter abzustellen. Als Schwerpunktstandorte der SBmarktbezogenen Nahversorgung sollten daher die bestehenden städtebaulich integrierten Versorgungszentren – das Hauptzentrum, das Nebenzentrum Epe sowie die Nahversorgungszentren – erhalten und maßvoll weiterentwickelt werden. Ein Ausbau an den dezentralen (Agglomerations-) Standorten ist demgegenüber nicht zu empfehlen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass potenzielle Lebensmittel-SB-Märkte in den Gronauer Stadtteilen je nach Standort und Marktgröße Einzugsgebiete bedienen können, die über die Wohnbevölkerung des eigenen Stadtteils hinausgehen und angrenzende Stadtteile mitversor- 1 abhängig von Wettbewerbssituation, Standortbedingungen u. a. 2 unter der Voraussetzung einer günstigen verkehrsstrategischen Lage 70 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau gen. Demgemäß wird empfohlen, bei künftigen Ansiedlungs- oder Erweiterungsvorhaben im Rahmen von Einzelfallprüfungen abzuwägen, ob sich ein Planobjekt in das Zentrenkonzept der Stadt Gronau hinsichtlich Größe, Einzugsgebiet und Standort sinnvoll einfügt (vgl. hierzu auch Kapitel V. 3. Standortkonzept). 7.3 Standortbewertung 7.3.1 Bewertungskriterien Nachfolgend werden die Situation und Entwicklungsperspektiven des Gronauer Einzelhandels auf der Ebene der zentralen Versorgungsbereiche dargestellt. Für die einzelnen Stadtteile werden insbesondere folgende Aspekte berücksichtigt: Siedlungsstruktur, Wohnbevölkerung, Einzelhandelsausstattung / -funktionen städtebauliche / verkehrliche Situation räumliche Abgrenzung Entwicklungschancen. Die standortspezifische Analyse ist darauf gerichtet, den funktionalen Zusammenhang des Einzelhandels zu den übrigen Zentralfunktionen darzustellen, wobei insbesondere bei den Nahversorgungszentren die Lebensmittel-Grundversorgung thematisiert wird. Dabei wird unterstellt, dass sowohl unter sozialpolitischen als auch unter städtebaulichen Aspekten der Einzelhandel eine für die Lebensqualität der Bevölkerung maßgebliche Orientierungsgröße darstellt, indem auch für mobilitätseingeschränkte, ältere oder jüngere Bevölkerungsteile eine Mindestversorgung im Nahbereich der Hauptsiedlungsbereiche bereit gestellt wird. Weitere Bedeutung erhält die wohnungsnahe Versorgung, indem insbesondere großflächige Anbieter aufgrund ihrer Frequenzwirkung eine zentrenbildende und 71 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau existenzsichernde Funktion für ergänzende kleinere Fachgeschäfte und Dienstleistungsbetriebe übernehmen. Die den großflächigen SB-Märkten beizumessende Magnetwirkung erhält damit eine städtebaulich und funktional prägende Bedeutung, so dass die Platzierung der Lebensmittelvollsortimenter und -discountmärkte für die kleineren Versorgungszentren eine Schlüsselrolle für die Bestandsfähigkeit der wohnungsnahen Versorgung übernimmt. Im Rahmen der Bewertung der Standortsituation des stadtteilbezogenen Einzelhandels wurde eine parzellenscharfe Analyse der Einzelhandels- und Dienstleistungsstruktur durchgeführt. Dabei wurden zur Bewertung der Funktionsvielfalt neben den Einzelhandelsnutzungen sämtliche ergänzende, öffentliche und private Infrastruktureinrichtungen einbezogen, um die Kopplungseffekte bei Einkäufen und Erledigungen in die konzeptionellen Überlegungen einzubeziehen. Nachfolgend werden die wesentlichen Bewertungskriterien für die in komprimierter Form dokumentierte Standortbewertung dargestellt, die sowohl stadträumlich-funktionale, einzelhandelsstrukturelle und städtebauliche Aspekte umfassen (vgl. Tabelle 13). 72 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Tabelle 13: Bewertungsmatrix für die Versorgungszentren Kriterien Zentrenkategorie Einordnung nach Versorgungsfunktion / -bedeutung Lage im Stadtgebiet Zuordnung zu den Wohnsiedlungsschwerpunkten Verkehrsanbindung IV / ÖPNV-Erschließung fußläufige Anbindung Konkurrenzstandorte unmittelbar benachbarte Zentren innergemeindlich / überörtlich Einzugsgebiet Einwohnerpotenzial Kaufkraft Einzelhandelsbedeutung Zentrenhierarchie / Versorgungsbedeutung Betriebsbesatz Verkaufsflächenbestand Entwicklungspotenzial siedlungsstrukturelle / städtebauliche Situation Lage innerhalb des Stadtteils Kompaktheit der Bebauung Nutzungsvielfalt Frequenzwirkung Einzelhandelsfunktionen Stabilität des Einzelhandelsbesatzes Leerstände Funktionsfähigkeit der Nahversorgung Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs räumliche Bezüge Entwicklungsflächen Lage / Zuordnung Entwicklungsperspektiven Handlungsbedarf zur Sicherung / zum Ausbau des Einzelhandels / der Nahversorgung vorrangige Maßnahmen GMA-Darstellung 73 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 7.3.2 Zentraler Versorgungsbereich Innenstadt Tabelle 14: Bewertung Hauptzentrum Innenstadt Kriterien Abgrenzung Hauptzentrum Innenstadt Zentrenkategorie innerstädtisches Hauptzentrum Lage im Stadtgebiet Mittelpunktlage im Stadtteil Gronau Stadtteil bildet größten, zusammenhängenden Wohnsiedlungsbereich der Stadt (ca. 67 % der Einwohner) Innenstadt ist als historische Keimzelle der Stadt städtebaulich erlebbar / hohe Freizeit- und Aufenthaltsqualität Verkehrsanbindung ca. 8 km BAB-Anschlussstelle „Gronau / Ochtrup“der A 31 B 474 und ehemalige Trasse der B 54 kreuzen sich nahe der Innenstadt ÖPNV: Bahnhof Gronau / Busbahnhof Fußgängerzone / verkehrsberuhigte Straßen Konkurrenzstandorte Enschede (NL) Mittelzentren Ochtrup, Ahaus dezentrale Agglomerationen Ochtruper Straße / An der Eßseite, Ochtruper Straße / Albrechtstraße und Königstraße Einzugsgebiet Stadt Gronau mit ca. 46.540 Einwohnern und ca. 220,6 Mio. € Kaufkraft ergänzende Versorgungsbedeutung für das Umland (Ochtrup, Heek, Ahaus-Altstätte, -Graes, Enschede-Glanerbrug, LosserKernstadt, -Overdinkel, -Glane mit ca. 69.550 Einwohnern und ca. 343,8 Mio. € Fortsetzung nächste Seite 74 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Fortsetzung von vorheriger Seite Kriterien Einzelhandelsbedeutung Hauptzentrum der Stadt mit gesamtstädtischer / übergemeindlicher Bedeutung insgesamt 78 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 16.325 m²1 Dominanz der Angebote des mittelfristigen Bedarfs Leitsortimente Bekleidung / Schuhe / Sport intensive Wechselwirkungen Einzelhandel / Dienstleistungen / Freizeit / Gastronomie / Verwaltung hohe Frequenzwirkung der 3 großflächigen Magnetbetriebe1 siedlungsstrukturelle / städtebauliche Situation Einkaufs- und Dienstleistungsschwerpunkt am östlichen Rand des Stadtteils Gronau-West kompakte Baustruktur hohe Nutzungsdichte / -vielfalt öffentlicher und privater Versorgungseinrichtungen Fußgängerzone (1A-Lage) und verkehrsberuhigte Bereiche erhöhen die Aufenthaltsqualität vergleichsweise weit aufgefächerter Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatz erschwert fußläufige Erlebbarkeit, insbesondere in den Randlagen des Versorgungszentrums keine adäquate Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität des KurtSchumacher-Platzes mangelnde gestalterische Verknüpfung zwischen der Fußgängerzone und den angrenzenden Einkaufsbereichen Einzelhandelsfunktionen Leitfunktion für das Mittelzentrum seit 2005 Verlust von 6 Betrieben, sehr geringer Zuwachs um ca. 140 m² Verkaufsfläche, Rückgang um ca. 5,5 Mio. € Umsatz (nominal)1 leicht überdurchschnittliche Leerstandsquote von 13 % (10 Objekte)* deutliche Erosionstendenzen im Bereich des Kurt-SchumacherPlatzes, die sich nach Aufgabe des Frequenzbringers Hertie noch verstärken dürften Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs Bereich zwischen Insel-Park im Norden, Gildehauser Straße im Osten, Konrad-Adenauer Straße im Süden und Alstätter Straße / Pfarrer-Reukes-Straße im Westen Entwicklungsflächen (Nr. vgl. Karte / Text) derzeitiges Hertie-Warenhaus (Nachnutzung) FOC-Ansiedlungsfläche Inselpark Fortsetzung nächste Seite 1 vor Schließung des Hertie-Warenhauses 75 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Fortsetzung von vorheriger Seite Kriterien Entwicklungsperspektiven Sicherung des Einzelhandelsbestandes / Abbau von Leerständen / Mindernutzungen, v. a. im Bereich des Kurt-SchumacherPlatzes Handlungsbedarf zur Sicherung / Verstärkung der mittelzentralen Versorgungsbedeutung der Innenstadt / Angebotsergänzungen Entwicklungsimpulse / Frequenzgewinn durch Ansiedlung großflächiger Betriebe im Stadtkern (Standortbewertung vgl. V. 3.5) inkl. attraktiver Nachnutzung des Hertie-Warenhauses FOC-Ansiedlung im Inselpark kann regionale Ausstrahlung der Einkaufsstadt stärken, jedoch nicht die Strukturprobleme der Stadtmitte lösen Fortsetzung der (bau-)strukturellen Erneuerung, insbesondere Neugestaltung des Kurt-Schumacher-Platzes * Anmerkung: Die Leerstandsquote bezieht sich auf die Zahl der z. Z. belegten Ladeneinheiten. Nach Daten der GMA-Standortforschung liegt die Leerstandsquote „gesunder“Versorgungszentren bei weniger als 10 %. GMA-Darstellung 2009 76 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 7.3.3 Zentraler Versorgungsbereich Nebenzentrum Epe Tabelle 15: Bewertung Nebenzentrum Epe (Gronauer Straße / Merschstraße) Kriterien Abgrenzung Nebenzentrum Epe Zentrenkategorie Nebenzentrum Lage im Stadtgebiet Lage im südlichen Stadtgebiet ehemals eigenständig, durch kommunale Gebietsreform im Jahr 1975 mit der Stadt Gronau zusammengeschlossen Stadtteil Epe nimmt hohen Stellenwert im Siedlungsgefüge der Stadt Gronau (ca. 33 % der Einwohner) und als Versorgungsstandort ein (ca. 31 % der Betriebe, ca. 24 % der Verkaufsfläche) Verkehrsanbindung ca. 9 km BAB-Anschlussstelle „Gronau / Ochtrup“der A 31 direkte Anbindung des Nebenzentrums über die B 474 sowie mehrere sternförmig auf das Stadtteilzentrum zulaufende Erschließungsstraßen ÖPNV: Bahnhof Epe ca. 500 m entfernt, ÖPNV-Anbindung an den Regionalverkehr Münsterland (Linie 781) durch Haltestelle Kardinal-von-Galen-Ring Fußgängerzone / verkehrsberuhigte Straßen Konkurrenzstandorte Hauptzentrum Innenstadt Gronau Enschede (NL) Mittelzentren Ochtrup, Ahaus dezentrale Agglomerationsstandorte Gronauer Straße, Ochtruper Straße / An der Eßseite, Ochtruper Straße / Albrechtstraße Fortsetzung nächste Seite 78 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Fortsetzung von vorheriger Seite Kriterien Einzugsgebiet Stadtteil Epe mit ca. 15.240 Einwohnern ca. 72,1 Mio. € Kaufkraft Einzelhandelsbedeutung attraktives Nebenzentrum mit ausgewogenem Branchenmix insgesamt 51 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 8.090 m² Dominanz der Warengruppen Bekleidung, Schuhe, Sport und Nahrungs- und Genussmittel Wechselwirkungen Einzelhandel / Dienstleistung / Gastronomie / Verwaltung Frequenzwirkung eines großflächigen Lebensmittel-SBMarktes siedlungsstrukturelle / städtebauliche Situation gut angenommener Einkaufs- und Dienstleistungsschwerpunkt in zentraler Lage des Stadtteils die teilweise historische Prägung, die kleinteilige Bebauung und die Unverwechselbarkeit der öffentlichen Straßen und Plätze bewirken hohe Ausstrahlungskraft des Nebenzentrums Umgestaltung im Bereich Amtsweg sowie Gestaltung der Merschstraße als Fußgängerzone wirken sich positiv auf die Aufenthaltsqualität des Stadtteilzentrums aus bisher noch unzureichende Verknüpfung der Einkaufslagen Strukturprobleme in den westlichen und nördlichen Randbereichen Einzelhandelsfunktionen hohe Versorgungsbedeutung für den Stadtteil Epe seit 2005 Verlust von 4 Betrieben, Zuwachs um ca. 460 m² Verkaufsfläche, Steigerung um ca. 1,4 Mio. € Umsatz (nominal) überdurchschnittliche Leerstandsquote von ca. 18 % (9 Objekte)*, die leerstehenden Objekte befinden sich allerdings zu einem großen Teil in Randlagen des Versorgungszentrums Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs Begrenzung durch den Mündungsbereich Hindenburgring / Auf der Sunhaar im Norden, die Wilhelmstraße im Osten, den Kardinal-von-Galen-Ring (bis zum Bereich Mühlenstiege / Parkweg) im Süden und den Verlauf des Parkweges bzw. den Durchstich zur Dorotheenstraße im Westen Entwicklungsperspektiven Sicherung des Einzelhandelsbesatzes – Komplettierung und Verstärkung der Einzelhandelsfunktionen Optimierung der Verknüpfung zwischen den Einzelhandelsbereichen Merschstraße / Amtsweg * Anmerkung: Die Leerstandsquote bezieht sich auf die Zahl der z. Z. belegten Ladeneinheiten. Nach Daten der GMA-Standortforschung liegt die Leerstandsquote „gesunder“Versorgungszentren bei weniger als 10 %. GMA-Darstellung 2009 79 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 7.3.4 Zentraler Versorgungsbereich Enscheder Straße (Gronau-West) Tabelle 16: Bewertung Nahversorgungszentrum Enscheder Straße Kriterien Abgrenzung des Nahversorgungszentrums Enscheder Straße Zentrenkategorie Nahversorgungszentrum Lage im Stadtgebiet Lage ca. 0,9 km westlich der Innenstadt im westlichen Kernsiedlungsbereich des Stadtteils Gronau-West Verkehrsanbindung Erschließungsvorteile durch Lage an der alten Trasse der B 54 (Verbindungsstraße zwischen der niederländischen Nachbarstadt Enschede und dem Zentrum von Gronau) ÖPNV-Anbindung an den Stadtbus Gronau durch Haltestellen Mackensenstraße und Kleibergstraße (C 1) Konkurrenzstandorte dezentraler Agglomerationsstandort Königstraße, Hauptzentrum Innenstadt, dezentrale Agglomerationen Ochtruper Straße / Albrechtstraße und Ochtruper Straße / An der Eßseite Einzugsgebiet benachbarte Wohnsiedlungsbereiche (Beckerhook / Buterland) mit ca. 5.020 Einwohnern ca. 23,8 Mio. € Kaufkraft Einzelhandelsbedeutung Nahversorgungsfunktionen für angrenzende Siedlungsbereiche Versorgungszentrum mit zehn Einzelhandelsbetrieben (ca. 1.145 m² Verkaufsfläche) und ergänzenden Dienstleistungsbetrieben (Sparkasse, Volksbank, Friseur) Lebensmittel-SB-Markt übernimmt Magnetfunktion Fortsetzung nächste Seite 81 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Fortsetzung von vorheriger Seite Kriterien Einzelhandelsbedeutung (Fortsetzung) ergänzende Angebote der Grundversorgung (Bäckereien, Metzgerei, Drogeriewaren, Apotheke, Lotto Toto, Computer, Textilien) siedlungsstrukturelle / städtebauliche Situation zentrale Lage im Siedlungsschwerpunkt des Stadtteils GronauWest straßenachsenbezogene Geschäftsansiedlungen, gering verdichteter Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatz bedingt nur begrenzte Frequenzwirkungen Wohnbebauung im Umfeld Einzelhandelsfunktionen wohnungsnahe Grundversorgung Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs Enscheder Straße zwischen den Abzweigungen Sternstraße / Mackensenstraße im Westen und Kleibergstraße im Osten Entwicklungsperspektiven Handlungsbedarf zur Sicherung der wohnungsnahen Grundversorgung GMA-Darstellung 2009 82 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 7.3.5 Zentraler Versorgungsbereich Gildehauser Straße (Gronau-Ost) Tabelle 17: Bewertung Nahversorgungszentrum Gildehauser Straße Kriterien Abgrenzung des Nahversorgungszentrums Gildehauser Straße Zentrenkategorie Nahversorgungszentrum Lage im Stadtgebiet Lage ca. 700 m nordöstlich der Innenstadt im Stadtteil GronauOst Verkehrsanbindung Erschließungsvorteile durch Lage an nordöstlicher Ausfallstraße Gildehauser Straße ÖPNV-Anbindung an den Stadtbus Gronau durch Haltestellen Zum Lukas-Krankenhaus und Viktoriastraße / Viktoriaschule (C 2, T 5) Konkurrenzstandorte Hauptzentrum Innenstadt, Nahversorgungszentrum Kaiserstiege / Vereinsstraße, dezentrale Agglomerationsstandorte Königstraße, Ochtruper Straße / Albrechtstraße, Ochtruper Straße / An der Eßseite Einzugsgebiet benachbarte Wohnsiedlungsbereiche (Tiekerhook) mit ca. 3.820 Einwohnern ca. 18,1 Mio. € Kaufkraft Fortsetzung nächste Seite 84 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Fortsetzung von vorheriger Seite Kriterien Einzelhandelsbedeutung Nahversorgungsfunktionen für angrenzende Siedlungsbereiche Versorgungszentrum mit zehn Einzelhandelsbetrieben (ca. 3.860 m² Verkaufsfläche) und ergänzenden Dienstleistungsbetrieben zwei Lebensmittel-SB-Märkte (Vollversorger und Discountmarkt) übernehmen Magnetfunktionen ergänzende Angebote der Grundversorgung (Tankstellenshop, Bäckereien), weiterhin mittel- und langfristige Bedarfsgüter (Bekleidung, Computer, Antikmöbel, Baustoffe) siedlungsstrukturelle / städtebauliche Situation Lage am westlichen Rand des Siedlungsschwerpunktes von Gronau-Ost straßenachsenbezogene Geschäftsansiedlungen, begrenzte Konzentration der Versorgungseinrichtungen Beeinträchtigung der Einkaufsatmosphäre durch Ausrichtung der Eingangsbereiche der beiden Magnetbetriebe, räumliche Distanz und starke Verkehrsbelastung der Gildehauser Straße Wohnbebauung im Umfeld Einzelhandelsfunktionen wohnungsnahe Grundversorgung Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs Gildehauser Straße zwischen den Abzweigungen Spinnereistraße / Kaiserstiege im Süden und Viktoriastraße im Norden Entwicklungsperspektiven Handlungsbedarf zur Sicherung der wohnungsnahen Grundversorgung GMA-Darstellung 2009 85 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 7.3.6 Zentraler Versorgungsbereich Kaiserstiege / Vereinsstraße (Gronau-Ost) Tabelle 18: Bewertung Nahversorgungszentrum Kaiserstiege / Vereinsstraße Kriterien Abgrenzung des Nahversorgungszentrums Kaiserstiege / Vereinsstraße Zentrenkategorie Nahversorgungszentrum Lage im Stadtgebiet Lage ca. 1.500 m nordöstlich der Innenstadt im Kernsiedlungsbereich des Stadtteils Gronau-Ost Verkehrsanbindung über die Erschließungsstraßen Kaiserstiege und Vereinsstraße ÖPNV-Anbindung an den Stadtbus Gronau durch Haltestelle Josefskirche (C 2) Konkurrenzstandorte dezentrale Agglomerationen Ochtruper Straße / Albrechtstraße, Ochtruper Straße / An der Eßseite und Königstraße, Hauptzentrum Innenstadt und Nahversorgungszentrum Gildehauser Straße Einzugsgebiet benachbarte Wohnsiedlungsbereiche (Schöttel-Kotterhook) mit ca. 6.780 Einwohnern ca. 32,2 Mio. € Kaufkraft Fortsetzung nächste Seite 87 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Fortsetzung von vorheriger Seite Kriterien Einzelhandelsbedeutung Nahversorgungsfunktionen für angrenzende Siedlungsbereiche Versorgungszentrum mit sechs Einzelhandelsbetrieben (Verkaufsfläche von ca. 845 m²) und ergänzenden Dienstleistungsbetrieben Lebensmitteldiscountmarkt übernimmt Magnetfunktionen wenige ergänzende Angebote der Grundversorgung (Tankstellenshop, Bäckerei, Zoo- und Gartenmarkt, Second Hand-Markt) aufgrund der eingeschränkten Angebotsvielfalt und der Dominanz kleinbetrieblicher Strukturen nur geringe Versorgungsbedeutung siedlungsstrukturelle / städtebauliche Situation einzelne Geschäftsansiedlungen im Kreuzungsbereich der Straßen Vereinsstraße und Kaiserstiege, begrenzte Konzentration der Versorgungseinrichtungen Wohnbebauung im Umfeld aufgrund der geringen städtebaulichen Kompaktheit und Nutzungsvielfalt schwache Ausprägung des Nahversorgungszentrums Einzelhandelsfunktionen wohnungsnahe Grundversorgung Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs Vereinsstraße etwa nördlich der Bahnlinie bis einschließlich des Kreuzungsbereiches mit der Kaiserstiege Entwicklungsperspektiven Handlungsbedarf zur Sicherung / Angebotsergänzung der wohnungsnahen Grundversorgung GMA-Darstellung 2009 88 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau 7.3.7 Zentraler Versorgungsbereich Dinkel-Center (Gronau-Epe) Tabelle 19: Bewertung Nahversorgungszentrum Ahauser Straße / Vennstraße (Dinkel-Center) Kriterien Abgrenzung des Nahversorgungszentrums Ahauser Straße / Vennstraße Zentrenkategorie Nahversorgungszentrum Lage im Stadtgebiet Lage ca. 500 m südwestlich des Nebenzentrums Epe im Stadtteil Epe Verkehrsanbindung Erschließungsvorteile durch Lage an der Bundesstraße B 474 ÖPNV-Anbindung an den Regionalverkehr Münsterland (Linie 781) durch Haltestelle Helenenstraße Konkurrenzstandorte Nebenzentrum Epe, dezentrale Agglomerationen Gronauer Straße, Ochtruper Straße / An der Eßseite und Ochtruper Straße / Albrechtstraße Einzugsgebiet südlicher Siedlungsbereich des Stadtteils Epe mit ca. 2.410 Einwohnern ca. 11,4 Mio. € Kaufkraft Fortsetzung nächste Seite 90 Einzelhandelsgutachten für die Stadt Gronau Fortsetzung von vorheriger Seite Kriterien Einzelhandelsbedeutung ortsteilbezogenes Nahversorgungszentrum mit Ausrichtung auf die Grundversorgung der Bevölkerung (fünf Einzelhandelsbetriebe, ca. 625 m² Verkaufsfläche) fehlender Lebensmittel-SB-Markt, aber Dinkel-Center mit Getränkemarkt, größerem Fleischwaren-Geschäft und Bäckerei übernimmt Leitfunktionen für den Nahversorgungsstandort wenig ergänzende Angebote der Grundversorgung im Standortumfeld (Tankstellenshop, Bäckerei) aufgrund der eingeschränkten Angebotsvielfalt und der Dominanz kleinbetrieblicher Strukturen nur geringe Versorgungsbedeutung siedlungsstrukturelle / städtebauliche Situation Lage im südlichen Siedlungsbereich des Stadtteils Epe aufgrund der Zäsur der Siedlungsstruktur des Stadtteils Epe durch den Flussverlauf der Dinkel jedoch begrenztes Einwohnerpotenzial im fußläufigen Nahbereich Wohnbebauung im Umfeld Geschäftshaus (Dinkel-Center) am Standort Vennstraße / Ahauser Straße mit drei Nahversorgungseinrichtungen darüber hinaus nur vereinzelte Angebote, geringe Verdichtung der Versorgungseinrichtungen aufgrund der geringen Zahl von Einzelhandelsbetrieben und eines fehlenden Magnetbetriebes des Einzelhandels schwache Ausprägung des Versorgungszentrums Einzelhandelsfunktionen ausschnittweise wohnungsnahe Grundversorgung Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs Ahauser Straße, zwischen den Abzweigungen Kohlingstraße im Süden und Vennstraße im Norden, einschließlich der Kreuzungsbereiche Entwicklungsperspektiven Handlungsbedarf zur Sicherung / Angebotsergänzung der wohnungsnahen Grundversorgung GMA-Darstellung 2009 91