PISA: Schieflage des Schulwesens ist kritisch

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PISA: Schieflage des Schulwesens ist kritisch
Nr 39/2001
München, den 3. Dezember
Bayerischer Lehrerund Lehrerinnenverband
Postfach 15 02 09
80042 München
Bavariaring 37
80336 München
PISA: Schieflage des Schulwesens ist kritisch
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband sieht sich in seiner Kritik an
der Schulpolitik bestätigt / Kooperative Lernformen anstatt Auslesedruck
nötig
München - „In Bayerns Schulpolitik muss eine Kehrtwende vollzogen
werden.“ Das forderte der Präsident des Bayerischen Lehrer- und
Lehrerinnenverbands (BLLV), Albin Dannhäuser, anlässlich der
„vernichtenden Ergebnisse“ der Schulvergleichsstudie PISA. Der
BLLV sieht sich in seiner Kritik an der Schulpolitik, an falschem
Lernverständnis, an der Vernachlässigung der didaktischmethodischen Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer und in seiner
Kritik am frühen Auslesedruck bestätigt.
PISA führe deutlich vor Augen, dass die frühe Auslese von Zehnjährigen
nicht zwangsläufig zu besseren Leistungen führe, sondern die
Leistungsentwicklung störe und die Lernfreude zerstöre. Dannhäuser: „Wir
wissen, dass in vielen Klassen Versagensängste herrschen.“ Der BLLVPräsident wiederholte vor allem seine heftige Kritik an einem falschen
Lernverständnis. Die Schulpolitik stelle zu sehr Faktenwissen in den
Mittelpunkt der Lehrpläne. Probearbeiten und Prüfungen seien eng auf die
Wiedergabe des Stoffes angelegt. „Schülerinnen und Schüler lernen bei
uns vor allem das, was geprüft werden kann.“ In der Lehrerausbildung
werde die Didaktik und Methodik des Unterrichts grob vernachlässigt. Wie
Lernprozesse zu steuern seien oder methodisch arrangiert werden
könnten, würden Lehramtsstudierende kaum erfahren. Dannhäuser
forderte mehr Zeit für produktive und kooperative Lernformen anstatt frühen
Auslesedruck und Resignation. Dringend nötig seien gezielte Forschung
und Lehre in Bezug auf die Unterrichts- und Erziehungswirklichkeit.
Angesichts der vernichtenden Ergebnisse der Schulvergleichsstudie PISA
dürfe nun nicht den Lehrerinnen und Lehrern der „Schwarze Peter“
zugeschoben werden, warnte der BLLV-Präsident. Vielmehr müssten
Schüler und Lehrer endlich angemessene Arbeitsbedingungen vorfinden.
Die miserablen Ergebnisse von PISA und die Analyse der Ursachen lassen
das Vorhaben des Kultusministeriums, in zweiten und dritten
Jahrgangsstufen an Grundschulen einheitliche Leistungstests einzuführen,
geradezu als absurd erscheinen. Dannhäuser: „Wer bereits
Grundschulkindern Daumenschrauben anlegt, erstickt bei vielen Kindern
die Freude am Lernen im Keim.“
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