Weil ich ein Mädchen bin
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Weil ich ein Mädchen bin
P.b.b. Verlagspostamt A-2380 Perchtoldsdorf, GZ 02Z031817 M denken | handeln | träumen Weil ich ein Mädchen bin … Neue Technologien, neue Möglichkeiten, aber keine Frauen. Noch nicht. Selma Prodanovic & Susanne Liechtenecker Fotografiert von Katrin Bruder 5|6 2013 Peter Lammerhuber * Quelle: Media-Analyse 2012, Basis Tageszeitungen national, TLP national auf Basis günstigster Tarif 1/1 oder JP 4c GroupM Nur wer gut schaltet, kann gewinnen Täglich die beste Reichweite* zum günstigsten TLP in ganz Österreich einfahren – das kann die Krone. Für Peter Lammerhuber steht sie daher bei nationalen Mediaplänen in der Pole-Position. Gut fürs Geschäft. doris rasshofer editorial Kann statt Muss impressum karl michalski medieninhaber Manstein Zeitschriftenverlagsgesellschaft m.b.H. und verleger DVR 0753220 verlagsort Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf Tel.: +43 1 866 48-0, Fax: +43 1 866 48-620 [email protected] anschrift medieninhaber/ Brunner Feldstraße 45 herausgeber/redaktion 2380 Perchtoldsdorf gründer Prof. Hans-Jörgen Manstein geschäftsführung Mag. Dagmar Lang, MBA aufsichtsratProf. Hans-Jörgen Manstein (Vorsitz), Klaus Kottmeier, Peter Ruß und Peter Kley herausgeber Sebastian Loudon, Dr. Hansjörg Wachta † chefredaktionDipl. BW Doris Raßhofer redaktionsassistentin Carolin Daiker art direction Martin Renner redaktion/autoren Dr. Walter Braun, Carolin Daiker, Lana Gricenko, dieser ausgabeHans Kulisch, Mag. Dagmar Lang, Sebastian Loudon, MBA, Doris Neubauer, Lisa Mang, Gabriele Rabl, Dipl. BW Doris Raßhofer, Mag. Birgit Schaller, Jakob Steinschaden, Armin T hurnher, Yvonne Widler, Mag. Harald Wolkerstorfer verlagsleitung Sebastian Loudon anzeigenleitung Martina Hofmann anzeigen Martin Kaindel, Barbara Lindenberger sekretariat Nicole Kovatschich, Ariane Schlosser vertrieb Gertrude Mayer lektorat Angelika Hierzenberger-Gokesch elektronische DTP-Abteilung, Manstein Verlag: produktion Markus Brocza, Georg Vorstandlechner, Johanna Weber herstellerFriedrich VDV, Vereinigte Druckereienund Verlags-GmbH & Co KG herstellungsort 4020 Linz, Zamenhofstraße 43 – 45 erscheinungsweise sechsmal im Jahr (exkl. Specials) abonnements Inland € 70,– (exkl. 10 % MwSt.) 50 % Studenten-Ermäßigung Ausland € 110,– (exkl. MwSt.) hotline +43 1 866 48-930 [email protected] webwww.bestseller.at Und? Die Koffer für den Urlaub schon gepackt? Diesen Bestseller bitte unbedingt mitnehmen! Er braucht Ihre Muße und Ruhe, um gelesen zu werden – und wird Sie als Gegenleistung mit viel Inspiration durch den Urlaub tragen. Versprochen. Ist schon klar, wo es heuer hingeht? Vielleicht ein Offline- Urlaub gefällig? Mit Digital Detox liegen Sie voll im Trend. Oder doch würdevolles Slow Travelling? Lesen Sie mehr dazu ab Seite 32. Und wenn Sie Ihre Urlaubsangebote nicht einfach konsumieren wollen, sondern auch wissen wollen, wie und wo und w arum ihr eigenes Wohlbefinden zustande kommt, lohnt sich ein Blick hinter die philosophischen Kulissen des Hundertwasser-Projekts Rogner Bad Blumau (Seite 38): Gut ist, wenn es für alle gut ist – ein gesellschaftsrelevanter Impuls. Vielleicht entfacht das bei Ihnen die Lust, im Urlaub einmal gründlich über alles nachzudenken und manches zu ändern. Dann legen wir Ihnen die Lebenswege von „Frauen, die aus den Rahmen fallen“ (Seite 24) als Mutmachung ans Herz, ebenso wie die Porträts von vier außergewöhn lichen Menschen, die ihre persönliche Resilienzfähigkeit stark, aber letztlich erfolgreich strapaziert haben (Seite 42 und 80). Gedacht als Gedankenanstoß – „es geht auch anders“–, nicht als Dogma zur Nachahmung. Der Bestseller will Ihnen nicht sagen, wie Dinge zu sein oder wie Sie Dinge zu tun haben. Der Bestseller zeigt ausgewählte Gedanken-, Lebens- und Businessexperimente, die wir als möglicherweise positiv richtungsweisend betrachten, für Wirtschaft, Gesellschaft und Kommunikation. Mit dem beseelten Wunsch, Sie damit derart zu inspirieren, dass Sie die positive Veränderung in Ihr Privat- und Berufsleben mitnehmen und leben – und damit weitertreiben. Die digitalen Technologien zum Beispiel schaffen wunderbare neue Möglichkeiten dafür. Unter anderem für Frauen – und damit in Folge für Männer. Das zeigen unsere beiden Coverprotagonistinnen, Start-up- Grande-Dame Selma Prodanovic und Digitalista-Mitgründerin Susanne Liechtenecker, sehr kompetent im großen Interview (Seite 18). Der Journalismus nutzt die digitalen Möglichkeiten vermehrt fürs eigene Crowd sourcing (Seite 50), die PR-Branche fürs Storytelling (Seite 54 – inklusive Bestseller-PR-Agentur-Ranking 2012) und die interne Kommunikation für die Reputation des eigenen Genres. Und Sie sollten im Urlaub einmal alles Digitale ausschalten. Und in aller Ruhe lesen. Viel Spaß dabei wünscht Der nächste Bestseller erscheint am 30. August 2013. Bestseller 5|6 2013 3 inhalt INHALT Bestseller Ausgabe 5|6 2013 38 54 36 80 16 6creation, Media, Branding, trends 76 mail, showcase 45 kommentar walter braun 82 Medientagebuch armin thurnher 16 Coverinterview Susanne Liechtenecker und Selma Prodanovic über neue Möglichkeiten für Frauen 24 Besondere Frauen Erlaubt ist, was glücklich macht 28 Mode im Wandel Der Textilhandel kämpft nicht nur mit dem schlechten Wetter 32 Offline-Urlaub Megatrend „Digital Detox“ zieht seine Kreise 36 Interview Tex Rubinowitz über würdevolles Reisen 38 Avantgardistisch Ein Blick in das philosophische Labor des Rogner Bad Blumau 42 Resilienz Über den Umgang dreier Menschen mit dem Wandel 46 Best Vision Im Vorfeld von TEDxLinz und TEDxKids 50 Crowdsourcing Die Weisheit der Masse wird im Journalismus immer wichtiger 54 PR-Agentur-Ranking Content Marketing und Storytelling – was sonst? 66 Stiefkind Dank Intranet und Social Media kommt die interne Kommunikation zu neuen Ehren 70 Nestroyesk Compliance macht der Eventbranche das Leben schwer – neue kreative Umgehungswege machen’s wieder leichter 80 Wirtschaft der Freude Tom Beck – Liedermacher, Weltverbesserer, Baggerverkäufer und Coach – im Porträt 4 Bestseller 5|6 2013 katrin bruder, Karl Michalski (3), Hertha Hurnaus www.peugeot.at IS BACK 208 GTi 1.6 THP 200 PS, Benzin, CO2-Emission: 139 g / km, Gesamtverbrauch: 5,9 l /100 km. ab € 23.950,– oder im Full Fun/No Risk Leasing ab € 199,– monatlich 1) 4 JAHRE 1) GARANTIE SERVICE + WARTUNG Aktion gültig für Privatkunden bei Kauf vom 01. 05. 2013 bis 30. 06. 2013 und Auslieferung bis 31. 07. 2013. 1) Fixzinsangebot mit Laufzeit 4 Jahre/60.000 km inkl. Optiway Service, 33,33 % Eigenl. vom Aktionspreis. Operating Leasing der Peugeot Bank, Banque PSA Finance Niederlassung Österreich. Zusätzl. zu 2 Jahren Herstellergarantie 2 Jahre Garantieverlängerung. Unverb. empf., nicht kartell. Richtpreis in € inkl. NoVA, MwSt. Weitere Details zu den Aktionen, der Garantie und den Finanzierungsangeboten bei Ihrem Peugeot Händlerpartner und auf www.peugeot.at. Peugeot Austria behält sich Preis-, Konstruktionsund Ausstattungsänderungen ohne vorherige Ankündigung sowie Satz- und Druckfehler vor. Symbolfoto. DER NEUE PEUGEOT 208 GTi Alle reden von der „neuen Arbeitswelt“, der Bestseller hat es ausprobiert. Mehr oder weniger zwangsweise, dafür nachhaltig. Ein klarer Fall von „Best Creation“. Das erste Bestseller-Angel-Meeting: eine freie Formation von kreativen Wesen, die Interesse an der spannenden Zukunft dieses Heftes haben. 6 Die erste Bestseller-Layout-Sitzung in Freiheit. Denn wer sagt, dass Arbeit nur als solche gilt, wenn man nichts von der Sonne spürt? Bestseller 5|6 2013 CREATION doris rasshofer, martin renner, katrin bruder Das Experiment Out of the box. Man kann Mauern bauen zwischen seiner Arbeits- und seiner Privatwelt, oder man kann sie verschmelzen, sodass sich beides gegenseitig beflügelt. Man kann der Meinung sein, ein Chef müsste alles wissen und alleine entscheiden. Frau kann sich aber auch von vielen Beiwagerln begleiten lassen – so wie ein Tausendfüßler von 1.000 Füßen getragen wird. Manche Menschen glauben, nur wenn Arbeit hart ist und wehtut, gilt sie auch als Arbeit. Andere finden, dass auch Arbeit, die mit Freude, Leichtigkeit in Freiheit stattfindet, denselben Wert hat. Diese Ausgabe des Bestsellers wurde unter Bedingungen realisiert, die viele dieser Glaubenssätze ausgehebelt haben: Wir veranstalteten das erste „Bestseller-Angel-Meeting“ – eine freie, freiwillige Formation von außergewöhnlichen Wesen, die dem Bestseller mit Rat, Tat, Wissen und Netzwerk zur Seite stehen möchten. Ohne Vertrag, ohne Geld, aber viel inspirierender Austausch für alle. Fazit: Win-win-win gibt es. Grüße an dieser Stelle an unsere erste Garnison an Engeln: Martina Andrae/Künstlerin, Hermann Gams/Dream Academia, Harald Katzenschläger/Dream Academia, Stefan Leitner-Sidl/Konnex-Schraubenfabrik, Michael Pöll/Konnex-Rochuspark, Friso Schopper/planetsisa. Die Räumlichkeiten stellte uns der Coworking Space Rochuspark zur Verfügung. Danke schön! Ein Bänderriss unserer Chefredakteurin nötigte sie, das Thema Homeoffice und Garten-Management bis aufs Äußerste zu strapazieren. Leben, Familie und Arbeiten wurden zwangsweise zu einem überraschend entspannten Dasein gemergt – und das sogar weit abseits der Metropole. Merke: zu keinem Nachteil von irgendwem. Aus demselben Grunde wurde die Bestseller-Redaktionssitzung auch erstmals nicht in den heiligen Verlagshallen abgehalten, sondern bei Prosecco, Kuchen und Vogelgezwitscher in die Wiese bei Sonnenschein verlegt. Der kreative Fun-Faktor war ein echter Knaller. Achtung: Wiederholungszwang. Raus aus der Box. Was haben wir alle daraus gelernt? Regeln können gebrochen werden. Denn: Es geht auch anders. Auch wenn wir es uns bisher nur nicht vorstellen konnten – oder nicht wagten, es zu denken. Die Zeiten waren nie so reich an Möglichkeiten. Nutzen müssen wir sie selber. Das Experiment gilt – zumindest in den eigenen Reihen – als gelungen. Wir werden es zur organischen Weiterentwicklung freigeben. Bestseller 5|6 2013 Welten in Türkis Name: Kati Bruder Alter und Herkunft: 34 Jahre, ursprünglich aus Graz Wie zur Fotografie gekommen? Peter Kodera von der Akademie der bildenden Künste hat meine Aktfotografien gesehen und mir nahegelegt, mich näher mit der Materie auseinanderzusetzen, was ich dann auch gemacht habe. Was fotografieren Sie am meisten? Menschen in ihrem Umfeld. Was fotografieren Sie am liebsten? Menschen in ihrem Umfeld. Welche drei Dinge brauchen Sie, um gute Fotos machen zu können? Licht, Freude und Liebe. Wie beschreiben andere Ihren Fotografiestil? Wiedererkennbar, kreativ, dynamisch. Schüttel dein Haar für mich: Cover-Fotografin Kati Bruder spielte sich beim Shooting mit den Attributen der Weiblichkeit. Worauf sind Sie stolz? Wenn sich die Protagonistinnen und Protagonisten auf den e igenen Bildern gefallen, wenn ein Bild unter schwierigen Umständen trotzdem großartig wird. Wovon träumen Sie? Von einem starken Assistenten, der mir mein Zeug trägt. Was war die Challenge beim Bestseller-Covershooting? Die Herausforderung war erst, den großen weißen Raum mit Leben zu füllen. Dann kam allerdings die Sonne raus und wir haben das Shooting nach draußen verlegt, bei Chill-out-Musik in einem wunderbaren kleinen Garten, es war schwierig, dann aufzuhören :-) 7 media Zeitsehnsucht NÖN-Marketingleiter Martin Lammerhuber über seine persönlichen Beobachtungen ZE!T impulse Bestseller Sie haben 2011 mit „Zeit T!raum … am CD-Tipps von Hans Kulisch Chinas Kultur kommt jetzt immer mehr zum Vorschein. Das Ensemble des charismatischen Songwriters und Sängers Song Yuzhe bricht zu einer Reise durch archaische Klangwelten Asiens auf. Der aktuelle Scott Walker trifft auf Eastern Folk, zwei Stücke in Zeitlupe, religiöse Chants und akustischer Rock. Diese höchst eigenständige Musik ist ein Ergebnis langjähriger Reiseerfahrungen. Die Grenzen zwischen chinesischer und zentralasiatischer Folklore, multi ethnischer Klangkunst, chinesischer Oper und aktuellem Rock werden gesprengt. Durch diesen Ansatz schafft die Band eine radikal neue Verbindung von Tradition und Gegenwart. Kritiker bezeichnen Song Yuzhes Musik auch als Soundscape zwischen Stummfilmmusik und Oper. Gute Sache! 8 Martin Lammerhuber ist Prokurist des NÖ Presse hauses und Marketingleiter der NÖN und BVZ. Was haben Sie mit dieser Erkenntnis gemacht? Lammerhuber Ich habe mir Zeit genommen, in mich reinzuhor- chen, mein Arbeitspensum von 90 auf 65 Stunden in der Woche reduziert und mir seitdem die Menschen selber ausgesucht, mit denen ich abendessen gehe. Es gehört Mut dazu, nein zu sagen, weil man ja glaubt, überall dabei sein zu müssen. Woher stammen die Inhalte Ihrer Bücher? Lammerhuber Aus meinem Herzen. Slim Cessna’s Auto Club An Introduction For Young and Old Europe Glitterhouse Alt. Country ist das zwar aber nicht nur. Slim Cessna’s Auto Club fungiert wie ein Prisma, das die einzelnen Bestandteile amerikanischer Musik in Einzelteile zerlegt und neu zusammensetzt. Das geht von jiddischen Einflüssen über Gospel, Southern Voodoo Twang bis zu psychedelischem Westcoast. Sagenhaft. VA. Rough Guide To Psychedelic Brazil World Music Network Ganz speziell ist auch diese Doppel-CD, die zeigt, wie Psychedelic-Wahnsinn mit Far-Out-Grooves aus Brasilien zusammenpassen kann. Die Bonus-CD ist Júpiter Maçãs Klassiker „A Sétima Efervescência“. Von Tom Zé bis José Mauro sind große Musiker vorhanden. Lord Mouse and the Kalypso Katz Go Calypsonian Piranha Lord Mouse ist der Chef der siebzehnköpfigen Band und der Liebling der Berliner Szene. Die Spanier bis hin zu Franzosen und Briten beeinflussten die afrikanische Diaspora der Karibik. Deshalb ist es auch völlig egal, wenn hier kein Karibe wunderbare und politische Musik liefert. Bestseller 5|6 2013 E. Marschik_ Dawanggang Wild Tune Stray Rhythm Jaro r oten Faden“ Ihr erstes Buch über die Zeit geschrieben und letzten Herbst das zweite, „Ze!t impulse“. Was ist Ihr Impuls für diese Schriften? Martin Lammerhuber Gerade im Marketing ist man verführt, zu glauben, man sei unendlich wichtig. Man freut sich über viele Abendeinladungen, man misst sich daran, wer am frühesten im Büro sitzt, der arbeitet am meisten. Irgendwann bin auch ich draufgekommen: Das Leben geht sich so nicht aus. Dan Kieran Slow Travel Die Kunst des Reisens Rogner & Bernhard GmbH & Co. Verlags KG, Berlin, 2013, 222 Seiten 19,95 Euro, ISBN-10: 3-9540301-2-8 Sie wollen Zeit zum Entschleunigen schaffen? Lammerhuber Ich mag das Wort „Entschleunigung“ nicht, es ist zu nah an der Be-Schleunigung. Lieber ist mir „Verlangsamung“. Ihre Bücher sind sehr lyrisch, keine Zeitratgeber. Lammerhuber Ich hab die Bücher nicht geschrieben, um in die Bestseller-Listen zu kommen, sondern, weil ich diese Dinge an mir und in meinem Umfeld beobachtet habe und mir dachte, dass es anderen vielleicht ähnlich geht. Ein 62-jähriger erfolg reicher Manager hat ein schlechtes Gewissen, in Urlaub zu gehen. Auch ich war immer der klassische Urlaubsverschieber, der sein Berufsleben vor alles stellte. Weil das Schwungrad des Hamsterrades nicht zu stoppen war? Lammerhuber Nein, weil ich dumm war. Hamster sind klüger. Die steigen aus und schlafen. Was ist Ihr nächster Zeitplan? Lammerhuber Ich plane „Zeitgespräche“ mit ersönlichkeiten für mein nächstes Zeit-Buch. Und P ich träume von einem Zeit-Festival. Martin Lammerhuber ZE!T impulse … durch das Jahr Kral Verlag, Berndorf, 2012, 128 Seiten 9.90 Euro, ISBN 978-3-99024-157-8 Spinner oder geniale Visionäre? Die Pioniere der modernen Naturwissenschaft hatten es nicht immer leicht. Sie er fanden wichtige Bausteine der modernen Zivilisation – zum Beispiel das Telefon, den Fotoapparat, das Flugzeug –, doch sie scheiterten allzu oft an deren Ver marktung und Patentierung. Diese Menschen waren in vielen Fällen Einzelgänger, geniale Visionäre und Denker – aber leider keine guten Geschäftsleute. Nicht sel ten waren es auch die eigenen Kollegen, die sich in den Weg stellten und somit die Wissenschaft behinderten, aus Neid, Missgunst und Geltungsdrang. Armin Strohmeyr beschreibt in seinem Buch 22 Beispiele dieser verkannten Pioniere. Die Geschichten sind spannend, oft tragisch – und manchmal unfreiwillig komisch. Armin Strohmeyr Verkannte Pioniere Styria Premium, Wien-Graz-Klagenfurt, 2013, 303 Seiten 22,99 Euro, ISBN Nr. 978-3-222-13394-7 Bestseller 5|6 2013 Der perfekte Urlaub Endlich Sommer! Ferien! Urlaub! Dazu passend das Buch von Dan Kieran – eine völlig neue Philosophie des Reisens abseits des Massentourismus: Slow Travel. Der Reisende soll gute Hotels meiden, keine Sehenswürdigkeiten besichtigen und möglichst zu Fuß gehen. Statt Reiseführern – „sie entmystifizieren und entperso nalisieren“ – sollte man Literatur aus dem jeweiligen Land lesen. Für Wien empfiehlt Kieran Stefan Zweig. 1975 geboren, schreibt der britische Reisejourna list für die Zeitungen Guardian, Telegraph und die Times. Kierans Flugangst ist es zu verdanken, dass er neue Wege des Reisens erkunden musste. So reiste er mit Bummelzügen, einem Floß und einem elektrischen Minimilchwagen. In seinem Vorwort schreibt er: „Der müßige Reisende ähnelt einem Kleinkind – er schlendert hinaus in die Welt und lässt sich dabei von seiner Neugier treiben, er sucht nach Erkenntnis und folgt unterwegs jenen Impulsen, die seine Abenteuer lust wecken“. Wenn man da nicht sofort den Computer ausschalten möchte … Der Weg in die „Bastardökonomie“ Der Autor – Gabor Steingart, Herausgeber des deutschen Handelsblatts – verdankt in seinem Vorwort die Entste hung des Buches „dem Zustand der Verwirrung“. Und er versucht, zu entwirren: „Es geht um Realismus, nicht um Pessimismus“, meint er. Steingart beschreibt den Angriff auf unseren Wohlstand. Fast niemand versteht, was mit unserer Wirtschaft los ist: Einerseits geht es uns gut – wir leben in einer Konsumgesell schaft –, aber wir wissen auch, dass es so nicht weitergehen kann. Politiker, die von der Anerkennung und den Wählerstimmen leben, schließen einen teuflischen Pakt mit den Banken – die wiederum durch die Kre ditsucht der Staaten prächtig leben kön nen. Wer dabei auf der Strecke bleibt? Der Wohlstand der Mittelschicht und die Inter essen der kommenden Generationen. Steingart erklärt historische Hintergründe und zeigt auf, wie sich die sozial verantwortliche Markt wirtschaft in eine „Bastardökonomie“ verwandelt hat. Seine Stärke sind Lösungen – wo sonst politisch korrekte Denkverbote herrschen. Gabor Steingart Unser Wohlstand und seine Feinde Albrecht Knaus Verlag, München, 2013, 272 Seiten 20,60 Euro, ISBN Nr. 978-3-8135-0518-4 9 Königinnen der Weiblichkeit Feminin, sexy und ein wenig kitschig – das amerikanische Dessouslabel Victoria’s Secret entführt in eine glamouröse Märchenwelt. Text von Birgit Schaller Pink. Engelsgleich schwebend in Highheels gleiten Victorias Geheimnisse über den Pink Carpet in New York. Die Fashion Show von Victoria’s Secret (VS) ist das Sinnbild der amerikanischen Dessousmarke aus dem Hause Limited Brands. Geheimnisvoll, verführerisch und freizügig gilt das Modespektakel als Aushängeschild der erfolgreichsten Lingerie-Brand der Vereinigten Staaten und zelebriert Wirklichkeit gewordene Mädchenträume. Ein bisschen Märchenland, zuletzt war es Zirkuszelt-Atmosphäre mit Gauklern und Schlangenfrauen, ein Schuss 80er-Jahre-Flair, und mittendrin die schönsten Frauen der Welt mit ihren überdimensionalen Flügeln – die Show ist nicht nur Marketingkonzept, sondern vielmehr Perfect Fit für VS. Im D ezember 2012 flossen 13 Millionen Dollar in das Event der Extravaganzen mit Bruno Mars, Justin Bieber und Rihanna als musikalische Begleiter der 40 strahlenden Topmodels. Dabei brachte die einstündige Werbeschaltung zehn Millionen Zuseher und in der Ausstrahlungswoche im Dezember höchste Social-Media-Talkreichweite mit mehreren hundertausend Kommentaren – VS ist Champion bei Earned Media. Mit 23 Millionen Zum zehnjährigen Jubiläum Facebook-Likes und 2,2 Millionen der Zusammenarbeit von Victoria’s Secret und Swarovski Twitter-Followern liegt VS vor Kultlief Cameron Russell zur marken wie Abercrombie & Fitch Fashion Show als Silver Screen oder H&M. Kein Wunder – sei es Angel im cinematographischen Art-Deco-Style über den ein Traum in Weiß, mit glitzernden Catwalk. Glamour pur. Swarovski-Steinen bestickt, oder der Fantasy Treasure Bra, besetzt mit Juwelen – das alljährliche Highlight im Wert von einigen Millionen Dollar und die höchste Auszeichnung für Models –, der heuer von der atemberaubenden brasilianischen Rassefrau Alessandra Ambrosio vorgeführt wurde: VS ist eine Marke für Königinnen der Weiblichkeit. In der Glitzerwelt aus Pink geht es aber nicht nur um die perfekten Maße, sondern auch um ein braves diszipliniertes Image im prüden Amerika. Kein Zufall, dass Mütter wie Heidi Klum oder Miranda Kerr wenige Monate nach der Geburt ihrer Kinder diese teuerste Kreation der Modeschau vorführten. Von Sexbomben und züchtiger Verhüllung Ein weiteres Geheimnis: Die Marke wird als so stark empfunden, dass man Anfragen von Stars, als Models über den 10 Bestseller 5|6 2013 victorias secret branding Models mit CelebrityCatwalk zu laufen, ablehnt – bei VS werden, umgekehrt, Status: Die zauberhafte Models zu Celebrities gemacht. Die Südafrikanerin VS-Show ist seit 1995 CandiceSwanepoel oder Adriana Lima sind Beispiele für alljährliches Highlight und Aushängeschild die attraktiven Markenbotschafterinnen mit fürstlichem der amerikanischen Gehalt. Sieht man sich die Dessous genauer an, wird offenMarke aus dem Hause bar, dass hier die wahren Attribute des Frauseins gern Limited Brands. züchtig verhüllt werden – Brustwarzenblitzer sind absolut tabu. Nur das erst kürzlich gegründete junge Label Pink ist „riesig“ eingestuft, wo VS auf Rang 16 der US-Handels Aufreger der Nation, weil Amerikas Mütter finden, dass marken weit vor allen Modemarken rangiert. Seit einiger ihre jugendlichen Töchter durch die Werbung der Marke Zeit werden die Werte Sinnlichkeit und Eleganz verstärkt sexualisiert würden. Auch die anorexischen Figürchen der inszeniert. Auch das verspielte Logo wurde 2009 von Models werden regelmäßig kritisiert. Mucca Design einem Facelift unterzogen – die Initialen auf den rosafarbigen Einkaufstaschen wirken ein wenig wie Von der Pleite zum Imperium eine zu üppige Hochzeitstorte. Trotzdem ist es Leslie Wexner, dem russisch-jüdischen GeDoch Victoria’s Secret versteht es, anziehend zu wirken, schäftsmann aus einfachen Verhältnissen, außerordentlich sei es mit dem viktorianischen Boudoir-Schick im Geschäft geschickt gelungen, das Unternehmen, das er 1983 in San – der Anmutung von Privatzimmern einer Dame aus dem Francisco von Roy Raymond um kolportierte vier Millio19. Jahrhundert –, der Inszenierung in der Unternehmensnen Dollar erwarb, zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. farbe Pink oder Marketingtricks wie Gratis-Höschen, Wexner hat ein Imperium mit den Marken VS, Pink, Bath günstigem Online-Shopping oder traditionsreichem Kata& Body Works, La Senza oder Intimissimi geschaffen, zu log-Verkauf. Natürlich sind die funkelnden diamantgedem die Hauptmarke VS mit ihren über 1.000 Shops und schmückten Engel die wichtigste Zutat. Dazu zeigt die 80.000 Mitarbeitern in den USA und Kanada sowie seit Website „VS All Access“ Models und ihre Looks hautnah Kurzem zwei Shops in London und im Mittleren Osten und verrät Schminktipps. Diverse Line Extensions im und einer Reihe von Franchisedeals rund 60 Prozent zum Umsatz von zehn Milliarden Dollar beiträgt. Der 75-Jährige Beauty-Genre, Yogakleidung und Freizeit- wie Schwimmlooks ergänzen Bras, Tangas & Co. zieht neben VS Megabrand-CEO Sharen Jester Turney Auf YouTube hat sich eine eigene Werbeschiene ent heute noch die Fäden. Wexner, der sich seit seinem 40. wickelt: Junge Mädels schwärmen zuhauf in typischer Lebensjahr auf Uniterrain dem Thema Leadership widmet, Amazing-America-Sprache von ihrem Arbeitgeber VS, als von seinen Mitarbeitern Community-Arbeitsstunden verwären sie frisch verliebt, und blickten durch eine rosa langt und alljährlich Millionen an soziale und jüdische Brille. Diese haben ihnen wohl VS-Marketingprofis zusätzInsitutionen spendet, positionierte das Unternehmen neu: lich zu den hübschen Panties und Strapsen als hochwertige Marke für jüngere Frauen zu erschwingligeschenkt. Sex sells, das weiß auch der Unterchen Preisen. Raymond indessen, der sich später, so wird nehmenschef, der in seiner raren Freizeit am erzählt, von der Golden Gate Bridge stürzte, hatte sich liebsten mit seiner einhundert Meter langen an den Männern orientiert und die Shops mit Räumen Superyacht – einer der größten der Welt, aus getäfeltem Holz und viel Erotikflair ausgestattet – „Limitless“ getauft – durch die türkisblaue und war pleite gegangen. Karibik gleitet. Von Boudoir-Schick und funkelnden Engeln Nicht nur Bras, Tangas & Co., auch BeautyDas internationale Potenzial der Marke wird produkte und Düfte verführen jüngere aufgrund der Bekanntheit von Interbrand als Frauen zum Shopping Erlebnis in Pink. Bestseller 5|6 2013 11 enterprise.ORF.at Der Aufstieg der Über-Familien Mit Ihrer Buchung auf radio FM4 und täglich einer Viertelmillion Hörer/innen. braun DIE JUNGE SZENE HÖRT SIE. ie Politik brüstet sich gerne, tonangebend und gesellschaftsbildend zu sein, scheint aber immer öfter den Tatsachen hinterherzuhinken. Während politische Aktivisten immer noch „mangelnde Gleichstellung“ der Geschlechter beklagen, registrieren weniger ideologisierte Beobachter das Entstehen neuer sozialer Realitäten. Im vergangenen Jahr behaupteten zwei provokante Bücher, nämlich „The End of Men“ und „The Richer Sex“, dass Frauen die Männer überrunden. „The Richer Sex“ feiert den Aufstieg vieler Frauen in die Rolle von Familienerhaltern („breadwinner“). Doch dauer hafte Unterbeschäftigung bei Männern zu erwarten, ist natürlich unrealistisch. Auch das erstaunlich sexistische Buch „End of Men“ zieht falsche Schlussfolgerungen – ein Wettkampf Mann gegen Frau findet nur in Ideologie köpfen statt, nicht in der Wirklichkeit. In der Realität ist dagegen eine Herausbildung von Über-Ehepaaren zu beobachten, wo beide Partner eine ausgeprägte Karriere verfolgen. Alison Wolf, Professorin am King’s College in London, beschreibt den Aufstieg einer neuen Elite, in der sich beruflich erfolgreiche Frauen wie die oft kritisierten Karrieremänner verhalten. Akademikerinnen haben entweder sehr viel später Kinder oder verzichten gänzlich auf Nachwuchs (27 Prozent sind im Alter von 44 Jahren kinderlos). Aber sie sind doppelt so häufig verheiratet wie der Bevölkerungsschnitt (selbst in Skandinavien!). Auch bei erfolgreichen Männern scheint sich eine Verhaltensänderung bemerkbar zu machen: Statt eine Partnerin hauptsächlich auf ihr Aussehen hin auszu suchen, wählen Abgänger von Elite-Unis bevorzugt eben solche Absolventinnen: Arzt heiratet Ärztin und nicht mehr wie früher die hübsche Sprechstundenhilfe. Diese Ehen halten besser als im Durchschnitt der Bevölkerung – was langfristig sicher finanzielle Vorteile mit sich bringt. Quelle: RADIOTEST 2. Hj. 2012, GfK, Basis Österreich, Mo – So, Personen 10+. Die Medien der ORF-Enterprise: Kontakt: [email protected] Bestseller 5|6 2013 enterprise.ORF.at trends von Walter Braun Dieses schmale Bevölkerungssegment ist extrem durch Karriere, Status und Einkommen motiviert – ein Trend, der aber im Rest der Bevölkerung zusehends abgelehnt wird. Eine vor Kurzem vom Think Tank Demos bei britischen Jugendlichen durchgeführte Erhebung zeigte, dass der Großteil (!) der jungen Frauen Familie vor Karriere bevorzugt und während des Kinderaufziehens nicht voll berufstätig sein will. Die jüngste Aktion der britischen Regierung, Mütter möglichst rasch wieder in volle Berufstätigkeit zurückzudrängen, hat zu wütenden Protesten geführt. Falls ein Hochleister-Paar Kinder hat, wird es alles daran setzen, seinen Nachwuchs auf einen ähnlichen Bildungsweg zu drängen (an den prestigeträchtigsten Universitäten sind Kinder von ehemaligen Absolventen deutlich überrepräsentiert). Diese Bildungsbesessenheit führt zu einem entsprechenden Wettbewerb um begehrte Studienplätze und zu einem drastischen Anstieg bei den Bildungskosten (inklusive Nachhilfestunden, die zu einem boomenden Wirtschaftszweig geworden sind) … was den „Winner-takes-it-all“- Effekt, der ohnehin schon zu ausgeprägt ist, noch verstärkt. Einer Studie in Australien zufolge verbrachten ganztägig beschäftige Akademikerinnen um zwei Stunden mehr Zeit pro Tag mit ihren Kindern als Mütter ohne gehobene Bildung. Haushaltshilfe wird da sicher eine große Rolle spielen, dennoch sind in diesen neuen Überdrüber-Familien die Eltern extrem erschöpft. Fazit: Während Sozialpolitiker noch immer mit dem 1980er-Hut von „ungleicher Bezahlung“ hausieren gehen, tragen erfolgsorientierte Frauen zu einer völlig neuen Elitenbildung bei. Junge Frauen dagegen finden es nicht im geringsten diskriminierend, wenn sie sich um die Kinder kümmern und der Mann um das Familieneinkommen besorgt ist. Es finden hier parallel zwei entgegengesetzte Trends statt, die beide Beachtung verdienen und in dem ständigen Gleichschaltungsgerede nicht übersehen werden sollten … GaNZ ÖSTERREIcH HÖRT SIE. Mit Ihrer Buchung auf Hitradio Ö3 und täglich 2,8 Mio. Hörer/innen. Quelle: „The XX Factor: How Working Women Are Creating a New Society“ von Alison Wolf, Verlag Profile, April 2013 Quelle: RADIOTEST 2. Hj. 2012, GfK, Basis Österreich, Mo – So, Personen 10+. Die Medien der ORF-Enterprise: Bestseller 5|6 2013 Kontakt: [email protected] Nahrungsmittelindustrie kommt ins Visier trends ls sich 1984 ein unbekannter Anwalt aus dem amerikanischen Hinterland mit den vier größten US-Tabakproduzenten anlegte, konnte niemand vorhersehen, dass es 14 Jahre später zu einer Strafzahlung von 240 Milliarden Dollar kommen würde. Und dass in der Folge verschärfte Gesetze und sozialer Druck das Rauchverhalten in der ganzen westlichen Welt verändern würden. Nun reich geworden und mit einem Team von 35 Prozessanwälten ausgerüstet, hat sich Don Barrett einen noch größeren Gegner ausgesucht – die Nahrungsmittelindustrie. Klagen über chemische Zusätze und zu viel Fett und Zucker in industriell gefertigten Lebensmitteln gibt es schon lange – aber noch nie ist es jemandem gelungen, diese Veräner möglicherweise revolutionäre Trend lässt sich so zuderungen in der Diät mit gesundheitlichen Problemen nachsammenfassen: nutzen statt besitzen. Das treibt etwa der weislich in Zusammenhang zu bringen; nicht einmal die Automobilindustrie Schweißperlen auf die Stirne; bis dato unübersehbare Fettleibigkeit lässt sich die Food-Industrie macht man die schlechte Konjunkturlage für die Enthaltsamkeit nachsagen. Barrett versucht daher gar nicht, die Gesundheitsbei jungen Käufern verantwortlich. Sicher spielen die fehlenden frage ins Spiel zu bringen. Sein Angriffspunkt ist die WerJobs und fallende Reallöhne eine Rolle; es gibt aber noch andere bung, genauer gesagt, irreführende Packungsaufschriften. Einflüsse, etwa das Umweltbewusstsein oder eine Bevorzugung Eine Behauptung wie „ganz natürlich“ muss ehrlich sein. von Erlebnissen gegenüber Besitztümern. Wenn ich nicht mein In dieser Frage sind die US-Aufsichtsbehörden strikt: Stimmt gesamtes frei verfügbares Einkommen in teure Investitionsgüter die Aussage auf einem Label nicht, ist der Verkauf dieses wie Eigentumswohnung oder (neues) Auto packe, bin ich finanProduktes untersagt! Sollte es den Anwälten gelingen, hier ziell unabhängiger, kann rascher und leichter Entscheidungen Irreführung nachzuweisen, könnte es sein, dass Tausende treffen. Produkte vom Markt genommen werden müssen und das Die ganze Entwicklung hängt auch mit der zeitgenössischen Ausmaß der Schadenersatzforderung plus Strafzahlungen die Ungeduldskultur zusammen – jeder einschießende Wunsch soll einstige Tabakklage noch weit übertrifft. möglichst rasch befriedigt werden; bei knappen Börsen ein Eine britische Zeitung ließ dieser Tage die führende ChipsKunststück. Marke testen; eine Sorte mit Schinkenspeckgeschmack entMögliche Folgen: hält weder Schinken noch Speck, detto kommen bei Chips .D ie neuen Konsumenten werden eventuell niemals im Leben mit Krabbengeschmack keinerlei Krabben vor. Eine welt ein Haus besitzen; es könnten neue Wohnformen entstehen, bekannte Reismarke verkauft Fertiggerichte mit Hühnchen, etwa Mietwohnungen, die wie ein Hotel geführt werden. die nicht eine Spur von Huhn enthalten, dafür aber Hefe .D ie neuen Selbstständigen werden einen Bedarf an „mobilen extrakte, auf die manche Menschen allergisch reagieren. Büros“ haben. Die Hersteller äußersten sich nicht zu diesen in einem .E in konstanter Anschluss ans Web wird so wichtig wie Essen Artikel veröffentlichten Vorwürfen. Die Zutaten sind klein sein – ohne die parallele Digitalwelt ist Konsum 2.0 undenkbar. gedruckt irgendwo auf der Packung erwähnt, was dem Ge .A utofahren verliert an Popularität, ersetzt durch Nutzung von setze oberflächlich Genüge tun mag. Wenn man Verbraucher öffentlichen Verkehrsangeboten, Radfahren und neuerdings befragt, was sie davon halten, Chemie statt der ausgelobten Zufußgehen (wer so lebt, erspart sich das Fitnessstudio). Zutaten zu verspeisen, klingt das Urteil wenig erfreulich. Hier .E in geringerer physischer Besitzstand macht Umzüge und braut sich etwas zusammen … Reisen einfacher. .A uch im Bereich Unterhaltung macht sich das Prinzip bemerkbar – Filme, Bücher und Musik werden für gewisse Zeit aus geborgt, aber nicht unbedingt dauerhaft erworben. Setzt sich der neue Lebensstil durch, werden sich einige Geschäftsmodelle anpassen müssen … Update: Konsum 2.0 – neue Lebensweisen D 14 Bestseller 5|6 2013 „Post alive“-App auf www.post.at/alive oder im App Store herunterladen, Bild scannen und staunen! @@@große@@@ @@@sommeraktion@@@ Heißer als der Sommer: Die eiskalt kalkulierten Aktionsangebote des KUVERT sind zum Reinbeißen verlockend! Erreichen Sie Ihre Zielgruppe mit diesen starken Angeboten – so günstig kommen Sie nur jetzt ins KUVERT.* Dieses Angebot gilt nur für Neubuchungen im Zeitraum Juni, Juli und August. * www.post.at/werbenimkuvert @@@Jetzt b uchen@@@ @@@+43 (0)5 77 67 – 2 4599 od @@@sale e s.kuver [email protected]@@@ t@@@ Zeigt euch! Digitalista-Mitgründerin Susanne Liechtenecker und Start-up-Grande-Dame Selma Prodanovic: Es war noch nie so leicht, sich als Frau das gewünschte Businessumfeld zu schaffen. Nur tun muss frau es selbst. Interview von Doris Raßhofer Ein Männerthema. Welche Positionen haben Frauen in den erfolgreichen IT- lastigen Unternehmen in der Regel inne? Assistentin, Human Ressources, PR und Marketing. Und Technik? Gähnendes Venusvakuum. Unternehmensführung? Eher Krümel. Dieser Status quo dürfte gerade in der Umbruchphase sein. Denn Social Media haben den weiblichen, kommunikativen Skills nun endgültig die Türen in das hippe Online-Business freigelegt. Und der Gründerboom der Start-up- und Social-Entrepreneurship-Szene ermöglicht Frauen nie da gewesene Gestaltungsmöglichheiten vom Start weg. Es war noch nie so leicht, sich als Frau das Businessumfeld zu ge stalten, wie frau es braucht. Der Selbst verwirklichung stehen Tür und Tor offen. Wirklich? Wollte der Bestseller wissen, schaute sich um und fand: immer noch viel zu viele Männer. Wo sind sie, die tollen Frauen, die unsere Gesellschaft und Wirtschaft tragen, formen und gestalten wollen? Ein Dialog zwischen zwei Polen: Susanne Liechtenecker, 29 Jahre, Digital Native, gründete zusammen mit ihrem Mann die Online-Agentur Liechtenecker, Mitgründerin der Digitalista, eines Frauennetzwerks für die Digitalbranche. Selma Prodanovic, 46 Jahre, Grande Dame der Start-up- und Social-EntrepreneurshipSzene: CEO von Brainswork, Organisatorin des IncrediblEurope Summit, Co-Founder der Austrian Angel Investors Association und des EBAN-Kongresses. Fazit: Es muss und wird sich viel ändern. Nicht nur die Frauen. 16 Bestseller Frau Liechtenecker, Sie sind eines von neun Gründungs mitgliedern der Digitalista. Wie lautet der Auftrag dieser Formierung? Susanne Liechtenecker Digitalista möchte Frauen in der Digital branche fördern – durch Netzwerken, Weiterbildung, Mentoring und Sichtbarmachung auf den Panels. Im Grunde geht es darum, unsere Frauen sowohl in die technischen Bereiche des OnlineBusiness zu bringen als auch in die Führung. Es arbeiten bereits viele Frauen in der Online-Branche. Sieht man dort schon Programmiererinnen? Oder doch wieder „nur“ die Projektmanagerin, Grafikerin, Assistentin, …? Liechtenecker Ich würde sagen, durch Social Media vereinen sich die kommunikativen Skills der Frauen recht gut mit der Technik, nämlich in den Social-Media-Redaktionen. Es gibt aber gerade im Digitalbereich auch immer mehr Frauen, die in der Führung sitzen. Und das ist neu. Der reine Technikbereich ist weiterhin tabu? Liechtenecker Noch. Aber die Eintrittsbarrieren durch Online- Lernplattformen sind heute wesentlich geringer. Eine Aktion zum Beispiel der Rails Girls Vienna (Ruby on Rails ist eine Programmiersprache), um blutigen Anfängerinnen die Scheu vor der Technologie zu nehmen, war binnen kürzester Zeit ausge bucht. Die Nachfrage ist also da. Blöde Frage: Warum ist es notwendig, dass Frauen auch program mieren können? Liechtenecker Ich glaube, dass die Gestaltung unserer Zukunft eng mit der digitalen Technologie verbunden ist. Und wenn wir unsere Zukunft gestalten wollen, dann werden wir Frauen um ein gewisses Basisverständnis nicht mehr umhin können. Haben Sie das selbst? Liechtenecker Na ja, ich komme auch aus der Marketing-, PRund Social-Media-Ecke, habe mir aber selbst Basis-Skills via Codeacademy und Treehouse beigebracht. Ich denke, wir Frauen sollten uns einfach nicht mehr so selbstverständlich zurück lehnen, wenn es um Technologie geht. Frau Prodanovic, die Digitalbranche mit ihrem spielerisch- kommunikativen Access baut offenbar die Berührungsängste von Frauen gegenüber Technologie ab. Die Start-up- und Entrepreneur ship-Szene wiederum schafft neue Möglichkeiten für Frauen, sich Bestseller 5|6 2013 Selma Prodanovic & Susanne Liechtenecker Fotografiert von Katrin Bruder Selma Prodanovic ist CEO von Brainswork. Sie entdeckt, entwickelt und vernetzt unternehmerisches Potenzial und fokussiert dabei auf kreative, innovative Changemaker. Über 300 Start-ups haben bisher ihre Unterstützung gesucht. Als Gründerin von IncrediblEurope 2049, Heraus geberin der jährlichen „Brainswork Make a Difference“-Awards und Mitbegründerin der Austrian Angel Investors Association investiert sie in die Entwicklung der Entre preneurial Ecosystems in Wien. Geboren in Sarajevo, aufgewachsen in Europa und Nordafrika, ausgebildet in vier unterschiedlichen Schulsystemen, studierte an der Universität Sarajevo, der Saint Louis Uni versity in Madrid und an der Wirtschafts universität Wien, spricht fünf Sprachen. in der IT zu behaupten, weil sie die Frauen bei ihrem Grün dergeist abholt, nicht bei den Bits und Bytes. Sehen Sie als langjährige Begleiterin der Szene eine Aufholjagd der Frauen? Selma Prodanovic Jein. Denn die Start-up-Szene, die ja vor allem technologische Produkte hervorbringt, ist nach wie vor männerdominiert, in jeder Position. Es ist auch im Investmentbereich kaum eine Frau zu sehen. Und ja, es sind auch auf den Podien der vielen Start-up-Events keine Frauen zu sehen. Lediglich auf den Teamfotos von IT- Unternehmen sehe ich vermehrt Frauen … … die Assistentinnen der Chefs. Prodanovic Genau (lacht). Aber heute nimmt der Chef seine Assistentinnen zumindest mit aufs Foto. Früher lies er sich nur alleine porträtieren. In Österreich gab es bis vor fünf Jahren ungefähr zehn starke und medial präsente Frauen. Aber wie Supermodels sind sie plötzlich von der Leinwand verschwunden, und es kamen keine neuen nach. Frau Liechtenecker, warum nicht? Liechtenecker Ich könnte mir vorstellen, dass die genannte Frauengeneration andere Frauen noch nicht gefördert und „mitgenommen“ hat. Meine Generation, glaube ich, sorgt jetzt gerade für die nötige Anschlussfähigkeit. Prodanovic Vor der Austrian Angel Investors Association wollte ich die „Business Angelínas“ gründen. Aber trotz der grundsätzlichen Akzeptanz schien ein Eindruck von „Mädchenspielen“ zu entstehen. Wenn es drauf ankommt, sind Frauen trotz des Geldes hierzulande doch nur „Mädchen“. Deswegen werden die Business Angelínas in Genf gegründet. Liechtenecker Das merke ich auch, dass ich selbst als eschäftsführerin einer Agentur oft einfach nicht ernst geG nommen werde. Egal wie eloquent und kompetent du bist. Woran liegt das? Weil die Frauen ihre PS in der Außendar stellung nicht auf den Boden bringen? Oder in der Wahrneh mung der Männerwelt, die die Kompetenz der Frauen einfach ausblendet – weil nicht sein soll, was nicht sein darf? Liechtenecker Ich glaube, dass unsere Geschlechterrollen in uns allen noch viel tiefer eingebrannt sind, als wir glauben. „Wir Frauen sollten uns nicht mehr so selbstverständlich zurücklehnen, wenn es um Technologie geht.“ Susanne Liechtenecker Deshalb geht es den Digitalistas auch darum, beide Rollen neu zu definieren, nicht nur die der Frau. Nicht nur Frauen härter, sondern auch Männer weicher zu machen. In der Start-up- und Entrepreneurship-Szene haben Frauen und Männer jetzt schlagartig die gleichen Chancen: Es gibt keine Old-Boy-Seilschaften, es gibt keine eingefleischten Ver haltenskodizes, keine gläsernen Decken, nichts. Nur grüne Wiese, gleiche Startbedingungen für alle. Jetzt könnten Frauen zeigen, dass sie genauso viel können wie Männer. Prodanovic Das stimmt. Aber ich glaube, dass junge Frauen hier in einem ganz wesentlichen Punkt die Möglichkeiten der „neuen Welt“ sofort für sich übersetzt haben: Sie 18 aben das Thema Erfolg umdefih niert. Die wollen überhaupt nicht mehr 100 Stunden für irgendein Unternehmen arbeiten und ihre Familie dafür nicht sehen. Die wollen gar nicht in irgendeinem Aufsichtsrat von einem Unternehmen sitzen, das sie nicht interessiert, nur wegen der Garnitur an Titeln. WU-Studenten habe ich oft gefragt: Wer ist erfolg reicher, eine Billa-Verkäuferin oder ein Geschäftsführer? Und für alle war klar, der Geschäftsführer. Als ich ihnen aber den Preis aufgezeigt habe, den der Geschäftsführer für seinen Erfolg zu zahlen hat – 90 Stunden, geschiedene Ehen, Herzinfarkt, Burn-out, Einsamkeit – da wurden sie dann auf einmal hellhörig, weil ihnen die andere Seite des Erfolgs nirgends vermittelt wurde. Liechtenecker Für mich ist dieses strebsame Rund-um-die-Uhr-Arbeiten, um zu beweisen, dass wir toll sind und damit unser Geld wert sind, etwas typisch Österreichisches. In Schweden wird bei einem Call um 16 Uhr schon gemault, und am Freitagnachmittag ist niemand erreichbar. Und trotzdem arbeiten dort alle gut, verdienen gut, und die Welt geht nicht unter. Prodanovic Für mich zählt immer nur das Ergebnis. Denn für das, was ich mache, darf ich es sogar gar nicht anders machen, als mir Leerläufe gönnen, weil der freudvolle Ausgleich die Qualität und Effizienz meiner Arbeit ungemein steigert. Liechtenecker Auch bei uns in der Agentur wird mal ein Wochenende durchgearbeitet, wenn es sein muss, aber dafür gibt es dann Zeitausgleich. Ich muss als Arbeitgeber reagieren, wenn die Arbeit nicht erbracht ist, aber nicht, wenn nicht 20 Über stunden regelmäßig geleistet werden. Am Freitag haben wir zum Beispiel grundsätzlich Homeoffice für alle als Angebot der freien Zeiteinteilung. Ihr Angebot geht weit über das ver meintlich „großzügige Flexibiliäts angebot“, dass jeder seine 80 Stun den erbringen kann, wo und Bestseller 5|6 2013 www.renault.at Renault captur Ab ins leben Multimedia-Navigationssystem 100% Personalisierbar TCe 120 Motor mit edc Doppelkupplungsgetriebe ab € 16.500,– Der neue Urbane crossover von renault. Unverb. empfohlener Listenpreis Renault Captur Tonic Energy TCe 90 serienmäßig inkl. Klimaanlage, CD-Radio mit BluetoothFreisprecheinrichtung und USB-Anschluss sowie verschiebbarer Rücksitzbank. Gesamtverbrauch von 3,6–5,4 l/100km, CO2 Emission 95–125 g/km, homologiert gemäß NEFZ. Änderungen, Satz- und Druckfehler vorbehalten. Symbolfoto. drive the change wann immer er will. Sie wollen gar nicht, dass Ihre Mitarbeiter regel mäßig 80 Stunden arbeiten, sondern im Schnitt nur 40, die punktuelle Spitzen beinhalten können. dem Kinderkriegen zwischen 20 und 30 etwas aufbauen oder mit 40 plus. Zwischen 30 und 40 ist einfach immer noch schwierig. Liechtenecker Richtig. Ich hab ja besonders, weil ich als Unternehme rin nicht gefördert werde wie eine Angestellte. nichts davon, wenn ein guter Mitar beiter nicht mehr kann oder mag und kündigt. Nicht nur, weil ich ihm dann ewig viel Überstunden ausbe zahlen muss. Prodanovic Das ist eine völlig neue Form des „langfristigen und nach haltigen Betrachtens“. So wie es mehr kostet, einen neuen Kunden zu bekommen, als einen bestehen den zu halten. Lassen Sie uns einmal die Kinder mit in die Diskussion einbeziehen: Hat sich die V-Frage (Vereinbarkeits frage von Karriere und Kind, Anm.) in der Digital- und EntrepreneurshipSzene verbessert? Prodanovic Frauen haben immer die Problematik mit der Lebensplanung. Deshalb müssen sie entweder vor Liechtenecker Als Selbstständige ganz Aber gerade als Unternehmerin hat man doch die super Möglichkeit, sich die Zeit einzuteilen, wie man es braucht, weil es niemanden gibt, der einem vorschreibt, wo man wann zu sein hat. Und zum Thema Geld: Kinder zu haben bedeutet immer Teilzeit. Und das bedeutet immer nur ein Teil des Geldes. Egal, ob als Selbstständiger oder Angestellter. Prodanovic Es war noch nie so leicht, sich die Zeit selbst einzuteilen und ein Unternehmen zu gründen. Es ist alles machbar. Nur gesellschaftlich ist es egal, was du tust, es gibt im mer jemand, der sagt, es ist falsch, wie du es tust. Denn Kinder sind immer noch ein Frauenthema und Susanne Liechtenecker gründete gemeinsam mit ihrem Mann 2009 die Agentur Liechtenecker und bietet mit ihrem Team digitale Strategien und Kreativkonzepte mit modernster Web-Entwicklung, insbesondere mit Fokus auf HTML5, CSS3 und ResponsiveProgrammierung, sowie erfolgreiches Social Media Management an. Zu ihren Kunden zählen Unternehmen wie LG Electronics, Iglo, Bene oder Henkel. Ihre Erfahrung gibt sie auch bei Vorträgen weiter sowie in Form von BlogArtikeln unter http://liechtenecker.at/blog. 2013 gründete sie gemeinsam mit acht weiteren Frauen das Netzwerk Digitalista, das Frauen in der Digitalbranche fördern soll. kein Familienthema. Und das hat auch eine Kehrseite: Viele Frauen machen nach der Karenz noch mal irgendeine Ausbildung und schlagen einen neuen Weg ein. Das geht nur, wenn der Mann die Kohle nach Hause bringt. Viele Männer haben – unter anderem auch deshalb – diese Chance überhaupt nicht, irgendwann noch mal zu fragen, ‚was will ich eigentlich vom Leben?‘. Bei Männern ist es gesellschaftlich nicht akzeptiert mit 40 einen auf Selbst verwirklichung zu machen. Noch mal: Wenn die Chancen jetzt so groß sind, wie nie zuvor, wo sind sie dann, die Frauen? Liechtenecker Ich finde, dass gerade das Jahr 2013 ein unglaubliches Jahr ist, in dem sich in meinem Bekannten kreis sehr, sehr viele Frauen selbstständig machen. Prodanovic: Diese Entrepreneurship-Szene hat vor ein paar Jahren in Österreich ja überhaupt noch nicht existiert. Wenn vor ein paar Jahren der Mitbegründer von Facebook, Chris Hughes, in einem Saal in Österreich vor 1.000 Leuten gesprochen hat, saß die versammelte Old Economy in den Stühlen mit der Haltung: „Was willst du mir erzählen, du bist ja noch ein Bub“. Mittlerweile hat man erkannt, dass da eine wirtschaftliche Kraft entsteht aus diesen New Busi nesses. Noch ist die Silicon-Valley-Community männlich. Will die junge Generation überhaupt noch eine Führungs position erreichen? Liechtenecker Ja, aber in der eigenen Firma. Jeder will sein Ding haben. Prodanovic Mit diesen Zuckerberg-Millionen sehen wir ja immer nur die Spitze des Eisbergs, ein paar wenige, die es geschafft haben. Die vielen, vielen, die es nie geschafft haben, blenden wir alle aus. Entrepreneurship heißt für mich auch nicht, in sechs Monaten ein Business hochziehen und verkaufen – das bringt unsere Welt nicht weiter. Ich möchte ein nachhaltiges, beständiges Business schaffen, das gedeiht und 200 Jahre existiert. Ein Unternehmen, das zwei Weltkriege überlebt, diesen Wert solcher Unternehmen sollten wir nicht unterschätzen. Ist die Social-Entrepreneurship-Szene – ähnlich der CSR- Szene – weiblicher besetzt als die IT-lastige Start-up-Szene? Prodanovic Nein. Wenn es um Unternehmertum, um Busi ness geht, dann sind dort in beiden Szenen die Männer die Vorherrschenden. Weil auch ein Social Entrepreneur muss eine nachhaltige Finanzierung aufstellen können und nicht nur nett und lieb sein. Bestseller 5|6 2013 Lassen wir die nächste Bim auch aus? Wir sehen uns auf Facebook! www.facebook.com/wienerlinien www.wienerlinien.at Die Stadt gehört Dir. Scheuen sich Frauen davor, ein unternehmerisches Risiko zu tragen? Prodanovic Ja. Weil sich Männer immer eher überschätzen und das Risiko einer Unternehmensgründung oft unterschätzen und Frauen sich meist unterschätzen und deshalb das Risiko überschätzen. Wenngleich von Frauen gegründete Unternehmen in der Regel länger Bestand haben als von Männern gegründete. Liechtenecker Ich glaube, dass es erzeit viel um die Idee geht, dass d die Frauen etwas tun wollen, was sie gerne tun, dann ist es nämlich keine Arbeit mehr. Wenn es finanziell erfolgreich ist, umso besser. Frauen geht es nicht mehr darum, eine lukrativ-vielversprechende Nische zu finden, die sie aber nicht interessiert. Da geht es um die Selbstverwirk lichung, wo ist ein Thema, wo ist die Lösung dafür, wofür brenne ich. Prodanovic Zur Selbstverwirklichung können aber auch Kinder gehören. Und da finde ich es so schade, dass es mittlerweile zum Problem geworden ist, Kinder zu haben. Mich haben meine Kinder um ein Viel faches reicher gemacht. Liechtenecker Es wird zum Problem, weil die Männer nichts dazu bei tragen. Aber es sind ja nicht nur die Ehemänner, die einen Teil b eitragen können. Es sind ja auch die Chefs, die hier etwas verändern können: Stichwort Corinna Milborn – ihre Beförderung trotz Schwangerschaft war nur möglich, weil auch Markus Breitenecker gewillt war, einen Weg aktiv zu suchen (siehe Seite 24, Anm.). Prodanovic Das hat sicher auch damit zu tun, dass Frauen heute diese Dinge fordern: Ich bin es wert, dass wir eine Lösung finden. In der neuen Arbeitswelt verschwinden die strikten Trennungen von Familien- und Arbeitswelt. Kinder werden immer öfter integriert. Prodanovic Das war in der Kreativund Künstlerwelt schon immer so. Jetzt kommt es in die klassische Welt hinein. Das erste, was bei mir in den Kalender kommt, sind meine Kinder. Meine Kinder sind Teil meines Lebens, und eines davon wird hernach hier auch ganz selbstverständlich reinplatzen. Liechtenecker Meine Eltern sind Weinbauern, und wir K inder waren auch immer von klein auf mitten in allen Geschäften der Eltern dabei. Familie und Firma waren bei uns immer eines. Es ist also gar kein „neues“ Thema, sondern eigentlich ein urtraditio nelles – neuer Wein in alten Schläuchen, um beim Weinbau zu bleiben? Liechtenecker In meiner Agentur sind wir alle noch kinderlos. Aber grundsätzlich wäre ich offen für solche Modelle. Was denken Sie sich, wenn Sie mit einer Frau geschäftlich telefonieren und plötzlich schreit ein Kind im Hintergrund? Liechtenecker Sie verliert an Reputa tion. Aber auch wenn ich mit einem Mann telefoniere, und er versucht währenddessen, sein Kind zu beruhigen, ist er mit einem Schlag kein Businesspartner mehr. Prodanovic Für mich ist das Kind der einzige Grund, warum jemand einen Termin absagen darf. Für mich ist das eher ein Coolness-Faktor. Warum sind Sie selbstständig? Prodanovic Nach meinem Studium hab ich bei Agenturen wie Young & Rubicam und Ogilvy & Mather im Im stylish-entspannten Brains work-Office: Susanne Liechten ecker und Selma Prodanovic im Gespräch mit Doris Raßhofer über Frauen, Männer, Techno logie und Lebenswege. „Ich würde mir wünschen, dass sich auch Männer etwas anderes von ihrem Leben wünschen – und wünschen dürfen – als die pure Karriere.“ Selma Prodanovic Osteuropa-Geschäft gearbeitet, in der Aufbruchszeit der Südosteuropa-Öffnung. Aber nach zwei Jahren war klar: Corporate World ist nicht meine Welt. Warum? Prodanovic Dieses langsame Politische, ewig Dauerende, bis eine Entscheidung gefällt wird. Wenn eine Glühbirne kaputt ist, und die ist nicht im Lager, dauert es 28 Tage, bis das Licht im Klo repariert ist – da flipp ich aus. Oder wenn mir ein Chef in New York sagt, was ich mit einem Kunden in Slowenien zu tun habe, wo er nicht einmal weiß, wo Slowenien überhaupt liegt. Liechtenecker Aber ich glaube, es wäre die falsche Botschaft an Frauen, zu sagen, wenn du wirklich frei sein willst, musst du dich selbstständig machen. Es ist zwar gut, dass sich da gerade sehr viel tut, aber wenn wir langfristig eine Veränderung wollen, ist es wichtig, dass Frauen auch in klassischen Corporate-Strukturen in der Führung sitzen, dass sie sich gerade in digital- und IT-lastigen Firmen in die Machtstrukturen hineinbegeben, um sie aufzubrechen und sichtbar zu werden. Sonst gibt es zwar viele Gründerinnen, aber wir bleiben wieder „die kleinen Mädels“. Und die Big Boys bleiben wieder unter sich. Prodanovic Ich würde mir wünschen, dass beide Welten, Männer und Frauen, die Corporate-Welt in den nächsten Jahren verändern. Dass sich auch Männer etwas anderes von ihrem Leben wünschen und auch die Möglichkeit haben, dazu zu stehen. Verantwortung ja, aber eben nicht unbedingt „so“. Es kann auch anders gehen. Dazu braucht es ein Selbstwertgefühl, das mir sagt, ich muss nicht 90 Stunden arbeiten, um mein 40-Stunden- Gehalt wert zu sein, dass ich nicht 130 Prozent geben muss, um 100 Prozent wert zu sein. Prodanovic Da braucht es Vorbilder, die zeigen, dass es auch anders geht, gerade in der Mehr- und Next Genera tion. Charly Kleissner zum Beispiel (Apple-iOS-Miterfinder aus Tirol) hat mit seinem Exit so viel Geld gemacht, dass er sich erst einmal hingesetzt hat und für sich definiert hat: Wie viel ist für mich genug? Und was mache ich Sinnvolles mit dem Rest? Liechtenecker Ja, wir brauchen Rollenbilder, die den Frauen die Angst nehmen, die Dinge anders zu tun, sowohl auf Gründerseite als auch von Corporate-Seite. Damit wir nicht immer nur entweder die „Mädels“ sind oder die „Domina“. Prodanovic Man kann natürlich sagen: Oh Gott, ich bin unter 20 Männern die einzige Frau. Man kann aber auch sagen: Super, ich bin die einzige Frau, da werde ich auf jeden Fall wahrgenommen. Eine Frage der gewünschten Sichtbarkeit. 22 Bestseller 5|6 2013 DEUTSCHLAND FRANKREICH ÖSTERREICH RUMÄNIEN Schweiz SLOWAKEI TÜRKEI 16. Call Center Convention from global global trends players Discover new ideas for innovation and talent development on a global scale save the date 10. Oktober 2013, Paris www.yourccc.com Frauen, die aus den Rahmen fallen Es gibt Frauen, die haben Dinge komplett anders gemacht als alle anderen. Ein Chapeau! an besondere Lebenswege. Text von Doris Raßhofer Selbstbestimmt. Ja, Sie haben ganz richtig gelesen: „Frauen, die aus deN Rahmen fallen“. Kein Tippfehler. Weil Frauen heute zum Glück inzwischen aus vielen Rahmen fallen können. Und so, wie es heute schon kein Modediktat mehr gibt, wird es bald auch kein weibliches Rolemodel-Diktat mehr geben. Rahmenloses F rausein, quasi. Erlaubt ist, was gefällt. Nein, das ist nur die halbe Chance. Erlaubt ist, was glücklich macht. Und wer sagt überhaupt, was erlaubt ist? Bühne frei für sieben Portraits toller Frauen, deren berichtens werte Besonderheiten hier explizit nicht in den schon leicht überholten Kategorien „Quoten“, „Kind & Karriere“ oder „Emazipation“ zu suchen sind. Schwanger, und trotzdem befördert Was passiert mit berufstätigen Frauen, die schwanger werden, normalerweise? Sie gehen in Karenz und kom men irgendwann als irgendwas wieder. Die Karriere planung findet zu diesem Zeitpunkt oft ein jähes Ende. Anders für Corinna Milborn, ihres Zeichens frisch geba ckene Infochefin von Puls 4 – befördert im vierten Monat ihrer Schwangerschaft. „Die Nachbesetzung dieser Positi on und meine Schwangerschaft sind glücklich zusam mengefallen“, strahlt die Medienfrau. „Senderchef Markus Breitenecker war es, der diese Kombina tion möglich machen wollte, also haben wir gemeinsam ein Modell dafür erar beitet“. Und das sieht wie folgt aus: Bis zum Mutterschutz im August hält Milborn die operative Chefredaktion von Sendungen wie „Guten Abend Österreich“, „Café Puls“, „ProSieben News“. Im Mutterschutz geht die journalistisch-inhalt liche Verantwor tung in die Sen dungsverantwortung über, und acht Wochen nach der Geburt fungiert die frisch gebackene Mutter schwupps als Herausgeberin für alle Sendungen – in 20-Stunden-Teilzeit, zum Teil von zu Hause aus. Das dürfte im deut schen Raum einzigartig sein. Und „ja, das ist ein Zeichen für viele Frauen, ein mutmachendes“. Was nichts anderes heißt wie: Wenn man(n) will, geht alles. Zumindest in diesem Fall. Milborn: „In dieser Schwanger schaft hab ich mich richtig, richtig ernst genommen gefühlt als Mitarbeiterin. Das war bei meinem ersten Kind vor 14 Jahren leider noch ganz anders.“ Die Karriereleiter nach oben zu springen wie Corinna Milborn – und zwar mitten in der Schwangerschaft –, das ist ein starkes Zeichen an alle berufstätigen Frauen. Und an deren Chefs. 24 Bestseller 5|6 2013 illustration: Martina Andrae Corinna Milborn PULS 4 Gerry Frank, Studio1016, Tatjana Ruthardt (2) Mijke Gelbmann Die Zentaurin Oben im Designergewand, unten noch die Reitstiefel. So ist Mijke Gelbmann lange Zeit in der Diva-Redaktion erschienen. Sie war viele Jahre Artdirektorin im Verlag, bis sie ihre Jugendliebe wieder aktiviert hatte: Pferde. Also wurde vormittags geritten, nachmittags und abends gearbeitet. „Aber irgendwie war ich halb-halb. Und diese ganze Schicki-Micki-Adligen-Szene, das war auch nicht wirklich meine Welt, da hat mir irgendwann zu sehr der Boden gefehlt“, erinnert sich das drahtige Energiebündel. So kam, was kommen musste: der Abschied. Gelbmann kaufte sich amerikanische Quarterhorses, absolvierte die Ausbildung zum staatlich geprüften Western- Instruktor und kaufte sich mit ihrem Partner eine Ranch im Marchfeld, wo seit nun acht Jahren Pferde Die zwei Herzen in ihrer Brust und Reiter ausgebildet wer- zu vereinen, war für die Artdirek torin und passionierte Reiterin den. Und da saß sie dann: Mijke Gelbmann ein langer und mitten in ihrem P aradies harter, aber lohnender Weg. „am Arsch der Welt“, wie sie selber sagt, aber ersteinmal allein. „Für alle war ich ein Alien – für die Städter das Landei, für die Landbevölkerung die Städterin“, so Gelbmann. „Es hat gedauert, bis sich das Pendel seine Balance gefunden hat.“ Im Laufe der Jahre hat sich eine passende Community um ihr Leben gebildet, der soziale Aktionsradius liegt heute bei 100 Kilometern, sowohl Gummistiefel als auch Highheels liegen immer im Auto parat. Und zum Ausgleich der Extreme hat die Grafikern inzwischen ihr eigenes Designbüro, „Studio 1016“, eröffnet. „Eine Frau muss einfach tun, was sie tun muss.“ Nämlich? „Nicht unterdrücken, was in ihrem Naturell liegt. Auch wenn man damit nicht reich wird. Aber für mich ist es wichtiger, meinen Weg so zu leben, wie ich es brauche.“ Tatjana M. Ruthardt Ein Leben wie ein Ypsilon Manche Frauen verlassen das Schema F an jeder möglichen Ecke: Tatjana M. Ruthardt ist eine davon. Schule in Bayern, Highschool in El Paso/Texas, Matura im Sauerland, Studium in Trier, Berufsstationen in Luxemburg, Frankfurt, London – und nun Wien. Studium der Wirtschaftsmathematik und eine Senkrechtkarriere als Investmentbankerin bis hin zu Prokuristin und Direktor der Investment-Division der Dresdner Bank. „Ich mag das Spielerische, die gedanklichen Konzepte“, erzählt Ruthardt. Als leidenschaftliche Motorradfahrerin verbringt sie jede freie Minute auf dem Motorrad. Nie Angst? „Mit Training und Fahrtechnik kann man sehr viele Stürze verhindern. Und letzteres kann man lernen“. Dieses Know-how gibt die 45-Jährige seitdem als Motorrad-Fahrtechnik-Instuktorin beim ÖAMTC weiter – wieder einmal als Frau allein auf weiter Flur, wie auch im Starterfeld ihrer Motorradrennen. Die Investmentkarriere hängte sie inzwischen an den Nagel – ihre Entscheidung: 70 Stunden pro Woche sind einfach zu viel. Letztes Jahr machte sie eine Ausbildung zum systemischen Coach und gründete die Y Unternehmensberatung. Warum „Y“-Coaching? „Ich bin Mathematikerin, ich mag Ypsilone“, scherzt Ruthardt. „Im Englischen heißt es ‚Why-Coaching‘ – also: Es gibt viele Gründe dafür“. Und: „Y sieht aus wie ein Weg, den man geht, bis man an eine Gabelung kommt. Coaching ist für mich eine Reisebegleitung des Kunden auf seinem Weg zum Ziel – und da gibt es oft Entscheidungen zu treffen, wie bei einer Gabelung.“ Tatjana Ruthardt war bisher überall zu finden, wo Frauen normalerweise flüchten: Mathematik, Investment banking, Motorradrennen. SommeR-SondeRAnGeboT 1+1 * GRATIS bis Gültig 013 .2 8 .0 16 Zum Beispiel: Ein Station Branding buchen, ein zweites kostenlos* dazu. + * Gültig bei Buchung einer Werbefläche der ÖBB-Werbung GmbH bis 16.08.2013. Werbliche Umsetzung bis 31.10.2013. Technische Kosten (Montage, Demontage und Produktion) sind von dieser Aktion ausgenommen. Vorbehaltlich Verfügbarkeit, gültig für neue Buchungen mit einer maximalen Laufdauer von 6 Monaten, ausgenommen Dauerwerbung. Jetzt beratungstermin vereinbaren | +43 1 93000 - 44500 | [email protected] | werbung.oebb.at Bestseller 5|6 2013 Signe Reisch Julia Neumann Anneliese Degen Eine Firma nur mit Frauen Sie ist keine junge, hippe Jungunternehmerin mit den Mit Schrägheit unter die US-Top-33 großen Visionen einer besseren Welt. Anneliese Degen Sie liebt Spätzle und nennt ihren Hund danach – weil sie hat vor 25 Jahren einfach etwas für eine bessere Welt gees mag, wenn Amerikaner „Spätzle“ sagen müssen. Sie tan. Für eine bessere Welt für Frauen: Damals selbst mit ist die einzige Frau in ihrer Runde, die kein einziges Paar Stöckelschuhe besitzt und trotzdem „immer die teuersten zwei Kindern als junge Frau beruflich mit dem Rücken zur Wand stehend, fand sie Boden unter den Füßen in Schuhe in einer Runde von Frauen trägt“, wie sie selber Heimarbeit in der Kabelkonfektion. Daraus machte sie witzelt. Sie habe keine Haare auf den Zähnen, sei kein recht schnell eine eigene Firma, ohne Gründerinnenzentweiblicher Macho, der seine Projekte versteckt und für sich behält – im Gegenteil, sie hole gerne auch diejenigen rum und Förderungen, wie sie heute überall parat stehen. „Die ersten acht Jahre habe ich ausschließlich Frauen mit an Bord, die dazu beitragen, eine Idee noch besser zu Kindern beschäftigt“, erzählt die Geschäftsfrau mit Herz, „Männer kamen später nur deshalb dazu, weil manche Auch nach tausend „Nos“ stand sie wieder vor der Tür ihrer Kreativ Dinge einfach zu schwer sind.“ Von den heute insgesamt direktoren – bis zum „Yes“. Mit 18 Mitarbeitern stellen Männer nach wie vor eine Minderihrer Hartnäckigkeit schaffte es Julia heit dar. Warum nur Frauen? „Frauen haben ein viel Neumann unter die 33 kreativsten Frauen der US-Werbebranche. feineres Gefühl und arbeiten mit viel mehr Akribie und Qualitätsanspruch. Frauen mit Kind sind zudem um vieles flexibler. Zeitdruck von Kundenseite erzeugt bei ihnen keine Krise, sondern sie organisieren sich das einfach.“ Frauen fehlen aber auch mal, wenn das Kind etwas 26 Bestseller 5|6 2013 Echo Friedle, julia neumann, Foto Furgler, helga Bernold, Martina Andrae Dank ihrer eigenen SocialMedia-Kampagne schaffte es die Besitzerin des Rasmushof in Kitzbühel, als erste Frau Tirols zur Chefin des Tourismusverbandes Ihrer Heimat gewählt zu werden. Bauernstube und WLAN Der Rasmushof in Kitzbühel steht direkt in der Zieleinfahrt der Streif, ein stattlicher Hotelbetrieb samt Golfplatz, mit elf Zimmern, Zirbenstube und Free WiFi – wie sich das für einen alpinen Traditionsbetrieb im VIP-Bereich heute gehört. Das Werk von machen. Und sie verfügt über ungeheuer viel Hartnäckigkeit. Nach tausend Mal „No“ und „Not good enough“ Signe Reisch und ihren drei Kindern. Letzund „So kann man das doch nicht machen“ ist sie immer tes Jahr wurde sie zudem noch zur ersten und immer wieder mit neuen Ideen vor den Türen ihrer Präsidentin des Kitzbüheler TourismusverKreativdirektoren gestanden. So lange, bis es hieß: „Yes“. bandes gewählt – und ist damit die erste Und schließlich wählte sie Business Insider Anfang dieses weibliche Tourismuschefin in Tirol. Wie sie das geschafft hat? Durch ihre eigene Social- Jahres unter die 33 kreativsten Frauen der US-Werbewelt (in der 97 Prozent aller Kreativ Direktoren männlich Media-Kampagne. „Ich hab mir das ein sind): Julia Neumann aus Hörbranz, mit mehreren „Nicht bisschen beim US-PräsidentschaftswahlGenügend“ in Englisch in der Schule. In der Miama Ad kampf des Obama abgeschaut“, gibt Reisch School in Hamburg hatte sie ein geheimes Ziel: die meisverschmitzt zu, „ich hab mir einfach überlegt: Was wisten Löwen aller bisherigen Schüler in Cannes zu machen sen die Leute eigentlich alles von mir? Und hab darauf– sie gewann 2006 für TideToGo einen Print- und einen hin über alle Kanäle offen kommuniziert, warum ich Outdoor-Löwen. Der Weg zu Saatchi & Saatchi in New TVB-Chefin werden möchte“ – via Facebook, Twitter und York war frei. Auch der zu Young & Rubicam N.Y., Blog. Die 58-Jährige im Trachtengewand tippt auf ihrem Wieden+Kennedy in Portland, BBH New York. Wie sie iPhone 5 herum, hinter ihr liegt ihr iPad. Ach ja, und es schaffte, sich aus der Masse abzuheben? „Ich denke, eine eigene iCloud-Adresse habe sie auch, schiebt sie gewitzt nach. „Das Ganze funktioniert doch im Grunde wie mit meiner Hartnäckigkeit, mit meiner Direktheit und weil ich mich und die Dinge alle nicht so ernst nehme. am Stammtisch: Du musst mit den Leuten kommunizieIch gehöre nicht zu den Frauen, die ‚SalzstreuerIn‘ sagen ren, damit du interessant und im Gespräch bleibst.“ So muss. Viele halten mich sicher für schräg.“ Heute ar einfach ist das. Inzwischen muss jeder neue Mitarbeiter, egal ob Management oder Rezeption, einen Social-Media- beitet sie selbstständig als Creative Director und Copy Kurs bei der ÖHV belegen. „Unsere Tradition gilt es unter writer – für Herzensprojekte. Zum Beispiel eine aktuelle Umfrage unter Frauen ab 70 nach ihrem letzten sexuellen allen Umständen zu erhalten“, so die Hotelchefin streng, Kontakt. Daraus soll ein Buch werden. „aber up to date bleiben müss ma halt auch“. Ihre Facebook-Seite hat über 2.500 Fans. braucht. „Dafür sind andere bereit, etwas aufzufangen. Handfestem und Sinnvollen“, erinnert sich die heute Gegen alle Unkenrufen – die Kollegialität ist eine sehr ho- vierfache Mutter und Vollerwerbsbäuerin. Sie setzt heute he bei uns“. Natürlich spürt auch Deakon den Preisdruck auf Direktvermarktung auf hohem Qualitätsniveau – aus dem Ausland, billiger, billiger. „weil ein gutes Lebensmittel einfach etwas wert ist“, Vor allem bei Großkunden. Degen meint sie idealistisch. Und wie ist das mit dem Stress suchte deshalb nach einem Partner heute? Sie lacht: „Ein stressfreieres Leben war der Plan. im Ausland. Zwei Jahre lang. Bis Aber daraus wurde nichts. Dafür aber ein selbst endlich ein Unternehmen in Unbestimmtes Leben“. Auch wenn die Herausforderungen garn gefunden war, das ihren fami- geblieben sind. lienfreundlichen Vorgaben entNach 23 Jahren als AUA-Flugbegleiterin sprach: „Für mich sind all diese ackte die Wienerin Martina Andrae ihren p Frauen, die ich beschäftige, gelebte Kindsheitstraum wieder aus: aus alten CSR, die einfach Sinn macht.“ In Hart bei Graz beschäftigt Deakon-Chefin Anneliese Degen seit 25 Jahren nahezu ausschließlich Frauen mit Kindern: „Das ist gelebte CSR, die Sinn macht.“ Zeitungen Neues gestalten. Seitdem macht sie sich einen Namen mit ihren Collagen. Die Verwendung bestehender Bilder, Texte und Gegenstände sind für sie eine Art Tribut an alles und jeden. Der Titel dieses Werkes: „Frauen, die aus deN Rahmen fallen“. Helga Bernold Von der App zum Pinzgauer Rindvieh Ihre Welt war die Mobilfunkbranche. Zusammen mit Markus Wagner und Andreas Wiesmüller gründete Helga Bernold nach ihrem Studium drei Unternehmen für Mobilfunkapplikationen. 2004 wurden diese zu 3 United fusioniert, hatten 100 Mitarbeiter, und Bernold war COO. Ein guter Exit an Verisign vergoldete ihr den Ausstieg. Ihr Mann hatte nebenberuflich eine kleine Landwirtschaft im östlichen Weinviertel. Schrittweise wurde diese mit den Internet-Millionen auf 100 Hektar Demeter-Landwirtschaft mit Ackerbau und Pinzgauer Rinderhaltung ausgebaut. Und als dann das dritte Kind da war, war klar: jetzt ist Schluss mit nebenbei, jetzt ist es Zeit, der Mobilfunkbranche „Adieu!“ zu sagen. „Ich sehnte mich nach etwas ÖBB RAIL AD 2013 Der Kreativ-Werbepreis der ÖBB In den Kategorien Zug, Bus, Bahnhof, Dialog & Interaktion und Innovation wird das beste Projekt in Real und Vision gekürt. Gewinnen Sie Out-of-Home Werbezeit im Gesamtwert von € 90.000,-. Eine Expertenjury und ein Online-Voting ermitteln die Sieger. Jetzt einreichen auf oebb-railad.at bis 08. 07. 2013 hen einreic und nen! gewin presented by Sie stand acht Jahre erfolgreich und lukrativ ihre Frau im frühen mobile S tart-up-Business. Heute ist Helga Bernold Mutter von vier Kindern und Bäuerin eines 100 Hektar großen Demeterbetriebs. Einreichfrist bis einschließlich 08. Juli 2013. Die Teilnahme ist kostenlos. Teilnahmeberechtigt sind alle werbetreibenden Unternehmen, Werbeagenturen und Mediaagenturen für ihre Auftraggeber, jeweils mit Sitz in Österreich. Seit drei Saisonen kämpft der Modehandel mit der Kaufunlust der Kunden. Die Wetterkapriolen sind nur ein Grund für die schlechten Umsätze. Das Problem ist mehr als vielschichtig. Text von Dagmar Lang 28 Bestseller 5|6 2013 Bikeworldtravel/Fotolia Im Laden ist Schluss Lust oder Frust. Katharina, 42, bei einer Wiener Kreativagentur für New Business zuständig, hatte heuer schon einige interessante Erlebnisse in Sachen Mode. Ende Februar lief sie bis zum Ladenschluss durch München, um einen schwarzen Rollkragenpulli zu ergattern, weil sie vergessen hatte, ihren einzupacken. Die Verkäuferinnen sahen sie an, als hätte sie eine Packung Kokain verlangt, und zuckten bedauernd die Achseln. Bei minus vier Grad und zehn Zentimeter Schnee führt man doch keine Rollkragenpullis, sondern duftige Plisseeröcke in Pastellfarben. In ihrem Frust erstand Katharina einen solchen, der Monate ungetragen im Kasten hing. Katharina ist das eigentlich gewöhnt, denn als besonders modebewusste Kundin kauft sie öfter zu Saisonbeginn ein, was ihr gefällt. Sie ist jene Zielgruppe, für welche die internationale Modeindustrie diesen atemberaubenden Rhythmus eingeführt hat: immer früher, immer öfter, immer mehr … Das gilt inzwischen nicht nur für die Anlieferung (Herbst- und Winterware Anfang Juni, Sommerware ab Dezember, spätestens Januar), sondern natürlich auch für den Abverkauf: immer früher, 30 Prozent zu Beginn, 50 Prozent in der Mitte, 70 Prozent zum Schluss. So war Katharina nicht sehr überrascht, Mitte Mai in ihrer Post zwei Einladungen vorzufinden: als „exklusive Stammkundin“ könne sie schon jetzt die Sommerware um 30 Prozent billiger erstehen, teilte ihr eine Wiener Nobelboutique mit. Der Versender Madeleine hingegen schickte der „treuen Kundin“ einen Preview-Katalog der @@@dieser mann bewegt@@@ @@@60 @@@65 millionen pakete in über@@@ @@@200 länder pro jahr.@@@ @@helmut zaufall, LOGISTIK TEAM@@ Wer so viel leistet und immer sein Bestes gibt, darf stolz darauf sein, als Nr. 1 zu gelten. Rund um die Uhr sorgen wir dafür, dass Pakete aus aller Welt schnell, pünktlich und sicher ihr Ziel erreichen. Nutzen auch Sie die vielen Vorteile des stärksten Logistikpartners! Nähere Infos unter post.at/logistik-team Wenn’s wirklich wichtig ist, dann lieber mit der Post. Herbst/Winter-Mode 2014. Wenn sie bis zum 31. Mai bestelle, gäbe es besondere Vergünstigungen. Gewundert hat sich Katharina nur über die Bezeichnung „Stammkundin“ – bei beiden Unternehmen hatte sie seit Jahren nichts mehr eingekauft. Als Marketingexpertin o rdnet sie die Aktion richtig ein: als echte V erzweiflungstat. 30 Now! Sehen, probieren, kaufen und tragen . eu heißt neu in meinem Kleiderschrank, egal ob im Outlet-Center, N im Sale, online oder secondhand gekauft . Push for Posh: billige Ware wertvoll inszeniert . Es gibt keinen Bedarf . It-Pieces gehen noch immer . Es ist zu viel schlechte Ware im Markt . Nachhaltige Mode boomt in ihrer kleinen Zielgruppe . Irischer Diskonter Primark boomt in der Masse . Topmodische Kundin will die neue Mode immer früher . Die Mehrheit wartet auf die reduzierten Preise das Budget ist verbraucht. „Selbst Aktionen laufen nur noch, wenn auch das Wetter passt“, weiß Jörg Weber, der mit Rabe eine der erfolgreichsten deutschen Marken vertritt. „Der Handel hat ein echtes Frequenzproblem.“ Markus Dejori, Geschäftsführer der modischen Marken Jean Paul und Blacky Dress, ist da anderer Meinung: „Wir müssen einfach wieder mehr Mode bringen, mehr Einzelteiliges, mehr It-Pieces.“ Das Produkt Sommerdaune (seit Wochen fast überall ausverkauft) hätte ja gezeigt, dass gute Ideen Erfolg haben. „Weil man die auch zehn Monate im Jahr tragen kann“, wirft Eilhardt ein. Walter Moser, Eigentümer des international erfolgreichen Premium modelabels Airfield aus Seewalchen, will raus aus der Saisonfalle. „Wir hören mit Sommer und Winter jetzt auf und bringen einfach acht Kollektionen mit möglichst vielen, das ganze Jahre über tragbaren Materialien“, hat Moser die Lösung bereits gefunden und arbeitet schon an der Umsetzung. Zwischen Tochter und Oma: nichts Andere Ware zu anderen Zeiten – dazu wären auch andere Hersteller bereit, doch der „Handel spielt da nicht mit, hält an tradierten Lieferrhythmen fest“, weiß Jörg Weber aus eigener Erfahrung. „Wir müssen die Renner viel schneller nachproduzieren“, ist Gerhard Kränzle vom deutschen Hosen spezialisten Atelier Gardeur überzeugt. Dazu bedarf es des ganz engen Kontaktes mit dem Handel. Der seine Kunden auch nicht gut genug kennt, sonst würde man sich mehr um jene Damen kümmern, die wirklich Geld haben. „Die sogenannten BMWKundinnen bedient keiner richtig: Bäcker, Metzger, Wirtsleute“, sagt Jens Eilhardt, und Michael Alten gibt ihm Recht: „Die Kundin über 50 hat viel mehr Geld als die unter 50.“ Es müssen gar keine BMW-Kundinnen sein, die frustriert durch den Handel schlendern. Katharinas Freundin Uschi, 52, Gymnasiallehrerin in Mödling, wollte neulich für eine Taufe ein Kleid kaufen. Alles, was sie fand, hätte ihrer 20-jährigen Tochter oder ihrer 75-jährigen Mutter sehr gut gepasst … Kein Wunder, dass der Online-Handel boomt: „Zalando ist unser zweitgrößter Kunde, und er schickt uns keine Ware z urück“, proklamiert Frank Gouder vom deutschen Modelabel Passport. Auch Walter Moser setzt auf die Online-Shopperin. Bei Airfield hält sich die Retourenquote mit 30 Prozent in bescheidenem Rahmen, was an der exakten Passform der Marke liegen könnte. „Eine Jacke in Größe 27 kann man nicht googeln“, wirft Peter Dür ein. „Ich b ezweifle, dass online alles besser ist“, widerspricht auch Gerhard Kränzle. Gerade bei Hosen ist die Anprobe schon sehr wichtig. „Richtig“, meint Urs Kinting. „Unsere Läden werden Bestseller 5|6 2013 Bikeworldtravel/Fotolia Der Hit: Sommerdaunen Der heimische Textilhandel hat die dritte schlechte Saison hinter sich. Kaufte die Konsumentin in den Krisenjahren noch richtig lustvoll ein, so ist es seit Sommer 2012 damit vorbei. Sie hat gelernt, abzuwarten und dann ein Schnäppchen zu machen. „Das Grundproblem ist, dass zu viel schlechte Ware am Markt ist“, sagt Michael Alten, Geschäftsführer der deutschen Abendmoden marke Vera Mont. Der Handel kaufe das Falsche ein, kenne seine Kunden einfach nicht gut genug, meint etwa Jens Eilhardt vom Salzburger Bekleidungsspezialisten Schneiders. Peter Graf (Kleider Bauer, Hämmerle) spielt den Ball an die Industrie zurück: „Es gibt viel zu wenig schöne Sachen am Markt.“ Wenn dann das Wetter so verrückt spielt wie heuer, ist die Katastrophe perfekt, der Handel verliert die Nerven und beginnt mit frühzeitigen Abverkäufen. Peter Dür (Lodenfrey) wurde schon vor acht Wochen mit den ersten Anfragen nach Reduktionen konfrontiert. „Bevor der Sommer noch begonnen hat, gibt’s minus 50 Prozent“ stöhnt Eilhardt, der eine interessante Wetterstatistik parat hat: Am 24. Dezember 2012 war es wärmer als am 27. Mai 2013. Die Lösung des Dilemmas? „Kein Kunde hat Bedarf, wir können nur Bedürfnisse wecken. Für den Kauf gibt es nur zwei Motive: Lust oder Frust“, sagt Urs-Stefan Kinting, Geschäftsführer des Hamburger Damenmodenanbieters Olsen. „Es muss uns mit unseren Produkten und deren Inszenierung gelingen, Impulse zu setzen und diese dann zu befriedigen.“ Und das sofort: „Das Kleidungsstück muss in der gewünschten Farbe und Größe verfügbar sein“, weiß Kinting. Der Kunde will nicht warten, und er kommt auch nicht wieder. Wenn man Pech hat, kauft er statt bei XY die Bluse bei Z, dann ein Paar Schuhe, und Zehn Megatrends der Mode . sich in Showrooms verwandeln, wo man probieren und fühlen kann – bestellt wird dann online.“ Dies vornehmlich Dienstag mittag, weiß Alexander Gedat, der mit Marc O’Polo seit Jahren besser performt als die Mitbewerber. Gedat ist überzeugt, dass man wieder mehr in das Produkt investieren muss. Und in die Werbung, w obei Marc O’Polo wesentlich präsenter ist als viele Modemarken. In der Tat ist die Branche kein Big Spender. Gerade mal 96 Millionen Euro gibt die Textilbranche für klassische Wer bung aus und liegt damit an 19. Stelle. Rasend viel Werbung macht auch der irische Diskonter Primark nicht, der mit seinen in Bangladesch gefertigten Billigst waren europaweit boomt. „Diese Kunden blenden die Herkunft aus“, meint Jörg eber, der seit der Katastrophe in Bangla W desch von seiner qualitätsbewussten Kundin viel öfter gefragt wird, wo die Ware eigent lich herkommt. Was heißt, es fragen nur jene, die es berührt: Lisa Muhr (Göttin des Glücks) erzählt von intensiven Anfragen aufgeschreckter, an Fairtrade-Mode interes sierter Kundinnen. Ähnliches berichtet Marc Willy vom Schweizer Nachhaltigkeitslabel Nile, der mit eigenen Augen gesehen hat, wie ein Londoner Putztrupp bei Primark die auf den Boden gefallenen Kleidungsstücke mit dem übrigen Schmutz entsorgt hat. Es scheint, als hätte der Modehandel wirklich noch ganz andere Sorgen als das schlechte Wetter. Diplomlehrgang Eventmanagement Wenn Sie die neuesten Eventtechnologien und Trends kennen lernen und einsetzen wollen, sind Sie bei uns genau richtig. Der Diplomlehrgang ist ideal für alle die in der Event-Branche Fuß fassen wollen und mit einer fundierten Ausbildung einen Grundstein legen wollen. Kostenlose Informationsveranstaltung: Mittwoch, 11.9.2013 von 18.00 bis 20.00 Uhr Visit us on www.werbeakademie.at and join us on facebook! Urlaub, und off! Digital Detox vulgo „Digitale Entgiftung“ gilt als neuer Urlaubstrend. Wie die Flucht vor der 24/7-Erreichbarkeit zum neuen Tourimuskonzept wird. Text von Doris Neubauer höfen in Osttirol seit vorigem Jahr absolvieSeelentempo. Ein Knacken in der Leitung. man Handy und Co. absperren kann. Ein Statt eines „Hallos“ – einfach nichts. Genau Sekretariatsservice, das an der Rezeption alle ren können. Die „Praktikanten“ packen vielmehr dort an, wo Arbeit ansteht: von der das möchte das Projekt „Hotline Stille“ Telefonate entgegen nimmt, und das AbgeHerstellung von Topfen und Joghurt bis hin (so-sein.at) bieten. Eine Telefonnummer, ben elektronischer Geräte beim Check-in zum Mähen der Almwiesen. „Die Leute unter der sich der Anrufer holen kann, was sollen seit Februar 2012 im österreichischen im Alltag allzu oft im Gewusel untergeht: Forsthofgut (www.forsthofgut.at) in Leogang dürfen das machen, woran sie interessiert sind“, erklärt Frau Oppeneiger vom KlamStille und Ruhe. Ohne hektisches Aufpopfür „Digitales Entgiften“ sorgen. Statt Fern pererhof in Virgen, die ihren Gästen auch pen von E-Mails oder SMS. Ohne Anrufe. seher, Telefon und WLAN findet sich ein einmal eine Nacht auf der Almhütte er Für eine einmalige Registrierungsgebühr Kreativblock in den Zimmern, auf dem Gäsvon elf E uro ist man dabei, ergänzendes te ihren Gedanken freien Lauf lassen können. möglicht. „Dort gibt es keinen Strom, kein asser“, so die Klein-Bäuerin, „dann W „Stille-Coaching“ möglich. Der Wunsch Durch Angebote wie Wanderungen oder merken sie erst, wie wenig sie brauchen.“ nach Stille und Ruhe ist laut „Global Trends Wellness im „WaldSPA“ will man selbst Report“ des World Travel Market der „ Digitaloholics“ dazu bringen, die schnelle Kloster öffne dich! Urlaubs-Trend des 21. Jahrhunderts. Welt links liegen zu lassen. Was die Abgeschiedenheit der Alm kann, Schon jetzt läuten die ersten Angebote des können dicke Klostermauern schon lange: „Offline-Tourismus“ – auch gern „Digital Sense statt Handy „Das Kloster ruft, berührt, beruhigt, lehrt Detox“ oder „Digitales Entgiften“ genannt – Unterkünfte mit Angeboten für ein „Interund verändert“, beschreibt Gabor Karsai, die Gegenbewegung zum allzeit bereiten net-Sabbatical“ werden auch gerne „Black Direktor des Klosters Wandorf bei Sopron WLAN und der Rundum-Vernetzung ein. Hole“-Hotels genannt. Was sie erst – künstdie Kraft dieser „Seelentankstellen“, wie er „Wir haben die steigende Abhängigkeit der lich – erschaffen, geschieht an anderen sie nennt. Eine Autostunde von Wien entMenschen von ihren elektronischen G eräten Orten wie von selbst. Seit einiger Zeit fernt ist vor zwei Jahren ein besonderer Ort gesehen und gemerkt, dass Hotels ihren Gäs- machen sich die Anbieter von Urlauben auf entstanden: Das über 500 Jahre alte Gebäuten eine Art Flucht bieten müssen“, erklärt dem Bauernhof oder den Almen das natür de, einst im Besitz des Ordens der PaulinerFred Smits, General Manager des Westin liche Abschalten zu Nutze. „Wir bieten das Karmeliten, wurde renoviert und in ein KlosDublin, das vor rund einem Jahr ein Digital an, was wir ohnehin schon machen“, beterhotel umgewandelt. Schwestern oder Detox Package kreiert hat. Letzteres beinhal- schreibt Regina Berger vom Bartlerhof in Mönche sucht man dort vergeblich. Dafür tet Frühstück ans Bett, ein Detox Survival Zedlach die Idee zu „Bauer in 3 Tagen“ findet man Anderes: Vom Meditationskurs Kit mit Zeitung, Kerze, Brettspiel und Baum- (sommer.osttirol.com). Es ist kein fixes bis zum Yoga-Retreat, von der Persönlichsamen für zuhause sowie einen Safe, in dem Programm, das die Gäste von vier Bauernkeitsentwicklung für Einzelne bis hin zu Managerklausuren ist für alles Raum. „Mit Seit 28 Jahren findet Heinz Nußbaumer, Herausgeber der Wochenzeitung der Schaffung unseres Zentrums der inneren Die Furche, am Berg Athos, was er lang ersehnt hat: einen „Ruheplatz am Wasser“. Einkehr und Fortbildung haben wir uns das Ziel gesetzt, einen Ort der Spiritualität zu etablieren“, beschreibt Karsai das Haus, in dem die Uhren anders ticken. Ohne Zeiger nämlich. „Die Uhr der Klosterkirche hat nur ein leeres Zifferblatt“, erklärt Karsai, dessen Klientel ständig wächst, „unsere Gäste sollen die Zeit vergessen.“ Für Letzteres sorgt darüber hinaus die Tatsache, dass es in den Zimmern – den ehemaligen Mönchszellen – weder Fernsehen noch WiFi gibt. Wie das Kloster Wandorf öffnen sich auch „echte“ Klöster für Gäste. In Zeiten, in denen laut einer Cisco-Studie 92 Prozent der 18- bis 30-Jährigen morgens als erstes zum Smartphone greifen, besinnen sie sich auf ihre Jahrhunderte alte Tradition und Bestseller 5|6 2013 Von der Ruhe der Natur sollen sich die Gäste im Hotel Forsthofgut in Leogang anstecken lassen und die moderne Welt mit Handy, iPad und Co. ein wenig vergessen. Heinz NuSSbaumer, Hotel Forsthofgut (2) werden zu einer Ladestation für Seele und Körper. Eine Positionierung, die ihnen zugegebenermaßen sehr gut steht. So bieten die Marienschwestern vom Karmel im Kneipp Traditionshaus Bad Kreuzen (kneippen.at/ de/bad-kreuzen) eine Mischung aus Ritualen, gelebter Spiritualität und traditioneller europäischer Medizin an. Gebet statt ZenMeditation, Güsse und Wickel aus Wiesenkräutern statt chinesischer Heilpflanzen – kurz: Rückbesinnung auf das Greifbare steht im Vordergrund, etwas, was in der virtuellen Welt oft verloren geht. Pionierarbeit Wie wichtig diese Rückbesinnung ist, weiß Heinz Nußbaumer, Herausgeber der Wochenzeitung Die Furche aus eigener Erfahrung. „Niemand muss in die bunte Welt der Esoterikbranche eintauchen, wenn er nach Anleitungen zum Glücklichsein sucht“, ist der Journalist überzeugt, „er findet sie auch in der Spiritualität des Abendlandes.“ Eine solche „Heimat seiner Seele“ ist für ihn der Mönchsberg Athos bereits vor 28 Jahren geworden. „Es war zunächst Flucht aus dem Alltag − und ein Stück Überlebensstrategie“, erzählt er über seine zahlreichen Reisen in die Unerreichbarkeit. „Als Außenpolitik-Chef des Kurier und später als Sprecher zweier Bundespräsidenten war ich über Bestseller 5|6 2013 drei Nächten und vier Tagen, die Reisende Jahrzehnte hinweg auf permanente Erreichum den Berg Athos verbringen dürfen. barkeit programmiert. Mit bösen gesund„Abends schalte ich mein Handy zwar an“, heitlichen Folgen. Also habe ich nach eiso Peterleithner, „aber da stelle ich bloß nem Platz gesucht, an dem ich zumindest für kurze Zeit glaubwürdig versichern konn- den Wecker für den nächsten Tag und sehe meine SMS durch.“ Dass man ihn während te, dass mich Telefone, Faxe et cetera nicht seines Athos-Urlaubs nur auf diesem Weg erreichen.“ Eine Ruhe und Stille, die er zu schätzen gelernt hat: „Es macht einen enor- erreichen kann, das wissen mittlerweile alle in der Familie und im Büro. men Unterschied, ob man in der Früh aufsteht und weiß: Der nächste Anruf kann Der lange Weg zum Klick den ganzen Tag zum Entgleisen bringen. „Das Abschalten macht mich frei“, beOder ob man sich auf einen Tag des Rückschreibt Nußbaumer, der seine Erfahrungen zugs in die Stille und Eintauchens in die Zeitlosigkeit einlassen kann“, meint der Off- auch in seinem Buch „Der Mönch in mir“ teilt, gesteht aber: „Das gelingt mir eigentline-Pionier und fügt hinzu: „Ich muss gelich nur am Athos.“ Die einfache Bewegung stehen, dass ich es dem Bundespräsidenten verschwiegen habe, als das Mobiltelefon am des Schalter-Ausmachens scheint im Alltag doch schwer vorstellbar zu sein. Das merBerg Athos durchaus funktioniert hat.“ ken auch die Offline-Urlaub-Anbieter: „Wir Auch Josef Peterleithner, Pressesprecher haben festgestellt, dass die Gäste die Idee von TUI, besucht seit Langem einmal jährsehr reizvoll finden“, fasst es Smits von lich den Athos, wandert von Kloster zu Westin Dublin zusammen, „aber sie möchKloster, genießt nicht nur das Gehen auf ten sich nicht auf eine völlige digitale Entmittlerweile verwachsenen Wegen, sondern giftung festlegen.“ Dass die Angebote ihrer vor allem die Pause von der ständigen 2011 eingeführten „Müßiggangpauschalen“ Erreichbarkeit. „Die ersten Jahre habe ich eher bescheiden angenommen werden, ist mich abends ans Ufer gesetzt und meine für Annette Ritter, Marketingleiterin der E-Mails gecheckt“, erzählt er, „aber ich Lübeck und Travemünde Marketing GmbH habe festgestellt, dass ich dadurch nicht (www.unerreichbar-in-sh.de), hingegen abgeschaltet habe und mir viele Eindrücke keine Enttäuschung: „Es ging uns vor allem entgangen sind.“ Seit einigen Jahren gilt darum, mit einem Augenzwinkern deshalb ein striktes E-Mail-Verbot in den 33 In den ehemaligen Mönchszellen im Kloster Wandorf bei Sopron gibt es weder Fernseher noch WiFi, nur in den öffentlichen Räumlichkeiten wie Lounge oder Bibliothek können Gäste online gehen. ufmerksamkeit für das Thema zu erregen.“ A Genau das hat auch Schweiz Tourismus (switzerland.com) im Sommer 2011 geschafft, als eine Woche ohne Internet und Handyempfang in einer Schweizer Berghütte verlost wurde. Über eine Facebook-App konnten sich Benutzer in einem interaktiven Spiel mit den Schweiz-Maskottchen Sebi und Paul verbinden. Sobald die Verbindung hergestellt war, analysierten die beiden alten Älpler das Facebook-Profil des Mitspielers. Für Aufsehen erregt hat die Online-Kampagne nicht nur deshalb, sondern auch, weil Facebook die App ohne Begründung kurz nach dem Launch gestoppt hat – um sie schließlich aufgrund der hohen Nachfrage wieder zu aktivieren. Sanftes Abschalten versus kalter Entzug Weniger spektakulär, dafür längerfristiger ist der Versuch von Schleswig Holstein, das Thema Abschalten bewusst zu machen. So finden sich im Buch „Müßiggang in Schleswig-Holstein“ neben den Urlaubsangeboten der Region – von Strickkursen in Lübeck bis zur Segel-Stadtrundfahrt in Kiel – Tipps, um 34 Nichtstun und vor allem Nicht-Online-Sein wieder zu erlernen. Was die Deutschen mit einem Buch erreichen möchten, dafür werden andernorts Berater eingesetzt. Für das britische Reiseunternehmen Black Tomato arbeitet ein Digital-Detox-Coach, der Urlauber bei dem Versuch berät, neun Tage lang in der Karibik auf ihre technische Ausrüstung zu verzichten. Eine persönliche Betreuung, die es einem wert sein muss, kostet sie doch um die 3.500 Euro. Wer sich das nicht leisten möchte, für den bietet der Digital-Detox-Coach ein Vorab-Training. D abei wird mit den Teilnehmern erarbeitet, was sie in der – durchs Offline-Gehen – gewonnenen Zeit machen können. Alternativen zu Handy oder iPad aufzuzeigen, darauf hat auch Steiermark Tourismus bei seinem kürzlich gelaunchten Programm „Offline-Urlaub in Österreich“ Wert gelegt. Schließlich gilt es, wieder Schritt für Schritt zu lernen, ohne Smartphone und Internet leben – Parallelen mit anderen Süchten kommen nicht von ungefähr. „In der Zeit, in der normalerweise ferngesehen oder gesurft wird, soll die Natur wiederentdeckt werden“, so das Rezept von Viktoria Loder-Taucher, Initiatorin des Programms, „es soll das Genießen wieder erlernt, tiefes Durchatmen ermöglicht und vor allem in schöner Landschaft entspannt werden.“ Eine eigene Methode gegen den „kalten Entzug“ hat Peterleithner bei seinen Abschalt-Urlauben für sich entdeckt. „Wir haben bestimmte Rituale: Da ist der Hinflug, dann bleiben wir eine Nacht auf dem griechischen Festland“, berichtet der Kommunikationsexperte. „Statt des Schnellboots nehmen wir eine langsame Fähre, die eineinhalb Stunden für die Übersetzung benötigt. Man gleitet an der Landschaft vorbei, stimmt sich ein, bis man in der Ferne das erste Kloster sieht.“ Ein bewusster Übergang, der bei der Heimkehr ebenfalls wichtig ist, um nicht zu schnell vom Alltag verschlungen zu werden. Schließlich muss man bei hoher Reisegeschwindigkeit der Seele immer wieder die Möglichkeit geben, nachzukommen – sie schafft das Tempo der modernen Technik nicht. Reisende wissen um dieses Phänomen. „Der Trend zum Offline-Urlaub ist sicher da, jedoch nicht in dem Ausmaß, wie es Bestseller 5|6 2013 Sopron Monastery Retreat Centre (3), Josef Peterleithner (2) TUI-Pressesprecher Josef Peterleithner kann bei seiner alljährlichen Wanderung von Kloster zu Kloster (wie hier vor dem Kloster Simonos Petras) am Berg Athos nur über SMS erreicht werden. iFtitness WPorrikvaotuet Beauty F Forever Health Forever Fit Life & S tyl Fun Gesundhe Powerfood Fun Beauty Fun In Schleswig-Holstein wurden eigene Müßig gang-Angebote wie Bootsfahrten kreiert, um die Menschen auf die Region aufmerk sam zu machen. Forever Fit Gossi Powerfoo d Fun Mentales Trainin Gesundhei Gossip Forever Fit Powerfood Fun Beauty Fun Forever Fit Gossip LTM Annette Ritter, LTM K.E. Vögel, Markus Hippmann Private Workout sein sollte“, lautet die Zwischenbilanz von Lober-Taucher von Steiermark Tourismus nach einigen Monaten, „aber wir bleiben dran.“ Genauso wie Daniel Hopkins von der Agentur Provoke Media: Bis Jahresende möchte er ein Portal einrichten, das Urlaubs- und Freizeitaktivitäten auflistet, bei denen Internet nicht verfügbar oder gar unerwünscht ist. Die Plattform offlinezone.de soll eine umfassende Informationsseite für das Thema „Digital Detox“ werden. Schließlich erreicht man den Erholung suchenden Digitaloholic nirgendwo so gut wie dort, wo er die meiste Zeit verbringt: im Internet. Mentales Trainin Life & S tyle rt in Powerfoo Spo ster h Gesundhei Fun höc ität – l Gossip ua h Q c P o u w s e r s a f e t n Fit jetzLadieso!od Forever Fit Gossip Trenfdügru Beauty Powerfoo Private ide d rkout Forever Fit un d Gesundheit Privat Workouet Beauty Fun F Wo Gdo n! ip s es M le Sty a & i e Lif e Powerfo iM tales Trainingia Mult Fun Doris Neubauer Journalistin, Bloggerin, Autorin, Reisende. Von ihrer Basis in Wien zieht sie in die Welt, um Mut machendes, Inspirierendes und Nachhaltiges mitzubringen. Ihre Reise- und T ourismusgeschichten veröffentlicht sie unter anderem auf den Online-Seiten der Styria Multi Media – wienerin.at, miss.at, diva.at – und auf ihrem Blog littlemissitchyfeet.com. od Men Powerfood s int da e n StyLr andes ersch.000 Stück. t e d i e 0 hs b sofor on 4 n des v ac edaktio ich ab flage enzuw ortr in einer Au in Österre eht am u p a r S F n be g Jahr uppe beste cher Gesundheit r li ga gr e Ziel ächste Aus Sportreitet von de Ladies 2x im n eiblich Aufbe MAGAZIN portlich-w rlust – die T s e SPOR en Sie die hne Streuv h o c i d Erre enau un tart! g den S punkt tober an k 24. O Powerfood Gossip Trendgu ide Fun Powerfood Fun Forever Fit „Vorbereitung verhindert Überraschung“ Tex Rubinowitz, Cartoonist, Schriftsteller und Reisejournalist, über die Kunst des würdevollen Reisens und den Stress der Zwangsoriginalität. Interview von Sebastian Loudon Bestseller In einem Essay für das Album des tandard vom 12. Mai 2013 befassen Sie sich mit S der Frage, ob es sich überhaupt noch würdevoll verreisen lässt. Welche war denn Ihre letzte „würde lose“ Reise, und wie lange ist sie her? Tex Rubinowitz Mit „würdevollem Reisen“ meinte ich, dass man sich selbst und dem Reiseziel die Würde bewahren sollte. Viele Touristen verhalten sich im Urlaub nicht so, wie sie es von anderen bei sich zuhause erwarten, sie nehmen keine Rücksicht, sie bewegen sich anders, sie okkupieren alles. Natürlich sagen sie, das ist mein gutes Recht, ich zahle ja auch dafür, ich kann also machen, was ich will, aber dabei kommt dann nur der unbeholfene, unästhetische Trampel heraus. Zwei Beispiele: Venedig wird zwar von dem Geld, dass die Touristen dort lassen, zusammengehalten, aber um den Preis, dass die Bewohner Venedigs bestimmte Teile ihrer Stadt nicht mehr betreten können, weil ein zäher Schwarm von Touristen alles blockiert. Oder Japan: Wir Europäer sind nun mal kräftiger gebaut, aber muss man das dann auch noch alles zur Schau stellen? Weiße, haarige Beine aus kurzen Hosen, dicke, nackte Füße in Sandalen, T-Shirts über dem dicken Bauch – nirgendwo sonst sticht die krasse Diskrepanz zwischen dem, was wir laissez faire nennen, und einer Gesellschaft, die allerhöchste Ansprüche an Stil und Dezenz stellen, dermaßen ins Auge. Gab es einen singulären Moment, an dem Sie beschlossen, fortan anders zu reisen? Was war dieses Ereignis? Rubinowitz Nein, eigentlich nicht. Man kommt so peu à peu darauf, dass zum Beispiel weniger Gepäck praktischer ist, dass man nicht alles fotografieren muss, weil sowieso schon alles über Gebühr dokumentiert ist – der Stellenwert eines Fotos hat ja in den letzten Jahren dramatisch an Wert verloren. 36 Zuletzt waren Sie mit dem Mofa in Estland – wie gelangt man zu dieser Entscheidung, und spielt da ein gewisser Zwang zur Originalität eine Rolle? Rubinowitz Nein, das ist ein Vorwurf, den ich immer wieder höre. Mit zwanghafter Originalität kommt man aber meist nicht weit. Man steht sich selbst im Weg, weil man immer auf Wirkung bedacht ist – „Wie wirke ich auf andere?“ –, das kann zu Stress führen, und wer will schon Stress im Urlaub haben? Für mich war diese Mofareise eine ästhetische Erfahrung. Mein Mofa war ein Vélosolex, ein Klassiker, und dann ist diese Route durch Polen, L itauen, Lettland, Estland einfach so traumhaft, dass die einzige Alternative zum Mofa Linienbusse wären, Entschleunigung deluxe. Wie bereiten Sie sich geistig auf Ihre nächste Destination vor? Rubinowitz Gar nicht, Vorbereitungen verhindern nur Überraschungen. Ich lese auch keine Reiseführer. Am besten man weiß gar nichts über sein Ziel. Einkehr-Wochenenden im Kloster, Brunnengraben in Afrika – es gibt einige neue Tourismusformen, die Sinn stiften sollen. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Rubinowitz Ich finde das großartig, weil das eine gute, aktive Form ist, in ein Land hineinzuwachsen, sich eben nicht passiv bedienen zu lassen. Man lernt von Land und Leuten viel mehr, bekommt viel mehr mit und gibt etwas zurück. Ihre absolute Traumreise? Rubinowitz Japan zur Kirschblüte, ein Land in kollektiver Extase, komplett sediert, so muss es im Himmel aussehen. Und Ihr nächstes Reiseziel? Rubinowitz Montag geht’s nach Japan. Sieben Vorträge übers Reisen an sieben Universitäten. Bestseller 5|6 2013 Tex Rubinowitz Hertha Hurnaus heißt eigentlich Dirk Wesenberg, wurde 1961 in Hannover geboren und verdient wie wenige den Beinamen niversaldilettant („diletto“ ist italienisch für „Vergnügen“). Seit Mitte der 80er-Jahre lebt er in Wien, wo er zunächst an der „Angewandten“ bei U Oswald Oberhuber studierte. Genau eine Woche lang. Dann fing er an, für die Wochenzeitung Falter zu zeichnen. Seine einzigartigen, absurd- reduzierten Cartoons illustrieren auch Armin Thurnhers „Medientagebuch“ im Bestseller. Er ist zudem Musiker, Schauspieler – Rubinowitz war unter a nderem 1995 in einer Nebenrolle im Film „Before Sunrise“ zu sehen – und Kurator. Bestseller 5|6 2013 37 Die Wohl fühloase Bad Blumau kennen viele. Als Gast. Doch was wie kluges Marketing aussieht, ist in Wahrheit ein avant gardistisches Experiment. Ein Blick ins philosophi sche Labor. Geschichten in den Wind tragen Text von Doris Raßhofer 38 Bestseller 5|6 2013 rogner bad blumau®hundertwasser architekturprojekt Kreative Symbiose – erbaut 1997 von Friedensreich Hundertwasser –, wo die Natur zurückerhält, was ihr durch das Bauen genommen wurde Symbiotisch. Die Seife duftet nach frischen Heublumen. Mit einem Krug gießt er wohlig warmes Wasser über die Hände. Bettet sie in ein vorgewärmtes Handtuch und drückt sie sanft und langsam trocken. Ein kleines Ritual der Wertschätzung. Ein Wohlfühlritual. Waschungen sind so alt wie unsere Kulturen: Im Islam werden die Hände vor dem Beten gewaschen, frisch geborene Kinder werden als Erstes gewaschen, Tote als Letztes, keines der 2.400 Fenstern dem anderen, tablett für das Räucherzeremoniell elegant auch vor großen Entscheidungen keine Fliese der 330 Säulen der anderen, balancierend. Auf eine Bitte antwortet er sollte man sich die Hände waschen. das macht es so munter-lebendig dort, ohne mit einem strahlenden „Aber sehr gerne“. Es ist ein Ankommen im Hier und ein Störfaktor in der Natur zu sein. Nicht einfach gerne. Nein, „sehr“ gerne. Jetzt. Wirkt Wunder. Die operativen Geschäfte im Hotel leitet Was für den Gast der HunderwasserQualität für alle Stakeholder Melanie Franke, selbst im Übrigen ZenTherme Bad Blumau vermutlich nur „Ein Geschenk“, so Robert Rogner3 junior Meisterin. Rogner3 sorgt für den strategiein überraschend angenehmer, aber stimmiger Teil eines gebuchten Gewertschätzend, „eine wundervolle Hardschen Unterbau, für den gesellschaftsrelesamtwohlfühlprogrammes für ein verware. Mit der Übergabe des Betriebs im Jahr vanten Impuls, der von seinem Schaffen regnetes Wochenende ist, ist im Grun- 2000 ist es nun die Aufgabe von mir und ausgeht. „Schaffen gefällt mir“, grinst er, de ein klitzekleines Mosaiksteinchen meiner Schwester Jasmin, diese Hardware „scheffeln nicht. Scheffeln geht auf Kosten einer viel weitreichenderen Unternehweiterhin mit Leben zu füllen, indem wir von jemand anderem. Beim Schaffen bist mensphilosophie, die wertvolle, gesell- sie alle gemeinsam ständig verbessern.“ du im Flow.“ Ein Begriff, den normaler schaftlich und wirtschaftlich relevante Das deklarierte Ziel ist also nicht die x-fache weise nur Künstler und Kreative für sich Impulse liefert. Die Philosophie der Klonung des Ganzen im internationalen beanspruchen. Rogners3 Schaffen ist leise. Familie Rogner. Baumeister Robert Rahmen. Das deklarierte Ziel lautet – so Weit jenseits der lauten öffentlichkeitserheiRogner senior pflanzte 1997 zusamsimpel und doch so gehaltvoll: Qualität. schenden Oberflächlichkeits-PR mit philosomen mit dem Künstler Friedensreich Nicht hier und jetzt und sofort, gekauft mit phisch getünchtem strategischem Gequake, Hundertwasser die 40 Hektar große Geld, aufoktroyiert durch in Management dem nach der Kampagne selten Taten folgen. kunterbunte Hügelwiesenlandschaft seminaren erarbeitete Strategien. Sondern an den Rand der Steiermark geschmeidurch ein ständiges fließendes Bestreben, Das Manifest – kann statt muss dig mitten ins Nichts. Keine Ecke oder sich in Richtung 100 Prozent zu bewegen. 2009, als die Krise sich auch in Österreich Kante, keine Gerade, kein Winkel. Alles In Richtung 100 Prozent für alle. „Unser nicht mehr leugnen ließ, ziehen sich ist rund, geschwungen und wellig. Ziel ist es, dass es mit dem, was wir hier Rogner3, Sonnentor-Chef Johannes GutJede Mauer, jede Türschwelle, jede tun, allen gut geht. Und zwar allen Stakemann und Schokoladenmeister Josef Zotter Wand, jeder Weg. Angepasst an die holdern: uns, den Mitarbeitern, den Liefein Reflexion zurück, um zu überlegen, was Natur – denn wo die Natur kein reines ranten, den Gästen, der Natur, ja, auch dem nötig wäre für eine Sanierung der GesamtWeiß und kein reines Schwarz kennt, Kapital – auch wenn es zurzeit hoffnungswirtschaft. kennt sie auch keine geschliffenen los überbewertet ist. Und allen gut gehen Das Ergebnis der drei war das berühmte rechten Winkel und keinen Anfang kann es nur, wenn wir Qualität für alle „Bad Blumauer Manifest“. Der Inhalt besteht und kein Ende. In Bad Blumau gleicht produzieren. Unter dieser Definition sehe sinngemäß aus vier Forderungen: 1. Bei der ich unser Bestreben als ein zutiefst ethiBilanzbewertung eines U nternehmens sollsches, das auf diese Weise im Übrigen auch ten auch Parameter wie Mitarbeiter- sowie nicht in den Egoismus abrutschen kann.“ Kunden- und Lieferantenzufriedenheit Wie ein Ameisenstaat. Der arbeitet schließebenso wie ökologische Aspekte einfließen. lich auch sauber und schließt alle Mit 2. Bewusstseinsschaffung in der Manageglieder mit ein – ohne Müllproblem, Ausment-Elite, dass Reflexion ein unerlässliches beutung und Überproduktionen. Oder wie Instrument ist, um sein eigenes Tun bei Hundertwasser selbst schrieb: „Es gibt k eine zeiten verantwortungsvoll zu hinterfragen. Missstände der Natur. Es gibt nur Miss 3. Globale Verantwortung und Umverteilung. stände des Menschen.“ 4. Förderung von regionalen Strukturen auf Fröhlich pfeifend schlendert ein indischer Basis der Qualitätsphilosphie statt globaler Brahmane den Gang entlang, das Zutaten Shareholder-Value-Orientierung. „Mit unserem Tun soll es allen Stakeholdern gut gehen. Das geht nur über die Qualität.“ Robert Rogner3 Fotografiert von Karl Michalski 39 Das Manifest in seiner im Internet eröffentlichten Form wirkt wie ein unfer v tiges Gesprächsprotokoll, völlig unüber arbeitet, unredigiert. Und das Interessante daran: Es gibt auch keinerlei medial sicht bare Folgemaßnahmen in diese Richtung, keine werbliche Aufbereitung, keine Design behübschung, keine Folder. Es steht un fertig in der Landschaft, ohne Vorher und Da war sie also wieder, die Verantwor Nachher. Als hätte jemand einen guten tung, die wir alle nur zu gerne an irgend Ansatz und hätte sich dann aber Hals über welche Gurus, Dogmatiker oder Heilsver Kopf über die Häuser gehauen. Rogner3 sprecher abgeben und willens sind, ihnen lacht: „Ja, so ungefähr war das auch. Es blindlings zu folgen. Denn wenn es schief kamen plötzlich alle möglichen Menschen geht, können wir uns abputzen und ihnen mit der Forderung auf uns zu, wir sollten die Schuld geben, denn schließlich haben ihnen jetzt sagen und zeigen, was zu tun sie uns ja gesagt, dass wir das ab jetzt so wäre. Das war aber überhaupt nicht in unserem Sinn. Wir haben doch die Weisheit und nicht anders tun sollen. Wie die Schafe. Weiße Schafe. Die Mehrzahl. auch nicht mit dem Löffel gefressen. Das waren doch keine fertigen Lösungen, keine „Wir sind keine Märtyrer“ Handlungsanweisungen. Das waren nur Rogner3 hasst Dogmen. Schon sein Vater unsere Gedanken, wie nachhaltiges Wirt schaften aussehen kann. Nicht muss. Eine hasste sie. Und auch Hundertwasser war mögliche Richtung. Und ob es funktioniert, dafür bekannt, sich sinnlosen bürokrati werden wir auch erst wissen, wenn wir es schen und stilistischen Vorgaben durch das ausprobiert haben.“ Verfassen aller erdenklicher Manifeste zu widersetzen, zugunsten von natur- und menschengerechter schöpferischer Bau freiheit: das Verschimmelungsmanifest, das Fensterrecht-und-Baumpflicht-Manifest, das „Heilige Scheißkultur“-Manifest. So dürften sich die Verfasser des Bad Blumauer Manifestes wohl auch ihrer ihnen plötzlich zugeteilten Rolle als Heilsver sprecher entzogen haben und sich statt dem Reden doch lieber wieder dem stillen, aber Ein kleines konsequenten Tun zugewandt haben. Ritual der Rogner3: „Jeder kann in seinem kleinen Wertschätzung und des An Wirkungskreis etwas verändern. Man muss kommens: nicht gleich die ganze Welt retten wollen – die Waschung um dann vor der Größe der Aufgabe ohn der Hände. mächtig zu kapitulieren. Das Ziel ist es, Der Geburtskanal neue Realitäten zu schaffen.“ ist der Eingang zu den Werk Ein Beispiel: Das Rogner Bad Blumau stätten des beschäftigt 320 Mitarbeiter und b eherbergt Rogner Bad rund 600 Gäste. Die Größe einer kleinen Blumau – der Weg zu etwas eigenen Gesellschaft. „Hier alles zu 100 Pro Neuem. zent biologisch und aus der Region zu be ziehen, wäre das Ziel, das schaffen wir aber mengenmäßig nicht. Noch nicht. Vor Jahren wollten wir einmal mit Gewalt alles biolo gisch haben, aber das hätte uns fast umge bracht, weil die Prozesse und die Qualität damals einfach noch nicht gestimmt haben. Da wären wir fast zum Märtyrer geworden. Jetzt versuchen wir uns Schritt für Schritt diesem Ziel anzunähern“, erzählt Rogner3. So wird zum Beispiel zusammen mit an liegenden Bauern mit einer symbiotischen Landwirtschaft nach dem Vorbild der Herr mannsdorfer Landwerkstätten in der Nähe von München experimentiert. Der Ansatz: für den Konsumenten eine durchgängige qualitative Transparenz bis hin zur Tötung der Tiere herzustellen – ähnlich dem „Ess baren Tiergarten“ bei Zotter, wo man dem Tier, das man gerne auf dem Teller hätte, vorher noch in die Augen schauen kann. Denn ja, „die Opfer sollen bewusst gezeigt werden, denn nur so bekommen sie in den Augen der Konsumenten wieder e inen Wert“, meint Rogner3. Und wer soll sich die ses Fleisch leisten können? Die Reichen kriegen feinstes Filet vom glücklich zu Tode gestreichelten Kälbchen mit rosa Näschen, die Armen dürfen den Antibiotika-CuvéeDreck aus der Massentierhaltung e ssen? Rogner3: „Das ist genau der Irrglaube, dass wirklich qualitativ hochwertiges Fleisch nicht verkaufbar sei, weil zu teuer. Aber ho he Qualität kann sich grundsätzlich jeder leisten, wenn sie es ihm wert ist – manche halt nur einmal im Jahr. Hier geht es um ei nen bewussten Konsum, auch von Fleisch – das von lebendigen Tieren stammt und nicht kreisrund gepresst auf die Welt kommt.“ Durch die garantierte Abnahme menge durch die Therme Bad Blumau haben diese Bauern eine Basis, mit der sie kalku lieren und damit Dinge im geschützten Rah men ausprobieren können. Rogner3: „Dieses ständige Arbeiten an der Verbesserung einer Qualität für alle – alle! –, ist für mich gelebte Corporate Social Responsibility.“ Werkstätten sind Tu-Labors Das Ausprobieren ist ein ganz wichtiges Thema in Bad Blumau, und zwar in den Werkstätten des Rogner Bad Blumau. Stät ten, die Zeit und Raum bieten. Um zu tun. Sogenannte „Tu-Labors“. Für Reflexion. Für Kreation. Für Co-Operation und Co-Kreation. Zum Experimentieren. Für Campustage. Gruppentherapien. Für Managerklausuren. Von Mai bis Juli stehen diese Räume Freun den des Ortes, Künstlern, Wissenschaftlern zur Verfügung – „ein Dankeschön von uns Bestseller 5|6 2013 karl michalski (2), rogner bad blumau®hundertwasser architekturprojekt (4) In den Werkstätten des Rogner Bad Blumau finden Freunde des Ortes, Künstler und Wissenschaftler von Mai bis Juli Zeit und Raum für Reflexion, Experimente, Kreation. www.wir-tun-es.at an diese Menschen. Ohne die Inspiration aus diesen Quellen gäbe es diesen Ort nicht. Wir wollen als Nährboden etwas von dem zurückgeben, was wir erhalten haben“, steht in der Beschreibung. Ein Teil der Werkstätten sind allerdings reelle Handwerkstätten in ständigem Betrieb für den selbstversorgenden Eigenbedarf für Therme und Hotel– immer hin werden alle Reparaturen und Instand haltungsarbeiten, aber auch alle Weiterent wicklungen in Eigenregie durchgeführt, wie in einer eigenen Kleinstadt. Es können aber auch Werkstättengäste diese Kapazitäten, für ein gemeinsames Schaffen nutzen. So arbeitet Erwin Thoma dort mit der hauseige nen Tischlerei daran, aus seinen Vollholz häusern leistbare Vollholzmöbel zu kreieren. In der Werkstätten-Küche wird derzeit mit Ayurveda-Kochkunst experimentiert, wo auch Köche aus dem Thermenbetrieb mit mischen dürfen. Untergebracht werden die Gäste in den „Augenschlitzhäusern“ – einer Art Hundert wasser-Campusgelände mit Selbstversor gungscharakter. Diese Saison unter anderem Alfred Strigl von den Pioneers of Change – er arbeitet an seiner Buchkonzeption „für eine neue Welt“, Prof. Friedrich Wallner an der „Denkstruktur der chinesischen Medizin“, Adolf Mild am Thema Sauerteigbrot und Biobrot, Philipp Albrecht brütet über seinem Projekt websafari, Tom Beck und Band (siehe Seite 80, Reflexion) sind in Musikklausur. „Es ist so verdammt schwer heutzutage, Zeit und Raum zu finden für die Reflexion“, so Rogner3, „dabei ist es so enorm wichtig für unsere Manager, einmal stehen zu blei ben und zu überlegen: Was ist gut für mich? Was ist gut für andere? Und nicht noch mehr Druck ins blinde Tun zu legen, dorthin, wo andere sagen, dass es hingeht.“ Die bunten großen Fahnen, die die Ein fahrt zieren, wiegen sich leise hin und her. Von der Künstlerin Monika Gilsing in An lehnung an die tibetischen Gebetsfahnen in den Werkstätten gestaltet. Als würden sie Geschichten in den Wind tragen. Leise Ge schichten, die es wert sind, weitergetragen zu werden. Bestseller 5|6 2013 Auf dem Weg zu 100 Prozent Wie das Rogner Bad Blumau nachhaltige Qualität für alle Stakeholder zu bieten versucht. Autarke Stromerzeugung: Aus dem heißen Vulkania-Wasser der Therme wird ein Drittel des gesamten Strombedarfs der Anlage produziert. Heizen mit der Geothermieanlage: Die gesamte Rogner Therme (Hotel und Thermen becken) wird mit dem vulkanischen Wasser beheizt. Regionale Beschaffung: Ein Großteil der biologischen Lebensmittel für die Gäste stammt aus landwirtschaftlichen Betrieben der Region, die Kräuter aus dem eigenen biozertifizierten Kräutergarten. Naturausstattung: Die Hotelzimmer sind ausgestattet mit Vollholzmöbeln aus nach haltiger Forstwirtschaft, zum Teil von „Grüne Erde“, die Matratzen aus 100 Prozent Naturlatex, die gesunden Wandlehmfarben stammen von der Grazer Malerei Herbst hofer (siehe Seite 42, Wandelmenschen). Naturkleidung: Die Spa-Mitarbeiter tragen alle Hessnatur-Kleidung. Naturkosmetik: Die im Spa verwendeten Öle, Seifen, Kosmetika sind alle 100 Prozent biologisch – vom new ethics institut, von Primavera, Farfalla, marie w., Seifensieder. Green Print: Alle Drucksorten werden auf umweltfreundlichem Naturpapier gedruckt, von der Kremser Druckerei gugler. Symbiotische Landwirtschaft: Das Bio-Bauern-Projekt ist die größte Werkstatt im Rahmen der Bad Blumauer Werkstätten: Regionale Bauern wirtschaften biologisch, mit artgerechter, gemischter Tierhaltung, bei der Schweine, Schafe und Hühner gemeinsam wohnen, Verzicht auf Chemie und Gentechnik. Mitarbeit: Mitarbeiter und Gäste helfen beim Ernten auf den Feldern – für eine höhere Wertschätzung im Umgang mit Lebensmitteln. Mitarbeiter: Verschiedene Arbeitszeitmodelle für verschiedene Mitarbeiterbedürfnisse, besonders flexible Arbeitszeiten für Frauen mit Kindern, kostenlose Kinderbetreuung vor Ort im Hotel, Homeoffice für manche Arbeitsplätze. Lebensraum statt Arbeitsplatz: Zweimal wöchentlich Mitarbeitersport, kostenlose Nutzung der Therme unter der Woche, inklusive Anwendungen. Zen-Einheiten für den geistigen Ausgleich, „Auszeiten“ mit Wiedereinstellungsgarantie, Veggi-Tag jeden Donnerstag für alle. E-Mobilität: Bewirtschaftung der Anlage mit E-Carts und Fahrrädern, für Besorgungen in der Region gibt es Elektroautos. 41 Be the Change Wandel erfordert Durchhaltevermögen und Mut. Kein Problem, meinte schon Hermann Hesse: Nun, wo ein Anfang gemacht ist, kommt immer das Beste von selber nach. Ein menschlicher Streifzug durch die Herausforderungen persönlicher Resilienz. Text von Gabriele Rabl „Einige in meinem Umfeld waren sehr skeptisch, ob die geplante massive CO2-Reduktion in meinem Malerbetrieb wirtschaftlich haltbar sein würde. Doch für mich gab es nur den Plan A.“ Johannes Herbsthofer (49), Unternehmer und steirischer Ökopionier, www.herbsthofer.com 42 Bestseller 5|6 2013 Kurt Remling, privat Systemstreik. Eine Kündigung, eine Scheidung oder die Geburt eines Kindes. Ereignisse wie diese krempeln mitunter ein Leben komplett um. Manchmal von einer Sekunde auf die andere, manchmal schrittweise über Jahre hinweg. Einmal in die Gänge gekommen, lässt sich der Wandel allerdings nicht mehr aufhalten. Drei Menschen berichten, wie Wandel in ihr Leben kam und wohin sie dieser führte. „Manche Menschen meinen, sie könnten sich eine Veränderung finanziell nicht leisten. Ich denke, wir haben verlernt, mit Unsicherheit umzugehen.“ Monika Franta (54), Ex-Geschäftsführerin SOS-Kinderdorf/NÖ die Kündigung. Irgendwie überraschend a bverlangten: Aufträge beschränkten sich und doch wieder nicht, denn „mein Fühnunmehr auf einen Radius von 70 Kilo rungsstil ist ein anderer. Mir geht es zuerst metern. Öffentliche Auftraggeber wurden um Menschen und dann um Kennzahlen“, nicht mehr bedient, nur noch P rivatkunden fügt Franta hinzu. Ihrer Kündigung folgten zählten von nun an zum K undenkreis. „Bis weitere Weichenstellungen: Auszug aus der zu diesem Zeitpunkt machten wir 80 ProDienstwohnung in eine neue kleinere Wohzent unserer Umsätze auf Baustellen, die Überzeugt vom richtigen Weg nung in Perchtoldsdorf, der Sohn beschließt weiter weg als 70 Kilometer waren.“ Zwei Johannes Herbsthofer ist kein Draufin Wien Studium und Wohnen zu vereinen gänger. Er ist Realist. Genau deswegen schwierige Jahre folgten. Noch im Juli und und die Beziehung zum Lebensgefährten August 2007 musste er seinen Mitarbeitern war für den steirischen Malermeister endet. „Gut, dass alles auf einmal kam – mitteilen, dass aufgrund geringer Auslasund Familienvater klar, es sind nicht der Neustart war ein Impuls von außen, tung zwei Monate lang die Arbeitszeit auf die anderen, die gegen Umweltverund jetzt spüre ich, es ist gut so“, erklärt 20 Stunden reduziert werde. Zwei Mitar schmutzung und Klimawandel etwas beiter trugen die Idee nicht mit, alle anderen sie heute, nachdem die Krise, die den Ereigtun müssen, sondern er selbst. „Mit nissen folgte, im Wesentlichen überstanden blieben und vertrautem dem Chef und meinem Freund war ich 2006 bei der zu sein scheint. seiner neuen Idee vom ökologischem WirtEnergiesparmesse in Wels. Dort entDas hat viele Gründe, meint Franta, die schaften. Derweil wurde auch die Produktsprang die Idee, aus mehreren Gezwei Jahre zuvor aus persönlichem Inter palette „entgiftet“. meinden eine Ökoregion zu gründen, esse eine Ausbildung in Mediation und „Ich habe nie an meinem Vorgehen geum das Weltklima positiv zu beeinzweifelt. Als dann 2009 die Wirtschaftskrise Konfliktmanagement absolvierte: „Mein flussen“, erinnert sich der 49-Jährige Selbstwert war durch die Kündigung nie für die meisten Betriebe spür- und sichtbar an jenen Tag, der sein unternehmeriangekratzt. Ich glaube an meine Fähigkeiten sches Tun gänzlich veränderte. „Wenn wurde, hatte ich den Turnaround geschafft und vertraue darauf, dass mir das Leben und stand besser da als zuvor.“ du willst, dann schaffe ich einen Vorauch in Zukunft schenkt, was ich brauche.“ 32 Mitarbeiter zählt der Betrieb heute – zeigebetrieb für die Region, damit die die Lebensqualität sei aufgrund der Umstel- Wohin sie ihre nächste berufliche Station Leute sehen, wie man innerhalb von führen wird, ist bis dato noch unklar, aber fünf Jahren 50 Prozent CO2 reduziert“, lung des Betriebes für alle gestiegen: Mehr „ich bin auf dieser Welt, um etwas zur EntZeit für die Familie, weniger lange Auto verlautbarte Herbsthofer noch am selwicklung von Menschen beizutragen“. Am ben Abend. Gesagt, getan: Schon nach fahrten und ein verändertes Bewusstsein, liebsten möchte sie wieder mit Kindern ardem Geschäft und dem Beruf nicht alles zwei Jahren zeigte die Ökobilanz des beiten, derweil finalisiert sie ihr berufliches unterordnen zu müssen. Betriebes auf, dass der pionierhafte Update zur akademischen Sozialmanagerin. Jeder Mensch habe die Möglichkeit zur Unternehmer bereits die angepeilte Krisen, findet Franta, hätten den Sinn, Veränderung, ist sich Herbsthofer sicher. 50-Prozent-Marke erreicht hatte. etwas neu zu ordnen und „in den nächsten Rigorose Maßnahmen hatte Herbst- „Es ist die Summe vieler kleiner Schritte, die Entwicklungsschritt zu kommen“. Wer in zum großen Wandel führen.“ Nicht das hofer dafür in die Wege geleitet, die Krisen Ruhe bewahrt, könne lernen, sich Geld am Konto ermögliche diesen, sondern ihm und seinen Mitarbeitern eine wieder selbst zu vertrauen, man entdeckt die Überzeugung, den richtigen Weg ein große Portion Mut und Voraussicht dabei den nächsten Schritt und fällt aus geschlagen zu haben. dieser inneren Klarheit Entscheidungen. „Manchmal braucht man fremde Hilfe, um Krisen dienen der Neuordnung die eigenen Perlen – die jedem zur VerfüMonika Franta leitete 18 Jahre lang mit gung stehen – heben zu können“, meint sie Engagement die Einrichtungen von SOSund verweist auf Freunde und Coaches. Kinderdorf in Niederösterreich. Dann kam Bestseller 5|6 2013 43 „Mein Garten ist zum Landeplatz für kleine Erdbewohner geworden. Ich habe lebenswerte Umstände für mich und andere geschaffen.“ Gernot Gangl (42), Wiener Bioimker aus Überzeugung zeitlich beim AMS angestellt“ und wird dort . Indem man auf eigene Fähigkeiten und für ein halbes Jahr zur Auffrischung seines Lebenswerte Umstände schaffen Gaben zurückgreift, erlebt man sich als erlernten Berufsbildes in Kurse geschickt. „Ich bin ein Einsteiger ins Leben – machtvoll und stärkt sein Selbstvertrauen. . Mithilfe der Vorstellungskraft eine Situa „Aber ich wollte nicht mehr in diesem Sys sicher kein Aussteiger“, will Gernot tem arbeiten“, erinnert sich Gangl. Also Gangl möglichen Missverständnissen tion und ein Gefühl von „so soll es sein, beschließt er im Alter von 39 Jahren, sich entgegenwirken. Schließlich habe ihn so fühle ich mich wohl“ herbeiführen. als Bioimker und somit als Landwirt selbst das Leben an seine Wurzeln zurück Denn: „Wandel bedeutet, den Lebensfluss geführt. Freilich, auch bei Gernot Gangl ständig zu machen. in ein neues Bachbeet führen“, hält Wieser Heute, zwei Jahre später strahlt der Neowar der eine oder andere Anstoß von ihren Klienten vor Augen. Gut, wenn man Imker über das ganze Gesicht, wenn er von außen vonnöten, um den inneren in Ruhe darüber nachdenkt, was man Neues seinen Bienen erzählt. Viele fragen, ob er Bedürfnissen näherzukommen. Etwa ins Leben bringen will. Hilfreich dabei: denn von dieser Arbeit leben könne? „Ein eine Bakterienerkrankung, die ihm Dem Herzenswunsch folgen und dabei das Haus ohne Schulden und kein aufwändiger einen Spitalsaufenthalt und eine Fülle eigene Potenzial erkennen. Lebenswandel“, lautet nach wie vor seine von Antibiotika bescherte. Erst als er Rita Trattnigg, Expertin für Zukunfts entspannte Antwort. „Wir alle bekamen in ätherische Öle für sich entdeckt, geht fähigkeit und Prozessbegleiterin, erkannte jungen Jahren ein Sicherheitsdenken einge es mit der Gesundheit wieder bergauf durch ihre Forschungsarbeit, dass Verände und es beginnt „das Nachdenken über trichtert, von dem wir uns befreien müssen, rung etwas mit Kultur zu tun hat: „Die mo um unseren Träumen und Bedürfnissen die eigene Lebensweise und die Be mentan gefühlten Krisen weisen uns darauf folgen zu können. Diese Ängste abzulegen, geisterung für Pflanzenwelt und Bie hin, dass die in unserer Kultur geschaffenen ist mitunter ein langer Prozess“, weiß Gangl Antworten auf Fragen der Gesellschaft oder nen“. Zwei Jahre später sieht er einen aus eigener Erfahrung. Film über das Bienensterben mit dem des Wirtschaftens nicht mehr die passenden Hinweis, es gäbe zu wenig Imker im sind.“ Zudem würden Menschen ihren Ge Rezepte für den Wandel Lande. Die Initialzündung ist perfekt: staltungsraum oft enger setzen als notwen „Wandel passiert, wenn etwas, das lange Er findet eine Imkerschule und den dig und sich als Opfer des Systems fühlen. funktionierte, plötzlich wegbricht und als dazugehörigen Meister. Die ersten Klar sei jedoch, dass ein individuelles Aus Krise wahrgenommen wird“, bringt Renate Bienenvölker sind schon gekauft, als steigen aus den gesellschaftlichen Systemen Wieser, Coach und systemische Beraterin, der gelernte Maschinenbauschlosser kaum möglich sei: „Wir brauchen ein einen möglichen Auslöser von Verände seinen gut bezahlten Arbeitsplatz bei gesellschaftliches Innehalten, wo wir Zeiten rungsprozessen auf den Punkt. In Krisen der Münze Austria AG zugunsten und Räume schaffen und gemeinsam neue situationen habe sich Folgendes bewehrt: eines 900-Euro-Jobs als Landarbeiter Wege erkunden können“, findet die Buch . Komplexität reduzieren – was muss jetzt bei seinem Imkermeister quittiert. autorin (kultureller-wandel.at), „wir müs „Das war eine große finanzielle Einbuße, sen auf nichts verzichten, sondern nur weg sofort gelöst werden, was kann warten trotzdem spürte ich keinen großen lassen, damit Neues entstehen kann.“ und liegt in ferner Zukunft. Druck, denn ich hatte ja bereits alles Notwendige fürs Leben: ein eigenes Haus mit Garten, der mich wunderbar ernährt.“ Auch seine Frau steht voll hinter seinen neuen Lebensplänen. Ein halbes Jahr später wendet sich Gabriele Rabl ist freie Journalistin und schreibt unter anderem für die Tageszeitung das Blatt: Sein Lehrmeister hat nicht Die Presse. Außerdem ist sie als Kommunikationsberaterin für Unternehmen mehr genug Arbeit – er ist „zwischen im Wandel tätig und engagiert sich für eine „Wirtschaft der Freude“. 44 Bestseller 5|6 2013 privat, Helmut Prochart Schließlich spüre sie nun die Frei heit, die mit ihrer materiellen Reduk tion einhergegangen sei. Kleinere Wohnung und weniger Geld am Konto bedeuten nicht zwangsweise weniger Lebensqualität, denn „die stellt sich von selbst ein, sobald ich mit mir selbst authentisch lebe, und das hat etwas mit innerer Zufriedenheit zu tun“, ist sich die gebürtige Burgenlän derin sicher. Darum investiert sie auch weiterhin in ihre Weiterentwicklung und nicht in einen Alterswohnsitz im Burgenland. „Ich vertraue dem Leben und bleibe mutig.“ walter braun Kommentar Was bedeutet „Erfolg“? Sheryl Sandberg, die Nummer zwei bei Facebook, hat jüngst ein viel bespro chenes Buch unter dem Titel „Lean in: Frauen und der Wille zum Erfolg“ veröffentlicht. Es geht der Autorin um äußere und innere Hindernisse, die Frauen den Aufstieg verwehren. Dass die „Spitze“ immer nur einer ver schwindend kleinen Zahl vorbehalten sein wird und die Geschlechter mischung dort vergleichsweise unwichtig ist angesichts der Tatsache, dass 99,9 Prozent der Frauen wie Männer niemals dort anlangen, wird bei ameri kanischen Aufmunterungsschinken dieser Art gerne unter den Tisch fallen gelassen. Schlimmer noch, solche Bücher verursachen großen Stress, indem sie „Erfolg“ mit „sozialem Aufstieg, Geld und Einfluss“ gleichsetzen – Ereig nisse, die beträchtlich von Glück abhängen. Die Werte und Weltanschauung privilegierter amerikanischer Neureicher werden nicht unbedingt das 21. Jahrhundert prägen; eine Gesellschaft, die nur eine kleine Anzahl von „Gewinnern“ auslobt und den großen Rest kritisiert, hat kaum Zukunft. Jüngst behauptete eine US-Erhebung, 83 Prozent (!) der amerikanischen Arbeitnehmer würden unter Stress leiden. Ein Viertel der großen US-Unter nehmen fährt Stressreduktionsprogramme. Was sinnlos ist, wenn sich nicht die dahinterstehende (Un-)Kultur ändert. Wenn nun Sheryl Sandberg mit ihrem privaten Heer von Unterstützern meint, Frauen müssten mehr E rfolgsund Machtwillen zeigen („lean in“), setzt das eine Welt von Besessenen „Lernen könnte einen neuen voraus. Dass Arbeitsplatzstress ende Stellenwert erhalten, der über misch geworden ist, hat wohl mit steigender Konkurrenz aus Übersee, rein zweckgebundene Arbeits- drohenden Jobverlusten und fallen platzschulung weit hinausgeht.“ den Reallöhnen zu tun; mehr aber noch mit der Haltung, man könne im Leben alles haben. Es ist diese irratio nale Erwartung, die Stress unerträglich macht. Permanent erreichbar zu sein, immer an die Arbeit zu denken, fortwährend von E-Mails und Telefonanrufen unterbrochen zu werden, wieder und wieder umlernen zu müssen – und da bei noch harmonische Partnerschaften erwarten, Kinder liebevoll aufziehen, auf erfüllte Freizeit und kreative Selbstverwirklichung hoffen? Kein Wunder, dass Ärzte chronischen Schlafmangel diagnostizieren. Männer sind zu Recht für ihre Arbeitsbesessenheit kritisiert worden – Frauen werden nun dafür gelobt? Arianna Huffington, Gründerin einer erfolg reichen Online-Tageszeitung, hat zugegeben, ausgebrannt zu sein … was sie veranlasst hat, ein Event namens „The Third Metric: Redefining Success Beyond Money and Power“ ins Leben zu rufen. Grund der Neuausrichtung: Frauen in stressigen Jobs haben ein um 40 Prozent höheres Risiko einer Herz erkrankung und ein um 60 Prozent höheres Risiko, an Diabetes zu erkranken. Neue Werte sind im Kommen. Etwa der Wunsch, sinnvolle Arbeit zu leisten bezie hungsweise mit seinem Arbeitseinsatz (und nicht bloß in der Freizeit) etwas sozial oder ökologisch Nachhaltiges zu bewirken. Lernen könnte einen neuen Stellenwert erhalten, der über rein zweckgebundene Arbeitsplatz schulung weit hinausgeht. Instabilität ist leichter zu ertragen, wenn das große Ganze einen Sinn macht – was nicht der Fall ist, wenn man auf der Ebene persönlichen Er folgsstrebens gefangen ist. Im Wettbewerb zu gewinnen, ist sicherlich e rstrebenswert, aber nicht, wenn man dabei emotional verarmt. Die Unternehmenswelt wird diese Ent wicklung reflektieren. Es entstehen neue For men der Zusammenarbeit und der kreativen Teilhabe, die in ein generell transparenteres innerbetriebliches Agieren münden. Das zeigt sich in Interviews in der New York Times unter der Rubrik „Corner Office“. Unternehmenserfolg wird künftig in noch größerem Maße von kreativem Input ab hängen – und der kann nicht von oben her anbefohlen werden, sondern ist Ergebnis einer freundlichen, offenen Unternehmens kultur. Diese Entwicklung wird wiederum Auswirkungen darauf haben, wie jeder Einzelne das Thema „Erfolg“ betrachtet beziehungsweise realisiert. Um individuelle Fähigkeiten maximal zu nutzen, braucht es die richtige Atmosphäre und echte Gelegen heiten – diese zu schaffen, charakterisiert Unternehmen von morgen … braun Walter Braun ist freier Journalist und lebt in Großbritannien. Bestseller 5|6 2013 45 vision Niemand sollte des Geldes wegen arbeiten Der Werber Niki Ernst ist einer von weltweit 18 TEDx Ambassadors und verbringt ein gutes Viertel seiner Zeit mit einer Beschäftigung, für die es kein Honorar gibt. Naivität oder schlichtweg „ausgesorgter“ Reichtum? Niki Ernst ist Gründer des IACy-Netzwerkes – der Innovationagency. Gemeinsam mit Sigard Ernst, Friso Schopper und Gernot Buttinger führt er die österreichische Agentur planetsisa mit Büros in Wien und Salzburg, die Eventagentur Spread und das Strategie-Konzept und Trendmonitor-Spin-off All about us. 46 Bestseller Immer mehr Menschen scheint ein sinnvolles Motiv hinter einer Beschäftigung wertvoller als ein dickes Honorar. Auch Sie. Aber uns alle umgibt ein Alltag von sekulären Verpflichtungen, und ich wage, zu beweifeln, dass sich Ihr Supermarkt dazu bereit erklärt hat, Ihnen Artikel entgeltfrei zur Verfügung zu stellen. Niki Ernst Mitnichten! Natürlich haben wir nicht das Geld abgeschafft. Aber ich glaube daran, dass jeder Mensch einer Beschäftigung nachgehen sollte, die ihn erfüllt. Sie wird ihm dann schon seine persönliche Vorstellungen von Wohlstand ermöglichen. Ich baue gerade ein weltweites Agenturnetzwerk auf und habe in Wien und Salzburg ein großartiges Team, das mich soweit freispielt für Dinge, die nicht unmittelbar in Honorarnoten übersetzbar sind – wie zum Beispiel meine Tätigkeit als TEDx-Organisator und -Ambassador. Am Ende des Tages sind die Erkenntnisse aus der unbezahlten Beschäftigung aber für die anderen im wahrsten Sinn des Wortes sehr wertvoll. anschließen wollen. Die Innovationagency deckt von Werkstätten über Patentanwälte, Universitäre Institute, Designer und Kommunikationspezialisten alle Maßnahmen ab, die nötig sind, um von einer Idee zu einem verkaufbaren Produkt zu kommen. Gerade hier sind die TEDx-Bühnen eine perfekte Ergänzung, weil es dort schließlich auch darum geht, Menschen für eine Idee zu begeistern. Zur Zeit prallen nie dagewesene Kulturen von Zusammenarbeit und technologischer Errungenschaften aufeinander und schaffen ein beeindruckendes Momentum spannender Produktentwicklung. So schlecht ist die Zeit nicht, in der wir leben. Derzeit finden weltweit täglich sieben TEDxes statt, heuer erstmals in beinahe jedem Bundesland Östereichs eine eigene. Was macht den Erfolg dieser Events aus? Ernst Der einzige Grund, warum Konferenzen derzeit überhaupt so populär sind, ist doch die Tatsache, dass wir ein Ausbildungsproblem haben, ein Ernährungsproblem, ein Gesundheitsproblem, ein BevölkerungsInwiefern? problem, ein Mobilitätsproblem und natürlich ein UmErnst Unsere Branche – die Landschaft der Werbeagen- weltproblem – gäbe es alle diese Themen nicht, ginge turen – ist eine alte Lady. Für mich lag ein klarer Wen- niemand auf eine Konferenz, in der mögliche Lösundepunkt in der Erkenntnis, dass mein Brot-und-Butter- gen vorgestellt werden. Ich nenne TED gerne die Geschäft die uninspirierendste Beschäftigung von allen „Gute-Nachrichten-Konferenz“. Nicht weil wir leugnen, dass es diese Probleme gibt, sondern weil dort ModelDingen ist, die ich mache. Was nicht an planetsisa le für einen zukünftigen Umgang damit präsentiert liegt, sondern vielmehr am Geschäftsmodell „Werbewerden. Keine Science-Fiction-Ideen, sondern „Ideas agentur“. In ihrer Neuausrichtung als „Innovation into Action“ – wie das bei TED gerne genannt wird. agency“ verbinde ich alle Aktivitäten und treffe überEs geht nicht darum, ein Publikum zu beeindrucken, all auf der Welt Unternehmer, die sich dem Netzwerk Bestseller 5|6 2013 Tech Down – Listen Up LoungeFM-Chef Florian Novak holt die TEDx in die Hörstadt Linz E manfred klimek, stephan Rauch eher darum, ein Gefühl von Aufbruch und erfreulichen Botschaften zu verbreiten, vor allem aber Ideen und Konzepte. Damit jemand aufsteht und sagt „Was du tust, gefällt mir, ich möchte dich dabei unterstützen“ oder „Ich kann etwas dazu beitragen, dass dein Projekt schneller oder besser weiterentwickelt wird“. Ich finde: Jeder TEDx-Organisator macht mit seiner Konferenz etwas Sinnvolles. Er verbindet spannende Menschen, Visionäre, Gestalter und sorgt für einen Tag voll Hoffnung und Inspiration für alle, die dabei sind. Neben der schon etablierten TEDx Salzburg haben Sie heuer erstmals eine TEDxKids organisiert (22. 6. 2013, TEDxKids@Neuwaldegg). Mit welcher Vision? Ernst Viele TEDxKids-Organisatoren haben mir mit Funkeln in den Augen von ihren Events erzählt. Ich bin selbst Vater dreier Kinder, die eine starke Persönlichkeit haben und die Freiheit, ihre Meinung zu äußern. Ich denke, Kinder haben viel mehr zu sagen, als Erwachsene oft denken. Von Kinderkram keine Rede. So haben wir ihnen in der Minopolis, der Kinderstadt in Wien, einen Tag das Mikro in die Hand gegeben und dabei zugehört, was sie uns so zu sagen hatten. Wenn ein Zehnjähriger davon erzählt, dass er gerade an seinem dritten Buch schreibt, oder eine 16-Jährige dem Spott ihrer Freundinnen trotzt und ihrer Leidenschaft, dem Musical, nachgeht, ist eine Bandbreite von Lachen, Spaß, Begeisterung und Rührung keine große Überraschung mehr. Doris Raßhofer Bestseller 5|6 2013 r sei ein „Techie“, ein „Nerd“, „gadgetverliebt“, sagt er selbst von sich. Aber er sei mittlerweile genauso ein Gejagter unserer tollen Technologien wie die meisten in unserem Metier. „Unsere Technik verspricht uns Convenience und Freiheit und Mobilität und was weiß ich noch alles. Aber wir zahlen einen Preis dafür: Überforderung, Stress, Burnout“, meint Florian Novak, Gründer und Geschäftsführer des oberösterreichischen Radiosenders LoungeFM. Der Claim seines Senders: „Listen & Relax“. Novak ist aber auch TEDx-Fan der ersten Stunde – „für mich gibt es nichts Aufregenderes als Ideen, die es wert sind, weitererzählt zu werden.“ Und weil es nicht nur in der TEDx-Welt nichts Gutes gibt, außer, man tut es, hat der Technofreak seine eigenen Komponenten nun zu einem in sich geschlossenen sinnvollen Neuen zusammengefügt und am 21. Juni 2013 die erste TEDx nach Oberösterreich gebracht – in das seit 2009 zudem noch als Hörstadt positionierte Linz, und dort an den Hightechstandort der voestalpine Stahlwelt. Das Thema: Tech Down – Listen Up. Eine runde Sache, das. „Nein, nein, mit Technikfeindlichkeit hat das überhaupt nichts zu tun“, wehrt sich Novak schnell, vielmehr mit einem smarten, selbstbestimmten Umgang mit Technologie. „Wir haben das Bedienen des Einschaltknopfes gelernt. Jetzt müssen wir das Ausschalten dieses Knopfes lernen. Zumindest zeitweise.“ Deshalb hat sich TEDx Linz auf ein systematisches inhaltliches Einkreisen der Entschleunigung fokussiert – sei es in Form einer seminarkabarettistischen Anleitung zum Herzinfarkt, sei es ein Erfahrungsbericht von 62 Tagen Achtsamkeitspraxis im Waldkloster von Myanmar, sei es in Form bioenergetischer Betrachtung anhand einer Funkmaus, einem Gedanken und einem Gummibärchen oder auch einem Businessmodell, das Arbeit, Spielen und Bildung vereint, oder einfach nur „The power of slow“. Zu lesen im nächsten Bestseller. Doris Raßhofer Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es. Also verband der LoungeFM-Gründer Florian Novak mehrere Komponenten zu einem sinnvollen Neuen: einer neuen TEDx zum Thema „Entschleunigung“. 47 vision Einblick ins Repair- Café-Geschehen: Stefan Reiter zerlegt eine Bohrmaschine unter Aufsicht von Patrick Huemer und Alfred Hollinetz. Räume für neue Ideen In Oberösterreich entstand ein Open-Source-Modell zur Regionalentwicklung: Otelo. as Offene Technologielabor, kurz Otelo, wurde vor drei Jahren in Oberösterreich aus der Taufe gehoben. Laut Mitbegründer Stefan Reiter stammt die Idee von Martin Hollinetz (Hollinetz wurde 2013 in das Netz werk von Ashoka Österreich aufgenommen, der größten internationalen Organisation zur Förderung von Social Entrepreneurs, Anm.), der erkannte, dass in der Region keine kreativen Räume zur Verfügung stan den, die unspezifisch nutzbar waren und in denen neue Ideen geboren werden könnten. Institutionen wie das Metalab in Wien oder das Spektral in Graz, in denen sich Men schen treffen und sich primär mit techni schen Projekten auseinandersetzen, gab es in den ländlichen Gebieten Oberösterreichs keine. Erschwerend kam noch die Tatsache hinzu, dass kreative Köpfe die Region meist verließen, um zu studieren, und nicht mehr zurückkehrten, weil es für sie keine attrakti ven und fordernden Angebote gab. Stefan Reiter, eines der ersten Gründungsmitglieder von Otelo Im Repair Café werden auch Textilien überarbeitet: Sabine Huemer bastelt einen Reparaturflicken. 48 Kreative Köpfe im Ort behalten Und da kamen die Otelos ins Spiel: Räume für kreativ künstlerische und technische Ideen, welche die Leute dort anschließend auch umsetzen können. „Der Unterschied zu bestehenden Systemen wie dem Metalab ist, dass wir intensiv mit den Kommunen kommunizieren. Die Gemeinden stellen uns Räume und die Infrastruktur zur Verfügung, welche die Otelos kostenfrei nutzen und im Gegenzug eine Atmosphäre schaffen, in der sich Leute mit Ideen wohlfühlen“, erklärt Reiter. Ein Otelo besteht aus mehreren so genannten Node-Räumen, in denen sich einzelne Gruppen mit einem bestimmten Thema beschäftigen. Reiter dazu: „So ent steht ein Otelo-Netzwerk.“ Vorhanden seien immer auch eine Küche und ein Sozialraum beziehungsweise ein Treffpunkt, die als Schnittpunkte dienen und wo neue Ideen aus der Interaktion des Miteinanders entste hen können und sollen. Bisher gibt es die Otelos in Vorchdorf, Gmunden, Vöckla bruck, Kirchdorf und in Ottenheim. Die Jugend für Technik begeistern „Wir bieten den Raum nicht nur zum Spielen an, sondern arbeiten auch mit der regionalen Industrie zusammen, wenn die Ideen in Richtung Professionalisierung gehen“, fährt Reiter fort. Ihm zufolge gibt es enge Kooperationen, und Otelo bietet gerne Schützenhilfe und Kontakte. Erfolgreiches Beispiel ist eine Gruppe von Leuten, die sich vor zwei Jahren über ein Otelo kennen lernten und intensiver mit 3D-Druckern auseinandersetzten. Die Zusammenarbeit gipfelte in der Gründung einer Firma – dem nächst soll der Drucker tatsächlich produ ziert werden. Um gerade die Jungen für Technik zu be geistern, gibt es auch ein Kinderprogramm, bei dem verschiedene Workshops für unter schiedliche Altersklassen angeboten werden. „Das Problem ist oft, dass die Kinder einfach Bestseller 5|6 2013 Bettina Hutterer/OTELO Vorchdorf, krmepler, goetz D Rebekka Krempler: „Die gemeinsame Liebe zum Musical hat mir geholfen, in der Pubertät die Verbindung zu meiner Mutter nicht zu verlieren.“ Kampf dem Gruppenzwang keinen Zugang haben. Sie sollen einen Einblick in Technik bekommen – auch weil es gerade in technischen Berufen einen Fachkräftemangel gibt“, wie Reiter erzählt, „über dieses Angebot kommen auch wieder Firmen-Kooperationspartner hinzu.“ Gegen die Wegwerfgesellschaft Derzeit widmet sich Reiter unter anderem dem Otelo Repair Café: In einer Kaffeehausatmosphäre werden kostenlos Reparatur leistungen angeboten. Die Idee dazu stammt eigentlich aus den Niederlanden und Reiter entdeckte das Prinzip zufällig im Netz. „Nachdem ich selbst immer wieder Sachen repariere, dachte ich, dass sich das fürs Otelo eignet. Es wird auch sehr gut angenommen.“ In den Otelo-Räumlichkeiten werden Dinge gemeinsam mit den Eigen tümern wieder instand gesetzt – primär Elektro- und Haushaltsgeräte, aber auch die Reparatur von Textilien ist nicht ausgeschlossen. „Der Fokus liegt auf der Wissensvermittlung und dass man gegen die Wegwerfgesellschaft arbeitet. Denn leider ist es oft rechnerisch günstiger, etwas wegzu werfen und neu zu kaufen. Ressourcen sind aber endlich.“ In Holland gibt es laut Reiter seit der Gründung 2005 schon über hundert solche Repair Cafés – es besteht also durchaus Nachfrage, wobei sich diese Projekte lediglich als Ergänzung zu bestehenden Werkstätten verstehen und diese keinesfalls ersetzen können, wie Reiter weiter ausführt. „Ich mache das neben meinem Beruf als Elektronik-Entwickler freiwillig. Mein persönlicher Antrieb dafür ist es, dass man mit neuen Leuten und mit neuen Ideen zusammenkommt, ohne dass man weit fahren muss“, so Reiter abschließend. Neben seiner Berufstätigkeit hilft er auch noch im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb bei der Produktion und Vermarktung von Milch produkten, Fruchtsäften und Mosten mit und leitet eine Pfadfindergruppe in Vorchdorf. Weitere Informationen gibt es unter www.otelo.or.at sowie unter repaircafe.de. Lana Gricenko Bestseller 5|6 2013 Wie eine 16-Jährige ihre Musical-Leidenschaft altersunüblich verteidigt. M it zwölf Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für Musicals: „Tanz der Vampire“. Wieder und wieder schaute sie sich das Musik-Tanz- Theater an, opferte ihr Taschengeld, ihr Geburtstags-, ihr Oster-, ihr Weihnachtsgeschenkgeld, ihr Geld von Oma, Tante usw. „Seitdem bin ich Musical-begeistert“, gibt die heute 16-jährige Rebekka Krempler zu, Tochter der in der Werbeszene gut bekannten Carola Krempler. Viele Stücke sieht sie sich bis zu zehn Mal an und es gibt wenige Urlaube, die keine MusicalAufführungen beinhalteten – Hamburg, New York, Los Angeles, St. Petersburg. „Ich kann bei einer Aufführung einfach alles vergessen, tanze und singe ja selbst für mein Leben gern.“ Während ihre Freunde am Wochenende Party feiern, stellt sich Rebekka um eine Rest karte für 15 Euro an, wenn es keine gibt, nimmt sie die Stehkarte für fünf Euro. „Klar haben mich meine Klassen kameraden oft deswegen verarscht, das hat mich auch sehr gekränkt, aber meine Mutter hat mir immer gesagt: ‚Bleib bei dir, das sind nur deine Schulkameraden. Deine Freunde suchst du dir selber aus.‘ Das hat mir sehr ge holfen, mich dem Gruppenzwang zu widersetzen.“ Und ja, die Bühne ist mittlerweile auch ihr eigener Traum. Doris Raßhofer Mündige Konsumbürger Warum sagt Hermann Maier, dass Raiffeisen toll ist? W enn es um die Familienanschaffung von technologischen Innovationen geht, geben Kinder immer öfter das Kommando. Das birgt Verantwortung. Elisabeth Götze forscht an der Wirtschaftsuniversität Wien in Sachen Kindermarketing: „Konsum ist nichts Schlechtes. Marketing auch nicht. Aber Eltern s ollten Kinder beim Erlernen von beidem begleiten.“ Ein kritisches Hinterfragen bei jedem Konsumwunsch – „brauch ich das wirklich?“. Stärkung des Selbstwertgefühls – „du bist nur cool, wenn du das auch hast“ ist uncool. Augen und Ohren von Kinder schulen: Wo ist überall Werbung und Product Placement im TV-Programm versteckt? Warum sagt Hermann Maier, dass er Raiffeisenbank toll findet? Auch Hersteller haben Verantwortung: „Kleine Kinder empfinden Werbung als Information, die sie kritiklos aufnehmen“, so Götze, „Unternehmen sollten dieses blinde Vertrauen nicht ausnützen.“ Also: Verpackung nicht überdimensionieren, keine frühe Obsoleszenz, Geschmackswunderversprechen sind tabu. Und Gesetze? „Das sind Rahmenbedingungen zum Schutz von Kindern, nimmt aber den Eltern nicht die Aufklärung ab.“ Doris Raßhofer Elisabeth Götze: „Der Fernseher ist kein Babysitter. Kinder müssen den Umgang mit Konsum und Marketing lernen wie lesen, schreiben, rechnen.“ 49 Die Weisheit der Masse anzapfen, das wollen heute auch Journalisten. Kuratieren statt recherchieren lautet die Devise. Doch Crowdsourcing wirft auch neue Fragen auf. Zum Beispiel, warum Freiwillige da überhaupt mitmachen wollen. Text von Jakob Steinschaden Pfadfinder. Die Gehwege, die Ende der 1960er am Campus der Universität Oregon angelegt wurden, laufen noch heute kreuz und quer durch die Wiesen der Anlage. Aus der Vogelperspektive von Google Maps gesehen, heben sie sich mit ihrem unorthodoxen Durcheinander deutlich ab von den umliegenden Straßen, die typisch amerikanisch mit dem Lineal gezogen wurden. Erst, wer die Wege am Boden nachgeht, erkennt ihren Sinn: Sie sind die optimalen Routen, um am Campus von A nach B zu gelangen. Die weltberühmten Pfade sind das Ergebnis des „Oregon-Experiments“, das der in Wien geborene US-Architekt Christopher Alexander umgesetzt hat. Ende der 1960er verlangten die Studenten der Universität mehr Mitbestimmung, und einer ihrer Erfolge sind diese Wege. Anstatt, wie seit Jahrhunderten gewohnt, die Wege am Reißbrett zu planen, ließ Alexander Gras pflanzen und wartete einfach mal ab. Als sich nach einiger Zeit Trampelpfade bildeten, wurden diese als die heutigen sogenannten „Desire Lines“ angelegt. „Bottom-up“ statt „top-down“ – das Experiment gilt noch heute als Beleg dafür, wie gut Schwarm intelligenz funktionieren kann, und wirkt bis in den Journalismus hinein, der sich einem neuen Betätigungsfeld zuwendet: dem Crowdsourcing. Die Perlen aussieben „Bürgermedien hatten ein nicht ganz anständiges Image, wurden als Schmuddelecke wahrgenommen. Durch das Internet haben unten Geschichten von 50 Bestseller 5|6 2013 wichtig, wenn es darum geht, eine Story zu auf der Straße behalten konnten, Leser sie diesen Charakter verloren, niemand dazu auf, ihre Eindrücke einzuschicken, die verbreiten, das gehört heute zum journalis würde sagen, YouTube sei eine Schmuddel tischen Handwerk dazu. Ich denke, die Zei dann in Artikeln weiterverwertet wurden. ecke. Da ist klar: Da sind Perlen drinnen, ten, an denen man an seinem Schreibtisch Außerdem halfen dem Guardian Tausende und unsere Aufgabe ist es, diese zu finden saß und jeden Tag eine Geschichte getippt bei der Auswertung von mehr als 450.000 und in einem neuen Kontext und kompakt hat, sind vorbei.“ Ausgabenbelegen britischer Parlamentarier, zugänglich zu machen“, sagt der deutsche um Spesenbetrug aufzudecken – eine Auf Mediensoziologe Volker Grassmuck. Mit Die Crowd außer Kontrolle gabe, die ein kleines Redaktionsteam nicht dem Boom von Blogs, Social Media (früher „Es ist eine der spannendsten Fragen unserer bewältigt hätte. In Deutschland setzt das sagte man noch „User-generated Content“ Zeit, wie weit diese Zusammenarbeit gehen ZDF aktuell Crowdsourcing-Technologien dazu) und Smartphones wird das Netz täg kann und wo die Grenzen sind. Ich kann lich mit schier unbegreifbaren Datenmengen ein, um die Aussagen von Politikern zu mir keine medientheoretisch begründbare checken. Unter h ttp://zdfcheck.zdf.de kön überflutet. WordPress, der führende BlogGrenze vorstellen, die sagt: Crowdsourcing nen Leser Fakten beisteuern, diese werden Anbieter, verzeichnet pro Monat 41,5 Milli geht bis dahin, und alles andere darüber von der Redaktion geprüft. Die Aussage onen neue Einträge und 53,2 Millionen hinaus können nur die Profis machen“, sagt neue Kommentare. Bei YouTube werden pro „Die Einkommensschere schließt sich seit Mediensoziologe Grassmuck. „Die Vorstel Minute 72 Stunden Videomaterial hochgela drei Jahren wieder“ von Ursula von der lung, dass nur die Experten eine Enzyklo Leyen (CDU) wurde auf der Webseite be den. Auf den Servern von Facebook landen pädie wie die Wikipedia schreiben können, reits widerlegt. pro Tag mehr als 300 Millionen Fotos, und ist widerlegt. Aber natürlich gibt es auch Die US-Online-Zeitung Huffington Post, bei Twitter werden 400 Millionen Kurznach innerhalb der Wikipedia die Diskussion: Wie die ab Herbst auch Deutschland und Öster richten alle 24 Stunden veröffentlicht. können wir Artikel verbessern, wie können reich mit Online-News und Meinungsbei Diese massive Verschiebung in Sachen wir Experten ranholen, die mitschreiben trägen versorgen will, hat das Crowdsour Content-Produktion von Profis hin zu oder zumindest begutachten?“ cing sogar zum Geschäftsmodell erhoben. Privatpersonen macht vielen Journalisten Zwei Beispiele, die beide ohne die über Nur wenige der Inhalte stammen von ange Angst. Content sei heute nichts mehr wert, mit dem Echtzeit-Internet könne man in der stellten Redakteuren, den großen Rest liefern geordnete Rolle des Journalisten als Kurator Blogger, Experten oder einfach leidenschaft verliefen, zeigen, wo diese Grenze verlaufen Berichterstattung nicht mehr mithalten. liche Online-Schreiber gratis zu – im Gegen könnte. Beim Projekt GuttenPlag, bei dem Doch was die einen als Gefahr sehen, neh engagierte Internetnutzer Anfang 2011 in men andere als Chance. Die Online-Ausgabe zug bekommen sie die Reichweite der einem Online-Wiki Plagiate in der Disserta der britischen Qualitätszeitung Guardian ist Webseite. „Bei der Huffington Post sind nur 25 bis 30 Prozent der Artikel selbst geschrie tion von Deutschlands ehemaligem Verteidi eines der Vorreiter-Medien, die auf Crowd gungsminister Karl-Theodor Freiherr zu ben. Man ist nicht mehr nur ein Reporter, sourcing im Journalismus setzen und die Guttenberg aufdeckten, wurde echter Mehr sondern kuratiert die Inhalte auf der Nutzerdaten zum Teil ihrer Berichterstat wert mit kollaborativer Arbeit geschaffen – Website. So arbeiten die meisten unserer tung machen. Während der tagelangen ge der dazu beitrug, dass Guttenberg schließ Leute“, sagt CEO Jimmy Maymann über walttätigen Unruhen in London im August den Redaktionsbetrieb in mittlerweile sieben lich zurücktrat. Während der Suche nach 2011 forderten die Redakteure, die unmög den Bombenattentätern von Boston im Ländern. „Social-Media-Seiten sind enorm lich einen Überblick über die Geschehnisse Bestseller 5|6 2013 51 „Ich bin überzeugt, dass es nie den Algorithmus geben wird, den man einfach über das Internet laufen lässt und der dann vier Stunden mediale Grundversorgung zusammenstellt.“ Volker Grassmuck, Mediensoziologe pril 2013 schlug das Pendel in die andere A Richtung aus: Nach dem Aufruf des FBI an die Bevölkerung, Hinweise zu Verdächtigen zu liefern, überboten sich Tausende Nutzer der Internet-Community reddit.com im Subreddit „FindBostonBombers“ darin, ebensolche zu liefern. Leider stellten die Amateur-Detektive anhand von Fotos vom Ort des Geschehens nur Unschuldige an den Online-Pranger – mit schrecklichen Folgen. Die Leiche des 22-jährigen Studenten Sunil T., der fälschlich vom Cyber-Mob verdächtigt wurde, fand man schließlich im Bostoner Providence River – seine Familie vermutet Selbstmord. reddit-Manager Erik Martin entschuldigte sich später öffentlich für die „Hexenjagd“. Technologie (Rasen) und die richtige Verfahrensweise (Desire Lines), um aus dem Schwarm die durchaus großartige Qualität herauszuwringen, die den unglücklichen Namen Schwarmintelligenz trägt“, schreibt der Blogger Sascha Lobo mit Bezugnahme auf das Oregon-Experiment auf Spiegel Online. Auch Mediensoziologe Grassmuck sagt: „Ich bin überzeugt, dass es nie den Algorithmus geben wird, den man einfach über das Internet laufen lässt und der dann vier Stunden mediale Grundversorgung zusammenstellt. Professionelle journalis tische Arbeit wird weiterhin die Basis sein. Aber um die Informationsflut bewältigen zu können, brauchen Menschen entsprechende Werkzeuge, etwa Metadaten und das Semantic Web.“ Kuratieren statt recherchieren Vor allem letzteres Beispiel zeigt, dass gerade Die richtigen Werkzeuge und Informanten Was in der Theorie schlau klingt, erweist im Internet die oft gepriesene Schwarm sich in der Praxis dann aber doch als ziemintelligenz Anleitung, Begutachtung und lich schwer. „Man denkt, dass man mit aufeinen Filter braucht. Crowdsourcing haben Medien schon immer betrieben – der Radio- geklärten Journalisten zusammenarbeitet, aber dann muss man ganz praktische Dinge sender Ö3 mit seinen Ö3vern, die von erklären. Das ist wie in der Sendung mit der Österreichs Straßen aus aktuelle Verkehrs Maus“, sagt Nicola Kuhrt, stellvertretende infos an die Redaktion schicken, oder die TV-Sendung „Orakel“ aus den 1970ern etwa Ressortleiterin im Wissenschaftsressort von bauen beziehungsweise bauten schon lange Spiegel Online, über die Umsetzung von Crowd-Journalismus. Sie hat etwa Erfah auf die Crowd, bevor das Wort Crowd rungen damit gesammelt, wie man Grippesourcing überhaupt erfunden wurde. Jeder wellen auf Basis von Lesermeldungen auf Journalist weiß: Die Leser um Tipps zu einer Deutschlandkarte abbilden kann. bitten, ist eine alte Technik, um an interesDoch auch mit der aktiven Teilnahme an sante Geschichten zu kommen – der neugierige Reporter, der im Wirtshaus die Ohren diesen neuen Prozessen sei es so eine Sache: „Die Leute müssen sich erst einmal daran spitzt, ist das Paradebeispiel dafür. gewöhnen, dass es das jetzt gibt, und lernen, Doch gerade im Netz erweist sich die wie es funktioniert“, so Kuhrt. Der deutsche Leitung durch einen Kurator als essenziell, wie der reddit-Vorfall zeigt. „Es braucht Takt Wissenschaftsautor Ralf Grötker etwa versucht mit dem Web-Portal debattenprofis.de, geber (Christoph Alexander), die geeignete 52 eine „Community aus Spezial-Nerds“ aufzubauen. Ihm geht es darum, die r ichtigen zehn bis 15 Personen aus der Masse herauszufischen. „Mit redaktionellen Inhalten können wir uns abstrampeln, wie wir wollen, der größte Einfluss auf die Qualität der Kommentare ist die Community“, sagt Grötker. Technologische Unterstützung für journalistische Crowdsourcing-Projekte bietet die kleine Berliner Firma OpenDataCity, die bereits für die Online-Ausgaben der taz, der Süddeutschen, der WAZ oder der Zeit tätig wurde. „Leute können helfen, eine Geschichte zu erzählen, indem sie Daten spenden“, so Marco Maas von OpenData City. Er hat etwa bei Visualisierungen von Zugverspätungen, Parteispenden oder Fluglärmbelastung mitgearbeitet und meint: „Wenn man durch einen Wust an Dokumenten nicht selbst durchwühlen kann, kann man eine Plattform aufbauen, wo Leser helfen können, das Material zu sichten.“ Nicht geklärt ist allerdings noch die Frage, warum Menschen bei solchen Crowdsourcing-Projekten freiwillig ihre Zeit und ihr Wissen einbringen. So kann man etwa vermuten, dass Leute, die mit dem Klarnamen posten, das Rampenlicht suchen, während sensible und persönliche Geschichten oft gerne anonym erzählt werden. Diese Kenntnis wäre essenziell in der Beurteilung der eingereichten Informationen durch den Redakteur. Heute müssen diese in ihrer sich verändernden Arbeit aber eher Mutmaßungen darüber anstellen. Mediensoziologe Grassmuck: „Wir müssen noch herausfinden, was Menschen motiviert, da mitzumachen. Dazu gibt es zwar einige Forschung, aber letztendlich ist es eine ungeklärte Frage.“ Bestseller 5|6 2013 Die „Appsolut“ beste App im ÖWA-Netzwerk * : Höchste Reichweiten für Ihre mobile Werbung! www.laola1.at *Quelle: ÖWA März 2013. SPIRIT OF SPORTS Kontakt: Mag. (FH) Philipp Appelt Email: [email protected] Telefon: +43 1 256 31 41 517 Die meisten Zugriffe für die LAOLA1.at App: - UC: - Visits: - PI´s: 194.229 2.210.996 18.048.742 „PR ist Geschichtenerzählen. Was sonst?“ Die klassische Medienarbeit sei tot. Sagt man. Social Media ist überall. Sagt man. Und ohne Content Marketing und Storytelling gehe in Zukunft sowieso gar nichts mehr. Wirklich? Text von Yvonne Widler | Ranking von Carolin Daiker | Fotos von Karl Michalski Ranking. Wie geht es der österreichischen PR-Branche? Die richtige Antwort wäre wohl „gut und schlecht“. Denn es gilt auf der einen Seite natürlich, die allerorts beklagten Budgetkürzungen zu verdauen, auf der anderen Seite tun sich spannende neue Felder, Hoffnungen und Herausforderungen auf. Die Budgetknappheit ist in diesen Zeiten kein Charakteristikum, das alleine der PR-Branche zuzuschreiben ist, prägt jedoch naturgemäß das Geschäft und Susanne Senft, PRVA-Vorstandsmitglied und Geschäftsführerin PR Quality Austria, findet an der Reduktion auch durchaus etwas Gutes: „Das zwingt Auftraggeber und Auftragnehmer dazu, sehr viel genauer über Kommunikationsziele, die richtige Strategie und die geeigneten Maßnahmen nachzudenken.“ Auch Sepp Tschernutter, CEO Grayling Austria, spürt einen klaren Trend zu mehr Leistung für weniger Honorar. „Für uns heißt das noch stärkere Konzentration auf den Mehrwert, den eine gute PR-Agentur liefern kann. Der Trend zu Beauftragungen auf Projektbasis lässt sich kaum aufhalten. 54 Langfristige Rahmenverträge werden immer seltener.“ Axel Zuschmann, Geschäftsführer Ecker & Partner, formuliert es noch etwas schärfer: „Zu kämpfen hat die Branche nach wie vor mit überzogenen Erwartungshaltungen, schlampigen Briefings und einer Ausschreibungspraxis im öffentlichen Bereich, die PR-Leistungen meist genau so behandelt wie den Einkauf von Büromöbeln.“ Martin Bredl, Geschäftsführer Take Off PR, sieht es aber positiv: „Die Arbeitsmarkterwartung zeigt nach oben. Die Werbeausgaben sind 2012 laut Focus um 6,3 Prozent gewachsen, und man kann annehmen, dass PR mindestens in diesem Umfang auch gewachsen ist.“ Kaum Verständnis hierzulande Für Susanne Senft ist all das Gesagte eine Herausforderung, der man mit offenen Armen entgegengehen sollte. „Ich denke, dass die Branche eine sehr spannende Phase durchlebt, in der sich vieles ändert, die Basis aber gleich bleibt. Gute PR-Berater waren immer schon Strategen, und diese Qualifikation brauchen wir jetzt mit all Bestseller 5|6 2013 Erneut Platz eins Grayling Austria ist ein weiteres Mal auf dem ersten Platz gelandet. 45 Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Agentur gut läuft. Derzeit werden knapp 50 nationale und internatio nale Kunden betreut. Zu den wichtigsten Kundengewinnen im Jahr 2012 gehört der globale Kommunikationsetat der Kapsch Group, Grayling Österreich ist Lead-Agentur für die internationale PR. Weitere neue Kunden sind Doka, Primark und Deloitte. Neu ist auch die OMV-Kampagne „Österreich sucht die Technikqueens“. 1 Sepp Tschernutter, Chief Executive Officer Grayling Austria, zeigt sich stolz ob seines stabilen und erfolgreichen Teams: „Digital wie analog, natio nal wie international sind wir gut aufgestellt. Unser breit gefächerter und langjähriger Kundenstamm, unsere Marktposition sowie Grayling Austria diverse Auszeichnungen bestätigen, dass wir mit dieser Strategie richtig liegen. Wir sind in Honorarumsatz 2012: diesem Jahr gleich dreifach für den Österreichi 7,285 Mio. schen PR-Staatspreis nominiert worden. Inter national gewann die ‚Grayling Pulse‘-Umfrage den Sabre Award in der Kategorie Agency Marketing.“ Von links nach rechts: CEO Sepp Tschernutter mit den Managing Directors Sigrid Krupica und Bernhard Hudik The Skills Group GmbH · [email protected] · + 43 - 1 - 505 26 25 An affiliate of Fleishman-Hillard International Communications * * Öffentlichkeit braucht Skills. Das Engagement Ihrer Mitarbeiter. Das Vertrauen Ihrer Kunden. Ihre Reputation in den Medien. Vieles von dem, was Ihren Erfolg ausmacht, erreicht man nur mit besonderen Fähigkeiten. Wir sorgen für maximale Wirkung Ihrer Öffentlichkeitsarbeit und messbaren Erfolg. Mehr Skills unter: www.skills.at * Von links nach rechts: Eigentümer Dietmar Ecker mit den Geschäftsführern Nicole Bäck-Knapp und Axel Zuschmann. 2 Ecker & Partner Qualität vor Quantität Ecker & Partner Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs sichert sich auch dieses Jahr wieder den zweiten Platz. Die Agentur zählt 38 Mitarbeiter und konzentriert sich in erster Linie auf strategische Kommunikationsberatung mit den Schwerpunkten Krisenkommunikation, Litigation-PR, Public Affairs und Corporate-PR. Die Agentur betreut derzeit rund 70 Kunden. Die wich tigsten Neukunden aus dem Jahr 2012 sind Sony Mobile Communications, Lyoness, Alpine, Novartis und Eli Lilly. Geschäftsführer Axel Zuschmann resümiert das Ausklingen des letzten Jahres „mit einem sehr guten Ergebnis und einer Konsolidierung auf hohem Niveau. Wir hatten etwas weniger Honorarumsatz, auch deshalb, weil einige Kampagnen ausgelaufen sind, aber dafür einen besseren Ertrag. Für uns geht Qualität vor Quantität und Marge vor Umsatz – darauf kommt es an, und auf diesem Weg sind wir sehr gut unterwegs.“ 56 Honorarumsatz 2012: 5,152 Mio. den neuen Disziplinen ganz besonders.“ Mit all den neuen Disziplinen? Was ist über haupt neu? Hier scheiden sich die Geister innerhalb der Branche. „Ich persönlich gehöre nicht zu denen, die meinen, dass klassische Medienarbeit ein Auslaufmodell ist. Im Gegenteil, je schwieriger die Rahmen bedingungen, umso besser und differenzier ter muss sie sein“, so Senft. Bei der hohen Bedeutsamkeit von Social Media sind sich jedenfalls – fast – alle einig. „Generell wird die Social-Media-Komponente als integraler Bestandteil von PR-Kampagnen weiterhin an Bedeutung gewinnen“, meint Beatrix Skias, Geschäftsführerin Kobza Integra, zum Thema. Ein bisschen neutralisiert wird der Hype von Martin Bredl, der Social Media eher als Teil eines großen Ganzen sieht. „Insgesamt glauben viele in der Branche, wenn sie jetzt auch in Social Media etwas machen, einen Schritt vorwärts gemacht zu haben. Unsere Freunde in den USA denken dagegen, dass Europa in Social Media stecken geblieben ist. Der nächste große Schritt ist – ausgehend von den USA – Content Marketing. Da spielen Social Media wieder eine Rolle, aber der Schwerpunkt ist Content. Das haben in Österreich noch ganz wenige verstanden. In Deutschland ist das ein Riesenthema.“ Vor allem Bredl und seine Mannschaft haben sich hierzulande dem Content Marketing verschrieben. Ziel ist es, mit Inhalten statt mit Werbung Aufmerk samkeit zu erreichen und in Folge eine Be ziehung mit möglichen Kunden aufzubauen. Für ihn ist klar, dass – auch wenn man das in Österreich nicht so merkt – klassische Medien an Einfluss verlieren werden. PRAgenturen sollten sich demnach darauf einstellen, dass sich der Schwerpunkt der Arbeit von klassischer Pressearbeit auf neue Kanäle verlagern wird. Die ersten deutli chen Auswirkungen sehe man nun bei den großen Brands wie Red Bull oder Coca-Cola. Dabei sei Content Marketing für kleinere Unternehmen eigentlich besser geeignet, denn hier entscheide nicht die Größe des Werbebudgets über den Erfolg, sondern die Qualität des Inhalts. „Das umfasst Branding, Bestseller 5|6 2013 Website-Entwicklung, Content-Strategie, Content-Produktion, Social Media, Presse arbeit, Online-Werbung und Lead Management. PR-Leute, die sich bei diesen Themen Kompetenzen aufbauen, werden in Zukunft gefragt werden“, prognostiziert Bredl. Ein alter Hut? Dass Veränderungen und Fokussierung auf neue Themen nun mal dazugehören, ist für Annabel Loebell, Geschäftsführerin loebell & nordberg, ganz normal. „Vor zehn Jahren waren es Megaevents, vor drei Jahren wollte jeder in die Social-Media-Welt investieren, jetzt muss es Content Marketing und Storytelling sein.“ Apropos Storytelling: Dass das Geschichtenerzählen das A und O der PR ist, ist für Wolfgang Rosam, geschäftsfüh- auf ‚alten Wein in neuen Schläuchen‘ anrender Gesellschafter Rosam Change Comkommt, sondern auf die Qualität der Beramunications, ein unabdingbares Faktum. tung und der Umsetzung.“ Skias dazu: Klienten würden die Agenturen mit Informationen füllen und demnach zu Recht er- „Neu ist der Ansatz um Content Marketing nicht. Inhalte mit hoher Qualität und Mehrwarten, dass diese eine tolle Story darüber wert maßgeschneidert für die jeweils adreserzählen können. „PR ist Storytelling, was sierte Zielgruppe fernab von werblichen sonst?“, erklärt er. Mit der Begrifflichkeit Botschaften zu produzieren, ist seit jeher Content Marketing hingegen fängt Rosam Teil guter, professioneller PR. Aber im nicht viel an. „Ich glaube auch, dass der Mehrheit meiner CEOs das nicht geläufig ist, Kampf um die öffentliche Aufmerksamkeit zählen nicht immer die besten Fakten, sonweil es ihnen egal ist, mit welchen neuen dern die besten Geschichten, die wir rund super Begriffen wir etwas ‚benamsen‘. Als um Marken und Produkte erzählen. Gutes ich vor zehn Jahren Change CommunicaFraming – Verknüpfen von Botschaften und tion bei uns einführte, wollte mir die WirtUnternehmenswerten – sowie Einbetten schaftskammer dafür nicht einmal einen der Story in ein gesellschaftlich relevantes Gewerbeschein ausstellen, weil sie nicht wusste, was sie mit diesem Begriff anfangen Thema, das auf der öffentlichen Agenda steht, generiert diese Aufmerksamkeit. sollte. Ich will damit sagen, dass es nicht Plötzlich ist jeder Journalist Jeder textet, postet, publiziert, chattet, bloggt, twittert, schreibt und spricht. Immer. Überall. Und jetzt? Grayling. 900 Experten für Public Relations, Public Affairs und Investor Relations in 70 Büros weltweit. www.grayling.at Menschen neigen dazu, vieles . . . gute Kommunikation kann das rasch ändern ! nur schwarz-weiß zu sehen . . . [email protected] www.rosam.at Wolfgang Rosam, geschäftsführender Gesellschafter Eine gut gewählte Bildsprache, die genauso konzeptionell überlegt sein will für das Unternehmen und für eine Marke, ist dabei von großer Bedeutung.“ Aber ja, aktuell werde der Begriff besonders gehypt. „Wir spielen heute in allen Arten von Medien: Earned Media, also klassische Medienarbeit, Paid Media, Kooperationen, Shared Media, in den sozialen Netzwerken, und auch Owned Media, in den eigenen Kanälen des Kunden“, erklärt Saskia Wallner, Geschäftsführerin Ketchum Publico, in ihrer Agentur verwendet man dafür gerne den Namen „Converged Media“. Österreich habe hier sicher Aufholbedarf, international sei man schon viel weiter, das „Ridebook“ von Harley-Davidson oder Cokes Klassiker „Content 2020“ – eine unterhaltsame Zusammenfassung der Content-Strategie – seien gute Beispiele dafür. Wir resümieren also: Content ist immer noch King, auch wenn sich die Geister bei den Begrifflichkeiten mancherorts scheiden. Auch Christian Krpoun, Managing Partner von currycom communications, betont die Wichtigkeit des Geschichtenerzählens. „Wir wachsen mit Geschichten auf, sie prägen unser intellektuelles oder auch kulturelles Verständnis sowie unsere Erlebniswelten. currycom hat bei der Wiedereinführung der Marke Puch in Österreich nahezu ausschließlich auf Storytelling gesetzt und wurde dafür heuer mit dem Best PRactice Award in Silber ausgezeichnet“, so Krpoun. Aber Content Marketing ist auch für ihn bloß eine andere Beschreibung für etwas, das schon lange passiert. Authentizität und Glaubwürdigkeit Bei der ganzen Diskussion um neue Disziplinen und Termini sollte man die Basis nicht aus den Augen verlieren, und die ist für Michael Obermeyr, Geschäftsführer Reichl und Partner PR, schlichtweg Vertrauen. Er zeigt sich nachdenklich ob der Entwicklungen in den letzten Jahren und appelliert an die Branche: „Das, was PR bewirken kann, nämlich nachhaltig Vertrauen aufzubauen, wurde von unterschiedlichsten Seiten in den letzten Jahren mit Füßen getreten, Vertrauensgrundlagen wurden zerstört. Es bedarf eines solidarischen Kraftaktes, die Gesellschaft an sich muss am Wiederaufbau des Vertrauens arbeiten. Und die Strukturen, die diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten und des Hochmutes begünstigt haben, gehören beseitigt.“ 60 3 Rosam Change Communications Change ist Hauptthema Honorarumsatz 2012: 3,820 Mio. Auch dieses Jahr landet Rosam Change Communications auf dem dritten Platz. Die Agentur mit zwölf Mitarbeitern setzt nach wie vor auf das, was der Agenturname verrät. „Wir haben vor zehn Jahren Change Communication in Österreich als erste Agentur eingeführt. Heute hat das jede Agentur in ihrem Portfolio. Change ist nach wie vor unser Hauptthema, im Sinne von strategischer Kommunikationsberatung.“ Derzeit werden rund 25 Kunden strategisch betreut. Neukunden wurden der größte IT-Dienstleister Europas, Atos, sowie die Handelshäuser bauMax und kika/Leiner. Wolfgang Rosam, geschäftsführender Gesellschafter, beschreibt das letzte Jahr als „durchwachsen“. Dank Hochegger und Co. sei das Lobbying zusammengebrochen und die strategische Beratung angewachsen. „Am Ende hatten wir zehn Prozent weniger Honorar als im Jahr davor.“ Preise und Auszeichnungen sind für Rosam kein Thema mehr. „Nachdem ich schon vor vielen Jahren dreimal den PR-Staatspreis gewonnen habe, überlasse ich das Feld für Preise und Auszeichnungen Jüngeren.“ Bestseller 5|6 2013 APA-Campus Hier bleiben Sie gerne sitzen : Jetzt anmelden us.at w w w.apa-camp Das Weiterbildungsangebot der Austria Presse Agentur APA-Campus hat das Wissen und Know-how der Nachrichtenagentur – und gibt es gerne weiter. Direkt in der APA-Zentrale vermitteln Top-Referenten die Top-Themen für erfolgreiche Medien- und Kommunikationsarbeit. Foto: APA www.apa-campus.at Co rp or at M ed e P R ie ( n Be arb inkl. Co ei ra t( rp tu in or kl at Lo ng, .M e S bb Id e c en di hu yi e tit nk lu Em ng / y) oo ng P pe pl u , C b ra oy l o i t c io er ac In ne hi Br Aff ve n) ng ai an st rs or di ng Ve Re ra ns latio ns Co talt u rp or nge at n Is ( e su So a l s T e ei ci M ld al an kl Re es P as ag Rs. em sp Ko o C Co orp ent nsib nze pt o ( i nt i lit s) en rate nkl. y tM On Pu Kris en lin ar bl m is ke ean tin hin ag So PR em g g ci en al t) M So ed ns ia tig CM es S Besteller-PR-Agentur-Ranking 2012 Geschäftsfelder Angaben in Prozent Rang Agentur ’12 ’11 Honorarumsatz in Mio. Euro Veränderung 2012 2011 in % Mitarbeiter Kunden fixe/freie 1 1 Grayling Austria 7,285 7,625 -- 4 % 45/0 50 10 10 5 10 5 5 5 10 10 5 5 10 10 2 2 Ecker & Partner 1 5,152 5,697 --10 % 38/0 70 27 10 0 7 0 3 7 0 20 0 3 3 102 103 3 3 Rosam Change Communications4 3,820 4,201 -- 9 % 12/0 25 20 0 0 20 0 0 0 0 20 0 0 0 0 405 4 4 ikp PR und Lobbying 3,432 3,243 +6 % 36/4 55 15 20 5 5 5 0 0 5 10 15 5 5 10 5 5 The Skills Group 2,603 2,452 +6 % 16/2 31 20 20 10 5 5 5 5 0 15 5 0 0 10 0 • 6 6 currycom communications 1,940 1,914 +1 % 30/20 30 20 15 10 3 5 0 15 7 5 10 0 0 10 0 • 7 – asoluto public + interactive relations 1,696 – -- 21/0 30 20 15 0 5 5 0 10 0 10 5 0 10 20 0 • 8 9 Kobza Integra PR 1,404 1,380 +2 % 10/2 15 20 25 5 0 0 0 10 3 10 20 2 2,5 2,5 0 9 7 Public Interest Consultants6 1,265 1,718 -- 26 % 6/1 13 0 0 100 0 0 0 0 0 0 10 11 Unique PR 1,175 1,065 + 10 % 12/2 20 20 20 5 20 0 0 10 0 20 0 0 11 12 Reichl und Partner PR 1,009 1,004 +1 % 11/0 40 30 0 0 0 20 0 0 10 0 0 0 12 – Milestones in Communication 0,995 – -- 15/0 40 0 30 10 0 0 0 0 10 0 10 0 10 30 0 0 10 10 0 15 10 0 5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 0 0 0 507 13 10 alphaaffairs 0,989 1,145 --14 % 14/7 21 10 15 10 0 5 0 15 10 15 0,900 0,982 -- 8 % 12/0 30 15 25 5 0 0 5 20 15 16 Himmelhoch 0,735 0,609 + 21 % 11/3 25 20 30 5 0 0 5 10 5 5 5 5 5 5 0 16 18 loebell & nordberg 0,644 0,520 + 24 % 6/2 16 20 20 20 0 0 0 15 0 15 0 0 5 5 0 17 17 Gassner & Hluma Communications 0,605 0,554 +9 % 6/1 10 10 40 10 0 0 0 0 0 0 25 0 10 5 0 0 18 – themata|kommunikation 0,480 – -- 4/1 14 10 20 5 0 15 0 20 5 0 0 10 10 5 0 19 20 mayway Werbung & PR 0,494 0,500 --1 % 7/0 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 95 0 0 0 20 22 Bauer PR 0,441 0,422 +5 % 4/1 6 0 50 0 0 0 0 0 0 50 0 0 0 0 0 21 – Radix Pure 0,435 – -- 5/0 8 20 20 5 0 0 0 0 0 30 10 0 0 15 0 22 23 PR Plus 0,432 0,409 +6 % 9/1 15 0 80 2 0 0 0 10 0 0 0 8 0 0 23 26 PR für Markenwachstum 0,426 0,350 + 22 % 5/0 20 35 30 5 0 0 0 5 5 5 5 0 5 5 0 24 21 Pzwei. Pressearbeit 0,424 0,450 -- 6 % 7/1 35 0 60 15 0 0 0 5 0 0 20 0 0 0 0 0 0 25 19 comm:unications 0,402 0,507 -- 21 % 5/4 11 20 30 25 0 5 0 0 0 10 0 0 0 5 5 26 24 Conclusio PR 0,353 0,404 --13 % 8/0 20 25 25 30 5 0 0 0 0 5 5 0 3 2 0 27 27 Melzer PR Group 0,324 0,307 +6 % 4/13 13 50 10 10 0 0 20 0 0 10 0 0 0 0 0 28 25 Sery* Creative Communications 0,284 0,352 --19 % 1,5/1 10 25 15 0 0 0 0 0 0 10 35 0 0 15 0 29 28 Public Health PR 0,255 0,222 + 15 % 3/3 13 15 30 25 0 0 0 15 0 5 0 0 5 5 0 20 20 20 0 0 0 5 0 5 0 5 5 20 0 0 0 0 0 10 0 10 0 0 0 10 0 30 – BrandensteinCom 0,165 – -- 2/3 7 31 29 comm·in PR 0,149 0,145 +3 % 0/3 k. A. 01Grayling Austria GmbH www.grayling.at, [email protected] Mitglied PR Quality Austria Internationale Network-Anbindung Grayling International Geschäftsführung Sepp Tschernutter (CEO), Sigrid Krupica (Managing Director), Bernhard Hudik (Managing Director) Eigentümerverhältnisse 91,5 % Grayling International, 8,5 % CMC AG Aktuelle Referenzkunden A1, A.T. Kearney, AMS Österreich, aspern Die Seestadt Wiens, Austrian Development Agency, Coca-Cola, Costa Kreuzfahrten, Deloitte, Doka, Dr. Hauschka, Emirates, FMMI (Fachverband Maschinen & Metallwaren Industrie), ITS Billa Reisen/Jahn Reisen, Kapsch Group, Kattus, klima:aktiv mobil, Lanxess, Land Rover, Mondelēz (vorm. Kraft Foods), Nokia, OMV, Oesterreichs Energie, Österreichische Bundesforste, PayLife Bank, Quality Austria, Reckitt Benckiser, Spotify, Telekom Austria Group und Xing Umsatzbestätigung Heller Consult Tax and Business Solutions GmbH, Wien 02Ecker & Partner Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs GmbH www.eup.at, [email protected] Ist mit 30 % an der Leading Advisors Group beteiligt Social Media: über die Tochterfirma Digital Affairs 3 Sonstige Geschäftsfelder: Litigation PR 1 2 62 60 10 • 0 14 13 wiko wirtschaftskommunikation 0 • • • Internationale Network-Anbindung Burson-Marsteller Geschäftsführung Nicole Bäck-Knapp, Dietmar Ecker, Axel Zuschmann Eigentümerverhältnisse 25 % Dietmar Ecker, 50 % Dietmar Ecker GmbH, 12,5 % Bäck Beteiligungs GmbH, 12,5 % Axel Zuschmann GmbH Aktuelle Referenzkunden card complete, EMC, Fujitsu Technology Solutions, Hervis, Hipp, Immo finanz, Konzerthaus, Lyoness, Media-Saturn, oekostrom, Parship, Remax, Tchibo Eduscho, Sony, Verband der Brauereien Österreichs, Wiener Linien Umsatzbestätigung Casapicola & Gross Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH, Wien 03Rosam Change Communications GmbH www.rosam.at, [email protected] Ist mit 36 % an der Leading Advisors Group beteiligt Sonstige Geschäftsfelder: Change Communications Geschäftsführung Wolfgang Rosam Eigentümerverhältnisse 100 % Wolfgang Rosam Privatstiftung Aktuelle Referenzkunden Erste Bank, Wiener Städtische Versicherung, Hofer KG, Signa Holding, Porr, KPMG, Waagner Biro, kika/Leiner, bauMax, Atos, S-Versicherung, Donau Versicherung, Wirtschaftskammer Wien Umsatzbestätigung Casapicola & Gross Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH, Wien 4 5 Bestseller 5|6 2013 04 ikp PR und Lobbying GmbH (Wien, Salzburg, Vorarlberg) ocial Media in Zusammenarbeit mit Agentur Liechtenecker, Mobilitätsagentur Wien (KampagnenS konzept „RadJahr 2013“), Unilever/Dove (PR), J. Faber GmbH (Marken Piaggio, Vespa, Moto Guzzi, Derbi, G ilera, PR), Vienna Marriott Hotel (PR), CNH Österreich/Steyr Traktoren (Kommunikations beratung und PR), Jägermeister (PR), Lavazza (PR), Kellogg (PR) Umsatzbestätigung G & W Steuerberatungs GmbH, Wien www.ikp.at, [email protected] Mitglied PR Quality Austria Internationale Network-Anbindung Porter Novelli Geschäftsführung Peter Hörschinger, Andreas Windischbauer, Susanne Hudelist, Maria Wedenig, Martin Dechant Eigentümerverhältnisse Peter Hörschinger, Andreas Windischbauer, Susanne Hudelist, Maria Wedenig, Martin Dechant Aktuelle Referenzkunden Wien: ACP, Bosch AG, Borealis, BNP Paribas IP, Croma-Pharma, Darbo, McArthurGlen Designer Outlets Parndorf & Salzburg, Ernst & Young, fit2work, Gas Connect, Google, Hewlett-Packard, Libro, SCA Hygiene Products, Senecura, Stihl, tele2, Wr. Gebietskrankenkasse Salzburg: AkzoNobel, Bank Austria, Bosch Mahle, coffee2watch, direktanlage, DSWV – Dach verband Salzburger Wasserversorger, Eurogast, Kiefel, Leube, Lidl, Porsche Bank, Schoellerbank, Skoda, Schweighofer Fiber, Viking, Windhager Vorarlberg: Caritas, FH Vorarlberg, Getzner Werkstoffe, GIKO Verpackungen, Häusle, Land Vorarlberg, Loacker Recycling, Meusburger, Netz für Kinder, Schetteregg, Stiftung Maria Ebene, Qualiant, Vorarlberger Skiverband, Wirtschaftskammer Vorarlberg – Sparte Handel Umsatzbestätigung Dr. Beisteiner Wirtschaftstreuhandgesellschaft m.b.H., Salzburg Beatrice Verdino, Robert Bauer, Andreas Freitag Aktuelle Referenzkunden AEG, AOP Orphan, ARA, Fundermax, MasterCard, Montana Erdgas, Merck, Nestlé OptiFibre, Novo Nordisk, paysafecard, Umweltinitiative „Reinwerfen statt Wegwerfen“, Raiffeisen evolution, S Immo, Schloss Schönbrunn, Schweighofer Prize, tobaccoland, Uniqa, Waagner Biro Umsatzbestätigung RSM Walter, Zeinler & Partner Steuerberatung GmbH, Wien 08Kobza Integra Public Relations GmbH www.kobzaintegra.at, [email protected] Geschäftsführung Beatrix Skias, Rudolf Kobza Eigentümerverhältnisse 100 % Kobza Media Aktuelle Referenzkunden Samsung, Bau!Massiv!, Alu König Stahl, Nordsee, Kotanyi, Michael Page Int. www.skills.at, [email protected] Mitglied PR Quality Austria Internationale Network-Anbindung Fleishman-Hillard International Communications Geschäftsführung Jürgen H. Gangoly, Edward Strasser Eigentümerverhältnisse 31,67 % Stefan Bachleitner, 31,67 % Jürgen H. Gangoly, 26,66 % Edward (Austria) GmbH, Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA), Austromed, D igitale Mediensysteme (DMS), Pensionsversicherungsanstalt (PVA) Umsatzbestätigung ECL Wirtschaftsprüfung- und Steuerberatung GmbH, Wien Strasser, 10 % Jörg Wollmann Aktuelle Referenzkunden AK, American Express, Amt der Steiermärkischen Landesregierung, B&C Gruppe, Bank Gutmann, Beck, Krist, Bubits & Partner Rechtsanwälte, bluemonkeys, chegg.net, Cisco, Coface, CSC, eBay, Fachverband der Pensionskassen, Gewerkschaft der Gemeindebediens teten, Heid Schiefer Rechtsanwälte, Hoval Österreich, Internet Ombudsmann, Kunst hat Recht, Mars Austria, Miba, Müller Transporte, MuseumsQuartier Wien, ÖIAT, Parlamentsdirektion, Rechtsanwaltskammer Niederösterreich, Roland Berger, Stroh, Therme Wien, Vinzenz Gruppe, Wirtschaftskammer Österreich/e-Center, Yakult Umsatzbestätigung Consultax Steuerberatungs GmbH, Wien 06 www.asoluto.com, [email protected] Mitglied PR Quality Austria Internationale Network-Anbindung 27 & More Geschäftsführung Brigitte Mühlbauer, Martin Verdino Eigentümerverhältnisse Im Eigentum der fünf Managing Partners Brigitte Mühlbauer, Martin Verdino, currycom communications GmbH www.currycom.com, [email protected] Mitglied PR Quality Austria Internationale Network-Anbindung Edelman Geschäftsführung Karin Luise Stasny, Christian W. Krpoun Eigentümerverhältnisse Management Team Aktuelle Referenzkunden McDonald’s Österreich (PR), Merkur (Corporate & Brand PR), klima:aktiv, www.publicinterest.cc, [email protected] Ist mit 10 % an der Leading Advisors Group beteiligt Geschäftsführung Gregor Schönstein Eigentümerverhältnisse seit Oktober 2012 100 % Schönstein Strategie Communications GmbH Umsatzbestätigung Gerold Müller Wirtschaftstreuhand GmbH, Wien 6 10Unique Public Relations GmbH www.unique-relations.at, [email protected] Internationale Network-Anbindung Hill+Knowlton Strategies Geschäftsführung Josef Kalina, Michael Kochwalter Eigentümerverhältnisse 75 % Josef Kalina, 25 % Unique Werbe GmbH Aktuelle Referenzkunden BMASK, Austro Control, CAT, Danube Day, DDr. Wagner, Easy Drivers, E-Control, Energie Burgenland, Haus der Barmherzigkeit, Interseroh, Klimafonds, MedUni, Mörbisch, ZipCar Umsatzbestätigung IST International Tax Service, Wien staubiges antiqueweiss die Klimaschutzinitiative des Lebensministeriums (PR), Iglo (PR-Betreuung, digitaler Auftritt inkl. 09Public Interest Consultants GmbH samtiges purpur 05 The Skills Group GmbH 07asoluto public + interactive relations „Wer aufhört, besser werden zu wollen, hört auf, gut zu sein. Marie von Ebner-Eschenbach www.facebook.com/eckerundpartner | www.eup.at 11Reichl und Partner PR GmbH www.reichlundpartner.at, [email protected] Sonstige Geschäftsfelder: Marken-PR Internationale Network-Anbindung ICOM Geschäftsführung Michael Obermeyr Eigentümerverhältnisse Rainer Reichl, Michael Obermeyr Aktuelle Referenzkunden Kärcher, Otto, Universal, Quelle, Pez, Dan Küchen, Gmundner Keramik, Maximarkt, Pan & Co, Doppler Mineralöle Umsatzbestätigung Finanz Kraft Wirtschaftstreuhand, Linz 7 Nicht lesen. Hingehen! 12Milestones in Communication PRA GmbH www.minc.at, [email protected] Geschäftsführung Werner Beninger Eigentümerverhältnisse 100 % Werner Beninger Aktuelle Referenzkunden AMAG, A1 Telekom, Bawag P.S.K., Bundeswettbewerbsbehörde, Energie AG, Asamer Gruppe Umsatzbestätigung Mag. Christian Walla, St. Pölten 13Alpha Affairs Kommunikationsberatung GmbH www.alphaaffairs.at, [email protected] Internationale Network-Anbindung Weber Shandwick International, Golin Harris Geschäftsführung Christoph Mahdalik (CEO), Florian Faber (Managing Director) Eigentümerverhältnisse 76 % Interpublic Group (IPG), 24 % Christoph Mahdalik Aktuelle Referenzkunden Spar Österreich, Nespresso Österreich, Nestlé Cerealien, ARGE Gentechnik-frei, Verein Donau Soja, Toni’s Frei- landeier, Lebensministerium („Lebensmittel sind kostbar!“), Walt Disney Studios Home Entertainment, Fonds der Wiener Kaufmannschaft, PartyLite, kika, Ringstraßen-Gallerien, Q19, Wien Mitte – The Mall, CA Immo, Soravia Group, Prinzhorn Holding, EVN, Fernwärme Wien Umsatzbestätigung ECL Wirtschaftsprüfung- und Steuerberatungs GmbH, Wien 14 wiko wirtschaftskommunikation GmbH 20 # ÖSTERREICHISCHE MEDIENTAGE Medien, Politik & Demokratie – Ein Widerspruch? www.wiko.cc, [email protected] Internationale Network-Anbindung CEEPR-net Geschäftsführung Ulrich Müller, Dieter Bitschnau Eigentümerverhältnisse 50 % Ulrich Müller, 50 % Dieter Bitschnau Aktuelle Referenzkunden SVA, Infra Project Development, Wienerberger, evolution:m Umsatzbestätigung Prodinger Steuerberatung, Innsbruck 15Himmelhoch GmbH www.himmelhoch.at, [email protected] Geschäftsführung Eva Mandl Eigentümerverhältnisse 100 % Eva Mandl Aktuelle Referenzkunden Dialog Marketing Verband Österreich, OMV, UPC Austria, Finanz Marketing Verband Österreich, Spitz, Bundes- rechenzentrum, Cardbox Packaging, Verband Österr. Beton- und Fertigteilwerke, Secure Payment Technologies, Interseroh Austria, Ionit Wandcreme, digitaldruck.at, twyn group IT solutions & marketing services, Jura Österreich, co2 Werbe- und Designagentur, Harry Lucas – psychologische Illusionen, IVG Immobilien, JWT Wien, Menschen im Vertrieb, Sciotec Diagnostic Technologies, Trinergy, toetschinger group, Fit am Mac, Lichtenegger Interior Umsatzbestätigung taxservices 4you Steuerberatungs GmbH, Wien 16 loebell & nordberg gmbh, Strategische Kommunikation und Medienkonzepte www.loebellnordberg.com, [email protected] Geschäftsführung Annabell Loebell, Grazia Nordberg Eigentümerverhältnisse 50 % Annabell Loebell, 50 % Grazia Nordberg Aktuelle Referenzkunden Amicis – Lifestyle Boutiquen, Cineplexx, Donau Zentrum, DDr. Reistenhofer, Dr. Jörg Knabl, Fabios, Freshfields Bruckhaus Deringer, Huber&Lerner, Humanomed Group, MAM Babyartikel GmbH, Moser Medical Group, Roche Bobois, SCS, UnibailRodamco, Wunderman PXP, yamyam event production Umsatzbestätigung IWPS Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH, Wien 17Gassner & Hluma Communications www.gh-pr.at, [email protected] Mitglied PR Quality Austria Geschäftsführung Susanne Gassner, Manfred Hluma Eigentümerverhältnisse 50 % Susanne Gassner, 50 % Manfred Hluma Aktuelle Referenzkunden checkfelix.com, Kollers Hotel, Nassfeld, Weissensee und Lesachtal, Millstätter See Tourismus, Österreich Werbung, TRV Hochsteiermark, Roter Hahn, Österr. Aeroclub Umsatzbestätigung Glocknitzer Hollenthoner Steuerberatung GmbH & Co KG, Wien 18 themata/kommunikation GmbH www.themeta.at, [email protected] Geschäftsführung Gertraud Auinger-Oberzaucher Eigentümerverhältnisse 100 % Gertraud Auinger-Oberzaucher Aktuelle Referenzkunden adidas Eyewear, Hotel Bristol, Hotel Astoria Relax & Spa, CBRE, Sacher Gruppe, Salamander, Silhouette, Schella Kann, Schöffel, Vitra, Vöslauer, Legero Schuhfabrik, Procter & Gamble, Schiedel, Romy Gala, Fête Impériale, Festival for Fashion and Photography Wirtschaftskammer Niederösterreich Umsatzbestätigung Writzmann & Partner Steuerberatungs GmbH, Baden 19 mayway Werbung & PR GmbH www.mayway.at, [email protected] Geschäftsführung Wolfgang May, Gabriela May Eigentümerverhältnisse 100 % Wolfgang May Aktuelle Referenzkunden EVN AG Umsatzbestätigung Höchtl & Partner Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, St. Pölten 20Bauer PR GmbH 24.–26. SEPTEMBER 2013 # ömt Der offizielle Twitter-Hashtag der Österreichischen Medientage www.viktorbauer.com, [email protected] Internationale Network-Anbindung PR World Alliance Geschäftsführung Viktor Bauer Eigentümerverhältnisse 100 % Viktor Bauer Aktuelle Referenzkunden Bank Austria, Raiffeisen Landesbank NÖ Wien, Raiffeisen Centrobank, List Group, Österr. Schuhwirtschaft, dayli Gruppe Umsatzbestätigung Taxcoach Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung GmbH, Wien 21Radix Pure www.radix-group.com/pure, [email protected] Internationale Network-Anbindung PRN (Public Relations Network) Geschäftsführung Alexander Tichy, Christian C. Waldheim Eigentümerverhältnisse 50 % Alexander Tichy, 50 % Christian C. Waldheim Aktuelle Referenzkunden DPD Austria, WISAG Service Holding Austria, HVS GmbH, Kwizda Agro, Schönherr Rechtsanwälte, GTW Management Consulting Umsatzbestätigung Wirtschaftstreuhänder Mag. Dieter Schneider, Wien Bestseller 5|6 2013 22PR Plus GmbH www.prplus.at, [email protected] Geschäftsführung Charlotte Ludwig Eigentümerverhältnisse 100 % Charlotte Ludwig Aktuelle Referenzkunden Krainerhütte, Energy for Life, Alpenregion NP Gesäuse Umsatzbestätigung Dr. Gerd Eder Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsges.m.b.H., Wien 23PR für Markenwachstum GmbH www.createam.at, [email protected] Geschäftsführung Hans Reifetzhammer, Erwin Schmölzer, Barbara Hartl Eigentümerverhältnisse Hans Reifetzhammer, Erwin Schmölzer Aktuelle Referenzkunden Freistädter Bier, Hansaton, Happy Foto, Kreuzschwestern Europa Mitte/Provinz OÖ, Josko, Reiter Betten & Vorhänge, Thalia Umsatzbestätigung Alfred Fenzl Wirtschaftstreuhänder Steuerberater, Linz 24Pzwei. Pressearbeit. www.pzwei.at, [email protected] Geschäftsführung Wolfgang Pendl Eigentümerverhältnisse 100 % Wolfgang Pendl Aktuelle Referenzkunden Bregenzer Festspiele, Festspielhaus Bregenz, Raiffeisenlandesbank orarlberg, Vorarlberg Tourismus, Baumschlager Hutter Partners, i+R Schertler-Alge, Symphonie V orchester Vorarlberg, domainfactory GmbH Umsatzbestätigung Lenz, Bereuter, Gehrer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgmbh & Co KG, Dornbirn 25 comm:unications Agentur für PR, Events & Marketing www.communications.co.at, [email protected] Mitglied PR Quality Austria Internationale Network-Anbindung PROI – Public Relations org.int Geschäftsführung Sabine Pöhacker Eigentümerverhältnisse 100 % Sabine Pöhacker Aktuelle Referenzkunden Alstom Austria – Int. Konzern im Energie- und Transportbereich, Austrian Standards Institute – Normen und Regelwerke, Illy Caffè, IVS Wien – Interessensvertretung sozialer Dienstleistungsunternehmen für Menschen mit Behinderung, Komitee „Justice for Inara”, World Public Forum – Dialogue of Civilizations, World of coffee – Messe „Wonderful world of coffee“ Umsatzbestätigung Dkfm. Dr. Franz Klein Wirtschaftsprüfer & Steuerberater, Wien 26Conclusio PR Beratungs GmbH www.conclusio.at, [email protected] Geschäftsführung Martin Novak Eigentümerverhältnisse Mehrheitsgesellschafter Martin und Jasmin Novak Aktuelle Referenzkunden Antidiskriminierungsstelle Steiermark, Neuroth AG Umsatzbestätigung BDO Graz GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft, Graz 27Melzer PR Group www.melzer-pr.com, [email protected] Geschäftsführung Rudolf Melzer Eigentümerverhältnisse 100 % Rudolf Melzer Aktuelle Referenzkunden AGRE Kompressoren, Bau & Boden Immobilien, Bauer Group, Braun Locken- haus, Brenntag CEE, Capgemini Consulting Österreich, CBRE Gobal Investors, Ebmatex AG, Fraunhofer Austria, Gangl Docking Systems, NTT Data Österreich, Software AG, ZV Spedition & Logistik Umsatzbestätigung Bilanzwerkstatt Ursula Seigfried, Wien 28Sery* Creative Communications www.sery.com, [email protected] Internationale Network-Anbindung EU Russian Brand Alliance (Gründer) Geschäftsführung Angelika Sery-Froschauer, Manfred Froschauer Eigentümerverhältnisse 67 % Angelika Sery-Froschauer, 33 % Manfred Froschauer Aktuelle Referenzkunden abatec Group AG, St. Barbara Friedhof/Gottesackerstiftung, Stift Schlägl, Hartheim Institut, Kneipp Tradition, GWP OÖ, Raiffeisen Landesbank OÖ, Wozabal Umsatzbestätigung Mag. Andreas Wimmer Steuerberatung, Linz 29Public Health PR Projekt GmbH www.publichealth.at, [email protected] Internationale Network-Anbindung Chandler Chicco Companies (CCC) Geschäftsführung Michael Leitner Eigentümerverhältnisse 51 % Michael Leitner, 44 % Herbert Pachler, 5 % Thomas Braunstorfer Aktuelle Referenzkunden AbbVie, Almirall, Arcana, AstraZeneca, Genzyme, GSK, Merck, MSD, ÖDG (Österreichische Diabetes Gesellschaft), Orthomol, Sanofi Umsatzbestätigung Goldsteiner und Partner Steuerberatungs GmbH, Wr. Neustadt 30BrandensteinCom www.brandensteincom.at, [email protected] Internationale Network-Anbindung Shepard Fox Geschäftsführung Christina Brandenstein Eigentümerverhältnisse 100 % Christina Brandenstein Aktuelle Referenzkunden Maresi, Die leichte Muh, Shan’shi, Knabber Nossi, Inzersdorfer, Himmeltau, Kurier Medienhaus, Ritter Sport, Gebrüder Woerle, Peter Kinauer Motivationstrainer, Beafon, Obi Bau- und Heimwerkermärkte Umsatzbestätigung Fischer Steuerberatung, Wien 31comm•in PR • Events • Consulting www.commin.at, [email protected] Geschäftsführung Andrea Pfennigbauer Eigentümerverhältnisse 100 % Andrea Pfennigbauer Aktuelle Referenzkunden Engel & Völkers, Trenkwalder Int., Svoboda Büromöbel, American Express Umsatzbestätigung Karl Hausch, Steuerberater, Wien Raus aus dem Schatten! Lange Zeit führte die interne Kommunikation ein Stiefkinddasein – zu Unrecht. Der demokratische Wandel in der Kommunikation räumt dieser Disziplin gerade den Weg frei in den Olymp. Text von Lisa Mang 66 Bestseller 5|6 2013 cienpiesnf/Fotolia, ÖBB „Der Stellenwert der internen Kommunikation hat sich deutlich gesteigert. Das liegt ganz klar am Management.“ Barbara Tichy, ÖBB Mitarbeitertalk. Die ÖBB bekommen 3,01 von fünf Punkten, die AUA 3,03 und Spar kriegt 3,15 Punkte. Wer auf Urlaub fährt, liest Hotelbewertungen auf HolidayCheck, wer sich heute für einen Job bewirbt, schaut sich als Erstes die Bewertungen von Unternehmen auf Kununu an. Schließlich will ja niemand in einem Betrieb landen, der Wasser predigt und Wein trinkt. Auf der seit 2013 zum Business-Netzwerk Xing gehörenden Plattform können Mitarbeiter anonym ihren Arbeitgeber bewerten. Unternehmen mit zufriedenen Mitarbeitern haben logischerweise die Nase vorn. Doch wie macht man Mitarbeiter zufrieden? Ein klarer Auftrag an die interne Kommunikation. Bisher war es vor allem wichtig, wie sich ein Unternehmen nach außen präsentiert, die Mitarbeiterkommunikation meist ein Anhängsel der PR- oder HR-Abteilung, sozusagen die „kleine Schwester“ der Öffentlichkeitsarbeit. Während die externe Kommunikation über eine Reihe etablierter Kanäle verfügt, um sich zu präsentieren, ist die interne Kommunikation weniger sichtbar und verfügt über weniger Instrumente der Messbarkeit. Doch im digitalen Zeitalter erfährt auch die Mitarbeiterkommunikation eine Demokratisierung: Vor allem in großen Unternehmen rückt eine transparente Kommunikationskultur gegenüber den Mitarbeitern vermehrt in den Fokus, moderne Instrumente bieten Interaktionsmöglich keiten und Erfolgsparameter wie Click Rates, Zugriffs- oder Kommentarzahlen, um sich mit der externen Kommunikation auf Augenhöhe zu messen – im wahrsten Sinne des Wortes. Sabine Sikor von VenusCommunications präsentierte vor Kurzem die Ergebnisse ihrer Studie zu den derzeitigen Anforderungen und Rahmenbedingungen der internen Kommunikationsmanager in Österreichs top 500 Unternehmen, die an der Donau-Universität Krems durchgeführt wurde. Ihr Fazit: „Am wichtigsten ist eine Unternehmenskultur, die eine offene Mitarbeiter kommunikation fördert. Es bringt gar nichts, wenn ein Social Intranet installiert wird, und dann traut sich keiner posten.“ Bottom-up Eine solche Unternehmenskultur versuchen die ÖBB seit einigen Jahren zu konstituieren. Barbara Tichy, Leiterin der Internen Kommunikation: „Früher erfolgte die Mitarbeiterkommunikation bei uns eher top-down, Das ikp-Kommunikationsplus: Kommunikation, die unterscheidet. ikp hat das Kommunikationsplus: Beraterinnen und Berater mit Herz, Hirn und Leidenschaft, vielfältige Erfahrungen in unterschiedlichen Branchen, messbare und vielfach ausgezeichnete Erfolge. Mehr dazu unter www.ikp.at 68 „Die Zukunft der internen Kommunikation liegt in Web-2.0-Elementen im Intranet.“ Viktoria Kiss-Geyer, ÖBf „Wir sind keine ‚Betriebsjournalisten‘.“ Verena Wegscheider, Spar und so weiter. Was hier so ein bisschen nach „no na ned“ klingt, war bis vor einiger Zeit in manchen Betrieben alles andere als selbstverständlich: „Die ÖBB sind traditionell ein hierarchisches Unternehmen, es gibt viele Richtlinien und ein strenges Regel werk. In der Mitarbeiterkommunikation mussten wir den Absolutismus abschaffen und statt der Vorgabesprache eine dialog orientierte Sprache etablieren, die man – zugespitzt formuliert – auch am Stammtisch versteht“, berichtet Tichy. Für Kiss-Geyer ist überdies das „Wir-Gefühl“ von entscheidender Bedeutung, weshalb interne Kommunikation auf jeden Fall in der ersten Person Plural zu erfolgen habe. Propheten Und dennoch: In puncto Emotionsvermittlung gehe die persönliche Kommunikation immer noch über alles, meint Barbara Greul, Director Internal Communications bei Aus trian Airlines. „Auf dieser Tonspur lassen sich Gefühle wie Vertrauen und Stolz viel besser rüberbringen“, ist sie überzeugt. Kein leichtes Unterfangen bei einem Unternehmen mit 6.000 Mitarbeitern, von denen sich die Hälfte in der Luft befindet oder am Check-in-Schalter sitzt. Aber wenn der Prophet nicht zum Berg kommen kann, muss eben der Berg zum Propheten kommen, wie der Volksmund sagt. Der AUA-Vorstand führt deshalb regelmäßig „Roadshows“ durch, das sind vierteilige Veranstaltungs serien für die Mitarbeiter, die jeweils an unterschiedlichen Standorten abgehalten werden, damit alle mal dabei sein können. Für die einigen Hundert Mitarbeiter im Ausland wird die Hauptveranstaltung gefilmt und ins Intranet gestellt. Zwischen 1.500 und 2.000 Zugriffe pro Video seien ein starker Wirkungsnachweis für den Erfolg der Events, ist sich Greul g ewiss. Auch bei der ÖBB fährt im Rahmen der ÖBB Rail Tours das Topmanagement – 100 Führungskräfte bestehend aus Vorständen, Geschäftsführern und Bereichsleitern – an sogenannten „Mitarbeitertagen“ in die Regionen und Bestseller 5|6 2013 Sabine-Hauswirth, spar, öbf, Austrian Airlines Wegscheider betont: „Wir sind aber keine aber seit drei bis vier Jahren hat sich der Stellenwert der ‚internen‘ deutlich gesteigert. ‚Betriebsjournalisten‘, sondern steuern und bewerten die Themen als KommunikationsDas liegt ganz klar am Management.“ Nun manager und setzen sie in einen Kontext.“ sei die Abteilung Interne Kommunikation keine befehlsausführende „Schreibwerkstatt“ Dass die interne Kommunikation bei Spar mehr, sondern habe vielmehr eine beratende, eine lange Tradition hat, zeigt auch die Tatsache, dass die Publikation seit 1973 erservicierende Funktion. Das bis dahin eher scheint (dieser Tage rollt die 200. Ausgabe statische Intranet funktioniere seit 2011 in vom Stapel). Eine zweite Möglichkeit, wirkDialogform mit einer Feedback-Funktion: lich alle Spar-Mitarbeiter zu erreichen, ist Mitarbeiter können auf Informationen mit übrigens ebenfalls Gedrucktes: per Beilage Postings oder Bewertungen ohne vorherige Freigabe direkt reagieren. Der Vorstand wie- zum Lohnzettel kann der Konzern wichtige Informationen an seine Mitarbeiter bringen. derum antwortet auf das Mitarbeiter-Feedback zum Beispiel mit einer Videobotschaft. Alle unterwegs Seit Einführung des neuen Intranet hätten Ganz ohne elektronische Medien geht’s sich die Kommentare bereits verdoppelt, erzählt Tichy stolz – obwohl die Beiträge unter aber dann doch nicht – immerhin ist die schnelle Verfügbarkeit von Informationen Klarnamen veröffentlicht werden. Aber kommen da auch kritische Rückmeldungen, ein unschlagbarer Vorteil. Aber was bringt’s, wenn der Großteil der Mitarbeiter nicht daroder bringen sich die Mitarbeiter hier für auf zugreifen kann? Davon kann Viktoria die nächste Beförderungswelle in Stellung? Kiss-Geyer, verantwortlich für die interne „Wir haben zum Glück sehr selbstbewusste Kommunikation der Österreichische BundesMitarbeiter, die sich auch engagiert mitteilen“, stellt ÖBB-Kommunikationschefin Kris- forste AG, ein Lied singen. Die Hälfte der circa 1.200 Mitarbeiter arbeitet im Wald tin Hanusch-Linser klar, „die Postings und hat keinen Zugang zu elektronischer im Intranet sind daher für das MaKommunikation. Noch werden für diese nagement ein wirklich wertvoller Mitarbeiter aktuelle Intranet-Meldungen Input.“ Grundvoraussetzung sei natürlich wechselseitiges Vertrau- ausgedruckt und per Post geschickt, doch in Zukunft will das Unternehmen nach und en. Einziges Problem ist, dass nach mobile Endgeräte wie Smartphones von den insgesamt rund 39.800 und Tablets anschaffen, um das Intranet ÖBB-Mitarbeitern nur circa 21.800 endgültig zum wichtigsten Informations„Wir haben zum Glück sehr selbstbewusste und Interaktionsmedium zu machen. „Das Mitarbeiter, die sich auch engagiert mitteilen.“ ist natürlich eine Ressourcenfrage“, räumt Kristin Hanusch-Linser, ÖBB Kiss-Geyer ein. Sie träumt von MitarbeiterBlogs, User-generated Content, Wikis, LikeButtons und anderen Web-2.0-Elementen, Zugang zum Intranet haben – Zugbegleiter die ins Intranet einfließen könnten. oder Werkstattmitarbeiter können über diesen Kanal nur schwer erreicht werden. Alle anders Dabei ist die Frage der MitarbeiterkontaktAlle da? punkte nicht die einzige, auf die die interne Die Erreichbarkeit aller Mitarbeiter ist für Kommunikation eine kreative Antwort die meisten internen Kommunikations manager ein zentrales Thema. Von den etwa finden muss. Auch die Heterogenität der 40.000 Mitarbeitern bei Spar Österreich zum Zielgruppe ist eine Herausforderung. Wie spricht man vom Gleisarbeiter bis zum Beispiel verfügen laut Verena Wegscheider, Manager, vom Regalschlichter im SuperKommunikationsmanagerin Konzernale PR und Information bei Spar, nur 15 bis 20 Pro- markt bis zur IT-Fachkraft mit akademischem Abschluss, vom Holzfäller bis zum zent über einen Computerarbeitsplatz – der Revierleiter alle Mitarbeiter an? Da werden Großteil arbeitet im Supermarkt, im Lager, natürlich die üblichen Adjektive als Fleischer oder Lkw-Fahrer. Flaggschiff ins Treffen geführt: Die Sprache der internen Kommunikation bei Spar ist in der Mitarbeiterkommuni daher die Mitarbeiterzeitung, die sich der kation müsse einfach, klar, Konzern ordentlich was kosten lässt: Ein verständlich sein, außerdem siebenköpfiges Redaktionsteam gestaltet glaubhaft, authentisch, das zweimonatliche Magazin, das an alle wertschätzend, empathisch Mitarbeiter nach Hause geschickt wird. „Am besten drücken interne und externe Kommunikation gleichzeitig aufs Knöpfchen, wenn eine Information rausgelassen wird.“ Barbara Greul, AUA als wenn Mitarbeiter brisante Neuigkeiten über ihren Arbeit geber aus der Zeitung e rfahren. Auch Sikor konnte in ihrer Stu die nachweisen: Der größte Stör faktor in der internen Kommunikation sind Mitarbeitergerüchte. Deshalb muss Mitar beiterkommunikation vor allem zeitnah er folgen, im Idealfall sogar, bevor die breite Öffentlichkeit informiert wird. Egal ob es sich um ein Zugunglück, eine Hausdurchsu In der Krise chung durch die Bundeswettbewerbsbehör Vor allem in Krisensituationen müsse der Vorstand auch physisch präsent sein, erklärt de, eine Naturkatastrophe oder die Betriebs überführung zu Tyrolean handelt. Doch, frei Greul: „Am besten drücken interne und nach Ingeborg Bachmann gefragt: Wie viel externe Kommunikation gleichzeitig aufs Wahrheit ist den Mitarbeitern zumutbar? Knöpfchen, wenn eine Information raus Einstimmige Antwort: So viel wie möglich! gelassen wird – sofort danach muss eine Informationsveranstaltung für die Mitarbeiter „Man kann den Mitarbeitern alles sagen, so lange man es nachvollziehbar erklärt“, sagt angeboten werden!“ Nichts ist schlimmer, esucht die Mitarbeiter an b ihrem Arbeitsplatz. Dieser persönliche Kontakt müsste noch forciert werden, wünscht sich Tichy, was nicht unbedingt an man gelnden Ressourcen scheitere, sondern an der noch sehr notwendigen Überzeugungs arbeit. Ein paar interne Mauern gibt es also doch noch niederzureißen. Tichy, und Greul setzt nach: „Auch unpo puläre Maßnahmen müssen kommuniziert werden – wichtig ist, dass die Mitarbeiter verstehen, warum gewisse Dinge notwendig sind, warum eine Strategie so oder so gefahren wird.“ Genderstudies Und wo wir schon mal dabei sind, die Wahrheit auf den Tisch zu bringen: Jetzt, wo sich die interne Kommunikation durch einen neuen Stellenwert auszeichnet und permanente Eigen-PR gegenüber den eige nen Reihen der Vergangenheit angehört, jetzt, wo auch die interne Kommunikation Ansehen genießt, wird dieser Beruf viel leicht auch mehr Männer anziehen können. Einstweilen: Danke an alle Interviewpart nerinnen. Ohne Binnen-I. SIE SEHEN DA KEINE GRENZE? Wir auch nicht. Starke Präsenz in klassischen und digitalen Medien braucht gemeinsame Strategien und Lösungen. asoluto nutzt bewährte Kommunikationskanäle – und schafft neue. Unser Team von 25 Experten formt Botschaften und entwickelt Plattformen, damit Themen und Anliegen in allen Medienwelten ihre ganze Kraft entfalten. Ganz ohne jede Grenze. asoluto.com IMAGNO brandstätter imgages Nestroy als Vorbild für die Eventbranche, um im Lumpazivagabundus-Stil die Compliance-„Zensur“ zu umgehen? Nicht alle wollen das Gesetz im Stile einer Posse beugen. Der Markt sieht derzeit auch viele ernsthafte Bemühungen, das Sponsoring angesichts eines strengen Reglements neu zu erfinden. 70 Bestseller 5|6 2013 Lebendig, begraben Eigentlich wollten die verschärften A ntikorruptionsbestimmungen mit dem urösterreichischen Prinzip der Verhaberung aufräumen. Doch das Nestroy-Land b egegnet einer eigentlich teutonischen Knute namens „Compliance“ mit ungeheurer kreativer Kraft. Ein Psychogramm Österreichs anhand der Eventbranche. Text von Harald Wolkerstorfer Füttern verboten. Wenn ältere Kollegen an den Mittagstischen der diversen österreichischen Verlagshäuser über die sagenumwobenen Pressereisen der einstigen „Verstaatlichten“ schwadronieren, so muss das der heutigen Freelancer-Generation das Nasse in die Augen treiben. Und wer von coolen Kulturtrips nach Tokio hört, bei denen nicht nur Milch und Honig flossen, fühlt sich unweigerlich in die Gegenwart verbannt. Hier spinnt nämlich der Proporz immer weniger seine unsichtbaren Fäden. Transparenz heißt der Legat der Stunde. Und dieser lässt Genügsamkeit aufmarschieren. Das Ende der VIP-Zone Digitalisiert und gläsern und in der Nacht ein klapperndes europäisches Skelett namens Rezession hörend, dräut für Wirtschaft wie Gesellschaft ein neuer Morgen. Die Verstaatlichte ist längst begraben und mit ihr ein Geschäfts- und Kommunikations gebaren, das häufig nicht weit von einer Bananenrepublik entfernt lag. Mittlerweile verfügt ein modernes Österreich sogar über Antikorruptionsbestimmungen, die inter nationalen Ansprüchen genügen und auch das Beziehungsdreieck Wirtschaft-PolitikJournalismus an die Kette legen (siehe Kasten Seite 74). Ein rasanter Abfall im Korruptionsindex von Transparency Inter national machte dies notwendig, denn Bestechlichkeit ist Gift für Wirtschaft und Wachstum. Mit offenem Mund steht nun aber der gelernte Österreicher in der strengen K ammer und sieht sich einer unnach giebigen Domina g egenüber, die e igentlich viel besser nach Deutschland p assen würde, nun aber in Wean und Umgebung ihre Peitsche schwingt. Doch es wäre nicht Österreich, würde es nicht dieses teutonische Gespenst charmant umarmen. Nach einer Zeit des Zauderns und Jammerns in der Eventbranche („kriminalisierte Gastlichkeit“, „Kind mit dem Bade ausgeschüttet“, „populistische WO IHRE VERANSTALTUNG ZUM ERLEBNIS WIRD. ÖSTERREICHWEIT. An mehr als 30 Standorten von Wien bis Vorarlberg steht Ihnen die Constantin Film Unternehmensgruppe als kompetenter und erfahrener Partner für Ihre Veranstaltungen zur Seite. Am Puls der Zeit. Am neuesten Stand der Technik. www.event.cineplexx.at Red Bull und T-Mobile werden lieber selbst zum Programminhalt, anstatt in der Werbepause weggezappt zu werden – Projekte wie „Stratos“ oder die Implementierung des Telekom-Dienstleisters in die Eröffnungszeremonie des Life Balls sind Ausdruck des gegenwärtigen ContentMarketing-Booms. 72 Herr Knieriem lässt bitten Wenn ein Außenstehender Österreich im Allgemeinen und Wien im Besonderen verstehen will, sollte er sich mit dem Theaterschaffen Johann Nepomuk Nestroys befassen. Sein im 19. Jahrhundert beheimatetes Werk gilt als literarischer Höhepunkt des Altwiener Volkstheaters. Die Nestroy-Stücke sind gekennzeichnet durch eine derbe scheinbare Oberflächlichkeit, die doch subtil kritisch ist. Die Aufführungen wurden und werden immer wieder durch Gesangseinlagen unterbrochen. Der Meister selbst dichtete dabei nur die ersten Strophen, die weiteren konnten von den jeweiligen Theatermachern je nach Mut selbst ergänzt werden. So konnte jeder Abend neu gestaltet und die schriftliche Zensur im damaligen Metternich-Staat geschickt umgangen werden. Noch heute zählen diese gesungenen Querschläger in den Nestroy-Stücken zu den Lieblingsszenen des Publikums. Der findige Österreicher ist also von alters her nicht um Umgehungsstrategien missliebiger Situationen verlegen. Aus der Not heraus geboren, werden dann aus den Umgehungsstrategien ganz einfach schon mal „Begegnungsstrategien“. Denke, wie dein Feind denkt, und falle ihm auf diese Weise in den Arm. Umgemünzt auf die Veranstaltungsbranche heißt das etwa: Es wird beispielsweise ein Subevent ins Leben gerufen, für den Eintrittsgeld kassiert wird, nur damit dann die Teilnahme am eigentlich interessanten Hauptevent nicht als gratis gilt. Zum Vergleich: Ein deutscher Verlagsriese feuerte einen seiner Manager, weil er in einem internen Mail übers Verschenken von Gebrauchselektronik sinnierte. Das war ein Verstoß gegen die Compliance-Regeln des Mutterkonzerns und aus, vorbei. So ist Bestseller 5|6 2013 Wolfgang Voglhuber, Red Bull Stratos Anlassgesetzgebung“ etc.) sind denn mittlerweile auch Begegnungs- wie Umgehungsstrategien im Markt zu beobachten, wie Eventveranstalter, Sponsoren, Eingeladene und Co. mit einem für sie sehr schwierigen Gesetz umgehen. Denn das Leben und die Geschäfte gehen ja weiter. Müssen sie. mumok stellt Jurykompetenz, Kontakte in die Kunstszene etc. zur Verfügung. Die Lösung ist also ein gemeinsames Projekt mit begleitenden medialen Maßnahmen. Neues wie geschmiert „Man muss ein gemeinsames Baby haben, Doch beileibe nicht alle in der österreichischen Event- und Sponsoringbranche mäan- die klassischen Packages eins, zwei oder drei funktionieren nicht mehr“, so Christina dern mit kostenpflichtigen Subevents durch Hardegg vom Corporate Sponsoring im ein engmaschiges Gesetz wie weiland die mumok. „Hirnschmalz“ sei derzeit gefragt, Donau durch Wien. Im mumok beispiels„Produkte müssen angepasst werden“. weise, im museum moderner kunst im Dass Sponsorings neu aufgestellt werden MuseumsQuartier, hat eine völlig neue müssen, weil die Einladungspolitik viel Strategie Platz gegriffen. Da aufgrund der schwieriger geworden ist, liegt in der Natur strengeren Compliance-Regeln „klassische“ der Sache. Denn Sponsoren nehmen ja Gegenleistungen für Sponsoren an Wert zumeist Geld in die Hand, um einladen zu erloren haben, wird im MuseumsQuartier v können. Wo nun der Anpassungsdruck groß vermehrt über die Bereitstellung von Conist, folgt aber auch ein hoher Innovationstent – etwa in Form von Know-how – geargrad auf dem Fuß. Während im mumok beitet. Beispiel Henkel Art Award: Das das Naturell des Österreichers nicht. Mit a llen Vor- und Nachteilen. schlicht Content in Form von Know-how e ine Form der Gegenleistung an Sponsoren ist, werden ein paar Meter weiter beim Life Ball die Gönner aus der Wirtschaft in die Dramaturgie der Veranstaltung eingebunden. Beide Formen dieses „Content Sponsoring“ funktionieren über die enge Verzahnung mit der medialen Berichterstattung über die Events. So können Sponsoren nämlich auch noch in Zukunft zufrieden über ihre Marketingergebnisse bilanzieren und dank medialer Verstärkung auch einen sehr guten Gegenwert verbuchen – ohne den Herrn Amts träger XY samt Gattin einladen zu müssen. Dieses neue Phänomen des Content Sponsoring ist ein aus der Compliance-Not heraus geborenes Kind des gegenwärtigen Content-Marketing-Booms. Darunter ist Enges Korsett, weiße Weste Essenz der verschärften Compliance-Regeln Wenn Amtsträger, Unternehmer oder sonstige Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik aus lauter Jux und Tollerei einem kapitalen Hirsch das Lebens licht auslöschen wollen, können sie dies auch in Zukunft tun – sie dürfen sich nur nicht einladen lassen, sondern müssen selbst dafür bezahlen. Auf diesen Nenner lässt sich das „Korruptionsstrafrechtsänderungsgesetz 2012“ bringen, das mit 1. Jänner dieses Jahres in Kraft trat. Insgesamt kam es durch diese Gesetzesnovelle zu einer Verschärfung der Compliance-Rechtslage (= Wohlverhalten). Die verpönte Klimapflege, also das berühmte „Anfüttern“, wurde wieder unter Strafe gestellt und genügt nunmehr internationalen Standards, wie Kommentatoren mit Branchendistanz betonen. Der neuen Gesetzeslage zufolge ist jeder Amtsträger strafbar, wenn er – um sich beeinflussen zu lassen – einen nicht gebührenden Vorteil fordert, annimmt oder sich versprechen lässt. Um auf der sicheren Seite zu sein, dürfen Amtsträgern nur geringfügige Zuwendungen gewährt werden (Richtwert: 100 Euro – übrigens nicht im Gesetz genannt). Mit dieser Grenze können laut Expertenmeinung auch Entscheidungsträger von rein privaten Unternehmen gut fahren, denn sie müssen beim Einladen oder Geschenkemachen das Gesetz ebenfalls beachten. „Bordell-Reisen“ – Pardon – darf es also auch bei Privat unternehmen nicht mehr geben. Um die Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung für den jeweiligen Dienstnehmer und den Vorteilsgeber auszuschließen, empfiehlt es sich, das Einverständnis des Dienstgebers bei Einladungen und sonstigen Vorteilszuwendungen vorweg einzuholen. Von Unternehmen zu Unternehmen herrschen verschiedene interne Compliance-Richtlinien. Bei T-Mobile etwa darf der Wert von Geschenken nicht über 40 Euro liegen, sollten diese zu Anlässen wie Weihnachten überreicht werden. Generell müssen alle Geschenke unabhängig vom Wert beim unternehmenseigenen Compliance Officer des Telekom-Konzerns gemeldet werden. Geschäftsessen unterliegen ebenfalls diesen Kriterien. zu verstehen, dass jemand selbst zum Programm wird, weil er nicht in den Werbepausen weggezappt werden möchte. Internationales Vorzeigebeispiel ist Red Bull, das mit seinen Sportteams lieber selber spielt, als fade an der Werbebande zu kleben: Das Projekt „Stratos“, also ein Sprung aus einem Ballon vom Rande des Weltraums, war der bisherige Höhepunkt dieser Strategie. Einige sticheln, Red Bull sei mittlerweile zu einem Medienkonzern mit angeschlossener Getränkeherstellung geworden, gehören doch auch ServusTV, das Servus-Magazin, Red Bulletin oder das Seitenblicke Magazin zum Reich von Dietrich Mateschitz. Red Bull schafft sich also nicht nur die Inhalte selbst, sondern auch die Medien an sich. Trend: Content Sponsoring Ähnlich verhält es sich beim Content Sponsoring: Hier werden Unternehmensmarken zum Teil der Handlung gemacht und bekommen so – auch über die Medien – ihre Sponsoring-Gegenleistung ausbezahlt. Ein weiterer Vorteil ist, dass etwa das Bereit stellen von Know-how (wie das Abhalten einer Jury) nur sehr schwer in Geldbeträgen zu quantifizieren ist. Das ist ein Vorteil im Auch beim ORF regiert mittlerweile ein besonders strenger Compliance-Regelkatalog. Die Mitarbeiter gelten als Amtsträger, weil das Medienunternehmen vom Rechnungshof geprüft wird. Und so bedürfen Einladungen zu Restaurantbesuchen, Veranstaltungen und Reisen oder die Bereitstellung von Leihgeräten und Testautos der vorherigen Genehmigung durch die jeweiligen Dienststellenleiter und der Compliance-Abteilung. Geringwertige Aufmerksamkeiten wie Kalender, Kugelschreiber oder andere Reklameartikel sind vom Geschenk annahmeverbot ausgenommen. Auch Einladungen, die ausschließlich dienst lichen Interessen dienen, dürfen erst nach Genehmigung angenommen werden. Dazu gehören etwa Pressekarten für verschiedene Veranstaltungen. Einladungen zu Veranstaltungen ohne vorherrschenden geschäftlichen Charakter dürfen ORF-Beschäftigte gar nicht mehr annehmen. Die Materie ist also durchaus komplex und ist Gegenstand von Schulungen und Workshops. 74 Bestseller 5|6 2013 Unternehmen, da dies die Möglichkeit Compliance-Zeitalter. Doch bleiben wir bietet, praxisrelevante Problemstellungen beim Life Ball, bei dem etwa eine stimmige zu diskutieren.“ Integration von Sponsoren in die Eröffnungszeremonie zu beobachten war. Mit Einladungen an „Normalos“ Methoden wie dieser schaffte es die AidsAuch Herwig Straka vom Vorstand des event Charity auch heuer, mit einem Erlös von marketing board austria (emba) sieht sein 2,430.000 Euro das Vorjahresergebnis zu Fach unter gehörigem Innovationsdruck. übertreffen. Und das unter wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen bei immer „Die Eventbranche muss sich anpassen. Ein Umdenken findet statt.“ Der Interessenverknapper werdenden Budgets. „Zurück treter spricht zwar von einem „Einschnitt“ zuführen ist dies unter anderem auf die Kreativität und Bereitschaft, gemeinsam mit und von einem „Rückgang“, aber mitnichSponsoren immer neue Wege zu finden und ten von einem Einbruch in der Branche. „Wir müssen neue Produkte entwickeln, die Sponsoren auch in die Umsetzung des Life den Compliance-Regeln entsprechen.“ Den Ball aktiv einzubinden“, heißt es dazu aus Geschäftsrückgang versuche man laut dem Veranstalter-Büro. Natürlich habe sich seit Verschärfung der Regeln die Einladungs Straka mitunter auch durch das Anbieten politik schwieriger gestaltet und viele Spon- neuer Beratungsdienstleistungen abzufedern. „Die Unsicherheit ist groß, da ist Beratung soren seien diesbezüglich verunsichert wichtig. Unsere Verkäufer sind in diese und es seien denn auch deswegen die Ein Richtung geschult.“ ladungen von Sponsoren an Kunden leicht Ein Beispiel für eine interessante Neuzurückgegangen. „Aber wir haben den gründung in diesem Feld sind die Agentur Weg gewählt“, so das Life-Ball-Büro weiter, Kobza Integra PR und die Anwaltskanzlei „zunächst eine eingehende rechtliche Lansky, Ganzger + partner in Wien: Sie Analyse vorzunehmen und darauf aufbauend ein entsprechendes Compliance-Konzept gingen diesen Mai mit dem Beratungsunternehmen Compliance Consulting an den zu entwickeln. Besonders wichtig erscheint Start. Compliance Consulting bietet durch der Erfahrungsaustausch mit anderen die Verbindung von juristischem Know-how sowie einer kommunikativen Expertise einen umfassenden Blick auf dieses Thema an und berät Unternehmen zum richtigen Umgang mit den Regeln. Die Angebotspalette reicht dabei von Unternehmensanalysen über Start-up-Seminare und Schulungen bis hin zur Umsetzung von Kommunikationskampagnen. Eine interessante Neuinterpretation der Einladungspolitik ist übrigens auch bei den Casinos Austria zu bemerken. Laut Martin Himmelbauer, Leiter Corporate Communications, „werden auch Menschen zu Veranstaltungen geladen, die sonst nie in den Genuss kämen“. So werden etwa die Bewohner des niederösterreichischen Karl Ryker Dorfes der Lebenshilfe zu einem Konzert des Sommer-Musikfestivals nach Grafenegg gebeten oder die Bewohner eines Caritas-Hauses zum „Niederösterreichischen Märchensommer“. Und so ist auch dem sozialen Aspekt Genüge getan. Denn wie heißt es bei Nestroy: „Der Mensch ist gut, die Leut’ sind schlecht.“ Und Sie wissen ja, Klischees sind dann überwunden, wenn man über sie schmunzeln kann. Erst recht in einem modernen Österreich. Wie wär‘s mit einem Green Event? An die Umwelt zu denken ist gut. Konkrete Taten folgen zu lassen ist besser. Mit einem Green Event setzen Sie ein bewusstes Zeichen. Das steigert das Image Ihres Unternehmens. Wie das geht? – Mit einem Green Event im Studio 44. Unser Experten-Team weiß genau, worauf zu achten ist, damit Ihr Green Event ein Erfolg wird. Green Events schaffen Mehrwert. Und das ist einfacher, als Sie denken. www.studio44.at Das Beste für Events. Kategorie I An einen Haushalt bzw. als Beilage in Printmedien mail Platz 1 auftraggeber Merkur Warenhandels AG agentur Blink Werbeagentur GmbH & Co KG kontakt agentur Michael Braun, Katharina Waller cd Michael Heine text Simone Schmelzer ad Patrick Toifl auflage 450.000 bis 780.000 Stück Platz 2 auftraggeber Palmers Textil AG agentur planetsisa kontakt agentur Friso Schopper cd Sigard Ernst text Friso Schopper, Sabine Landl, Florian Vorraber ad Maria Sora auflage 1,038.000 Stück 76 Platz 3 auftraggeber bellaflora Gartencenter GmbH agentur Wien Nord Werbeagentur GmbH kontakt agentur Stella Biehal, Markus Mazuran cd Edmund Hochleitner, Florian Gigler text Florian Gigler, Thorsten Pütz ad Georg Rernböck auflage 1,753.569 Stück Bestseller 5|6 2013 Kategorie II An einen namentlich adressierten Haushalt Platz 1 auftraggeber Fiegl + Spielberger GmbH agentur Spectrum Werbeagentur kontakt agentur Markus Erler cd Markus Erler text Markus Erler, Johannes Felder ad Christian Baumgartner auflage 500 Stück Der Manstein Verlag ermittelt den Prospekt des Monats, eine Fachjury wählt die drei besten Arbeiten aus. Wir bitten Sie, Ihren Einreichungen ein Briefing, bestehend aus Werbeziel, Marketingziel, Zielgruppe und Positionierung, beizulegen. Ebenso bitten wir Sie, uns die entsprech enden Credits wie Auftraggeber, Kontakt Auftraggeber, Werbe agentur, K ontakt Werbeagentur, Art Director, Creative Director, Text, Foto, Druck, Erscheinungszeitraum, Papierqualität sowie die Auflage des Prospekts bekannt zu geben. best mail in Kooperation mit Kategorie I Platz 1 „Schöne der Zielgruppe entsprechende Aufmachung. Macht Lust, den Markt zu besuchen und in die exquisite Produktwelt einzutauchen.“ Andreas Stöger Platz 2 „Gut gemacht – Magazincharakter gut umgesetzt.“ Manfred Spiessberger Platz 3 „Frisch und blumig. Durchaus ansprechend und macht Lust auf Blumenkauf und Frühling.“ Birgit Steurer Kategorie II Platz 1 „So einfach, so gut. Klare Botschaft.“ Birgit Steurer Platz 2 „Perfekt gemacht: Haptik und Optik schön inszeniert.“ Sabine Lacher Platz 3 „Nette Idee! Durchgängig, wohlüberlegt.“ Andreas Stöger Platz 2 auftraggeber BMW Austria GmbH agentur pixelart communication GmbH kontakt agentur Anita Edtbauer cd/text Alex Aichner ad Alex Aichner, Adi Sumic auflage 15.000 Stück Platz 3 auftraggeber ms.foto.group agentur Strobl)Kriegner Group GmbH kontakt agentur Ursula Wurm cd Jakob Köttl text Verena Regger ad Jakob Köttl auflage 1.500 Stück Die Jury: (von links nach rechts) Sabine Lacher ldd Manfred Spiessberger ldd Andreas Stöger Sky Österreich Birgit Steurer Milestones in Communication Einreichungen beim Manstein Verlag, Brunner Feldstraße 45, A-2380 Perchtoldsdorf Tel.: 01/866 48-626 (Ariane Schlosser) 77 showcase 78 Bestseller 5|6 2013 Wandelbare Schönheit Stress. Der Sommer ist nun wirklich da. Freibad, Strand, Bikini! Sind Sie bereit? Haben Sie den Sprung vom Winterspeck zur Bikinifigur dieses Jahr geschafft? Wenn ja: herzliche Gratulation! Wenn nein: kein Grund zur Panik! Die Schönheitsideale ändern sich laufend – wie Sie anhand u nserer ausgewählten Sujets sehen können. Wir denken an die Venus von Willendorf und andere kurvige Schönheiten wie Sophia Loren oder Brigitte Bardot. In der Renaissance war ein Doppelkinn das Maß aller Dinge. Das als ideal angesehene Körpergewicht schwankt sowieso innerhalb der Kulturen und Epochen. Da geht’s einem doch gleich viel besser … Es macht einfach keinen Sinn, sich an blutjungen Modellschönheiten zu orientieren. Denn man strahlt oder man strahlt nicht. Von innen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen wunderschönen, stressfreien Sommer! Bestseller 5|6 2013 Tanz deinen Tanz Liedermacher, Coach für utopische Realisierungen, Vater, Gründer der Wirtschaft der Freude, Weltverbesserer, Baggerverkäufer, Bienenzüchter. Tom Beck. Text von Doris Raßhofer | Fotos von Karl Michalski Waldwege. Und wenn es noch so regnet oder schneit. Er läuft aus seiner Hütte, wickelt sich den Umhang um, springt auf sein schwarzes Pferd und donnert durch den Wald davon. Wenn er gebraucht wird. Wenn er gerufen wird. Denn er weiß, dass er helfen kann. Und dass nach seinem Handanlegen nichts mehr so sein wird wie vorher. Kuckuck. Kuckuck. Kuckuck. Lautlos pflügt sich das E-Auto durch das Dickicht. Eine winzige Hütte. Umgeben von Urwald an Gräsern, Blumen, Bäumen. Gewachsen, wie es jeder Pflanze über die Jahre am besten möglich war. Ohne Fremdeinwirkung. Ein unbebautes Grundstück in einem Naturschutzgebiet ohne Baugenehmigung schien ihm vor Jahren das Beste, was man sich in Zeiten wie diesen zulegen konnte. Es ist der Zufluchtsort von Tom Beck. Sein Ort der Stille und seiner Kreativität. Wenn es dämmert, werde es ihm unheimlich, wenn er alleine in seiner Hütte im Nirgendwo sitzt, gibt er zu. Verletzlich. Er. Schwarze Nappalederhose, viele Tattoos, Schnellkraft. Keiner, der zurückweicht, wegschaut. Im Gegenteil: Sein Blick findet immer den Punkt, wo es am meisten wehtut. Und wo am meisten Heilung nötig und möglich ist, damit Großes daraus erwachsen kann. Ihr Motto ist „Alles in die größte Kraft“. Wo ist die? Dort, wo du in nicht gestellten Fragen feststeckst, weil du dich vor der Antwort fürchtest. So einfach. Überhaupt nicht einfach. Sonst bräuchte es keine Menschen wie mich. Coaches und Prostituierte sind Menschen, die mit Dingen ihr Geld verdienen, die eigentlich aus gesunden Beziehungen geschöpft werden sollten. Aber wir leben alle in der totalen „Ich coache nur noch Herzensangelegenheiten, keine unbeseelten Geschäftsziele mehr ohne Sinn.“ Tom Beck Bestseller 5|6 2013 Früher hatte Tom Beck auch so ein schickes Vorzeigebüro am Wiener Naschmarkt. Heute kommen seine Kunden zu ihm in den Wald im Nirgendwo: Zuerst wird Feuer gemacht in der Hütte. Bis es warm ist, gibt es Coaching beim Spaziergang. Im Sommer auch Lagerfeuer danach. Getrenntheit. Wir sind e ine Gesellschaft von ängstlich-egoistisch und narzisstisch verletzten Menschen. Und unsere Wirtschaft wird genau von solchen Menschen geführt – narzisstisches Arschlochverhalten, das andere schädigt, wird belohnt. Zu Hause spielen sie den lieben Familienpapa. Jeder agiert für sich, in K onkurrenz- und Verdrängungsangst, Innovationen werden geheim gehalten. Sie sprechen vom Belief-Behaviour-Gap. Wir wissen doch alle, dass wir so den Karren an die Wand fahren. Aber wir ändern nichts daran. Wir müssen diesen Gap schließen. Wie? Lenken? Früher hatte er auch so ein schickes Vorzeigebüro am Wiener Naschmarkt. Wer heute zu ihm kommt, findet purste Basics. Es wird Feuer in der Hütte gemacht, dann zwei Stunden beim Waldspaziergang gecoacht. „Beim Gehen reden ist das Beste, wenn es schwierig ist“, grinst er. Auf diese Weise hat er schon Großunternehmen fusioniert. Konzerne saniert. Start-ups gezüchtet. Lieder komponiert. Oder einfach Menschen wieder glücklich gemacht. Bagger waren einmal sein Lebensinhalt. Beck war Österreichs erfolgreichster Baggerverkäufer. Damals, mit 25. Bis er in die Unfähigkeit befördert wurde. Es folgten Zufälle: ungewollte Fusions begleitung, Unternehmensberatung, Ausbildung zum Coach. Als solcher gab er weiter, was er als Star-Verkäufer seinerzeit praktizierte: Wie schalte ich die Konkurrenz systematisch aus und komme selbst möglichst schnell nach oben? So was zog in der Wirtschaft. Und schließlich galt es, Familie mit zwei Kindern zu erhalten. Damals. Dann seine persönliche Krise: Scheidung, Einsamkeit, Süchte, Therapien, Buddhismus, Rechthaben, den Traditions-Wurstfabri kanten versuchen zu überreden, dass es doch besser wäre, Soja zu verwursten statt Fleisch. Der übliche Wahnsinn. Der Wurstfabrikant war damals sein bester Kunde. Aber Beck ging es ums Prinzip, um Weltverbesserung im missionarischen Extrem. „Ich verlor dabei meine Anschlussfähigkeit.“ Er sagt das nicht ohne Reue. Wenngleich es heute für ihn keinen Weg mehr zurück gibt. „Bis dahin coachte ich Manager, noch mehr aus ihren Mitarbeitern rauszuquetschen, um noch mehr kündigen zu können, um noch mehr Kosten zu senken, um den eigenen Gewinn noch mehr zu maximieren. Wenn du aber in diese Gemeinwohlökonomie-Szene einmal reingeschnuppert hast, kannst du nicht mehr weitermachen wie bisher.“ Jetzt also nur noch Coaching für eine bessere Welt? „Nein. Das geht auch nicht. Die bessere Welt hat noch kein Geld.“ In Stolz und Ehr’ verhungern? Plötzlich wird er laut. Zornig. „Ich hab mich gefühlt wie der beste Konsument auf dieser Welt, als ich mir das Elektroauto gekauft habe. Und dann muss ich lesen, dass ich damit vermutlich mehr angerichtet habe, als wenn ich mir einen normalen Vier-Liter-Diesel gekauft hätte.“ Entschuldigung, Herr Beck, habe Bestseller 5|6 2013 ich Sie mit meiner Frage irgendwie gekränkt? „Nein, ich schreie es vielmehr hysterisch in die Welt hinaus.“ Was genau? „Dass es einem so schwer gemacht wird, sich selbst treu zu bleiben. Dass respektvoll-liebevolles Agieren immer wieder bestraft wird.“ Beck wird wieder ruhig, klinkt sich in den Klang seiner Wildnis ein. Kuckuck. „Hier muss das Pendel seine Balance finden.“ Auf seiner Visitenkarte steht „Utopische Realisierungen“. Die Erklärung dazu: „Unerreichbar erscheinende Zukunftsbilder schrittweise in die Realität holen. Dabei den Kopf über den Wolken haben und die Füße trotzdem am Boden.“ Best of both worlds. Es sei ja nicht alles schlecht, was in der Old Economy bisher gemacht wurde. Auch einem Unternehmer zu helfen, zu expandieren, sein Unternehmen der nächsten Generation zu übergeben oder aus der Krise zu führen, sei nichts Schlechtes. Wichtig ist ihm heute die Haltung seines Gegenübers, sein Weltbild. Es müsse eine Herzensangelegenheit sein, kein unbeseeltes Geschäftsziel ohne Sinn. Und ja, dafür musste er auf viele Klienten und viel Geld verzichten. Er zupft frische Rosmarin- und Pfefferminzblätter vom Stengel und gibt sie in sein Wasserglas. „Brunnenwasser“, freut er sich. Sie sind Gründer der Initiative „Wirtschaft der Freude“. Was ist das? Nicht das, was die meisten daraus machen. Ich wurde oft angegriffen von Unternehmern – „Du wiegelst mir mit deiner Wirtschaft der Freude meine Mitarbeiter auf. Die sollen arbeiten!“ Dabei rede ich überhaupt nicht von einer Spaßwirtschaft, wo alles immer nur lustig sein soll. Wie lautet Ihre Definition? Es ist gut, wenn es für alle gut ist. Also auch für den einzelnen. Wie eingangs gesagt, es werden die meisten Entscheidungen heute aus Angst, Schmerz oder Wut getroffen. Die Wirtschaft der Freude schließt eine Entscheidung aus Freude mit ein. Die Wirtschaft soll also AUCH die Freude nähren. Aber nicht NUR die Freude. Was angefangen hat als missionarischer Gratisring, hat sich ittlerweile zu einem handfesten „Fortgeschrittenenkreis“ entwim ckelt, der gemeinsam an wirtschaftlich relevanten Projekten für eine V erbundenheit zwischen Wirtschaft und Gesellschaft arbeitet. Unter anderem an Stadtentwicklungskonzepten wie Aspern, der Seestadt Wiens. Beck springt auf, holt seine Gitarre aus seiner Hütte und fängt an, das Titellied seiner letzten CD zu singen: „Da ist die Freude in dir drinnen …“ Beck, der Künstler, der Liedermacher, der Rockcoach … und schmettert gleich noch seine Coachinghymne in den Wald: „I glaub an mi …“ Schwingt den Umhang um seine Schultern, bindet sein Pferd los und donnert fort durch den Wald. Dorthin, wo er helfen kann, wenn jemand nicht mehr weiter weiß, auf seinem Weg zu Freude und Utopie. 81 Armin Thurnher MEDIENTAGEBUCH NR. 181 Im Eisenbahnwaggon erster Klasse ordiniert eine Ärztin in unverschämter Lautstärke, im Vollbewusstsein ihres Sozialprestiges. Ich muss mich morgen nicht in ihr Labor begeben, kann mich nur gegen ihre geschulte Freundlichkeit wehren, indem ich mir einen Kopfhörer überziehe, mir Musik reinziehe und mir einen Hörschaden zufüge. Generationen machen sich mit geklauten MP3Files fit für den Ohrenarzt. Wer hat’s ausgeheckt? Die Boys vom Max-Planck-Institut am Starnberger See. Ohne Max Planck kein MP3. Die Juristen von der gleichen Institution setzen sich gegen das Leistungsschutzrecht ein, mit Recht, wie mir vertrauenswürdige Blogger versichern, denn die Art des geplanten Schutzes schützt hauptsächlich die Verwertungsgesellschaften. Während ich so sitze und fahre, fällt mir ein, ich habe ein Buch über Würde geschrieben. Viel zu viel geschrieben, der Lektor war beunruhigt, in beunruhigender Weise erhöhte sich der Verkaufspreis des Buchs, während ich schrieb. Schon fahre ich nicht mehr, denn eine Störung an der Oberleitung hat den Zug lahmgelegt, das ist blöd. Wahrscheinlich Kupferdiebe, Mafia. Nun sitze ich mit meinem schönen ÖBB-WLAN und dem feinen Bordservice in der Steppe, und in Linz warten sie in einem TV-Studio auf mich, um ein Liveinterview mit mir durchzuführen. Mediengesellschaft! Könnte mir jetzt die „ZiB“ anschauen, Hochwasserporno ist angesagt, Fluten des Guten, sogar Armin Wolf wird weich ums Herz, ich als gewesenes Katastrophen opfer darf das sagen, muss aber Batterie sparen. Der Feuerwehrkommandant von Niederösterreich brachte das viel gescholtene Funknetz ins Spiel. Schön, dass wir es haben, sagte er live, er konnte aus dem Hubschrauber mit Kollegen aller Organisationen Funkkontakt halten. War da nicht ein Korruptionsfall mit dem Innenminister gewesen, wie hieß er doch gleich? Nein, ist nie etwas aufgekommen, solche Sachen kann man bei uns lang untersuchen. Mediengesellschaften haben fluktuierende Aufmerksamkeitskonjunkturen, die Fragen nach vergangenem Verschulden kommen rasch aus der Mode. Karl Marx, Gott hab ihn selig, leitete seine Kapitalismuskritik nicht zuletzt aus der historischen Erinnerung daran ab, wie der englische Adel die schottische 82 Landbevölkerung bestahl, betrog und vom Land des allgemeinen Stammesbesitzes vertrieb. Solche Ent- und Aneignungen passieren heute in medialer Form, in Form von binären Impulsen spekulierender Computer und von virtuellen Geldmedien politisch ungesteuerter Zentralbanken. Virtuelles Gelddrucken geht schnell, die Rechnung zahlen andere. Mediengesellschaft: Stehen heißt leiden. Ich stehe auf e inem Geleise vor Amstetten in der Abendsonne, die Klimaanlage und das WLAN funktionieren, nur mein Ladekabel habe ich vergessen, der Akku und die Sonne neigen sich dem Untergang zu, aber ich bin auf alles vorbereitet, habe Stift, Notizbuch und ein Buch von Gilbert K. Chesterton mit. Die Sonne scheint nun ins Abteil, vom Westen her den Bildschirmen e ntgegen, sonst könnte man die Displays nicht mehr lesen. In Venedig war ich kürzlich in einem Kunstlokal nahe der Biennale, dessen Set sich für eine Komödie geeignet hätte. Um kleine Tische – Format Wiener Kaffeehaus – scharten sich fesche junge Menschen. Jeder hatte einen Mac, jeder und jede, und sie klappten die Bildschirme so gegeneinander, dass es aussah, als bauten sie um die Wette Kartenhäuser, und darüber steckten sie die Köpfe zusammen und sprachen kein einziges Wort. Das Lokal hatte Verteiler für die Netzstecker aufgestellt, und an diesen Verteilern drängten sich die Schirmbesitzer, es war ein wirklich beeindruckendes Bild, dessen Teil ich war, weil ich mit dem Kollegen Fleischhacker meine monatliche E-Mail- Debatte für die Kleine Zeitung abzuführen hatte. Er hetzte derweil durch die gleiche Stadt, einen WLAN-Hotspot suchend, um mir Marxismus vorzuwerfen, während ich unter den Kunstfuzzis (Ku-Fus) saß und vergnügt vor mich hin summte: „Everybody was Ku-Fu-Fighting …“ Die Klimaanlage funktioniert noch immer, die Ärztin hat ihre Ordination geschlossen, das Bord restaurant macht Geschäfte wie noch nie, sogar den Falter haben sie zum Lesen da, schnell tippe ich ein letztes Mal „Mediengesellschaft“, ehe die Batterie ausgeht, der Zug anfährt und ich meinen Chesterton zücke. In der TV-Debatte, die auf mich wartet (gewartet hätt’?) sollte es übrigens um Medien gehen. Live. Ja mei. Draußen fantastischer Abendhimmel, graue Fetzen und sardinenbauchgelbe Cumulus vor Tintorettoblau. Armin Thurnher ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur der Wiener S tadtzeitung Falter. Bestseller 5|6 2013 irena rosc, illustration von tex rubinowitz Im Zug der Mediengesellschaft ! We deliver results. . . . jetzt auch von der Rolle. Vereinigte Druckereien- und Verlags-GmbH & Co KG Zamenhofstraße 43-45, 4020 Linz/Austria, Tel.: +43 (0) 732 66 96 27 0, Fax: +43 (0) 732 66 96 27 5, Web: www.friedrichvdv.com, E-Mail: [email protected] A1.net Einfach das beste Netz Österreichs. Die 4. Mobilfunkgeneration für mehr Speed. Während Sie fünf Minuten lang im Bestseller blättern, hätte 4G/LTE von A1 schon 598 Songs, 956 Fotos oder zwei ganze Filme in HD-Qualität auf Ihr Smartphone, Ihr Tablet oder Ihren Laptop geladen. Willkommen im größten 4G/LTE Netz Österreichs. „Größtes 4G/LTE Netz“ sowie „Bestes Netz“ bestätigt von Systemics PAB (Netztest Mai 2013, www.syspab.eu) Einfach A1.