HIV und Frauen

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HIV und Frauen
www.aidsmap.com
HIV und Frauen
Deutsch
Erste Auflage
2010
Impressum
Erste deutsche Auflage – 2010
Textgrundlage: Vierte englische Auflage – 2010
Redaktion: Positively UK (ehemals Positively
Women)
Übersetzung: Holger Sweers, Deutsche
AIDS-Hilfe e. V.
www.aidshilfe.de
Inhalt and Gestaltung wurden vom NHS
Pan-London HIV Prevention Programme und
dem Department of Health (Großbritannien)
finanziell unterstützt, das Projekt der
Übersetzungen in verschiedene Sprachen von
Merck, Sharp und Dohme.
Die in dieser Broschüre enthaltenen
Informationen entsprechen den aktuellen
europäischen Leitlinien für die HIV- und
TBC-Behandlung. Eine PDF-Version steht
unter www.aidsmap.com zum Download
zur Verfügung.
HIV und Frauen
In dieser Broschüre geht es um HIV und Frauen. Egal, ob Sie gerade erst von Ihrer Infektion erfahren
haben oder schon länger mit HIV leben – die hier wiedergegebenen Informationen sollen Ihnen dabei
helfen, Ihre Fragen zum Thema „Gut mit dem Virus leben“ zu beantworten und mit Ihrer Ärztin/Ihrem
Arzt und den anderen Mitgliedern Ihres Behandlungsteams darüber zu sprechen. Die Broschüre soll
und kann das ärztliche Gespräch und den ärztlichen Rat aber nicht ersetzen.
„HIV & Frauen“ bietet Ihnen Informationen rund um den Alltag mit HIV, zur Behandlung, zu sexueller
Gesundheit, Verhütung und Schwangerschaft.
Eine HIV-Diagnose stellt einen tiefen Einschnitt im Leben dar. Wichtig zu wissen ist: HIV-positive
Frauen können ein gesundes Leben führen, gesunde Kinder bekommen, arbeiten, studieren, zur
Schule gehen oder eine Ausbildung machen und erfüllte emotionale und sexuelle Beziehungen haben.
Inhalt
Mit HIV leben
OOAnderen von der Infektion erzählen
OOSchutz vor Ausbeutung
1
2
3
Gesund bleiben
4
Regelmäßige Untersuchungen
5
HIV und Ihr Körper
7
OOPeriode (Menstruationszyklus)
OOEmpfängnisfähigkeit und Menopause
Sex und HIV
OOHIV-Übertragungen verhindern
OOSex zwischen Frauen und HIV
7
8
14
14
16
Empfängnisverhütung
16
Schwangerschaft
21
OOSchwanger werden
Schwangerschaft und Geburt
OODas Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung reduzieren
OOHIV-Therapie und Schwangerschaft
OOSicherheit der Behandlung zur Verhütung einer Mutter-Kind-Übertragung
OOHIV und Geburt
OOStillen und HIV
OOGesundheitsversorgung in der Schwangerschaft
HIV-Therapie bei Frauen
OODie Therapievorschriften befolgen
OONebenwirkungen der HIV-Medikamente bei Frauen
21
28
28
30
33
34
35
36
37
38
38
Weitere Untersuchungen/Vorsorge
42
HIV/Hepatitis-Koinfektion
43
Psychische und emotionale Gesundheit/Depressionen 44
Positives Coming-out
45
OOSchweigepflicht/Vertraulichkeit
OOStrafrechtliche Verfolgung wegen HIV-Übertragungen
46
47
HIV und Haft
49
Holen Sie sich Hilfe!
49
Das Wichtigste in Kürze
50
Mit HIV leben
Mit HIV leben
Für einige Frauen hingegen war es auch eine
Erleichterung gewesen, endlich zu wissen,
warum sie so oft krank waren.
Wir haben einige Frauen, die schon länger mit
HIV leben, danach gefragt, wie sie sich nach
der Mitteilung ihres positiven Testergebnisses
gefühlt und wie sie darauf reagiert haben:
Anschließend haben wir die Frauen gefragt, was
ihnen dabei geholfen hat, mit dem Virus leben
zu lernen.
„Auf ‚Das bin nicht ich, der das passiert‘
und ‚Warum ich?‘ folgten Schock, ein Gefühl
der Betäubung, Unglauben, Angst, Wut,
Selbstvorwürfe und Scham.“
„Der Austausch mit anderen HIV-infizierten
Frauen hat mir dabei geholfen, zu mir selbst zu
stehen und selbstbewusst zu sagen, dass ich
HIV-positiv bin.“
„Das Gefühl der Isolation und die Angst vor
Zurückweisung, vor sexuellen Beziehungen und
vor der Offenlegung meiner Infektion waren
erdrückend.“
„Andere HIV-Positive zu sehen, die ihr Leben
meistern und so das alte Bild von Krankheit und
Tod verändern.“
1
Mit HIV leben
„Mir erreichbare Ziele zu setzen, zu studieren und
zu arbeiten und das Leben nicht auf Sparflamme
herunterzuschalten.“
Aufgehobensein in einer Glaubensgemeinschaft,
Glaube und Spiritualität – all das kann dazu
beitragen, (wieder) mehr zu sein als das Virus,
mehr als ein infizierter Mensch.
„Die Unterstützung meines medizinischen
Teams.“
„Es gibt ein Leben nach der HIV-Diagnose.“
Anderen von der Infektion erzählen
Viele positive Frauen haben Angst davor,
Freunden und Familienangehörigen von ihrer
HIV-Infektion zu erzählen. Sie befürchten
Ablehnung, Gewalt, Ausgrenzung oder
Vorwürfe. Auf der anderen Seite erleben es
viele Frauen auch als sehr befreiend, wenn
sie jemandem ihr Geheimnis anvertrauen
können, das sonst eine schwere Last sein kann.
Und schon eine einzige Person, die man ins
Vertrauen zieht, kann einem dabei helfen, die
„Frauen mit HIV zu sehen, denen es gut ging und
die gut aussahen.“
Kurz gesagt: Vielen Frauen haben durch
Beratung, die Unterstützung von Menschen
in der gleichen Situation und ein gutes
Gesundheitsteam gelernt, mit ihren Gefühlen
umzugehen. Die Möglichkeit, anderen
gegenüber die HIV-Infektion offenzulegen,
die Unterstützung durch Freunde und
Familienangehörige, die sie nicht verurteilen, das
2
Mit HIV leben
HIV-Medikamente regelmäßig und korrekt
einzunehmen.
Ausbeutung bedroht. Wenn dies bei Ihnen der
Fall sein sollte, wenden Sie sich am besten an Ihr
Gesundheitsteam oder eine Hilfseinrichtung, um
sich davor zu schützen.
Hilfreich ist, das „positive Coming-out“ als
einen längeren Prozess zu sehen – es gibt
Möglichkeiten, das Gegenüber langsam darauf
vorzubereiten. Sprechen Sie doch einmal
mit anderen Frauen, wie sie das bei ihren
Freunden, Familienangehörigen oder Partnern
gemacht haben und wie sie sich Unterstützung
organisiert haben, zum Beispiel von ihrem
Behandlungsteam oder von einer Aidshilfe –
siehe dazu auch „Positives Coming-out“.
Schutz vor Ausbeutung
Einige Frauen mit HIV, die sich vor der
Offenlegung ihrer Infektion fürchten, sind
besonders von sexueller oder finanzieller
3
Gesund bleiben
Gesund bleiben
bleiben. Ziel der HIV-Behandlung ist es, die
Viruslast unter 50 Viruskopien pro Milliliter Blut
zu senken. Das nennt man oft auch „Viruslast
unter der Nachweisgrenze“, weil die StandardTestverfahren solche geringen Virusmengen
nicht mehr nachweisen können. Auch bei einer
„nicht mehr nachweisbaren Viruslast“ ist aber
nach wie vor HIV im Körper, wenn auch nur noch
in geringer Menge.
HIV (das menschliche Immunschwäche-Virus)
schädigt das Immunsystem, auch wenn man
sich nach einer Ansteckung nicht unbedingt
schlecht fühlt und vielleicht gar nicht weiß,
dass man infiziert ist. Nach der Diagnose einer
Infektion sollte der Zustand des Immunsystems
regelmäßig überprüft werden. Dabei wird
insbesondere die Zahl der CD4-Zellen gemessen.
Wenn die CD4-Zellzahl unter einen bestimmten
Wert fällt, sollten Sie mit einer HIV-Therapie
beginnen.
Die HIV-Behandlung verhindert das Auftreten
bestimmter Krankheiten wie zum Beispiel
schwerer Infektionen und bestimmter
Krebstypen. Einige dieser Krankheiten nennt
man aidsdefinierend –die HIV-Infektion ist dann
weit fortgeschritten. Aids steht für Acquired
Immune Deficiency Syndrome, erworbenes
Immunschwäche-Syndrom. Das Immunsystem
Die Behandlung gegen HIV heißt antiretrovirale
Therapie (ART). Sie senkt die HIV-Menge
in Ihrem Körper und ermöglicht es so dem
Immunsystem, sich zu erholen und stark zu
4
Regelmäßige Untersuchungen
Regelmäßige
Untersuchungen
ist das körpereigene Abwehrsystem, ein
Syndrom ist das gleichzeitige Vorliegen mehrerer
Erkrankungen oder Symptome.
Um Ihr Immunsystem zu schützen und Ihre
Gesundheit und Ihr Wohlbefinden zu erhalten,
sollten Sie sich regelmäßig ärztlich untersuchen
lassen. Dabei wird der Zustand Ihres
Immunsystems beobachtet, um den Zeitpunkt
zu bestimmen, wann mit einer Therapie
begonnen werden sollte. Nach dem Beginn einer
ART sind solche Untersuchungen wichtig, um
zu überprüfen, wie gut die Behandlung wirkt
und ob die Therapie gegebenenfalls umgestellt
werden muss.
Bei rechtzeitigem Behandlungsbeginn und
guter Behandlung kann Aids heute meistens
verhindert werden. Das hängt von einer Reihe
von Faktoren ab, unter anderem davon, wie
gut man auf die Therapie anspricht, und von
Lebensstilfaktoren, die sich auf die Gesundheit
auswirken, z. B. Ernährung, Bewegung und
Rauchen.
Dabei spielen Sie selbst eine wichtige Rolle:
Nehmen Sie Ihre Untersuchungstermine
wahr und überlegen Sie sich vorher, was gut
5
Regelmäßige Untersuchungen
funktioniert und was vielleicht weniger gut
funktioniert. Sprechen Sie Probleme an, damit
man etwas dagegen tun kann. Wenn sich
zwischen den Arztterminen irgendwelche Fragen
ergeben, schreiben Sie diese am besten auf, damit
Sie sie beim nächsten Mal stellen können.
Auch bei Einnahme der Antibabypille kann
Ihre Helferzellzahl sinken, aber nicht so stark,
dass das Ihre Gesundheit gefährdet. In der
Schwangerschaft kann die CD4-Zellzahl
ebenfalls sinken, weil dann das Blutvolumen im
Körper größer ist. Nach der Geburt des Babys
steigt die Helferzellzahl im Allgemeinen wieder
auf das Ausgangsniveau an.
Die wichtigsten Blutuntersuchungen sind die
Messung der CD4-Zellzahl (um den Zustand
Ihres Immunsystems zu überprüfen) und die
Messung der Viruslast (um die Virusmenge im
Blut festzustellen). Ausführliche Informationen
zu diesen Untersuchungen bietet die NAMBroschüre CD4-Zellzahl, Viruslast und andere
Untersuchungen.
Ihre CD4-Zellzahl kann in Abhängigkeit von
Ihrem Menstruationszyklus schwanken.
6
HIV und Ihr Körper
HIV und Ihr Körper
dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Sie über
einen Therapiebeginn nachdenken sollten. Aber
auch andere Gesundheitsprobleme können zu
Veränderungen des Monatszyklus führen. Und
wenn eine Periode ausbleibt, kann das immer
auch Zeichen für eine Schwangerschaft sein.
Periode (Menstruationszyklus)
HIV wirkt sich nicht nur auf Ihr Immunsystem aus,
sondern kann auch Folgen für das Hormonsystem
haben. So kann sich etwa Ihr Menstruationszyklus
bei niedriger CD4-Zellzahl und/oder hoher
Viruslast verändern – übrigens auch, wenn Sie
Partydrogen konsumieren oder konsumiert
haben.
Auch bei ungewöhnlichen Blutungen (zum Beispiel
nach dem Sex), Blutungen nach der Menopause
oder sehr starken Monatsblutungen sollten
Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin sprechen.
Starke Blutungen können viele Ursachen haben,
z. B. Myome (gutartige Tumoren, die sich in der
Muskelschicht entwickeln, mit der die Gebärmutter
ausgekleidet ist). Wenn nichts dagegen
unternommen wird, kann der Blutverlust aufgrund
von starken Blutungen zu Anämie (Blutarmut, ein
Mangel an roten Blutkörperchen) führen.
Solche Veränderungen können zum Beispiel
größere Intervalle zwischen zwei Monatsblutungen
oder auch ausgefallene Monatsblutungen sein
(ohne dass Sie schwanger sind).
Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt,
wenn sich Ihr Menstruationszyklus verändert –
7
HIV und Ihr Körper
Empfängnisfähigkeit und Menopause
HIV kann sich auf die Fähigkeit des Körpers
zur Produktion der Hormone Östrogen
und Progesteron auswirken. Das kann die
Empfängnisfähigkeit herabsetzen (die Fähigkeit,
schwanger zu werden) oder zu einer verfrühten
Menopause führen (also zu einem früheren Ende
der Fruchtbarkeit) – insbesondere bei niedrigen
CD4-Zellzahlen.
Eine HET kann man auch parallel zu einer
antiretroviralen Therapie machen; fragen Sie
Ihren Arzt, ob es irgendwelche bekannten
Wechselwirkungen zwischen der HET und
Ihren HIV-Medikamenten gibt. Bei Fragen zu
Symptomen der Menopause oder möglichen
Wechselwirkungen mit der ART sprechen Sie mit
Ihrem Gesundheitsteam. Osteoporose
Osteoporose – Abnahme der Knochendichte
durch Verlust von Knochensubstanz und dadurch
erhöhte Gefahr von Knochenbrüchen – kommt
vor allem bei Frauen nach der Menopause vor.
Grund sind die hormonellen Veränderungen in
den Wechseljahren.
Bei einem verfrühten Eintreten der Menopause
oder um bestimmte Symptome der Menopause
zur verhindern oder abzumildern, können
Sie eine Hormonersatztherapie beginnen
(HET, englisch: HRT). Eine HET sollte aber im
Allgemeinen nicht langfristig eingesetzt werden,
da sie z. B. das Brustkrebsrisiko erhöhen könnte.
8
HIV und Ihr Körper
Auch bei Menschen mit HIV kommt es häufiger
zu einer verringerten Knochendichte. Die
Ursachen sind noch nicht völlig geklärt, aber
wahrscheinlich liegt das sowohl an der HIVInfektion selbst als auch an der Behandlung,
denn Forschungsergebnissen zufolge können
einige HIV-Medikamente zum Verlust von
Knochensubstanz führen. (Ausführliche
Informationen zu den verschiedenen HIVMedikamenten finden Sie in der NAM-Broschüre
Anti-HIV-Medikamente.)
fragen Sie danach, insbesondere, wenn Sie die
Wechseljahre bereits hinter sich haben.
Um den Verlust von Knochensubstanz und
seine Auswirkungen zu begrenzen, können
Sie einiges tun. Dazu gehören zum Beispiel
sportliche Betätigung wie Laufen und Rennen
oder Treppensteigen und eine gesunde
Ernährung mit viel Kalzium und Vitamin D.
Fettreiche Fische und Eier sind eine gute
Vitamin-D-Quelle (wie auch Sonnenlicht);
Kalzium ist in Milchprodukten, grünem Gemüse,
Nüssen, Sojabohnen und Nahrungsmitteln aus
angereichertem Mehl enthalten.
Die Knochendichte kann man mit einem
schmerzlosen Verfahren namens DEXA (dual
energy X-ray absorptiometry = Dual-RöntgenAbsorptiometrie) messen. Vielleicht hat man
Ihnen diese Untersuchung bereits im Rahmen
Ihrer HIV-Behandlung angeboten. Wenn nicht,
Es besteht auch die Möglichkeit, Kalzium und
Vitamin D in Form von NahrungsergänzungsPräparaten einzunehmen, vor allem, wenn
9
HIV und Ihr Körper
Ihre Ernährung Ihnen nicht ausreichend
davon bietet. Zu hohe Dosierungen können
allerdings schädlich sein – sprechen Sie die
Einnahme solcher Präparate auf jeden Fall mit
Ihrem behandelnden HIV-Spezialisten oder
Ihrem Hausarzt ab. Sie können auch mit einem
Ernährungsberater sprechen – er kann Ihnen
zeigen, wie Sie Ihre Ernährung so umstellen, dass
sie genügend Kalzium und Vitamin D enthält.
gibt es Therapieverfahren, um die Knochendichte
wieder zu erhöhen, falls das erforderlich ist.
Gynäkologische Probleme
Einige gynäkologische Probleme treten bei
Frauen mit HIV häufiger auf und können bei
ihnen schwerer verlaufen und schwieriger zu
behandeln sein.
Regelmäßige Untersuchungen auf sexuell
übertragbare Infektionen (sexually transmitted
infections = STIs) sind ein wichtiger Bestandteil
Ihrer Gesundheitsversorgung. Wenn bei Ihnen
eine sexuell übertragbare Infektion festgestellt
wird, sollten sich auch Ihre Sexpartner
untersuchen lassen, bevor Sie wieder Sex haben,
damit Infektionen erkannt und behandelt
werden können.
Rauchen und starker Alkoholkonsum können
das Risiko einer Osteoporose erhöhen.
Ihr HIV-Behandlungsteam kann Ihnen Tipps geben,
welche Änderungen an Ihrem Lebensstil hilfreich
sein können. Sprechen Sie auch darüber, ob die
ART vielleicht umgestellt werden sollte. Außerdem
10
HIV und Ihr Körper
Eine entzündliche Beckenerkrankung (Pelvic
inflammatory disease/PID) ist eine schwere
Erkrankung, vor allem, wenn zusätzlich noch
eine HIV-Infektion vorliegt. Eine PID kann durch
unbehandelte sexuell übertragene Infektionen
wie Gonorrhö und Chlamydien, aber auch durch
andere Erreger wie z. B. Tuberkulosebakterien
hervorgerufen werden. Eine entzündliche
Beckenerkrankung kann zu Unfruchtbarkeit
führen.
OOMüdigkeit
OOungewöhnliche Blutungen aus der Vagina.
Bei einem allgemeinen Gesundheits-Check
werden Sie zunächst auf Gonorrhö und
Chlamydien untersucht. Unter Umständen ist
eine UItraschall-Untersuchung erforderlich,
um festzustellen, ob eine PID zu Zysten
oder Abszessen geführt hat, oder es wird
eine Bauchspiegelung (Laparoskopie)
durchgeführt. Dazu führt der Arzt ein kleines
schlauchförmiges Instrument durch einen
kleinen Schnitt in der Bauchdecke in den
Bauch- und Beckenraum ein. Das Ganze
geschieht unter einer Vollnarkose.
Zu den Symptomen gehören:
OOSchmerzen im Unterleib
OOVaginalausfluss
OOKrämpfe beim Sex
OOinnere Schmerzen
OOFieber
OOErbrechen
Wenn bei Ihnen eine PID festgestellt wird,
behandelt man sie mit einer Kombination aus
11
HIV und Ihr Körper
verschiedenen Antibiotika. Wichtig ist, sich so
früh wie möglich untersuchen und behandeln
zu lassen, um das Risiko langfristig anhaltender
Schmerzen und eines Wiederauftretens der PID
zu reduzieren.
veränderten Zellen vornehmen lassen, damit
diese gegebenenfalls schnell entfernt werden
können. HIV-positive Frauen sollten sich so
bald wie möglich nach ihrer HIV-Diagnose und
danach regelmäßig untersuchen lassen. Die
europäischen Leitlinien empfehlen, sich alle ein
bis drei Jahre checken zu lassen, in einzelnen
Ländern sehen die Leitlinien aber auch kürzere
Abstände vor. Solche Zellveränderungen
lassen sich sehr wirksam behandeln, wenn sie
rechtzeitig entdeckt werden.
Bei Frauen mit HIV kommt es häufiger zu
Zellveränderungen im Gebärmutterhals
(Zervix) infolge einer Infektion mit
Humanpapillomviren (HPV). Einige
Virenstämme können zu Gebärmutterhalskrebs
führen. Der Körper kann eine HPV-Infektion
zwar oft selbst unter Kontrolle bringen, bei HIVpositiven Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, dass
das gelingt, aber niedriger als bei HIV-negativen.
Andere HPV-Stämme könenn Genitalwarzen
verursachen, die man aber nicht immer
selbst bemerkt. Entdecken kann man sie bei
einer Untersuchung des Gebärmutterhalses,
behandelt werden sie zum Beispiel mit Cremes,
durch Vereisen oder auch Verätzen.
Wichtig ist, dass Sie regelmäßig eine
Abstrichuntersuchung auf solche
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HIV und Ihr Körper
Ein Genitalherpes (meist verursacht durch
Herpes-simplex-Virus-2 oder kurz HSV-2)
kann bei Frauen mit HIV länger anhalten und
schmerzhafter sein. Mithilfe des antiviralen
Medikaments Aciclovir kann man die
Krankheitsdauer verkürzen. Wenn bei Ihnen
regelmäßig Herpes auftritt, können Sie auch
in Erwägung ziehen, zur Vorbeugung täglich
Aciclovir einzunehmen.
vermehrt. Das kommt bei vielen Frauen
vor, unabhängig von ihrem HIV-Status. Eine
bakterielle Vaginose kann aber das Risiko einer
HIV-Übertragung von der Schwangeren auf
ihr Kind erhöhen. Zu den Symptomen gehört
„fischig“ riechender Ausfluss. Behandelt wird
eine bakterielle Vaginose mit Antibiotika.
Um Reizungen zu verhindern, sollten Sie den
Genitalbereich nicht mit parfümierten oder
starken Seifen waschen. Auch übermäßiges
Waschen der Vagina und Vaginalduschen
erhöhen das Risiko einer bakteriellen
Scheidenentzündung.
Bei Frauen mit HIV ist ebenso das Risiko
von Pilzinfektionen wie zum Beispiel einer
Candidiasis der Vagina erhöht, doch lassen sich
solche Infektionen gut behandeln.
Bei einer bakteriellen Vaginose
(Scheidenentzündung) haben sich bestimmte
Bakterien in der Scheidenflora übermäßig
13
Sex und HIV
Sex und HIV
Sexualität, sexuelle Lust und sexuelles Verlangen
müssen nach einer HIV-Diagnose nicht vorbei sein.
Wenn Sie Rat und Hilfe brauchen, wie man am
besten Safer Sex aushandelt oder wie man Kondome
oder Femidome (spezielle Kondome für die Frau)
verwendet, kann Ihnen Ihr Gesundheitsteam oder
eine Beratungsstelle weiterhelfen.
Viele Frauen mit HIV verlieren vorübergehend
die Lust am Sex oder empfinden Sex als
schmerzhaft. Vielleicht haben Sie auch Angst vor
dem Beginn einer neuen Beziehung, vor einer
Ansteckung Ihres Partners/Ihrer Partnerin oder
vor Zurückweisung, wenn Sie Ihren HIV-Status
offenlegen. Wichtig ist, dass Sie diese Gefühle
ernst nehmen und eine Lösung suchen.
HIV-Übertragungen verhindern
Wie hoch das Risiko ist, HIV auf andere zu
übertragen, hängt unter anderem von Ihrer
Viruslast und von der Anwesenheit weiterer
sexuell übertragbarer Infektionen ab.
Manchmal können hier Psychologen oder
Berater weiterhelfen. Genauso hilfreich können
aber auch Gespräche mit guten Freunden
oder mit Menschen sein, die in einer ähnlichen
Situation waren oder sind.
Die wichtigsten Maßnahmen, um eine HIVÜbertragung auf andere zu vermeiden, sind der
konsequente Gebrauch von Kondomen oder
Femidomen, der Verzicht auf ungeschützten
14
Sex und HIV
Vaginal- oder Analverkehr, Safer Use (keine
gemeinsame Verwendung von Spritzbesteck
zum Drogenkonsum), die Befolgung der
Empfehlungen für Schwangerschaft und Geburt
sowie der Verzicht aufs Stillen.
mögliches Risiko bestünde nur dann, wenn Sie
aus dem Mund bluten.
Frauen haben es aus sozialen und kulturellen
Gründen häufig nicht leicht, Safer Sex
auszuhandeln. Wenn Sie Schwierigkeiten
haben, Ihren Partner von der Verwendung eines
Kondoms zu überzeugen, probieren Sie doch
mal ein Femidom aus (das „Kondom für die
Frau“) – so können Sie selbst für Safer Sex sorgen
und den Sex besser genießen.
Das Risiko einer HIV-Übertragung beim
Oralverkehr ist gering. Wenn jemand Sie
oral befriedigt (auch Cunnilingus genannt,
was so viel heißt wie Einsatz von Lippen
und Zunge zur Stimulierung der weiblichen
Genitalien), kann er oder sie dieses Risiko durch
Verwendung eines Dental Dams, eines kleinen
Latextuchs, noch weiter senken. Wenn Sie
selbst jemanden oral befriedigen, ist die einzige
Körperflüssigkeit, mit der Ihre Partner/innen
in Kontakt kommen, Ihr Speichel, sodass keine
Gefahr einer HIV-Übertragung besteht. Ein
Wenden Sie sich an Ihr Gesundheitsteam oder
eine Beratungsstelle, wenn Sie aufgrund Ihrer
finanziellen oder sozialen Lage oder aufgrund
Ihres Aufenthaltsstatus von Ausbeutung bedroht
sind – dort wird man Ihnen bei der Suche nach
Lösungen für Ihre Situation weiterhelfen.
15
Empfängnisverhütung
Empfängnisverhütung
Sex zwischen Frauen und HIV
HIV-positive Lesben, Frauen mit HIV, die Sex mit
anderen Frauen haben, ohne sich als Lesben
zu identfizieren, und HIV-positive Transgender
werden häufig doppelt stigmatisiert: aufgrund
ihrer Sexualität und aufgrund Ihrer HIV-Infektion.
Sowohl Kondome als auch Femidome sind
wirksame und sichere Mittel zur Verhütung
einer Schwangerschaft und einer HIVÜbertragung. Dazu muss man sie aber richtig
anwenden. Wenn Sie unsicher sind, wie man
sie korrekt verwendet, können Sie sich an Ihr
Gesundheitsteam, eine Beratungsstelle oder
eine Aidshilfe-Einrichtung wenden.
Das Risiko einer HIV-Übertragung beim Sex
zwischen Frauen ist gering und kann noch weiter
gesenkt werden, wenn beim Oralverkehr Dental
Dams verwendet werden. Wenn Sie und Ihre
Partnerin dieselben Sexspielzeuge verwenden,
können dabei Infektionen (einschließlich HIV)
übertragen werden. Um das zu verhindern,
sollten Sie Dildos und Ähnliches für jede neue
Partnerin mit einem neuen Kondom versehen
oder Spielzeuge vor jeder Weitergabe gründlich
mit Wasser und Seife waschen.
Wenn beim Sex das Kondom reißt, können
Sie noch bis zu 72 Stunden danach, am
besten aber früher, eine „Pille danach“ zur
Schwangerschaftsverhütung nehmen. Die
bekommen Sie zum Beispiel von Ihrem
Hausarzt, in einer GUM-Klinik, einer Apotheke
oder in der Notfallambulanz Ihres örtlichen
16
Empfängnisverhütung
Krankenhauses (Accident and emergency
department/A&E). Informieren Sie auf jeden Fall
den Arzt oder Apotheker darüber, falls Sie AntiHIV-Medikamente nehmen, denn einige dieser
Medikamente führen zu Wechselwirkungen mit
der Pille danach, sodass Sie die doppelte Dosis
der Pille nehmen müssen.
Ihre Partner nicht vor HIV und anderen sexuell
übertragbaren Infektionen schützt.
Wenn Ihr Partner HIV-negativ ist und beim
Sex ein Kondom reißt, sollte er so schnell wie
möglich, spätestens aber nach 72 Stunden,
eine GUM-Klinik oder eine Notfallambulanz
aufsuchen; am besten ist es, wenn Sie
mitkommen. Dort wird man Sie beraten
und gegebenenfalls eine Post-ExpositionsProphylaxe (PEP) verschreiben, eine meist
vierwöchige Behandlung mit Anti-HIVMedikamenten, die eine Ansteckung oft noch
verhindern kann.
Ein nachträglich angewendetes
Intrauterinpessar (Spirale) hindert Spermien
daran, eine Eizelle zu erreichen und sie zu
befruchten. Die Spirale ist die effektivste Form
der nachträglichen Verhütung und verhindert
bis zu 99 % der Schwangerschaften. Sie kann
auch von Frauen mit HIV eingesetzt werden, da
sie keine Hormone enthält. Wenn Sie die Spirale
langfristig als Verhütungsmittel verwenden
wollen, sollten Sie aber bedenken, dass sie
Weil es bei Kondomen jedes Mal auf die
richtige Anwendung ankommt, um eine
Schwangerschaft zu verhüten, wollen Sie
17
Empfängnisverhütung
vielleicht noch auf ein weiteres Verhütungsmittel
zurückgreifen.
OOdas Verhütungspflaster – kleine, beigefarbene
Pflaster, die wie Wundpflaster auf die Haut
geklebt und einmal pro Woche gewechselt
werden
Dabei ist aber zu beachten, dass manche
Anti-HIV-Medikamente und Antibiotika die
Wirkung einiger hormoneller Verhütungsmittel
beeinflussen, sodass der Verhütungsschutz
beeinträchtigt sein kann. Wichtig ist daher, sich
von Ihrem Arzt oder Apotheker über mögliche
Wechselwirkungen beraten zu lassen.
OOdas Implantat – ein kleines, dünnes Stäbchen,
das an der Innenseite des Oberarms unter die
Haut geschoben wird und bis zu drei Jahre wirkt
OOder Vaginalring – ein kleiner, flexibler Ring,
der für drei bis vier Wochen in der Vagina
verbleibt.
Zu den hormonellen Verhütungsmitteln,
deren Wirksamkeit bei einer HIV-Therapie
beeinträchtigt sein können, gehören:
Drei Typen hormoneller Verhütungsmittel
sind auch bei Einnahme von Anti-HIVMedikamenten genauso wirksam wie sonst: das
Intrauterinpessar (Spirale), die Mirena-Spirale
und die Dreimonatsspritze.
OOdie Kombinationspille
OOdie Gestagen-Pille, auch als Mini-Pille bekannt
18
Empfängnisverhütung
Das Intrauterinpessar ist ein kleines, T-förmiges
Verhütungsmittel aus Plastik und Kupfer, das in
die Gebärmutter (Uterus) eingesetzt wird; man
nennt es auch Spirale. Das Intrauterinpessar
setzt Kupfer frei, was dazu führt, dass Spermien
keine Eier mehr befruchten können. Bevor der
Arzt oder eine Arzthelferin die Spirale einsetzt,
werden Sie ärztlich untersucht; falls man
dabei eine sexuell übertragbare Infektion (STI)
feststellt, muss diese zuerst behandelt werden.
Eine Spirale lässt sich leicht wieder entfernen,
wenn dieses Verhütungsmittel nicht das richtige
für Sie ist.
manchmal auch ganz zum Verschwinden
bringt). Sie wird daher auch von einigen Frauen
mit schweren, schmerzhaften Blutungen
verwendet, um eine Gebärmutterentfernung
(Hysterektomie) zu vermeiden. Auch die
Mirena-Spirale wird nach einer Untersuchung
der sexuellen Gesundheit und ggf. der
Behandlung von sexuell übertragbaren
Infektionen von einem Arzt oder einer
Arzthelferin eingesetzt. Sie ist dann etwa fünf
Jahre wirksam.
Die am weitesten verbreitete VerhütungsSpritze heißt Depo-Provera; sie enthält das
Hormon Progestogen. Jede Spritze wirkt 12
Wochen, weshalb sie auch „Drei-Monats-Spritze“
heißt.
Die Mirena-Spirale besteht aus Plastik und wird
ebenfalls in die Gebärmutter eingesetzt. Sie
setzt Hormone frei, die das Risiko schwerer
Monatsblutungen reduziert (und die Periode
19
Empfängnisverhütung
Wichtig: Keine dieser Methoden schützt vor
einer Übertragung von HIV oder anderen sexuell
übertragbaren Erregern.
in die Vagina eingesetzt werden. Für Frauen mit
HIV werden sie allerdings nicht empfohlen, da
sie zusammen mit einem spermienabtötenden
Mittel (Spermizid) angewendet werden müssen,
das die Vagina reizt.
Einige Medikamente (z. B. Antibiotika)
interagieren mit hormonellen Verhütungsmitteln
– lassen Sie sich von Ihrem HIV-Arzt oder
Apotheker zu möglichen Wechselwirkungen
beraten. Wenn Sie Antibiotika einnehmen,
sollten Sie in diesem Zeitraum und anschließend
noch eine Woche lang zusätzlich zum
hormonellen Verhütungsmittel ein weiteres
Verfahren zur Schwangerschaftsverhütung
einsetzen.
Das Diaphragma und die Portiokappe sind kleine
kuppelförmige Verhütungsmittel aus Latex
oder Silikon, die bei jedem Geschlechtsverkehr
20
Schwangerschaft
Schwangerschaft
Risiko einer HIV-Übertragung auf Ihr Baby. Wenn
Sie schwanger sind oder eine Schwangerschaft
planen, ist es sehr wichtig, mit Ihrem Arzt
darüber zu sprechen, wie Sie das Risiko einer
Mutter-Kind-Übertragung reduzieren können
und welche Medikamente für Sie in dieser
Situation am besten geeignet sind.
Jede Frau hat, unabhängig von ihrem HIV-Status,
das Recht, ihre eigenen Entscheidungen zum
Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft und
Geburt zu treffen. Als HIV-positive Frau haben
Sie das Recht auf dieselbe Unterstützung
von Ärzten und anderen Mitarbeitern des
Gesundheitssystems wie jede andere Frau auch.
Oft ist es hilfreich, mit anderen HIV-positiven
Frauen zu sprechen, die in der gleichen
Situation waren. Auf der Grundlage dieser
Informationen können Sie dann Entscheidungen
zu den Themen Schwangerschaft, Geburt und
Gesundheitsvorsorge für Ihr Baby treffen – zum
Beispiel, Ihrem Kind nicht die Brust zu geben und
sich Strategien zu überlegen, wie Sie am besten
auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente
achten.
Bei einer erfolgreichen HIV-Behandlung, welche
die Viruslast unter die Nachweisgrenze senkt,
und bei Geburtsbetreuung durch ein Team von
Spezialisten ist das Risiko einer HIV-Übertragung
auf das Baby sehr gering.
Schwanger werden
Eine erfolgreiche HIV-Behandlung senkt das
21
Schwangerschaft
Eine gute Vorbereitung auf eine Schwangerschaft
besteht darin, sicherzustellen, dass Ihre Viruslast
unter der Nachweisgrenze liegt, dass Sie und Ihr
Partner in guter gesundheitlicher Verfassung sind
und dass keine weiteren Infektionen vorliegen,
zum Beispiel mit sexuell übertragenen Erregern.
Wenn Sie eine Schwangerschaft in Erwägung
ziehen, wird man Ihnen in der Regel raten, dafür
einen Zeitpunkt auszuwählen, zu dem Ihre
Viruslast niedrig ist oder sich durch antiretrovirale
Medikamente leicht senken lässt. Bei einer
opportunistischen Infektion sollten Sie warten,
bis diese erfolgreich behandelt wurde und bis Sie
keine Medikamente zur Vorbeugung (Prophylaxe)
solcher Infektionen mehr nehmen müssen.
Empfehlungen dazu, was HIV-positive Frauen
zur Vorbereitung auf eine Schwangerschaft tun
können, zum Beispiel, Folsäure einzunehmen
(ein Vitamin, das der Körper zur Bildung neuer
Zellen braucht). Wenn Sie zur Behandlung oder
Vorbeugung einer opportunistischen Infektion
ein Medikament namens Cotrimoxazol (Septrin
oder Bactrim) einnehmen, müssen Sie eventuell
dessen Dosis erhöhen, wenn Sie zugleich
Folsäure nehmen.
Die britischen Leitlinien zum Thema
Schwangerschaft und HIV enthalten einige
Wenn Sie eine Schwangerschaft planen oder
schwanger sind, können Sie nicht an klinischen
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie eine
Schwangerschaft planen, um sicherzustellen,
dass Sie die für Ihre Situation am besten
passenden Anti-HIV-Medikamente nehmen.
22
Schwangerschaft
Studien zur Erprobung der Wirksamkeit neuer
HIV-Medikamente teilnehmen.
Methode können Sie zu Hause anwenden.
Bevor Sie das tun, sollten Sie aber sicherstellen,
dass weder Sie noch Ihr Partner eine sexuell
übertragbare Infektion haben.
Schwangerschaften bei serodifferenten
Paaren
Serodifferenten Paaren (ein Partner ist
HIV-positiv, der andere nicht) wird im
Allgemeinen nicht zu einer natürlichen Zeugung
(Schwangerschaft durch ungeschützten Sex)
geraten, weil auch bei einer Viruslast unter der
Nachweisgrenze noch das Risiko einer HIVÜbertragung auf den negativen Partner besteht.
Am besten ist es, dieses Verfahren an mehreren
fruchtbaren Tagen einzusetzen (in der Phase
nach dem Eisprung).
1. Ihr Partner muss dazu in einen Behälter
ejakulieren. Der muss nicht steril sein, aber
sauber und trocken.
2. Nehmen Sie dann eine Plastikspritze. Die
bekommen Sie bei Ihrem HIV-Arzt oder in der
Apotheke (solche Spritzen verwendet man
z. B., um Babys Medikamente zu geben).
HIV-positive Frau/HIV-negativer Mann
Wenn Ihr Partner HIV-negativ ist, können Sie
ohne Risiko schwanger werden, und zwar durch
eine sogenannte Selbstinsemination, auch „Doit-yourself“-Verfahren genannt. Diese einfache
23
Schwangerschaft
3. Warten Sie, bis das Sperma flüssiger wird (bis
zu 30 Minuten).
8. Entleeren Sie langsam die Spritze und nehmen
Sie sie dann vorsichtig wieder heraus.
4. Ziehen Sie die Spritze einmal mit Luft auf und
drücken Sie die Luft dann wieder heraus.
Halten Sie die Spitze ins Sperma und ziehen
Sie das Sperma dann langsam auf.
9. Bleiben Sie die nächsten 30 Minuten liegen,
sodass das Sperma den Gebärmutterhals
passieren kann. Dabei kann auch etwas
Sperma herausfließen, aber das ist normal
und heißt nicht, dass das Verfahren nicht
funktioniert hat.
5. Legen Sie sich bequem hin und legen Sie ein
Kissen unter Ihren Po.
Eine alternative Methode besteht darin,
dass Sie und Ihr Partner Sex mit Kondom
haben und Ihr Partner ins Kondom ejakuliert.
Nach dem Sex zieht er dann seinen Penis
mit dem Kondom aus Ihrer Vagina, zieht das
Kondom ab und nutzt wie bei der ersten
Methode eine Spritze, um das Sperma
in Ihre Vagina einzubringen. Bei diesem
6. Nun können Sie (oder Ihr Partner) die Spritze
vorsichtig so weit wie möglich in die Vagina
einbringen.
7. Zielen Sie auf das obere Ende der Vagina in
Richtung Gebärmutterhals (Zervix).
24
Schwangerschaft
Verfahren ist es wichtig, nur Kondome ohne
spermienabtötende Mittel zu verwenden.
Dieses Verfahren gilt als äußerst sicher, auch
wenn man nicht mit hundertprozentiger
Sicherheit garantieren kann, dass keine Viren
mehr im Sperma sind.
Spritzen und Tipps zur Bestimmung Ihrer
fruchtbaren Tage bekommen Sie bei Ihrem
Behandlungsteam.
Die Spermawäsche wird allerdings nicht überall
angeboten, und außerdem kann es sein, dass
Sie sie selbst bezahlen müssen. Alle nötigen
Informationen dazu bekommen Sie bei Ihrem
Arzt oder Hausarzt, der Ihnen auch Ihre Fragen
zu diesem Verfahren beantwortet.
HIV-positiver Mann/HIV-negative Frau
Um das Sperma, das keine HIV-Viren enthält,
von der HIV-haltigen Samenflüssigkeit zu
trennen, setzt man ein Verfahren namens
„Spermawäsche“ ein. Die so gewonnenen
Spermien werden dann mithilfe einer
Ersatzflüssigkeit in Ihre Vagina eingebracht, und
zwar direkt nach dem Eisprung, also dann, wenn
die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft
besonders hoch ist.
Für die Spermawäsche brauchen Sie eine
Überweisung von Ihrem Arzt mit Angaben zu
Ihrer Viruslast und CD4-Zellzahl. Möglicherweise
werden Sie darüber hinaus auch um einen
Nachweis gebeten, dass sie in einer stabilen
heterosexuellen Partnerschaft leben.
25
Schwangerschaft
Schwangerschaften bei Paaren, bei denen
beide Partner HIV-positiv sind
Wenn Sie beide HIV-positiv sind und
ungeschützten Sex haben, könnte es zu einer
Infektion mit einem weiteren Virusstamm
kommen, vor allem dann, wenn einer von Ihnen
antiretrovirale Medikamente nimmt und der
andere nicht.
Wenn Sie Probleme mit Ihrer
Empfängnisfähgikeit haben oder die
Spermienzahl Ihres Partners gering ist,
könnten Sie über eine künstliche Befruchtung
(In-vitro-Fertilisation) in Verbindung mit
einer Spermawäsche nachdenken. Bitten Sie
Ihren Arzt um eine Überweisung zu einem
Reproduktionsmediziner, der Ihnen dieselben
Leistungen anbieten sollte wie Paaren, die nicht
von HIV betroffen sind.
Eine Lösung, um eine solche „Super-Infektion“
zu verhindern, ist eine Spermawäsche.
Die Erfolgsraten bei einer Spermawäsche sind
unterschiedlich – sie sind auch davon abhängig,
wie das Sperma in den Körper eingebracht wird.
Wenn Sie beide erfolgreich antiretroviral
behandelt werden, Ihre Viruslast unter der
Nachweisgrenze liegt, keiner von Ihnen eine
andere sexuell übertragbare Infektion hat und
Sie beide keine weiteren Sexpartner haben, ist
das Übertragungsrisiko allerdings sehr gering,
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Sperma
von einem Samenspender einzusetzen.
26
Schwangerschaft
wenn auch nicht völlig ausgeschlossen. Sie und
Ihr Partner sollten daher unbedingt mit Ihrem
Arzt und Ihrem Behandlungsteam über die
Optionen und die Risiken sprechen, bevor Sie
sich möglicherweise dafür entscheiden, das
Kondom wegzulassen.
Sie sich als Adoptiveltern bewerben wollen, wird
man allerdings Ihren Gesundheitszustand und
Ihre Lebensumstände überprüfen.
Weitere Optionen
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihrem
Behandlungsteam über Ihre Situation und
Ihre Möglichkeiten. Bei Störungen der
Empfängnisfähigkeit zum Beispiel kann Ihnen
möglicherweise mit bestimmten Maßnahmen
geholfen werden.
Auch eine Adoption könnte eine Option sein.
HIV-positiv zu sein bedeutet nicht automatisch,
dass man keine Kinder adoptieren kann. Wenn
27
Schwangerschaft und Geburt
Schwangerschaft und
Geburt
HIV-Behandlung ist eine Viruslast von weniger
als 50 Viruskopien pro Milliliter Blut. Das wird
häufig als „nicht mehr nachweisbare Viruslast“
oder „Viruslast unter der Nachweisgrenze“
bezeichnet. Auch bei einer Viruslast unter der
Nachweisgrenze befinden sich immer noch
HIV-Viren in Ihrem Körper, aber nur in geringer
Menge.
Das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung
reduzieren
HIV-Tests in der Schwangerschaft und die
rechtzeitige antiretrovirale Behandlung tragen
dazu bei, das Risiko einer HIV-Übertragung auf
das Kind zu reduzieren.
Zum anderen gelangen einige HIV-Medikamente
über die Plazenta in den Körper des Babys und
verhindern dort, dass das Virus sich einnistet.
Aus diesem Grund behandelt man Kinder HIVpositiver Mütter nach der Geburt auch für einen
gewissen Zeitraum mit Anti-HIV-Medikamenten;
man nennt dies Post-Expositions-Prophylaxe
oder kurz PEP.
Die HIV-Behandlung senkt das
Übertragungsrisiko dabei in zweierlei Hinsicht:
Zum einen senken die antiretroviralen
Medikamente die Viruslast, also die HIVMenge im Blut. Dadurch wird Ihr Baby in der
Schwangerschaft und bei der Geburt nur einer
geringen HIV-Menge ausgesetzt. Ziel der
28
Schwangerschaft und Geburt
Das Risiko einer HIV-Übertragung auf das Kind
kann sich durch verschiedene Faktoren erhöhen,
zum Beispiel durch
Geburt
OOFruchtwasserverlust vier oder mehr Stunden
vor der Geburt
Schwangerschaft
OOHIV-bedingte Krankheiten
OOeine unbehandelte sexuell übertragene Infektion
OOeine Vaginalgeburt (statt eines Kaiserschnitts)
bei nachweisbarer Viruslast
OOhohe Viruslast oder niedrige CD4-Zellzahl
OOsexuell übertragbare Infektionen (STIs) – zu
Beginn der Schwangerschaft sowie in der 28.
Schwangerschaftswoche sollten Sie sich auf
STIs untersuchen lassen
OOeine schwierige Geburt, z. B. eine
Zangengeburt
OODrogenkonsum (vor allem durch intravenösen
Drogenkonsum)
Nach der Geburt
OOUm eine HIV-Übertragung auf das Baby zu
verhindern, ist es am sichersten, aufs Stillen
zu verzichten und dem Kind stattdessen
OOeine Frühgeburt.
29
Schwangerschaft und Geburt
Flaschennahrung zu geben, denn Muttermilch
kann HIV enthalten. Fragen Sie Ihr
Behandlungsteam nach Säuglingsnahrung
und was Sie sagen können, wenn ein Freund
oder ein Angehöriger fragt, warum Sie Ihrem
Kind nicht die Brust geben.
Wenn Ihre Viruslast unter 50 Kopien/ml liegt, ist
unter Umständen statt einer Kaiserschnittgeburt
auch eine geplante vaginale Entbindung
möglich.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder einer auf
HIV spezialisierten Hebamme über Ihre
Optionen, um sich dann auf der Grundlage
dieser Informationen für eine Entbindungsart zu
entscheiden.
HIV-Therapie und Schwangerschaft
Bei gutem Gesundheitszustand
Bei ausreichender CD4-Zellzahl und niedriger
Viruslast und solange noch keine HIV-bedingten
Krankheiten aufgetreten sind, empfehlen die
europäischen Therapieleitlinien, in den letzten
drei Monaten der Schwangerschaft (dem letzten
Trimenon) mit einer antiretroviralen Therapie
zu beginnen. Unter Umständen wird man Ihnen
auch während der Geburt AZT (Zidovudin,
Retrovir®) intravenös verabreichen.
Wenn Sie zu Beginn der Schwangerschaft noch
bei guter Gesundheit waren, später aber eine
HIV-bedingte Krankheit bekamen und mit einer
antiretroviralen Therapie beginnen mussten,
sollte das Ziel sein, Ihre Viruslast unter die
Nachweisgrenze zu senken. Die Therapie sollten
Sie dann auch nach der Geburt Ihres Kindes
30
Schwangerschaft und Geburt
fortsetzen. Ihr Baby bekommt nach der Geburt
vier Wochen lang AZT-Sirup.
Je höher die Viruslast ist, desto eher in der
Schwangerschaft müssen Sie mit der HIVTherapie beginnen. Wenn Sie vor der Geburt
noch eine nachweisbare Viruslast haben, wird Ihr
Kind per Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Wenn
Ihre Viruslast dagegen unter 50 Kopien/ml liegt
und es keine Probleme mit der Schwangerschaft
gibt, kann bei Ihnen auch eine geplante vaginale
Entbindung möglich sein.
Bei hoher Viruslast
Wenn Ihr Immunsystem bereits stark durch
HIV geschädigt ist oder Sie eine hohe Viruslast
haben, sollten Sie mit einer HIV-Therapie
beginnen. Im Allgemeinen setzt man dabei zwei
Medikamente aus der Klasse der Nukleosidalen
Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs) ein,
idealerweise AZT und 3TC (Lamivudin, Epivir®),
plus entweder den Nicht-Nukleosidalen ReverseTranskriptase-Inhibitor (NNRTI) Nevirapin
(Viramune®) oder einen Protease-Inhibitor.
Nähere Informationen zu diesen Medikamenten
und Medikamentenklassen bietet die NAMBroschüre Anti-HIV-Medikamente.
Nach der Geburt bekommt Ihr Baby vier Wochen
lang AZT-Sirup.
Wenn Sie bereits eine HIV-Therapie machen
Wenn Sie unter einer HIV-Therapie schwanger
werden, sollten Sie Ihre Therapie fortsetzen.
31
Schwangerschaft und Geburt
Bei später HIV-Diagnose (ab der 32.
Schwangerschaftswoche)
Wenn Ihre HIV-Infektion erst zu einem späten
Zeitpunkt in der Schwangerschaft festgestellt
wird (32. Woche oder später), müssen Sie sofort
mit der Einnahme von HIV-Medikamenten
beginnen. Mithilfe eines Bluttests wird
dann festgestellt, ob Sie Resistenzen gegen
bestimmte Medikamente haben. Am häufigsten
werden in dieser Situation AZT, 3TC und
Nevirapin eingesetzt, da diese Medikamente
über die Plazenta schnell in den Körper des
Babys gelangen könnnen.
Ihr Baby bekommt nach der Geburt vier Wochen
lang ein HIV-Medikament (im Allgemeinen AZTSirup).
Wenn Sie unter einer HIV-Therapie schwanger
werden und Ihre Anti-HIV-Medikamente die
Viruslast nicht unter die Nachweisgrenze
senken, sollten Sie einen Resistenztest machen
lassen, um die für Sie am besten geeigneten
Medikamente zu ermitteln und dann die
Therapie entsprechend umstellen zu können.
Ziel ist, bei der Geburt eine Viruslast unter der
Nachweisgrenze zu haben.
Nach der Geburt bekommt Ihr Baby vier Wochen
lang ein antiretrovirales Medikament (gegen das
Ihr Virus nicht resistent ist).
Nach der Geburt bekommt Ihr Baby vier Wochen
lang antiretrovirale Medikamente, in der Regel
dieselbe Medikamentenkombination wie Sie
(AZT, 3TC und Nevirapin).
32
Schwangerschaft und Geburt
Bei HIV-Diagnose unmittelbar vor, bei oder
nach der Geburt
Wenn Sie unmittelbar vor oder bei der Geburt
HIV-positiv getestet werden, wird man Ihnen in
der Regel eine Dosis AZT spritzen und eine Dosis
3TC und Nevirapin oral verabreichen. Ihr Baby
bekommt nach der Geburt vier Wochen lang eine
Dreierkombination von HIV-Medikamenten.
Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt oder eines
geringen Geburtsgewichts erhöht ist, wenn die
Mutter in der Schwangerschaft antiretrovirale
Medikamente nimmt, insbesondere dann,
wenn darunter auch ein Protease-Inhibitor ist. In
dieser Frage besteht allerdings keine Einigkeit –
anderen Daten zufolge erhöht die Einnahme von
HIV-Medikamenten die Wahrscheinlichkeit einer
Frühgeburt nicht.
Wenn unmittelbar nach der Geburt eine HIVInfektion bei Ihnen festgestellt wird, bekommen
Sie keine HIV-Medikamente, aber Ihr Baby wird
vier Wochen lang mit einer Dreierkombination
aus antiretroviralen Substanzen behandelt.
Die Gefahr, dass sich von der Mutter
eingenommene Medikamente auf die
Entwicklung ihres Babys auswirken, ist in den
ersten 14 Schwangerschaftswochen am größten.
AZT ist als einziges HIV-Medikament für den
Einsatz in der Schwangerschaft getestet und für
sicher befunden worden. Zwei Medikamente
– ddI (Didanosine, Videx®/Videx EC®) und
Sicherheit der Behandlung zur Verhütung
einer Mutter-Kind-Übertragung
Es gibt Hinweise darauf, dass die
33
Schwangerschaft und Geburt
Efavirenz (Sustiva® oder Stocrin®) – galten
eine Zeit lang als potenziell fruchtschädigend.
Nach derzeitigem Wissen ist aber keines der
HIV-Medikamente mit einer erhöhten Rate von
Geburtsdefekten verbunden.
einsetzenden Wehen wird die Kaiserschnittgeburt
vorverlegt. Bei Einnahme von HIV-Medikamenten
während der Kaiserschnittgeburt sinkt das Risiko
einer Mutter-Kind-Übertragung auf ein sehr
niedriges Niveau. Nichtsdestotrotz ist auch ein
Kaiserschnitt, wie jeder operative Eingriff, mit
gewissen Risiken verbunden. Diese Risiken sollte
man Ihnen erklären, bevor Sie Ihre Einwilligung zu
dieser Maßnahme geben.
Zwischen der 18. und 20. Schwangerschaftswoche findet normalerweise eine
Vorsorgeuntersuchung statt, bei der auch
nach möglichen Problemen in der körperlichen
Entwicklung Ihres Kindes gesucht wird.
Wenn Ihre Viruslast nicht unter der
Nachweisgrenze liegt oder das einzige
Medikament, dass sie in der Schwangerschaft
genommen haben, AZT war, ist dringend ein
Kaiserschnitt angeraten.
HIV und Geburt
Die Gefahr, dass sich Ihr Kind mit HIV infiziert,
wird durch einen geplanten Kaiserschnitt
erheblich reduziert. Durchgeführt wird ein
solcher Kaiserschnitt in der Regel in der
38. Schwangerschaftswoche. Bei früher
Wenn Ihre Viruslast konstant unter 50
Kopien/ml liegt, ist bei Ihnen möglicherweise
34
Schwangerschaft und Geburt
eine von einem Spezialistenteam betreute
Vaginalentbindung möglich. Dabei werden Sie
von Ihrem Arzt und Ihrer Hebamme engmaschig
beobachtet, um sicherzustellen, dass die Wehen
nicht zu lange dauern – auf diese Weise wird
das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung noch
weiter reduziert.
In Ländern, in denen es sichere Alternativen zum
Stillen gibt, sollten Sie Ihr Kind daher von seiner
Geburt an mit Babynahrung aus dem Fläschchen
ernähren.
Detaillierte Informationen zur richtigen
Ernährung Ihres Kindes bekommen Sie bei
Ihrem Behandlungsteam sowie bei Beratungsund Hilfseinrichtungen. Wenden Sie sich an Ihr
Behandlungsteam oder an eine Beratungsstelle,
wenn es schwierig für sie ist, die Babynahrung
und das nötige Zubehör zu bezahlen.
Stillen und HIV
Beim Stillen besteht das Risiko, dass HIV auf Ihr
Baby übertragen wird. Die Wahrscheinlichkeit
liegt bei bis zu 1 zu 8 (12,5 %), je nachdem,
wie Ihr Gesundheitszustand ist, wie lange
gestillt wird und ob das Baby zusätzlich zur
Muttermilch noch andere Nahrung oder Wasser
bekommt (das scheint das Übertragungsrisiko
zu erhöhen).
Wenn Sie anderen erklären wollen, warum
Sie Ihr Kind nicht stillen, ohne dabei etwas
von Ihrer HIV-Infektion zu erzählen, wenden
Sie sich doch an andere HIV-positive Mütter,
die Lösungen für sich gefunden haben. Auch
35
Schwangerschaft und Geburt
Ihr Behandlungsteam sowie Beratungs- und
Hilfseinrichtungen können Ihnen dabei helfen.
Eine gute vorgeburtliche Betreuung trägt dazu
bei, das Risiko einer HIV-Übertragung auf Ihr
Kind zu reduzieren und die Schwangerschaft
gut durchzustehen. Ihr Behandlungsteam
und Mitarbeiter von Beratungsstellen und
Hilfsorganisationen können Ihnen dabei
helfen, Ihre Medikamente regelmäßig und
nach Vorschrift einzunehmen. Außerdem
beantworten sie Ihnen gerne alle Ihre Fragen
rund um Ihre eigene Gesundheit und die Ihres
Babys und können Ihnen auch bei anderen
Themen weiterhelfen, z. B. wenn es um Ihre
Wohnungs- oder Finanzsituation oder um
Alkohol- oder Drogengebrauch geht.
Gesundheitsversorgung in der
Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft werden Sie in
der Regel von einem multidisziplinären Team
betreut: Zusätzlich zur Behandlung bei Ihrem
HIV-Spezialisten, die normal weitergeht,
haben Sie dann zum Beispiel auch mit einem
Arzt aus der Geburtshilfe, einer spezialisierten
Geburtshilfeschwester und einem Kinderarzt
zu tun. Je nach ihren Bedürfnissen und
Wünschen könnten Sie außerdem z. B. auch eine
Sozialarbeiterin, eine Hebamme, eine Beraterin,
eine Psychologin oder eine Fallmanagerin
(patient advocate) hinzuziehen.
36
HIV-Therapie bei Frauen
HIV-Therapie bei Frauen
Geschlechtsunterschiede bei den
Nebenwirkungen können auch auf
Wechselwirkungen zwischen HIVMedikamenten und weiblichen Hormonen
zurückgehen.
Wirksamkeit der HIV-Therapie bei Frauen
Grundlegende Informationen zur HIVBehandlung und den Medikamenten bietet die
NAM-Broschüre Anti-HIV-Medikamente.
Behandlungsbeginn
Vielleicht macht Ihnen der Gedanke, mit
einer HIV-Therapie zu beginnen und die
Therapievorschriften einhalten zu müssen, ein
wenig Sorgen. Sprechen Sie darüber mit Ihrem
Arzt oder mit HIV-Positiven, die bereits eine HIVTherapie machen – sie können Ihnen erzählen,
mit welchen Strategien man es schafft, die
Medikamente regelmäßig und nach Vorschrift
einzunehmen und unerwünschte Wirkungen zu
minimieren.
Frauen haben tendenziell höhere
Wirkstoffspiegel der HIV-Medikamente in ihrem
Blut als Männer. Das liegt wahrscheinlich daran,
dass Männer im Durchschnitt mehr wiegen
als Frauen. Ein höherer Medikamentenspiegel
kann zum einen bedeuten, dass mehr Wirkstoff
zur Bekämpfung von HIV zur Verfügung steht,
auf der anderen Seite kann sich aber auch die
Wahrscheinlichkeit unerwünschter Wirkungen
erhöhen.
37
HIV-Therapie bei Frauen
Die Therapievorschriften befolgen
In der HIV-Therapie werden sehr leistungsfähige
Medikamente eingesetzt, die bei Befolgung
der Therapievorschriften (man nennt dies
auch „Adhärenz“ oder „Compliance“) sehr
wirksam sind. Adhärenz heißt, dass die
Medikamente regelmäßig (mindestens einmal
täglich), zum richtigen Zeitpunkt und nach den
Einnahmevorschriften eingenommen werden.
mit Frauen sein, die die HIV-Therapie zu Hause
und im Beruf erfolgreich meistern. Auch
eine gesunde Lebensführung und ein gutes
Unterstützungsnetzwerk sind wichtig, um
langfristig gesund zu bleiben.
Nebenwirkungen der HIV-Medikamente
bei Frauen
Jedes Medikament kann unerwünschte
Wirkungen haben, sogenannte Nebenwirkungen
– auch die Medikamente gegen HIV. Wenn bei
Ihnen unbekannte Symptome auftreten, die
auf Nebenwirkungen zurückgehen könnten,
sollten Sie möglichst bald Ihren Arzt oder
ein Mitglied Ihres Behandlungsteams darauf
ansprechen – sie können Ihnen dabei helfen, mit
den Nebenwirkungen umzugehen oder etwas
dagegen zu unternehmen.
Die tägliche Einnahme der Medikamente
entsprechend den Einnahmevorschriften – das
heißt auch, dass keine Dosis ausgelassen werden
darf – ist einer der wichtigsten Grundpfeiler
der HIV-Therapie. Wenn Sie Schwierigkeiten
mit der Adhärenz haben, sollten Sie darüber so
bald wie möglich mit Ihrem Behandlungsteam
sprechen. Hilfreich kann auch der Austausch
38
HIV-Therapie bei Frauen
Meistens treten Nebenwirkungen vor allem in
der ersten Zeit nach dem Therapiebeginn oder
einer Umstellung auf ein neues Medikament
auf und lassen dann mit der Zeit nach oder
verschwinden ganz. Häufige Nebenwirkungen
sind Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen und
Müdigkeit. Ihr Behandlungsteam sollte Sie
über mögliche Nebenwirkungen aufklären
und Ihnen sagen, was Sie dagegen tun können.
Einige Medikamente können Hautausschlag
verursachen – wenn das bei Ihnen der Fall ist,
gehen Sie sofort zu Ihrem Arzt, denn es könnte
sich auch um ein Symptom einer gefährlichen
allergischen Reaktion handeln.
Probleme aufgrund möglicher Nebenwirkungen
zu vermeiden, kann es sein, dass Sie bei
Einnahme bestimmter Medikamente häufiger
ärztlich untersucht werden und dass Ihre
Laborwerte häufiger bestimmt werden müssen.
Falls Sie Fragen zu Ihrer Therapie haben oder sich
Sorgen machen, sprechen Sie darüber mit Ihrem
Arzt, Apotheker, Betreuer oder Fallmanager – sie
können Ihnen dabei helfen, die für Ihre Situation
am besten passende Therapie auszuwählen.
Man nimmt an, dass die folgenden
Nebenwirkungen – die nicht auftreten müssen
– bei Frauen häufiger vorkommen als bei
Männern:
Ausführliche Informationen über mögliche
Nebenwirkungen der Anti-HIV-Medikamente
bietet die NAM-Broschüre Nebenwirkungen. Um
Lipodystrophie: Hierbei handelt es sich um eine
sogenannte Fettverteilungsstörung, bei der sich
39
HIV-Therapie bei Frauen
in bestimmten Körperregionen Fett ansammelt,
während es zugleich zu einem Fettverlust in
anderen Körperregionen und damit zu sichtbaren
körperlichen Veränderungen kommt. Einige
Studien scheinen darauf hinzuweisen, dass
Frauen stärker von Lipodystrophie betroffen
sind als Männer und dass es bei Frauen häufiger
zu einer ungewöhnlichen Fettansammlung in
bestimmten Köprerregionen (z. B. den Brüsten)
kommt, ohne dass zugleich ein Fettschwund
auftritt, wie das häufig bei Männern der Fall ist.
Zu Fettverteilungsstörungen gehören
auch Veränderungen der Blutfett- und
Blutzuckerwerte. So kann es zu hohen
Blutzuckerwerten, hohem Blutdruck sowie
erhöhten Cholesterin- und Triglyceridwerten
kommen. Die regelmäßige Kontrolle dieser
Werte ist daher sehr wichtig, denn erhöhte
Blutzucker- und Blutfettwerte sind häufig mit
einem erhöhten Risiko für Diabetes, HerzKreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle
verbunden.
Solche körperlichen Veränderungen können
sehr belastend sein. Wenn sie bei Ihnen
auftreten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber
und tauschen Sie sich mit anderen HIV-positiven
Frauen mit ähnlichen Erfahrungen aus, die damit
umzugehen gelernt haben.
Wenn Sie parallel zur HIV-Behandlung auch
eine Hormonersatztherapie machen (für
Frauen in der Menopause), sollten Sie mit
Ihrem Arzt über die Risiken sprechen, denn
auch eine Hormonersatztherapie kann das
Schlaganfallrisiko erhöhen.
40
HIV-Therapie bei Frauen
Laktatazidose: Bei einer Laktatazidose
sind die Milchsäurewerte im Blut erhöht
(Hyperlaktatämie). Laktat (Milchsäure) ist ein
Nebenprodukt der Verstoffwechselung von
Zucker im Körper, zum Beispiel beim Sport, und
kann zu Muskelproblemen und Schädigungen
der Leber führen. Eine Laktatazidose ist
eine ernste Nebenwirkung von älteren
Medikamenten aus der Klasse der NRTI, vor
allem von d4T (Stavudin/Zerit®). Bei den heute
am häufigsten eingesetzten Medikamenten
aus dieser Gruppe wie Abacavir (Ziagen®),
FTC (Emtricitabin, Emtriva®), 3TC (Lamivudin,
Epivir®) und Tenofovir (Viread®) kommt sie
nur äußerst selten vor. Bei Frauen scheint das
Risiko einer Laktatazidose höher zu sein als
bei Männern. Weitere Informationen über die
Symptome einer Laktatazidose finden Sie in der
NAM-Broschüre Nebenwirkungen. Wenn Sie
glauben, dass eines dieser Symptome bei Ihnen
aufgetreten ist, sollten Sie schnellstmöglich Ihren
Arzt darüber informieren.
Zyklusveränderungen: Mit einigen
Protease-Inhibitoren werden Veränderungen
des Menstruationszyklus wie zum Beispiel
unregelmäßige, schwere und schmerzhafte
Monatsblutungen in Verbindung gebracht.
41
Weitere Untersuchungen/Vorsorge
Weitere
Untersuchungen/
Vorsorge
CD4-Zellzahl liegt unter 200 oder sie haben
beim Sex bereits Kontakt mit HPV gehabt.
Schutz vor Varizella-zoster-Viren
Das Varizella-zoster-Virus (VZV) ist der
Verursacher von Windpocken und Gürtelrose.
Wenn Sie noch keine Windpocken und keine
Gürtelrose hatten, aber mit dem Erreger
in Kontakt gekommen sind, sollten Sie
unverzüglich Ihren Arzt aufsuchen. Wenn
dieser mit einem Bluttest feststellt, dass Sie
VZV-seronegativ sind, also keine Antikörper
gegen die Viren im Blut haben, wird er Ihnen
eine Post-Expositions-Prophylaxe mit einem
Medikament namens VariZIG verabreichen; dies
sollte innerhalb von 96 Stunden (vier Tagen)
geschehen.
Mammographie
Wenn Sie über 50 Jahre alt sind, sollten Sie alle
drei Jahre zu einer Mammographie eingeladen
werden, bei der Sie auf auffällige Veränderungen
und Brustkrebs untersucht werden. Außerdem
sollten Sie Ihre Brüste regelmäßig selbst
abtasten. Wie Sie das machen, kann Ihnen Ihr
Behandlungsteam zeigen.
HPV-Impfung
13- bis 26-jährigen Mädchen und jungen Frauen
wird eine Schutzimpfung gegen HPV mit einem
Vierfach-Impfstoff empfohlen, es sei denn, ihre
42
HIV/Hepatitis-Koinfektion
HIV/HepatitisKoinfektion
Wenn Sie VZV-seronegativ sind und Ihre CD4Zellzahl über 200 liegt, sollten Sie über eine
Impfung nachdenken.
Eine Hepatitis ist eine Leberentzündung,
meistens ausgelöst durch Viren. Einige Typen –
Hepatitis B und C – können langfristige, schwere
Gesundheitsprobleme verursachen. Viele
Menschen mit HIV haben auch eine Hepatitis
B oder C; man spricht dann auch von einer
Koinfektion. Gegen beide Hepatitis-Typen gibt es
Behandlungsmöglichkeiten.
Wie bei solchen Koinfektionen behandelt
werden soll, wird individuell entschieden.
Weitere Informationen zu HIV/HepatitisKoinfektionen bietet die NAM-Broschüre HIV &
Hepatitis.
43
Psychische und emotionale Gesundheit/Depressionen
Psychische und
emotionale Gesundheit/
Depressionen
Eine wichtige Rolle bei der Behandlung der
Hepatitis C spielt das Medikament Ribavirin.
Ribavirin darf man allerdings nicht in der
Schwangerschaft einnehmen, denn es könnte
zu einer Fehlgeburt, zu Missbildungen oder zu
anderen Problemen führen.
Frauen mit HIV berichten häufig von Gefühlen
der Isolation, von Depressionen, Schlaflosigkeit
und Ängsten nach ihrer Diagnose. Ein positives
HIV-Testergebnis verändert das ganze Leben,
solche Reaktionen sind daher verständlich. Oft
kann die Unterstützung von anderen Menschen
mit HIV, von Freunden und Angehörigen
dabei helfen, wieder nach vorne zu schauen.
Manchmal aber kann es auch sinnvoll sein, mit
einem Berater oder Therapeuten zu sprechen
oder Medikamente einzunehmen, um eine
Depression oder andere psychische Probleme zu
behandeln.
Ribavirin ist auch im Sperma eines damit
behandelten Mannes enthalten. Wichtig ist,
dass solches Sperma nicht zu einer Zeugung
führt und auch kein ungeborenes Kind erreicht.
Paare, bei denen ein Partner oder beide Partner
mit Ribavirin behandelt worden ist/sind, sollten
nach Abschluss der Behandlung mindestens
noch sechs Monate für eine wirksame
Schwangerschaftsverhütung sorgen (und auf
ungeschützten Sex verzichten).
44
Positives Coming-out
Positives Coming-out
Und vergessen Sie nicht Ihre eigenen
gesundheitlichen Bedürfnisse, auch wenn Sie für
andere verantwortlich sind.
Der Gedanke daran, anderen gegenüber die
HIV-Infektion offenzulegen, kann Angst machen.
Wichtig ist, dass Sie sich genügend Zeit nehmen,
um die Vor- und Nachteile eines solchen
„positiven Coming-outs“ abzuwägen. Vielleicht
befürchten Sie Zurückweisung, Ausgrenzung
oder sogar Gewalt, falls Sie Ihrem Partner,
Ihrer Familie und Ihren Freunden oder Ihrem
Arbeitgeber sagen, dass Sie HIV-infiziert sind.
Ihr HIV-Spezialist oder Ihr Hausarzt kann Sie an
entsprechende Fachleute überweisen, und Sie
können sich auch selbst an Beratungsstellen und
Hilfseinrichtungen wenden.
Viele Positive erzählen ihren Partnern,
Angehörigen, Freunden und Kollegen von ihrer
HIV-Infektion und erfahren große Akzeptanz
und Unterstützung. Dennoch kommt es vor,
dass jemand verärgert und unangemessen
reagiert, und in einigen Fällen sind Frauen auch
45
Positives Coming-out
Opfer häuslicher Gewalt geworden, nachdem
sie ihren Partnern von ihrer HIV-Infektion erzählt
hatten.
über das Thema „Offenlegung der HIV-Infektion“
sprechen, zum Beispiel darüber, wie man
seinen Kindern von der Infektion erzählen kann
und wie man dafür sorgt, dass sie mit einer
Vertrauensperson über ihre Sorgen und Ängste
sprechen können.
Im Allgemeinen besteht keine Notwendigkeit,
den Arbeitgeber über eine HIV-Infektion zu
informieren (es sei denn, bei der Arbeit besteht
ein Übertragungsrisiko). Auch Schule und
Kindergarten/Kita müssen nicht informiert
werden, wenn Ihr Kind HIV-infiziert ist.
Schweigepflicht/Vertraulichkeit
Ihre Patientenakte ist vertraulich, niemand darf
sie ohne Ihre Einwilligung einsehen. Wenn Sie
anderen gegenüber Ihren HIV-Status lieber nicht
offenlegen wollen und auch nicht möchten,
dass jemand auf andere Weise von Ihrer
Infektion erfährt, sollten Sie im Krankenhaus,
in Arztpraxen und Hilfseinrichtungen
darauf hinweisen. Mitarbeiter Ihres HIVBehandlungsteams oder einer Hilfseinrichtung
können Sie auch anderen gegenüber vertreten
Wenn Sie Fragen zum „positiven Coming-out“,
zu Unterstützungsleistungen oder zur HIVBehandlung haben, wenden Sie sich an eine
Aidshilfe, Beratungsstelle oder Hilfseinrichtung
– dort können Sie sich beraten lassen und
bekommen Unterstützung. Mit den Mitarbeitern
dieser Einrichtungen können Sie in aller Ruhe
46
Positives Coming-out
und zum Beispiel mit Sozialarbeitern oder
Klinik-/Praxismitarbeitern sprechen, wenn Sie
das selbst nicht gerne tun möchten.
und Ihr Partner sich dabei ansteckt, könnte
er versuchen, Sie deswegen anzuklagen. Es
verstößt nicht gegen das Gesetz, ungeschützten
Sex zu haben – eine strafrechtliche Verfolgung
deswegen ist nur dann möglich, wenn Ihr
Partner nicht über Ihre HIV-Infektion informiert
war (und dann, wenn er sich angesteckt hat).
Strafrechtliche Verfolgung wegen HIVÜbertragungen
Immer wieder kommt es zu Urteilen wegen HIVÜbertragungen. HIV-Positive werden wegen
„vorsätzlicher“ HIV-Übertragungen (das heißt,
dass man absichtlich jemanden ansteckt) und
wegen „in Kauf genommener“ Übertragungen
angeklagt („in Kauf nehmen“ heißt: man
weiß, dass man HIV beim ungeschützten
Sex übertragen kann, und geht dieses Risiko
dennoch ein).
Wenn Sie wegen einer HIV-Übertragung
angeklagt werden, ist es wichtig, sich so schnell
wie möglich an einen Rechtsanwalt zu wenden
und sich Unterstützung zu organisieren.
Wissenschaftlich kann man nur schwer
nachweisen, wer wen infiziert hat. Dennoch
können die Untersuchungen und das
Gerichtsverfahren, bei dem Ihr gesamtes
Privat- und Sexualleben in aller Öffentlichkeit
Wenn Sie ungeschützten Sex haben, ohne Ihren
Partner über Ihre HIV-Infektion zu informieren,
47
Positives Coming-out
durchleuchtet werden, verheerende
Auswirkungen haben.
könnte dies allerdings als Verstoß gegen den
Kinder- und Jugendschutz gewertet werden.
Das könnte bedeuten, dass das Kinder- und
Jugendamt sich einschaltet.
Wenn Sie selbst darüber nachdenken,
Klage gegen jemanden zu erheben, sollten
Sie darüber mit Ihrem Arzt und mit Ihrem
Unterstützungsnetzwerk sprechen – ein Prozess
kann lange dauern und traumatisch sein.
Wenn Sie bereits vor Ihrer eigenen HIV-Diagnose
Kinder hatten, wird empfohlen, sie unabhängig
von ihrem Alter auf HIV testen zu lassen.
Wenn Sie Angst davor haben, bitten Sie eine
Hilfseinrichtung oder Ihr Behandlungsteam um
Unterstützung.
HIV und Ihre Kinder
Beim Stillen besteht das Risiko einer
HIV-Übertragung, sodass stattdessen
Flaschennahrung empfohlen wird. Wenn Sie
ihrem Kind dennoch die Brust geben, könnte
dies juristisch als Gefährdung des Babys
ausgelegt werden. Bislang hat noch keine
Anklage gegen eine HIV-positive Mutter wegen
Stillens Erfolg gehabt. Wenn Sie Ihr Kind stillen,
48
HIV und Haft | Holen Sie sich Hilfe!
HIV und Haft
Holen Sie sich Hilfe!
Positive Frauen in Haft sollten Zugang zu
gesundheitlicher Versorgung in derselben Breite
und Qualität wie die Allgemeinbevölkerung
haben. Wenn Sie eine HIV-Behandlung
machen, ist es wichtig, dass die Therapie im
Gefängnis nicht unterbrochen wird und dass
Ihr Gesundheitszustand regelmäßig überprüft
wird. Wenn Ihnen die Behandlung oder die
regelmäßigen Kontrolluntersuchungen
verweigert werden, sollten Sie sich so schnell
wie möglich an den Medizinischen Dienst des
Gefängnisses wenden.
Wichtig ist, dass Sie sich nur von HIVSpezialisten behandeln lassen und sich im Fall
des Falles Hilfe holen. So kann es zum Beispiel
sinnvoll sein, sich an eine Hilfseinrichtung oder
Beratungsstelle (auch telefonisch oder online)
zu wenden, wenn Sie
OOProbleme haben, die nötige Behandlung
durch HIV-Spezialisten sicherzustellen,
OOKinder oder andere Familienangehörige mit
HIV versorgen,
OOnoch keinen Hausarzt (General Practitioner)
haben und nicht wissen, wie Sie einen finden,
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Das Wichtigste in Kürze
Das Wichtigste in Kürze
OOBleiberecht beantragen wollen, von
Abschiebung bedroht sind oder die
Ablehnung Ihres Asylantrags mitgeteilt
bekommen haben,
OOMit HIV können Sie gut, gesund und lange
leben.
OOSchwierigkeiten haben, Ihre Medikamente
einzunehmen und die Therapievorschriften zu
befolgen,
OODie besten Chancen, gesund bleiben, haben
Sie, wenn Sie auch selbst etwas für Ihre
Gesundheit tun.
OOnicht wissen, wie Sie an die nötigen
Medikamente kommen.
OOÜber den Zeitpunkt eines Therapiebeginns
oder eines Therapiewechsels entscheidet man
vor allem anhand der CD4-Zellzahl und der
Viruslast.
Ihre Aidshilfe vor Ort oder das Sozialamt
sollten Ihnen mit Rat und Hilfe zur Seite stehen,
wenn Sie Probleme mit der Wohnung, mit
Unterstützungsleistungen, der Beschäftigung
sowie mit dem Asylverfahren oder Ihrem
Aufenthaltsstatus haben.
OODie HIV-Behandlung funktioniert bei Frauen
genauso gut wie bei Männern, aber Frauen
sind von einigen Nebenwirkungen stärker
betroffen.
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Das Wichtigste in Kürze
OOAuch mit HIV können Sie erfüllende
emotionale und sexuelle Beziehungen haben.
OOBei richtiger Behandlung und guter
Versorgung können Sie gesunde,
nichtinfizierte Kinder bekommen.
OODamit Sie gut mit HIV leben können, ist die
richtige Unterstützung sehr wichtig. Ihr
Behandlungsteam, Aidshilfe-Einrichtungen
und Beratungsstellen sowie andere Frauen
mit HIV können Ihnen mit Informationen, Rat
und Hilfe zur Seite stehen.
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NAM ist eine britische Nonprofit-Organisation
aus dem HIV-Bereich, die eng mit Expertinnen
und Experten aus Medizin, Forschung und
Sozialarbeit sowie mit von HIV betroffenen
Menschen zusammenarbeitet. Wir bieten
gedruckte oder im Internet veröffentlichte
Informationen an (hauptsächlich in englischer
Sprache), zum Beispiel Informationen für
Menschen mit HIV sowie für Praktiker/-innen aus
dem HIV-Bereich.
Diese Broschüre basiert auf einer
durch Copyright geschützten NAMOriginalveröffentlichung. NAM übernimmt
keine Verantwortung für die Richtigkeit oder
Angemessenheit der Übersetzung.
Als englischsprachige Organisation können
wir leider keine deutschsprachigen Anfragen
beantworten. Auf unserer Website aidsmap.
com bieten wir aber eine Datenbank mit
Adressen von HIV-Organisationen aus aller Welt,
in der Sie Einrichtungen in Ihrer Nähe finden
können. Außerdem stehen dort verschiedene
übersetzte Materialien zum Download bereit.
NAM produziert jedes Jahr zahlreiche
Informationsmaterialien wie diese Broschüre
und gibt sie kostenlos an Tausende von
Menschen mit HIV ab. Für diese Arbeit sind wir
auf die Großzügigkeit von Menschen wie Ihnen
angewiesen.
Unterstützen auch Sie unsere wichtige Arbeit
und spenden Sie online unter
www.aidsmap.com/donate.
UK registered charity number: 1011220
www.aidsmap.com
NAM
Lincoln House
1 Brixton Road
London SW9 6DE
Phone: +44 (0) 20 7840 0050
Fax: +44 (0) 20 7735 5351
Website: www.aidsmap.com
Email: [email protected]
Copyright NAM 2010
All rights reserved.
NAM ist eine britische Nonprofit-Organisation
aus dem HIV-Bereich, die eng mit Expertinnen
und Experten aus Medizin, Forschung und
Sozialarbeit sowie mit von HIV betroffenen
Menschen zusammenarbeitet.

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