Der erste Schultag – wie wir unserem Welpen das Lernen
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Der erste Schultag – wie wir unserem Welpen das Lernen
20 all4Dogs crazy the dog powered by In der Hundeschule - neugierig und selbstbewusst... Neugierig erkundet Crazy das weitläufige Trainingsgelände während wir uns für aktuelle Fragen zur Stubenreinheit, Beißhemmung, Sozialisierung und wichtigen Strukturen und Regeln im Zusammenleben Zeit nehmen. Crazy scheint gerade die spannende Welt der Schmetterlinge und Heuschrecken für sich entdeckt zu haben, als wir das große Themenfeld „sauberer Kommandoaufbau“ für uns erschließen. Nach einer theoretischen Einführung folgt die Praxis. Jetzt kommt es auf die Feinheiten an. Im Einzeltraining ohne Ablenkung können sich Zwei- und Vierbeiner optimal aufeinander konzentrieren und sind aufnahmefähig um Neues zu lernen und bereits Erlerntes zu festigen. Und weil Pausen so wichtig sind, hören wir genau dann auf, wenn es am Schönsten ist. Crazy rollt sich neben seinen Menschen für ein kleines Nickerchen zusammen. Etwas später folgt die versprochene Überraschung: Rhodesian-Ridgeback-Hündin Nahla trifft für ihre nächste Trainingsstunde ein. Mit einem ausgiebigen, aber wohldosierten Spiel unter Welpen endet Crazys erster Tag in der Hundeschule. Auszug aus dem Trainingstagebuch – wie schnell die Zeit vergeht Spannende Wochen liegen hinter uns. Nach der ersten Festigung wichtiger Grundkommandos haben wir langsam damit begonnen diese unter größerer Ablenkung zu üben. Hier sind vor allem eine x Brigitte Gradwohl Der erste Schultag – wie wir unserem Welpen das Lernen erleichtern all4pets 21 Gespannt erwarte ich Martina und Martin auf meinem Trainingsgelände. Wir hatten die letzten Wochen viele Gespräche und alles drehte sich nur um ein Thema: den Einzug von „Crazy the dog“. Ihr kleiner Familienzuwachs ist mittlerweile 13 Wochen alt und hat sich in seinem neuen Zuhause und dem Verlagsalltag prima eingelebt. Jetzt ist es endlich an der Zeit, den Kleinen in meiner Hundeschule willkommen zu heißen! Zu lernen gibt es für das neue Mensch-Hunde-Team genug. Und natürlich wartet auf Crazy eine kleine Überraschung … Von Sandra Dorfner SPOOKY PERIODS – die 3 Fremdelphasen beim Hund: ... hinter „Mama“ Martina nach. klare Kommunikation und das richtige Timing gefragt. Mit Crazys schnellem Heranwachsen verändern sich die Schwerpunkte unseres gemeinsamen Trainings. So standen in den letzten Wochen vermehrt Themen wie „Stimmungsübertragung und Sozialverhalten“, „Gehen an lockerer Leine“, „richtiges Verhalten bei Hundebegegnungen“ und „die zweite Fremdelphase“ (siehe Infokasten) auf dem Trainingsprogramm. Wie schmal der Grat zwischen Förderung und Überforderung sein kann, sahen wir uns in verschiedensten Alltagssituationen gemeinsam an: Wir erweiterten unsere Trainingseinheiten auf Crazys gewohnte Umgebung und regelmäßige Spaziergänge durch den Hundepark. Zwei- und Vierbeiner haben viel dazu gelernt und wachsen langsam zu einem eingespielten Team heran. (Je nachdem, ob der Hund ein Früh- oder Spätentwickler ist, können die Phasen vom genannten Alter etwas abweichen) 1. Phase mit 8 Wochen (Dauer: circa 1 Woche) 2. Phase mit 4 ½ Monaten (Dauer: circa 2 bis 3 Wochen) 3. Phase mit 9 Monaten (Dauer: circa 2 bis 3 Wochen) (unter Kynologen wird über eine mögliche 4. Phase im Alter zwischen 16 und 20 Monaten diskutiert) Wie wirken sich diese Phasen auf die Hundepsyche aus? In dieser Zeit werden positive wie negative Erfahrungen besonders intensiv erlebt und tief abgespeichert (prägungsähnlicher Lernvorgang) - mit nachhaltigem Einfluss auf die allgemeine Wesensentwicklung, den zukünftigen Umgang mit Außenreizen und die Beziehung zwischen Mensch und Hund. Woran erkennen wir diese Phasen? Der Hund ist insgesamt etwas schreckhafter, unsicher oder sogar ängstlich und reagiert plötzlich auf bereits Vertrautes (Menschen- und Hundebegegnungen u.a.) oder ungewöhnliche Außenreize (wie Mülltonnen, wehende Fahnen, Geräusche u.a.) mit verändertem Verhalten (abwartendes Hinsetzen, Ausweichen, Nackenhaare Aufstellen, Brummen, Verbellen oder bei Bezugsperson Schutz Suchen). Wie verhalten wir uns richtig? 1. Phase: Diese sehr sensible Phase sollte der Welpe noch im vertrauten Umfeld erleben. Mutter und Wurfgeschwister bieten ihm ein unverzichtbares Sicherheitsgefühl um stressfrei sein Umfeld zu erkunden und Neues leichter zu verarbeiten. Tipp: Holen Sie den Welpen erst mit Ende der neunten bis zwölften Lebenswoche in sein neues Zuhause. 2. und 3. Phase: Geduld, Souveränität und Ruhe sind die Stichworte zum Erfolg. Im Alltag bedeutet das, dem Hund immer die Zeit zu geben, die er benötigt um sich stressfrei mit dem unheimlichen Auslöser vertraut zu machen. Auf keinen Fall darf der Hund in einer aus seiner Sicht unsicheren Situation bedrängt, unter Druck gesetzt oder gemaßregelt werden. Genauso kontraproduktiv ist es den Hund zu bemuttern, in dem wir der Situation durch übertriebenes Gut-Zureden und tröstende Streicheleinheiten besondere Aufmerksamkeit schenken. Wichtige Anmerkung: Meist fällt die 3. Phase mit der Entwicklung von Geschlechtsreife und Jagdinstinkt zusammen, was für viele Hundehalter eine besondere Herausforderung darstellt. Hier ist die Gefahr von laienhaften Fehlinterpretationen (wie unterstellter Sturheit oder „Dominanz“) besonders groß. 22 all4Dogs WELPENSPIELGRUPPE – ja oder nein? Welpenspielgruppen dienen vor allem dem Menschen. Hier kann man erste Erfahrungen mit frisch gebackenen Hundehaltern austauschen und ist für jeden Tipp vom Trainer dankbar. Ob der Sozialkontakt unter den Welpen wirklich den erwünschten positiven Effekt erfüllt, hängt vor allem von der Kompetenz des Trainers und dem Aufbau der Gruppe ab. Worauf bei der Auswahl der richtigen Welpenspielgruppe zu achten ist: Qualifizierte Führung: Scheuen Sie sich nicht die fachliche Kompetenz des Trainers zu hinterfragen Gruppenzusammenstellung: Max. 6 bis 8 Welpen mit gleichem Entwicklungsstand (Alter, Größe, mentale Reife, …) Kontrolliertes Spiel: Welpen sind in ihrem Sozialverhalten noch sehr ungeübt und benötigen eine Aufsichtperson mit geschultem Blick für mögliche Konfliktsituationen. Der Trainer muss ständig ein Auge auf die Hunde haben und sofort eingreifen, wenn einer der Welpen von einem anderen drangsaliert oder gemobbt wird. Im Idealfall sind souveräne Althunde anwesend, die diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen. Stundenaufbau: Gezielte Spielpausen, in denen die Welpen zur Ruhe kommen, nützt der Trainer um das Wissen der Halter rund ums Thema Hund zu vertiefen. Kommandoübungen haben hier noch nichts zu suchen! Anmerkung: Sollten Sie sich für den Besuch einer Welpenspielgruppe entscheiden, beobachten Sie genau wie sich Ihr Welpe vor Ort verhält und achten Sie darauf, dass er sich wirklich wohl fühlt (ein Grundsatz der auch für spätere Kurse gilt). Im Zweifelsfall lieber abbrechen! Wird ein Hund überfordert, kann dies nachhaltige Störungen in seiner Lern- und Wesensentwicklung verursachen. Webtipps c c c c c ww.personaldogtraining.at (Wien/NÖ) w www.dogs-talk.at (NÖ) www.hundetraining.cc (OÖ) www.faszination-hund.at (Tirol) www.lingua-canis.at (Steiermark) „Und Action... heute werde ich richtig gut schlafen“ „Also im Hundepark trifft man lustige Gestalten. Kaum zu glauben, dass wir über ein paar Ecken verwandt sind“ Ein optimaler Start ins Leben – den Rest wird der Alltag zeigen Betrachten wir Crazy in der Gesamtheit seines Wesens, wird eines deutlich: Die lange Suche nach einem seriösen Züchter und das Bemühen seiner Menschen, ihren Welpen optimal zu fördern hat sich gelohnt. Die ersten Weichen für einen harmonischen Hundealltag sind gelegt! Jetzt heißt es dran bleiben, entgegen dem Alltagsstress weiter konsequent an der Erziehung arbeiten und darauf achten, dass die individuellen Bedürfnisse des Junghundes nicht zu kurz kommen. Beim nächsten Training werden wir uns ganz dem Thema „Jagdinstinkt und alternative Beschäftigungsmöglichkeiten“ widmen um Crazys neu entdeckte Selbstständigkeit in die richtigen Bahnen zu lenken. Ich freue mich darauf das Dreierteam weiterhin mit Rat und Tat zu begleiten! ■ Buchtipps Welpen – Anschaffung, Erziehung und Pflege, von Clarissa v. Reinhardt, Animal Learn Verlag Die Welt in seinem Kopf: Über das Lernverhalten von Hunden, von Dorothée Schneider, Animal Learn Verlag Ausdrucksverhalten beim Hund: Mimik, Körpersprache, Kommunikation und Verständigung, von Dorit U. Feddersen Petersen, Kosmos Verlag