Der erste Schultag – wie wir unserem Welpen das Lernen

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Der erste Schultag – wie wir unserem Welpen das Lernen
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crazy the dog
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In der Hundeschule - neugierig und selbstbewusst...
Neugierig erkundet Crazy das weitläufige Trainingsgelände während
wir uns für aktuelle Fragen zur Stubenreinheit, Beißhemmung, Sozialisierung und wichtigen Strukturen und Regeln im Zusammenleben
Zeit nehmen. Crazy scheint gerade die spannende Welt der Schmetterlinge und Heuschrecken für sich entdeckt zu haben, als wir das
große Themenfeld „sauberer Kommandoaufbau“ für uns erschließen.
Nach einer theoretischen Einführung folgt die Praxis. Jetzt kommt es
auf die Feinheiten an. Im Einzeltraining ohne Ablenkung können sich
Zwei- und Vierbeiner optimal aufeinander konzentrieren und sind
aufnahmefähig um Neues zu lernen und bereits Erlerntes zu festigen.
Und weil Pausen so wichtig sind, hören wir genau dann auf, wenn es
am Schönsten ist. Crazy rollt sich neben seinen Menschen für ein
kleines Nickerchen zusammen. Etwas später folgt die versprochene
Überraschung: Rhodesian-Ridgeback-Hündin Nahla trifft für ihre
nächste Trainingsstunde ein. Mit einem ausgiebigen, aber wohldosierten Spiel unter Welpen endet Crazys erster Tag in der Hundeschule.
Auszug aus dem Trainingstagebuch –
wie schnell die Zeit vergeht
Spannende Wochen liegen hinter uns. Nach der ersten Festigung
wichtiger Grundkommandos haben wir langsam damit begonnen
diese unter größerer Ablenkung zu üben. Hier sind vor allem eine
x Brigitte Gradwohl
Der erste Schultag – wie wir unserem Welpen
das Lernen erleichtern
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Gespannt erwarte ich Martina und Martin auf meinem Trainingsgelände. Wir hatten die letzten
Wochen viele Gespräche und alles drehte sich nur um ein Thema: den Einzug von „Crazy the dog“.
Ihr kleiner Familienzuwachs ist mittlerweile 13 Wochen alt und hat sich in seinem neuen Zuhause
und dem Verlagsalltag prima eingelebt. Jetzt ist es endlich an der Zeit, den Kleinen in meiner
Hundeschule willkommen zu heißen! Zu lernen gibt es für das neue Mensch-Hunde-Team genug.
Und natürlich wartet auf Crazy eine kleine Überraschung … Von Sandra Dorfner
SPOOKY PERIODS –
die 3 Fremdelphasen beim Hund:
... hinter „Mama“ Martina nach.
klare Kommunikation und das richtige Timing gefragt. Mit Crazys
schnellem Heranwachsen verändern sich die Schwerpunkte unseres
gemeinsamen Trainings. So standen in den letzten Wochen vermehrt
Themen wie „Stimmungsübertragung und Sozialverhalten“, „Gehen
an lockerer Leine“, „richtiges Verhalten bei Hundebegegnungen“ und
„die zweite Fremdelphase“ (siehe Infokasten) auf dem Trainingsprogramm. Wie schmal der Grat zwischen Förderung und Überforderung
sein kann, sahen wir uns in verschiedensten Alltagssituationen gemeinsam an: Wir erweiterten unsere Trainingseinheiten auf Crazys
gewohnte Umgebung und regelmäßige Spaziergänge durch den
Hundepark. Zwei- und Vierbeiner haben viel dazu gelernt und wachsen langsam zu einem eingespielten Team heran.
(Je nachdem, ob der Hund ein Früh- oder Spätentwickler ist,
können die Phasen vom genannten Alter etwas abweichen)
1. Phase mit 8 Wochen (Dauer: circa 1 Woche)
2. Phase mit 4 ½ Monaten (Dauer: circa 2 bis 3 Wochen)
3. Phase mit 9 Monaten (Dauer: circa 2 bis 3 Wochen)
(unter Kynologen wird über eine mögliche 4. Phase im Alter
zwischen 16 und 20 Monaten diskutiert)
Wie wirken sich diese Phasen auf die Hundepsyche aus?
In dieser Zeit werden positive wie negative Erfahrungen besonders intensiv erlebt und tief abgespeichert (prägungsähnlicher
Lernvorgang) - mit nachhaltigem Einfluss auf die allgemeine
Wesensentwicklung, den zukünftigen Umgang mit Außenreizen
und die Beziehung zwischen Mensch und Hund.
Woran erkennen wir diese Phasen?
Der Hund ist insgesamt etwas schreckhafter, unsicher oder
sogar ängstlich und reagiert plötzlich auf bereits Vertrautes
(Menschen- und Hundebegegnungen u.a.) oder ungewöhnliche
Außenreize (wie Mülltonnen, wehende Fahnen, Geräusche u.a.)
mit verändertem Verhalten (abwartendes Hinsetzen, Ausweichen, Nackenhaare Aufstellen, Brummen, Verbellen oder bei
Bezugsperson Schutz Suchen).
Wie verhalten wir uns richtig?
1. Phase: Diese sehr sensible Phase sollte der Welpe noch im
vertrauten Umfeld erleben. Mutter und Wurfgeschwister bieten
ihm ein unverzichtbares Sicherheitsgefühl um stressfrei sein
Umfeld zu erkunden und Neues leichter zu verarbeiten. Tipp:
Holen Sie den Welpen erst mit Ende der neunten bis zwölften
Lebenswoche in sein neues Zuhause.
2. und 3. Phase: Geduld, Souveränität und Ruhe sind die Stichworte zum Erfolg. Im Alltag bedeutet das, dem Hund immer
die Zeit zu geben, die er benötigt um sich stressfrei mit dem
unheimlichen Auslöser vertraut zu machen. Auf keinen Fall darf
der Hund in einer aus seiner Sicht unsicheren Situation bedrängt,
unter Druck gesetzt oder gemaßregelt werden. Genauso kontraproduktiv ist es den Hund zu bemuttern, in dem wir der Situation
durch übertriebenes Gut-Zureden und tröstende Streicheleinheiten besondere Aufmerksamkeit schenken.
Wichtige Anmerkung: Meist fällt die 3. Phase mit der Entwicklung
von Geschlechtsreife und Jagdinstinkt zusammen, was für viele
Hundehalter eine besondere Herausforderung darstellt. Hier ist
die Gefahr von laienhaften Fehlinterpretationen (wie unterstellter
Sturheit oder „Dominanz“) besonders groß.
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WELPENSPIELGRUPPE – ja oder nein?
Welpenspielgruppen dienen vor allem dem Menschen. Hier kann
man erste Erfahrungen mit frisch gebackenen Hundehaltern
austauschen und ist für jeden Tipp vom Trainer dankbar. Ob
der Sozialkontakt unter den Welpen wirklich den erwünschten
positiven Effekt erfüllt, hängt vor allem von der Kompetenz des
Trainers und dem Aufbau der Gruppe ab.
Worauf bei der Auswahl der richtigen Welpenspielgruppe zu
achten ist:
Qualifizierte Führung: Scheuen Sie sich nicht die fachliche
Kompetenz des Trainers zu hinterfragen
Gruppenzusammenstellung: Max. 6 bis 8 Welpen mit gleichem Entwicklungsstand (Alter, Größe, mentale Reife, …)
Kontrolliertes Spiel: Welpen sind in ihrem Sozialverhalten
noch sehr ungeübt und benötigen eine Aufsichtperson mit geschultem Blick für mögliche Konfliktsituationen. Der Trainer muss
ständig ein Auge auf die Hunde haben und sofort eingreifen,
wenn einer der Welpen von einem anderen drangsaliert oder
gemobbt wird. Im Idealfall sind souveräne Althunde anwesend,
die diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen.
Stundenaufbau: Gezielte Spielpausen, in denen die Welpen
zur Ruhe kommen, nützt der Trainer um das Wissen der Halter
rund ums Thema Hund zu vertiefen. Kommandoübungen haben
hier noch nichts zu suchen!
Anmerkung: Sollten Sie sich für den Besuch einer Welpenspielgruppe entscheiden, beobachten Sie genau wie sich Ihr Welpe
vor Ort verhält und achten Sie darauf, dass er sich wirklich wohl
fühlt (ein Grundsatz der auch für spätere Kurse gilt). Im Zweifelsfall lieber abbrechen! Wird ein Hund überfordert, kann dies
nachhaltige Störungen in seiner Lern- und Wesensentwicklung
verursachen.
Webtipps
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ww.personaldogtraining.at (Wien/NÖ)
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www.dogs-talk.at (NÖ)
www.hundetraining.cc (OÖ)
www.faszination-hund.at (Tirol)
www.lingua-canis.at (Steiermark)
„Und Action... heute werde ich richtig gut schlafen“
„Also im Hundepark trifft man lustige Gestalten. Kaum zu glauben,
dass wir über ein paar Ecken verwandt sind“
Ein optimaler Start ins Leben –
den Rest wird der Alltag zeigen
Betrachten wir Crazy in der Gesamtheit seines Wesens, wird eines
deutlich: Die lange Suche nach einem seriösen Züchter und das
Bemühen seiner Menschen, ihren Welpen optimal zu fördern hat sich
gelohnt. Die ersten Weichen für einen harmonischen Hundealltag
sind gelegt! Jetzt heißt es dran bleiben, entgegen dem Alltagsstress
weiter konsequent an der Erziehung arbeiten und darauf achten,
dass die individuellen Bedürfnisse des Junghundes nicht zu kurz
kommen. Beim nächsten Training werden wir uns ganz dem Thema
„Jagdinstinkt und alternative Beschäftigungsmöglichkeiten“ widmen
um Crazys neu entdeckte Selbstständigkeit in die richtigen Bahnen
zu lenken. Ich freue mich darauf das Dreierteam weiterhin mit Rat
und Tat zu begleiten! ■
Buchtipps

Welpen – Anschaffung, Erziehung und Pflege, von Clarissa v. Reinhardt, Animal Learn Verlag

Die Welt in seinem Kopf: Über das Lernverhalten von Hunden, von Dorothée Schneider, Animal Learn Verlag

Ausdrucksverhalten beim Hund: Mimik, Körpersprache, Kommunikation und Verständigung, von Dorit U. Feddersen
Petersen, Kosmos Verlag

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