JUMA 1/2005 - Bundesverwaltungsamt
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JUMA 1/2005 - Bundesverwaltungsamt
S 01 Titel 4 bären grün 26.10.2004 10:46 Uhr Seite 1 JUMA D A S J U G E N D M A G A Z I N Buntes Berlin www.juma.de 1/05 e 0,75 S 02-03 Inhalt.korr 2 26.10.2004 10:56 Uhr Seite 2 Weißt du, In JUMA 2/04 hatten wir es angekündigt: Das Buch „Tintenherz“ soll um die Welt reisen. Jetzt hat Redaktionsassitentin Kerstin Harnisch die Bücher verschickt. Die Bücher gingen an Birgit Luisa Faustini, Sao Leopoldo, Brasilien; Marlies Meneukdem, Bafoussam, Kamerun; Eveline Kleinburger, Züberwangen, Schweiz; Kostja Kurenkow, Moskau, Russland; Katja Otscheretina, Kiew, Ukraine; Daniya Mingulova, Taschkent, Usbekistan; Kasia NachKomareinem Maka, Drezdenko, Polen; Eva Balogh, Besuch bei no, Slowakei; Iwanka Michova, Pasardjik, unserer FreunNach einem Bulgarien; Ana Georgieva, Svilengrad, Bulgaridin fuhren wir Besuch bei mit dem Bus en. Wir hoffen, dass alle Teilnehmer die Bücher unserer FreunHause. lesen und danach irgendwo liegennach lassen, dinwir fuhren wir Als angemit dem damit andere die Bücher lesen können. WirBus kommen nach Hause. waren, sahen Als warten gespannt auf die Berichte der Leser. wir angekom- Christian Vogeler Fotomodell bei JUMA JUMA-Fotograf Dieter Klein und seine Modelle: die Gummibärchen 2 JUMA 1/2005 „Tintenherz“ auf Weltreise Nah dran ... multikulturell, offen und lebendig.“ Was bedeutet die kulturelle und religiöse Vielfalt für unser Land, für unsere Demokratie? Wie kann ein Zusammenleben gelingen? Das sind Fragen, auf die deutsche Jugendliche Antworten bekommen sollen: Auf Fahrten, die sie in die bunte, unbekannte „Multikulti“-Welt Berlins führen. Nur so kann man Vorurteile abbauen, wie bei den Schülern in unserer JUMA-Titelgeschichte! Foto: Dieter Klein warum Berlin bunt ist, wie wir auf dem Titel behaupten? Im Internet findet man zahlreiche Hinweise. Man erfährt, dass Berlin bunt ist, weil die Stadt viele Gesichter hat. Sonia Phalnika aus Indien beschreibt eins davon: „Als ich zum ersten Mal mit der U-Bahn durch Berlin fuhr, war ich fasziniert von den vielen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Hautfarben um mich herum. Dieser Anblick erinnerte mich an eines dieser bekannten Werbeplakate von Benetton mit der multikulturellen Message. Im U-Bahnwagen hörte man viele verschiedene Sprachen. Ich war überrascht von der Lässigkeit, mit der Menschen unterschiedlicher Erscheinung und Glaubens in die UBahn ein- und ausstiegen. Die anwesenden Deutschen schienen das farbenfrohe Spektakel als Teil ihres täglichen Lebens anzusehen. Während meines einjährigen Aufenthalts in Berlin symbolisierte die U-Bahn für mich den Charakter der deutschen Hauptstadt – Wie kommt man als Fotomodell auf den Titel von JUMA? Ganz einfach: Man muss das Titelthema im Heft optisch und inhaltlich gut darstellen. Bei dieser Aufgabe fiel uns die Wahl nicht schwer: Zum Thema „Buntes Berlin“ sollte das Wappentier der deutschen Hauptstadt (auch Bärlin genannt) auf die erste Seite. Doch nicht in seinem herkömmlichen Erscheinungsbild, sondern so bunt, wie die Stadt ist. Und bunte Gummibären sind eine typisch deutsche Süßigkeit. Also bekam JUMAFotograf Dieter Klein den Auftrag, die Bären ins Studio zu bringen und dort mit der Kamera „einzufangen“. „Das war wirklich nicht einfach, denn immer mehr Bären verschwanden auf unerklärliche Weise“, schmunzelt Klein. „Auf jeden Fall war das mein bisher süßester Job für JUMA!“ Moment mal! Seite 3 4 Buntes Berlin Junge Deutsche entdecken Kreuzberg Mit dem Boot zum Unterricht Bunte Klänge aus Berlin Leseprobe: Krokodil im Nacken 6 10 12 15 Wir sind 16 Langzeitporträt von Lena und Alex 16 Artisten auf 20-Zoll-Rädern BMX-Weltmeisterschaften in Köln 18 Simone: Modernisierung! 21 (K)ein bisschen erwachsen Interview zum Thema „Jugend“ 22 Blindenpferd Resi 25 Der erste Funke Geschichten vom Kennenlernen 26 Austausch der Kulturen Afghanische Schüler in Deutschland 28 Galaktische Fantasien Deutsche und das Weltall 30 Lesen und lesen lassen 32 Mit Spaß ins Netz 33 Darf ich? Das Jugendschutzgesetz 34 Szene 36 Klassenbrieffreundschaften, Briefe, Impressum 38 Die Spuren der Stars 40 Besuch in einer fremden Welt: Drei junge deutsch-türkische bzw. kurdische Kreuzbergerinnen laden Jugendgruppen, Schulklassen und Familien aus Brandenburg in ihr Berliner Stadtviertel ein. KULTUREN Foto: Klaus Martin Höfer 10:56 Uhr 6 SCHULWEG Lukas kommt mit der Fähre oder mit dem Boot zur Schule. Die liegt auf der Insel Scharfenberg mitten im Tegeler See in Berlin. Hast du auch einen ungewöhnlichen Schulweg? Dann schreib uns! 10 Seit 20 Jahren ist Köln ein Zentrum SPORTLER des BMX-Sports in Deutschland. Jetzt fand dort zum vierten Mal eine BMXWeltmeisterschaft statt. 22 000 Zuschauer ließen sich diesen Nervenkitzel nicht entgehen. Auch JUMA nicht. Foto: zooom.at/fbhagena.de 26.10.2004 Foto: Klaus Martin Höfer S 02-03 Inhalt.korr 2 18 Deutsche im Weltraum – das kommt höchstens alle paar Jahre einmal vor, denn eine eigene Weltraumfähre wie das amerikanische Space-Shuttle oder die russische Sojus hat man noch nicht. Vielleicht ist ja gerade darum die Fantasie der Menschen so groß, wenn sie sich mit galaktischen Abenteuern beschäftigen. 30 Illustration: DLR WELTRAUM JUMA 1/2005 3 S 04-05 Moment.korr2 26.10.2004 11:03 Uhr Seite 4 Moment mal ! Handwerk mit Musik Text: Vogeler; Foto: picture-alliance Eva, 19, lernt, wie man Geigen baut. Mit ihr besuchen 46 junge Leute eine Fachschule für Musikinstrumentenbau in Klingenthal, Sachsen. Zwei dieser Schulen gibt es in Deutschland. Die Schule in Klingenthal bildet ihre Schüler in drei Jahren im Bau von Geigen, Mandolinen oder Akkordeons aus. Die Schüler benötigen Kreativität, Musikalität und handwerkliches Geschick. Zum Herstellen einer Geige werden Handwerkstechniken genutzt, die bereits Jahrhunderte alt sind. Der Bau umfasst rund 500 Arbeitsgänge und dauert ca. 1-3 Monate. Zum Abschluss der Ausbildung gibt es den Gesellenbrief. Das ist eine Urkunde, die Gesellen nach bestandener Prüfung in einem anerkannten Ausbildungsberuf des Handwerks bekommen. 4 JUMA 1/2005 S 04-05 Moment.korr2 26.10.2004 11:03 Uhr Seite 5 Text und Foto: dpa Surfbrett gegen Yacht Oliver-Tom, Surfweltmeister bei den Junioren, oder die Yacht der Marineschule Mürwik – wer ist schneller? Das wollte der junge Sportler an seinem 13. Geburtstag wissen. Er forderte die „Westwind“ mit 220 Quadratmetern Segelfläche zu einem Rennen über sechs Seemeilen auf. Doch der Wind reichte nicht für den jungen Surfer. Nach der ersten Wendeboje konnte ihn das Schiff überholen. Text: Vogeler; Foto: zb-Fotoreport Die Idee kommt aus Afrika: ein Erdxylophon ist ein Musikinstrument, das gleichzeitig als Tanzfläche dient. Der Künstler Rüdiger Schödel hat dieses Instrument gemeinsam mit Schülern für die Gesamtschule Holweide in Köln gebaut. Über einer Mulde auf dem Schulhof liegen Holzstämme in unterschiedlicher Länge. In der Pause können die Schüler darauf mit Händen oder Füßen Klänge erzeugen. Wer nicht spielen will, kann in die Mulde klettern und die Klänge am ganzen Körper spüren. Schiffe aus Papier D er Hamburger Friseur Michl Jung hatte die Idee, Jacken und Hemden mit dem Namen und dem Wappen der Stadt Hamburg zu bedrucken. Bald schon rissen ihm die Kunden seine Sachen aus den Händen. Das Kleidungsstück wurde Kult. Sogar Prominente kann man darin sehen. Inzwischen hat jede größere Stadt „ihre“ Jacke oder „ihr“ Hemd – egal ob Berlin, München oder Köln. Text: Petra Kroll; Foto: Markus Rührmund Text: Vogeler; Foto: Sara Grandt Rhythmus in der Pause Wieviel Gewicht kann ein Papierschiff tragen? Das will man am Institut für Maritime Systeme und Strömungstechnik an der Universität Rostock wissen. Seit 7 Jahren veranstalten Wissenschaftler darum den internationalen Wettbewerb „Das Papierschiff“. Das Spektakel erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Teilnehmerzahl hält sich zwar noch in Grenzen, steigt aber stetig. 2002 waren es 60, 2004 immerhin schon 92 Papierschiffe, deren Tragfähigkeit getestet wurde. Die Teilnahmebedingungen findet man im Internet (www. dijuprojekt.de/pages/papierboot.html). Nebenbei macht die Universität Rostock Werbung in eigener Sache. Langsam spricht es sich herum, dass Schiffsbau ein interessanter Studiengang ist. Hier werden die Schiffe allerdings nicht mehr aus Papier gebaut. JUMA 1/2005 5 S 06-09 Multikulti.korr2 26.10.2004 11:10 Uhr Seite 6 Buntes Berlin Drei junge deutsch-türkische bzw. kurdische Kreuzbergerinnen laden Jugendgruppen, Zuhause sind sie vor den Toren Berlins, in einem Ort mit ein paar tausend Einwohnern: Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Petershagen. Mit S-Bahn und U-Bahn dauert es eine Stunde, dann sind die Jugendlichen in einer für sie fremden Welt: in Kreuzberg, einem Stadtteil von Berlin. Hier wohnt die „Multikulti“-Gesellschaft (1). In Kreuzberg leben 160 000 Menschen aus hundert Nationen. Fast ein Drittel sind Migranten, die meisten von ihnen Türken oder türkischer Herkunft. Darum wird Kreuzberg auch „Klein-Istanbul“ genannt. Kaum zu glauben, aber wahr: Keiner der Schüler aus Brandenburg war schon mal hier. Alle haben Vorurteile oder irgendeine ungenaue Vorstellung vom Leben und von den Leuten in Kreuzberg: „Die meisten haben eine andere Religion als wir Europäer“, meint der 15-jährige Falk. „Überall gibt es Gekritzel an den Wänden“, hat die 14-jährige Stefanie im Fernsehen gesehen. Der 16-jährige Michael hat von Straßengangs gehört. Er spielt den starken Mann: „Wenn die mich anmachen und beleidigen, werde ich rabiat.“ Stadtführerin Nadja führt ihre Schülergruppe ins Kreuzbergmuseum. Vor einem Modell des Stadtteils mit allen Häusern und Straßenzügen erklärt sie den Schülern die Geschichte ihres „Kiez“ (2). In den sechziger Jahren warb Deutschland Arbeitskräfte aus dem Ausland an, die so genannten „Gastarbeiter“. Die Mieten in Kreuzberg waren niedrig, weil die Wohnungen von Deutschen nicht so begehrt waren, erläutert Nadja. Denn viele Häuser standen ziemlich nahe an der Berliner Mauer. Ein Teil von Kreuzberg war sogar von drei Seiten von der Mauer umgeben. Nadja berichtet auch von den Studenten, die hier billige Wohnungen suchten. Und von den Hausbesitzern, die ihre Gebäude zerfallen und leer stehen ließen. Damals begann die wilde Zeit der Kreuzberger Hausbesetzer. Junge Leute zogen gegen den Willen der Besitzer in die leer stehenden Häuser. Hausbesetzer gibt es heute nicht mehr, dafür aber ein buntes Gemisch von Geschäften, Galerien und Werkstätten. Nadja führt ihre Gäste in einen Spezialitätenladen mit ungewöhnlichen Gewürzen, Gemüse- und Obstsorten. Sie verteilt Kichererbsen zum Probieren. So richtig begeistert sind die Brandenburger nicht. „Schmeckt eigenartig“, sagen sie. Um die Ecke, in einem türkischen Café, gibt es Tee. Falk, Anika und die anderen können sich dort endlich einmal setzen. „Manche Teesorten kannte ich nicht“, erzählt Stefanie. „Das hat gut geschmeckt, besonders der Apfeltee.“ Von Nadja hören sie, dass Frauen selten in das Café gehen. Hier treffen sich eher die türki- 6 JUMA 1/2005 Fotos: Klaus Martin Höfer Nadja erklärt, die Brandenburger Schüler hören zu. S 06-09 Multikulti.korr2 26.10.2004 11:10 Uhr Seite 7 Schulklassen und Familien aus Brandenburg in ihr Stadtviertel ein. Im Kreuzbergmuseum steht ein Modell des Stadtteils. Zu jedem Haus gibt es Bilder, alte Dokumente und Zeitungsberichte. JUMA 1/2005 7 S 06-09 Multikulti.korr2 26.10.2004 11:10 Uhr Seite 8 Buntes Berlin schen Männer, um zu reden, Tee zu trinken oder Brettspiele zu spielen. Ein paar Meter vom Eingang des Cafés entfernt lernen die Schüler noch etwas über die wechselvolle Geschichte des Stadtteils: „Stolpersteine“ auf dem Fußweg erinnern an Juden, die in Kreuzberg gewohnt haben und im Dritten Reich deportiert und getötet wurden. Weiter geht’s zum Oranienplatz: Dort haben vor drei Jahrhunderten französische Hugenotten gelebt. Sie haben Maulbeerbäume gepflanzt, die heute noch stehen. Der Platz ist so groß, das Nadja mit ihren Gästen einen türkischen Hochzeitstanz üben kann: Alle fassen sich an und drehen sich zur Musik im Kreis hin und her. Drei Jungs finden das blöd. Sie setzen sich lieben auf eine Parkbank. Eine kleine Pause für die Brandenburger, die nach knapp vier Stunden Kreuzberg-Tour ziemlich geschafft sind. Einfach sitzen und sich dort mit Bekannten treffen, das machen auch andere auf dem Oranienplatz – zum Beispiel türkische oder arabische Männer. Falk: „Die leben doch so wie wir.“ Die Stadtführung beschäftigt sich mit Einwanderung, interkulturellem Zusammenleben und den verschiedenen Weltreligionen. Ein paar Meter neben dem Oranienplatz gibt es einen neu gestalteten Park – früher war dort die Berliner Mauer. Einige Reste davon hat man zur Erinnerung im Boden gelassen. Dann erleben die Schüler eine große Überraschung: Pferde und Ziegen mitten in der Großstadt. Sie gehören zu einem Kinderbauernhof, den es bereits seit Jahrzehnten gibt, mitten zwischen alten Häusern. Von hier geht es in eine Moschee: Ein altes Hinterhofhaus, das von außen wie alle anderen Gebäude aussieht. Innen befinden sich meterhohe Räume. Die Schüler müssen ihre Schuhe ausziehen, bevor sie den Raum betreten. Innen darf nur leise gesprochen werden, denn hier treffen sich einige Männer zum Gebet. Nadja und eine türkische Freundin erklären die Sitten und Gebräuche, dann geht es wieder ins Freie. Letzte Station ist ein türkisches Restaurant. Es liegt nur ein paar Meter von der Hochbahntrasse entfernt, auf der die U-Bahn in Kreuzberg verläuft. Ziemlich hektisch ist es hier: viele Menschen, viele Autos. Die Brandenburger Schüler ziehen ein Resümee: Michael hatte keine Begegnung mit Straßengangs. Und: „Ich dachte, es kommen ständig kleine Kinder an und wollen was von mir, aber das war gar nicht so“, meint er. Und Falk meint: „Die leben doch so wie wir.“ Anika findet, dass das Projekt viele Vorurteile beseitigt hat: „Ich dachte, in Kreuzberg laufen ganz viele Punks herum.“ Doch dafür hätte sie wahrscheinlich vor zehn oder 15 Jahren dorthin kommen müssen. Toll findet sie die großen alten Häuser. „Bei uns gibt es nur Einfamilien- und Reihenhäuser.“ Oliver fand besonders den Park neben dem Oranienplatz interessant. Er möchte gerne mit Freunden wieder nach Kreuzberg komKlaus Martin Höfer men, um sich alles noch einmal in Ruhe anzuschauen. Worterklärungen 1 die „Multikulti“-Gesellschaft – die multikulturelle Gesellschaft (Gesellschaft, in der viele verschiedene Kulturen miteinander leben) 2 der Kiez – Begriff für „das Stadtviertel“ in Berlin 8 JUMA 1/2005 Anika und Stefanie: „Das Projekt hat ´ne Menge Vorurteile beseitigt.“ Es hilft, die Neugierde der Jugendlichen zu wecken und Berührungsängste abzubauen. S 06-09 Multikulti.korr2 26.10.2004 11:10 Uhr Seite 9 Besuch in einem türkischen Spezialitätengeschäft: Wer kennt Kichererbsen? Die Jugendlichen dürfen probieren (großes Bild). Nadja und ihre Gäste üben einen türkischen Hochzeitstanz (kleines Bild links). Zum ersten Mal in ihrem Leben besuchen die Jugendlichen eine Moschee (kleines Bild rechts). JUMA 1/2005 9 S 10-11 Schulweg.korr2 26.10.2004 11:14 Uhr Seite 10 Buntes Berlin Mit dem Boot zum Unterricht Lukas, 14 Jahre, ärgert sich. Heute morgen ist der Bus besonders voll. „Sonst fahre ich immer mit dem, der zehn Minuten später kommt“, sagte er. „Der ist länger und ich bekomme meistens einen Sitzplatz.“ Der Bus fährt direkt vor dem Haus los, in dem Lukas wohnt. „Märkisches Viertel“ heißt die Gegend. Sie liegt im Norden Berlins. Spötter (1) nennen sie „merkwürdiges Viertel“. Denn hier sieht es anders aus als in den Nachbarbezirken. Vor 40 Jahren entstand die Siedlung als Mach mit! größtes Wohnungsbauprojekt Deutschlands. Das „Märkische Viertel“ besteht aus Hochhäusern, Grünflächen und Geschäften. Lukas hat einen ungewöhnlichen Lukas, in Berlin geboren, ist mit seinen Eltern vor zwei Jahren dorthin gezogen. Schulweg. Du auch? Vorher hat die Familie einige Zeit in einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg geDann schicke uns wohnt. „Ich war froh, wieder nach Berlin zurück zu kommen“, sagt Lukas. Auch Bilder und Texte von wenn Lukas jetzt im „merkwürdigen Viertel“ wohnt und jeden Tag einen langen deinem Schulweg. Unter allen Einsendern Weg zu seiner Schule hat. Erst einmal 20 Minuten, in denen Lukas im Bus stehen verlosen wir 10 Origimuss. Dann 15 Minuten in einem Doppeldecker-Bus nur für Schüler. Diesmal hat nal-JUMA-SweatLukas einen Sitzplatz. shirts. EinsendeAlle Schüler im Bus haben dasselbe Ziel: die Insel Scharfenberg im Tegeler See schluss ist der 31.8.05. mitten in Berlin. Scharfenberg besteht aus vielen Bäumen, mehreren UnterrichtsDer Rechtsweg ist gebäuden, einer Gärtnerei, einem Bauernhof und einem Schilfufer, das unter Naausgeschlossen. Redaktion JUMA turschutz steht und nicht betreten werden darf. 80 Schüler wohnen auf der Insel im Stichwort: Schulweg Internat, 340 kommen jeden Tag aus der Stadt zum Unterricht. Frankfurter Str. 40 Der Bus fährt durch den Tegeler Forst und hält schließlich am Strandbad Tegel. 51065 Köln Ungefähr 300 Meter geht es dann noch zu Fuß über einen Teerweg. An dessen EnDeutschland de wartet schon die Fähre. Noch ziemlich müde drängeln sich Lukas und die anderen Schüler auf das Deck. Dann schließt der Fährenführer die Tore. Er löst das Stahltau, mit dem das Boot am Ufer befestigt war, und lässt die Fähre lostuckern. Zwischen Festland und Schulinsel liegen nur 100 Meter. Bis zum anderen Ufer dauert es darum keine zwei Minuten. Lukas und seine Mitschüler gehen ans Ufer und zu ihren Klassenräumen. Die sind auf der Insel in kleinen Flachbauten verteilt. „Wir sind jeden Tag bis 16 Uhr in der Schule“, erklärt Lukas. Die Schulstunden sind länger als die sonst üblichen 45 Minuten. „Deswegen haben wir längere Pausen.“ Mittags ist eine Stunde für die Hausaufgaben vorgesehen. Außerdem gibt es Arbeitsgemeinschaften in der schuleigenen Gärtnerei oder auf dem Bauernhof, wo Schweine und andere Tiere gezüchtet werden. Doch was machen die Schüler, die verschlafen oder andere Unterrichtszeiten haben? Kein Problem! Alle 15 Minuten fährt die Fähre zwischen Festland und Insel hin und her. Außerdem liegen auf jeder Seite ne: ben der Anlegestelle für die Fähre Ruderboote. p ip et-T lIntern e s Die stehen den Schülern zur freien Verfügung: in . www http:// nberg.de Wer möchte, nimmt sich ein Boot und rudert los. e scharf Klaus Martin Höfer Worterklärungen 1 Spötter – Menschen, die Spott äußern 10 JUMA 1/2005 Lukas kommt mit der Fähre (rechts) oder mit dem Boot (unten) zur Insel Scharfenberg. Früher gehörte die Insel zum Besitz der Familie Humboldt. 1921 wurde hier zum ersten Mal unterrichtet. 1923 begann der landwirtschaftliche Betrieb auf Scharfenberg. S 10-11 Schulweg.korr2 26.10.2004 11:14 Uhr Seite 11 JUMA 1/2005 11 S 12-14 Musik.korr2 26.10.2004 11:25 Uhr Seite 12 Buntes Berlin Bunte Klänge aus Berlin Berlin ist die Musikhauptstadt Deutschlands. Künstler aller Stilrichtungen machen hier Musik: von Klassik bis Pop, beruflich oder als Hobby. Der Nachwuchs ist auch dabei. Aus Wohnungen, Kellern, Freizeiteinrichtungen oder Schulen hört man die unterschiedlichsten Klänge. c d r a H u a Der Proberaum von „Bando“ ist gut versteckt. Am Ende des langen Flures geht es eine steile Wendeltreppe hinunter in den Keller. Ein Tarnnetz hängt unter der niedrigen Decke. Nur wenig Licht kommt hindurch. In einer Ecke stehen zwei alte Sofas. Die Bezüge sind abgewetzt (1) und es fehlen einige Beine. Man sitzt schief. Gegenüber stehen einige große Lautsprecherboxen. Doch auch ohne Technik ist die Musik von „Bando“ laut. Heike, Nadine, Martha, Stefanie, Maja, Robert, Arne und Alex spielen „Hardcore Percussion“.So nennen die Schüler der Kurt-Schwitters-Oberschule am Prenzlauer Berg selbst ihre Stilrichtung. Vorbild für die Band war die französische Gruppe Les Tambours Du Bronx. Seit drei Jahren trommelt „Bando“ auf alten Ölfässern afrikanische und lateinamerikanische Rhythmen. Den knallbunt lackierten Fässern sieht man nicht an, dass sie von einer Mülldeponie stammen. Bei Straßenfesten und Veranstaltungen tritt „Bando“ regelmäßig auf. Über 20 Musiker stehen dann auf der Bühne. Worterklärung 1 abgewetzt – abgenutzt 12 JUMA 1/2005 www.bandonet.de S 12-14 Musik.korr2 11:25 Uhr r e P re uf Ö Seite 13 n o i s s cu n r e s lfäs Texte: Sabine Kaldemorgen, Fotos: Michael Kämpf o 26.10.2004 JUMA 1/2005 13 S 12-14 Musik.korr2 26.10.2004 11:25 Uhr Seite 14 www.musikgymnasium-berlin.de S e l m t u r e c h onz K r ü f Anna und Timofei besuchen die 11. Klasse des Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Musikgymnasiums in Berlin-Mitte. Die zwei und ihre 163 Mitschüler haben ein klares Ziel. Sie möchten später professionelle Musiker werden. Ihre Chancen stehen gut. Die Schule bietet hochbegabten Schülern eine deutschlandweit einzigartige musikalische Ausbildung. Hochschulprofessoren der Berliner Musikhochschulen unterrichten hier. Auf dem Stundenplan stehen Klavier und ein weiteres Instrument nach Wahl, Musiktheorie und Gehörbildung. Für Anna ist die Ausbildung an dem Bach-Gymnasium sehr wichtig: „Wir werden hier ernst genommen.“ Nach dem Abitur möchte sie ein Gesangsstudium in den USA oder in Mailand beginnen. Auch Timofei zieht es später ins Ausland. Beide halten es für wichtig, das Lebensgefühl anderer Kulturen und andere musikalische Interpretationen zu erleben. „Selbst innerhalb von Deutschland, zwischen den Orchestern in Berlin und Dresden, gibt es unterschiedliche Spielweisen“, sagt Anna. Als Geigerin war sie auf Konzertreisen mit dem Landessymphonie-Orchester Brandenburg schon im Libanon, in Israel, in Ungarn und in zahlreichen anderen Ländern unterwegs. 14 JUMA 1/2005 r e k i us S 15 Lit. Text.korr2 26.10.2004 11:31 Uhr Seite 15 Leseprobe Krokodil im Nacken In seinem Roman „Krokodil im Nacken“ erzählt Klaus Kordon eine Geschichte aus der DDR-Zeit: Ein missglückter Fluchtversuch aus der DDR hat die Familie von Manfred Lenz auseinandergerissen. Im Gefängnis lässt der junge Mann aus Berlin sein bisheriges Leben Revue passieren – so auch seine Zeit in einem Jugendwohnheim auf der Insel der Jugend in Berlin. Textauszug aus: Klaus Kordon, Krokodil im Nacken, Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel 2002 Insel der Jugend hieß es, das kleine Eiland mitten in der Spree, auf das ... Manfred Lenz verbannt wurde. Die hohe, bogenförmige stählerne Abteibrücke, die es mit dem Festland verband, war bereits im ersten Weltkrieg errichtet worden. Dreißig Jungen, alle zwischen vierzehn und achtzehn Jahre alt, überquerten sie täglich; morgens, wenn sie zur Arbeit gingen und Manne Lenz als Einziger sich auf den Weg zur Schule machte, am späten Nachmittag, wenn die anderen Jungen von der Arbeit heimkehrten und der Schüler Lenz die Schularbeiten längst erledigt hatte, auf seinem Bett lag und las. War es Herbst, kräuselte sich die Spree, als wäre sie aus Selterswasser, in strengen Wintern trug sie Eisschollen, im Frühjahr blinkte und glitzerte sie unternehmungslustig, im Hochsommer blühte sie giftgrün. Die Jungen aus dem Jungenwohnheim sprangen trotzdem rein. Oder sie schipperten (1) mit ihrem selbst gebauten Paddelboot, der Mistbiene, an den Badestränden entlang, um nach Mädchen Ausschau zu halten. Hatte einer eine Zutrauliche erwischt, paddelte er sie stolz zur Liebesinsel hinüber, der nur wenige Quadratmeter großen, mit Bäumen, Sträuchern und wilden Gräsern bewachse- nen Nachbarinsel, um nach seiner Rückkehr die wildesten Storys über seine Eroberung zu erzählen. Sie prahlten mit ihren jungen braunen Körpern, spielten Volleyball und Fußball, Tischtennis und Skat, ließen das Kofferradio dudeln (2) und träumten von der Zeit, in der sie keine Insulaner mehr sein würden, Unmengen Geld verdienten und jeder einen tollen Schlitten (3) fuhr; ganz klar, wer ein tolles Auto besaß, hatte auch eine tolle Frau. Direkt gegenüber der Insel, gleich neben der Abteibrücke, lagen zwei Ausflugs- und Tanzlokae: Zenner – für die reifere Jugend – und Plänterwald mit Fred Ries und seiner Combo – für die wirklich Jungen. Es verging kein Wochenende, an dem sie nicht dort antrabten (4), die fein gemachten Robinsons und Freitags (5) von der Insel, die jedes Glas Bier, jede Schachtel Zigaretten im Kopf mitrechnen mussten, damit sie am Ende für sich und ihre erhoffte Eroberung auch bezahlen konnten. Kostengünstiger war es, sich im Sommer unter den tollkühnsten Verrenkungen von der Dampferanlegestelle der Weißen Flotte ins Wasser zur stürzen und von dem Kaffee trinkenden Publikum dafür Beifall zu ernten (...) Auf der Insel, in dem hufeisenförmig angelegten Gebäude (...) lebten vor allem Kriegswaisen und Flüchtlingskinder. Es waren aber auch Jungen darunter, die aus dem Strafvollzug entlassen worden waren und sich unter Heimleiter Seeler bewähren sollten. Diplomatenkinder und Sprösslinge internationaler Widerstandskämpfer kamen hier nicht vor; die Insel war kein Vorzeigeheim, empfing keine Delegationen, beeindruckte keine Journalisten. Manne hatte damit gerechnet, dass all die Lehrlinge und ungelernten Arbeiter, die hier lebten, den einzigen Noch-immer-Schüler Lenz skeptisch beäugen würden: hielt der sich eventuell für was Besseres, nur weil er noch zur Schule ging und jede Menge dicker Bücher las? Er hielt sich für nichts Besseres, im Gegenteil, er beneidete die Jungen, die bereits Geld verdienten. Das merkten sie ihm an, und weil er sich für sie und ihre Schicksale interessierte, akzeptierten sie ihn. Worterklärungen 1 schippern (umgangsprachlich) – Boot fahren 2 dudeln (ugs.) – Musik spielen lassen 3 toller Schlitten (ugs.) – beeindruckendes Auto 4 antraben (ugs.) – erscheinen 5 Robinson und Freitag – Anspielung auf die gleichnamigen Romanfiguren (in „Robinson Crusoe“ von Daniel Daffoe) JUMA 1/2005 15 S 16-17 Wir sind 16.korr2 26.10.2004 11:37 Uhr Seite 16 Wir sind 16 Neues von Lena und Alex, über die JUMA bereits 2002, 2003 und 2004 berichtet hat Lenas schönste Zeit in diesem Jahr war ihr dreiwöchiger Aufenthalt in Florida bei einer amerikanischen Familie. „Ich bin sehr gut aufgenommen worden“, sagt sie. Der Besuch mehrerer Freizeitparks, Ausflüge in die Natur und die Besichtigung des Kennedy-Spacecenters machten die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis. Noch heute schreibt Lena regelmäßig E-Mails an mehrere nette Leute, die sie in den USA kennen gelernt hat. In der Schule lief es nicht so gut: Das Zeugnis am Ende der neunten Klasse war das schlechteste, das Lena bis jetzt hatte. Notendurchschnitt: 1,4. „Manche Lehrer haben es mit den Noten sehr genau genommen“, findet Lena. „Doch das ist mir heute egal. Neues Schuljahr, neues Glück“, sagt sie lachend. Lena hat viele neue Lehrer bekommen, „Ich denke, dass bei denen der Unterricht besser ist.“ Das Abschlusszeugnis nach der 10 soll wieder so gut wie frühere Zeugnisse werden. Bis dahin stehen noch einige Termine auf dem Kalender: Im Herbst nahm Lena an einem Schüleraustausch mit der französischen Partnerstadt Loches teil. Außerdem fuhr die gesamte Jahrgangsstufe im Winter zum Skilaufen nach Obertauern in Österreich. Zum Judo geht Lena 2- bis 3-mal in der Woche. Außerdem trainiert sie mit ihrer Freundin Katrin zwei 16 JUMA 1/2005 Gruppen mit jüngeren Sportlern. Manchmal fährt sie auch zu Wettkämpfen, meistens als Betreuerin. Lena trägt mittlerweile den braunen Gürtel, das steht für den höchsten Schülergrad im Judo. „Eine Sache, auf die man stolz sein kann“, findet sie. Was für Vorteile hat man mit 16? „Ich darf Alkohol und Zigaretten kaufen, aber das kommt für mich als Sportlerin überhaupt nicht in Frage.“ Viel wichtiger findet sie, dass sie in diesem Jahr zum ersten Mal an Kommunalwahlen teilnehmen konnte. Im Politikunterricht, in den Zeitungen und im Internet hat sie sich vorher informiert. Außerdem sind die Bürgermeisterkandidaten zu einer Podiumsdiskussion in die Schule gekommen. Einige Ideen der Kandidaten fand sie sehr unrealistisch. „Aber so sind eben Politiker“, meint Lena. In den Sommerferien hat Lena zwei Wochen in einer Werkzeugfabrik gearbeitet. Das verdiente Geld will sie sparen: Noch mal nach Amerika reisen, das ist im Moment ihr Traum. Lena Alter: 16 Jahre Größe: 1 Meter 60 Gewicht: 57 Kilogramm Haarfarbe: dunkelblond mit blonden Strähnchen Interessen: Judo, Sport allgemein, Computer, Musik, Englisch Lieblingsessen: Backfisch Was sie nicht mag: Eier, Tomaten Lieblingsfächer: Englisch Sport, Erdkunde, Biologie Hassfächer: keine Lektüre: Jugendbücher, verschiedene Zeitschriften Unterrichtszeit: 30 Stunden à 45 Minuten wöchentlich, von montags bis freitags Weckzeit: 6 Uhr 15 bis 6 Uhr 30 Unterrichtsbeginn: 7 Uhr 45 Unterrichtsschluss: 13 Uhr 05 Schulweg: 5 Minuten mit dem Bus, 2 Minuten zu Fuß Fernsehen: im Sommer wenig, im Winter öfter, am liebsten die Serie „Alias“ Zeit für Hausaufgaben: 1/2 bis 2 Stunden täglich Zeit ins Bett zu gehen: 21 Uhr 30 bis 23 Uhr W 26.10.2004 Seite 17 halbe Stunde Escrima auf dem Programm – ein Kampf mit Holzstöcken. Alex ist so gut, dass er die Jugendgruppe verlassen hat und nun mit Erwachsenen trainiert. Das Training hat Alex ziemlich fit gemacht: Für die Fahrt zur Schule braucht er mit dem Fahrrad keine 10 Minuten mehr, sondern nur noch sechs. Bei der Kommunalwahl in seiner Heimatstadt Bergheim ist Alex das erste Mal wählen gegangen. Er informierte sich vor der Wahl bei allen Parteien, was sie für die JugendAlex lichen tun wollen. Die einen versprachen den Ausbau des Jugendzentrums, die anderen die Renovierung von Schulen. „Hoffentlich“, meint Alex, „erinnern sie sich nach der Wahl noch an ihre Versprechen!“ Was er gewählt hat, will er nicht verraten, „schließlich gibt es ein Wahlgeheimnis!“ Das zur Zeit größte Problem für Alex: Er hätte gerne eine feste Freundin, „aber das ist gar nicht so einfach!“ 16 Die schlechten Nachrichten zuerst: Alex hatte einen Unfall mit seinem Motorrad. Glücklicherweise ist ihm dabei nichts passiert. Nach dem Unfall hat seine Mutter die Maschine verkauft. Jetzt will Alex vorerst kein Motorrad mehr. „Meine Mutter“, sagt er, „würde sich zu große Sorgen machen.“ Die zweite schlechte Nachricht: Seine Hündin Bella ist tot. Sie war krank und der Tierarzt musste sie einschläfern. Nun die gute Nachricht: Alex bekam am Ende der 10. Klasse das beste Zeugnis seiner Schullaufbahn: In Physik hatte er ein Sehr gut, in Mathematik ein Gut und in keinem Fach war er schlechter als befriedigend. Seine Durchschnittsnote: 2,5. Seitdem Alex bessere Noten hat, fällt ihm das Lernen viel leichter. „Wenn man sich für ein Fach interessiert“, so Alex, „bekommt man automatisch gute Noten.“ Er ist jetzt in der Oberstufe und hat 3 neue Fächer: Philosophie, Psychologie und Technik. Und er interessiert sich für alle drei … Die chinesische Kampfsportart Wing Tsun betreibt Alex jetzt 3-mal in der Woche. In den jeweils 2 Übungsstunden steht eine 11:37 Uhr Alter: 16 Jahre Größe: 1 Meter 82 Gewicht: 68 Kilogramm Haarfarbe: dunkelblond Interessen: Kampfsport, Computer Lieblingsessen: Nudeln mit Tomatensoße und Fleischwurst Was er nicht mag: Linsensuppe Lieblingsfächer: Mathematik, Physik, Deutsch Hassfach: Englisch Lektüre: Thriller, z.B. Meteor Illuminati Unterrichtszeit: durchschnittlich 36 Stunden Fotos: JUMA S 16-17 Wir sind 16.korr2 à 45 Minuten wöchentlich, von montags bis freitags Weckzeit: 6 Uhr 55 Unterrichtsbeginn: 7 Uhr 50 Unterrichtsschluss: zwischen 13 und 16 Uhr Schulweg: 6 Minuten mit dem Fahrrad, „bei jedem Wetter“ Fernsehen: in der Regel 2 Stunden abends, am liebsten Science Fiction und Thriller Zeit für Hausaufgaben: 4-mal wöchentlich zwischen 2 und 4 Stunden Zeit ins Bett zu gehen: gegen 23 Uhr 30 Wir sind JUMA 1/2005 17 S 18-20 BMX.korr2 26.10.2004 11:43 Uhr Seite 18 Foto: Kay Clauberg Keine Angst vorm Fliegen: BMX-er Benny beim Sprung über einen Erdhügel 18 JUMA 1/2005 S 18-20 BMX.korr2 26.10.2004 11:43 Uhr Seite 19 Artisten auf 20-Zoll-Rädern Was soll ich sagen? BMX – das waren für mich bisher Jungs auf Kinderrädern, die sich bei merkwürdigen Kunststücken blutige Nasen holten. Oder Kinder, die mit einem Außerirdischen im Korb durch den Film E.T. radelten. Ansonsten eine Randgruppe der Jugendkultur, übrig geblieben aus den Siebzigern. Wenn du mit diesem Vorwissen auf eine BMX-Weltmeisterschaft gehst, kannst du ziemlich viel lernen! Zum Beispiel: BMX lebt! Schon Tage vor der Weltmeisterschaft trafen sich Fans aus ganz Europa in den einschlägigen Internet-Foren: „Wer fährt zur BMX-Worlds nach Köln?“ „Mitfahrgelegenheit gesucht!“ „Bringt ihr eure Bikes (2) mit?“ „Kann leider nicht kommen, wo kriege ich Fotos?“ An den Meisterschaftstagen selbst konnte man sich dann auf den vollen Parkplätzen und vor der Kasse davon überzeugen, dass diese Sportart bis heute eine große Anziehungskraft besitzt. Das meist fachkundige Publikum füllte sämtliche Plätze und unterstützte die Fahrer immer wieder mit Szenenapplaus. BMX ist pure Artistik! In der Halle der Flatlander (2) zeigten die besten Fahrer zirkusreife Kunststücke. Balancegefühl und Körperbeherrschung sind die wichtigsten Voraussetzungen. Wie so ein Trick geht? „Für einen ‚Barhop‘ zum Beispiel muss man das ganze Gewicht auf den Lenker verlagern und von den Pedalen aus mit beiden Beinen über die Lenkerstange springen. Die Knie so weit es geht zur Brust ziehen! Wenn man drüber ist, die Hände auf den Griffen lassen und auf die Lenkerstange setzen. Das wär’s auch schon.“ Nachlesen kann man diese Anleitungen übrigens bei www.bmx-zone.com, einem deutschsprachigen Internet-Portal für Einsteiger in den BMX-Sport. Alles über BMX BMX ist die englische Abkürzung für Bicycle Motocross. Cross (Kreuz) wird mit X abgekürzt. BMX entstand in den frühen siebziger Jahren in Kalifornien. Damals wollten die Kinder mit ihren 20Zoll-Rädern den Motocrossern (Geländemotorradfahrer) nacheifern. Sie bauten sich ihre eigenen Strecken und Schanzen. Bald wurde der Sport auch in Europa bekannter. BMX-Veranstaltungen gibt es heute in fast allen europäischen Staaten. Bei Wettbewerben wird versucht, möglichst schwierige Tricks (= Kunststücke) zu machen und diese sauber durchzuführen. Eine Jury bewertet die Tricks. So wird der Sieger gefunden. Eine Ausnahme ist das Racen (Rennen), bei dem eine Strecke möglichst schnell gefahren werden muss. Alle BMX-Bikes (BMX-Räder) haben 20Zoll-Reifen, keine Gangschaltung und einen kleineren Rahmen als Mountainbikes. Es gibt spezielle Bikes, die für die einzelnen Bereiche besonders geeignet sind. BMX kann man in folgende Bereiche unterteilen: Dirt Jump, Street, Ramp/Vert/Halfpipe, Flatland und Race. Für jeden dieser Bereiche gibt es eigene Wettbewerbe, speziell geeignete Bikes und natürlich eigene Gelände bzw. Parks. Dirt Jump (Geländesprung): Beim Dirt Jump (oder auch nur Dirt) werden Schanzen aus Erde gebaut, meist mehrere hintereinander. Die Fahrer springen darüber über und machen während der Luftphase Tricks. Foto: zooom.at/ flohagena.de Seit 20 Jahren ist der Kölner Jugendpark ein Zentrum des BMX-Sports (1) in Deutschland. Jetzt fand dort zum vierten Mal die BMX Worlds statt: eine Weltmeisterschaft in fünf unterschiedlichen Disziplinen mit 550 Fahrern aus 27 Nationen. 22 000 Zuschauer ließen sich diesen Nervenkitzel nicht entgehen. Auch JUMA nicht. JUMA 1/2005 19 S 18-20 BMX.korr2 26.10.2004 11:43 Uhr Seite 20 BMX ist große Show! Street, Park (Straße, Park): Street ist sehr vielseitig. Man fährt zum Beispiel in Skateparks oder Bikeparks und macht Tricks über Hindernisse. Oder man sucht sich einfach in der Stadt Plätze, wo man gut riden (fahren) und Tricks machen kann – an Geländern, Stufen oder Mauern. Beim Street-Wettbewerb (2) erlebte man, dass Stufen, Rampen und Treppengeländer für die Fahrer keine Hindernisse darstellen. Im Gegenteil: Bei heißer Musik und angefeuert von den Kommentatoren und vom Publikum, dienten diese Bauteile als Basis für Sprünge, Drehungen und alle möglichen anderen Kunststücke. BMX ist reines Adrenalin (3)! Die Sandhügel im Dirt-Bereich waren fast schon kleine Berge. „Bei dem Anblick der Hügel lief uns allen ein Schauer durch den Körper. Die Ankündigung der Veranstalter, dass man die Hügel hassen oder lieben würde, stellte sich als die reine Wahrheit heraus“, verriet BMX-Fan Pierre im Internet. Fast konnte man meinen, dass BMX Luftsport ist. Abspringen, fliegen, den Lenker um 360 Grad drehen und wieder landen ... und schon kam der nächste Hügel und ein neuer Trick. BMX ist Prominenz und Party! Am ersten Abend las BMX-Legende Mat Hoffman aus seinem Buch „BMX – Fahrt meines Lebens“. Darin beschreibt er, wie er zahlreiche Weltrekorde und sich selbst immer wieder die Knochen gebrochen hat. Am Freitagabend brachten Diskjockeys die Menge ins Schwitzen. Am Samstag gab’s eine Party mit Hip-Hop und Reggae live, die bis spät in die Nacht dauerte. Ach, übrigens: Foto: zooom.at/ flohagena.de Hier die Gewinner bei den Profis: Der Japaner Akira Okamura gewann den ersten Platz in der Disziplin Flatland, in der Halfpipe siegte der Weltmeister Simon Trabon aus Großbritannien, in der HalfpipeMiniramp Paddy Gross aus Deutschland. Gary Young aus den USA wurde Weltmeister in der Disziplin „Street“. Chris Dole aus den USA „King of Dirt“. Christian Vogeler Worterklärungen Foto: Kay Clauberg 1 BMX (englische Abk. für „Bicycle Motocross“ – Fahrrad-Geländesport 2 alle Fachbegriffe: siehe „Alles über BMX“ 3 Adrenalin – Stresshormon, das den Körper zu besonderen Leistungen befähigt und für Erregung sorgt 20 JUMA 1/2005 Foto: Kay Clauberg BMX – das sind auch Sieger. Ramp, Pipe (Rampe, Röhre): Hier fährt man in Bauten, die auseinander geschnittenen Röhren ähneln. Sie lassen sich in ihrer Größe und Bauform in Miniramp, Halfpipe, Vertramp und Quarterpipe unterteilen. Die niedrigsten sind nicht höher als 2 Meter, die größten ca . 4 Meter. In den Pipes bzw. Ramps versucht man höher als der Rand zu springen und in der Luft Tricks zu machen. Meist drehen sich die Fahrer während des Sprungs um 180 Grad, um wieder „richtig“ in der Rampe zu landen. Flatland (Flachland): Für das Flatlanden benötigt man nur sein BMX und eine gut asphaltierte Asphaltfläche (z.B. Parkplatz). Beim Flatlanden werden alle Tricks am Boden gemacht und viele davon nur auf einem der beiden Räder. Deshalb braucht man einen sehr guten Gleichgewichtssinn und viel Ausdauer. Dafür ist die Verletzungsgefahr viel geringer als bei allen anderen Bereichen. Race (Rennen): Beim Racen starten im Gegensatz zu den anderen Bereichen mehrere Teilnehmer gleichzeitig und fahren auf einer speziellen Strecke mit Steilkurven und vielen kleinen Hügeln um den Sieg. Quelle: www.bmx-zone.com S 21 Simone 26.10.2004 11:53 Uhr Seite 21 JUMA 1/2005 21 26.10.2004 12:03 Uhr Seite 22 Kein Kind mehr und noch nicht erwachsen? Willkommen in der Jugend – eine aufregende Zeit! JUMA hat mit Schülern der Waldorf-Schule KölnChorweiler darüber diskutiert. JUMA: Was unterscheidet Jugend von Kindheit? Wanda, 16: Man hat als Kind keine Probleme oder andere Leute lösen die Probleme für einen. Das ändert sich, wenn man Jugendlicher ist. Ich muss mich selbst um meine Probleme kümmern. So werde ich selbstständiger und unabhängiger. Lisa, 17: Als Kind ist man einfach behüteter. Ich habe früher nicht überlegt, was für Folgen mein Handeln hatte. Als Jugendlicher muss ich lernen, Verantwortung für mich und andere zu übernehmen. JUMA: Gab es für euch ein Erlebnis, dass euch zeigte: Jetzt seid ihr kein Kind mehr? Viva, 17: Als ich das erste Mal im Praktikum gesiezt wurde. Das war für mich ein total komisches Gefühl, weil ich mich noch nicht so erwachsen gefühlt habe. Sophia, 17: Als ich das erste Mal allein verreist bin, habe ich auf einmal gemerkt: Es gibt jetzt keinen, der mir sagt, was ich machen muss und was nicht. 22 JUMA 1/2005 Angela, 17: Für mich war es der Schüleraustausch. Da war ich 15. Ich bin für drei Monate nach England gegangen und habe alles hinter mir gelassen, was mir bekannt war. Ich konnte machen, was ich wollte und musste auf mich selbst aufpassen. Da habe ich ganz viele neue Erfahrungen gesammelt und bin erwachsener geworden. JUMA: Das klingt nach einem Befreiungsschlag! Angela, 17: Man geht anders mit seinen Freunden um. Als Kind habe ich mit Jungen zusammen gespielt und mir darüber keine Gedanken gemacht. Plötzlich, so mit 12 oder 13, ändert sich alles. Man interessiert sich für Jungs und macht sich mehr Gedanken über sein Äußeres. JUMA: Was waren ihre Befürchtungen? Weronika, 18: Als ich das erste Mal mit meinen vier Freundinnen allein nach Holland gefahren bin. Wir haben uns das spontan überlegt und waren nicht mehr zu bremsen. Magda, 18: Wir wollten die Reise auf alle Fälle alleine machen. Zuerst waren die Eltern dagegen. Wir mussten mit Gesprächen und Überzeugungsarbeit dafür kämpfen. Nachher war es ein sehr gutes Gefühl, das durchgesetzt zu haben. Weronika, 18: Ja, das haben unsere Eltern auch gesagt. Für sie war es ein Zeichen, dass wir unser Ding machen (1) und dass wir das auch schaffen können. Dass wir jetzt selbstständiger werden und auch Verantwortung übernehmen können. Magda, 18: Dass wir machen, was wir wollen. Dass sie nicht die Kontrolle über uns haben und nicht eingreifen können. JUMA: Konfirmation oder Jugendweihe sind Feste, bei denen man sich von der Kindheit verabschiedet. Welche Rolle haben solche Feste für euch? Magda, 18: Als ich mich konfirmieren ließ, habe ich in der Zeit sehr viel über die Religion nachgedacht. Die Konfirmation war der Abschluss. Seitdem bin ich nicht mehr in die Kirche gegangen. Angela, 17: Ich habe mich nur konfirmieren lassen, weil meine Familie in der (K)Ein bisschen erwachsen Fotos: Martin Menke S 22-24 Kindheit.korr2 S 22-24 Kindheit.korr2 26.10.2004 Kirche ist. Alle sagten: Nun mach doch mal! Danach hieß es: Na, fühlst du dich jetzt reifer? Ehrlich gesagt, ich habe keinen Unterschied gespürt. Mauritz, 18: Ich glaube, die Konfirmation ist kein Schritt zum Erwachsenwerden. Ein viel wichtigerer Schritt ist der Führerschein. Daniel H., 18: Ich habe an einer freichristlichen Jugendfeier teilgenommen. Wir haben mit anderen Jugendlichen Vertrauensübungen gemacht. Zum Abschluss gab es einen Feuerlauf. Das war ein ziemlich geiles Erlebnis (2). Wir haben was gemacht, was wir vorher noch nie gemacht hatten. JUMA: Was hat sich in den letzten Jahren bei euch geändert, zum Beispiel in eurem Zimmer? Daniel, 18: Ich habe angefangen, Zigarettenwerbung aufzuhängen. Das hat meiner Mutter nicht gefallen. JUMA: Was wolltest Du den Eltern damit zeigen? Daniel, 18: Das weiß ich nicht. Vielleicht, dass ich schon etwas älter geworden bin und mich für solche Sachen interessiere. 12:03 Uhr Seite 23 JUMA: Wussten sie, dass du rauchst? JUMA: Wie war es mit der Mode? Daniel, 18: Ich glaube schon, dass sie es ahnten. Aber sie wussten es erst, als sie mich das erste Mal mit einer Zigarette gesehen haben. Angela, 17: Bei uns waren früher Schlaghosen (3) in. Ich musste auch welche haben. Ich habe mich an den anderen orientiert. JUMA: Wie hat sich euer Musikgeschmack verändert? Angela, 17: Ich war mit 12 Fan von Britney Spears. Zusammen mit meiner besten Freundin habe ich alle Bilder von Britney ausgeschnitten, die wir gefunden haben. Unsere Zimmer haben wir mit Postern tapeziert. Wir fanden das toll. Später fanden wir es nur noch albern. Wenn ich heute Britney Spears höre, dann denke ich: Ich fand sie nur toll, weil sie hübsch war. Sie war so eine Art Vorbild. Lisa, 17: In der 4. Klasse war ich Fan von der Kelly Family. Danach kamen die Backstreet Boys. Ich habe die Musik nicht gehört, weil ich die Lieder schön fand, sondern weil es alle gehört haben. Angela, 17: Ich hatte eine vier Jahre ältere Freundin, als ich 10 war. Ich habe ihren Musikgeschmack übernommen, obwohl sie noch nicht einmal meine beste Freundin war. Sophia, 17: Bei mir fing es mit 13 an. Man war nicht irgend jemand, sondern man musste zur Gruppe gehören. Alle aus der Gruppe mussten Eastpaks (4) und Schlaghosen haben. Später wurden wir individueller. Man guckte, dass nicht jeder das gleiche trug. Angela, 17: Ab einem gewissen Alter wird das eher belächelt, wenn man Leute in ihrer Kleidung nachahmt. Vorher war das vielleicht cool, so rumzulaufen wie alle anderen. Ab einem gewissen Alter aber heißt es dann: Die hat ja überhaupt keinen eigenen Stil. JUMA: Gab es mit euren Eltern Diskussionen über euren Modegeschmack? Angela, 17: Bei mir war die Mode nie so ein Thema. Bis auf die Sachen, die gesundheitsschädlich sind. Meine Mutter regt sich immer auf, wenn ich zu kurze Tops trage. Sie sagt, das schadet den Nieren. Katharina, 16: Bei mir war Mode nie ein Problem. Ich bezahle meine Sachen von meinem eigenen Taschengeld. Angela, 17: Meine Mutter hatte nie einen Grund, sich aufzuregen. Ich hab’ mich nie so extrem angezogen. JUMA: Wie kommt Ihr mit den Lehrern klar? Sophia, 17: In der 7. Klasse fanden wir alle Lehrer doof. Wir haben alles in Frage gestellt: Warum lerne ich das überhaupt? Das ist doch total unsinnig, das brauche ich später nie. Eigentlich interessiert es mich auch überhaupt nicht. Angela, 17: Ab der 8. Klasse haben wir versucht, ernsthaft Kritik zu üben. JUMA: Warum ist es wichtig, zu rebellieren? Angela, 17: Das weiß ich nicht so genau. Vielleicht, um sich bemerkbar zu machen. Um zu zeigen, ich sitze hier nicht nur und lerne, sondern ich bin auch als Mensch wichtig. JUMA: Welche Vor- und Nachteile haben Kindheit und Jugend? Lea L., 16: Als Kind weiß man, es wird für einen gesorgt, es wird deine Wäsche gewaschen, es wird für dich gekocht. Du JUMA 1/2005 23 S 22-24 Kindheit.korr2 26.10.2004 12:03 Uhr Seite 24 (K)Ein bisschen erwachsen kannst frei in den Tag hineinleben. 24 JUMA 1/2005 Katharina, 16: Als Kind haben die Eltern auf mich aufgepasst, dass mir nicht Schlimmes passiert. Wenn heute alles schief läuft, möchte ich manchmal sagen: Mama, mach mal! Angela, 17: Ich gehe sehr viel babysitten. Wenn ich die Kinder beobachte, denke ich, dass sie ein sorgloses Leben haben. Ich spiele mit ihnen, dann mache ich ihnen etwas zu essen. Wenn ihnen das nicht gefällt, fangen sie an zu weinen. Irgendwann ist alles wieder geklärt. JUMA: Wie sieht es mit Regeln bei Euch zuhause aus? Wanda, 16: Ich darf nicht allein zuhause schlafen. Wenn meine Eltern vereist sind, muss ich bei einer Freundin übernachten. Viva, 17: Ich durfte am Anfang nur bis 10 Uhr abends raus. Das hat sich in den letzten zwei Jahren geändert. Meine Eltern haben viel mehr Vertrauen zu mir und merken auch, dass ich jetzt vernünftiger geworden bin. Lea E., 17: Bei mir hat sich ziemlich viel geändert, als ich meinen ersten Freund hatte. Als der 18 war, habe ich gesagt: ‚Wenn ich mit ihm weggehe, ist eine Aufsichtsperson dabei. Dann darf ich länger raus.’ Da wussten meine Eltern nicht mehr, was sie dagegen sagen sollten. JUMA: Sie hatten nichts gegen deinen Freund? Lea E., 17: Nein. JUMA: Wir haben über Schule, Musik und Mode geredet. Wie sieht es beim Essen aus? Lisa, 17: Ich konnte früher alles essen, was ich wollte und wann ich wollte. Es gab Schokolade und massenweise Chips, wenn wir einen Videoabend gemacht haben. Ich bin nicht dicker geworden. Heute verkneife ich es mir manchmal, runter zum Kühlschrank zu gehen. Angela, 17: In der 8. Klasse meinten die ersten: ‚Ach, ich bin so dick.’ Ich dachte: ‚Wie könnt ihr bloß so etwas sagen? Ihr seid so dünn.’ Igendwann habe ich bemerkt, dass ich selbst zunehme. Wir haben mit einer Diät angefangen und haben es manchmal ganz schön übertrieben. Heute merke ich, es ist unnötig: Ich habe einen Freund, der mich liebt, wie ich bin. Katharina, 16: Ich mache viel Sport. Anstatt Schokolade esse ich Müsli, anstatt Chips Äpfel. Und ich gucke, welche Vitamine oder Zusatzstoffe ich brauche. JUMA: Seid Ihr jetzt schon erwachsen oder immer noch Kind? Viva, 17: So richtig erwachsen fühle ich mich nicht, jugendlich passt besser. Lea E.,17: Wenn ich babysitte und mit dem Kind auf dem Spielplatz bin, denken viele, ich wäre die Mutter. Das erschreckt mich schon. Weil ich mich noch nicht so fühle, als könnte ich Mutter sein. Ich weiß, dann wird es ernst. Ich will lieber noch Spaß haben. Sophia, 17: Ich würde mich nicht als erwachsen bezeichnen. Aber ich merke , dass ich erwachsener geworden bin. Auch, weil es Sachen gibt, die keiner mehr für mich macht. Lisa, 17: Ich fühle mich oft noch jugendlich und mache das, wozu ich gerade Lust habe. Anderseits fühle ich mich schon erwachsen, weil ich für meine jüngeren Geschwister Verantwortung übernehmen muss. Es gibt aber auch Situationen, wo ich noch Kind bin. Absichtlich. Ich lese dann Kinderbücher von Astrid Lindgren. Dabei kann ich mich gut entspannen. Man darf es nicht übertreiben, aber ein bisschen Kindsein finde ich immer noch wichInterview: Petra Kroll tig. Worterklärungen 1 sein Ding machen – etwas selbstständig machen 2 geiles Erlebnis (umgangssprachlich) – beeindruckendes, gutes Erlebnis 3 Schlaghosen – Hosen mit weitem Bein 4 Eastpak – hier: modischer Schulrucksack der Firma Eastpak S 25 Blindenpferd.korr2 26.10.2004 12:08 Uhr Seite 25 Blindenpferd Resi Fotos: Andrea Schick-Zech In Dachau übernimmt ein kleines Pferd die Aufgaben eines Blindenhundes. Weil Joyce noch keine 16 Jahre alt ist, darf sie keinen Blindenhund haben. Amerikanische Miniaturpferde lernen jedoch genauso schnell. Resequin beherrscht mittlerweile 36 akkustische Befehle. Pferde spielen eine große Rolle im Leben von Joyce, 14. Bis vor vier Jahren nahm die Schülerin aus Dachau erfolgreich an Turnieren teil. Dann hatte sie einen Autounfall und erblindete. Neben vielen anderen Dingen musste sie auch auf den Sport verzichten. Doch seit vier Monaten haben Pferde für sie wieder eine große Bedeutung. Denn Joyce hat ein kleines Pferd als ständigen Begleiter. Kaum größer als 85 Zentimeter ist Resequin – so heißt das Tier. Joyce nennt es Resi. Resequin ist Deutschland erstes Blindenpferd. Es wurde in Röhmoos in Bayern gezüchtet und trainiert. Acht Monate dauerte die Ausbildung. Jetzt beherrscht das Tier 36 Befehle . Resequin begleitet Joyce überall hin. Nur im Supermarkt muss es draußen warten. „Resi, voraus“, ruft Joyce an der Kreuzung, wenn die Ampel auf Grün springt und das Blindensignal ertönt. Und Resequin trabt los. Joyce hält die Zügel fest in der Hand und folgt dem Tier. Das Pferd führt sie sicher über die Straße. Für Joyce ist Resi unentbehrlich geworden. Am Anfang haben sich die Leute in Dachau noch gewundert, wenn das Mädchen mit dem Pferd erschien. Doch inzwischen kennt man die beiden längst und grüßt sie auf der Straße. Warum Pferde Blindenhunde ersetzen könnten? Sie sind sehr schlau und sie leben viel länger als ein Hund. Besonders auf dem Land könnten sie deshalb blinden Menschen helfen, sich im Alltag zu orientieren. Petra Kroll Im Geschäft für Reiterzubehör sind das blinde Mädchen und das Perd willkommen. In die Bank dürfen die beiden nicht zusammen. JUMA 1/2005 25 S 26-27 Verabredung.korr2 26.10.2004 12:11 Uhr Seite 26 Der erste Funke Steffi, 19, erinnert sich gerne an ihr erstes Treffen mit ihrem Schwarm (3). „Patrick arbeitet als Diskjockey in mehreren HipHop-Diskotheken. Er hatte damals eine CD aufgenommen und suchte ein Model für das Titelbild. Ich selbst arbeite manchmal nebenbei als Model. Patrick sah meine Bilder bei einer Agentur. Er schickte mir eine E-Mail und erzählte mir von seinem Projekt. Drei Monate später trafen wir uns das erste Mal mit einem Fotografen in einer Bar und besprachen die Fotoaufnahmen. Ich fand Patrick ganz süß und er mich auch. Immerhin wollte er mich auf seinem Cover (4) haben. Das schmeichelte mir natürlich. Ein paar Tage und unendlich viele E-Mails später verabredeten wir uns zum Kino. Wir beide verhielten uns eher schüchtern. Nach Filmschluss gingen wir über den Potsdamer Platz zu seinem Auto. Weil der Abend noch früh war, fuhren wir zu einem See. Dort setzten wir uns ans Ufer, total romantisch! Bis in die frühen Morgenstunden unterhielten wir uns über Gott und die Welt (5) und entdeckten sehr viele Gemeinsamkeiten. Als ich schon fast gar nicht mehr damit gerechnet hatte, küsste Patrick mich plötzlich! Seitdem sind wir zusammen, waren schon im Winterurlaub und jetzt gerade vier Wochen auf Mallorca.“ Alexander, 17, fand seine jetzige Freundin Ira im Freundeskreis. „Wir lernten uns durch meinen besten 26 JUMA 1/2005 Foto: Dirk Engelhardt Jemanden kennen lernen, sich verlieben: Das ist schön, oft aufregend und manchmal mit Hindernissen verbunden. Die ersten Dates (1) finden im Kino statt, manchmal im Eiscafé, oder auch einfach auf der Strasse. Doch manchmal dauert es dann noch eine ganze Weile, bis der Funke überspringt (2) ... Freund kennen. Er war damals mit Iras Freundin zusammen.“ Alexander hatte Ira schon öfters auf Partys gesehen. „Sie hatte sich schon in mich verliebt, als ich sie noch gar nicht bewusst wahrgenommen hatte. Auf einer Geburtstagsparty unterhielten wir uns über LAN-Partys (6). So kamen wir in Kontakt. Zwei Wochen später fragte ich sie, ob sie mit mir ins Kino gehen möchte. Sie sagte ja! Nach dem Film kam sie mit mir nach Hause. Wir spielten Playstation (7).“ Seitdem trafen sich Ira und Alexander immer öfter. Schließlich funkte (8) es auch bei Alexander: „Ich flog zwei Wochen in den Urlaub. Dort merkte ich, wie schrecklich ich Ira vermisste. Als ich wiederkam, verabredeten wir uns sofort. Ich war total aufgeregt. Zur Begrüßung gaben wir uns den ersten Kuss!“ S 26-27 Verabredung.korr2 26.10.2004 12:11 Uhr Seite 27 Augen? Sagt er interessante, überraschende Dinge?‘ Solche Sachen gingen mir durch den Kopf. Wir bekamen durch das anregende Gespräch Hunger und beschlossen, in einem Imbiss noch etwas zu essen. Jetzt war es auch nicht mal mehr peinlich, als ich mich mit Soße bekleckerte“, lacht Barbara. Zwei Tage später rief sie bei Dirk Engelhardt ihm an. Worterklärungen Barbara, 18, ist vor Verabredungen meistens ziemlich aufgeregt. „Ich lerne manchmal jemanden auf der Strasse kennen“, erzählt das Mädchen mit den langen, blonden Haaren. Neulich hat sie auf den Bus gewartet. Ein etwas älterer Junge mit dunkelbraunen Haaren lächelte sie an. „Wir haben die Telefonnummern ausgetauscht und uns zu einem Treffen in einem Café verabredet.“ Zwei Tage vor dem Date mit Tobias hatte die Schülerin ein ziemlich starkes Bauchkribbeln. „Am Tag selbst hatte ich mich richtig schick gemacht. Trotzdem musste ich dauernd mein Aussehen überprüfen. Im Café tat ich so, als ob ich ein Buch las. Es sollte nicht so aussehen, als ob ich die ganze Zeit gewartet hätte.“ Dann kam Tobias endlich. „Der Anfang unseres Gespräches war ziemlich hastig. Der Inhalt war eigentlich unwichtig, weil ich sowieso nichts davon behalten habe“, meint Barbara. „. Ich tat so, als wäre ich furchtbar locker. Ich lachte lauter als sonst. Gleichzeitig tat ich so, als ob die Situation ganz normal wäre.“ Nach einiger Zeit hatte sie sich etwas beruhigt. „Jetzt fragte ich wirklich Dinge aus Interesse und entspannte mich. Es folgten die ersten intensiven Blicke. Da nahm ich ihn erst richtig wahr. ,Was mag ich an ihm? Hat er schöne 1 Date – (engl.) Verabredung, Treffen 2 Der Funke springt über – es kommt plötzlich zu Sympathie zwischen zwei Menschen 3 Schwarm – Mensch, den man schwärmerisch verehrt 4 Cover – (engl.) Titel einer CD oder einer Zeitschrift 5 sich über Gott und die Welt unterhalten – über alles mögliche reden 6 LAN-Party – Party, bei der Computerspiele gemeinsam an mehren Computern gespielt werden, die durch ein lokales Netzwerk (engl.: local area network, kurz LAN) verbunden sind 7 Playstation – elektronisches TV-Spielgerät 8 es funkt – es kommt plötzlich zu Sympathie zwischen zwei Menschen JUMA 1/2005 27 S 28-29 Afghanistan. korr.2 26.10.2004 12:18 Uhr Seite 28 Fotos: Mittelschule Elsterberg, Jörg-Manfred Unger (3) Tipps: Internete terberg.d www.els .de ll e d o m ulm chule.co www.sch oberreals in a m rg .a www hool.o ni-highsc www.dura Die afghanischen und deutschen Schüler erlebten viel gemeinsam und stießen dabei auf großes Medieninteresse. Junge Afghanen zu Gast in Sachsen Austausch der Kulturen Es war der erste Schüleraustausch nach Jahrzehnten Bürgerkrieg und TalibanHerrschaft in Afghanistan: 9 Schülerinnen der Aisha-i-Durani Schule und 10 Schüler der Amani Oberrealschule für Jungen in Kabul kamen für drei Wochen nach Sachsen. Dabei erlebten sie und ihre deutschen Gastgeber manche Überraschung. 28 JUMA 1/2005 S 28-29 Afghanistan. korr.2 26.10.2004 12:18 Uhr Seite 29 alid, 16, wurde in Kabul gut auf die weite Reise nach Deutschland vorbereitet. „Der Lehrer hat uns Filme und Fotos gezeigt und viel über Deutschland erzählt“, berichtet er. Vor Ort wird für den jungen Afghanen dennoch vieles zum Erlebnis: die erste Zugfahrt seines Lebens, der gemeinsame Unterricht von Jungen und Mädchen, Frauen-Fußball, Mineralwasser mit Kohlensäure, alte Burgen und Schlösser, der Wald, die grüne Landschaft – und nicht zuletzt der viele Regen, der ihn vom Wetter in Deutschland schwärmen lässt. W Gelebte Landeskunde Walid wohnt bei Mathias, 16, in Elsterberg. Das ist ein 3000-Einwohner-Ort im Vogtland (1). Auch Mathias wurde in der Schule gut auf den Besuch vorbereitet. Er wusste: die Afghanen essen wegen ihres muslimischen Glaubens kein Schweinefleisch und sie trinken keinen Alkohol, die Mädchen und Frauen tragen Kopftücher, in Afghanistan isst man nicht mit Messer und Gabel und sein Gastschüler steht morgens vielleicht etwas früher auf, um zu beten. „Man muss andere Menschen mit Respekt behandeln“, sagt Mathias, „egal, wo sie herkommen, wie sie aussehen, wie sie sprechen oder wie sie gekleidet sind.“ Kein Wunder, dass er sich mit Walid gut versteht. „Gelebte Beziehungen mit anderen Völkern“, erläutert Wolfram Markert, Direktor der Elsterberger Mittelschule, auf die Mathias geht, „ist ein Bestandteil unserer Erziehung.“ Schließlich ist die Mittelschule Elsterberg eine von 12 Unesco-Schulen (2) in Sachsen, die ihre Schüler zur „Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Menschen und Kulturen erziehen“ wollen. Gemeinsame Projekte Im Unterricht erleben die deutschen Schüler, wie wissbegierig die gleichaltrigen Afghanen sind und welchen Respekt sie vor Lehrern haben. Das führt unter den deutschen Schülern zu Selbstkritik: „Wieso quatschen eigentlich alle durcheinander und warum macht jeder, was er will?“ Ahmad, 19, findet den Umgang zwischen dem Lehrer und seinen Schülern in Deutschland geradezu familiär: „Wie ein Vater und seine Söhne!“ Andererseits erleben die afghanischen Schüler einen völlig anderen Unterricht als zu Hause: In kleinen Gruppen führen sie mit den deutschen Schülern Projekte durch – eine völlig neue Erfahrung, die sie begeistert. Sie sammeln gemeinsam Material, recherchieren vor Ort und stellen die Ergebnisse anschließend vor. So befasst sich eine Gruppe mit dem Thema „Handwerk und Landwirtschaft“ und erlebt dabei in einer Bäckerei die Herstellung von Brot. Landeskunde hautnah. Die zweite Woche ihres Deutschland-Aufenthaltes verbringt die afghanische Gruppe in Chemnitz. Hier entsteht an der AlbrechtDürer-Mittelschule ein Kunst-Projekt: Die afghanischen und deutschen Schüler malen Bilder. Für die jungen Afghanen ist das etwas Besonderes: Lange Zeit herrschte in Afghanistan Bilderverbot. In wenigen Tagen entstehen zahlreiche Bilder, die die künstlerische Entwicklung der Schüler zeigen. Ein Bild trägt den Titel „Austausch der Kulturen“. Es zeigt einen langen und steinigen Weg, der sowohl verbindet, als auch trennt. Aber es gibt ihn und man kann ihn gehen. Ein Bild, dass mehr als tausend Worte sagt. Alle Afghanen wollen nach dem Abitur in Deutschland studieren. Said hat sich für Medizin entschieden, „damit unsere Leute nicht mehr nach Pakistan fahren müssen, um sich behandeln zu lassen.“ Ahmad interessiert sich für Maschinenbau, „um beim Wiederaufbau von Afghanistan helfen zu können.“ Demnächst sollen deutsche Schüler auch nach Kabul reisen. Fayaz, 16, lernt wie alle seine Mitschüler in Kabul Deutsch mit JUMA. Jörg-Manfred Unger Worterklärungen 1 das Vogtland – eine Region im Bundesland Sachsen 2 Unesco-Schule – Schule, die von der Unesco (Organisation für Wissenschaft, Erziehung und Kultur der Vereinen Nationen) gefördert wird JUMA 1/2005 29 S 30-31 Marsmission.korr2 26.10.2004 12:24 Uhr Seite 30 Galaktische Fantasien Deutsche im Weltraum – das kommt höchstens alle paar Jahre einmal vor, denn eine eigene Weltraumfähre wie das amerikanische Space-Shuttle oder die russiche Sojus hat man noch nicht. Vielleicht ist ja gerade darum die Fantasie der Menschen so groß, wenn sie sich mit galaktischen Abenteuern beschäftigen. Illustration: DLR Fo- Das Leben im Weltall sieht man auf dieser Zeichnung von der internationalen Raumstation ISS, an der auch Deutschland beteiligt ist. Etwas anders verlief ein Experiment von Schülern. Ausprobiert: Marsmission im Keller „Es ist früher Nachmittag“, meint der Attendorner Gymnasiast. „Nein, es ist später, so gegen 19 oder 20 Uhr“, entgegnet eine Mitschülerin. Tatsächlich ist es bereits 21.30 Uhr. Nach vier Tagen „Marsmission“ haben die Sauerländer Schüler ihr Zeitgefühl verloren. Zugegeben: Sie sind nicht ins All geflogen. Schwerelos ist auch keiner. Die Schüler sitzen im Keller des Sankt-Ursula-Gymnasiums. Sie haben keinen Kontakt zur Außenwelt. Kein Raum hat Fenster. Hell wird es nur mit Kunstlicht. Es gibt keine Zeitungen, kein Radio und kein Fernsehen. Natürlich auch keine Uhren oder Mobiltelefone. Und dies fünf Tage lang. 19 Schüler zwischen 15 und 17 Jahre wagten das Experiment: Fünf Tage wie in einem Raumschiff leben. Keiner kann dem anderen wirklich aus dem Weg gehen. Wie kommen sie miteinander aus? Wird es bald einen Chef geben? Einen, der sagt, was gemacht wird? Oder werden sich kleine Grüppchen bilden, die gegeneinander „stänkern“? Der Kellergang ist das Raumschiff. Erst einmal herrscht Partystimmung. Alle reden wild durcheinander und lachen. Der erste hat Hunger. Er macht sich eine Suppe. Andere belegen sich eine Scheibe Brot mit Käse oder Wurst. Zwei Mädchen und ein Junge schälen Kartoffeln. Hauptsache, es gibt etwas zu tun. Bald wissen die „Raumfahrer“ nicht mehr, was sie machen sollen. „Am schlimmsten ist die Langeweile“, sagt Peter. Bei einer richtigen Weltraumfahrt werden zahlreiche wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Die Attendorner Schüler jedoch können nur wenig tun: lesen, schlafen, essen, duschen, sich unterhalten und Spiele spielen. Um sieben Uhr morgens ist die Mission zu Ende. Die Türen gehen auf. Die 19 Raumfahrer werden in die Freiheit entlassen. 122 Stunden „Weltraum“ sind vorbei. Einige Allreisende haben ihr Zeitgefühl völlig verloren. Sie haben sich gerade erst ins Bett gelegt. Doch diese Entschuldigung Worterklärung zählt nicht. Nach dem „Weltraumflug“ geht nämlich der 1 US Space Force (engl.) – fiktive Schulalltag weiter: Mit Lateinunterricht. Weltraumtruppe der Vereinigten Staaten 30 JUMA 1/2005 Klaus Martin Höfer 26.10.2004 12:24 Uhr Seite 31 Gefilmt: Witzfiguren im Weltall Im Jahr 2004 haben die Menschen den Mars besiedelt. 300 Jahre später kehren die Nachkommen der ersten Siedler zurück, um die Erde zu erobern. Die Invasion auf die Erde steht unmittelbar bevor. Die Menschheit befindet sich am Abgrund. Königin Metapha und ihre Minister wissen nur noch einen Ausweg: Die Besatzung des Raumschiffs Surprise muss die Welt retten. Doch die schräge Crew bereitet sich gerade auf die Wahl zur Miss Waikiki vor und hat eigentlich gar keine Zeit für die Rettung der Welt. Da aber Befehlsverweigerung mit Urlaubsabzug bestraft wird, nehmen die drei den Auftrag an. Mit einer Zeitmaschine reist die Surprise-Mannschaft in die Vergangenheit , um die Besiedlung des Mars zu verhindern. Doch dabei geht einiges schief ... Elemente aus „Star Trek“ und „Star Wars“ bilden die Basis des Films „(T)Raumschiff Surprise“, der 2004 ins Kino kam. Regisseur und Hauptdarsteller Bully Herbig veralbert darin die halbe Filmgeschichte – von „Das fünfte Element“ über „2001 – Odyssee im Weltraum“ bis „Minority Report“. Dem Publikum gefällt’s: 3,5 Millionen sahen den Film bereits in der ersten Woche. Der Titelsong „Space Taxi“ schaffte es direkt auf die vorderen Plätze der Hitparade. In einer ComedySerie für das Fernsehen konnte man die schräge SurpriseBesatzung schon früher erleben. Gedruckt: Retter im Universum Flammen durchzucken die Nacht, als das Raumschiff Stardust abhebt und die Erde hinter sich lässt. Das Ziel ist der Mond. Chefpilot und Expeditionsleiter der Stardust ist ein Major der US Space Force (1). Auf dem Mond entdeckt er, dass es noch andere intelligente Wesen im Weltall gibt ... Mit dieser Geschichte beginnt im Jahr 1961 die Karriere des in Deutschland erfundenen Science-fiction-Helden Perry Rhodan. Zuerst bewahrt der Weltraumabenteurer die Welt vor dem Atomkrieg und eint die Menschheit. Später stößt er auf die Spur eines galaktischen Rätsels, das ihn zur Welt des ewigen Lebens führt. Bei seinen weiten Reisen ins All taucht er immer tiefer in die Geheimnisse des Kosmos ein. Ursprünglich planten die literarischen Schöpfer Perry Rhodans Karl-Herbert Scheer und Walter Ernsting (alias Clark Dalton) nur 50 Ausgaben. Mittlerweile ist die Science-fiction-Serie aus dem badischen Rastatt zu einem globalen Erfolg geworden. In über 2 000 Heftromanen ist die bisherige Geschichte festgehalten. Ein Ende ist nicht in Sicht: Jede Woche kommt ein neues Heft mit Rhodans Abenteuern im Universum heraus. Vor drei Jahren wurden erstmals auch Ausgaben in China publiziert. (C) Illustrator: Renato Casaro / Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt Christian Vogeler XXXXXXXXXXX Auch in Russland, Japan, Frankreich, Tschechien, USA, Kanada, Brasilien und den Niederlanden bekannt: Romanfigur Perry Rhodan Foto: Constantin-Film S 30-31 Marsmission.korr2 JUMA 1/2005 31 S 32 Vorlesen.korr2 26.10.2004 13:08 Uhr Seite 32 Lesen und lesen lassen Ein Vorlesewettbewerb für Schüler fördert die Lust am Lesen René sitzt auf dem Podium und liest aus „Tom Sawyers Abenteuer“ von Mark Twain vor: Es ist nachts, Tom und sein Freund Huckleberry Finn schleichen über den Friedhof. „Pst! Da ist’s wieder! Hast Du nichts gehört?“ flüstert René alias Tom ins Mikrofon. Wie ein Schauspieler macht er die Szene spannend. Drei Minuten hat er Zeit. Aufmerksam hört das Publikum zu. Wie auf dem Plakat hinter René gefordert: „Alle mal herhören!“ Das ist das Motto des Vorlesewettbewerbs. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels will mit der Veranstaltung die Leselust Jugendlicher fördern und zeigen, wie spannend Bücher sein können. Denn viele gucken in ihrer Freizeit lieber Fernsehen oder bevorzugen den Computer. Trotz Harry Potter. An diesem Montagnachmittag findet die dritte Runde statt. Die Teilnehmer sind alle Bücherfans. Sie sitzen in der ersten Reihe der Kölner Stadtbibliothek und fiebern ihren Auftritten entgegen. In den Händen das Buch, aus dem sie gleich vorlesen wollen. Alle haben ausgiebig geprobt, um bloß keine Fehler zu machen. Nur wer den Wettstreit gewinnt, ist eine Runde weiter im Landeswettbewerb. Dort wird der Teilnehmer für die Endrunde in Frankfurt bestimmt. Marina betritt das Podium. Sie schlägt das Buch „Tintenherz“ von Cornelia Funke auf. Eine Geschichte vom Wunder des Lesens. „Mo, Meggies Vater, hat die Fähigkeit, Personen aus Büchern herauszulesen“, erklärt Marina in ihrer Einführung. Wer von den Teilnehmern hätte heute nicht gern diese Gabe? Die Jury bewertet fehlerfreies Lesen, Lesetempo und Ausdrucksstärke. Die Begeisterung am ausgewählten Buch soll die Zuhörer überzeugen. So steht es in den Regeln des Lesewettbewerbes. Seit 45 Jahren findet der Wettbewerb jedes Jahr in Zusammenarbeit mit Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen und sonstigen kulturellen Einrichtungen statt. Die Teilnehmer von heute haben die ersten beiden Runden an ihrer Schule gewonnen. Am Ende der Veranstaltung steht Sanjina, Schülerin aus Aachen, als Siegerin auf der Bühne. „Sie hat ein bisschen besser gelesen als die anderen“, sagt die Sprecherin der Jury. Alle Teilnehmer aber haben auf besondere Weise erfahren, wie spannend Bücher lesen sein kann. Auch ohne Harry Potter. Denn der war heute Petra Kroll nicht dabei. Fotos: Hacky Hagemeyer Der Vorlesewettbewerb zählt zu den größten bundesweiten Schülerwettbewerben. Mehr als 700 000 Kinder an rund 8 000 Schulen beteiligen sich jedes Jahr. 32 JUMA 1/2005 26.10.2004 13:15 Uhr Seite 33 Foto: Ulrike Süsser S 33 Computer.korr2 Alex a Web ndras site begi n Eng nt auf li die w sch, abe r Text eiteren e Deu sind au tsch f . Alexandra will ihre Seite mit Buchund Filmbesprechungen interessant halten, Rückmeldungen abrufen und elektronische Post beantworten. Mit Spaß ins Netz Mehrfach wurde die Abiturientin Alexandra für die gelungene Gestaltung ihrer Homepage ausgezeichnet. Ihr gefällt das künstlerische Arbeiten am Bildschirm. Alexandra hat Humor, ist schlagfertig und meistens „gut drauf“. Und sie ist verwöhnt – preisverwöhnt. Erst vor kurzem hat die 19Jährige aus Köln wieder gewonnen: einen Sonderpreis für die „hervorragende künstlerische Gestaltung“ ihrer Homepage. Sie schmunzelt und genießt die Ehre. „Na ja, schön ist das schon“, meint sie bescheiden. Dabei kann sie stolz auf sich sein. Schließlich gewann sie schon in den vergangenen Jahren Preise für ihre ideenreichen Websites. Die junge Frau entspricht jedoch gar nicht dem Bild von einem eigenbrötlerischen (1) Computer-Freak. „Eigentlich interessiere ich mich nicht für Computer-Technik“, meint sie. Das Fach Informatik hat sie nie belegt. Stattdessen bevorzugte sie die Fächer Deutsch und Englisch. Aus „Spaß am Formulieren“, sagt sie. Das merkt man an ihrer Website. Der Besucher hört gute Musik und sieht schöne Bilder. Ständig liest man aktuelle Buch- und Filmbesprechungen. Jeder Besucher ist aufgefordert mitzumachen. Ihr künstlerischer Anspruch hat Gründe: Alexandra spielt gern Klavier, hört Jazz und liebt Bücher. Am liebsten aber geht sie ins Kino. „Ich mag alte Schinken, solche mit Doris Day oder Rock Hudson“, gesteht sie. Vor etwa vier Jahren hat Alexandra begonnen, Kultur und Computertechnik zu vereinen. Ihre Lehrerin Hildegard Deest hat im Politikunterricht die Internet-Plattform „Lizzynet“ vorgestellt. Bei „Lizzynet“, einem Netzwerk für Mädchen, konnte man die Programmiersprache HTML lernen. Alexandra lernte in nur einer Woche, wie man eine eigene Homepage baut. Alexandra konnte sich auf ihrer Website kreativ austoben. Anfangs waren die Eltern zwar nicht erfreut, wenn die Tochter stundenlang vor dem Computer saß. Doch Alexandra sagte, dass sie etwas Kreatives herstelle. Die Eltern ließen sich überzeugen. Die Abiturientin arbeitet heute mindestens einmal in der Woche an ihrer Seite – „maximal eine Stunde“. Durch ihre Website hat Alexandra schon viele interessante Leute kennen gelernt. Allen Schülerinnen und Schülern empfiehlt sie, sich mit dem Internet zu beschäftigen. Sie selbst allerdings will sich erst einmal aufs Studieren konzentrieren. Englisch und Kunst strebt sie an und nebenbei ein Praktikum im Ulrike Süsser Journalismus. Worterklärung p: et-Tip Intern e.vu d alexiii. de www. . t lizzyne www. 1 eigenbrötlerisch – sonderlich JUMA 1/2005 33 S 34-35 jugendschutz.korr2 26.10.2004 13:30 Uhr Seite 34 Darf ich? Der deutsche Staat schützt Kinder und Jugendliche (1) mit eigenen Gesetzen. JUMA stellt die wichtigsten Jugendschutzgesetze vor und hat Jugendliche gefragt: Welche Gesetze kennt ihr, und wie geht ihr damit um? Ein Ergebnis: Bei den Ausgehzeiten gab es die meisten falschen Antworten – auch, weil einige Eltern eigene Regeln haben ... Dürfen Kinder und Jugendliche in Diskos, Gaststätten oder Spielhallen gehen, und wann müssen sie zuhause sein? Im Jugendschutzgesetz stehen keine verbindlichen „Ausgehzeiten“. Viele Eltern richten sich aber bei den Ausgehzeiten ihrer Kinder nach den Zeiten im Jugendschutzgesetz. Es gibt Zeitgrenzen für bestimmte Orte. Ab 16 Jahren dürfen sich Jugendliche allein bis 24 Uhr in Gaststätten und Diskos aufhalten. Die Vorschriften gelten nicht für private Feiern. Der Besuch von Spielhallen (2) ist für Jugendliche verboten. Markus, 18: Vor einer Woche bin ich 18 Jahre alt geworden. Das genieße ich sehr. Endlich darf ich in Diskos gehen. Darauf habe ich sehr lange gewartet. Früher habe ich schon mal versucht in Diskos zu kommen. Die Türsteher haben mich aber nicht reingelassen. Vanessa, 13: Leider dauert es noch eine ganze Weile, bis ich 14 werde. Doch dann bin ich eine Jugendliche und darf bis 22 Uhr draußen bleiben. Das haben mir meine Eltern gesagt. Frank, 15: Meine Freunde sind alle schon 16 Jahre alt und dürfen bis 24 Uhr draußen bleiben. Das finde ich gemein, ich werde doch auch bald 16. 34 JUMA 1/2005 Karina, 15: Meine Freundinnen und ich haben letztens versucht in eine Spiel- wenn die Party etwas länger geht. halle zu kommen. Da gehen nämlich immer die süßen Jungs aus unserem Dorf hin und spielen Videospiele. Aber leider ist der Besuch von Spielhallen erst ab 18 Jahren erlaubt. Nicole, 15: Mein großer Bruder nimmt mich manchmal mit auf Partys von Freunden. Aber er ist auch erst 17 Jahre alt und darf deswegen noch nicht so lange wegbleiben. Wir sagen dann immer, wir schlafen bei Freunden, Corinna, 18: Meine kleine Schwester ist gerade 17 geworden und darf leider noch nicht in Diskos. Manchmal gebe ich ihr allerdings meinen Personalausweis, damit sie dort reinkommt. Jessica, 17: Laut Jugendschutzgesetz muss ich um 24 Uhr zu Hause sein, aber meine Eltern sind total cool und erlauben mir am Wochenende bis 1 Uhr weg zu bleiben. Ab welchem Alter darf man in welchen Film gehen, und welche Filme darf man ausleihen? Die Filme sind mit dem Mindestalter für den Besucher gekennzeichnet: „ab 6 Jahren“, „ab 12 Jahren“, „ab 16 Jahren“ und „keine Jugendfreigabe“. Die Vorführung für 14- bis 15-Jährige muss um 22 Uhr beendet sein, für Jugendliche ab 16 Jahren um 24 Uhr. Der Zugang zu Videotheken ist erlaubt, wenn diese keine indizierten (3) Produkte vermieten oder verkaufen. Julia, 15: Viele Kinofilme, die ich gerne sehen würde, sind erst ab 16 Jahren. Das ärgert mich. Ich muss immer warten, bis die Filme im Fernsehen laufen. Andreas, 14: Ich wäre froh, wenn ich schon 16 Jahre alt wäre. Dann dürfte ich endlich in die Actionfilme im Kino. Die Filme, die ich gucken darf, finde ich langweilig. Tatjana, 17: Ich glaube, dass Kinder und Jugendliche nicht in eine Videothek dürfen. Damit hatte ich allerdings noch nie Probleme. Ich werde immer auf 18 Jahre geschätzt. Steffi, 16: Mein kleiner Bruder beschwert sich oft, dass er einige Filme im Kino nicht sehen darf. Die Frau an der Kasse sagt immer, dass das gesetzlich verboten ist. Ich habe da kein Problem mehr, weil ich ja schon 16 bin. S 34-35 jugendschutz.korr2 26.10.2004 13:30 Uhr Seite 35 Wer darf Alkohol trinken und wer darf rauchen? Felix, 16: Ich bin schon 16 und darf somit auch rauchen und Alkohol trinken. Aber ich habe mal gehört, dass man unter 18 Jahren nur leichten Alkohol trinken und auch kaufen darf. Anna, 16: Ich kenne mich mit den Jugendgesetzen nicht so gut aus. Aber ab 16 Jahren darf man rauchen und Alkohol trinken. Seitdem soll ich für meine Freundin am Kiosk manchmal Bier kaufen, denn die ist erst 15 Jahre. Katharina, 15: Rauchen ist eigentlich erst ab 16 Jahren erlaubt, aber ich werde nie am Kiosk nach meinem Ausweis gefragt, wenn ich Zigaretten kaufen will. Doch ich habe schon Angst, dass das mal passiert und die Leute dort meine Eltern verständigen. Malte, 15: Ich finde das Jugendschutzgesetz teilweise sinnvoll, aber es nützt nicht viel, weil man es ganz leicht umgehen kann. Am Kiosk fragt nie jemand Worterklärungen 1 Jugendliche – als Jugendliche gelten in Deutschland alle, die mindestens 14, aber noch nicht 18 Jahre alt sind 2 Spielhalle – Halle mit Automatenspielen, die Geld kosten 3 indiziert – Medien, die jugendgefährdende Inhalte enthalten, werden gekennzeichnet (indiziert) und dürfen nur an Erwachsene abgegeben werden. 4 Öffentlichkeit – alle Orte, die jedem ohne weiteres zugänglich sind. Viele Vorschriften des Jugendschutzgesetzes gelten nur für die Öffentlichkeit, also z.B. nicht für private Feiern. 5 LAN-Party – Party, bei der Computerspiele gemeinsam an mehren Computern gespielt werden, die durch ein lokales Netzwerk (engl.: local area network, kurz LAN) verbunden sind 6 Ballerspiele – Spiele, bei denen geschossen (umngangssprachl. geballert) wird. rnet: g/ Tipp: im Inte recht/jusch t e z e t n e r s s e e g d Inte z n t bu chu ris.de/ gends Die Ju ndesrecht.ju bu http:// nach meinem Ausweis, wenn ich Bier oder Zigaretten kaufen will. Da sollten sie mehr kontrollieren, wenn das Jugendschutzgesetz etwas bringen soll. Sebastian, 18: Als ich noch nicht 16 Jahre alt war, hat mein großer Bruder immer für mich Zigaretten gekauft. Björn, 15: Wenn ich endlich 16 bin, gehe ich zum Kiosk und kaufe Zigaretten, obwohl ich gar nicht rauche. Ich will ausnutzen, dass ich das dann darf. Ab welchem Alter darf man in Internet-Cafés gehen oder an einer LANParty(5) teilnehmen und welche Computerspiele darf man dort spielen? Computerspiele müssen wie Filme eine Alterskennzeichnung haben. Für Internet-Cafés gibt es keine besonderen Jugendschutzvorschriften. Ist es ein richtiges Café oder eine Gaststätte, ist der Aufenthalt erst ab 16 Jahren gestattet. Der Besitzer muss darauf achten, dass die Jugendlichen nur solche Spiele benutzen, die für ihre Altersgruppe zugelassen sind. Dies gilt auch für LAN-Parties. Julian, 17: Es gibt einige Computerspiele, die laut Jugendschutzgesetz erst ab 18 Jahren erlaubt sind. Ich glaube, weil zu viel Gewalt drin vorkommt. Aber meine Freunde haben einige dieser Spiele. Wir spielen sie bei ihnen zu Hause. Lukas, 14 Jahre: Meine Schwester war mehrere Monate im Ausland. Ich habe ihr regelmäßig aus einem Internet-Café Post geschickt. Es gab nie Probleme mit den Besitzern. Sarah, 16 Jahre: Viele Jungs spielen Ballerspiele (6), die sie von ihren größeren Geschwistern bekommen haben. Denn diese Spiele sind erst ab 18. Ich finde das irgendwie kindisch und total blöd. JUMA 1/2005 35 Umfrage:Kristina Dörnenburg; Illustrationen: Dirk Hoffmann Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren dürfen in der Öffentlichkeit (4) nicht rauchen. Man darf ihnen keine Tabakwaren geben. In Gaststätten müssen volljährige Geschwister oder Brüder aufpassen, dass die Jugendlichen nicht rauchen. Für Alkohol gelten die gleichen Regeln. Einzige Ausnahme: Jugendliche zwischen 14 und 16 dürfen Getränke mit wenig Alkohol, z.B. Bier, Wein und Sekt, in der Öffentlichkeit kaufen und konsumieren, wenn die Eltern dabei sind. S 36-37 Szene.korr2 26.10.2004 13:36 Uhr Seite 36 Fußballfilm Kolkhorst Männer wie wir Kai-Uwe Kolkhorst ist Gitarrist, Sänger und Songschreiber aus Passion. Mit der Band „Besser“ hat er es zu einiger Berühmtheit in der deutschen Musikszene gebracht. Doch Kai-Uwe steckt voller neuer Ideen und sucht in seiner Kreativität nach immer neuen Herausforderungen. Jetzt hat er ein Solo-Projekt gestartet. Unter seinem Nachnamen Kolkhorst stellt er Songs vor, die mit Drumcomputer, Geräten zur elektronischen Sounderzeugung, aber auch mit Gitarre und seiner eigenen Stimme eingespielt sind. Der Film „Männer wie wir“ schildert die Geschichte eines Fußballvereins. Der Film wirbt auch für mehr Toleranz: Denn Torwart Ecki wird aus der Mannschaft geworfen, weil er homosexuell ist. Grund genug, eine eigene Fußballmannschaft zu gründen. Die Geschichte steckt voller Witz und Gefühl. Neben erfahrenen Schauspielern sieht man viele neue Gesichter und Nachwuchsschauspieler in dieser Komödie. Maximilian Brückner etwa, der den Torwart Ecki spielt, ging noch zur Schule und spielte am Theater in „Die Räuber“ von Friedrich Schiller, als er bei einem Casting für die Hauptrolle im Film ausgesucht wurde. Reihenweise reingefallen, Liedtext von Kolkhorst Früher über Wiesen gelaufen, gesprungen, geflogen, den Lehrer übern Haufen gesungen, nie gelogen. Dann kamen wir Kinder in die Stadt, die uns nicht mehr rausgelassen hat. Mit ihren Einbahnstraßen, Einkaufspassagen, Menschenmassen – billigen Tricks – auf die wir reihenweise reingefallen sind. Über Wiesen und Felder gelaufen, Sportplätze, es ging auch um irgendwelche Wettkämpfe. Ich weiß, dass ich niemals Erster war, doch das war meistens vor dem Start schon klar: Ich wollt’ nicht allein im Ziel sein! 36 JUMA 1/2005 Foto: Buena Vista Vollblutmusiker Durchhaltevermögen Rosenstolz Aufgewachsen im Ostteil von Berlin, versucht sich Anna schon zu Zeiten der DDR als Sängerin. Mit dem kleinen Lohn, den sie als Chemielaborantin verdient, leistet sich Anna Gesangsunterricht. Nach dem Fall der Mauer und mit der deutschen Wiedervereinigung erweitern sich in Berlin die musikalischen Möglichkeiten. Anna trifft den Keyboarder Peter Plate. Der ist in Neu Delhi in Indien geboren und nach Stationen in Hamburg und Goslar schließlich in Berlin gelandet. Die beiden proben zusammen, komponieren eigene Lieder und gründen die Gruppe „Rosenstolz“. Das erste Konzert lockt nur wenige Zuschauer. Auch das erste Album interessiert niemanden. Zum Glück lassen sich Anna und Peter nicht entmutigen. Sie komponieren und musizieren weiter. Bis es ihnen gelingt, einen kleinen Fankreis aufzubauen. 1995 kommen zu ihren Konzerten bereits 1 000 Besucher. Bei der Vorauswahl zum GrandPrix-Wettbewerb 1998 erreichen sie Platz zwei. Inzwischen stehen ihre Alben in den Charts auf den vorderen Plätzen und die Konzerte sind ausverkauft. Rosenstolz ist ganz oben angekommen. Foto: gabo Foto: Tapete Records Szene S 36-37 Szene.korr2 26.10.2004 13:36 Uhr Seite 37 Popsongs Samba Ruhige Alternative Samba ist ein Trio: Knut Stenert (Gesang und Gitarre), Götz Grommek (Bass) und Hirzel Hirzelnsen (Schlagzeug). Die drei spielen lockere Popsongs mit Texten, die dem Zuhörer Raum für eigene Interpretationen und Sichtweisen geben. JUMA hat mit Sänger Knut Stenert gesprochen. JUMA: Ihr nehmt Instrumente in die Hand und lasst elektronische Hilfsmittel weg. Welche Rolle spielt der Computer in eurer Musik? Samba: Der gehört ja dazu, man nimmt heutzutage mit dem Computer auf. Unsere Basis sind aber immer noch Bass, Gitarre und Schlagzeug. Es sind Instrumente, die man zu dritt entwickelt hat. Irgendwann mal weiß man das zu schätzen und möchte es ungern gegen andere Ausdrucksmittel eintauschen. JUMA: Wie kommt es, dass ihr ausschließlich deutsche Texte schreibt? Samba: Am Anfang schreibt man Lieder, die so sind wie die Songs, mit denen man groß geworden ist und die man gut findet. Im Alter von 16–17 Jahren haben wir in Englisch getextet, wir hatten damals englische und amerikanische Bands gehört. Aber es gibt einen Punkt, wo man eine eigene Ausdrucksform sucht. Und es wird schnell klar, dass es mit Englisch nicht geht. Mich in eine fremde Sprache einzufühlen, das ist eine Menge Arbeit – und warum auch? JUMA: Wie hat sich euer Hang zu lockeren Songs entwickelt? Samba: Ich bin ein alter Popfan und konnte mit härteren Sachen wenig anfangen. Dieses Schreien und Hüpfen und Stage-diving war noch nie mein Fall. Ich habe gerne Popmusik gehört. Das hat viel mit Ehrlichkeit zu tun. Harte Rockmusik finde ich häufig in der Pose erstarrt. Man kann damit keine Revolution anzetteln, nicht mal eine Revolte, muss aber die ganze Zeit so tun – das finde ich so anstrengend. JUMA: Wie reagieren eure Fans auf die Texte von Samba? Samba: Man ist in Deutschland von Kind auf gewohnt, Lieder toll zu finden, die man kaum oder nur wenig versteht. Deswegen kann ich Leute nicht verstehen, die eine direkt ansprechende Botschaft in den Texten von Samba suchen. Ich frage immer: Du hörst den ganzen Tag Musik. Wenn die im Hiphop in ihrem Ghetto-Slang rappen, verstehst du kein Wort – und das stört dich überhaupt nicht. Und bei uns möchtest du sofort wissen, was genau mit jedem Satz gemeint ist, das finde ich seltsam. Man sollte sich entspannen, ein Text sollte immer offen sein. Und wenn er etwas Niveau hat, lässt er immer Raum für Interpretationen. Steffen Krueger und Oliver Gimbel, zwei Berliner, nehmen sich jeder eine Gitarre, stellen sich auf die Bühne und trällern mutig los: „Geht ein Ruck durch das Land, halt fest, wen du kannst. Mein Werk fängt gerade erst an, ich belaste mein Konto für die nächste, runde Zahl.“ Dazu filigrane Gitarrensoli, zweistimmiger Gesang, Witz und Ironie, sehnsüchtige Melodien. Zwischen Folk und Country angesiedelt, ist das Cowboy Kollektiv eine ruhige Alternative zu lauten Diskoabenden. Foto: Tobias Scholz Foto: Tapete Records Cowboy Kollektiv JUMA 1/2005 37 S 38-39 Briefe.korr 2 26.10.2004 13:40 Uhr Seite 38 Klassen– Brieffreundschaften JUMA vermittelt Brieffreundschaften zwischen ausländischen Klassen ab dem 3. Lernjahr Deutsch. Ihr solltet 13–20 Jahre alt sein und euch auf Deutsch schreiben wollen. Notiert die Zahl der Schüler, euer Alter, eure Deutschkenntnisse und den Namen eures Lehrers. Leider können wir nur eine Auswahl veröffentlichen. Unsere Hobbys: Fußball, schwimmen und Computer. Wenn ihr mehr erfahren wollt, dann schreibt uns! Grundschule Nr. 7 Malgorzata Sieniatynska Ul. Zarska 1 68-100 Zagan, Polen Wir sind 6 Mädchen und 7 Jungen und lernen seit 6 Jahren Deutsch. Unsere Hobbys: Basketball, tanzen, Musik, schwimmen und Computer spielen. S. Dariaus und S. Gireno Gymnasium, Klasse 7 a,Edita Kondrosoviene, Misko Str. 1, 44240 Kaunas, Litauen Unsere Gruppe besteht aus 5 Mädchen und 6 Jungen im Alter von 15 Jahren. Unsere Hobbys: im Internet surfen, Sport, und Musik hören. Evangelische Grundschule und Gymnasium Klasse 8/6 Bajcsi-Zsilinszky-Str. 1 5900 Orosháza, Ungarn Wir sind 10 Schülerinnen im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Unsere Hobbys sind: Deutsch, Musik, Sport und Computer. Wir lernen seit 5 Jahren Deutsch. Schule N 2, Tamara Jankowskaja, Zentralnaja Str. 15/4 222660 Stolbzy, Minskaja obl. ,Weißrussland Wir sind 7 Schülerinnen und 15 Schüler im Alter zwischen 13 und 14 Jahren. Unsere Hobbys: Musik hören, singen, Ausflüge machen, Sport treiben, und ins Kino gehen. Johannes Honterus Gymnasium Gabriela Adam Curtea J. Honterus 3 2200 Brasov, Rumänien Wir sind 6 Jungen und 6 Mädchen im Alter zwischen 12 und 13 Jahren. Wir lernen seit 7 Jahren Deutsch. Unsere Hobbys: Sport, Computer, Musik hören, ins Kino gehen, Mathematik und Deutsch. Grundschule im. Mieszka I Klasse VI Ewa Wypych-Namiestnik Marcinkowice 78-641 Lubiesz, Polen Wir sind 11 Jungen und 7 Mädchen im Alter zwischen 17 und 18 Jahren. Unsere Hobbys 38 JUMA 1/2005 Wir sind 8 Mädchen und 8 Jungen im Alter zwischen 12 und 13 Jahren. Unsere Hobbys: Sport, Musik und tanzen. Verena G. Seifutdinowa Scheimuratow Str. 2 453652 Dorf Karamaly, Beimak, Baschkortostan, Russland Wir sind 11 Schülerinnen und 12 Schüler im Alter von 13 Jahren. Wir sind 6 Schülerinnen und 5 Schüler im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Wir interessieren uns für Computer, Sport, Autos, tanzen und Musik. Schule N 12 Klasse 8 a Shebytidze Str. 16 225710 Pinsk, Weißrussland Wir sind 11 Schülerinnen und 16 Schüler im Alter von 17 Jahren. Unsere Hobbys sind: Deutsch, Musik, Sport und Computer. Wir freuen uns auf eure Post! ZS Ogolnoksztalcacych Klasse 1 LO ul. Osiedle Wzgorze 54 27-530 Ozarow, Polen Wir sind eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 15 und 16 Jahren. Deutsch lernen macht uns sehr viel Spaß, deshalb suchen wir Brieffreunde mit denen wir auf Deutsch korrespondieren können. Oberschule SMU BPI 2 Mgs Ahmad Klasse I-5, Marry Klasse II-4 Frau Tien Agustin Burangrang 40262 Bandung, Indonesien sind Sport, Musik und Briefe schreiben. Belmouden El Hassan Arbaa el Aounate B. P. 20 El Jadida, Marokko Wir sind 7 Mädchen im Alter von 17 Jahren. Wir lernen seit 3 Jahren Deutsch. Unsere Hobbys: Musik hören, Sport treiben, Computer, singen, deutsche Bücher lesen und Briefe schreiben. Lida Buslajewa Pionerskaja Str. 8–22 446100 Tschapajewsk, Samaraer Gebiet, Russland Wir sind 2 Jungen und 4 Mädchen im Alter von 16 Jahren. Unsere Hobbys sind: Computer, Sport, lesen und ins Kino gehen. Odina Yuldaschewa 3-Mikrorajon Haus 13, W 42 710034 Andischan, Usbekistan Wir sind 3 Schülerinnen und 7 Schüler im Alter zwischen 15 und 17 Jahren. Unsere Hobbys: Musik, Computer, Sport, in die Disko gehen, Briefe schreiben und Fremdsprachen lernen. Sodikow Farchod, Geofisitscheskaja Str. 20/2 703051 Samarkand, Usbekistan S 38-39 Briefe.korr 2 26.10.2004 13:40 Uhr Seite 39 Briefe JUMA-Brieffreunde im Internet Ich habe sehr gute Erfahrungen mit den Brieffreunden gemacht, die ich über www.juma.de bekommen habe. Ich habe jetzt einen E-Mail-Freund aus Russland, zwei Mädchen aus Finnland und einen Jungen aus Kolumbien. Das ist echt super, weil ich schon lange Brieffreunde aus Nordeuropa und Südamerika gesucht habe. Annika, 16 Jahre Schülerinnen und Schüler vom Lycée Sonia Delaunay, Villepreux, Frankreich, 15 bis 16 Jahre alt, schickten uns mehrere Leserbriefe zu verschiedenen JUMA-Themen: Das ist meine Botschaft (JUMA 1/03 ) Ich habe ein T-Shirt mit einem Hund darauf und mit dem Spruch „I’m Your Bodyguard“ (Ich bin dein Beschützer), ein anderes mit einem Mädchen und dem Spruch „nice or nasty“ (nett oder böse), zwei T-Shirts, auf denen „Angel“ (Engel) steht und zuletzt eins mit einer Biene, die „Bzzzzz.....“ macht. Camille Ich kaufe T-Shirts wegen ihrer Farbe und ihres Stoffes, nicht wegen der Marke. Zwei T-Shirts habe ich selbst gefärbt. Ich mag sie, weil sie genauso sind, wie ich sie haben wollte. Marianne jemanden viel mehr berühren als ein teures, nicht von Herzen kommendes Geschenk. Die Kleinigkeiten machen uns bewusst, dass man uns nicht vergessen hat und man eine Freundschaft weiter halten möchte. Andrej Geschenke sind nicht wichtig für die Freundschaft. Auch Sätze öffnen goldene Türen. Sätze wie: „Ich liebe dich!“ oder „Du bist sehr nett!“ Hristina Es ist schön, wenn man öfter kleine Geschenke bekommt. Das letzte Geschenk, das ich bekommen habe, war eine DVD. Ich habe zuletzt meiner Mutter etwas geschenkt: eine Blume. Der deutsche Jugendclub „Isbasar“ in Rudny, Kasachstan, hat uns ein großes Paket mit Ostereiern geschickt, in denen Fragen versteckt waren. Wir revanchieren uns mit einem großen Überraschungspaket. Vielen Dank! Oh du fröhliche ... (JUMA 4/03) Weihnachten ist in Frankreich oberflächlicher als in Deutschland. Bei uns entscheiden sich viele Menschen für Bäume aus Plastik. In Frankreich bedeutet dieses Fest viele Geschenke und ein festliches Abendessen mit raffinierten Gerichten, zum Beispiel Pute mit Maronen oder Schnecken. Coralie, Léna, Anaïs und Nicolas Was für ein Typ bin ich? (JUMA 1/04) Man sagt oft, dass ich seriös aussehe. Das ist richtig. Ich bin immer gut frisiert. Das kann ich erklären: Meine Haare sind gekräuselt. Darum muss ich sie glätten. Und ich habe eine Brille. Dagegen bin ich gar nicht so fleißig, wie ich aussehe. In Wirklichkeit bin ich eine Faulenzerin. Ich finde immer etwas anderes, als meine Arbeit oder Hausaufgaben zu machen. Wenn man mich beobachtet, könnte man meinen, dass ich zurückhaltend bin, aber ich bin’s nicht! Ich bin gern mit vielen Leuten zusammen. Ich lache immer und bin sehr aktiv. Die Klamotten, die ich trage, sind nicht sehr originell. Ich trage viel Blau und Schwarz. Warum? Das weiß ich nicht. Céline Ich bin zurückhaltend mit Leuten, die ich nicht kenne, aber mit meinen Freunden bin ich lustig. Ich gehe gerne mit ihnen ins Kino und spreche mit ihnen über alles. Ich finde, dass ich ein sympathisches Mädchen bin! Aurelie Auffallen ist wichtig (JUMA 3/03) Unser Freund Thomas fällt auch gerne auf. Darum haben wir ihn wie in JUMA interviewt: „Wie? Meine Lieblingsschuhe sind ,Rangers‘. Ich trage sie sehr oft. Ich mag meinen langen Mantel und meine Lederhose sehr gerne. Meine Haare habe ich gefärbt, schwarz natürlich! Manchmal mag ich mich schminken. Viele Sachen kaufe ich in Boutiquen für Grufties, in Armeeläden oder auf dem Flohmarkt. Warum? Ich trage diese Klamotten, weil sie das Ergebnis von drei Jahren Selbstfindung sind. Ich fühle mich von der geistigen Aufgeschlossenheit der Grufties angezogen. Die morbide und verzweifelte Musik gefällt mir. Aber ich bin nicht suizidgefährdet oder drogensüchtig!“ Nicolas B., Adèle, Annaïk, Chloé, Marjolaine Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft (JUMA 2/04) Schüler eines Gymnasiums in Prilep, Makedonien, schrieben uns zu diesem Thema: Ich fühle mich gut, wenn mir jemand etwas schenkt, aber ich schenke auch gerne! Meistens schenke ich meiner Schwester, meinen Eltern und Freunden etwas zum Geburtstag und zu Weihnachten. Manchmal schenke ich auch etwas ohne einen Grund, wegen des guten Gefühls. Marija Ein kleines Geschenk kann Gemeinsam mit ihrer Deutschlehrerin bemalten die kasachischen Schüler die Ostereier. Impressum Redaktion JUMA: Frankfurter Str. 40, 51065 Köln, Telefon: +221/96 25 13-0; Telefax: +221/96 25 13 – 4 oder – 14 JUMA im Internet: http://www.juma.de E-Mail: [email protected] Redaktion: Christian Vogeler (verantwortlicher Redakteur), Dr. Jörg-Manfred Unger, Kerstin Harnisch (Assistenz) Pädagogische Beratung: Christiane Drasdo, Bundesverwaltungsamt – Zentralstelle für das Auslandsschulwesen – Köln Layout: Helmut Hagen Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. Peter Conrady, Universität Dortmund; Claudia Maul, Auswärtiges Amt; Prof. Dr. Inge Schwerdtfeger, Ruhr-Universität Bochum Korrespond. Mitglied: Gerlinde Massoudi, Goethe-Institut München Litho: R&S Druck und Verlag: TSB Tiefdruck Schwann-Bagel GmbH & Co KG, Mönchengladbach; Copyright by TSB 2005. ISSN 0940-4961. Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder keine Gewähr. Der Verlag behält sich vor, Leserbriefe gekürzt abzudrucken. Die Texte sind für Unterrichts- und Lehrzwecke zur Veröffentlichung frei. JUMA 1/2005 39 S 40 Rückseite.korr2 26.10.2004 13:44 Uhr Seite 40 Heik e Ma benut katsch zte ei nen T eller . Die Spuren der Stars Eins Live ist ein Radioprogramm für junge Leute in Nordrhein-Westfalen. Die junge Welle spielt Musik und bringt Nachrichten und Verkehrsinformationen. Mit Konzerten und Partys veranstaltet Eins Live erfolgreiche Veranstaltungen in ganz NRW. Britney Spears, Robbie Williams, Kylie Minogue, Mick Jagger – sie alle waren zu Gast bei Radio Eins Live. Und sie haben Spuren hinterlassen. Britney trank während des Interviews im Eins Live Studio ein Glas Orangensaft, Robbie benutzte einen Aschenbecher, Kylie unterschrieb Autogrammkarten mit einem schwarzen Filzstift und Mick Jagger ließ sich eine Flasche stilles Wasser reichen. Britneys Saftglas, Robbies Aschenbecher, Kylies Textmarker, Micks Wasserflasche und Dutzende anderer erstaunlicher Popdevotionalien – Eins Live sammelt diese Objekte seit Jahren und präsentiert sie jetzt in einer großen Ausstellung. Der Betrachter kann staunen, verharren, sich ratlos an den Kopf fassen oder einfach nur aus Neugier schauen. Und sich selbst die Frage beantworten, ob gewöhnliche Gegenstände durch die Berührung von Weltstars eine pp: besondere Aura annehmen. t-Ti .de e n r Inte .einslive www ieß eine l r e t n i s Hill h Cypres che Aspirin. Flas rs trank nsaft. a e p S y Britne Glas Orange ein Foto: ???????????????? Fotos: © Eins Live Mick Ja Wass gger ließ er br s ingen ich ein . e bestellt affee. n a e J f e eK Wycl eine Tass