julius hirschberg (1843–1925)

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julius hirschberg (1843–1925)
JULIUS HIRSCHBERG (1843–1925)
Porträtplakette von Hansjörg Wagner
der 1999 durch die
JULIUS-HIRSCHBERG-GESELLSCHAFT
angebrachten Gedenktafel am 1908 für Hirschbergs
gemeinnützige „Augen-Heilanstalt“ errichteten Haus
Reinhardtstraße 34 (vormals Karlstraße) in Berlin-Mitte,
nahe der Charité
im August 2013
Liebe Mitglieder der JULIUS-HIRSCHBERG-GESELLSCHAFT,
sehr geehrte Damen und Herren,
unsere XXVII. Zusammenkunft der JULIUS-HIRSCHBERG-GESELLSCHAFT wird, wie angekündigt, vom Freitag, den 18.10. bis Sonntag, den 20.10.2013 in Amsterdam statt-finden.
Wir tagen in dem Land, wo „Altväter“ der Ophthalmologie wie Ruysch, Donders und Snellen,
Forscher wie Leeuwenhoek und Lehrer wie Boerhave arbeiteten. Zahlreiche vielversprechende Vorträge sind angemeldet. Amsterdam ist berühmt für seine Museen, allen voran sei
das Reichsmuseum (Rijksmuseum, Niederländisches Nationalmuseum) genannt, das nach
fast 10 Jahren Totalrenovierung wieder geöffnet ist. Unter anderem präsentiert es die
„Nachtwache“ von Rembrandt und viele uns von Reproduktionen bekannte Jan Vermeer und
Frans Hals Bilder. 2013 sind auch das Städtische Museum für moderne Kunst, das van
Gogh-Museum und das Schifffahrtsmuseum wieder zugänglich.
Neues von der Niederländischen Monarchie ging in jüngster Zeit durch die Medien. Nach
123 Jahren haben die Niederländer in König Willem Alexander einen Mann als Staatsoberhaupt, an seiner Seite die charmante Königin Maxima.
Wir wollen uns am Freitag, den 18.10.2013, 16.00 Uhr vor der „Oude Kerk“ (Alte Kirche)
treffen. Sie ist mit 700 Jahren das älteste erhaltene Bauwerk Amsterdams. In der „Oude
Kerk“ hat Mozart im Alter von 7 Jahren gespielt, Rembrandt geheiratet und die erste Frau
Rembrandts liegt hier begraben. Nach der Kirchenführung und einem eventuellen Orgelspiel
folgt eine geführte Stadtwanderung durch die Altstadt zur „De Waag“ (Stadtwaage). Sie
beherbergt das Theatrum anatomicum von 1691, wo Rembrandt zwei anatomische
Lektionen gemalt hat und wir empfangen werden (leider kein Aufzug). In „De Waag“ am
Nieuwmarkt 4 soll dann auch unser Abendessen stattfinden. Die in NUNTIA I angekündigte
Führung durch die „Königliche Akademie der Wissenschaften“ wurde leider abgesagt.
Am Samstag, den 19.10.2013 startet unsere Wissenschaftliche Tagung um 8.30 Uhr (Zentralstelle der „Holländischen Medizinischen Wochenschrift“. Den Tagesablauf entnehmen Sie
bitte dem im Folgenden abgedruckten Programm. Außerdem haben wir noch eine gesamte
Tagungsübersicht erstellt.
Der Festabend findet am Samstag 19.00 Uhr im „Künstlerclub Arti“ statt. Für Sonntag, den
19.10.2013 bieten wir als Abschluss eine gemeinsame Grachtenfahrt um 10.30 Uhr an. Über
eine rege Teilnahme würden wir uns freuen.
Die Partner-Damen und -Herren sind uns herzlich willkommen am Freitagnachmittag/-abend
zur „Oude Kerk“, Stadtführung mit anschließendem Abendessen, zum Festabend Samstag
und zur Grachtenfahrt am Sonntag. Für den Samstag wird den Partnern ein Individualprogramm vorgeschlagen.
Auch im Namen des Vorstandes wünschen wir eine gute Anreise und freuen uns auf das
Wiedersehen!
Ihr
Ihre
Paulus de Jong
Gisela Kuntzsch-Kullin
Tagungsorganisator
Obfrau
Ihr
Frank Krogmann
Geschäftsführer
XXVII. Zusammenkunft der JULIUS-HIRSCHBERG-GESELLSCHAFT
18.–20. Oktober 2013 in Amsterdam
Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Paulus de Jong, Amsterdam
Tagungszeit:
18.–20.10.2013
Tagungsort:
Zentralstelle der
„Holländischen Medizinischen Wochenschrift“
Amsterdam, Vermeerstraße 2
Straßenbahnhaltestelle Museumsplein – Linie 5, 24
Teilnahmeanmeldung:
bis spätestens 15. September 2013 an:
JULIUS-HIRSCHBERG-GESELLSCHAFT
Herrn Frank Krogmann (Geschäftsführer)
Kirchgasse 6
97291 Thüngersheim
Deutschland
Tel.: 0049 9364/811543
Fax: 0049 9364/811559
E-Mail: [email protected]
Tagungspreis:
Für Teilnehmer der wissenschaftlichen Veranstaltung: pro Person € 50,00
– Begleitpersonen ohne Tagungspauschale –
Abendessen am Begrüßungsabend 18. Oktober 2013 im „De Waag“ pro Person € 30,00
(ohne Getränke)
Gesellschaftsabend am 19. Oktober 2013 um 19.00 Uhr pro Person € 40,00 (ohne Getränke)
Grachtenfahrt am 20. Oktober 2013 pro Person € 5,00
Den Tagungsbeitrag bitte bis spätestens 15.09.2013 auf folgendes Konto überweisen:
JULIUS-HIRSCHBERG-GESELLSCHAFT
BLZ 32000 Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG in Wien, Konto-Nr. 11.387.552
1010 Wien, Michaelerplatz 3
bzw. bei Zahlungen von außerhalb Österreichs an folgende
IBAN:
AT133200000011387552
SWIFT (BIC): RLNWATWW
Unterkunft:
Bezüglich Hotel-Vorschlägen wird auf die NUNTIA I/2013 verwiesen. Wer noch eine Unterkunft benötigt, möge sich an Herrn Prof. de Jong [E-Mail: [email protected]] wegen
Unterbringung im Hotel Omega wenden.
Tagungsprogramm
Freitag, 18. Oktober 16.00–ca. 18.30 Uhr
Begrüßung vor der „Oude Kerk“ [Alte Kirche]
Oudekerksplein 23 – 5 Minuten zu Fuß von Straßenbahnhaltestelle Dam,
Linie 16, 24 oder 25
Führung durch die 700 Jahre alte „Oude Kerk“ (Alte Kirche), in der Rembrandt geheiratet hat
und seine erste Frau begraben ist [ggf. Orgelspiel]
Stadtwanderung durch die Altstadt Amsterdams
zur „De Waag“ [Stadtwaage]
Ab ca. 19.00 Uhr Nachtessen in „De Waag“, wo Rembrandt die anatomische Lektion malte
Nieuwmarkt 4
www.indewaag.nl
Samstag, 19. Oktober 8.30–17.00 Uhr
Wissenschaftliche Tagung in der Zentralstelle der
Holländischen Medizinischen Wochenschrift
Joh. Vermeerstaat 2, 5 Minuten zu Fuß vom Rijksmuseum und Concertgebouw,
Straßenbahnhaltestelle Museumplein, Linie 5, 24
http://beeldbank.amsterdam.nl/beeldbank/weergave/record/?id=010094002014
19.00 Festabend im Künstlerklub Arti et Amicitiae,
Rokin 112, Amsterdam
Straßenbahnhaltestelle Spui, Linie 16, 24 und 25
www.arti.nl
Sonntag, 20.Oktober
10.30 Uhr Grachtenfahrt
Treffpunkt wie am Samstagabend, auch Haltestelle Spui
Änderungen vorbehalten!
Wissenschaftliches Programm der JHG, Samstag, 19. Oktober 2011
I. Sitzung 08.30Uhr–10.10 Uhr
Vorsitz: Franz Daxecker – Jutta Herde
08.30 Uhr
Paulus TVM de Jong
Hermann Boerhave 1666–1738, De Visu, Über das Sehen
08.50 Uhr
Jan E. E. Keunen
Frans Cornelius Donders – fälschlicherweise des Betruges in den Niederlanden angeklagt
09.10 Uhr
Gabriela Schmidt-Wyklicky
Die Freundschaft zwischen Donders und Arlt im Spiegel der bisher unveröffentlichten
Donders-Briefe aus dem Arlt-Nachlass in Wien
09.30 Uhr
Franz Daxecker
Brillen, Lupen und Monokel
09.50 Uhr
Gisela Kuntzsch-Kullin
Medizin in Dur und Moll
10.10 Uhr–10.40 Uhr: Pause
II. Sitzung 10.40 Uhr–12.30 Uhr
Vorsitz: Paulus de Jong – Gisela Kuntzsch-Kullin
10.40 Uhr
Frank Krogmann
Augenheilkunde im späten Mittelalter
11.00 Uhr
Jutta Herde
August Gottlieb Richter (1742–1812) – Der Vater der deutschen Augenheilkunde
11.20 Uhr
Hans-Reinhard Koch
Joseph Jacob von Mohrenheim – Chirurg, Augenarzt und seine „türkischen“ Wurzeln
11.40 Uhr
Gottfried Vesper
Zwei Medaillen der Niederlande mit Bügelbrillen-Darstellung aus dem 16. Jahrhundert
12.00 Uhr
Gerhard Holland
Alois Meesmann, nicht nur Ophthalmologe sondern auch Musiker und Maler
12.30 Uhr–13.15 Uhr
Mittagspause
13.15 Uhr–14.00 Uhr
Generalversammlung
III. Sitzung 14.00 Uhr–16.00 Uhr
Vorsitz: Albert Franceschetti – Gabriela Schmidt-Wyklicky
14.00 Uhr
Dieter Schmidt
Georg Friedrich Händels Erblindung
14.20 Uhr
Jörg Draeger
Ophthalmologische Befunde bei einer 300-Jahre alten Inzucht-Population auf den kleinen
Antillen
14.40 Uhr
Guido Kluxen
Beriberi
15.00 Uhr–15.15 Uhr
Pause
IV. Sitzung 15.15 Uhr–17.15 Uhr
Vorsitz: Gerhard Holland – Dieter Schmidt
15.15 Uhr
Danny Hirsch-Kauffmann Jokl
Die Entdeckung der „Visochirurgie“
15.35 Uhr
Balder P. Gloor
Arthur Gloor:
ein halbes Jahrhundert Ophthalmologie in Praxis und Regionalspital 1899–1954
15.55 Uhr
Helmut Gröger
Zur Entwicklung chirurgischer Methoden der Wiener Ophthalmologischen Schule im Spiegel
des Handbuchs „Augenärztliche Eingriffe“ von Josef Meller
16.35 Uhr
Frank Joseph Goes
Augenerkrankungen berühmter Persönlichkeiten der Geschichte
16.55 Uhr
Andreas Mettenleiter
Adam Karillon und eine kuriose Staatsexamensprüfung bei Robert Ritter von Welz in
Würzburg 1876
Posterausstellung
Licht und Schatten eines Bildes.
Das Leben von Giovanni Francesco Barbieri, “il Guercino” – der Schieler
Zweck
Schielen gilt als weit verbreitete Dysfunktion des Auges. Im Allgemeinen wird Schielen als
unattraktiv eingeschätzt. Im Altertum hingegen verstanden manche Gesellschaften ein
Schielen als Zeichen von Gläubigkeit oder sogar Schönheit. Auf einigen Bildern war sogar
Venus schielend abgebildet. Der berühmteste schielende Maler, war Giovanni Francesco
Barbieri (* 08.02.1591; † 22.12.1666, beides Italien). Sein Spitzname lautete „il Guercino“,
was übersetzt „der Schieler“ bedeutet. Dieses Poster soll sowohl die Sehfunktion als auch
Kunst aus der Perspektive einer schielenden Person beleuchten
Methode
Selektive Literaturrecherche in Büchern und Zeitschriftenartikeln über PubMed, Google
Scholar und Google mit Bezug auf Leben und Werk von Giovanni Francesco Barbieri.
Ergebnisse
Da Schieler im Allgemeinen nur ein Auge nutzen und das andere amblyop ist kann davon
ausgegangen werden, dass ihre Gemälde einen mehr oder weniger zwei-dimensionalen
Charakter aufweisen.
Bereits im Alter von 7 zeigte Barbieri großes Talent beim Zeichnen und Malen. Mit 17
begann er seine Ausbildung in der berühmten Kunstschule in Bologna. Barbieri war sehr
produktiv: er hinterließ 106 Altarbilder und 144 andere Gemälde. Bereits zu Lebzeiten war
Barbieri ein akzeptierter Künstler und galt als wohlhabend. Wenn man eine Auswahl von
Barbieris Bilder analysiert kann man feststellen, wie detailreich der Künstler in seinen Bildern
an Licht und Schatten gearbeitet hat, um ein drei-dimensionales Bild dar zu stellen.
Zusammenfassung
Barbieri machte kein Geheimnis aus seinem Schielen. Im Gegenteil, er zeigte sein
schielendes Auge ganz bewusst in seinem berühmten Selbstportrait von ca. 1635. In
Barbieris Bilder kann eine sehr detailreiche Verwendung von Licht und Schatten gefunden
werden. Man vermutet, dass der Künstler so genau Licht und Schatten mit seinem
funktionsfähigen Auge studiert hat, dass er damit sein amblyopes Auge kompensieren
konnte. Auf diese Weise konnte Barbieri Bilder mit einer erstaunlichen Bandbreite von Licht
und Schatten erschaffen.
Einrichtung
(1) International Vision Correction Research Centre (IVCRC), Dept. of Ophthalmology,
University of Heidelberg, Germany
(2) Eye Clinic, University of Florence, Italy
Autoren
[1] Florian T. Kretz, [email protected]
[1] Sibylle Scholtz, [email protected]
[1] Ramin Khoramnia, [email protected]
[2] Cinzia Mazzini, [email protected]
[1] Gerd U. Auffarth, [email protected]
100 Jahre humanitäre Arbeit in Gabun. 100 Jahre Tropenklinik in Lambaréné:
Albert Schweitzer
Zweck
1913 gründete Albert Schweitzer seine Tropenklinik in Lambaréné (Gabun). Anlässlich des
100. Jahrestages der Gründung der Klinik präsentiert dieses Poster sowohl Schweitzers
beeindruckenden Lebenslauf und Lebenswerk als auch einen Überblick über das
Krankenhaus in Lambaréné mit Fokus auf die augenärztlichen Aktivitäten.
Ergebnisse
Albert Schweitzers Lebenslauf liest sich äußerst komplex: Er war Priester, Pazifist, Organist,
Philosoph und - Arzt. Seine Klinik in den afrikanischen Tropen zeugt auch heute noch von
Schweitzers tiefster Begeisterung und seinem unglaublichen Interesse an humanitärer
Arbeit. Neben der Durchführung verschiedener Operationen, allgemeinärztlichen, tropenmedizinischen, pädiatrischen und zahnheilkundlichen Maßnahmen werden auch LepraPatienten und Augenerkrankungen hier behandelt.
Zusammenfassung
Auch heute noch gilt Albert Schweitzer ein inspirierendes Vorbild für alle Generationen. Am
13. Januar, Schweitzers Geburtstag, startete 2013 das „Albert Schweitzer Jahr“, mit dem die
Erinnerungen an den Geist und die Errungenschaften dieses einmaligen Menschen aufrecht
erhalten werden sollen.
Einrichtung
International Vision Correction Research Centre (IVCRC), Dept. of Ophthalmology,
University of Heidelberg, Germany
Autoren
Sibylle K. Scholtz, [email protected]
Gerd U. Auffarth, [email protected]
Zusammenfassungen
Prof. Dr. Franz Daxecker
Österreich
Brillen, Lupen und Monokel
Brillen sind meist Gebrauchsgegenstände, manche sind jedoch kleine Kunstwerke. Sie änderten sich mit dem Zeitgeschmack. Aus einer Brillensammlung werden interessante Stücke
präsentiert, z. B. kunstvoll verzierte Lorgnons aus Silber oder Gold, Kneifer, Monokel, Fadenbrillen aus Asien, Chinesische Sonnenbrillen, Schläfenbrillen, Ohrenbrillen und dazugehörende Etuis. Brillen dienen nicht nur zur Visusverbesserung, auch Schutzbrillen für Autos,
Motorräder, Fliegerbrillen, Schneeschutzbrillen und Schwimmbrillen wurden entwickelt. Dazu
kommen noch perlmuttverzierte Operngläser, Fernrohre und Lupen.
Prof. Dr. Jörg Draeger
Deutschland
Ophthalmologische Befunde bei einer 300-Jahre alten Inzucht-Population auf den kleinen
Antillen
Schon vor längerer Zeit hat Clemmessen über das Winkelblockglaukom als Erblindungsursache bei isolierten Inzucht-Populationen an der Ost-Grönländischen Küste berichtet. Derartige Untersuchungen legten es nahe, bei ähnlichen Bevölkerungsgruppen nach derartigen
Veränderungen im morphologischen und pathophysiologischen Bereich als mögliche Folge
genetischer Einflüsse zu forschen.
Weit zurückreichende, sehr kleine Inzucht-Populationen sind auf der Welt inzwischen selten
geworden. Ich nenne hier nur Pitcaem im Pazifik als beinahe krassestes Beispiel. Die Kernbevölkerung der Oase Siva in der nördlichen Sahara, die Kernbevölkerung der Oster- Inseln
im östlichen Pazifik, etc.
Zu dieser Gruppe gehört zweifellos auch die Insel Saba im Nordbereich der kleinen Antillen,
wo heute wenig mehr als 800 Einwohner der Anfang des 18. Jahrhunderts zugezogenen
Bevölkerung leben. Erstaunlich ist davon außerdem noch die Hälfte weiß, die andere Hälfte
schwarz, hinzugezogene Sklaven, die aber auch heute noch völlig getrennt in einem separaten Dörfchen leben.
Per Zufall haben wir die Vulkan-Insel beim Überflug entdeckt und sofort den Beschluss für
diese Studie gefasst.
Mit 7 Personen sind wir sodann für eimge Zeit nach Saba gereist, um entsprechende ophthalmologische Untersuchungen vorzunehmen: Vor allem Refraktion, Tonometrie, NetzhautBefund, Funktion, etc.
Der eigentlich interessanteste Bereich der Ausprägung der Hypermetropie ist verhältnismäßig wenig betont, nur bei Weißen zwei Extrem-Fälle. Unerwartet war der etwas höhere
Tensionswert, v. a. die Präsenz von Katarakten, was aber eben möglicherweise auch mit der
völlig fehlenden ophthalmologischen Betreuung zusammenhängt.
Prof. Dr. Balder P. Gloor
Schweiz
Arthur Gloor: ein halbes Jahrhundert Ophthalmologie in Praxis und Regionalspital 1899–
1954
Dr. Arthur Gloor (1869–1954) hat nach drei-jähriger Ausbildung in innerer Medizin und weiteren drei Jahren in Augenheilkunde in Basel unter Mellinger von 1899–1954 in Solothurn eine
augenärztliche Praxis geführt und am dortigen Bürgerspital von 1903 bis 1941 eine Augen-
abteilung geleitet. Seine Praxisunterlagen sind in der Zentralbibliothek Solothurn archiviert.
Sie bestehen aus 67 Diarien, enthaltend die Krankengeschichten von 45 319 Patienten auf
etwas mehr als 30’00 Seiten, darin im Text zahllose kleine Skizzen und zudem separat auf
grossen Blättern ca. 600 Zeichnungen. Dass dieser Augenarzt ein leidenschaftlicher und
hervorragender Zeichner war, geben dieser Quelle das besondere Gepräge. Die Krankengeschichten der einzelnen Patienten sind über die ganze Zeitperiode exakt und ausführlich
geführt und enthalten viele weit über die Ophthalmologie hinaus gehende Kommentare. Sie
widerspiegeln damit das Gesicht der praktischen Ophthalmologie in der ersten Hälfte des
letzten Jahrhunderts, werden aber auch zu einem Fundus der Sozial- und Stadtgeschichte
des Kantons Solothurn, dies vor dem Hintergrund der persönlichen Lebensgeschichte wie
auch zweier Weltkriege. Dieser Beitrag beschränkt sich auf einen kurzen Überblick über Frequenzen und Spektrum des Krankengutes mit dessen hervorstechendsten Unterschieden
gegenüber der heutigen Zeit, gezeigt anhand von besonders eindrücklichen Zeichnungen,
nicht ohne Hinweise auf einige besonders interessante Geschichten und Geschichtlein.
Dr. Frank Joseph Goes
Belgien
Augenerkrankungen berühmter Persönlichkeiten der Geschichte
Zweck: Analyse der Augenerkrankungen (von geringeren Problemen, wie z. B. refraktiven
Fehlern bis zu wesentlichen Störungen der Sehfunktion und schlussendlich Erblindung) berühmter Persönlichkeiten der Geschichte wie z.B. König John der Blinde, König George V
von Hannover, Napoleon Bonaparte, Moshe Dajan, Horatio Nelson, König Henry II., Alexander der Große und vieler anderer.
Methoden: Selektive Literaturrecherche in Büchern und Zeitschriften-Artikeln via PubMed
und Google.
Ergebnisse: Wir präsentieren, wie die Augenprobleme dieser führenden Persönlichkeiten
deren tägliches Leben und ihre Entscheidungen beeinflusst haben- und vielleicht sogar die
GESCHICHTE entschieden haben.
Zusammenfassung: Bislang unbekannte Fakten werden mit den Augenerkrankungen dieser
historischen Vertreter in Verbindung gebracht.
Univ.-Doz. Dr. Helmut Gröger
Österreich
Zur Entwicklung chirurgischer Methoden der Wiener Ophthalmologischen Schule im Spiegel
des Handbuchs „Augenärztliche Eingriffe“ von Josef Meller
Josef Meller (1874–1968), Assistent der II. Universitäts-Augenklinik in Wien unter Ernst
Fuchs (1851–1930), publizierte 1908 ein Handbuch der Augenchirurgie in englischer Sprache, das in Großbritannien und den USA überhaupt die erste Monographie über Operationen
am Auge war. Das Handbuch beinhaltete nur die an der Klinik Fuchs praktizierten Methoden.
Meller, seit 1914 Vorstand der Universitäts-Augenklinik Innsbruck, brachte die erste deutsche Ausgabe des Handbuchs erst 1918 heraus.
Die Beliebtheit und rasche Verbreitung des Handbuchs beruhte auf der praxisbezogenen
Darstellung mit zahlreichen Abbildungen der einzelnen Operationsschritte sowie der Handhaltungen des Operateurs und des Assistenten.
Anhand der Auflagen des Handbuchs zwischen 1908 und 1950 lässt sich die Entwicklung
augenärztlicher Operationen der Wiener Ophthalmologischen Schule darstellen.
Seit 1919 Vorstand der I. Universitäts-Augenklinik in Wien, veränderte Meller das Konzept
des Handbuchs ab der 4. Auflage (1938). Über die Ergänzung der neuen Erkenntnisse zur
Behandlung der Netzhautablösung durch Elektrokoagulation, die an seiner Klinik erbracht
wurden, hinaus, nahm er die wesentlichen Entwicklungen nicht nur seiner Klinik, sondern der
Wiener Ophthalmologischen Schule insgesamt auf, wie z. B. die Iridenkleisis antiglaukomatosa von Arnold Pillat (1891–1975) oder die Unterminierungsmethode von Karl David
Lindner (1883–1961). Zum letzten Mal erschien das Mellersche Handbuch, herausgegeben
von dessen Schüler Josef Böck (1901–1985), Vorstand der Universitätsaugenklinik in Graz,
in 6. Auflage (1950) neu bearbeitet und ergänzt.
Die Entwicklung war so weit fortgeschritten, dass zu einzelnen Themen der Ophthalmochirurgie eigene Monographien entstanden wie z. B. von Karl Safar (1892–1963) zur Elektrochirurgie am Auge (1953).
Prof. Dr. Jutta Herde
Deutschland
August Gottlieb Richter (1742–1812) – Der Vater der deutschen Augenheilkunde
August Gottlieb Richter, am 13.4.1742 in Zörbig/Kursachsen in der Nähe von Halle/Saale
(heute Bundesland Sachsen-Anhalt) geboren, entstammt einer Theologen- und Gelehrtenfamilie. Er erhielt zunächst Privatunterricht von seinem in Zörbig als Oberpfarrer tätigen Vater Georg Gottfried Richter (1705–1782) und absolvierte die Lateinschule daselbst. Das Studium der Medizin 1760–1764 an der Universität in Göttingen verdankte Richter der finanziellen und mentalen Unterstützung seines an der Göttinger Universität als Medizinprofessor
tätigen Onkels Georg Gottlob Richter (1694–1773). Nach der 1764 erfolgreich abgeschlossenen Staatsprüfung und Promotion begab er sich auf eine fast 2- jährige Studienreise, die
ihn nach Paris, London, Oxford, Leiden, Amsterdam und Groningen führte, und auf der er
berühmte Ärzte wie J. L. Petit, P. Pott, C. C. Siebold, Albinos, M. von Wenzel u. a. kennenlernte. 1766 kehrte Richter nach Göttingen zurück. Im gleichen Jahr wurde er zum a. o. Professor ernannt. Für die Antrittsvorlesung hatte er das Thema der Starextraktion gewählt.
1771 erhielt er die ordentliche Professur. Auf sein Drängen wurde 1781 mit Unterstützung
der Freimaurerloge „Drei Flammen“ das erste akademische Krankenhaus mit 15 Betten eröffnet, dessen Leitung er übernahm und bis 1797 inne hatte, und in dem er neben der Chirurgie auch eine Augenabteilung etablierte. Neben seinen umfangreichen Schriften, vor allem die „Chirurgische Bibliothek“ (15 Bd.), „Anfangsgründe der Wundarzneykunst“ (8 Bd.),
„Abhandlung von der Ausziehung des grauen Stars“ u. a. liegen seine Verdienste in der
Umwandlung der Chirurgie vom Handwerk zur Kunst durch die Wiedervereinigung von Medizin und Chirurgie. Er reformierte die Augenheilkunde mittels Anerkennung dieses Spezialgebietes als integrativer Bestandteil der gesamten Medizin, mit der Einrichtung einer Augenabteilung, der kritischen Verarbeitung der in- und ausländischen Literatur in seiner Zeitschrift
und der Abhaltung von Spezialvorlesungen im Fach Augenheilkunde. Richter war ein berühmter, gesuchter Chirurg. Konrad J. M. Langenbeck (1776–1851) bezeichnete ihn als
„Vater der deutschen Augenheilkunde“. Er starb am 23.7.1812.
Prof. Dr. Danny Hirsch-Kauffmann-Jokl
Vereinigte Staaten von Amerika
Die Entdeckung der „Viscochirurgie“
In den letzten 50 Jahren wurde die Chirurgie des Auges total verändert.
Ohne die Laborbemühungen von Dr. Endre Balazs, weder Ophthalmologe noch Chirurg,
Erfinder von Healon, wären solche neuen Interventionen undenkbar.
Doch wäre er selber sicherlich erstaunt gewesen, wenn man ihm früher erzählt hätte, welchen Einfluss er auf die Geschichte des Auges haben würde.
Prof. Dr. Gerhard Holland
Deutschland
Alois Meesmann, nicht nur Ophthalmologe sondern auch Musiker und Maler
Alois Meesmann (1888–1969) wurde in Rienke bei Bochum geboren. Nach Besuch des humanistischen Gymnasiums in Essen studierte er Medizin in Freiburg, Münster und Berlin.
Während des ersten Weltkrieges war er Sanitätsoffizier. Seine ophthalmologische Laufbahn
begann er 1919 in der Chante-Augenklinik in Berlin unter Geheimrat Greef. 1923 erfolgte die
Habilitation, 1927 wurde er Oberarzt und 1928 a.o. Professor. Von 1935 bis 1959 war er als
Nachfolger von Heine Direktor der Universität-Augenklinik in Kiel.
Wissenschaftlich beschäftigte Meesmann sich u.a. mit der Pathologie der Linse (UltrarotCataract und Cataracta tetanica). In den fünfziger Jahren galt sein Interesse besonders der
antagonistischen Innervation des Ziliarmuskels. 1938 berichtete er vor der DOG über eine
dominant vererbte Epitheldystrophie der Hornhaut, die als Epitheldystrophie MeesmannWilcke in die Literatur einging. Große Anerkennung fand sein 1927 veröffentlichter Spaltlampenatlas "Die Mikroskopie des lebenden Auges an der Güllstrandsehen Spaltlampe". Meesmann war ein ausgezeichneter Kliniker und hervorragender Operateur, stets auf dem neuesten Stand sowohl in der Glaukom-, Cataract- als auch in der Amotiochirurgie. Sein besonderes Interesse galt der operativen Behandlung des Höhenschielens. Als Lehrer fand
Meesmann bei seinen Studenten und Mitarbeitern große Anerkennung.
In der Freizeit galt seine Liebe der Musik und Malerei. Meesmann spielte hervorragend Klavier und gab über viele Jahre gemeinsam mit einem Geiger Hauskonzerte. Auch das Orgel
spiel pfegte er. Schon in seiner Jugend begann er mit der Malerei. Es interessierte ihn vor
allem die Landschaftsmalerei. Wunderbare und stimmungsvolle Bilder entstanden in der
Umgebung Kiels, auf der Insel Sylt, am Chiemsee, am Wörthersee und in den Bergen der
Schweiz. Leider verschlechterte sich in den letzten Lebensjahren infolge einer Makuladegeneration zunehmend sein Sehvermögen. Er konnte keine Noten mehr lesen und mußte
schließlich auch seine geliebte Malerei aufgeben.
Prof. Dr. Paulus TVM de Jong
Niederlande
Hermann Boerhave 1666–1738, De Visu, Über das Sehen
Hermann Boerhaave ist als ausgezeichneter Lehrer bekannt und seine Studenten kamen
aus ganz Europa. Er studierte Philosophie, Theologie, Botanik, Chemie und Mathematik bevor er Doktor der Medizin wurde. Er beschrieb mehrere Sezierungen an Tieren. Man meinte
früher, dass er mehr Lehrer als hervorragender Forscher war. Es gelang mir nach vielen Jahren eine Übersetzung aus dem Lateinischen vom Kapitel “De sensibus externis, et de visu”
[= Über die äusserlichen Gefühle und das Sehen] zu erhalten. Dieses stammt aus seinem
Buch “Institutiones medicae in usus annuae exercitationis domesticos,“ Leiden 1708. Ich
werde das von Boerhaave Beschriebene mit dem vergleichen, was Galenus (131–216? n.
Chr.) im Kapitel 1, Buch X “Introduktion, Sezierung der Augenhöhle und ihr Inhalt“ berichtete.
Meine Absicht ist es, herauszufinden, was in Boerhaaves Zeit war. Vorerst meine ich, dass
Boerhaave selbst mehrere augenheilkundliche Experimente gemacht hat und somit auch als
ein ophthalmologischer Forscher betrachtet werden kann.
Prof. Dr. Jan E. E. Keunen
Niederlande
Frans Cornelius Donders – fälschlicherweise des Betruges in den Niederlanden angeklagt
Im Jahre 2007 äußerte der bekannte Vorsitzende von Reed Elsvier Publishers, Prof. P. Vinken (1927–2011), den Verdacht, dass der berühmte Augenarzt Prof. F. C. Donders (1818–
1889) Wissenschaftsbetrug begangen habe. Vinken beschuldigte Donders des Plagiats während dessen Antrittsvorlesung an der Utrechter Universität im Jahre 1848. Eine genaue Untersuchung beweist, dass dieser Vorwurf völlig aus der Luft gegriffen ist.
Prof. Dr. Guido Kluxen
Deutschland
Beriberi
Beriberi war eine schwere neurologische Erkrankung, die mit Parästhesiten, Muskelatrophien, zentralnervösen Krämpfen, Herzinsuffizienz, Optikusatrophien und Augenmuskellähmungen einherging. Die Ursache der Erkrankung, die hauptsächlich in Asien grassierte und
seit Jahrhunderten bekannt war, blieb im 19. Jahrhundert zunächst noch unerkannt. Man
vermutete zunächst eine Infektion, weil viele Symptome dafür sprachen. Als aber kein sichtbarer Erreger zu entdecken war, wurde ein virales oder toxisches Geschehen angenommen.
Dann gelang es Christiaan Eijkman in den Jahren 1889-1896 in Niederländisch Ostindien
(Indonesien) nachzuweisen, dass es sich um eine Mangelerkrankung an Vitamin B1 (Thiamin) handelte.
Prof. Dr. Hans-Reinhard Koch und Heinrich Schall
Deutschland
Joseph Jacob von Mohrenheim – Chirurg, Gynäkologe und Augenarzt, und seine "türkischen" Wurzeln
Joseph Jacob (von) Mohrenheim (1756–1799) hat als junger Wiener Chirurg bei Joseph
Barth (1746-1818) die Extraktion der Linse erlernt. Er hat sich mit diesem Verfahren nicht
recht angefreundet und bevorzugte bald wieder den traditionellen Starstich. Mit seinem Lehrer Barth zerstritt er sich und ging 1783 als Professor der Chirurgie nach Sankt Petersburg.
Bekannt wurde er vor allem als Geburtshelfer und Gynäkologe. Einem seiner gynäkologischen Lehrbücher gab er den blumigen Titel „Ueber die Krankheiten der Schönen“ (1799).
Ein anderes (1791) war großzügig mit Folio-Kupfern ausgestattet und wurde von der Zarin
Katharina II. (1729–1796) gefördert und finanziert. Seine ophthalmologischen Erfahrungen
hat er in seinen „Beobachtungen verschiedener chirurgischer Vorfälle“ (1780, 1783) und den
„Wienerischen Beyträgen zur praktischen Arzneykunde“ (1781, 1783) niedergelegt. Dem
heutigen Mediziner ist er als Namengeber der sog. „Mohrenheimschen Grube“ unter dem
Schlüsselbein bekannt. 1790 wurde er von Kaiser Joseph II. (1740-1790) als Baron in den
erblichen Adelsstand erhoben. Bei seinen Kollegen war Mohrenheim teils verhasst, teils bewundert. Dabei dürfte die allerhöchste Kaiserliche Protektion, sowohl in Wien als auch in
Sankt Petersburg, eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. Und diese Protektion dürfte
seiner abenteuerlichen Familiengeschichte geschuldet sein. Sein aus Istanbul stammender
Vater hatte als polyglotter Kaufmannslehrling in Wien den Aufstieg zum Kaiserlichen Vertrauten und Gesandten geschafft. Seine Mutter hatte als Tochter eines Schiffbauers oder
Reeders von der Schwarzmeer-Küste ihre Familie durch eine Pestepidemie verloren. Sie war
mit sechs Jahren in die türkische Sklaverei verkauft, im Alter von 13 von Trinitarier-Mönchen
freigekauft, nach Wien gebracht und von Kaiserin Maria-Theresia (1717-1780) als ihr „Türkenkind“ adoptiert worden.
Frank Krogmann
Deutschland
Augenheilkunde im späten Mittelalter
Die Würdigung der Verdienste von Augenärzten und -ärztinnen des späten Mittelalters
scheint dem Referenten noch ausbaufähig zu sein. Anhand der Vorstellung einiger Persönlichkeiten aus dieser Zeit, neuer anatomischer Erkenntnisse und Gerätschaften soll diese
Auffassung untermauert werden.
Dr. Gisela Kuntzsch-Kullin
Deutschland
Medizin in Dur und Moll
Verbindungen von Medizin und Musik sind vielfältig. Die Bearbeitung dieses Themas stellte
sich der Autorin sehr umfangreich, so dass eine strenge Gliederung und Akzentuierung auf
folgende Teilgebiete notwendig wurde:
1. Musik als Therapie
2. Musikermedizin
3. Mediziner, die Musikgeschichte schrieben
4. Mediziner – Orchester
5. Augenärzte und Musik
6. Große Musiker und ihre Ärzte
7. Mediziner und Krankheiten auf der Musikbühne
8. Musikalische Kompositionen mit optischem Inhalt
Ausführlich wird eingegangen auf die unterschiedlichen Biografien von Medizinern, die Musikgeschichte machten und die Beschäftigung von Augenärzten mit Musik. Es werden Aspekte aufgezeigt, die die Vorliebe von Medizinern zur Musik erklären könnten, letztlich bleiben es Erklärungsversuche.
Handfester Beweis der „Medizin in Dur und Moll“ sind die zahlreichen Ärzte – Musikvereinigungen und das „World Doctors Orchestra“ mit 700 Ärztemusikern aus 50 Nationen, von
denen 2-3 Mal pro Jahr etwa 100 zu Auftritten in internationalen Konzertsälen zusammenkommen.
Dr. Andreas Mettenleiter
Deutschland
Adam Karillon und eine kuriose Staatsexamensprüfung bei Robert Ritter von Welz in Würzburg 1876
Der Dichter Adam Karillon (1853-1938) – studierter Mediziner und praktischer Arzt – beschreibt in seinen 1923 gedruckten Memoiren humorvoll sein – mit Hindernissen behaftetes
– augenärztliches Examen von 1876 in Würzburg. Auch wenn man die Fabulierlust des Literaten in Rechnung stellen muss, entstand dabei ein ungewöhnliches Porträt des kauzigen
Würzburger Ordinarius. Wer mit den damaligen Gegebenheiten der Würzburger Universität
vertraut ist, entdeckt in der launig geschriebenen Textpassage des eloquenten Zeitzeugen
viele interessante Details.
Prof. Dr. Dieter Schmidt
Deutschland
Georg Friedrich Händels Erblindung
Hintergrund: In zahlreichen Biographien wird über Händels Erblindung berichtet.
Methode: Beurteilung der Biographien über G. F. Händel.
Ergebnis: Aus den Biographien ist zu entnehmen, dass Händels Allgemeinkrankheit wahrscheinlich durch kardiovaskuläre Risikofaktoren (Rauchen, Adipositas und Alkoholgenuss)
hervorgerufen wurde. Denkbar ist auch, dass eine arterielle Hypertonie bestand. Bekannt war
seine Leidenschaft zur Völlerei. Er neigte zum Jähzorn und wies einen zyklothymen Charakter
auf. Im Jahr 1737 war seín linker Arm gelähmt. In den Jahren 1741 und 1743 sind leichte
Schlaganfälle (transitorisch Ischämische Attacken?) mitgeteilt worden. Seit 1758 litt er unter
Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Ein Schlaganfall ist mit großer Wahrscheinlichkeit als
Todesurache anzunehmen, denn die Totenmaske weist eine Déviation conjugée auf. Die erste
Sehminderung teilte Händel in der Partitur des Oratoriums „Jephtha“ handschriftlich im Jahr
1751 mit. Ob es sich dabei um eine einseitige Erblindung oder um eine homonyme Hemianopsie handelte, ist ungeklärt. Nicht sicher ist auch, ob eine vollständige Erblindung beider Augen
bestand, denn 1758 wurde eine Notenblattkorrektur mit seiner Handschrift gefunden. Ob
Samuel Sharp (1751) eine Operation vornahm, ist als unwahrscheinlich anzunehmen, da er die
Diagnose ”gutta serena“ („Schwarzer Star“) stellte, also eine Augenerkrankung, die äußerlich
nicht festzustellen war und somit in der damaligen Zeit auch nicht diagnostiziert und behandelt
werden konnte. Demnach hatte auch keine Katarakt zu dieser Zeit bestanden. Ob innerhalb
eines Jahres (1752) doch noch eine Katarakt aufgetreten war, könnte möglich sein, da William
Bromfield eine Augenoperation vornahm. Eine vorübergehende Sehverbesserung wurde nach
der Operation mitgeteilt. Komplikationen mit Erblindungen traten nach den damaligen Kataraktoperationen („Reklinationen“) im Allgemeinen häufig auf. Ob der „Chevalier“, Kurpfuscher und
Quacksalber John Taylor (1758) nochmals eine Operation vornahm, ist nur aus Taylors lügenhafter Biographie zu entnehmen, wurde jedoch nicht von anderen Autoren als sicher angegeben. Gezweifelt wurde auch daran, ob Händel an beiden Augen vollständig blind war. An der
Totenmaske Händels ist eine Protrusio bulbi rechts mit Hornhauttrübungen zu erkennen. Auch
diese Krankheitszeichen wurde bisher nicht beachtet und ist nachträglich nicht zu klären.
Schlussfolgerung: Georg Friedrich Händels Allgemeinkrankheit ist durch kardiovaskuläre
Risikofaktoren mit leichteren Schlaganfällen - und 1759 durch einen tödlichen Schlaganfall
erklärbar. In Zusammenhang mit den Gefäßrisikofaktoren ist auch die Erblindung infolge von
Durchblutungsstörungen der Retina und/oder der Sehnerven anzunehmen.
Univ.-Doz. Dr. Gabriela Schmidt-Wyklicky
Österreich
Die Freundschaft zwischen Donders und Arlt im Spiegel der bisher unveröffentlichten Donders-Briefe aus dem Arlt-Nachlass in Wien
Der niederländische Physiologe und Ophthalmologe Frans Cornelis Donders (1818-1889)
war dem Wiener Ordinarius für Augenheilkunde und Vorstand der Wiener Universitäts-Augenklinik Ferdinand Ritter von Arlt (1812-1887) durch mehrere Jahrzehnte in enger Freundschaft verbunden. Arlt und seine ehemaligen Schüler Donders und Albrecht von Graefe
(1828-1870) waren die dominierenden wissenschaftlichen Fachvertreter der Augenheilkunde
ihrer Zeit im deutschen Sprachraum. Gemeinsam gaben sie ab 1855 das von Graefe 1854
begründete „Archiv für Ophthalmologie“ als führendes Publikationsorgan ihres Faches heraus.
Das Institut für Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien bewahrt eine
größere Anzahl von Donders-Briefe aus dem Arlt-Nachlass auf. Diese bisher unveröffentlichten Dokumente sind ein authentisches Zeugnis sowohl der wissenschaftlichen als auch
der privaten Beziehungen dieser beiden maßgeblichen Ophthalmologen zueinander. Ausgewählte Passagen werden hier erstmals vorgestellt.
SR Dr. Gottfried Vesper
Deutschland
Zwei Medaillen der Niederlande mit Bügelbrillen-Darstellung aus dem 16. Jahrhundert
1572 Geusenpfennig
1582 Notklippe der Stadt Audenarde (heute Oudenaarde)
Anmeldung
zur XXVII. Zusammenkunft der JULIUS-HIRSCHBERG-GESELLSCHAFT
Amsterdam, 18. bis 20. Oktober 2013
an
JULIUS-HIRSCHBERG-GESELLSCHAFT
Frank Krogmann
Kirchgasse 6
97291 Thüngersheim
Deutschland
Tel: +49 9364/811543
Fax: +49 9364/811559
E-Mail: [email protected]
Ich nehme an der JHG-Zusammenkunft in Amsterdam mit …... Partner(n) teil.
Tagungsbeitrag:
für Teilnahme am wissenschaftlichen pro Person € 50,00
= € ……
Begrüßungsabend am 18. Oktober 2013 ca. 19.00 Uhr
pro Person € 30,00 (ohne Getränke)
,
= € .......
Festabend am 19. Oktober 2013 um 19.00 Uhr
pro Person € 40,00 (ohne Getränke)
,
= € .......
Grachtenfahrt am 20. Oktober 2013 um 10.30 Uhr pro Person € 5,00
= € .......
Den Tagungsbeitrag bitte bis spätestens 15. September 2013 auf folgendes Konto zahlen:
JULIUS-HIRSCHBERG-GESELLSCHAFT
BLZ 32000 Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG in Wien, Konto-Nr. 11.387.552
bzw. bei Zahlungen von außerhalb Österreichs an folgende
IBAN:
AT133200000011387552
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Adresse: Michaelerplatz 3, 1010 Wien, Österreich
Namen der Begleitpersonen:
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