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Rottenburger Post Dienstag, 2. Februar 2016 Doppelte Miete Bürgergeld für den Weltladen-Umzug Demnächst zieht der Weltladen von der Stadtlanggasse an den Metzelplatz. Die Stadt Rottenburg bezuschusst die Umzugskosten und die neue Einrichtung mit 15 500 Euro. Rottenburg. Nach 17 Jahren an der Stadtlanggasse will der Weltladen noch vor Ostern in die ehemalige „Anita“-Boutique am Metzelplatz ziehen. Davon erhofft sich der Verein eine bessere Sichtbarkeit und Erreichbarkeit. Anders als der bisherige Laden werden die neuen Verkaufsräume barrierefrei sein. Für die neue Laden-Einrichtung (von der Spülmaschine bis zur Beleuchtung) rechnet der Weltladen mit Kosten von gut 10 000 Euro. Ein großer Posten ist auch die doppelte Mietbelastung für neun Monate, bis der alte Vertrag ausläuft (7200 Euro). Die meiste Arbeit wollen die Mitglieder ehrenamtlich leisten – und zusätzlich noch einiges Geld spenden. „Sehr lobenswert“ sei das Weltladen-Engagement, fand WiR-Stadtrat Jörn Heumesser, als der Sozialausschuss des Rottenburger Gemeinderats in der vergangenen Woche über einen Bürgergeld-Antrag für die Umzugskosten beriet. Aber er habe Bedenken, dass nun auch andere Vereine Geld für neue Spülmaschinen und Laptop-Com- puter beantragen könnten. Heumesser: „Wir sollten keinen Präzedenzfall schaffen.“ Diese Gefahr sah Oberbürgermeister Stephan Neher nicht. Der Sozialausschuss könne stets frei entscheiden, ob er einen Zuschuss aus dem städtischen BürgergeldTopf bewillige oder nicht. Nach 17 Jahren in den bisherigen Räumen sei die neue Inneneinrichtung auch „kein übertriebener Luxus“. Die städtische Ehrenamts-Beauftragte Birgit Reinke erinnerte an den Umzug von „Morizles Kleiderkistle“ im vergangenen Jahr. Auch dafür habe der Ausschuss einen Zuschuss genehmigt. SPD-Stadtrat Hermann Josef Steur hatte „kein grundsätzliches Problem“ mit dem Weltladen-Antrag. Zudem spiele der Laden „für uns als Fairtrade-Stadt eine wesentliche Rolle“. Linken-Stadtrat Emanuel Peter sprach dagegen von einer „technischen Hochrüstung“ des Weltladens. Um die Kosten zu senken, sollte man „nochmal gründlich nach Alternativen suchen“. Vor allem aber erinnerte Peter an die prekäre Lage mancher kleinen Lebensmittelläden in den Stadtteilen. „Die haben auch eine sichtige soziale Funktion. Sollen wir demnächst auch diese kleinen Läden unterstützen?“ Am Ende stimmte Peter als einziger gegen den Antrag. mi Strukturen verbessern Neues Fortbildungsprogramm für Vereine „Starke Vereine in Rottenburg“ ist ein neues, von der RobertBosch-Stiftung gefördertes Fortbildungsprogramm überschrieben. Rottenburg. Ergänzend zum bereits bestehenden Programm „Weiterbildung für Bürgerengagement und Ehrenamt“ entstand das Fortbildungsprogramm „Starke Vereine in Rottenburg“. Es geht grundlegende Themen der Vereine an. Das Fortbildungsprogramm besteht aus fünf Modulen, die jedoch unabhängig voneinander gebucht werden können. Am Samstag, 27. Februar, spricht Sandra Holzherr über das Thema „Zukunftsmanagement – Eine Standortbestimmung für den Verein“. Holzherr ist Beraterin und Projektmanagerin für internationale Wirtschaftsentwicklung. In diesem Workshop sollen die Teilnehmer/innen von 10 bis 17 Uhr ermitteln, wie der Verein für die nähere und weitere Zukunft fit wird oder bleibt. Zudem besteht die Möglichkeit, die identifizierten Handlungsbedarfe hinsichtlich Vereinsstruktur, Mitglieder, Projektmanagement, Vereinsprogramm oder Projektfördermittel in den folgenden Modulen weiter zu vertiefen. Wer sich dafür interessiert, sollte sich bis spätestens 20. Februar bei der Koordinierungsstelle für Bürgerschaftliches Engagement der Stadtverwaltung Rottenburg anmelden, entweder per e-Mail an [email protected] oder unter Telefon 0 74 72 / 16 54 05. Im zweiten Modul geht es am Samstag, 19. März, um „Struktur und Mitglieder“. Geleitet wird dieser Workshop von dem Mediator und Pädagogen Wolfgang Mesner. Wer mitmachen will, sollte sich bis 12. März anmelden. Das dritte Modul am Freitag, 8. April, beschäftigt sich mit dem Projektmanagement für Vereine. Referentin ist wiederum Sandra Holzherr. Interessierte sollten sich bis spätestens 1. April anmelden. Im vierten Modul am Samstag, 11. Juni, spricht Wolfgang Mesner über die jeweiligen Vereinsprogramme und gibt Anregungen, wie diese verändert oder erweitert werden könnten. Anmeldeschluss ist hier der 4. Juni. Im fünften Teil der Reihe schließlich stellt Sandra Holzherr Möglichkeiten zur Förderung von Projekten vor und verrät, wie die Antragstellung professionalisiert werden kann. Anmeldungen bis zum 25. Juni. Die Seminare kosten jeweils 39 Euro pro Verein, wobei jeder Verein mit bis zu fünf Mitgliedern teilnehmen kann. rum ES GEHT AUFWÄRTS mit dem Jahr 2016, auch hier in Remmingsheim. Schon ist Februar, einst der Monat beißender Kälte. Gewählt wird in den Schulen Pläne für eine Art Jugendgemeinderat in Rottenburg / Keine Direktwahl Rottenburg soll eine Art Jugendgemeinderat bekommen. Er soll aus Delegierten aller weiterführenden Schulen bestehen – also nicht direkt von allen Jugendlichen in der Stadt gewählt werden. Am gestrigen Montag diskutierten die Schülersprecher/innen über die Modalitäten. MICHAEL HAHN Rottenburg. Oberbürgermeister Stephan Neher hatte zu der Sitzung des „Gesamtschülersprecherbeirats“ eingeladen; das Gremium tagte im Neuen Sitzungssaal des Rottenburger Rathauses. Neben 19 Schülersprecher/innen (nur Sankt Klara und Weggentalschule fehlten) waren auch drei erwachsene Gemeinderäte (von SPD, Grünen und Freien Bürgern) gekommen. Der jüngste anwesende Schülersprecher war der 13-jährige Hamza Yigitel von der Ergenzinger Gemeinschaftsschule; fünf seiner Kolleg(inn)en waren schon volljährig. Die Runde hatte bereits drei Mal getagt und darüber beraten, wie Jugendliche besser an der Kommunalpolitik beteiligt werden können. Dabei kam eine Art Satzungsentwurf heraus, der nun gestern öffentlich diskutiert – und in Details nochmals verändert – wurde. Wenn der offizielle Gemeinderat am 22. März diesem Entwurf zustimmt, dann könnte im kommenden Dezember erstmals eine solche Rottenburger Jugendvertretung gewählt werden. Welche Themen die künftige Jugendvertretung behandeln soll, blieb vage formuliert: „Planung und Vorhaben der Stadtverwaltung Rottenburg, die die Interessen von Jugendlichen berühren“. Zwei Beispiele wurden in der Diskussion genannt: Standortsuche für ein neues Jugendhaus und Probleme mit dem Jugendraum in einem Stadtteil. Die Themen sind also „schul-unabhängig“, betonte der OB. Zu solchen Themen soll die Jugendvertretung ein „Antrags- und Vorschlagsrecht“ (an den Gemeinderat, an dessen Ausschüsse oder an die Ortschaftsräte) erhalten. Außerdem bekommen die Jugendvertreter ein „Rederecht“ in den „erwachsenen“ Gremien. Und sie entsenden ein (nicht stimmberechtigtes) Mitglied in den Sozialausschuss – auch in dessen nicht-öffentliche Sitzungen. Und wer sitzt nun in dem künftigen Gremium? Alle weiterführenden Schulen (städtische und katholische sowie die Berufliche Schule) sollen Delegierte entsenden: je nach Schülerzahl ein, zwei oder drei. Insgesamt käme man so auf 19 Mitglieder, die wiederum einen maximal dreiköpfigen Vorstand bilden sollen. Die Jugendvertretung soll etwa alle zwei Monate tagen. Eine Direktwahl durch alle Jugendlichen sei ein „Riesen-Aufwand“, sagte OB Neher. In Rottenburg leben gut 3000 Jugendliche (12 bis 18 Jahre, laut Statistischem Landesamt). Neher verwies auf das Tübinger Beispiel, wo die Wahlbeteiligung oft nicht besonders hoch ist, und wo sich beim letzten Durchgang nicht einmal genug Kandidat(inn)en für den Jugendgemeinderat fanden. Die Kehrseite: Ohne Direktwahl sind einige wenige junge Rottenburger, die auswärts zur Schule gehen oder die Schule bereits abgeschlossen oder abgebrochen haben, nicht beteiligt. Umgekehrt dürfen nun auch Schüler/innen mitstimmen, die aus einer Nachbargemeinde (etwa aus Starzach oder Bondorf) einpendeln oder die bereits volljährig sind. Ebenso Schüler/innen, die keinen deutschen oder EU-Pass haben – und die, sobald sie volljährig werden, dann keine politischen Mitspracherechte mehr haben. Wie die Schulen ihre Delegierten bestimmen, bleibt offen. Die Stadtverwaltung hatte vorgeschlagen, dass nur die jeweilige SMV (Schülermitverantwortung) wählen soll- Beim Schokoladen-Tango ging‘s an die Rippchen Die Stuttgarter Kabarettistin Sabine Schief gastierte im ausverkauften Torbogen-Theater Rottenburg Klein, fein und ausverkauft war das Theater am Torbogen beim Gastspiel der Stuttgarter Kabarettistin Sabine Schief. FRED KEICHER Rottenburg. Gekommen war nicht unbedingt ein vergnügungssüchtiges Publikum. Zumindest einer war dabei, an dem ein alter Psychologenwitz havarierte. „Wie viele Psychologen braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?“, fragte die Schief in dem einsäuselnden Stuttgarter Honoratiorenschwäbisch und wurde barsch beschieden: „Keinen!“ Auch eine gute Antwort, aber wo bleibt da der Witz? Die richtige Antwort wäre gewesen: „Einen, aber die Glühbirne muss ganz arg wollen.“ Mit großem Gepäck war die Kabarettistin nach Rottenburg gekommen. Galt es doch, das Personal des kabarettistischen Rollenspiels auf der Bühne auszustatten. Da war die Tante Irina aus Kasachstan, die Tante Esmeralda, die einen esoterischen Karma-Kanal im Fernsehen betreibt, und der Onkel Georg, der so perfekt zufrieden und missvergnügt ist, dass er schon lebensecht wirkt. Tante Irina gelingen bedeutende interkulturelle Einsichten. Was sagt die Schwäbin zu ihrem Mann nach dem Sex? „Nicht schlecht.“ Die Französin schwärmt ihren Chéri an. Die Russin aber fragt: „Iwan lebst Du noch?“ Na, der war zu Zeiten der Kuba-Krise schon mal modern. Unklar bleibt, ob der Titel der Show „Stirb glücklich“ satirisch gemeint ist. Auf der einen Seite gab es viel, auch scharfen Spott über überschießenden Psychologismus. Über Säuglinge etwa die an BBO leiden (für Baby-Burnout) und nicht mehr auf den Topf gesetzt werden, sondern auf den iPot. Auf der anderen Seite war da aber auch viel gschmusige Lebensberatung. Die Glanznummer des Abends Leserfoto: Paul Räpple Kabarett im Theater am Torbogen: Sabine Schief. begann mit der einfachen Frage: „Wo machen Sie beim Q das kleine Strichchen hin?“ Nach links zeigend oder nach rechts? Das ansonsten sehr interaktive Publikum Bild: Keicher reagierte zurückhaltend. Das konnte ja nur eine Falle sein. Es lief aber auf einen wunderbaren Witz hinaus. Manche, sagte Schief, machen zwei kleine Strichchen, einen nach links, den anderen nach rechts. Das wird dann das berühmte Merkel-Q. Man müsse aber lange dran arbeiten. Schief schickte ihr Publikum in die Pause mit der Aufgabe herauszufinden, was man aus „Bundeskanzlerin“ durch bloße Umstellung der Buchstaben machen könne. Der Publikumspreis ging an „Bundeszanklerin“. Die Zentral- und Kernnummer des Kabaretts, Schlager komisch gegen den Strich zu bürsten, beherrscht Schief perfekt. Machte aus dem „Kriminaltango“ einen lasziven „Schokoladentango“, spürte den Rippchen entlang in die Furche bis zur Sollbruchstelle. Fast zwangsläufig endete das Programm mit einer Andrea-Berg-Parodie: „Du hast mich 1000 Mal betrogen, 1000 mal verletzt.“ Und warum hilft einem niemand? Schief wusste eine Maxime: „Es gibt nur eine Hand, die dir hilft: die am Ende deines Arms.“ Ohne Zugabe durfte sie nicht von der Bühne. te. Aber etliche Schülersprecher/innen wollten lieber die ganze Schule wählen lassen. Benedikt Fundel vom Sankt-Meinrad-Gymnasium setzte sich für einen einheitlichen Modus ein – erfolglos. Am Ende entschied die Mehrheit, dass der Wahlmodus den einzelnen Schulen freigestellt bleibt. Wer an der Schule über das Verfahren entscheidet, blieb ungeklärt. Ein Sitzungsgeld soll es auch geben: Hauptamtsleiterin Silvia Seeliger sprach von 15 Euro für eine bis zu dreistündige Sitzung. Aber das muss der Gemeinderat erst noch genehmigen. Lange diskutierten die Jugendlichen auch darüber, unter welchen Umständen einem Jugendvertreter sein Sitz wieder entzogen werden kann. „Und wie kriegen die Jugendvertreter überhaupt die wichtigen Themen mit?“ fragte Jesko Göttges vom Eugen-Bolz-Gymnasium. Hauptamtsleiterin Seeliger verwies auf die Gemeinderats-Unterlagen, die im Internet eingesehen werden können. Ob das Ganze funktioniert, wird auch vom guten Willen der Beteiligten abhängen. Der gestrige Montag stimmte da zuversichtlich: Die Jugendlichen diskutierten sehr engagiert und brachten auch Verbesserungsvorschläge ein – und OB Neher griff manche davon bereitwillig auf. Schule stellt sich vor Rottenburg. Zu einem Schnuppernachmittag für interessierte Eltern und Kinder der 4. Klassen lädt die Hohenbergschule am Mittwoch, 17. Februar, von 14.30 Uhr bis 16 Uhr ein. Die Hohenbergschule ist eine offene Ganztagesschule. Anmeldung ist dann am 16. und 17. März von 7.30 bis 12 Uhr. Stadt informiert über Ausbildung Rottenburg. Über Ausbildungsmöglichkeiten bei der Stadtverwaltung informiert diese am Samstag, 27. Februar, ab 10 Uhr im Rottenburger Rathaus. Dort geht es um den Beruf Verwaltungsfachangestellte(r) (Voraussetzung: Mittlere Reife) und den Studiengang Public Management zum Bachelor of Arts (Voraussetzung: Fachhochschulreife oder Abitur). Anmeldung bis 17. Februar über www.rottenburg.de