60 Jahre Porsche Import in der Schweiz.
Transcription
60 Jahre Porsche Import in der Schweiz.
PORSCHE PLUS PORSCHE TIMES | AUSGABE 1/11 | Seite 12 Seite 13 | PORSCHE TIMES | PORSCHE PLUS AUSGABE 1/11 Neben einem finanziellen Vorschuss unterstützte er ausserdem massgeblich die Fertigung, indem er über die Schweiz die notwendigen Ersatzteile, Reifen und Leichtmetall- Ein 356 Coupé, Startnummer 5, in der Kurve der Rennstrecke des Rennfahrerlehrgangs in Lugano, Schweiz vom 7. bis 12.04.1954 Bleche organisierte. Nicht zuletzt betrieb Rupprecht von Senger mit dem Porsche 356 „Nr. 1” Öffentlichkeitsarbeit für die Gmündner Sportwagenmanufaktur: Im Vorfeld des Schweizer Grand Prix am 4. Juli 1948 stellte er den Wagen Journalisten auf der Bremgarten-Rennstrecke für Testfahrten zur Verfügung, Hans Stanek (Generaldirektor AMAG Import von 1951-1972) erhält den Schlüssel zum 1’000. Porsche aus der Hand von Dr. Ferdinand Porsche (links), 1957 so dass der Automobil Revue-Chefredakteur Robert Braunschweig am für das Coupé und CHF 16’500.− tion gehört hatte und so zur ersten 7. Juli 1948 den ersten Pressebe- für das Cabriolet kein Hindernis, Porsche Kundin der Welt wurde. richt über den „jüngsten Spross ei- und so wurden bis zum Jahresende Das neue Auto passte gut zu ihrem nes grossen Namens” veröffentli- 1949 bereits 27 Stück des handge- aussergewöhnlichen Lebensstil: Als chen konnte. fertigten Sportwagens verkauft. Segelfliegerin hielt Jolanda Tschudi Heinz Schiller auf 718/2 in Ollon-Villars 1962 den Schweizer Rekord über 5’000 Eine Verbindung so alt wie die ersten Sportwagen. 60 Jahre Porsche Import in der Schweiz. Auf Vermittlung von Rupprecht von Der erste Verkaufsabschluss des Meter Startüberhöhung und in der Senger kam Ferry Porsche zudem Schweizer Importeurs Blank erfolg- zweiten Hälfte der Vierziger Jahre in Kontakt mit dem Zürcher Hotelier te im Frühjahr 1949, als er das ers- nahm sie an ausgiebigen Afrika-Ex- und Autohändler Bernhard Blank. te Porsche 356/2 Cabriolet veräus peditionen teil. Nach Abschluss ih- Dieser funktionierte kurzerhand ei- serte. Die Käuferin war Jolanda rer völkerkundlichen Studien bei nen Teil des Parterres seines Ho- Tschudi, eine junge Dame aus den nordafrikanischen Touareg war- tels zum Ausstellungsraum um, in besten Zürcher Verhältnissen, die tete dann bei ihrer Rückkehr im dem im Winter 1948 das erste ge- durch ihren Auto-verrückten Cousin Frühjahr 1949 der neue Porsche baute Porsche 356/2 Coupé prä- von der neuen Porsche Konstruk am Flugplatz auf sie. Mit diesem 1967 Europa-Bergmeisterschaftslauf in Ollon-Villars sentiert wurde. Bernhard Blank or- Porsche und die Schweiz – diese Verbindung ist so alt wie die ersten Sportwagen, die ganisierte ausserdem den ersten 1948 im österreichischen Gmünd montiert wurden. Während dieser Anfangstage der Messe-Auftritt der neuen Marke – Marke Porsche spielten Schweizer Freunde des Hauses eine entscheidende Rolle, die am 5. April 1951 zum ersten Importeursvertrag führte. 356 Carrera Coupé am Simplonpass, ca. 1958 vom 17. bis 27. März 1949 hatte Porsche einen Stand auf dem Genfer Salon und konnte den Typ 356/2 erstmals einem internationa- A ls das 1931 gegründete Kon „einen Sportwagen zu bauen, wie er Das Einzelstück wurde noch am len Publikum vorstellen. Weitere be- struktionsbüro Porsche nach mir selbst gefiel”. Die Porsche Tech- gleichen Tag an den Schweizer Un- geisterte Presseberichte erschie- dem Zweiten Weltkrieg einen Neu niker waren fasziniert von der Sport- ternehmer Rupprecht von Senger nen und schon bald wurde der beginn wagte, waren die Zeiten wagen-Idee, und so entstand schon verkauft, der das Potenzial des Wagen zum Geheimtipp unter wohl- schwierig für das auf aufwändige im Februar 1948 ein fahrbereites Porsche Sportwagens frühzeitig habenden Sportfahrern. In Europa Fahrzeugkonstruktionen spezialisier- Fahrgestell, für das wenig später ein erkannt hatte. Schon im Sommer waren es vor allem Automobillieb- te Unternehmen. Dennoch formulier- schnittiger Roadster-Aufbau aus Alu- 1947 hatte er sich die Vorkaufs- haber aus Österreich, der Schweiz te Ferry Porsche im Frühjahr 1947 minium angefertigt wurde. Den offi- rechte an den ersten fünf Porsche und aus Schweden, die sich für den erste Überlegungen zum Bau eines ziellen Segen der Behörden erhielt Sportwagen gesichert, um diese in Sportwagen aus den Händen der auf Teilen des Volkswagens basieren- der mit der Fahrgestellnummer die Schweiz zu importieren. Mit ei- ehemals für den legendären Auto den Sportwagens, der, zunächst als 356-001 versehene Mittelmotor- ner Option auf 50 weitere Fahrzeu- Union Grand-Prix-Rennwagen ver- „VW-Sport” bezeichnet, die Kon Sportwagen am 8. Juni 1948 durch ge verdeutlichte von Senger im antwortlichen Techniker entschie- struktionsnummer 356 erhielt. Der die Zulassungsgenehmigung der März 1948 seinen festen Glauben den. Für diese Kunden war auch der Porsche Junior-Chef hatte die Vision, Kärntner Landesregierung. an die neue Porsche Konstruktion. Verkaufspreis von CHF 14’500.− Automobil-Ausstellung Genf 1949 mit 356/2 (Beutler) Cabrio und 356/2 (Gmünd) Coupé. V.r.n.l.: Ernst Schoch (Privatsekretär von Bernhard Blank), Louise Piëch, Bernhard Blank, Ferry Porsche, Hans Orsini (Angestellter bei Blank), Heinrich Kunz (Chefverkäufer von Blank und erster Porsche Verkäufer überhaupt) PORSCHE PLUS PORSCHE TIMES | AUSGABE 1/11 | Seite 14 Seite 15 | PORSCHE TIMES | PORSCHE PLUS AUSGABE 1/11 das inzwischen arg herunter gekommene Unikat. Nach einem Unfall auf dem St. Gotthard-Pass – ein mit sechs Nonnen besetzter Opel hatte ihn auf das vor ihm fahrende Fahrzeug geschoben – liess Schulthess den Porsche 356 Nr. 1 in der Zürcher AMAG-Garage reparieren und modernisieren, bevor er 1958 vom Porsche Werk als Museumsstück nach Stuttgart-Zuffenhausen geholt wurde. Als „Generalvertreter für die Rekordfahrt mit 911 R 1967 in Monza mit Schweizer Rennfahrern Schweiz” glaubte Bernhard Blank Typ 959 beim Pressewochenende in Gstaad im Januar 1987 zunächst fest an den Erfolg der 911 R 2,0 Coupé bei den Weltrekordfahrten in Monza im Oktober 1967, Fahrer: Rico Steinemann, Jo Siffert, Dieter Spoerry, Charles Voegele. Welt- und Klassenrekorde: 11 Zeit- und Streckenrekorde, 5 Weltrekorde über 15’000/ 20’000 km, 10’000 Meilen, 72 Stunden, 90 Stunden, 20’000 km Gesamtdistanz, Schnitt 209,20 km/h Typ 356/2 Cabriolet mit einer Ka- besitzer Peter Kaiser an einen Au- Porsche Sportwagen. Eigens stell- wagen importierte und bereits ein 78 verkauften Fahrzeugen alle Er- Nach 57 Jahren der Kooperation rosserie der Gebrüder Beutler in tohändler veräussert worden war, te er einen Porsche Verkäufer so- landesweites Händlernetz unter- wartungen weit übertroffen. von Porsche und der AMAG Auto- Thun unternahm sie zahlreiche aus- übernahm die Zürcher Schauspiele- wie einen Mechaniker ein, den er in hielt. Ab April 1951 übernahm die giebige Fahrten, bis der Wagen auf rin und Artistin Elisabeth Spielhofer Gmünd ausbilden liess. Doch das AMAG offiziell den alleinigen Ver- Wie in Deutschland fanden sich der Stuttgarter Sportwagenherstel- dem Weg zu einem Segelfluglager den Wagen. Im Juni 1952 ging der Automobilgeschäft erwies sich für trieb, und Porsche Geschäftsführer auch in der Schweiz schon bald ler seine Aktivitäten auf dem euro- in den Seealpen durch einen Unfall Mittelmotor-Roadster an die Lebe- den gelernten Hotelier schwieriger Albert Prinzing konnte nach den er- Porsche Fahrer zusammen und bil- päischen Markt neu. Im Juni 2008 beschädigt wurde. dame Rosemarie Muff, die mit dem als erwartet, und sein Interesse folgreichen Vertragsverhandlungen deten im Kanton Zürich bereits zu übernahm die Tochtergesellschaft Einzelstück sogar eine Reise nach liess zusehends nach. Durch die eine Bestellung von über 50 Fahr- Beginn der Fünfziger Jahre clubähn- Porsche Schweiz AG mit Sitz in Zug Auch der allererste Porsche Proto- Spanien unternahm. Im November mit der Rückkehr nach Stuttgart zeugen nach Zuffenhausen melden. liche Strukturen. In Bern wurde am offiziell den Import und Vertrieb von typ, der 356 Nr. 1 aus dem Jahr 1952 verlor sie jedoch die Lust am verbundene Erhöhung der Produk Durch den professionell gesteuer- 11. Dezember 1953 ein offizieller Porsche Fahrzeugen, Ersatzteilen 1948, ging in die Schweiz. Nach- 356-001, der sich als technisch ka- tionskapazität rückte das Schweizer ten Vertrieb der AMAG avancierte Porsche Club eingetragen. In Zürich, sowie Zubehör. Unter der Leitung dem der im Dezember 1948 durch priziöser Prototyp entpuppt hatte. Porsche Geschäft in das Blickfeld die Schweiz zu einem wichtigen der eidgenössischen Stadt mit der von Stephan Altrichter betreut ein Bernhard Blank importierte Roads- Für 3’000 Schweizer Franken kauf- der Automobil-Handelsgesellschaft Markt für Porsche. Schon im ersten grössten Porsche Dichte, folgte ei- Team von 30 Mitarbeitern derzeit ter Anfang 1951 von seinem Erst- te daraufhin Hermann Schulthess Neue AMAG, die seit 1948 Volks- Jahr der Kooperation wurden mit ne Club-Gründung im Jahr 1954. ein Netzwerk aus zwölf Porsche mobil- und Motoren AG strukturierte Zentren und elf Service Betrieben in den Bereichen Vertrieb, Marketing und After Sales. Die geänderte Vertriebsstruktur soll den wachsenden Anforderungen, insbesondere aufgrund der wachsenden Modellpalette, noch besser gerecht werden. Im März hat das neue Porsche Zentrum Genf seinen Betrieb aufgenommen, womit Porsche in der Schweiz einen weiteren Meilenstein setzt, um seinen Kunden optimalen und zeitgerechten Service und Verkauf zu bieten. Im Jahr 2010 hat Porsche knapp 1’600 Neufahrzeuge an Kunden in der Schweiz ausgeliefert. Porsche Rennfahrer Jo Siffert, 1970/71 Porsche Typ 928 auf der Auto mobilausstellung in Genf, 1977 Autor: Dieter Landenberger, Leiter Automobil-Ausstellung Genf März 1964. Ausgestellt sind die Modelle 356 C und 904 sowie der 901-6, der Prototyp des 911 5’000. Porsche für die Schweiz 1969 Historisches Archiv von Porsche Porsche Veranstaltung, Präsentation (Händler) in Interlaken auf dem Jungfraujoch März 1996