WIRTSCHAFT

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WIRTSCHAFT
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Elektronik-Discounter prescht nach Bern
vor
Heute öffnet der deutsche Unterhaltungselektronik-Anbieter Saturn im
Shoppyland seine dritte Schweizer Filiale.
Grosse Auswahl und Tiefstpreisgarantie: Beides gehört zum Konzept des deutschen Discounters. (Valérie
Chételat)
Der Start war unglücklich. Die deutsche Elektronik-Kette Saturn verärgerte die Kunden mit
einem Inserat bereits vor der Ladeneröffnung im Shoppyland Schönbühl. Am Dienstag pries
der Erfinder des Verkaufsmottos «Geiz ist geil» in ganzseitigen Zeitungsinseraten «Die
geilste Neueröffnung!» an. Jetzt sei Geiz auch im Shoppyland geil, hiess es weiter. Ab 6 Uhr.
Eine zentrale Information fehlte jedoch in der Anzeige. Saturn hat vergessen, das
Eröffnungsdatum zu nennen. «Das sorgte für Verwirrung», hiess es gestern bei Migros Aare.
So musste in den vergangenen zwei Tagen ein Securitas-Angestellter die potenziellen Kunden
vor der Saturn-Filiale auf den heutigen Donnerstag vertrösten.
Für die Eröffnung um 6 Uhr «rechnen wir mit über 1000 Besuchern», sagte gestern Filialleiter
Iwan Spicher in Schönbühl. Mit sehr günstigen Lockangeboten – Mikrowellengeräte für 29
Franken oder ein Laptop für 249 Franken –, publiziert in Zeitungsbeilagen, sorgte der
deutsche Anbieter im Vorfeld für die beabsichtigte Gier in den Köpfen der Leute. Saturn ist
auch nach den Eröffnungstagen günstig.
Der Internetvergleichsdienst Comparis hat vergangene Woche einen Preisvergleich im
Bereich Unterhaltungselektronik publiziert. Er kommt zum Schluss, dass Saturn und MediaMarkt – den Internethandel ausgenommen – Preisführer sind. Beide Anbieter gehören zur
gleichen Muttergesellschaft, der deutschen Metro-Gruppe. Der Konzern verfolgt denn auch
den Anspruch, innerhalb jeder Region der günstigste Anbieter zu sein. Interdiscount und Fust
belegten beim Preisvergleich die hinteren Ränge. M-Electronics bezog Comparis in den
Vergleich nicht mit ein.
Die Grösse gehört zum Konzept
Der Markteintritt von Saturn erfolgte in der Schweiz vergangenen Herbst. Mit der ersten
Filiale eröffnete Saturn im September in Basel mit 5000 Quadratmetern gleich einen der
grössten Elektronikmärkte der Schweiz. Dafür ist Saturn in Deutschland bekannt. Die Grösse
gehört zum Konzept: Die Saturn-Filiale in Hamburg ist weltweit der grösste
Elektronikfachmarkt und bietet auf 18 000 Quadratmetern rund 100 000 Artikel. Im
Shoppyland sind es 40 000 Produkte auf 2500 Quadratmetern – den Apple-Shop inbegriffen.
Vergangene Woche folgte in Volketswil ZH die Filiale Nummer zwei in der Schweiz. Der
Markt im Shoppyland ist der dritte Laden. In drei bis vier Jahren will Saturn insgesamt 15
Filialen in der Schweiz betreiben, wie Sprecherin Manuela Tröndle gestern sagte. Die Suche
nach geeigneten Ladenlokalen sei in der Schweiz jedoch schwierig. «Während Saturn in
Deutschland vorwiegend an Innenstadtlagen einquartiert ist, sind in der Schweiz kaum
Verkaufsflächen von mindestens 2000 Quadratmetern an solchen Lagen verfügbar.» Deshalb
muss Saturn hierzulande in die Peripherie ausweichen, wo jedoch die 19 Media-MarktFilialen angesiedelt sind.
Saturn schafft in Schönbühl 54 Arbeitsplätze. Da der Elektronikmarkt gesättigt ist, kann
Saturn nur auf Kosten der Konkurrenz wachsen. Detailhandelsexperte Gotthard F. Wangler
bringt es auf den Punkt: «Bluten werden alle.» Gemeint ist auch M-Electronics. Der
Elektronikmarkt der Migros verfügt ebenfalls über eine Filiale im Shoppyland. Der orange
Riese fürchtet sich jedoch nicht vor einer Kannibalisierung innerhalb des Einkaufszentrums.
Im Gegenteil: Migros erhofft sich durch hohe Frequenz bei Saturn auch mehr Umsatz bei MElectronics.
(Der Bund)
29. April 2010-04