Memminger Zeitung vom 08.06.2016 - All
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Memminger Zeitung vom 08.06.2016 - All
UNABHÄNGIGE TAGESZEITUNG FÜR MEMMINGEN UND DAS UNTERALLGÄU | ALLGÄUER ZEITUNG ... Memminger Zeitung Dopingsperre Pechstein verliert Prozess und löst Eklat aus Sport MITTWOCH, 8. JUNI 2016 Schwerer Raub Gericht verurteilt zwei Männer zu drei und fünf Jahren Haft Allgäu-Rundschau Recht nass Viele Wolken und vor allem nachmittags reichlich Regen Wetter www.all-in.de NR. 130 Hochwasser: Wer zahlt für den Schaden? PREIS ¤ 1,70 Blickpunkt Lokales Viehscheid Pläne fürs Maxx-Forum In dem Gebäude beim Memminger Bahnhof stehen seit Jahren etliche Gewerberäume leer. Nun sollen in dem mehrstöckigen Haus Wohnungen entstehen. » Seite 25 Kommentar Naturkatastrophe Wie der Freistaat den Betroffenen hilft und warum eine Versicherungspflicht nicht vom Tisch ist VON ULI BACHMEIER UND SARAH SCHIERACK München/Augsburg Das bayerische Kabinett hat für die Hochwasseropfer der vergangenen Woche ein umfassendes Hilfspaket beschlossen. Wie schon nach der verheerenden Donau-Flut 2013 oder nach dem Tornado in der Region Augsburg 2015 sei auch dieses Mal eine „schnelle, einfache und direkte Hilfe“ die oberste Maxime, sagte Finanzminister Markus Söder gestern in München. Der CSU-Politiker rechnet mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Das Geld solle „gestaffelt nach Intensität der Schadensereignisse in den betroffenen Gebieten“ ausgezahlt werden. Die von ihm selbst noch am Montag ins Spiel gebrachte Pflicht für Hausbesitzer, sich gegen solche Elementarschäden zu versichern, ist für den Minister vorerst kein Thema mehr. Über Versicherungsfragen solle erst später geredet werden. „Da muss man sehen, was das bringt“, sagte Söder. Fakt ist: In den aktuell betroffenen Gebieten war nur ein Bruchteil der Häuser gegen Hochwasser versichert. Insgesamt haben im Freistaat nur 27 Prozent aller Hausbesitzer eine Police gegen Elementarschäden abgeschlossen. Dabei wären bayernweit 99,8 Prozent der Wohngebäude versicherbar, wie die Versicherungskammer Bayern betont. Der bayerische SPD-Chef Florian Pronold erneuerte gestern seine Forderung nach einer Elementarschadensversicherung für alle. Einen entsprechenden Prüfauftrag habe er schon vor mehr als zwei Jahren in den Berliner Koalitionsvertrag „hineinverhandelt“, sagte Pronold. Der Vorteil einer solchen solidarischen Pflichtversicherung wären „niedrige und bezahlbare Beiträge für alle“. Auch Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern spricht sich dafür aus. Verbraucherschützer fordern schon lange, dass Besitzer Regierung weist Erdogan zurecht Berlin Das Auswärtige Amt hat die Verbalattacken aus der Türkei gegen deutsche Abgeordnete scharf kritisiert. Hintergrund: Der Bundestag hatte die Tötung von bis zu 1,5 Millionen Armeniern und anderer Minderheiten im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet. Seitdem wütet die Führung in Ankara, allen voran Präsident Recep Tayyip Erdogan, gegen Deutschland. Bundestagsabgeordnete mit türkischen Wurzeln forderte der Staatschef sogar zum Bluttest auf. Gestern hat das Auswärtige Amt den „türkischen Geschäftsträger“ in Berlin eingeladen, um das „Unverständnis“ kundzutun, wie es im Diplomatensprech heißt. Auch die Kanzlerin meldete sich zu Wort. Sie bezeichnete die Vorwürfe als „nicht nachvollziehbar“. (afp, dpa) VON ULI BACHMEIER » [email protected] Wenn die Natur zum Risiko wird von Wohngebäuden eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden wie Hochwasser, Starkregen, Erdbeben, Lawinen oder Erdsenkungen abschließen müssen. Straub ist der Meinung, dass die Bundesregierung hier handeln müsste. Zum einen, um Hausbesitzer noch umfassender vor Naturkatastrophen zu schützen. Zum anderen aber auch zur Entlastung der Steuerzahler. Denn Soforthilfen, betont der Versicherungsexperte, würden mit Steuergeldern bezahlt. Durch eine obligatorische Versicherung würden dagegen die Lasten anders verteilt. Das aktuelle Hilfsprogramm der Bayerischen Staatsregierung unterscheidet drei Gruppen von Betroffenen: Schäden durch das Jahrtausendhochwasser im Kreis „Schnelle, einfache und direkte Hilfe.“ Söders Versprechen Rottal-Inn sollen bis zu 80 Prozent, in Einzelfällen sogar bis zu 100 Prozent ersetzt werden – und zwar unabhängig von Versicherbarkeit und Bedürftigkeit. Wer von einem Jahrhunderthochwasser wie zum Beispiel in den Kreisen WeilheimSchongau oder Weißenburg-Gunzenhausen betroffen war, soll neben Soforthilfe (1500 Euro) auch Sofortgeld für Hausratsschäden (bis zu 5000 Euro) sowie Hilfen für Ölschäden (bis zu 10 000 Euro) erhalten. Waren die Schäden versicherbar, werde es hier allerdings Abschläge geben. In existenzgefährdenden Härtefällen könnten aber auch in diesen Gebieten bis zu 100 Prozent ersetzt werden. In allen übrigen Hochwassergebieten stünden bei drohenden Existenzgefährdungen im Einzelfall ebenfalls Zuschüsse aus dem Härtefonds zur Verfügung. Söder versicherte, die Hilfe richte sich nach objektiven Kriterien. »Kommentar und Bayern W Über kapitulierende Milchbauern und viel zu viele andere Krisen Vom Regen wussten wir es ja. Viel zu viel davon haben wir in diesem Frühjahr. Jetzt kommt der Mais. Viel zu viel davon wird angebaut, sagen Experten. Damit werde quasi der Boden bereitet für Hochwasser – womit sich der Kreis schließt zum vielen Regen, berichtet Benjamin Reif im Bayern-Teil. Dass viel zu viel Milch produziert wird, ist unstrittig. Droht nun ein neues Höfesterben? Schon jetzt trennen sich viele Bauern von ihren Kühen. Eine Art Viehscheid der besonders traurigen Sorte, den Sonja Krell auf der Dritten Seite beschreibt. Zurück bleibt ein leerer Stall wie dieser in Fischen im Allgäu. Mancher Landwirt bringt seine Tiere zum Schlachten, weil er keinen Käufer findet. Ist es da nicht zynisch, wenn zwei prominente Politiker über ihre Liebe zum Fleisch reden? Gemach! Unser Kollege Rudi Wais beweist in der Politik: Die zwei haben etwas anderes im Sinn. Und wieder geht es um viel zu viel davon. Foto: Ralf Lienert EU plant Flüchtlingspakt mit Afrika Asyl Entwicklungsminister Müller wertet den Vorstoß als richtigen Weg VON ANDREA KÜMPFBECK Augsburg Die EU-Kommission will Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten durch eine engere Zusammenarbeit mit einigen Herkunftsstaaten von Europa fernhalten. Vorbild soll der Flüchtlingspakt mit der Türkei sein, sagte Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans. Um Ordnung in die Migrationsströme zu bekommen, sollen „maßgeschneiderte Pakte“ mit Jor- danien und dem Libanon, Niger, Nigeria, Senegal, Mali und Äthiopien geschaffen werden. Auch mit Libyen und Tunesien soll die Zusammenarbeit verstärkt werden. Der Plan sieht positive und negative Anreize vor: Staaten, die mit der EU zusammenarbeiten, sollten finanziell belohnt werden, andere müssten mit Konsequenzen rechnen. Lobende Worte kommen von Entwicklungsminister Gerd Müller: „Endlich macht sich die EU-Kom- Regen + Wärme = Mückenplage Insekten Nach den Wetterkapriolen ist das nächste Problem im Anflug VON FELICITAS MACKETANZ Augsburg Nass – ein Wort reicht, um das Wetter der vergangenen Wochen zu beschreiben. Der Regen spülte halbe Ortschaften weg, manche Bundesländer riefen Hochwasserkatastrophen aus. Mit den steigenden Temperaturen kommt nun schon das nächste Problem angeflogen: die Stechmücke. Stichhaltige Argumente für eine bevorstehende Plage liefern zwei Experten. Der Biologe Rainer Bretthauer sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: „In den überschwemmten Gebieten muss man mit einem erhöhten Aufkommen an Stechmücken rechnen.“ Doreen Walther, ebenfalls vom Fach, sieht das genauso: „Hochwasser begünstigt eine Mückenplage. Entlang der Donau und am Inn gibt es viele Mücken, die auch sehr aggressiv werden können“, warnt die Expertin. „Ist es feucht und warm, jubeln die Mücken.“ Denn die meisten legen ihre Eier in Gewässern ab. Im „Wasserbett“ Pfütze, Teich oder Regentonne gehen die blutrünstigen Biester dann in die Vollen: Weibchen legen bis zu 200 Eier am Tag. 14 Tage dauert es Experten zufolge, bis daraus fertige Insekten werden. Und dann geht sie los, die Jagd nach den nächtlichen Störenfrieden. Mit Schuh und Fliegenklatsche bewaffnet, schreitet der Mensch oft in den aussichtslosen Kampf gegen das Insekt. Um sich vor fiesen Stichen zu schützen, gelten folgende Expertenregeln: Nicht bei Dämmerung an Gewässern grillen, weite, lange Kleidung tragen und spezielle Sprays gegen Stechmücken auf die Haut sprühen. Und wen es bis jetzt noch nicht juckt, der hat wahrscheinlich einfach nur Glück gehabt. mission auf den richtigen Weg und nimmt sich der Hauptherkunftsländer der Flüchtlinge an. Wir müssen die Probleme der Menschen vor Ort lösen, sonst kommen die Probleme zu uns. Jeder Euro, den wir in den Herkunftsländern investieren, hat vor Ort ein Vielfaches an Wirkung.“ Deshalb müsse die EU diesen Weg nun konsequent weitergehen und die Mitteilung in die Tat umsetzen. Das gesamte Interview mit Minister Müller lesen Sie in der Politik. Jetzt spricht der neue FCA-Trainer Augsburg Der Neue war da. Erstmals seit dem Punktspiel zwischen dem FC Augsburg und dem SV Darmstadt am 17. Oktober 2015 war Dirk Schuster wieder in Augsburg. Der bisherige Darmstädter Coach, der künftig den FC Augsburg trainiert, inspizierte schon mal den neuen Arbeitsplatz. „Der FCA hat eine gewisse wirtschaftliche Stärke und ist Darmstadt damit ein paar Dirk Schuster Schritte voraus“, so Schuster im Interview mit unserer Zeitung Der Trainer spach zum erstenmal öffentlich seit er beim FCA im Gespräch war. (AZ) »Sport ie viel Risiko soll der Einzelne, wie viel die Gesellschaft tragen? Diese Frage war, was das Hochwasserrisiko betrifft, bisher nicht befriedigend zu beantworten. Wer in einem Risikogebiet lebt, und das sind wenige, konnte sich nicht versichern. Wer sein Haus auf vermeintlich sicherem Grund stehen hat, konnte in einer Versicherung keinen Grund sehen. Auf freiwilliger Basis also war das solidarische Prinzip „alle für einen“ nicht durchsetzbar. Der Klimawandel könnte für ein Umdenken sorgen. Nicht nur den Anwohnern größerer Flüsse drohen Hochwasser. Mit den nach Meinung von Experten sich häufenden Starkregenereignissen dehnt sich das Risikogebiet auch auf Gewässer dritter Ordnung aus. Ihre Gesamtlänge in Bayern liegt bei mehr als 90 000 Kilometern. Und damit nicht genug: Der Tornado in der Region Augsburg hat gezeigt, dass es einem ganz unvermittelt auch das Dach vom Haus reißen kann. Auch diese Ereignisse werden nach den Prognosen der Klimaexperten zunehmen. Diese Entwicklung sollte Anlass genug sein, die Idee einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung für alle noch einmal zu prüfen. In Bayern ist das solidarische Prinzip zum Glück ohnehin schon Realität, weil die Staatsregierung mit Steuergeld hilft. Rufen Sie uns an Haben Sie Fragen und Anregungen? Sprechen Sie mit der Redaktion. Heute ist für Sie zwischen 13.00 und 14.00 Uhr am Telefon: Ulrich Hagemeier (Redaktionsleitung) Rufnummer (08 31) 206-333 In dieser Ausgabe » Kleinanzeigen-Markt Der große private Kleinanzeigenmarkt im Allgäu mit vielen interessanten Angeboten. Kontakt Redaktionsleitung Allgäu (0831) 206-439 [email protected], Fax (0831) 206-123 Lokales Tel. (08331) 109-170, Fax-188 [email protected] Anzeigen Tel. (08331) 109-0, Fax -105, -106 [email protected] Abo-Service Tel. (08331) 109-126, Fax -109 [email protected] MZ Service-Center Donaustraße 14, Memmingen . 30023 4 190469 501708 Ihre Heimatzeitung 2 Wochen gratis ! 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