La Seu d`Urgell und sein Parador [broschüre]

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La Seu d`Urgell und sein Parador [broschüre]
Der Glanz Der Berge
Der Schnee, das göttliche Geschöpf, ist gekommen,
um das Tal zu kennen.
Der Schnee ist gekommen, besser als die Sterne.
Schauen wir zu, wie er fällt.
EU
S
d’URGELL
Und sein Parador
Gabriela Mistral
I
m Gebiet des Alt Urgell wechseln die tiefen Schluchten mit den
Höhen, die schneebedeckten Gipfel mit den bewohnten Tälern,
die luftigen Leeren der Höhe mit den bodenständigen Bewohnern ab. Seit
alters her rauchen in den Tälern der Flüsse Segre und Valira die Feuer der
Hirten und blöken ihre Herden.
Steine Der Vorgeschichte
D
ie ersten Menschen auf katalanischer Erde bevölkerten jene
Gegenden, die vom Eis verschont blieben. Aus dem Unteren Paleolithikum
ist bloß ein Unterkiefer aus der Gegend von Bañolas in unsere Zeit
hinübergerettet – ein Zeugnis dafür, dass diese Gegend schon vor 200.000
Jahren menschliches Leben kannte. Wir wissen, dass die unteren Lagen
der Pyrenäen auf französischer Seite und im Baskenland im TertiärZeitalter bevölkert waren. Die ältesten Einwohner des Urgell, von denen
wir Zeugnisse haben sind schon Menschen aus der Steinzeit. Aus dieser
Zeit herübergerettet stehen noch über 100 Megalithen.
Jene ersten Bauern und Hirten, welche zu Ehren ihrer Toten Dolmen
aufstellen, blieben in dieser Gegend verwurzelt bis ungefähr das Jahr
Tausend vor unserer Zeitrechnung, als de ersten keltischen Stämme
einwanderten. Die Indo-Europäer bringen ihre eigenen Haustiere und
Getreidearten mit sich. Seit jenen Tagen werden im gesamten Norden der
Halbinsel neben der Hirse auch Leinen, Hafer, Linsen, Kichererbsen und
Weizen angebaut. Ebenso bringen sie die langbeinigen Schweine mit sich,
und eine neue Rasse von Kühen, welche mehr Milch geben und die
Urahnen der heutigen Kampfstiere sind. Ebenso verbreitet sich sehr
schnell das Pferd als neues Haustier.
Als die Römer die iberische Halbinsel eroberten, fanden sie in den
Pyrenäen einen anderen Menschenschlag als die klassischen Iberer und
Ligurer des Südens Frankreichs. Obwohl einige Klassiker, wie zum
Beispiel Esquilo, von „Iberern“ spricht, welche die Kette der Berge
überqueren und bis hin zum Tal der Rhone wandern, steht heute wohl
fest, dass jenes Volk nie die Pyrenäen überschritt und das jene Klassiker
die Begriffe „Iberer“ und „Hispanier“ gleichsetzten.
Die Bewohner des Alt Urgell bearbeiteten das Metall und schmiedeten
Waffen aus ihm. Sie kämpften mit diesen Waffen und bestatteten ihre
Toten mitsamt den Waffen und reichem Schmuck. Die Reste einer
Nekropolis aus der Ära von Hallstatt und die Reste einer prähistorischen
Siedlung namens Arse d'Urgui sind alles, was aus jenen Tagen in unsere
Zeit hinübergerettet worden ist. „Arse d'Urgui“ wurde im Jahr 195 v. Chr.
von Marco Porcio Catón zerstört, um auf seiner Asche „Orgellia“ zu
errichten. Von diesem Ort erzählen Reste der Mauern und einige Münzen.
SEU D´ URGELL UND SEIN PARADOR
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Die “Hispanias” Des
Julius Caesar
U
nter den Römern, und inmitten der punischen Kriege, blieben
die Gegenden der Pyrenäen ein wenig außerhalb der römischen
Kontrolle, was Hannibal mit List zu seinen Gunsten ausspielte. Als der
Karthager den Fluss Ebro überschritten hatte, handelte er Verträge mit den
Stämmen diesseits der Berge aus, was ihm die Überkreuzung der Bergkette
ermöglichte. Er folgte dem Lauf des Flusses Segre bis nach Perpignan. Das
Heer, welches das Gebirge bis nach Perpignan kreuzte, bestand aus 10.000
Männern. Auf der nördlichen Seite der Berge verhalf Hannibals
Versprechen an die Gallier, ihnen fruchtbares Land im Süden zu
überlassen, den Durchzug bis zur Rhone ohne nennenswerte Verluste. Die
Gegend südlich der Pyrenäen gewinnt Jahre später, in den „Sertorischen
Kriegen“, wieder an Bedeutung (83 v.Chr.). In diesen Kriegen schlägt sich
die Bevölkerung auf die Seite des Generals Sertorius. Sein Gegenspieler war
Sila, der in Rom zum Diktator ausgerufen worden war. Die Strategie
bestand darin, seinen Gegner mit Hilfe der Legionen aus der „Hispania
Ulterior“ zu besiegen, wo damals die Städte Cáceres und Badajoz
gegründet worden waren. Sertorius verhält sich ruhig und bewegt seine
Truppen nicht. Als der Gegner in die wilden Schluchten der Pyrenäen
eindringt, bekämpft er sie mit den Mitteln der „guerrilla“, welche er von de
iberischen Kelten und den Lusitaniern gelernt hatte.
Auch Julius Caesar überquert ein Viertel Jahrhundert später die Bergkette,
dieses Mal, um gegen Pompeius zu kämpfen. Er besiegt ihn, zum größten
Teil dank des vorbehaltlosen Einsatzes seiner mythischen X. Legion, und
der Göttin Fortuna, seiner Beschützerin. Die Romanisierung, die in
anderen, zugänglicheren Teilen der Halbinsel schon sehr weit
vorangeschritten war, wird nun auch in dieser Gegend spürbar, obwohl in
kleinerem Masse als an der Küste, wo Häfen gebaut werden und auf
fruchtbarem Boden angebaut wird. (So sind die Fortschritte in der
Landwirtschaft, der Technik und der Gesetzgebung als revolutionär zu
bezeichnen). Ebenfalls die Städte, welche von Rom aus mit Hilfe der
Kolonien beschützt werden, werden schnell romanisiert.
Das römische Erbe am Fuße der Pyrenäen ist deshalb weit weniger
ausgeprägt als in anderen katalanischen Gegenden, wie zum Beispiel in
Tarragona, mit seinem wunderbaren Amphitheater. Aber auch in den
Schluchten und engen Tälern schreitet die Romanisierung voran.
Das wird aus der Architektur der Häuser ersichtlich. Die „espulga“, die
primitive Höhle, wandelt sich zum „mas“, welche anfangs die
Höhlenwand weiterhin als Hinterwand des Hauses benutzt, aber seine
Bewohner mittels des Daches vor dem Schnee beschützt. Am Ende des
Mittelalters wird aus diesem Modell die „masia“, welche schon sehr jenen
ähnelt, die seit dem Ende des XIX Jahrhunderts bis in unsere Tage
überlebt haben.
Die Ankunft Der
Westgoten
M
it der Dekadenz Roms fallen die Westgoten in die Hispanias
Citerior und Ulterior ein. Sie finden eine sehr reiche, bebaute Erde vor, mit
einem Grad an Entwicklung, die so sehr über ihrer eigenen stand, dass sie
keine Probleme hatten, sie anzunehmen. Aus dem Volk der Krieger wurde
schnell ein Volk von Rechtsschreibern.
Das Christentum, welches schon zu Zeiten der Römer in Hispania
verbreitet war, wird von den Westgoten in der Gegend um Urgell gegen das
Jahr 532 verfolgt.
Der Heilige Justus, Bischof von Urgel, erzählt davon in seinem Kommentar
zum Lied der Lieder. Der Bischof nahm am Zweiten Konzil im Jahre 527
in Toledo und am Ersten Konzil in Lérida im Jahre 546 teil.
Nachdem Recaredo dem heidnischen Glauben des Arrianismus abgelegt
hat, siegt das Christentum in der Gegend, und hilft so der religiösen
Einigung zwischen den Westgoten und den Spanisch-Römern.
Castellciutat wird an diesem Punkt der geschichtlichen Aufarbeitung
wiederum zur wichtigsten Quelle der Information. Wir wissen, dass die
Mauren die ursprüngliche Befestigung im Jahre 793 bezwangen, um sie
später, gegen das Jahr 1190, wieder aufzubauen. Die maurische Präsenz in
Katalonien hat historische Transzendenz. Einerseits, die Flucht der
Einheimischen, welche die Landstriche entvölkerten und zu neuen
Einwohnern von Kastilien wurden. Andererseits legten die Karolinger
gegen Ende des VIII. Jahrhunderts nach ihrer Gegenoffensive und der
Hilfe der lokalen Bevölkerung der wiedereroberten Gebiete, die „Marca
Hispánica“, fest. Diese Grenze lag in etwa auf der Linie, welche die Städte
Pamplona und Barcelona verbindet. Innerhalb dieses Gebietes leben eine
Vielzahl ethnischer Gruppe (Kelten, Basken, Goten, Juden, Berber,
Iberer…), welche alle ihren Wunsch auf Autonomie beibehielten.
Das Reich Verlâsst Den
Status Des Vasallentums
D
as Urgell, wie auch die Gebiete des Pallars, Ribagorza,
Barcelona, Gerona, Osona, Ampurias und das Roussillon,
unterscheidet sich jedoch von den anderen Gebieten innerhalb der
„Marca“. Diese katalanischen Gebiete hatten schon eine gewisse
administrative Struktur, bevor die Karolinger eindrangen. (Wahrscheinlich
geht diese frühe Struktur auf die Zeit der römischen Besatzung zurück).
Die Ernennung seitens der Karolinger von Herzögen war der erste Schritt
in Richtung einer eigenständigen Identität von Katalonien. Diese
Herzogtümer waren erblich und gingen mit der Zeit auf die lokalen
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heute kennen. “Die Weihung der Kathedrale von Seu d´Urgell ist das
wichtigste Dokument des freien Katalonien im Gebiet der Pyrenäen; es ist
ein Zeichen mehr des gerade geborenen Volkes, von dem wir den leisen
Schlag des Herzen hören, und die ersten gestammelten Worte. Die Stimme
hat einen besonderen Schlag: sobald ein neues Wort dieser Sprache
entsteht, so hat es doch schon den Einschlag und die wahre Essenz der
spätern katalanischen Sprache“, so der Historiker Ferrán Soldevilla.
Gegen das Jahr 1029 ist La Seu schon ein bemerkenswerter Ort, mit
einem Wochenmarkt und regem Treiben auf den Feldern und den Gassen,
und ganz speziell mit seinem Bistum, welcher seinen Einfluss weiter und
weiter ausdehnt, und schließlich sogar Andorra einbezieht. Dieses Tal im
Gebirge wird im XII. Jahrhunderts ein Teil des Bistums. Aber die Herren
von Foie wollen ebenfalls die Herrschaft über Andorra, und so kommt es
zu mehreren Kriegen bis schließlich im Jahr 1278 zum ersten Mal einer
der Verträge unterschrieben wird, nach dem Andorra gleichzeitig dem
Bischof von Urgel und dem französischen Herzog von Foie unterstellt ist.
Zu jener Zeit ist Katalonien schon vollkommen unabhängig von
Frankreich, nachdem Jaime I von Aragón und Louis I von Frankreich den
entsprechenden Vertrag besiegelt haben.
Adligen über. Wilfredo el Velloso, Herzog von
Barcelona, war noch ein Vasall der Frankenkönige; er öffnet jedoch den
Weg in die Unabhängigkeit, als er im Jahr 870 seinen Kindern die
Herzogtümer von Urgel und Cerdeña überlässt.
Die praktische Eigenständigkeit des Herzogs von Barcelona über das
gesamte katalanische Gebiet stellt eine neue Hierarchie her, die jedoch die
Landschaft, die Städte, die Wirtschaft und die Gesellschaft kaum
verändern. Unterhalb des Herzogs stellen die vicecomtes, comitores und
vasvessores den Hochadel, welcher seinerseits zwischen Barones und “ric
homes” (“reichen Männern“) unterscheidet. Neben dem Besitz von
Ländereien war die Zugehörigkeit zu einem Ritterorden das Zeichen des
feudalen Adels. (Je größer die Ländereien waren, desto mehr Vasallen
schworen ihren Herren Treue). Unter den freien Menschen nahmen die
Bürger in den Städten eine privilegierte Stellung ein, welche sie von den
Bauern auf dem Feld unterschied. Neben den Burgen und Schlössern,
welche für ihren Bau immer die Einwilligung der Prinzen (wie sich die
katalanischen Herzöge auch gern nannten) brauchten und auf Hügeln
erbaut wurden, entstanden in der Nähe der Klöster oder an
Wegkreuzungen kleine Dörfer, welche steuerfrei waren, und die
Landbevölkerung sofort anzogen. Die Landbevölkerung war darauf
erpicht, die Landwirtschaft aufzugeben und anderen Tätigkeiten, wie dem
Handwerk, nachzugehen.
Eine Grosse Diözese Im
Wachstum
m IX. Jahrhundert war das Urgell eine Diözese von großem
Ausmaß, die weiterhin wuchs. Es reichte von Ribas de Freser
bis Gistau und schloss im Gebiet der Mauren Oliana und Montsec ein. In
dieser Zeit wurde ein alter Tempel auf dem Hügel von Catellciutat von
sarazenischen Truppen zerstört, was sofort den Bau einer Kathedrale zu
Ehren des Heiligen Ermengol mit sich brachte. Dieser Bau wurde auf dem
flachen Land errichtet, und um ihn herum entstand die Stadt, die wir
I
Das Gold Der Azteken Und
Andere Schätze
Z
u jener Zeit steht in La Seu schon das Wahrzeichen und
gleichzeitig der Schatz der Stadt: die Kathedrale von Santa
María d´Urgell, welche dank des Eifers des Bischofs von San Odón und der
Kunst des Architekten Ramón Llambard errichtet wurde. Ein wahrlich
einzigartiges Beispiel einer romanischen Kathedrale in ganz Katalonien,
welche weder die Jahrhunderte noch die Wirren des Krieges zerstören
konnten.
Das Museum der Kathedrale ist außerdem ein bibliographisches Juwel. Es
enthält, unter anderen Kostbarkeiten, ein handgeschriebenes Buch aus
dem Mittelalter, welches vor einiger Zeit entwendet wurde und dank der
guten Arbeit der Polizei wieder aufgefunden wurde. Es handelt sich dabei
um den „El Beato de Liébana“, oder um es genauer zu sagen, um eine der
wenigen Kopien des Originals aus dem X. Jahrhundert. Der Leser muss
wissen, dass dieser „Beato de Liébana“ ein Mönch des Klosters San Martín
de Turieno, in den Bergen der „Picos de Europa“ war. Hier verfasste der
Autor einen Kommentar zur Apokalypse, welches im Mittelalter mit großer
Bewunderung gelesen wurde.
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Das Letzte Jahrhundert
Leider ging dieses Werk verloren; aber bevor es vollends verloren ging war
es einer Gruppe von Kopisten möglich, die Schriften zu kopieren und –was
wichtiger ist- mit Zeichnungen ihrer eigenen Interpretation zu schmücken.
Der „Beato“, den die Zufälle des Lebens bis nach Santa María d´Urgell
brachten, ist eines der 25 Exemplare, welche überlebt haben: viele halten
diese Kopie wegen ihrer 79 wunderschönen Miniaturen für die schönste
existierende Kopie.
Dieses Werk, mit einem Wert von ca. 18 Millionen Euro, ist im
Kirchenmuseum zu bewundern.
Der andere legendäre Schatz des Alt Urgell datiert aus dem XVI.
Jahrhundert. In jenen Jahren gelangte die aztekische Prinzessin María
Xipaguazin Moctezuma in den Ort Toloriu mit ihrem Gatten, den Baron
Joan Grau. Der Legende nach hatte der Baron aus Amerika einen großen
Schatz an Goldmünzen mitgebracht und in seinem Landhaus (in der Nähe
der Wegkreuzung von Foradat und Martinet, bei Béixec) irgendwo
vergraben. Oder aber, anderen Versionen nach, im Grab seiner Gattin, der
neunten Tochter des aztekischen Kaisers. Jedenfalls ist der Schatz trotz
vieler intensiver Suchen nicht aufgetaucht.
Und noch einen dritten Schatz gab es. Dieser wurde jedoch niemals
gesucht, denn er wurde vom Bischof Caixal beim Bau des „Seminario
Conciliar“ im Jahre 1860 ausgegeben. Wenn wir den Überlieferungen
glauben, kam das Geld vom aufgegebenen Kloster von Sant
Doménech in die Hände des Bischofs. Im Kloster soll es lange
Jahre vergraben worden sein; ein belgischer Pfarrer soll dem
Bischof die Existenz des Schatzes verraten haben. Der Bau des
„Seminario“ wurde groß angelegt, und die besten Techniken
jener Zeit wurden eingesetzt und die besten Materialien
verarbeitet: Steine aus dem Gebirge und Holz aus Andorra.
Alles in allem entstand daraus das größte Gebäude der
Pyrenäen.
Die Motivation des Bischofs als Bauherr kam gerade zum
richtigen Zeitpunkt. Die renaixença – die „Wiedergeburt- war
im Gange. Sie wollte die katalanische Sprache zur
Nationalsprache erhebe, und stützte sich dabei auf die
überschwänglichen Zeitungskolumnen des Dichters und
Vordenkers Buenaventura Carlos Aribau, den sehr geschätzten
Joan Maragall und den großen Dichter der Berge, Jacinto
Verdaguer. „Mosén“ Verdaguer – Pastor Verdaguer- bestieg als Erster die
Gipfel der Montardo, Canigó, Pica d´Estats, Maladeta und Puigmal. Er
entfachte die Liebe zu den Bergen. Seine Werke –„La Atlántida“ und
„Canigó“- und seine zahlreichen Zeitungsartikel brachten die
katalanischen Pyrenäen in das Herz der Bevölkerung. Beim Abstieg von
La Seu nach Organyà schreibt der Poet: "Die Flüsse verschönern die
Länder über alle Masse. Diese Berge, zum großen Teil öden und ohne
Baumwuchs, erhalten vom Fluss Segre einen Lebenshauch, der ihnen
Kraft gibt. Mit dem grünen Gürtel, welcher das Wasser des Flusses diesen
Bergen verleiht, sind die Berge plötzlich andere Wesen“.
rotz der poetischen Lobgesänge verlieren die katalanischen
Pyrenäen am Ende des XIX. Jahrhunderts nach und nach ihre
Bevölkerung. Die jüngeren Töchter und Söhne ziehen weg, und
lassen die „hereus“ –die Erben, die ältesten Söhne jeder Familie- und die
„pubillas“ – die ältesten Töchter- alleine zurück.
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Nach und nach werden die Höfe aufgegeben und die Dörfer verlassen.
Circa 200 Dörfer verlieren ihre gesamte Bevölkerung. Auf der anderen
Hand beginnt die zurückgelassene Bevölkerung zu lernen, wie sie ihre
Produkte verkaufen kann. Alle Orte (wie La Seu), welche in der Nähe der
Strassen liegen, richten sich langsam auf den Handel aus. Mitte des XX.
Jahrhunderts bringen die Skistationen neues Leben in die Wirtschaft der
Pyrenäen. In den letzten 20 zwanzig Jahren –nachdem der Tourismus
seinen Höhepunk t erreicht hat- richten sich die Dörfer der Bergkette neu
aus und diversifizieren. Nach und nach werden längst vergessene
Traditionen wiederbelebt. Von Hand verarbeiteter Käse, das Auflesen von
Pilzen und medizinischen Kräutern, und die Zucht von kleinen
Viehbeständen sind einiger der alten und vergessenen Aktivitäten, die von
neuem blühen.
La Seu d´Urgell ist heute die Hauptstadt der katalanischen Pyrenäen. Mit
einer Bevölkerung von ca. 12.000 Einwohnern, seinem mittelalterlichen
Stadtkern, seinen olympischen Installationen „Parque del Segre“ und
seiner vier Loipen, verbindet La Seu gut die verschiedenen Angebote und
nimmt eine wichtige Funktion ein als Vorbild der lokalen Kultur, der
Tradition und der Geschichte.
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Besichtigung Des Ortes
er Besucher hat es schon erkannt: der Parador steht mitten im
Ortskern, umgeben von der Sala Sant Doménec, der Kathedrale,
dem Rathaus und dem Seminar. Hier beginnt die Besichtigung der
Monumente. Die vorher genannten Gebäude stehen, mit Ausnahme des
„Seminario Conciliar“, dem Besucher offen. Dieses „Seminario“ steht in
der Strasse des „Bisbe Benlloch“. Es ist empfehlenswert, sich die
Architektur dieses Gebäudes gründlich anzusehen, sowohl wegen der
mysteriösen Finanzierung des Baues als auch wegen der regen „Publicity“,
die damals beim Bau des Seminars durch den Bischof geschah. Die
Geburtsstadt des Bischofs verdankt ihm diesen Bau aus dem XIX.
Jahrhundert und noch einige andere, weniger hervorragende. Er war ein
Freund von Balmes und ein Beschützer von Claret. In den
Nachfolgekriegen ergriff er die Partei der „Carlisten“, musste aus diesem
Grund ins Exil und kehrte später aus dem Exil nach La Seu zurück.
D
Nun beginnen wir den Rundgang mit dem Besuch der Monumente. Die
wichtigsten Gebäude liegen so, als wollten sie uns den Rundgang
erleichtern, und stehen in folgender Reihenfolge: das Rathaus, die
Kathedrale, das „Museo Diocesano“, die Kirche des San Miguel und der
Bischofspalast, entlang der verschlungenen Strasse L´Excorxador. Das
„Stadthaus“, Sitz der städtischen Verwaltung, zieht den Blick des
Besuchers aus mehreren Gründen auf sich: der Bau stammt aus dem XVIII.
Jahrhundert, und war ursprünglich der Kirche von Santa Eulalia
gewidmet. In seinem Boden kann der Besucher, unter Glas, die Überreste
der Mauern einer ursprünglichen romanischen Kirche betrachten.
Die Kathedrale, Dritte Und
Siergerin
G
egenüber dem Rathaus, auf der anderen Seite der
Kathedralenstrasse, steht die Kathedrale, Wahrzeichen der Stadt und
Symbol ihrer goldenen Geschichte. Wie der Besucher schon weiß, steht er
nun vor der dritten Kathedrale des Ortes, welche durch einen Beschluss
von San Odón im XII. Jahrhundert erbaut wurde. Nach der Kathedrale der
Karolinger, welche zerstört wurde, folgte die von San Ermengol ein
knappes Jahrhundert vor der endgültigen erbaute. Diese zweite Kathedrale
stand kurz vor dem Einsturz als der Bischof Odón sich der Sanierung und
Erneuerung annahm. Dieser Bischof Odón, ein Heiliger wie der Odón von
Cluny, und Sohn von Herzögen, begann den Neubau, nachdem er jahrelang
private Spenden eingesammelt hatte. Weder der Initiator des Baues noch
seine drei Nachfolger erlebten die Fertigstellung des Baues. Erst als Arnau
de Preixens Bischof ist, gelingt unter dem Baumeister Ramón Llambart die
Fertigstellung der Kathedrale im Jahr 1183.
Das Gebäude, welches in seiner äußeren Dekoration den lombardischen
Einfluss erkennen lässt, ist die einzige romanische Kathedrale, die heute
noch in Katalonien steht. Die Fassade wird von zeit Türmen umrahmt. Im
Inneren des Tempels mit seinen drei Schiffen, Kreuzgang und Apsis, raten
wir dem Besucher, sich durch das rechte Schiff dem Kreuzgang zu nähern,
welches alle seine romanischen Kapitelle fast unbeschadet mit ihrer
Dekoration von Blumen und Vegetation zeigt. Aus der gleichen Zeit
stammen die Kapellen von Sant Miquel und Sant Pere.
Bilder Der Apokalypse
m in das “Museo Diocesano” zu gelangen ist es nicht nötig, dass
wir das Gebäude er Kirche verlassen. Der Eingang zum Museum
befindet sich am östlichen Ende der Kirche.
U
Die Sammlungen der Bilder stammen teilweise aus der Kirche von Sant
Miquel und zum Teil aus der Kirche von La Pietat. Wahrscheinlich hat der
Besucher beim des Museums schon zahlreiche Kunde vom mythischen
Beato de Líebana erfahren. Das Buch wird ihn sicher nicht enttäuschen;
aber trotzdem steht der Rest der Sammlung, welche hier im Museum
gezeigt wird aus insgesamt drei Etagen und einer Krypta gezeigt wird, dem
Beato in nichts nach.
Es werden Reliquien, Becher, Kruzifixe und andere außerordentliche
Arbeiten der Silber- und Goldschmiede gezeigt. Gotische Bildertafeln.
Barocke Gemälde und Figuren, und auch solche aus der Renaissance, und
eine romanische Kapelle, die Sant Andreu geweiht ist. Was den „Beato“
betrifft, so sagten wir schon, dass es sich bei diesem Exemplar um eines
der besten erhaltenen handelt. Es enthält 79Miniaturen, von denen jede
einzelne in ihrem künstlerischen Wert einem Bild großen Formates in
nichts nachsteht.
Sollte während des Museumsbesuches sich Hunger eingestellt haben, so
kann der Parador –gleich um die Ecke- hier Hilfe leisten. Wir möchten
den Besucher daran erinnern, dass er sowohl zwischen leichten „Tapas“
(wie verschiedene Toasts und natürlich vorzüglichen Käse) als auch
„schwereren“ Spezialitäten wählen kann (wie zum Beispiel Rehrücken mit
roten Waldbeeren, oder Rind mit Pflaumen und Pinienkernen).
Dann können wir gut gestärkt die zweite Hälfte des Tages einem
ausgedehnten Bummel durch den historischen Ortskern widmen. So lernen
wir den Hauptplatz kennen und können unsere Blicke auf die reichen
Fassaden und schmucken Läden richten. Gegenüber der Kathedrale, in
derselben Strasse ein bisschen weiter südlich, fällt unserer Blick auf den
Bischofspalast. Seine Architektur, in verschiedenen Stilen gehalten, zeugt
von einer nicht immer einfachen Geschichte. Im Inneren der Patio mit
seinen tiefen Rundbögen und seine Galerie mit den gotischen Fenstern. In
diesem Palast leben seit immer der Bischof von Urgell und Co-Statthalter
von Andorra.
SEU D´ URGELL UND SEIN PARADOR
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Wenn wir der verschlungenen L´Escorxador-Strasse weiter folgen,
gelangen wir zur Bibliothek des Sant Agustí, eine gelungene Mischung
zwischen einem Neubau und der altes Klosterkirche aus dem XVI.
Jahrhundert, welche die Mönche verließen, um sich dem Stadtkern etwas
näher niederzulassen.
Die Häuser Der Pfarrer
D
ie von den auswärtigen Besuchern bevorzugten Strasse (und
übrigens auch von den Einheimischen selbst) sind der Carrer Canonges
und der Carrer Major, welche parallel auf der anderen Seite der Kathedrale
verlaufen. Canonges, die nähere der beiden Strassen, durchkreuzt die Stadt
voN Norden zum Süden hin. Sie endet bei den alten Steintoren der Stadt.
Auf beiden Seiten der Strasse standen früher die Häuser der Pfarrer, von
denen es früher nicht zu wenige gab, und die nicht allzu schlecht lebten.
Hervorstechendes Beispiel dieser Pfarrhäuser ist Ca l´Armenter, das der
Besucher wegen seiner wertvollen Fassade mit seinen spitzen Fenstern
entdecken kann. Wir schlagen dem Besucher vor, auf dieser Strasse bis zu
ihrem nördlichen Ende zu bummeln. Wenn er auf der rechten Hand die
Strasse verlässt, gelangt der Besucher auf die Carrer Major (oder
Hauptstrasse). Etwa auf halber Länge steht der Hautplatz. Dieser Platz
steht in etwa in der Mitte zwischen beiden Stadtteilen, dem römischen und
dem mittelalterlichen. Wie die Carrer Canonges ist ein Teil der Strasse
überdacht. Auf der Strasse steht eine ansehnliche Anzahl von prunkvollen
Bürgerhäusern, von denen wir hier nur Cal Don Llorenç o Cal Tarragona
zitieren möchten.
Diese beiden Strassen, durch die der Besucher bummelt, werden
–zusammen mit dem kleinen Platz Oms- an Dienstagen und Samstagen
vormittags für den Verkehre gesperrt, um wie seit dem Mittelalter einen
Markt abzuhalten. Die Produkte, die auf diesem Markt feilgeboten werden,
unterscheiden sich nicht allzu sehr von jenen, welche auf anderen,
ähnlichen Märkten, angeboten werden. Noch immer kann man lokale
Produkte, wie Viktualien und andere Spezialitäten kaufen. La Seu ist
ebenfalls einer der Hauptorte der lokalen Käseproduktion in den Pyrenäen.
Hier findet im Oktober die Fira de Formatges Artesans del Pirineu –die
Messe der handgemachten Käse der Pyrenäen- statt, auf welcher die
Käsehersteller der gesamten Bergkette ihre Produkte vorstellen.
Um unseren Bummel würdig abzuschließen, besuchen wir noch die
Strassen Capdevila und Eres, wo der Ort an seinem nördlichen Ende im
XIII. Jahrhundert expandierte.
Den Besuch des Parc de Le Segre, wo der Besucher im Kanu sportlich
Wildwasser befahren kann, sparen wir uns für einen späteren Tag auf.
Ausflüge In Und
Um Die Gegend
Parque Natural de Cadí-Moixeró (Naturpark von Cadí-Moixeró)
Unter den verschiedenen Optionen, welcher der Besucher des Parador von
La Seu hat, ist der Ausflug in das Gebirge des Cadí –den eigentlichen
Pyrenäen vorgelagert- vielleicht das Ziel, was sich zu besuchen am meisten
lohnt. Die Aufstiege sind weit weniger mühevoll als in den Pyrenäen
selbst, vielleicht ist ihre Schönheit nicht so schroff, und der Besucher
kann sich über die überaus reiche Blumenwelt freuen.
Der Besucher hat mit Sicherheit schon auf einer Postkarte den
„Pedraforca“, den zweigeteilten Felsgipfel, gesehen. Er ist das
Wahrzeichen des am südlichen Hang gelegenen Gebirges. Es handelt sich
um den größten Naturpark ganz Kataloniens, in dem der Besucher viele
andere lohnende Aussichten geniessen kann. In Bagá befindet sich ein
Besucherzentrum, und hier startet der Besuch des Parks. Hier erhält der
Besucher alle nötigen Informationen, und er kann sich in Video- und
Audishows einen guten Überblick über Wanderwege und Touren
verschaffen. Ebenfalls kann man hier Führer mieten. Mit etwas Glück
bekommt der Besucher Steinböcke, Hirsche, Rehe, Auerhähne und andere
Tiere vor die Fotokamera oder das Fernglas. Den Park erreicht man über
die Strasse N-260.
Andorra
Andorra liegt so nahe, dass man der Versuchung kaum widerstehen kann
und auch nicht sollte. Obwohl die Enklave ihren früheren Reiz als
steuerfreien Shopping-Metropole weitgehend eingebüsst hat, hat es sich
dennoch andere Reize erhalten und zieht Jahr für Jahr Tausende von
Touristen an: Sporteinrichtungen, ein ethnografisches Museum und ein
zweites, der sakralen Kunst geweihtes, das Santuario de Merritxell (ein
sehr interessanter romanischer Tempel), und die verschiedenen
Skistationen mit ihren modernsten Technologien und Dienstleistungen.
Und selbstverständlich nicht zu vergessen: die Einkaufsmöglichkeiten zu
sehr interessanten Preisen, in mehr als 5000 Geschäften. Sie gelangen über
die Landestrasse N-145 nach Andorra.
SEU D´ URGELL UND SEIN PARADOR
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Gastronomie: Mit Vollem
Magen Ist Leicher Leben
D
ieses ist ein Landstrich guten Rindfleisches und saftiger
Gerichte. Beliebt sind die „escudella“ und die „carn d´olla“;
verschiedene Fleischsorten und Gemüse werden in derselben Brühe
gekocht. Saftig und ebenfalls sehr beliebt ist das Fleisch vom Hühnchen,
der Hase, Gans, Pute, Steinbock und sogar Wildschein. Aber besonders
beliebt sind die Schweinsgerichte. Ihm verdanken wir eine Vielzahl
traditioneller Rezepte, kalorienreich zwar, aber eben deftig wie das Land.
Verschiedene Arten von Wurst, welche nach alter Großmutterart noch mit
der Hand hergestellt werden, wie zum Beispiel die „butifarra“.
Der Käse der Region von La Seu oder Urgelia ist zart, aus Kuhmilch und
entstehet nach einem kurzen Reifeprozess. Er ist wie Creme und hat ein
süßliches Aroma. Man findet hier diesen Käse oft als Teil eines anderen
Gerichtes, zum Beispiel in Kombination mit Gemüse, als Unterlage von
Fleischgerichten, oder in Würfel als Teil von Salaten. Es ist nicht schwer,
die Käsesorten anderer Gebiete der katalanischen Pyrenäen zu kosten, wie
den cremigen Costa Negra, den Drap –in Gaze gereift-, den Pell Florida
aus Ziegenkäse, den frischen, ganz ohne Salz, Mató, den Käse von Clua
oder Cendrat, so genannt nach seiner aschefarbenen Rinde, den sehr alten
Serrat und den Tupí aus dem Arán-Tal. Ein anderes hervorragendes
Milchprodukt der Region ist die Butter, welche in zahlreichen Gerichten
verwendet wird.
Zubereitung der Sauce
Die Knoblauchzehen und die ungeschälten Tomaten und Pfefferschoten
kurz anbraten. Gleichzeitig, das Brot anbraten. Wenn alles fertig ist,
Tomaten und Pfefferschoten häuten und alles zusammen stampfen. Sobald
ein homogener Brei entstanden ist, allmählich langsam Öl und Essig
hinzugeben und weiter gut verrühren. Ziehen lassen.
In dieser Gegend der Pyrenäen werden die Schalotten auf der Glut von
Weinreben geröstet. Diese werden später für das Räuchern von Wurst
benutzt. Wenn der Koch kein so aromatisches Holz zur Hand hat, nimmt
er gewöhnliche Holzkohle. Dabei muss er gut auf die richtige Röstung der
Schalotten achten, damit diese im Inneren noch saftig bleiben. Die Gäste
feiern so im Stehen um die Glut die Ankunft des Frühlings. Es ist ein
Bankett an der freien Luft, und die Schalotten werden mit der Hand
gegessen. Vergessen Sie nicht, die Sauce vorher durch ein Sieb zu drücken.
Das Obst und Gemüse der Provinz Lérida ist wegen seiner Qualität und
reichen Geschmacks weit über die Grenzen beliebt; ebenso verhält es sich
mit dem Olivenöl aus der Gegend von Les Garrigues. Die Nachspeisen
und Desserts haben ebenfalls das Ziel, die Kälte aus den Körpern zu
vertreiben. Die Coca (eine Kuchenart) mit Honig und Nüssen ist ein gutes
Beispiel dieser Nachspeisen. Sie ermöglichen es dem Besucher, nach dem
Mal weiterhin die Pyrenäen zu erforschen.
REZEPT:
SCHARFE „CALÇOTADA“ IM FRÜHJAHR
ZUTATEN
2 Kg. Schalotten – Zwiebeln (Calçots)
50 Gramm gebrannte Mandeln
50 Gramm Haselnüsse
6 ó 7 Knoblauchzehen.
Ein paar Romesco – Pfefferschoten.
2 reife Tomaten
1 Gläschen Olivenöl
Salz
2 Esslöffel Essig
1 Scheibe geröstetes Bauernbrot
1 frische Guindilla (feuriges Paprika)– Schote
Parador de La Seu d’Urgell
C/ Sant Domenec, 6. 25700 La Seu d’Urgell. Lleida
Tel.: 973 35 20 00 - Fax: 973 35 23 09
e-mail: [email protected]
Zentrale Zimmerreservierung
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SEU D´ URGELL UND SEIN PARADOR
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