ikarus - Next Liberty
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präsentiert: IKARUS Maurizio Nobili / Markus-Peter Gössler DIE FLIEGEN, DIE GRIECHEN! Die großen Dramatiker der griechischen Antike erzählen eine Geschichte davon, wie die gelangweilten Götter einen Erfinder-WettbewerbinsLebenrufen:esgewinnt,werdieMenschennäherzudenGötternbringt.EineGeschichtedavon, wiedieBesitzerdesgrößtenKonzernsdesGriechischenAltertumswirklichalleszutunbereitsind,umdiesenWettbewerb zugewinnen.UndnichtzuletzterzählensiedieGeschichtevonIkarus,derseinenVatervorübereinemJahrverlorenhat, alssichdieserdenTraumvomFliegenerfüllenwollte. »IKARUS. DIE FLIEGEN, DIE GRIECHEN!« verbindet griechische Mythologie in einer augenzwinkernden, aber liebevollen BearbeitungmitmitreißendenSongszueinemERLEBNIS FÜR MUSICAL-FREUNDE ALLER ALTERKLASSEN. nl_pk_ikarus 02.10.2007 18:31 Uhr Seite 1 Komposition Maurizio Nobili ~ Text Markus-Peter Gössler ~ Inszenierung Michael Schilhan ~ Bühne Katharina Polheim ~ Kostüm Isabel Toccafondi ~ Musikal. Leitung MaurizioNobili~Choreographie Bettina Rebel ~ Korrepitition Sasa Mutic ~ Dramaturgie SandraGubo-Schloßbauer~Inspizienz JamesJolly NEXT LIBERTY TH EATER FÜ R J U NGES PU B LI KUM DAS FAMILIENMUSICAL IN DER GRAZER OPER Mit SolistInnen(nachAuftrittgereiht) Zeus Helmut Pucher ~ Hera Florentina Klein ~ Dido Julia Reinecke ~ Ikarus Markus-Peter Gössler ~ Dädalus Alexander Puhrer ~ Desdemona Evelyn Ruzicka~Eleftherios TerryChladt Chor Singschul’ der Grazer Oper: Magdalena Hammer, Gloria Janjic, Laura Jimenez, Tessa Kadletz, Sophia Kotsadam, Alexandra Piswanger, Natalie Lika, Teresa Schreiner, Nicole Lena de Terry, Julia Untersweg, RoxaneUnterberger,FabianVallant,CathrinWinkler Musik Reinhold Kogler (Gitarre), Saša Mutić (Keyboard), Maurizio Nobili (Klavier), Philipp Pluhar (Schlagzeug), GernotStrebl(Saxophon),ReinhardZiegerhofer(Bass) Maurizio Nobili / Markus-Peter Gössler ab 10.11.07 Uraufführung in der Grazer Oper T H E AT E R F Ü R J U N G E S P U B L I K U M www.buehnen-graz.com PREMIERE AM 10. November 2007, 17.00 Uhr Probedruck Folgevorstellungen: November 15(18.00Uhr),25(11.00Uhr);Dezember 17(17.30Uhr),18(17.30Uhr),28(11.00Uhr);Februar 11 (17.30Uhr),12(17.30Uhr);April 17(18.00Uhr);Mai 5(10.30u17.30Uhr),6(10.30Uhr),18(11.00Uhr);Juni 2 (17.30Uhr),9(17.30Uhr) EventuellezusätzlicheTermineimJahr2008könnenabJänner2008imOrganisationsbüro unterderTelefonnummer8008-1120erfragtwerden! IKARUS Er flog hoch Über den anderen. Die blieben im Sand Krebse und Tintenfische. Er flog höher Als sein Vater, der kunstgewandte Dädalus. Federn zupfte die Sonne aus seinen Flügeln. Tränen aus Wachs tropften aus seinen Flügeln. Ikarus flog. Ikarus ging unter. Ikarus ging unter Hoch über den anderen. Ernst Jandl, 1954 Quellenangabe: Ernst Jandl: Ikarus. In: Mythos Ikarus. Texte von Ovid bis Wolf Biermann. Hrsg. v. A. Aurhammer u. D. Martin. 2. Aufl. Leipzig: Reclam 2001. …UND AUS DEM ALTEN MYTHOS WIRD EINE NEUE GESCHICHTE IKARUS. DIE FLIEGEN, DIE GRIECHEN von Maurizio Nobili (Musik) / Markus-Peter Gössler (Text) – Szene für Szene Szene 1 Der Chor der Dramatiker der griechischen Antike wird eingeführt und beginnt eine eine Geschichte zu erzählen: Göttervater Zeus und seine Frau Hera langweilen sich im Olymp. Hera hat die Idee, einen Erfinderwettbewerb für die Menschen auszurufen. Gewinnen soll derjenige, der mit seiner Erfindung den Göttern am nächsten kommt. Als Preis winkt der unerfüllbare Wunsch. Szene 2 Ikarus und seine Freundin Dido in Ikarus’ Atelier. Wir erfahren, dass Ikarus’ Vater Dädalus, ein viel beschäftigter Erfinder, vor Jahren beim Probeflug mit seiner Flugmaschine abgestürzt ist. Seitdem versucht Ikarus, diese Erfindung zu verbessern. Wie so oft erscheint Dädalus seinem Sohn als ein Produkt seiner Phantasie und unterhält sich mit ihm. Szene 3 Das Chefbüro des größten Forschungskonzerns der griechischen Antike: Leftycorp. Die Firma wird von Desdemona Latsis geführt, ihr Mann Eleftherios steuert die (leider meist nutzlosen) Erfindungen bei. Die beiden planen, Ikarus für ihre Firma an seiner Flugmaschine arbeiten zu lassen, um den Erfinderwettbewerb zu gewinnen. Szene 4 Ikarus’ Atelier. Ikarus hat die Arbeitswut gepackt. Er arbeitet Tag und Nacht an den Plänen für die Flugmaschine. Ikarus ist so mit seiner Arbeit beschäftigt, dass er gar keine Zeit mehr für Dido hat. Eleftherios und Desdemona tauchen im Atelier auf und versuchen, Ikarus dazu zu überreden, bei ihnen einzusteigen. Als Ikarus nicht darauf eingeht, stehlen die beiden seine Pläne. Szene 5 Dido kommt zu Ikarus, um sich von ihm zu verabschieden. Davor hilft sie ihm noch – eigentlich ungewollt – herauszufinden, woran die Flugversuche seines Vaters gescheitert waren: Er hatte die Flügel mit Wachs verklebt und flog damit zu nahe an die Sonne heran. Die Hitze brachte das Wachs zum Schmelzen, die Maschine brach auseinander und Dädalus stürzte ab. Ikarus möchte nicht, dass Dido ihn verlässt. Er erkennt, dass es wichtig ist, neben der Arbeit nicht auf andere Menschen zu vergessen, so wie es seinem Vater früher immer wieder passiert ist. SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 Szene 6 Liebesdialog und -duett von Eleftherios und Desdemona. Auch wenn Desdemona oft böse ist, sie ist bis über beide Ohren in ihren Eleftherios verliebt. Szene 7 Die Flugmaschine ist fertig. Ikarus fliegt damit in den Sonnenuntergang. Szene 8 Ikarus ist seit Tagen mit seiner Flugmaschine unterwegs und begibt sich auf den Olymp zum Finale des Wettbewerbs, den er natürlich gewinnt. Nun hat er bei den Göttern den unerfüllbaren Wunsch frei. Er wünscht sich, dass sein Vater wieder lebendig wird. Dädalus erscheint, möchte aber gar nicht wieder auf der Erde leben, denn seine Zeit war einfach abgelaufen. Ikarus kann endlich zufrieden und beruhigt von seinem Vater Abschied nehmen. Und – den Göttern sei Dank – auch Dido verzeiht ihrem Ikarus. Die beiden beschließen sogar, demnächst zusammenzuziehen… Der Autor Markus-Peter Gössler wurde in München geboren und lebt seit 1993 in Graz. Nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und modernen Medien, promovierte er 2004 in Älterer Deutscher Literatur. Als Sänger und Schauspieler debütierte Gössler 1997 an der Grazer Oper und war danach unter anderem am Schauspielhaus Graz, am Next Liberty, beim Festival steirischer herbst, am Stadttheater Meran, aber auch in der freien Szene tätig. Für das Next Liberty verfasste Gössler bereits die Libretti für „Kinder zaubern Flöte“ (UA 2004, Next Liberty) sowie „Der Zauberer von Oz“ (UA 2005, Grazer Oper), beide in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Maurizio Nobili. Als Schauspieler war er zuletzt in der Titelrolle des Familienmusicals „Till Eulenspiegel“ (UA 2006, Grazer Oper) zu sehen. Der Autor und Schauspieler MarkusPeter Gössler über sein neues Stück und alte Mythen: NL: Lieber Markus-Peter, „Ikarus. Die fliegen, die Griechen“ ist nach „Der Zauberer von Oz“ und „Kinder zaubern Flöte“ bereits dein drittes Libretto für das Next Liberty. Zugleich kann man dich aber auch immer wieder in der Hauptrolle der Familienmusicals bewundern. Bist du nun Autor oder Schauspieler? MPG: Ich kenne Menschen, die jetzt sagen würden, weder noch. (lacht) Ich glaube, ich bin einfach nur jemand, der sich mit Sprache beschäftigt und das große Glück hat, das am Theater tun zu können. Das bedeutet, ich darf Texte verfassen und interpretieren. Ist doch fantastisch, oder? NL: Was machst du lieber? MPG: An und für sich Schreiben, mit einer Einschränkung: Man ist beängstigend oft mit sich allein. Und da ich jemand bin, der Menschen um sich braucht, würde ich, wenn ich nicht proben und spielen könnte, innerhalb kürzester Zeit vereinsamen… und verwahrlosen (lacht). NL: Interessierst du dich generell für alte, griechische Mythen? Was fasziniert dich am Mythos des Ikarus? MPG: Auch, wenn es wie ein Klischee klingt: Nicht der Mythos, sondern die Menschen. Um ehrlich zu sein war mir der Mythos selbst, wie Mythen im Allgemeinen, immer ziemlich wurscht. Vor ein paar Jahren ist mir dann eine Gemälde von, ich glaube es war, Saraceni untergekommen, das zeigt, wie Dädalus seinen Sohn beerdigt. Da kam mir das erste Mal die Idee, die Geschichte von Ikarus neu zu erzählen und den Schwerpunkt auf die Vater-Sohn-Beziehung zu legen. NL: Wieso hast du ausgerechnet diese tragische Geschichte für ein lustiges Musical bearbeitet? SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 MPG: Weil für mich das Weinen genauso zu einer gelungenen Geschichte gehört, wie das Lachen. Es geht um Balance. Figuren, die immer lustig sind, langweilen. Für mich kann eine Figur nur dann wirklich glaubwürdig und liebenswert sein, wenn man ihr die Möglichkeit gibt, schwach zu sein, verletzlich. Und: nichts ist lustiger als ein Mensch mit Schwächen. Also wir alle. NL: Du drehst die Handlung von Ovids Mythos um. Anstelle von Ikarus, ist es sein Vater Dädalus, der mit der Flugmaschine abstürzt. Wieso diese Umkehr? MPG: Der besagten Balance wegen. Wenn ich als Erzähler eine Komödie schreiben möchte und dann meine Hauptfigur am Ende des Stückes auf offener Bühne ermorde, einen Vater zeige, der seinen Sohn beerdigen muss, das Publikum sozusagen mit einem Mollakkord nach Hause schicke, hätte ich mein Ziel verfehlt. NL: Was ist dein Ziel? MPG: Ich will mit meinen Stücken unterhalten. Nicht mehr, nicht weniger. Das Interview wurde von Sandra Gubo- Schloßbauer geführt. Der Komponist Maurizio Nobili wurde in Rom geboren und studierte an der Jazzabteilung der Grazer Kunstuniversität bei Jay Clayton, Andy Bey, Mark Murphy und Sheila Jordan. 1997 schloss er mit Auszeichnung ab. Er nahm an zahlreichen Workshops teil, hatte Auftritte in Italien, Österreich, Deutschland, der Schweiz, England, Slowenien und Kroatien bei Konzerten, TV- Shows und Aufnahmen mit unterschiedlichen Bands und Formationen. 1992 gewann er den 1. Preis beim Wettbewerb „Jazz Emergente“ in Forli (Italien) mit dem a-capella- Trio „Voice Band“. 1999 begann er, Theater- und Filmmusik zu komponieren. Neben seinen Auftritten als Vokalist arbeitet Nobili momentan als Musikalischer Leiter, Pianist und Komponist am Next Liberty und an der Grazer Oper. Mittlerweile zeichnet Nobili bereits für die Musik in mehr als 70 Theaterproduktionen in Österreich, Deutschland und Italien verantwortlich. Der Regisseur Michael Schilhan wurde 1964 in Judenburg geboren und ist in Wartberg/Mürztal aufgewachsen. Er absolvierte ein Kulturmanagement- Studium an der Johannes Keppler Universität Linz. Schauspielausbildung in Salzburg, mehrere Studienaufenthalte in Moskau (GITIS- Institut). 1995 kam er über eine Einladung der Tokyo Voice Academy nach Osaka, Hiroshima und Nagoya. Inszenierungen u. a. für das Festival steirischer herbst 99 (Uraufführung Die Unterschrift von Robert Wolf), das Volkstheater Wien (UA Kopfäktschn von Robert Wolf, Die Nashörner von Eugéne Ionesco), das Internationale Haydn Festival in Eisenstadt (Armida und L'isola disabitata von Josef Haydn [Dirigent: Adam Fischer]). L'isola disabitata wurde vom Magazin SIMFestivals 1999 unter die fünf besten österreichischen Operninszenierungen gereiht. 1998 erhielt Michael Schilhan beim europäischen Wettbewerb für Regie und Bühnenbild des Wagner Forum Graz den Publikumspreis und den Förderungspreis. Weitere Arbeiten für das Salzburger Landestheater, das Festspielhaus St. Pölten (2001 Satyagraha von Philip Glass), das Klagenfurter Ensemble (2003 In the Penal Colony von Philip Glass). Schauspielinszenierungen und Uraufführung von Stücken zeitgenössischer Autoren wie Georg Timber-Trattnig, Peter Turrini und Helmut Eisendle. Michael Schilhan ist seit der Saison 2001/ 2002 Künstlerischer Leiter des Grazer Jugendtheaters Next Liberty, seit 1. September 2004 dessen Geschäftsführender Intendant. An der Grazer Oper inszenierte Michael Schilhan in der Saison 2004/05 Der Wildschütz, 2005/06 Die lustigen Weiber von Windsor, 2006/07 Zar und SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 Zimmerm mann und in der Saison 2008/0 09 wird seine Inszenieerung von My fair lady ebendorrt zu sehen sein. Insgesam mt hat der Regisseur bisher ca. 60 6 Sprechth heaterstückee und musikalische Produktionen inszen niert. Griechisch für Einsteiger Im Lau ufe des Sttückes kom mmen einige griechiscche Ausdrüccke vor, die Sie im Urlau ub wahrsch heinlich nocch nicht gehört habeen. Zum bessseren Versttändnis hab ben wir für S Sie ein klein nes Glossar z zusammeng gestellt: Ptu su! So ein M Mist! Keratúli mu Mein Eheebrechercheen Theúlla mu Meine klleine Göttin To spíti mu ine spítti Mein Haus ist deein Haus su Dummerrchen Chazúli Dhíamo Zeus Chamòtto! Verdamm mt! Jíe mu Junior Sópa! Hör auf! Kríma Schade Hevrekaa! Ich hab’ss! Arkudhááki Bärchen Jiùpi! Hurra! Apístefto! So was aaber auch! Kakúli m mu Bösewich htlein Kalá Kallá Ist ja gutt. Fisiká Natürlich h Jamóta Blöde Scchuhe! kolopáp putsa Stopp! Alt! Die „an ngesagtesten n“ Manólis Designerr d der Planikóp poulos, griechiscchen Antike Jannis Versatseenídhis YTHOS DES S IKARUS DER MY König M Minos von deer Insel Kretta erteilte deem begnadeeten Erfinder Dädalus den Auftraag ein Labyrinth zu u erbauen. In dieseem Labyrintth wollte Minos M seineen Stiefsoh hn, de en Minottaurus – ein gefährliches Ungeheuer mit m dem Ko opf eines Stieres S – ge efangen haalten. Dädaalus erbaute e diesen Irrrgarten – daas Labyrinth h von Knossos – gab ab ber Minos’ T Tochter, derr Prinzessin Ariadne, einen Hinweeis, wie maan mit Hilfe eines Fa adens wieeder heraausfinden konnte. Ariadne gab diese Inforrmation an Theseus vo on Athen w weiter, der in n das Labyrin nth kam, de en Minotau urus ermord dete und mit m Hilfe de es so genaannten Ariiadnefadenss fliehen ko onnte. Zur Strafe für diesen Hinw weis ließ Minos M den Erfinder Dädalus und d seinen So ohn Ikarus ebenfalls in das Labyrinth L sp perren. Hier setzt die beerühmte Ge eschichte vo on Ikarus un nd Dädalus e ein: w unterd dessen vom m Meer Daedalus war mschlossen. Er haßte Creta und seine so um la ange Verban nnung: ergriiffen von He eimweh, Riief er: „Er mag m die Erd rde, er mag g mir die Wellen W verspeerren, Aber der Him mmel ist siccher mir off ffen: hier wollen w wir flieehen! Alles mag Miinos besitzen n, die Luft besitzt b er mitnichten.“ m Sp prach’s un nd versenkkte den Geist G in ve erborgene Künste: K er neeuert Kühn K die Natur. N Denn n er legt, mit der klleinsten beg ginnend, in R Reihen S SERVICENUM MMER NEXT LIBERTY 03116 / 8008 – 112 20 KARTENR RESERVIERU UNG 0316 / 800 00 Federn und lässt auf die kürzeren stets die längeren folgen, Just wie Gräser am Abhang; es baut sich die ländliche Flöte Ebenso mählich empor aus Halmen verschiedener Länge. Dann verbindet er sie mit Faden und Wachs in der Mitte Und zuunterst und biegt sie in leichtester Krümmung: die Schwingen Wirklicher Vögel gestaltet er nach. Es steht bei dem Vater Ikarus, ahnungslos, dass er tändelt mit seinem Verderben. Bald hascht strahlend vor Lust der Knabe nach Flaum, den ein leichtes Lüftchen bewegt, bald knetet er gelbliches Wachs mit dem Daumen Und behindert mit seinem Gespiele des Vaters erstaunlich Tun. Doch jetzt hat der Meister bereits sein Kunstwerk vollendet; Alsdann schwingt er sich selbst in die Flügel, so dass sie im Gleichmaß Beide sich fügen, und schwebt in der Luft in mächt’ger Bewegung. Auch den Knaben belehrt er: „Ich mahne dich, Icarus, fliege Stets auf mittlerem Pfad! Denn wenn du dich tiefer hinabsenkst, Lastet das Naß auf den Federn, wenn höher, verbrennt sie im Feuer. Flieg in der Mitte der Bahn! Nicht wende den Blick nach Bootes, Nicht nach Helice, nicht nach Orions gewogenem Schwerte! Laß dich geleiten von mir!“ Auch im Fliegen erteilt er ihm Weisung, Und an den Schultern befestigt er ihm das fremde Gefieder. Während er schafft und ermahnt, benetzen ihm Tränen die greisen Augen, es beben die Hände des Vaters. Er küsst den Knaben – nie wird er es tun –,, und jetzt, von den Federn gehoben, Fliegt er voran, voll Angst um den Sohn, dem Vogel vergleichbar, Der aus dem Nest in der Höhe die zarte Brut in die Lüfte Führt: er ermahnt ihn zu folgen und lehrt ihn die schädlichen Künste, Selber schwingt er die Flügel und schaut nach den Schwingen des Knaben. Irgendein Mensch, der Fische mit schwankender Rute sich angelt, Oder ein Hirt, gestützt auf den Stab, ein Bauer am Pfluge Mochte sie sehn und erstaunen und glauben, die Segler der Lüfte Seien wohl Götter. Und schon lag Samos, die Insel der Juno, Links – sie waren an Delos und Paros vorübergeflogen –, Rechts war Lebinthos und das an Honig so reiche Calymne: Da begann sich der Knabe des kühnen Fluges zu freuen Und verließ seinen Führer: von Himmelssehnsucht gezogen, Stieg er noch höher hinan. Die Nähe der raffenden Sonne Schmilzt das duftende Wachs, das Bindemittel der Federn. Schon ist das Wachs zerflossen: jetzt schwingt er nur noch die Arme, Aber er fasst keine Luft – es fehlen ihm gleichsam die Ruder –, Und sein Mund, wie er schreit nach der Hilfe des Vaters, im blauen Wasser versinkt er. Das Meer hat nach ihm den Namen erhalten. Doch der unselige Vater – nicht Vater mehr – „Icarus!“ ruft er, „Icarus!“ ruft er, „wo bist du? Wo muß ich dich suchen, du Lieber? Icarus!“ ruft er und ruft er. Da sieht auf den Wellen er Federn; Und er verflucht seine Kunst und birgt im Grabe des Sohnes Leiche. Das Land, wo er ruht, ist benannt nach dem Namen des Toten. Die Ikarus-Sage ist uns am vollständigsten von Ovid in seiner Ars amatoria, II, 21-96, sowie auch in seinen Metamorphosen (VIII, 183-235) überliefert. Quellenangabe: • P. Ovidius Naso: Metamorphosen. Epos in 15 Büchern. Übers. u. hrsg. v. H. Breitenbach. Ditzingen: Reclam 1971 (= Reclams Universalbibliothek. 356.) S. 251-253. • http://de.wikipedia.org/wiki/Ikarus SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 OVID Publius Ovidius Naso wurde im Jahre 43 v. Chr. in Sulmona geboren, einer kleinen Stadt im Apennin etwa 150 km östlich von Rom. Er war Kind einer wohlhabenden Familie. Ungefähr um die Zeit der entscheidenden Schlacht von Aktium im Jahre 31 v. Chr. schickte man ihn nach Rom auf die Schule. Der Unterricht umfasste hauptsächlich die griechische und römische Literatur, anschließend die Rhetorik. In den Rhetorikschulen gab es im Wesentlichen zwei Übungszweige, die suasoria und die controversia. Erstere hatte die Form des Rates an eine historische Persönlichkeit in einer entscheidenden Situation ihres Lebens, letztere war die Diskussion eines komplizierten, fiktiven Gerichtsprozesses. Ovid wurde bekannt als declamator. Er bevorzugte die suasoria, denn dabei konnte sich seine Phantasie besser entfalten. Die rhetorische Ausbildung hatte nicht nur seine Phantasie geschult, sondern ihm auch Übung in der Anordnung des Stoffs und im effektvollen Ausdruck gegeben. Daneben hatte sie freilich gewisse Fehler unterstützt, zu denen er an sich schon leicht neigte. Denn die Rhetorik des Klassenzimmers hatte etwas von Prostitution an sich und schielte immer nach dem Beifall der Menge. Sie förderte technisches Können auf Kosten der Sensibilität, sie bevorzugte den epigrammatischen Stil, den man am deutlichsten in Lucans Dichtung beobachten kann. Man muss sich klarmachen, dass in jener Zeit auch Dichtung hauptsächlich für ein öffentliches Publikum gedacht war. „Gedichte zu schreiben, ohne dass sie jemand liest“, schrieb Ovid im Exil, „ist wie ein Ballett im Dunkeln. Ein Hörer inspiriert dich, und Ruhm wächst durch Lob. Das Verlangen nach Ruhm ist ein ungeheurer Ansporn.“ (Ex ponto 4, 2, 33-36). Nachdem Ovid beschlossen hatte, Dichter zu werden, erhielt er Zutritt zum Kreis des adeligen Patrons Messalla, dem auch der berühmte Elegiker Tibull angehörte. Zwar gab es eine Menge noch erlauchterer Dichter im Maecenas- Kreis, doch war der Austausch zwischen beiden rege. Ovid kannte nach eigenem Zeugnis Vergil nur vom Sehen, scheint aber Rezitationen des Horaz beigewohnt zu haben, und mit Properz war er gut befreundet. Die Autoren, die zwanzig Jahre älter als Ovid waren, Vergil, Horaz und Livius, hatten die Schrecken des Bürgerkrieges miterlebt und erfuhren das Gefühl der Erlösung und Dankbarkeit, das das Augusteische zu einer positiven Inspiration werden ließ. Die jungen Elegiker reiften in der Sicherheit eines garantierten Friedens heran, das bedeutete nicht nur Abkehr von politischen Themen, sondern in gewisser Hinsicht auch Reaktion gegen den Enthusiasmus der Älteren. Dies ist eine hinreichend bekannte Erscheinung in der Literaturgeschichte, auch wenn weniger markante politische Änderungen stattfanden. So folgen z. B. auf die Viktorianer Wilde und Shaw. Die Elegie war nun seit den Alexandrinern ein Genre, das sich entweder mit mythologischen Erzählungen oder privaten Themen befasste. Ein gewisses Element der Ironie, zum Teil gegen das Augusteisch- Klassische gerichtet, erscheint bei Properz, jedoch noch so vorsichtig, dass moderne Leser es erst in den letzten Jahren erkannt haben. Bei Ovid tritt dieser Sinn fürs Spielerische ganz offen hervor. Seine Amores befassen sich hauptsächlich mit einer Geliebten, die ziemlich sicher als fiktiv gelten kann. Er nennt sich selbst den Dichter der Nichtsnutzigkeit (nequitia), er spielt mit barocken Bildern Cupidos, er hat seine Freude an unerwarteten und paradoxen Wendungen des Liebesthemas, und er erforscht die Liebespsychologie des Mannes und der Frau. Die Ars Amatoria, berühmter, aber weniger mannigfaltig und nicht so brillant, behandelt einige Themen der Amores in systematischer Form: ein Mann wird instruiert, wie er ein Mädchen gewinnt und an sich bindet, und umgekehrt, ein Mädchen, wie es sich einen Mann angelt und ihn nicht mehr loslässt. […] Im dritten Buch der Ars amatoria hatte Ovid ein ungewöhnliches Einfühlungsvermögen in die Psyche der Frau bewiesen. In den ebenfalls im Metrum der Elegie verfassten Heroinenbriefen versuchte er, die Erfahrungen von Frauen des Mythos zu vergegenwärtigen. Getrennt oder oft SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 verlassen von ihren Männern, gaben sie in Briefform ihren Gefühlen Ausdruck. Ovid griff auf griechische Quellen zurück, Homer und besonders Euripides, dessen Heldinnen manchmal ihre Männer in einer Weise beschuldigten, die vor allem den Rhetoren der folgenden Zeit gefiel. […] Die Arbeit an den Heroides animierte ihn zu dem Versuch, ein komplettes Drama über eine seiner Heldinnen zu schreiben, die Medea. Die verlorene Tragödie war sehr berühmt, wie uns Tacitus erzählt, und nach Quintilians Meinung zu Recht. Nach literarischen Erfahrungen dieser Art begann er am Anfang unserer Zeitrechnung die Metamorphosen, die offensichtlich sein Werk krönen sollten. […] Gleichzeitig zu den Metamorphosen schreibt Ovid ein weiteres umfangreiches Werk im Versmaß der Elegie, die Fasten. In zwölf Büchern, eines pro Monat, erzählte Ovid Mythen von den Sternbildern und Legenden aus der römischen Vergangenheit, die viele Altertumsforscher zu eben jener Zeit neu belebten. […] DIE METAMORPHOSEN In den Metamorphosen unternahm es Ovid, wunderbare Verwandlungen von Menschen in tierische oder andere Wesen zu schildern. Er verwendete das epische Versmaß, den Hexameter. Da es nur wenige griechische Mythen und Legenden gibt, die nicht eine solche Verwandlung enthalten, umfasste sein Stoff den ganzen Reichtum des antiken Mythenerbes. Er war nicht der erste, der Verwandlungen in Versen schrieb. Es gab Vorgänger im Griechischen und im Lateinischen.[…] Und doch sind die Metamorphosen ein höchst originelles Werk. Zunächst sei ein Überblick über das Gedicht gegeben. Es reicht von der Schöpfung bis in Ovids eigene Zeit. Es beginnt mit dem Hesiodischen Thema der Kosmogonie, den vier Zeitaltern (golden, silber, bronzen, eisern) und dem Aufstand gegen die Götter (mit der Verwandlung Lycaons in einen Wolf). Es folgt die Sintflut und die Verwandlung der Steine, die die einzig Überlebenden, Deucalion und Pyrrha, hinter sich warfen, in Menschen. Im fünfzehnten und letzten Buch wird Pythagoras eingeführt, in gewissem Sinn der Philosoph der Metamorphose, da er ewigen Wandel und Seelenwanderung lehrte. Er prophezeit die allen sichtbare wunderbare Metamorphose der Gegenwart, die Umgestaltung Roms aus einem Dorf zur Hauptstadt der Welt, die Verwandlung von Caesars Seele in einen Stern. Das Gedicht endet mit einer übertriebenen persönlichen Schmeichelei an die Adresse des Augustus, der sich mit Gewissheit nach seinem Tod in einen Gott verwandeln würde. Dieses Finale nimmt über die Hälfte des Buches ein. […] Mit seinen Metamorphosen hat Ovid die Illusion geschaffen, dass Mythos und Geschichte eine reale Welt bilden, die zauberhaft wirkt, aber in sich konsistent ist. Quellenangabe: L. P. Wilkinson: Einleitung. In: P. Ovidius Naso: Metamorphosen. Epos in 15 Büchern. Übers. u. hrsg. v. H. Breitenbach. Ditzingen: Reclam 1971 (= Reclams Universalbibliothek. 356.) S. 3-19. UNTERICHTSVORSCHLÄGE 1) ab 1. Schulstufe: Male ein Bild von Ikarus mit seiner Flugmaschine. 2) ab 1. Schulstufe: NonsenseErfindungen Stell dir vor, Zeus steigt bei Leftycorp als Erfinder ein. Welche Erfindungen lassen Lefty und er sich einfallen? Male ein Bild mit einer besonders lustigen Erfindung und beschreibe sie deinen KollegInnen. ab 2. Schulstufe: Figurenraten 3) Schreibe einen Steckbrief deiner Lieblingsfigur mit ihren wesentlichen Charakterzügen. Gruppenarbeit: Präsentiere deine Figur in einem Kurzreferat vor deiner Gruppe ohne den Namen deiner Figur zu erwähnen. Die anderen sollen erraten, wer gemeint ist. SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 4) ab 3. Schulstufe: Alte Mythen und neue Geschichten Lest gemeinsam den Original-Mythos von Ikarus und Dädalus. Gruppenarbeit: Erzählt erst die Handlung des alten Mythos, dann die des Musicals nach und schreibt beides auf. Besprecht in der Gruppe: Was sind die grundlegenden Unterschiede zwischen der Original- Geschichte und dem Musical „IKARUS“? Wieso hat der Autor deiner Meinung nach die Geschichte verändert? 5) ab 4. Schulstufe: Gedichtinterpretation Lest gemeinsam das Gedicht „Ikarus“ von Ernst Jandl (siehe oben). Was meint der Dichter mit: „Ikarus ging unter Hoch über den anderen.“ - Dädalus und Ikarus singen in Szene 7: „Nur wer probiert, und manchmal verliert, kann sein Leben ein bisschen verstehen. Nur wer versucht, und Erfolge verbucht, wird am Ende die Welt von oben sehen.“ - Was ist damit gemeint? - Siehst du eine Gemeinsamkeit zum Jandl- Gedicht? - Gibt es eine Situation in deinem Leben, in der es für dich wichtig war, etwas einfach zu versuchen (unabhängig vom tatsächlichen Erfolg)? 6) ab 4. Schulstufe: Meine Fluggeschichte Sammelt Wörter zum Thema „fliegen“ an der Tafel. Euer Lehrer / eure Lehrerin wählt fünf Begriffe aus. Schreib eine Geschichte zum Thema „Wenn ich Flügel hätte“ und baue diese fünf Kernwörter ein. LITERATURTIPPS: • P. Ovidius Naso: Metamorphosen. Epos in 15 Büchern. Übers. u. hrsg. v. H. Breitenbach. Ditzingen: Reclam 1971 (= Reclams Universalbibliothek. 356.) • A. Aurhammer, D. Martin (Hrsg.): Mythos Ikarus. Texte von Ovid bis Wolf Biermann. 2. Aufl. Leipzig: Reclam 2001. LINKS: • http://www.vvg.or.at/ (Homepage des Nonseum, eines Museums der nutzlosen Erfindungen in Niederösterreich) • http://de.wikipedia.org/wiki/Ikarus • http://de.wikipedia.org/wiki/Daidalos • http://de.wikipedia.org/wiki/Geschic hte_der_Luftfahrt • http://www.luftfahrtgeschichte.com/ flugtech.htm (Hier wird anschaulich erklärt, wie ein Flugzeug fliegt) KONTAKT: Bakk. Sandra Gubo-Schloßbauer Dramaturgie, Presse- & Öffentlichkeitsarbeit Next Liberty Jugentheater GmbH Kaiser-Josef-Platz 10 8010 Graz T 8008-1129 E [email protected] SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000