DIE FANTASTISCHE WELT VON GUMBALL Interview mit
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DIE FANTASTISCHE WELT VON GUMBALL Interview mit
DIE FANTASTISCHE WELT VON GUMBALL Interview mit Show Creator Ben Bocquelet Wie kam Ihnen die Idee zu „Die fantastische Welt von Gumball“? Die Idee zu Die fantastische Welt von Gumball hatte ich, als ich als Development Artist im Londoner Entwicklungsstudio von Cartoon Network arbeitete. Zuvor war ich in der Werbung tätig und hatte schon viele Figuren für Werbezwecke entwickelt. Diese Figuren, in ihrer breiten Vielfalt von Stilrichtungen und Formaten, inspirierten die visuelle Mischung, der den Look der Serie ausmacht. Als Development Artist half ich zunächst anderen Leuten, ihre Projekte zu entwickeln. Etwa ein Jahr nach meinem Einstieg bat Daniel Lennard, Vice President für den Bereich Entwicklung und Originalserien, alle Development Artists, eigene Ideen vorzulegen. Ich reichte zwei Konzepte ein: Die fantastische Welt von Gumball (das damals einfach Gumball hieß) und ein anderes über Kryptozoologie. Können Sie etwas mehr zu den ersten Entwicklungsschritten sagen? Bei der Arbeit für ein so großes Studio wie Cartoon Network haben wir das Riesenglück, von vielen erfahrenen und talentierten Animationskünstlern lernen zu können. Don Shanks, Greg Miller, Charlie Bean, Aaron Springer, Derek Drymon und Chris Reccardi kamen allesamt aus den USA, um uns bei unseren Projekten zu unterstützen. Alles begann mit den Figuren, von denen Sie einige im Endprodukt sehen können. Das größte Dilemma war jedoch herauszuarbeiten, worum es in der Serie eigentlich gehen sollte. Nachdem das erste Konzept abgelehnt worden war, beschloss ich, die Serie wie eine typische Familien-Sitcom aufzubauen, dabei aber die Menschen durch verrückte Figuren zu ersetzen. Zwar wollte ich die Stilmittel einer Sitcom nutzen, gleichzeitig war es mir aber wichtig, die lustigen Aspekte der Figuren und die Freiheit der Animation nutzen, um Humor und Storys zu realisieren, die in einem Realfilm nicht möglich wären. Insgesamt dauerte der Entwicklungsprozess neun Monate, von der ersten Idee bis zu dem Zeitpunkt, als die Serie grünes Licht bekam. Wie kam es zu dem Titel „Die fantastische Welt von Gumball“? Die Serie hieß von Anfang an Gumball. Der Name stand schon fest, bevor es die Figur gab. Ich wollte einen Titel, der einen an die Kindheit erinnert, an etwas, was ein Kind in der Tasche haben könnte. Stimmt es, dass die Serie lose auf Ihrer eigenen Kindheit basiert? Ja, in einigen Aspekten schon. Meine Schwester ist sehr schlau, und genau wie bei der Serienfigur legt man sich auch mit ihr besser nicht an! Wir standen uns immer sehr nahe und sind auch als Erwachsene gute Freunde. Sie ist heute Programmiererin. Mein Vater ist ein echtes Original und war eine Weile auch Hausmann. Meine Mutter ist unglaublich stark – sie hielt die Familie zusammen. Wir haben viel durchgemacht, aber wir hatten auch immer viel Spaß. Unsere Familienbande sind sehr eng, und durchs Lachen wurden wir stark. Sind Sie und Gumball sich ähnlich? Ich teile seine optimistische Einstellung, aber ich würde nicht sagen, dass ich ihm ähnlich bin. Er ist frei erfunden, eine Comicfigur und eine Kombination aus vielen verschiedenen Elementen. Wie hat Ihre Familie auf die Serie reagiert? Sie lieben die Serie – sie sind ihre ersten und treuesten Fans. Sie erkannten bestimmte Gags oder Erzählfäden aus unserem eigenen Leben wieder: Etwa die Situation damals, als mein Vater mich zwei Tage lang warten ließ, bis seine Bartstoppeln gewachsen waren und er hart genug aussah, um dem Typen im Einkaufszentrum Angst einzujagen, damit ich mein Geld für ein kaputtes Videospiel zurückbekam. Ich glaube, wenn man das Leben echter Menschen wie meiner Familie als Inspiration nutzt, erzeugt das liebenswerte Figuren, die einem ans Herz wachsen, und meine Familie ist sehr stolz darauf, dazu beigetragen zu haben. Bitte erzählen Sie uns etwas über den Produktionsprozess. Aufgrund des Mixed-Media-Formats war der Produktionsprozess sehr kompliziert. Die Drehbuchautoren, Regisseur Mic Graves und ich umrissen zunächst die Story für jede Episode, die dann an die Storyboard-Künstler ging, die die Geschichte in visuelle Form brachten. Anschließend fügten wir in mehreren Sitzungen Gags hinzu, prüften die Länge der Szenen etc. Manchmal warfen wir buchstäblich alles wieder um! Sobald die Storyboards fertig waren, begann unser Cutter Richard Overall, die Einzelbilder zusammenzuschneiden und die Stimmen aufzunehmen. Ben Locket, unser Komponist, machte sich an die Musik der Serie. Wir stellten die letzten Hintergrundbilder fertig und entwarfen alle neuen Figuren und Requisiten. Dann entwickelten wir gemeinsam mit den beiden Animationsstudios Boulder Media und Studio Soi die Animation. Anschließend wurde alles gemischt, und zum Schluss kam die Postproduktion bei Fitzrovia Post. Rückblickend klingt das viel einfacher, als es in der Realität war! Was war die spezifische Aufgabe jedes Studios? Studio Soi in Ludwigsburg war für die Entwicklung der 3D-Hintergründe und -Figuren verantwortlich und übernahm auch einen großen Teil des CG-Renderings. Ein fantastischer Haufen talentierter Leute! Sie wurden in diesem Jahr sogar für einen Oscar nominiert. Boulder Media war für die 2D- und 3D-Animation und zum Teil auch fürs Mischen zuständig. Wie kamen Sie auf das Mixed-Media-Format? Ich wollte die Serie von Anfang an in 2D, 3D und mit Realbildern drehen. Meiner Meinung nach gibt ihr das den ganz besonderen Look. Im Studium wurde ich stark von den Videos der Gorillaz beeinflusst. Ich liebte es, wie sie ihre fantastischen Designs mit Fotos oder Filmen vermischten. Das war aber nicht das erste Mal, dass ich eine Mischung aus Animation und Realfilm gesehen hatte. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Windsor McCay eine Show, in der er mit seinem Zeichentrickdinosaurier interagierte, und wegbereitende Filme wie Falsches Spiel mit Roger Rabbit begeisterten mich als Kind total. Dank der modernen Technologie ist ein solcher Ansatz jetzt auch in Fernsehserien möglich. Es ist faszinierend, daran teilhaben zu dürfen, weil Cartoon Network bereit war, die Serie im Mixed-Media-Format zu produzieren – trotz aller Herausforderungen, die dieser Prozess mit sich bringt. War es sehr schwierig, das Mixed-Media-Format zu verwirklichen? Sie arbeiteten eng mit Antoine Perez zusammen, ja? Antoine Perez übernahm gemeinsam mit mir die künstlerische Leitung. Er kümmerte sich um die Hintergrundbilder und um das Compositing. Er gab der Serie ihren modernen, integrierten Look. Beim Compositing setzte er hauptsächlich visuelle Effekte ein und verwendete Tricks, mit denen man normalerweise Spezialeffekte in Realfilme integriert. Was trägt das Mixed-Media-Format zur Serie bei? Es verleiht der Serie einen einzigartigen Look, der die Zuschauer hoffentlich sofort anspricht. Ich glaube auch, dass die Realfilmelemente die Fantasie noch mehr beflügeln, als Zeichentrick allein es kann, denn sie vermitteln die Möglichkeit, dass diese Welt tatsächlich existieren könnte. Der Zuschauer wird gefesselt, weil die Grenzen zwischen der realen Welt und den erfundenen Figuren verschwimmen. Wo haben Sie die Realbild-Hintergründe aufgenommen? Die Häuser der Wattersons und der Robinsons wurden in Vallejo in der Nähe von San Francisco gefilmt. Dort gibt es Häuser aus den 1950/60er-Jahren, wie sie für Familien-Sitcoms typisch sind. Elmore High fanden wir in San Francisco. Bitte erzählen Sie uns etwas mehr über die Bedeutung der Storyboards bei der Produktion. Das Storyboard-basierte Entwicklungskonzept beruhte auf den Vorschlägen unserer Kollegen aus Los Angeles – es wird bei den großen US-Zeichentrickserien wesentlich häufiger verwendet. Normalerweise arbeitet ein Storyboard-Künstler anhand eines Drehbuchs, wobei alle Gags und Texte schon geschrieben sind. Beim Storyboard-basierten Prozess skizzieren wir die Geschichte jedoch lediglich und lassen die Storyboard-Künstler den Humor und die Gags herausarbeiten. So können die visuellen Elemente und die Story auf natürliche Weise vereint werden. Die Geschichten bleiben interessanter, spontaner und frischer. Wie gingen Sie an die Entwicklung der Gags der Serie heran? Einige der besten Gags entstanden sehr schnell, bei anderen mussten wir lange nachdenken. Da gibt es keine festen Regeln. Es war ein sehr kollaborativer Prozess mit vielen Neufassungen. Um sicher zu sein, dass ein Gag funktionierte, mussten wir praktisch alle selbst darüber lachen können. Wenn wir nicht lachten, musste er umgeschrieben werden. Im Humor der Serie steckt viel Arbeit. Der Humor war im Grund der Hauptzweck der Serie, also schrieben wir, schrieben um, schrieben wieder um. Und dann schrieben wir noch mal um. Einige Figuren werden von echten Kindern gesprochen? Ja, in der englischen Fassung wurde Gumball von Logan Grove gesprochen, Darwin von Kwesi Boakye und Anais von Kyla Rae Kowalewski. Die drei waren absolut fantastisch – die Zusammenarbeit war das reinste Vergnügen. Sie erweckten die Figuren nicht nur zum Leben, sondern verliehen ihnen echten Charme. Sie verstanden die Figuren völlig, waren spontan und witzig, hatten als Schauspieler ein phänomenales Repertoire und fantastisches Komik-Timing. Was ist das Seltsamste und Faszinierendste an Elmore? Das könnte Sussie sein. Sie ist eine schwer fassbare Figur, die ab und zu auftaucht. Mit Worten lässt sie sich nicht beschreiben, man muss sich die Serie schon anschauen. Übrigens: Im wirklichen Leben ist sie meine Freundin. Wie groß war das Team, das an der Serie mitgearbeitet hat? Ziemlich groß, gelegentlich arbeiteten mehr als 100 Leute mit. Wie lange dauert es, eine Episode zu entwickeln? Etwa neun Monate von Anfang bis Ende, also wie ein Baby. Wie lange dauerte die Produktion der ganzen Serie? Etwa zwei Jahre, wie ein Elefantenbaby. Was haben Sie bei der Produktion der Serie gelernt? Ich bekomme immer noch Nasenbluten vom vielen Lernen! Eines, was ich gelernt habe, ist, dass man etwas von sich selbst geben muss, um ein Publikum anzusprechen. Das klingt offensichtlich, aber mitten in der Produktion vergisst man es leicht. Man muss seinen Panzer ablegen und seine echten Gefühle in die Geschichte und die Figuren einbringen. Welches ist ihre Lieblingsepisode? Die Folge „The End“, eine Geschichte, in der Gumball und Darwin glauben, dass der Weltuntergang bevorsteht. Sie gefällt mir, weil es in dieser Folge Gags gibt, die mich immer noch zum Lachen bringen, obwohl ich sie schon eine Million mal gesehen habe. Es gibt ziemlich viele Anspielungen auf Filme. Wie kommt das? Wir alle sind Filmfans im Studio. Was uns verband, war unsere bedingungslose Liebe zum Unterhaltungskino der 1980er, und in Gumball gibt es verschiedene Anspielungen auf dieses Genre. Diese Filme waren Achterbahnfahrten mit fantastischen Storys und überwältigenden Spezialeffekten, aber auch mit echtem Herz. Glauben Sie, dass die Serie auch Erwachsene anspricht? Das hoffe ich sehr. Wir wollten eine Kinderserie produzieren, die wir als Erwachsene auch gern sehen würden. Wir versuchten, den Gags und Geschichten so oft wie möglich verschiedene Ebenen zu geben. Ich mag Cartoons, die für alle sind, nicht nur für Kinder. Die Kids haben viel mehr Ahnung, als wir ihnen oft zugestehen. Ich wünsche mir, dass die Leute die Serie gemeinsam als Familie ansehen, bei ausgeschaltetem Licht – ganz so, wie wir mit unseren Eltern, wenn Looney Tunes lief. Wann wurde Ihnen klar, dass Sie im Bereich Animation arbeiten wollten? Als ich mit zwölf Jahren den Film Akira sah. Damals wusste ich noch nicht, dass es möglich ist, in der Trickfilmbranche zu arbeiten, aber ich war fasziniert von dem, was ich sah. Mit achtzehn Jahren wurde mir klar, dass man im Bereich Animation arbeiten kann, und da begann ich, mich aktiv um meine Karriere zu kümmern. Welche Serien haben Sie als Kind gesehen? Ich habe alles gesehen, was im Fernsehen lief, und war begeistertes Mitglied im Video-Klub. Filme, Trickfilme, TV-Serien – ich liebte alles. Die Simpsons waren ein wichtiger Einfluss, und ich bin auch ein großer Fan von South Park. Wer sind Ihre großen Helden in der Animation? Miyazaki ist eines meiner großen Vorbilder. Japanische Animation hat mich schon immer begeistert. Was würden Sie tun, wenn Sie nicht in der Trickfilmbranche arbeiteten? Wahrscheinlich würde ich in einem DVD-Geschäft arbeiten. Und was kommt als Nächstes? Hoffentlich eine zweite Serie! Ich würde gern auch Filme machen, das wäre fantastisch. Weitere Informationen zu Die fantastische Welt von Gumball finden Sie unter www.theamazingworldofgumball.com/presskit/ Den Zugang zur Presseseite erhalten Sie über den unten genannten Pressekontakt. Pressekontakt: Nicolas Finke +49 (0) 89 340771-24 [email protected]