Kinderfilm Wilde Hühner MSO zum 60. Dreharbeiten
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Kinderfilm Wilde Hühner MSO zum 60. Dreharbeiten
newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:37 Uhr Seite 1 Ausgabe 6 – September 2005 Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW Schwerpunkt Setbericht Kinderfilm Wilde Hühner Ein Gespräch mit MSO zum 60. Dreharbeiten 1 newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:37 Uhr Seite 2 LocoMotiv Tel. (0221) 1207821; [email protected] ZeitRaumRechercheLocation Tel. (0221) 132527; [email protected] Nicque Derenbach Locationscout Tel.: 0172-2909584 [email protected] Märchenschlösser … und Hexenhäuser müssen es zwar nicht unbedingt sein, wenn man die richtigen Locations für Kinderfilme sucht. Schön sind sie dennoch und in Nordrhein-Westfalen gar nicht so selten. Für die Location-Seite haben Scouts aus NRW eine Auswahl von märchenhaften Motiven zusammen gestellt. Die vorgestellten Bilder und viele mehr präsentiert die Film Commission NRW auch auf den Seiten ihrer Motivdatenbank www.locationnrw.de. House of Extras Locationmanagement Tel.: (0221) 3686312; [email protected] Udo Wüllenweber Tel.: Tel. +49-(0)211-1577075 [email protected] 2 [email protected] – Location newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:37 Uhr Seite 3 Inhalt 4 Meldungen Branche, Aus- und Weiterbildung, Festivals, Preise Schwerpunkt: Kinderfilm 10 Alles für die Kleinen – es lohnt sich! Klare Regeln Interview mit WDR-Justiziarin Eva-Maria Michel zum Thema Schleichwerbung 11 12 MEDIA „Seid eiskalt oder glühend heiß” Ein Gespräch mit Michael Schmid-Ospach Schwerpunkt: Kinderfilm 14 Ohne pädagogischen Zeigefinger Interview mit Elke Ried 14 Auf jeden Fall Family Entertainment Interview mit Maya Gräfin Rothkirch 16 D rei der zehn erfolgreichsten deutschen KiLeinwänden zu behaupten. Im letzten Jahr nofilme 2004 waren Kinderfilme: „Bibi Blockskonnten „Die Blindgänger” genauso wie die berg II”, „Lauras Stern” und „Das Sams in GeKölner Tradewind Produktion „Mein Bruder ist fahr”. Und dennoch: Man muss nicht beein Hund” an den Kinokassen bei weitem nicht sonders feinfühlig sein, um in Gesprächen mit an die Bestsellerverfilmungen heran reichen. vielen Kinderfilm-Machern heraus zu hören, An Nachschub mangelt es nicht: Hans-Chridass sie sich nicht ganz ernst genommen fühstian Schmid sitzt an einer Verfilmung von „Kralen. Der Vorbehalt: Das wahre, große, reine Kibat”, Gernot Roll wagt sich an eine Neuverfilno sei Konflikten vorbehalten, die Erwachsemung des „Räuber Hotzenplotz”, Thomas Sprinne beschäftigen. Als ob die Konflikte von Kinger schreibt an einem Drehbuch zu Per Olov Endern geringer wären. Ein kurzer Blick zurück in quists Kinderbucherfolg „Großvater und die die eigene Kindheit wird den Wölfe“, in den MMC-Studios meisten von uns genügen, um wird im Herbst das Märchen sich daran zu erinnern, dass die „Kalif Storch“ in Szene gesetzt ach so schöne Kinderzeit selund in Xanten dreht Vivian ten gänzlich sorgenfrei war. Im Naefe gerade eine Adaption Gegenteil: Selbst kleinere Proder Cornelia-Funke-Reihe „Die bleme konnten damals für wilden Hühner”. Eindrücke Seelennöte sorgen, die das Ervom Drehort finden Sie in unwachsenenkino in ihrer Draserem Setbericht auf S. 22. matik erst einmal erreichen „Gebt uns mehr Kinderkimuss. no!”, forderte der Journalist Für die Branche kann die Andreas Platthaus im Juli in der Frage nach der Wertschätzung Frankfurter Allgemeinen. Er des Kinderfilms zu einer eximeinte nicht irgendwelches stenziellen werden. Nur wer als „Der Schatz der weißen Falken“, Kinderkino, sondern gutes! Ein Foto: Falcom Media Kind den Zauber einer KinoKinderkino, das Kindern gevorstellung durchlebt, genosnauso viel Spaß macht, wie sen und vielleicht auch atemden Erwachsenen, das seine los durchbangt hat, bleibt dem Kino auch als jungen Helden ernst nimmt, seine Besucher Erwachsener erhalten. Das Bewusstsein für das nicht unterfordert und das dafür sorgt, dass der Besondere eines bewegenden Kinobesuchs im Kinobesuch zu einem prägenden Ereignis wird. Vergleich zu einem verdösten DVD-Nachmittag Wie gehabt bietet der Newsletter über den auf der Couch kann bei Kindern aber nur mit Schwerpunkt hinaus in diesem Heft auch wieguten Filmen geweckt werden. Gute Filmeder die bewährten Informationen aus der und macher wiederum werden sich nur dann mit über die Branche in NRW. In einem Making of dem Genre beschäftigen, wenn sie dabei auf zeichnen wir die Entstehung des noch immer die gleiche Wertschätzung ihrer Kollegen hofhoch aktuellen Kinofilms „Paradise Now” nach fen können, die sie für das Erzählen von Er(Kinostart: 29. September). Außerdem haben wachsenengeschichten erhalten. wir ein Interview mit WDR-Justiziarin Eva-MaDer Markt für Kinderfilme ist in Deutschland ria Michel zum Thema Schleichwerbung und ein geteilter: Wer auf Buchverfilmungen von zum 60. Geburtstag unseres Herausgebers ein Kinderbuch-Bestsellern setzt, hat derzeit gute Gespräch mit ihm im Blatt, in dem Michael Karten, auch im Kino Erfolge zu feiern, wie „BiSchmid-Ospach nicht nur über die aktuelle Sibi Blocksberg 1+2”, „Lauras Stern”, „Das Sams tuation der Branche, sondern auch über sein Le1+2” und „Die wilden Kerle 1+2” beweisen. ben spricht. Wer jedoch auf Originalstoffe setzt, deren Hauptfiguren im Kaufhaus noch nicht durch die Viel Spaß beim Lesen wünscht dazugehörigen Federmäppchen, Bettlaken oder Plüschfiguren in die Kinderköpfte gehämmert Rüdiger Bertram werden, hat es deutlich schwerer, sich auf den Chefredakteur Editorial – [email protected] Der geteilte Markt Die Lage des deutschen Kinderfilms 17 Was ist eigentlich Family Entertainment? Versuch einer Begriffsbestimmung 18 Flexibel bleiben Interview mit Veronica Ferres 18 Mit Mut und Lust am Spiel Kinder als Schauspieler 18 Es lohnt sich Top Ten: Die erfolgreichsten Kinderfilme 2004 19 Mehr als nur „Die Maus“ Das Kinderdoku-Projekt doxs! der Duisburger Filmwoche 19 20 Kinderfilmfestivals in NRW Jenseits des Kinos Alternative Vertriebswege für Kinderfilme 20 Kompetenz für Kinderfilme Fördermöglichkeiten 21 Kinder begreifen mehr, als man denkt Interview mit Christian Zübert und Tom Spieß 21 Lustig oder spannend muss es sein Die Wünsche der Zielgruppe 22 Wildes Wetter Am Set von „Die wilden Hühner” 24 27 28 Dreharbeiten in NRW Impressum Schießereien an der Tagesordnung Making of „Paradise Now” 30 Demnächst im Kino Kinostarts: Unkenrufe, Dear Wendy, Der kleine Eisbär 2, Der Schatz der weißen Falken, Durchfahrtsland, Die große Depression, Almost Heaven, Maria an Callas Schwerpunkt Frankreich Der nächste Newsletter erscheint Ende Oktober mit einem Schwerpunkt Frankreich, um die Branche auf den im November in Köln stattfindenden Filmkongress des Vereins Rendez-Vous Franco-Allemands vorzubereiten. Ab dem 26. Oktober ist das Heft bereits online unter www.filmstiftung.de zu finden. 3 newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:37 Uhr Seite 4 Dem Wetter getrotzt: Die FilmSchauPlätze 2005 Oberhausen verleiht Ein Spektakel ohne Gleichen erlebte die gesperrte Bundesstraße B 227 in Heiligenhaus: Über 2.000 Zuschauer schauten sich Ende Juli mitten auf der Straße den Klassiker „West Side Story” an, nachdem dort zuvor ein aktionsreiches Stadtfest 6.000 Menschen angelockt hatte. Die FilmSchauPlätze 2005 waren trotz zeitweise mäßigen Wetters mit insgesamt 6.000 Kinobesuchern auch auf ihren anderen Stationen ein voller Erfolg. So verfolgten rund 700 Besucher Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern” in Bochum-Hordel. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Hannover kamen viele Familien und auch ehemalige Kumpel, um noch einmal in die liebevoll ausgestattete 50er-Jahre-Filmwelt einzutauchen. An jedem der sorgsam und passend zum Film gewählten Vorführorte wurden zahlreiche Sonderaktionen geboten: von einer Tanzshow um Nonnen und Gangster im Kloster Kamp vor der Vorführung von „Luther” bis zu Gauklereinlagen auf der Burg Hülshoff bei Havixbeck, wo anschließend „7 Zwerge – Männer allein im Wald” über die mobile Leinwand flimmerte. Zum Abschluss am 19. August kamen 300 Besucher, um sich auf dem Kirchplatz in Rietberg „Die Kinder des Monsier Mathieu“ anzusehen. Begeistert aufgenommen wurden auch allerorts die Kurzfilme aus NRW, die an jedem Abend zur Einstimmung vor dem Hauptfilm liefen und mit viel Applaus bedacht wurden. Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; [email protected] Um knapp 60 neue Titel aus 19 Ländern hat sich der Verleihkatalog der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen erweitert. Es handelt sich dabei um Höhepunkte aus den jeweiligen Sektionen des diesjährigen Festivals, darunter der Gewinner des Hauptpreises „man.road.river” von Marcellvs L., der Gewinner des Deutschen Wettbewerbs „Remake”, Laura Waddingtons Dokumentation „Border” oder Matthias Müllers jüngstes Werk „Album”. Auch alle Kandidaten für den MuVi-Preis befinden sich unter den Neuzugängen. Die Zahl an digitalen Formaten hat in diesem Jahr erneut zugenommen, allen voran die DVD. Das Verleihprogramm kann als Broschüre bei den Kurzfilmtagen angefordert werden oder steht als Download zur Verfügung unter www.kurzfilmtage.de. Kurzfilmtage Oberhausen, Tel. (0208) 8252652; [email protected] Zu Gast auf dem Kirchplatz in Rietberg: „Die Kinder des Monsieur Mathieu“, Foto: Constantin „Stille Rebellen“ auf dem IFP Am 18. September startet in New York der Koproduktionsmarkt des renommierten International Feature Projects (IFP). Mit dabei ist Josef Steinberger, der für seine Koproduktion „Silent Rebels“ Josef Steinberger, um Partner werben Foto: Rheingold Films will. Der Newsletter sprach mit dem Geschäftsführer der Kölner Rheingold Films über seine Erwartungen für das Projekt, das von der Filmstiftung drehbuchgefördert und für den IFP-Market vorgeschlagen wurde. Mit welchen Erwartungen fahren Sie zum Market des IFP? Wir sehen den IFP als hervorragende Plattform, um „Stille Rebellen” einer repräsentativen Gruppe nordamerikanischer Kollegen aus allen Bereichen der Filmproduktion vorzustellen. Unser besonderes Interesse gilt der Suche nach Partnern aus Produktion und Vertrieb. Der IFP bietet uns auch eine gute Möglichkeit zum Follow-Up nach den Gesprächen in Cannes. Da wir vor dem IFP in New York „Stille Rebellen” auch bei Strategic Partners in Halifax vorstellen dürfen, hoffen wir auf weiterführende Gespräche und Kontakte. Wovon handelt „Stille Rebellen“? Der Film basiert auf einer wahren Geschichte nach einem Buch von Marion Schreiber und erzählt vom jähen Ende der Jugend unserer vier Protagonisten, die nach der Invasion 4 der Wehrmacht im Mai 1940 in Belgien unfreiwillig in einen neuen Lebensabschnitt gedrängt werden. Nach dem unbeschwerten, ausschweifenden Leben als Teil der „Zazous”, einer belgischen Variante der Bohéme, übernehmen sie Verantwortung, stellen sich gegen die deutschen Besatzer und gehen in den Widerstand. Am 19. April 1943 wagen sie das Unmögliche, stoppen den zwanzigsten Transport von Belgien nach Auschwitz und befreien 17 jüdische Gefangene. Bevor der Zug die deutsche Grenze erreicht, können weitere 214 Juden fliehen. Alle befreiten Gefangenen überleben den Krieg und entkommen dem Holocaust. Youra Livschitz und sein Bruder Alexandre werden nach ihrer Gefangennahme exekutiert. Ihre belgischen Freunde Jean Franklemon und Robert Maistriau überleben ihre Internierung in deutschen Konzentrationslagern. Wie geht es nach dem IFP weiter mit dem Projekt? Für wann ist der Drehbeginn geplant, und wie hoch soll das Budget sein? Nach einer langen und schwierigen Entwicklungsphase mit einem notwendigen Wechsel des Autors wird unser neuer Autor Tim Rose Price Ende September eine neue Drehbuchfassung vorlegen. Wir beginnen dann die aktiven Projektvorbereitungen mit detaillierter Kalkulation, Finanzierung und Casting. Wir gehen von einer hochwertigen europäischen Besetzung aus und rechnen gegenwärtig mit einem Budget von zehn Millionen. Wir haben bereits starkes Interesse aus Belgien und planen eine D-UK-B-Koproduktion mit amerikanischer Beteiligung. Als Drehbeginn streben wir September 2006 an. „Chaim" von Jonathan Greenfield, Foto: KHM Neues aus der KHM Die Studenten der Kölner Kunsthochschule für Medien verzeichnen in diesem Jahr mit ihren filmischen Werken großen Erfolg auf den Festivals und Preisverleihungen weltweit. Allein zwischen Januar und Juli 2005 konnten die Filme der Studenten 60 internationale Preise und Auszeichnungen einstreichen. Besonders gewürdigt wurde kürzlich Jonathan Greenfields Abschlussfilm „Chaim”: Auf dem Filmfest München erhielt der 14-minütige Film nicht nur den von der FFA mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis Short Tiger, sondern auch einen Preis des Bayerischen Rundfunks, der mit dem Lizenzeinkauf des Senders verbunden ist. Darüber hinaus war „Chaim” auch für den First Steps Award nominiert, der am 23. August in Berlin vergeben wurde. Jonathan Greenfield musste nicht alleine in die Hauptstadt fahren, denn vier weitere Studenten der KHM waren ebenfalls mit ihren Filmen nominiert: im Bereich Kurzer Spielfilm neben „Chaim” auch Dirk Schäfers „Lal” und „Alles nur Liebe” von Sascha Thiel; in der Kategorie Dokumentarfilm neben Claudia Indenhocks „Wir leben im 21. Jahrhundert” auch „Vater und Feind” von Susanne Jäger. Ob sich die Reise gelohnt hat, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt Notieren sollten sich Produzenten und Redakteure schon mal den 5. und 6. Oktober 2005. Dann steht das jährliche Showcase der Kunsthochschule an, wo geladene Gäste 36 viel versprechende neue Arbeiten zu sehen bekommen. KHM, Tel. (0221) 201890; [email protected] schneider + groos Bereits seit Mitte Mai ergänzt Antje Paul (Pauls Büro) das Team von Ute Schneider und Christof Groos. Antje Paul, die für die Kölner schneider + groos filmproduktion auch als Prokuristin bestellt wurde, wird als Filmgeschäftsführerin alle Film- und Fernsehprojekte der Firma betreuen. schneider + groos filmproduktion, Tel. (0221) 3975938; [email protected] Georg Feil, Foto: Heike Herbertz Tarifinfos von connexx.av Wer wissen will, was bei den Tarifverhandlungen für Filmschaffende herausgekommen ist, kann sich am 16. Oktober im Bürgerzentrum in Köln-Ehrenfeld Klarheit über Arbeitszeitkonten und die Auswirkungen auf die Hartz-4-Regelungen verschaffen. Michael Jacobsen, Projektmanager der connexx.avKöln/Düsseldorf, erläutert bei der Infoveranstaltung (Beginn: 11.30 Uhr) Ergebnisse und Auswirkungen der Tarifeinigung für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende. Ein zweiter Termin ist für den 11. Dezember geplant, wenn sich bis zum 31. Oktober mindestens 15 Interessenten per Mail oder telefonisch anmelden. Veranstaltet werden die Infotermine von connexx.av, einer Initiative von ver.di. Aber auch Nicht-Mitglieder sind herzlich willkommen. connexx.av Düssedorf, Tel. (0211) 61824336; [email protected] [email protected] – Meldungen Feil verlässt Colonia Media Georg Feil, Geschäftsführer der 100-prozentigen Bavaria- und damit auch WDRTochter Colonia Media, hat seinen Rücktritt zum 31. Januar nächsten Jahres eingereicht. Er möchte so „den Weg freimachen für eine Weiterführung der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Auftraggebern der Colonia Media”, so Feil. Mit seinem Namen sind erfolgreiche TV-Serien und zahlreiche Fernsehfilme verknüpft. Als Produzent erhielt er 1989 für den „Fahnder“ den Adolf-Grimme-Preis und, zusammen mit seinem Kölner Team, 2002 den Emmy Award für den Fernsehfilm „Mein Vater”. Seit 1997 leitet der Autor, Produzent und Medienwissenschaftler auch die Abteilung „Fernsehspiel und Film“ der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film. Colonia Media, Tel. Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected] newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:37 Uhr Seite 5 Film+ 05 Die 5. Ausgabe des Forums für Filmschnitt und Montagekunst Film+ findet vom 26. bis 28. November wieder im Kölner Kino OFF Broadway statt. Neben dem von der Filmstiftung NRW mit 7.500 Euro dotierten Schnitt Preis Spielfilm und dem in gleicher Höhe von der VG Bild-Kunst ausgestatteten Schnitt Preis Dokumentarfilm wird erstmals auch der BMW Group Förderpreis Schnitt mit 2.500 Euro Preisgeld ausgelobt. Die jeweiligen Nominierungen werden Mitte September bekannt gegeben. Informationen zum weiteren Programm des vom Filmmagazin Schnitt in Zusammenarbeit mit der Filmstiftung NRW und der Stadt Köln veranstalteten Forums, wie die Hommage an eine deutsche Editorenpersönlichkeit, den Panels und dem Nachwuchsforum, gibt es ab Oktober unter www.filmpluskoeln.de. Film+, Tel. (0221) 2858703; [email protected] Bye, bye Feminale Däd or a live „Däd or a life“: Hochzeitsbild der Eltern der Regisseurin, Los Angeles 1968, Foto: Sandra Van Slooten Die Bonner Filmemacher Sandra Van Slooten und Volker Maria Engel haben mit ihrem von der Filmstiftung geförderten, dokumentarischen Kinoprojekt „Däd or a life“ den dritten Preis beim Dokuwettbewerb 2005, der vom Bayerischen Rundfunk und Telepool ausgerichtet wird, gewonnen. In ihrem Film begibt sich Sandra Van Slooten in den USA auf die Suche nach ihrem verschollenen Vater. Sandra Van Slooten, Tel. (0228) 6088583; [email protected] Filmpool Locationnrw.de Seit Juli verstärkt Eva Lau als Producer-Assistentin das Team der Kölner filmpool. In ihrer neuen Position kümmert sie sich vor allem um die Münster-Tatorte des WDR, die filmpool im Wechsel mit Colonia Media und der Müller & Seelig Filmproduktion produziert. filmpool, Tel. (0221) 9215990; [email protected] Die Schallmauer ist durchbrochen: In der Motivdatenbank www.locationnrw.de der Filmcommission NRW befinden sich nun über 2.000 Bilder mit Locations aus ganz Nordrhein-Westfalen. Außerdem bietet die Datenbank zwei neue Features an: Im Netz lässt sich nun nach Produktionsbüros und nach Unterkünften für Crew und Schauspieler suchen. Film Commission, Tel. (0211) 930500; [email protected] Prämien in der Lichtburg Bitte vormerken: Am 29. November vergibt die Filmstiftung NRW in der Essener Lichtburg ihre diesjährigen Jahresfilmprogramm-Prämien. Ausgezeichnet werden Kinobetreiber aus NRW, die sich im vergangenen Jahr auf ihren Leinwänden vor allem um den deutschen und europäischen sowie um Kinder- und Jugendfilme verdient gemacht haben. 2004 vergab die Filmstiftung dafür insgesamt 413.000 Euro an 46 Kinos aus 26 Städten. Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; [email protected] Meldungen – [email protected] Nach fünf Jahren in der Geschäftsführung des Kölner Frauenfilmfestivals Feminale legen Jennifer Jones und Christine Moser ihre Ämter zum 1. November nieder. Die beiden wollen sich „neuen Aufgaben widmen”, werden aber der Feminale auf die eine oder andere Weise verbunden bleiben. Ihre Nachfolgerin wird Beate Preisler. Die studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaftlerin arbeitete zuvor als Redakteurin, Medienberaterin, Moderatorin und Referentin für Projektmanagement. Der Feminale ist sie schon lange verbunden. 2004 zeichnete sie mitverantwortlich für das Festivalthema „Glück”. Feminale, Tel. (0221) 1300225; [email protected] Talking Heads: Kindermedien Passend zum Sendestart von Nickelodeon am 12. September hat der VFFVmedia Verband der Fernseh-, Film-, Multimedia- und Videowirtschaft e. V. am 5. September den Geschäftsführer des in Erfurt beheimateten Kinderkanals zu Gast. Frank Beckmann referiert in der Reihe Talking Heads die „Positionierung des Kinderkanals im sich wandelnden Kindermedienmarkt“. Am 10. Oktober beschäftigt sich Gerhard Bergfried, Inhaber der Bergfried Consulting, Berlin, mit dem Thema „Wirtschaftliche und technische Potenziale von HDTV”. Bergfried, vormaliger Geschäftsführer der Studio Babelsberg GmbH ist seit Februar Mitglied der Geschäftsleitung der Neusser ProCine Filmtechnik GmbH. Die Veranstaltungen finden jeweils um 19 Uhr im Hilton Cologne statt. VFFVmedia e.V., Tel. (0221).57775-0; [email protected] Mario Adorf in „Mein Schulfreund“ (1960) Foto: Filmmuseum Düsseldorf „Schauen Sie mal böse“: Adorf im Filmmuseum Filmschauspieler von gestandenem internationalen Rang sind in Deutschland nicht gerade die Regel. Sprachbarrieren erweisen sich oft genug als derart hinderlich, dass vielen Schauspielern Karrieren im Ausland versagt bleiben. Mario Adorf, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert, bildet eine der wenigen Ausnahmen: Über Dekaden hinweg wurde er in Italien verehrt, drehte in Frankreich mit Claude Chabrol, in England mit John Frankenheimer, in den USA mit Sam Peckinpah und wechselte in Deutschland problemlos von Opas Kino eines Harald Reinl zum Autorenfilm unter Fassbinder, Reitz und Schlöndorff. Seit 1954 währt diese eindrucksvolle Kinokarriere, in der er über 200 Filme gedreht hat. Unter dem Titel „Schauen Sie mal böse” widmet das Filmmuseum Düsseldorf Mario Adorf vom 16. Oktober 2005 bis 8. Januar 2006 eine umfangreiche Ausstellung. Ihr Herzstück besteht aus Leihgaben aus dem Privatarchiv Adorfs und umfasst Fotos, Requisiten und Videos, die vor allen die Wandlungsfähigkeit des Schauspielers dokumentieren. Filmmuseum Düsseldorf, Tel. (0211) 8992232; [email protected] 5 newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:37 Uhr Seite 6 Aufsässiges nach Bielefeld senden Mit Kind & Kamera in Münster Rebellen aus Ostwestfalen lieben Grenzenlosigkeit und Wildheit. Deshalb zeigt der 16. Bielefelder Film- und Videowettbewerb 2005 am 4. Dezember bis zu fünf Minuten lange Filme zum Thema „Rebellion”. Einsendeschluss für „ungezogene und aufsässige Filme”, die das WDR Studio Bielefeld und das Filmhaus Bielefeld als Veranstalter erwarten, ist der 5. November. Alles weitere inklusive Teilnehmer-Formular unter www.filmhausbielefeld.de. Filmhaus Bielefeld, Tel. (0521) 177757; [email protected] Ergänzend zum neu eingeführten europäischen Spielfilmwettbewerb mit seinem diesjährigen Thema „Growing Up” veranstaltet das Filmfestival Münster (19.- 23.10.) am 21. und 22. Oktober das Symposium „Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vor der Kamera”. Zum Erfahrungsaustausch eingeladen sind Regisseure, Schauspieler, Drehbuchautoren, CastingFirmen und medienpädagogisch geschulte Betreuer. Zugesagt haben bereits die Regisseurinnen Alrun Goette („Schattenspiele”) und Hilde van Mieghem („The Kiss”) sowie deren Tochter Marie Vinck, „Shooting Star 2005” der European Film Promotion. Die endgültige Liste der Podiumsteilnehmer, das Anmeldeformular und alles weitere über das Festival gibt es ab Mitte September unter www.filmfestival.muenster.de Filmfestival Münster, Tel. (0251) 2303621; [email protected] Mordsmotive im Münsterland „Die dunkle Seite der Provinz” heißt der Titel einer viel versprechenden Location-Tour, die am 21. Oktober „Mordsmotive im Münsterland” vorstellen will. Die Tour findet im Rahmen der Veranstaltung „Geschichten für die Provinz” statt, mit der der Filmservice Münster.Land am 20. und 21. Oktober Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseure aus NRW und den Niederlanden ein Forum bietet, sich über neue Filme auszutauschen. Vorgestellt werden insgesamt 15 Projekte, die alle in der Provinz spielen. Zum Abschluss gibt es dann die Gelegenheit, das Filmfestival Münster zu besuchen, wo am 21. Oktober auch der Drehbuchförderpreis Münster.Land verliehen und als Premiere der neueste Münster-Tatort im Kino zu sehen sein wird. Filmservice Münster.Land, Tel. (02 51) 4921380; [email protected] Bielefeld leuchtet Unter dem Motto „Bielefeld leuchtet“ bringt das Filmhaus Bielefeld am Abend des 2. September den Kurzfilm per Wanderkino in die Stadt. Das Publikum kann zwischen mehreren Locations in der City wechseln, an denen Filme gezeigt werden. Die Aktion ist das Highlight der ostwestfälischen Kurzfilmtage, die das Filmhaus vom 1. bis zum 3. September unter dem Titel „Sammelalbum“ veranstaltet – am ersten und letzten Tag im Kino Lichtwerk. Weitere Infos unter www.filmhaus-bielefeld.de. Filmhaus Bielefeld, Tel. (0521) 177757; [email protected] Slawomir Idziak, Foto: Kölner Filmhaus Filmhaus: Seminar mit Idziak Das Kölner Filmhaus legt den Schwerpunkt seines Seminar-Programms im 2. Halbjahr auf Kameraarbeit und Inszenierung. Referenten sind u.a. Kamerafrau Judith Kaufmann (u.a. „Nico Icon”) und Slawomir Idziak (u.a. „Drei Farben Blau”). Der im Oktober unter Idziaks Leitung stattfindende dreiwöchige Workshop „Film Spring” auf der polnischen Halbinsel Hela (eine Kooperation des Kölner Filmhauses und der Stiftung Focal mit Unterstützung der Filmstiftung NRW) ist ausgebucht. Interessenten haben jedoch noch Gelegenheit, Idziak im Seminar „Inszenierung & Kameraarbeit” (23. 28.01.2006) zu erleben. Das komplette Seminar-Programm unter www.koelner-filmhaus.de. Am 7. September startet das Kölner Filmhaus in Zusammenarbeit mit dem Verband der Drehbuchautoren VDD die Reihe „Screenplay Live!“, in der Schauspieler im Kino aus noch nicht verfilmten Drehbüchern vorlesen. Zum Beginn der Reihe ist das Drehbuch „Die Kleinen und die Bösen“ von Martin Ritzenhoff und Xao Seffcheque zu hören. Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222 71013; [email protected] Tatort Eifel Götz George wird auf dem Krimifestival Tatort Eifel in Daun mit dem „Roland” ausgezeichnet. George erhält den Ehrenpreis, der nach dem Krimiregisseur Jürgen Roland benannt ist, als „herausragende kreative Persönlichkeit aus der Welt des Kriminalfilms”. Vom 14. bis 18. September trifft sich die Krimibranche nun bereits zum dritten Mal in Daun. Geboten werden Fernsehkrimi-Premieren, spannende Vorträge wie der des Kriminalbiologen Mark Benecke und Lesungen der Erfolgsautoren Jacques Berndorf und Anne Chaplet mit den Schauspielern Rufus Beck, Sky du Mont und Günter Lamprecht. Mit zahlreichen Workshops, Stoffbörsen und Krimi-Werkstätten fördert Tatort Eifel auch die Begegnung des kreativen Nachwuchses mit den Profis der Krimi- und Fernsehwelt. Die Krimi Stoffbörse, bei der u.a. die Tatort-Produzentin Kerstin Ramcke von Studio Hamburg als Jurorin mitwirkt, bietet Autorinnen und Autoren die Möglichkeit, mit potenziellen Auftraggebern ins Gespräch zu kommen. Außerdem bieten das ZDF und der SWR Krimi-Werkstätten für Autoren an. Das komplette Programm unter www.tatort-eifel.de Tatort Eifel, Tel. (06592) 9330; [email protected] 6 „Die große Stille“ – L „Die Flüsterer“: Dolmetscber – sprachfanatisch und stresssüchtig, Foto: Gebrüder Beetz Filmproduktion „Die Flüsterer“ auf WDR und arte „Eine Reise in die Welt der Dolmetscher” nennen David Bernet und Christian Beetz ihren Film „Die Flüsterer”. Die Doku folgt Dolmetschern durch die Konferenzwelt Europas, vom Berliner Kanzleramt über Strasbourg bis nach Afrika. Langweilig wird das nicht, denn – wie die Filmemacher für ihren Film werben: „Die Konferenzdolmetscher sind die Samurais unter den Sprachkundigen, sprachfanatisch und stresssüchtig.” Premiere feiert die von der Filmstiftung NRW geförderte Produktion am 28. August im Kölner Filmhaus. Am 2. September ist der Film dann im WDR und am 22. Oktober auf arte zu sehen. Gebrüder Beetz Filmproduktion, Tel. (0221) 3979696; [email protected] [email protected] – Meldungen Stille Tage in Venedig Fünf Monate lebte Philip Gröning bei den Mönchen des Kloster La Grande Chartreuse. Aus den Bildern, die er aus dem Kartäuser Kloster in der Nähe von Grenoble mitbrachte, entstand sein neuer Film „Die große Stille”, der nun eine Einladung zum 62. Internationalen Filmfestival in Venedig (30.08. – 10.09.) erhielt. Grönings von der Filmstiftung NRW geförderte Dokumentation über das Leben der Mönche, das vom Schweigegelübde und weltlicher Abgeschiedenheit geprägt ist, läuft am 4. September am Lido in der Reihe Orrizonti. newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:37 Uhr Seite 7 Filme aus aller Welt in Köln Mitte August startete die interkulturelle Filmreihe Allerweltskino in Köln ihr Herbstprogramm, das jeweils dienstags im OFF Broadway und mittwochs im KinoForum Kalk zu sehen ist. Die 19 Filme stammen aus so unterschiedlichen Ländern wie Irak, Argentinien, Südafrika, Kambodscha, Russland, Benin oder Deutschland und thematisieren ein breites Spektrum politischer und kultureller Fragen. Besondere Länder-Specials beschäftigen sich mit Kambodscha und dem Filmschaffen Südafrikas. Außerdem im Programm: die Uraufführung des neuen, entwicklungspolitisch brisanten WDR-Tatortes „Blutdiamanten“ am 6. Dezember. Das komplette Programm unter www.allerweltskino.de. Allerweltskino, Tel. (0221) 132099; [email protected] „War'n Sie schon mal in mich verliebt?" von Douglas Wolfsperger, Foto: Icon Film WDR-Tatort „Blutdiamenten“, Foto: WDR/Boehme „War’n Sie schon mal...“ in Locarno Mit dem Musical „Zum weißen Rössl” wurde Max Hansen 1930 in Berlin zum Star. In „War’n Sie schon mal in mich verliebt?” erzählt Douglas Wolfsperger das Leben des Kabarettisten, der in den 30ern aus Deutschland emigrieren musste. Die Koproduktion der Kölner Icon Film mit dem WDR und der Wiener epo-film feierte ihre Uraufführung auf dem 58. Filmfestival in Locarno, das am 13. August zu Ende ging. Die Dokumentation war eine von fünf geförderten Produktionen, die in der Schweiz zu sehen war: In der Reihe „Semaine de la Critique” lief neben „War´n Sie schon mal...” auch Ruth Olshans „Wie Luft zum Atmen” der Kölner aquafilm, in der die Regisseurin den traditionellen Gesängen Georgiens nachspürt. In die Sektion „Cineasti del Presente” hatte Isabelle Stevers Liebes-Melodram „Gisela” (Buch: Anke Stelling und Isabelle Stevers) von der Kölner Tag/Traum und dem WDR ebenso eine Einladung erhalten wie die chilenischdeutsche Koproduktion „En la cama” von Matias Bize und Daniel Schweizers Kino-Doku „White Terror”, die von der Kölner Cameo Film produziert wurde. Grund genug zum Feiern: Auf der Terrasse des Grand Hotels in Locarno luden German Films, die Filmstiftung NRW, arte und FFF Bayern bei strahlendem Sonnenschein zum Empfang. Vielleicht zum letzten Mal, denn das ehrwürdige Hotel, in dem das Festival 1946 gegründet wurde, ist vom Abriss bedroht. “ – Leben bei den Mönchen im Kloster La Grand Chartreuse, Foto: X-Verleih Gute Gespräche: Der Empfang auf der Terrasse des Grand Hotels, Foto: Filmstiftung Team Film Award Nach erfolgreichem Einstand in 2004 veranstaltet die Kölner Agentur PLANpunkt im Herbst 2005 die zweite Ausgabe ihres Team Film Award. Ausgezeichnet werden hier jene Filme, die am Rande von Dreharbeiten entstehen. Diese teaminternen Videos, die von Pannen über müde Aufnahmeleiter bis hin zu genervten Kreativen das Setleben unterhaltsam dokumentieren, werden für gewöhnlich einmal beim Abschlussfest gezeigt und verschwinden dann auf Nimmer- wiedersehen in Privatarchiven. Zu schade, dachte sich Team Film Award-Leiter Stephan Tarnow und ruft nun bereits zum zweiten Mal auf, bis zum 30. September Teamfilme einzureichen, um die Chance auf einen von drei Preisen zu wahren und die Werke einer Öffentlichkeit vorzustellen. Weitere Informationen unter: www.teamfilmaward.de. PLANpunkt, Tel. (0221) 91255710; [email protected] Meldungen – [email protected] WAM Filmnacht Noch bis zum 16. September können sich junge Filmemacher mit ihren Produktionen um den „Kleinen Filmpreis” bewerben, der am 5. November auf der fünften WAM Filmnacht in Dortmund verliehen wird und mit insgesamt 3.500 Euro dotiert ist. Gefragt sind Kurzfilme von Studierenden oder Nachwuchsfilmern, die ihre Geschichte in maximal 20 Minuten auf originelle Weise erzählen und dabei auch ästhetisch überraschen und überzeugen können. Das Kurzfilm-Festival, das in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert, wird einmal jährlich von der Werbe- & Medien-Akademie Marquardt (WAM) in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund und dem Cinestar veranstaltet. Weitere Informationen unter www.wam-filmnacht.de. WAM Filmnacht, Tel. (0231) 861008-0; [email protected] 7 newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:38 Uhr Seite 8 Berlinale Markt Ungleiche Praxis Noch bis zum 3. November können sich Produzenten mit ihren Projekten für den Koproduktionsmarkt der Berlinale bewerben, der in diesem Jahr vom 12. bis 13. Februar stattfindet. 2005 trafen sich dort über 350 Produzenten und Finanziers aus aller Welt zu mehr als 800 vermittelten Gesprächen. Wer 2006 dabei sein will, sollte bereits eine internationale Koproduktion abgeschlossen und für sein neues Kinofilmprojekt (Budget: zwei bis zehn Millionen Euro) 30 Prozent der Finanzierung gesichert haben. Mehr Infos unter www.berlinale.de. Berlinale Koproduktionsmarkt, Tel. (030) 25920517; [email protected] Der film- und fernsehproduzentenverband nrw sieht unabhängige Film- und Fernsehproduzenten gegenüber den Töchterunternehmen von ARD und ZDF ungleich behandelt. In einem Offenen Brief an die Führungsgremien der Öffentlich-Rechtlichen monierte er zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Spielfilmproduzenten und der film20 Interessengemeinschaft Filmproduktion die Regelung, dass die Anstalten bei Auftragsproduktionen von den Unabhängigen eine Bürgschaft verlangen, von ihren eigenen Töchtern aber nicht. Die Verbände und 44 unterzeichnende Unternehmen forderten Intendanten, Verwaltungsrats- und Rundfunkratsvorsitzende auf, „darauf hinzuwirken, dass diese Praxis der Bürgschaftsstellung umgehend abgeschafft wird“. film- und fernsehproduzentenverband nrw, Tel. (0221) 1391194; [email protected] Dore O. strahlt auf DVD „Bilder, die im Dunkeln leuchten” heißt eine DVD, die einige der interessantesten Filme der Mülheimer Avantgarde-Filmkünstlerin Dore O. versammelt. Auf der 132 Minuten langen Scheibe befindet sich u.a. auch die Produktion „Blindman´s Ball”, die 1989 auf den Kurzfilmtagen Oberhausen als bester experimenteller Film ausgezeichnet wurde. Die DVD (19,95 Euro) kann bei [email protected] bestellt werden. Licht im Lipperland In Kooperation mit dem Filmhaus Bielefeld veranstaltet die Kultur & Art Initiative Detmold vom 16. bis zum 18. September die FilmLichter 05 – das erste Internationale Kurzfilm-Festival im Lipperland. An drei Festivaltagen werden im Kaiserhof-Kino und Grabbehaus rund 160 Filme in 16 Blöcken à 90 Minuten präsentiert. Das KulturTeam Detmold und Detmold Marketing unterstützen das Festival. Mehr: www.fest-der-filme.de FilmLichter 05, Te(05231) 30 8833; [email protected] Magic Eye in Montreal Anita Elsanis filmische Stationen können sich sehen lassen. So trug etwa Fatih Akins „Solino“ (Buch: Ruth Toma), eine Koproduktion der Kölner Wüste Film West, auch ihre Handschrift als Producerin. Ihr erster Spielfilm als Produzentin war Kujtim Cashkus „Magic Eye“, eine deutsch-albanische Koproduktion, die auf dem Montreal Film Festival Premiere hat. Aktuell bereitet Elsanis Kölner Elsani Film mit Unterstützung der Filmstiftung NRW die schwarze Komödie „Laura“ vor. Darin geht es um die an Krebs erkrankte Laura, um die sich ihre Familie versammelt, um Abschied zu nehmen. Doch auch ihr bevorstehender Tod kann nicht verhindern, dass alte Rivalitäten wieder aufleben. Das Drehbuch von Karin Howard soll 2006 von Ben Verbong („Sams in Gefahr“) realisiert werden. elsani film, Tel. (0221) 5108585; [email protected] Später Festivalsommer Auf dem Filmfestival San Sebastian (15. – 24.9) ist Andreas Dresen mit seinem von der Filmstiftung NRW geförderten Film „Sommer vorm Balkon“ (Buch: Wolfgang Kohlhaase) im Wettstreit um die Goldene Muschel dabei. Die Hauptfiguren in Dresens neuester Produktion sind die Freundinnen Nike und Katrin, die die lauen Nächte trinkend, lachend und lästernd auf dem Balkon verbringen. Ebenfalls gefördert und in San Sebastian dabei ist „Paradise Now“ von Hany Abu-Assad, der ab dem 29. September auch in den deutschen Kinos zu sehen ist. 22 deutsche Filme wird das 29. World Film Festival Montreal (26.08. – 05.09.) seinen Zuschauern präsentieren, darunter auch drei von der Filmstiftung NRW geförderte Produktionen. In den Wettbewerb des kanadischen Festivals schaffte es Hans Werner Geißendörfer mit „Schneeland“. In der Sektion „Focus on World Cinema” laufen „Wahrheit oder Pflicht”, Arne Noltings und Jan-Martin Scharfs Diplomfilm an der Kölner Kunsthochschule für Medien, „Hitler Kantate” von Jutta Brückner, Hannes Stöhrs „One Day in Europe” und „Bye bye Blackbird” von Robinson Savary. „Das Goebbels Experiment” von Lutz Hachmeister wird in der Sektion „Documentaries of the World” zu sehen sein. Neues aus der ifs Kurzfilm aus der ifs: „Am Ende des Tages“, Foto: Mark Brandenburgh 8 Raubtierfütterung an der ifs: „Fratricide” von Yilmaz Arslan ging bei der Verleihung der Leoparden in Locarno nicht leer aus. Der Film, für den der 1. Jahrgang der Postgraduierten-Ausbildung Sound Design/Film an der internationalen filmschule köln das Sound Design beisteuerte, wurde auf dem Festival in der Schweiz Mitte August als zweitbester Film des Wettbewerbs ausgezeichnet. Die ifs zeigt „Fratricide“ am 15. September um 19 Uhr im Cinenova in Anwesenheit des Regisseurs und der sechs beteiligten Sound-Designer. Freuen konnte sich unterdes auch Nikola Gehrke, Absolventin des 1. Jahrgangs der Weiterbildung Filmmontage 2001 an der ifs, über den Kamerapreis für den besten Schnitt in der Kategorie „Dokumentarfilm/Feature” an dem TV-Film „Pfarrer auf der Wiesn – Seelsorge zwischen Achterbahn und Zirkuszelt“. Weitere Festivalteilnahmen vermeldet die ifs für „Alles korreckt” von Markus Sehr (Kurzfilmfestival Shorts at Moonlight), „Singin’ in the [email protected] – Meldungen Blood” von Johannes Sievert (Regie), Christoph Mathieu (Buch) und Produzent Philipp Hoffmann (Filmfest Weiterstadt) und „Am Ende des Tages” von den Viertsemestern Robert Steudtner, Karin Kaci, Ewa BoczarBorowski, Claas-Benjamin Berger und Inka Gradinger (Festival Européen du film court de Brest). Gespannt sein können die Teilnehmer eines Weiterbildungskurses Schauspiel an der ifs auf den Besuch einer Legende des amerikanischen Independent-Kinos. Vom 14. bis 17. September gibt Seymour Cassel einen SchauspielWorkshop zum Thema „Character Building – Subtext in Acting”. Der Actors Studio-Veteran und enge Freund von John Cassavetes gestaltet daneben auch eine „ifs-Begegnung“ am 13. September. Gezeigt wird Cassavetes’ „Minnie und Moskowitz“ im Kino Cinenova mit anschließendem Gespräch. Der Eintritt ist frei. ifs, Tel. (0221) 9201880; [email protected] newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:38 Uhr Seite 9 Das Goldene Kalb in Utrecht Einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen in Holland, Belgien und Luxemburg bietet das Nederlands Film Festival in Utrecht, das vom 28. September bis zum 7. Oktober seinen 25. Geburtstag feiert. Im Mittelpunkt steht der Wettbewerb um das Goldene Kalb, einem der wichtigsten Preise des holländischen Kinos. Als Treffpunkt für Profis findet parallel nun bereits zum 18. Mal das Holland Film Meeting inklusive einer Koproduktionsbörse (29.09. – 03.10.) statt. Alle Einzelheiten unter www.filmfestival.nl. Nederlands Film Festival, Tel. + 31 30 230 3800; [email protected] CineMart: Jetzt anmelden Nadja Uhl, Andreas Schmidt und Inka Friedrich in „Sommer vorm Balkon“. Nach San Sebastian ist Andreas Dresens neuer Film auch in Hof zu sehen. Foto: X-Verleih Noch bis zum 1. Oktober können sich Produzenten aus NRW mit ihren Projekten für den CineMart anmelden, der vom 29. Januar bis zum 2. Februar im Rahmen des 35. Film Festival Rotterdam stattfindet. Auf dem CineMart, der eine der ältesten Veranstaltungen seiner Art ist, werden jedes Jahr etwa 45 internationale Koproduktionen potenziellen Finanziers und Koproduzenten vorgestellt. www.filmfestivalrotterdam.com Meldungen – [email protected] ANZEIGE Manni und Gustav Heldt: „Die Helden von Eisenheim“, Foto: Kubny und Schnell Filmproduktion Herz auf der Zunge „Der erste Gedanke ist der richtigste”, purzelt es Manni Heldt aus dem Mund. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, und was er kritisiert und kommentiert, kommt ihm ganz ungeniert im schönsten Pott-Slang über die Lippen. Aber er kann auch schweigen, der rotgesichtige, schwere Mann, und dann geht sein Blick ins Leere. Oft ist er im weißen Rippenunterhemd unterwegs, Hosenträger halten seine Unterbauchhose. Obwohl die Kamera ihn beobachtet, ist er nicht außer sich. Selbstbewusst, ja stolz stellt er uns seine Familie und Bleibe in der Oberhausener Bergarbeitersiedlung Eisenheim vor. Allen voran seinen älteren Bruder Gustav, den Zurückhaltenderen, Besonneneren, mit dem er eine große Leidenschaft teilt: die Brieftaubenzucht. „Die Helden von Eisenheim” nennen Per Schnell und Werner Kubny ihren Dokumentarfilm, den die Kubny & Schnell Film- und Fernsehproduktion in Koproduktion mit dem WDR und mit Förderung der Filmstiftung NRW produziert hat. Ihr Film zeigt, wie die einst unter Tage geübte, zum Überleben unabdingbare Solidarität der Kumpel ihr Denken und Handeln unauslöschlich prägt. Durch genaue Einzelbeobachtungen unterläuft dieser Dokumentarfilm – trotz der „gemütlichen” Erzählstimme von Elke Heidenreich – die hinlänglich bekannten Ruhrgebietsklischees und erlaubt dem Zuschauer eine große Nähe, ohne dass er sich als Voyeur vorkommt. Premiere ist am 28. September, 19.30 Uhr im Ebertbad Oberhausen. Kubny und Schnell Filmproduktion, Tel. (0221) 321218 [email protected] [email protected] 9 newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:38 Uhr Seite 10 Interview mit WDR-Justiziarin Eva-Maria Michel zum Thema Schleichwerbung in Ihr Programm aufnehmen wollen, wäre es aus meiner Sicht völlig lebensfremd, das von der Frage der Schleichwerbung abhängig zu machen. Es wäre auch völlig unrealistisch, das von uns zu fordern. Unsere Entscheidung, einen solchen Film zu zeigen, ist nicht von den in die Produktion geflossenen finanziellen Zuwendungen beeinflusst. Es geht um ganz normale Lizenzverträge. „Es gibt klare Regeln“ Eva-Maria Michel, Foto: WDR/Hajo Hohl ie Vorfälle rund um die Bavaria AG und ihre Töchter haben das Thema Product Placement und Schleichwerbung in die öffentliche Diskussion gebracht. Product Placement ist einerseits zulässig, wenn das Vorzeigen eines Produkts aus dramaturgischen oder redaktionellen Gründen „unvermeidlich“ ist. Andererseits ist es verboten, wenn es als „unangemessener“ Hinweis auf ein Produkt eingesetzt wird. Die Grauzonen sind zahlreich, der rechtliche Rahmen ist kompliziert. Zur Aufklärung und zur Versachlichung der Debatte sprachen Peter Hanemann und Wolfgang Hippe mit Eva-Maria Michel. Sie ist seit 1997 die Justiziarin des Westdeutschen Rundfunks. D Die Öffentlichkeit ist durch den Skandal rund um die Bavaria und ihre Töchter aufgeschreckt worden. Wenn man einem Teil der veröffentlichten Meinung glauben darf, gehört Schleichwerbung fest zur Medienbranche. Das ist uns auch immer wieder entgegen gehalten worden. Wir können das nicht bestätigen. Die Produzenten, die wir angeschrieben haben, haben uns ohne Einschränkung versichert, dass sie keine Schleichwerbung betreiben oder betrieben haben. Mit dieser Rückversicherung können wir mit diesen Produzenten auch in Zukunft zusammenarbeiten. Dennoch sehen sich Produzenten unter Generalverdacht gestellt. Der MDR z.B. hat bei über 300 Produktionsfirmen nachgefragt. Sind Sie auch so verfahren? Der WDR hat nicht alle Produzenten in NRW abgefragt, sondern nur die, mit denen er regelmäßig zusammenarbeitet. Der Schwerpunkt lag dabei bei den Produzenten von Ratgeber- und Service-Sendungen, die aus unserer Sicht besonders anfällig für Product Placement sind. Im Bereich Fiction waren es fünf Firmen, bei Ratgebern und Service 18. Ich verstehe im Übrigen die Aufregung nicht. Wir haben niemanden unter Generalverdacht gestellt, sondern uns wie ein vernünftiger Kaufmann verhalten, der nachprüft, ob man ihm faule Ware untergeschoben hat. Schließlich gibt es klare Regeln. Schleichwerbung ist eindeutig verboten, beim Placement von Waren und Themen ist es etwas komplizierter. Im Rundfunkstaatsvertrag ist eine Legaldefinition von Schleichwerbung enthalten, deren Handhabung bei den einzelnen Sendern durch konkrete Richtlinien ausgestaltet ist. Bei der ARD sind es die „Richtlinien zur Trennung von Werbung und Programm“, entsprechendes gibt es beim ZDF und bei den Landesmedienanstalten für die Privaten. Hinzu kommen Programmgrundsätze und Selbstverpflichtungen, die in Zweifelsfällen und Grauzonen helfen sollen. Aber man kann nicht alles regeln. Am Ende muss der Redakteur bei der Abnahme die Entscheidung treffen, ob diese Regeln verletzt sind oder nicht. Das können zum Teil schwierige Einzelfallentscheidungen sein. Haben die Vorfälle rund um die Bavaria den Blick geschärft? Natürlich. Im Einzelnen wird es immer wieder Fälle geben, die so oder so betrachtet werden können, je nachdem, ob man die Regeln extensiv oder eher restriktiv auslegt. Diese Spielräume werden wir sehr, sehr kritisch beobachten und im Zweifel nachfragen. Im Fernsehen ist in den ausgestrahlten Kinofilmen weiterhin Product Placement zu sehen. Wie verträgt sich das? Das Verbot der Schleichwerbung leitet sich aus dem Rundfunkstaatsvertrag ab und adressiert sich deshalb an die Fernsehveranstalter. Hintergrund dieser Regelung ist, dass der Gesetzgeber Rundfunk und Fernsehen als wesentlich für die öffentliche Meinungsbildung versteht. Für Kinofilme gibt es in Deutschland keine entsprechende medienrechtliche Auflage. Nach dem Wettbewerbsrecht darf aber auch ein Kinofilm keine getarnte Werbung enthalten. Etwaige Produktplatzierungen müssen im Abspann oder bei der Einführung aufgeführt werden. Sie kennen diese Listen mit Herstellerhinweisen. Die werden im Fernsehen nur bedingt zur Kenntnis genommen. Internationale Filme wie die häufig genannten „James Bond“-Titel finanzieren sich u.a. aus Schleichwerbung. Welche juristischen Argumente rechtfertigen ihre Versendung trotzdem? Der Gesetzgeber verlangt von uns nicht von vorn herein, auf diese Kinoproduktionen zu verzichten. Weil der WDR Rundfunkveranstalter ist, muss er aber natürlich alle Kaufproduktionen prüfen. Dabei steht das redaktionelle Interesse, einen solchen Spielfilm einzusetzen, der in dem Film eventuell enthaltenen Schleichwerbung gegenüber. Schon beim Einkauf müssen wir uns deshalb überlegen: Können wir den Film so ausstrahlen oder müssen wir darauf verzichten? In den USA gibt es keine gesetzlichen Regeln – Schleichwerbung, Placements usw. sind dort gang und gäbe... In der Tat. Wenn Sie amerikanische Filme Was ist, wenn das Product Placement überhand nimmt? Wenn zu viel Schleichwerbung drin ist, müssen wir versuchen, das Recht zur Nachbearbeitung zu vereinbaren. Bei amerikanischen Filmen und Paketverkäufen ist so etwas allerdings völlig illusorisch. Die US-Majors würden sich mit solchen Bedingungen nicht einverstanden erklären – nicht nur uns gegenüber. Einnahmen aus Placements sind auch für deutsche Produzenten möglich... Für Fernsehproduzenten gilt das nicht – das sind unterschiedliche Märkte. Aber deutsche Kinofilmproduzenten haben weit reichende Möglichkeiten. Allerdings müssen sie die Placements offen legen – so die Rechtssprechung des BGH. Und bei Koproduktionen mit dem Fernsehen? Hier gelten unsere ganz normalen Regeln. Es darf keine unzulässige Schleichwerbung geben. Entsprechendes steht auch immer in den Verträgen, egal ob der Film vor der Ausstrahlung in den Kinos läuft, wie es bei einigen Titeln der Fall ist, die wir – u.a. auch mit der Filmstiftung NRW – koproduzieren. Ist Schleichwerbung eigentlich ein Straftatbestand? Nein, eine Ordnungswidrigkeit, die aber nur für die Privaten sanktionsbewehrt ist. Maßgeblicher Gesichtspunkt war, dass ein Bußgeld am Ende doch nur vom Gebührenzahler zu zahlen wäre. Der Gesetzgeber mag sich aber auch gesagt haben, dass den öffentlich-rechtlichen Anstalten zunächst einmal zu unterstellen ist, dass sie sich an Recht und Gesetz halten. NRW in Finnland Noch bis zum Jahresende präsentiert NRW im Rahmen des Kulturdialogs NRW@Fi 2005 in Finnland die Vielfalt von Kunst und Kultur an Rhein und Ruhr. Die Filmstiftung NRW übernimmt es, das Bundesland im Rahmen des Helsinki Film Festivals als internationalen Filmproduktionsstandort vorzustellen. So gibt es eine Case Study zu der europäischen Koproduktion „Dear Wendy” (s.a. S. 31), deren Entstehung ihre Produzenten erläutern. Außerdem werden u.a. Thomas Durchschlags Drama „Allein“ und die Dokumentation „Massaker” gezeigt. In Helsinki sollen bestehende Beziehungen intensiviert, neue Kontakte hergestellt und das Netz zwischen beiden Filmländern noch enger geknüpft werden. Das umfangreiche Programm von nrw@fi gibt es unter www.nrw.fi, das des Helsinki Film Festivals unter www.hiff.fi NRW@FI Koordination, [email protected] Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; [email protected] 10 „Allein“ in Finnland: Thomas Durchschlags Film läuft im Rahmen von nrw@fi 2005 in Helsinki. Foto: Lichtblick [email protected] – Meldungen newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:38 Uhr Seite 11 auch beim Weltvertrieb lehnte man sich erst einmal zurück und harrte der Dinge. Letzten Endes lief der Film dann in den Kinos und wurde außergewöhnlich positiv aufgenommen. Trust hat das sehr honoriert. Legend Films int. Kontroverses Kino aus Köln it 5,5 Millionen Euro unterstützt die Europäische Kommission wieder den Vertrieb von europäischen Filmen auf Video und DVD. Unter den acht deutschen geförderten Unternehmen ist auch der Kölner Filmverleih Legend Films, der von MEDIA mit 39.558 Euro unterstützt wird. Bei der MEDIA-Vertriebsförderung für DVD und Video handelt es sich um eine Referenzförderung, die DVD- und Videovertriebe ermutigen soll, den Anteil europäischer Filme im Home-Entertainment-Bereich zu erhöhen. Auf Grundlage der Erlöse für nichtnationale europäische Titel wird ein Betrag in einem bestimmten Referenzjahr erzielt (hier 2003) und dann in die Herausbringung neuer nicht-nationaler Werke auf DVD oder Video re-investiert. Legend Films International GmbH wurde im Mai 2001 in Köln gegründet und vermarktet Filme auf sämtlichen Auswertungsebenen, beginnend mit dem Kinoverleihgeschäft. Auf der Berlinale sicherte sich Legend Films die Kinorechte an Thomas Vinterbergs „Dear Wendy“ und in Cannes die an Lars von Triers „Manderlay“. Für die MEDIA-Seite sprach Heike Meyer-Döring mit Marcus Popescu, gemeinsam mit Gerhard Borman Geschäftsführer von Legend Films. M Ursprünglich war Legend Films als DVD- und Videoanbieter aktiv, seit Juli 2004 dann auch als Kinoverleiher. Wie kam es dazu? Diese Entwicklung war abzusehen und ist eigentlich das Ergebnis eines gesunden Wachstums. Je erfolgreicher man sich im Home-Entertainment-Markt etabliert, desto mehr (und umso größere) Filme kauft man zur Veröffentlichung ein. Irgendwann gelangt man zu einem Punkt, an dem Filme für einen reinen Videorelease zu bedeutend sind. Dann muss man sich entscheiden: Kauft man diesen Film nicht ein oder setzt man auf Risiko und versucht, eine Kinoauswertung möglich zu machen? Wie immer im Leben ist der erste Schritt der schwerste – hat man diese Hürde einmal genommen und seine Erfahrungen damit gemacht, fällt es leichter, diesen Weg zu gehen. Dann folgt vielleicht der zweite Kinofilm, der dritte Kinofilm, und ehe man sich versieht, hat man den Schritt vom Videoanbieter zum Kinoverleiher vollzogen. Mit „Ken Park“ von Larry Clark oder Gaspar Noés „Irreversibel“ hatten Sie kontrovers diskutierte Titel im Angebot. Gehören solche Filme zu Ihrer Spezialität? Kontroverse Filme sind vielleicht nicht unsere Spezialität – dazu möchten wir uns viel zu ungern in eine Schublade pressen lassen –, aber sie machen zumindest einen Teil unserer Identität aus. Sie bieten Diskussionsstoff, lassen oftmals neue, herausragende Talente erkennen, sie sträuben sich dagegen, reine Mitläufer in einer Kinolandschaft zu sein, die zunehmend vom amerikanischen und teils auch einheimischen Major-Produkt bestimmt wird. Deswegen sind sie interessant. Diese Filme besetzen nur eine Nische, aber gerade über diese Nische ist eine Profilierung möglich. Demnächst wird Legend Films „Dear Wendy“ von Thomas Vinterberg sowie Lars von Triers „Dogville“Sequel „Manderlay“ in die deutschen Kinos bringen. Warum hat sich der Weltvertrieb gerade für Sie entschieden? Dass wir diese beiden Filme im Programm haben, ist zu gleichen Teilen Glück und das Ergebnis längerfristiger Arbeit. Glück, weil die Akquise von Filmen niemals Routine ist und viel davon abhängt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein; Arbeit, weil wir mit dem Weltvertrieb der beiden Werke, Trust Film Sales, schon längerfristig zusammenarbeiten. Wir haben die Frühwerke von Lars von Trier auf DVD veröffentlicht, wir haben aber oft auch auf kleinere Titel gesetzt. Als wir beispielsweise „Verschwörung im Berlin Express“ von Trust lizenzierten, war das eine Art Experiment. Wir wussten nicht, was uns erwartete, und MEDIA – [email protected] „Manderlay“, Foto: Astrid Wirth/Trust Film Welche Erwartungen haben Sie für die beiden Filme? Die Herausforderungen sind bei beiden Filmen größer als zuvor. Für uns sind „Dear Wendy“ und „Manderlay“ die wichtigsten Produktionen, die wir je hatten, und natürlich setzt man alles daran, im Kino erfolgreich abzuschneiden. Zum ersten Mal treten wir ohne unsere ehemaligen Mitstreiter von Independent Partners ins Rampenlicht, zum ersten Mal präsentiert sich damit der Legend Filmverleih allein der Öffentlichkeit. Das ist schon ziemlich aufregend. Zusammen mit Vertriebspartnern und Presseagentur sind wir also bemüht, schon im Vorfeld eine gewisse Präsenz der Filme aufzubauen, aber erst im Herbst, wenn beide Titel angelaufen sind, werden wir sehen, was diese Arbeit gebracht hat. Das Hauptgeschäft von Legend Films ist nach wie vor das Home Entertainment. Wie viele DVD-Titel haben Sie zur Zeit im Angebot, und welche Filme waren besonders erfolgreich? Zurzeit haben wir etwa 45 Titel auf DVD veröffentlicht. VHS findet praktisch nicht mehr statt. Darunter auch Klassiker wie Pier Paolo Pasolinis „Trilogie des Lebens“. Unsere erfolgreichsten Titel bisher waren die Horrorthriller „The Bunker“ und „Dog Soldier“, das kontroverse Drama „Irreversibel“, die Comic-Adaption „Faust – Love of the Damned“ sowie der japanische Fantasyfilm „Versus“. Wie vertreiben Sie Ihre DVDs? Der größte Absatzmarkt für DVD ist und bleibt immer noch das klassische Ladengeschäft, hauptsächlich im Bereich der großen Elektromärkte. Internet spielt eine zunehmend große, aber bislang nicht die wichtigste Rolle. Im Falle von Titeln, die keiner Jugendfreigabe unterliegen, kommen als wichtige Absatzmärkte noch Videotheken und bundesweite Filmbörsen zum Tragen. Bleiben Sie auch weiterhin Spezialisten für „kontroverse“ Stoffe? Was sind Ihre weiteren Pläne? Die kontroversen Stoffe werden sicherlich nicht aus unserem Programm verschwinden – gute Filme definieren sich bei uns ohnehin nicht über derlei Kriterien. Wir haben den kontroversen Film in Deutschland sicherlich salonfähig gemacht. Unsere DVD-Reihe „Kino Kontrovers“ hat sich genau dies zur Aufgabe gemacht und präsentiert alte und neue Kellerkinder der Filmgeschichte im genauen historischen Kontext, mit erklärenden Essays bekannter Filmwissenschaftler, in seriösem Design und eben generell gänzlich unaufgeregt. Wir werden weiterhin Kinofilme veröffentlichen. Wir werden auch weiterhin Videoware veröffentlichen. Im Großen und Ganzen werden wir weiterhin einfach Filme auswählen, von denen wir glauben, dass das Publikum sie sehen will – oder von denen wir glauben, dass das Publikum sie sehen sollte. Wir werden uns weiter profilieren und bestrebt sein, Anspruch mit Unterhaltung zu verbinden. Dass dies funktioniert, haben wir bereits bewiesen. Ob dies auch in Zukunft so sein wird, bleibt abzuwarten. So lang werden wir weiter daran glauben. MEDIA-Paketförderungen für NRW it fast einer halben Million Euro unterstützt MEDIA im Rahmen des ersten Einreichtermins im Bereich Entwicklung 77 europäische Projekte. Davon gehen Euro 835.000 nach Deutschland und fast Euro 300.000 nach NRW. Die Paketförderung „Slate 2nd Stage“ erhielten Tradewind Pictures (90.000 Euro) und Lichtblick (125.000 Euro). Bereits zum zweiten Mal konnten sich beide Kölner Firmen dafür qualifizieren, weil sie die Gelder ihrer vorherigen Paketförderung erfolgreich in neue Projekte investierten. Die Förderung richtet sich an Produzenten, die bereits eine Paketförderung erhalten haben, wobei mindestens ein Projekt dieses Paketes in Produktion gegangen sein muss. Für ein Slate in Höhe von 80.000 Euro qualifizierte sich außerdem die Firma SUR Films. „Die erneute Förderung hat sicherlich auch damit zu tun, dass unsere früher geförderten Projekte sehr erfolgreich waren, wie etwa der FIPRESCI-Preis von ‚Massaker’ oder der Golden Gate Award für ‚Im Angesicht des Todes’. Tatsächlich haben die MEDIA-Mittel eine nachhaltige Ausweitung unserer internationalen Produktionstätigkeit ermöglicht“, kommentiert Carl-Ludwig Rettinger, Ge- M schäftsführer von Lichtblick, die Förderung. Tradewind will mit Hilfe von MEDIA Development drei Spielfilmprojekte realisieren, darunter „Großvater und die Wölfe“ nach dem Kinderbuch von Per Olov Enquist. Geschäftsführer Thomas Springer, der bereits die zweite Drehbuchfassung erstellt hat, wird das Projekt auf dem kanadischen Koproduktionsmarkt „Strategic Partners“ in Halifax (16.-18. September) präsentieren. Springer: „Die zweite Stufe des Slate-Fundings wird es uns ermöglichen, unsere Strategie, Family-Entertainment-Filme und ArthouseProjekte für den europäischen Markt zu produzieren, weiter erfolgreich umzusetzen.“ Vor zwei Jahren hatte SUR Films Geschäftsführer Detlef Ziegert eine Entwicklungsförderung für den Dokumentarfilm „The Forgotten“ erhalten: „Die Möglichkeit zur Projektentwicklung und Archivrecherche war hier sehr wichtig, und wir konnten Frankreich, Spanien und Marokko zu einer Koproduktion gewinnen.“ Nun sollen drei DokumentarfilmProjekte realisiert werden. Für eines konnte bereits der in Paris lebende Regisseur Chema Sarmiento gewonnen werden. Der nächste Development-Aufruf erscheint voraussichtlich Ende Oktober. 11 newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:38 Uhr Seite 12 Sein Vertrag wurde gerade bis 2010 verlängert, Ende August wird Im Gespräch mit MSO er 60 Jahre alt und mit der neuen Landesregierung beginnt eine „Seid eiskalt od neue Zeit für die Medienpolitik in NRW: drei gute Gründe für ein Gespräch mit Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach. Rüdiger Bertram unterhielt sich mit ihm nicht nur über den Standort, sondern – zum 60. – vor allem über den Menschen MSO. Geboren in Heidelberg verbrachte Michael Schmid-Ospach seine Jugendjahre in Wuppertal, wo er nach seinem Studium 1967 Redakteur der Westdeutschen Rundschau wurde. Wuppertal ist eine der Städte, die MSO geprägt haben. Es ist auch die Stadt Else Lasker-Schülers. „Ich suche allerlanden eine Stadt, die einen Engel vor der Pforte hat”, dichtete Else Lasker-Schüler. Wonach suchen Sie? Das Bild von Else Lasker-Schüler zielt ja mehr auf den Engel ab als auf die Stadt. Ich setze mal eine andere Zeile von ihr dagegen: „Wenn wir uns lieben, sterben wir nicht.“ Dieser Glauben, dass die Kraft der Liebe die größte Himmelsmacht ist, durchzieht das Leben dieser Dichterin. Und ohne, dass ich mich hier mit ihr vergleichen dürfte, ein Stückchen von diesem Optimismus habe ich auch. Deshalb gibt es auch Städte in meinem Leben, wo Engel vor der Pforte standen... Gehört Wuppertal dazu? Unbedingt, obwohl ich mich in Wuppertal sehr früh sehr unbeliebt gemacht habe, weil die Hörzu einen Satz von mir zitierte, der mich damals fast meinen beruflichen Kopf gekostet hätte: „Diese Stadt ist so hässlich, dass sie schon wieder schön ist.“ Wuppertal hat viele Höhen und Tiefen und ist eine faszinierende Stadt, gerade auch für unser Gewerbe, also für Kunst und Kultur. In Wuppertal begannen Sie Ihre Karriere als Journalist. War das von Anfang an Ihr Berufsziel? Für mich war immer klar, dass ich Journalist werden würde. Mein erster Artikel hat mir fünf Mark gebracht in einer Zeitschrift namens „Der Jordansprudel“. Mit 16 ging es dann los mit Beiträgen über Kaninchenzüchter usw. Kurz vor dem Abitur hatte ich mich dann bis zu einer Brecht-Lesung hochgearbeitet und wäre beinahe durchs Abitur gefallen, weil ich am Abend vor der Prüfung damit so beschäftigt 12 war, dass man Angst hatte, ich könnte mich nicht gut genug vorbereiten. Hat das erworbene Handwerkszeug von Recherche und präziser Formulierung Ihnen später auch abseits des Journalismus weiter geholfen? Ich glaube, es ist kein Zufall, dass viele Persönlichkeiten, die in anderen Bereichen reüssieren, aus dem Journalismus kommen. Der Journalismus ist eine gute Schule für Vieles, weil er Neugier mit Sensibilität vereinigt und man sich der Dinge vergewissern muss, über die man schreibt. Von Wuppertal ging MSO als stellvertretender Redaktionsleiter zu epd/Kirche und Rundfunk nach Frankfurt. Vier Jahre später folgte er als 29-Jähriger dem Ruf Heinz Kühns, dem er als Medienberater zuarbeitete. Kühn war damals nicht nur Ministerpräsident von NRW, sondern auch stellvertretender Vorsitzender der SPD und damit der Mann hinter Brandt. Ein Crash-Kurs in Politik. War der Wechsel in den Intimbereich der Politik ein Kulturschock für Sie? Nein. Kühn war ja eine beeindruckende Persönlichkeit, wie man sie heute in der Politik kaum noch findet. Wenn der sich mit einem großen Verleger oder Zeitungsmogul traf, war er die Nummer eins. Was haben Sie von ihm gelernt? Ich habe von ihm die Mischung aus Entschlossenheit und Klarheit im Standpunkt gelernt. Kühn hatte immer Ludwig Börne zitiert: „Seid eiskalt oder glühend heiß.“ Dieses Unbeteiligte sowohl-als-auch war nie seine Sache. Warum wollten Sie damals weg vom Journalismus? Es war – wenn Sie so wollen – die Langeweile des Journalisten. Als ich das Angebot bekam, hatte ich zehn Jahre lang geschrieben, wie die Welt auszusehen hätte, und aus dieser deskriptiven Rolle mal in die Täterposition zu kommen, das hat mich gereizt. Wie erinnern Sie sich an diese Zeit? Das waren wirklich spannende Jahre, weil ich Einsichten in die Innenansichten von Parteien und die Abläufe von Entscheidungen, von Macht und Ohnmacht bekam. Gleichzeitig hatte ich die Chance, unglaublich spannende Menschen kennen zu lernen. Haben Sie dort die Techniken der Macht erlernt? Das lernt man nur durch learning-by-doing. Wann man letztlich etwas sagt oder nicht sagt, wann man über Bande geht und wann direkt – das alles lernt man mit vielen blauen Flekken in der beruflichen Erfahrung, und das war damals in der Tat eine besonders intensive berufliche Erfahrung. Nach dem Ausflug in die Politik wechselte MSO zum WDR, der damals von Friedrich Wilhelm von Sell geführt wurde. Als Leiter der Presse und Öffentlichkeitsarbeit waren 1977 nur die Praktikanten jünger als er. War das damals ein reibungsloser Übergang? Nein, das Zwischenspiel in der Politik war dabei sehr hinderlich. Aber von Sell hat Sie trotzdem gewollt? Ja, er hat mich zum WDR geholt und mir sehr früh eine große Abteilung übergeben. Das war eine besondere Herausforderung, öffentlich für den WDR zu sprechen, der für mich nach wie vor die gelungenste Verkörperung aller öffentlich-rechtlichen Ideen darstellt. Er war damals ein gedankliches Leitmedium und dadurch ein Abenteuerspielplatz besonderen Ausmaßes. [email protected] – Im Gespräch mit MSO Sie hatten sich als Kritiker schon zuvor auf das Fernsehen und den Hörfunk konzentriert. Wie kam das? Ich habe damals viele Theater- und Literaturkritiken geschrieben, aber die meiste Resonanz erhielt ich auf eine Kritik über ein Fernsehspiel von Harold Pinter. Da haben mich auf einmal Leute angesprochen, die keine Theaterkritiken lesen. Und dann habe ich mich damit beschäftigt, warum das Medium Fernsehen journalistisch kein gleichwertiges Gegenüber hat. Auf den allerersten Tagen der Mainzer Fernsehkritik, auf denen ich als blutjunger Journalist dabei war, habe ich dann festgestellt, dass dieses mächtige Fernsehen den meisten mächtigen Journalisten einfach zu doof war. Trotzdem haben Sie sich für das Fernsehen entschieden… Ja, ich habe z.B. mit Günter Rohrbach zusammen an der Reihe Fernsehspiel des Monats gearbeitet. Da durften Kritiker zusammen mit der Fernsehspielredaktion des WDR das jeweils beste Fernsehspiel des Monats aussuchen und dann hat man das im Programm vorher begründet. Das ist für Journalisten eine ungewöhnliche Erfahrung, dass man keine negativen, sondern positive Kommentare abgeben kann. Filme nicht mehr nur zu kommentieren, sondern selbst auch auf den Weg zu bringen, war dann nur noch ein kleiner Schritt. Als arte entstand, war MSO gemeinsam mit Heinz Ungureit Begründer der Groupe Cinéma und ab 1992 auch Aufsichtsratsvorsitzender der Filmstiftung NRW, deren Geschäftsführer er dann 2001 wurde. Sie haben immer für die Kultur gesprochen, das heißt auch, den Zuschauer zu fordern und es ihm nicht zu leicht zu machen, oder? Das war ja schon ´61 die Formel von Adorno in seinen Frankfurter Gesprächen: „Ein Programmdirektor soll das senden, was das Pu- newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:38 Uhr Seite 13 Michael Schmid-Ospach, beobachtet beim Gespräch mit Rosel Zech. Fotos: Heike Herbertz der glühend heiß“ blikum wollen soll.“ Die Vermehrung von Sendungen wie etwa dem „Musikantenstadl“ allein ist ja auch eine Missachtung der Zuschauer. Das Geheimnis eines öffentlich-rechtlichen Programms muss immer sein, dass man auch Filme platziert, von denen man sagt, das werden die Zuschauer nicht sofort schlucken, aber das sollten sie sehen, weil es ihr Leben bereichert. Nur gab es früher auch nur drei Programme und noch keine Fernbedienung… Jetzt muss man es eben geschickter anstellen. Früher legte man „Die Zauberflöte“ auf den Samstagabend-Termin, und 40 Prozent haben zugesehen. Heute würde dasselbe selbst mit Nicole Kidman als Königin der Nacht nicht mehr als ein Prozent hinter dem Ofen herlokken. Zur Filmstiftung kamen Sie, als die Medienbranche in NRW auf dem großen Marsch war. Was hat sich im Gegensatz zu heute verändert? Der Umbau des Landes weg von der Steinkohle-Industrie ist nach wie vor eine wichtige Aufgabe. Heute jedoch existiert angesichts leerer Haushaltskassen für diese Aufbruchstimmung mittels öffentlicher Förderung nicht mehr das richtige Klima. Die Notwendigkeit ist aber keineswegs geringer geworden. Wir sind in einer Situation, wo wir ein außerordentlich elaboriertes Fernsehland bieten und wo wir, was Film angeht, viel erreicht haben. Die Entwikklungsplaner nennen das „Verstetigung“. Das Schlimmste, was man jetzt machen könnte, wäre mit den Anstrengungen nachzulassen. Im Mai gewann die CDU die Landtagswahlen in NRW und löste die SPD-Regierung ab – nach knapp 40 Jahren Regierungsverantwortung. In seinen bisherigen Reden warb der neue Ministerpräsident um das Vertrauen der Medienwirtschaft in NRW, die die ersten Schritte mit Spannung beobachtet. Welche Signale hat die Filmstiftung bislang von der neuen Regierung erhalten? Die Landesregierung sortiert sich noch, aber uns ist in mehreren Auftritten des Ministerpräsidenten seine Wertschätzung bestätigt worden. Das hatte ich – das muss ich sagen – ein bisschen auch erwartet. Ich habe beim WDR zwei Fernsehgespräche mit Jürgen Rüttgers und Wolfgang Clement moderiert, und da waren die beiden in Medienfragen gar nicht so weit auseinander. Rüttgers geht ähnlich vor wie Peer Steinbrück. Er setzt die Dinge auf den Prüfstand. Er will genau wissen, was bedeutet das für NRW in diesen engen Zeiten. Das finde ich mehr als nur legitim. Er weiß aber auch, dass in dem Moment, wo man die Filmstiftung kürzt, wie bei einem Domino-Effekt auch andere Aktivitäten geringer werden. Und wenn man bedenkt, dass jetzt mit einem Euro aus dem Landeshaushalt mindestens 4,5 Euro bewegt werden, dann ist das eine wirtschaftliche Bilanz, über die ich sehr glücklich bin. Was waren dafür die wichtigsten Weichenstellungen der letzten Jahre? Dass wir in Europa vorangekommen sind und dass wir die Innensituation der Filmstiftung stabilisiert haben. Das haben wir durch zwei weitere Gesellschafter und durch unsere Einstellung zu Rückzahlungen und den Umgang mit Filmfonds geschafft. Vor zwei Jahren war ich für Filmfonds ein ziemlich unbeliebter Mensch. Es war damals keineswegs üblich zu fordern, dass öffentliches Filmfördergeld bei der Rückzahlung nicht hinter steuerbegünstigtem Filmfondsgeld rangieren darf. Wir haben einige Dinge so verändert, dass sich das Ganze rechnet – sowohl wirtschaftlich als auch künstlerisch. Beides ist meiner Ansicht nach völlig richtig und auch kein Gegensatz. Ihr Vertrag wurde gerade verlängert. Wo sehen Sie Ihre Ziele bis zum Jahr 2010? Ich hoffe, dass wir diese unglaubliche Chance in der Mitte Europas nutzen können. Dass internationale Koproduktionen mindestens so selbstverständlich werden, wie der Umstand, dass Engländer in Deutschland arbeiten, Deutsche in Paris und Franzosen in Italien. Dass wir die Filmstars Spaniens oder Italiens kaum kennen, ist doch idiotisch. Und dass umgekehrt unsere Filmgesichter, wenn sie bei Aachen über die Grenze gehen, absolute Nobodys sind, ist einfach schade. Ich möchte gerne, dass Martina Gedeck oder Veronica Ferres in Paris auf der Straße erkannt werden, und das nicht nur von Touristen. Die Medien durchleben turbulente Zeiten: Den Kinos fehlen die Besucher, das Verhältnis zwischen Film und Fernsehen ist belastet und ein Skandal um eingeschlichene Werbung verunsichert die Branche. Die Beziehung zwischen Fernsehen und Kino steckt in einer Krise. Verstehen Sie sich hier als Mittler? Das ist ein Feld, auf dem ich in den nächsten Jahren das Gemeinsame suchen will. In Details gelingt ja auch jetzt schon viel! „Bella Martha“ z.B. sollte wegen des Programmschemas der ARD um 10 Minuten gekürzt werden. Nach einem Telefonat mit Günter Struve war der Konflikt vom Tisch. Das folgende Magazin wurde gekürzt und der Film durfte so lang sein wie er war. Es gibt also Konflikte, die man lösen kann. Andere sind elementarer. Da geht es auch um Ängste. Rund um die letzte Gebührenerhöhung gab es Einheiten beim Fernsehen, die meinten, die Finanznöte des Senders seien durch besonders hartes Verhandeln bei Spielfilmprojekten in den Griff zu kriegen. Die Zurücknahme internationaler Koproduktionen und die Entwicklung der Fernsehevents, das sind Dinge, die die gute Beziehung von Fernsehen und Kino belasten können. Auch Verträge, die bei einem gelungenen Film die Auswertung im Kino ausschließen, darf es einfach nicht geben. Beide leben doch von den gleichen Geschichten und von denselben Kreativen. Wenn sich Fernsehen und Film gegeneinander stellen, ist letztlich immer der Zuschauer der Verlierer. Im Gespräch mit MSO – [email protected] Dabei kämpft auch das Fernsehen derzeit mit Schwierigkeiten, Stichwort Schleichwerbung… Das ist nun wirklich ein Dilemma, weil die Schleichwerbung im Kinobereich nicht verboten und wie im Fernsehen geächtet ist. Ich finde allerdings, man sollte jetzt langsam mal nach vorne schauen und nicht die ganze Kraft darin verausgaben, die letzten 20 Jahre nach mutmaßlichen Exzessen zu durchleuchten. Nachher fängt man noch an, die erlaubte Schleichwerbung in einem Kinospielfilm bei der TV-Ausstrahlung wieder raus zu nehmen und so – möglicherweise – in die künstlerische Integrität eines Kinofilms einzugreifen. Ich rede auf gar keinen Fall der kriminellen Schleichwerbung das Wort, aber dass man auch noch inkriminiert, dass jemand, der in einem Hotel dreht, das Hotel in seinem Film erwähnt und dort für die Drehzeit kostenlos wohnen kann, finde ich übertrieben. Das ist für mich Produktionshilfe und keine Schleichwerbung. Aber auch das Kino hat Probleme: Die Zuschauerzahlen sind im Keller, schuld soll u.a. die DVD sein. Georg Seeßlen konstatierte jüngst eine Krise des Vorführortes Kino. Die Bildplatte – wie es früher hieß – hat ja durchaus Vorteile, weil man sich nun die vielen Editionen der Filmklassiker ins Regal stellen kann. Auf der anderen Seite glaube ich, dass sich das einpendeln wird, und dass das große Gemeinschaftserlebnis Kino nicht ersetzbar ist. Durch gar nichts. Das ist ein absolut singuläres Erlebnis. Muss diese Einzigartigkeit nicht mehr beworben werden? Dazu könnte man sagen: Ich suche allerlanden ein Kino, das einen Engel vor der Pforte hat. Das Kino ist das einzige Medium, wo die Leute herauskommen und weinen oder Sterne in den Augen haben für die nächsten Stunden. Im Fernsehen ist das eher selten. 13 newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 14:38 Uhr Seite 14 lke Ried, Geschäftsführerin von Zieglerfilm Köln, gilt als Spezialistin auf dem Gebiet des Kinderfilms. Sie war lange Jahre stellvertretende Leiterin des Kinder- und Jugendfilmzentrums der Bundesrepublik und damit auch verantwortlich für das Internationale Kinderfilmfestival Frankfurt. Sie ist Mitbegründerin der Stiftung Goldener Spatz Gera und war bis 2001 Vorsitzende des Bundesverbandes Jugend und Film. E Die Produzentin Elke Ried, Interview mit Elke Ried die unter anderem für den im September startenden „Unkenrufe” und den Kinderfilm „Der zehnte Sommer” verantwortlich zeichnet, sprach mit Oliver Baumgarten über die aktuelle Situation Ohne pädagogischen Zeigefinger des deutschen Kinderfilms. Wie beurteilen Sie zur Zeit den Markt in Deutschland für den Kinderfilm? Kinderfilme gehören mittlerweile zu den erfolgreichsten deutschen Filmen im Kino überhaupt, denkt man an die Kästner-Verfilmungen, „Das Sams” oder „Die wilden Kerle” und im Animationsbereich „Lauras Stern” und „Der kleine Eisbär”. Das sind allerdings alles Stoffe, die auf bekannten Vorlagen oder Bestsellern basieren, die bereits vor ihrer Verfilmung in den Kinderzimmern auf anderen Medien vorhanden waren – als Bücher oder Hörkassetten, ange- Elke Ried, Foto: Zieglerfilm Köln Oben: „Der zehnte Sommer“ Foto: Astrid Wirth, Zieglerfilm Köln Maya Gräfin Rothkirch leitet zusammen mit ihrem Mann das Berliner Atelier der CartoonFilm und ist in Köln Vorstandsvorsitzende des AnimationsDienstleisters Kringel Medien AG. Sie schrieb die Bücher zu den Cartoon-Filmen „Lisa, die Störchin“ und „Paul, der er kleine Eisbär“ war die erste Koproduktion zwischen Cartoon-Film und Warner Bros. und ist inzwischen mit über 2,74 Millionen Zuschauern der erfolgreichste Kinderfilm, der je in Deutschland produziert wurde. Mit dem Animations-Spielfilm „Lauras Stern“ verfilmte Cartoon-Film mit Warner Bros. einen weiteren Kinderbuch-Bestseller. Das Sequel zum Kinofilm „Der kleine Eisbär“ wurde gerade fertig gestellt und kommt am 29. September in die Kinos. Das 1976 von Grafik-Designer Thilo Graf Rothkirch gegründete Unternehmen hat sich zu einem der erfolgreichsten Kinderfilmproduzenten entwickelt. D Interview mit Maya Gräfin Rothkirch Auf jeden Fall Family Entertainment Frosch“. Für den Newsletter beantwortete sie die Fragen von Wolfgang Hippe. Maya Gräfin Rothkirch Foto: Cartoon-Film 14 Was reizt Sie persönlich am Kinderfilm, dass Sie ihm einen so großen Teil Ihrer Arbeitsbiografie widmen? Ich habe von Anfang an gespürt, dass dies ein Feld ist, auf dem noch eine Menge zu tun ist. Ich habe bei vielen Kinderfilmfestivals die Reaktion der Kinder im Kino erlebt. Das hat mir immer sehr viel gegeben, und es wurde mir klar, wie wichtig es ist, Kindern gute Filme zu zeigen. Das motiviert mich. [email protected] – Schwerpunkt: Kinderfilm newsletter_aug_01-15_N 25.08.2005 fangen von den Klassikern wie Kästner oder Ottfried Preußler bis zu „Bibi Blokksberg”. Kinderfilme, die auf originären Stoffen basieren, haben es nach wie vor sehr schwer. Hat sich über die genannten Erfolge beim Publikum also kein Vertrauen in deutsche Kinderfilme allgemein gebildet? Es scheint in diesem Falle nicht so zu sein, leider. Aber davon abgesehen haben Kinder grundsätzlich die Tendenz, Dinge, die sie kennen, noch einmal wieder zu sehen bzw. zu hören. Sie wollen immer wieder dasselbe Buch nochmal und nochmal vorgelesen bekommen. Das ist ein bei Kindern extrem ausgeprägtes Phänomen. Aus diesem Grunde haben es die Filme, die auf bekannten Stoffen basieren, natürlich auch im Kino leichter, weil sie an Bekanntes anknüpfen. Und das funktioniert dann auch bei den Eltern, die nicht selten entscheiden, welchen Film die Kinder sehen. Das Vertrauen in neue Stoffe ist nicht automatisch da. Und natürlich kann man mit einem originären Stoff niemals einen solchen Werbeaufwand betreiben, dass er in der Bekanntheit zu den anderen aufschließen könnte. Wie sieht es denn mit den Rechten für Buchvorlagen aus? Ist dieser Kuchen überhaupt für jeden erreichbar? Natürlich sind die Rechte an solchen Bestsellern sehr teuer. Aber ich finde eben auch, dass noch andere verfilmungswerte Geschichten exi- Ist „Lauras Stern“ ein Kinderfilm ? „Lauras Stern“ ist ein Film für die ganze Familie, wobei sich Kinder sicher eher mit den Figuren identifizieren und mitfiebern, während die Erwachsenen die Atmosphären und Bilder genießen können. Wie viel Erwachsene haben den Film gesehen? In Deutschland hat „Laura“ bisher ca. 1,4 Millionen Zuschauer. Wie viele davon Erwachsene oder Kinder sind, wissen wir leider nicht. Wie wichtig sind die Älteren – Eltern, Lehrer, aber auch Jugendliche und junge Erwachsene – für den Erfolg von Kinderfilmen? Unsere sehr junge Zielgruppe sind oftmals Kinoeinsteiger, da gehen natürlich immer Erwachsene mit. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Kinder sehr früh selber entscheiden, was sie sehen wollen und was nicht. Bei Filmen, deren Charaktere und Inhalt auch den Erwachsenen gefallen und wertvoll erscheinen, fällt die gemeinsame Entscheidung dann natürlich leichter. Insofern sind unsere Filme auf jeden Fall Family Entertainment. 14:38 Uhr Seite 15 stieren, die nicht so bekannt sind. Da gibt es noch einige Perlen zu entdecken. Außerdem wurden mittlerweile eine ganze Reihe von Aktivitäten geschaffen, um die Stoffentwicklung im Kinderfilmbereich zu fördern, z.B. Drehbuchwerkstätten vom Förderverein Deutscher Kinderfilm, unterstützt von der Stiftung Goldener Spatz und anderen Förderern. Einmal im Jahr werden dort zum Abschluss Pitchings veranstaltet, an denen ich immer gerne teilnehme, weil dort bereits sehr originelle Ideen entstanden sind. Wir haben gerade einen Stoff in der Entwicklung, auf den wir dort getroffen sind: „Lilli und der Silbermond” von Anne Müller. Sie hatte an der Winterakademie des Vereins den Förderpreis der MDM gewonnen. Also, ich werde mich nicht entmutigen lassen, weiterhin auch originäre Stoffe zu entwickeln und habe trotz allem die Hoffnung, dass neben den bereits bekannten auch noch neue Geschichten auf dem Markt bestehen können. Welche Strategien kann man denn anwenden, um der mächtigen Konkurrenz entgegen zu treten? Mit „Der zehnte Sommer” etwa haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Kinder, die den Film gesehen haben, total begeistert waren. Wir haben sehr schöne Zuschriften von Kindern bekommen mit Äußerungen zu diesem Film. Das Problem ist wirklich: Wie erfahren die Kinder, dass es diesen Film überhaupt gibt? Und wie bringt man Kinos dazu, ihn länger zu spielen, wenn er am ersten Wochenende nicht die Zahlen von „Bibi Blocksberg” bringt? Langfristig muss da eine Zusammenarbeit unterschiedlichster Institutionen greifen. Es gibt ja gute Initiativen wie „Kino und Schule” hier in NRW. Man muss mit besonderen Aktionen versuchen, neue Kinderfilme bekannt zu machen. Es ist – ganz klar – eine Frage des Marketings. Den Kinderliteratur-Verfilmungen steht in Deutschland in der Regel ein hohes Budget zur Verfügung... Was mich zunächst sehr freut ist, dass es hohe Budgets für solche Filme gibt. Früher hatte man eher den Ansatz, dass Kinderfilme eigentlich weniger kosten sollten als andere Filme. Im Grunde ist ja eher das Gegenteil der Fall. Man braucht längere Drehzeiten, weil Kinder sich nur in begrenzter Dauer am Set aufhalten dürfen und weil sie natürlich keine ausgebildeten Schauspieler sind. Dem wird heute bei den Großproduktionen durchaus Rechnung getragen. Außerdem machen viele renommierte Schauspieler mit, das sind alles sehr erfreuliche Tendenzen. In wie weit hilft denn die Besetzung von deutscher Schauspiel-Prominenz bei einem Kinderfilm? Für das Kinderpublikum spielt das freilich keine Rolle. Nach einer Vorführung von „Der zehnte Sommer” auf einem Filmfest gab es ein Publikumsgespräch mit unserer kleinen Hauptdarstellerin Michelle Barthel und Kai Wiesinger. Die Fragen der Kinder richteten sich zu- Trotz sinkender Kinderzahlen boomt der Markt für den Kinderfilm. Gibt es dafür eine Erklärung? Ich denke, das Kino ist nach wie vor eine attraktive Freizeitgestaltung, und gute Kinderfilme sind die beste Werbung dafür. Es werden auch immer mehr Charaktere verfilmt, die durch Bücher und Merchandisingartikel bereits bekannt sind. Die Kinder wollen ihre Helden natürlich auch auf der großen Leinwand erleben. wenn man bekannte Charaktere präsentieren kann. Eine sichere Erfolgsformel gibt es aber nicht. Sonst wären wir nicht bei jedem Kinostart wieder sehr gespannt, ob und wie unser Film beim Publikum ankommt. Entscheidend ist neben einem guten Produkt ein gezieltes Marketing, das dafür sorgt, dass der Film zum Kinostart bereits bekannt ist. Warner Bros. hat für unsere Filme bisher immer optimale Voraussetzungen geschaffen. Wie groß ist der Markt für Kinderfilme in Deutschland? Solange Sie mit einem Film nicht auch Jugendliche erreichen wollen, bleibt der Markt begrenzt, auch wenn die Kinder von Erwachsenen begleitet werden. Zugleich kommen heute wesentlich mehr Kinderfilme in die Kinos als noch vor fünf Jahren. Das kann schließlich dazu führen, dass man sich gegenseitig die Zuschauer wegnimmt. Stichwort Filmkritik – welche Rolle spielen die Medien für den Erfolg von Kinderfilmen? Erwachsene lesen Kritiken, Kinder sehen eher TV-Spots und Sendungen, in denen über den Film berichtet wird. Eine hohe, positive Präsenz in den Medien ist sehr wichtig. Hiesigen Filmen – „Made in Germany“ – würde mehr Aufmerksamkeit durch die Medien gut tun, denn von den Zuschauerzahlen und der Qualität her können sich deutsche Kinderfilme durchaus international messen. Was muss ein Kinderfilm mitbringen, um erfolgreich zu sein ? Man braucht zunächst eine gute Geschichte, der Kinder leicht folgen können. Wir bemühen uns immer, unsere Zielgruppe nicht aus den Augen zu verlieren. Und es ist hilfreich, Was tun Sie, damit Ihnen die Stoffe nicht ausgehen? Schwerpunkt: Kinderfilm – [email protected] nächst alle an die kleine Michelle, die ja zum ersten Mal in einem Film mitgespielt hatte. Irgendwann dann fragte ein Kind den Kai Wiesinger, ob es für ihn auch der erste Film gewesen sei. Trotzdem können bekannte Darsteller natürlich schon helfen, einen Film bekannt zu machen, wenn sie etwa zum Start zu Talkshows eingeladen werden und die Eltern so darauf aufmerksam werden. Was ist es, worauf Sie schauen bei einem Stoff, was muss ein Kinderfilm in Ihren Augen haben? Schwierig, man kann das für den Kinderfilm so wenig allgemein sagen, wie für jeden anderen Film. Es gibt ja auch im Kinderfilm unterschiedliche Genres, und auch da sollte man ein breites Spektrum bieten. Kind ist nicht gleich Kind. Ich bin Verfechterin einer möglichst großen Vielfalt im Bereich des Kinderfilms. Ich bin gegen Filme mit pädagogischem Zeigefinger, dennoch finde ich es wichtig, dass man Kindern Raum zur Reflektion bietet – nicht zwingend auf den Inhalt bezogen, auch auf die Machart, auf das Medium selbst. Kinder sind durchaus in der Lage, auch komplexere Strukturen anzunehmen. Wichtig ist, dass Kinder sich ernst genommen fühlen, dann können sie auch tiefer in die Figuren einsteigen und bestimmte Problematiken auf ihr eigenes Leben übertragen. Man muss Kindern etwas zutrauen und sie fordern. Wir bleiben offen für alles, was auf dem Markt ist und halten Kontakt zu Kinderbuch-Verlagen. Darüber hinaus arbeiten wir mit Künstlern zusammen, die eigene Stoffe kreieren. Wegen der Rechte und Lizenzen muss man langfristig planen und sehr früh im Vorfeld agieren. Sind die Chancen für Kinderfilme auf dem DVD-, Video- und Home-Entertainment-Markt größer als im herkömmlichen Kino ? Hochwertige Kinderfilme werden gerne von der gesamten Familie mehrmals gesehen. Vor allem Kinder gucken sich einen Film gerne öfters an. Das Marketing zum Kinostart und die Präsenz im Kino bereitet den Erfolg auf Video und DVD vor, und hier sind gute Kinderfilme sehr langlebig. Ihre persönliche Empfehlung für einen Kinderfilm – jenseits von „Lauras Stern“? Auf jeden Fall „Der kleine Eisbär 2 – Die geheimnisvolle Insel“. Die Premiere ist am 25. September in Düsseldorf. 15 newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:41 Uhr Seite 16 Es soll noch immer Leute geben, die Kinderfilme im Allgemeinen und deutsche Kinderfilme im Besonderen als nicht ganz ernst zu nehmendes Genre belächeln. Inzwischen werden sie selbst als Anachronisten belächelt, die die kommerzielle Realität nicht wahrnehmen oder wahrhaben wollen. ach Angaben der Filmförderungsanstalt lockten Kinderfilme aus hiesiger Produktion im Jahr 2003 rund 4,9 Millionen Besucher in die Kinos, das entspricht einem Anteil von 19 Prozent aller Besucher deutscher Kinofilme. So erfreulich dieser Siegeszug für die Kinobranche auch sein mag, so krankt die Produktion seit Jahren an einer gefährlichen Einseitigkeit. Die Kinoknüller im Kinderfilmsegment beruhen durchweg auf Bestseller-Büchern von Erich Kästner bis Astrid Lindgren oder anderen bewährten Marken, deren Vorrat allerdings beschränkt ist. Dagegen finden ambitionierte Filme nach Originaldrehbüchern und mit realistischen Gegenwartsthemen meist nur geringen Besucherzuspruch. Welchen Stellenwert Kinderfilmproduktionen in der nationalen Filmindustrie inzwischen haben, machte spätestens Hermine Huntgeburths Fantasy-Film „Bibi Blocksberg“ deutlich. Knapp 2,2 Millionen Zuschauer sahen 2002 die erste Adaption des populären Stoffes, der sich auf Hörspielkassetten mehr als 38 Millionen Mal verkaufte. Die kostspielige Produktion der Bavaria avancierte damit zum erfolgreichsten deutschen Film des Jahres. Und 2004, dem Rekordjahr des deutschen Films mit einem Marktanteil von 23,8 Prozent, gehörten mit „Lauras Stern“ (1,3 Millionen Besucher) und „Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eule“ (1,2 Millionen Besucher) gleich zwei deutsche Kinderfilme zu den sechs deutschen Besuchermillionären. Rechnet man bei „Sams in Gefahr“ (Start: Dezember 2003) die Kinogänger aus dem Vorjahr hinzu, dann zählt auch diese Kinderbuchverfilmung mit fast 1,2 Millionen Eintritten zu den Millionären. Angesichts außerordentlich erfolgreicher Erwachsenenfilme wie „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“, „7 Zwerge“, „Der Untergang“ und „Der Wixxer“ war es nicht verwunderlich, dass der Anteil deutscher Kinderfilme an der Besucherresonanz aller deutscher Produktionen 2004 gegenüber dem Jahr zuvor sank – von 19 auf elf Prozent. Doch der Kinderfilm-Höhenflug nahm schon 2005 neuen Schwung auf. Rechtzeitig zum Frühlingsanfang schoben sich zwei deutsche Kinderfilme an die Spitze der Kinohitliste der deutschen Produktionen: Der Kinderfußballfilm „Die Wilden Kerle 2“ von Joachim Masannek lockte rund 1,1 Millionen Besucher an, knapp gefolgt von dem Animationsfilm „Felix – Ein Hase auf Weltreise“ von Giuseppe Mau- N 16 Die Lage des deutschen Kinderfilms Der geteilte Markt VON REINHARD KLEBER rizio Laganà mit fast ebenso vielen Besuchern. Damit ließen diese Titel auch deutsche Filme für das Erwachsenenpublikum, wie etwas „Alles auf Zucker!“, „Vom Suchen und Finden der Liebe“ und „Napola“ weit hinter sich. Enttäuschend fielen dagegen im vergangenen Jahr die Ergebnisse zweier deutscher Kinderfilme aus, die in der Gegenwart angesiedelt sind und ohne den Bonus einer bekannten Vorlage auskommen müssen. Das sensible Behindertendrama „Die Blindgänger“ von Bernd Sahling wollten hierzulande nur knapp 18.000 Menschen sehen – ungeachtet des Deutschen Filmpreises, ausgezeichneter Kritiken und einer langen weltweiten Festivaltournee. Selbst Peter Timms amüsante Familienkomödie „Mein Bruder ist ein Hund“, immerhin mit Christine Neubauer und Martin Lindow prominent besetzt, setzte nur 58.000 Tickets ab. „Wie es aussieht, hat auf dem deutschen Kinderfilmmarkt momentan kaum ein Stoff eine Chance, der nicht auf eine erfolgreiche literarische Vorlage zurück geht“, schrieb kürzlich Publizist Klaus-Dieter Felsmann in der Zeitschrift „film-dienst“. Wer sich die aktuellen Drehpläne ansieht, kann diesen Befund nur bestätigen. So realisiert die erfolgreichste deutsche Familienfilmproduzentin Uschi Reich derzeit an Rhein und Ruhr für die Bavaria „Die wilden Hühner“ nach der Jugendbuchserie der Bestsellerautorin Cornelia Funke, während Gernot Roll für die Collina Produktion in Prag mit Armin Rohde den „Räuber Hotzenplotz“ adaptiert. Michael Schaack wiederum arbeitet an einer Animationsfassung des Kästner-Klassikers „Das doppelte Lottchen“, und das Produzentenduo Claussen & Wöbke an einer Adaption von Otfried Preußlers „Krabat“. Förderungen erhielten zudem die Bavaria für „Urmel aus dem Eis“ und die Hamburger Firma Multimedia für [email protected] – Schwerpunkt: Kinderfilm ein Remake von „Die rote Zora“. Und Ende September kommt mit „Der kleine Eisbär 2“ der zweite Zeichentrickfilm von Thilo Graf Rothkirch und Piet de Rycker nach den beliebten Kinderbüchern von Hans de Beer auf die Leinwände. Für ein gewisses Gegengewicht zum Boom etablierter und damit risikoarmer Marken und für etwas stärkere Bezüge zur heutigen Lebenswirklichkeit sorgen neuerdings internationale Koproduktionen, vor allem mit den Niederlanden und Belgien. Als Beispiele seien „Science Fiction“, „Weiter als der Mond“, „Lepel“ (Kinostart: 20. Oktober) und „Kreuzzug in Jeans“ genannt, den Ben Sombogaart gerade für 10,5 Millionen Euro unter anderem in Dresden dreht. Wie weit vor allem Skandinavien den deutschen Produktionen voraus ist, konnte man auch in diesem Jahr wieder beim Kinderfilmfest newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:41 Uhr Seite 17 „Der kleine Eisbär 2“, Foto: 2005 Warner Bros. Ent. Kinderkrimi über einen zehnjährigen Jungen, der seine sich sonderbar verhaltenden Eltern verdächtigt, Aliens zu sein. Die existenzielle Erschütterung des Urvertrauens zwischen Kind und Eltern ist denn auch das zentrale Wirkungsmoment der fesselnden Inszenierung, die ein großes Publikum verdient hätte, aber hierzulande leider nicht fand. Mit der Hegemonie der Literaturadaptionen finden sich vor allem der Förderverein Deutscher Kinderfilm und die Stiftung Goldener Spatz nicht ab, die folgerichtig vor fünf Jahren ihre Winterakademie ins Leben gerufen haben, die Autoren eine zielorientierte Unterstützung bei der Entwicklung von markttauglichen Kinostoffen „Blindgänger“, Foto: MFA+ FilmDistribution für Kinder und Familien bietet. „Die Winterakademie will abendfüllende Originalstoffe für Kinder im Alter von vier bis zwölf“, sagt die Studienleiterin Margret Albers, zugleich Chefin des Kinderfilm und -fernseh-Festivals „Goldener Spatz“ in Gera und Erfurt. Basis der aufeinander aufbauenden Kursteile ist eine projektbezogene dramaturgische Beratung durch erfahrene Dozenten. In der kommenden Akademie sind das etwa der Kölner Autor Dieter Bongartz („Der zehnte Sommer“) und der irische Regisseur Joe O’Byrne. Zum Abschluss können die Teilnehmer ihre Projekte auf den nächsten Kinderfilm- und Fernsehtagen in Erfurt vor Produzenten und Redakteuren pitchen. Das Akademie-Konzept kann inzwischen greifbare Resultate vorweisen: Etliche Stoffe wurden zu Drehbüchern weiter entwickelt oder schon optioniert. Den größten Erfolg errang bisher Karola Hattops Fernsehfilm „Wer küßt schon einen Leguan?“ nach einem Originaldrehbuch von Michael Demuth: Die Produktion der Erfurter Kinderfilm GmbH gewann im Frühjahr den Hauptpreis auf dem renommierten Kinderfilmfestival „Goldener Spatz“. Das sind wichtige Hoffnungssignale, die aber noch kräftig ausgebaut werden müssen, bis sich der deutsche Kinderfilm aus seinem schwierigen Spagat befreien kann. Was bedeutet eigentlich Family Entertainment? VON OLIVER BAUMGARTEN „Sams in Gefahr“: Kinderbuchverfilmung mit fast 1,2 Millionen Zuschauern. Foto: Constantin der Berlinale beobachten, wo die interessantesten Beiträge aus Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark stammten. 2002 gewann dort der Däne Hans Fabian Wullenweber mit seinem Film „Kletter Ida” den Wettbewerb. 2004 erreichte der Film über die 12-jährige Ida, die eine Bank ausrauben will, in Deutschland immerhin knapp über 100.000 Besucher. Wullenwebers Drehbuchautor Nikolaj Arcel reist im September nach NRW, um hier einen neuen Abenteuerfilm für Kinder zu drehen. „Die Insel der verlorenen Seelen” entsteht als Koproduktion der Kölner Pain Unlimited, Zentropa und Nimbus Film. Den Weg der Kooperation mit internationalen Partnern geht auch Rudi Teichmann. Der Berliner Produzent hat bereits vor acht Jahren bei dem Abenteuerfilm „Der Ball“, dem ersten abendfüllenden Spielfilm des belgischen Regisseurs Dany Deprez, mit belgischen und niederländischen Produktionsfirmen zusammengearbeitet. Deprez bewies dabei, dass er ein Händchen für kinderaffine Stoffe hat und für junge Zuschauer spannend inszenieren kann. So engagierte sich Teichmann 2003 bei Deprez’ Folgefilm „Science Fiction“, einem packenden ieder so ein Neoanglizismus, den das Marketing seiner Zielgruppe oktroyiert, möchte man meinen, sobald einem der Begriff „Family Entertainment“ begegnet – scheint es doch, als wolle er die gängige Bezeichnung „Kinderfilm“ verdrängen. Ein klassischer Neoanglizismus ist der Begriff allerdings keineswegs und den Kinderfilm zu verdrängen, das vermag er ebenfalls nicht. Geprägt hat den Begriff, so weit sich das feststellen lässt, das Imperium Walt Disney bereits in den 30ern, um die Comics und Cartoons des Hauses gleich richtig anzusiedeln: als Unterhaltung für jung und alt. Family Entertainment war Konzernphilosophie und schloss Filme und Hefte ebenso ein wie Freizeitparks. In dieser Tradition wird der Begriff auch heute noch in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie verwandt. Die in Berlin ansässige deutsche Vertretung von Universal Music beispielsweise beschäftigt eine ganze Abteilung namens „Family Entertainment“, und dort bedeutete das bis vor knapp zwei Jahren den Vertrieb von Hörbüchern und Hörspielen für Kinder und Jugendliche. Seitdem erst hat sich der Begriff auch auf DVDs erweitert – von Fernseh- W serien über Musikfilme bis zu Kochanleitungen ist hier alles im Programm, das irgendwie von Familieninteresse sein könnte. Andere Unternehmen bieten unter derselben Rubrik auch Videospiele, Software, gar komplette Computer und Anlagen an. Buena Vista International Germany, der deutsche Vertreter Disneys im Filmverleihgeschäft, schließlich prägt nach wie vor das Genre „Family“ für Filme wie „Die wilden Kerle“ oder „101 Dalmatiner“. Filme sind also nur ein kleiner Teil der Angebotspalette vom Family Entertainment, das scheinbar alles zu umfassen scheint, das Menschen unterschiedlichen Alters zu zerstreuen vermag. Und so obliegt es gänzlich der Definition des Anbieters und Verleihers, wie er seine Filme letztlich nennt. Dank des mittlerweile gängigen Sprachgebrauchs allerdings würde sich jeder Produzent eines engagierten Kinderfilms hüten, den Begriff des Family Entertainments zu gebrauchen und umgekehrt kein Animationsfilmer sein Produkt mehr Kinderfilm nennen wollen. Das eine klingt dem anderen zu pädagogisch – das andere klingt dem einen zu belanglos. Vielleicht wird es Zeit für eine neue Wortschöpfung. Schließlich haben auch Kinder Anrecht auf ihre eigenen Filme... Spaß für die ganze Familie: Charlie und die Schokoladen Fabrik, Foto: 2005 Warner Bros. Ent. Schwerpunkt: Kinderfilm – [email protected] 17 newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 ede Woche bewerben sich etwa 20 Kinder aus ganz Deutschland bei der Kölner Agentur Schwarz. Ihr Ziel: Sie wollen vor der Kamera spielen oder einfach etwas Neues ausprobieren. Mehr als die Hälfte der Bewerbungen geht gleich zurück. Meistens bestimmt das Bauchgefühl. Wenige Kinder dürfen zum Casting kommen. Das Studio im Hinterhof ist schlicht: Sofa, Tisch, Fernsehen, Kamera, weiße Wände, helle Vorhänge. Im Regal stehen mehr als 100 Demobänder, von deren Rücken Kindergesichter erwartungsvoll herunterschauen. Auf kindliche Dekoration hat Geschäftsführerin Maria Schwarz verzichtet. „Am Set ist auch nicht immer alles kindgerecht, die Kinder sollen das professionelle Klima spüren.“ Vor etwa zehn Jahren kam Daniel Brühl hierher, zum Casting für „Svens Geheimnis“. Er hatte ein blaues Auge, weil er sich am Tag zuvor geprügelt hatte. Sein Spiel überzeugte trotzdem, er bekam die Hauptrolle. Beim Casting müssen sich die Schauspieler in spe erst mal vorstellen, das klingt so oder ähnlich: „Ich bin die Maike.“ Lächeln. „Ich bin acht Jahre alt, fahre gerne Ski, lese gerne und habe in der Schule schon mal Theater gespielt.“ Kichern. Wenn die Kinder sich dann an die Kamera gewöhnt haben, sprechen sie eine vorbereitete Rolle im Dialog. „Ich merke dann schnell, ob sie sich immer nur selber spielen oder ob sie Variationen anbieten können“, erklärt Schwarz. Sie ist immer wieder erstaunt, wie mutig die Kinder an die Sache herangehen. Läuft alles gut, werden sie in die Kartei der Agentur aufgenommen. Bei den anderen ist Diplomatie gefragt. „Wir sagen nie ‚Das hast Du schlecht gemacht’. Wir verpacken jede Absage freundlich und versuchen, dabei trotzdem Mut zu machen.“ Ein paar Straßen weiter gibt die Schauspielerin Alexandra von Schwerin Schauspielunterricht für 30 Kinder im Alter zwischen 7 und 17 Jahren. Die meisten sind Mädchen. Von Schwerin ist überrascht, wie konkret der Berufswunsch Schauspieler bei den Acht- bis Neunjährigen schon ist. Die Vorbilder kommen aus dem Fernsehen. „Einige Kinder sind erstaunlich begabt, sie können Situationen erspüren und umsetzen.“ Die Schule ist ein Ableger der Hamburger Kinderschauspielschule Task. Für 65 Euro im Monat lernen die Kinder neben Schauspiel und Improvisation auch Sprechen, Kamera-Acting und Bewegung. Mindestens einmal im Jahr bietet die Agentur Task ein Casting an. Von Schwerin ist selbst Mutter eines achtjährigen Sohnes. Sie sieht Manches mit gemischten Gefühlen, auch weil manchmal weniger die Begabung als das Aussehen gefragt sei. Von den 30 Schülern wurden bisher zwölf in das Agenturarchiv aufgenommen. Eine Achtjährige habe wochenlang mit der Ablehnung gekämpft. Maria Schwarz sieht das anders. „In der Schule oder im Sport gibt es auch Konkurrenz. Die Kinder lernen, damit umzugehen.“ Die Agentur hat etwa 100 Darsteller im Alter von 6 bis 25 Jahren unter Vertrag, etwa die Hälfte ist weiblich. Die Kinder müssen nicht nur motiviert und begabt sein, sie müssen auch diszipliniert und gut in der Schule sein. Bevor ein Vertrag mit einer Produktionsfirma unterschrieben wird, müssen Eltern, Schule, ein Arzt, das Jugendamt und die Arbeitsschutzbehörde zustimmen. Die Arbeitsschutzbehörden stellen sicher, dass die Kinder nicht mit Gewalt konfrontiert werden. Wenn ein Neunjähriger den Zeugen eines Mordes spielen soll, muss die Mordszene deshalb ohne das Kind gedreht wer- J 18 14:41 Uhr Seite 18 Kinder als Schauspieler oder gar als Kinostars – da stecken doch sicher ehrgeizige Eltern dahinter! „Das stimmt nicht, auch wenn sich das Vorurteil hartnäckig hält“, lacht Maria Schwarz, die sich seit elf Jahren auf Kindercasting spezialisiert hat. „Die Kinder haben Lust am Spiel und suchen die Herausforderung. Wenn sie es nicht wirklich wollen, dann kann es auch nicht klappen.“ Kinder als Schauspieler Mit Mut und Lust am Spiel VON TATJANA KIMMEL den. Und dem Jungen wird eine ganz andere Situation erzählt, in der er sich erschrickt. Die Arbeitsschutzbehörde achtet auch auf Arbeitszeiten. Damit ist die Casting-Agentur herausgefordert. Denn weil 15-Jährige länger drehen dürfen, muss sie immer wieder Jugendliche finden, die jünger aussehen. So spielt zum Beispiel die 15-jährige Sidonie von Krosigk die Rolle der 13-jährigen Pik in Dominik Probsts TVFilm „Entführung für Anfänger“, der gerade in Köln und Bonn gedreht wurde. Interview mit Veronica Ferres Flexibel bleiben erade steht sie in Xanten für die Kinderbuchverfilmung der „Wilden Hühner” vor der Kamera, keine zwei Monate früher drehte sie unter anderem in NRW „Neger, Neger, Schornsteinfeger“. In beiden Filmen spielte Veronica Ferres mit Kindern. Christian Seebaum fragte sie für den Newsletter nach ihren Erfahrungen. G Es heißt, als Schauspieler habe man gegen Tiere und Kinder keine Chance … George Tabori hat das gesagt: Das Schlimmste, was man einem Schauspieler antun kann, ist, ihn mit Kindern oder Tieren spielen zu lassen. Kinder machen ja oft Dinge sehr impulsiv, sehr spontan, anders auch als abgesprochen, so dass man sich den Boden der Das Jugendamt willigt nur ein, wenn es keinen Streit um das Sorgerecht gibt und die Familie nicht auffällig ist. Denn die Kinder brauchen einen familiären Halt. Nach der Erfahrung von Maria Schwarz müssen die Eltern auch dafür sorgen, dass der Erfolg den Kindern nicht zu Kopf steigt. Denn er kann auch schnell vorüber sein. Beispiele gibt es viele. Eine Sechsjährige mag wegen ihres süßen Lispelns und den Sommersprossen gebucht werden, bei einer Zehnjährigen ist das vielleicht nicht mehr gefragt. Rolle hundertprozentig genau erarbeiten muss, weil man so flexibel sein muss. Wenn ein Kind etwas spontan anders macht, einen Text anders spricht, dann kannst du ja nicht auf dem beharren, was du geprobt hast. Das ist eine wunderschöne Herausforderung, weil man den Beruf noch einmal so ganz neu, auch von anderen Seiten sieht, und man sich nur auf sich selbst verlassen kann und sonst gar nichts. Wenn sich der Erfolg doch langfristig einstellt, gehen die Stars meist zu größeren Agenturen. In den ersten Jahren hat sich Schwarz darüber geärgert, heute sieht sie es als Auszeichnung. Der Bedarf an jungen Talenten ist so groß wie nie zuvor. „Früher hatten Kinder meistens kleine Nebenrollen, doch jetzt sind sie oft in Hauptrollen gefragt“, freut sich Maria Schwarz. Und die Freude gilt nicht nur ihrem Geschäft: „Kinder bringen eine Lebendigkeit mit, die wir im deutschen Film gut gebrauchen können.“ könnt ihr mir glauben. Dann habe ich ihnen was von der Rolle erzählt, wie chaotisch ich als Sybille bin, immer zu spät, und dass mir sogar die Spaghetti anbrennen, und Pfannekuchen kann ich auch nur knittrig machen. Und dann wurden sie lebhaft, alle fünf miteinander, und dann ist das Eis so langsam geschmolzen. Und Die „Wilden Hühner“ Veronica seitdem sie wissen, dass ich geFerres und „Sprotte“ Michelle von Treuberg mit Michael Schmidnauso ein verrücktes Huhn bin Ospach, Foto: Horst Galuschka/Köln wie sie, albern wir viel rum und sind eigentlich den Drehtag über sehr in der Energie dieser Rolle. Muss man Kindern vor der Kamera viel Unterstützung geben oder agieWas haben Sie selbst als Kind geren die ohnehin ganz selbstvergessen? sehen? Am ersten Drehtag waren alle kleinen Nicht viel, weil wir sehr wenig Fernsehen Wilden Hühner von mir eingeschüchtert. Die schauen durften. Das erste Mal im Kino – oh, haben mich immer nur angestarrt, hatten soldas war ganz schrecklich (seufzt) – das war che Ehrfurcht. Und da bin ich zu denen hin und „Die blaue Lagune” in Solingen, und dann war habe gesagt: Wer ist denn hier wohl mehr aufich sehr bald mit dem Schultheater in Andrgeregt, ihr oder ich? Das ist mein erster Drehzej Wajdas „Danton” mit Angela Winkler und tag – also ich bin genauso aufgeregt, das Gérard Depardieu. [email protected] – Schwerpunkt: Kinderfilm newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:41 Uhr Seite 19 Der Dokumentarfilm für Kinder existiert in Deutschland in erster Linie als Nischenprodukt in Fernsehformaten wie „Die Sendung mit der Maus” oder Peter Lustigs „Löwenzahn”. Die Kinder-Doku aber hat weitaus größere Facetten und medienpädagogische Chancen zu bieten als es die bloße kindgerechte Vermittlung von Sachwissen vermuten ließe. Bester Beweis: das Projekt „doxs!” as Projekt „doxs!”, das vor vier Jahren als Sektion der Duisburger Filmwoche gegründet wurde, beweist als deutsches Unikum eingehend die Vielfalt der Formen des Dokumentarfilms für Kinder. Es wird heute von der Filmstiftung NRW, der Dokumentarfilminitiative und der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen unterstützt. Während der Duisburger Filmwoche (in diesem Jahr vom 31.Oktober bis 6. November) sehen sich jeweils vormittags Kinder lokaler Schulen ausgewählte Filme an und diskutieren anschließend über Sujet und Machart. „Ein Dokumentarfilm für Kinder beschäftigt sich mit Themen, die für Kinder relevant und spannend sind”, sagt doxs!-Leiterin Gudrun Sommer. Und das müssen selbstverständlich nicht zwingend Themen technischer Abläufe sein etwa mit klassischen Fragestellungen im Stile von: Wie kommt eigentlich das Schiff in die Flasche? „Natürlich zeigen wir auch Filme diesen Zuschnitts”, so Gudrun Sommer, „einfach, weil es in Deutschland eine wichtige, historisch gewachsene Fernseh-Form der Kinder-Doku ist“. Der eigentliche Schwerpunkt der Duisburger aber findet sich in der Einbindung von Produktionen, die sich aus Sicht der Kinder mit deren spezifischen Bedürfnissen und Problemen auseinander setzen: interkulturelle, familiäre und auch religiöse Themen. „Uns liegen Filme am Herzen, die nicht unmittelbar TV-Maßstäbe bedienen, sondern eher dem Kinokontext entspringen, beispielsweise mehr mit Bildern arbeiten als mit Kommentar”, konkretisiert Sommer. In Deutschland werden die doxs!-Macher diesbezüglich allerdings kaum fündig. Nach dem Länderschwerpunkt Niederlande im vergangenen Jahr liegt der Fokus 2005 auf osteuropäischen Produktionen. So wird der polnische Film „Dasha” von Barbara Pawlowska über ein siebenjähriges Mädchen, das unter der Trennung von seinem Vater leidet, gezeigt. Außerdem ist zu sehen, wie der 12-jährige Tom in dem polnischen Beitrag „Tom W.” (Regie: An- D TOP TEN Kinderfilme 2004 Es lohnt sich ... Harry Potter und der Gefangene von Askaban / Warner Bros. / 6.547.643 Besucher Bärenbrüder / Buena Vista Int. / 3.452.760 Besucher Die Unglaublichen / Buena Vista Int / 2.199.987 Besucher doxs! – das Kinderdoku-Projekt der Duisburger Filmwoche Mehr als nur „Die Maus“ VON OLIVER BAUMGARTEN Kinderfestivals 02. - 09.10.2005 Detmolder Kinder- und Jugendfilmfest Veranstalter: Jürgen Tank (Dt. Kinderschutzbund Detmold e.V.), Tel. (05231) 69298; [email protected] www.lichtspielzeit.de 09. - 16.10.2005 KinderFilmFest Münster Veranstalter: Prof. Dr. Bernward Hoffmann (Fachhochschule Münster), Regina Wegmann (Kino für Kinder bei den Münsterschen Filmtheater-Betrieben GmbH) Tel. (0251) 8365782 oder Tel. (0251) 3996026; [email protected] oder [email protected] www.kinderfilmfest-muenster.de 31. 10. - 06.11. 2005 17. Bielefelder Kinder- und Jugendfilmfest Veranstalter: Christiane Orywal (Filmhaus Bielefeld e.V.), Tel. (0521) 56077966; [email protected] www.filmhaus-bielefeld.de 03.11. - 15.11.2005 21. Kinderfilmtage im Ruhrgebiet Veranstalter: Barney Hanenberg (Kinderfilmtage Ruhrgebiet), Tel. (0208) 800099; [email protected] www.kinderfilmtage-ruhr.de na Wieckowska) den Familienalltag organisiert, und in Estland muss der 18-jährige Mikk in „Congratulations” (Regie: Urmas E. Liiv) endlich seinen inneren Schweinehund überwinden. In fast allen Dokus spielt der Beitritt zur EU eine wichtige Rolle. „Ängste, Bedürfnisse und Hoffnungen werden auf die sich ankündigende Veränderung projiziert. Man hat eine Vorahnung, was da kommen könnte: eine verheißungsvolle Zukunft oder aber das Nichts”, so die Organisatoren. Die Vorführungen werden für die jungen Zuschauer in Duisburg live eingesprochen, da synchronisierte Fassungen nur selten vorhanden sind. Vor zwei Jahren hatte doxs! einen Stoffmarkt für Kinder-Dokus organisiert und damit erstmals nachdrücklich die Szene im deutschsprachigen Fernseh- und Förderungsbereich sensibilisiert. Mit einem Programm geht doxs! zudem jährlich durch unterschiedliche deutsche, österreichische und französische Institute auf Tour. Sommer: „Es geht uns auch darum, gezielt Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für das Thema zu betreiben.” Die Ausbildung von Medienkompetenz steht bei doxs! durch das gemeinschaftliche Erleben der Filme im Kino und durch die lebhaften Gespräche im Anschluss im Vordergrund. Diesen Anspruch unterstreicht auch das Projekt „doxs! Schule”, in dem das doxs!-Team über ein Schuljahr hinweg zweimal pro Woche an zwei offenen Duisburger Ganztagsgrundschulen Dokumentarfilme zeigt, diskutiert und mit den Kindern eigene Ideen für Doku-Projekte erarbeitet. Nähere Informationen zu doxs! und zum diesjährigen Programm der Duisburger Filmwoche finden sich unter www.duisburger-filmwoche.de oder unter (0203) 2834164. Große Haie – Kleine Fische / UIP / 1.920.996 Besucher Garfield / Twentieth Century Fox / 1.481.122 Besucher Der Polarexpress / Warner Bros. / 1.386.556 Besucher Lauras Stern / Warner Bros. / 1.289.289 Besucher Bibi Blocksberg / Constantin / 1.223.235 Besucher Findet Nemo / Buena Vista Int. / 1.021.760 Besucher (insg. 8.678.707) Das Sams in Gefahr / Constantin 797.121 / Besucher (insg. 1.191.791) Quelle: FFA Schwerpunkt: Kinderfilm – [email protected] 04.11. - 14.11.2005 Internationales Kinderfilmfest Leverkusen Veranstalter: Ute Mader (Kommunales Kino Leverkusen), Tel. (0214) 4064184; [email protected] www.vhs-leverkusen.de 10. - 16.11.2005 20. KinderKinoFest Düsseldorf Veranstalter: Klaus Dieter Schneider (Medienzentrum Rheinland), Tel. (0211) 8998105; [email protected] www.kinderkinofest.de 11. – 17.11.2005 11. Internationale Kinder- und Jugendfilmfest Marl 8. Schülerfilmfestival NRW Veranstalter: media profile und communikation, Detlev Ziegert, Tel. (0171) 5479441; [email protected] www.kinderfilmfestival.de 12. - 19. 11.2005 16. Kölner Kinderfilmfest Cinepänz Veranstalter: Sabine Sonnenschein und Joachim Steinigeweg (JFC Medienzentrum Köln), Tel. (0221) 13056150; [email protected] www.cinepaenz.de Erfolgreichster deutschen Film 2004: „Bibi Blocksberg“, Foto: Bavaria 04. – 09.05.2006 29. Kinder- und Jugendkino der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen Veranstalter: Hilke Doering (Int. Kurzfilmtage Oberhausen), Tel. (0208) 825 2899; [email protected] www.kurzfilmtage.de 19 newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:41 Uhr Seite 20 Neben den zahlreichen Kinderfilmfestivals haben sich Fördermöglichkeiten Kompetenz für Kinderfilme in den letzten Jahren auch alternative Vertriebswege für Kinder- und Jugendfilme entwickelt, die mit Erfolg den Alternative Abspielplätze für Kinderfilme VON OLIVER BAUMGARTEN Nischenmarkt bedienen. er Kinderfilm ist zweifelsohne mehr als nur eine beliebige Untergattung des Films. In unserer von Bildern dominierten Welt übernimmt gerade der Film für Kinder auch einen Teil der viel zitierten medienpädagogischen Verantwortung. Somit nimmt die Förderung diesbezüglich eine wichtige Rolle ein. Während Großproduktionen von „Der kleine Eisbär” bis „Bibi Blocksberg” von Institutionen wie der FFA oder den Länderförderern äußerst praktikabel und erfolgreich mit getragen werden, hat sich Anfang des Jahres eine neue Anlaufstelle für den engagierten Kinderfilm formiert. Die Kulturelle Filmförderung des Bundes (BKM) und die von den Bundesländern getragene Stiftung Kuratorium Junger Deutscher Film haben ihre Kräfte auf dem Feld des Kinderfilms nun gebündelt mit dem Ziel, „die Entwicklung und Produktion von anspruchsvollen Kinder- und Jugendfilmen” nachdrücklich zu fördern. Die beschlossene Aufgabenteilung sieht seit Februar 2005 vor, dass sich das Kuratorium auf die Projektentwicklung und Drehbuchförderung von Kinderfilm-Projekten konzentriert, während das BKM schwerpunktmäßig die daraus folgenden Filmproduktionen fördern soll. Langfristig streben beide Institutionen an, ein bundesweites Kompetenzzentrum für den Kinderfilm zu schaffen. Zu diesem Zwecke wurden von beiden Seiten Gelder in Höhe von 1,25 Millionen Euro pro Jahr generiert. In einer ersten Gremiumssitzung bedachte man Ende April bereits sieben Projekte mit 850.000 Euro. Gefördert wurden unter anderem „Der Räuber Hotzenplotz” (Regie: Gernot Roll, Buch: Ulrich Limmer/Claus Hant), „Krabat” (Regie: Hans-Christian Schmid, Buch: Michael Gutmann), „Golda & Franz” (Buch und Regie: Don Schubert) sowie „Lui und die Pelzmütze” (Buch und Regie: Rike Holtz). Der nächste Einreichtermin für eine Produktionsförderung für einen Kinder- oder Jugendfilm ist der 15. September 2005. Ungeachtet dessen besteht selbstverständlich auch bei allen anderen Förderern nach wie vor die Möglichkeit, Kinderfilme einzureichen. So förderte etwa die Filmstiftung NRW auf ihrer jüngsten Gremiumssitzung Ende Juni 2005 die Produktion von drei Kinderund Jugendfilmen: neben Hans-Christian Schmids „Krabat” und Thilo Graf Rothkirchs Animation „Dodo” (Buch: Serena Romanelli) auch „August”, das Kinodebüt der Regisseurin und Autorin Pia Marais. Mehr Infos über die Kinder- und Jugendfilmförderung des BKM unter www.filmfoerderung-bkm.de. Jenseits des Kinos D 20 VON WOLFGANG HIPPE ie Bonner Kinderfilmwochen gibt es so nicht mehr. Die Einstellung ihres Projektes fiel der Gruppe um Günther Kinstler nicht leicht, schließlich hatte man die Veranstaltung über die Jahre hinweg gut etabliert. Am Ende konnte aber keiner mehr die für die Organisation einer solchen Initiative notwendige Zeit aufbringen. Filme für Kinder wird man zwar weiter zeigen, aber unregelmäßig und an eher unspektakulären Orten – in Kindergärten oder vielleicht auch an Schulen. Kinstler selbst bleibt dem Festivalbetrieb erhalten. Schon seit 2002 leitet er das internationale Kinderfilmfestival Lucas in Frankfurt. Die Mutter aller deutschen Kinderfilmfeste wird vom Deutschen Filmmuseum, der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) und dem Bundesverband Jugend und Film e.V. (BJF) veranstaltet. Für letzteren entwickelte Kinstler u.a. ein „Qualitätslabel für Kinderfilme”. Auch ohne Bonn bleibt Nordrhein-Westfalen eine respektable Anzahl von Kinderfilmfestivals, die in jedem Herbst Highlights für das junge Publikum bieten. Die im „Netzwerk Kinderfilmfeste NRW” zusammengeschlossenen Veranstalter kooperieren bei der Programmgestaltung und stimmen ihre Termine aufeinander ab. Auch wenn die Landesförderung des Netzwerks nahezu komplett eingestellt worden ist, will man doch an der Zusammenarbeit festhalten, wie Joachim Steinigeweg vom Kölner Cinepänz meint: „Es bringt allen Beteiligten Vorteile.” Denn im Kleinen gilt fast das Gleiche wie für die großen Festivals: Die Recherche nach passenden und aktuellen Titeln ist oft zeitaufwendig und teuer. Vor allem ausländische Filme wären für den einzelnen Veranstalter kaum zu finanzieren. Die Präsentation von oft auch ungewöhnlichen Filmen für Kinder und Jugendliche beschränkt sich freilich längst nicht mehr auf die Festivals. Dahinter hat sich eine stabile Szene etabliert, die stetig daran arbeitet, dem jungen Publikum Filme jenseits kommerzieller Zwänge zugänglich zu machen. Die Zahlen der nicht-gewerblichen Filmarbeit können sich dabei durchaus sehen lassen. Der BJF etwa verfügt über einen inzwischen auf rund 400 Titel angewachsenen Katalog, der vom Blockbuster über den Dokumentarfilm bis zu Independent-Streifen reicht. Gängige Titel sind etwa „Bibi Blocksberg”, D „Rhythm is it”, und auch „Harry Potter” kann man hier buchen. BJF-Geschäftsführer Reinhold T. Schöffel zählt bei seinem Programm gute 300.000 Zuschauer im Jahr und ist stolz darauf, dass manche Filme über die Clubfilmothek „mehr Zuschauer erreichen als unter kommerziellen Bedingungen im Kino” – in der Vergangenheit etwa Titel wie „Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse” oder „Es gibt nur einen Jimmy Grimble”. Der Verleih der Clubfilmothek-Titel läuft über eine Mainzer Agentur, die auch die Filmothek der Jugend NRW betreut. Die Kooperation macht schon wegen der Kosten Sinn. Der Katalog der Filmothek umfasst rund 110 Titel und überschneidet sich nur teilweise mit dem BJF. Insgesamt hat man im letzten Jahr rund 23.000 Zuschauer erreicht, so Sonja Scholz. Die Filmothek verleiht auch DVD-Player: „Aber die technische Ausstattung vor Ort ist mittlerweile kein Problem mehr. Viele Jugendämter verfügen über Beamer, und auch bei den Schulen sieht es ganz gut aus.” Das bundesweit agierende Kinder- und Jugendfilmzentrum (KJF) in Remscheid hat seinen Videoverleih schon seit längerem an die BJF- Infos & Tipps fürs nicht-gewerbliche Abspiel Kinder- und Jugendkino im Internet www.kinderfilm-online.de Eine zentrale Adresse nicht nur für interessierte Kinder und Jugendliche. Integriert ist eine Kinowebsite für Kinder: www.kinokids.de. Hier finden sich auch Hinweise auf den Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V. [email protected] – Schwerpunkt: Kinderfilm Clubfilmothek abgetreten und konzentriert sich nun unter anderem auf die Herausgabe einer DVD-Edition. Unter Leitung von Horst Schäfer werden bewusst Filme ausgesucht und angekauft, die sich vom Kino-Mainstream absetzen. Beim Kauf der DVD werden die nicht-gewerblichen Abspielrechte miterworben. Der Preis dafür ist in den letzten Jahren beträchtlich gesunken. Ende der 1990er Jahre kostete die Lizenz für ein damaliges Kaufvideo noch rund 150 Euro, heute zahlt man um die 30 Euro – auch dank des Verhandlungsgeschicks des KJF. Verkaufshit ist derzeit die oscar-nominierte Internatsstory „Evil”, aber auch weniger bekannte Titel wie „Ein toller Sommer” von Ulf Malmros finden ihr Publikum. Daneben informiert das KJF mit seinem Online-Magazin „Top-Videonews“ fortlaufend über aktuelle Titel auf dem Videound DVD-Markt – und konkurriert dabei teilweise mit den Filmkritiken auf www.spinxx.de. Die Autoren des vom JFC betreuten Mediums sind allerdings keine Medienprofis, sondern Kinder und Jugendliche, die ihre Meinung zum Film kundtun. Von der wachsenden Aufmerksamkeit für den Film für Kinder und Jugendliche zeugt auch www.bjf.info Die Website des Bundesverbandes Jugend und Film e.V. (BJF) Frankfurt. Er bietet in seiner Clubfilmothek über 400 ausgesuchte Spielfilme an. www.medienarbeit-nrw.de Landesarbeitsgemeinschaft Lokale Medienarbeit NRW e.V. (LAG LM) ist der NRW-Teil des BJF. www.filmothek-nrw.de Zum Programm gehört neben dem nicht-gewerblichen Filmverleih auch ein Technikverleih. www.kjf.de Das Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) Remscheid verkauft ausgesuchte DVDs inklusive des Rechts zur nicht-gewerblichen öffentlichen Vorführung. Das wöchentlich aktualisierte Online-Magazin „Top-Videonews” informiert über Neuerscheinungen bei Videos und DVDs. newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 „Lauras Stern“, Foto: Warner Bros. 14:41 Uhr Seite 21 „Der Schatz der weißen Falken” Kinder begreifen mehr, als man denkt m 12. Oktober startet Christian Züberts neuer Film „Der Schatz der weißen Falken” in den Kinos. In der Produktion der Kölner Little Shark Entertainment erzählt er eine spannende Abenteuergeschichte über den Abschied von der Kindheit. Der Newsletter sprach mit Zübert und seinem Produzenten Tom Spieß über ihren Film. s die inzwischen zum dritten Mal durchgeführte bundesweite „Schul-Film-Woche”. Allein in NRW erreichten die Organisatoren in diesem Jahr rund 51.000 junge Besucher. Das vom Kölner Institut für Kino und Filmkultur (IKF) entwickelte Konzept „Lernort Kino” sieht die Kooperation mit den Kinobetreibern vor Ort vor und ermöglicht für alle Altersstufen den Besuch ausgewählter Filme während der Unterrichtszeit. Im Verleihkatalog finden sich Titel wie „Das Geheimnis der Frösche“ für die Grundschule, „Super Size Me“ für die Mittelstufe oder „Die Grauzone“ und „Zug des Lebens“ für die Oberstufe. Für jeden Film gibt es ein „Filmheft” mit Aufgaben zur Inhalts- und Filmanalyse und zahlreichen Hintergrundinformationen für die Vorund Nachbereitung. Noch ein Tipp zum Schluss: Eine Rarität versteckt sich im Verleihprogramm der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Das Kinderund Jugendkino Oberhausen, das seit fast 30 Jahren Teil der Kurzfilmtage ist, hat aus dem Programm die Kinderfilmrolle „Kurzes für Kurze“ zusammengestellt, einen Sampler mit einschlägigen Titeln für Kinder. A Geschichte so erzählt, wie ich wollte – und die Erfahrung gemacht, dass Kinder viel mehr begreifen, als man denkt. Für welche Zielgruppe haben Sie den „Schatz der weißen Falken“ geschrieben und gedreht? Christian Zübert: Eigentlich mache ich meine Filme nie für eine Zielgruppe, sondern erst mal nur so, wie sie mir selbst gefallen würden. Bei den „Weißen Falken“ war es mir jedoch wichtig, dass der Film spannend und unterhaltsam genug für Kinder ist, aber auch Erwachsene die Emotionalität und Dramatik des Filmes nachvollziehen können. Originalstoffe für Kinder haben es derzeit schwer im Kino. Muss das so sein? Tom Spieß: Ich halte das teilweise für eine negative selffulfilling prophecy der Branche. Es gibt durchaus positive Beispiele wie zum Beispiel „Kletter Ida“ oder „4 Freunde und 4 Pfoten“, die erfolgreich gelaufen sind. Andererseits muss man sich auch fragen, ob sich die Bestsellerverfilmungen mit ihren enormen P&A Budgets für den Produzenten überhaupt rechnen und ob man zum Beispiel mit einer „Bibi Blocksberg“ überhaupt Geld verdient. Mit Qualität und intelligentem Marketing kann man auch ohne erfolgreiche Buchvorlage Erfolg haben – künstlerisch und wirtschaftlich. Haben Sie in Ihrer Erzählweise auf Ihre jungen Zuschauer Rücksicht genommen? Christian Zübert: Höchstens was die Darstellung von Gewalt und Härte in der Sprache angeht. Ansonsten habe ich die Was ist geplant, damit „Der Schatz“ sein verdient großes Publikum findet? Tom Spieß: Wir haben ein Test-Screening mit 350 Kindern mit hervorragenden Werten für den Film gemacht, aus dem wir die Themen für die Bewerbung entwickelt haben. Jetzt müssen wir den Film auf dem Schulhof zum Thema machen, und dafür braucht es verschiedenste Medienpartner. So werden wir eng mit dem Tigerenten-Club zusammenarbeiten und gleichzeitig auch mit dem Netzwerk der Schülerzeitungen und den Lehrern in allen Bundesländern. Wir haben mit Falcom einen sehr guten Verleih und ein ordentliches Budget dafür zusammen. In allen Diskussionen wird doch deutlich: Sehen Kinder nur die Sequels ihrer Lieblingsbücher und wird der Kinderfilm nur als Merchandising-Plattform definiert, erzieht man sie zu Junk-Food-Konsumenten. Qualität und intelligentes Marketing: „Der Schatz der weißen Falken“ (links), Foto: Falcom Media; Tom Spieß und Christian Zübert (rechts). Foto: Heike Herbertz Die Wünsche der Zielgruppe: Spannend oder lustig muss es sein www.lernort-kino.de „Lernort Kino” ist eine bundesweite Initiative, die die inzwischen bundesweite „Schul-FilmWoche“ veranstaltet. Für jeden angebotenen Film gibt es ein „Filmheft” mit Aufgaben zur Inhalts- und Filmanalyse und zahlreichen Hintergrundinformationen für die Vor- und Nachbereitung. Alle aktuellen und bereits vergriffenen Hefte sind bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) als pdf verfügbar (www.bpb.de/publikationen/SNA3WX,0,0,Filmhefte.html). www.kinderfilmfeste-nrw.de Das Netzwerk der Kinderfilmfestivals in NRW www.spinxx.de Hier bietet das Jugendfilmzentrum Köln und der Jugendfilmclub Köln Kindern die Gelegeneit, sich als Filmkritiker zu versuchen. as wollen Kinder sehen? Und wie wird ihr Interesse geweckt? Stefanie Hadding sprach mit der Zielgruppe und befragte Kinogängerin Kerstin Wulf, 10 Jahre, nach ihren Vorlieben. W Wie hörst Du von einem neuen Film im Kino? Meistens von Freundinnen, die schon drin waren. Wenn die ihn gut fanden, dann spricht sich das schnell rum, und zum Schluss waren dann fast alle aus der Klasse drin. Manchmal schaue ich auch auf die Plakate am Kino, die die Filme ankündigen. Was sind Deine aktuellen Lieblingsfilme? „Star Wars” und „Harry Potter”. „Snow Dogs” und „Ice Age” haben mir auch sehr gut gefallen. Welche Filme interessieren Dich besonders? Am liebsten mag ich Zeichentrick, besonders wenn es schöne Figuren sind, die wie Menschen aussehen. Und die Filme müssen entweder spannend oder lustig sein, so wie „Der Schuh des Manitu” oder „Der Partyschreck”. Schwerpunkt: Kinderfilm – [email protected] Gehst Du lieber ins Kino, wenn Du den Film schon vorher als Buch kennst? Kommt darauf an: Wenn ich das Buch schon gelesen habe und mir die Figuren sehr gut vorstellen kann, dann gehe ich lieber nicht ins Kino, weil die Filme dann manchmal enttäuschend sind. Wenn ich mir die Figuren im Kerstin Wulf (10) Buch nicht so gut vorstellen konnte, dann gehe ich ins Kino. Und natürlich auch dann, wenn ich auf einen Film besonders neugierig bin, wie etwa auf „Die wilden Hühner” – das ist nämlich mein Lieblingsbuch. Wo guckst Du lieber Filme: im Kino oder auf dem Sofa? Bei DVDs mag ich, dass man Stopp drücken und dann mal was nachfragen kann. Das geht im Kino nicht so gut. Dafür kann man da Popcorn essen und kann von schön weit hinten die große Leinwand mit den großen Figuren genießen. 21 newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:42 Uhr Seite 22 Es sind die letzten Häuser am Rande einer großen Wiese, am Horizont ragen Kirchtürme auf, es weht ein laues Lüftchen. Hier, bei Xanten, verfilmt Vivian Naefe Cornelia Funkes Kinderbuch-Bestseller „Die wilden Hühner”. Man kann sich weitaus unangenehmere Arbeitsbedingungen vorstellen, aber die Natur hat ihre Tücken. „Die Wilden Hühner“... Am Set von „Die wilden Hühner” Wildes Wetter VON CHRISTIAN SEEBAUM ...und ihre Kontrahenten, die Pygmäen. 22 as eherne Kommunikationsgesetz, dass man mit einem zwanglosen Einstieg über das Wetter schon einmal nichts falsch machen kann, gilt hier am Set von „Die wilden Hühner“ nicht. Denn auf nichts ist Regisseurin Vivian Naefe schlechter zu sprechen: Es ist August, aber Hochsommer steht weiterhin nur im Kalender. Stattdessen zwingen permanente Wetterwechsel und Regenschauer, den Drehplan flexibel zu halten. Auch an diesem 17. von insgesamt 48 Drehtagen wechselt die Lichtstimmung zunächst im 20-Minuten-Rhythmus. Erst ist es Grau in Grau, dann fallen einige Tropfen, dann treibt der Wind die Wolken auseinander, so dass sie plötzlich nur noch als faule Inseln im Blau des Himmels hängen und die Sonne sticht. Wie sollen da Anschlüsse funktionieren? Zumal an jedem Motiv in Xanten 14 Tage lang Szenen zu drehen sind, die später an ganz verschiedenen Stellen im Film platziert sein werden. Die Verfilmung von Cornelia Funkes erfolgreicher Kinderbuchreihe, die von Güzin Ker und Produzentin Uschi Reich für die Leinwand adaptiert wird, handelt von Sprotte und ihrer Mädchengang „Die wilden Hühner” (dabei ist auch Paula, die Tochter von Katja Riemann), die eines Tages erfahren müssen, dass Sprottes Oma das namengebende Federvieh schlachten lassen will. Um das zu verhindern, ist den Mädels jedes Mittel recht – selbst wenn das heißen sollte, auf die Hilfe der konkurrierenden Jungenbande Pygmäen zurückzugreifen. „Ich finde sehr wichtig, dass hier ein humorvolles, aber auch sehr realistisches Bild von der Kinderwelt 11-jähriger Mädchen gezeichnet wird”, sagt Vivian Naefe. „Dass die auch Probleme haben und dass die Kindheit nicht nur glücklich ist und dass sie aber trotzdem sich durchkämpfen als Bande mit ihren häuslichen Problemen. Das hat in den Romanen so einen Touch wie das, was man unter englischem Kino versteht, in denen auch sozialrealistisch mit viel Humor erzählt wird.” Im heute zu drehenden „Bild 30” (Haus Oma – Eingang/Garten) sind je- D denfalls alle Hühner noch wohlauf und lassen sich im Holzstall neben Omas Backsteinhaus vom geschäftigen Filmteam nicht beeindrucken. Im Haus legt die Ausstattungsabteilung letzte Hand an: dämmriges OmaAmbiente mit Mobiliar im Sperrmüllschick, verwegen gemusterte Tapeten und gehörig Patina. Überall sind kleine Merkzettel in Altfrauenhandschrift verteilt mit Notizen wie „Fenster putzen”, „Licht ausmachen”, aber auch „Gewehre reinigen, Läufe polieren”. Dass es ausgesprochen muffig riecht, soll allerdings nicht zur Authentizität beitragen, sondern kommt daher, dass das Haus lange Zeit leer stand. So ist auch der Wasserfleck, der sich malerisch an der Wohnzimmerdecke abzeichnet, nicht der hohen Kunst der Ausstatterinnen zu verdanken, sondern echt. Dafür durfte das Team nahezu uneingeschränkt walten, hat mit Genehmigung des Eigentümers sogar zusätzliche Fenster in die Außenwand gebrochen. Draußen im Garten herrscht eine Mischung aus verwildert und liebevoll beackert. Große Kohlköpfe und halbreife Tomaten – alles in einer Gärtnerei wochenlang vorgezogen und dann hier ausgepflanzt – stehen in ordentlichen Reihen, dazwischen eine pittoreske Vogelscheuche. „In Millionen Köpfen der Leser und Leserinnen sitzt eine klare Vorstellung, wie Oma wohnt”, sagt Vivian Naefe, und man kann sich gut vorstellen, dass die Erwartungen hier erfüllt werden. In der Einstellung zuvor ist Veronica Ferres, die Sprottes Taxi fahrende Mutter Sybille spielt („sehr chaotisch, sehr temperamentvoll, sehr emotional”), mit dem Wagen vorgefahren. Nun kommt sie schwungvoll in Jeans und rosa Kapuzenpulli mit einem Zehnerkarton Milch unter dem Arm in Omas Garten. Mutter und Großmutter gehen aufs Haus zu, der auf Schienen zurückweichenden Kamera entgegen. Der Text sitzt (Oma: „Ich öle das Gartentor nicht mehr, damit ich die Einbrecher höre”), doch nach drei, vier Takes wird noch immer darüber diskutiert, wie heftig denn nun die an die Krücken gehende Oma (gespielt [email protected] – Setbesuch von der 81-jährigen Doris Schade) sich entziehen soll, wenn Sybille Anstalten macht, sie stützend am Arm zu fassen. Auch Michelle von Treuberg alias Sprotte ist am Drehort, aber gerade nicht im Einsatz. Sie sitzt auf einem Klappstuhl und kämpft gemeinsam mit einer Betreuerin gegen die Langeweile an. Wie bei jedem Film mit Kindern ist auch hier eine medienpädagogische Fachkraft, die penibel die Arbeits- und Pausenzeiten der Jungdarsteller notiert, immer am Set. In NRW, so erfährt man, sind die Einschränkungen für künstlerische Kinderarbeit nicht so streng wie in anderen Bundesländern. Auch hier gelten zwar drei Stunden als Höchstgrenze pro Tag, doch dürfen im Jahr mehr als 30 Tage zusammen kommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Peter Zenk – im Gespann mit Uschi Reich kinderfilmerfahrener Produzent („Das fliegende Klassenzimmer”) des von der Filmstiftung NRW geförderten 4,6 Millionen-Projektes – sehr entspannt wirkt. Ob das große Baumhaus der „Wilden Hühner” rechtzeitig fertig wird, das gerade im Park des Schlosshotels Lerbach in Bergisch Gladbach entsteht und der aufwändigste Schauplatze des Films ist, scheint derzeit die größte Sorge zu sein. In Omas Garten sind unterdessen Veronica Ferres und die wackere Doris Schade, der in jeder Drehpause sofort eine hilfreiche Hand mit Sonnenschirm beispringt, noch ein paar Mal auf und ab gegangen, und nach dem Ende jeder weiteren Aufnahme hat Veronica Ferres es eiliger, den Karton mit den Milchtüten abzustellen, bei dem es sich ganz offensichtlich doch nicht um eine ausgehöhlte Requisite handelt. Dann ist auch Vivian Naefe zufrieden. Nur, gibt sie zu bedenken, wäre es schön, wenn man jetzt bitte für den besseren Anschluss auch noch eine Version mit verhangenem Himmel drehen könnte. Die Blicke gehen nach oben: Die nächste Wolkeninsel ist etwa eine Fingerspanne weit entfernt, aber die Bewegung am Himmel ist gleich null. Naefe trägt es mit Fassung. Über das Wetter spricht hier längst keiner mehr. „Sprotte“ (Michelle von Treuberg), die Anführerin der „Wilden Hühner“. Fotos: 2005 Constantin Film, München newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:42 Uhr Seite 23 Setbesuch – [email protected] 23 newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:42 Uhr Seite 24 The Flying Scotsman „Der Funke des Lebens“, Foto: Heinz Vogt Filmproduktion Der Funke des Lebens Vom 15. bis 25. August fanden in Köln und Umgebung die Dreharbeiten zu dem neuen 20Minuten-Kurzfilm von Hendrik Vogt statt. In „Der Funke des Lebens” erzählt er von der Suche des 41-jährigen arbeitslosen Michael nach dem Sinn seines Lebens. In der Produktion, die vom Kölner Filmhaus gefördert wird, spielten die Schauspieler Thomas Ulrich und Alexandra Lowygina vor der Kamera von Mike Aydin. Heinz Vogt Filmproduktion, Tel. (02235) 85382; [email protected] Der Kinofilm „The Flying Scotsman” basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte des schottischen Radrennfahrers Graeme Obree, der 1993 aus dem Nichts heraus mit einem selbst gebauten Rennrad den Weltrekord im Ein-Stunden-Rennen brach und sich bis 1996 an der Weltspitze halten konnte. In dem Kinofilm, den zero west seit dem 24. Juli in Glasgow und vom 23. August bis zum 2. September in Köln und Kaarst dreht, spielt Johnny Lee Miller („Trainspotting”) die Titelfigur. Als weitere Darsteller haben die Produzenten Peter Broughan und Damita Nikapota sowie die Koproduzenten Kai Künnemann und Martin Hagemann u.a. Brian Cox und Laura Fraser unter Vertrag. Für das Casting war Maureen Duff zuständig. Regie bei diesem Biopic führt Douglas MacKinnon nach einem Buch von John Brown, Declan Hughes, Peter Broughan und Simon Rose. Die Bilder liefert Kameramann Gavin Finney. zero west, Tel. (0221) 9129025; [email protected] Paradizers Eine Tablette Adolf Winkelmann dreht im Oktober und November in NRW seinen neuen Film „Eine Tablette” in Zusammenarbeit mit dem WDR (Redaktion: Katja De Bock). Das Drama nach einem Buch von Benedikt Röskau erzählt die emotionale Geschichte von Eltern eines behinderten Kindes und einem unerschrockenen Arzt im ungleichen Kampf gegen einen milliardenschweren Pharmakonzern, der zwischen 1957 und 1961 mit unzureichend getesteten Medikamenten (Contergan) bei über 10.000 Neugeborenen schwerste Behinderungen verursachte. Der TV-Zweiteiler von Zeitsprung Film und Produzent Michael Souvignier sieht ein Budget von 4,8 Millionen Euro vor. Für das Casting ist Sabine Schwedhelm zuständig. Zeitsprung, Tel. (0221) 94980210; [email protected] Wohin gehen wir? Welchen Preis zahlen wir für die Liebe und welchen für die Freiheit? Elisa, Florian und Richie sind drei grundverschiedene junge Erwachsene, die auf einer Mittelmeerinsel die Erfüllung ihrer Träume suchen. Das Drama „Paradizers” erzählt eine melancholische, aber auch komische Geschichte des Sichausprobierens und der Suche nach Liebe, Nähe und Anerkennung. In Münster und Düsseldorf dreht intervista digital media (in Zusammenarbeit mit Pictorion – das werk) ab Ende August bis Mitte Oktober den Kinofilm in Koproduktion mit dem WDR (Redaktion: Andrea Hanke). Regie führt Rolf SchneiderWolckenstein nach seinem eigenen Buch. Die Produzenten Sandra Harzer-Kux und Christian Kux haben die Agentur Welby + Seibicke mit dem Casting beauftragt. Für die Bilder sorgt Kameramann Peter Drittenpreis. intervista digital media, Tel. (040) 85351900; [email protected] Bunte Liga Blaze Sönke Wortmann und Tom Spieß sowie Shark TV in Koproduktion mit Constantin produzieren zur Fußball WM 2006 eine Sat.1Serie, bei der es (fast) immer ums runde Leder geht. Die sieben 45-minütigen Folgen erzählen die Geschichte einer Fußballmannschaft, deren Mitglieder seit über zwei Jahrzehnten durch die Leidenschaft zum Sport miteinander verbunden sind. Während sie in den 80er-Jahren noch von der großen Fußballerkarriere träumten, musste die Unbekümmertheit des Jugendfußballs der Realität des Alltags Platz machen. Doch trotz aller Unterschiede der nun Erwachsenen, haben sie noch ein Ziel vor Augen: die „BunteLiga”(AT)-Meisterschaft. Wortmann, der neben Heinrich Hadding und Wolfgang Groos Regie führt, dreht noch bis zum 21. Oktober in Köln und Umgebung. Autor der Folgen ist neben Wortmann und Hadding auch Mathias Aicher. André Röhner, Volker Muthmann, Matthias Gall, Stefan Feddersen Clausen, Holger Dexne, Kai Ivo Baulitz und Roberto Guerra spielen die Fußballer. In weiteren Rollen sind Anja Carolin Pohl, Mignon Remè, Lucie Pohl und Anja Herden zu sehen. Sat.1, (030) 20902375; [email protected] Voraussichtlich ab November steht Til Schweiger für seinen neuen Film „Blaze” vor der Kamera. In Köln und Umgebung sind die Dreharbeiten für Januar geplant. Der KinoThriller von Barefoot Films und den Koproduzenten Manifesto und Universal erzählt die Geschichte einer Rache. Der Star-Werber Eddie Sherman steht vor der Hochzeit mit der Tochter seines Chefs. Er wähnt sich am Ziel seiner Wünsche, als er erpresst wird, einem Vergewaltiger ein falsches Alibi zu liefern. Um seine Interessen zu wahren, steigt Eddie auf den schmutzigen Deal ein; der Täter kommt frei. Doch dessen Opfer nimmt Rache, bringt ihren Peiniger um und legt die Spuren so geschickt, dass als Täter nur Eddie in Frage kommt. Regie bei diesem Drama führt Reto Salimbeni nach seinem eigenen Buch. Das Budget des Films soll rund sieben Millionen Euro umfassen. Barefoot Films, (030) 44323831; [email protected] Tatort: Das Ewig Böse Zwei Leichen – ein Gift. Doch wo liegt die Verbindung zwischen den Morden am Oberhaupt einer Münsteraner Keks-Dynastie und einem Apothekersohn? „Das Ewig Böse” ist ein neuer Fall für das Münsteraner Duo Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers). Gedreht wird der neue Tatort noch bis zum 1. September in Köln und Münster. Bei dem TVKrimi von filmpool im Auftrag des WDR (Redaktion: Helga Poche) führt Rainer Matsutani Regie nach seinem eigenen Drehbuch. Für das Casting haben die Produzentinnen Iris Kiefer und Katrin Kuhn Die Besetzer beauftragt. Die Kamera führt Gerhard Schirlo. Filmpool, Tel. (0221) 9215990; [email protected] Entführung für Anfänger Die 13-jährige Pik (Sidonie von Krosigk) zieht los, um die vom finanziellen Ruin bedrohte Tierpension ihrer Oma (Gudrun Okras) zu retten. Ihre Gesangseinlage am Flughafen bringt ihr allerdings kein Geld, sondern nur Ärger mit der Polizei. Ihr gelingt es, den Flughafen zu verlassen, indem sie sich als französische Gastschülerin der wohlhabenden Familie Königstein (Sonja Kirchberger, Heinrich Schafmeister) ausgibt. Zunächst sieht es so aus, als könnte Pik bei ihnen untertauchen, doch bald schon muss sie wieder fliehen. Die Geißendörfer Filmproduktion mit Produzent Hans W. Geißendörfer drehte vom 12. Juli bis zum 11. August den TV-Film „Entführung für Anfänger” (AT) in Köln, Bonn und Umgebung, der in Zusammenarbeit mit ARD Degeto (Redak- 24 tion: Claudia Grässel) entsteht. Regie bei dieser Familienkomödie führt Dominikus Probst nach einem Buch von Dorothee Schön. Für die Bilder sorgte Kameramann Peter Ziesche. Für das Casting waren Maria Schwarz und Horst D. Scheel zuständig. In weiteren Rollen sind u.a. Robin Becker, Ulrike Bliefert, Rudolf Kowalski und Martin Armknecht zu sehen. Geißendörfer Filmproduktion, Tel. (0221) 92428210; [email protected] Sidonie von Krosigk und Sonja Kirchberger in „Entführung für Anfänger”Foto: ARD Degeto [email protected] – Dreharbeiten in NRW Requiem für einen Punk Der Kölner Künstler Berthold Bell verliebt sich in einen alkoholkranken Punk namens Kairo. Der Dokumentarfilm „Requiem für einen Punk” erzählt die Geschichte dieser ungewöhnlichen Beziehung bis hin zum tragischen selbstzerstörerischen Tod von Kairo. Bell hat den über fünf Jahre andauernden Kontakt zu Kairo immer wieder mit der Kamera begleitet. Zwei Welten bewegen sich aufeinander zu, voneinander weg und zeigen sich in einer neuen, intimen Perspektive: der Punk von der Straße durch die Augen des Künstlers und umgekehrt. Troika Entertainment realisiert die Doku im August und September. Regie führen Berthold Bell und Gerhard Schick. Produzenten bei der TV- sowie Kino-Produktion sind Michael P. Aust und Annette Pisacane. Die Musik zu diesem filmischen Requiem stammt von Matthias und Andreas Hornschuh. Troika Entertainment, Tel. (0221) 9320607; [email protected] newsletter_aug_16-32_N 09.09.2005 15:30 Uhr Seite 25 Der Prinz aus Wanne-Eickel „Kleiner Dodo“, Foto: Cartoon-Film Kleiner Dodo Dodo ist ein kleiner Orang-Utan und lebt im tiefen Urwald. Er spielt gern auf einer Geige, die er im Urwald gefunden hat. Mit ihr entdeckt Dodo die Musik und erschließt sich so die magische Welt des Regenwalds. Einen Kinofilm mit dem kleinen, animierten Dodo planen Thilo Graf Rothkirch/Cartoon-Film und Produzentin Maya Gräfin Rothkirch in Koproduktion mit Warner Bros. und MaBo Investitions. Das Buch stammt von Michael Mädel, Ute von Münchow-Pohl, Rolf Giesen und Thilo Rothkirch, Regie führen Ute von Münchow-Phol und Thilo Rothkirch. Der 35mm-Animationsfilm, den Warner Bros. ins Kino bringen will, soll über ein Budget von zehn Millionen Euro verfügen. Gleichzeitig ist eine „Dodo”-TV-Serie nach einem Buch von Bert Schrickel und Michael Mädel geplant. Rothkirch/Cartoon-Film erstellt 26 Fünf-Minuten-Folgen in Koproduktion mit dem WDR (Redaktion: Manuela Lamb) und MaBo Investitions. Produzenten sind ebenfalls Maya Gräfin Rothkirch und Thilo Graf Rothkirch, der wiederum gemeinsam mit Ute von Münchow-Pohl Regie führt. Hierbei ist ein Budget von 1,6 Millionen Euro vorgesehen. Beide Projekte befinden sich derzeit in der Preproduction. Rothkirch/Cartoon Film, Tel. (030) 6980840; [email protected] Wilsberg: Callgirls Eine Komödie fürs Kino hat Regisseur Alexander von Janitzky Ende Juni an Drehorten in NRW (Essen, Oberhausen, Bochum und Gelsenkirchen) abgedreht, im August folgte noch ein Nachdrehtag in Herne. Das Buch zum „Prinz aus Wanne-Eickel” stammt von Renatus Töpke. Für die Produktion zeichnet Mero Consulting mit Produzent Andreas Lettau und Koproduzent Hans-Peter Meyer verantwortlich. Jessica Franz, Jürgen Drews und Tim Dickmann spielen in dem Film, dessen Rollen teilweise bei ebay ersteigert werden konnten und der in Kooperation mit dem CinemaxX Ende September ins Kino kommen soll. Mero Consulting, Tel. (0201) 245370; [email protected] Der Selbstmord einer jungen Frau bringt Wilsberg auf die Spur eines noblen Callgirlrings. Wilsberg glaubt, endlich einigen Münsteraner Honoratioren ans Zeug flicken zu können und gerät dadurch mächtig in Schwierigkeiten. Vom 23. August bis zum 23. September entsteht in Köln und Münster die neue Folge „Wilsberg” mit dem Titel „Callgirls”. Bei dem TV-Krimi, den Cologne Film (Produzentin: Micha Terjung) im Auftrag des ZDF (Redaktion: Martin Neumann) dreht, führt Walter Weber Regie nach einem Buch von Ecki Ziedrich. Vor der Kamera von Volker Tittel stehen Leonard Lansink, Oliver Korritke, Rita Russek und Ina Paule Klink. Für das Casting zeichnet Sabine Weimann verantwortlich. Cologne Film, Tel. (0221) 9347080; [email protected] Emmas Glück Saschka Den Kinofilm „Emmas Glück” hat Wüste Film West in Zusammenarbeit mit dem SWR (Redaktion: Sabine Holtgreve) am 7. Juli in Gummersbach und Umgebung abgedreht. Die Kamera führte Daniela Knapp. Jürgen Vogel spielt Max, einen todkranken Mann, der eigentlich nach Mexiko flüchten will und auf dem Hof der Schweinezüchterin Emma (Jördis Triebel) landet. Die Regie bei dem Melodram führte Sven Taddicken nach einem Buch von Ruth Toma und Claudia Schreiber. Wann die Produzenten Hejo Emons, Stefan Schubert und Ralph Schwingel den Film mit Hilfe von timebandits ins Kino bringen, steht noch nicht fest. Wüste Film West, Tel. (0221) 5105067; [email protected] Dito Tsintsadze dreht seinen neuen Kinofilm seit 21. Juli in Tiflis. Anfang bis Mitte September zieht das Team der Tatfilm um Produzentin Christine Ruppert für weitere Dreharbeiten nach Köln. Das Buch zu dem Drama hat Tsintsadze gemeinsam mit Zaza Rusadze verfasst. Es handelt von einem Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Tiflis, der das Straßenmädchen Saschka kennen lernt und sich ihrer annimmt. Die Umwelt der beiden reagiert mit zunehmendem Misstrauen auf die väterliche Zuneigung und zerstört schließlich die ungewöhnliche Freundschaft. Vor der Kamera von Benedict Neuenfels agieren Burghart Klaußner, Lika Martinova und Irm Hermann. Die 2,4 Millionen Euro teure Produktion entsteht in Zusammenarbeit mit ZDF und arte (Redakteur: Alexander Bohr). Tatfilm, Tel. (0221) 33000; [email protected] Zwei gegen Zwei Davina Schmidt und Clelia Sarto in „Zwei gegen Zwei, Foto: ZDF/Thomas Kost Eine neue Familienkomödie hat Lars Jessens („Am Tag als Bobby Ewing starb”) in Köln und Umgebung am 22. Juli abgedreht. Das Buch zu „Zwei gegen Zwei” (AT), den Müller & Seelig (Produzentin: Jutta Müller) in Zusammenarbeit mit dem ZDF (Redaktion: Martin Neumann) produzieren, stammt von Annemarie Schoenle. Es erzählt von zwei Architekten, Verena und Tom, (Clelia Sarto und Kai Wiesinger), die notgedrungen in einen beruflichen Wettkampf treten, obwohl sie privat einiges verbindet. Vor der Kamera von Michael Tötter stehen außerdem Dietrich Hollinderbäumer, Waldemar Kobus, Ann-Kathrin Sudhoff und Rieke Schmid. Für das Casting waren Die Besetzer (Erwachsene) und Maria Schwarz (Kinder) zuständig. Müller & Seelig, Tel. (0221) 942150; [email protected] Dreharbeiten in NRW – [email protected] Jakob Matschenz in „4006 Neandertal“, Foto: PeterRommel Productions/Tom Trambow 2005 4006 Neandertal Mitte Juli fiel die letzte Klappe für den Kinofilm „4006 Neandertal”, den die Peter Rommel Productions in Zusammenarbeit mit dem ZDF – Das kleine Fernsehspiel (Redaktion: Lucas Schmidt) und arte (Redaktion: Anne Even, Georg Steinert) in Köln, Düsseldorf, Mettmann, Erkrath und im Titel gebenden Neandertal gedreht hat. Bei der Coming-of-Age-Geschichte führt Ingo Haeb Regie nach seinem eigenen Drehbuch. Für die Bilder der 980.000 Euro teuren Kinoproduktion sorgte Kameramann Ralf Mendle. Erzählt wird die Geschichte von dem 17-jährigen Guido, der seit seiner Kindheit an Neurodermitis leidet. Nach einem schweren Schub wird er von seiner Mutter zu einer ganzheitlichen Therapie geschickt, die den Ursprung seiner Krankheit in seiner seelischen Verfassung sieht. Anfangs wehrt sich Guido gegen die These, aber als er seinen Vater beim Seitensprung erwischt und erfährt, dass seine Mutter diese Erniedrigung seit Jahren stillschweigend in Alkohol ertränkt hat, wird ihm klar: Er hat die gesamte Kindheit hindurch als Stellvertreter die seelischen Wunden seiner Mutter erlitten. Als Darsteller haben Produzent Peter Rommel und die Koproduzenten David Groenewold/German Film Productions die Schauspieler Jakob Matschenz, Andreas Schmidt, Johanna Gastdorf, Falk Rockstroh, Fabian Hinrichs und Jens Münchow unter Vertrag. Peter Rommel Productions, Tel. (030) 6937078; [email protected] 25 newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:42 Uhr Seite 26 Phantome August Kalif Storch Bis Ende August drehte Cameo ihren neuen Kinofilm „Phantome” (AT) in Kooperation mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel (Redaktion: Jörg Schneider) hauptsächlich in Essen (mit ein paar Drehtagen in Berlin). Im Mittelpunkt der Story steht eine komplizierte MutterTochter-Beziehung, denn die 15-jährige Kati wächst bei ihrer Oma auf. Als diese stirbt, muss Kati zu ihrer Mutter, die sie kaum kennt und die sich als Diebin ihren Lebensunterhalt verdient. Produzentin Annette Pisacane hat als Darsteller Julia Richter, Alice Dwyer, Rüdiger Klink und Stefan Gebelhoff unter Vertrag. Um das Casting hat sich Simone Bär gekümmert. Maren-Kea Freese führte Regie bei diesem Film, der über ein Budget von ca. 850.000 Euro verfügt; das Drehbuch hat sie mit Thomas Jonigk verfasst. Für die Bilder sorgte Kameramann Michael Wiesweg. Cameo Film- & Fernsehproduktion, Tel. (0221) 9128120; [email protected] Im Mittelpunkt des Debütfilms „August“ steht die 15-jährige Stevie, die sich mit den Unstetigkeiten ihrer ruhelosen Hippie-Eltern auseinandersetzen muss. Als sich die Familie im geerbten Haus der Mutter in einer Kleinstadt bei Köln niederlässt, hofft Stevie, die Stabilität zu finden, die sie schon so lange gesucht hat. Ab dem 5. September und bis Mitte Oktober realisieren Pandora und die Produzenten Christoph Friedel und Claudia Steffen in Zusammenarbeit mit dem WDR (Redaktion: Andrea Hanke) und dem SWR (Redaktion: Sabine Holtgreve) diesen Film in der Umgebung von Köln. Das Buch stammt von Horst Markgraf und Pia Marais, die auch selbst Regie führt. Birol Ünel und Cici Chuh stehen vor der Kamera von Diego Martinez Vignatti („Battle in Heaven“, „Japon“ etc.). Géraldine Bajard kümmert sich um das Casting der Kinoproduktion. Pandora Film, Tel. (0221) 973320; [email protected] Bei der Realverfilmung von Wilhelm Hauffs Märchen „Kalif Storch” in den MMC Studios in Köln soll Uwe Janson Regie führen. Die Dreharbeiten für das 3,3 Millionen Euro teure Projekt von Produzent Gabriel Genschow in Zusammenarbeit mit den Koproduzenten MMC Independent, Gereon Sommerhäuser und Bastie Griese, haben sich auf Herbst verschoben. Das Drehbuch stammt von Genschow, Christoph Martin Grosser, Andreas Klich und Guido Medert. Das melancholische Märchen erzählt die Geschichte des Prinzen Chasid, der sich durch das Pulver der bösen Zauberin Kaschua in einen Storch verwandelt. Die Kamera soll Hagen Bogdanski besorgen. Als Darsteller sind Matthias Schweighöfer, Dirk Bach und Minh-Khai Phan-Thi vorgesehen. Universal Pictures will die Fantasy-Komödie in die Kinos bringen. G.G.-Film, Tel. (030) 76706683; [email protected] Götz George in „Später Sommer“, Foto: WDR/Uwe Stratmann Die Insel der verlorenen Seelen Steve-Marvin Dwumah und Veronica Ferres in „Neger, Neger, Schornsteinfeger“, Foto: ZDF/Maria Krumwiede Neger, Neger, Schornsteinfeger Die Dreharbeiten zu dem Zweiteiler „Neger, Neger, Schornsteinfeger” nach dem gleichnamigen Erfolgsbuch von Hans-Jürgen Massaquoi wurden Ende Juli abgeschlossen. Produzent Markus Trebitsch, Koproduzent Malte Grunert und Aspekt Telefilm zeichnen verantwortlich für die Koproduktion mit dem ZDF (Redaktion: Heike Hempel, Günther van Endert). Gedreht wurde neben Hamburg, wo Massaquoi als schwarzer Junge während der Nazi-Zeit aufwuchs, auch in 26 Köln und Düren. Regie führt Jörg Grünler nach einem Drehbuch von Beate Langmaack. Vor der Kamera von Hans Grimmelmann standen u.a. Veronica Ferres, Tim Wilde, Petra Kelling, Jürgen Tarrach, Götz Schubert, Lea Fassbender, Charly Hübner und Helmut Zhuber. Eine Ausstrahlung ist voraussichtlich für Herbst 2006 geplant. Aspekt Telefilm, (040) 66885455; [email protected] [email protected] – Dreharbeiten in NRW Die 13-jährige Lulu ist gar nicht begeistert davon, mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Sylvester von Kopenhagen weg in ein Provinznest zu ziehen. Sie interessiert sich nur für das Okkulte, das Paranormale. Eine Verkettung von spiritistischen Unwahrscheinlichkeiten führt dazu, dass sich Sylvester wie besessen aufführt: freundlich, still und ordentlich. Lulus Ouija-Brett hat einen verwirrten Geist angelockt und ist in Sylvesters Körper gezogen: den vor 120 Jahren verstorbenen Herman, ehemals Mitglied einer okkulten Loge im Kampf gegen das Böse. Ganz schön gruselig geht es zu auf der „Insel der verlorenen Seelen”. Das gleichnamige Abenteuer für Kinder verfilmen Pain Unlimited, Zentropa (Dänemark) und Koproduzent Nimbus Film seit Juni in Schweden und Dänemark. Voraussichtlich ab September stehen Drehtage in NRW an. Von Regisseur Nikolaj Arcel, der das Drehbuch zu „KletterIda” geschrieben hat, stammt auch das Drehbuch zu „Die Insel der verlorenen Seelen”, das er mit Rasmus Heisterberg nach einem gemeinsamen Konzept von ihnen und von Peter Amelung verfasst hat und nun selbst inszeniert. Für die Bilder dieser 5,2 Millionen Euro teuren Produktion sorgt Kameramann Rasmus Videbaek. Für das Kindercasting wurde Jette Termann (Dänemark) beauftragt: Sara Langebaek spielt Lulu, Lasse Borg Oliver, und Lucas Munk Billing ist als Sylvester zu sehen. Trust Film Sales AsP und Solo Film wollen den Film ins Kino bringen. Pain Unlimited, Tel. (0221) 9777990; [email protected] newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:42 Uhr Seite 27 Wir Weltmeister Liebesleben Die Fußball WM 2006 nähert sich in großen Schritten. Aus diesem Anlass blickt die broadview.tv im Auftrag des ZDF (für die Reihe Zeitgeschichte von Guido Knopp) auf die WMGeschichte der deutschen Nationalelf seit 1954. Realisiert werden soll die aufwändige, 1,5 Millionen Euro teure Mockumentary (Fake einer Dokumentation) „Wir Weltmeister” (AT) ab 23. August in Polen, Italien, Österreich, England, Niederlande, Frankreich und Argentinien. Im September stehen auch Tage in NRW auf dem Drehplan. Regie führt Sebastian Dehnhardt nach einem Buch von Manfred Oldenburg und ihm selbst. Die Kamera führt Johannes Imdahl. Die 90-minütige Dokumentation der Produzenten Leopold Hoesch und Sebastian Dehnhardt vereint die dramatischen Höhepunkte aller Fußballtriumphe und -niederlagen der Deutschen seit 1954 mit einer fiktiven Liebesgeschichte. Max und Anne lernen sich am 4. Juli 1954, dem Tag des „Wunder von Bern”, kennen. Ihre Geschichte endet am 8. Juli 1990 im Olympiastadion in Rom. Der Zuschauer soll eine spannende Zeitreise erleben und sehen, wie das Leben der beiden Protagonisten durch den Fußball beeinflusst wird. Zudem lassen Zeitzeugen die heiß umkämpften Spiele wieder aufleben: Große deutsche Fußballstars erinnern sich ebenso wie Prominente aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Für das Casting ist Simone Bär zuständig. Broadway TV, Tel. (0221) 5796430; [email protected] Mit ihrem Roman „Liebesleben” gelang der israelischen Autorin Zeruya Shalev ein Welterfolg. Maria Schrader wagt nun den Schritt ins Regiefach und will den Bestseller verfilmen. In ihm schildert die Autorin die Liebe einer jungen Frau zu einem 30 Jahre älteren Freund ihres Vaters, die sich zunehmend in ein Abhängigkeitsverhältnis entwickelt. Die Dreharbeiten sollen von Oktober bis Dezember in Israel sowie Köln und Umgebung nach einem Drehbuch von Schrader und Leila Stieler stattfinden. Als Kameramann steht Benedict Neuenfels unter Vertrag. Die Produktion von X-Filme und den Produzenten Stefan Arndt und Andro Steinborn und des Koproduzenten Marek Rozenbaum entsteht in Kooperation mit dem BR (Redaktion: Bettina Reiz) und arte (Redaktion: Andreas Schreitmüller) und verfügt über ein Budget von 3,6 Millionen Euro. Die Besetzung steht noch nicht fest: Esther Klink (Israel) und Avy Kaufman (Los Angeles, New York) kümmern sich um das Casting. X-Filme, Tel. (0221) 1792980; [email protected] Colonia Media „Allein mit der Angst” nennt sich das neue Projekt der Colonia Media, das vom 5. Oktober bis zum 7. November in Köln, Hamburg, Berlin und Holland gedreht wird. Der Fernsehfilm fürs ZDF (Redaktion: Karina Ulitzsch) erzählt die Geschichte einer Familie, die von der Polizei ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird. Jochen, Marlene und Tochter Franziska werden von einem Tag auf den anderen aus ihrem gewohnten Leben gerissen und beginnen an einem fremden Ort eine neue Identität. Doch in dem neuen, isolierten Leben droht die Familie zu zerbrechen, vor allem, als sich die Bedrohung zuspitzt. Regisseur Martin Eigler dreht nach seinem eigenen Buch, die Kamera führt Christoph Chassee. Als Darsteller haben die Produzenten Georg Feil und Titus Kreyenberg bereits Anja Kling, Horst Schrott und Jan Gregor Kremp unter Vertrag. Das Casting besorgt Anja Dihrberg. Am 7. Juli wurde der neue Film mit Götz George, „Später Sommer” (AT „Elefanten im Schnee“), in Duisburg und Umgebung abgedreht. Erzählt wird eine Dreiecksgeschichte: Anne und Matthias führen eine ruhige und ereignislose Ehe in Werlrode, wo Matthias in einem Steinkohlebergwerk arbeitet. Als das Werk geschlossen werden soll, kommt Gewerkschaftler Dr. Robert Stubenrauch in die Kleinstadt, um Verhandlungen zu führen. Der Junggeselle Robert verliebt sich in Anne, und diese muss sich entscheiden, ob sie mit diesem Mann ein völlig neues Leben beginnen will. Dagmar Manzel, Christian Redl und Gudrun Ritter sind in dem Drama (Produzentin: Sonja Goslicki) in weiteren Hauptrollen zu sehen. Regie führt Andreas Kleinert nach einem Buch von Hans-Werner Honert und ihm selbst. Die Kamera führte Johann Feindt. Der Film, der im Auftrag des WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich Brückner) entsteht, soll voraussichtlich Anfang nächsten Jahres ausgestrahlt werden. Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected] Gefangene Von einer ungewöhnlichen Beziehung zwischen einem Gefangenen und einer Frau im Haus gegenüber erzählt der neue Kinofilm von Iain Dilthey. Aus einem Flirt auf Distanz wird auf einmal Ernst, als Vasile aus dem Gefängnis flüchtet und sich bei Irene versteckt. Zwischen den grundverschiedenen Menschen entsteht eine ambivalente Beziehung, geprägt von Angst, Hass und der Sehnsucht nach gegenseitiger Achtung und Liebe. Im September starten die Dreharbeiten in Wien und NRW. Ulrike Maria Hund schrieb das Drehbuch zu dem Drama, das TAG/TRAUM in Zusammenarbeit mit dem ZDF (Redaktion: Claudia Tronnier) und einem Budget von 890.000 Euro realisiert. Hans Fromm führt die Kamera, vor der Jule Böwe, Andreas Schmidt und Eva Löbau die Hauptrollen spielen. Der Regisseur, der 2002 für „Das Verlangen” in Locarno mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet wurde, arbeitet für sein neues Drama wieder mit Produzent Gerd Haag zusammen. Koproduzent ist Markus Fischer von Fischerfilm in Wien. TAG/TRAUM, Tel. (0221) 65025900; [email protected] Für den unbekannten Hund „Für den unbekannten Hund” (AT) heißt der neue Kinofilm der Brüder Dominik und Benjamin Reding mit der Berliner Eye!Warning. Nach einem ersten Drehtag im Juli beginnen die Dreharbeiten am 26. September. Bis zum 18. November wird zunächst in NRW (Wuppertal, Hagen, Dortmund, Hürth, Diemelstadt u.a.) gedreht, anschließend noch in Thüringen, MecklenburgVorpommern und Hamburg. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 22-jährige Betonbauergeselle Lukas (Linus Neumann). Sein Leben nimmt nicht gerade eine bessere Wendung, als er aus dem Gefängnis entlassen wird: Ein Zeuge erpresst ihn wegen eines ungesühnten Mordes. Lukas flüchtet und schließt sich einer Gruppe Wandergesellen an. Die Erfahrungen auf der Walz verändern ihn. Aus dem Mörder wird ein Mensch – und das bezahlt er schließlich mit dem Leben. In weiteren Rollen sind u.a. Sara Löwenthal, Hedi Kriegeskotte, Sascha Reimann (bekannt als Ferris MC) und Gunnar Melchers zu sehen. Die Bilder für das Drama soll Kameramann Axel Henschel liefern, der Berliner Verleih Rekord Film will das Drama, das über ein Budget von 1,3 Millionen Euro verfügt, in die Kinos bringen. Eye!Warning, Tel. (030) 69001108; [email protected] Dreharbeiten in NRW – [email protected] Impressum Herausgeber: Michael Schmid-Ospach Chefredakteur: Rüdiger Bertram CvD: Stefanie Hadding Redaktion: Oliver Baumgarten, Katharina Blum Tanja Güß, Peter Hanemann (A.R.T.) Wolfgang Hippe (A.R.T.) Mitarbeiter dieser Ausgabe: Heike Meyer-Döring (MEDIA), Michael Dlugosch, Uwe Mies, Tatjana Kimmel, Christian Seebaum, Anna Koskoda, Reinhard Kleber Redaktionsassistenz: Sonja Steinberg Gestaltung/Layout: inrhein, düsseldorf, alfred friese Titelfoto: „Der Schatz der weißen Falken“ Foto: Falcom Media Redaktionsschluss: 17. August 2005 Anzeigenbetreuung: Sonja Steinberg Tel. (0211) 9305024 Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe: 15. Oktober 2005 Der newsletter ist kostenlos und kann bei der Filmstiftung NRW abonniert werden. Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen. Tel.: (0211) 93 05 00 Fax: (0211) 93 05 085 Kaistraße 14 D – 40221 Düsseldorf [email protected] 27 newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 In den Nachrichten sind es die immer gleichen Bilder: Auf palästinensischer Seite stehen jugendliche Steinewerfer gegen hoch gerüstete Soldaten, in Israel sieht man Ambulanzen und hektisch bemühte Helfer – blutgetränkter Asphalt als stummer Zeuge eines weiteren Anschlags. 14:42 Uhr Seite 28 ängst ist die mediale Vermittlung des Nahostkonflikts zu Stereotypen geronnen. Als sei den Berichterstattern nach Jahrzehnten des feindseligen Stillstands, unterbrochen von immer wieder mal aufscheinenden und allzu bald wieder verlöschenden Hoffnungsfunken, die Energie ausgegangen. Ein Spielfilm ist es nun, der eine andere Perspektive wählt und so dazu beitragen will, eine Diskussion in Gang zu bringen. „Paradise Now” von Hany Abu-Assad erzählt von Said und Khaled, zwei jungen Palästinensern in Nablus im Westjordanland, die seit Kindertagen befreundet sind und in einer Autowerkstatt jobben. Sie streiten sich mit ihrem Chef, flirten mit einer hübschen Kundin und wissen nach Feierabend ein Wasserpfeifchen in freier Natur zu schätzen. Und sie stehen auf der Bereitschaftsliste einer radikalen Miliz, sind je- L derzeit bereit, sich Sprengstoff um den Körper zu binden und sich im benachbarten Israel inmitten möglichst vieler Israelis in die Luft zu sprengen. Der Tag kommt, an dem sie ihren mörderischen Beitrag zum Freiheitskampf leisten sollen, sie drehen ihre Abschiedsvideos und ziehen los mit den Bomben am Leib. Doch dann läuft manches anders als geplant, Samir und Khaled sind plötzlich auf sich allein gestellt, auch allein gefordert, ihre einmal getroffene Entscheidung für die Gewalt zu überdenken. Man habe mit „Paradise Now” über die Nachrichtenbilder hinaus, „aus menschlicher Sicht” zeigen wollen, was hinter dem Konflikt steht, sagt Gerhard Meixner, einer der Produzenten der deutsch-holländisch-französischen Koproduktion. Man habe die Selbstmordattentäter weder als Feindbild noch als Märtyrer zeigen wollen, sondern „einfach als junge Män- Making of „Paradise Now“ ner”. Ausgangspunkt des Projekts war die Freundschaft von Roman Paul, Meixners Partner bei der noch jungen Berliner Produktionsfirma Razor Film, mit dem israelischen Produzenten Amir Harel („Yossi & Jagger”). Über Harel kam der Kontakt zu dem in Israel lebenden palästinensischen Regisseur Hany Abu-Assad („Rana’s Wedding”) zustande. Die Konstellation rund um den Film sehen Meixner und Paul auch als Symbol: Ein palästinensischer Regisseur, ein israelischer Koproduzent, ein französischer Kameramann (Antoine Heberlé), deutsche und holländische Koproduzenten, ein französischer Weltvertrieb (Celluloid Dreams) mit einer Iranerin als Geschäftsführerin. Das sei ein Beispiel, wie man Brücken bauen kann zwischen verschiedenen Kulturen. Über das Gesamtbudget (die Filmstiftung NRW ist mit 250.000 Euro beteiligt) schweigen Schießereien VON CHRISTIAN SEEBAUM „Paradise Now“, Fotos: Constantin 28 [email protected] – Making of newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 die Produzenten sich aus. Es sei jedoch „schon eine relativ komplexe Finanzierungsstruktur, viele verschiedene Quellen, die alle unter einen Hut gebracht werden mussten“. Angesichts des heiklen Themas sei es wichtig gewesen, frei von politischen Verpflichtungen zu bleiben, weshalb auch, mit Ausnahme von etwas privatem Geld aus Israel, aus der Region selbst nichts eingeflossen sei. Aber Roman Paul klagt auch über fehlenden Mut in Deutschland, sich auf gewagtere Projekte einzulassen. So konnte „Paradise Now” als Beitrag zur Finanzierung in acht Länder vorverkauft werden – Deutschland jedoch gehörte nicht dazu. Hier, so Paul, stoße man häufig auf diffuse Skepsis („Wie sehen uns dann mal den Rohschnitt an.”). „Die Deutschen haben dann Schlange gestanden auf der Berlinale”, wo „Paradise Now” viel beachtet im Wettbewerb gezeigt wurde. 14:42 Uhr Seite 29 Was es bedeutet, in einer Krisenregion zu leben, musste das Team am eigenen Leib erfahren, als von April bis Juni 2004 an Originalschauplätzen gedreht wurde. Nachdem Israel zu dieser Zeit den Hamas-Chef und seinen Nachfolger mit gezielten Aktionen getötet hatte, war die Atmosphäre in Nablus extrem aufgeheizt. Schießereien waren an der Tagesordnung, Sets mussten beim Auftauchen von Panzern fluchtartig aufgelöst werden. Bei einem Angriff der israelischen Armee starben zwei Mitarbeiter aus dem Umfeld der Produktion, die für Drehmöglichkeiten und Sicherheit gesorgt hatten. Danach war, erinnert sich Gerhard Meixner, der Schutz der Produktion vor Ort „so ein bisschen eingebrochen”. Eine militante Gruppierung, die befürchtete, dass das Bild der Selbstmordattentäter im Film ihren Zielen nicht nützlich sein könnte, tauchte bewaffnet im Produktionsbüro auf und forderte das Ende der Dreharbeiten. Der Dreh wurde unterbrochen, mehrere deutsche Teammitglieder brachen angesichts der bedrohlichen Situation ab und kehrten nach Deutschland zurück. Erst fast zwei Wochen später – inzwischen war dieselbe Gruppierung, von der Stadt und anderen Kämpfergruppen selbst unter Druck gesetzt, wieder aufgetaucht und hatte darum gebeten, die Dreharbeiten wieder aufzunehmen – konnte zunächst in Nablus und dann auf israelischer Seite im sichereren Nazareth weiter gedreht werden. Von den Turbulenzen der Entstehung ist dem Film erstaunlich wenig anzusehen. Da wirkt das Leben in Nablus zwar alles andere als idyllisch, aber eben doch wie halbwegs normaler Alltag. Dennoch ist Roman Paul überzeugt: „Das ist nichts, was man in Italien einfach hätte nachdrehen können, das wäre ein ganz anderer Film gewesen. Die innere Ernsthaftigkeit ist auch dem Ort geschuldet. Der ganze Produktionsprozess war wie das Laufen auf einem Seil: Es war unsere Absicht, in der Mitte entlang zu laufen.” Auf der Berlinale gab es dafür gleich drei Preise, darunter der Blaue Engel als bester europäischer Film und eine Auszeichnung von amnesty international. Eine Aufführung vor vollem Haus im palästinensischen Ramallah führte zu lebhaften Diskussionen, wobei auch seine Kritiker dem Film bescheinigten, dass er die Situation in Palästina realistisch wiedergebe. Dass das Thema des Films keineswegs nur in der Region relevant ist, zeigt die Reaktion beim Film Festival in Cambridge, wo „Paradise Now” im Juli, nach den Anschlägen von London, kurzfristig aus dem Programm genommen wurde. In Deutschland bringt Constantin den Film am 29. September in die Kinos. n an der Tagesordnung 29 newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:42 Uhr Seite 30 Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW Demnächst im Kino Almost Heaven Kinostart: 25. August 2005 Verleih: timebandits films GmbH hr Gatte möchte sie lieber in einem Sterbehospiz untergebracht sehen. Helen (Heike Makatsch) denkt aber nicht daran, dort die letzten Tage ihres Lebens zu verbringen. Zumal endlich ihr größter Traum in Erfüllung zu gehen scheint: Die leidenschaftliche Country-Sängerin hat eine Einladung für einen Auftritt in Nashville erhalten. Übereilt setzt sie sich ins Flugzeug. Und I Die große Depression Kinostart: 1. September Verleih: timebandits films GmbH urz nach „Weltverbesserungsmaßnahmen“ kommt eine weitere deutsche Doku-Komödie in die Kinos, die sich mit der Seelenlage der Nation befasst. Die Deutschen beklagen sich über alles: Die Arbeitslosenstatistiken, das Wetter, die Politik, den Fußball – aber warum eigentlich? Konstantin Faigle, der für sein Debüt „Out of Edeka“ 2001 mit dem Bayrischen K Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet wurde, möchte dem auf den Grund gehen. Auch aus privaten Gründen: Er, laut seinem Arzt seinerseits depressiv verstimmt, wurde dieses Jahr Vater. Sein Kind soll nicht in einem Land der Depressionsgeschädigten aufwachsen. So sucht er prominente und andere Gesprächspartner auf, von denen er sich Rat zum Thema erhofft. Faigle stellt im Film fest: Es gibt sie noch, die Menschen, die ihre Probleme ganz einfach anpacken. Und damit nicht nur keine Zeit zum Klagen haben, sondern etwas erreichen. Auswandern kann man immer noch. Nicht nur darin meint Faigle eine Trendwende zum Positiven Durchfahrtsland Kinostart: 15. September Verleih: Real Fiction er Kölner Dom ist noch in Sichtweite, Köln und Bonn mit der Straßenbahn jeweils 20 Minuten entfernt. Und doch ist das Vorgebirge, der linksrheinische Landstrich dazwischen, tiefste deutsche Provinz. Ausgerechnet dieser in sich abgeschlossene Mikrokosmos ist Schauplatz eines Dokumentarfilms. „Für die Menschen, die dort wohnen, ist das Vorgebirge die D Unkenrufe Kinostart: 22. September Verleih: NFP marketing & distribution; Vertrieb: Central ie Suche nach einem mysteriösen Grabstein führt den Bochumer Kunsthistoriker Alexander Reschke in seine Heimatstadt Gdansk, das ehemalige Danzig. Hier trifft er auf die Restauratorin Aleksandra Piatowska, die dem Deutschen trotz unglücklicher Umstände bei der ersten Begegnung mit Sympathie entgegentritt. Gemeinsam beschließt man die Gründung eines polnisch-deutschen Versöhnungsfriedhofs, der auf Aleksandras Wunsch und aufgrund ihrer Herkunft auch für Litauer offen sein soll. Bald finden sich weitere Interessierte, eine Gesell- D 30 schaft wird gegründet, bürokratische und finanzielle Hürden allmählich abgebaut. Kaum ist das Projekt aufs Gleis gehoben, setzt schon die schleichende Kommerzialisierung ein. Alexander und Aleksandra ziehen die Reißleine. Der Fall der Berliner Mauer, der Niedergang der militärischen Herrschaft und die damit verbundene gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Annäherung zwischen Ost und West bewog Günter Grass zu seiner Erzählung „Unkenrufe“. Die Verfilmung als deutsch-polnische Koproduktion, die in Danzig, Litauen, Bochum, Düsseldorf und Köln gedreht wurde, ist nach „Die Blechtrommel“ und „Die Rättin“ erst die dritte Grass-Verfilmung. Regisseur Robert Glinski („Hi Tereska“) und das vierköpfige Autorenteam adaptierten die Vorlage in freier Anleh- landet, allein auf sich gestellt, versehentlich auf Jamaika. Helen geht das Geld aus. Daran ist nicht nur die Einheimische Rosie (Nikki AmuraBird) schuld, die immer mal gern Touristen foppt. Notgedrungen raufen sich die beiden jungen Frauen zusammen. Bald stellt Helen im Land der Reggae-Musik fest, dass sie nicht unbedingt nach Nashville weiterfliegen muss, um glücklich zu sein. Ed Herzog, 1997 vielfach für seinen Kurzfilm „Ku’Damm Security“ ausgezeichnet, erläutert, dass er in seinem zweiten Spielfilm nach „Happy Weekend“ (1996) die Selbstfindung the- matisieren wollte. „Der Film handelt davon, dass das, was man sich sehnsüchtig wünscht, nicht unbedingt das Beste für einen ist. Und dass das Glück im Moment liegt, nicht an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit, sondern hier und jetzt. In diesem Moment.“ Deutschland 2005 Regie: Ed Herzog; Drehbuch: Ed Herzog, Paul Herzberg; Darsteller: Heike Makatsch, Nikki Amura-Bird, Wotan Wilke Möhring, Michael Gwisdek, Ivan Shvedoff, Carl Bradshaw; Produktion: Egoli Tossell Film AG, Judy Tossell; Koproduktion: Medienfonds German Film Produktions GmbH & Co. KG, Deutsche Columbia Pictures, Babelsberg Film GmbH / Studio Babelsberg GmbH www.almostheaven-derfilm.de zu erkennen. Augenzwinkernd sieht er sie sogar im 2003 an ihn vergebenen Gerd-Ruge-Stipendium der Filmstiftung bestätigt: „Das Stipendium hat die Sache sehr erleichtert. Mit dem Geld konnte ich sozusagen die ganze Recherche abdecken. Das ist ja bei Dokumentationen sonst nie der Fall. Da gab es bei mir also wirklich nichts zu jammern...“ Deutschland 2004 Regie: Konstantin Faigle; Drehbuch: Konstantin Faigle; Co-Recherche: Michael Pfizenmaier; Mitwirkende: Alice Schwarzer, Pater Anselm Grün, Prof. Walter Jens, Prof. Dr. Florian Holsboer, Hans und Josefine Faigle, Vera F. Birkenbihl, Prof. Dr. Ortwin Renn, Prof. Günter Jerouschek; Produktion: unafilm, Titus Kreyenberg; www.timebandits-films.de Mitte der Welt“, erläutert Regisseurin Alexandra Sell. In ihrem Langfilm-Debüt porträtiert die Absolventin der Kunsthochschule für Medien Köln vier der Bewohner über ein Jahr hinweg. Sie folgt ihnen in ihre Dorfvereine, erkundet ihre Lebensziele und kommentiert die eigentlich belanglosen Vorkommnisse so aus dem Off, dass sie eine gesteigerte Dramaturgie erhalten. Einst führte die Arbeit an einem Doku-Kurzfilm Alexandra Sell in die englische Provinz. Das Thema Heimat ließ sie fortan nicht mehr los, denn sie merkte, dass sie wenig über ihr eigenes Land wusste. Die aus Hamburg stammen- nung, aber ganz im Sinne des satirisch überspitzenden Geistes und des Duktus der Tragikomödie. Günter Grass schrieb im Vorfeld zum deutsch-polnischen Verhältnis: „Es sind jetzt andere Generationen da, die ein Recht darauf haben, dass die Aufrechnerei ein Ende findet. Darum habe ich mich immer bemüht, dafür habe ich mich eingesetzt. Wenn der Film dazu einen Beitrag leisten kann, bin ich froh; wenn dabei gelacht werden kann, noch mehr.“ Deutschland/Polen 2005 Regie: Robert Glinski; Buch: Klaus Richter, Pawel Huelle, Cezary Harasimowicz, Bhasker Patel; Darsteller: Krystyna Janda, Matthias Habich, Dorothea Walda, Udo Samel, Joachim Król, Anne Kasprik; Produktion: Zieglerfilm Köln GmbH, Ziegler Film GmbH & Co. KG und Filmcontract Ltd. (Warschau) mit Killerpic Ltd. (London), Degeto Film GmbH und Telewizja Polska S.A. [email protected] – Kinovorschau de Wahl-Kölnerin entdeckte das Vorgebirge für sich, denn es war ihr wichtig, sagt Sell, „direkt vor meiner eigenen Haustür auf die Suche zu gehen – nach der These: Das Fremde beginnt gleich nebenan.“ Seine Uraufführung feierte der Dokumentarfilm beim Internationalen Forum des jungen Films der Berlinale 2005. Deutschland 2005 Regie, Drehbuch und Off-Kommentar: Alexandra Sell; Mitwirkende: Hans Wilhelm Dümmer, Sophia Rey, Mark Basinsky, Giuseppe Scolaro; Produktion: 2Pilots, Jörg Siepmann, Harry Flöter mit ZDF - Das kleine Fernsehspiel; www.realfictionfilme.de newsletter_aug_16-32_n 25.08.2005 14:42 Uhr Seite 31 Der kleine Eisbär 2 Die geheimnisvolle Insel Kinostart: 29. September Verleih: Warner Bros. eimweh macht traurig. Der kleine Pinguin Caruso kennt das genau, denn jedes Mal bei Vollmond muss er an den Südpol denken und beginnt zu singen. Die grantigen Eisbären Kalle, Palle und Nalle schert das wenig. Ihnen geht Caruso auf die Nerven und deshalb stopfen sie ihn kurzerhand in einen Waggon Richtung Süden. Der kleine Eisbär Lars und Robby, die Seerobbe, wollen helfen, und sie werden H Dear Wendy Kinostart: 6. Oktober Verleih: Legend Films International s war noch nie viel los in dieser namenlosen, ach so typischen Kleinstadt irgendwo in Amerika. Erfolgreich hatte sich der Junge Dick verweigert, wie der Vater in der städtischen Mine zu arbeiten. Dick las lieber Bücher und stieß eines Tages auf Wendy – eine Pistole, die seine Leidenschaft weckte. So kam er mit Freddie und dann mit Huey, Stevie und Susan zusammen. Es wurde ein Club der romantischen Außenseiter. Sie alle legten sich Pistolen zu und verschworen sich zu einer Gemeinschaft mit dem ehernen Prinzip, ihre Waffen nie zu be- E nutzen. Doch dann kam Sebastian und mit ihm ein neues Moment von Aggression und Konkurrenz. Doch damit Wendy erstmals töten wird, sind Impulse von außen notwendig. Es war schon immer nur eine feine Linie zwischen Schein und Sein, Traum und Wirklichkeit, Spiel und Ernst. Lars von Trier hat darüber ein weiteres Drehbuch geschrieben, in dem er sich mit dem amerikanischen Traum und seiner realen Umsetzung auseinandersetzte. Für die Verfilmung fand sich der dänische Landsmann Tomas Vinterberg, von Triers erster Meisterschüler in der Dogma-Bewegung. Ihr gemeinsames Werk „Dear Wendy“, das auch in einer alten Zeche in Bergkamen gedreht wurde, ist eine romantische Ballade aus Mark Twains „Tom Sawyer“ und Arthur Penns „Bonnie & Clyde“, an- gesiedelt in einem streng abgezirkelten Areal weniger Häuser rund um einen Marktplatz, fotografiert in harten, entsättigten Farben von Kameramann Anthony Dod Mantle („28 Days Later“) und musikalisch verziert von den zarten Popsounds der britischen Sixties-Band The Zombies. Ein verstörender Film über jugendliche Sehnsüchte und die Sackgassen, in die sie führen können. Der Schatz der weißen Falken Zeit bleibt Jan und seinen Freunden nicht, denn die Sommerferien gehen zu Ende und danach wird Jan aus der Gegend fortziehen. Ungestört sind die Jungs bei ihrer Schatzsuche allerdings nicht, denn Marie und ihre Bande sind ihnen hart auf den Fersen. Christian Zübert hat den Erfolg seines Debüts „Lammbock“ gut verkraftet und legt nun einen Abenteuerfilm vor, der von seiner eigenen Jugend beeinflusst ist. So hat er die Handlung im Jahre 1981 angesiedelt, „weil ich selbst in dieser Zeit im Alter meiner Filmhelden war“. Auch der Schauplatz, die Fränkische Schweiz, ist Zübert aus eigenen Ferienerlebnissen gut in Erinnerung. Gedreht wurde aber auch in Köln und Umgebung. Viel Sorgfalt wurde auf die Besetzung der jugendlichen Hauptrollen verwandt; Kinostart: 12. Oktober Verleih: Falcom Media Group benteuer ist das Unbekannte, Unberechenbare“, sagt Christian Zübert über seinen zweiten Spielfilm und entsprechend stehen Freundschaft und Abenteuer auf dem Programm. Lange schon wollten der elfjährige Jan und seine besten Freunde Stevie und Basti die geheimnisvolle Kattler-Villa erforschen. Hier finden sie einen Schatzplan der „Weißen Falken, die zehn Jahre zuvor eine wilde Kinderbande waren, bis ihr Anführer spurlos verschwand. Viel A Maria an Callas Kinostart: 20. Oktober Verleih: Nighthawks Pictures it 50 steht der Designer Jost am Wendepunkt, als seine Frau Maria nach langem Leiden stirbt. Bei der Verwaltung des Nachlasses stößt er auf ein Verzeichnis von E-MailBriefen, die Maria an eine Frau namens Annie schrieb. Überrascht stellt Jost fest, dass seine Frau sich für ihre Schilderungen sein eigenes Leben auslieh. Neugierig nimmt er den Mail-Kontakt zu Annie wieder auf und gibt sich dabei als seine Frau aus. Langsam entwickelt sich eine tie- M ebenfalls im Zug eingesperrt. So beginnt eine abenteuerliche Reise; zuerst übers Land, dann weiter auf einem Fischkutter. Schließlich stranden die Freunde auf einer geheimnisvollen Insel, wo es allerlei seltsame Tiere gibt und die Sonne heiß vom Himmel scheint. Hier findet Lars in einer Höhle das Skelett eines merkwürdigen Fisches. Auch andere betrachten den Fund. Sie erzählen davon und bringen damit das Inselparadies in große Gefahr. Es tut sich was im deutschen Zeichentrickfilm, vor allem wenn Thilo Graf Rothkirch und Piet de Rycker verantwortlich zeichnen. Das Regieteam setzt auf fantasievolle Drehbücher und sorgfältige Machart und konnte mit „Tobias Totz und sein Löwe“ und zuletzt „Lauras Stern“ erfolgreiche Adaptionen von etablierten Kinderbüchern vorweisen. Flaggschiff aber ist einmal fe Freundschaft zwischen Annie und Jost und er beschließt, die Frau am anderen Ende der Leitung aufzusuchen. Aber auch Annie hat nicht in allen Punkten die Wahrheit über ihr Leben gesagt. Eine alltäglich scheinende Liebesgeschichte erzählt Petra Katharina Wagner („Oskar und Leni“) in ihrer vierten Regiearbeit nach eigener Drehbuchvorlage. Mit feiner Ironie und bittersüßem Humor enttarnt sie die trügerische Flucht aus Isolation und Einsamkeit in die Internet-Welt der scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten und Identitätswechsel als Illusion, eröffnet ihren Protagonisten aber auch die Hintertür zur Rückkehr in die Realität mit allen damit verbundenen Freuden und Konflikten. Götz George und Elisabeth Kinovorschau – [email protected] mehr Hans de Beers „Der kleine Eisbär“, der nun sein zweites Leinwandabenteuer erlebt. Der erste Film war zur Entstehungszeit die teuerste deutsche Zeichentrickproduktion und entwikkelte sich im Jahre 2001 zum Publikumsliebling mit rund 2,7 Millionen Besuchern. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den aufwändig gestalteten Nachfolger, der dank nochmals verbesserter Tricktechnik und mit seinen liebenswerten Helden alle Voraussetzungen für einen Blockbuster mitbringt. Deutschland 2005 Regie: Thilo Graf Rothkirch, Piet De Rycker; Buch: Piet De Rycker, Bert Schrickel, Thomas Wittenburg Produktion: Rothkirch Cartoon-Film und Warner Bros. Entertainment GmbH unter Beteiligung des WDR www.derkleineeisbaer.de Dänemark/Frankreich/Deutschland/Großbritannien 2005 Regie: Tomas Vinterberg; Buch: Lars von Trier; Darsteller: Jamie Bell, Michael Angarano, Danso Gordon, Novella Nelson, Bill Pullman, Chris Owen, Alison Pill, Mark Webber; Produktion: Pain Unlimited, Lucky Punch, Nimbus Film ApS und Zentropa Entertainment in Koproduktion mit Heimatfilm - Produktionsgesellschaft für Film und TV; www.dearwendy.de alle Akteure waren während der Dreharbeiten zwischen elf und dreizehn Jahren alt. Eine allzu enge Anlehnung an Kinovorbilder aus den 80er Jahren wie „Die Goonies“ und „Stand by me“ hat Zübert bewusst vermieden. Seine Helden sind keine Superhelden, sondern zuerst und vor allem Kinder an der Schwelle zur Pubertät. Glaubwürdige Charakterzeichnung und starke Konflikte sind beste Voraussetzungen für ein großes Kinoabenteuer made in Germany. Deutschland 2005 Regie: Christian Zübert; Buch: Christian Zübert, Darsteller: David Bode, Kevin Köppe, Tamino zum Felde, Viktoria Scherer; Produktion: Little Shark Entertainment in Koproduktion mit Medienfonds German Film Productions unter Beteiligung von Sat.1 www.derschatzderweissenfalken.de Trissenaar spielen in den Hauptrollen als verlorene Seelen auf dem mühseligen, aber lohnenden Pfad zurück zu sich und der Herausforderung zur persönlichen Auseinandersetzung. Eine moderne Liebesgeschichte, gedreht in Essen, Düsseldorf und Heiligendamm, in tragikomischem Gewand, wahrhaftig erzählt und einfühlsam gespielt. Deutschland 2005 Regie: Petra Katharina Wagner; Buch: Petra Katharina Wagner; Darsteller: Elisabeth Trissenaar, Götz George, Martina Gedeck, Vadim Glowna, Inga Busch, Claudia Michelsen, Ingo Naujoks, Katharina Thalbach, Esther Schweins; Produktion: Moonfilm und BB Film (Köln) in Koproduktion mit CH Media Berlin-Brandenburg unter Senderbeteiligung des NDR 31 25.08.2005 14:43 Uhr Seite 32 ANZEIGE newsletter_aug_16-32_n WARNER BROS. PRÄSENTIERT EINE PRODUKTION DER ROTHKIRCH/CARTOON-FILM IN CO-PRODUKTION MIT WARNER BROS. FILM PRODUCTIONS GERMANY UND MABO NACH DEN BÜCHERN VON HANS DE BEER ERSCHIENEN IM NORD SÜD VERLAG MUSIK HANS ZIMMER NICK GLENNIE-SMITH DREHBUCH BERT SCHRICKEL THOMAS WITTENBURG PIET DE RYCKER ROLF GIESEN ANIMATIONSREGIE KRIS VAN ALPHEN ALBERTO CAMPOS CGI COMPOSITING JÖRN RADEL DANIEL FRAASS SEBASTIAN HOFMANN DESIGN ALEXANDER LINDNER BRANISLAV PERKOVIC MAN ARENAS CO-PRODUZENT JAKOB BOSCH PRODUZENTEN MAYA GRÄFIN ROTHKIRCH THILO GRAF ROTHKIRCH REGIE THILO GRAF ROTHKIRCH PIET DE RYCKER www.DerKleineEisbaer.de Ab 29. September im Kino