Kinderfilm Wilde Hühner MSO zum 60. Dreharbeiten

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Kinderfilm Wilde Hühner MSO zum 60. Dreharbeiten
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25.08.2005
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Ausgabe 6 – September 2005
Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW
Schwerpunkt
Setbericht
Kinderfilm
Wilde Hühner
Ein Gespräch mit
MSO zum 60.
Dreharbeiten
1
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LocoMotiv
Tel. (0221) 1207821;
[email protected]
ZeitRaumRechercheLocation
Tel. (0221) 132527;
[email protected]
Nicque Derenbach
Locationscout
Tel.: 0172-2909584
[email protected]
Märchenschlösser
… und Hexenhäuser müssen es zwar nicht unbedingt sein,
wenn man die richtigen Locations für Kinderfilme sucht.
Schön sind sie dennoch und in Nordrhein-Westfalen gar nicht
so selten. Für die Location-Seite haben Scouts aus NRW eine Auswahl von märchenhaften Motiven zusammen gestellt.
Die vorgestellten Bilder und viele mehr präsentiert die Film
Commission NRW auch auf den Seiten ihrer Motivdatenbank
www.locationnrw.de.
House of Extras
Locationmanagement
Tel.: (0221) 3686312;
[email protected]
Udo Wüllenweber
Tel.: Tel. +49-(0)211-1577075
[email protected]
2
[email protected]
– Location
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Inhalt
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Meldungen
Branche, Aus- und Weiterbildung, Festivals, Preise
Schwerpunkt: Kinderfilm
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Alles für die
Kleinen –
es lohnt sich!
Klare Regeln
Interview mit WDR-Justiziarin Eva-Maria Michel
zum Thema Schleichwerbung
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MEDIA
„Seid eiskalt oder glühend heiß”
Ein Gespräch mit Michael Schmid-Ospach
Schwerpunkt: Kinderfilm
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Ohne pädagogischen Zeigefinger
Interview mit Elke Ried
14
Auf jeden Fall Family Entertainment
Interview mit Maya Gräfin Rothkirch
16
D
rei der zehn erfolgreichsten deutschen KiLeinwänden zu behaupten. Im letzten Jahr
nofilme 2004 waren Kinderfilme: „Bibi Blockskonnten „Die Blindgänger” genauso wie die
berg II”, „Lauras Stern” und „Das Sams in GeKölner Tradewind Produktion „Mein Bruder ist
fahr”. Und dennoch: Man muss nicht beein Hund” an den Kinokassen bei weitem nicht
sonders feinfühlig sein, um in Gesprächen mit
an die Bestsellerverfilmungen heran reichen.
vielen Kinderfilm-Machern heraus zu hören,
An Nachschub mangelt es nicht: Hans-Chridass sie sich nicht ganz ernst genommen fühstian Schmid sitzt an einer Verfilmung von „Kralen. Der Vorbehalt: Das wahre, große, reine Kibat”, Gernot Roll wagt sich an eine Neuverfilno sei Konflikten vorbehalten, die Erwachsemung des „Räuber Hotzenplotz”, Thomas Sprinne beschäftigen. Als ob die Konflikte von Kinger schreibt an einem Drehbuch zu Per Olov Endern geringer wären. Ein kurzer Blick zurück in
quists Kinderbucherfolg „Großvater und die
die eigene Kindheit wird den
Wölfe“, in den MMC-Studios
meisten von uns genügen, um
wird im Herbst das Märchen
sich daran zu erinnern, dass die
„Kalif Storch“ in Szene gesetzt
ach so schöne Kinderzeit selund in Xanten dreht Vivian
ten gänzlich sorgenfrei war. Im
Naefe gerade eine Adaption
Gegenteil: Selbst kleinere Proder Cornelia-Funke-Reihe „Die
bleme konnten damals für
wilden Hühner”. Eindrücke
Seelennöte sorgen, die das Ervom Drehort finden Sie in unwachsenenkino in ihrer Draserem Setbericht auf S. 22.
matik erst einmal erreichen
„Gebt uns mehr Kinderkimuss.
no!”, forderte der Journalist
Für die Branche kann die
Andreas Platthaus im Juli in der
Frage nach der Wertschätzung
Frankfurter Allgemeinen. Er
des Kinderfilms zu einer eximeinte nicht irgendwelches
stenziellen werden. Nur wer als „Der Schatz der weißen Falken“,
Kinderkino, sondern gutes! Ein
Foto:
Falcom
Media
Kind den Zauber einer KinoKinderkino, das Kindern gevorstellung durchlebt, genosnauso viel Spaß macht, wie
sen und vielleicht auch atemden Erwachsenen, das seine
los durchbangt hat, bleibt dem Kino auch als
jungen Helden ernst nimmt, seine Besucher
Erwachsener erhalten. Das Bewusstsein für das
nicht unterfordert und das dafür sorgt, dass der
Besondere eines bewegenden Kinobesuchs im
Kinobesuch zu einem prägenden Ereignis wird.
Vergleich zu einem verdösten DVD-Nachmittag
Wie gehabt bietet der Newsletter über den
auf der Couch kann bei Kindern aber nur mit
Schwerpunkt hinaus in diesem Heft auch wieguten Filmen geweckt werden. Gute Filmeder die bewährten Informationen aus der und
macher wiederum werden sich nur dann mit
über die Branche in NRW. In einem Making of
dem Genre beschäftigen, wenn sie dabei auf
zeichnen wir die Entstehung des noch immer
die gleiche Wertschätzung ihrer Kollegen hofhoch aktuellen Kinofilms „Paradise Now” nach
fen können, die sie für das Erzählen von Er(Kinostart: 29. September). Außerdem haben
wachsenengeschichten erhalten.
wir ein Interview mit WDR-Justiziarin Eva-MaDer Markt für Kinderfilme ist in Deutschland
ria Michel zum Thema Schleichwerbung und
ein geteilter: Wer auf Buchverfilmungen von
zum 60. Geburtstag unseres Herausgebers ein
Kinderbuch-Bestsellern setzt, hat derzeit gute
Gespräch mit ihm im Blatt, in dem Michael
Karten, auch im Kino Erfolge zu feiern, wie „BiSchmid-Ospach nicht nur über die aktuelle Sibi Blocksberg 1+2”, „Lauras Stern”, „Das Sams
tuation der Branche, sondern auch über sein Le1+2” und „Die wilden Kerle 1+2” beweisen.
ben spricht.
Wer jedoch auf Originalstoffe setzt, deren
Hauptfiguren im Kaufhaus noch nicht durch die
Viel Spaß beim Lesen wünscht
dazugehörigen Federmäppchen, Bettlaken oder
Plüschfiguren in die Kinderköpfte gehämmert
Rüdiger Bertram
werden, hat es deutlich schwerer, sich auf den
Chefredakteur
Editorial – [email protected]
Der geteilte Markt
Die Lage des deutschen Kinderfilms
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Was ist eigentlich Family Entertainment?
Versuch einer Begriffsbestimmung
18
Flexibel bleiben
Interview mit Veronica Ferres
18
Mit Mut und Lust am Spiel
Kinder als Schauspieler
18
Es lohnt sich
Top Ten: Die erfolgreichsten Kinderfilme 2004
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Mehr als nur „Die Maus“
Das Kinderdoku-Projekt doxs! der Duisburger Filmwoche
19
20
Kinderfilmfestivals in NRW
Jenseits des Kinos
Alternative Vertriebswege für Kinderfilme
20
Kompetenz für Kinderfilme
Fördermöglichkeiten
21
Kinder begreifen mehr, als man denkt
Interview mit Christian Zübert und Tom Spieß
21
Lustig oder spannend muss es sein
Die Wünsche der Zielgruppe
22
Wildes Wetter
Am Set von „Die wilden Hühner”
24
27
28
Dreharbeiten in NRW
Impressum
Schießereien an der Tagesordnung
Making of „Paradise Now”
30
Demnächst im Kino
Kinostarts: Unkenrufe, Dear Wendy, Der kleine Eisbär 2,
Der Schatz der weißen Falken, Durchfahrtsland,
Die große Depression, Almost Heaven, Maria an Callas
Schwerpunkt
Frankreich
Der nächste Newsletter erscheint Ende Oktober mit
einem Schwerpunkt Frankreich, um die Branche auf
den im November in Köln stattfindenden Filmkongress des Vereins Rendez-Vous Franco-Allemands vorzubereiten. Ab dem 26. Oktober ist das Heft bereits
online unter www.filmstiftung.de zu finden.
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Dem Wetter getrotzt:
Die FilmSchauPlätze 2005
Oberhausen
verleiht
Ein Spektakel ohne Gleichen erlebte die gesperrte Bundesstraße B 227 in Heiligenhaus: Über 2.000
Zuschauer schauten sich Ende Juli mitten auf der Straße den Klassiker „West Side Story” an, nachdem
dort zuvor ein aktionsreiches Stadtfest 6.000 Menschen angelockt hatte. Die FilmSchauPlätze 2005
waren trotz zeitweise mäßigen Wetters mit insgesamt 6.000 Kinobesuchern auch auf ihren anderen
Stationen ein voller Erfolg. So verfolgten rund 700 Besucher Sönke Wortmanns „Das Wunder von
Bern” in Bochum-Hordel. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Hannover kamen viele Familien und
auch ehemalige Kumpel, um noch einmal in die liebevoll ausgestattete 50er-Jahre-Filmwelt einzutauchen.
An jedem der sorgsam und passend zum Film gewählten Vorführorte wurden zahlreiche Sonderaktionen
geboten: von einer Tanzshow um Nonnen und Gangster im Kloster Kamp vor der Vorführung von „Luther” bis zu Gauklereinlagen auf der Burg Hülshoff bei Havixbeck, wo anschließend „7 Zwerge – Männer
allein im Wald” über die mobile Leinwand flimmerte. Zum Abschluss am 19. August kamen 300 Besucher, um sich auf dem Kirchplatz
in Rietberg „Die Kinder des Monsier
Mathieu“ anzusehen. Begeistert aufgenommen wurden auch allerorts
die Kurzfilme aus NRW, die an
jedem Abend zur Einstimmung vor
dem Hauptfilm liefen und mit viel
Applaus bedacht wurden.
Filmstiftung NRW,
Tel. (0211) 930500;
[email protected]
Um knapp 60 neue Titel aus 19 Ländern hat sich
der Verleihkatalog der Internationalen
Kurzfilmtage Oberhausen erweitert. Es
handelt sich dabei um Höhepunkte aus den jeweiligen Sektionen des diesjährigen Festivals,
darunter der Gewinner des Hauptpreises
„man.road.river” von Marcellvs L., der Gewinner des Deutschen Wettbewerbs „Remake”,
Laura Waddingtons Dokumentation
„Border” oder Matthias Müllers jüngstes
Werk „Album”. Auch alle Kandidaten für den
MuVi-Preis befinden sich unter den Neuzugängen. Die Zahl an digitalen Formaten hat in
diesem Jahr erneut zugenommen, allen voran
die DVD. Das Verleihprogramm kann als Broschüre bei den Kurzfilmtagen angefordert werden oder steht als Download zur Verfügung unter www.kurzfilmtage.de.
Kurzfilmtage Oberhausen, Tel. (0208)
8252652; [email protected]
Zu Gast auf dem Kirchplatz in
Rietberg: „Die Kinder des
Monsieur Mathieu“, Foto: Constantin
„Stille Rebellen“ auf dem IFP
Am 18. September
startet in New York
der Koproduktionsmarkt des renommierten International Feature
Projects (IFP). Mit
dabei ist Josef
Steinberger, der
für seine Koproduktion „Silent Rebels“
Josef Steinberger,
um Partner werben
Foto: Rheingold Films
will. Der Newsletter
sprach mit dem Geschäftsführer der Kölner Rheingold Films
über seine Erwartungen für das Projekt, das von
der Filmstiftung drehbuchgefördert und für den
IFP-Market vorgeschlagen wurde.
Mit welchen Erwartungen fahren Sie
zum Market des IFP?
Wir sehen den IFP als hervorragende Plattform, um „Stille Rebellen” einer repräsentativen
Gruppe nordamerikanischer Kollegen aus allen
Bereichen der Filmproduktion vorzustellen. Unser besonderes Interesse gilt der Suche nach
Partnern aus Produktion und Vertrieb. Der IFP
bietet uns auch eine gute Möglichkeit zum Follow-Up nach den Gesprächen in Cannes. Da wir
vor dem IFP in New York „Stille Rebellen” auch
bei Strategic Partners in Halifax vorstellen dürfen, hoffen wir auf weiterführende Gespräche
und Kontakte.
Wovon handelt „Stille Rebellen“?
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte nach einem Buch von Marion Schreiber und erzählt vom jähen Ende der Jugend unserer vier Protagonisten, die nach der Invasion
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der Wehrmacht im Mai 1940 in Belgien unfreiwillig in einen neuen Lebensabschnitt gedrängt werden. Nach dem unbeschwerten, ausschweifenden Leben als Teil der „Zazous”, einer belgischen Variante der Bohéme, übernehmen sie Verantwortung, stellen sich gegen
die deutschen Besatzer und gehen in den Widerstand. Am 19. April 1943 wagen sie das Unmögliche, stoppen den zwanzigsten Transport
von Belgien nach Auschwitz und befreien 17 jüdische Gefangene. Bevor der Zug die deutsche
Grenze erreicht, können weitere 214 Juden fliehen. Alle befreiten Gefangenen überleben den
Krieg und entkommen dem Holocaust. Youra
Livschitz und sein Bruder Alexandre werden
nach ihrer Gefangennahme exekutiert. Ihre belgischen Freunde Jean Franklemon und Robert
Maistriau überleben ihre Internierung in deutschen Konzentrationslagern.
Wie geht es nach dem IFP weiter mit
dem Projekt? Für wann ist der Drehbeginn geplant, und wie hoch soll das Budget sein?
Nach einer langen und schwierigen Entwicklungsphase mit einem notwendigen Wechsel des Autors wird unser neuer Autor Tim Rose Price Ende September eine neue Drehbuchfassung vorlegen. Wir beginnen dann die aktiven Projektvorbereitungen mit detaillierter Kalkulation, Finanzierung und Casting. Wir gehen
von einer hochwertigen europäischen Besetzung aus und rechnen gegenwärtig mit einem
Budget von zehn Millionen. Wir haben bereits
starkes Interesse aus Belgien und planen eine
D-UK-B-Koproduktion mit amerikanischer Beteiligung. Als Drehbeginn streben wir September 2006 an.
„Chaim" von Jonathan Greenfield, Foto: KHM
Neues aus der KHM
Die Studenten der Kölner Kunsthochschule
für Medien verzeichnen in diesem Jahr mit
ihren filmischen Werken großen Erfolg auf den
Festivals und Preisverleihungen weltweit. Allein
zwischen Januar und Juli 2005 konnten die
Filme der Studenten 60 internationale Preise und
Auszeichnungen einstreichen. Besonders
gewürdigt wurde kürzlich Jonathan
Greenfields Abschlussfilm „Chaim”: Auf dem
Filmfest München erhielt der 14-minütige
Film nicht nur den von der FFA mit 25.000 Euro
dotierten Hauptpreis Short Tiger, sondern
auch einen Preis des Bayerischen Rundfunks, der mit dem Lizenzeinkauf des Senders
verbunden ist. Darüber hinaus war „Chaim”
auch für den First Steps Award nominiert,
der am 23. August in Berlin vergeben wurde.
Jonathan Greenfield musste nicht alleine in die
Hauptstadt fahren, denn vier weitere
Studenten der KHM waren ebenfalls mit ihren
Filmen nominiert: im Bereich Kurzer Spielfilm
neben „Chaim” auch Dirk Schäfers „Lal” und
„Alles nur Liebe” von Sascha Thiel; in der
Kategorie Dokumentarfilm neben Claudia
Indenhocks „Wir leben im 21. Jahrhundert”
auch „Vater und Feind” von Susanne Jäger.
Ob sich die Reise gelohnt hat, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt
Notieren sollten sich Produzenten und
Redakteure schon mal den 5. und 6. Oktober
2005. Dann steht das jährliche Showcase der
Kunsthochschule an, wo geladene Gäste 36 viel
versprechende neue Arbeiten zu sehen bekommen.
KHM, Tel. (0221) 201890;
[email protected]
schneider + groos
Bereits seit Mitte Mai ergänzt Antje Paul (Pauls
Büro) das Team von Ute Schneider und
Christof Groos. Antje Paul, die für die Kölner
schneider + groos filmproduktion auch
als Prokuristin bestellt wurde, wird als Filmgeschäftsführerin alle Film- und Fernsehprojekte
der Firma betreuen.
schneider + groos filmproduktion,
Tel. (0221) 3975938;
[email protected]
Georg Feil, Foto: Heike Herbertz
Tarifinfos von
connexx.av
Wer wissen will, was bei den Tarifverhandlungen für Filmschaffende herausgekommen ist,
kann sich am 16. Oktober im Bürgerzentrum in
Köln-Ehrenfeld Klarheit über Arbeitszeitkonten
und die Auswirkungen auf die Hartz-4-Regelungen verschaffen. Michael Jacobsen,
Projektmanager der connexx.avKöln/Düsseldorf, erläutert bei der Infoveranstaltung (Beginn: 11.30 Uhr) Ergebnisse und
Auswirkungen der Tarifeinigung für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und
Fernsehschaffende. Ein zweiter Termin ist für
den 11. Dezember geplant, wenn sich bis zum
31. Oktober mindestens 15 Interessenten per
Mail oder telefonisch anmelden.
Veranstaltet werden die Infotermine von
connexx.av, einer Initiative von ver.di. Aber
auch Nicht-Mitglieder sind herzlich willkommen.
connexx.av Düssedorf,
Tel. (0211) 61824336;
[email protected]
[email protected]
– Meldungen
Feil verlässt
Colonia Media
Georg Feil, Geschäftsführer der 100-prozentigen Bavaria- und damit auch WDRTochter Colonia Media, hat seinen Rücktritt
zum 31. Januar nächsten Jahres eingereicht. Er
möchte so „den Weg freimachen für eine Weiterführung der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Auftraggebern der Colonia
Media”, so Feil. Mit seinem Namen sind erfolgreiche TV-Serien und zahlreiche Fernsehfilme
verknüpft. Als Produzent erhielt er 1989 für den
„Fahnder“ den Adolf-Grimme-Preis und, zusammen mit seinem Kölner Team, 2002 den
Emmy Award für den Fernsehfilm „Mein Vater”.
Seit 1997 leitet der Autor, Produzent und
Medienwissenschaftler auch die Abteilung
„Fernsehspiel und Film“ der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film.
Colonia Media, Tel. Colonia Media,
Tel. (0221) 9514040;
[email protected]
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Film+ 05
Die 5. Ausgabe des Forums für Filmschnitt und
Montagekunst Film+ findet vom 26. bis 28.
November wieder im Kölner Kino OFF Broadway statt. Neben dem von der Filmstiftung
NRW mit 7.500 Euro dotierten Schnitt Preis
Spielfilm und dem in gleicher Höhe von der
VG Bild-Kunst ausgestatteten Schnitt Preis
Dokumentarfilm wird erstmals auch der
BMW Group Förderpreis Schnitt mit
2.500 Euro Preisgeld ausgelobt. Die jeweiligen
Nominierungen werden Mitte September
bekannt gegeben. Informationen zum weiteren
Programm des vom Filmmagazin Schnitt in Zusammenarbeit mit der Filmstiftung NRW und
der Stadt Köln veranstalteten Forums, wie die
Hommage an eine deutsche Editorenpersönlichkeit, den Panels und dem Nachwuchsforum, gibt es ab Oktober unter www.filmpluskoeln.de.
Film+, Tel. (0221) 2858703;
[email protected]
Bye, bye Feminale
Däd or a live
„Däd or a life“: Hochzeitsbild der Eltern der Regisseurin,
Los Angeles 1968, Foto: Sandra Van Slooten
Die Bonner Filmemacher Sandra Van Slooten und Volker Maria Engel haben mit ihrem
von der Filmstiftung geförderten, dokumentarischen Kinoprojekt „Däd or a life“ den dritten Preis
beim Dokuwettbewerb 2005, der vom Bayerischen Rundfunk und Telepool ausgerichtet
wird, gewonnen. In ihrem Film begibt sich Sandra Van Slooten in den USA auf die Suche nach ihrem
verschollenen Vater.
Sandra Van Slooten, Tel. (0228) 6088583; [email protected]
Filmpool
Locationnrw.de
Seit Juli verstärkt Eva Lau als Producer-Assistentin das Team der Kölner filmpool. In ihrer
neuen Position kümmert sie sich vor allem um
die Münster-Tatorte des WDR, die filmpool
im Wechsel mit Colonia Media und der
Müller & Seelig Filmproduktion produziert.
filmpool,
Tel. (0221) 9215990;
[email protected]
Die Schallmauer ist durchbrochen: In der Motivdatenbank www.locationnrw.de der
Filmcommission NRW befinden sich nun
über 2.000 Bilder mit Locations aus ganz Nordrhein-Westfalen. Außerdem bietet die Datenbank zwei neue Features an: Im Netz lässt sich
nun nach Produktionsbüros und nach Unterkünften für Crew und Schauspieler suchen.
Film Commission, Tel. (0211) 930500;
[email protected]
Prämien in der Lichtburg
Bitte vormerken: Am 29. November vergibt die Filmstiftung NRW in der Essener Lichtburg
ihre diesjährigen Jahresfilmprogramm-Prämien. Ausgezeichnet werden Kinobetreiber aus
NRW, die sich im vergangenen Jahr auf ihren Leinwänden vor allem um den deutschen und europäischen sowie um Kinder- und Jugendfilme verdient gemacht haben. 2004 vergab die Filmstiftung
dafür insgesamt 413.000 Euro an 46 Kinos aus 26 Städten.
Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; [email protected]
Meldungen – [email protected]
Nach fünf Jahren in der Geschäftsführung des
Kölner Frauenfilmfestivals Feminale legen
Jennifer Jones und Christine Moser ihre
Ämter zum 1. November nieder. Die beiden
wollen sich „neuen Aufgaben widmen”, werden aber der Feminale auf die eine oder andere
Weise verbunden bleiben. Ihre Nachfolgerin
wird Beate Preisler. Die studierte Theater-,
Film- und Fernsehwissenschaftlerin arbeitete zuvor als Redakteurin, Medienberaterin, Moderatorin und Referentin für Projektmanagement.
Der Feminale ist sie schon lange verbunden.
2004 zeichnete sie mitverantwortlich für das
Festivalthema „Glück”.
Feminale, Tel. (0221) 1300225;
[email protected]
Talking Heads:
Kindermedien
Passend zum Sendestart von Nickelodeon am
12. September hat der VFFVmedia Verband
der Fernseh-, Film-, Multimedia- und
Videowirtschaft e. V. am 5. September den
Geschäftsführer des in Erfurt beheimateten
Kinderkanals zu Gast. Frank Beckmann
referiert in der Reihe Talking Heads die „Positionierung des Kinderkanals im sich
wandelnden Kindermedienmarkt“.
Am 10. Oktober beschäftigt sich
Gerhard Bergfried, Inhaber der Bergfried
Consulting, Berlin, mit dem Thema „Wirtschaftliche und technische Potenziale von
HDTV”. Bergfried, vormaliger Geschäftsführer
der Studio Babelsberg GmbH ist seit
Februar Mitglied der Geschäftsleitung der
Neusser ProCine Filmtechnik GmbH. Die
Veranstaltungen finden jeweils um 19 Uhr im
Hilton Cologne statt.
VFFVmedia e.V.,
Tel. (0221).57775-0;
[email protected]
Mario Adorf in „Mein Schulfreund“ (1960)
Foto: Filmmuseum Düsseldorf
„Schauen Sie
mal böse“: Adorf
im Filmmuseum
Filmschauspieler von gestandenem internationalen Rang sind in Deutschland nicht gerade
die Regel. Sprachbarrieren erweisen sich oft
genug als derart hinderlich, dass vielen Schauspielern Karrieren im Ausland versagt bleiben.
Mario Adorf, der in diesem Jahr seinen 75.
Geburtstag feiert, bildet eine der wenigen Ausnahmen: Über Dekaden hinweg wurde er in Italien verehrt, drehte in Frankreich mit Claude
Chabrol, in England mit John Frankenheimer, in den USA mit Sam Peckinpah
und wechselte in Deutschland problemlos von
Opas Kino eines Harald Reinl zum Autorenfilm unter Fassbinder, Reitz und Schlöndorff. Seit 1954 währt diese eindrucksvolle
Kinokarriere, in der er über 200 Filme gedreht
hat. Unter dem Titel „Schauen Sie mal böse”
widmet das Filmmuseum Düsseldorf
Mario Adorf vom 16. Oktober 2005 bis 8.
Januar 2006 eine umfangreiche Ausstellung. Ihr
Herzstück besteht aus Leihgaben aus dem
Privatarchiv Adorfs und umfasst Fotos,
Requisiten und Videos, die vor allen die
Wandlungsfähigkeit des Schauspielers
dokumentieren.
Filmmuseum Düsseldorf,
Tel. (0211) 8992232;
[email protected]
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Aufsässiges nach
Bielefeld senden
Mit Kind & Kamera
in Münster
Rebellen aus Ostwestfalen lieben Grenzenlosigkeit und Wildheit. Deshalb zeigt der 16. Bielefelder Film- und Videowettbewerb
2005 am 4. Dezember bis zu fünf Minuten
lange Filme zum Thema „Rebellion”. Einsendeschluss für „ungezogene und aufsässige Filme”,
die das WDR Studio Bielefeld und das
Filmhaus Bielefeld als Veranstalter erwarten, ist der 5. November. Alles weitere inklusive
Teilnehmer-Formular unter www.filmhausbielefeld.de.
Filmhaus Bielefeld,
Tel. (0521) 177757;
[email protected]
Ergänzend zum neu eingeführten europäischen
Spielfilmwettbewerb mit seinem diesjährigen
Thema „Growing Up” veranstaltet das Filmfestival Münster (19.- 23.10.) am 21. und
22. Oktober das Symposium „Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen vor der Kamera”. Zum Erfahrungsaustausch eingeladen sind Regisseure,
Schauspieler, Drehbuchautoren, CastingFirmen und medienpädagogisch geschulte Betreuer. Zugesagt haben bereits die Regisseurinnen Alrun Goette („Schattenspiele”) und
Hilde van Mieghem („The Kiss”) sowie
deren Tochter Marie Vinck, „Shooting Star
2005” der European Film Promotion. Die
endgültige Liste der Podiumsteilnehmer, das Anmeldeformular und alles weitere über das
Festival gibt es ab Mitte September unter
www.filmfestival.muenster.de
Filmfestival Münster,
Tel. (0251) 2303621;
[email protected]
Mordsmotive im
Münsterland
„Die dunkle Seite der Provinz” heißt der Titel
einer viel versprechenden Location-Tour, die am
21. Oktober „Mordsmotive im Münsterland”
vorstellen will. Die Tour findet im Rahmen der
Veranstaltung „Geschichten für die Provinz” statt, mit der der Filmservice Münster.Land am 20. und 21. Oktober Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseure aus NRW
und den Niederlanden ein Forum bietet, sich
über neue Filme auszutauschen. Vorgestellt
werden insgesamt 15 Projekte, die alle in der
Provinz spielen. Zum Abschluss gibt es dann die
Gelegenheit, das Filmfestival Münster zu
besuchen, wo am 21. Oktober auch der Drehbuchförderpreis Münster.Land verliehen
und als Premiere der neueste Münster-Tatort im
Kino zu sehen sein wird.
Filmservice Münster.Land,
Tel. (02 51) 4921380;
[email protected]
Bielefeld leuchtet
Unter dem Motto „Bielefeld leuchtet“ bringt das
Filmhaus Bielefeld am Abend des 2.
September den Kurzfilm per Wanderkino in die
Stadt. Das Publikum kann zwischen mehreren
Locations in der City wechseln, an denen Filme
gezeigt werden. Die Aktion ist das Highlight der
ostwestfälischen Kurzfilmtage, die das Filmhaus
vom 1. bis zum 3. September unter dem Titel
„Sammelalbum“ veranstaltet – am ersten und
letzten Tag im Kino Lichtwerk. Weitere Infos
unter www.filmhaus-bielefeld.de.
Filmhaus Bielefeld, Tel. (0521)
177757; [email protected]
Slawomir Idziak, Foto: Kölner Filmhaus
Filmhaus:
Seminar mit Idziak
Das Kölner Filmhaus legt den Schwerpunkt
seines Seminar-Programms im 2. Halbjahr auf
Kameraarbeit und Inszenierung. Referenten sind
u.a. Kamerafrau Judith Kaufmann (u.a.
„Nico Icon”) und Slawomir Idziak (u.a. „Drei
Farben Blau”). Der im Oktober unter Idziaks
Leitung stattfindende dreiwöchige Workshop
„Film Spring” auf der polnischen Halbinsel Hela
(eine Kooperation des Kölner Filmhauses und
der Stiftung Focal mit Unterstützung der Filmstiftung NRW) ist ausgebucht. Interessenten
haben jedoch noch Gelegenheit, Idziak im
Seminar „Inszenierung & Kameraarbeit” (23. 28.01.2006) zu erleben. Das komplette Seminar-Programm unter www.koelner-filmhaus.de.
Am 7. September startet das Kölner Filmhaus in Zusammenarbeit mit dem Verband
der Drehbuchautoren VDD die Reihe
„Screenplay Live!“, in der Schauspieler im Kino
aus noch nicht verfilmten Drehbüchern vorlesen.
Zum Beginn der Reihe ist das Drehbuch „Die
Kleinen und die Bösen“ von Martin
Ritzenhoff und Xao Seffcheque zu hören.
Kölner Filmhaus,
Tel. (0221) 222 71013;
[email protected]
Tatort Eifel
Götz George wird auf dem Krimifestival Tatort Eifel in Daun mit dem „Roland” ausgezeichnet. George erhält den Ehrenpreis, der
nach dem Krimiregisseur Jürgen Roland benannt ist, als „herausragende kreative Persönlichkeit aus der Welt des Kriminalfilms”. Vom
14. bis 18. September trifft sich die Krimibranche
nun bereits zum dritten Mal in Daun. Geboten
werden Fernsehkrimi-Premieren, spannende
Vorträge wie der des Kriminalbiologen Mark
Benecke und Lesungen der Erfolgsautoren
Jacques Berndorf und Anne Chaplet mit
den Schauspielern Rufus Beck, Sky du
Mont und Günter Lamprecht.
Mit zahlreichen Workshops, Stoffbörsen
und Krimi-Werkstätten fördert Tatort Eifel auch
die Begegnung des kreativen Nachwuchses mit
den Profis der Krimi- und Fernsehwelt. Die Krimi
Stoffbörse, bei der u.a. die Tatort-Produzentin
Kerstin Ramcke von Studio Hamburg als
Jurorin mitwirkt, bietet Autorinnen und Autoren
die Möglichkeit, mit potenziellen Auftraggebern
ins Gespräch zu kommen. Außerdem bieten das
ZDF und der SWR Krimi-Werkstätten für
Autoren an. Das komplette Programm unter
www.tatort-eifel.de
Tatort Eifel, Tel. (06592) 9330;
[email protected]
6
„Die große Stille“ – L
„Die Flüsterer“: Dolmetscber – sprachfanatisch und stresssüchtig,
Foto: Gebrüder Beetz Filmproduktion
„Die Flüsterer“ auf WDR und arte
„Eine Reise in die Welt der Dolmetscher” nennen David Bernet und Christian Beetz ihren
Film „Die Flüsterer”. Die Doku folgt Dolmetschern durch die Konferenzwelt Europas, vom Berliner
Kanzleramt über Strasbourg bis nach Afrika. Langweilig wird das nicht, denn – wie die Filmemacher
für ihren Film werben: „Die Konferenzdolmetscher sind die Samurais unter den Sprachkundigen,
sprachfanatisch und stresssüchtig.” Premiere feiert die von der Filmstiftung NRW geförderte
Produktion am 28. August im Kölner Filmhaus. Am 2. September ist der Film dann im WDR
und am 22. Oktober auf arte zu sehen.
Gebrüder Beetz Filmproduktion, Tel. (0221) 3979696; [email protected]
[email protected]
– Meldungen
Stille Tage
in Venedig
Fünf Monate lebte Philip Gröning bei den
Mönchen des Kloster La Grande Chartreuse.
Aus den Bildern, die er aus dem Kartäuser
Kloster in der Nähe von Grenoble mitbrachte,
entstand sein neuer Film „Die große Stille”, der
nun eine Einladung zum 62. Internationalen
Filmfestival in Venedig (30.08. – 10.09.)
erhielt. Grönings von der Filmstiftung NRW
geförderte Dokumentation über das Leben der
Mönche, das vom Schweigegelübde und weltlicher Abgeschiedenheit geprägt ist, läuft am 4.
September am Lido in der Reihe Orrizonti.
newsletter_aug_01-15_N
25.08.2005
14:37 Uhr
Seite 7
Filme aus aller
Welt in Köln
Mitte August startete die interkulturelle Filmreihe
Allerweltskino in Köln ihr Herbstprogramm,
das jeweils dienstags im OFF Broadway und
mittwochs im KinoForum Kalk zu sehen ist.
Die 19 Filme stammen aus so unterschiedlichen
Ländern wie Irak, Argentinien, Südafrika, Kambodscha, Russland, Benin oder Deutschland und
thematisieren ein breites Spektrum politischer
und kultureller Fragen. Besondere Länder-Specials beschäftigen sich mit Kambodscha und
dem Filmschaffen Südafrikas. Außerdem im Programm: die Uraufführung des neuen, entwicklungspolitisch brisanten WDR-Tatortes „Blutdiamanten“ am 6. Dezember. Das komplette
Programm unter www.allerweltskino.de.
Allerweltskino, Tel. (0221) 132099;
[email protected]
„War'n Sie schon mal in mich verliebt?" von Douglas Wolfsperger, Foto: Icon Film
WDR-Tatort „Blutdiamenten“,
Foto: WDR/Boehme
„War’n Sie schon mal...“ in Locarno
Mit dem Musical „Zum weißen Rössl” wurde Max Hansen 1930 in Berlin zum Star. In „War’n
Sie schon mal in mich verliebt?” erzählt Douglas Wolfsperger das Leben des Kabarettisten,
der in den 30ern aus Deutschland emigrieren musste. Die Koproduktion der Kölner Icon Film mit
dem WDR und der Wiener epo-film feierte ihre Uraufführung auf dem 58. Filmfestival in
Locarno, das am 13. August zu Ende ging. Die Dokumentation war eine von fünf geförderten
Produktionen, die in der Schweiz zu sehen war: In der Reihe „Semaine de la Critique” lief neben
„War´n Sie schon mal...” auch Ruth Olshans „Wie Luft zum Atmen” der Kölner aquafilm, in der
die Regisseurin den traditionellen Gesängen Georgiens nachspürt. In die Sektion „Cineasti del Presente”
hatte Isabelle Stevers Liebes-Melodram „Gisela” (Buch: Anke Stelling und Isabelle Stevers)
von der Kölner Tag/Traum und dem WDR ebenso eine Einladung erhalten wie die chilenischdeutsche Koproduktion „En la cama” von Matias Bize und Daniel Schweizers Kino-Doku
„White Terror”, die von der Kölner Cameo Film produziert wurde.
Grund genug zum Feiern: Auf der Terrasse des Grand Hotels in Locarno luden German Films,
die Filmstiftung NRW, arte und FFF Bayern bei strahlendem Sonnenschein zum Empfang.
Vielleicht zum letzten Mal, denn das ehrwürdige Hotel, in dem das Festival 1946 gegründet wurde,
ist vom Abriss bedroht.
“ – Leben bei den Mönchen im Kloster La Grand Chartreuse, Foto: X-Verleih
Gute Gespräche: Der Empfang auf der Terrasse des Grand Hotels, Foto: Filmstiftung
Team Film Award
Nach erfolgreichem Einstand in 2004 veranstaltet die Kölner Agentur PLANpunkt im Herbst
2005 die zweite Ausgabe ihres Team Film
Award. Ausgezeichnet werden hier jene Filme,
die am Rande von Dreharbeiten entstehen.
Diese teaminternen Videos, die von Pannen über
müde Aufnahmeleiter bis hin zu genervten Kreativen das Setleben unterhaltsam dokumentieren,
werden für gewöhnlich einmal beim Abschlussfest gezeigt und verschwinden dann auf Nimmer-
wiedersehen in Privatarchiven. Zu schade, dachte
sich Team Film Award-Leiter Stephan Tarnow
und ruft nun bereits zum zweiten Mal auf, bis
zum 30. September Teamfilme einzureichen, um
die Chance auf einen von drei Preisen zu wahren
und die Werke einer Öffentlichkeit vorzustellen.
Weitere Informationen unter: www.teamfilmaward.de.
PLANpunkt, Tel. (0221) 91255710;
[email protected]
Meldungen – [email protected]
WAM Filmnacht
Noch bis zum 16. September können sich junge Filmemacher mit ihren Produktionen um den „Kleinen
Filmpreis” bewerben, der am 5. November auf der fünften WAM Filmnacht in Dortmund verliehen wird und mit insgesamt 3.500 Euro dotiert ist. Gefragt sind Kurzfilme von Studierenden oder
Nachwuchsfilmern, die ihre Geschichte in maximal 20 Minuten auf originelle Weise erzählen und
dabei auch ästhetisch überraschen und überzeugen können. Das Kurzfilm-Festival, das in diesem
Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert, wird einmal jährlich von der Werbe- & Medien-Akademie
Marquardt (WAM) in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund und dem Cinestar veranstaltet.
Weitere Informationen unter www.wam-filmnacht.de.
WAM Filmnacht, Tel. (0231) 861008-0; [email protected]
7
newsletter_aug_01-15_N
25.08.2005
14:38 Uhr
Seite 8
Berlinale Markt
Ungleiche Praxis
Noch bis zum 3. November können sich Produzenten mit ihren Projekten für den Koproduktionsmarkt der Berlinale bewerben,
der in diesem Jahr vom 12. bis 13. Februar stattfindet. 2005 trafen sich dort über 350 Produzenten und Finanziers aus aller Welt zu mehr
als 800 vermittelten Gesprächen. Wer 2006
dabei sein will, sollte bereits eine internationale
Koproduktion abgeschlossen und für sein neues
Kinofilmprojekt (Budget: zwei bis zehn Millionen
Euro) 30 Prozent der Finanzierung gesichert
haben. Mehr Infos unter www.berlinale.de.
Berlinale Koproduktionsmarkt,
Tel. (030) 25920517;
[email protected]
Der film- und fernsehproduzentenverband nrw sieht unabhängige Film- und
Fernsehproduzenten gegenüber den Töchterunternehmen von ARD und ZDF ungleich behandelt. In einem Offenen Brief an die
Führungsgremien der Öffentlich-Rechtlichen
monierte er zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Spielfilmproduzenten und der film20 Interessengemeinschaft Filmproduktion die Regelung,
dass die Anstalten bei Auftragsproduktionen
von den Unabhängigen eine Bürgschaft verlangen, von ihren eigenen Töchtern aber nicht.
Die Verbände und 44 unterzeichnende
Unternehmen forderten Intendanten, Verwaltungsrats- und Rundfunkratsvorsitzende auf,
„darauf hinzuwirken, dass diese Praxis der Bürgschaftsstellung umgehend abgeschafft wird“.
film- und fernsehproduzentenverband
nrw, Tel. (0221) 1391194;
[email protected]
Dore O. strahlt
auf DVD
„Bilder, die im Dunkeln leuchten” heißt eine
DVD, die einige der interessantesten Filme der
Mülheimer Avantgarde-Filmkünstlerin Dore O.
versammelt. Auf der 132 Minuten langen Scheibe befindet sich u.a. auch die Produktion „Blindman´s Ball”, die 1989 auf den Kurzfilmtagen
Oberhausen als bester experimenteller Film
ausgezeichnet wurde. Die DVD (19,95 Euro)
kann bei [email protected] bestellt werden.
Licht im Lipperland
In Kooperation mit dem Filmhaus Bielefeld
veranstaltet die Kultur & Art Initiative Detmold vom 16. bis zum 18. September die
FilmLichter 05 – das erste Internationale
Kurzfilm-Festival im Lipperland. An drei Festivaltagen werden im Kaiserhof-Kino und Grabbehaus rund 160 Filme in 16 Blöcken à 90 Minuten präsentiert. Das KulturTeam Detmold
und Detmold Marketing unterstützen das
Festival. Mehr: www.fest-der-filme.de
FilmLichter 05, Te(05231) 30 8833;
[email protected]
Magic Eye
in Montreal
Anita Elsanis filmische Stationen können sich
sehen lassen. So trug etwa Fatih Akins
„Solino“ (Buch: Ruth Toma), eine Koproduktion der Kölner Wüste Film West, auch
ihre Handschrift als Producerin. Ihr erster
Spielfilm als Produzentin war Kujtim Cashkus
„Magic Eye“, eine deutsch-albanische Koproduktion, die auf dem Montreal Film
Festival Premiere hat. Aktuell bereitet Elsanis
Kölner Elsani Film mit Unterstützung der
Filmstiftung NRW die schwarze Komödie
„Laura“ vor. Darin geht es um die an Krebs erkrankte Laura, um die sich ihre Familie versammelt, um Abschied zu nehmen. Doch auch
ihr bevorstehender Tod kann nicht verhindern,
dass alte Rivalitäten wieder aufleben. Das Drehbuch von Karin Howard soll 2006 von Ben
Verbong („Sams in Gefahr“) realisiert werden.
elsani film, Tel. (0221) 5108585;
[email protected]
Später Festivalsommer
Auf dem Filmfestival San Sebastian (15. – 24.9) ist Andreas Dresen mit seinem von der
Filmstiftung NRW geförderten Film „Sommer vorm Balkon“ (Buch: Wolfgang Kohlhaase)
im Wettstreit um die Goldene Muschel dabei. Die Hauptfiguren in Dresens neuester Produktion
sind die Freundinnen Nike und Katrin, die die lauen Nächte trinkend, lachend und lästernd auf dem
Balkon verbringen. Ebenfalls gefördert und in San Sebastian dabei ist „Paradise Now“ von Hany
Abu-Assad, der ab dem 29. September auch in den deutschen Kinos zu sehen ist.
22 deutsche Filme wird das 29. World Film Festival Montreal (26.08. – 05.09.) seinen
Zuschauern präsentieren, darunter auch drei von der Filmstiftung NRW geförderte Produktionen.
In den Wettbewerb des kanadischen Festivals schaffte es Hans Werner Geißendörfer mit
„Schneeland“. In der Sektion „Focus on World Cinema” laufen „Wahrheit oder Pflicht”, Arne
Noltings und Jan-Martin Scharfs Diplomfilm an der Kölner Kunsthochschule für Medien,
„Hitler Kantate” von Jutta Brückner, Hannes Stöhrs „One Day in Europe” und „Bye bye Blackbird” von Robinson Savary. „Das Goebbels Experiment” von Lutz Hachmeister wird in der
Sektion „Documentaries of the World” zu sehen sein.
Neues aus der ifs
Kurzfilm aus der ifs: „Am Ende des Tages“, Foto: Mark Brandenburgh
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Raubtierfütterung an der ifs: „Fratricide” von
Yilmaz Arslan ging bei der Verleihung der
Leoparden in Locarno nicht leer aus. Der Film,
für den der 1. Jahrgang der Postgraduierten-Ausbildung Sound Design/Film an der internationalen filmschule köln das Sound Design
beisteuerte, wurde auf dem Festival in der
Schweiz Mitte August als zweitbester Film des
Wettbewerbs ausgezeichnet. Die ifs zeigt
„Fratricide“ am 15. September um 19 Uhr im
Cinenova in Anwesenheit des Regisseurs und
der sechs beteiligten Sound-Designer.
Freuen konnte sich unterdes auch Nikola
Gehrke, Absolventin des 1. Jahrgangs der Weiterbildung Filmmontage 2001 an der ifs, über
den Kamerapreis für den besten Schnitt in der
Kategorie „Dokumentarfilm/Feature” an dem
TV-Film „Pfarrer auf der Wiesn – Seelsorge zwischen Achterbahn und Zirkuszelt“.
Weitere Festivalteilnahmen vermeldet die ifs
für „Alles korreckt” von Markus Sehr (Kurzfilmfestival Shorts at Moonlight), „Singin’ in the
[email protected]
– Meldungen
Blood” von Johannes Sievert (Regie), Christoph Mathieu (Buch) und Produzent Philipp
Hoffmann (Filmfest Weiterstadt) und „Am
Ende des Tages” von den Viertsemestern Robert Steudtner, Karin Kaci, Ewa BoczarBorowski, Claas-Benjamin Berger und
Inka Gradinger (Festival Européen du film
court de Brest).
Gespannt sein können die Teilnehmer eines
Weiterbildungskurses Schauspiel an der ifs auf
den Besuch einer Legende des amerikanischen
Independent-Kinos. Vom 14. bis 17. September gibt Seymour Cassel einen SchauspielWorkshop zum Thema „Character Building –
Subtext in Acting”. Der Actors Studio-Veteran
und enge Freund von John Cassavetes gestaltet daneben auch eine „ifs-Begegnung“ am
13. September. Gezeigt wird Cassavetes’
„Minnie und Moskowitz“ im Kino Cinenova mit
anschließendem Gespräch. Der Eintritt ist frei.
ifs, Tel. (0221) 9201880;
[email protected]
newsletter_aug_01-15_N
25.08.2005
14:38 Uhr
Seite 9
Das Goldene Kalb
in Utrecht
Einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen
in Holland, Belgien und Luxemburg bietet das
Nederlands Film Festival in Utrecht, das
vom 28. September bis zum 7. Oktober seinen
25. Geburtstag feiert. Im Mittelpunkt steht der
Wettbewerb um das Goldene Kalb, einem
der wichtigsten Preise des holländischen Kinos.
Als Treffpunkt für Profis findet parallel nun bereits zum 18. Mal das Holland Film Meeting
inklusive einer Koproduktionsbörse (29.09. –
03.10.) statt. Alle Einzelheiten unter
www.filmfestival.nl.
Nederlands Film Festival,
Tel. + 31 30 230 3800;
[email protected]
CineMart:
Jetzt anmelden
Nadja Uhl, Andreas Schmidt und Inka
Friedrich in „Sommer vorm Balkon“.
Nach San Sebastian ist Andreas Dresens neuer
Film auch in Hof zu sehen. Foto: X-Verleih
Noch bis zum 1. Oktober können sich Produzenten aus NRW mit ihren Projekten für den
CineMart anmelden, der vom 29. Januar bis
zum 2. Februar im Rahmen des 35. Film
Festival Rotterdam stattfindet. Auf dem
CineMart, der eine der ältesten Veranstaltungen
seiner Art ist, werden jedes Jahr etwa 45 internationale Koproduktionen potenziellen Finanziers und Koproduzenten vorgestellt.
www.filmfestivalrotterdam.com
Meldungen – [email protected]
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Manni und Gustav Heldt: „Die Helden von
Eisenheim“, Foto: Kubny und Schnell Filmproduktion
Herz auf der Zunge
„Der erste Gedanke ist der richtigste”, purzelt
es Manni Heldt aus dem Mund. Er hat das
Herz auf dem rechten Fleck, und was er kritisiert
und kommentiert, kommt ihm ganz ungeniert
im schönsten Pott-Slang über die Lippen. Aber
er kann auch schweigen, der rotgesichtige,
schwere Mann, und dann geht sein Blick ins
Leere. Oft ist er im weißen Rippenunterhemd
unterwegs, Hosenträger halten seine Unterbauchhose. Obwohl die Kamera ihn beobachtet, ist er nicht außer sich. Selbstbewusst, ja stolz
stellt er uns seine Familie und Bleibe in der Oberhausener Bergarbeitersiedlung Eisenheim vor.
Allen voran seinen älteren Bruder Gustav, den
Zurückhaltenderen, Besonneneren, mit dem er
eine große Leidenschaft teilt: die Brieftaubenzucht. „Die Helden von Eisenheim” nennen
Per Schnell und Werner Kubny ihren
Dokumentarfilm, den die Kubny & Schnell
Film- und Fernsehproduktion in Koproduktion mit dem WDR und mit Förderung der
Filmstiftung NRW produziert hat. Ihr Film
zeigt, wie die einst unter Tage geübte, zum
Überleben unabdingbare Solidarität der Kumpel
ihr Denken und Handeln unauslöschlich prägt.
Durch genaue Einzelbeobachtungen unterläuft
dieser Dokumentarfilm – trotz der „gemütlichen” Erzählstimme von Elke Heidenreich
– die hinlänglich bekannten Ruhrgebietsklischees und erlaubt dem Zuschauer eine große
Nähe, ohne dass er sich als Voyeur vorkommt.
Premiere ist am 28. September, 19.30 Uhr im
Ebertbad Oberhausen.
Kubny und Schnell Filmproduktion,
Tel. (0221) 321218
[email protected]
[email protected]
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newsletter_aug_01-15_N
25.08.2005
14:38 Uhr
Seite 10
Interview mit WDR-Justiziarin
Eva-Maria Michel zum Thema Schleichwerbung
in Ihr Programm aufnehmen wollen, wäre es aus
meiner Sicht völlig lebensfremd, das von der Frage der Schleichwerbung abhängig zu machen.
Es wäre auch völlig unrealistisch, das von uns
zu fordern. Unsere Entscheidung, einen solchen
Film zu zeigen, ist nicht von den in die Produktion geflossenen finanziellen Zuwendungen beeinflusst. Es geht um ganz normale Lizenzverträge.
„Es gibt klare Regeln“
Eva-Maria Michel,
Foto: WDR/Hajo Hohl
ie Vorfälle rund um die Bavaria AG und ihre Töchter haben das Thema Product Placement und Schleichwerbung in die öffentliche
Diskussion gebracht. Product Placement ist einerseits zulässig, wenn das Vorzeigen eines Produkts aus dramaturgischen oder redaktionellen
Gründen „unvermeidlich“ ist. Andererseits ist es
verboten, wenn es als „unangemessener“ Hinweis auf ein Produkt eingesetzt wird. Die Grauzonen sind zahlreich, der rechtliche Rahmen ist
kompliziert. Zur Aufklärung und zur Versachlichung der Debatte sprachen Peter Hanemann
und Wolfgang Hippe mit Eva-Maria Michel. Sie
ist seit 1997 die Justiziarin des Westdeutschen
Rundfunks.
D
Die Öffentlichkeit ist durch den Skandal rund um die Bavaria und ihre Töchter aufgeschreckt worden. Wenn man einem Teil der veröffentlichten Meinung
glauben darf, gehört Schleichwerbung
fest zur Medienbranche.
Das ist uns auch immer wieder entgegen
gehalten worden. Wir können das nicht bestätigen. Die Produzenten, die wir angeschrieben haben, haben uns ohne Einschränkung versichert, dass sie keine Schleichwerbung betreiben oder betrieben haben. Mit dieser Rückversicherung können wir mit diesen Produzenten auch in Zukunft zusammenarbeiten.
Dennoch sehen sich Produzenten unter Generalverdacht gestellt. Der MDR
z.B. hat bei über 300 Produktionsfirmen
nachgefragt. Sind Sie auch so verfahren?
Der WDR hat nicht alle Produzenten in
NRW abgefragt, sondern nur die, mit denen er
regelmäßig zusammenarbeitet. Der Schwerpunkt lag dabei bei den Produzenten von Ratgeber- und Service-Sendungen, die aus unserer Sicht besonders anfällig für Product Placement sind. Im Bereich Fiction waren es fünf Firmen, bei Ratgebern und Service 18. Ich verstehe
im Übrigen die Aufregung nicht. Wir haben niemanden unter Generalverdacht gestellt, sondern
uns wie ein vernünftiger Kaufmann verhalten,
der nachprüft, ob man ihm faule Ware untergeschoben hat. Schließlich gibt es klare Regeln.
Schleichwerbung ist eindeutig verboten, beim Placement von Waren und
Themen ist es etwas komplizierter.
Im Rundfunkstaatsvertrag ist eine Legaldefinition von Schleichwerbung enthalten, deren Handhabung bei den einzelnen Sendern
durch konkrete Richtlinien ausgestaltet ist. Bei
der ARD sind es die „Richtlinien zur Trennung
von Werbung und Programm“, entsprechendes
gibt es beim ZDF und bei den Landesmedienanstalten für die Privaten. Hinzu kommen Programmgrundsätze und Selbstverpflichtungen,
die in Zweifelsfällen und Grauzonen helfen sollen. Aber man kann nicht alles regeln. Am Ende muss der Redakteur bei der Abnahme die
Entscheidung treffen, ob diese Regeln verletzt
sind oder nicht. Das können zum Teil schwierige Einzelfallentscheidungen sein.
Haben die Vorfälle rund um die Bavaria den Blick geschärft?
Natürlich. Im Einzelnen wird es immer wieder Fälle geben, die so oder so betrachtet werden können, je nachdem, ob man die Regeln
extensiv oder eher restriktiv auslegt. Diese Spielräume werden wir sehr, sehr kritisch beobachten und im Zweifel nachfragen.
Im Fernsehen ist in den ausgestrahlten Kinofilmen weiterhin Product Placement zu sehen. Wie verträgt sich das?
Das Verbot der Schleichwerbung leitet sich
aus dem Rundfunkstaatsvertrag ab und adressiert
sich deshalb an die Fernsehveranstalter. Hintergrund dieser Regelung ist, dass der Gesetzgeber
Rundfunk und Fernsehen als wesentlich für die
öffentliche Meinungsbildung versteht. Für Kinofilme gibt es in Deutschland keine entsprechende medienrechtliche Auflage. Nach dem
Wettbewerbsrecht darf aber auch ein Kinofilm
keine getarnte Werbung enthalten. Etwaige Produktplatzierungen müssen im Abspann oder bei
der Einführung aufgeführt werden. Sie kennen
diese Listen mit Herstellerhinweisen.
Die werden im Fernsehen nur bedingt zur Kenntnis genommen. Internationale Filme wie die häufig genannten
„James Bond“-Titel finanzieren sich u.a.
aus Schleichwerbung. Welche juristischen
Argumente rechtfertigen ihre Versendung
trotzdem?
Der Gesetzgeber verlangt von uns nicht von
vorn herein, auf diese Kinoproduktionen zu verzichten. Weil der WDR Rundfunkveranstalter ist,
muss er aber natürlich alle Kaufproduktionen prüfen. Dabei steht das redaktionelle Interesse, einen solchen Spielfilm einzusetzen, der in dem Film
eventuell enthaltenen Schleichwerbung gegenüber. Schon beim Einkauf müssen wir uns deshalb überlegen: Können wir den Film so ausstrahlen oder müssen wir darauf verzichten?
In den USA gibt es keine gesetzlichen
Regeln – Schleichwerbung, Placements
usw. sind dort gang und gäbe...
In der Tat. Wenn Sie amerikanische Filme
Was ist, wenn das Product Placement überhand nimmt?
Wenn zu viel Schleichwerbung drin ist,
müssen wir versuchen, das Recht zur Nachbearbeitung zu vereinbaren. Bei amerikanischen
Filmen und Paketverkäufen ist so etwas allerdings völlig illusorisch. Die US-Majors würden
sich mit solchen Bedingungen nicht einverstanden erklären – nicht nur uns gegenüber.
Einnahmen aus Placements sind
auch für deutsche Produzenten möglich...
Für Fernsehproduzenten gilt das nicht –
das sind unterschiedliche Märkte. Aber deutsche
Kinofilmproduzenten haben weit reichende
Möglichkeiten. Allerdings müssen sie die Placements offen legen – so die Rechtssprechung
des BGH.
Und bei Koproduktionen mit dem
Fernsehen?
Hier gelten unsere ganz normalen Regeln.
Es darf keine unzulässige Schleichwerbung geben. Entsprechendes steht auch immer in den
Verträgen, egal ob der Film vor der Ausstrahlung
in den Kinos läuft, wie es bei einigen Titeln der
Fall ist, die wir – u.a. auch mit der Filmstiftung
NRW – koproduzieren.
Ist Schleichwerbung eigentlich ein
Straftatbestand?
Nein, eine Ordnungswidrigkeit, die aber
nur für die Privaten sanktionsbewehrt ist. Maßgeblicher Gesichtspunkt war, dass ein Bußgeld
am Ende doch nur vom Gebührenzahler zu zahlen wäre. Der Gesetzgeber mag sich aber auch
gesagt haben, dass den öffentlich-rechtlichen
Anstalten zunächst einmal zu unterstellen ist,
dass sie sich an Recht und Gesetz halten.
NRW in Finnland
Noch bis zum Jahresende präsentiert NRW im
Rahmen des Kulturdialogs NRW@Fi 2005 in
Finnland die Vielfalt von Kunst und Kultur an
Rhein und Ruhr. Die Filmstiftung NRW übernimmt es, das Bundesland im Rahmen des
Helsinki Film Festivals als internationalen
Filmproduktionsstandort vorzustellen. So gibt
es eine Case Study zu der europäischen Koproduktion „Dear Wendy” (s.a. S. 31), deren
Entstehung ihre Produzenten erläutern. Außerdem werden u.a. Thomas Durchschlags
Drama „Allein“ und die Dokumentation „Massaker” gezeigt. In Helsinki sollen bestehende
Beziehungen intensiviert, neue Kontakte hergestellt und das Netz zwischen beiden Filmländern
noch enger geknüpft werden. Das umfangreiche Programm von nrw@fi gibt es unter
www.nrw.fi, das des Helsinki Film Festivals
unter www.hiff.fi
NRW@FI Koordination,
[email protected]
Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500;
[email protected]
10
„Allein“ in Finnland:
Thomas Durchschlags
Film läuft im Rahmen
von nrw@fi 2005
in Helsinki.
Foto: Lichtblick
[email protected]
– Meldungen
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25.08.2005
14:38 Uhr
Seite 11
auch beim Weltvertrieb lehnte man sich erst
einmal zurück und harrte der Dinge. Letzten Endes lief der Film dann in den Kinos
und wurde außergewöhnlich positiv aufgenommen. Trust hat das sehr honoriert.
Legend Films int.
Kontroverses
Kino aus Köln
it 5,5 Millionen Euro unterstützt die
Europäische Kommission wieder den
Vertrieb von europäischen Filmen auf Video und DVD. Unter den acht deutschen
geförderten Unternehmen ist auch der Kölner Filmverleih Legend Films, der von MEDIA mit 39.558 Euro unterstützt wird. Bei
der MEDIA-Vertriebsförderung für DVD und
Video handelt es sich um eine Referenzförderung, die DVD- und Videovertriebe ermutigen soll, den Anteil europäischer Filme im Home-Entertainment-Bereich zu erhöhen. Auf Grundlage der Erlöse für nichtnationale europäische Titel wird ein Betrag
in einem bestimmten Referenzjahr erzielt
(hier 2003) und dann in die Herausbringung
neuer nicht-nationaler Werke auf DVD oder
Video re-investiert.
Legend Films International GmbH wurde im Mai 2001 in Köln gegründet und vermarktet Filme auf sämtlichen Auswertungsebenen, beginnend mit dem Kinoverleihgeschäft. Auf der Berlinale sicherte sich Legend Films die Kinorechte an Thomas Vinterbergs „Dear Wendy“ und in Cannes die
an Lars von Triers „Manderlay“. Für die MEDIA-Seite sprach Heike Meyer-Döring mit
Marcus Popescu, gemeinsam mit Gerhard
Borman Geschäftsführer von Legend Films.
M
Ursprünglich war Legend Films
als DVD- und Videoanbieter aktiv, seit
Juli 2004 dann auch als Kinoverleiher.
Wie kam es dazu?
Diese Entwicklung war abzusehen
und ist eigentlich das Ergebnis eines gesunden Wachstums. Je erfolgreicher man
sich im Home-Entertainment-Markt etabliert, desto mehr (und umso größere) Filme kauft man zur Veröffentlichung ein.
Irgendwann gelangt man zu einem Punkt,
an dem Filme für einen reinen Videorelease zu bedeutend sind. Dann muss man sich
entscheiden: Kauft man diesen Film nicht
ein oder setzt man auf Risiko und versucht,
eine Kinoauswertung möglich zu machen?
Wie immer im Leben ist der erste Schritt der
schwerste – hat man diese Hürde einmal
genommen und seine Erfahrungen damit
gemacht, fällt es leichter, diesen Weg zu gehen. Dann folgt vielleicht der zweite Kinofilm, der dritte Kinofilm, und ehe man sich
versieht, hat man den Schritt vom Videoanbieter zum Kinoverleiher vollzogen.
Mit „Ken Park“ von Larry Clark
oder Gaspar Noés „Irreversibel“ hatten Sie kontrovers diskutierte Titel im
Angebot. Gehören solche Filme zu Ihrer Spezialität?
Kontroverse Filme sind vielleicht nicht
unsere Spezialität – dazu möchten wir uns
viel zu ungern in eine Schublade pressen lassen –, aber sie machen zumindest einen Teil
unserer Identität aus. Sie bieten Diskussionsstoff, lassen oftmals neue, herausragende Talente erkennen, sie sträuben sich
dagegen, reine Mitläufer in einer Kinolandschaft zu sein, die zunehmend vom
amerikanischen und teils auch einheimischen Major-Produkt bestimmt wird. Deswegen sind sie interessant. Diese Filme besetzen nur eine Nische, aber gerade über
diese Nische ist eine Profilierung möglich.
Demnächst wird Legend Films
„Dear Wendy“ von Thomas Vinterberg sowie Lars von Triers „Dogville“Sequel „Manderlay“ in die deutschen
Kinos bringen. Warum hat sich der
Weltvertrieb gerade für Sie entschieden?
Dass wir diese beiden Filme im Programm haben, ist zu gleichen Teilen Glück
und das Ergebnis längerfristiger Arbeit.
Glück, weil die Akquise von Filmen niemals
Routine ist und viel davon abhängt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein; Arbeit,
weil wir mit dem Weltvertrieb der beiden
Werke, Trust Film Sales, schon längerfristig
zusammenarbeiten. Wir haben die Frühwerke von Lars von Trier auf DVD veröffentlicht, wir haben aber oft auch auf kleinere Titel gesetzt. Als wir beispielsweise
„Verschwörung im Berlin Express“ von Trust
lizenzierten, war das eine Art Experiment.
Wir wussten nicht, was uns erwartete, und
MEDIA – [email protected]
„Manderlay“,
Foto: Astrid
Wirth/Trust Film
Welche Erwartungen haben Sie
für die beiden Filme?
Die Herausforderungen sind bei beiden Filmen größer als zuvor. Für uns sind
„Dear Wendy“ und „Manderlay“ die wichtigsten Produktionen, die wir je hatten, und
natürlich setzt man alles daran, im Kino erfolgreich abzuschneiden. Zum ersten Mal
treten wir ohne unsere ehemaligen Mitstreiter von Independent Partners ins Rampenlicht, zum ersten Mal präsentiert sich damit der Legend Filmverleih allein der Öffentlichkeit. Das ist schon ziemlich aufregend. Zusammen mit Vertriebspartnern und
Presseagentur sind wir also bemüht, schon
im Vorfeld eine gewisse Präsenz der Filme
aufzubauen, aber erst im Herbst, wenn beide Titel angelaufen sind, werden wir sehen,
was diese Arbeit gebracht hat.
Das Hauptgeschäft von Legend
Films ist nach wie vor das Home Entertainment. Wie viele DVD-Titel haben Sie zur Zeit im Angebot, und welche Filme waren besonders erfolgreich?
Zurzeit haben wir etwa 45 Titel auf
DVD veröffentlicht. VHS findet praktisch
nicht mehr statt. Darunter auch Klassiker
wie Pier Paolo Pasolinis „Trilogie des Lebens“. Unsere erfolgreichsten Titel bisher
waren die Horrorthriller „The Bunker“ und
„Dog Soldier“, das kontroverse Drama „Irreversibel“, die Comic-Adaption „Faust – Love of the Damned“ sowie der japanische
Fantasyfilm „Versus“.
Wie vertreiben Sie Ihre DVDs?
Der größte Absatzmarkt für DVD ist
und bleibt immer noch das klassische Ladengeschäft, hauptsächlich im Bereich der
großen Elektromärkte. Internet spielt eine
zunehmend große, aber bislang nicht die
wichtigste Rolle. Im Falle von Titeln, die keiner Jugendfreigabe unterliegen, kommen
als wichtige Absatzmärkte noch Videotheken und bundesweite Filmbörsen zum
Tragen.
Bleiben Sie auch weiterhin Spezialisten für „kontroverse“ Stoffe?
Was sind Ihre weiteren Pläne?
Die kontroversen Stoffe werden sicherlich nicht aus unserem Programm verschwinden – gute Filme definieren sich bei
uns ohnehin nicht über derlei Kriterien. Wir
haben den kontroversen Film in Deutschland sicherlich salonfähig gemacht. Unsere DVD-Reihe „Kino Kontrovers“ hat sich genau dies zur Aufgabe gemacht und präsentiert alte und neue Kellerkinder der Filmgeschichte im genauen historischen Kontext, mit erklärenden Essays bekannter Filmwissenschaftler, in seriösem Design und
eben generell gänzlich unaufgeregt. Wir
werden weiterhin Kinofilme veröffentlichen.
Wir werden auch weiterhin Videoware veröffentlichen. Im Großen und Ganzen werden wir weiterhin einfach Filme auswählen,
von denen wir glauben, dass das Publikum
sie sehen will – oder von denen wir glauben, dass das Publikum sie sehen sollte. Wir
werden uns weiter profilieren und bestrebt
sein, Anspruch mit Unterhaltung zu verbinden. Dass dies funktioniert, haben wir
bereits bewiesen. Ob dies auch in Zukunft
so sein wird, bleibt abzuwarten. So lang
werden wir weiter daran glauben.
MEDIA-Paketförderungen für NRW
it fast einer halben Million Euro unterstützt MEDIA im Rahmen des ersten
Einreichtermins im Bereich Entwicklung 77
europäische Projekte. Davon gehen Euro
835.000 nach Deutschland und fast Euro
300.000 nach NRW.
Die Paketförderung „Slate 2nd Stage“
erhielten Tradewind Pictures (90.000 Euro)
und Lichtblick (125.000 Euro). Bereits zum
zweiten Mal konnten sich beide Kölner Firmen dafür qualifizieren, weil sie die Gelder
ihrer vorherigen Paketförderung erfolgreich
in neue Projekte investierten. Die Förderung
richtet sich an Produzenten, die bereits eine Paketförderung erhalten haben, wobei
mindestens ein Projekt dieses Paketes in Produktion gegangen sein muss. Für ein Slate
in Höhe von 80.000 Euro qualifizierte sich
außerdem die Firma SUR Films.
„Die erneute Förderung hat sicherlich
auch damit zu tun, dass unsere früher geförderten Projekte sehr erfolgreich waren, wie
etwa der FIPRESCI-Preis von ‚Massaker’ oder
der Golden Gate Award für ‚Im Angesicht des
Todes’. Tatsächlich haben die MEDIA-Mittel
eine nachhaltige Ausweitung unserer internationalen Produktionstätigkeit ermöglicht“,
kommentiert Carl-Ludwig Rettinger, Ge-
M
schäftsführer von Lichtblick, die Förderung.
Tradewind will mit Hilfe von MEDIA Development drei Spielfilmprojekte realisieren,
darunter „Großvater und die Wölfe“ nach
dem Kinderbuch von Per Olov Enquist. Geschäftsführer Thomas Springer, der bereits
die zweite Drehbuchfassung erstellt hat,
wird das Projekt auf dem kanadischen Koproduktionsmarkt „Strategic Partners“ in Halifax (16.-18. September) präsentieren. Springer: „Die zweite Stufe des Slate-Fundings
wird es uns ermöglichen, unsere Strategie,
Family-Entertainment-Filme und ArthouseProjekte für den europäischen Markt zu produzieren, weiter erfolgreich umzusetzen.“
Vor zwei Jahren hatte SUR Films Geschäftsführer Detlef Ziegert eine Entwicklungsförderung für den Dokumentarfilm „The
Forgotten“ erhalten: „Die Möglichkeit zur Projektentwicklung und Archivrecherche war hier
sehr wichtig, und wir konnten Frankreich,
Spanien und Marokko zu einer Koproduktion
gewinnen.“ Nun sollen drei DokumentarfilmProjekte realisiert werden. Für eines konnte
bereits der in Paris lebende Regisseur Chema
Sarmiento gewonnen werden.
Der nächste Development-Aufruf erscheint voraussichtlich Ende Oktober.
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Sein Vertrag wurde gerade bis 2010 verlängert, Ende August wird
Im Gespräch mit MSO
er 60 Jahre alt und mit der neuen Landesregierung beginnt eine
„Seid eiskalt od
neue Zeit für die Medienpolitik in NRW: drei gute Gründe für ein
Gespräch mit Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach.
Rüdiger Bertram unterhielt sich mit ihm nicht nur über den Standort,
sondern – zum 60. – vor allem über den Menschen MSO.
Geboren in Heidelberg verbrachte Michael Schmid-Ospach seine Jugendjahre in Wuppertal, wo er nach seinem Studium 1967 Redakteur der Westdeutschen Rundschau wurde. Wuppertal ist
eine der Städte, die MSO geprägt haben.
Es ist auch die Stadt Else Lasker-Schülers.
„Ich suche allerlanden eine Stadt,
die einen Engel vor der Pforte hat”, dichtete Else Lasker-Schüler. Wonach suchen
Sie?
Das Bild von Else Lasker-Schüler zielt ja
mehr auf den Engel ab als auf die Stadt. Ich setze mal eine andere Zeile von ihr dagegen:
„Wenn wir uns lieben, sterben wir nicht.“ Dieser Glauben, dass die Kraft der Liebe die größte Himmelsmacht ist, durchzieht das Leben dieser Dichterin. Und ohne, dass ich mich hier mit
ihr vergleichen dürfte, ein Stückchen von diesem Optimismus habe ich auch. Deshalb gibt
es auch Städte in meinem Leben, wo Engel vor
der Pforte standen...
Gehört Wuppertal dazu?
Unbedingt, obwohl ich mich in Wuppertal sehr früh sehr unbeliebt gemacht habe, weil
die Hörzu einen Satz von mir zitierte, der mich
damals fast meinen beruflichen Kopf gekostet
hätte: „Diese Stadt ist so hässlich, dass sie schon
wieder schön ist.“ Wuppertal hat viele Höhen
und Tiefen und ist eine faszinierende Stadt, gerade auch für unser Gewerbe, also für Kunst
und Kultur.
In Wuppertal begannen Sie Ihre Karriere als Journalist. War das von Anfang
an Ihr Berufsziel?
Für mich war immer klar, dass ich Journalist werden würde. Mein erster Artikel hat mir
fünf Mark gebracht in einer Zeitschrift namens
„Der Jordansprudel“. Mit 16 ging es dann los
mit Beiträgen über Kaninchenzüchter usw. Kurz
vor dem Abitur hatte ich mich dann bis zu einer Brecht-Lesung hochgearbeitet und wäre
beinahe durchs Abitur gefallen, weil ich am
Abend vor der Prüfung damit so beschäftigt
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war, dass man Angst hatte, ich könnte mich
nicht gut genug vorbereiten.
Hat das erworbene Handwerkszeug
von Recherche und präziser Formulierung
Ihnen später auch abseits des Journalismus weiter geholfen?
Ich glaube, es ist kein Zufall, dass viele Persönlichkeiten, die in anderen Bereichen reüssieren, aus dem Journalismus kommen. Der
Journalismus ist eine gute Schule für Vieles, weil
er Neugier mit Sensibilität vereinigt und man sich
der Dinge vergewissern muss, über die man
schreibt.
Von Wuppertal ging MSO als stellvertretender Redaktionsleiter zu epd/Kirche
und Rundfunk nach Frankfurt. Vier Jahre später folgte er als 29-Jähriger dem
Ruf Heinz Kühns, dem er als Medienberater zuarbeitete. Kühn war damals nicht
nur Ministerpräsident von NRW, sondern
auch stellvertretender Vorsitzender der
SPD und damit der Mann hinter Brandt.
Ein Crash-Kurs in Politik.
War der Wechsel in den Intimbereich der Politik ein Kulturschock für Sie?
Nein. Kühn war ja eine beeindruckende
Persönlichkeit, wie man sie heute in der Politik
kaum noch findet. Wenn der sich mit einem
großen Verleger oder Zeitungsmogul traf, war
er die Nummer eins.
Was haben Sie von ihm gelernt?
Ich habe von ihm die Mischung aus Entschlossenheit und Klarheit im Standpunkt gelernt. Kühn hatte immer Ludwig Börne zitiert:
„Seid eiskalt oder glühend heiß.“ Dieses Unbeteiligte sowohl-als-auch war nie seine Sache.
Warum wollten Sie damals weg
vom Journalismus?
Es war – wenn Sie so wollen – die Langeweile des Journalisten. Als ich das Angebot
bekam, hatte ich zehn Jahre lang geschrieben,
wie die Welt auszusehen hätte, und aus dieser
deskriptiven Rolle mal in die Täterposition zu
kommen, das hat mich gereizt.
Wie erinnern Sie sich an diese Zeit?
Das waren wirklich spannende Jahre, weil
ich Einsichten in die Innenansichten von Parteien
und die Abläufe von Entscheidungen, von
Macht und Ohnmacht bekam. Gleichzeitig hatte ich die Chance, unglaublich spannende Menschen kennen zu lernen.
Haben Sie dort die Techniken der
Macht erlernt?
Das lernt man nur durch learning-by-doing. Wann man letztlich etwas sagt oder nicht
sagt, wann man über Bande geht und wann direkt – das alles lernt man mit vielen blauen Flekken in der beruflichen Erfahrung, und das war
damals in der Tat eine besonders intensive berufliche Erfahrung.
Nach dem Ausflug in die Politik wechselte MSO zum WDR, der damals von
Friedrich Wilhelm von Sell geführt wurde. Als Leiter der Presse und Öffentlichkeitsarbeit waren 1977 nur die Praktikanten jünger als er.
War das damals ein reibungsloser
Übergang?
Nein, das Zwischenspiel in der Politik war
dabei sehr hinderlich.
Aber von Sell hat Sie trotzdem gewollt?
Ja, er hat mich zum WDR geholt und mir
sehr früh eine große Abteilung übergeben. Das
war eine besondere Herausforderung, öffentlich für den WDR zu sprechen, der für mich nach
wie vor die gelungenste Verkörperung aller öffentlich-rechtlichen Ideen darstellt. Er war damals ein gedankliches Leitmedium und dadurch
ein Abenteuerspielplatz besonderen Ausmaßes.
[email protected]
– Im Gespräch mit MSO
Sie hatten sich als Kritiker schon zuvor auf das Fernsehen und den Hörfunk
konzentriert. Wie kam das?
Ich habe damals viele Theater- und Literaturkritiken geschrieben, aber die meiste Resonanz erhielt ich auf eine Kritik über ein Fernsehspiel von Harold Pinter. Da haben mich auf
einmal Leute angesprochen, die keine Theaterkritiken lesen. Und dann habe ich mich damit beschäftigt, warum das Medium Fernsehen
journalistisch kein gleichwertiges Gegenüber
hat. Auf den allerersten Tagen der Mainzer Fernsehkritik, auf denen ich als blutjunger Journalist dabei war, habe ich dann festgestellt, dass
dieses mächtige Fernsehen den meisten mächtigen Journalisten einfach zu doof war.
Trotzdem haben Sie sich für das
Fernsehen entschieden…
Ja, ich habe z.B. mit Günter Rohrbach zusammen an der Reihe Fernsehspiel des Monats
gearbeitet. Da durften Kritiker zusammen mit
der Fernsehspielredaktion des WDR das jeweils
beste Fernsehspiel des Monats aussuchen und
dann hat man das im Programm vorher begründet. Das ist für Journalisten eine ungewöhnliche Erfahrung, dass man keine negativen, sondern positive Kommentare abgeben
kann.
Filme nicht mehr nur zu kommentieren,
sondern selbst auch auf den Weg zu bringen, war dann nur noch ein kleiner
Schritt. Als arte entstand, war MSO gemeinsam mit Heinz Ungureit Begründer
der Groupe Cinéma und ab 1992 auch
Aufsichtsratsvorsitzender der Filmstiftung NRW, deren Geschäftsführer er
dann 2001 wurde.
Sie haben immer für die Kultur gesprochen, das heißt auch, den Zuschauer
zu fordern und es ihm nicht zu leicht zu
machen, oder?
Das war ja schon ´61 die Formel von Adorno in seinen Frankfurter Gesprächen: „Ein Programmdirektor soll das senden, was das Pu-
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Michael Schmid-Ospach,
beobachtet beim Gespräch mit Rosel Zech.
Fotos: Heike Herbertz
der glühend heiß“
blikum wollen soll.“ Die Vermehrung von Sendungen wie etwa dem „Musikantenstadl“ allein ist ja auch eine Missachtung der Zuschauer.
Das Geheimnis eines öffentlich-rechtlichen Programms muss immer sein, dass man auch Filme platziert, von denen man sagt, das werden
die Zuschauer nicht sofort schlucken, aber das
sollten sie sehen, weil es ihr Leben bereichert.
Nur gab es früher auch nur drei Programme und noch keine Fernbedienung…
Jetzt muss man es eben geschickter anstellen. Früher legte man „Die Zauberflöte“ auf
den Samstagabend-Termin, und 40 Prozent haben zugesehen. Heute würde dasselbe selbst
mit Nicole Kidman als Königin der Nacht nicht
mehr als ein Prozent hinter dem Ofen herlokken.
Zur Filmstiftung kamen Sie, als die
Medienbranche in NRW auf dem großen
Marsch war. Was hat sich im Gegensatz
zu heute verändert?
Der Umbau des Landes weg von der Steinkohle-Industrie ist nach wie vor eine wichtige
Aufgabe. Heute jedoch existiert angesichts leerer Haushaltskassen für diese Aufbruchstimmung mittels öffentlicher Förderung nicht mehr
das richtige Klima. Die Notwendigkeit ist aber
keineswegs geringer geworden. Wir sind in einer Situation, wo wir ein außerordentlich elaboriertes Fernsehland bieten und wo wir, was
Film angeht, viel erreicht haben. Die Entwikklungsplaner nennen das „Verstetigung“. Das
Schlimmste, was man jetzt machen könnte, wäre mit den Anstrengungen nachzulassen.
Im Mai gewann die CDU die Landtagswahlen in NRW und löste die SPD-Regierung ab – nach knapp 40 Jahren Regierungsverantwortung. In seinen bisherigen Reden warb der neue Ministerpräsident um das Vertrauen der Medienwirtschaft in NRW, die die ersten
Schritte mit Spannung beobachtet.
Welche Signale hat die Filmstiftung
bislang von der neuen Regierung erhalten?
Die Landesregierung sortiert sich noch,
aber uns ist in mehreren Auftritten des Ministerpräsidenten seine Wertschätzung bestätigt
worden. Das hatte ich – das muss ich sagen –
ein bisschen auch erwartet. Ich habe beim WDR
zwei Fernsehgespräche mit Jürgen Rüttgers und
Wolfgang Clement moderiert, und da waren die
beiden in Medienfragen gar nicht so weit auseinander. Rüttgers geht ähnlich vor wie Peer
Steinbrück. Er setzt die Dinge auf den Prüfstand.
Er will genau wissen, was bedeutet das für NRW
in diesen engen Zeiten. Das finde ich mehr als
nur legitim. Er weiß aber auch, dass in dem Moment, wo man die Filmstiftung kürzt, wie bei
einem Domino-Effekt auch andere Aktivitäten
geringer werden. Und wenn man bedenkt, dass
jetzt mit einem Euro aus dem Landeshaushalt
mindestens 4,5 Euro bewegt werden, dann ist
das eine wirtschaftliche Bilanz, über die ich sehr
glücklich bin.
Was waren dafür die wichtigsten
Weichenstellungen der letzten Jahre?
Dass wir in Europa vorangekommen sind
und dass wir die Innensituation der Filmstiftung
stabilisiert haben. Das haben wir durch zwei
weitere Gesellschafter und durch unsere Einstellung zu Rückzahlungen und den Umgang
mit Filmfonds geschafft. Vor zwei Jahren war
ich für Filmfonds ein ziemlich unbeliebter
Mensch. Es war damals keineswegs üblich zu
fordern, dass öffentliches Filmfördergeld bei der
Rückzahlung nicht hinter steuerbegünstigtem
Filmfondsgeld rangieren darf. Wir haben einige Dinge so verändert, dass sich das Ganze
rechnet – sowohl wirtschaftlich als auch künstlerisch. Beides ist meiner Ansicht nach völlig richtig und auch kein Gegensatz.
Ihr Vertrag wurde gerade verlängert. Wo sehen Sie Ihre Ziele bis zum Jahr
2010?
Ich hoffe, dass wir diese unglaubliche
Chance in der Mitte Europas nutzen können.
Dass internationale Koproduktionen mindestens
so selbstverständlich werden, wie der Umstand,
dass Engländer in Deutschland arbeiten, Deutsche in Paris und Franzosen in Italien. Dass wir
die Filmstars Spaniens oder Italiens kaum kennen, ist doch idiotisch. Und dass umgekehrt unsere Filmgesichter, wenn sie bei Aachen über
die Grenze gehen, absolute Nobodys sind, ist
einfach schade. Ich möchte gerne, dass Martina Gedeck oder Veronica Ferres in Paris auf der
Straße erkannt werden, und das nicht nur von
Touristen.
Die Medien durchleben turbulente Zeiten:
Den Kinos fehlen die Besucher, das Verhältnis zwischen Film und Fernsehen ist
belastet und ein Skandal um eingeschlichene Werbung verunsichert die
Branche.
Die Beziehung zwischen Fernsehen
und Kino steckt in einer Krise. Verstehen
Sie sich hier als Mittler?
Das ist ein Feld, auf dem ich in den nächsten Jahren das Gemeinsame suchen will. In Details gelingt ja auch jetzt schon viel! „Bella Martha“ z.B. sollte wegen des Programmschemas
der ARD um 10 Minuten gekürzt werden. Nach
einem Telefonat mit Günter Struve war der Konflikt vom Tisch. Das folgende Magazin wurde
gekürzt und der Film durfte so lang sein wie er
war. Es gibt also Konflikte, die man lösen kann.
Andere sind elementarer. Da geht es auch um
Ängste. Rund um die letzte Gebührenerhöhung
gab es Einheiten beim Fernsehen, die meinten,
die Finanznöte des Senders seien durch besonders hartes Verhandeln bei Spielfilmprojekten in den Griff zu kriegen. Die Zurücknahme internationaler Koproduktionen und die Entwicklung der Fernsehevents, das sind Dinge, die
die gute Beziehung von Fernsehen und Kino belasten können. Auch Verträge, die bei einem gelungenen Film die Auswertung im Kino ausschließen, darf es einfach nicht geben. Beide leben doch von den gleichen Geschichten und
von denselben Kreativen. Wenn sich Fernsehen
und Film gegeneinander stellen, ist letztlich immer der Zuschauer der Verlierer.
Im Gespräch mit MSO – [email protected]
Dabei kämpft auch das Fernsehen
derzeit mit Schwierigkeiten, Stichwort
Schleichwerbung…
Das ist nun wirklich ein Dilemma, weil die
Schleichwerbung im Kinobereich nicht verboten und wie im Fernsehen geächtet ist. Ich finde allerdings, man sollte jetzt langsam mal nach
vorne schauen und nicht die ganze Kraft darin
verausgaben, die letzten 20 Jahre nach mutmaßlichen Exzessen zu durchleuchten. Nachher fängt man noch an, die erlaubte Schleichwerbung in einem Kinospielfilm bei der TV-Ausstrahlung wieder raus zu nehmen und so –
möglicherweise – in die künstlerische Integrität
eines Kinofilms einzugreifen. Ich rede auf gar
keinen Fall der kriminellen Schleichwerbung das
Wort, aber dass man auch noch inkriminiert,
dass jemand, der in einem Hotel dreht, das Hotel in seinem Film erwähnt und dort für die
Drehzeit kostenlos wohnen kann, finde ich übertrieben. Das ist für mich Produktionshilfe und
keine Schleichwerbung.
Aber auch das Kino hat Probleme:
Die Zuschauerzahlen sind im Keller,
schuld soll u.a. die DVD sein. Georg Seeßlen konstatierte jüngst eine Krise des Vorführortes Kino.
Die Bildplatte – wie es früher hieß – hat
ja durchaus Vorteile, weil man sich nun die vielen Editionen der Filmklassiker ins Regal stellen
kann. Auf der anderen Seite glaube ich, dass
sich das einpendeln wird, und dass das große
Gemeinschaftserlebnis Kino nicht ersetzbar ist.
Durch gar nichts. Das ist ein absolut singuläres
Erlebnis.
Muss diese Einzigartigkeit nicht
mehr beworben werden?
Dazu könnte man sagen: Ich suche allerlanden ein Kino, das einen Engel vor der Pforte hat. Das Kino ist das einzige Medium, wo die
Leute herauskommen und weinen oder Sterne in den Augen haben für die nächsten Stunden. Im Fernsehen ist das eher selten.
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lke Ried, Geschäftsführerin von Zieglerfilm Köln, gilt als Spezialistin auf
dem Gebiet des Kinderfilms. Sie war lange Jahre stellvertretende Leiterin des Kinder- und Jugendfilmzentrums der
Bundesrepublik und damit auch verantwortlich für das Internationale Kinderfilmfestival Frankfurt. Sie ist Mitbegründerin der Stiftung Goldener Spatz Gera
und war bis 2001 Vorsitzende des Bundesverbandes Jugend und Film.
E
Die Produzentin Elke Ried,
Interview mit Elke Ried
die unter anderem für den
im September startenden
„Unkenrufe” und den Kinderfilm
„Der zehnte Sommer” verantwortlich zeichnet, sprach
mit Oliver Baumgarten über
die aktuelle Situation
Ohne pädagogischen
Zeigefinger
des deutschen Kinderfilms.
Wie beurteilen Sie zur Zeit den
Markt in Deutschland für den Kinderfilm?
Kinderfilme gehören mittlerweile zu den
erfolgreichsten deutschen Filmen im Kino überhaupt, denkt man an die Kästner-Verfilmungen,
„Das Sams” oder „Die wilden Kerle” und im Animationsbereich „Lauras Stern” und „Der kleine Eisbär”. Das sind allerdings alles Stoffe, die
auf bekannten Vorlagen oder Bestsellern basieren, die bereits vor ihrer Verfilmung in den
Kinderzimmern auf anderen Medien vorhanden
waren – als Bücher oder Hörkassetten, ange-
Elke Ried, Foto: Zieglerfilm Köln
Oben: „Der zehnte Sommer“
Foto: Astrid Wirth, Zieglerfilm Köln
Maya Gräfin Rothkirch leitet
zusammen mit ihrem Mann
das Berliner Atelier der CartoonFilm und ist in Köln Vorstandsvorsitzende des AnimationsDienstleisters Kringel Medien
AG. Sie schrieb die Bücher
zu den Cartoon-Filmen „Lisa,
die Störchin“ und „Paul, der
er kleine Eisbär“ war die erste Koproduktion zwischen Cartoon-Film und Warner
Bros. und ist inzwischen mit über 2,74 Millionen Zuschauern der erfolgreichste Kinderfilm,
der je in Deutschland produziert wurde. Mit
dem Animations-Spielfilm „Lauras Stern“ verfilmte Cartoon-Film mit Warner Bros. einen weiteren Kinderbuch-Bestseller. Das Sequel zum Kinofilm „Der kleine Eisbär“ wurde gerade fertig gestellt und kommt am 29. September in
die Kinos. Das 1976 von Grafik-Designer Thilo Graf Rothkirch gegründete Unternehmen hat
sich zu einem der erfolgreichsten Kinderfilmproduzenten entwickelt.
D
Interview mit Maya Gräfin Rothkirch
Auf jeden Fall
Family
Entertainment
Frosch“. Für den Newsletter
beantwortete sie die Fragen
von Wolfgang Hippe.
Maya Gräfin Rothkirch
Foto: Cartoon-Film
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Was reizt Sie persönlich am Kinderfilm, dass Sie ihm einen so großen Teil
Ihrer Arbeitsbiografie widmen?
Ich habe von Anfang an gespürt, dass dies
ein Feld ist, auf dem noch eine Menge zu tun
ist. Ich habe bei vielen Kinderfilmfestivals die Reaktion der Kinder im Kino erlebt. Das hat mir
immer sehr viel gegeben, und es wurde mir klar,
wie wichtig es ist, Kindern gute Filme zu zeigen.
Das motiviert mich.
[email protected]
– Schwerpunkt: Kinderfilm
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fangen von den Klassikern wie Kästner
oder Ottfried Preußler bis zu „Bibi Blokksberg”. Kinderfilme, die auf originären
Stoffen basieren, haben es nach wie vor
sehr schwer.
Hat sich über die genannten
Erfolge beim Publikum also kein
Vertrauen in deutsche Kinderfilme
allgemein gebildet?
Es scheint in diesem Falle nicht so zu sein,
leider. Aber davon abgesehen haben Kinder
grundsätzlich die Tendenz, Dinge, die sie kennen, noch einmal wieder zu sehen bzw. zu hören. Sie wollen immer wieder dasselbe Buch
nochmal und nochmal vorgelesen bekommen.
Das ist ein bei Kindern extrem ausgeprägtes
Phänomen. Aus diesem Grunde haben es die
Filme, die auf bekannten Stoffen basieren, natürlich auch im Kino leichter, weil sie an Bekanntes anknüpfen. Und das funktioniert dann
auch bei den Eltern, die nicht selten entscheiden, welchen Film die Kinder sehen. Das Vertrauen in neue Stoffe ist nicht automatisch da.
Und natürlich kann man mit einem originären
Stoff niemals einen solchen Werbeaufwand betreiben, dass er in der Bekanntheit zu den anderen aufschließen könnte.
Wie sieht es denn mit den Rechten
für Buchvorlagen aus? Ist dieser Kuchen
überhaupt für jeden erreichbar?
Natürlich sind die Rechte an solchen Bestsellern sehr teuer. Aber ich finde eben auch, dass
noch andere verfilmungswerte Geschichten exi-
Ist „Lauras Stern“ ein Kinderfilm ?
„Lauras Stern“ ist ein Film für die ganze Familie, wobei sich Kinder sicher eher mit den Figuren identifizieren und mitfiebern, während die
Erwachsenen die Atmosphären und Bilder genießen können.
Wie viel Erwachsene haben den Film
gesehen?
In Deutschland hat „Laura“ bisher ca. 1,4
Millionen Zuschauer. Wie viele davon Erwachsene oder Kinder sind, wissen wir leider nicht.
Wie wichtig sind die Älteren – Eltern,
Lehrer, aber auch Jugendliche und junge Erwachsene – für den Erfolg von Kinderfilmen?
Unsere sehr junge Zielgruppe sind oftmals
Kinoeinsteiger, da gehen natürlich immer Erwachsene mit. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Kinder sehr früh selber entscheiden, was sie sehen wollen und was nicht.
Bei Filmen, deren Charaktere und Inhalt auch
den Erwachsenen gefallen und wertvoll erscheinen, fällt die gemeinsame Entscheidung
dann natürlich leichter. Insofern sind unsere Filme auf jeden Fall Family Entertainment.
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stieren, die nicht so bekannt sind. Da gibt es
noch einige Perlen zu entdecken. Außerdem
wurden mittlerweile eine ganze Reihe von Aktivitäten geschaffen, um die Stoffentwicklung
im Kinderfilmbereich zu fördern, z.B. Drehbuchwerkstätten vom Förderverein Deutscher
Kinderfilm, unterstützt von der Stiftung Goldener Spatz und anderen Förderern. Einmal im
Jahr werden dort zum Abschluss Pitchings veranstaltet, an denen ich immer gerne teilnehme,
weil dort bereits sehr originelle Ideen entstanden sind. Wir haben gerade einen Stoff in der
Entwicklung, auf den wir dort getroffen sind:
„Lilli und der Silbermond” von Anne Müller. Sie
hatte an der Winterakademie des Vereins den
Förderpreis der MDM gewonnen. Also, ich werde mich nicht entmutigen lassen, weiterhin auch
originäre Stoffe zu entwickeln und habe trotz
allem die Hoffnung, dass neben den bereits bekannten auch noch neue Geschichten auf dem
Markt bestehen können.
Welche Strategien kann man denn
anwenden, um der mächtigen Konkurrenz entgegen zu treten?
Mit „Der zehnte Sommer” etwa haben wir
die Erfahrung gemacht, dass die Kinder, die den
Film gesehen haben, total begeistert waren. Wir
haben sehr schöne Zuschriften von Kindern bekommen mit Äußerungen zu diesem Film. Das
Problem ist wirklich: Wie erfahren die Kinder,
dass es diesen Film überhaupt gibt? Und wie
bringt man Kinos dazu, ihn länger zu spielen,
wenn er am ersten Wochenende nicht die Zahlen von „Bibi Blocksberg” bringt? Langfristig
muss da eine Zusammenarbeit unterschiedlichster Institutionen greifen. Es gibt ja gute Initiativen wie „Kino und Schule” hier in NRW.
Man muss mit besonderen Aktionen versuchen,
neue Kinderfilme bekannt zu machen. Es ist –
ganz klar – eine Frage des Marketings.
Den Kinderliteratur-Verfilmungen
steht in Deutschland in der Regel ein hohes Budget zur Verfügung...
Was mich zunächst sehr freut ist, dass es
hohe Budgets für solche Filme gibt. Früher hatte man eher den Ansatz, dass Kinderfilme eigentlich weniger kosten sollten als andere Filme. Im Grunde ist ja eher das Gegenteil der Fall.
Man braucht längere Drehzeiten, weil Kinder
sich nur in begrenzter Dauer am Set aufhalten
dürfen und weil sie natürlich keine ausgebildeten Schauspieler sind. Dem wird heute bei
den Großproduktionen durchaus Rechnung getragen. Außerdem machen viele renommierte
Schauspieler mit, das sind alles sehr erfreuliche
Tendenzen.
In wie weit hilft denn die Besetzung
von deutscher Schauspiel-Prominenz bei
einem Kinderfilm?
Für das Kinderpublikum spielt das freilich
keine Rolle. Nach einer Vorführung von „Der
zehnte Sommer” auf einem Filmfest gab es ein
Publikumsgespräch mit unserer kleinen
Hauptdarstellerin Michelle Barthel und Kai Wiesinger. Die Fragen der Kinder richteten sich zu-
Trotz sinkender Kinderzahlen
boomt der Markt für den Kinderfilm. Gibt
es dafür eine Erklärung?
Ich denke, das Kino ist nach wie vor eine
attraktive Freizeitgestaltung, und gute Kinderfilme sind die beste Werbung dafür. Es werden
auch immer mehr Charaktere verfilmt, die durch
Bücher und Merchandisingartikel bereits bekannt sind. Die Kinder wollen ihre Helden natürlich auch auf der großen Leinwand erleben.
wenn man bekannte Charaktere präsentieren
kann. Eine sichere Erfolgsformel gibt es aber
nicht. Sonst wären wir nicht bei jedem Kinostart
wieder sehr gespannt, ob und wie unser Film
beim Publikum ankommt. Entscheidend ist neben einem guten Produkt ein gezieltes Marketing, das dafür sorgt, dass der Film zum Kinostart bereits bekannt ist. Warner Bros. hat für
unsere Filme bisher immer optimale Voraussetzungen geschaffen.
Wie groß ist der Markt für Kinderfilme in Deutschland?
Solange Sie mit einem Film nicht auch Jugendliche erreichen wollen, bleibt der Markt begrenzt, auch wenn die Kinder von Erwachsenen begleitet werden. Zugleich kommen heute wesentlich mehr Kinderfilme in die Kinos als
noch vor fünf Jahren. Das kann schließlich dazu führen, dass man sich gegenseitig die Zuschauer wegnimmt.
Stichwort Filmkritik – welche Rolle
spielen die Medien für den Erfolg von
Kinderfilmen?
Erwachsene lesen Kritiken, Kinder sehen
eher TV-Spots und Sendungen, in denen über
den Film berichtet wird. Eine hohe, positive Präsenz in den Medien ist sehr wichtig. Hiesigen
Filmen – „Made in Germany“ – würde mehr
Aufmerksamkeit durch die Medien gut tun,
denn von den Zuschauerzahlen und der Qualität her können sich deutsche Kinderfilme
durchaus international messen.
Was muss ein Kinderfilm mitbringen, um erfolgreich zu sein ?
Man braucht zunächst eine gute Geschichte, der Kinder leicht folgen können. Wir
bemühen uns immer, unsere Zielgruppe nicht
aus den Augen zu verlieren. Und es ist hilfreich,
Was tun Sie, damit Ihnen die Stoffe nicht ausgehen?
Schwerpunkt: Kinderfilm – [email protected]
nächst alle an die kleine Michelle, die ja zum ersten Mal in einem Film mitgespielt hatte. Irgendwann dann fragte ein Kind den Kai Wiesinger,
ob es für ihn auch der erste Film gewesen sei.
Trotzdem können bekannte Darsteller natürlich
schon helfen, einen Film bekannt zu machen,
wenn sie etwa zum Start zu Talkshows eingeladen werden und die Eltern so darauf aufmerksam werden.
Was ist es, worauf Sie schauen bei
einem Stoff, was muss ein Kinderfilm in
Ihren Augen haben?
Schwierig, man kann das für den Kinderfilm so wenig allgemein sagen, wie für jeden anderen Film. Es gibt ja auch im Kinderfilm
unterschiedliche Genres, und auch da sollte man
ein breites Spektrum bieten. Kind ist nicht gleich
Kind. Ich bin Verfechterin einer möglichst großen Vielfalt im Bereich des Kinderfilms. Ich bin
gegen Filme mit pädagogischem Zeigefinger,
dennoch finde ich es wichtig, dass man Kindern
Raum zur Reflektion bietet – nicht zwingend auf
den Inhalt bezogen, auch auf die Machart, auf
das Medium selbst. Kinder sind durchaus in der
Lage, auch komplexere Strukturen anzunehmen. Wichtig ist, dass Kinder sich ernst genommen fühlen, dann können sie auch tiefer
in die Figuren einsteigen und bestimmte Problematiken auf ihr eigenes Leben übertragen.
Man muss Kindern etwas zutrauen und sie fordern.
Wir bleiben offen für alles, was auf dem
Markt ist und halten Kontakt zu Kinderbuch-Verlagen. Darüber hinaus arbeiten wir mit Künstlern zusammen, die eigene Stoffe kreieren.
Wegen der Rechte und Lizenzen muss man
langfristig planen und sehr früh im Vorfeld agieren.
Sind die Chancen für Kinderfilme auf
dem DVD-, Video- und Home-Entertainment-Markt größer als im herkömmlichen Kino ?
Hochwertige Kinderfilme werden gerne
von der gesamten Familie mehrmals gesehen.
Vor allem Kinder gucken sich einen Film gerne
öfters an. Das Marketing zum Kinostart und die
Präsenz im Kino bereitet den Erfolg auf Video
und DVD vor, und hier sind gute Kinderfilme
sehr langlebig.
Ihre persönliche Empfehlung für einen Kinderfilm – jenseits von „Lauras
Stern“?
Auf jeden Fall „Der kleine Eisbär 2 – Die
geheimnisvolle Insel“. Die Premiere ist am 25.
September in Düsseldorf.
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25.08.2005
14:41 Uhr
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Es soll noch immer Leute geben,
die Kinderfilme im Allgemeinen
und deutsche Kinderfilme im
Besonderen als nicht ganz ernst
zu nehmendes Genre belächeln.
Inzwischen werden sie selbst als
Anachronisten belächelt, die
die kommerzielle Realität nicht
wahrnehmen oder wahrhaben
wollen.
ach Angaben der Filmförderungsanstalt
lockten Kinderfilme aus hiesiger Produktion im Jahr 2003 rund 4,9 Millionen Besucher
in die Kinos, das entspricht einem Anteil von
19 Prozent aller Besucher deutscher Kinofilme.
So erfreulich dieser Siegeszug für die Kinobranche auch sein mag, so krankt die Produktion seit Jahren an einer gefährlichen Einseitigkeit. Die Kinoknüller im Kinderfilmsegment
beruhen durchweg auf Bestseller-Büchern von
Erich Kästner bis Astrid Lindgren oder anderen
bewährten Marken, deren Vorrat allerdings beschränkt ist. Dagegen finden ambitionierte Filme nach Originaldrehbüchern und mit realistischen Gegenwartsthemen meist nur geringen Besucherzuspruch.
Welchen Stellenwert Kinderfilmproduktionen in der nationalen Filmindustrie inzwischen
haben, machte spätestens Hermine Huntgeburths Fantasy-Film „Bibi Blocksberg“ deutlich.
Knapp 2,2 Millionen Zuschauer sahen 2002 die
erste Adaption des populären Stoffes, der sich
auf Hörspielkassetten mehr als 38 Millionen Mal
verkaufte. Die kostspielige Produktion der Bavaria avancierte damit zum erfolgreichsten deutschen Film des Jahres.
Und 2004, dem Rekordjahr des deutschen
Films mit einem Marktanteil von 23,8 Prozent,
gehörten mit „Lauras Stern“ (1,3 Millionen Besucher) und „Bibi Blocksberg und das Geheimnis
der blauen Eule“ (1,2 Millionen Besucher) gleich
zwei deutsche Kinderfilme zu den sechs deutschen Besuchermillionären. Rechnet man bei
„Sams in Gefahr“ (Start: Dezember 2003) die
Kinogänger aus dem Vorjahr hinzu, dann zählt
auch diese Kinderbuchverfilmung mit fast 1,2
Millionen Eintritten zu den Millionären.
Angesichts außerordentlich erfolgreicher Erwachsenenfilme wie „(T)Raumschiff Surprise –
Periode 1“, „7 Zwerge“, „Der Untergang“ und
„Der Wixxer“ war es nicht verwunderlich, dass
der Anteil deutscher Kinderfilme an der Besucherresonanz aller deutscher Produktionen 2004
gegenüber dem Jahr zuvor sank – von 19 auf
elf Prozent. Doch der Kinderfilm-Höhenflug
nahm schon 2005 neuen Schwung auf.
Rechtzeitig zum Frühlingsanfang schoben
sich zwei deutsche Kinderfilme an die Spitze der
Kinohitliste der deutschen Produktionen: Der Kinderfußballfilm „Die Wilden Kerle 2“ von Joachim
Masannek lockte rund 1,1 Millionen Besucher
an, knapp gefolgt von dem Animationsfilm „Felix – Ein Hase auf Weltreise“ von Giuseppe Mau-
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16
Die Lage des deutschen Kinderfilms
Der geteilte Markt
VON REINHARD KLEBER
rizio Laganà mit fast ebenso vielen Besuchern.
Damit ließen diese Titel auch deutsche Filme für
das Erwachsenenpublikum, wie etwas „Alles auf
Zucker!“, „Vom Suchen und Finden der Liebe“
und „Napola“ weit hinter sich.
Enttäuschend fielen dagegen im vergangenen Jahr die Ergebnisse zweier deutscher Kinderfilme aus, die in der Gegenwart angesiedelt
sind und ohne den Bonus einer bekannten Vorlage auskommen müssen. Das sensible Behindertendrama „Die Blindgänger“ von Bernd Sahling wollten hierzulande nur knapp 18.000
Menschen sehen – ungeachtet des Deutschen
Filmpreises, ausgezeichneter Kritiken und einer
langen weltweiten Festivaltournee. Selbst Peter Timms amüsante Familienkomödie „Mein
Bruder ist ein Hund“, immerhin mit Christine
Neubauer und Martin Lindow prominent besetzt, setzte nur 58.000 Tickets ab.
„Wie es aussieht, hat auf dem deutschen
Kinderfilmmarkt momentan kaum ein Stoff eine Chance, der nicht auf eine erfolgreiche literarische Vorlage zurück geht“, schrieb kürzlich Publizist Klaus-Dieter Felsmann in der Zeitschrift „film-dienst“. Wer sich die aktuellen Drehpläne ansieht, kann diesen Befund nur bestätigen. So realisiert die erfolgreichste deutsche
Familienfilmproduzentin Uschi Reich derzeit an
Rhein und Ruhr für die Bavaria „Die wilden Hühner“ nach der Jugendbuchserie der Bestsellerautorin Cornelia Funke, während Gernot Roll für
die Collina Produktion in Prag mit Armin Rohde den „Räuber Hotzenplotz“ adaptiert.
Michael Schaack wiederum arbeitet an einer Animationsfassung des Kästner-Klassikers
„Das doppelte Lottchen“, und das Produzentenduo Claussen & Wöbke an einer Adaption
von Otfried Preußlers „Krabat“. Förderungen erhielten zudem die Bavaria für „Urmel aus dem
Eis“ und die Hamburger Firma Multimedia für
[email protected]
– Schwerpunkt: Kinderfilm
ein Remake von „Die rote Zora“. Und Ende September kommt mit „Der kleine Eisbär 2“ der
zweite Zeichentrickfilm von Thilo Graf Rothkirch
und Piet de Rycker nach den beliebten Kinderbüchern von Hans de Beer auf die Leinwände.
Für ein gewisses Gegengewicht zum Boom
etablierter und damit risikoarmer Marken und
für etwas stärkere Bezüge zur heutigen Lebenswirklichkeit sorgen neuerdings internationale Koproduktionen, vor allem mit den
Niederlanden und Belgien. Als Beispiele seien
„Science Fiction“, „Weiter als der Mond“, „Lepel“ (Kinostart: 20. Oktober) und „Kreuzzug in
Jeans“ genannt, den Ben Sombogaart gerade
für 10,5 Millionen Euro unter anderem in Dresden dreht.
Wie weit vor allem Skandinavien den deutschen Produktionen voraus ist, konnte man
auch in diesem Jahr wieder beim Kinderfilmfest
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14:41 Uhr
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„Der kleine Eisbär 2“, Foto: 2005 Warner Bros. Ent.
Kinderkrimi über einen zehnjährigen Jungen, der
seine sich sonderbar verhaltenden Eltern verdächtigt, Aliens zu sein. Die existenzielle Erschütterung des Urvertrauens zwischen Kind
und Eltern ist denn auch das zentrale Wirkungsmoment der fesselnden Inszenierung, die
ein großes Publikum verdient hätte, aber hierzulande leider nicht fand.
Mit der Hegemonie der Literaturadaptionen
finden sich vor allem der Förderverein Deutscher
Kinderfilm und die Stiftung Goldener Spatz nicht
ab, die folgerichtig vor fünf Jahren ihre Winterakademie ins Leben gerufen haben, die Autoren eine zielorientierte Unterstützung bei der
Entwicklung von markttauglichen Kinostoffen
„Blindgänger“, Foto: MFA+ FilmDistribution
für Kinder und Familien bietet. „Die Winterakademie will abendfüllende Originalstoffe für
Kinder im Alter von vier bis zwölf“, sagt die Studienleiterin Margret Albers, zugleich Chefin des
Kinderfilm und -fernseh-Festivals „Goldener
Spatz“ in Gera und Erfurt. Basis der aufeinander aufbauenden Kursteile ist eine projektbezogene dramaturgische Beratung durch erfahrene Dozenten. In der kommenden Akademie sind das etwa der Kölner Autor Dieter
Bongartz („Der zehnte Sommer“) und der irische
Regisseur Joe O’Byrne. Zum Abschluss können
die Teilnehmer ihre Projekte auf den nächsten
Kinderfilm- und Fernsehtagen in Erfurt vor Produzenten und Redakteuren pitchen.
Das Akademie-Konzept kann inzwischen
greifbare Resultate vorweisen: Etliche Stoffe
wurden zu Drehbüchern weiter entwickelt oder
schon optioniert.
Den größten Erfolg errang bisher Karola
Hattops Fernsehfilm „Wer küßt schon einen Leguan?“ nach einem Originaldrehbuch von Michael Demuth: Die Produktion der Erfurter Kinderfilm GmbH gewann im Frühjahr den Hauptpreis auf dem renommierten Kinderfilmfestival
„Goldener Spatz“. Das sind wichtige Hoffnungssignale, die aber noch kräftig ausgebaut
werden müssen, bis sich der deutsche Kinderfilm aus seinem schwierigen Spagat befreien
kann.
Was bedeutet eigentlich Family Entertainment?
VON OLIVER BAUMGARTEN
„Sams in Gefahr“: Kinderbuchverfilmung
mit fast 1,2 Millionen Zuschauern.
Foto: Constantin
der Berlinale beobachten, wo die interessantesten Beiträge aus Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark stammten. 2002 gewann
dort der Däne Hans Fabian Wullenweber mit
seinem Film „Kletter Ida” den Wettbewerb.
2004 erreichte der Film über die 12-jährige Ida,
die eine Bank ausrauben will, in Deutschland
immerhin knapp über 100.000 Besucher. Wullenwebers Drehbuchautor Nikolaj Arcel reist im
September nach NRW, um hier einen neuen
Abenteuerfilm für Kinder zu drehen. „Die Insel
der verlorenen Seelen” entsteht als Koproduktion der Kölner Pain Unlimited, Zentropa und
Nimbus Film.
Den Weg der Kooperation mit internationalen Partnern geht auch Rudi Teichmann. Der
Berliner Produzent hat bereits vor acht Jahren
bei dem Abenteuerfilm „Der Ball“, dem ersten
abendfüllenden Spielfilm des belgischen Regisseurs Dany Deprez, mit belgischen und
niederländischen Produktionsfirmen zusammengearbeitet. Deprez bewies dabei, dass
er ein Händchen für kinderaffine Stoffe hat und
für junge Zuschauer spannend inszenieren kann.
So engagierte sich Teichmann 2003 bei Deprez’
Folgefilm „Science Fiction“, einem packenden
ieder so ein Neoanglizismus, den das Marketing seiner Zielgruppe oktroyiert, möchte man meinen, sobald einem der Begriff „Family Entertainment“ begegnet – scheint es doch, als wolle er die gängige Bezeichnung „Kinderfilm“ verdrängen. Ein klassischer Neoanglizismus ist der Begriff allerdings keineswegs und den
Kinderfilm zu verdrängen, das vermag er ebenfalls nicht. Geprägt
hat den Begriff, so weit sich das feststellen lässt, das Imperium Walt
Disney bereits in den 30ern, um die Comics und Cartoons des Hauses gleich richtig anzusiedeln: als Unterhaltung für jung und alt. Family Entertainment war Konzernphilosophie und schloss Filme und
Hefte ebenso ein wie Freizeitparks. In dieser Tradition wird der Begriff auch heute noch in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie
verwandt. Die in Berlin
ansässige deutsche Vertretung von Universal
Music beispielsweise
beschäftigt eine ganze
Abteilung namens „Family Entertainment“,
und dort bedeutete das
bis vor knapp zwei Jahren den Vertrieb von
Hörbüchern und Hörspielen für Kinder und
Jugendliche. Seitdem
erst hat sich der Begriff
auch auf DVDs erweitert – von Fernseh-
W
serien über Musikfilme bis zu Kochanleitungen ist hier alles im Programm, das irgendwie von Familieninteresse sein könnte. Andere
Unternehmen bieten unter derselben Rubrik auch Videospiele, Software, gar komplette Computer und Anlagen an. Buena Vista International Germany, der deutsche Vertreter Disneys im Filmverleihgeschäft, schließlich prägt nach wie vor das Genre „Family“ für Filme wie „Die wilden Kerle“ oder „101 Dalmatiner“.
Filme sind also nur ein kleiner Teil der Angebotspalette vom Family Entertainment, das scheinbar alles zu umfassen scheint, das Menschen unterschiedlichen Alters zu zerstreuen vermag. Und so obliegt
es gänzlich der Definition des Anbieters und Verleihers, wie er seine Filme letztlich nennt. Dank des mittlerweile gängigen Sprachgebrauchs allerdings würde sich
jeder Produzent eines engagierten Kinderfilms hüten, den
Begriff des Family Entertainments zu gebrauchen und umgekehrt kein Animationsfilmer
sein Produkt mehr Kinderfilm
nennen wollen. Das eine klingt
dem anderen zu pädagogisch
– das andere klingt dem einen
zu belanglos. Vielleicht wird es
Zeit für eine neue Wortschöpfung. Schließlich haben auch
Kinder Anrecht auf ihre eigenen
Filme...
Spaß für die ganze Familie:
Charlie und die Schokoladen Fabrik,
Foto: 2005 Warner Bros. Ent.
Schwerpunkt: Kinderfilm – [email protected]
17
newsletter_aug_16-32_n
25.08.2005
ede Woche bewerben sich etwa 20 Kinder aus
ganz Deutschland bei der Kölner Agentur
Schwarz. Ihr Ziel: Sie wollen vor der Kamera spielen oder einfach etwas Neues ausprobieren.
Mehr als die Hälfte der Bewerbungen geht gleich
zurück. Meistens bestimmt das Bauchgefühl.
Wenige Kinder dürfen zum Casting kommen.
Das Studio im Hinterhof ist schlicht: Sofa, Tisch,
Fernsehen, Kamera, weiße Wände, helle Vorhänge. Im Regal stehen mehr als 100 Demobänder, von deren Rücken Kindergesichter erwartungsvoll herunterschauen. Auf kindliche Dekoration hat Geschäftsführerin Maria Schwarz
verzichtet. „Am Set ist auch nicht immer alles
kindgerecht, die Kinder sollen das professionelle
Klima spüren.“ Vor etwa zehn Jahren kam Daniel Brühl hierher, zum Casting für „Svens Geheimnis“. Er hatte ein blaues Auge, weil er sich
am Tag zuvor geprügelt hatte. Sein Spiel überzeugte trotzdem, er bekam die Hauptrolle.
Beim Casting müssen sich die Schauspieler
in spe erst mal vorstellen, das klingt so oder ähnlich: „Ich bin die Maike.“ Lächeln. „Ich bin acht
Jahre alt, fahre gerne Ski, lese gerne und habe
in der Schule schon mal Theater gespielt.“ Kichern. Wenn die Kinder sich dann an die Kamera
gewöhnt haben, sprechen sie eine vorbereitete Rolle im Dialog. „Ich merke dann schnell, ob
sie sich immer nur selber spielen oder ob sie Variationen anbieten können“, erklärt Schwarz. Sie
ist immer wieder erstaunt, wie mutig die Kinder
an die Sache herangehen. Läuft alles gut, werden sie in die Kartei der Agentur aufgenommen.
Bei den anderen ist Diplomatie gefragt. „Wir sagen nie ‚Das hast Du schlecht gemacht’. Wir verpacken jede Absage freundlich und versuchen,
dabei trotzdem Mut zu machen.“
Ein paar Straßen weiter gibt die Schauspielerin Alexandra von Schwerin Schauspielunterricht für 30 Kinder im Alter zwischen 7 und
17 Jahren. Die meisten sind Mädchen. Von
Schwerin ist überrascht, wie konkret der Berufswunsch Schauspieler bei den Acht- bis
Neunjährigen schon ist. Die Vorbilder kommen
aus dem Fernsehen. „Einige Kinder sind erstaunlich begabt, sie können Situationen erspüren und umsetzen.“ Die Schule ist ein Ableger der Hamburger Kinderschauspielschule
Task. Für 65 Euro im Monat lernen die Kinder
neben Schauspiel und Improvisation auch Sprechen, Kamera-Acting und Bewegung. Mindestens einmal im Jahr bietet die Agentur Task ein
Casting an. Von Schwerin ist selbst Mutter eines achtjährigen Sohnes. Sie sieht Manches mit
gemischten Gefühlen, auch weil manchmal weniger die Begabung als das Aussehen gefragt
sei. Von den 30 Schülern wurden bisher zwölf
in das Agenturarchiv aufgenommen. Eine Achtjährige habe wochenlang mit der Ablehnung
gekämpft.
Maria Schwarz sieht das anders. „In der
Schule oder im Sport gibt es auch Konkurrenz.
Die Kinder lernen, damit umzugehen.“ Die
Agentur hat etwa 100 Darsteller im Alter von
6 bis 25 Jahren unter Vertrag, etwa die Hälfte
ist weiblich. Die Kinder müssen nicht nur motiviert und begabt sein, sie müssen auch diszipliniert und gut in der Schule sein. Bevor ein Vertrag mit einer Produktionsfirma unterschrieben
wird, müssen Eltern, Schule, ein Arzt, das Jugendamt und die Arbeitsschutzbehörde zustimmen. Die Arbeitsschutzbehörden stellen sicher, dass die Kinder nicht mit Gewalt konfrontiert werden. Wenn ein Neunjähriger den
Zeugen eines Mordes spielen soll, muss die
Mordszene deshalb ohne das Kind gedreht wer-
J
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Kinder als Schauspieler oder gar als Kinostars – da stecken doch sicher ehrgeizige Eltern dahinter!
„Das stimmt nicht, auch wenn sich das Vorurteil hartnäckig hält“, lacht Maria Schwarz, die sich seit
elf Jahren auf Kindercasting spezialisiert hat. „Die Kinder haben Lust am Spiel und suchen die Herausforderung. Wenn sie es nicht wirklich wollen, dann kann es auch nicht klappen.“
Kinder als Schauspieler
Mit Mut und Lust
am Spiel
VON TATJANA KIMMEL
den. Und dem Jungen wird eine ganz andere
Situation erzählt, in der er sich erschrickt. Die
Arbeitsschutzbehörde achtet auch auf Arbeitszeiten. Damit ist die Casting-Agentur herausgefordert. Denn weil 15-Jährige länger drehen dürfen, muss sie immer wieder Jugendliche finden, die jünger aussehen. So spielt zum
Beispiel die 15-jährige Sidonie von Krosigk die
Rolle der 13-jährigen Pik in Dominik Probsts TVFilm „Entführung für Anfänger“, der gerade in
Köln und Bonn gedreht wurde.
Interview mit
Veronica Ferres
Flexibel bleiben
erade steht sie in Xanten für die Kinderbuchverfilmung der „Wilden Hühner” vor
der Kamera, keine zwei Monate früher drehte sie unter anderem in NRW „Neger, Neger,
Schornsteinfeger“. In beiden Filmen spielte
Veronica Ferres mit Kindern. Christian Seebaum fragte sie für den Newsletter nach ihren Erfahrungen.
G
Es heißt, als Schauspieler habe
man gegen Tiere und Kinder keine
Chance …
George Tabori hat das gesagt: Das
Schlimmste, was man einem Schauspieler antun kann, ist, ihn mit Kindern oder Tieren spielen zu lassen. Kinder machen ja oft Dinge sehr
impulsiv, sehr spontan, anders auch als abgesprochen, so dass man sich den Boden der
Das Jugendamt willigt nur ein, wenn es keinen Streit um das Sorgerecht gibt und die Familie nicht auffällig ist. Denn die Kinder brauchen
einen familiären Halt. Nach der Erfahrung von
Maria Schwarz müssen die Eltern auch dafür sorgen, dass der Erfolg den Kindern nicht zu Kopf
steigt. Denn er kann auch schnell vorüber sein.
Beispiele gibt es viele. Eine Sechsjährige mag
wegen ihres süßen Lispelns und den Sommersprossen gebucht werden, bei einer Zehnjährigen ist das vielleicht nicht mehr gefragt.
Rolle hundertprozentig genau
erarbeiten muss, weil man so
flexibel sein muss. Wenn ein
Kind etwas spontan anders
macht, einen Text anders
spricht, dann kannst du ja
nicht auf dem beharren, was
du geprobt hast. Das ist eine
wunderschöne Herausforderung, weil man den Beruf
noch einmal so ganz neu,
auch von anderen Seiten
sieht, und man sich nur auf
sich selbst verlassen kann und
sonst gar nichts.
Wenn sich der Erfolg doch langfristig einstellt, gehen die Stars meist zu größeren Agenturen. In den ersten Jahren hat sich Schwarz darüber geärgert, heute sieht sie es als Auszeichnung. Der Bedarf an jungen Talenten ist so groß
wie nie zuvor. „Früher hatten Kinder meistens
kleine Nebenrollen, doch jetzt sind sie oft in
Hauptrollen gefragt“, freut sich Maria Schwarz.
Und die Freude gilt nicht nur ihrem Geschäft:
„Kinder bringen eine Lebendigkeit mit, die wir
im deutschen Film gut gebrauchen können.“
könnt ihr mir glauben. Dann
habe ich ihnen was von der
Rolle erzählt, wie chaotisch ich
als Sybille bin, immer zu spät,
und dass mir sogar die Spaghetti anbrennen, und Pfannekuchen kann ich auch nur knittrig machen. Und dann wurden sie lebhaft, alle fünf miteinander, und dann ist das Eis
so langsam geschmolzen. Und
Die „Wilden Hühner“ Veronica
seitdem sie wissen, dass ich geFerres und „Sprotte“ Michelle von
Treuberg mit Michael Schmidnauso ein verrücktes Huhn bin
Ospach, Foto: Horst Galuschka/Köln
wie sie, albern wir viel rum und
sind eigentlich den Drehtag
über sehr in der Energie dieser Rolle.
Muss man Kindern vor der Kamera viel Unterstützung geben oder agieWas haben Sie selbst als Kind geren die ohnehin ganz selbstvergessen?
sehen?
Am ersten Drehtag waren alle kleinen
Nicht viel, weil wir sehr wenig Fernsehen
Wilden Hühner von mir eingeschüchtert. Die
schauen durften. Das erste Mal im Kino – oh,
haben mich immer nur angestarrt, hatten soldas war ganz schrecklich (seufzt) – das war
che Ehrfurcht. Und da bin ich zu denen hin und
„Die blaue Lagune” in Solingen, und dann war
habe gesagt: Wer ist denn hier wohl mehr aufich sehr bald mit dem Schultheater in Andrgeregt, ihr oder ich? Das ist mein erster Drehzej Wajdas „Danton” mit Angela Winkler und
tag – also ich bin genauso aufgeregt, das
Gérard Depardieu.
[email protected]
– Schwerpunkt: Kinderfilm
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Der Dokumentarfilm für Kinder existiert in Deutschland in erster Linie als Nischenprodukt in Fernsehformaten wie „Die Sendung mit der Maus” oder Peter Lustigs „Löwenzahn”. Die Kinder-Doku aber hat weitaus
größere Facetten und medienpädagogische Chancen zu bieten als es die bloße kindgerechte Vermittlung
von Sachwissen vermuten ließe. Bester Beweis: das Projekt „doxs!”
as Projekt „doxs!”, das vor vier Jahren als
Sektion der Duisburger Filmwoche gegründet wurde, beweist als deutsches Unikum
eingehend die Vielfalt der Formen des Dokumentarfilms für Kinder. Es wird heute von der
Filmstiftung NRW, der Dokumentarfilminitiative
und der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen
unterstützt. Während der Duisburger Filmwoche
(in diesem Jahr vom 31.Oktober bis 6. November) sehen sich jeweils vormittags Kinder lokaler Schulen ausgewählte Filme an und diskutieren anschließend über Sujet und Machart.
„Ein Dokumentarfilm für Kinder beschäftigt
sich mit Themen, die für Kinder relevant und
spannend sind”, sagt doxs!-Leiterin Gudrun Sommer. Und das müssen selbstverständlich nicht
zwingend Themen technischer Abläufe sein etwa mit klassischen Fragestellungen im Stile von:
Wie kommt eigentlich das Schiff in die Flasche?
„Natürlich zeigen wir auch Filme diesen Zuschnitts”, so Gudrun Sommer, „einfach, weil es
in Deutschland eine wichtige, historisch gewachsene Fernseh-Form der Kinder-Doku ist“.
Der eigentliche Schwerpunkt der Duisburger aber
findet sich in der Einbindung von Produktionen,
die sich aus Sicht der Kinder mit deren spezifischen Bedürfnissen und Problemen auseinander
setzen: interkulturelle, familiäre und auch religiöse
Themen. „Uns liegen Filme am Herzen, die nicht
unmittelbar TV-Maßstäbe bedienen, sondern
eher dem Kinokontext entspringen, beispielsweise mehr mit Bildern arbeiten als mit Kommentar”, konkretisiert Sommer.
In Deutschland werden die doxs!-Macher
diesbezüglich allerdings kaum fündig. Nach dem
Länderschwerpunkt Niederlande im vergangenen Jahr liegt der Fokus 2005 auf osteuropäischen Produktionen. So wird der polnische
Film „Dasha” von Barbara Pawlowska über ein
siebenjähriges Mädchen, das unter der Trennung von seinem Vater leidet, gezeigt. Außerdem ist zu sehen, wie der 12-jährige Tom in
dem polnischen Beitrag „Tom W.” (Regie: An-
D
TOP TEN
Kinderfilme 2004
Es lohnt sich ...
Harry Potter und der Gefangene
von Askaban / Warner Bros. /
6.547.643 Besucher
Bärenbrüder / Buena Vista Int. /
3.452.760 Besucher
Die Unglaublichen / Buena Vista Int /
2.199.987 Besucher
doxs! – das Kinderdoku-Projekt
der Duisburger Filmwoche
Mehr als nur
„Die Maus“
VON OLIVER BAUMGARTEN
Kinderfestivals
02. - 09.10.2005
Detmolder Kinder- und Jugendfilmfest
Veranstalter: Jürgen Tank (Dt. Kinderschutzbund Detmold e.V.),
Tel. (05231) 69298;
[email protected]
www.lichtspielzeit.de
09. - 16.10.2005
KinderFilmFest Münster
Veranstalter: Prof. Dr. Bernward Hoffmann
(Fachhochschule Münster), Regina Wegmann (Kino für Kinder bei den Münsterschen Filmtheater-Betrieben GmbH)
Tel. (0251) 8365782 oder Tel. (0251)
3996026; [email protected]
oder [email protected]
www.kinderfilmfest-muenster.de
31. 10. - 06.11. 2005
17. Bielefelder Kinder- und
Jugendfilmfest
Veranstalter: Christiane Orywal (Filmhaus
Bielefeld e.V.), Tel. (0521) 56077966;
[email protected]
www.filmhaus-bielefeld.de
03.11. - 15.11.2005
21. Kinderfilmtage im Ruhrgebiet
Veranstalter: Barney Hanenberg (Kinderfilmtage Ruhrgebiet), Tel. (0208) 800099;
[email protected]
www.kinderfilmtage-ruhr.de
na Wieckowska) den Familienalltag organisiert,
und in Estland muss der 18-jährige Mikk in
„Congratulations” (Regie: Urmas E. Liiv) endlich
seinen inneren Schweinehund überwinden. In
fast allen Dokus spielt der Beitritt zur EU eine
wichtige Rolle. „Ängste, Bedürfnisse und Hoffnungen werden auf die sich ankündigende Veränderung projiziert. Man hat eine Vorahnung,
was da kommen könnte: eine verheißungsvolle
Zukunft oder aber das Nichts”, so die Organisatoren.
Die Vorführungen werden für die jungen
Zuschauer in Duisburg live eingesprochen, da
synchronisierte Fassungen nur selten vorhanden
sind. Vor zwei Jahren hatte doxs! einen Stoffmarkt für Kinder-Dokus organisiert und damit
erstmals nachdrücklich die Szene im deutschsprachigen Fernseh- und Förderungsbereich
sensibilisiert. Mit einem Programm geht doxs!
zudem jährlich durch unterschiedliche deutsche,
österreichische und französische Institute auf
Tour. Sommer: „Es geht uns auch darum, gezielt Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für das
Thema zu betreiben.”
Die Ausbildung von Medienkompetenz
steht bei doxs! durch das gemeinschaftliche Erleben der Filme im Kino und durch die lebhaften Gespräche im Anschluss im Vordergrund.
Diesen Anspruch unterstreicht auch das Projekt
„doxs! Schule”, in dem das doxs!-Team über ein
Schuljahr hinweg zweimal pro Woche an zwei
offenen Duisburger Ganztagsgrundschulen Dokumentarfilme zeigt, diskutiert und mit den Kindern eigene Ideen für Doku-Projekte erarbeitet.
Nähere Informationen zu doxs! und zum
diesjährigen Programm der Duisburger Filmwoche finden sich unter www.duisburger-filmwoche.de oder unter (0203) 2834164.
Große Haie – Kleine Fische / UIP /
1.920.996 Besucher
Garfield / Twentieth Century Fox /
1.481.122 Besucher
Der Polarexpress / Warner Bros. /
1.386.556 Besucher
Lauras Stern / Warner Bros. /
1.289.289 Besucher
Bibi Blocksberg / Constantin /
1.223.235 Besucher
Findet Nemo / Buena Vista Int. /
1.021.760 Besucher (insg. 8.678.707)
Das Sams in Gefahr / Constantin
797.121 / Besucher (insg. 1.191.791)
Quelle: FFA
Schwerpunkt: Kinderfilm – [email protected]
04.11. - 14.11.2005
Internationales Kinderfilmfest
Leverkusen
Veranstalter: Ute Mader (Kommunales
Kino Leverkusen), Tel. (0214) 4064184;
[email protected]
www.vhs-leverkusen.de
10. - 16.11.2005
20. KinderKinoFest Düsseldorf
Veranstalter: Klaus Dieter Schneider
(Medienzentrum Rheinland),
Tel. (0211) 8998105;
[email protected]
www.kinderkinofest.de
11. – 17.11.2005
11. Internationale Kinder- und
Jugendfilmfest Marl
8. Schülerfilmfestival NRW
Veranstalter: media profile und communikation, Detlev Ziegert, Tel. (0171)
5479441; [email protected]
www.kinderfilmfestival.de
12. - 19. 11.2005
16. Kölner Kinderfilmfest Cinepänz
Veranstalter: Sabine Sonnenschein
und Joachim Steinigeweg
(JFC Medienzentrum Köln),
Tel. (0221) 13056150; [email protected]
www.cinepaenz.de
Erfolgreichster deutschen Film 2004:
„Bibi Blocksberg“, Foto: Bavaria
04. – 09.05.2006
29. Kinder- und Jugendkino
der Internationalen Kurzfilmtage
Oberhausen
Veranstalter: Hilke Doering (Int. Kurzfilmtage Oberhausen), Tel. (0208)
825 2899; [email protected]
www.kurzfilmtage.de
19
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25.08.2005
14:41 Uhr
Seite 20
Neben den zahlreichen
Kinderfilmfestivals haben sich
Fördermöglichkeiten
Kompetenz für
Kinderfilme
in den letzten Jahren auch
alternative Vertriebswege für
Kinder- und Jugendfilme
entwickelt, die mit Erfolg den
Alternative Abspielplätze für Kinderfilme
VON OLIVER BAUMGARTEN
Nischenmarkt bedienen.
er Kinderfilm ist zweifelsohne mehr als
nur eine beliebige Untergattung des
Films. In unserer von Bildern dominierten
Welt übernimmt gerade der Film für Kinder
auch einen Teil der viel zitierten medienpädagogischen Verantwortung. Somit nimmt
die Förderung diesbezüglich eine wichtige
Rolle ein.
Während Großproduktionen von „Der
kleine Eisbär” bis „Bibi Blocksberg” von Institutionen wie der FFA oder den Länderförderern äußerst praktikabel und erfolgreich mit
getragen werden, hat sich Anfang des Jahres eine neue Anlaufstelle für den engagierten Kinderfilm formiert. Die Kulturelle Filmförderung des Bundes (BKM) und die von den
Bundesländern getragene Stiftung Kuratorium
Junger Deutscher Film haben ihre Kräfte auf
dem Feld des Kinderfilms nun gebündelt mit
dem Ziel, „die Entwicklung und Produktion
von anspruchsvollen Kinder- und Jugendfilmen” nachdrücklich zu fördern. Die beschlossene Aufgabenteilung sieht seit Februar
2005 vor, dass sich das Kuratorium auf die
Projektentwicklung und Drehbuchförderung
von Kinderfilm-Projekten konzentriert, während das BKM schwerpunktmäßig die daraus
folgenden Filmproduktionen fördern soll.
Langfristig streben beide Institutionen an, ein
bundesweites Kompetenzzentrum für den
Kinderfilm zu schaffen. Zu diesem Zwecke
wurden von beiden Seiten Gelder in Höhe
von 1,25 Millionen Euro pro Jahr generiert.
In einer ersten Gremiumssitzung bedachte
man Ende April bereits sieben Projekte mit
850.000 Euro. Gefördert wurden unter anderem „Der Räuber Hotzenplotz” (Regie: Gernot Roll, Buch: Ulrich Limmer/Claus Hant),
„Krabat” (Regie: Hans-Christian Schmid, Buch:
Michael Gutmann), „Golda & Franz” (Buch
und Regie: Don Schubert) sowie „Lui und die
Pelzmütze” (Buch und Regie: Rike Holtz). Der
nächste Einreichtermin für eine Produktionsförderung für einen Kinder- oder Jugendfilm ist der 15. September 2005.
Ungeachtet dessen besteht selbstverständlich auch bei allen anderen Förderern
nach wie vor die Möglichkeit, Kinderfilme einzureichen. So förderte etwa die Filmstiftung
NRW auf ihrer jüngsten Gremiumssitzung Ende Juni 2005 die Produktion von drei Kinderund Jugendfilmen: neben Hans-Christian
Schmids „Krabat” und Thilo Graf Rothkirchs
Animation „Dodo” (Buch: Serena Romanelli) auch „August”, das Kinodebüt der Regisseurin und Autorin Pia Marais.
Mehr Infos über die Kinder- und Jugendfilmförderung des BKM unter www.filmfoerderung-bkm.de.
Jenseits des Kinos
D
20
VON WOLFGANG HIPPE
ie Bonner Kinderfilmwochen gibt es so
nicht mehr. Die Einstellung ihres Projektes
fiel der Gruppe um Günther Kinstler nicht leicht,
schließlich hatte man die Veranstaltung über
die Jahre hinweg gut etabliert. Am Ende konnte aber keiner mehr die für die Organisation einer solchen Initiative notwendige Zeit aufbringen. Filme für Kinder wird man zwar weiter zeigen, aber unregelmäßig und an eher unspektakulären Orten – in Kindergärten oder vielleicht auch an Schulen. Kinstler selbst bleibt
dem Festivalbetrieb erhalten. Schon seit 2002
leitet er das internationale Kinderfilmfestival Lucas in Frankfurt. Die Mutter aller deutschen Kinderfilmfeste wird vom Deutschen Filmmuseum,
der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) und dem Bundesverband Jugend
und Film e.V. (BJF) veranstaltet. Für letzteren entwickelte Kinstler u.a. ein „Qualitätslabel für Kinderfilme”.
Auch ohne Bonn bleibt Nordrhein-Westfalen eine respektable Anzahl von Kinderfilmfestivals, die in jedem Herbst Highlights für das
junge Publikum bieten. Die im „Netzwerk Kinderfilmfeste NRW” zusammengeschlossenen
Veranstalter kooperieren bei der Programmgestaltung und stimmen ihre Termine aufeinander ab. Auch wenn die Landesförderung des
Netzwerks nahezu komplett eingestellt worden
ist, will man doch an der Zusammenarbeit festhalten, wie Joachim Steinigeweg vom Kölner
Cinepänz meint: „Es bringt allen Beteiligten Vorteile.” Denn im Kleinen gilt fast das Gleiche wie
für die großen Festivals: Die Recherche nach
passenden und aktuellen Titeln ist oft zeitaufwendig und teuer. Vor allem ausländische Filme wären für den einzelnen Veranstalter kaum
zu finanzieren.
Die Präsentation von oft auch ungewöhnlichen Filmen für Kinder und Jugendliche beschränkt sich freilich längst nicht mehr auf die
Festivals. Dahinter hat sich eine stabile Szene
etabliert, die stetig daran arbeitet, dem jungen
Publikum Filme jenseits kommerzieller Zwänge
zugänglich zu machen. Die Zahlen der nicht-gewerblichen Filmarbeit können sich dabei durchaus sehen lassen. Der BJF etwa verfügt über einen inzwischen auf rund 400 Titel angewachsenen Katalog, der vom Blockbuster über den
Dokumentarfilm bis zu Independent-Streifen
reicht. Gängige Titel sind etwa „Bibi Blocksberg”,
D
„Rhythm is it”, und auch „Harry Potter” kann
man hier buchen. BJF-Geschäftsführer Reinhold
T. Schöffel zählt bei seinem Programm gute
300.000 Zuschauer im Jahr und ist stolz darauf,
dass manche Filme über die Clubfilmothek
„mehr Zuschauer erreichen als unter kommerziellen Bedingungen im Kino” – in der Vergangenheit etwa Titel wie „Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse” oder „Es gibt nur einen
Jimmy Grimble”.
Der Verleih der Clubfilmothek-Titel läuft über
eine Mainzer Agentur, die auch die Filmothek
der Jugend NRW betreut. Die Kooperation
macht schon wegen der Kosten Sinn. Der Katalog der Filmothek umfasst rund 110 Titel und
überschneidet sich nur teilweise mit dem BJF.
Insgesamt hat man im letzten Jahr rund 23.000
Zuschauer erreicht, so Sonja Scholz. Die Filmothek verleiht auch DVD-Player: „Aber die
technische Ausstattung vor Ort ist mittlerweile kein Problem mehr. Viele Jugendämter verfügen über Beamer, und auch bei den Schulen
sieht es ganz gut aus.”
Das bundesweit agierende Kinder- und Jugendfilmzentrum (KJF) in Remscheid hat seinen
Videoverleih schon seit längerem an die BJF-
Infos & Tipps
fürs nicht-gewerbliche Abspiel
Kinder- und
Jugendkino im
Internet
www.kinderfilm-online.de
Eine zentrale Adresse nicht nur für interessierte Kinder und Jugendliche. Integriert ist eine Kinowebsite für Kinder: www.kinokids.de. Hier
finden sich auch Hinweise auf den Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V.
[email protected]
– Schwerpunkt: Kinderfilm
Clubfilmothek abgetreten und konzentriert sich
nun unter anderem auf die Herausgabe einer
DVD-Edition. Unter Leitung von Horst Schäfer
werden bewusst Filme ausgesucht und angekauft, die sich vom Kino-Mainstream absetzen.
Beim Kauf der DVD werden die nicht-gewerblichen Abspielrechte miterworben. Der Preis dafür ist in den letzten Jahren beträchtlich gesunken. Ende der 1990er Jahre kostete die Lizenz für ein damaliges Kaufvideo noch rund 150
Euro, heute zahlt man um die 30 Euro – auch
dank des Verhandlungsgeschicks des KJF. Verkaufshit ist derzeit die oscar-nominierte Internatsstory „Evil”, aber auch weniger bekannte
Titel wie „Ein toller Sommer” von Ulf Malmros
finden ihr Publikum. Daneben informiert das KJF
mit seinem Online-Magazin „Top-Videonews“
fortlaufend über aktuelle Titel auf dem Videound DVD-Markt – und konkurriert dabei teilweise mit den Filmkritiken auf www.spinxx.de.
Die Autoren des vom JFC betreuten Mediums
sind allerdings keine Medienprofis, sondern Kinder und Jugendliche, die ihre Meinung zum Film
kundtun.
Von der wachsenden Aufmerksamkeit für
den Film für Kinder und Jugendliche zeugt auch
www.bjf.info
Die Website des Bundesverbandes Jugend und
Film e.V. (BJF) Frankfurt. Er bietet in seiner Clubfilmothek über 400 ausgesuchte Spielfilme an.
www.medienarbeit-nrw.de
Landesarbeitsgemeinschaft Lokale Medienarbeit NRW e.V. (LAG LM) ist der NRW-Teil des BJF.
www.filmothek-nrw.de
Zum Programm gehört neben dem nicht-gewerblichen Filmverleih auch ein Technikverleih.
www.kjf.de
Das Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) Remscheid verkauft ausgesuchte
DVDs inklusive des Rechts zur nicht-gewerblichen öffentlichen Vorführung. Das wöchentlich aktualisierte Online-Magazin „Top-Videonews” informiert über Neuerscheinungen
bei Videos und DVDs.
newsletter_aug_16-32_n
25.08.2005
„Lauras Stern“,
Foto: Warner Bros.
14:41 Uhr
Seite 21
„Der Schatz der weißen Falken”
Kinder begreifen mehr,
als man denkt
m 12. Oktober startet Christian Züberts neuer Film „Der
Schatz der weißen Falken” in den Kinos. In der Produktion der Kölner Little Shark Entertainment erzählt er eine spannende Abenteuergeschichte über den Abschied von der Kindheit. Der Newsletter sprach mit Zübert und seinem Produzenten
Tom Spieß über ihren Film.
s
die inzwischen zum dritten Mal durchgeführte bundesweite „Schul-Film-Woche”. Allein in
NRW erreichten die Organisatoren in diesem
Jahr rund 51.000 junge Besucher. Das vom Kölner Institut für Kino und Filmkultur (IKF) entwickelte Konzept „Lernort Kino” sieht die Kooperation mit den Kinobetreibern vor Ort vor
und ermöglicht für alle Altersstufen den Besuch
ausgewählter Filme während der Unterrichtszeit. Im Verleihkatalog finden sich Titel wie „Das
Geheimnis der Frösche“ für die Grundschule,
„Super Size Me“ für die Mittelstufe oder „Die
Grauzone“ und „Zug des Lebens“ für die Oberstufe. Für jeden Film gibt es ein „Filmheft” mit
Aufgaben zur Inhalts- und Filmanalyse und zahlreichen Hintergrundinformationen für die Vorund Nachbereitung.
Noch ein Tipp zum Schluss: Eine Rarität versteckt sich im Verleihprogramm der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Das Kinderund Jugendkino Oberhausen, das seit fast 30
Jahren Teil der Kurzfilmtage ist, hat aus dem Programm die Kinderfilmrolle „Kurzes für Kurze“
zusammengestellt, einen Sampler mit einschlägigen Titeln für Kinder.
A
Geschichte so erzählt, wie ich wollte – und die Erfahrung gemacht, dass Kinder viel mehr begreifen, als man denkt.
Für welche Zielgruppe haben Sie den „Schatz der
weißen Falken“ geschrieben und gedreht?
Christian Zübert: Eigentlich mache ich meine Filme nie für
eine Zielgruppe, sondern erst mal nur so, wie sie mir selbst gefallen würden. Bei den „Weißen Falken“ war es mir jedoch wichtig, dass der Film spannend und unterhaltsam genug für Kinder ist, aber auch Erwachsene die Emotionalität und Dramatik des Filmes nachvollziehen können.
Originalstoffe für Kinder haben es derzeit schwer
im Kino. Muss das so sein?
Tom Spieß: Ich halte das teilweise für eine negative selffulfilling prophecy der Branche. Es gibt durchaus positive Beispiele wie zum Beispiel „Kletter Ida“ oder „4 Freunde und 4 Pfoten“, die erfolgreich gelaufen sind. Andererseits muss man sich
auch fragen, ob sich die Bestsellerverfilmungen mit ihren enormen P&A Budgets für den Produzenten überhaupt rechnen und
ob man zum Beispiel mit einer „Bibi Blocksberg“ überhaupt Geld
verdient. Mit Qualität und intelligentem Marketing kann man
auch ohne erfolgreiche Buchvorlage Erfolg haben – künstlerisch und wirtschaftlich.
Haben Sie in Ihrer Erzählweise auf Ihre jungen Zuschauer Rücksicht genommen?
Christian Zübert: Höchstens was die Darstellung von Gewalt und Härte in der Sprache angeht. Ansonsten habe ich die
Was ist geplant, damit „Der Schatz“ sein verdient
großes Publikum findet?
Tom Spieß: Wir haben ein Test-Screening mit 350 Kindern
mit hervorragenden Werten für
den Film gemacht, aus dem wir
die Themen für die Bewerbung
entwickelt haben. Jetzt müssen
wir den Film auf dem Schulhof
zum Thema machen, und dafür
braucht es verschiedenste Medienpartner. So werden wir eng mit dem Tigerenten-Club zusammenarbeiten und gleichzeitig auch mit dem Netzwerk der
Schülerzeitungen und den Lehrern in allen Bundesländern. Wir
haben mit Falcom einen sehr guten Verleih und ein ordentliches Budget dafür zusammen. In allen Diskussionen wird doch
deutlich: Sehen Kinder nur die Sequels ihrer Lieblingsbücher und
wird der Kinderfilm nur als Merchandising-Plattform definiert,
erzieht man sie zu Junk-Food-Konsumenten.
Qualität und intelligentes Marketing: „Der Schatz
der weißen Falken“ (links), Foto: Falcom Media;
Tom Spieß und Christian Zübert (rechts). Foto: Heike Herbertz
Die Wünsche der Zielgruppe:
Spannend oder lustig muss es sein
www.lernort-kino.de
„Lernort Kino” ist eine bundesweite Initiative,
die die inzwischen bundesweite „Schul-FilmWoche“ veranstaltet. Für jeden angebotenen
Film gibt es ein „Filmheft” mit Aufgaben zur Inhalts- und Filmanalyse und zahlreichen Hintergrundinformationen für die Vor- und Nachbereitung. Alle aktuellen und bereits vergriffenen Hefte sind bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) als pdf verfügbar
(www.bpb.de/publikationen/SNA3WX,0,0,Filmhefte.html).
www.kinderfilmfeste-nrw.de
Das Netzwerk der Kinderfilmfestivals in NRW
www.spinxx.de
Hier bietet das Jugendfilmzentrum Köln und der
Jugendfilmclub Köln Kindern die Gelegeneit,
sich als Filmkritiker zu versuchen.
as wollen Kinder sehen? Und wie wird ihr Interesse geweckt? Stefanie Hadding sprach mit der Zielgruppe und
befragte Kinogängerin Kerstin Wulf, 10 Jahre, nach ihren Vorlieben.
W
Wie hörst Du von einem neuen Film im Kino?
Meistens von Freundinnen, die schon drin waren. Wenn
die ihn gut fanden, dann spricht sich das schnell rum, und zum
Schluss waren dann fast alle aus der Klasse drin. Manchmal
schaue ich auch auf die Plakate am Kino, die die Filme ankündigen.
Was sind Deine aktuellen Lieblingsfilme?
„Star Wars” und „Harry Potter”. „Snow Dogs” und „Ice
Age” haben mir auch sehr gut gefallen.
Welche Filme interessieren Dich besonders?
Am liebsten mag ich Zeichentrick, besonders wenn es
schöne Figuren sind, die wie Menschen aussehen. Und die Filme müssen entweder spannend oder lustig sein, so wie „Der
Schuh des Manitu” oder „Der Partyschreck”.
Schwerpunkt: Kinderfilm – [email protected]
Gehst Du lieber ins Kino,
wenn Du den Film schon vorher
als Buch kennst?
Kommt darauf an: Wenn ich das
Buch schon gelesen habe und mir die
Figuren sehr gut vorstellen kann, dann
gehe ich lieber nicht ins Kino, weil die
Filme dann manchmal enttäuschend
sind. Wenn ich mir die Figuren im
Kerstin Wulf (10)
Buch nicht so gut vorstellen konnte,
dann gehe ich ins Kino. Und natürlich
auch dann, wenn ich auf einen Film besonders neugierig bin,
wie etwa auf „Die wilden Hühner” – das ist nämlich mein Lieblingsbuch.
Wo guckst Du lieber Filme: im Kino oder auf dem
Sofa?
Bei DVDs mag ich, dass man Stopp drücken und dann mal
was nachfragen kann. Das geht im Kino nicht so gut. Dafür kann
man da Popcorn essen und kann von schön weit hinten die große Leinwand mit den großen Figuren genießen.
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25.08.2005
14:42 Uhr
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Es sind die letzten Häuser am Rande einer großen Wiese, am Horizont ragen
Kirchtürme auf, es weht ein laues Lüftchen. Hier, bei Xanten, verfilmt Vivian Naefe
Cornelia Funkes Kinderbuch-Bestseller „Die wilden Hühner”. Man kann sich weitaus
unangenehmere Arbeitsbedingungen vorstellen, aber die Natur hat ihre Tücken.
„Die Wilden Hühner“...
Am Set von „Die wilden Hühner”
Wildes
Wetter
VON CHRISTIAN SEEBAUM
...und ihre Kontrahenten,
die Pygmäen.
22
as eherne Kommunikationsgesetz, dass man mit einem
zwanglosen Einstieg über das Wetter
schon einmal nichts falsch machen
kann, gilt hier am Set von „Die wilden
Hühner“ nicht. Denn auf nichts ist Regisseurin Vivian Naefe schlechter zu
sprechen: Es ist August, aber Hochsommer steht weiterhin nur im Kalender. Stattdessen zwingen permanente Wetterwechsel und Regenschauer, den Drehplan flexibel zu halten. Auch an diesem 17. von insgesamt 48 Drehtagen wechselt die
Lichtstimmung zunächst im 20-Minuten-Rhythmus. Erst ist es Grau in
Grau, dann fallen einige Tropfen,
dann treibt der Wind die Wolken auseinander, so dass sie plötzlich nur
noch als faule Inseln im Blau des Himmels hängen und die Sonne sticht.
Wie sollen da Anschlüsse funktionieren? Zumal an jedem Motiv in Xanten 14 Tage lang Szenen zu drehen
sind, die später an ganz verschiedenen Stellen im Film platziert sein werden.
Die Verfilmung von Cornelia Funkes erfolgreicher Kinderbuchreihe, die
von Güzin Ker und Produzentin Uschi
Reich für die Leinwand adaptiert
wird, handelt von Sprotte und ihrer
Mädchengang „Die wilden Hühner”
(dabei ist auch Paula, die Tochter von
Katja Riemann), die eines Tages erfahren müssen, dass Sprottes Oma
das namengebende Federvieh
schlachten lassen will. Um das zu verhindern, ist den Mädels jedes Mittel
recht – selbst wenn das heißen sollte, auf die Hilfe der konkurrierenden
Jungenbande Pygmäen zurückzugreifen. „Ich finde sehr wichtig, dass
hier ein humorvolles, aber auch sehr
realistisches Bild von der Kinderwelt
11-jähriger Mädchen gezeichnet
wird”, sagt Vivian Naefe. „Dass die
auch Probleme haben und dass die
Kindheit nicht nur glücklich ist und
dass sie aber trotzdem sich durchkämpfen als Bande mit ihren häuslichen Problemen. Das hat in den Romanen so einen Touch wie das, was
man unter englischem Kino versteht,
in denen auch sozialrealistisch mit viel
Humor erzählt wird.”
Im heute zu drehenden „Bild 30”
(Haus Oma – Eingang/Garten) sind je-
D
denfalls alle Hühner noch wohlauf
und lassen sich im Holzstall neben
Omas Backsteinhaus vom geschäftigen Filmteam nicht beeindrucken. Im
Haus legt die Ausstattungsabteilung
letzte Hand an: dämmriges OmaAmbiente mit Mobiliar im Sperrmüllschick, verwegen gemusterte Tapeten und gehörig Patina. Überall
sind kleine Merkzettel in Altfrauenhandschrift verteilt mit Notizen wie
„Fenster putzen”, „Licht ausmachen”,
aber auch „Gewehre reinigen, Läufe polieren”. Dass es ausgesprochen
muffig riecht, soll allerdings nicht zur
Authentizität beitragen, sondern
kommt daher, dass das Haus lange
Zeit leer stand. So ist auch der Wasserfleck, der sich malerisch an der
Wohnzimmerdecke abzeichnet, nicht
der hohen Kunst der Ausstatterinnen
zu verdanken, sondern echt. Dafür
durfte das Team nahezu uneingeschränkt walten, hat mit Genehmigung des Eigentümers sogar zusätzliche Fenster in die Außenwand
gebrochen.
Draußen im Garten herrscht eine Mischung aus verwildert und liebevoll beackert. Große Kohlköpfe
und halbreife Tomaten – alles in einer Gärtnerei wochenlang vorgezogen und dann hier ausgepflanzt –
stehen in ordentlichen Reihen, dazwischen eine pittoreske Vogelscheuche. „In Millionen Köpfen der
Leser und Leserinnen sitzt eine klare
Vorstellung, wie Oma wohnt”, sagt
Vivian Naefe, und man kann sich gut
vorstellen, dass die Erwartungen hier
erfüllt werden. In der Einstellung zuvor ist Veronica Ferres, die Sprottes
Taxi fahrende Mutter Sybille spielt
(„sehr chaotisch, sehr temperamentvoll, sehr emotional”), mit dem
Wagen vorgefahren. Nun kommt sie
schwungvoll in Jeans und rosa Kapuzenpulli mit einem Zehnerkarton
Milch unter dem Arm in Omas Garten. Mutter und Großmutter gehen
aufs Haus zu, der auf Schienen zurückweichenden Kamera entgegen.
Der Text sitzt (Oma: „Ich öle das Gartentor nicht mehr, damit ich die Einbrecher höre”), doch nach drei, vier
Takes wird noch immer darüber diskutiert, wie heftig denn nun die an
die Krücken gehende Oma (gespielt
[email protected]
– Setbesuch
von der 81-jährigen Doris Schade) sich
entziehen soll, wenn Sybille Anstalten
macht, sie stützend am Arm zu fassen.
Auch Michelle von Treuberg alias Sprotte ist am Drehort, aber gerade nicht im Einsatz. Sie sitzt auf einem Klappstuhl und kämpft gemeinsam mit einer Betreuerin gegen
die Langeweile an. Wie bei jedem
Film mit Kindern ist auch hier eine
medienpädagogische Fachkraft, die
penibel die Arbeits- und Pausenzeiten der Jungdarsteller notiert, immer
am Set. In NRW, so erfährt man, sind
die Einschränkungen für künstlerische
Kinderarbeit nicht so streng wie in
anderen Bundesländern. Auch hier
gelten zwar drei Stunden als Höchstgrenze pro Tag, doch dürfen im Jahr
mehr als 30 Tage zusammen kommen. Vielleicht liegt es auch daran,
dass Peter Zenk – im Gespann mit
Uschi Reich kinderfilmerfahrener Produzent („Das fliegende Klassenzimmer”) des von der Filmstiftung NRW
geförderten 4,6 Millionen-Projektes
– sehr entspannt wirkt. Ob das große Baumhaus der „Wilden Hühner”
rechtzeitig fertig wird, das gerade im
Park des Schlosshotels Lerbach in Bergisch Gladbach entsteht und der aufwändigste Schauplatze des Films ist,
scheint derzeit die größte Sorge zu
sein.
In Omas Garten sind unterdessen
Veronica Ferres und die wackere Doris Schade, der in jeder Drehpause sofort eine hilfreiche Hand mit Sonnenschirm beispringt, noch ein paar
Mal auf und ab gegangen, und nach
dem Ende jeder weiteren Aufnahme
hat Veronica Ferres es eiliger, den Karton mit den Milchtüten abzustellen,
bei dem es sich ganz offensichtlich
doch nicht um eine ausgehöhlte Requisite handelt. Dann ist auch Vivian
Naefe zufrieden. Nur, gibt sie zu bedenken, wäre es schön, wenn man
jetzt bitte für den besseren Anschluss
auch noch eine Version mit verhangenem Himmel drehen könnte. Die
Blicke gehen nach oben: Die nächste Wolkeninsel ist etwa eine Fingerspanne weit entfernt, aber die Bewegung am Himmel ist gleich null.
Naefe trägt es mit Fassung. Über das
Wetter spricht hier längst keiner
mehr.
„Sprotte“ (Michelle von Treuberg),
die Anführerin der „Wilden Hühner“.
Fotos: 2005 Constantin Film, München
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Setbesuch – [email protected]
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The Flying
Scotsman
„Der Funke des Lebens“,
Foto: Heinz Vogt Filmproduktion
Der Funke des
Lebens
Vom 15. bis 25. August fanden in Köln und
Umgebung die Dreharbeiten zu dem neuen 20Minuten-Kurzfilm von Hendrik Vogt statt. In
„Der Funke des Lebens” erzählt er von der
Suche des 41-jährigen arbeitslosen Michael
nach dem Sinn seines Lebens. In der Produktion,
die vom Kölner Filmhaus gefördert wird,
spielten die Schauspieler Thomas Ulrich und
Alexandra Lowygina vor der Kamera von
Mike Aydin.
Heinz Vogt Filmproduktion, Tel.
(02235) 85382; [email protected]
Der Kinofilm „The Flying Scotsman” basiert
auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte des schottischen Radrennfahrers
Graeme Obree, der 1993 aus dem Nichts
heraus mit einem selbst gebauten Rennrad den
Weltrekord im Ein-Stunden-Rennen brach und
sich bis 1996 an der Weltspitze halten konnte.
In dem Kinofilm, den zero west seit dem 24.
Juli in Glasgow und vom 23. August bis zum 2.
September in Köln und Kaarst dreht, spielt
Johnny Lee Miller („Trainspotting”) die
Titelfigur. Als weitere Darsteller haben die Produzenten Peter Broughan und Damita
Nikapota sowie die Koproduzenten Kai
Künnemann und Martin Hagemann u.a.
Brian Cox und Laura Fraser unter Vertrag.
Für das Casting war Maureen Duff zuständig.
Regie bei diesem Biopic führt Douglas MacKinnon nach einem Buch von John Brown,
Declan Hughes, Peter Broughan und
Simon Rose. Die Bilder liefert Kameramann
Gavin Finney.
zero west, Tel. (0221) 9129025;
[email protected]
Paradizers
Eine Tablette
Adolf Winkelmann dreht im Oktober und
November in NRW seinen neuen Film „Eine
Tablette” in Zusammenarbeit mit dem WDR
(Redaktion: Katja De Bock). Das Drama nach
einem Buch von Benedikt Röskau erzählt
die emotionale Geschichte von Eltern eines
behinderten Kindes und einem unerschrockenen Arzt im ungleichen Kampf gegen einen
milliardenschweren Pharmakonzern, der
zwischen 1957 und 1961 mit unzureichend
getesteten Medikamenten (Contergan) bei über
10.000 Neugeborenen schwerste Behinderungen verursachte. Der TV-Zweiteiler von
Zeitsprung Film und Produzent Michael
Souvignier sieht ein Budget von 4,8 Millionen
Euro vor. Für das Casting ist Sabine
Schwedhelm zuständig.
Zeitsprung, Tel. (0221) 94980210;
[email protected]
Wohin gehen wir? Welchen Preis zahlen wir für
die Liebe und welchen für die Freiheit? Elisa,
Florian und Richie sind drei grundverschiedene
junge Erwachsene, die auf einer Mittelmeerinsel
die Erfüllung ihrer Träume suchen. Das Drama
„Paradizers” erzählt eine melancholische,
aber auch komische Geschichte des Sichausprobierens und der Suche nach Liebe, Nähe und
Anerkennung. In Münster und Düsseldorf
dreht intervista digital media (in Zusammenarbeit mit Pictorion – das werk) ab
Ende August bis Mitte Oktober den Kinofilm in
Koproduktion mit dem WDR (Redaktion: Andrea Hanke). Regie führt Rolf SchneiderWolckenstein nach seinem eigenen Buch.
Die Produzenten Sandra Harzer-Kux und
Christian Kux haben die Agentur Welby +
Seibicke mit dem Casting beauftragt. Für die
Bilder sorgt Kameramann Peter Drittenpreis.
intervista digital media,
Tel. (040) 85351900;
[email protected]
Bunte Liga
Blaze
Sönke Wortmann und Tom Spieß sowie
Shark TV in Koproduktion mit Constantin
produzieren zur Fußball WM 2006 eine Sat.1Serie, bei der es (fast) immer ums runde Leder
geht. Die sieben 45-minütigen Folgen erzählen
die Geschichte einer Fußballmannschaft, deren
Mitglieder seit über zwei Jahrzehnten durch die
Leidenschaft zum Sport miteinander verbunden
sind. Während sie in den 80er-Jahren noch von
der großen Fußballerkarriere träumten, musste die Unbekümmertheit des Jugendfußballs der
Realität des Alltags Platz machen. Doch trotz
aller Unterschiede der nun Erwachsenen, haben
sie noch ein Ziel vor Augen: die „BunteLiga”(AT)-Meisterschaft. Wortmann, der
neben Heinrich Hadding und Wolfgang
Groos Regie führt, dreht noch bis zum 21. Oktober in Köln und Umgebung. Autor der Folgen
ist neben Wortmann und Hadding auch
Mathias Aicher. André Röhner, Volker
Muthmann, Matthias Gall, Stefan
Feddersen Clausen, Holger Dexne, Kai
Ivo Baulitz und Roberto Guerra spielen die
Fußballer. In weiteren Rollen sind Anja Carolin
Pohl, Mignon Remè, Lucie Pohl und Anja
Herden zu sehen.
Sat.1, (030) 20902375;
[email protected]
Voraussichtlich ab November steht Til
Schweiger für seinen neuen Film „Blaze” vor
der Kamera. In Köln und Umgebung sind die
Dreharbeiten für Januar geplant. Der KinoThriller von Barefoot Films und den Koproduzenten Manifesto und Universal erzählt
die Geschichte einer Rache. Der Star-Werber
Eddie Sherman steht vor der Hochzeit mit der
Tochter seines Chefs. Er wähnt sich am Ziel
seiner Wünsche, als er erpresst wird, einem Vergewaltiger ein falsches Alibi zu liefern. Um seine
Interessen zu wahren, steigt Eddie auf den
schmutzigen Deal ein; der Täter kommt frei.
Doch dessen Opfer nimmt Rache, bringt ihren
Peiniger um und legt die Spuren so geschickt,
dass als Täter nur Eddie in Frage kommt. Regie
bei diesem Drama führt Reto Salimbeni nach
seinem eigenen Buch. Das Budget des Films soll
rund sieben Millionen Euro umfassen.
Barefoot Films, (030) 44323831;
[email protected]
Tatort:
Das Ewig Böse
Zwei Leichen – ein Gift. Doch wo liegt die Verbindung zwischen den Morden am Oberhaupt
einer Münsteraner Keks-Dynastie und einem
Apothekersohn? „Das Ewig Böse” ist ein
neuer Fall für das Münsteraner Duo Thiel (Axel
Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers). Gedreht wird der neue Tatort noch bis zum 1.
September in Köln und Münster. Bei dem TVKrimi von filmpool im Auftrag des WDR
(Redaktion: Helga Poche) führt Rainer
Matsutani Regie nach seinem eigenen Drehbuch. Für das Casting haben die Produzentinnen
Iris Kiefer und Katrin Kuhn Die Besetzer
beauftragt. Die Kamera führt Gerhard
Schirlo.
Filmpool, Tel. (0221) 9215990;
[email protected]
Entführung für Anfänger
Die 13-jährige Pik (Sidonie von Krosigk)
zieht los, um die vom finanziellen Ruin bedrohte
Tierpension ihrer Oma (Gudrun Okras) zu
retten. Ihre Gesangseinlage am Flughafen bringt
ihr allerdings kein Geld, sondern nur Ärger mit
der Polizei. Ihr gelingt es, den Flughafen zu verlassen, indem sie sich als französische Gastschülerin der wohlhabenden Familie Königstein
(Sonja Kirchberger, Heinrich Schafmeister) ausgibt. Zunächst sieht es so aus, als könnte Pik bei ihnen untertauchen, doch bald schon
muss sie wieder fliehen. Die Geißendörfer
Filmproduktion mit Produzent Hans W.
Geißendörfer drehte vom 12. Juli bis zum 11.
August den TV-Film „Entführung für Anfänger” (AT) in Köln, Bonn und Umgebung, der
in Zusammenarbeit mit ARD Degeto (Redak-
24
tion: Claudia Grässel) entsteht. Regie bei dieser Familienkomödie führt Dominikus Probst
nach einem Buch von Dorothee Schön. Für
die Bilder sorgte Kameramann Peter Ziesche.
Für das Casting waren Maria Schwarz und
Horst D. Scheel zuständig. In weiteren Rollen
sind u.a. Robin Becker, Ulrike Bliefert,
Rudolf Kowalski und Martin Armknecht
zu sehen.
Geißendörfer Filmproduktion,
Tel. (0221) 92428210;
[email protected]
Sidonie von Krosigk und Sonja Kirchberger in
„Entführung für Anfänger”Foto: ARD Degeto
[email protected]
– Dreharbeiten in NRW
Requiem für
einen Punk
Der Kölner Künstler Berthold Bell verliebt sich
in einen alkoholkranken Punk namens Kairo. Der
Dokumentarfilm „Requiem für einen
Punk” erzählt die Geschichte dieser ungewöhnlichen Beziehung bis hin zum tragischen
selbstzerstörerischen Tod von Kairo. Bell hat den
über fünf Jahre andauernden Kontakt zu Kairo
immer wieder mit der Kamera begleitet. Zwei
Welten bewegen sich aufeinander zu, voneinander weg und zeigen sich in einer neuen,
intimen Perspektive: der Punk von der Straße
durch die Augen des Künstlers und umgekehrt.
Troika Entertainment realisiert die Doku im
August und September. Regie führen
Berthold Bell und Gerhard Schick. Produzenten bei der TV- sowie Kino-Produktion
sind Michael P. Aust und Annette
Pisacane. Die Musik zu diesem filmischen
Requiem stammt von Matthias und Andreas Hornschuh.
Troika Entertainment,
Tel. (0221) 9320607;
[email protected]
newsletter_aug_16-32_N
09.09.2005
15:30 Uhr
Seite 25
Der Prinz aus
Wanne-Eickel
„Kleiner Dodo“,
Foto: Cartoon-Film
Kleiner Dodo
Dodo ist ein kleiner Orang-Utan und lebt im
tiefen Urwald. Er spielt gern auf einer Geige, die
er im Urwald gefunden hat. Mit ihr entdeckt
Dodo die Musik und erschließt sich so die
magische Welt des Regenwalds. Einen Kinofilm
mit dem kleinen, animierten Dodo planen Thilo
Graf Rothkirch/Cartoon-Film und Produzentin Maya Gräfin Rothkirch in Koproduktion mit Warner Bros. und MaBo Investitions. Das Buch stammt von Michael
Mädel, Ute von Münchow-Pohl, Rolf
Giesen und Thilo Rothkirch, Regie führen
Ute von Münchow-Phol und Thilo
Rothkirch. Der 35mm-Animationsfilm, den
Warner Bros. ins Kino bringen will, soll über ein
Budget von zehn Millionen Euro verfügen.
Gleichzeitig ist eine „Dodo”-TV-Serie nach
einem Buch von Bert Schrickel und Michael
Mädel geplant. Rothkirch/Cartoon-Film erstellt
26 Fünf-Minuten-Folgen in Koproduktion mit
dem WDR (Redaktion: Manuela Lamb) und
MaBo Investitions. Produzenten sind ebenfalls
Maya Gräfin Rothkirch und Thilo Graf Rothkirch,
der wiederum gemeinsam mit Ute von
Münchow-Pohl Regie führt. Hierbei ist ein
Budget von 1,6 Millionen Euro vorgesehen.
Beide Projekte befinden sich derzeit in der Preproduction.
Rothkirch/Cartoon Film,
Tel. (030) 6980840;
[email protected]
Wilsberg: Callgirls
Eine Komödie fürs Kino hat Regisseur
Alexander von Janitzky Ende Juni an Drehorten in NRW (Essen, Oberhausen, Bochum und
Gelsenkirchen) abgedreht, im August folgte
noch ein Nachdrehtag in Herne. Das Buch zum
„Prinz aus Wanne-Eickel” stammt von
Renatus Töpke. Für die Produktion zeichnet
Mero Consulting mit Produzent Andreas
Lettau und Koproduzent Hans-Peter
Meyer verantwortlich. Jessica Franz,
Jürgen Drews und Tim Dickmann spielen
in dem Film, dessen Rollen teilweise bei ebay
ersteigert werden konnten und der in Kooperation mit dem CinemaxX Ende September
ins Kino kommen soll.
Mero Consulting, Tel. (0201) 245370;
[email protected]
Der Selbstmord einer jungen Frau bringt Wilsberg auf die Spur eines noblen Callgirlrings. Wilsberg glaubt, endlich einigen Münsteraner
Honoratioren ans Zeug flicken zu können und
gerät dadurch mächtig in Schwierigkeiten. Vom
23. August bis zum 23. September entsteht in
Köln und Münster die neue Folge „Wilsberg”
mit dem Titel „Callgirls”. Bei dem TV-Krimi,
den Cologne Film (Produzentin: Micha Terjung) im Auftrag des ZDF (Redaktion: Martin
Neumann) dreht, führt Walter Weber Regie
nach einem Buch von Ecki Ziedrich. Vor der
Kamera von Volker Tittel stehen Leonard
Lansink, Oliver Korritke, Rita Russek
und Ina Paule Klink. Für das Casting zeichnet
Sabine Weimann verantwortlich.
Cologne Film, Tel. (0221) 9347080;
[email protected]
Emmas Glück
Saschka
Den Kinofilm „Emmas Glück” hat Wüste
Film West in Zusammenarbeit mit dem SWR
(Redaktion: Sabine Holtgreve) am 7. Juli in
Gummersbach und Umgebung abgedreht. Die
Kamera führte Daniela Knapp. Jürgen
Vogel spielt Max, einen todkranken Mann, der
eigentlich nach Mexiko flüchten will und auf
dem Hof der Schweinezüchterin Emma (Jördis Triebel) landet. Die Regie bei dem
Melodram führte Sven Taddicken nach
einem Buch von Ruth Toma und Claudia
Schreiber. Wann die Produzenten Hejo
Emons, Stefan Schubert und Ralph
Schwingel den Film mit Hilfe von
timebandits ins Kino bringen, steht noch
nicht fest.
Wüste Film West,
Tel. (0221) 5105067;
[email protected]
Dito Tsintsadze dreht seinen neuen Kinofilm
seit 21. Juli in Tiflis. Anfang bis Mitte September
zieht das Team der Tatfilm um Produzentin
Christine Ruppert für weitere Dreharbeiten
nach Köln. Das Buch zu dem Drama hat
Tsintsadze gemeinsam mit Zaza Rusadze verfasst. Es handelt von einem Mitarbeiter der
deutschen Botschaft in Tiflis, der das Straßenmädchen Saschka kennen lernt und sich
ihrer annimmt. Die Umwelt der beiden reagiert
mit zunehmendem Misstrauen auf die väterliche
Zuneigung und zerstört schließlich die ungewöhnliche Freundschaft. Vor der Kamera von
Benedict Neuenfels agieren Burghart
Klaußner, Lika Martinova und Irm
Hermann. Die 2,4 Millionen Euro teure Produktion entsteht in Zusammenarbeit mit ZDF
und arte (Redakteur: Alexander Bohr).
Tatfilm, Tel. (0221) 33000;
[email protected]
Zwei gegen Zwei
Davina Schmidt und Clelia Sarto in
„Zwei gegen Zwei, Foto: ZDF/Thomas Kost
Eine neue Familienkomödie hat Lars Jessens („Am Tag als Bobby Ewing starb”) in Köln
und Umgebung am 22. Juli abgedreht. Das Buch zu „Zwei gegen Zwei” (AT), den Müller &
Seelig (Produzentin: Jutta Müller) in Zusammenarbeit mit dem ZDF (Redaktion: Martin
Neumann) produzieren, stammt von Annemarie Schoenle. Es erzählt von zwei Architekten,
Verena und Tom, (Clelia Sarto und Kai Wiesinger), die notgedrungen in einen beruflichen
Wettkampf treten, obwohl sie privat einiges verbindet. Vor der Kamera von Michael Tötter stehen
außerdem Dietrich Hollinderbäumer, Waldemar Kobus, Ann-Kathrin Sudhoff und
Rieke Schmid. Für das Casting waren Die Besetzer (Erwachsene) und Maria Schwarz (Kinder)
zuständig.
Müller & Seelig, Tel. (0221) 942150; [email protected]
Dreharbeiten in NRW – [email protected]
Jakob Matschenz in „4006 Neandertal“,
Foto: PeterRommel Productions/Tom Trambow 2005
4006 Neandertal
Mitte Juli fiel die letzte Klappe für den Kinofilm
„4006 Neandertal”, den die Peter
Rommel Productions in Zusammenarbeit
mit dem ZDF – Das kleine Fernsehspiel (Redaktion: Lucas Schmidt) und arte (Redaktion:
Anne Even, Georg Steinert) in Köln,
Düsseldorf, Mettmann, Erkrath und im Titel gebenden Neandertal gedreht hat. Bei der
Coming-of-Age-Geschichte führt Ingo Haeb
Regie nach seinem eigenen Drehbuch. Für die
Bilder der 980.000 Euro teuren Kinoproduktion
sorgte Kameramann Ralf Mendle. Erzählt
wird die Geschichte von dem 17-jährigen Guido,
der seit seiner Kindheit an Neurodermitis leidet.
Nach einem schweren Schub wird er von seiner
Mutter zu einer ganzheitlichen Therapie geschickt, die den Ursprung seiner Krankheit in
seiner seelischen Verfassung sieht. Anfangs
wehrt sich Guido gegen die These, aber als er
seinen Vater beim Seitensprung erwischt und
erfährt, dass seine Mutter diese Erniedrigung seit
Jahren stillschweigend in Alkohol ertränkt hat,
wird ihm klar: Er hat die gesamte Kindheit hindurch als Stellvertreter die seelischen Wunden
seiner Mutter erlitten. Als Darsteller haben Produzent Peter Rommel und die Koproduzenten David Groenewold/German
Film Productions die Schauspieler Jakob
Matschenz, Andreas Schmidt, Johanna
Gastdorf, Falk Rockstroh, Fabian
Hinrichs und Jens Münchow unter Vertrag.
Peter Rommel Productions,
Tel. (030) 6937078;
[email protected]
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25.08.2005
14:42 Uhr
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Phantome
August
Kalif Storch
Bis Ende August drehte Cameo ihren neuen
Kinofilm „Phantome” (AT) in Kooperation mit
dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel (Redaktion: Jörg Schneider) hauptsächlich in Essen
(mit ein paar Drehtagen in Berlin). Im Mittelpunkt der Story steht eine komplizierte MutterTochter-Beziehung, denn die 15-jährige Kati
wächst bei ihrer Oma auf. Als diese stirbt, muss
Kati zu ihrer Mutter, die sie kaum kennt und die
sich als Diebin ihren Lebensunterhalt verdient.
Produzentin Annette Pisacane hat als Darsteller Julia Richter, Alice Dwyer, Rüdiger
Klink und Stefan Gebelhoff unter Vertrag.
Um das Casting hat sich Simone Bär
gekümmert. Maren-Kea Freese führte Regie
bei diesem Film, der über ein Budget von ca.
850.000 Euro verfügt; das Drehbuch hat sie mit
Thomas Jonigk verfasst. Für die Bilder sorgte Kameramann Michael Wiesweg.
Cameo Film- & Fernsehproduktion,
Tel. (0221) 9128120;
[email protected]
Im Mittelpunkt des Debütfilms „August“ steht
die 15-jährige Stevie, die sich mit den Unstetigkeiten ihrer ruhelosen Hippie-Eltern auseinandersetzen muss. Als sich die Familie im geerbten Haus der Mutter in einer Kleinstadt bei
Köln niederlässt, hofft Stevie, die Stabilität zu
finden, die sie schon so lange gesucht hat. Ab
dem 5. September und bis Mitte Oktober
realisieren Pandora und die Produzenten
Christoph Friedel und Claudia Steffen in
Zusammenarbeit mit dem WDR (Redaktion:
Andrea Hanke) und dem SWR (Redaktion:
Sabine Holtgreve) diesen Film in der Umgebung von Köln. Das Buch stammt von Horst
Markgraf und Pia Marais, die auch selbst
Regie führt. Birol Ünel und Cici Chuh stehen
vor der Kamera von Diego Martinez
Vignatti („Battle in Heaven“, „Japon“
etc.). Géraldine Bajard kümmert sich um das
Casting der Kinoproduktion.
Pandora Film, Tel. (0221) 973320;
[email protected]
Bei der Realverfilmung von Wilhelm Hauffs
Märchen „Kalif Storch” in den MMC Studios
in Köln soll Uwe Janson Regie führen. Die
Dreharbeiten für das 3,3 Millionen Euro teure
Projekt von Produzent Gabriel Genschow in
Zusammenarbeit mit den Koproduzenten
MMC Independent, Gereon
Sommerhäuser und Bastie Griese, haben
sich auf Herbst verschoben. Das Drehbuch
stammt von Genschow, Christoph Martin
Grosser, Andreas Klich und Guido
Medert. Das melancholische Märchen erzählt
die Geschichte des Prinzen Chasid, der sich
durch das Pulver der bösen Zauberin Kaschua
in einen Storch verwandelt. Die Kamera soll
Hagen Bogdanski besorgen. Als Darsteller
sind Matthias Schweighöfer, Dirk Bach
und Minh-Khai Phan-Thi vorgesehen. Universal Pictures will die Fantasy-Komödie in
die Kinos bringen.
G.G.-Film, Tel. (030) 76706683;
[email protected]
Götz George in „Später Sommer“,
Foto: WDR/Uwe Stratmann
Die Insel der
verlorenen Seelen
Steve-Marvin Dwumah
und Veronica Ferres
in „Neger, Neger,
Schornsteinfeger“,
Foto: ZDF/Maria Krumwiede
Neger, Neger, Schornsteinfeger
Die Dreharbeiten zu dem Zweiteiler „Neger, Neger,
Schornsteinfeger” nach dem gleichnamigen Erfolgsbuch
von Hans-Jürgen Massaquoi wurden Ende Juli abgeschlossen. Produzent Markus Trebitsch, Koproduzent
Malte Grunert und Aspekt Telefilm zeichnen verantwortlich für die Koproduktion mit dem ZDF (Redaktion:
Heike Hempel, Günther van Endert).
Gedreht wurde neben Hamburg, wo Massaquoi als
schwarzer Junge während der Nazi-Zeit aufwuchs, auch in
26
Köln und Düren. Regie führt Jörg Grünler nach einem Drehbuch von Beate Langmaack. Vor der Kamera von Hans
Grimmelmann standen u.a. Veronica Ferres, Tim
Wilde, Petra Kelling, Jürgen Tarrach, Götz
Schubert, Lea Fassbender, Charly Hübner und
Helmut Zhuber. Eine Ausstrahlung ist voraussichtlich für
Herbst 2006 geplant.
Aspekt Telefilm, (040) 66885455;
[email protected]
[email protected]
– Dreharbeiten in NRW
Die 13-jährige Lulu ist gar nicht begeistert davon, mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder
Sylvester von Kopenhagen weg in ein Provinznest zu ziehen. Sie interessiert sich nur für
das Okkulte, das Paranormale. Eine Verkettung
von spiritistischen Unwahrscheinlichkeiten führt
dazu, dass sich Sylvester wie besessen aufführt:
freundlich, still und ordentlich. Lulus Ouija-Brett
hat einen verwirrten Geist angelockt und ist in
Sylvesters Körper gezogen: den vor 120 Jahren
verstorbenen Herman, ehemals Mitglied einer
okkulten Loge im Kampf gegen das Böse. Ganz
schön gruselig geht es zu auf der „Insel der
verlorenen Seelen”. Das gleichnamige
Abenteuer für Kinder verfilmen Pain Unlimited, Zentropa (Dänemark) und Koproduzent Nimbus Film seit Juni in Schweden
und Dänemark. Voraussichtlich ab September
stehen Drehtage in NRW an. Von Regisseur
Nikolaj Arcel, der das Drehbuch zu „KletterIda” geschrieben hat, stammt auch das Drehbuch zu „Die Insel der verlorenen Seelen”, das
er mit Rasmus Heisterberg nach einem gemeinsamen Konzept von ihnen und von Peter
Amelung verfasst hat und nun selbst inszeniert. Für die Bilder dieser 5,2 Millionen Euro
teuren Produktion sorgt Kameramann
Rasmus Videbaek. Für das Kindercasting
wurde Jette Termann (Dänemark) beauftragt: Sara Langebaek spielt Lulu, Lasse
Borg Oliver, und Lucas Munk Billing ist als
Sylvester zu sehen. Trust Film Sales AsP und
Solo Film wollen den Film ins Kino bringen.
Pain Unlimited, Tel. (0221) 9777990;
[email protected]
newsletter_aug_16-32_n
25.08.2005
14:42 Uhr
Seite 27
Wir Weltmeister
Liebesleben
Die Fußball WM 2006 nähert sich in großen
Schritten. Aus diesem Anlass blickt die broadview.tv im Auftrag des ZDF (für die Reihe Zeitgeschichte von Guido Knopp) auf die WMGeschichte der deutschen Nationalelf seit 1954.
Realisiert werden soll die aufwändige, 1,5
Millionen Euro teure Mockumentary (Fake einer
Dokumentation) „Wir Weltmeister” (AT) ab
23. August in Polen, Italien, Österreich, England,
Niederlande, Frankreich und Argentinien. Im
September stehen auch Tage in NRW auf dem
Drehplan. Regie führt Sebastian Dehnhardt
nach einem Buch von Manfred Oldenburg
und ihm selbst. Die Kamera führt Johannes
Imdahl. Die 90-minütige Dokumentation der
Produzenten Leopold Hoesch und Sebastian Dehnhardt vereint die dramatischen
Höhepunkte aller Fußballtriumphe und -niederlagen der Deutschen seit 1954 mit einer fiktiven
Liebesgeschichte. Max und Anne lernen sich am
4. Juli 1954, dem Tag des „Wunder von Bern”,
kennen. Ihre Geschichte endet am 8. Juli 1990
im Olympiastadion in Rom. Der Zuschauer soll
eine spannende Zeitreise erleben und sehen, wie
das Leben der beiden Protagonisten durch den
Fußball beeinflusst wird. Zudem lassen
Zeitzeugen die heiß umkämpften Spiele wieder
aufleben: Große deutsche Fußballstars erinnern
sich ebenso wie Prominente aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Für das Casting ist
Simone Bär zuständig.
Broadway TV, Tel. (0221) 5796430;
[email protected]
Mit ihrem Roman „Liebesleben” gelang der
israelischen Autorin Zeruya Shalev ein Welterfolg. Maria Schrader wagt nun den Schritt
ins Regiefach und will den Bestseller verfilmen.
In ihm schildert die Autorin die Liebe einer
jungen Frau zu einem 30 Jahre älteren Freund
ihres Vaters, die sich zunehmend in ein Abhängigkeitsverhältnis entwickelt. Die Dreharbeiten sollen von Oktober bis Dezember in
Israel sowie Köln und Umgebung nach einem
Drehbuch von Schrader und Leila Stieler
stattfinden. Als Kameramann steht Benedict
Neuenfels unter Vertrag. Die Produktion von
X-Filme und den Produzenten Stefan Arndt
und Andro Steinborn und des Koproduzenten Marek Rozenbaum entsteht in
Kooperation mit dem BR (Redaktion: Bettina
Reiz) und arte (Redaktion: Andreas
Schreitmüller) und verfügt über ein Budget
von 3,6 Millionen Euro. Die Besetzung steht
noch nicht fest: Esther Klink (Israel) und Avy
Kaufman (Los Angeles, New York) kümmern
sich um das Casting.
X-Filme, Tel. (0221) 1792980;
[email protected]
Colonia Media
„Allein mit der Angst” nennt sich das neue Projekt der Colonia Media, das vom 5. Oktober
bis zum 7. November in Köln, Hamburg, Berlin und Holland gedreht wird. Der Fernsehfilm fürs ZDF
(Redaktion: Karina Ulitzsch) erzählt die Geschichte einer Familie, die von der Polizei ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird. Jochen, Marlene und Tochter Franziska werden von einem
Tag auf den anderen aus ihrem gewohnten Leben gerissen und beginnen an einem fremden Ort
eine neue Identität. Doch in dem neuen, isolierten Leben droht die Familie zu zerbrechen, vor allem,
als sich die Bedrohung zuspitzt. Regisseur Martin Eigler dreht nach seinem eigenen Buch, die
Kamera führt Christoph Chassee. Als Darsteller haben die Produzenten Georg Feil und Titus
Kreyenberg bereits Anja Kling, Horst Schrott und Jan Gregor Kremp unter Vertrag. Das
Casting besorgt Anja Dihrberg.
Am 7. Juli wurde der neue Film mit Götz George, „Später Sommer” (AT „Elefanten im
Schnee“), in Duisburg und Umgebung abgedreht. Erzählt wird eine Dreiecksgeschichte: Anne und
Matthias führen eine ruhige und ereignislose Ehe in Werlrode, wo Matthias in einem Steinkohlebergwerk arbeitet. Als das Werk geschlossen werden soll, kommt Gewerkschaftler Dr. Robert
Stubenrauch in die Kleinstadt, um Verhandlungen zu führen. Der Junggeselle Robert verliebt sich
in Anne, und diese muss sich entscheiden, ob sie mit diesem Mann ein völlig neues Leben beginnen
will. Dagmar Manzel, Christian Redl und Gudrun Ritter sind in dem Drama (Produzentin:
Sonja Goslicki) in weiteren Hauptrollen zu sehen. Regie führt Andreas Kleinert nach einem
Buch von Hans-Werner Honert und ihm selbst. Die Kamera führte Johann Feindt. Der Film,
der im Auftrag des WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich Brückner) entsteht, soll voraussichtlich
Anfang nächsten Jahres ausgestrahlt werden.
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected]
Gefangene
Von einer ungewöhnlichen Beziehung zwischen einem Gefangenen und einer Frau im Haus gegenüber erzählt der neue Kinofilm von Iain Dilthey. Aus einem Flirt auf Distanz wird auf einmal Ernst,
als Vasile aus dem Gefängnis flüchtet und sich bei Irene versteckt. Zwischen den grundverschiedenen
Menschen entsteht eine ambivalente Beziehung, geprägt von Angst, Hass und der Sehnsucht nach
gegenseitiger Achtung und Liebe. Im September starten die Dreharbeiten in Wien und NRW. Ulrike
Maria Hund schrieb das Drehbuch zu dem Drama, das TAG/TRAUM in Zusammenarbeit mit
dem ZDF (Redaktion: Claudia Tronnier) und einem Budget von 890.000 Euro realisiert. Hans
Fromm führt die Kamera, vor der Jule Böwe, Andreas Schmidt und Eva Löbau die Hauptrollen spielen. Der Regisseur, der 2002 für „Das Verlangen” in Locarno mit dem Goldenen
Leoparden ausgezeichnet wurde, arbeitet für sein neues Drama wieder mit Produzent Gerd Haag
zusammen. Koproduzent ist Markus Fischer von Fischerfilm in Wien.
TAG/TRAUM, Tel. (0221) 65025900; [email protected]
Für den
unbekannten Hund
„Für den unbekannten Hund” (AT) heißt
der neue Kinofilm der Brüder Dominik und
Benjamin Reding mit der Berliner
Eye!Warning. Nach einem ersten Drehtag im
Juli beginnen die Dreharbeiten am 26.
September. Bis zum 18. November wird zunächst in NRW (Wuppertal, Hagen, Dortmund,
Hürth, Diemelstadt u.a.) gedreht, anschließend noch in Thüringen, MecklenburgVorpommern und Hamburg. Im Mittelpunkt der
Geschichte steht der 22-jährige
Betonbauergeselle Lukas (Linus Neumann).
Sein Leben nimmt nicht gerade eine bessere
Wendung, als er aus dem Gefängnis entlassen
wird: Ein Zeuge erpresst ihn wegen eines ungesühnten Mordes. Lukas flüchtet und schließt
sich einer Gruppe Wandergesellen an. Die Erfahrungen auf der Walz verändern ihn. Aus dem
Mörder wird ein Mensch – und das bezahlt er
schließlich mit dem Leben. In weiteren Rollen
sind u.a. Sara Löwenthal, Hedi
Kriegeskotte, Sascha Reimann (bekannt
als Ferris MC) und Gunnar Melchers zu
sehen. Die Bilder für das Drama soll
Kameramann Axel Henschel liefern, der
Berliner Verleih Rekord Film will das Drama,
das über ein Budget von 1,3 Millionen Euro verfügt, in die Kinos bringen.
Eye!Warning, Tel. (030) 69001108;
[email protected]
Dreharbeiten in NRW – [email protected]
Impressum
Herausgeber:
Michael Schmid-Ospach
Chefredakteur:
Rüdiger Bertram
CvD:
Stefanie Hadding
Redaktion:
Oliver Baumgarten, Katharina Blum
Tanja Güß, Peter Hanemann (A.R.T.)
Wolfgang Hippe (A.R.T.)
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Heike Meyer-Döring (MEDIA),
Michael Dlugosch, Uwe Mies,
Tatjana Kimmel, Christian Seebaum,
Anna Koskoda, Reinhard Kleber
Redaktionsassistenz:
Sonja Steinberg
Gestaltung/Layout:
inrhein, düsseldorf, alfred friese
Titelfoto:
„Der Schatz der weißen Falken“
Foto: Falcom Media
Redaktionsschluss:
17. August 2005
Anzeigenbetreuung:
Sonja Steinberg
Tel. (0211) 9305024
Anzeigenschluss
für die nächste Ausgabe:
15. Oktober 2005
Der newsletter ist kostenlos
und kann bei der Filmstiftung NRW
abonniert werden.
Danke an alle Produzenten, Sender
& Verleiher für ihre Unterstützung
und die Bilder zu ihren Filmen.
Tel.: (0211) 93 05 00
Fax: (0211) 93 05 085
Kaistraße 14
D – 40221 Düsseldorf
[email protected]
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25.08.2005
In den Nachrichten sind es
die immer gleichen Bilder: Auf
palästinensischer Seite stehen
jugendliche Steinewerfer
gegen hoch gerüstete Soldaten,
in Israel sieht man Ambulanzen
und hektisch bemühte Helfer –
blutgetränkter Asphalt als
stummer Zeuge eines weiteren
Anschlags.
14:42 Uhr
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ängst ist die mediale Vermittlung des Nahostkonflikts zu Stereotypen geronnen. Als
sei den Berichterstattern nach Jahrzehnten des
feindseligen Stillstands, unterbrochen von immer wieder mal aufscheinenden und allzu bald
wieder verlöschenden Hoffnungsfunken, die
Energie ausgegangen. Ein Spielfilm ist es nun,
der eine andere Perspektive wählt und so dazu beitragen will, eine Diskussion in Gang zu
bringen.
„Paradise Now” von Hany Abu-Assad erzählt von Said und Khaled, zwei jungen Palästinensern in Nablus im Westjordanland, die seit
Kindertagen befreundet sind und in einer Autowerkstatt jobben. Sie streiten sich mit ihrem
Chef, flirten mit einer hübschen Kundin und wissen nach Feierabend ein Wasserpfeifchen in
freier Natur zu schätzen. Und sie stehen auf der
Bereitschaftsliste einer radikalen Miliz, sind je-
L
derzeit bereit, sich Sprengstoff um den Körper
zu binden und sich im benachbarten Israel inmitten möglichst vieler Israelis in die Luft zu
sprengen. Der Tag kommt, an dem sie ihren
mörderischen Beitrag zum Freiheitskampf leisten sollen, sie drehen ihre Abschiedsvideos und
ziehen los mit den Bomben am Leib. Doch dann
läuft manches anders als geplant, Samir und
Khaled sind plötzlich auf sich allein gestellt, auch
allein gefordert, ihre einmal getroffene Entscheidung für die Gewalt zu überdenken.
Man habe mit „Paradise Now” über die
Nachrichtenbilder hinaus, „aus menschlicher
Sicht” zeigen wollen, was hinter dem Konflikt
steht, sagt Gerhard Meixner, einer der Produzenten der deutsch-holländisch-französischen
Koproduktion. Man habe die Selbstmordattentäter weder als Feindbild noch als Märtyrer
zeigen wollen, sondern „einfach als junge Män-
Making of „Paradise Now“
ner”. Ausgangspunkt des Projekts war die
Freundschaft von Roman Paul, Meixners Partner bei der noch jungen Berliner Produktionsfirma Razor Film, mit dem israelischen Produzenten Amir Harel („Yossi & Jagger”). Über Harel kam der Kontakt zu dem in Israel lebenden
palästinensischen Regisseur Hany Abu-Assad
(„Rana’s Wedding”) zustande. Die Konstellation
rund um den Film sehen Meixner und Paul auch
als Symbol: Ein palästinensischer Regisseur, ein
israelischer Koproduzent, ein französischer Kameramann (Antoine Heberlé), deutsche und
holländische Koproduzenten, ein französischer
Weltvertrieb (Celluloid Dreams) mit einer Iranerin
als Geschäftsführerin. Das sei ein Beispiel, wie
man Brücken bauen kann zwischen verschiedenen Kulturen.
Über das Gesamtbudget (die Filmstiftung
NRW ist mit 250.000 Euro beteiligt) schweigen
Schießereien
VON CHRISTIAN SEEBAUM
„Paradise Now“,
Fotos: Constantin
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[email protected]
– Making of
newsletter_aug_16-32_n
25.08.2005
die Produzenten sich aus. Es sei jedoch „schon
eine relativ komplexe Finanzierungsstruktur, viele verschiedene Quellen, die alle unter einen Hut
gebracht werden mussten“. Angesichts des heiklen Themas sei es wichtig gewesen, frei von
politischen Verpflichtungen zu bleiben, weshalb
auch, mit Ausnahme von etwas privatem Geld
aus Israel, aus der Region selbst nichts eingeflossen sei. Aber Roman Paul klagt auch über
fehlenden Mut in Deutschland, sich auf gewagtere Projekte einzulassen. So konnte „Paradise Now” als Beitrag zur Finanzierung in acht
Länder vorverkauft werden – Deutschland jedoch gehörte nicht dazu. Hier, so Paul, stoße
man häufig auf diffuse Skepsis („Wie sehen uns
dann mal den Rohschnitt an.”). „Die Deutschen
haben dann Schlange gestanden auf der Berlinale”, wo „Paradise Now” viel beachtet im
Wettbewerb gezeigt wurde.
14:42 Uhr
Seite 29
Was es bedeutet, in einer Krisenregion zu
leben, musste das Team am eigenen Leib erfahren, als von April bis Juni 2004 an Originalschauplätzen gedreht wurde. Nachdem Israel zu
dieser Zeit den Hamas-Chef und seinen Nachfolger mit gezielten Aktionen getötet hatte, war
die Atmosphäre in Nablus extrem aufgeheizt.
Schießereien waren an der Tagesordnung, Sets
mussten beim Auftauchen von Panzern fluchtartig aufgelöst werden. Bei einem Angriff der
israelischen Armee starben zwei Mitarbeiter aus
dem Umfeld der Produktion, die für Drehmöglichkeiten und Sicherheit gesorgt hatten. Danach
war, erinnert sich Gerhard Meixner, der Schutz
der Produktion vor Ort „so ein bisschen eingebrochen”. Eine militante Gruppierung, die befürchtete, dass das Bild der Selbstmordattentäter
im Film ihren Zielen nicht nützlich sein könnte,
tauchte bewaffnet im Produktionsbüro auf und
forderte das Ende der Dreharbeiten. Der Dreh
wurde unterbrochen, mehrere deutsche Teammitglieder brachen angesichts der bedrohlichen
Situation ab und kehrten nach Deutschland zurück. Erst fast zwei Wochen später – inzwischen
war dieselbe Gruppierung, von der Stadt und
anderen Kämpfergruppen selbst unter Druck gesetzt, wieder aufgetaucht und hatte darum gebeten, die Dreharbeiten wieder aufzunehmen
– konnte zunächst in Nablus und dann auf israelischer Seite im sichereren Nazareth weiter gedreht werden.
Von den Turbulenzen der Entstehung ist
dem Film erstaunlich wenig anzusehen. Da wirkt
das Leben in Nablus zwar alles andere als idyllisch, aber eben doch wie halbwegs normaler
Alltag. Dennoch ist Roman Paul überzeugt: „Das
ist nichts, was man in Italien einfach hätte nachdrehen können, das wäre ein ganz anderer Film
gewesen. Die innere Ernsthaftigkeit ist auch
dem Ort geschuldet. Der ganze Produktionsprozess war wie das Laufen auf einem Seil: Es
war unsere Absicht, in der Mitte entlang zu laufen.” Auf der Berlinale gab es dafür gleich drei
Preise, darunter der Blaue Engel als bester europäischer Film und eine Auszeichnung von amnesty international. Eine Aufführung vor vollem
Haus im palästinensischen Ramallah führte zu
lebhaften Diskussionen, wobei auch seine Kritiker dem Film bescheinigten, dass er die Situation in Palästina realistisch wiedergebe. Dass
das Thema des Films keineswegs nur in der Region relevant ist, zeigt die Reaktion beim Film
Festival in Cambridge, wo „Paradise Now” im
Juli, nach den Anschlägen von London, kurzfristig aus dem Programm genommen wurde.
In Deutschland bringt Constantin den Film am
29. September in die Kinos.
n an der Tagesordnung
29
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25.08.2005
14:42 Uhr
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Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW
Demnächst im Kino
Almost Heaven
Kinostart: 25. August 2005
Verleih: timebandits films GmbH
hr Gatte möchte sie lieber in einem Sterbehospiz untergebracht sehen. Helen (Heike Makatsch) denkt aber nicht daran, dort die letzten
Tage ihres Lebens zu verbringen. Zumal endlich
ihr größter Traum in Erfüllung zu gehen scheint:
Die leidenschaftliche Country-Sängerin hat eine Einladung für einen Auftritt in Nashville erhalten. Übereilt setzt sie sich ins Flugzeug. Und
I
Die große
Depression
Kinostart: 1. September
Verleih: timebandits films GmbH
urz nach „Weltverbesserungsmaßnahmen“
kommt eine weitere deutsche Doku-Komödie in die Kinos, die sich mit der Seelenlage der Nation befasst. Die Deutschen beklagen
sich über alles: Die Arbeitslosenstatistiken, das
Wetter, die Politik, den Fußball – aber warum
eigentlich? Konstantin Faigle, der für sein Debüt „Out of Edeka“ 2001 mit dem Bayrischen
K
Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet wurde,
möchte dem auf den Grund gehen. Auch aus
privaten Gründen: Er, laut seinem Arzt seinerseits depressiv verstimmt, wurde dieses Jahr Vater. Sein Kind soll nicht in einem Land der Depressionsgeschädigten aufwachsen. So sucht
er prominente und andere Gesprächspartner
auf, von denen er sich Rat zum Thema erhofft.
Faigle stellt im Film fest: Es gibt sie noch, die
Menschen, die ihre Probleme ganz einfach anpacken. Und damit nicht nur keine Zeit zum Klagen haben, sondern etwas erreichen. Auswandern kann man immer noch. Nicht nur darin meint Faigle eine Trendwende zum Positiven
Durchfahrtsland
Kinostart: 15. September
Verleih: Real Fiction
er Kölner Dom ist noch in Sichtweite, Köln
und Bonn mit der Straßenbahn jeweils 20
Minuten entfernt. Und doch ist das Vorgebirge, der linksrheinische Landstrich dazwischen,
tiefste deutsche Provinz. Ausgerechnet dieser
in sich abgeschlossene Mikrokosmos ist Schauplatz eines Dokumentarfilms. „Für die Menschen, die dort wohnen, ist das Vorgebirge die
D
Unkenrufe
Kinostart: 22. September
Verleih: NFP marketing & distribution;
Vertrieb: Central
ie Suche nach einem mysteriösen Grabstein
führt den Bochumer Kunsthistoriker Alexander Reschke in seine Heimatstadt Gdansk,
das ehemalige Danzig. Hier trifft er auf die Restauratorin Aleksandra Piatowska, die dem
Deutschen trotz unglücklicher Umstände bei der
ersten Begegnung mit Sympathie entgegentritt.
Gemeinsam beschließt man die Gründung eines polnisch-deutschen Versöhnungsfriedhofs,
der auf Aleksandras Wunsch und aufgrund ihrer Herkunft auch für Litauer offen sein soll. Bald
finden sich weitere Interessierte, eine Gesell-
D
30
schaft wird gegründet, bürokratische und finanzielle Hürden allmählich abgebaut. Kaum ist
das Projekt aufs Gleis gehoben, setzt schon die
schleichende Kommerzialisierung ein. Alexander und Aleksandra ziehen die Reißleine.
Der Fall der Berliner Mauer, der Niedergang
der militärischen Herrschaft und die damit verbundene gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Annäherung zwischen Ost und West
bewog Günter Grass zu seiner Erzählung „Unkenrufe“. Die Verfilmung als deutsch-polnische
Koproduktion, die in Danzig, Litauen, Bochum,
Düsseldorf und Köln gedreht wurde, ist nach
„Die Blechtrommel“ und „Die Rättin“ erst die
dritte Grass-Verfilmung. Regisseur Robert Glinski („Hi Tereska“) und das vierköpfige Autorenteam adaptierten die Vorlage in freier Anleh-
landet, allein auf sich gestellt, versehentlich auf
Jamaika. Helen geht das Geld aus. Daran ist
nicht nur die Einheimische Rosie (Nikki AmuraBird) schuld, die immer mal gern Touristen
foppt. Notgedrungen raufen sich die beiden
jungen Frauen zusammen. Bald stellt Helen im
Land der Reggae-Musik fest, dass sie nicht unbedingt nach Nashville weiterfliegen muss, um
glücklich zu sein.
Ed Herzog, 1997 vielfach für seinen Kurzfilm „Ku’Damm Security“ ausgezeichnet, erläutert, dass er in seinem zweiten Spielfilm nach
„Happy Weekend“ (1996) die Selbstfindung the-
matisieren wollte. „Der Film handelt davon, dass
das, was man sich sehnsüchtig wünscht, nicht
unbedingt das Beste für einen ist. Und dass das
Glück im Moment liegt, nicht an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit, sondern hier
und jetzt. In diesem Moment.“
Deutschland 2005
Regie: Ed Herzog; Drehbuch: Ed Herzog, Paul Herzberg; Darsteller: Heike Makatsch, Nikki Amura-Bird,
Wotan Wilke Möhring, Michael Gwisdek, Ivan
Shvedoff, Carl Bradshaw; Produktion: Egoli Tossell
Film AG, Judy Tossell; Koproduktion: Medienfonds
German Film Produktions GmbH & Co. KG, Deutsche Columbia Pictures, Babelsberg Film GmbH /
Studio Babelsberg GmbH
www.almostheaven-derfilm.de
zu erkennen. Augenzwinkernd sieht er sie sogar im 2003 an ihn vergebenen Gerd-Ruge-Stipendium der Filmstiftung bestätigt: „Das Stipendium hat die Sache sehr erleichtert. Mit dem
Geld konnte ich sozusagen die ganze Recherche abdecken. Das ist ja bei Dokumentationen
sonst nie der Fall. Da gab es bei mir also wirklich nichts zu jammern...“
Deutschland 2004
Regie: Konstantin Faigle; Drehbuch: Konstantin Faigle; Co-Recherche: Michael Pfizenmaier; Mitwirkende:
Alice Schwarzer, Pater Anselm Grün, Prof. Walter
Jens, Prof. Dr. Florian Holsboer, Hans und Josefine
Faigle, Vera F. Birkenbihl, Prof. Dr. Ortwin Renn,
Prof. Günter Jerouschek; Produktion: unafilm, Titus
Kreyenberg; www.timebandits-films.de
Mitte der Welt“, erläutert Regisseurin Alexandra Sell. In ihrem Langfilm-Debüt porträtiert die
Absolventin der Kunsthochschule für Medien
Köln vier der Bewohner über ein Jahr hinweg.
Sie folgt ihnen in ihre Dorfvereine, erkundet ihre Lebensziele und kommentiert die eigentlich
belanglosen Vorkommnisse so aus dem Off,
dass sie eine gesteigerte Dramaturgie erhalten.
Einst führte die Arbeit an einem Doku-Kurzfilm Alexandra Sell in die englische Provinz. Das
Thema Heimat ließ sie fortan nicht mehr los,
denn sie merkte, dass sie wenig über ihr eigenes Land wusste. Die aus Hamburg stammen-
nung, aber ganz im Sinne des satirisch überspitzenden Geistes und des Duktus der Tragikomödie. Günter Grass schrieb im Vorfeld zum
deutsch-polnischen Verhältnis: „Es sind jetzt andere Generationen da, die ein Recht darauf haben, dass die Aufrechnerei ein Ende findet. Darum habe ich mich immer bemüht, dafür habe
ich mich eingesetzt. Wenn der Film dazu einen
Beitrag leisten kann, bin ich froh; wenn dabei
gelacht werden kann, noch mehr.“
Deutschland/Polen 2005
Regie: Robert Glinski; Buch: Klaus Richter, Pawel
Huelle, Cezary Harasimowicz, Bhasker Patel; Darsteller: Krystyna Janda, Matthias Habich, Dorothea
Walda, Udo Samel, Joachim Król, Anne Kasprik;
Produktion: Zieglerfilm Köln GmbH, Ziegler Film
GmbH & Co. KG und Filmcontract Ltd. (Warschau)
mit Killerpic Ltd. (London), Degeto Film GmbH und
Telewizja Polska S.A.
[email protected]
– Kinovorschau
de Wahl-Kölnerin entdeckte das Vorgebirge für
sich, denn es war ihr wichtig, sagt Sell, „direkt
vor meiner eigenen Haustür auf die Suche zu gehen – nach der These: Das Fremde beginnt
gleich nebenan.“
Seine Uraufführung feierte der Dokumentarfilm beim Internationalen Forum des jungen
Films der Berlinale 2005.
Deutschland 2005
Regie, Drehbuch und Off-Kommentar: Alexandra Sell;
Mitwirkende: Hans Wilhelm Dümmer, Sophia Rey,
Mark Basinsky, Giuseppe Scolaro; Produktion: 2Pilots, Jörg Siepmann, Harry Flöter mit ZDF - Das
kleine Fernsehspiel; www.realfictionfilme.de
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25.08.2005
14:42 Uhr
Seite 31
Der kleine Eisbär 2
Die geheimnisvolle
Insel
Kinostart: 29. September
Verleih: Warner Bros.
eimweh macht traurig. Der kleine Pinguin
Caruso kennt das genau, denn jedes Mal
bei Vollmond muss er an den Südpol denken
und beginnt zu singen. Die grantigen Eisbären
Kalle, Palle und Nalle schert das wenig. Ihnen
geht Caruso auf die Nerven und deshalb stopfen sie ihn kurzerhand in einen Waggon Richtung Süden. Der kleine Eisbär Lars und Robby,
die Seerobbe, wollen helfen, und sie werden
H
Dear Wendy
Kinostart: 6. Oktober
Verleih: Legend Films International
s war noch nie viel los in dieser namenlosen,
ach so typischen Kleinstadt irgendwo in
Amerika. Erfolgreich hatte sich der Junge Dick
verweigert, wie der Vater in der städtischen Mine zu arbeiten. Dick las lieber Bücher und stieß
eines Tages auf Wendy – eine Pistole, die seine Leidenschaft weckte. So kam er mit Freddie
und dann mit Huey, Stevie und Susan zusammen. Es wurde ein Club der romantischen
Außenseiter. Sie alle legten sich Pistolen zu und
verschworen sich zu einer Gemeinschaft mit
dem ehernen Prinzip, ihre Waffen nie zu be-
E
nutzen. Doch dann kam Sebastian und mit ihm
ein neues Moment von Aggression und Konkurrenz. Doch damit Wendy erstmals töten
wird, sind Impulse von außen notwendig.
Es war schon immer nur eine feine Linie zwischen Schein und Sein, Traum und Wirklichkeit,
Spiel und Ernst. Lars von Trier hat darüber ein
weiteres Drehbuch geschrieben, in dem er sich
mit dem amerikanischen Traum und seiner realen Umsetzung auseinandersetzte. Für die Verfilmung fand sich der dänische Landsmann Tomas Vinterberg, von Triers erster Meisterschüler in der Dogma-Bewegung. Ihr gemeinsames
Werk „Dear Wendy“, das auch in einer alten Zeche in Bergkamen gedreht wurde, ist eine romantische Ballade aus Mark Twains „Tom Sawyer“ und Arthur Penns „Bonnie & Clyde“, an-
gesiedelt in einem streng abgezirkelten Areal
weniger Häuser rund um einen Marktplatz, fotografiert in harten, entsättigten Farben von Kameramann Anthony Dod Mantle („28 Days Later“) und musikalisch verziert von den zarten
Popsounds der britischen Sixties-Band The Zombies. Ein verstörender Film über jugendliche
Sehnsüchte und die Sackgassen, in die sie führen können.
Der Schatz der
weißen Falken
Zeit bleibt Jan und seinen Freunden nicht, denn
die Sommerferien gehen zu Ende und danach
wird Jan aus der Gegend fortziehen. Ungestört
sind die Jungs bei ihrer Schatzsuche allerdings
nicht, denn Marie und ihre Bande sind ihnen
hart auf den Fersen.
Christian Zübert hat den Erfolg seines Debüts „Lammbock“ gut verkraftet und legt nun
einen Abenteuerfilm vor, der von seiner eigenen
Jugend beeinflusst ist. So hat er die Handlung
im Jahre 1981 angesiedelt, „weil ich selbst in dieser Zeit im Alter meiner Filmhelden war“. Auch
der Schauplatz, die Fränkische Schweiz, ist Zübert aus eigenen Ferienerlebnissen gut in Erinnerung. Gedreht wurde aber auch in Köln und
Umgebung. Viel Sorgfalt wurde auf die Besetzung der jugendlichen Hauptrollen verwandt;
Kinostart: 12. Oktober
Verleih: Falcom Media Group
benteuer ist das Unbekannte, Unberechenbare“, sagt Christian Zübert über seinen zweiten Spielfilm und entsprechend stehen
Freundschaft und Abenteuer auf dem Programm. Lange schon wollten der elfjährige Jan
und seine besten Freunde Stevie und Basti die
geheimnisvolle Kattler-Villa erforschen. Hier finden sie einen Schatzplan der „Weißen Falken,
die zehn Jahre zuvor eine wilde Kinderbande
waren, bis ihr Anführer spurlos verschwand. Viel
A
Maria an Callas
Kinostart: 20. Oktober
Verleih: Nighthawks Pictures
it 50 steht der Designer Jost am Wendepunkt, als seine Frau Maria nach langem Leiden stirbt. Bei der Verwaltung des Nachlasses stößt er auf ein Verzeichnis von E-MailBriefen, die Maria an eine Frau namens Annie
schrieb. Überrascht stellt Jost fest, dass seine
Frau sich für ihre Schilderungen sein eigenes Leben auslieh. Neugierig nimmt er den Mail-Kontakt zu Annie wieder auf und gibt sich dabei als
seine Frau aus. Langsam entwickelt sich eine tie-
M
ebenfalls im Zug eingesperrt. So beginnt eine
abenteuerliche Reise; zuerst übers Land, dann
weiter auf einem Fischkutter. Schließlich stranden die Freunde auf einer geheimnisvollen Insel, wo es allerlei seltsame Tiere gibt und die
Sonne heiß vom Himmel scheint. Hier findet
Lars in einer Höhle das Skelett eines merkwürdigen Fisches. Auch andere betrachten den
Fund. Sie erzählen davon und bringen damit das
Inselparadies in große Gefahr.
Es tut sich was im deutschen Zeichentrickfilm, vor allem wenn Thilo Graf Rothkirch und
Piet de Rycker verantwortlich zeichnen. Das Regieteam setzt auf fantasievolle Drehbücher und
sorgfältige Machart und konnte mit „Tobias Totz
und sein Löwe“ und zuletzt „Lauras Stern“ erfolgreiche Adaptionen von etablierten Kinderbüchern vorweisen. Flaggschiff aber ist einmal
fe Freundschaft zwischen Annie und Jost und
er beschließt, die Frau am anderen Ende der Leitung aufzusuchen. Aber auch Annie hat nicht
in allen Punkten die Wahrheit über ihr Leben
gesagt.
Eine alltäglich scheinende Liebesgeschichte erzählt Petra Katharina Wagner („Oskar und
Leni“) in ihrer vierten Regiearbeit nach eigener
Drehbuchvorlage. Mit feiner Ironie und bittersüßem Humor enttarnt sie die trügerische Flucht
aus Isolation und Einsamkeit in die Internet-Welt
der scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten und
Identitätswechsel als Illusion, eröffnet ihren Protagonisten aber auch die Hintertür zur Rückkehr
in die Realität mit allen damit verbundenen Freuden und Konflikten. Götz George und Elisabeth
Kinovorschau – [email protected]
mehr Hans de Beers „Der kleine Eisbär“, der nun
sein zweites Leinwandabenteuer erlebt. Der erste Film war zur Entstehungszeit die teuerste
deutsche Zeichentrickproduktion und entwikkelte sich im Jahre 2001 zum Publikumsliebling
mit rund 2,7 Millionen Besuchern. Entsprechend
hoch sind die Erwartungen an den aufwändig
gestalteten Nachfolger, der dank nochmals verbesserter Tricktechnik und mit seinen liebenswerten Helden alle Voraussetzungen für einen
Blockbuster mitbringt.
Deutschland 2005
Regie: Thilo Graf Rothkirch, Piet De Rycker; Buch:
Piet De Rycker, Bert Schrickel, Thomas Wittenburg
Produktion: Rothkirch Cartoon-Film und Warner
Bros. Entertainment GmbH unter Beteiligung des
WDR
www.derkleineeisbaer.de
Dänemark/Frankreich/Deutschland/Großbritannien
2005
Regie: Tomas Vinterberg; Buch: Lars von Trier; Darsteller: Jamie Bell, Michael Angarano, Danso Gordon, Novella Nelson, Bill Pullman, Chris Owen, Alison Pill, Mark Webber; Produktion: Pain Unlimited,
Lucky Punch, Nimbus Film ApS und Zentropa Entertainment in Koproduktion mit Heimatfilm - Produktionsgesellschaft für Film und TV;
www.dearwendy.de
alle Akteure waren während der Dreharbeiten
zwischen elf und dreizehn Jahren alt. Eine allzu enge Anlehnung an Kinovorbilder aus den
80er Jahren wie „Die Goonies“ und „Stand by
me“ hat Zübert bewusst vermieden. Seine Helden sind keine Superhelden, sondern zuerst und
vor allem Kinder an der Schwelle zur Pubertät.
Glaubwürdige Charakterzeichnung und starke
Konflikte sind beste Voraussetzungen für ein großes Kinoabenteuer made in Germany.
Deutschland 2005
Regie: Christian Zübert; Buch: Christian Zübert, Darsteller: David Bode, Kevin Köppe, Tamino zum Felde, Viktoria Scherer; Produktion: Little Shark Entertainment in Koproduktion mit Medienfonds German Film Productions unter Beteiligung von Sat.1
www.derschatzderweissenfalken.de
Trissenaar spielen in den Hauptrollen als verlorene Seelen auf dem mühseligen, aber lohnenden Pfad zurück zu sich und der Herausforderung zur persönlichen Auseinandersetzung.
Eine moderne Liebesgeschichte, gedreht in Essen, Düsseldorf und Heiligendamm, in tragikomischem Gewand, wahrhaftig erzählt und einfühlsam gespielt.
Deutschland 2005
Regie: Petra Katharina Wagner; Buch: Petra Katharina Wagner; Darsteller: Elisabeth Trissenaar, Götz George, Martina Gedeck, Vadim Glowna, Inga Busch,
Claudia Michelsen, Ingo Naujoks, Katharina Thalbach, Esther Schweins; Produktion: Moonfilm und
BB Film (Köln) in Koproduktion mit CH Media Berlin-Brandenburg unter Senderbeteiligung des NDR
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25.08.2005
14:43 Uhr
Seite 32
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WARNER BROS. PRÄSENTIERT
EINE PRODUKTION DER ROTHKIRCH/CARTOON-FILM IN CO-PRODUKTION MIT WARNER BROS. FILM PRODUCTIONS GERMANY UND MABO NACH DEN BÜCHERN VON HANS DE BEER ERSCHIENEN IM NORD SÜD VERLAG MUSIK HANS ZIMMER NICK GLENNIE-SMITH
DREHBUCH BERT SCHRICKEL THOMAS WITTENBURG PIET DE RYCKER ROLF GIESEN ANIMATIONSREGIE KRIS VAN ALPHEN ALBERTO CAMPOS CGI COMPOSITING JÖRN RADEL DANIEL FRAASS SEBASTIAN HOFMANN
DESIGN ALEXANDER LINDNER BRANISLAV PERKOVIC MAN ARENAS CO-PRODUZENT JAKOB BOSCH PRODUZENTEN MAYA GRÄFIN ROTHKIRCH THILO GRAF ROTHKIRCH REGIE THILO GRAF ROTHKIRCH PIET DE RYCKER
www.DerKleineEisbaer.de
Ab 29. September im Kino

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