Sanierungsarbeiten an der Carl-von-Ossietzky-Schule in
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Sanierungsarbeiten an der Carl-von-Ossietzky-Schule in
DIE PRAXIS DIE FACHBEREICHE Anwendungstechnik Holz- und Brandschutz Sanierungsarbeiten an der Carl-von-Ossietzky-Schule in Berlin Pankow Trotz der Verschmutzung der Altfassaden wird deutlich, wie gut sich die Farbgebung am Original orientiert. Fast 150 Jahre der Witterung ausgesetzt sein, bedeutete auch für das als „schönste Schule Berlins” bezeichnete Carl-von-Ossietzky-Gymnasium eine harte Zeit, die nicht spurlos an der Fassade vorbeigehen konnte. Ausbrüche und Abplatzungen zeigten sich vor allem im Giebelbereich an den Gesimsen und Stuckornamenten, aber auch die Wandputzflächen im Innen- und Außenbereich verlangten teilweise nach Bestandssicherung oder Erneuerung. Die Voruntersuchung Nach den Wünschen der Denkmalpflege sollte neben der optischen Angleichung an den Altbestand auch die chemische Zusammensetzung des Restaurierungsmaterials möglichst nahe am Orginal liegen. Aus diesem Grund wurden am Zentrum für Bau- und Erhaltungstechniken (ZEBET BERLIN) unter der Leitung von Dr. Kupfer die Analyse der Materialzusammensetzung mit Hilfe mikrochemischer Methoden realisiert. Neben der Bestimmung der Korngrößen, der Art und Menge des Zuschlags sowie des Bindemittels, ging man auch auf die Charakterisierung der Verschmutzungen an der Putzoberfläche ein. Wie sich zusammenfassend feststellen ließ, handelte es sich sowohl bei den Unterputzen wie auch bei dem Oberputz um Weißkalk-Sand-Mörtel, wobei Vielfältig präsentieren sich sowohl die Schadensbilder wie auch die herzustellenden Putzstrukturen; wie hier eine nachgeahmte Natursteinbossierung. der Oberputz einen Anteil an hydraulisch abbindendem Kalk besitzt. Als Zuschlag ist bei den Putzlagen hauptsächlich durchsichtiger bis opaker Quarz mit rundlichem Korn eingesetzt worden, wobei sich der Oberputz mit seiner gröberen Körnung deutlich von den Unterputzlagen absetzt. Zudem weist der Oberputz Glimmerbestandteile auf, die die optischen Eigenschaften des Putzes stark beeinflussen und somit bei der Nachstellung des Edelputzes unbedingt beachtet werden mussten. Nachdem der Wassertransport über die Putzschicht maßgeblich für den Eintrag von Schadstoffen bzw. die aufgenommene Feuchtigkeit ansich ein Gefahrenpotenzial darstellt, wurden zur Bestimmung der Wasseraufnahme am Objekt Karsten´sche Röhrchen angebracht. Um einen genauen Überblick über die Gesamtsituation zu erhalten, wählte man für das Objekt repräsentative Putzbereiche aus, die sich folgendermaßen darstellten: – verwittertes, offenes Material – weniger verkrustetes Material – verkrustetes, dunkles Material Die Messungen zeigten, dass das offene Material eine annähernd doppelt so hohe Wasseraufnahme wie die gipshaltigen Schmutzschichten aufwies. Nachdem die Verkrustungen den Feuchtigkeitsaustausch ungünstig beeinflussen, empfahl man eine Entfernung. Da die Putzoberfläche möglichst erhalten bleiben sollte, waren abrasive Verfahren kein adäquates Mittel; chemisch induzierten Reinigungsmethoden wurde deshalb der Vorzug gegeben. Materialauswahl Die Vorgabe des Denkmalamtes lautete, dass der Putz im Schützen & Erhalten · September 2000 · Seite 28 Originalzustand wieder herzustellen sei. Auf der Grundlage der Voruntersuchungen wurde deshalb nach einem Putzhersteller gesucht, der ein entsprechendes Material liefern konnte. Als Eckdaten lagen folgende Angaben vor: – Kalkputz mit zum Teil hydraulischen Anteilen – Zuschlag mit maximalen Korngrößen von ca. 4 und 8 mm – Glimmerzusatz – braun-grauer Farbton – nicht Wasser abweisend eingestellt – als Putz- und Stuckmörtel einsetzbar Es ist wohl nicht verwunderlich, dass keiner der angesprochenen Hersteller ein entsprechendes Material in seinem Lieferprogramm führte und deshalb seine Mitarbeit ablehnte. Werktrockenmörtel, mit ihren qualitativen und verarbeitungstechnischen Vorteilen, schien man deshalb ausschließen zu können. Hier kam der für die Ausführungen beauftragten Firma Restau der Zufall zu Hilfe. Nachdem der Außendienstfachberater der Firma BAYOSAN die Arbeiten an der Schule bemerkte, hielt er kurzerhand an und stellte den Mitarbeitern der Firma Restau das Lieferprogramm, hier speziell den Reinkalkputz, vor. Zwar konnten auch mit diesem Material nicht alle Wünsche der Denkmalpflege erfüllt werden, aber die Basis stimmte. Nach Rücksprache mit dem Labor war es sicher, dass ein spezielles Sonderprodukt für dieses Bauvorhaben zwar nicht einfach, aber machbar war. Zuerst wurden über den Baustoffhersteller verschiedene Glimmerlieferanten kontaktiert, um Musterflächen anlegen zu können. Bald schon stellte es sich heraus, dass eine optimale Angleichung nur durch den Zusatz verschiedener Glimmer erreicht Halsgrubenbock (Criocephalus rusticus) Mit dem Halsgrubenbock stellt Ekkehard Flohr im Rahmen seiner Reihe über holzzerstörende Insekten einen Schädling vor, der in seiner Gestalt dem in unseren Gebäuden oft anzutreffenden Hausbock ähnelt. Nicht selten kommt es hier zu Verwechslungen. Erscheinungsform Der 1,5 bis 3,0 Zentimeter große Käfer besitzt jedoch ein charakteristisches Merkmal, welches ihn vom Hausbock unterscheidet. Auf seinem Halsschild befinden sich zwei flache, grubenartige Vertiefungen, die auch zu der Namensgebung führten. Der ausgewachsene Käfer ist rostbraun bis schwarzbraun gefärbt und besitzen so gut wie keine Härchen. Auf den Flügeldecken verlaufen schwache, etwa je 3, angeordnete Längsrillen. Die Augen sind groß und grob facettiert. Die Larven sind weißlich und besitzen am Hinterende zwei sehr kleine (etwa 0,1 bis 0,2 Millimeter lange) Chitindornen. Nur mit einer starken Lupe sind sie zu erkennen. Diese Dornen sind ein charakteristisches Merkmal, um auch im Larvenstadium eine sichere Unterscheidung zum Hausbock vornehmen zu können. Auch an Hand der Fraßgänge und des Nagsels ist dem sachkundigen Holzschutzfachmann eine Unterscheidung ohne Probleme möglich. Die Fraßgänge verlaufen weniger gewunden als beim Hausbock. Das Nagsel besteht neben Kotund Fraßmehl auch aus längeren Holzspänen. Dieses Gemisch kann durch die Larve sehr fest im Gang verstopft werden, so dass es kaum herauslösbar ist. Lebensweise Das Weibchen legt an saftfrischen, berindetem Nadelholz (Kiefernstöcke und Lagerholz) ihre Eier ab. Die schlüpfenden Larven minieren erst in der Bastschicht und ziehen sich später in den gesamten Holzkörper (Kern- und Splintholz) zurück. Die dabei erzeugten Fraßgänge sind oval, wenig gewunden und mit den Abmessungen bis zu 6 × 13 Millimeter. Nach einer Entwicklungszeit von etwa 2 bis 3 Jahren schlüpfen die Käfer. Dies findet in den Monaten Juli bis September statt. Bevorzugt werden dabei die Abendstunden. Bekämpfung und wirtschaftliche Bedeutung Bedingt durch immer kürzere Verarbeitungszeit von Schnittholz können Larven mit in unsere Gebäude eingeschleppt werden. Aufgrund des sehr fest gestopften Bohr- und Fraßmehls sind Fraßgänge beim Anschnitt leicht zu übersehen. Der Halsgrubenbock ist in der Lage, seine Entwicklung im Gebäude abzuschließen und zu schlüpfen. Dabei kann ein abtrocknen der Hölzer zu einer Verlängerung der Entwicklungszeit führen. Beim Schlupf erzeugen die Käfer glattran- Schützen & Erhalten · September 2000 · Seite 5 dige ovale Fluglöcher mit den Durchmessern von 8 bis 14 mm. Sie sind in der Lage, Beläge (Linoleum, Teppich) oder andere, dem Holz anliegende Materialien zu durchfressen. Darin liegt auch der eigentliche technische Schaden. Ein Neubefall der verbauten Hölzer (auch ohne chemischen Holzschutz) ist nicht mehr möglich und es brauchen keine bekämpfenden Holzschutzmaßnahmen vorgenommen werden. Achtung: Nicht jedes ovale Flugloch in Deckenbalken oder im Dachstuhl bedeutet Befall durch den Hausbock. An dieser Stelle ist Fach- und Sachkunde gefragt. Durch seriöse Beratung wird verhindert, dass zum Beispiel Spuren des Halsgrubenbocks einer Imprägnierung oder Heißluftbehandlung nach sich ziehen. < Halsgrubenbock (Abb. vergrößert, Originallänge 13 mm) Bildquelle: W. Schwenke „Die Forstschädlinge Europas“ DIE FACHBEREICHE Es schreibt für Sie: DIE PRAXIS Holz- und Brandschutz Anwendungstechnik Dürfen Dachstühle überhaupt noch imprägniert werden? Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr (Jahrgang 1960) – 1981: Fachschulstudium an der Ing.-Schule für Hochbau Leipzig – 1985: Fachmann für Holzschutz – 1990: Sachverständiger für Holzschutz an TU-Dresden – 1990: Gründung einer Holzund Bautenschutzfirma – 1991: Berufung zum ö.b.u.v.S für Holzschutz – seit 1997: Fachbereichsleiter für Holz- und Brandschutz im DHBV – seit 1998: Geschäftsführer eines Ingenieurbüros – seit 1999: Dozent am HBZ Münster (Holz- und Bautenschutztechnikerausbildung) Mitarbeit in folgenden Ausschüssen: – WTA-Arbeitsgruppe Holz – DGfH-Arbeitsausschuss „Erneuerung alter Bausubstanz“ – Stellv. Leiter der DGfH Arbeitsgruppe „Bekämpfungsmaßnahmen zum Schutz von Holz“ – DIN-Kommentarausschuss (DIN 68800/4) – Integrierung in ein Forschungsprojekt „Echter Hausschwamm“ – Fortbildungsprüfungsausschuss Holz- und Bautenschutztechniker Weitere Fragen an: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr An der hohen Lache 6 06846 Dessau Telefon: 0340 - 6611884 Telefax: 0340 - 6611885 email: [email protected] In der Ausgabe 1/2/2000 hatte Ekkehard Flohr diese Frage gestellt und einen Bericht über den Sachverständigenausschuss des DIBt in der Ausgabe 3/2000 angekündigt. Leider lag zum Redaktionsschluss das Sitzungsprotokoll noch nicht vor, sodass der Fachbereichsleiter Ihnen erst in der jetzigen Ausgabe darüber berichten kann. Sachstand Die in der bauaufsichtlichen Zulassung formulierte Anwendungseinschränkung „Nicht zur großflächigen Anwendung an Holzbauteilen (Flächen-/Raumvolumenverhältnis gleich oder größer 0,2 m²/m³) in Innenräumen“ hat ihren Ursprung aus bewohnten Innenräumen. Damit sollte verhindert werden, dass ein großflächiger Holzschutzmitteleintrag an Dielen, Paneelen, Verschalungen etc. stattfindet. Dies gilt auch nach wie vor, zumal befallene Holzteile auch mit relativ geringen Aufwand ausgewechselt werden können. Ohne nähere Überprüfung wurde die Verhältniszahl 0,2 m²/ m³ aus der Norm DIN 68800/4 Abs. 5.2.8 übernommen und für Dachstühle als gültig erklärt. Beratungsergebnis Der Sachverständigenausschuss verständigte sich dahingehend, das die Verhältniszahl von 0,2m²/m³ zukünftig bei der Verwendung von Bekämpfungsmitteln (pyrethroidhaltige Mittel eingeschlossen) gegen Insekten in Dachstühlen nicht mehr herangezogen wird. Werden Dachstühle später zu Wohnzwecken ausgebaut, ist eine Verkleidung (ausschließlich bei Borsalzimprägnierungen) vorzunehmen. Es ist damit zu rechnen, dass das DIBt den Empfehlungen des Sachverständigenausschuss folgt Schützen & Erhalten · September 2000 · Seite 4 und im Ergebnis die Anwendungseinschränkung E6 im nächsten Holzschutzmittelverzeichnis für Bekämpfungsmittel herausnimmt. Bis dahin gilt die Anwendungseinschränkung E6 im Holzschutzmittelverzeichnis und die in den bauaufsichtlichen Zulassungen formulierten Auflagen. An dieser Stelle appelliert der Autor nochmals an die „Sachkunde“ der Holzschutzfirmen. Unter Beachtung folgender Gesichtspunkte können sicher die meisten (nicht alle) Bekämpfungsprobleme in Dachstühlen gelöst werden. – Holzalter bei Hausbockbefall berücksichtigen – Befallsbereiche genau ermitteln und nur Abschnitte behandeln – andere Behandlungsmethoden (zum Beispiel Heißluft) wählen – Veränderung der Resistenzklasse bei intensiver Bebeilung beachten werden konnte. Hier war wieder der Fachbetrieb vor Ort gefragt, der in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Denkmalamtes die Abstimmung der Zugabemengen vornahm. Ein zweiter Punkt, der anfangs nicht lösbar war, bestand in der Art des strukturgebenden Grobkorns des Putzes. Ein Sand mit einer Korngröße von 8 mm konnte in der Anlage, die für die Produktion der Reinkalkputze verwendet wird, nur unter großen Schwierigkeiten mittels Handzugabe realisiert werden. Gravierender war aber die Tatsache, dass der dem Hersteller zur Verfügung stehende Sand in der Farb- und Formgebung nicht die gewünschte Oberflächenbeschaffenheit ergab. Da der Putz so zwar für den Unterputz gut angepasst, für den Oberputz aber nicht ausreichend war, entschied man sich für ein teilbaustellengemischtes Material. Bei der Suche nach einem geeigneten Sand, fand man bei einem Potsdamer Betonwerksteinhersteller einen geeigneten Rollkies, mit dem sich die gewünschte Optik erzielen ließ. Die Grundmischung wurde nun so zusammengesetzt, dass damit die Unterputzlagen ohne weiteres erstellt werden konnten. Desweiteren war sie so ausgelegt, dass die notwendigen Zumischungen an der Baustelle ohne Beeinträchtigung der Putzqualität durchgeführt werden konnten. Damit bestand nun die Möglichkeit, Materialunterschieden beim Anputzen an bestehende Flächen Rechnung zu tragen und noch genauer anzupassen, als es mit reinen Werkmörteln möglich gewesen wäre. So wurden dem Oberputz nun mittlererweile drei unterschiedliche Glimmer und der genannte Rollkies zugesetzt. Nachdem Mauerziegel und auskragende Gesimsteile, z.B. an dem dreistufigen Staffelgiebel, ersetzt werden mussten, wur- de auch hier ein spezieller Mauermörtel gefordert. Bei der Zusammensetzung legte man auf einen erhöhten Trassanteil sowie auf einer, dem Sandgehalt angepassten Gesteinsmehlmenge, Wert. Die Mengen die man hier brauchte, waren allerdings relativ gering, sodass sich ein Sonderprodukt aus Kostengründen nicht vertreten ließ. Nachdem aber das BAYOSAN Standardprodukt – bis auf die Trassmenge – den Anforderungen genügte, konnten durch eine weitere Baustellenmischung die Planungsvorgaben erreicht werden. Zu dem Mauermörtel aus dem Standardprogramm lieferte der Hersteller nur die benötigte Menge an Trasskalk sowie das erforderliche Mischungsverhältnis; die Arbeiten konnten beginnen. Resümee Denkmalpflege und Werktrockenmörtel müssen kein unüberwindbares Hindernis sein. Oftmals wurde von Seiten der Denkmalpflege ein Fertigputz oder Fertigmörtel nur akzeptiert, wenn es aus Kostengründen keine anderen Alternativen gab. Die Werktrockenmörtelindustrie hingegen versucht, möglichst ihre Standardmaterialien einzusetzen, da Sonderprodukte in ihrer Herstellung aufwändig, teuer und damit wenig lukrativ sind. Wie das Beispiel zeigt, kann es aber auch anders gehen, wenn von beiden Seiten ein gewisses Entgegenkommen vorhanden ist und auch Zugeständnisse gemacht werden. Sicher bedeutet es einen hohen Aufwand bei der Produktion und Logistik sowie eine intensivere Baustellenbetreuung für den jeweiligen Außendienst- und Servicemitarbeiter des Baustoffherstellers, aber Objekte wie die Carl-von-Ossietzky-Schule in Berlin zeigen, dass es das Wert ist. Olaf Janotte Buchservice Artikel Titel Holzschutz 300 301 302 303 304 305 Holzschädlinge an Kulturgütern erkennen und bekämpfen Der Altbau Holzschutz-Praxis Holzschutzmittelverzeichnis Schimmelpilz in Wohnräumen – was tun? Schimmelpilze – Lebensweise, Nutzen, Schaden, Bekämpfung Der Lese-Tipp 200 NEU 201 NEU Der Kammer-Jäger Die Ameise als Tramp Autor Einzelpreis Sutter Rau/Braune Müller DIBt Bieberstein Reiß 76,00 DM 158,00 DM 155,00 DM 45,00 DM 28,80 DM 86,00 DM Fitzhugh Kegel Bitte beachten Sie, dass nach Öffnen der Verpackung die Bücher/CD’s von der Rückgabe ausgeschlossen sind. Bestellen Sie jetzt: Tel: 05132/8591-22 Fax: 05132/8591-25 email: [email protected] Schützen & Erhalten · September 2000 · Seite 29 39,90 DM 39,80 DM alle Preise incl. MwSt, zuzüglich Versandkosten Absender Unterschrift