Das historische Künstlerdorf Worpswede

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Das historische Künstlerdorf Worpswede
Das historische Künstlerdorf Worpswede
Kunst- und Kulturreise vom 30. August bis 3. September 2017
- exklusiv für die Büchergilde Gutenberg -
Heinrich Vogeler, Sommerabend, 1905
Paula Modersohn-Becker, Worpsweder Landschaft, um 1900, Ausschnitt
Klaus Modicks Bestseller-Roman "Konzert ohne Dichter" (erhältlich in der Büchergilde Gutenberg) hat
die Aufmerksamkeit einer breiten Leserschaft auf das Künstlerdorf Worpswede gelenkt, wo im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert eine illustre Schar von Künstlern und Künstlerinnen ihre Träume
lebte und Kunstgeschichte schrieb.
Unter fachkundiger Begleitung der Kunsthistorikerin Daniela Platz, einer Urenkelin Martha und
Heinrich Vogelers, tauchen wir ein in Leben und Werk der wichtigsten Worpsweder Künstlerpersönlichkeiten. Weitere Höhepunkte unserer Reise sind neben literarischen Lesungen ein Besuch des nahegelegenen Künstlerdorfes Fischerhude, eine Torfkahnfahrt durch die Landschaft der Hamme-Niederung sowie eine Exkursion ins urwüchsige Teufelsmoor.
Tag 1
Hotel Buchenhof
Mittwoch, 30. August 2017
Anreise, Barkenhoff von Heinrich Vogeler
Hans am Ende, Birken am Moorgraben, 1896
Individuelle Anreise ins Worpsweder Hotel Buchenhof. Der 1889
zur Worpsweder Künstlergruppe gestoßene Maler und Radierer
Hans am Ende erbaute die Jugendstilvilla als Wohn- und Atelierhaus. Die individuell gestalteten Hotelzimmer sowie die Gemeinschaftsräumlichkeiten des auf einem ruhigen Waldgrundstück
gelegenen Gebäudes atmen noch heute das stilvoll verspielte
Flair der vorletzten Jahrhundertwende. An den Wänden finden
wir eine große Präsentation von Zeichnungen, Druckgrafiken
und gemälden des Hauses finden
Heinrich Vogelers Barkenhoff
und Gemälden von Hans am Ende. So kann der Kunstgenuss
schon beim Frühstück beginnen! Ein großer Garten mit altem
Baumbestand lädt uns ein, ein wenig umherzugehen, den Vögeln zu lauschen oder den Eichhörnchen beim Spielen zuzusehen.
Um 16:30 Uhr werden wir von unserer fachkundigen Reisebegleiterin Daniela Platz sowie von der organisatorischen Reiseleiterin und Gesamtleiterin Ruth Rick-Walther im Foyer des Bu-
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chenhofes begrüßt und auf unseren Aufenthalt im Künstlerdorf
Worpswede eingestimmt.
Unser erster Spaziergang durch Worpswede führt uns zu Heinrich Vogelers legendärem Barkenhoff. Vogeler, 1872 in Bremen
geboren, stieß 1894 zur Worpsweder Künstlergruppe. Er kaufte
eine 60 Jahre alte mit Stroh gedeckte Bauernkate am Rande des
Worpsweder Weyerbergs, die er in der Folge zu einem imposanten Jugendstil-Gesamtkunstwerk aus Architektur, bildender
Kunst, Inneneinrichtung, Design und Gartengestaltung ausbaute.
Bis zum Jahre 1905 war der Barkenhoff (niederdeutsch für Birkenhof) nun ein "Work in progress": Vogeler schuf nahezu das
gesamte Interieur mit Möbeln, Tapeten und Gebrauchsgegenständen, erweiterte das großräumige Areal durch zusätzliche
Remisen- und Werkstattgebäude und schuf auf dem verwilderten Gelände schließlich ein Gartensystem aus Wegen, Beeten
und Blumenrondellen. Hier pflanzte Vogeler auch das namensgebende Birkenwäldchen an.
"Meine Hütte ist mein Alles", schrieb Vogeler 1897 an seinen
Freund, den Schriftsteller Gerhart Hauptmann, und bereits um
1900 spiegelte das repräsentative Anwesen Vogelers wachsenden künstlerischen Erfolg als Zeichner, Illustrator und Designer wider. Vogelers Barkenhoff entwickelte sich bald zum beliebten Treffpunkt der Worpsweder Künstlergruppe, die dort
sonntags ausgiebig diskutierte, rezitierte, musizierte und feierte.
Tag 2
Die steigende landesweite Bekanntheit der Worpsweder Künstlerkolonie bescherte dem Barkenhoff eine Reihe prominenter
Gäste, unter ihnen Schriftsteller wie Richard Dehmel, Gerhart
und Carl Hauptmann, Thomas und Heinrich Mann, den Mitbegründer des Insel Verlags Rudolf Alexander Schröder und den
Regisseur Max Reinhardt.
Während unseres Barkenhoff-Besuchs sehen wir Teile des ursprünglichen Interieurs und Werke aus allen Schaffensperioden
Heinrich Vogelers. Wir bekommen einen Einblick in die wechselvolle Geschichte des Hauses, die untrennbar mit der von hohem
Idealismus geprägten Lebensgeschichte des Künstlers verbunden ist und gleichzeitig die großen Umbrüche des 20. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg sichtbar macht.
Nach dieser ersten intensiven Begegnung mit dem Leben und
Werk Heinrich Vogelers nehmen wir unser gemeinsames Abendessen im Worpsweder Restaurant "Kays Culinarium" ein. Unser
Speiseraum ist das von Heinrich Vogeler im Jugendstil entworfene, holzvertäfelte "Künstlerzimmer".
In den anderen Räumlichkeiten des Restaurants können wir Originalwerke des renommierten Zeichners und Grafikers HansGeorg Rauch (1939-1993) bewundern. Rauch, der zeitweise in
Worpswede lebte, zeichnete unter anderem für Magazine und
Zeitungen wie Spiegel, ZEIT, Stern, Observer und New York
Times. Er ist Träger des Heinrich-Zille-Preises für sozialkritische
Grafik. 1987 war er internationaler "Cartoonist of the Year".
Donnerstag, 31. August 2017
Große Kunstschau in Worpswede / Otto-Modersohn-Museum in Fischerhude
Fritz Overbeck, Selbstbildnis, 1900
Große Kunstschau, Worpswede
Den zweiten Tag unserer Reise beginnen wir mit einer kurzweiligen und informativen Ortsführung durch Worpswede.
Nordöstlich von Bremen inmitten des Teufelsmoors am Flüsschen Hamme gelegen, ist Worpswede ein staatlich anerkannter Erholungsort. Das im 11. Jahrhundert als Fischersiedlung
gegründete Dorf wurde 1218 erstmals urkundlich erwähnt.
Als sich die Studienfreunde Fritz Mackensen, Otto Modersohn
und Hans am Ende 1889 in Worpswede niederließen und damit die Künstlerkolonie Worpswede begründeten, waren sie
dem Zauber des abgelegenen Moordorfes bereits vollständig
erlegen. Gelangweilt von der akademischen Studiomalerei,
fanden sie hier ideale Bedingungen für die neue, bereits von
den französischen Impressionisten praktizierte Freilichtmalerei:
Weite Horizonte und dramatische Wolkenformationen über ei-
Otto Modersohn, Moorlandschaft, 1903
ner urwüchsigen und rauen, noch weitgehend unerschlossenen
Landschaft.
Fritz Mackensen schrieb bei seiner Ankunft in Worpswede: "Ich
habe nie ähnliches gesehen, eine ganz neue Zauberwelt bot sich
meinen Augen. Zum ersten Mal sah ich das dunkle Moor mit
den geschichteten Torfhaufen, die blanken Wassergräben, deren
Spiegelungen abgrundtief schienen."
Das historische Worpsweder Ortsbild ist in seinen wesentlichen
Teilen bis heute erhalten geblieben. Charakteristisch sind die
weitläufige eingeschossige Bebauung, die zahlreichen Grünflächen mit ihrem altem Eichen-, Buchen- und Lindenbestand sowie die schon von der ersten Künstlergeneration oft gemalten
birkenumsäumten Wirtschaftswege, die das weite Worpsweder
Land durchziehen.
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Unsere Ortsbesichtigung führt uns unter anderem am Atelier
von Paula Modersohn-Becker und dem Wohnhaus der Modersohns vorbei.
Die Große Kunstschau, unsere nächste Station, wurde 1927
von dem in Worpswede lebenden Bildhauer, Maler, Kunsthandwerker und architektonischen Autodidakten Bernhard
Hoetger als Teil eines Ensembles erbaut, das heute zu den herausragenden Beispielen des norddeutschen Expressionismus
zählt. Seit seiner Enstehung größtes Ausstellungsgebäude im
Ort, beheimatet das Museum die berühmtesten Gemälde der
ersten Worpsweder Künstlergeneration. Hier können wir Werke von Heinrich Vogeler, Otto Modersohn, Paula ModersohnBecker, Ottilie Reylaender, Hans am Ende, Fritz Overbeck, Fritz
Mackensen, Carl Vinnen sowie eine Reihe plastischer Arbeiten
von Bernhard Hoetger aus unmittelbarer Nähe auf uns wirken
lassen.
Ein Höhepunkt der Sammlung ist Heinrich Vogelers großes Ölgemälde "Sommerabend" - ein künstlerisches Soziogramm,
das auf meisterhafte Weise den fragilen Zustand der Worpsweder Gruppe im Jahre 1905 darstellt. Gemeinsam mit Daniela
Platz "lesen" wir in dem mit der Großen Medaille für Kunst
und Wissenschaft ausgezeichneten Schlüsselwerk ihres Urgroßvaters und beleuchten unter anderem die fruchtbare, aber
auch spannungsreiche Freundschaft Heinrich Vogelers zu Rainer Maria Rilke, der auf diesem Gemälde fehlt.
Wir machen nun eine Mittagspause und fahren dann auf den
Spuren Otto Modersohns ins nahegelegene Dörfchen Fischerhude. Nachdem Otto Modersohns Ehefrau Paula ModersohnBecker 1907 im Kindbett verstorben war, siedelte Modersohn,
der sich bereits seit Jahren nicht mehr als Mitglied der Worpsweder Künstlerkolonie verstand, 1908 nach Fischerhude über.
Hier, am südlichen Rand des Teufelsmoors, wo zahlreiche Moorgräben, fruchtbare Wiesen und Felder am Flusslauf der Wümme
einzigartige Motive versprachen, hatten sich bereits die Maler
Tag 3
Torfkahnfahrt
Heinrich Breling und Wilhelm Heinrich Rohmeyer niedergelassen
und damit den Grundstein für die Künstlerkolonie Fischerhude
gelegt. 1909 heiratete Otto Modersohn Brelings Tochter Louise,
die als Malerin einen eigenen expressiv-realistischen Stil entwickeln sollte.
In der Folge zogen viele weitere Künstler nach Fischerhude. Der
Corinth-Schüler Helmuth Westhoff gründete gemeinsam mit Johann Heinrich Bethke, Fritz Cobet, August Haake, Rudolf Franz
Hartogh, Wilhelm Heinrich Romeyer und Bertha Schilling die
Fischerhuder Künstlergruppe "Junge Wilde von 1911". Im Jahre
1919 siedelte nach ihrer Trennung von Rainer Maria Rilke auch
Clara Westhoff-Rilke nach Fischerhude über, wo sie als Malerin
bis zu ihrem Tod 1954 aktiv blieb.
Nach einer Führung durch das Künstlerdorf Fischerhude mit
Daniela Platz legen wir eine stärkende Pause im Café des RilkeHauses ein, dem Wohn- und Atelierhaus von Clara Westhoff.
Antje Modersohn, die Enkelin des Künstlers, wird uns nun auf
unserer nächsten Station durch das von ihr geleitete Otto-Modersohn-Museum führen. Modersohn, der bis 1943 in Fischerhude lebte und arbeitete, gilt als einer der wichtigsten deutschen
Landschaftsmaler der neueren Kunstgeschichte. Sein Lebenswerk
wird hier wissenschaftlich erfasst, ausgewertet und der kunsthistorischen Forschung zugänglich gemacht. Neben Arbeiten aus
allen Schaffensperioden Otto Modersohns sehen wir auch Werke
seiner zweiten Frau Paula Modersohn-Becker, deren künstlerische Größe Modersohn als erster erkannte und nach Kräften
förderte.
Zurück in Worpswede, nehmen wir unser Abendessen im Hotel
ein, bevor wir zur "Käseglocke", einem igluförmigen Rundbau
aus dem Jahre 1926, spazieren. In den Räumlichkeiten dieser
außergewöhlichen Sehenswürdigkeit beschließen wir diesen
ereignisreichen Tag mit einer Lesung von Daniela Platz, die den
Titel "Rainer Maria Rilke und Heinrich Vogeler - Tagebücher,
Briefe und Lebenserinnerungen" trägt.
Freitag, 1. September 2017
Torfkahnfahrt auf der Hamme / Spaziergang im Teufelsmoor
Fritz Mackensen, Torfkähne auf der Hamme, 1904
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der einzigartigen Kulturlandschaft des Teufelsmoors. Nach dem Frühstück brechen wir
auf zu einer interessanten Torfkahnfahrt auf dem Flüsschen
Hamme im Teufelsmoor. Mit insgesamt über 500 km² ist das
Teufelsmoor (taubes Moor) das größte Moorgebiet Norddeutschlands.
im Teufelsmoor
Geprägt von Hoch- und Niedermooren umfasst die Landschaft
des Teufelsmoors die Hamme-Niederung und Teile der Wümmeund Oste-Niederung. Die ältesten Stellen weisen Torfkörper von
elf Metern Tiefe und mehr auf. Zentrum des Teufelsmoores ist
die in Worpswede liegende Geestinsel Weyerberg.
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Die Besiedelungsgeschichte des Teufelsmoors beginnt etwa um
1750. Jürgen Christian Findorff, vom Hannoverschen Kürfürsten
eingesetzter Moorkolonisator, vermaß, entwässerte und bevölkerte damals die gesamte Teufelsmoorniederung.
Als Siedler bewarben sich in der Regel einfache Knechte und
Mägde, die sich mit der Befreiung von Steuern und Militärdienst
und der Aussicht auf eigenen Grundbesitz ein besseres Leben
erhofften. Allerdings eignete sich der Moorboden nicht für die
Landwirtschaft, und die Lebenserwartung in den dunklen und
feuchten Moorkaten war gering. Diese harten Lebensbedingungen illustriert der plattdeutsche Spruch "Den Eersten sien
Dood, den Tweeten sien Noot, den Drüdden sien Broot" (Des
Ersten Tod, des Zweiten Not, des Dritten Brot).
Findorff, von den Siedlern als "Moorvater" verehrt, ließ überall
im Moor Gräben und Kanäle anlegen, die der Entwässerung
dienten und vor Überschwemmungen schützen sollten. Auf
diese Weise entstand ein weit verzweigtes Wasserstraßennetz,
unter anderem der Hamme-Oste-Kanal und der Oste-SchwingeKanal. Neue Siedlungen entstanden auf dem entwässerten Land
- vorzugsweise in der Nähe von Wiesen- und Grünland, damit
den Bauern eine Viehhaltung möglich wurde.
Als Starthilfe erhielten die Siedler Bauholz, Getreide und Obstbaumsetzlinge. Da die Viehhaltung sich jedoch schwierig gestaltete, blieb den Bauern als Haupterwerbsquelle nur der Torfhandel. Auf ihren zehn Meter langen Eichenholzkähnen mit den
tiefbraunen Segeln transportierten sie den gestochenen Torf in
mehrtägigen Fahrten die Flüsse Hamme, Wümme und Lesum
hinunter bis hinein nach Bremen und Brake, wo der Torf auf
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Pferdewagen umgeladen und in den Städten als Heizmaterial
verkauft wurde. Im Jahr 1875 zählte man 18.000 Schiffe, die
sich mit ihrer dunklen Ladung von Worpswede aus aufmachten.
Die Herstellung der Torfkähne erfolgte in der Worpsweder Torfschiffswerft, die bis zu ihrer Stilllegung im Jahre 1957 insgesamt über 600 Torfschiffe baute.
Unsere kurzweilige, etwa einstündige Torfkahnfahrt auf der
Hamme bietet uns einmal einen anderen Blickwinkel auf die faszinierende Landschaft des Teufelsmoors. Während unserer entschleunigten Kahnfahrt durch das sommerliche Naturschutzgebiet glauben wir zuweilen Stimmungen und Motive der Gemälde
und Zeichnungen der Worpsweder Künstler wiederzuerkennen.
Gern erzählen die Torfkahnskipper unterwegs skurrile Moorgeschichten und entführen uns in die längst vergangene Zeit der
Moorkolonisation.
Nach diesem entspannenden Ausflug nehmen wir uns Zeit für
ein gutes Landmittagessen.
Am Nachmittag starten wir zu einen ausgedehnten Spaziergang
ins Teufelsmoor, der uns am westlichen Rand des Torfabbaugebietes im Günnemoor entlang führt. Im etwa 5000 Jahre alten
Günnemoor wurde seit 1920 Torf industriell abgebaut. Inzwischen sind Teile des Moors großflächig wiedervernässt, womit
eine erneute Ansiedlung des durch die Abtorfung vertriebenen
Kranichs erreicht werden konnte. Der Initiative von Naturschützern ist es zu verdanken, dass die Überreste des einzigartigen
Feuchtbiotops Teufelsmoor gerettet wurden.
Wir fahren nach diesem inspirierenden Tag in der Natur zurück
nach Worpswede, wo der Abend zur freien Verfügung steht.
Samstag, 2. September 2017
Paula Modersohn-Becker und Martha Vogeler
Paula Modersohn-Becker, Selbstportrait, 1906
Heinrich Vogeler, Portrait Martha Vogeler, 1910
Mit Paula Modersohn-Becker und Martha Vogeler stehen heute
zwei der interessantesten Persönlichkeiten der ersten Worpsweder Künstlergeneration auf unserem Programm.
Die 1876 in Dresden geborene Paula Becker bekommt mit 16
Jahren während eines Englandaufenthaltes ihren ersten Zeichenunterricht. Nach einer Studienzeit in Berlin siedelt sie im
Jahre 1898 nach Worpswede über, wo sie bei Fritz Mackensen
Mal- und Zeichenunterricht nimmt und sich mit Clara Westhoff,
Heinrich Vogeler und dem Ehepaar Modersohn anfreundet.
1901 heiratet sie Otto Modersohn, dessen erste Frau Helene ein
Jahr zuvor gestorben war.
Haus im Schluh
Während mehrerer Studienaufenthalte in Paris trifft sie den Bildhauer Auguste Rodin und sieht unter anderem Gemälde von
Paul Cézanne, Vincent van Gogh und Paul Gauguin, die sie
nachhaltig inspirieren.
Paula Modersohn-Beckers künstlerisches Werk, für das ihr bis zu
ihrem frühen Tod nur 14 Jahre blieben, umfasst 750 Gemälde,
etwa 1000 Zeichnungen und 13 Radierungen. Sie schuf Portraits, Kinderbildnisse, Darstellungen bäuerlichen Lebens in
Worpswede, Landschaften, Stilleben und Selbstportraits - unter
anderem eine Reihe von Akt-Selbstbildnissen, die als die ersten
Akt-Selbstdarstellungen der Kunstgeschichte gelten und gegen
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alle Kunst- und Moralkonventionen der damaligen Zeit verstießen. Paula Modersohn-Beckers Talent und Bedeutung wurde
von den meisten ihrer Worpsweder Gruppenmitglieder erst nach
ihrem Tod im Jahr 1907 erkannt.
Zu Lebzeiten verkaufte sie lediglich fünf Bilder, eines davon,
"Säugling mit der Hand der Mutter" an Rainer Maria Rilke, der
an seinen Mäzen von der Heydt schrieb: "Das merkwürdigste
war, Modersohns Frau in einer ganz eigenen Entwicklung ihrer
Malerei zu finden, rücksichtslos und geradeaus malend, Dinge,
die sehr worpswedisch sind und die noch nie einer sehen und
malen konnte. Und auf diesem ganz eigenen Wege sich mit van
Gogh und seiner Richtung seltsam berührend.“
Wir besuchen das Museum am Modersohn-Haus, das sich im
ehemaligen Wohnhaus von Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker befindet. Dort können wir persönliche Gegenstände der Künstlerin wie u.a. ihren Schreibtisch, ihren Stuhl
und ihre Sitzbank besichtigen. In zwei modernen Anbauten wird
die Bernhard-Kaufmann-Sammlung, die größte Worpsweder Privatsammlung, gezeigt. Wir sehen Werke der ersten Worpsweder
Malergeneration, darunter auch 21 Gemälde von Paula Modersohn-Becker.
Martha Vogeler wurde als Martha Schröder 1879 in Worpswede
geboren. Bereits als vierzehnjährige lernte sie Heinrich Vogeler
kennen, den sie gegen den Widerstand beider Familien 1901
heiratete. Vogeler portraitiert sie in zahlreichen Werken, so auch
im berühmten Gemälde "Sommerabend", wo sie in zentraler
Position am Treppenaufgang zur Terrasse des Barkenhoffs mit
einem russischen Windhund zu sehen ist.
In der Folge hatte Martha Vogeler wesentlichen Anteil an der
Ausgestaltung und Organisation des Barkenhoffs, auf dem sich
mit steigender Bekanntheit der Worpsweder Künstlergruppe und
Heinrich Vogelers im Besonderen immer mehr Besucher einfanden. Martha Vogeler hatte das weit gespreizte Werk ihres Mannes im Blick, kümmerte sich um Verkäufe und als Mutter dreier
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Kinder um den Haushalt. Als Heinrich Vogeler sich nach dem
ersten Weltkrieg der kommunistischen Idee verschreibt und
politisch aktiv wird, verlässt ihn Martha mit den drei Töchtern.
Es wurde eine Moorkate aus dem nahen Dorf Lüningsee gekauft, zerlegt und in der zehn Fußminuten vom Barkenhoff entfernt liegenden Worpsweder Straße "Im Schluh" (Im Sumpf)
wieder aufgebaut. Hierhin nahm Martha Vogeler die Gemälde,
sowie das von Heinrich Vogeler gestaltete Mobilar und sämtlichen Hausrat mit - ihr neues Haus war von Anfang an als Heinrich-Vogeler-Museum mit angegliederten Gästezimmern gedacht. Nachdem sie und ihre Töchter das Weben erlernten,
richtete sie auf ihrem Grundstück eine Hand- und Kunstweberei
ein, die sich innerhalb weniger Jahre zu einer bedeutenden
Webschule entwickelte und eine selbständige Existenz sicherte.
Noch in hohem Alter sah man Martha Vogeler am Webstuhl
sitzen oder eines ihrer zahlreichen Blumenbilder malen. Mit
Clara Rilke-Westhoff blieb sie bis zu deren Tod eng befreundet.
Martha Vogeler gehört mit ihrem Lebenswerk Haus im Schluh
über ihren Tod im Jahre 1961 hinaus zu den prägenden Worpsweder Persönlichkeiten.
Im Haus im Schluh, das sich bis heute in Familienbesitz befindet,
sehen wir neben Martha Vogelers Handweberei und einigen
ihrer künstlerischen Werke eine große Auswahl aus dem Werk
Heinrich Vogelers. Dabei reicht die Palette von frühen Jugendstilarbeiten bis hin zu selten gezeigten Komplexbildern, die
Vogeler in Russland schuf.
Nach einem Nachmittag zur freien Verfügung unternehmen wir
am Abend einen Spaziergang auf den Worpsweder Weyerberg
zu einer Open-Air-Lesung mit Daniela Platz. Passend zum Sonnenuntergang um 20:10 Uhr trägt die Lesung den Titel "Worpsweder Sonnenuntergang - Texte Worpsweder Schriftsteller und
Künstler."
Wir beschließen den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen
im von Heinrich Vogeler entworfenen Worpsweder Bahnhof.
Sonntag, 3. September 2017
Literarisches Frühstücksbuffet, Abreise
Otto Modersohn, Herbst im Moor, 1895, Ausschnitt
Heute heißt es Abschiednehmen von Worpswede! Im Rahmen
eines literarischen Frühstücksbuffets lassen wir bei einer Lesung
noch einmal die Worpsweder Maler, Malerinnen und Literaten
zu Worte kommen. Mit Gedichten und Tagebuchpassagen rufen
wir die Stimmungen, Farben und Aha-Erlebnisse unserer Worpsworpsw-
wede-Reise in Erinnerung - auf dass sie uns lange und inspirierend begleiten mögen!
Wir haben Gelegenheit zu einem letzten Austausch, bevor wir
auschecken und die Heimreise antreten.
Auf ein Wiedersehen in Worpswede!
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Lesetipps zur Reise:
- Klaus Modick, Konzert ohne Dichter - Büchergilde-Artikel-Nr.168065
- Katharina Groth, Mythos und Moderne, 125 Jahre Künstlerkolonie Worpswede - Wienand Verlag
- Rainer Maria Rilke, Worpswede - Insel Verlag
- Barbara Beuys, Paula Modersohn-Becker oder wenn die Kunst das Leben ist - Carl Hanser Verlag
- Rainer Stamm, Paula Modersohn-Becker, Briefwechsel mit Rainer Maria Rilke - Insel Verlag
- Sabine Schlenker, Heinrich Vogeler: Künstler, Träumer, Visionär - Hirmer Verlag
- Siegfried Bresler, Auf den Spuren von Heinrich Vogeler - Carl Schünemann Verlag
Leistungen und Preise - Änderungen vorbehalten!
Im Reisepreis enthaltene Leistungen:
Nicht im Reisepreis enthaltene Leistungen:
4 Übernachtungen/Frühstück im
4*-Hotel Buchenhof, Worpswede
An- und Abreise
Transfers mit Charterbus bzw. öffentlichen
Verkehrsmitteln ab/an Hotel im Rahmen
unseres Programms
Ausgaben des privaten Verbrauchs
Getränke zu den Mahlzeiten
Alle Kosten außerhalb unseres Leistungspaketes
Führungen/Eintritte
Reisepreis:
Lesungen/Fachvorträge
EUR 850,-- pro Person im Doppelzimmer
EUR 80,-- Einzelzimmerzuschlag
2 Mittagessen
Verlängerungsnächte sowie geführte Vor- und Nachreisen sind
möglich. Gern senden wir Ihnen die Unterlagen zu!
3 Abendessen
Sicherungsschein
Gesamtteilnehmerzahl: 20 Personen
Anmeldeschluss: 31. Dezember 2016
Stand: Februar 2016
Karte der Region
Veranstalter:
Fachliche Reiseleitung:
TERRA ALLEGRA - Ruth Rick-Walther
Daniela Platz, Kunsthistorikerin
Veranstalterin und organisatorische Reiseleitung:
Ruth Rick-Walther (Terra Allegra)
Die Inhaberin des Reiseunternehmens Terra Allegra ist seit
über 30 Jahren in verschiedensten Segmenten der Touristik
und als Reiseveranstalterin
tätig.
Ruth Rick-Walther sorgt für einen angenehmen und
reibungslosen Ablauf der Reise und ist zugleich
Ansprechpartnerin für alle organisatorischen und
logistischen Fragen.
Fachreferentin:
Antje Modersohn, Leiterin des Otto-Modersohn-Museums
in Fischerhude
Gern übersenden wir Ihnen unsere Anmeldeunterlagen! Auch alle
Ihre Fragen rund um diese Reise beantworten wir gern!
Schreiben/mailen Sie uns oder rufen Sie uns an:
TERRA ALLEGRA
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D – 97340 Marktbreit
Tel.: +49 9332 590799 / Fax: +49 9332 591330
mobil: +49 171 5396965 / E-Mail: [email protected]
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