Bonitätsnote per Datensammlung

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Bonitätsnote per Datensammlung
AUF EINEN BLICK
Betriebsführung
Bonitätsnote per
Datensammlung
Das Rating dürfte den meisten Handwerkern geläufig sein. Neu ist bei
diesen Bonitätsbeurteilungen das so genannte Kreditscoring. Hierbei
ermitteln die Banken die Kreditwürdigkeit weitgehend automatisiert.
N
ennen wir ihn Robert S. Der
Elektromeister hat sich in die
wichtigsten Details der veränderten Kreditvergaberichtlinien seiner Hausbank eingearbeitet und kann
nun weitgehend das Rating seines Betriebes nachvollziehen. Darauf war er
eigentlich ein wenig stolz. Nun ärgert
er sich, denn der Kundenberater seiner
Bank hat ihm während eines vor kurzem stattgefundenen Bilanzgesprächs
mitgeteilt, dass sich sein Score negativ
verändert hat und er über zusätzliche
Sicherheiten nachdenken soll. Besonders bekümmerte es ihn, dass der Kundenberater während des Gesprächs wie
selbstverständlich davon ausging, dass
der Handwerker mit dem Begriff »Scoring« etwas anzufangen weiß. Auf
Nachfragen erklärt der Bankmitarbeiter: »Das Ganze ist nichts Neues.
Schließlich beinhalten Scoringsysteme
grundsätzlich das Gleiche wie andere
Bonitätsbeurteilungen auch.«
Worum es beim Scoring geht
Als Ziel des Scorings gilt eine weitgehend objektive und zutreffende Vorhersage über die Kreditwürdigkeit
oder Bonität des Kreditnehmers. Die
dazu erforderliche Basis bildet das
Analysieren bestimmter Kreditnehmermerkmale, die mit Hilfe statistischmathematischer Methoden ermittelt
werden. Die Banken versprechen sich
durch die Anwendung von Scoring-Verfahren offenbar eine höhere Ergebnisrelevanz als bei Kreditbeurteilungen
durch die jeweils dafür zuständigen
Bankmitarbeiter mit ihren persönlichen
Kundenerfahrungen und den damit
verbundenen oft langjährigen Kundenund Kredithistorien.
Zu den wesentlichen Kreditnehmermerkmalen gehören:
• persönliche Daten des Kunden,
• Informationen von Auskunfteien,
• Erfahrungswerte aus der bisherigen
Geschäftsbeziehung mit dem Kunden
(Dauer der Geschäftsbeziehung, bisherige Krediterfahrungen mit dem
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Kontoinhaber, Qualität der Kontoführung wie Verhalten des Kunden
bei Kontoüberziehungen),
• Analyse der wirtschaftlichen
Situation des Betriebes (Berücksichtigung und Bewertung der Positionen
des Jahresabschlusses),
• Umfang und Qualität der verfügbaren
Kreditsicherheiten und
ggf.
• zukunftsorientierte Faktoren
(Unternehmensstrategien,
Mitarbeiterausbildung).
Im Ergebnis steht ein Punktwert, der so genannte »Score«,
als wesentliches Kriterium der
Entscheidungsfindung.
Die Befürworter der Scoring-Verfahren argumentieren, dass grundsätzlich nur
Daten verwendet werden, die
sich dazu eignen, die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Kreditausfalls zu bestimmen und deren Wirkungsweise sich auch wirtschaftlich
darstellen lässt.
Verbesserung des Scores
Bei Robert S. hat sich der Score deshalb
verschlechtert, weil der Ertrag seines
Betriebes deutlich zurückging. Derzeit
Die standardisierte Bonitätsbeurteilung, das Kreditscoring, gilt als objektiv und nachvollziehbar. Bei vollständiger Datenerhebung bietet es für
den Handwerker u. a. den Vorteil,
dass die Bank auf verbesserte betriebliche Verhältnisse schnell reagieren
kann. Durch das weitgehende Ausschalten der persönlichen Präferenzen des beurteilenden Kreditsachbearbeiters ergeben sich für den einen
Betrieb zwar Vorteile, für einen anderen kann das aber nachteilig sein.
prüft er zusammen mit seinem
Steuerberater, wo und in welchem Umfang sich Kosten einsparen lassen. Robert S. geht
davon aus, dass sich sein
Score danach wieder verbessert. Dafür spricht
auch die abschließende Bemerkung
des Kundenberaters der Bank. Durch
die »permanente Weiterentwicklung« des ScoringVerfahrens können auch
kurzfristig positive Veränderungen
in
der
wirtschaftlichen Situation des
Kreditnehmers einfließen,
die den Score verbessern
können.
Auch die Frage des
Elektromeisters, wie es
mit der Datensicherheit
aussieht,
beantwortet
sein Kundenberater. Danach erfolgt –
wie bei anderen kundenrelevanten
Daten auch – keine Weitergabe. Es sei
denn, der Kunde hat einer Weitergabe
zugestimmt oder es besteht eine
gesetzliche Auskunftspflicht der Bank.
Michael Vetter,
Fachjournalist, Dortmund
MEHR INFOS:
Seminar zum Thema
Zentrum für Elektro- und Informationstechnik Nürnberg (www.elektroinnungnuernberg.de)
Fachbeiträge zum Thema
• www.zdh.de -> Wirtschaft und Umwelt -> Basel II -> Rating
• www.bis-handwerk.de
Buch-Tipp zum Thema
• Basel II – Rating für Handwerksbetriebe, Michael Vetter, 96 S., 12,80 €,
Holzmann Verlag, Bad Wörishofen,
ISBN 978-3-7783-0649-9
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de 5/2008

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